Auslegungen des Wortes Gottes – Heft3

I N H ALT:

(Alle Bibelstellen nach der Elberfelder Bibelübersetzung)

Seite

1 Die Mauern Jerusalems

Jesaja 62, 6—7

2

2 Das 2. Zeichen Jesu in Galiläa

Johannes 4, 46—54

6

3 Was meint die Schrift mit Meer?

Offenbarung 20, 13

10

4 Das Geschick des Menschen

Prediger 12, 5—7

12

5 Empfanget den Heiligen Geist

Johannes 20, 22—23

19

6 Prophйtie und Weissagung

2. Petrus 1, 21

25

7 Jene, die der Herr nicht kennt

Matthäus 7, 22—23

29

8 Gesetz und Freiheit

9 Blutschuld bei Kindern Gottes?

Kolosser 2, 20 Hesekiel 3, 18

31 36

10 Behauene und unbehauene Steine

2. Mose 20, 25; 1. Könige 6, 7

39

11 Unterschied von Geist Gottes und Heiligem Geist

42

12 Warum Simson den Löwen zerriß

Richter 14, 5—6

47

13 Der Blutbräutigam

2. Mose 4, 24—26

51

14 Bedeutung, weshalb Mose den Felsen zweimal schlug

2. Mose 17; 4. Mose 20

54

15 Typografie

2. Samuel 16, 5—14

f

57

1

Die Mauern Jerusalems

Jes. 62, 6—7: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnet euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem befestigt und bis er es zum Ruhme macht auf Erden!" Der Prophet Jesaja war von Gott beauftragt, die Textworte an das Volk Israel zu reden. Darum will der Prophet nach Vers 1 nicht schweigen über Jerusalem, bis die Gerechtigkeit in der Stadt Gottes wie Lichtglanz hervorbricht. Dann stellt er bis zum Vers 5 das innige Verhältnis Gottes mit Israel heraus, daß Tage kommen werden, wo der Herr sich an seinem irdischen Volke der Verheißung freuen wird. In der Zeit dieses Propheten fand sich ein geistlicher Tiefstand in Israel, wie er in der Gemeindezeit nur mit unseren heutigen Tagen verglichen werden kann. Wegen des Abfalles seines Volkes hat Gott Maßnahmen angekündigt, auf die Mauern Jerusalems Wächter zu stellen.

DIE MAUERN haben einen bestimmten Zweck. Meistens dienten solche zum Schutze eines Ortes gegen den Feind. Die Mauern sollten stark und hoch ausgebildet sein, damit die Feinde große Mühe hatten, um nicht in die Stadt einzudringen. Und wenn schon die Feinde kamen, dann trennte die Mauer jene Bewohner der Stadt von den Feinden. Deshalb mußte die Stadt ringsum, und nicht nur an einer Seite, von Mauern geschlossen sein. Der König David sagt es uns in Psalm 122, Vers 3: Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich „geschlossene" Stadt. Es kam darauf an, daß keine offene Stelle in der Mauer war. Die Art der

Mauer war also die Sicherheit der Bewohner.

JERUSALEM heißt Gründung des Friedens. Es ist die Stadt der Auswahl des alleinigen Gottes. In Psalm 76, Vers 2 wird sie auch Salem und Zion genannt. Selbst Melchisedek wird in Hebräer 7, 1—2 als König von Salem bezeichnet. Weiterhin wird sie die Königsstadt geheißen, weil das Königtum Israel dort den Herrschaftssitz hatte. Es war die Hauptstadt Judas und das Zentrum Israels; denn in dieser Stadt befand sich der Tempel mit dem Heiligtum. Dort floß das Sühnungsblut der Opfertiere für die Sünden im Alten Testament.

Das Tierblut konnte zwar keine Sünden wegnehmen, dafür aber auf Zeit zudek-ken. Jerusalem war demnach der Ort der Segnungen, der Ort der Vergebung, und aus ihr kam das Heil. Der Frieden mit Gott wurde dort gegründet, und die Königsstadt steht heute noch in der Verheißung:

„Denn Jehova wird Jerusalem noch erwählen" (Sach. 1, 17). „Jehova wird König sein über die ganze Erde" (Sach. 14, 9).

Die Untreue der Kinder Israel gegen den Herrn der Heerscharen hat bewirkt, daß sie nicht wachten und beteten, wie Gott dies alles im Wort gesagt hat. Die Folge war, daß man sich zwar auf die Mauern verließ, die Wächter aber waren eingeschlafen. Darum kam der Feind in einer Stunde, in welcher sie es nicht meinten und zerstörten die Stadt mit ihcen Mauern. Seither gibt es keinen Schutz für Jerusalem. Die Stadt liegt am Boden, zertreten vom Feind. Soll die Zertretung immerzu währen? NEIN! Wie lange denn? Bis die Zeiten

der Nationen erfüllt sind, bis die Wahrheit über die Stadt ausgesprochen sein wird. Jerusalem wird dann genanntwerden: „Stadt der Wahrheit" (Sach. 8, 3). Der, welcher die Wahrheit in Jerusalem neu aufrichten wird, ist ihr König. ER selbst ist auch die Wahrheit, von der Pilatus frug, was Wahrheit sei. Was sollen wir bis dahin tun?

Bittet um die Wohlfahrt Jerusalems!

„Es gehe wohl denen, die dich lieben!" (Psalm 122, 6.)

Die Mauern sind lange schon niedergerissen. Ein winzig kleiner Rest ist verblieben. Er reicht gerade dazu, die Stimme der Klage erheben zu lassen. Jerusalem, heute noch hörst du die Stimmen der Klagenden und hart lastet die Schuld der Väter. Aber der Herr wird nicht ewiglich rechten. Er wird sich

seines Volkes mit großer Liebe annehmen. Jerusalem, dein Retter kommt, jauchze Tochter Jerusalem! (Sach. 9,9.)

DIE WÄCHTER sind Leute im Dienste dessen, der sie beauftragt hat. Wachen ist ihre Tätigkeit, jedoch nicht im Walde oder im Schlafgemach, sondern an dem Ort, wo gewacht werden muß. Sobald eine Mauer unbewacht ist, kann auch der Feind einsteigen. Sobald verantwortliche Wächter auf der Mauer gefunden werden, erhöht sich ihr Wert. Wegen der Untreue Israels war Jerusalem und waren die Wächter untauglich geworden. Nur wenn wir gehorsam sind, kann Gott mit uns sein. Dann ist der Herr unser Wächter. Von IHM ist gesagt: „Der Hüter Israels, nicht schlummert noch schläft er" (Psalm 121, Vers 4). Und: „Wenn Jehova die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter" (Psalm 127, 1b). Diesmal handelt Gott selbst, wenn er sagt: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt." Wer ist wohl der „ICH", kein anderer als der Herr selbst. In der Zeit des Abfalles jener Tage des Propheten Jesaja greift Gott so ein, daß ER selbst die Wächter bestellt. In Jesaja 21, 11 werden die Wächter gefragt: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?" Die Wächter sind es, welche die Zeit der Nacht beurteilen können. Die Wächter hatten die Verantwortung in der Nacht, die Kunde zu verbreiten.

Nun hatte der Herr Wächter bestellt, die nicht allein nachts, sondern auch den ganzen Tag die Kunde Gottes reden sollten; keinen Augenblick würden sie schweigen. Diese Wächter waren eine ganze Kette von Propheten, welche Gott für Israel erweckte und bestellte. Würden wohl die Bewohner zu Jerusalem auf die Propheten hören? „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" (Luk. 13, 34.)

DIE ERINNERUNG: „Ihr, die ihr Jehova

erinnert, gönnt euch keine Ruhe und laßt Ihm keine Ruhe." Worin lag im Alten Bund die Erinnerung des Herrn? Der Hebräerbrief sagt In Kapitel 10, 3: „Aber in jenen Opfern Ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden." Auch der Prophet Hesekiel redet von der Erinnerung, Kapitel 21, 28. Gott hatte den Vätern Israels mit einem Eide geschworen (5. Mose 7, 8), welchen ER hielt. Wenn sich solches zum Abschluß für Israel erfüllen wird, so wird es in ihren Augen wie falsche Wahrsagung sein. Der Herr wird am Tage des Gerichts die Schuld der Sünde in „Erinnerung" bringen. Fürden Überrest wird es einvonGott-ergriffen-werden bedeuten. Sie sollen nach Vers 29 von der Hand des Herrn ergriffen werden, weil sie ihre Sünden aufdeckten und in Erinnerung brachten. Wann wird das sein? Vers 30, zur Zeit des Endes der Ungerechtigkeit. In der Zwischenzeit (Vers 31) wird das Zeichen des Priestertums (der Kopfbund) und das Zeichen des Königstums (die Krone) von Israel hinweggenommen sein. Wann aber wird Israel wieder hergestellt werden? Wenn nach der Umstürzung des Gerichtes (Vers 32) sich das vollzieht — bis DER kommt, welchem das Recht gehört, DEM wird es Gott geben — dem Messias. Wegen des Ungehorsams Israels war niemand da, den Jehova zu erinnern. Weil sie sich selbst die Ruhe gönnten, ließen sie ihren mächtigen Gott in Ruhe. Deswegen ist Jerusalem bis heute nicht befestigt und gefestigt worden, wodurch es auch nicht zum Ruhme gemacht werden konnte auf Erden. Ist Jehova so lange Zeit — seit dem Wegtun des Priester- und Königtums in Israel — nicht erinnert worden? Doch! Von wem denn? VON DER GEMEINDE.

Auslegung der Schriftstelle

von Jesaja 62, 6—7

aus der Sicht des Neuen Testaments

Nachdem Gott vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten (auch Je-

saja)) hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne (Hebr. 1, 1). Darum hat der vom Himmel Gesandte nicht geschwiegen und alles das gesagt, was ER beim Vater gesehen hat. Deshalb: Sehet zu, daß ihr den nicht abweist, der da redet (Hebr. 12, 25). Jawohl, der Herr Jesus hat über das himmlische Jerusalem nicht geschwiegen (Jes. 62, 1). Daher wollen auch wir nicht schweigen, bis für die Gemeinde der Lichtglanz der Herrlichkeit offenbar wird. Während Israel im Millennium einen neuen Namen empfängt, erhalten die Gläubigen der Gemeinde nach Offenbarung 2, 17b einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt. Was aber das Verhältnis des Herrn mit den Seinen anbelangt, so sind wir sein Leib! Der Leib des geistlichen Christus (Eph. 1, 23). Dieser Leib ist die Fülle dessen, der sich Sohn Gottes nennt. Unsere, der Gemeinde Verheißung, ist nicht das irdische, sondern das himmlische Jerusalem, welches unsere Mutter ist (Gala-ter 4, 26).

Trotz des Redens des Gottessohnes zur Gemeinde, befindet sich sein Leib in der großen Krise des Abfalls, in Lauheit und Gleichgültigkeit. Die von Gott getroffenen Maßnahmen seiner Rede sind: das Wort und der Heilige Geist.

DIE MAUERN verhindern die geistliche Vermischung der guten Lehre des Wortes mit dem Geiste der Welt. Diese scharfen Mauern und Grenzen nicht zu überklettern bestimmt das Wort Gottes in Lehre und Ermahnung. Sind nun die Mauern dieser Lehre der Apostel (Apostelgeschichte 2, 42) stark und hoch, vermag kein Feind von außen anzudringen. Bezüglich der Kinder Gottes gewährt die Mauer die Erleichterung der notwendigen Absonderung von der Welt und der bileam’schen Vermischung. Darum soll unsere Mauer der Gerechtigkeit nicht nur an einer der Seiten gefunden werden, sondern die Lehre des Evangeliums des NT uns völlig umschließen. Jede offene Stelle nützt der Feind zum Einstieg. Nur ein völliges Umschlossensein der Lehre

gibt die größte Sicherheit gegen die falsche und feindliche Lehre des Bösen.

JERUSALEM, das himmlische, ist unsere Hoffnung und Zukunft. Während jetzt die örtliche Gemeinde als zeitliche Lösung mit der Hütte des Stiftes verglichen werden kann, ist unsere Zielsetzung die Wohnung droben beim Vater im Lichte. Wie in Israel der sichtbare Tempel abgerissen wurde, so wird unser Leib — der Tempel des Heiligen Geistes — (1. Kor. 6, 19) auch verschwinden. Das, was uns bleibt, ist Segnung in den himmlischen örtern in Christo (Eph. 1, 3). Wer in dieses Himmlische eintreten will, muß das Wort des Evangeliums aufnehmen. So jemand mit großen Leitern darüber zu steigen versucht (Joh. 10, 1), der wird von Gott als Dieb und Räuber behandelt und kann das Reich Gottes nicht ererben (1. Kor. 6, 10). Aber auch wir werden nur dann im Frieden Gottes gefunden, wenn wir auf der Mauer der Lehre wachen und beten. Nur so und nicht anders, steht die Gemeinde, die Versammlung des lebendigen Gottes, als Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit (1. Tim. 3, 15). In dieser Wahrheit sind wir nur dann, wenn wir versöhnt sind durch das teure Blut Jesu. Der Heiland deckt nicht unsere Sünden zu, sondern nimmt sie hinweg (Joh. 1, 29). Außerhalb der Reinigung durch das Blut Jesu gibt es keine Vergebung, keine Rettung und Versöhnung mit Gott. Das Blut der Opfertiere im AT mußte in Jerusalem fließen, weil das Tierblut in den dort stehenden Tempel hineingetragen werden mußte. Die Leiber der Tiere jedoch mußten auf Anordnung des Gesetzes außerhalb des Lagers ins Gerichtsfeuer gebracht werden. Während das Tierbiut nur irdische Vergebung brachte, hat der Herr Jesus die ewige Vergebung geschenkt, indem er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, litt ER den Tod nicht in Jerusalem (denn das Allerheiligste, wohin der Herr sein Blut trug, ist nicht ein Tempel, der mit Händen gemacht wurde), sondern außerhalb des Tores und außer-

halb des Lagers (Hebr. 13, 11—12). Obgleich die Gemeinde über die herrliche Erlösung durch das Blut Jesu verfügt, werden durch Ungehorsam und Untreue die Mauern des Wortes der Heiligen Schrift niedergerissen, weil der Feinde nicht erkannt wird. Bald ist in der Gemeinde Jesu nur noch ein Rest, welcher dem Herrn anhängt und Klage über das Volk des Herrn führt. Wir gehen nicht zur Klagemauer nach Jerusalem, wir gehen durch das Blut Jesu direkt ins Heiligtum und sagen es IHM. ER liebt uns mit großer Liebe. Unsere letztliche Rettung ist seine Wiederkunft zur Erlösung des Leibes aus dieser Welt der Sünde und des Gerichtes. Bald kommt Jesus wieder in Herrlichkeit.

DIE WÄCHTER sind vom Herrn Beauftragte. Mit geöffneten Augen wachen sie auf den Mauern der Lehre des NT. Ihr Dienst ist hart, weil Ermahnen nicht gerade die schönste Tätigkeit in der Gemeinde darstellt. Die Ortsgemeinden wiederum haben nur solange Bestand, wie Ermahnungen der Wächter erteilt werden. Dafür müssen aber Wächter vorhanden sein.

Sobald wir in dem Ermahnenden den unvollkommenen Bruder sehen, wird uns die Wächtermahnung genauso wenig treffen, wie sich die Isrealiten in der Zeit der Propheten haben treffen lassen. Habe nicht ICH (spricht der Herr) die Wächter bestellt? Ebenso wie in Jesaja 21, 11 werden die Wächter gefragt: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?" Diese Leute sind nach 2. Petrus 3, 3—4 eine Schar Spötter, welche spottend sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an. Wie sollten wir danken, wenn wir heute noch Wächter in der Gemeinde Jesu, eingesetzt vom Herrn, besitzen.

DIE ERINNERUNG: „Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnt euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe." Die Erinnerung im AT war jährlich einmal, wenn das Sühnblut hineingetragen wurde. Das

Tierblut wirkte nur in dem Augenblick, als es gebracht wurde, später jedoch nicht mehr. Es galt auch nur für jene Sünden, die in Verbindung mit dem Opfer bekannt wurden. Der Vorgang vollzog sich alljährlich, weshalb zu diesem Anlaß der eigenen Sünden gedacht wurde.

Das Blut Jesu hat der Herr ins geistliche Heiligtum getragen. Das ist nunmehr fast 2000 Jahre her; dennoch hat dieses Blut die gleiche Vergebungskraft. Das Geschehnis des Blutopfers, nicht die Zeit der persönlichen Vergebung, ist Gegenstand unserer Erinnerung. Diese Erinnerung ist gleichzeitig ein Gedächtnis, wie es das NT in Lukas 22, 19 und 1. Korinther 11, 24—25 zeigt. Hier haben wir es mit der örtlichen Gemeinde zu tun, in welcher sich des Todes unseres Herrn in besonderer

Weise erinnert wird. Jedes Kind Gottes sollte jedoch täglich in der Erinnerung Seiner Leiden und Seines Todes vor dem Herrn im Gebet und voller Dankbarkeit gefunden werden. Wie oft in der Gemeinde und im persönlichen Leben soll das sein?„Gönnet , euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe." Letztlich ist Sein Tod mit Seiner Wiederkehr verbunden. Wie lange soll gerufen und gebetet werden? Bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist (Römer 11, 25). Wenn auch Israel für viele Tage keine rechte Verbindung zum Herrn unterhielt — wir wollen es dann doppelt tun, wollen IHM keine Ruhe lassen, bis die Gemeinde vollzählig geworden und Jerusalem wieder angenommen worden ist. Betet — betet, Tag und Nacht!

W. B.

2

Das 2. Zeichen Jesu in Galiläa

Johannes 4, 46—54

Es ist beabsichtigt, die obige Geschichte im Lichte der Prophйtie zu betrachten, wobei auf die Mitteilung des Allgemeininhaltes verzichtet wird. Bevor wir diese Auslegung beginnen, soll noch darauf hingewiesen sein, daß die Gesundung des todkranken Sohnes ein gewaltiges Wunder war. Allein die spontane Heilung trat ja wunderartig in Erscheinung. Dennoch erklärt die Schrift gleichzeitig das Wunder zu einem Zeichen. Des tieferen Verständnisses wegen für jeden Leser des Artikels erklären wir, daß jedes Zeichen

einen bestimmten prophetischen Zeitpunkt der späteren Erfüllung besitzt. So kann gesagt sein, daß nicht jedes Wunder ein Zeichen, wohl aber bald jedes Zeichen im Gefolge ein Wunder enthält. Damit haben wir hier ein Wunder vor uns, welches gleichzeitig ein Zeichen darstellt. Wem galt nun das Zeichen? Mit Sicherheit können wir Israel nennen.

Ein tieferes Verständnis für das zweite Zeichen erlangen wir nur unter Einbeziehung des ersten Zeichens, welches der Herr zu Kana in Galiläa tat.

Wenn wir in Johannes 4, 46 lesen: „ER kam nun wiederum nach Kana in Galiläa", so bezieht sich der Anfang der Besuche Jesu in Kana auf Johannes 2, Vers 1, wo der Herr aus Wasser den Wein werden ließ.

DAS 1. KOMMEN JESU NACH KANA stellt vergleichsweise das 1. Kommen Jesu auf die Erde dar. Aus der Heiligen Schrift wissen wir auch, daß sein Kommen (als die Zeit erfüllet war; Gal. 4, 4) nicht den Nationen galt. Vielmehr erschien der Gottessohn im Fleische kommend bei seinem Volke Israel (Matth. 10, 5—6 und Joh. 1, 11). Er kam also nicht zu den Nationen, vielmehr brachte die Verwerfung Jesu durch Israel den Nationen die Segnung der Gnade. Damit ist sein 1. Kommen nach Kana gleichzeitig und prophetisch sein Kommen zu Israel. Deshalb beginnt der Abschnitt in Johannes 2, 1: „Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa."

Weil der Herr Jesus zu seinem Volke Israel kam, weist der 3. Tag auf eine kommende prophetische Erfüllung — es war ja auch ein Zeichen.

Was ist der 3. Tag?

Als der Herr Jesus sich als der Gottessohn offenbarte, war das Ende der Gesetzeszeit da. Christus ist doch des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Errettung.

Damit waren 4000 Jahre Menschheitsgeschichte vergangen. Wenn der Apostel Petrus in 2. Petrus 3, Vers 8’sagt, daß 1 Tag bei dem Herrn wie 1000 Jahre und 1000 Jahre wie ein Tag sind, beruft sich dieser auf die Aussagen von Psalm 90. Gleich wie Gott an 6 Tagen alle Schöpfung hervorbrachte, ruhte Gott am 7.Tag von allem Werk. Für diesen 7. Tag hat der Herr in der Gesetzeszeit den heiligen Sabbattag eingesetzt (2. Mose 16, Vers 23). Dieser Ruhetag findet seine spätere Erfüllung im Millennium, wo alles, vom Mensch bis zum Vieh, in die von Gott verheißene Ruhe eingehen wird.

Damit bestimmt Gott nach Psalm 90 für jeden Schöpfungstag — 1000 Jahre lang Menschheitsgeschichte. Von den 7000 Jahren, in welchen sich Gott mit der Menschheit rettend befaßt, waren zur Zeit Jesu auf Erden — mit den zurückliegenden 4000 Jahren — also 4 Tage vergangen. Mit dem erwähnten 3. Tag gemäß Johannes 2, 1 zeigt der Zeitpunkt auf das 1000jährige Reich. Während das letzte Jahrtausend als das siebente auf eine kommende Hochzeit deutet, liegen zwischen dem 4. und dem 7. Tausend jene 2 Tage (oder 2000 Jahre) der Gnadenzeit, welche den Nationen in besonderer Weise gelten.

Auf diese 3 Tage (2000 Jahre Nationen in Gnade und 1000 Jahre Frieden für Israel) bezogen, bringt der Prophet Hosea in Kapitel 6, 1—2 die Erläuterung:

„Kommt und laßt uns zu Jehova umkehren, denn er hat zerrissen und wird uns heilen, er hat geschlagen und wird uns verbinden. Er wird uns nach 2 Tagen wieder beleben, am 3. Tage uns aufrichten; und so werden wir vor seinem Angesicht leben." Nach den 2 Tagen, die den Nationen gehören, folgt der 3. Tag der Aufrichtung Israels. Dies verbindet Johannes 2 mit dem Wein als Bild der alttestament-lichen Freude.

Diese große Freude, welche der Herr Jesus brachte, kam aber nicht zur Wirkung, weil man den Herrn der Herrlichkeit verwarf. Dennoch „offenbarte er seine Herrlichkeit" (Joh. 2, 11). Die * aber seine Herrlichkeit angeschaut hatten (Joh. 1, 14), waren nur wenige. Die Bibel sagt, daß nur seine Jünger an ihn glaubten (Joh. 2, 11b). Und weil die Herrlichkeit zur Zeit des Evangeliums des Reiches wegen seiner Verwerfung durch Israel verhindert wurde, ist der Genuß der Freude an seinem irdischen Gottesvolke für später vorgesehen worden (Matth. 26, 29). „Ich sage euch aber, daß ich von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis an jenem Tage, da ich es neu mit euch trinken werde in dem Reiche meines

Vaters."

Im Sinnbild des Wassers (welches das Wort bedeutet), woraus der Herr Wein machte — und durch die Verwerfung Jesu, wodurch die Gnade zu uns gekommen ist — erleben wir bei der Errettung die wahre Freude im Herrn. Diese Freude gibt Gott nach 1. Johannes 1, 4 und Johannes 17, 13 völlig.

DAS 2. KOMMEN JESU NACH KANA stellt vergleichsweise das 2. Kommen Jesu auf die Erde dar. Zeitlich handelt es sich um die Wiederkunft des Herrn am Ende der Gerichtszeit und zur Aufrichtung des Millenniums. Diese Erscheinung Jesu wird am Ende der 70. Jahrwoche sein und bildet den Abschluß des Zorngerichtes gemäß 2. Thessalonicher 1, 7—10. Auch das 2. Kommen des Herrn auf die Erde wird in erster Linie dem Volke Israel gelten.

Die vor dieser Zeit liegende Wiederkunft zur Heimholung der Gemeinde kann deshalb nicht mitgezählt werden, weil der Herr nicht auf diese Erde, sondern nur bis in den Wolkenhimmel herabkommen soll (1. Thess. 4, 17). Der in Johannes 4, 46 beschriebene königliche Bedienstete hat einen kranken Sohn. Im königlichen Dienst stehend, erkennen wir das vergangene Israel. Ein Sohn ist doch wohl immer ein Nachkomme, hier ein Nachkomme des alten Volkes Israel zur Zeit der ersten Erscheinung Jesu (im Vergleichsbild nach Joh. 2, 1—11). Im Nachkommen sehen wir den Uberrest des Volkes Israel zur Zeit des Gerichtsendes. Für das Volk Israel wird es nach menschlichem Ermessen keine Hoffnung einer Überlebenschance geben. Darum redet das Wort nicht allein davon, daß der Sohn krank sei (Vers 46), sondern daß er im Sterben lag (Vers 47b). Der sichere Tod Israels in den Gerichtstagen wird hier ersichtlich. Nur ein einziger Ausweg dürfte den Überrest Israels am Leben erhalten; es ist, daß ER nach (Vers 47b) den todkranken Sohn „heile". Vorher wird gesagt, Jesus müsse aber „herabkommen", um zu heilen.

DieHeilwerdung Israels steht also nach Vers 48 mit Zeichen und Wundern in Verbindung. Im 1000-Jahrreich wird die Krankheit nicht mehr regieren, wie wir das heute kennen.

Zeichen und Wunder, oder Zeichenwunder, standen mit Israel und nicht mit der Gemeinde in Verbindung. Zwar finden wir die Zeichen auch noch zu Beginn der Gemeindezeit, später dann jedoch nicht mehr. Gott begann seine Gemeinde ja auch mit Israel. Zum anderen waren Zeichen ein gewisses Hilfsmittel für das noch fehlende Wort des NT. Das Begehren der Zeichen bestätigt der Herr auch nur einem ehebrecherischen Geschlecht (Matth. 12,39). Dieser Sohn war nicht nur krank, sondern er lag im Sterben. Gleichso ist Israel dem Gerichte preisgegeben, so daß der Apostel Paulus im Brief an die Römer (Kapitel 9, 27) sich auf den Propheten Jesaja beziehen muß, um zu sagen: „Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur ein Überrest wird errettet werden." Dieser genannte Uberrest ist der im Gleichnis dargestellte Sohn, und der Prophet Hosea sagt in Kapitel 11, 1, daß Gott diesen seinen Sohn aus Ägypten gerufen habe.

Inhaltsreich sind die Wirkungen vom Kommen und Gehen

1. Der Sohn Gottes kam auf die Erde — zu Israel.

2. Der königliche Beamte kam nach Kana — zu Jesus.

3. Der Königliche bittet Jesus nach Ka-pernaum zu kommen — zu seinem Sohn.

4. Der Herr geht nicht mit, weil ER schon gekommen ist— zu Israel.

„Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt."‘

Diese zuverlässigen Worte redet der Apostel Petrus während seiner großen

Pfingstpredigt in Apostelgeschichte 2, Vers 36 — zum ganzen Hause Israel. Durch diese Aussage des Petrus, welcher getrieben vom Heiligen Geist sprach, stand das ganze Haus Israel unverzüglich unter Verantwortung. Die große Frage war, ob Israel den Worten des Apostels Glauben schenken würde. An dieser Glaubensentscheidung sollte das Volk Gottes auf Erden — stehen oder fallen. Das ganze Haus Israel war damit in eine Entscheidung gestellt, obgleich man zeitlich den Herrn der Herrlichkeit schon gekreuzigt hatte. Aber auch ein gekreuzigter Christus ist HERR.

Das vergleichbare Zeichenbild finden wir bei der Hochzeit zu Kana, seinem ersten Kommen auf Erden — zu Israel. Weil sein Volk nicht glaubte, was der Gottessohn lehrte, verwarf man den Messias. Obgleich der Herr seine Herrlichkeit in Zeichenwundern offenbarte, glaubten nur seine Jünger an ihn! (Johannes 2, 11.)

Wenn der Herr aber für sein Volk nach harten Gerichtsschlägen wiederkommen wird, soll Israel umkehren zu seinem starken Gott (Jes. 10, 21). Die Um-

kehr Israels hat zur Folge, daß der Herr sich in großer Liebe seines Volkes annehmen wird. Dann wird nach Daniel 9, 24 die Übertretung zum Abschluß gebracht sein und die Sünde ein Ende haben. Mit der Gerichtszeit wird die Ungerechtigkeit gesühnt sein, denn die Strafe Gottes war das Gericht im Zorne (Jer. 4, 26). Das vergleichbare Zeichenbild finden wir bei der Wiederbelebung und Gesundung des todkranken Sohnes zu Kana, seinem 2. Kommen auf Erden zu Israel. Darum lesen wir in Johannes 4, Vers 53b: „Und er glaubte, er und sein ganzes Haus."

