Kurze Auslegung über die Frage der Verlorenheit der Kinder II.

Es soll nun versucht werden,
nach biblischen Ordnungen die Punkte 1.) und 2.) auszulegen. Auch soll dabei am weitgehenden Gehalt der Schrift geblieben werden, ohne auf Menschenlehren und Menschenmeinungen Rücksicht zu nehmen. Es empfiehlt sich sehr wohl, den ersten Artikel im Heft 1 vorab zu lesen, damit wir uns mit vorhandener biblischer Aussage vertraut machen. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die Erkennbarkeit der Heiligen Schrift in der aufgezeigten Reihenfolge zu verstehen ist:


„A“ Das geschriebene Wort Gottes mit vollem Aussagewert. „B“ Das geschriebene Wort Gottes mit teilweisem Aussagewert.
„C“ Die wortgebundene Exegese.
„D“ Die Meinung der Gläubigen.
Gehen wir aus der von Gott gegebenen Ordnung heraus, bewegen wir uns nicht mehr in der Wahrheit. Sowohl die Exegese, wie auch die Meinung des Gläubigen ist falsch, wenn das Wort des Herrn es anders sagt.
Zum obigen Punkt 1.) Das, was dem Herrn schriftverbunden „zugetraut“ werden soll, ist, was im Worte Gottes geschrieben steht. Geistlich gesehen ist es bedenklich, wenn wir unser Vertrauen auf die nicht durch Christus geredeten Worte setzen. Gehen wir aber davon aus, unsere geistliche Beurteilung unterliege dem Maßstab des „Zutrauens“, dann ergeben sich ganz neue Aspekte, weil jeder Errettete eine andere Glaubensstellung besitzt. Zutrauen hängt mit Vertrauen zusammen, wobei Vertrauen und Glauben im Griechischen das gleiche Wort ist. Wenn wir also dem Herrn ein nichtgeschriebenes Wort zutrauen, erhebt sich die Frage, wo die Grenzbereiche liegen, soweit es dafür überhaupt noch Grenzen gibt. Denn dort, wo in unserem Bereich (Glauben) die Grenzenlosigkeit regiert, verlaufen oft die Dinge ins Irrationale. Darum setzt die Bibel unserem Glauben die notwendigen Grenzen. Selbst wenn die Formulierung lautet: „Das trauen wir doch unserem Herrn zu“, stellt sich hier die Frage: „Wer sind die wir?“ Sind es solche, die ihr Vertrauen zum Herrn auf das außerhalb geredete Wort der Schrift setzen, dann sind das „geistliche Akrobaten-Stücke“. Der Apostel Paulus ist es, der das „geschriebene Wort“ als Wahrheit bezeichnet (Eph. 1,13) und keineswegs das „nichtge-schriebene Wort Gottes“!  Ich
bin überzeuö_“, daß wir dem Herrn dort gefallen, wo wir Seinem Wort vertrauen. Wenn aber unser Verstand dem Glauben die Grenzen setzt, leidet in jedem Fall unser Glaube darunter. Was trauen wir unserem verstandesgeleiteten Glauben zu: „daß ER Kinder nicht verloren gehen lassen kann?“
Bei den Kindern geht es um Kinder generell, ob diese von gläubigen Eltern oder auch nicht kommen. Wir lassen zunächst unsere Verstandesregungen auf der Seite und fragen, was sagt die Bibel dazu. Es wäre ungewöhnlich, würde die Schrift keine Stellung dazu nehmen. Das Wort Gottes redet so deutlich, daß es eine Freude ist, ihm zu lauschen.
Die Schrift-Belehrung lassen wir zunächst vom Thema her in Esra 9,2b beginnen. Dort heißt es: „und so hat sich der heilige Same mit den Völkern vermischt.“ Die Schrift unterscheidet sehr wohl „heiligen Samen“ Israels vom „unheiligen Samen“ der Völker der Länder. Wie wir aus Esra 10,3 erfahren, wurden alle fremden Weiber und die von ihnen geboren sind (also Kinder) hinausgetan. D.h. Gott trennte das Heilige vom Unheiligen. Er entfernte den heiligen Samen vom unheiligen Samen.