Dann wird man den Messias aufnehmen, wie ER sein Volk aufgenommen hat. Das ganze Haus Israel wird glauben, daß dieser Jesus der Christus und Messias ist. Gott wird in nie dagewesener Art seine Herrlichkeit offenbaren. Laut wird es aus dem Himmel erschallen:

„Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und ER wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott" (Offb. 21, 3).

W. B.

3

Was meint die Schrift mit Meer

Offenbarung 20, 13

Dem Leser des Wortes Gottes ist bekannt, daß die prophetischen Aussagen dem Menschen überwiegend in der Bildersprache mitgeteilt sind. Danach bedeutet: Meer — soviel wie Völkermassen. Ebenso finden wir Hinweise für das Wort = Wasser, aber auch Strom und in der Fülle des Wortes: Meer. Wie die Gesamtheit der Offenbarung Jesu, so sind auch die Verse von 11 bis 14 dieses Kapitels nicht chronologisch niedergelegt. Dies geht allein schon daraus hervor, daß Tod und Hades von Vers 13 zuerst die Toten herausgegeben haben muß, um gemäß Vers 11 und 12 jene vor dem großen weißen Thron Aufstellung nehmen zu lassen. Das heißt, nur dann, wenn zuerst die Freigabe der Toten erfolgt, können diese vor dem Thron in Vers 12 stehen. Die Freigabe der Toten steht aber in Vers 13, also nach Vers 12, womit bewiesen ist, daß hier keine chronologische Ausführung erfolgte. Drei Dinge werden in Vers 13 benannt, die jene Toten festhielten, bis die Losgabe einsetzte:

1. Das Meer 2. DerTod 3. Der Hades. Feststeht, daß diese 3 Dinge mit den Folgen der Sünde Adams in Zusammenhang gebracht sind. Würde der damalige Sündenfall nicht stattgefunden haben, hätten die 3 Dinge auch die festhaltende Wirkung nicht abfolgern können.

Während der Tod die Macht de6 Todes an sich darstellt, unterhält dieser seine Wirkung zum Hades — und damit zum Aufbewahrungsort der Seele. Gleichzeitig unterhält der Tod seine Wirkung zum Meer — und damit zum Aufbewahrungsort des Leibes des Fleisches. Die Millionen verstorbener Menschen der vergangenen Jahrtausende haben eine Zersetzung der Materie des Fleisches erfahren, daß der Zerfall bis in

mikroskopische Kleinstteile fortgeschritten ist. Für das menschliche Auge sind die sterblichen Überreste nicht mehr wahrnehmbar. Ausgenommen sind solche, die der Verwesung entzogen wurden, zu welchen die Einbalsamierten (Mumien) zählen.

Die Auflösung des Fleisches in der Erde bis ins Kleinste hat zur Folge, daß die Mikroteilchen durch Regenvorgänge in tiefere Erdschichten gelangen. Je nach Art und Beschaffenheit der geologischen Formationen gelangen die Teile in unterirdische Wasseradern oder ins Grundwasser, um bei Überlauf infolge des gestiegenen Grundwasser- oderTageswasserstandes fortgeschwemmt zu werden. Allenfalls führen die Bewegungen zum Meer. Der Vorgang selbst bleibt lediglich eine Frage der Zeit und nicht der Möglichkeit an sich.

Die Erwähnung des Meeres in Vers 13 steht also in direkter Verbindung mit dem großen weißen Thron und dadurch im Zusammenhang mit der zweiten Auferstehung. Da die Schrift nur eine Auferstehung des Leibes und nicht des Geistes oder der Seele lehrt, benutzt Gott sowohl bei der ersten, als auch bei der zweiten Auferstehung diese zerfallene Materie, mit dem Ziel zur Schaffung eines neuen geistlichen Leibes.

Da wir es hier mit der 2. Auferstehung zu tun haben, vollzieht sich eine solche für die Betreffenden zum Gericht und ewigen Tod.

Die Glückseligen der 1. Auferstehung empfangen einen neuen Geistleib, damit Gott seine Herrlichkeit an jenen Menschen ausrichtet. Die Unversöhnten der 2. Auferstehung empfangen einen neuen Geistleib, damit Gott die ewige Strafe des Gerichtes und Zornes an jenen Menschen er-

füllt.

Weil das Wort Gottes mit „Meer" das unbekannte Wassermeer meint, werden in Vers 14 keineswegs die drei vorgenannten Dinge, sondern nur der Tod und der Hades erwähnt, welche in den Feuersee geworfen werden. Beides (Tod und Hades) zählen zu den Ordnungen des Geistes, weswegen jene die Zukunft im Feuersee finden. Das Meer wird deshalb nicht in den Feuersee geworfen, weil dieses zur Materie zählt. Alles aber, was zur vergänglichen materiellen Welt rechnet, empfängt auch das Gericht, welches an der Materie vollzogen wird — und das ist die „Verbrennung". Von dieser kommenden Einäscherung des kosmischen Alls berichtet uns der Apostel Petrus im 2. Brief, Kapitel 3, Vers 10: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden."

Auf die gleiche Begebenheit der Auflösung von Himmel und Erde bezieht sich Matthäus in Kapitel 24, Vers 35 und 36. Den Zeitpunkt der materiellen Beseitigung ersehen wir hier als letzte Handlung Gottes gegenüber unserer jetzigen Schöpfung, von welcher die Schrift sagt, daß die Stunde niemand weiß, sondern der Vater allein.

Die kleine Ausarbeitung über das Thema der Frage, was mit dem Meer gemeint sei, soll zum tieferen und besseren Verständnis des einzelnen in der Beziehung zum Schriftwort beitragen. Nachdem wir den Aufsatz gelesen haben, erscheint es doch einleuchtend und selbstverständlich, daß es wohl gar nicht anders sein kann. Dennoch sei erwähnt, daß nur die wenigsten Gläubigen auf eine diesbezügliche Frage recht zu antworten vermögen. Der treue Herr segne sein Wort an unser aller Herzen.

W. B.

4

„Das Geschick des Menschen"

Prediger 12, 5—7

Der Sohn des Königs David, Namens Salomo, war zu Jerusalem ein König — aber er war auch wegen seiner großen Weisheit, welche er von Gott als ein besonderes Geschenk empfangen hatte, daselbst der Prediger (Prediger 1, 1). Die Schätze und Reichtümer der Erkenntnis Gottes und des Lebens sind uns als ein wahrhaft königliches Vermächtnis des Himmels hinterlassen. Der Prediger zeigt uns den Menschen in den Beziehungen zu Gott, zu Zeit und Ewigkeit, zu Bestand und Vergänglichkeit, zu Leben und Tod. Im 12. Kapitel, gleichsam dem letzten dieses Buches, wird uns mit ausgewählten Worten der Abschluß des Lebens eines Menschen im Alter gezeigt. Die große Belehrung dieser königlichen Worte gilt auch uns. Was ist der Mensch? Ein Hauch, nein — weniger, so sagt es der Psalmist in

Kapitel 62, 9b:…..sie sind allesamt

leichter als ein Hauch." Noch nicht einmal das Gewicht eines Hauches bringen wir Erdenbürger — im Blickfeld Gottes gesehen — auf die Waage. Das ist die uns mangelnde Weisheit: „Die Furcht des Herrn — ist der Weisheit Anfang" (Spr. 9, 10). Darum lesen wir in Prediger 12, 5: „Auch fürchten sie sich vor der Höhe." Sobald also der Mensch alt geworden ist( nach der Fußnote der Elberfelder: die Greise), schwinden die Kräfte; man ist nicht mehr Herr über sich selbst. Die gleichen Gedankengänge hat der Herr Jesus in Johannes 21, 18 zu seinem Jünger Petrus geäußert: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst."

Weil das, was alt geworden, dem Verschwinden nahe geworden ist (Hebr. 8, Vers 13), trifft solches nicht allein auf den alten Bund zu, sondern auch auf das vergängliche Fleisch. Dem Alter wird jede Höhe (Anhöhe) Anlaß zur Furcht. Menge übersetzt treffend: „Auch vor jeder Steigung furchet man sich." Die Angst ist das bindende Glied zwischen Vermögen und Forderung (Anhöhe); allein deshalb, weil die höhere Region in der Abwägung des Bewußtseins der eigenen Kraft, jenes Exempel nicht aufgehen zu lassen scheint. Damit ist das Regentschaftsbereich des Menschen im Alter die Furcht. Es ist der Schritt in das Ungewisse, weil zur Zeit des Predigers noch keine letztliche Klärung der Frage der Sünde und damit des Opfers vorhanden war. Letztlich fand in der Gesetzeszeit bezüglich der Sünden nur eine „Bedek-kung" derselben statt (Psalm 85, 2); es wurde durch Tierblut nur zugedeckt. Unter der Decke schlummerte trotz der Inanspruchnahme des Tierblutes der ganze Brei der Sünde. Oh, wie wunderbar ist doch das vollkommene Opfer Jesu, welcher sein eigenes Blut gab und damit unsere Sünden nicht alt-testamentlich zudeckte, sondern „wegnahm" (Joh. 1, 29). Seit unser geliebter Herr am Kreuz von Golgatha die Frage unserer Sünden geordnet hat, brauchen wir uns auch im Alter nicht mehr zu fürchten. Im Prediger wird der Mensch vor Golgatha beschrieben. Israel diente Gott im Fleische. Darin, und ohne das notwendige Opfer, können wir uns schon fürchten. Wer sich aber in der Zeit der Gnade fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe Jesu (1. Joh. 4, 18). „Und Schrecknisse sind auf dem Wege" (des Menschen). Der Schrecken kam über den Menschen als Folge der Sünde im Garten Eden. Das Bild Gottes

nach der Schöpfung fand sich im Frieden, weil der Herr ein Gott des Friedens ist (1. Kor. 14, 33). Mit der Annahme der Sünde einstmals im Garten Eden haben wir Gott verlassen, dafür uns aber unter die Oberhoheit Satans gestellt, wodurch wir die Eigenschaften des Feindes übernommen haben und dem Teufel ähnlich wurden. Eine dieser unheiligen Eigenschaften ist der Schrek-ken. Asaph drückt in Psalm 73, 19 das Umkommen durch Schrecknisse aus. Und weil wir den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen (2. Kor. 5, 11). Gerade deshalb, weil der Mensch der Sünde wegen sich in der Knechtschaft des Verderbnisses bewegt, finden wir viele Schrecknisse auf dem Lebensweg. Schrecknisse haben Angst und Schmerzen im Gefolge. Diese Sündenfolgen von Adam her beginnen bereits bei der Geburt eines Menschen (1. Mose 3, 16) und sobald wir das Licht der Welt erblicken. Zwar durchleben wir dieAngst-wüste dieser Erde recht unterschiedlich an Tiefe und Häufigkeit jener Schrek-ken. Sagt nicht auch unser Herr: In der Welt habt ihr Angst. Mit dem Fortschreiten des Alters leistet der Kräfteverfall die Vorbereitung für das Höchstmaß — den Todesschrecken — als Abschluß.

Der Tod ist hart und kennt keine Gnade. Er ist der Lohn der Sünde (Römer 6, Vers 23) und erlaubt sich durch Todesschrecken die letzte aufbäumende Äußerung. Bezüglich seiner Vernichtung gilt er als der letzte Feind (1. Korinther 15, 26), welcher weggetan wird. Wohin wird die Schreckensmacht geworfen? Nach Offenbarung 20, 14 in den Feuersee.

Wer aber meint, mit dem irdischen Tod sei alles aus, der irrt so sehr, daß er ewiglich verloren geht. Für ihn nehmen Angst, Schrecken und Schmerzen im Jenseits ihren Fortgang (Römer 2,9). Denn es ist dem Menschen gesetzt zu sterben, danach aber das Gericht (Hebräer 9, 27). In der Ewigkeit wird der Wurm der Tatsache jener Verlorenen nicht sterben und das Feuer der Schrecknisse nicht verlöschen (Mark. 9,

Vers 44). Seit aber unser geliebter Herr am Kreuz den Sieg errungen hat, sind alle Fürstentümer und Gewalten öffentlich zur Schau gestellt, und der große Triumph ist über die Feinde gehalten (Kol. 2, 15). Darum lassen wir uns nicht mehr erschrecken, weder durch Gesinnung, noch Geist, noch Wort, noch durch Brief (2. Thes-salonicher 2, 2). Der treue Herr hat auch den Schrecken mit in den Tod genommen, woraus ER als Sieger hervorgegangen ist.

„Und der Mandelbaum steht in Blüte."

Soll nicht der Mensch am Bilde der hier gezeigten Blütenpracht sich erfreuen? Weswegen wird der Mandelbaum im Blütenstand erwähnt? In Israel einst, war es die Freude an sichtbaren Blüten; heute in der Gnadenzeit, ist es die große Freude der lebendigen Hoffnung SEINER Wiederkunft. DER MANDELBAUM IST DAS BILD DER AUFERSTEHUNG.

In 4. Mose 17 gibt Gott dem Mose Weisung, für einen jeden der 12 Stämme Israels einen Stab (Mandelstab, Vers 8) zu nehmen und diese vor das Zeugnis (Lade) zu legen (Vers 4). Wie stark die Mitteilung auf die Auferstehung weist, bringt uns der Vers 4 mit der Aussage: „Woselbst ich mit euch zusammenkomme" Das Zusammenkommen im Allerheiligsten — dem Sprachort — zwischen Gott und Mensch weist im Schattenbild hin auf die Vereinigung bei der Auferstehung vom Herrn und den Erretteten. Ebenso soll der Name auf jeden Stab geschrieben werden (Vers 2). Denn bei der Auferstehung wird jeder einen neuen Namen erhalten, welchen nur die kennen, die ihn empfangen (Offb. 2, 17). Die Erwählung des Mannes wird sein, dessen Stab sprossen soll (Vers 5). Am nächsten Tag hatte der Stab des hohenpriesterlichen Geschlechtes Aarons Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift (Vers 8). Aus der menschlichen Sicht mag keine Hoffnung bestanden haben, aus einem Holzstab über Nacht Sprossen zu er-

warten und Blüten zu finden, sowie ausgereifte Mandeln daran zu entdek-ken. Auch dann, wenn es menschlich keine Hoffnung mehr geben mag, nach dem Tode weiterzuleben, so besitzen wir die Erfüllung doch bei der Verwandlung. Und genau darin ist der Mandelbaum ein Bild der Auferstehung.

Weil die Auferstehung ein prophetisch zukünftiges Geschehnis ist, nennt die Schrift den grünenden Mandelbaum ein Zeichen (Vers 10). Die Auferstehung im Zeichen der Wiederbelebung garantiert uns das ewige Leben. Deshalb die Erwähnung in Vers 10b: „und sie nicht sterben."

Ein bekanntes Wort der Mitteilung Gottes finden wir in Jeremia 1,11. Der Herr zeigt dem Propheten ein Bild und fragt: „Was siehst du,Jeremia? Und ich sprach: Ich sehe einen Mandelstab." In der Fußnote der Elberfelder wird der Mandelbaum weiter erklärt. Weil der Mandelbaum in Israel vor allen anderen Bäumen als erster blühte, heißt er im Hebräischen „der Wachsame". In Vers 12 kündigte der Herr an, über sein Wort zu wachen. Genau darin kommt zum Ausdruck, den in Vers 11 erwähnten Mandelstab zu sehen. „Was siehst du, Jeremia?" Der Prophet soll im Zeichen des Mandelstabes die Auferstehung sehen. Obgleich in den vielen folgenden Kapiteln der junge Prophet Gericht und Strafe Gottes verkündigen soll, darf er die Auferstehung nie aus dem Auge verlieren; der Herr läßt sie ihn im Mandelstab sehen. Sie kommt gewiß, weil der Herr geredet hat: „denn ich werde über mein Wort wachen, es auszuführen." Wir Gläubigen, die wir seine Erscheinung lieben (2. Tim. 4, 8), erwarten den Herrn sicherlich ohne Rücksicht und Abhängigkeit vom Alter. Die Sehnsucht nach der Wiederkunft des Herrn erhöht sich gewiß, wenn wir im Greisenalter Furcht vor jeder Anhöhe haben, aber auch wegen der Schrecknisse auf dem Lebensweg. Gott tröstet uns im Zeichen des blühenden Mandelbaumes als ein vom Herrn bewachtes Wort — der Auferstehung.

„Und die Heuschrecke schleppt sich hin"

Wieviel Wert hat in unseren Augen eine Heuschrecke? Warum nur erwähnt die Heilige Schrift dieses unscheinbare Wesen von Tier? überdies bedeutet ihr Auftritt in großen Scharen einen noch‘ geringeren Einzelwert, und ihre Brauchbarkeit ist minder. Im Gegenteil, der verursachte Schaden kann groß sein, sobald ihr Auftreten in Massen erfolgt. Ist etwa der sterbliche Mensch mehr als eine Heuschrecke, weil die Schrift uns mit ihr vergleicht? Nein! Das sagt der Prediger in Kapitel 3, 19: „Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere, denn alles ist Eitelkeit." Die Heuschrecke, selbst wenn die Kraft nicht mehr vorhanden ist, schleppt sich hin. Sie versucht wegzukommen vom Ort der Kraftlosigkeit. Wohin will sie sich nur schleppen, sie hat doch kein Ziel. Gott, der Herr, hat das Leben auch in dies kleine Tier hineingelegt. Um dieses Leben zu retten, schleppt sie sich noch hin. Aber es gibt keine Rettung für das Tier. Die Sünde Adams hat auch die Tierwelt mit ins Verderben des Todes gerissen. Für die Tierwelt blüht kein Mandelbaum als Zeichen der Auferstehung, denn ein solcher ist nur der Krone der Schöpfung gegeben. Bekommt das Tier niemals mehr eine Lebenschance? Doch! Zwar betrifft dies nicht die gestorbenen Tiere, wohl aber die Tiere in der Zeit des Millenniums, wo die Todesfurcht gebanntsein wird. Schreibt doch Paulus im Brief an die Römer in Kapitel 8, 19: „Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes." Und Vers 21: „Daß auch selbst die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes." Bei der Freimachung im 1000-Jahrreich wird auch das Tier die Knechtschaft des Todes (Verderbnisses) nicht mehr kennen. Dann wird es kein Hinschlep-

pen der Heuschrecke mehr geben. Solange die Söhne Gottes (das sind wir) noch nicht herrlichkeitsoffenbar sind, findet jenes Todesschleppen von Mensch und Tier noch statt. Der Mensch verliert die Kraft im Alter, die Heuschrecke in Anbetracht der Lebenserwartung schon nach kurzer Zeit. Mit der letzten Energie wird noch gebrochen, weil die Kräfte zum Flug bereits geschwunden sind. Jenes letzte mühselige Schleppen soll der Flucht vor dem Tode dienen. Es ist der Tod des Fleisches, in welchem der Mensch keinen Vorzug vor dem Tier hat. Wenngleich eine Heuschrecke in menschlichen Augen wenig Wert besitzt und was unser Erdensein betrifft — in der Gleichheit des Todes gefunden wird, so ist doch die Seele des Menschen in den Augen Gottes das Wertvollste.

„Und die Kaper ist wirkungslos." Kapern sind ein Strauchgewächs, nur im Mittelmeerraum gedeihend. Ihre Bezeichnung ist: capparis spinosa. Die Blütenknospen werden gewonnen und in Essig zubereitet. Diese herbschmek-kende Gewürzzugabe bei Fleischwaren regt die Eßlust an.

Sobald der Mensch alt geworden ist, liegt nicht mehr der Appetit vor wie in jungen Jahren. Die Folge davon ist, daß mit Mitteln nachgeholfen werden muß. Ein solches Hilfsmittel ist die Kaper, welche jedoch nicht verhindern kann, daß der Greis weiter älter wird. Darum kommt der Augenblick, wo aus Gründen der Alterserscheinung auch die Kaper nicht mehr die beabsichtigte Eßlust garantiert. Diesen Zustand nennt die Bibel: Die Kaper ist wirkungslos. Selbst die besten Leckerbissen sind dann kein erstrebtes Ziel mehr. Gott bereitet den Menschen auf das bevorstehende Verschwinden von der Erde vor. Der irdische Leib sucht die ihm bestimmte Ruhe von der Unrast des Lebens. Sagt nicht auch der Schreiber des Hebräer-Briefes in Kapitel 8, 13:

…..was aber alt wird und veraltet, ist

dem Verschwinden nahe." Alles, was in der Materie mit Leben verbunden ist,

wird erst alt — und verschwindet dann (Pred. 12, 5).

1. Der Mensch als Krone der Schöpfung

2. Das Tier als Heuschrecke

3. Die Pflanze als Kaper

Schwinden die Kräfte des Alters, wird selbst das Hilfsmittel (die Kaper) wie auch die Medizin wirkungslos. Diese Hilfen erweisen sich rasch als zu schwach und vermögen nicht, die Todesschrecken aufzuhalten.

„Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen Hause." Was ist der Mensch (Psalm 8, 4), daß du sein gedenkst? Der Sünde wegen ist es dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben (Hebr. 9,27). Dennoch benimmt sich der Mensch so, als ob er alles Erarbeitete ins jenseitige Leben mitnehmen könne. Dabei stellt

der Psalmist klar (Psalm 49, 17):…..

wenn er stirbt, nimmt er das alles nicht mit."

Noch nicht den allerkleinsten Wertgegenstand dieser materiellen Welt vermag jemand mitzunehmen — in die Ewigkeit. Mit dem Ausdruck „dasalles" meint der Psalmist auch nur die irdischvergänglichen Dinge der Welt und nicht „alles" im dogmatischen Sinn. Denn wir Menschen nehmen außer unserer Seele dennoch zwei Dinge mit in die Ewigkeiten.

1. Die Sünde. Jemand, der das Gesetz Mose verworfen hat, stirbt ohne Barmherzigkeit. Daß hiermit nicht primär der leiblicher Tod gemeint ist, beweist der leibliche Tod auch derer, die Gottes Barmherzigkeit erfuhren. Das Gesetz Mose vollzog Gott selbst durch Anordnungen der Engel (Apg. 7, 53). Damit stellt der Schreiber des Hebräer-Briefes in Kapitel 2, 2 fest: „Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing." Darin darf zum Ausdruck gebracht sein, daß bereits im AT das Hingehen zum ewigen Hause mit der Sünde zusammenhängt. Die Rückkehr zum Staube der Erde ist nicht allein eine Folge der

Sünde von Adam im AT, sondern auch bei uns — in der Zeit des NT. Deswegen redet die Stelle im Hebräer-Brief weiter und geht von der Sünde des AT zur Sünde des NT über: „Wie werden wir (NT) entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen" (Hebr. 2, 3). Genau diese Sünden nehmen die Menschen mit hinüber in die Ewigkeit, insofern vor Gott Schuld gesehen wird. Zwar ist nach Hebräer 9, Vers 27 allen Menschen das Gesetz des Todes auferlegt; für die Unversöhnten geht das Wort weiter:…..danach aber das Gericht." 2. Die Versönung. Jemand, der die Versöhnung erfahren hat (2. Kor. 5, 18 bis 21) und Römer 5, 10—11) ist sich der Vergebung der Schuld und Sünde bewußt, ja gewiß. Der einstige feindselige Zustand wurde auf der Erde (wo die Sünden geschahen) aufgehoben — aufgrund gegenseitiger Übereinkunft. Der uns anhaftenden Sünde wegen waren wir Entfremdete und Feinde Gottes, aber Gott hat uns versöhnt. Unser Haß gegen Gott wird durch die Liebe Gottes — ersetzt, was auch das Ende aller Feindschaft gegen den Schöpfer beinhaltet. Eben diese Vergebung ihrer Sünden nehmen Menschen mit hinüber in die Ewigkeit, weil Gott das Opfer selbst gebracht hat. Zwar sind nach der Heiligen Schrift viele für das ewige Leben berufen, aber wenige sieht der Herr — auserwählt.

Was ist der Mensch? Noch weniger als ein Hauch! Weswegen müht sich der Mensch so ab, als ob er hier bleiben könne? Weil die Sünde Adams uns den realen Blick genommen hat. In Schmerz und Geschrei wird ein Mensch geboren. Und wenn er abscheidet, bewirkt dies wieder Schmerz und Geschrei. Alles, was zwischen Kommen und Gehen eines Menschen gefunden wird, ist Schmerz und Leid. Der Mensch wird geboren, obgleich bereits das Todesurteil über das neue Leben ausgesprochen ist.

Von der Erde genommen, schleppt er sich gleich der Heuschrecke hin zu seinem ewigen Hause. Der Ausdruck sein

Haus, deutet auf das staubige Haus der Erde. Es ist sein Los, das Los des Staubes. Ein endloser Strom von Menschen zieht täglich zum Ufer der Ewigkeit, und bald bist du dabei. Denn nur kurz ist die Prüfung, unter deren Voraussetzung wir die Ewigkeit erreichen. Der Mensch geht hin, denn solches ist derSündewegen nicht mehr zu ändern. Ein großer Unterschied besteht jedoch in der Frage, wie wir das Ewigkeitsufer betreten. Wehe dem Menschen unter 1., welcher mit den Sünden dort erscheint. Glückselig der Mensch unter 2., welcher die Versöhnung mit Gott hier schon kennt. Dort wartet die Herrlichkeit des Himmels auf ihn. Was aber ist der Mensch im Zustand der Sünde im Fleische? Er muß hingehen zu seinem ewigen Hause.

„Und die Klagenden ziehen umher auf der Straße." Bei dieser Aussage werden wir unmittelbar an die Gewohnheiten des Orients erinnert, wo angesichts eines Toten bei der Beerdigung gegen Geld angeworbene Personen (meist Frauen) öffentlich lang anhaltende Klagelaute von sich geben mußten. Das Leid der Hinterbliebenen sollte durch akustische Geräusche verstärkt zum Ausdruck kommen. Damit möglichst viele Leute im Ort das Begräbnis registrieren, fand die Klage insbesondere auf der Straße statt. Man klagt, weil ein Mensch hingeht zu seinem ewigen Hause. Es ist der Abschied vom Leben und die Übergabe des Staubes zum Staube. Für jene, die das ewige Leben, die lebendige Hoffnung, nicht kennen, ist solch ein Abschied wirklich bitter. Dann mag auch die Klage auf den Straßen berechtigt sein, denn es ist ein Abschied der Verlorenheit ins Ungewisse. Es ist verständlich, wenn wir als Kinder Gottes beim Heimgang unserer Lieben — weinen. Sagt nicht der Herr Jesus in Matthäus 5, 4: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden." Und weiter in Römer 12, 15b: „Weinet mit den Weinenden." Selbst unser Herr hat angesichts des Todes seines geliebten Freundes Lazarus —

geweint (Joh. 11, 35). Wir, die wir die Verheißung der Auferstehung kennen, sollten jedoch selbst bei der Beerdigung unserer Nächsten keineswegs in übergroße Traurigkeit verfallen. Denn wir besitzen eine lebendige Hoffnung der Auferstehung der Toten.

Das Geschrei der Klagenden auf der Straße paßt deshalb nur dann, wenngleich sich die Aussage auf Glaubende bezieht, allein in die Zeit des AT. Damals war eben das vollkommene Opfer noch nicht gebracht worden, welches in Jesus die Erfüllung gefunden hat. So bezeugt Matthäus in Kapitel 12, 19: „ER wird nicht streiten noch schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Straßen hören." Gewiß hat der Apostel die Aussage aus dem Propheten Jesaja Kapitel 42, 2 entnommen, worauf er sich stützt. Weil der Herr Jesus durch seinen Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, konnte unser Herr bereits zu seiner Erdenzeit auf den Lärm der Straßen verzichten.

Die Klagenden ziehen deshalb auf den Straßen umher, weil der Tod die Folge der Sünde Adams ist. Damals wurde das Wort des alleinigen Gottes mißachtet. Auch zur Zeit des Propheten Jeremia führt Gott Klage über Israel. „Weil sie mein Gesetz verlassen haben" (Jer. 9, 13). Deshalb die Aufforderung in Vers 17: …..rufet Klageweiber, daß sie kommen." Wegen des Ungehorsams ist der Tod durch ihre Fenster gestiegen (Vers 21).

Prediger 12, 6

„Ehe zerrissen wird die silberne Schnur".

Das Silber bedeutet in der Schrift soviel wie Erlösung. Auch dann, wenn es ein irdisches, menschliches, vergängliches Leben ist, bezeichnet die Bibel dieses als silbern. Wir sind vom leiblichen Tod erlöst (haben Erlösung auf Zeit), solange wir leben. Groß ist die Lebenssicherheit im Leibe der Niedrigkeit jedoch nicht. Vergleichsweise ist es eine Schnur. Sobald also der Mensch zu seinem ewigen Hause geht, zerreißt die Schnur. Die‘ Erlösung auf

Zeit hat ein Ende gefunden; der Tod zeigt seine Macht, weil die silberne Schnur entzwei ist.

„Und zerschlage die goldene Schale."

Der irdische Leib wird jetzt mit einem Behälter, einer Schale, verglichen. Unser höchstes Gut in der materiellen Welt ist das Erdenleben. Die Lebensäußerung vollzieht sich im Leib des Fleisches. Verfällt unser Leib, so endet auch das Leben. Damit liegt der hohe irdische Wert in der Leiblichkeit — der goldenen Schale. Ein toter Leib hat keinerlei Wert mehr. Er gleicht einem zerschlagenen Gegenstand, man bemüht sich, ihn so rasch wie möglich aus dem Hause zu tun. Einst war es die goldene Schale, aber zerschlagen entbehrt der Leib jeden Wert.

„Und zerbrochen der Eimer am Quell."

Der Prediger erkennt und sieht in der Beziehung zum Quell den Menschen als Eimer. Was aber nützt dann die Quelle lebendigen Wassers, wenn das Gefäß (der tönerne Eimer) zerbrochen ist. Mit Scherben vermag man sicher kein Wasser mehr zu schöpfen, ganz gleich, wie ergiebig der Quell auch sein mag. Ist die Möglichkeit, das Quellwasser aufzunehmen, nicht mehr vorhanden, geht der Mensch als Ton der Erde hin zu seinem ewigen Hause.

„Und zerschlagen die Schöpfwelle an der Zisterne". Die Schöpfwelle ist ein Hilfsmittel zur Bedienung des Eimers. Damit soll gesagt sein, daß nicht allein der Eimer, sondern auch die menschliche Hilfe zerschlagen ist. Nichts, gar nichts bleibt von den irdenen Dingen des Menschen erhalten, wenn jemand zu seinem ewigen Hause geht. Im Gegensatz zum Quell, der als lebendiges Wasser bezeichnet wird und nie versiegt, ist die Zisterne eine erschöpf-liche Wasserstelle, die vom Regenwasser abhängig ist. Eine Zisterne führt in Trockenzeiten kein Wasser und ist somit nicht beständig, wie auch unser irdisches Leben keinen Bestand hat. Was ist nun der Mensch? Solange man jung und gesund sein darf, befinden

wir uns am Lebensquell und unser Leib nimmt gleich einem Eimer das Wasser auf. Zerbricht der Eimer — das Gefäß — versiegt auch der Quell für den Zerbrochenen. Im Alter wird das Leben knapp, der Aufenthalt an der Zisterne genügt. Doch dann kommt der Augenblick, an dem alles helfende Werk (die Schöpfwelle) zerschlagen ist. Dann geht der Weg zurück zu seinem ewigen Hause.

Prediger 12, 7

„Und der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen, und der Geist zu Gott zurückkehrt,der ihn gegeben hat."

Nach 1. Thessalonicher 5, 23 besteht der Mensch aus den 3 Dingen:

Leib — Seel — Geist Diese 3 Dinge stellen einen Menschen der gesamten schöpferischen bildhaften Darstellung vor, wie wir ihn in 1. Mose 1, 26—27 erwähnt finden. Sobald also ein Mensch stirbt, löst sich seine Einheit in 3 Teile auf. Die Drei-heit empfingen wir einst bei der Schaffung der Krone der Schöpfung, welche auf die Trinität Gottes hinweist. Die Tri-nität wiederum hat ihren Abdruck im Bild des Tempels: Vorhof — Heiliges — Allerheiligstes.

Der Vorhof war im Tempel der Ort der Opfertiere, die zur Schlachtung warten mußten. Vergleichsweise zeigt der Vorhof auf den Leib hin, welcher der Sünde wegen in den Tod kommen mußte. Der Kot der Opfertiere und der Ort der Unreinheit (Leib) veranlassen den Seher Johannes in Offenbarung 11, Vers 1—2 bei der Bestandsaufnahme des Tempels — den Vorhof (Hof) nicht mitzumessen. Der Vorhof — ein Bild des Leibes wiederum — weist auf den Christus, als sein Leib der Sünde wegen verunreinigt wurde. Dort vollzog sich das Gericht des Todes an dem Sündlosen, weil ER kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Munde gefunden wurde. Seinen Leib gab ER für uns hin in die Erde. Das Heilige war im Tempel der Ort, durch welchen die Priester dem lebendigen Gott die Opfergaben brachten und vermochten — nach dem Willen

Gottes zu handeln. Vergleichsweise zeigt „das Heilige" auf den Geist hin. Der gehauchte Odem Gottes einstmals (1. Mose 2, 7) bei der Schöpfung des ersten Menschen erinnert an die Handlung des Hauchens durch den Herrn in seine Jünger, bei der Schaffung des zweiten Menschen (Joh. 20, 22). Das 1. Hauchen Gottes brachte dem Adam den Geist des Menschen. Das 2. Hauchen Gottes brachte nach Pfingsten den Heiligen Geist. Jeder lebende Mensch besitzt den Geist des Menschen gemäß 1. Korinther 2, 11. Stirbt nun der Mensch, so kehrt dieser Geist zurück zu Gott, der ihn gegeben hat. In der Darstellung erkennen wir im Menschengeist den Ausdruck des Heiligen Geistes im zweiten Menschen.

Das Allerheiligste war im Tempel der Ort, zu dem nur das geheiligte Prie-stertum (Hoherpriester) Zutritt hatte. Im Tempel stand die Lade (ein Bild von Jesus) im völlig dunklen Raum. Christus, der Sohn Gottes, war damals noch verborgen (im dunkeln). Vergleichsweise zeigt das Allerheiligste auf den Vater hin. Es war das Höchste und Größte (Joh. 10, 29a): „Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles." Deswegen war im Allerheiligsten (Hinweis zum Vater) auch die Lade (Hinweis zum Sohn) (Joh. 10, 29b): „Ich und der Vater sind eins." Und wiederum hat das Allerheiligste eine Beziehung zu unserem Höchsten: der Seele! Unsere eigentliche Persönlichkeit liegt nicht im Leibe oder dem Geiste, sondern in der Seele. Stirbt nun der Mensch, so dreiteilt er sich, und die Seele geht zum Hades, dem Aufbewahrungsort der Seelen. Bei der Ankunft des Herrn verbindet sich die Seele mit dem Rest des zu verwandelnden materiellen Leibes — zu einem neuen Geist-Leib. Die Gerechten aber werden einen neuen Leib empfangen, um die Herrlichkeit des Himmels an sich geschehen zu lassen. Die Ungerechten aber erhalten einen neuen Leib, um die ewige Strafe Gottes an sich vollziehen zu lassen.

Alles dieses ist das Geschick des Men-

sehen.

„O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege!" (Römer 11, 33.) Im NT wird der Prediger nicht mehr erwähnt, weil er die betreffenden Dinge

aus der Schau des AT und somit des Menschen im Fleische erkennt. Von daher versteht sich auch die Auffassung, daß die Seele des Menschen stürbe. (Kap. 3, 18—21; 9, 4—6 und 11, 3b.) Den Menschen im Geiste behandelt der Prediger nicht, da Christus noch nicht offenbar war. W. B.

5

Empfanget den Heiligen Geist

Joh. 20, 22—23: „Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist! Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten."

Diese Bibelstelle hat in der Gemeindezeit viel Veranlassung zu allerlei Auslegungen gegeben. Daher möchten wir unter der Heranziehung von verschiedenen Lehrauffassungen mit großer Vorsicht und Umsicht versuchen, so schriftgebunden wie möglich die Schriftaussage zu beleuchten. Alle Menschen können sich irren, und weil die Kinder Gottes auch solche irrenden Menschen sind, sollte es einem Gläubigen nicht schwerfallen, nach erkannter Wahrheit des Wortes sich der Korrektur zu unterstellen. Beachten wir hier allerdings, daß es nicht darum geht, daß einer dem andern die eigenen Erkenntnis-Güter aufzwingt, sondern, sobald das untrügliche Wort uns überführt, wir die große Verantwortung besitzen, uns der gottgewollten Berichtigung nicht zu entziehen. Sobald wir

vom Geist Gottes durch das Wort überführt sind und uns nicht entsprechend verhalten, sieht uns der Herr im Ungehorsam. Der weise König Salomo erkannte das Problem bereits damals und spricht in Prediger 1, 18: „Wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer." Sobald wir also tiefer in die Kenntnis Gottes und Seine Absichten im Wort eindringen, folgt für uns der Kummer der Eingeständnisse zur Korrektur. Weil der Dienst und die Fürsorge für den natürlichen Menschen (das alte Fleisch) so groß ist, wird das Berichtigen der Erkenntnis manchen zur Qual. Lieber Bruder und liebe Schwester, verbinde nie deine Ehre, dein Ansehen, dein Ange-sehen-werden-wollen mit der Erkenntnis der Schrift.

Das gewaltige Geschehen Seiner Auferstehung war gekommen. Für die Jünger, welche bis zum letzten Augenblick auf den Messias hofften, brach mit der Übergabe Seines Geistes in die Hände des Vaters (Luk. 23, 46) ihre ganze Hoffnung zusammen (Luk. 24,

Vers 21). Im Johannesevangelium, Kapitel 20 überschlagen sich die Ereignisse der neuen göttlichen Offenbarungen. „An dem ersten Wochentag", beginnt das Kapitel in Vers 1, „als es noch finster war". Die Dunkelheit jener Tageszeit spiegelt sich in den Herzen der Seinen, worin ebenso große Finsternis über die Wege der Heilsabsicht unseres geliebten Herrn bestand. Der treue Herr hatte es den Seinen wiederholt gesagt, daß ER von dem Hohenpriester und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden sollte. Aber ihre Herzen vermochten nicht, die Worte Jesu „glaubend" aufzunehmen. Wie groß die Überlegung der Jünger in Kapitel 20, 1—9 gewesen sein mochte, der Bericht schließt in Vers 10 mit der Tatsache, daß die Jünger wieder heimgingen! Ab Vers 11 wird uns nur eine Frau gezeigt, welche angesichts der Ereignisse nicht heimging. Es war Maria Magdalene, welche bei der Gruft unseres Herrn blieb. Ihr Glaube wird belohnt, indem sie die 1. Begegnung mit dem auferstandenen Herrn hat. Gesegnete Maria, die du die erste Verkündigerin (Vers 18) der Botschaft des auferweckten Christus an die Jünger sein darfst! All dieses sollte der erste Wochentag (Vers 1) beinhalten, obgleich er noch nicht zu Ende war. Ab Vers 19 wird uns der erlebnisreiche Abend des gleichen Wochenersten gezeigt. Darum wollen wir den Abschnitt von Vers 19 bis 23 besehen, ohne jedoch auf die Einzelheiten anderer Gedanken näher einzugehen.

Gleich am ersten Tag der Woche, am Auferstehungstag aus den Toten, nimmt ER die Mitte der Seinen ein (Vers 19b). Zu dieser Zeit waren die Herzen der Jünger voll Furcht, aber der Herr bringt ihnen den Gruß des Friedens. Der Friede Gottes wird also der Furcht entgegengestellt.

a) Als der Gesandte des Vaters (zum Dienst hier auf Erden), (Joh. 16, 28) bringt der Herr nach vollbrachtem Werk den Frieden des Vaters: Friede euch! (Joh. 20, 20.)

b) Hierauf folgt die Offenbarung des Zeugnisses Seiner Leiden (die Hände und die Seite). Die bis dahin vorhandene Furcht schwindet und wechselt in Freude über. Deshalb: Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch (Vers 21). Hier finden wir in Sonderheit den Frieden des Sohnes: Friede euch!

c) Erst in Vers 22 wird der Heilige Geist erwähnt, welcher zeitlich nicht mit dem Frieden des Vaters und des Sohnes genannt ist. Sagt die Schrift nicht: „Ich und der Vater sind eins?" (Johannes 10, 30.) Im Vorbilde Abrahams und Isaaks . . . gingen beide miteinander (1. Mose 22, 6); beide, der Vater und der Sohn, gingen den Leidensweg, weshalb der Friede beider so eng beieinander liegt. Das, was zwischen Vers 22 und 26 liegt, ist der Unglaube des Thomas. Ja, Unglaube verhindert den Frieden dessen, DER uns auch in die Wahrheit dieses göttlichen Friedens recht leiten will. Dieserhalb finden wir den zeitlich verhinderten Frieden des Heiligen Geistes: Friede euch! (Vers 26b.)

Damit wenden wir uns dem Vers 22 zu: „. . . hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist!"

Wir wollen die häufigsten Auffassungen der Gläubigen aufzeigen und uns in der Abhängigkeit vom Wort das richtige „Beurteilen" schenken lassen.

1. Es gibt unter den Gläubigen die Ansicht, daß Gott im Hauchen Jesu eine apostolische Vollmacht auf die Jünger übertragen habe, welche sich auf eine geringe Anzahl von Männern auch für die heutige Zeit noch als gültig erweise. Eine diesbezügliche Vollmacht sei durch das Hauchen in Vers 22 mit der Äußerung und Entscheidung zum Vergeben und nicht Vergeben in Vers 23 verbunden.

Antwort: Sowohl das Hauchen (Vers 22), wie auch die Sündenvergebung (Vers 23) hat nichts mit apostolischer Auto-

rität zu tun. Vielmehr fällt auf, daß die Vertreter obiger Ansicht ohne Ausnahme solche sind, die sich heute noch in autoritärer und beherrschender Art in der Gemeinde Jesu bewegen, woher auch die Lehrerkenntnis abzuleiten ist. Gar nicht weit von dieser Lehre laufen die Gedanken der Nachfolger jener damaligen Kirche der Nikolaiten (welche Volksbeherrschende heißt). Genau dort, wo andere „beherrscht" werden — was aber die Heilige Schrift verbietet (1. Petr. 5, 3) —, lehrt man, daß nur ihre Priester Macht hätten, Sünden zu vergeben.

2.) Andere, ansonsten tief im Worte Gottes verankerte Gläubige, vertreten die Auffassung, daß bei der Anhauchung der Jünger diesen das ewige Leben gegeben worden sei. Die Beweisführung wird von der Tatsache abgeleitet, daß der Hauch-Vorgang nur im Johannes-Evangelium genannt ist und in diesem Evangelium mit Abstand das Leben vorgestellt wird, welches der Herr in Überfluß habe. Zwar wäre noch nicht der Heilige Geist gegeben worden, wohl aber der Geist des Lebens. Antwort: Sobald wir den Vers 22 lesen, fällt uns auf, daß kein Wort und keine versteckte Mitteilung darin enthalten ist, woraus zu ersehen wäre, daß der Herr ihnen dort das „ewige Leben" oder „den Geist des Lebens" gab. Weil aber auch das übrige Wort keine Mitteilung enthält, daß bei der Anhauchung der Jünger durch den Herrn „ewiges Leben" empfangen wurde, müssen wir diese Ansicht vollständig abweisen. Ihr Aufbau beruht auf Spekulation, zwar sicherlich gut gemeint, aber nicht auf dem Boden der Schrift-ausage verlauend.

Jetzt wollen wir eine Frage stellen: Was vermittelt einem Gotteskind „ewiges Leben?" Nach der Lehre des NT: die Wiedergeburt, oder von neuem geboren werden (Joh. 3, 5). Was aber sind nun die beiden Einheiten, welche eine neue Geburt braucht? „Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde!"

Für jeden ernst zu nehmenden Aus-

leger dürfte im Wasser auch das Wort zu erkennen sein (Eph. 5, 25). Dieses Wort hatte die Jünger nach der Aussage ihres Meisters „rein" werden lassen (Joh. 15, 3). Der Herr sagt hier nicht: Ihr seid schon „wiedergeboren" um des Wortes willen, sondern ER sagt

rein! 

Daß wir es bei dem Geist allein mit dem Heiligen Geist zu tun haben, wird wohl keine andere Exegese zulassen. Denn eine Geburt steht mit einer Zeugung im Zusammenhang, und da ist uns der Heilige Geist genannt (Titus 3, Vers 5). Des weiteren ist ER auch das Siegel bei der Geistgeburt (Eph. 1, 13). Damit bringt die Wiedergeburt das neue, ewige Leben, welches ausschließlich durch „Wort und Geist" gegeben wird. Der Geist des Lebens liegt in der neuen Schöpfung, die da abgeschlossen (versiegelt) wird durch den Heiligen Geist.

Weshalb wird überhaupt etwas ins Wort gelegt, wo doch alles so klar mitgeteilt ist. Bleiben wir also bei der Schriftaussage und bemühen wir uns um eine Auslegung und nicht um eine Einlegung.

3. Eine weitere Auslegungs-Richtung ist der Auffassung, daß durch das Hauchen der Heilige Geist empfangen worden sei. Zunächst gründet man sich auf die Aussage der Schrift: „Empfanget den Heiligen Geist." Weil also hier der Heilige Geist wörtlich genannt ist, wird jede andere Geistbezeichnung ausgeschlossen (siehe unter Punkt 2). Angesichts des Pfingstereignisses und der damit verbundenen Ausgießung und Gabe des Heiligen Geistes — was ja nicht anderweitig auszulegen ist — kommt man zum Schluß, im Vorgang des Hauchens sei der Heilige Geist als Vorwegnahme der Ausgießung, zunächst in kleinerer Portion, verabreicht worden. Das Quantum, de Hauptmasse, sei dann zu Pfingsten gegeben worden.

Antwort: Wenn der Herr in Johannes 20, 22 sagt: empfanget den Heiligen Geist, so ist unter „empfanget" der Zeitpunkt noch völlig offen. Die spä-

tere Mitteilung in Apostelgeschichte 1, Vers 5, daß der Heilige Geist „nach nunmehr nicht vielen Tagen" ausgegossen werde, gibt keinesfalls der Auslegung Raum, daß eine teilweise Ausgießung bereits hinter ihnen liege. Einmal läßt sich eine dekadierte Gabe des Heiligen Geistes lehrhaft überhaupt nicht halten, zum andern teilt das Wort dies völlig anders mit. Nach Johannes

3, 34b wird der Geist eben nicht nach Maß gegeben. Würde also das Hauchen auch gleichzeitig den Heiligen Geist vermittelt haben, dann hätte Gott Sein Wort in diesem einen Fall brechen müssen — um den Geist doch nach Maß zu geben. Der Lehrauffassung über die Gabe des Heiligen Geistes in Schüben kann man sich wohl nicht recht anschließen. Bei neutraler Betrachtung gelangt man zu dem Schluß, daß auf der Suche nach Auswegslösungen diese noch die beste sei. Mehr als nur Erstaunen setzte bei der Feststellung ein, daß auch die SCOFIELD-Bibel, Seite 1133, Fußnote, die Lehrmeinung vertritt, daß durch das Hauchen bereits der Heilige Geist vordosiert verabreicht worden sei, um im Pfingstgeschehen die Hauptmenge folgen zu lassen.

4. Es soll nun die Lehrauffassung des Artikelschreibers folgen, wobei gebeten wird, die aufgezeigten Vorgänge anhand der Schriftstellen zu prüfen. Des weiteren sind wir geneigt zu sagen, daß die Bibelstelle so einfach wie möglich auszulegen ist. Oft machen wir Menschen uns die Dinge schwerer als sie sind, auch im Erkennen des Wortes Gottes.

Im neutestamentlichen Jesus erkennen wir gleichzeitig den alttestamentlichen Jehova-Gott. Denn durch IHN und für IHN sind alle Dinge erschaffen (Kol. 1, 16; Rom. 11, 36). Darum gehen wir zurück zu 1. Mose 2, 7 und finden die Entstehung des physischen Lebens als ein Schattenbild der Schöpfung des ersten Adam und ersten Menschen (1. Kor. 15, 45—47), zur Schaffung der Wiedergeburt des zweiten Adam und zweiten Menschen im geistlichen Le-

ben.

Der Vorgang bei der Schöpfung des Menschen nach 1. Mose 2, 7

1. Handlung Gottes:

Bildung der Materie zum Erdenkloß.

2. Handlung Gottes:

ER „haucht" in die Materie Seinen Odem, das ist Sein Geist und offenbart sich im Menschen als Geist des Menschen.

3. Folgehandlung von 1. und 2.:

Der Mensch ward eine lebendige Seele.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal: In der 2. Handlung hauchte Gott in die Materie, der Mensch erfährt die Folge und wird eine lebendige Seele. Wir wissen nicht, ob das Werden der Seele sofort im Anschluß an das Hauchen, oder nach Verlauf von 10 oder 20 Stunden geschah. Die‘ Bibel jedenfalls teilt uns nähere Einzelheiten nicht mit; es ist aber gut, wenn wir das Wort nicht durch unsere Gedanken zu ergänzen suchen. Das Hauchen ging zweifellos der Seelenwerdung voraus, und das ist sehr wichtig.

Der Vorgang bei der Schaffung des neuen Menschen nach Wiedergeburt

Weil der Herr Jesus bei der Gabe oder Übermittlung des Heiligen Geistes nicht auf Erden anwesend sein konnte, mußte ER notwendigerweise das Hauchen vorwegnehmen. Hatte der Herr nicht gesagt, daß ER dann, wenn ER zum Vater gehe, den Vater bitten wolle, daß ER den Heiligen Geist sende (Joh. 14, 16; 15, 26; 16, 13)? Das heißt, daß der Vater nie allein ist; als der Sohn auf die Erde gesandt war, befand sich der Heilige Geist bei IHM. Danach, als der Herr wieder auffuhr und beim Vater war, konnte ER bitten — damit ER den Geist der Wahrheit sende. So kam am Pfingsttag der Heilige Geist herab; seit jenem Augenblick ist der Vater und der Sohn im Himmel. Sobald

aber der Heilige Geist dem Bräutigam die Brautgemeinde übergibt, bleibt nach der Hochzeit des Lammes der Heilige Geist beim Vater, denn der Sohn wird als Messias für 1000 Jahre auf der Erde herrschen. Dieserhalb hauchte der Herr in sie und sprach: empfanget den Heiligen Geist! Dieses Hauchen ist eine rein symbolische Handlung, die einen Einmaligkeits-Charakter trägt! Da anläßlich des Hauchens nicht alle Jünger zugegen waren (Joh. 20, 24), kann nicht gefolgert werden, daß die nicht behauchten Jünger das ewige Leben und den Heiligen Geist zu Pfingsten etwa nicht empfangen hätten! Das Hauchen konnte der noch auf Erden weilende Herr vollziehen, nicht aber konnte ER ihnen .zu diesem Zeitpunkt das ewige Leben geben (der Mensch ward eine lebendige Seele). Das bedurfte des Heiligen Geistes, und JENER konnte erst kommen, nachdem der Sohn beim Vater bitten sollte. Genau wie in 1. Mose 2 zeitlich unterschieden wird: Bildung des Erdenkloßes — Hineinhauchen Gottes — und der Mensch ward eine lebendige Seele, so verläuft die Schaffung des neuen Menschen — des vom Himmel. Die Erdenbürger waren vorhanden und durch’s Wort gereinigt — der Herr hauchte in sie — und stellt den Empfang des Heiligen Geistes vor (dies entspricht der lebendigen Seele, aber auch dem von Neuem-geboren-werden; es ist der Geist). Es sei hier noch einmal daran erinnert, daß der Herr Jesus zwar bei der Schaffung des ersten Menschen zugegen sein mochte, nicht aber beim zweiten Menschen vom Himmel. Da war der Sohn beim Vater im Himmel, weswegen der Herr aber noch hauchen mußte, um zu sagen, daß sie (die Jünger) den Heiligen Geist (erst noch) empfangen sollten. Der Empfang aber geschah zu Pfingsten, wodurch das ^ieue Schöpfungsleben gegeben war. Die Bibel sagt in Vers 22 nicht, daß die Jünger zum gleichen Zeitpunkt den Heiligen Geist empfangen haben, wohl aber zu Pfingsten. Die Schrift sagt vielmehr, daß zum Zeitpunkt des Verses 22

der Herr hauchte. Bezüglich des Geistesempfanges aber ER sprach: „empfanget den Heiligen Geist!" ER sollte also empfangen werden! Und solches geschah allein zu Pfingsten. Wie so einfach ist doch Gottes Wort, wenn wir nicht hineinlegen, was gar nicht geschrieben steht.

Unter keinen Umständen darf der Vorgang des Hauchens mit der Gabe des Geistes bei der Schaffung des ersten Menschen in 1. Mose 2, 7 gleichgestellt werden mit dem Vorgang des Hauchens bei der Schaffung des zweiten Menschen in Verbindung mit Johannes 20, Vers 22.

Was aber ist der Sinn des Verses 23:

„Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten."

Da in vorstehender Auslegung insbesondere der Vers 22 betrachtet werden sollte, darf hier nur ganz kurz etwas Grundsätzliches zu Vers23 gesagtsein. Bei dieser Schriftstelle handelt es sich nicht um Sünden der Menschen zu Gott und in der Beziehung zur Vergebung auf die Ewigkeit. In den Dingen der Sünden, die einen Sünder von Gott trennen, kann der Mensch weder „vergebend" noch als Mittler eintreten.

a) Auf daß ihr aber wisset, daß der Sohn des Menschen Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben" (Lukas 5, 24).

Und da es nur einen Sohn des Menschen gibt, haben alle anderen Anmaßungen von Menschen — ordiniert dazu, Sünden zu vergeben — keinen Platz im Worte und Willen Gottes.

b) „Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Jesus Christus." (1. Tim. 2, 5.)

Weil die Heilige Schrift nur einen Mittler von Gott gegeben anerkennt, sind alle übrigen Mittler auch Einbildungen, von Menschen gegeben.

Die Sündenvergebung, welche mit dem

Heil in Christo und der Errettung verbunden ist, wird allen aufrichtig Suchenden aus Gnaden geschenkt. Die große Erlösung durch Sein Blut bedarf in keiner Weise einer Einmischung sündlicher Menschen. Bei der uns hier vorgestellten Benennung von „Vergeben und Behalten" geht es auch nicht um die gegenseitigen Beziehungen in der Gemeinschaft von Menschen. Da sagt ja der Herr: „Wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebet, so wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben" (Matth. 6, 15). Hier in unserer Stelle handelt es sich um die fürbittende Haltung der Gemeinde — den verlorenen Sündern gegenüber. Mit dem „Vergeben" öffnen wir dem Sünder die Tür der Gnade, damit die strafende Hand Gottes gnädigst von ihm abgewandt wird. Umgekehrt, wenn wir den Verlorenen gegenüber nicht in der Fürbitte gefunden werden,‘ bleibt die Tür zur Gnade um das Gewicht dieser vergebenden Ge-

bete verschlossen, und das ist, wir „behalten" ihren Zustand. Ein lehrhaftes Beispiel finden wir bei der Steinigung des Stephanus in Apostelgeschichte 7, 60: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu." Hierdurch waren die religiösen Mörder im Zustand der „Vergebung" vor Gott. Die Urgemeinde kann sich der Bitte des Stephanus nur angeschlossen haben. Die Gnade der Annahme des Heils war für diese Täter wieder offen, andernfalls das „Behalten" derselben ihnen die Erlösung erschwert hätte. Unter anderem redet auch die Stelle von 2. Korinther 2, 10—11 davon. Was aber das „Behalten" betrifft, so lehrt uns das Wort u. a. in 2. Timotheus 4, 14, daß Alexander, der Schmied, nicht die Vergebung erhielt; dafür spricht der Apostel die Vergeltung des Herrn aus! Die Schriftstelle von Matthäus 18, 18 hat jedoch keine direkte Verbindung zu Johannes 20, 23, obgleich äußere Ähnlichkeiten vorliegen mögen. W. B.

6

Prophйtie und Weissagung

2. Petrus 1, 21

Der Gegenstand unserer Abhandlung soll diesmal die „Weissagung" sein. Weissagung im Lichte der Bibel unterscheidet sich deutlich von der der Erkenntnis jener Gläubigen. Sobald wir in einer größeren Gemeinschaft von Kindern Gottes uns befinden und die Frage derWeissagung aufwerfen, werden wir die unterschiedlichsten Ansichten hören können. Die Unterschiede wachsen sogar, wenn die Gläubigen aus den verschiedenen Denominationen kommen. Das ist keineswegs bloße Vermutung, sondern beweisbare Tatsache, welcher wir in den Freizeiten immer wieder begegnen. Weissagung ist Prophйtie, antwortete erst kürzlich ein Bruder, auf diese Frage angesprochen. Wie aber würdest du, lieber Freund, auf die gleiche Frage antworten? Überlege erst ruhig, bevor du dich äußerst — aber äußere dich (dir selbst gegenüber), bevor du weiterliest.