Über die Frage, wozu kleine Kinder    gehören,    redet    die
Schrift klar. Wenn im AT bereits das heilige Blut Israels in den kleinen Kindern nicht voll vorhanden war, wurden sie ausgestoßen. Unvergleichlich heiliger ist das Blut des Christus, durch welches wir mit Gott eng verbunden sind. Niemals aber ist es möglich, daß das Unheilige (auch bei Kindern), ohne den biblischen Gang der Rechtlichkeit, für heilig erklärt wird. Letztlich verstehen wir unter „dem Samen“ der Eltern die Kinder. Gottlose Eltern bringen in ihrem Samen nur gottlose Kinder hervor. Zu dieser vorgenannten Frage schreibt David in Ps. 37,28, wo es heißt: „Denn Jehova liebt das Recht und wird seine Frommen nicht verlassen; ewig werden sie bewahrt, aber der Same der Gesetzlosen wird ausgerottet.“ Das sind verbindliche Worte Gottes für jene, die dem Herrn gehören. Es ist ebenso wahr, daß der Same der Gesetzlosen (oder Kinder der Gottlosen) ausgerottet wird.
Eine weitere Stelle finden wir in Spr. 11,21. Dort steht geschrieben: „Die Hand darauf! der Böse wird nicht für schuldlos gehalten werden (in der Fußnote heißt es: „nicht ungestraft bleiben“); aber der Same der Gerechten wird entrinnen.“ Im Samen sollten wir sowohl die geistliche, als auch die leibliche Nachkommenschaft (kleine Kinder) zu sehen haben. Eine Vermischung des heiligen Samens
mit der Gleichbehandlung des Samens der Gesetzlosen – gibt es in der Heiligen Schrift nicht. Die Vermischungs-Lehre Licht und Finsternis war Gott immer ein Greuel (1. Mose 1,4; 4. Mose 22-24; 2. Kor. 6,14-17 ! usw.). Merken wir uns gut: Auch der Same des Bösen ist böse. Trauen wir unserer Meinung mehr als dem geschriebenen Worte Gottes? In dem Maße, wie wir dem Worte Gottes vertrauen, vertrauen wir dem Herrn selbst.
Zum obigen Punkt 2.) Wie unter diesem Punkte angegeben, sollen die Bibelstellen (Matth. 19,13-15; Mark. 10,13-16 und Luk. 18,15-17) der Beweis dafür sein, daß die Kinder der ungläubigen Eltern nicht verloren gehen. Aus diesem Grunde soll versucht werden, so wortgebunden wie nur möglich, diese drei Schriftstellen auszulegen. Geht man doch davon aus, zu sagen: „ihrer ist das Himmelreich“. Und wenn ihnen schon das Reich im Himmel gehöre (wie der Herr selbst es sagt), wer wollte es den Kindlein wieder wegnehmen?
Der Artikelschreiber erlaubt sich dabei, auf einige Passagen des in der Mitte der 70er Jahre erschienenen Taschenbuchs „Die zehn Gleichnisse vom Reich der Himmel“ zurückzugreifen (I.C.P., Postfach 190231, 6000 Frankfurt/M. 1):
Was ist eigentlich das Reich der Himmel?
Die Vorstellungen der Gläubigen über dieses Reich sind außerordentlich verschieden. Weil das Reich mit „Himmel“ bezeichnet wird, glaubt man gern an ein Reich im Himmel. Diese oberflächliche Auffassung verbindet sich mit dem Gedanken an Gott im Himmel. So erscheint es undenkbar, daß dem Himmel (der ja himmlisch sein muß) auch Negatives eingebunden oder unterstellt werden kann. Wenn wir aber die zehn Himmelreichs-Gleichnisse untersuchen, stellen wir fast überall „das Böse“ als im Reich der Himmel befindlich fest. Demnach ist das Reich der Himmel auf Erden ein in sich geschlossener Zeitabschnitt der Verkündigung des Evangeliums (Matth. 3,2; 4,17;: „das Reich der Himmel ist nahe gekommen“, Mark. 1,14+15: „Jesus predigte das Evangelium des Reiches Gottes und sprach: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen“). Den Anfang sehen wir zur Zeit Jesu auf Erden. Das Ende wird sein, „wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt“ (l.Kor. 15,24).
Dieser Zeitraum umfaßt:
1. Verkündigung des Ev. des Reiches (Luk. 16,16) – zur Zeit Jesu
2. Verkündigung des  Ev.  der
Gnade (Apg. 20,24) – zur Gemeindezeit
3. Verkündigung des Ev. des Reiches (Matth. 24,14) – zur 70. Jahrwoche
4. Verkündigung des Ev. des Reiches (Offb. 14,6+7) – im Millennium
Hierheraus ersehen wir, daß die Kindlein „niemals“ die Eigentümer des Reiches der Himmel sein können! Dieses Reich befindet sich auf Erden und nicht im Himmel, wo im 1. Himmelreichs-Gleichnis (Matth. 13,24-30) das Unkraut unter den guten Samen durch den Satan ausgestreut wird! Aus Matth. 19,13-15 abzuleiten, den Kindlein würde dieses Reich gehören, ist eine schreckliche Irrung. An dieser Stelle frage ich die Schriftausleger solcher Meinungslehre: Wird oder ist den Nationen das Reich Gottes nach Matth. 21,43 gegeben worden? Da heißt es: „Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, welche dessen Früchte bringen wird.“ Meinen diese Ausleger, daß dadurch alle Nationen gerettet seien, wie sie das bei Kindlein von Matth. 19,13-15 denken? Warum wird nachgeredet, aber keiner findet sich, der die Dinge prüft?
Der   Hintergrund  von   Matth.
19,14 „Lasset die Kindlein, und wehret ihnen nicht, zu mir zu
kommen, denn sicher ist das Reich der Himmel.“ Die Kindlein sind es, welche die obigen vier Verkündigungszeiträume erleben werden. Weil Christus des Gesetzes Ende ist, meint der Herr mit dem Reich der Himmel nicht die Ewigkeit. Vielmehr will der treue Herr, daß die Nachkommen Israels (die Kindlein) nicht mehr zum Gesetz, wohl aber zu Jesus, das ist ins Reich der Himmel, kommen sollten. Genau das sollte ihnen nicht verwehrt werden. Das dürfte doch jedem Ausleger und den meisten Verkündigern klar sein.
Reich der Himmel und Reich Gottes
Johannes der Täufer ruft in Matth. 3,2 zur Buße auf, weil das Reich der Himmel nahe gekommen ist. Die lehrhafte Erwartung betrifft die obigen Verkündigungs-Zeiträume 1 + 2 + 3.
Zu 1. Bei der Verkündigung des Reiches wurde Buße erwartet (Matth.4,17).
Zu 2. In der Zeit der Gnade erwartet Gott Buße (Apg. 17,30): „daß sie alle allenthalben Buße tun sollen.“
Zu 3. In der Gerichtszeit wartet Gott auf Buße (Offb. 9,20; 16,9+11).
Zu 4. Im 1000-Jahrreich ist keine Buße erwartet, denn die Sünde ist durch Gericht abgetan
und Satan, der Verführer, befindet sich im Abgrund.
Was uns auffällt, ist die Bezeichnung in Matth. 19,14: Reich der Himmel. In Mark. 10,14 und Luk. 18,16 heißt es jedoch: Reich Gottes. Obgleich beide Aussagen den gleichen Zeitablauf betreffen, sind Reich der Himmel und Reich Gottes zwei verschiedene Dinge. Merken wir uns gut: Das Reich Gottes gründet sich auf die Person Jesu Christi, wie wir auch in Luk. 17,21 lesen: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Da stand der Herr mitten unter ihnen. Hingegen bringt das Reich der Himmel das Wesen und die Gestalt dieses Reiches zum Ausdruck.
Auch dann, nachdem sich der Herr bei der Himmelfahrt zur Rechten Gottes gesetzt hat, konnte ER sagen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage“. Der Zeitablauf des Reiches der Himmel läuft parallel mit dem Zeitablauf des Reiches Gottes ab und aus. Der Wechsel geschieht lediglich aus dem Bereich des Glaubens auf dieser Erde in den geistlichen Bereich der Herrlichkeit zum Schauen. Von der materiellen Welt geht es hinüber zur himmlischen Welt Seiner Herrlichkeit.
Nachsatz: Obgleich die notwendigen Ausführungen in Kurzform gehalten sind, wird
jedes aufrichtige Kind Gottes nachvollziehen können, daß mit der Auffassung: „Das trauen wir doch unserem Herrn zu, daß ER die Kinder nicht verloren gehen lassen kann“ und mit der Stelle von Matth. 19,13-15 für eine solche Behauptung keine biblische Grundlage vorhanden ist.
Möge der treue Herr mit uns so weit kommen, daß uns das Wort
des Herrn aufgetan wird und uns zum Quell frischen Wassers führt, wo wir frei von uns werden, um ganz in IHM aufzugehen. Bestätigt nicht die Schrift, daß ER reich ist für alle? Danken wir IHM auch dort, wo Sein wunderbares Licht für unsere Füße leuchtet, damit wir auf Seinen Wegen gehen.

W. Bergmann
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