Das neutestamentliche Buch der Prophйtie ist die Offenbarung Jesu Christi, welche mit Kapitel 22 schließt. In Vers 19 wird gewarnt, den Worten der „Weissagung" dieses Buches — wegzunehmen oder hinzuzutun. Uns geht es hier um die Schriftaussage, daß die Prophйtie der Offenbarung: Weissagung ist! Gewiß bezieht sich die Ausdrucksform „dieses Buches" nicht allein auf die hier genannte Offenbarung, sondern auf die ganze Heilige Schrift; aber nicht nur auf die Evangelien und die Briefe, sondern auch auf die Offenbarung Jesu — als Prophйtie. Also hätten wir jetzt die biblische Grundlage zum Schriftbeweis, daß Prophйtie und Weissagung das gleiche ist? Nein! So einfach ist die Ausle-

gung des Wortes Gottes keineswegs.

Zunächst legen wir aufgrund der vielen Aussagen der Bibel fest, daß Weissagung immer die mitteilende Offenbarung Gottes ist! Nun mag jemand sagen, das ist ja bei der Prophйtie genauso. Es ist zwar richtig, daß auch die Mitteilung der prophetischen Worte jeweils Offenbarung des Herrn ist, dennoch bestehen wesentliche Unterschiede zwischen den beiden — von Gott gegebenen— Begriffen, wie wir gleich sehen werden.

Der Wortbeweis, daß Prophйtie und Weissagung nicht dasselbe ist!

Neben den bleibenden Diensten, finden wir in 1. Korinther 12 die „zeitlichen" Gnadengaben aufgeführt. Im 29. Vers stellt der Apostel die Frage: „Sind etwa alle Apostel? alle Propheten . . .?" Hier soll doch klargestellt sein, daß die vielen Glieder am Leibe Jesu nicht alle die gleiche Gabe besitzen, sondern die Verschiedenheiten der Gaben den notwendigen Dienst aller erfordern. Würde es zum Beispiel damals nur eine einzige Gabe, und zwar die der Prophйtie gegeben haben, nicht aber Apostel, Evangelisten, Lehrer und Hirten, niemals hätte die Gemeinde genährt und zu Wachstum geführt werden können.

Mit der Erwähnung des Verses 29 wird doch seitens des Apostels bestätigt, daß nur einige, nicht aber alle Propheten sein konnten! Im Gegensatz dazu ermahnt der Apostel in 1. Korinther 14, Vers 1 alle, zu weissagen‘! Im 14. Kapitel, Vers 1 ist zu allen geredet: „Strebet nach der Liebe; eifert aber um die

geistlichen Gaben, vielmehr aber, daß ihr weissaget." Wer von uns wäre nicht aufgefordert — nach der Liebe zu streben? Wer nicht, nach Geistesgaben zu eifern? (Wo doch der Geist „einem jeden" insbesondere austeilt — 1. Kor. 12, 11.) Vielmehr aber als nach den Gaben, soll der Eifer sein, zu weissagen! Weissagen soll jeder in der Gemeinde Jesu (1. Kor. 14, 24 und 31)! Nicht aber kann jeder prophe-zeihen. Wer unter den Lesern sich durch den Heiligen Geist führen läßt, dürfte auch den Unterschied verstanden haben, daß Prophйtie auch Weissagung, und doch nicht dasselbe ist.

Der Prophet ist ein Mittler zwischen Gott und Menschen. Die AT-Propheten haben ihr Ende mit Johannes dem Täufer gefunden (Luk. 16, 16). Die Erfüllung aller Propheten (des AT und des NT) liegt in der Person Jesu Christi als dem alleinigen Mittler (1. Tim. 2, 5), von Gott verordnet.

Der Prophet des AT empfing von Gott die Eingebungen, um diese an das Volk weiterzuleiten. Dabei ging es um zu offenbarende Geheimnisse Gottes aus Vergangenheit und Gegenwart, insbesondere auch um die Dinge der Zukunft.

Der wohl größte Prophet über die Offenbarungen „der Vergangenheit" war mit Abstand — Mose. Er empfing von Gott nach Jahrtausenden noch die gesamte Schöpfungsgeschichte gemäß 1. Mose 1 und 2!

Die meisten Propheten des AT haben in „der Gegenwart" geredet. Bezeichnend ist, daß die in den Prophetenbüchern aufgeführten Seher von Jesaja bis Maleachi sämtlich über das Tausendjährige Friedensreich voraussagen durften — bis auf einen. Diese Ausnahme bildete Jona, was wohl mit seinem persönlichen Ungehorsam im Auftrag zusammenhing. Vom Wesen her haben diese Propheten überwiegend „die Zukunft" an das Volk vermittelt (Mittler) oder vorausgesagt. Die Prophйtie des AT ist der Weissagung gleichgestellt, behandelt

die Voraussagen kommender Dinge, aber auch die Mitteilungen der Gedanken Gottes überzeitlich.

Der Prophet des NT empfing von Gott die Eingebungen, um diese zur Vollendung der Heiligen Schrift zu benutzen (Kol. 1, 25). Seine Mittlerrolle beschränkt sich demzufolge nur noch darauf, das von Gott eingegebene Wort zu vermitteln, damit das NT mit den Anweisungen oder Mitteilungen aus dem Munde des Propheten entstehen konnte. Die Stellung des NT-Propheten ist somit eine untergeordnete Zweitrangigkeit. Darum wird in der Aufzählung der neutestamentlichen Dienste an die

1. Stelle der Apostel gesetzt, an die

2. Stelle dann der Prophet (Eph. 4, 11 oder 3, 5). Nicht aber finden wir die Erwähnungen im hfl" umgekehrt, was uns belehren soll. Die Gemeinde ist eben aufgebaut auf der Grundlage der „Apostel und Propheten" (Eph. 2, 20). Und weil bei jedem Bau die „Grundlage" (oder das Fundament) zu den Anfangselementen zählt, wird auch am Geistlichen-Bau (welcher die Gemeinde ist) die Grundlage des Evangeliums gottgewollt gegeben.

Deswegen stehen die Apostel und die Propheten als die Ersten am Bau des Geistlichen-Hauses erwähnt und sind fest mit dem Grund verbunden. Sobald die Fundamente nicht stimmen, wird bei einem Bau das ganze Haus infrage gestellt sein. Weiter oben am Haus lassen sich Fehler leichter beseitigen als am Fundament. Dies ist auch die Ursache dafür, daß der Herr für die wichtige Grundlage autorisierte Persönlichkeiten gab: Apostel und Propheten.

Gibt es heute noch Apostel und Propheten?

Abgesehen von falschen Aposteln und .Propheten (2. Kor. 11, 13 und 1. Joh. 4, Vers 1): Nein! Denn die Grundlage ist nunmehr geschaffen (oder der Grund ist gelegt (1. Kor. 3, 10—11). Heute legen wir keinen Grund mehr, weil das

bereits geschehen ist. Vielmehr befinden wir uns im Zeitablauf dieses Geistlichen-Hauses: „beim Hausputz"!

Was war nach der Schrift das Privileg eines Apostels? „Er mußte persönlich den Herrn gesehen haben"! Bei der Einsetzung des Matthias in das Apostelamt an Stelle von Judas wird ausdrücklich in Apostelgeschichte 1, 21 ff gesagt: „Es muß nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausging . . . von diesen muß einer ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden." D. h. die Apostel mußten den Herrn gesehen haben, um das Amt zu empfangen. Hierauf beruft sich auch der Heiden-Apostel Paulus und

spricht in 1. Korinther 15, 8: …..am

letzten aber von allen (Aposteln, Vers 7), gleichsam einer unzeitigen Geburt, erschien er auch mir." Paulus beweist hier die Rechtmäßigkeit seines Apostelamtes darin, daß der Herr ihm „erschienen" ist. Allgemein wird hier an das Geschehnis in Apostelgeschichte 9, Vers 1—8 gedacht. Zwar kam Paulus recht spät zum Apostolat; deshalb vergleicht er seine Wahl Gottes und sein Kommen als: unzeitige Geburt (Spätgeburt). In 1. Korinther 15, 8a, wie auch in 1. Korinther 4, 9 stellt Paulus sich als den Letzten der Apostel hin‘! Wenn also Paulus damals zu den letzten Aposteln zählte, brauchen wir für unsere Zeit keine Überlegungen mehr anzustellen. Es sei denn, daß jemand den Nachweis erbringt, zirka 2000 Jahre alt zu sein!

Wie aber verhält es sich mit den Propheten? Wie wir aus den vorangegangenen Auslegungen des Artikels entnehmen konnten, war der Prophet — DER MITTLER —. Sicherlich war auch der Priester im AT ein Mittler. Der Unterschied jedoch war, daß der Priester in Verbindung mit dem Opfer zu Gott Mittlerrolle übernahm, um Vergebung und Annehmung zu erlangen. Umgekehrt ist es beim Propheten; er ist Mittler von Gott zu den Menschen. Und dieser Vorgang entspricht auch

der Weissagung: die Gedanken Gottes zu uns zu bringen. Allein in der Person Jesu finden wir jedoch die beiden Wirkungen in Vollkommenheit: von Gott und zu Gott vereinigt.

Nach Lukas 16, 16 waren also die Propheten die Mittler des Wortes Gottes zu den Menschen des AT. Die Propheten des NT waren die Mittler des Wortes Gottes „zur Schrift" für die Menschen. Und weil dieses Schriftwort „vollendet" ist (Kol. 1, 25), besitzen wir genau in diesem Wort: das Reden des Sohnes! Würde es heute noch Propheten geben, hätte sich der Heilige Geist schwer geirrt und das Wort wäre gar nicht „vollendet"I Aus dem gleichen Grunde wird über die „mancherlei Weise" in Hebräer 1, 1 der Rede Gottes in den Propheten (die mancherlei Weise ist die Prophetenrede des AT und des NT), hat er am Ende dieser Tage zu uns (durch sein Schriftwort) geredet im Sohne. Das Reden des Sohnes erfolgt heute durch das Wort, während der Heilige Geist darin leitet.

Nie darf es zu Verwechslungen zwischen Gaben und Diensten kommen. Obgleich es heute keine Apostel und Propheten mehr gibt, mag es noch mancherlei Aposteldienste geben. Nicht umsonst unterscheidet das NT Ämter von Diensten. Obgleich es heute keine Propheten mehr gibt, mag es auch heute noch prophetische Gaben der Auslegung hierfür geben. Was, in aller Welt, wollte denn heute noch in unserer Mitte der Prophet? Würde ein solcher „reden", könnte das Reden im Sohne nicht sein! Nachdem also das NT in der uns überlieferten Form vorlag, war es auch „vollendet", und mit der Vollendung ist es abgeschlossen! Der neu-testamentliche Prophet ist gleich dem Apostel, jedoch mit der Grundlage des Geistlichen-Hauses benannt und hat heute von Gott her keinerlei Platz in der Gemeinde. Sobald heute in Gemeinden oder auch solo, gewisse Propheten in Erscheinung treten, stehen ausnahmslos andere Mächte dahinter. Wir blicken darum in den Brief des

Paulus an die Epheser, Kapitel 4, 11 und lesen: „Und er hat die einen gegeben als Apostel, und andere als Propheten, und andere als Evangelisten, und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen." Zuerst finden wir bei den 5 wichtigen Tätigkeiten, welche der Gemeinde geschenkt sind, wiederum: 1. Apostel, 2. Propheten. Da beide nur inderGrün-dungszeit der Gemeinde notwendig waren, finden wir diese (von Gott her) später nicht mehr. Was wir jedoch heute noch besitzen sind: Evangelisten, Lehrer, Hirten, diese drei! Und genau jene drei — finden wir in 1. Korinther 13, 13 wieder: Glauben, Hoffnung, Liebe.

Durch die Tätigkeit des Evangelisten vermehrt sich der Glauben. Durch die Tätigkeit des Lehrers gibt Gott die Hoffnung, auch die der Wiederkunft. Durch die Tätigkeit des Hirten (Hirtenliebe) schenkt der Herr die Liebe. Weshalb redet die Schrift in Kapitel 13 von jenen drei als von den „Bleibenden" (bleiben)? In der Differenzierung zum 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes, wo abgesehen von den Diensten, von den „nicht bleibenden" Gaben gesprochen ist, werden die drei, welche „bleiben" (über die ganze Gemeindezeit) unterschieden und auch erwähnt. Lediglich „die Größte", die Liebe, wird dann ewigkeitsverbunden gebracht. Der Prophet des NT war also von Gott her nur für die Gründungszeit der Gemeinde eingesetzt. Der Herr gab die Zukunft-betreffenden-Gedanken — und das war insbesondere die Grundlage des Evangeliums in Offenbarungen und Aussprüchen der Propheten. Die Gemeinde-betreffenden-Ordnungen standen zeitlich für zirka 2000 Jahre vor ihnen und waren damit prophetisches Wort. Paulus, der nie als Prophet bezeichnet wird, offenbart das Geheimnis der Gemeinde in einmaliger Art. Johannes, der nie als Prophet bezeichnet wurde, bringt die gewaltige Offenbarung Jesu Christi. Alles neutesta-mentliche Prophezeihen waren Weissagungen an die örtlichen Gemeinden und wurden zu Gottes Wort erhoben.

Gott benutzte den NT-Propheten als Mittler zum Schriftwort; das aber kann heute nicht mehr sein.

Was ist nach der Schrift Weissagen und welche Unterscheidungen liegen vor?

Wie bereits ausgeführt, liegt in der Zeit des AT zwischen Prophйtie und Weissagung kein Unterschied. Wesentlich anders jedoch verläuft die Weissagung in der Zeit des NT. Hier unterscheiden wir die Prophйtie und Weissagung des NT-Apostels gemäß 1. Korinther 12, 1—11, wo nur die bestimmten Personen (Propheten) über zukünftige, von Gott gegebene Aussprüche reden durften. Diese Aussprüche fanden ihr gottgewolltes Ende in der Offenbarung des Johannes. Seither besitzen wir weder Propheten noch im strengen Sinne die Weissagung von Gott gegeben. In der Urgemeindezeit waren nur einzelne solcher Propheten in Weissagung. Völlig anders jedoch ist die erweiterte Form der Weissagung in 1. Korinther 14, 1 und 24 und 39. Immer wieder wird betont, daß in dieser erweiterten Form „alle" weissagen! Die hier genannte Weissagung beruht auf bereits erfolgte und gegebene Weissagung durch die Propheten. Wenn wir also heute sagen: „Jesus, der Herr, kommt wieder", so ist dieser Satz eine Aussage der erweiterten Form der Weissagung. Die Quelle, welcher die Mitteilung entnommen ist, finden wir in der Heiligen Schrift (1. Thes-salonicher 4, 16).

In der Urgemeindezeit, als das Wort noch nicht vorhanden war, konnte man sich bezüglich jener Äußerung auf die Rede der Propheten beziehen. Zwei oder drei Propheten sollten reden, die „anderen" (das waren ebenfalls Propheten) sollten urteilen (1. Kor. 14, Vers 29). Das Prophetenwort sollte dennoch von Propheten geprüft werden, nicht aber von Evangelisten oder Hirten.

Die Weissagung in der Gemeinde nach 1. Korinther 14 war so umfassend, daß

sogar die Schwestern eingeschlossen waren, nur sollten sie sich dann „bedecken" (1. Kor. 11, 5). Diese Weissagung, welche sich vom Wort ableitet, sollte zur Auferbauung der Gemeinde, aber auch zur Überführung der Ungläubigen dienen (1. Kor. 14, 24).

Zusammenfassung:

Im AT war Prophйtie gleich Weissagung. Propheten empfingen die Kunde von Gott und gaben diese an die Israeliten weiter. Im NT war Prophйtie gleich Weissagung, inwieweit Propheten die Kunde von Gott vernahmen. Dann gaben diese

die Mitteilungen an die Gläubigen weiter. Der Heilige Geist jedoch nahm die Mitteilungen als Wort des NT auf, denn der Heilige Geist hatte die Worte der Weissagung ja auch erst gegeben (2. Petr. 1, 20—21).

Die „erweiterte Weissagung" nach 1. Korinther 14, welche an allen gefunden werden sollte, entnahmen jene:

a) In der Urgemeinde aus den geredeten Prophetenworten, welche die neutestamentlichen Propheten redeten.

b) Seit der Zeit, in welcher das Wort des NT vorhanden war — bis heutigen Tages — aus der Schrift.

W. B.

7

Jene, die der Herr nicht kennt

Matthäus 7, 22—23

Wie groß der Schaden und der Verlust durch Unwissenheit über das Wort in Wirklichkeit auch sein mag, die Ewigkeit wird es offenbaren, überall dort, wo die Lehre der Schrift nicht erkannt ist, folgt das Nachreden der Meinungen von Menschen, oder aber Unterwerfung unter die eigenen Gedanken. Die Frucht aus solchem Fleischeswerk hört man nur zu oft aus dem Munde der Gläubigen: „Übeltäter nennt der Herr jene, die weissagen, Dämonen austreiben und Wunderwerke tun‘!" Diese Auslegung stimmt gar nicht, denn der Herr wiederholt bei der Mitteilung lediglich die Worte der Leute jener Tage

und spricht, daß „diese" (nicht der

Herr) sagen: ….. haben wir nicht in

deinem Namen . . .?" Der Herr Jesus bestätigt keineswegs diese Behauptung, sondern sagt doch nur, daß die Übeltäter solches sagen. Ja, sie sagen es von sich aus, aber der Herr bestätigt die Aussage nicht. Vielmehr spricht der Herr, daß ER sie gar nicht kenne. Demnach haben sie auch nicht in Seinem Namen geweissagt, Dämonen ausgetrieben und Wunderwerke getan!

Was aber ist die Veranlassung dafür, dem Herrn Jesus die Handlungen ihrer Tätigkeiten vorzustellen? In Vers 21 wird gezeigt, daß beileibe

nicht jeder, der HERR — HERR sagt, in das Himmelreich eingehen wird. Das Eingehen in das Reich hing also nicht mit einem „Bekenntnis" (auch nicht mit einem Glaubensbekenntnis) zusammen, sondern mit dem Tun des Willens unseres himmlischen Vaters. Das Reich der Himmel ist ein Zeitabschnitt vom Dienst Jesu im Fleische auf Erden bis zur Herrschaft als Messias über die Zeit des Tausendjährigen Friedensreiches. Dieses Reich ist geistlich, denn wer in dieses geistliche Reich eindringt, wird errettet sein, da es die Gesamtheit des Evangeliums umschließt, und zwar vom „Evangelium des Reiches" und dessen Verkündigung zuerst (Mark. 1, 15), über die Zeit des „Evangeliums derGnade" (Apg.20,24), und wiederum der Verkündigung des „Evangeliums des Reiches" (Matth. 24, Vers 14) in der Gerichtszeit, bis ins Reich der tausend Friedensjahre (Offenbarung 14, 6).

Ganz offensichtlich sind "jene", welche in die Rettung eingehen, doch nur die, mit denen wiederum die Ausübung des Vaterwillens verbunden ist; während von denen, die Herr, Herr sagen, nicht jeder gerettet sein wird. Auf welchen Zeitabschnitt, möchten wir fragen, bezieht sich die Wortaussage? Ganz gewiß wird die Erfüllung in verschiedenen Zeitepochen anwendbar sein. Insbesondere ist jedoch die primäre Seite in der Gnadenzeit dargestellt.

Eine Beziehung zur Gerichtszeit der 70. Jahrwoche ist deshalb kaum denkbar, weil die Mitteilung dies nicht recht zuläßt. Das Wort des Apostels Paulus in Römer 10, 13 besagt eben, daß: „jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden." Wichtig ist zu wissen, daß der Römerbrief von Kapitel 9 bis 11 eine Einfügung für Israel darstellt. Der Apostel bezieht sich auf den Propheten Joel in Kapitel 2, 32, wonach wiederum „jeder", der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden. Die Anrufung des Namens Jesu wird in der Gerichtszeit Rettung zur Folge haben. (Beachten wir hier noch einmal „jeder".)

Was aber sagt der Herr in Matthäus 7, Vers 21: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr." Daher ist die Erfüllung dieser Aussage in erster Linie auf die Gnadenzeit, also auf heute, bezogen. Wer aber sind diese Leute (Nicht jeder . . . Vers 21), die nach Vers 22 mit „Viele" bezeichnet werden? Es sind religiöse Menschen, die von sich aus sagen, geweissagt, Dämonen ausgetrieben und Wunderwerke getan zu haben. Der Herr aber sagt, daß Er sie niemals gekannt habe. Zur Zeit des Herrn auf Erden konnten dieses Wort viele noch nicht erfüllen, denn hier wird von „jenem Tage" geredet, was in der prophetischen Schau immer ein fernes, zukünftiges Geschehen ist. Dies wiederum besagt, daß in kommenden Zeiten (jenem Tage) Menschen leben werden, die Christus als den Herrn erkennen. Ihre Erkenntnis reicht jedoch nicht zur Rettung, weil sie ihren eigenen und nicht den Willen des himmlischen Vaters getan haben. Sie ließen sich vom Vater nicht zum Sohne ziehen (Joh. 6, 44). Obgleich diese Leute nicht wiedergeboren waren, hielten sie sich in Ermangelung der Übereinstimmung mit dem Vaterwillen an das Mitteilungswort des NT. Ja, noch mehr, sie taten alles in dem Namen Jesu! Sie taten es, ohne selbst Lebensverbindung zu Jesus zu haben. Es sind törichte Jungfrauen, die den Geist nicht haben.

Gleichzeitig führt uns die Schrift in die Zeit des Abfalls heutiger Tage, was wir unter „jenem Tage" verstehen. Es ist die Zeit der Verführung, von welcher der Herr in Matthäus 24, 4 spricht und deren Höchstmaß dann in der Gerichtszeit erreicht sein wird. Aus der Schriftmitteilung kann nicht abgesehen werden, ob das Reden von Gottesworten (weissagen), das Austreiben von Teufeln (Jak. 4, 7), oder die Handlungen von Wunderwerken wirklich — im Namen Jesu — geschahen. Der Herr stellt lediglich fest, daß sie Übeltäter sind und den Vaterwillen nicht taten. Aber auch dann, wenn die Dinge getan worden wären, könnten solche nicht retten.

Wie gefährlich ist es, mit dem Worte Gottes umzugehen, ohne selbst wiedergeboren zu sein. Besehen wir heute unser christliches Abendland, so finden wir nach Vers 22 „viele", die nach

Vers 23 Übeltäter geheißen werden, und der treue Herr kennt sie darum nicht, weil sie nicht den Willen Gottes des Vaters tun, um errettet zu werden. „Bist du schon wiedergeboren?"

W. B.

8

Gesetz und Freiheit

Kolosser 2, 20

Das Wort in Kolosser 2, 20 hat Paulus auch unserer Ermahnung wegen geschrieben. Wie schwer fällt es jedoch unserem Fleische, uns vom Wort her ermahnen zu lassen. Dem alten sündlichen Menschen im Fleische hatte Gott Zaun und Zügel durch das Gesetz angelegt. Das Gesetz sollte den Menschen im Fleische von seiner Sündhaftigkeit und Verlorenheit überführen (Römer 3, 20). Darum wird es auch Gesetz des Todes genannt (Römer 8, 2), weil im Gesetz keine Rettung ist. Daher hat Gott das Gesetz nur Menschen gegeben, die nicht errettet waren. Das sagt auch die Schrift durch den Apostel Paulus in 1. Timotheus 1, Vers 9—10: „Indem er dies weiß, daß für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Zügellose und Ungöttliche, Vaterschläger und Mutterschläger, Menschenmörder, Hurer, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige, und wenn etwas anderes der gesunden Lehre zuwider ist, nach dem Evangelium."

Heute, in der Zeit der Gnade, haben

wir daher nichts mehr mit dem Gesetz und dessen Geboten zu tun, weil Christus uns losgekauft hat vom Fluch des Gesetzes (Gal. 3, 13a). Kinder Gottes sind bereits losgekauft vom Gesetz und deshalb errettet. Wer also heute noch gesetzliche Dinge tut, oder solche von anderen fordert, steht unter dem Fluch und will auf andere Fluch bringen.

Wenn also oben gesagt wurde, daß die Alttestamentler noch nicht errettet waren, stimmt das durchaus. Denn die Vergebung jener beruhte auf Tierblut und wirkte darum nur auf Zeit. Niemals schafft nach der Lehre des Wortes Tierblut Beziehungen zur Ewigkeit. Das Gericht blieb lediglich an jenen auf Zeit beiseitegestellt, bis ein besseres, ewigkeitsverbundenes Opfer gefunden war, und das war das Opferlamm Christi! Wer also unter der Vergebung von Tierblut stand (Gesetzeszeit), hatte am Kreuz von Golgatha auch Vergebung erhalten und war damit errettet in der Beziehung zur Ewigkeit. In Hebräer 12, 23 werden jene Glaubenden des AT: Geister der voll-

endeten Gerechten geheißen. Ihre Vollendung bezieht sich auf das Opferblut Jesu, worin sie vor Golgatha unvollendet waren.

Viele Gläubige halten sich an den alt-testamentlichen Gesetzesgeboten fest, ohne zu wissen, daß dies Fluch ist! Auch Gesetzlichkeiten, die nicht zum Gesetz gehörten, sind Fluch. Es muß für unseren geliebten Herrn ein Herzensbetrübnis sein, Kinder Gottes mit Gesetzlichkeiten verbunden zu wissen. Denn zur Freiheit (von Gesetzlichkeiten) hat Christus uns freigemacht (Ga-later 5, 1). Wer Gesetzlichkeiten liebt, oder sie von anderen fordert, vergreift sich am Herrn selbst, wie auch am Wort, und damit an der uns gegebenen Freiheit der Kinder Gottes. Gesetzlichkeiten waren der Zuchtmeister auf Christus hin, damit wir nunmehr durch Glauben gerechtfertigt würden (Gal. 3, Vers 24). Heute sind wir nicht mehr unter diesem gesetzlichen Zuchtmeister (Gal. 3, 25), weil wir Söhne Gottes geworden sind (Gal. 3, 26). Darum, wer heute unter den Gläubigen Gesetzlichkeiten bei sich oder anderen vertritt, verleugnet die Sohnschaft Gottes an den Kindern des Lichtes, wütet gegen Christus, den Herrn, und liebt und bewegt den Fluch!

Wie wichtig auch das Wort der Ermahnung nach Hebräer 13, 22 in einer Gemeinde sein mag, jedoch Ermahnung, dem anderen aus einem gesetzlichen Herzen verabreicht, ist immer Fluch. Wieviel Wunden sind doch schon geschlagen worden auf dem Boden der verfluchten Gesetzlichkeit. Je mehr wir in der Liebe Christi arbeiten und uns von ihr durchdringen lassen, desto weniger wird die Todesmacht des Gesetzes an uns gesehen. Wer Jesus liebt, haßt jedwede Regung zur Gesetzlichkeit in der Zeit der Gnade. Und wer IHN liebt, wird sein Wort halten; dies aber ist kein Gebot des Gesetzes, weshalb der Herr auch sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet." Damit ist das Gebot des Gesetzes abgelöst durch das Gebot der Liebe. Das Gesetz des Todes hat in Christo ein Ende gefunden, das Gesetz

des Lebens aber gründet sich auf dem Boden des Gebotes der Liebe.

Die Anwendung gesetzlicher Weisungen im AT hatte nur dann Anerkenntnis, wenn alle Gebote gehalten wurden. Wer nicht alle Gebote hielt, war verflucht! So schreibt auch Paulus an die Galater in Kapitel 3, 10b: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!" Die Lehre der Schrift unterweist uns, daß es vor Gott Fluch ist, wenn im AT ein Gebot nicht gehalten wird, und daß es vor Gott Fluch ist, wenn im NT ein Gebot des AT gehalten wird‘! So hat doch unser Herr das Gesetz „erfüllt", wie die Schrift sagt.

Die große Lüge Satans an den Gläubigen in der Gnadenzeit läßt sonderbare Früchte ausreifen. Insbesondere sei an dieser Stelle auf die Sektenlehre der Adventisten hingewiesen, die Gesetz und Gnade nicht unterscheiden können. Obgleich bekannt ist, daß sich viele Kinder Gottes unter ihnen bewegen, ist die Lehrrichtung doch völlig verderblich, und zwar ihrer Gesetzlichkeiten wegen.

Kurze Themenauslegung des Wortes von Kolosser 2, 20—23

Neutestamentlich sind wir nur dann errettet, wenn wir gleichzeitig mit Christus gestorben sind (Vers 20). Ein Toter hat keine Regungen mehr für das, was im alten Wesen ist. Unser Sterben mit Christo gilt den Elementen der Welt. Die Welt unterhält ihre Beziehungen doch zum Leibe des Fleisches. Und weil das Gesetz den Menschen im Fleische betraf, kann einer, der in der Gleichheit des Todes mit Christo gestorben ist, sich auch nicht mehr den Satzungen unterstellen (das ist die Gesetzlichkeit), welche doch nur den alten Menschen betreffen. Gesetzliche Menschen unterstellen sich dem Gang der Materie und widerstehen damit dem Gesetz des Geistes. „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht!" (Vers 21.) Dies waren Dinge, welche das Gesetz

betrafen, denn die allgemeine Benutzung der materiellen Gegenstände läßt diese zerstört werden (Vers 22). Dies heißt mit anderen Worten, wer solche Grundsätze in der Zeit des NT noch vertritt, lehrt Menschengebote. Gesetzeslehren haben auch heute noch einen Schein von Weisheit (ähnlich dem Schein von Heiligkeit, der die Scheinheiligkeit selbst ist). Dennoch wertet Gott solches als eigenwilligen Gottesdienst, obgleich jene Lehrvertreter eine Demut an den Tag legen, in der ihr eigener Leib nicht verschont wird. Selbst dann, wenn die eigene Ehre nicht vordergründig liegt, dient dies zur Befriedigung des Fleisches (Vers 23).

Welche Beziehung hat das Gesetz zu uns in der Gemeindezeit?

Wir haben mit dem Gesetz überhaupt nichts zu tun, denn es war Israel gegeben und ist wesenhafter Bestandteil des Ersten Bundes, wie auch des Dienstes Gottes im Fleische. Dennoch können wir keineswegs sagen, das Gesetz sei ungültig, denn der Herr war ja gar nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen. Danach ist die Gesetzmäßigkeit des Gesetzes erloschen, da es durch Christus „erfüllt" ist. Gleichzeitig aber ist die Anordnung des Gesetzes „übriges Wort Gottes" geworden. Das heißt, wir haben es beim Gesetz mit Schriftmitteilung zu tun, wie das übrige Gotteswort ja auch ohne Gesetzeskraft uns hinterlassen ist! Daß wir Vater und Mutter ehren sollen, gilt auch heute noch. Wer von uns wollte das verneinen? Allerdings hat dieses Wort keine Gesetzeskraft mehr, sondern unterliegt dem Mitteilungscharakter des übrigen Wortes. Daß wir nicht begehren sollen des Nächsten Weib, Vieh, oder alles was sein ist, gilt auch heute noch, aber nicht nach dem Gesetz, sondern nach dem Wort. Nun könnte jemand sagen, in 5. Mose 22, 11 steht geschrieben, daß ein Kleid nicht aus „Wolle und Leinen" bestehen soll! Hierzu müssen wir allerdings bemerken, daß dies keine Bedeutung mehr für unsere Zeit hat.

Jetzt kommt die Frage, wieso gelten die vorgenannten Weisungen noch, die Sache mit zweierlei Stoff jedoch nicht mehr? Die Erklärung hierzu ist: alles, was dem Geist des NT entspricht, gilt auch heute, ungesetzlich; und alles, was der Lehre und dem Geist des NT nicht entspricht, gilt nicht mehr.

Die Lösung des Problems vorerwähnter Fragen in der Unterscheidung gültiger und ungültiger gesetzlicher Mitteilungen verläuft: „Das ganze Wort Gottes — Altes und Neues Testament — ist für uns geschrieben, nicht aber betreffen uns alle Mitteilungen der Schrift!"

Kann heute noch eine Gültigkeit der Gesetzesweisung von 5. Mose 22, 5 abgeleitet werden? — „NEIN!"

Die Weisung, daß auf eine Frau keinerlei „Mannszeug" kommen sollte, wie auch keine Frauenkleidung von Männern zu tragen sei, hat von dieser Schriftstelle abgeleitet überhaupt kein Anwendungsrecht. Alttestamentlich ist das Gesetz beendet, und das NT kennt keine ähnlichen Weisungen. Das, was damals in der Gesetzeszeit Greuel war, ist auch heute meist Greuel, wenn solches von anderen gesetzlich gefordert wird, nachdem Christus uns doch zur Freiheit berufen hat. Wieviel Sündenschuld lastet auf Herz und Gewissen vieler Kinder Gottes deshalb, weil Gesetzlichkeiten von anderen erwartet wurden. Das neue Gebot der Liebe Jesu interessiert jene gar nicht, wenn es gilt, mit Gesetzlichkeiten andere Herzen tief zu verwunden. Ja, sie meinen, selbst Gott einen Gefallen mit diesen Greuelsünden zu erweisen. Dabei müssen solche schriftunkundige Gläubige von Glaubensschwachen noch getragen werden!

Insbesondere bezieht sich das Thema auf das Tragen von Hosen der Frauen.

Weil wir nicht mehr unter dem Gesetz, vielmehr aber unter der Gnade Gottes stehen, haben wir auch mit 5. Mose 22, Vers 5 nichts mehr zu tun!

Die gläubigen Frauen in Amerika tragen überwiegend Hosenanzüge. Niemand möchte sagen, daß die europäischen Frauen etwa geistlicher wären. Warum tragen die Frauen in Amerika Hosen selbst zum gemeindlichen Zusammenkommen? Ganz einfach:

1. Weil das Gesetz des AT nicht mehr gilt.

2. Weil das NT auch nicht annähernd solche Weisungen kennt.

Was aber ist, wenn in Gemeinden derartige Forderungen gegenüber anderen Gläubigen erhoben werden? Dann will man eben das AT wieder aufrichten, wozu aber Gott nicht ja sagt. Was aber ist, wenn in liebender Art die Schwestern von der Lehre her unterwiesen werden, die Hosentragerei zu unterlassen? Dann kann es sein, daß Gott dazu ja sagt.

Gibt es denn überhaupt von der Schrift her Gründe, sich gegen das Hosentragen der Frauen zu stellen?

Wir müssen hier ganz deutlich „ja" sagen. Die Begründung kann jedoch nie im AT zu finden sein‘! Und weil im NT ein Satz dieses Verbotes nicht zu lesen ist, darf die nachfolgende Schilderung gelten.

Eine wohl allen bekannte Tatsache ist die Herkunft der Mode. Sie ist die aus der Eitelkeit heraus geborene Substanz der Welt. Und wer der Mode Opfer geworden ist, lebt in geistlicher Dystrophie und ist in dieser Frage auch der Welt gleichgeworden. Kinder Gottes, die darin gebunden sind, befinden sich ebenso in einem fruchtlosen Zustand zum Herrn. Darum warnt der Apostel in Römer 12, 2:…..seid nicht gleichförmig dieser Welt." Sobald die Gläubigen sich nicht mehr von der Welt unterscheiden, sind sie ihr auch gleichgeworden. Wie sehr betrüblich das für den Herrn sein mag, so beweist der „moderne Christ", der solche Mahnungen nicht mehr hören kann, doch nur, wie weit er in Wirklichkeit von Christus entfernt ist.

Das AT-Schattenbild von 5. Mose 22,11 belehrt uns im Verbot während der Gesetzeszeit, nicht Wolle und Leinen an einem Kleide zu tragen. Der geistliche Sinn für unsere Zeit liegt darin, daß wir im Kleide (welches den Körper umgibt) bekanntlich den Wandel eines Gläubigen zu sehen haben. UnserWan-del soll also nicht in zwei Richtungen (Wolle und Leinen) gefunden werden, weil ja auch niemand zwei Herren zugleich dienen kann! Gleichförmigkeit der Welt und Jesus-Nachfolge sind Bemühungen, die, zugleich vollzogen, nicht unter Gottes Segen stehen können.

Kinder Gottes sollten sich so kleiden, daß sie weder nach der modernen, noch nach der altmodischen Seite hin auffallen, denn auffallen zu wollen ist doch auch Sünde, welcher Dinge wegen der Herr am Kreuz starb. Eine ganz andere Seite darf an dieser Stelle angesprochen werden, mit der sich auch Paulus in Römer 1, 24—28 beschäftigt. Ohne Zweifel kommt die Idee von Satan, daß der Mann im Äußeren vom Weibe nicht mehr zu unterscheiden ist. Wie der Feind die Lehre der Vermischung durch BMeam zu verwirklichen suchte (Israel und die Moabiter, 4. Mose 22,3—5), finden sich die Warnungen an die Gemeinde zu Pergamus in Offenbarung 2, Vers 14: …..welche die Lehre Bileams festhalten . . . und Hurerei treiben." Die Hurerei ist hier geistlich zu verstehen, indem Kinder Gottes und Verlorene in einer Gemeinde Einheit darstellen wollen.

Diese Vermischungs-Sünde finden wir auch heute noch in vielen Gemeinden, ohne daß Buße getan wird! Eine solche Vermischung auf geistlichem Gebiet nimmt vielen Gläubigen den Blick, das Zeugnis und die Vollmacht. Doch nicht allein auf geistlichem, sondern auch auf materiellem und leiblichem Gebietsucht Satan eine Vermischung zwischen männlich und weiblich herbeizuführen. Geschieht dies doch, um den im Bilde Gottes geschaffenen Menschen weiter zu entstellen.

Die Vermischung auf leiblichem Gebiet:

a) Bei Männern ist dies die Homosexualität, welche den Gebundenen in Gefühl und Denkart der Frau näherkommen läßt. Die Welt bedient sich an diesen Armen der operativen Geschlechtsverwandlung. Aber neue Riesenprobleme sind die Folgen jener Entscheidungen. Oft begegnen wir Leuten mit der Meinung, solches sei Krankheit. Gottes Wort aber erklärt dies gemäß obigerRömerstelle mitGericht und bezeichnet es als „dahingegeben" von Gott. Dieses Hingegebensein in Satanshand aber ist bei Gotteskindern völlig heilbar. Die Grundlagen hierfür sind:

1. Führung eines Heiligungslebens der Betreffenden mit starkem Gebet.

2. Aufnahme durch einen Seelsorger mit entsprechender Ausrüstung.

b) Bei Frauen ist dies die lesbische Liebe, welche die Gebundenen über Jahre gefühls- und wesensverändert werden läßt. Dabei herrscht Satan in unvorstellbarer Art über die armen geplagten Seelen. Eine Befreiung ist nur unter den unter a) aufgezeigten Punkten 1. und 2. möglich.

Die Endzeittage lassen ein lawinenartiges Hereinbrechen dieses Volksgeschwürs erkennen. Die Gemeinde Jesu aber hat ein Recht der Befreiung infolge des gewaltigen Sieges Jesu am Kreuz. Eine Befreiung verläuft nur ana-

log der Mitteilung a).

Die Vermischung auf materiellem Gebiet:

Diese zeigt sich insbesondere durch den bewußten oder unbewußten Hang von Männern, sich fraulich zu bekleiden (hierzu gehört auch das lange Haar, 1. Kor. 11, 14), wie auch, daß Frauen sich männlich bekleiden, wobei die Hosenbekleidung der Frauen geradezu der Entartung Vorschub leistet (hierzu gehört auch das kurze Haar, 1. Kor. 11,6).

Der Urheber dieser Unordnungen ist der Durcheinanderwerfer (Diabolos). Es kommt jetzt lediglich darauf an, ob wir den Herrn Jesus so lieb haben, daß wir der sodomitischen, gerichtsreifen Welt nicht auch noch durch Unwissenheit und Ungehorsam Vorschub leisten.

Wenn wir mit Christo den Elementen der Welt wirklich gestorben sind, unterwerfen wir uns dann noch Satzungen, hinter welchen der Fürst dieser Welt steht?

Mit Gesetzlichkeiten (sprich Sünden) haben wir kein Recht, andere zu beherrschen oder anzukeifen. Das Gebot unseres Herrn weist uns den Weg. Du sollst „Vorbild" den Gläubigen sein, damit ihr Wandel freiwillig geschehe — wodurch allein Gott Ehre empfängt. FLIEHET DEN GÖTZENDIENST!

W. B.

9

Blutschuld bei Kindern Gottes?

Hesekiel 3, 18

Vielen wahrhaft Gläubigen bedeutet obige Schriftstelle eine göttliche Warnung, der man sich verantwortlich nicht entziehen kann. Andere wiederum vermögen leichtfüßig darüber hinwegzu-gleiten mit der Annahme, daß dieses Bibelwort sie nicht betreffe. Erstere machen teilweise unter Selbstanklage geistliche Tiefstände durch, letztere beurteilen die Situation lächelnd; ja, sie bemitleiden erstere wegen ihres Mangels an Worterkenntnis. Um nun aus den obenerwähnten gegensätzlichen Meinungen der Gläubigen herauszufinden und Licht zu erhalten, bedarf es einer notwendigen Untersuchung der Heiligen Schriften.

a) Zeit des Alten Testamentes:

Zunächst haben wir es in der Hesekiel 3, 18-Stelle mit einer alttestamentlichen Weisung durch den Propheten an das Volk Israel zu tun. Darin kommt zum Ausdruck, daß Gott geredet hat: die Gesetzlosen sollen gewiß sterben! Danach folgt der Auftrag an jeden Israeliten, die Todeswarnung über den Gesetzlosen auszusprechen, damit er am Leben erhalten bliebe. Vom Grundsatz her wird jeder für die eigene Ungerechtigkeit sterben müssen, wenn keine Umkehr erfolgt. Ob eine Warnung vor dem Tode ergangen ist oder auch nicht, bleibt dahingestellt. Aus der Hand des Gerechten jedoch will Gott das Blut des Gesetzlosen fordern, falls dieser die geheißene Warnung nicht ausgesprochen hat.

Welch ungeheure Verantwortung liegt auf solchen Menschen, denen es anvertraut worden ist, den Rettungsweg zu

kennen. Eine etwaige Rechtfertigung von Schuld lag also damals in der pflichtgemäßen Weitergabe des Lebensweges. Darum besagt der Inhalt des Verses 19, daß die Seele des wegweisenden Zeugen „gerettet" sein wird, wenn der Gesetzlose gewarnt worden ist. Und kehrt nach dieser Warnung der Gesetzlose von seinem bösen Weg um, so haben beide ihre Seelen gerettet (Vers 21).

Ganz gewiß liegt dem Schriftwort in Hesekiel 3, 18 die Gesetzeszeit zugrunde, denn es enthält die Ausdrucksform: DU SOLLST. Keineswegs kann eine solche Forderung: DU SOLLST einfach auf die Zeit der Gnade angewandt werden. Da gilt doch gerade die beschriebene Freiheit, allein in ‚Freiwilligkeit, göttliche Forderungen zu erfüllen. Dennoch wollen wir den Ernst der Weisung unter keinen Umständen abschwächen.

b) Zeit des Neuen Testamentes:

1. Die Schriftstelle von Hesekiel 3, 18 im Blick auf die Lehre der Prädestination im NT

Bei der Themenbehandlung wird vorausgesetzt, daß der Leser die biblische Lehre der göttlichen Zuvorbestimmung kennt. Die schriftwidrigen Sonderlehren über die Vorherwahl der Menschen von Gott müssen wir ablehnen. ‚ Nach Mitteilung des Wortes Gottes sind wir auserwählt vor Grundlegung der Welt in IHM (Eph. 1, 4). Des weiteren finden wir Mitteilungen über die Vorherbestimmung Gottes in Rom. 8, Vers 29; 1. Petr. 1, 20. Nach diesen Schriftstellen hat also vor den Zeit-

altern eine Auswahl durch Gott stattgefunden, wobei der Herr in Voraussicht jeden einzelnen Lebensweg sah. Infolge dieser Schau vermochte Gott, den einzelnen so zu sehen, ob und wie er sich Gott gegenüber und der Annahme des Heils in Christo verhalten würde. Wir dürfen dem großen Gott dafür nicht böse sein, weil ER die Eigenschaft besitzt, auch im voraus das Verhalten seiner Geschöpfe zu sehen und zu erkennen. Niemand kann jedoch sagen, er sei darum nicht errettet worden, weil Gott ihn nicht zuvorbestimmt habe. Zur Errettung des einzelnen ist von Gott her allen die freie Willensentscheidung gegeben, sich entweder für oder gegen Christus zu entscheiden. Denn, „wer da will, der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst" (Offenbarung 22, 17).

setzes zu tun. Gerade weil Gott vermag, alle Menschen voraus in ihren Handlungen zu sehen, wäre doch die Weisung in der Hesekiel-Stelle, den Gesetzlosen zu warnen, kompletter Unsinn.

Ganz gewiß liegt in obiger Gedankenfolge ein schwerwiegender Denkfehler vor. So wahr auch die Lehre der Prädestination sein mag, niemals hat Gott uns geheißen, aus der Sicht Gottes und seiner Perspektive zu entscheiden, sondern wie das Wort uns mitteilt, in der Sicht Gottes und unserer Perspektive. Die göttliche Schau der Prädestination geht uns überhaupt nichts an. Vielmehr läßt Gott uns gnadenvoll Einblick gewähren in Dinge, die allein seine Seite betreffen. Wir haben die Anweisungen der Schrift und deren Aussagen zu tun, zu welchen auch die Hesekiel-Stelle gehört. Das bedeutet, daß wir auch heute noch die Gottlosen zu warnen haben. Deswegen spricht der Herr:…..ihr werdet meine Zeugen sein" (Apg. 1, 8). Und weiterhin: „Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung" (Mark. 16, 15). — „Gehet hin — ihr werdet sein" —, sind die Zeugen des Evangeliums auch in unserer Zeit Das sind Weisungen, die nie durch die Zuvorbestimmung aufgehoben werden.

2. Die Lehre des NT im Blick auf die Schriftstelle in Hesekiel 3, 18

Nachdem wir gelesen haben, daß die Lehre der Prädestination uns keineswegs Richtschnur für die Hesekiel-Stelle ist, wollen wir nun endlich sehen, was das NT zu dieser Frage sagt. Eine ganz bedeutende Aussage des Wortes finden wir in Apostelgeschichte 20, 26: „Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tage, daß ich rein bin von dem Blute aller; denn ich habe nicht zurückgehalten."

Wenn wir den Vers 25 besehen haben, erkennen wir, wovon Paulus nicht zurückgehalten hat, nämlich das Reich Gottes zu predigen, was nichts anderes bedeutet als das Evangelium zu bezeu-

Es stellen sich nun Gläubige auf folgenden Standpunkt, indem sie sagen: „Wenn Gott seine Erwählten ohne dies zuvorbestimmt hat, so ist es doch unwichtig, ob wir, wie in Hesekiel 3, 18, den Gesetzlosen warnen oder auch nicht. Letztlich ist doch die Vorauswahl entschei-end, und wenn solche Wahl Gottes vor Zeiten getroffen worden ist, kann niemals mehr für uns, wie in Hesekiel 3, 18, Blutschuld vorliegen!"

Inwieweit diese vorliegende Auffassung uns von der Pflicht der Warnung des Gesetzlosen entbindet, bedarf einer genauen Erforschung des Wortes Gottes.

Würde also die Lehre der Prädestination „uns" von der Zeugnispflicht entbinden, so müßten wir fragen, weshalb die Zuvorbestimmung nicht auch schon die „ Alttestamentler" von der Warnungspflicht entbunden hat. OhneZwei-fel besteht der Grundsatz der Vorherbestimmung sowohl für die Gläubigen des NT, als auch für die des AT (Römer 11, 2). Denn wenn Gott voraussehen kann, wer sich in der Zeit der Gemeinde für den Herrn entscheidet, vermag ER es auch in der Zeit des Ge-

gen. Und in Vers 27 erwähnt der Apostel seine Verkündigung des ganzen Ratschlusses Gottes, wie er sagt, was wiederum das Evangelium einschließt. Würde also der Apostel den Gesetzlosen durch Zurückhaltung des Evangeliums nicht gewarnt haben, wäre das Blut derer auf ihm; so aber ist er rein, weil er es allenthalben bezeugt hat. Die für manchen Gläubigen anscheinend entlastende Prädestination erwähnt allerdings der Heidenapostel keineswegs. Wir wiederum sollten uns Gedanken darüber machen, ob Paulus zu weit gegangen sei, in dieser Weise von Blutschuld zu reden. Bereits jetzt schon können wir sagen: niemals. Damit deckt sich aber auch die Bibelstelle von He-sekiel 3, 18 mit Apostelgeschichte 20, Vers 26 weitgehend. Der Unterschied beider Stellen liegt lediglich in der Behandlung Gottes bezüglich der Haushaltungen in folgender Aussage: „Aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern!"

Während also die gerechte Forderung Gottes bei Schuld des Gläubigen im AT die Seele verwirkte (Hes. 3, 18), behandelt die Lehre des NT die Dinge doch anders.

Zwar wird Gott auch heute Blutschuld an uns sehen, soweit wir Jesum und

den Weg der Errettung nicht bezeugen. Ebenso wird der Herr dieses Blut einmal vor dem Richterstuhl des Christus fordern (2. Kor. 5, 10), wer er auch sei! Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Aber trotz der göttlichen Forderung wird kein Kind Gottes das ewige Leben verwirken. Hingegen die Schuld des Blutes der gerechten Forderung des alleinigen Gottes bedarf. Wenn nun Paulus Wert darauf legt, von der Schuld des Blutes anderer frei zu sein, wieviel mehr sollten wir selbst achthaben, das Zeugnis zu sagen. Der Herr verlangt nicht von uns, daß wir andere bekehren, wohl aber sollen wir seine Zeugen sein (Apg. 1, 8). Unser Zeugnis gleicht dem der Prophetenzeit, den Verlorenen zu warnen, damit, wie Paulus sagt: „alle‘ ohne Entschuldigung seien (Rom. 1, 20). Diese Verantwortlichkeit, die Gottlosen zu warnen, hat der Herr heute den Gläubigen gegeben. Darin liegt auch unser Zeugnis der Welt gegenüber. Erfüllen wir den Auftrag Gottes nicht, liegt die Schuld des Blutes derer auf uns. Wenngleich diese Versäumnis-und Ungehorsamsschuld am Richterstuhl offenbar werden wird, so ist nicht einer der Erretteten, der (im Gegensatz zum AT) seine Seele einbüßte.

W. B.

10

Behauene und unbehauene Steine

2. Mose 20, 25 und 1. Könige 6, 7

Im Alten Testament finden wir anhand von materiellen Beispielen notwendige Belehrungen mit geistlicher Bedeutung für die Zeit des Neuen Testamentes. Ach, möchte der treue Herr die Augen eines jeden Gläubigen auftun, damit wir die Herrlichkeit seines Wortes erkennen, um uns daran zu erfreuen. In großer Weisheit hat der Herr die kommenden Dinge bereits ins AT vorschatten lassen, worüber wir nur staunen können.

Zu 2. Mose 20, 25: „Und wenn du mir einen Altar von Steinen machst, so sollst du ihn nicht von behauenen Steinen bauen; denn hast du deinen Meißel darüber geschwungen, so hast du ihn entweiht."

Die vorgenannte Weisung Gottes war eine Forderung für alle Zeiten an Israel, nachdem das Volk aus Ägypten herausgeführt war (Vers 2). Der Altar ist die Stelle und der Gegenstand, auf den man die Opfer legte; d. h. Altar und Opfer fanden hier Berührung miteinander. Gleich dem Opfertier, das gebracht wurde wie es von Natur gebildet und geworden war, sollte auch der Altar von Steinen gebaut sein wie sie von Natur aus geformt und geworden waren. Gott legte großen Wert auf ihre Unveränderlichkeit und Unverletztheit. Menschenhand, die ja mit Sünde verbunden ist, wirkt höchstens „entweihend". Und weil ein Opfer mit der Vergebung in Verbindung steht, kann der sündige Mensch dem lebendigen Gott keine Hilfe sein. Daher dürfen die Steine des Sühnortes (Altar) nicht mit menschlicher Hand zubereitet werden. Keinen Teil kann der Mensch zu der

göttlichen Vergebung beitragen, sonst wäre der Ruhm der Sühnung bei uns. Zur Opferung durften nur Tiere ohne Fehl dargebracht werden (2. Mose 12, Vers 5). Jeder Fehler am Opfertier war ein Weggang von der gottgeschaffenen Natur-, ein solches Tier durfte nicht gebracht werden (4. Mose 28, 11). Die Begründung für die Makellosigkeit des tierischen Opfers lag in der Bedeutung des Schattenbildes auf ein fehlerloses und vollkommenes Lamm: Jesus Christus. Deshalb spricht Petrus in 1. Petrus 1, 19:…..als eines Lammes ohne

Fehl und ohne Flecken." Auch unser Herr gab sich zum Opfer, wie er vom Lauf der Natur geschaffen war: ohne einen Fehler. Die Darstellung der fehlerlosen Tiere bedeutete die Sündlosig-keit des Opferlammes Jesu Christi. Die Weisung des Wortes in 2. Mose 20, 25 hatte also eine gesetzliche Grundlage in dem Ausdruck: „so sollst du" oder besser verständlich: „du sollst"‘!

Die Darstellung und Anwendung des Schriftwortes im Neuen Testament

In der Zeit des NT geht es vornehmlich um die Errettung von Seelen durch das Opfer unseres Herrn. Sobald die Steine (ein Bild von uns Gläubigen) mit dem Opfer in Berührung kommen, entsteht eine Gemeinschaft zwischen beiden. In der Opfergabe haben wir den Herrn Jesus am Kreuz zu sehen, denn an dieser Stelle gab ER das Leben als das Opferlamm. Wir werden nur dann errettet, wenn wir mit unseren Sünden als verlorene Sünder zu Jesus, dem geschlachteten Lamm, kommen und uns mittels des vergossenen Blutes rein-

waschen lassen. Die Bibel nennt dies Bekehrung. Nicht irgendeine äußere Handlung wie Taufe, Abendmahl, Kommunion, Konfirmation errettet den Verlorenen, sondern die Wiedergeburt, welche durch die innere Wandlung des Herzens geschieht.

Oft haben jene, die Errettung suchten, sich zuerst bemüht, Gott passender zu werden. Dabei gehen sie davon aus, daß ein „guter Mensch" vor Gott eher Annahme findet als ein „schlechter Mensch". Hier haben wir es jedoch mit rein menschlichen Gedanken zu tun, denn der Sünder (groß oder klein) hat nichts, aber auch gar nichts, womit er sich Gott angenehmer machen könne. Es ist der Wille Gottes, wenn wir zu Christus ans Kreuz kommen, so zu erscheinen, wie wir von Natur aus sind. Genau hier finden wir das alttesta-mentliche Schattenbild der „unbehauenen Steine", die sich mit dem Opfer verbinden lassen. Wird aber menschliches Werk (Werksgerechtigkeit) mit unserer Rettung verbunden, obgleich wir wissen, daß wir nur aus Gnaden gerettet werden können, „entweihen" wir den geistlichen Altar (die Opfer-stätte), noch bevor die Gemeinschaft mit dem Opfer (Christus) hergestellt ist.

Das ist ein wesentlicher Grund, daß Bekehrungen stattfinden, ohne dabei zur Wiedergeburt zu gelangen. Es ist die Produktionsstätte für „törichte Jungfrauen" (Matth. 25, 10—12), die zwar nach außen hin den Weg der Gläubigen mitgehen, selbst aber den Heiligen Geist im Bilde des Öles nicht haben.

Zu 1. Könige 6, 7: „Und das Haus wurde bei seiner Erbauung aus vollständig behauenen Steinen erbaut; und Hammer und Meißel, irgend ein eisernes Werkzeug, wurde nicht am Hause gehört, als es erbaut wurde."

Die hier erfolgte Mitteilung des Wortes Gottes führt uns in die Zeit Salomos, als der Tempel erbaut wurde. Warum sollten die Steine in 2. Mose 20, 25 „unbehauen" und hier in 1. Kö-

nige 6, 7 „behauen" sein? Der alttestamentliche Tempel Salomos war ein Schattenbild auf den kommenden Tempel des Geistes, von weichem der Herr im NT redet: „Ich werde diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, und in drei Tagen werde ich einen anderen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht ist" (Mark. 14,58). Der andere Tempel, von dem unser Herr hier gesprochen hat, ist der geistliche Tempel, das „geistliche Haus" (1. Petr. 2, 5), ein „großes Haus" (2. Timotheus 2, 20a), „Christus aber als Sohn über sein Haus" (Hebr. 3, 6), „auf daß du wissest, wie man sich verhalten (benehmen) soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit" (1. Timotheus 3, 15).

Aus diesen wenigen Stellen wird ersichtlich, in dem „nach drei Tagen aufgebauten Tempel" zugleich das geistliche Haus, welches die Gemeinde—die Herausgerufene (ecclesia) — sein Leib ist, zu erkennen. Dieser geistliche Leib des Christus besteht nur aus solchen, die errettet, also wiedergeboren sind. Nur wer von neuem geboren ist, besitzt zugleich die neue Schöpfung und damit die neue Natur in sich. „Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung" (2. Kor. 5, 17), das ist: „Christus in euch"! Besitzt nun ein gläubiger Mensch diese neue Natur (von Gott gegeben) noch nicht, so steht jener vor dem heiligen Gott noch in der „alten Natur". Darin ist er ein unbehauener, ein natürlicher Stein. Ein solcher kann aber nicht für die Verwendung im geistlichen Hause dienen. Er soll zuerst nach 2, Mose 20, 25 als natürlicher Stein mit dem Opfer verbunden werden. Die nach 1. Könige 6,7 erwähnten Steine wurden von Gott zubehauen und passend gemacht, weil wir uns selbst Gott nicht angenehm machen können. Unsere „ Passendwer-dung" geschah am Kreuz und nicht in der Gemeinde Jesu, denn dies bleibt das Geschehnis der Reinwaschung durch das Blut (1. Joh. 1, 7). Dort, wo das „vollkommene Opfer geschah",

wurden wir auch „vollständigbehauen". Das Geräusch der zu behauenden Steine wird also nicht im Hause oder der Gemeinde vorgenommen, sondern außerhalb des Lagers, wo auch unser Herr litt (Hebr. 13, 12). Damit ist das Kreuz von Golgatha der Zubereitungsort für die Steine, die an anderer Stelle der befindlichen Leibesgemeinde eingebaut werden. Weil wir durch das Opferlamm Jesu gleichsam am Kreuz ewiges Leben empfingen, nennt Petrus diese in 1. Petrus 2, 5 „lebendige Steine", welche aufgebaut werden sollen zum geistlichen Haus. Nach der Lehre der Schrift ist die örtliche Gemeinde ein schwaches Vorbild auf die herausgerufene, himmlische Gemeinde des Leibes Jesu. Darum hat uns der Herr nicht erlaubt, mit nichtwiedergeborenen Gläubigen (das sind ja tote, natürliche Steine) in örtlichen Gemeinden eine Geisteseinheit darzustellen. Zwar müssen wir die Verlorenen einladen, damit sie errettet werden, nicht aber sollen solche zugleich Glieder einer Ortsgemeinde im Sinne der Schrift sein.

Und weil auch heute jede Errettung einer Seele zugleich die Vervollständigung der Leibesgemeinde Jesu darstellt, haben wir es mit der Erbauung des geistlichen Hauses zu tun, bei der nur „vollständig behauene Steine" zur

Verwendung gelangen. Darum heißt es

in Epheser 5, 27:…..auf daß er die

Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und tadellos sei."

Kurze Zusammenfassung und Übersicht der beiden Schriftstellen

Die Stelle in 2. Mose 20, 25 zeigt die unbehauenen Steine (das sind natürliche Menschen, die den Geist nicht haben, Judas 19), daß solche zum Opfer am Kreuz kommen müssen, damit sie dort „passend", d. h. zu behauenen und lebendigen Steinen gemacht werden. Selbstverbesserung und Selbsterlösung finden keinen Raum im Opfer Jesu, darum müssen wir zu Christus kommen, die wir von Natur aus völlig verloren sind.

In 1. Könige 6, 7 finden wir das Pas-send-gemacht-sein als behauene Steine für den Tempel, das Haus Gottes. Dort können keine natürlichen Menschen Aufnahme finden, sondern nur solche, die in der Zeit der Gnade eine Begegnung mit Jesus am Kreuze hatten. Dann werden auch wir aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geiste (Eph. 2, Vers 22). Glückliche Menschen, die dazu gehören! W. B.

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Unterschied von Geist Gottes und Heiligem Geist

Es bedarf wohl einer gründlichen Erforschung der Heiligen Schrift, um Licht vom Herrn und seinem Wort zu erhalten. Niemals liegen wir richtig, wenn wir vom Intellekt her versuchen, die Bibel auszulegen.

Ohne Zweifel haben wir es mit einem Geheimnis Gottes zu tun, wenn der Geist des Herrn in sündlichen, sterblichen Menschen Wohnung bezieht. Welch eine Herablassung Gottes liegt doch in dieser Form der Gemeinschaft, Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Gottesgemeinschaft mit Sündern im AT oder im NT handelt. Dennoch sind aber die Wirkungen der Gemeinschaft mit Gott in den Zeitepochen nicht gleich. Aus diesem Grunde wollen wir das Wirken des Geistes im Menschen zwischen Gesetzeszeit, Gnadenzeit und Friedensreich vergleichen.

a) In der Zeit des Gesetzes:

Nach dem Willen Gottes empfingen einige wenige Könige, Propheten und Führer des Volkes Israel den Geist Gottes. Ebenso wie im NT finden wir auch im AT Unterschiede in den Geisteswirkungen (1. Kor. 12). Dort werden in besonderer Weise die mancherlei Arten der Gaben herausgestellt, dann jedoch betont: „aber derselbe Geist" (Vers 4).

In ähnlicher Weise gab Gott auch im AT die notwendigen Verschiedenheiten seines Gottesgeistes. Niemals gibt der Herr seinen Geist dazu, damit wir uns selbst dienen können, wohl aber empfangen wir solche Gaben, damit das Werk Gottes und seine Heilsgeschichte vollzogen werde.

In 2. Mose 31 beruft Jehova Bezaleel (Vers 2) und erfüllt ihn mit dem Geiste Gottes (Vers 3), um Künstlerisches zu „ersinnen" (Vers 4). In Richter 6 versammeln sich ganz Mi-dian und Amalek wie auch die Söhne des Ostens im Tale Jisreel (Vers 33). Um die großen feindlichen Heeresmassen zu schlagen, läßt Gott den Geist Jehovas über Gideon kommen (34). In Richter 14 geriet der Geist Jehovas über Simson, um große Dinge zu tun (Vers 6, 19; Kapitel 15, 14). Bezeichnend ist hier, daß der Geist immer wieder über ihn kommen mußte, um diese Taten zu vollbringen. In 1. Samuel 10, 6 wird der Geist Gottes angekündigt, daß er über Saul kommen sollte, und in Vers 10—11 heißt es, daß Saul weissagte. In Kapitel 11,6 kam der Geist Gottes erneut auf ihn, wodurch Saul in Zorn gerät. Mit dieser Kraftausrüstung schlägt er seine Feinde vollständig.

In 1. Samuel 16, 13 nimmt Samuel das Salbhorn und gießt das öl auf das

Haupt von David:…..und der Geist

Jehovas geriet über David von selbigem Tage an." In der Ausrüstung dieses Geistes vermochte David für das Königtum zubereitet zu werden, um danach große Glaubenstaten zu tun. Noch eine ganze Anzahl von Männern im AT ließen sich aufzählen, die laut Mitteilung der Schrift in den Besitz des „Geistes Gottes" kamen.

Besonderes Merkmal:

Der Geist Gottes kam über die einzelnen Gläubigen des AT zu bestimmten Zeitpunkten ihres Lebens, wobei die-

ses Geschehnis nicht in direkten Zusammenhang mit ihrer Errettung gebracht werden kann. Das Kommen des Geistes Gottes stand also nicht mit ihrer Rettung in Verbindung, sondern befähigte die einzelnen zu gotterfüllten Handlungen in verschiedener Weise. Gläubige, über die in der Zeit des AT der Geist Gottes nicht kam, waren genauso gerettet wie jene. Die Grundlage der damaligen Errettung war das „Werk" des Gesetzes, hingegen das Erfülltsein mit dem Geist Gottes mehr die Befähigung zum Dienst. Darum war das Kommen dieses Geistes nur ein Geschehnis auf Zeit. Oft geriet der Geist unmittelbar vor einer Glaubenstat über die einzelnen, was sich im Laufe der Jahre jeweils wiederholte. Auch konnte der gottgegebene Geist bei Ungehorsam gegen den Herrn einen Alttestamentler wieder verlassen. So lesen wir zum Beispiel in 1. Samuel 16, 14a: „Aber der Geist Jehovas wich von Saul." Die Folge davon war, daß Gott dem König Saul nicht mehr antwortete. 1. Sam. 28, 6: „Und Saul befragte Jehova; aber Jehova antwortete ihm nicht, weder durch Träume, noch durch die Urim, noch durch die Propheten." Die Gabe des Geistes Gottes wurde also im AT Menschen gegeben, die dem Gott Abrahams „im Fleische" dienten. Genau wie unser Fleisch vergänglich ist, gab Gott damals seinen Geist nur auf Zeit.

b) In der Zeit der Gemeinde:

Nach dem Willen Gottes empfangen alle Erretteten den Heiligen Geist. Wer in heutigerZeit den Heiligen Geist nicht besitzt, ist auch nicht errettet. Die Innewohnung des Heiligen Geistes gündet sich auf eine „Geburt". Um in das verheißene Reich einzugehen, stellt der Herr in Johannes 3, 5 klar: hur eine Geburt aus Wasser (das ist das Wort) und Geist (das ist der Heilige Geist) kann dieses ermöglichen. Der hier genannten Geburt, welche eine Geistgeburt ist, geht eine Zeugung voraus

(1. Petr. 1, 23). Wenn hier Petrus das Wort „wiedergezeugt" gebraucht, so setzt die Schrift die Leibes- oder Fleischeszeugung voraus. Einer solchen Geistzeugung folgt dann die Geistgeburt (Tit. 3, 5), wie auch der fleischleiblichen Geburt die „Wiedergeburt" folgt, die nach dem Geiste ist. Bei der Gabe des Heiligen Geistes liegt also eine Geistgeburt vor. Eine Geburt von Gott kann nicht rückgängig gemacht werden; wenn es dies nicht einmal bei Menschen im Fleische gibt, wieviel weniger dann noch bei Gott! Es gibt Gläubige, die das Wort Gottes dahin anerkennen, daß niemand (also kein Wiedergeborener) aus der Hand Gottes geraubt werden kann (Johannes 10, 28—30). Dann jedoch fragen jene, was aber ist, wenn jemand selbst nicht mehr wiedergeboren sein will? Nun, eine bereits geschehene Geburt kann nicht rückgängig gemacht werden, ganz gleich wer ein solches Begehren besitzt. Um abwägigen Menschenmeinungen entgegenwirken zu können, sagt unser Herr in Johannes 3, 6b: „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist." Da gibt es keine Veränderung mehr, noch eines Wechsels Schatten (Jak. 1,17).

Im Gegensatz zu der Geistgabe im AT finden wir nun hier im NT die Gabe des Heiligen Geistes in Verbindung mit einer Geburt. Und weil eine Geburt nicht „weggeredet" werden kann, bleibt auch der Heilige Geist im Gläubigen, ohne jemals zu weichen. Das ist die Lehre der Heiligen Schrift, und wir wünschten, daß alle Wiedergeborenen sie kennen würden!

Daher besitzt in unserer Zeit nur derjenige Geistesgaben, der vorher den Heiligen Geist empfangen hat; ansonsten redet der Intellekt. Auch in der Gnadenzeit gibt Gott die Gaben (Lehrer, Hirten und Evangelisten) nicht, um sich selbst damit zu dienen und bedienen. Hingegen es im AT nur wenige Israeliten und Nichtisrealiten waren, die den Geist Gottes auf Zeit empfingen, so sind in der Gnadenzeit alle Erretteten zugleich für immer Besitzer des Heiligen Geistes.

c) In der Zeit des 1000-Jahr-Reiches:

Nach dem Willen Gottes sollen alle Bewohner des 1000jährigen Reiches den „Geist Gottes" empfangen. Die Geschichte Israels soll nach der unterbrechenden Zeit der Gemeinde im 1000-jährigen Friedensreich fortgesetzt werden. Damit haben wir in der Gabe des Geistes Gottes im AT eine prophetische Vorerfüllung zu sehen, die auf die kommende Ausgießung zum Ende der Tage nach Joel 2 als Vollerfüllung hinweist. Insbesondere sollen hier sieben Schriftstellen genannt werden, die prophetisch im AT bereits die kommende Ausgießung des Geistes Gottes im 1000-Jahr-Reich anzeigen: Jes. 32, 15; 44, 3; Hes. 11, 19; 36, 26; 39, 29; Joel 2, 28 und Sach. 12, 10. Es hat Gläubige gegeben, die die vorerwähnten Stellen auf die Gemeinde bezogen haben, oder aber die hier angekündigte Ausgießung für die Zeit der Gemeinde erwarten. Alle solche Aussagen sind dazu angetan, den Geist der Verirrung zu nähren. Daß die Stelle in Joel 2, 28 nie in Verbindung mit der Gemeinde steht, geht schon allein daraus hervor, daß der Geist über alles Fleisch ausgegossen wird. Heute, das heißt bei der Pfingstausgießung, kam der Geist nur auf relativ wenige der Menschen. An dieser Stelle darf erinnert werden, wie deutlich zwischen dem Ausdruck „Geist Gottes" und „Heiliger Geist" unterschieden wird. Unter Punkt a) wurde herausgestellt, daß man den Geist Gottes sowohl empfangen als auch wieder verlieren konnte. Wenn der Geist für die Zeit des Millennium ausgegossen werden wird, soll alles Fleisch ihn empfangen. In diesem Zusammenhang denken wir an die Stelle in Offenbarung 20, 8—9, wo die Bewohner des Friedensreiches gegen Jerusalem heraufziehen und im Feuer des Gerichtes Gottes umkommen. Bei einem Gericht dieser Art muß der Geist Gottes vorher aus ihnen gewichen sein. Bezeichnend ist auch die Wirkung des Geistes Gottes in den Menschen des 1000-Jahr-Reiches. So ist die Folge der Innewohnung des Geistes Gottes eine

sehr große Erkenntnis bei allen Menschen: „Denn die Erde wird voll werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken." (Hab. 2, 14 und Jes. 11, 9.) In dieser Zeit wird die Erkenntnis des einzelnen so groß sein, daß keiner, vom Kleinsten bis zum Größten, noch der Belehrung bedarf (Jer. 31, 34).

d) Einzelwirkungen des Geistes und ihre Bedeutung in den verschiedenen Zeiten

a) Gesetzeszeit:

Als Grundlage galt Gehorsam, daher „DU SOLLST".

b) Gnadenzeit:

Als Grundlage gilt Glauben, daher „ FREIHEIT".

c) Millennium:

Als Grundlage gilt Gerechtigkeit, daher „ERKENNTNIS".

Vergleichen wir nun die Aussage des AT, daß der Geist Gottes oder der Geist Jehovas für eine bestimmte Zeit über Glaubensmänner kam, mit der Aussage des NT, wo zu Pfingsten der

Heilige Geist ausgegossen wurde, der verbunden mit der Wiedergeburt zugleich auch Rettungsabsichten erfüllt, so erkennen wir, daß die Ausdrucksformen „Geist Gottes" und „Heiliger Geist" keineswegs dasselbe beinhalten. (Siehe dazu Auslegung des Artikelschreibers über Johannes 4, 24.) Da im Millennium alle Bewohner der Erde den Geist Gottes besitzen sollen, haben wir es mit einer volksganzen Gabe Gottes zu tun, wobei das Überkommen des Geistes Gottes im AT nur eine Vorerfüllung der kommenden Geschehnisse darstellte. Im Gegensatz dazu ist im NT in der Gemeindezeit die Gabe des Heiligen Geistes ein rein persönliches Ereignis. Außerdem kann der Heilige Geist nicht wie der Geist Gottes wieder verloren gehen. Das heißt letztlich, wo eine Wiedergeburt vorliegt, ist dieses nicht möglich.

Zur Zeit vor Jesu Geburt finden wir in Verbindung des Vorläufers des Herrn, Johannes dem Täufer, sehr aufschlußreiche Mitteilungen. Zunächst wird in Johannes 7, 39 ausgesagt, daß der Geist noch nicht da war. Ohne Zweifel ist hiermit der Heilige Geist gemeint, weil auch die Verherrlichung Jesu (Kreuzestod) noch nicht geschehen war. Des weiteren besagt das Wort, indem es vom Geiste redet, daß die an ihn Glaubenden den Geist empfangen „sollten". Weil hier so klar von zukünftigen Dingen geredet wird, meint die Schrift damit die Ausgießung des Heiligen Geistes. Und diese Ausgießungs-„gabe" stand mit der Wiedergeburt in Verbindung. Im Gegensatz dazu wurde auch schon der Heilige Geist vor Pfingsten gegeben, jedoch nicht im Zusammenhang mit der Wiedergeburt, denn „der Geist" war noch nicht da (welcher zur Neugeburt nötig ist).

1. Nach Lukas 1, 41 ist es Elisabeth und im gleichen Kapitel, Vers 67, Zacharias, die aufgrund der kommenden Geburt des Johannes mit Heiligem Geist erfüllt wurden. Diese Geisterfüllung wurde aber nicht im Zusammenhang mit ihrer Errettung gegeben.

2. Nach Lukas 1, 15 empfing Johannes den Heiligen Geist bereits im Mutterleibe, was gleicherweise als ein Ereignis unabhängig von seiner persönlichen Rettung zu sehen ist. Johannes war von Menschen gezeugt und erst danach (jedoch noch im Leib seiner Mutter) erhielt er den Heiligen Geist.

3. Nach Matthäus 1, 18 wird die Schwangerschaft der Mutter Jesu angekündigt, wobei „das in ihr Gezeugte von dem Heiligen Geiste ist" (Vers 20). Durch diese Schriftaussage wird manches klar. Der Geistempfang steht nicht mit seiner Errettung in Verbindung, well ER ja durch den Heiligen Geist gleich gezeugt worden ist. Da eine Geistzeugung überhaupt nur ohne Sünden möglich ist, wird deutlich, daß der Herr aufgrund seiner Sündlosigkeit keine Errettung bedurfte. Seine Geburt

nach dem Fleische schloß zugleich auch die Wiedergeburt nach dem Geiste mit ein. Darum haben wir es allein bei unserem Herrn mit einer „vollkommenen Geburt" zu tun, wie bei keinem der Menschen sonst.

War Jesus hinsichtlich äußerer Sünden versuchlich?

Mit anderen Worten könnte man wie folgt fragen: Hätte der Herr sündigen können?

Um eine Antwort recht zu formulieren, bedarf es noch folgender Übersicht:

Um in Sünden zu fallen, bedarf es einer vorherigen Versuchung zur Sündenschuld. Hebr. 4, 15: …..sondern

der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde." Diese Schriftstelle offenbart Jesu Versuchungen in allen Schwachheiten als Mensch. Eines aber geht klar hervor: der Herr konnte nicht zu Versuchlichkeiten bezüglich der Sünden verleitet werden. Erinnern wir uns an "die Versuchungsgeschichte Jesu in Matthäus 4 und Lukas 4, so „versuchte" natürlich der Feind, unseren Herrn in Sünde zu ziehen. Der Herr jedoch wurde nicht schuldig durch die Gemeinschaft mit Sünden. Daher sind Anfechtungen vom Feind auch für uns noch keine Sünde, sondern erst dann, wenn wir uns durch diese in Sünde ziehen lassen. Deswegen war jede mögliche Versuchung an den Herrn herangetragen, in Sünden jedoch fiel er nicht. Darum ist er nicht in Sünden versucht worden.

Der Herr hatte keine Sünde (1. Johannes 3, 5), das ist Erbsünde. Der Herr hatte keine Sünden begangen (1. Petr. 2, 22), das sind Tatsünden.

Sowohl seine Zeugung als Mensch als auch seine Geburt erfolgte durch den Heiligen Geist. Der Vater im Himmel hatte IHN versiegelt (Joh. 6, 27).

In welcher Beziehung steht die „Nichtversuchlichkeit" Jesu zu uns?

Das, was einen Wiedergeborenen ausmacht, ist eine neue Geburt, die das Wort in Johannes 1, 13 „aus Gott geboren sein" nennt. Diese neue Geburt ist „ein Stück Jesus" in allen Erretteten. Gleichwie der Herr ohne Erbsünde, ohne Sünden und durch den Heiligen Geist gezeugt, aus Gott geboren und versiegelt war, beinhaltet auch die neue Geburt in uns die gleichen Vorzüge. Dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Johannes in seinem 1. Brief Kapitel 3, 9 bezeugt, daß „jeder aus Gott Geborene nicht sündigt, weil sein Same (das ist die Wiedergeburt) in ihm bleibt", ja, das aus Gott Geborene „kann nicht sündigen", es ist eine Geburt aus Gott! Der Apostel Petrus redet im 1. Brief in Kapitel 1, 23 von dem gleichen Samen und bezeichnet ihn mit „unverweslich". Die Wiedergeburt ist eine Geburt nach dem Geist. Somit ist das, was aus Gott geboren ist, Geist (Joh. 3, 6); auch könnte man sagen: bleibt Geist. Eine Geistgeburt ist ein geschehener und bleibender Geistvorgang, für den die Schrift keine Rückbildung kennt. Würden, wie etliche Gläubige meinen, „Kinder Gottes abfallen und verloren gehen", dann müßte im Endresultat Gott selbst ins Gericht geworfen werden. Die neue Schöpfung ist eine Gottesschöpfung nicht im Fleisch, sondern im Geiste. Der Geist Gottes kann aber überhaupt nicht ins Gericht gebracht werden! Selbst dann, wenn der Sohn Gottes sich im Fleische offenbarte, um für uns ins Gericht zu gehen, so kam aber, was den Tod betraf, „sein Geist" nicht mit hinein. Nach Lukas 23, Vers 46 übergab ER zuerst seinen Geist in die Hände des Vaters, worauf ER verschied. Nicht sein Geist, wohl aber sein Fleisch (Leib) kam in den Tod. Würden Kinder Gottes abfallen und verloren gehen, müßte der Geist Gottes „getötet" werden, was es aber im ganzen Wort Gottes nicht gibt. Maria, die Mutter des Herrn Jesus, ist darin das Schattenbild aller Kinder

Gottes. Obgleich Maria eine Auserwählte unter den Weibern Israels war, ist sie nicht die Mutter Gottes, sondern die Mutter des Herrn Jesus. Und weil der Name Jesus den Gottessohn im Fleische bezeichnet, haben wir hier keine Geist-Mutter-schaft zu sehen. Maria war also Mensch mit Sünden wie du und ich. Aber in ihrem Innern fand sich das durch den Heiligen Geist Gezeugte, welches zugleich auch heilig war. *

Genauso, wie sich in der sündlichen Maria das vom Heiligen Geist gezeugte, sündlose werdende Kind befand, stellt Maria unseren sündlichen Leib dar — in welchem durch das von Gott Geborene, welches nicht sündigen kann (1. Joh. 3, 9), Christus in uns dargestellt ist.

Ebenso wie Jesus im Leib der Maria sündlos war und sündlos blieb, ist auch die neue Geburt (die nicht sündigen kann) in unserem sündlichen Leibe enthalten. — Bei der Beurteilung der Dinge verfällt man immer wieder in den gleichen Fehler, und zwar die alte Schöpfung von der neuen nicht zu unterscheiden. Gottes Wort trennt aber die beiden Begriffe „alte und neue Schöpfung" im Kinde Gottes.

Ein Erretteter (Kind Gottes) kann „fallen", jedoch nicht „abfallen", das heißt, er kann vom Glauben abfallen, nicht aber von der Wiedergeburt. Warum denn nicht? Weil der Same (göttliches Leben) „bleibt" (1. Joh. 3, 9); er ist „unverweslich" (1. Petr. 1, 23). Kann etwa unverweslicher Same verwesen? Kann eine Schöpfung auch ohne Sünden in Verdammnis kommen, denn das aus Gott Geborene kann nicht sündigen! Auf dem Gebiet des Glaubens schon, aber in der Neugeburt sündigen wir nicht. Die alte Natur in uns dagegen sündigt beständig, „daher kennen wir nun niemand mehr nach dem Fleische" (2. Kor. 5, 16). Wir aber müssen uns demütigen, weil noch so viel Kennen nach dem Fleische offenbar wird, sobald die Frage der Verlorenheit von Gotteskindern gestellt wird. Obgleich die Schrift sagt, daß das aus

Gott Geborene nicht sündigen kann, will man aufgrund des Intellekts behaupten, daß Kinder Gottes, die nicht mehr den Glaubensweg gehen, von der Geburt dem Geiste nach abgefallen seien, indem sie gesündigt haben. Hier wird jedoch übersehen, daß nur die alte Schöpfung, nicht aber die neue, sündigen kann.

Lehrenhafte Darlegungen, wonach die neue Geburt sündigen könne, sind reine Irrlehren, weil diese dem geschriebenen Worte völlig widersprechen. Diese falsche Lehre kann daher schnell als solche erkannt werden, weil der angebliche Abfall von der Geistge-

burt mit der Sünde des alten Menschen und der alten Natur verwechselt wird. Wie sehr das NT die beiden Naturen voneinander trennt, entnehmen wir den Worten des Apostel Paulus in Römer 7, Vers 20: „Wenn ich aber dieses, was ich nicht will, ausübe (das Böse von Vers 19), so vollbringe nicht mehr ich dasselbe (die neue Schöpfung), sondern die in mir wohnende Sünde" (das ist in der alten Natur). Ob wir gleich der Heiligen Schrift die Dinge auch auseinanderhalten, welche die Bibel trennt? Oder werfen wir alles durcheinander, woraus als Frucht eine falsche Lehre entsteht, und der Durcheinanderwerfer sich dahinter verbirgt.

W. B.

12

Warum Simson den Löwen zerriß

Richter 14, 5—6

Die Zeiten der Richter waren für Israel zugleich böse Tage. Im letzten Satz dieses Buches der Richter wird uns in Kapitel 21, 25 die geistliche Not des irdischen Volkes Gottes so recht vor Augen gestellt: „In jenen Tagen war kein König in Israel; ein jeder tat was recht war in seinen Augen." Alles das, was recht ist in unseren Augen, ist aber Unrecht in den Augen Gottes (Richter 13, 1).

Simson aber war ein Daniter, und Gott hatte ihn zum Nasir und Richter bestimmt, das Volk Israel zu richten. Und weil die Zeit böse war, da jeder tat, was recht war in seinen Augen, handelte auch Simson nach dem, was recht war in seinen Augen, indem er sich ein

Weib von den Töchtern der Philister nahm (Rieh. 14, 1). Auch dann, wenn es in Vers 4 heißt, daß die Sache von Jehova war, um eine Gelegenheit zu suchen, tat dieses Gott nur darum, weil sich das ganze Volk Israel in Gottesferne bewegte. So ist es auch zu Verstehen, wenn der Herr dem Propheten Hosea Weisung gibt (Kapitel 1, 2), eine Hure zum Weibe zu nehmen. Gott ist wohl der Letzte, der Hurerei und Unrei-nigkeit anerkennt, aber weil Israel hoffnungslos in diesem verstrickt war, begegnet der Herr seinem Volke darin. Gleichso müssen wir die Dinge hier bei Simson sehen, obwohl Gott in 5. Mose 7, 3 die Weisung gegeben hatte, sich nicht mit den Nationen zu

verschwägern. Weil das Volk dennoch sündigte, begegnete der Herr ihnen jeweils in ihrem Zustand. Als Simson und seine Eltern zu den Philistern gingen, kamen sie an die Weinberge Timna, wo ihnen ein junger Löwe entgegenbrüllte (Vers 5). Da der Geist Jehovas über ihn kam, zerriß er den jungen Löwen mit seinen Händen (Vers 6), ohne daß die Eltern davon etwas bemerkten. Auf dem Rückweg, nach dem Besuch bei dem Philisterweibe (Vers 7), bog Simson ein Stück vom Wege ab, um sich den zerrissenen Löwen zu besehen. Er fand in dem Körper des Löwen einen Schwärm Bienen und Honig, welchen er herausnahm (Vers 8). Sowohl er selbst als auch seine Eltern aßen den Honig (Vers 9), ohne die Zusammenhänge und die Herkunft des Honigs zu kennen. Nach Verlauf einiger Zeit findet das Mahl der Hochzeit bei den Philistern statt (Vers 10—14). Dort stellt Simson den Gesellen und Jünglingen ein Rätsel. Der Lohn dieser Lösung sollen 30 Wechselkleider sein. Das Rätsel lautet: „Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßigkeit" (Vers 14). Unter Bedrohung, ihres Vaters Haus zu verbrennen, wird Simsons Weib erpreßt, das Rätsel und die Lösung zu erforschen (Vers 15 bis 17). Am siebten Tage teilten die Männer die Rätsellösung mit und sprachen: „Was ist süßer als Honig? Und was ist stärker als der Löwe?" (Vers 18.)

Das ist in kurzen Worten die Mitteilung der Schrift, und wir wollen nun ein wenig hineinblicken, was uns die Bibel darin noch zu erkennen gibt. Darum folgt jetzt eine Auslegung, die uns zur Besinnlichkeit und Aufarbeitung Anlaß gibt. So mancher belehrender Gedanke liegt auch für uns in der Mitteilung eingebettet. Wir aber sollten nicht darüber hinweggehen, sondern das Wort des Herrn lieben und „demütig" erforschen.

Auslegung der Stelle von Richter 14 im Blick auf bestimmte Linien

Wie bereits eingangs erwähnt, befand sich Israel während der Richterzeit in einem geistlichen Tief, wie auch heute die Gemeinde Jesu durch die Sünde der Mystik.

Die Heirat mit dem Philisterweibe bestätigt sich in den Worten Maleachis, daß die Tochter Israels mit einem fremden Gott vermählt ist (Kapitel 2, 11). Einer Vermählung mit einem Fremden geht immer das Verlassen des Eigners voraus. Hier wird also die Situation gezeigt, in welcher Israel lebte. Für unsere heutige Zeit ist darin eine Einlassung der Erretteten mit den Nichterretteten zu sehen. Dabei war Simson ein Nasir (Rieh. 13, 5), auf welchen die Zeichen der Absonderung gelegtwaren. Simson war abgesondert (d. h. geheiligt), wie auch das Volk Israel geheiligt war, dem Herrn in allem zu gehorchen und zu gehören. Damit trug Simson „das Bild eines geheiligten Israeliten"! Obgleich Gottes Heiligung an ihm war, suchte er die Gemeinschaft mit den Philistern, den Unbeschnittenen (Vers 3). Das aber war ja gerade die Sünde seines Volkes: das Einlassen Israels mit fremden Göttern. Es wird verheißungsgemäß aber dennoch über Israel die Reinigung und völlige Heiligung kommen, was auf einen späteren prophetischen Zeitpunkt hinweist. Vorher aber herrschen die Nationen über Israel, was uns in Vers 4b mitgeteilt ist. Darum, gleichwie die Nachkommen (Simson) und auch die Väter (Eltern Simsons; Vers 4a), so ging Israel „Nationenwege", nach Timna „hinab" (Vers 5a). Nur Gotteswege führen nach oben, Heidenwege führen immer ins Verderben. Weil der Weg Simsons sowohl ein abgesonderter als auch ein ungehorsamer Weg war, mußte er gleich dem Jakob viel Fleischesnot an sich erfahren, denn Israel diente Gott dem Fleische nach. Daher war der Weg sogar von Jehova (Vers 4a) zugelassen, denn die Wegbegehung des Herrn entsprach dem Weg Israels. Auf diesem Wege der Nationen werden Simson und seine Eltern am Ort irdischer Freuden (Weinberg) von einem jungen Löwen angebrüllt (Vers 5b).

Das Bild des Löwen bezieht sich in der prophetischen Vollerfüllung auf Jesus, unseren Herrn. Deshalb wird der Herr in der Schrift „Löwe" genannt (Offenbarung 5, 5). Weil unser Herr aus Juda kommt, denn das Heil ist aus den Juden (Joh. 4, 22), finden wir die Vorerfüllung im Segen Jakobs, des Patriarchen in 1. Mose 49, 8—9. So heißt es in Vers 9: „Juda ist ein Löwe", ja sogar wie hier in Richter 14, 5b „ein junger Löwe"! Jetzt erkennen wir in dem Löwen, dem jungen Löwen, das Geschlecht der Juden. Nach I.Mose 49,10 finden wir Zepter und Herrscherstab in der Hand dessen, der sowohl Löwe als auch „Schilo" genannt wird — und das ist der Christus, bezogen auf das tausendjährige Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.

Das Bild des zerrissenen Löwen krönt sich in der Dahingabe unseres Herrn in den Tod. Simson im Bilde des geheiligten Israel ist es, der den jungen Löwen tötet. Dieser AT-geheiligten Israeliten waren die Schriftgelehrten, Pharisäer und der Hohepriester, von welchen der Herr sagte, daß diese IHN töten werden (Matth. 16, 21). So sprachen sie (Joh. 19, 7)…..nach unserem Gesetz muß er sterben". „Denn er wurde abgeschnitten aus dem Lande der Lebendigen" (Jes. 53, 8). Der Löwe ist der König der Tiere und demonstriert Kraft und Macht. Er ist der Beherrscher der Wüste und lebt vom Raub. Weil der Herr das Werk des Kreuzes freiwillig tat, wird ER uns als das Lamm gezeigt, obgleich ER wiederkommen wird als der Mächtige, der Löwe aus dem Stamme Juda — als der kommende Richter. Wie Simson den jungen Löwen zerriß, so zerriß man das Leben unseres Herrn, als ob das Leben Jesu, des Gottessohnes, nichts gewesen sei. „Wie man ein Böcklein zerreißt" (Vers 6), wie wenn nichts in ihren Händen gewesen wäre. Ja, sie hatten IHN für nichts geachtet (Jes. 53, Vers 3). Sowohl in seinem Leben als auch in seinem Tode hat ER sich als der Starke erwiesen. Denn „er hat durch seinen Tod den zunichte ge-

macht, der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel" (Hebr. 2, 14).

Der Geist Jehovas, der über ihn (Simson) kam, war die Ausrüstung der notwendigen Kraft, den jungen Löwen zu zerreißen. Ohne den Willen Gottes hätte selbst Simson ihn nicht zerrissen. Und ohne den Willen des himmlischen Vaters hätten auch die religiösen Juden IHN nicht zu töten vermocht. Bereits in Richter 13, 25 lesen wir, daß der Geist Jehovas anfing, den Simson „zu treiben". Neutestamentlich finden wir das in 2. Petrus 1, 21, wo es heißt:

…..sondern heilige Männer Gottes

redeten getrieben vom Heiligen Geist." Im Schattenbild Simsons wird die kommende angekündigte Ausgießung des Geistes Gottes nach Joel 2, 28, wo es heißt, „auf alles Fleisch", dem Volk Israel zuerst (den Juden zuerst, Römer 1, 16), eine Triebkraft für Gerechtigkeit und Frieden vermitteln. Seinem Vater und seiner Mutter tat Simson nicht kund, was er getan hatte. Das heißt,sowohl zurZeitJesu als auch vorher und nachher (Gnadenzeit) müssen solche, die den Geist nicht haben, auch die Wirkungen und Absichten des Geistes nicht kennen. Für uns gilt heute darum: „So viele durch den Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes" (Rom. 8, 14). Diese Geisterfüllung hängt mit dem damaligen Pfingstereig-nis zusammen („so viele" [Apg. 2, 39], also nicht alle). Bezüglich der Joelstelle für Israel werden alle Menschen im Fleische unter den benannten Geistwirkungen stehen.

Die Historie des Volkes Israels lehrt uns in der Schrift, daß nach der Tötung des Löwen (das ist Jesus) durch Simson (das ist Israel) der Weg des Volkes Israel „hinabführte" (Vers 7) zum Weibe (das ist Philister-Nationen). Ja, im Jahre 70 n. Chr. wurde Jerusalem zerstört und die Hebräer in alle Welt zerstreut.

Die Rückkehr Simsons (das ist Israel) aus dem Heidenland FÜHRT ihn (Simson im Bilde des Nasiräers — als des

geheiligten Israels) zum getöteten Löwen (zum ermordeten Messias). Dann werden sie IHN erkennen, „den sie durchstochen haben" (Joh. 19, 37; Jeremнa 31, 34). Hier dargestellt in Vers 8: „Und er kehrte nach einiger Zeit zurück." Bei der zweiten Begegnung Sim-sons (das ist Israel) mit dem Löwen (das ist der Messias) kommt er zwar um das Aas, das ist einen toten Christus zu besehen (Vers 8), jedoch findet sich Honig in ihm, als Zeichen der Frucht.

Unwissenheit ist die Decke, die bis heute auf Israel liegt (2. Kor.3,13—16), denn auch die Eltern des Simson (das ist das Bild der noch nicht erretteten Israeliten), werden durch Christus ernährt, ähnlich wie diese nicht wußten, woheraus der Honig war. „Denn Gott ist ein Erhalter aller Menschen, besonders der Gläubigen" (1. Tim. 4, 10). Während der Gemeinde heute schon bekannt ist, wer Christus, der Lebenserhalter, ist, weil wir seinen Geist haben, „gehen" die Eltern (Vers 9) in Unwissenheit über Christus dahin, und obgleich sie den Geist noch nicht haben, erhält sie der Herr am Leben.

Das Bild des Honigs deutet letztlich auf das Wort des Herrn hin, welches uns gegeben ist. Die Sinnbilder „öl und Wein" (Luk. 10, 34) drücken mehr die Mittel der Heilung des Leibes aus; der Honig wiederum zeigt das Heilmittel der Seele und des Geistes. Aus gleichem Grunde ruft der Psalmist aus: „Dein Wort ist süßer denn Honigseim" (Ps. 19, 10). Durch Honig, das ist das Wort, erhalten wir geistlich geöffnete Augen (1. Sam. 14, 27; Offb. 3, 18b). War nicht auch die Sehnsucht Israels bei der Wüstenwanderung die Erfüllung darin, in einem Land zu wohnen, in dem „Milch und Honig" floß? (4. Mose 13, Vers 27.) Honig ist geschmacklich das Gegenteil von bitter. Weil der Herr Jesus für uns die Bitternis des Todes auf sich genommen hat, vermögen wir uns nunmehr als die bluterkauften Erretteten in Gemeinschaft des ewigen

Lebens täglich durch das Wort zu erfreuen. Die Süße der Rede seines Wortes ist hier dieser Honig.

Das Bild des großen Mahles bringt uns gewisse Einblicke in eine Hochzeit. Zweifellos gehen unsere Gedanken hin zum 9. Himmelsreichsgleichnis (Matth. 22, 1—14), wo ein König seinem Sohne Hochzeit machte. Daher ist der Veranlasser des Mahles der Vater (Rieh. 14, Vers 10). Israel und Heiden kommen zusammen, und alle sechs Tage standen unter dem Rätselraten des Lebens. Das sind auch die 60000 Jahre, mit denen Gott sich um die Menschen bemüht., um dann am 7. Tage (Vers 17), das ist das 1000-Jahr-Reich des Rätsels Lösung zu kennen. Darum wird es im letzten Jahrtausend die große verheißene Erkenntnis geben, von der Jesaja 11,9 und Habakuk 2, 14 berichten. Um nun am hochzeitlichen Mahle teilzuhaben, bedarf es hier ebenso des hochzeitlichen Kleides. Genau deshalb werden auch in Vers 12 Kleider erwähnt. Bevor der 7. Tag anbricht Vers 17), berichtet uns die Schrift noch von dem „Feuer", welches auch diejenigen treffen wird, die zwar die Lösung wußten (das ist die Erkenntnis der Errettung), aber von den Unwissenden umgebracht wurden. Solche können vergleichsweise zu den Märtyrern gerechnet werden (Offb.6, 9—11), oder auch zu denen, „die den Willen des Herrn wußten, aber ihn nicht taten" (Luk. 12, 47), und deshalb verloren gingen. Auch belehrt uns in Vers 17a „das Weinen" bis zum 7. Tage die vorausgehende Drangsalszeit — die Drangsal für Jakob (Jer. 30, 7).

Die Deutung des Rätsels aus dem

Munde Simsons (Vers 14) dürfte inzwischen, aus den bisherigen Auslegungen entnehmbar, nicht mehr schwerfallen. Die Frage: „Aus dem Fresser kam Fraß und aus dem Starken kam Süßigkeit", war für die Hörer nicht zu beantworten, da nur Simson allein um die Geschehnisse wußte. Der Wüstenkönig Löwe ist ein Raubtier, darum hier Fresser genannt. Aus dem Fresser kam Fraß, weil

zwischen der Eigenschaft Fresser zu sein und Fraß zu geben der Tod liegt. Der Fresser ist der hier Starke und der Fraß ist die Süßigkeit, also der Honig. Ganz eindeutig und klar sehen wir in dem Löwen den starken Löwen aus dem Stamm Juda: Jesus! Aus IHM kam Fraß, d. h. Nahrung für andere, welche in Jesus uns als Brot des Lebens gegeben ist, die Süßigkeit. Zwischen dem Fresser (Starken, dem Löwen) und dem Fraß (Süßigkeit, Honig), liegt der Tod. Der Tod des Starken war also notwendig, um uns Lebensspeise zu werden, indem ER sich schlachten ließ als das Lamm.

Die Antwort des Rätesels wurde ihnen nach Vers 8 am 7. Tag. Die Bibel sagt: „ehe die Sonne unterging", wodurch wir wiederum auf das 1000-Jahr-Reich hingewiesen werden, in welchem der Herr Jesus als „die Sonne der Gerechtigkeit" regieren wird (Mal. 4, 2). Da

werden alle erkennen des Lebens Lösung, denn Sünde und Tod werden nicht mehr herrschen. Die Antwort, des des Rätsels Lösung, lautete damals: „Was ist süßer als Honig und was ist stärker als der Löwe?" (Vers 18.) Eine weitere Stellungnahme hierzu dürfte sich mit den vorausgehenden Worten erübrigt haben.

Die Frage also, weshalb Simson das Löwenjunge zerriß, müßte mit der Auslegung in genügender Weise Beantwortung gefunden haben, wie auch hinreichend erklärt sein. Welch gewaltige prophetische Aussagen liegen doch in der Mitteilung der Bilder des AT für uns in der Zeit der Gnade heute. Nicht umsonst sagt das Wort in Römer 15, 4: „Denn alles was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, auf daß wir durch das Ausharren und durch die Ermunterungen der Schriften die Hoffnung haben."

W. B.

13

Der Blutbräutigam

2. Mose 4, 24—26

Vielen Gläubigen bereitet die obige Mitteilung und Ausdrucksart der Bibelstelle große Schwierigkeiten. Ganz offen fragt man, was das Wort hier eigentlich sagen wolle, und auch, wie es zu verstehen sei. Nur durch das Betrachten des Zusammenhanges erhalten wir Licht darüber. Die Zeit führt uns in die Tage Moses, als er in Midian lebte, um von Gott zubereitet zu werden. Der Anlaß für sei-

nen Aufenthalt in Midian war auf den Totschlag an dem ägyptischen Mann zurückzuführen. Aus diesem Grunde mochte sich Mose damit abgefunden haben, sein ferneres Leben in Midian zu verbringen, aber der Herr nicht. Darum begegnete Gott dem Mose und offenbarte sich als der Gott seiner Väter. In 2. Mose 3, 1 finden wir Mose bei der Ausübung des Hirtendienstes. Sowohl das Geschehen am Horeb als

auch das Feuer im Dornbusch überwältigten Mose so sehr, daß er den Ruf Gottes: „Mose, Mose" (Vers 4) vernimmt und seine Bereitschaft bekundet: „ Hier bin ich!"

Welche Parallelen erkennen wir dazu auch im Leben eines jeden Kindes Gottes? Zuerst lassen uns Schuld und Furcht eigene Wege gehen. Der treue Herr aber gibt uns nicht auf, sondern schenkt vielmehr eine Begegnung mit dem Lebensgeber. Das Feuer des kommenden Gerichtes überwältigt uns, so daß wir den Ruf des Heilandes vernehmen — wenn wir wollen. Zur beabsichtigten Errettung jedoch kommt es nur, wenn wir uns der eigenen Schuld und Sünde stellen, das ist: „Hier bin ich, mache Du, Herr, mit mir, was Du willst." Hier beginnt die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, und wir erhalten vom Herrn bereits den Auftrag des Zeugendienstes.

Ähnlich wie der Herr im Neuen Testament (Mark. 16, 15) redete: „Gehet hin", so gibt er dem Mose den Befehl: „Gehe hin" (2. Mose 3, 10). Wohin sollte er gehen? Nach Ägypten! Sobald wir Menschen einen Auftrag vom Herrn erhalten, besitzen wir nichts Größeres als die völlige Unfähigkeit dafür. Mose erkannte die große Tatsache in seinem Leben (Kapitel 4, 10), und es bleibt eigentlich nur die Frage, ob wir sie auch erkennen. Eines wußte Mose noch nicht, daß nicht er, wohl aber der mächtige Gott es war, der Menschen für seinen Dienst befähigte. Das, was der Herr damals wie heute von uns will, ist, alles das uns Mögliche zu tun. Aus gleichem Grunde lesen wir: „Und Mose ging hin" (2. Mose 4, 18a). Zuerst ging er zu seinem Schwiegervater, um die irdische Seite zu ordnen, damit die geistliche Seite vollbracht werden konnte. Auch hieraus wollen wir lernen, das zu ordnen, was in unseren Händen liegt.

Nachdem Mose das Zeugnis des Auftrages Gottes, nach Ägypten zu gehen, geredet hatte, antwortete sein Schwiegervater: „Gehe hin" (2. Mose 4, 18b). Welch eine Willenskundgebung Gottes gegen Mose. Ein Auftrag von Gott ver-

ursacht nie Zweifel im Gesandten. Nur zu oft begegnen wir Gläubigen, die nicht letztlich wissen, ob der Herr sie in die Mission senden will, oder auch nicht. Zweifel ist der Abdruck oder Spiegel eines nicht vorhandenen Gotteswillen. Allerwenigstens ist der Zeitpunkt noch nicht da, welchen der Herr für nötig erachtet.

Jahre vor dem Krieg lernte ich als junger Mann einen Beruf. Eines Tages beauftragte mich der damalige Chef der Firma, meine Arbeit zu unterbrechen, um einen mir ausgehändigten Brief unverzüglich zur Behörde zu bringen. Dabei hatte ich keinen Zweifel, zu gehen. Dieser Auftrag war so klar, und wer wäre ich gewesen, wenn ich Zweifel an seiner Weisung gehabt hätte? Ein weit Größerer ist unser Gott im Himmel, und wir sollten Zweifel (Unglauben) haben, wenn ER redet? „Gehe hin", sagte Jethro zu Mose und fügte noch zwei Worte hinzu: „in Frieden!" Warum sollte sein Gehen im Frieden sein? Weil der erschlagene Ägypter einen Kriegszustand zwischen Mose und den Ägyptern hinterlassen hatte. Die Worte Jethros wurden vom Herrn bestätigt (Vers 19): „Gehe hin", sagt Gott, „und kehre nachÄgypten zurück", denn die Männer, welche nach seinem‘ Leben trachteten, waren gestorben (hatte Gott sterben lassen). Da kehrte Mose samt seiner Familie nach Ägypten zurück (Vers 20). Was wäre, wenn Mose gezweifelt hätte, in Ägypten das Zeugnis Gottes zu sagen? Einen klaren, festen Auftrag hatte Mose vom Herrn erhalten (genau wie auch wir). Anhand von drei Zeichenwundern zeigt Gott dem Mose seinen Auftrag (2. Mose 4, 1—9). Deshalb erinnert ihn der Herr noch einmal in Vers 21—23 an den Auftrag in Ägypten. An dieser Stelle wollen wir einen kurzen Blick in den Vers 23 werfen: „Laß meinen Sohn ziehen, daß er MIR diene." Jahrhunderte später bezeugt Gott durch den Mund des Propheten in

Hosea 11, 1: …..und aus Ägypten

habe ich meinen Sohn gerufen." Hier wird offenbar, daß sich der Liebe Gottes zu Israel auch ein Pharao nicht

verschließen konnte. „Als Israel jung war, da liebte ich es", sagt Gott, der Allmächtige. Aber der Erzfeind des Volkes Gottes war der König der Welt, der Pharao, welcher den „Sohn" nicht ziehen lassen wollte, um Gott zu dienen. Will aber der Pharao ihn, den Sohn Israel, nicht ziehen lassen, soll der erstgeborene Sohn des Königs getötet werden. Und weil das Herz des Pharao verhärtet war, und er Israel nicht ziehen ließ, schlug Gott um Mitternacht (2. Mose 12, 29) alle Erstgeburt in Ägypten mitsamt dem Thronfolger des Königs.

Wiederum Jahrhunderte später bezeugt Gott im NT durch den Mund des Matthäus in Kapitel 2, 15: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen". Hier allerdings bezieht sich die Aussage auf Jesus, den Sohn Gottes, im Fleische. Aber auch hier war wieder ein König der ausgesprochene Feind des Sohnes, Herodes. Deswegen heißt es in Vers 13: „Ziehe nach Ägypten", weil man ihn umbringen wollte, denn das Herz des Herodes war gleich dem des Pharao. Erst in Vers 20 lesen wir, daß der Sohn der Liebe — Jesus — wieder ausÄgypten gerufen werden konnte, „denn sie sind gestorben, die dem Kindlein nach . dem Leben trachteten". „Laß meinen Sohn ziehen, daß er MIR diene", war das Wort. Obgleich dieser das Wohlgefallen des himmlischen Vaters wiederholt besaß: „Dieser ist mein geliebter Sohn", ließ man IHN nicht durch das Land Israel ziehen, sondern nagelte IHN an das Kreuz. Und damit wir nicht alle umkommen sollten, ging der Eine, der Erstgeborene unter vielen Brüdern, für uns in den Tod. Wie groß ist doch die Liebe Gottes zu uns, den einstigen Feinden des Herrn.

Soweit zur Einleitung der Vorgeschichte für die nun folgenden Verse 24 bis 26.

Mose war ein Mann, dem Gott besonders nachging, mit dem Gott redete, dem Gott Aufträge gab, mit dem Gott Gemeinschaft pflegte und dem Gott Verheißungen schenkte. Und als Mose bereit war, den Willen Gottes zu tun, lesen wir in Vers 24:…..und es ge-

schah auf dem Wege" (denn da war er auf dem rechten Wege), „da fiel Gott den Mose an, ihn zu töten". Was, könnten wir fragen, hat Gott bewogen, einem Gottesnachfolger auf dem Wege nach dem Leben zu trachten? Hat Mose einen Fehler gemacht? Ja! Was war denn bei Mose falsch? „Das Wesentliche!" Was war wesentlich? Was Gott geredet hatte. Was hatte Gott geredet? Wir lesen es in 1. Mose 17, 10ff: „Und dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: alles Männliche werde bei euch beschnitten; und ihr sollt das Fleisch eurer Vorhaut beschneiden." Mose hatte nicht mehr an die Weisung Gottes gedacht, weshalb Gott ihm an das Leben ging. Ach, wenn wir nur wüßten, welch ein heiliger Gott der Gott Jakobs ist. Mose nahm das Wort Gottes nicht ernst, deswegen sollte er sterben. Weil die Beschneidung nicht vollzogen wurde, war dies in den Augen des Herrn „Bruch des Bundes", aber auch Feindschaft gegen Gott. Nicht Vergessenheit allein lag vor, sicherlich auch Lässigkeit den Befehlen Gottes gegenüber. In der plötzlichen Situation wußte das midianitische Weib (Zippora) genau Bescheid.

Die Beschneidung war das Zeichen des Alten Bundes mit Israel. Wer nicht beschnitten war, befand sich nicht in Heiligung und Würdigung der Segnungen Israels. So wie im Alten Bund das Fleisch des Leibes verkürzt wurde, besitzen wir heute die Beschneidung der Herzen (Rom. 2, 29). Bevor das Volk Israel weiter in die Verheißungen des Landes einziehen konnte, mußte nach Josua 5, 9 zuerst die Schande Ägyptens beseitigt werden. Diese Schande bestand in der unterlassenen Beschneidung. Wer heute die Beschneidung der Herzen meidet, kann nicht zugleich des Lohnes und der Segnungen Gottes teilhaftig werden.

In den Augen Gottes war also das Verhalten Moses betreffs der Beschneidung — Schande! Zwar hat Gott den Mose nicht getötet, aber ER suchte ihn

zu töten, und das äußerte sich im Todeskampf.

Zippora versah die Beschneidung des Sohnes mit einem scharfen Stein und vollzog das Versäumnis. Die Vorhaut warf sie an die Füße von Mose und sprach: „Fürwahr, du bist mir ein Blutbräutigam." Denn die Handlung derBe-schneidung war in Israel nicht Sache der Weiber. Ihre blutigen Hände standen mit der Vernachlässigung der Weisung Gottes durch Mose in Verbindung. Als die Beschneidung geschehen war, ließ Gott von Mose ab. So, wie die Beschneidung des AT mit Blut in Verbindung stand, steht auch unsere Herzensbeschneidung mit dem Blute des Christus in Verbindung. Und wie Mose, der Blutbräutigam, auch sein Weib Zippora blutsverbunden sein ließ,

so ist auch unser Bräutigam, Jesus, mit seiner Brautgemeinde blutsverbunden. Weil unser Herr nun zur Rechten Gottes thront, hat er uns, dem Weibe des Christus, die Beschneidung der Herzen überlassen. Nur durch Buße und Beugung werden auch wir der Schande Ägyptens (der Sünden) ledig, und vermögen gottannehmlich zu wandeln. Wer heute durch Glauben und Buße in die Blutsgemeinschaft mit Christus eintritt, von einem solchen läßt Gott das Gericht entfernen („da ließ er von ihm ab" [Vers 26]).

„Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht" (Johannes 5, 24).

W. B.

14

Bedeutung, weshalb Mose den Felsen zweimal schlug

2. Mose 17 und 4. Mose 20

Israel, das irdische Volk Gottes, hatte u. a. auch den Auftrag des Herrn, die Schattenbilder kommender Zeiten abzugeben. Zur Erfüllungszeit gehören auch unsere Tage der Gnade, in welchen die Gemeinde, das Volk Gottes, dem Herrn nach dem Geiste dient.

Auslegung nach 2. Mose 17

Gleichso, wie in Vers 1 die „ganze Gemeinde" der Kinder Israel aufbrach, „nach ihren Zügen", aus der Wüste Sin, so fand sich kein Wasser zum Trinken für das Volk.

Neutestamentlich befinden auch wir (die Gemeinde) uns in einer Wüstenwanderung ins Verheißene. Bei Israel war es Kanaan, bei uns ist es des Himmels Herrlichkeit. Für Israel geschah

der Einzug „nach ihren Zügen", für uns ist der Einzug nach all den Denominationen (ganze Gemeinde). Der Mangel an Wasser zum Trinken für das Volk war eine Auswirkung ihres eigenen Unglaubens. Wie oft schon hatte Gott zu diesem Volke in sichtbaren Zeichen und Wundern geredet. Der gleiche Mangel findet sich heute unter den Gläubigen; denn Wasser ist hier das Bild des Wortes (Eph. 5, 26). Der Mangel am Wort heute entspricht also dem fehlenden Wasser unter dem Volke Israel damals. In beiden Fällen handelt es sich um ein Untreueverhältnis zu Gott. Obgleich es bei Israel das Wasser war und heute für die Gemeinde das Wort unerläßlich ist, ist jeder Mangel als unsere Untreue dem Herrn gegenüber zu sehen. Jedweder Mangel zieht Prüfung nach sich. Nach 2. Mose 17, 1 brachte der Mangel eine Entscheidung, die wir in Vers 2 lesen. Die Israeliten konnten sich also auf den Standpunkt stellen: Der Herr hat uns aus Ägypten herausgeführt, jetzt rufen und beten wir zu Gott, daß ER uns das notwendige Wasser gibt. Diesen Entscheidungsweg aber ging Israel nicht, sondern sie „haderten mit Mose". Und solches war Gottes-Versuchung. Anstatt zum Herrn zu rufen (was Gott sie lehren wollte), „murrten sie" wider Mose. Auch der heutige Mangel am Wort würde behoben sein, wenn die Gläubigen die richtige geistliche Haltung einnähmen. Das aber, was geschieht, ist das Erheben des einen wider den anderen, und solches wertet der Herr als „murren" gegen Christus. Im Bilde Jesu schreit Mose — zum himmlischen Vater: „Was soll ich mit diesem Volke tun?" (Vers 4.) „Noch ein wenig, und sie steinigen mich." Isaak auf Morija und Mose in der Wüste waren Vorbilder auf Christus. Die Vorbilder aber brauchten nicht zu sterben, weil es für beide eine Stellvertretung gab. Bei Isaak war es ein Widder (1. Mose 22, 13), bei Mose war es der Felsen, welcher zu schlagen war (2. Mose 17, 6).

Der Felsen: Es dürfte nicht schwerfal-

len, in den vielen Erwähnungen der Schrift im Felsen den alleinigen Gott und neutestamentlich: Christus zu erkennen (Psalm 19, 14). Mose soll nun zum Felsen am Horeb gehen, um dort den Fels zu schlagen. Aber der Herr will noch „vor" ihm am Felsen stehen, der zu schlagen ist (Vers 6). Schlägt also der Mose mit dem Stabe den Felsen, so wird jener, der vor ihm steht, die Schläge erhalten. Der vor ihm Stehende war der Christus. Nach der Weisung Gottes sollte das Schlagen dieses Felsen auf Christus deuten, welcher „einmal" an das Kreuz zuschlagen war. Mose schlägt den Felsen, so daß Wasser hervorkommt, nach dem Worte Gottes. Das NT stellt dann klar: „Der Fels aber war der Christus" (1. Kor. 10, 4). Und als der Herr am Kreuz gestorben war, wurde das Lebenswasser hervorgebracht, von dem Johannes in der Offenbarung 22, 17 sagt: „Wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst." Ein jeder, der heute errettet ist, hat dieses Lebenswasser getrunken. Würde Israel damals im Glauben und Gehorsam durch die Wüste gezogen sein, hätten jene in keiner Weise Mangel gehabt. Gott hatte vor, sogar Honig aus dem Felsen hervorkommen zu lassen (Ps. 81, 16). Das rebellische Herz des Menschen hat zu allen Zeiten vermocht, sich um die göttlichen Segnungen bringen zu lassen — damals wie heute.

Auslegung nach 4. Mose 20

Erneut befindet sich das Volk Israel im Mangel an Wasser. Und Gott verweist die Durstigen wiederum zum Fels, der da Wasser geben soll, einem Volke, welches wegen Ungehorsam immer noch unterwegs war. Jetzt aber sagt Gott, daß diesmal der Felsen nicht geschlagen werden darf. Einmal sollte der Christus leiden, einmal nur sollte der Herr ans Kreuz geschlagen werden. Darum hat auch Christus „einmal" für Sünder gelitten (Hebr. 9, 28). Von Gott her sollte ein zweites Schlagen nicht erfolgen. Darum durfte jetzt nur noch

der Felsen „angesprochen" werden (Vers 8).

Weil aber Mose nicht in geistlicher Übereinstimmung mit Gott war, „schlug" er den Felsen auch jenes zweite Mal.

Lebens göttlicher Segnungen mit sich bringt, kam Mose vom Berg Nebo nicht mehr zurück. Zwar durfte der Gottesmann das verheißene Land aus der Ferne sehen, hineingehen sollte er nicht.

Aber auch in unserem Glaubensleben zieht Ungehorsam Strafe nach sich, die nach 2. Johannes 8 in Lohnverkürzung besteht. Der Ungehorsam der Kinder des Lichtes heute ist ebenfalls ein erneutes Schlagen des Herrn. Wie begrenzt aber unsere Erkenntnis über die eigenen Sünden ist, wollen wir daraus entnehmen, daß:

a) Der Herr dem Erretteten in der Nachfolgezeit Jahr um Jahr neue Sündenerkenntnis, auch über die Vergangenheit, schenkt. Zwar können wir uns durch Wasser und Blut reinigen lassen. Vieles aus der Vergangenheit jedoch bleibt in der Vergeßlichkeit des Lebens und wird erst am Richterstuhl des Christus einmal offenbar.

b) Oft sündigen wir, weil solches noch nicht als Sünde erkannt worden ist. Sünden so zu sehen, wie Gottsiesieht, bedingt zuvor, Christus ähnlich geworden zu sein.

Darum werden viele unserer Sünden am Richterstuhl Christi offenbar. Gehorsam jedoch vermindert die Schuld in allen Bereichen hier und in der Ewigkeit. Denken wir darüber hinaus, daß wir mit jeder unserer Sünden den Felsen Christus, gleich dem Mose, erneut schlagen. Der Herr hat es nicht erlaubt, deshalb wollen wir die Sünden hassen, dafür aber das tun, was unseren Gott ehrt, und damit derWandel in der Liebe zum Gehorsam gefunden wird.

W. B.

15

Typografie

2. Samuel 16, 5—14

AUS EINEM VORTRAG IN VERKÜRZTER WIEDERGABE

Heute wollen wir etwas über „Typografie" hören. Sicherlich ein modernes Wort, aber wir werden gleich sehen, wie genau es hier anwendbar ist in einem Abschnitt des Wortes Gottes, der sicherlich für uns alle tiefste Belehrungen enthält.

David, der vom Herrn gesalbte König, befand sich nach 2. Samuel 15, 14 auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom. Darum war im Herzen Davids tiefe Selbstanklage vor Gott. David wußte, welch einen Weg sein Sohn nahm, aber er konnte ihn nicht bewahren. Absalom jedoch hatte ein böses Herz. Er wollte sich selbst zum König machen, obwohl er wußte, daß Gott seinen Vater zum König gesetzt hatte. Und in der Zielsetzung menschlicher Gedanken kommt uns immer unser böses Herz entgegen.

Die Bibel sagt in 1. Mose 8, 21: „Daß das Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend an." Es wird nicht besser mit ihm. Die Bibel bestätigt nur, daß es von Jugend an so ist. Absalom war jung, und wieviel Böses war schon in diesem jungen Herzen. Das ist auch dein und mein Herz. Und wer diesem Absalom Ehre durch Niederbeugen brachte, um ihm königliche Ehre nach außen hin zu erweisen, empfing von dem Absalom einen Kuß(2. Samuel 15, 5). Jedoch der absalomische Kuß war nicht die Äußerung seiner Liebe zum Nächsten, sondern wer ihm, Absalom, Ehre gab, empfing des Judas Lohn dieses Kusses. Seine küßliche

Liebeserweisung kam vom Zwang der Ehrsucht und der Ehrsuche. Hinter der Suche nach Ehre steht immer Böses, nicht allein bei Absalom. Sein persönliches Ziel aber war, das Herz der Männer von Israel für sich zu gewinnen. Böses war in ihm, durch und durch! Um Macht zu besitzen, oder gar die Macht des Königs zu erhalten, suchte er den Zuspruch der anderen, damit David gehen mußte. In den Augen Gottes war solches Diebstahl. In Vers 6 lesen wir: „Er stahl das Vertrauen der Israeliten . . ." Da steht das Wort „stahl" drin — stehlen —; Absalom war demnach auch ein Dieb, also böse in allem.

Und als sich dann Absalom selbst die Ehre zum Königtum gab (Vers 10), da hatten sich die Herzen der Männer von Israel dem Absalom zugewandt (Vers 13). Bereits im nächsten Vers 14 befindet sich David auf der Flucht. Wieviel Kampf gab es damals, bis Saul, der Mann des eigenen Willens, von Gott beseitigt war. Zwar hatte Saul den Herrn noch befragt, aber Gott antwortete ihm nach 1. Samuel 28, 6 nicht mehr. Der Herr war es, der das Urteil über das Haus Sauls gesprochen hatte. Wiederholt hatte David die Möglichkeit, den, der nach seinem Leben trachtete, zu töten. Aber es sollte fern sein, seine Hand an den Gesalbten Jahwes zu legen (1. Sam. 24, 7). Trotz dieser seiner Gesinnung, dieser vorbildlichen Gesinnung Davids, läßt der Herr zu, daß sein eigener Sohn Absalom ihm

Frage: Was bedeutet nun das zweite Geschlagen-werden des Felsen? Tatsache ist, daß dies von Gott her nicht gewollt war, vorgebildet jedoch ist dies als Schatten kommender Ereignisse, die erkannt werden müssen. Der Herr hat das Schlagen zugelassen, obgleich dies nicht nach Seinem Willen war.

Nachdem das wunderbare Erlösungswerk auf Golgatha geschehen war (2. Mose 17, 1—7 als Schattenbild), braucht der Felsen Christus nur noch „angesprochen" zu werden. D. h., wer dem Herrn Jesus aufrichtig seine Sünden bekennt und so als ein verlorener Sünder vor Gott erscheint, welches unsere Bekehrung ist, soll wissen, daß ER treu und gerecht ist (1. Joh. 1, 9). Dieserhalb braucht der Christus nicht erneut geschlagen zu werden, wenn wir heute die Vergebung in Anspruch nehmen. Das Werk vom Kreuz reicht zur Vergebung aller unserer Sünden aus. Wir brauchten eigentlich nicht mehr zu sündigen — so groß ist die Errettung in Jesus — aber wir tun es (1. Joh. 1,8). Vom Herrn her sollen wir nicht mehr der Sünde dienen, aber wir tun es>! Hier zeigt sich die Abschattung vom Geschehen in 4. Mose 20. Mit einer jeden Sünde schlagen wir Christus, DER für uns gestorben ist, DER doch schon einmal geschlagen wurde. Weil ein erneutes Schlagen des Felsen, wie hier durch Mose, nur Verkürzung des

zum tödlichen Feind wird. Aber Gott läßt den Speer in Absaloms Herz fahren, als er an der Terebinthe hing. Wir kennen die Geschichte — das Ende aller langhaarigen Männer. Warum nun läßt Gott das alles zu? Weil der Herr im Himmel ein gerechter Gott ist, im Segen wie im Gericht. Wegen der Sache Urias hatte Gott in 2. Samuel 12, 10 geredet und gesagt: „Nun soll das Schwert aus dem Hause Davids nicht mehr weichen." Und hier vollzieht es sich. Wir könnten heute sagen: „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten‘!" Auch nicht, wenn es durch Kinder Gottes, durch Kinder des Lichts, geschieht.

Die Geschichten der beiden Königshäuser Juda und Israel haben das mehr als bewiesen. Und dann später, weit später noch, zum Schluß, traf es nochmal einen aus den Nachkommen des Hauses David — „Jesus"—. Auch ER wurde durch einen Speer durchbohrt, Seine Seite geöffnet (Joh. 19), allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. In dieser Auseinandersetzung der Flucht vor seinem eigenen Sohn hat er nicht sein Recht gesucht, das Gott ihm gegeben hatte, auf dem Thron zu sitzen. Gott hatte ihm das Thronrecht gegeben. Hat David sein Recht gesucht, auf dem Thron zu bleiben? Nein! Dann wäre es zum Bürgerkrieg gekommen. Um andere Sünden zu verhindern, gibt er sein Recht ohne ein Wort zu reden auf. In dieser Auseinandersetzung kam David bei seiner Flucht nach 2. Samuel 16, 5 nach Bachurim. In seiner Demütigung von allen Seiten und tiefen Herzenserniedrigung begegnet er einem Mann aus dem Hause Sauls namens Simei. Er kam unter Fluchen, ja unter Fluchen kam er heraus, dieser Simei. Er fluchte, weil er ein Verfluchter war. Der Fluch aber sollte David gelten. Nur Verfluchte wollen Fluch über andere bringen.

Interessant ist, daß Fluch, Rebellion und Afterrede immer aus Menschen kommen, die sich nicht gottgemäß gereinigt haben — Simei. Und von solchen gilt der Fluch meist denen, die unter großen Opfern und Entbehrungen dem

Herrn dienen — damals wie heute! Nicht ein Amalekiter redete Böses über David, sondern ein Israelit aus dem Stamme Benjamin, lesen wir. Wenn die Welt, die da verloren ist, über uns und über unsere Nachfolge in Christo redet, wird uns solches zum Segen. Aber zum Fluch und zum Verlust wird es einem Isrealiten im AT, gegen Israeliten zu reden. Simei war einer (1. Kön. 2, 44), der den sieben folgte, die später gehenkt wurden (2. Sam. 21, 6). Und zum Fluch und zum Verlust gleich dem Simei wird das böse Reden eines Gläubigen in der Gnadenzeit gegen ein Kind Gottes. Wir wollen uns das einfach tief ins Herz hineinlegen lassen. AberSimei meinte, er sei im Recht, weshalb er fluchte, schimpfte und rebellierte. In Verkennung der Dinge gegen David hantierte und lebte er, dieser Simei, dennoch in tiefer Finsternis. Und wenn heute Kinder Gottes afterreden, dann leben sie in Finsternis gleich dem Simei, sonst würden sie es nicht tun. Auch dann, wenn sie gleich dem Simei glauben und davon überzeugt sind, daß sie ein Recht hierzu haben, ist ihr Reden Sünde. David war vom Herrn bestimmt, und Gott hatte ihn gesalbt, und er redete nicht böse über Simei. Auch redete er nicht böse über seinen Sohn Absalom. Und dabei hatte Simei Beweise. Das ganze Königshaus seiner Verwandtschaft wurde getötet — Saul. In den Augen Simeis war David einer, der sich selbst und in eigener Entscheidung auf den Thron setzte. In Wirklichkeit hatte Gott ihn salben lassen, und Gott war es, der David auf den Thron gesetzt hatte. Das waren Tatsachen, die aber Simei nicht erkannte. Nur wer den Willen Gottes nicht erkennt, bäumt sich gegen Gottes Wege auf. Damit das Haus Sauls ein Ende finden sollte, erkannte er nicht. Flucher und Schimpfer erkennen den Willen Gottes kaum. In dieser Frage der Erkenntnis war Simei blind, darum fluchte und schimpfte er in der Begegnung mit David. Ja, selbst mit Steinen (Vers 6) warf er in der Steigerung seines Ärgernisses nach dem treuen David. Er war verärgert, und das ist Sünde. Das be-

deutet, auch solche, die sich in erster Linie um den Willen Gottes bemühen, werden dann mit Steinen beworfen. Aber den Grund seines Hasses und seiner Explosionsursachen nennt er in Vers 7, indem er sagt, ein Mann des Blutes sei er, dieser David. Und das waren Tatsachen. David war ein Mann des Blutes. Als David dem Herrn später ein Haus bauen wollte, da ließ es der Herr nicht zu. In I.Chronika 28, 3 steht das, was Gott sagt: „Du wirst mir dieses Haus nicht bauen, denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen."

Und doch redete Simei, der Verwandte Sauls, diese Worte in der Finsternis, in völliger Verdunklung. Wir kennen das aus dem Krieg, totale Verdunklung. Da mußten alle Fenster mit dunklem Vorhangstoff bezogen werden. Es durfte kein Lichtlein hinausgehen. Er erkannte nicht, dieser Simei, der Schimpfer, daß David auf Befehl Gottes handelte. Und wer heute die Bibel, Gottes Wort, nicht genau kennt, weil er in Dunkelheit lebt, rechnet anderen die Handlungen und Entscheidungen als falsch an, obgleich doch die Weisungen der Schrift befolgt werden. Durch Unwissenheit Gott gegenüber, entsteht im Menschenherzen Aufruhr. Das ist Satanswirkung. Und darunter litt das Königtum David, wie darunter auch heute noch die Gemeinde Jesu weltweit leidet. Es ist Mangel an Gemeinschaft und Erkenntnis, deshalb spricht Gottes Wort: „Darum wird mein Volk weggeführt aus Mangel an Erkenntnis" (Jes. 5, 13). Und weiterhin sagt Gott durch den Propheten Hosea 4, 6: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis." Erst kommt die Wegführung durch den Feind und in der Hand des Feindes dann die Vertilgung. Würde die Gnade Gottes nicht sach-walten, wäre die Gemeinde Jesu heute nicht mehr existent. Wir wollen das erkennen. Nicht durch uns kann die Gemeinde Jesu bestehen, sondern durch die Gnade Gottes. Und nur noch zu existieren ist für eine Gemeinde wahrlich nicht viel, indem man sagt: Na, sie bestehen noch.

Und dennoch existieren, ja vegetieren

die meisten Gemeinden, aber sie leben nicht, und darauf kommt es an. Leben bringt Lebensäußerung — so ist es nicht allein in meiner Wohnung. Da kann niemand sagen, daß ich tot sei, denn ich gehe jeden Tag aus und ein. Und so ist es auch im Hause des Herrn. Da ist ein Eingehen und ein Ausgehen zum Werk. Da geschieht etwas. Wo nichts geschieht, da existieren sie zwar noch, manche nur noch durch Mund-zuMund-Beatmung, oder sie vegetieren bereits im geistlichen Koma. Der Grund ist die Gesinnung Simeis in der Gemeinde Jesu. Fluchen, Steine werfen, schimpfen, klagen, unzufrieden sein, Ehre suchen und nach Vers 13 Staub hochwerfend — was ist denn das? Nun, Staub ist Dreck. Das heißt, Gläubige werfen mit Dreck wie der IsraelitSimei. Durch solches Handeln werden die Gemeinden zerstört und ein riesiger Prozentsatz der geistlichen Kräfte wird in Dingen verzehrt, die Gott nur entehren. Der Herr kann in solchen Umständen nicht segnen, und wir alle sind verantwortlich oder mitverantwortlich. Wir haben nur das Recht Hand anzulegen und mitzuziehen, ansonsten sind wir Simei.

Allzuhäufig ist in den Gemeinden der Typus Simeis vertreten. Es sind ungereinigte Gläubige, die von allem weniger besitzen als von unreinen Geistern. Das war der erste Typ, den wir uns merken wollen.

Wir kommen zum zweiten Typ. Er wird uns in Vers 9 gezeigt: Abisai! Abisai hört das böse Reden des Simei und zieht in seiner Art die Schlüsse. Es sind Überlegungen, die wir Menschen ziehen und mit unseren eigenen Herzen verbinden. Er sieht das Böse und nennt den Simei „toten Hund". Ein Hund war in Israel ein unreines Tier, und Totes durfte nicht angefaßt werden. Also ein unreines Tier im toten Zustand. Das mag Wahrheit gewesen sein, aber der Ausspruch stand Abisai nicht zu. Er erkennt ganz klar das falsche Verhalten des Simei, die total sündliche Stellung des Mannes aus dem Hause Saul, aber gleich dem Simei erkennt auch Abisai andere besser als

sich selbst. Das ist das Problem! Was ist es denn eigentlich, daß wir uns selbst so wenig erkennen im Lichte Gottes, was ist es nur? Ja, die Fruchtbarkeit in Christo, die der Herr von uns, die wir IHM gehören, fordert, hängt letztlich vom Erkennen unserer eigenen bösen Herzen ab. Wir werden nur soviel für Christus sein, inwieweit wir unsere eigenen Herzen, nicht die anderer, beurteilen, denn das hat uns Gott gar nicht geheißen. Wenn wir andere Herzen erkennen und erforschen wollen, oder meinen, sie zu erkennen, sind wir solche, die unter das Urteil des Neuen Testaments fallen, daß wir uns in fremde Sachen mischen (1. Petr. 4. 15). Das hat aber Gott verboten. Worin wir nicht in fremde Sachen mischen ist, wenn wir mit unserem eigenen Herzen bereit werden, ans Licht zu kommen, und da fehlt es sehr. Jedoch werden wir nur dem Herrn darin dienen, soweit wir unsere eigenen Herzen im Lichte Gottes erkennen. Um uns selbst zu erkennen, bedarf es oft eines anhaltenden Gebets, um die Gnade der Buße und des Lichts zu empfangen; aber Gott gibt willig. ER hat Verheißung hineingelegt, daß der Bittende empfängt. Das ist auch diese Splitter-Balken-Geschichte in Gottes Wort. Dabei redet und denkt auch Abisai in der gleichen Art des Simei, er ist nicht viel anders. Daß ein Flucher wie der Simei gegen den König Israels ein toter Hund ist, wußte auch der Goliath zu berichten, nachdem ihm der David den Kopf weggenommen hatte. Als er im Jenseits seine Augen aufschlug, da war er kopflos. Das alles waren Tatsachen, aber Abisai ist blind, blind für den Willen Gottes gleich dem Simei, weil er die Fehler des Simei so genau sieht und seine eigenen nicht. Er erkennt nicht, daß Gott ihn fluchen hieß; um zu erkennen, brauchen auch wir Gemeinschaft mit Jesus und mit Seinem Wort und nicht einen großen Mund. In seiner Gesinnung wendet er sich auch noch an den König mit der Bitte, hinüberzugehen und ihm, dem Simei, den Kopf mal abzunehmen. Er sagt wörtlich „den

Kopf wegnehmen". Das ist hier in der Redensart die Permanenz derVerharm-losung von Mord. Es ist die Gesinnung des Abisai. Man kann auch mit Worten morden, auch in der Gemeinde Jesu. Das ist es, was die Gemeinde Jesu kraftlos macht. Und solches ist überall, wo die Liebe des Christus nicht tief im Herzen regiert, der Fall. Nun, der Abisai wollte praktisch mit gleicher Münze vergelten. Wieviel Lieblosigkeit, und das ist nun die Frage an uns, befindet sich in deinem und meinem Herzen wegen mangelnder Liebe Christi? Überall, wo ein Untermaß, ein Defizit an Liebe Christi vorhanden ist, ist dann das Wort der Verurteilung vom Feind da.

David wollte weder mit der Gesinnung Simei noch mit der des Abisai zu tun haben.

Wer ist überhaupt Abisai? Das müssen wir noch wissen. Er ist nach 2. Samuel 2, 18 einer der drei Söhne der Zeruja. Die drei Söhne hießen Asael, Joab und Abisai. Zeruja, ihre Mutter, war die leibliche Schwester des David, also enge Verwandtschaft. Damit war David der Onkel der drei Söhne, welche alle drei ausgesprochene Rauhbeine darstellten.

Asael wurde von Abner, dem Heerobersten Israels, im Streit mit dem Speer durch den Bauch aufgespießt. Wir lesen das in 2. Samuel 2, 23. Joab, der zweite Sohn, ermordete später hinterrücks den Abner — nach 2. Samuel 3, 27.

Abisai, er will dem Simei den Kopf wegnehmen.

Das ist die Gesinnung der Söhne der Zeruja. Und bereits in 2. Samuel 3, 39 geht das Verhalten dieser Söhne der Zeruja dem David so auf den Magen, daß er ausruft: Die Söhne der Zeruja sind zu hart für mich! Abisai ist also der Typ der Gläubigen, .die zwar auf dem rechten Weg sind, nämlich mit David gehen, aber in jeder Meinungsverschiedenheit dann ganz hart kontern. Sie wollen nicht so hart sein, sie merken auch gar nicht, daß sie es sind, aber andere merken es und werden getötet wie jene, die durch die

Speere der Söhne der Zeruja ermordet wurden. Und solche, die in dieser Eigenschaft auch heute in der Gemeinde Jesu mit harten Worten kontern, Molche bekommen dadurch selbst sehr viele Gegenworte und sehr viele Widerstände zu spüren. Was haben wir, sagt David, miteinander zu schaffen? Es soll keine Gemeinschaft in Israel mit solch harten Leuten geben. Weil sie selbst so hart sind und die eigene Härte gar nicht merken, spüren sie nur die Härte der anderen.

Denn die Härte des Simei, die merkt der Abisai wohl, nicht aber seine eigene, dieser Abisai, der in der Gemeinde Jesu als Typ reich vertreten ist.

Und der dritte Typus? Er wird uns nun in David gezeigt.

Kein Fluch wie bei Simei, kein Kopfwegnehmen wie bei Abisai, alles, aber auch alles, nicht nur das Gute, auch das Böse, was über ihn kommt, stellt er dem Herrn anheim. Warum denn das? Weil er mit sich selbst fertig geworden war vor Gott. Er hatte sich selbst Gott ausgeliefert. Mag er fluchen, sagt er, wenn Gott es ihm gesagt hat. Fluche David, wer darf dann fragen, warum tust du es? (Vers 10). Und noch viel weiter geht der David, indem er anerkennt, daß nichts, aber auch gar nichts, ohne den Willen Gottes geschieht. Laßt ihn, sagt er, daß er fluche, denn Jahwe hat es ihn geheißen Vers 11).

Wie leicht fällt es uns und wie wohl tut es uns, wenn wir positive Worte hören. Wie schwer fällt es uns, die negativen und schon gar die unwahren oder Fluchworte zu hören. Und dabei ist David auf der Flucht vor seinem eigenen Sohn, als er diese Fluchworte des Simei und die harten Worte des Abisai hören muß. Er ist hier ein Bild auf unseren Herrn ‚!esus, der da sagt: „Ich habe auf Mitleiden gewartet, und da war keines, und auf Tröster, und ich habe keine gefunden" (Psalm 69, 20).

Auf der Flucht, hier vor seinem eigenen Sohn. Das war für ihn der böse Tag nach Epheser 6, 13. Damit wir ge-

wappnet sind, um bestehen zu können am bösen Tage, gleichwie heute der Tag des Heils mehr als 24 Stunden zählt, kann auch der böse Tag ein Zeitabschnitt im Leben eines Gläubigen sein.

Dort, wo von allen Seiten das Schwere, das Leid und das Böse hereinbrach, das war der böse Tag für David. Von seinem eigenen Sohn verfolgt, entmachtet von seinem Volk — bis auf die Treuen, die zu ihm standen — verlassen und das Haus Simei ihm fluchend. Wie edel aber ist sein Verhalten, wie christusähnlich, können wirsagen. Alles dem Herrn zu überlassen.

Bist du mit deinem alten Menschen schon so weit gekommen? Weißt du, daß es ein Geheimnis der Gottseligkeit ist, so weit zu gelangen? Weißt du, daß du nur dann in diese verheißene Ruhe in Christus eingehen kannst, wenn du zuvor mit deinem alten Menschen den Tod überlebt hast? Ob du dazu bereit bist? Damit du fertig wirst mit deinem alten Wesen. Du wirst es nicht aus dir selbst schaffen, ich glaube es nicht. Das ist ein geistlicher Vorgang, zu dem du die Verheißung brauchst, die Gott in Seinem Wort dir und mir gegeben hat. Das ist ganze Auslieferung an Christus, ganze Hingabe, ganzes Sterben mit Jesus am Kreuz.

Und darum hatte David so viel Sieg auf der anderen Seite, weil er auf den Herrn vertraute, indem er fertig war mit sich selbst. Und alle, alle, die nicht auf den Herrn vertrauen, handeln wie Simei und Abisai. Worin wird der Herr dich erkennen? Denn ER kennt dein eigenes Herz besser als du die Herzen der anderen kennst und besser noch als du selbst dein eigenes.

Worin wird der Herr dich erkennen? An einem afterredenden Flucher Simei?

Oder einem selbsthandelnden, harten Kopfjäger Abisai?

Oder an dem mit Christus gestorbenen und dem Herrn vertrauenden David?

Langsam und vorsichtig wollen wir diese Prognose lieber erst ins Gebet nehmen, bevor wir sagen — David. Aber nicht ich, nicht andere, sollen dir die Antwort geben. Gib sie dir auch nicht selbst. Erbitte sie vom Herrn, daß du Licht bekommst. Der Herr mag die Beurteilung über dich aussprechen. Aber eines wollen wir wissen: Nur David und seine Art hat das Herz unseres Herrn erfreut. Liegt es nicht auch in deinem Herzen, dem Herrn Jesus Freude zu bereiten? Nur dann, wenn du nach der Art des David tust, bist du gewürdigt, wenn du verfolgt bist von deinem eigenen Hause, wenn Negatives über dich geredet wird vom gleichen

Stamm.

Der Herr möchte Gnade schenken für diese Worte, die wir heute gehört haben über „Typografie" — du und ich sind ein Typ. Die Frage aber ist, wieweit ist Christus mit dir und mir gekommen, um uns dem Herrn Jesus ähnlicher sein zu lassen. Wenn du noch nicht christusähnlich bist, war es nicht die mangelnde Kraft Jesu, sondern dein widerspenstiges, dein finsteres Herz, das aus Liebe zu sich selbst nicht zugelassen hat, dich IHM ähnlicher werden zu lassen, worin die Liebe Christi Manqel litt.

W.B.

Bei den hier veröffentlichten Artikeln handelt es sich um die im Missionsblatt Central erschienenen Auslegungen.

Es ist beabsichtigt, je nach Umfang der einzelnen Betrachtungen, fortlaufende Hefte herauszugeben. Dabei kann es auch zur Veröffentlichung von Abhandlungen kommen, die im Central-Blatt noch nicht enthalten

waren.

Die am Wort Gottes interessierten Gläubigen sollen mit der Herausgabe von Lehrschriften eine Hilfe für die Einführung in die Lehre des Wortes Gottes erhalten.

Zu beziehen und nähere Fragen bei: MISSIONSGEMEINDE, LUDWIGSTRASSE 33, 6000 FRANKFURT AM MAIN UND MISSIONSWERK CENTRAL E.V., 2321 BLEKENDORF

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