UMKEHR

Amos lebte in den Tagen des Königs Ussija. Die Weissagung jener neun Kapitel tat er zwei Jahre vor dem Erdbeben, worüber auch später der Prophet Sacharja in Kapitel 14,5 weissagte. Die Mitteilung des Sacharja weist prophetisch auf die Flucht des Überrestes aus Jerusalem in der 70. Jahrwoche hin. Eigentlich war Amos kein Prophet, auch war er nicht der Sohn eines Propheten. Wie er uns in Amos 7,14 berichtet, war er ein Viehhirte und las in seiner Armut in den Wäldern die Maulbeerfeigen.

Es scheint die Art unseres Gottes zu sein, die Gefäße für Seinen Dienst aus der Niedrigkeit zu erwählen. So sehen wir es bei den Patriarchen des Alten Testaments, nicht zuletzt bei David, welchen Gott über das Volk Israel berief. Wir lesen in 2. Samuel 7,8: „Und nun sollst du also zu meinem Knechte David sagen: So spricht Jehova der Heerscharen: Ich habe dich von der Trift genommen, hinter dem Kleinvieh weg, daß du Fürst sein solltest über mein Volk, über Israel…“ Vortrefflich sehen wir „unseren Herrn Jesus, den großen Hirten der Schafe“ (Hebr. 13,20). Auch ER war arm, daß ER „nicht hatte, wo ER Sein Haupt hinlege“ (Matth. 8,20). Obwohl der Herr arm wurde um unsertwillen (2. Kor. 8,9), hat ER sich als Sohn des Menschen zur Rechten Gottes gesetzt (Hebr. 10,12).

Damals lag das Volk Israel wegen seines Ungehorsams und Un-

glaubens geistlich sehr danieder. Infolge ihres Zustandes liebten sie ihren Gott nicht so, wie der Herr von uns geliebt und verehrt sein will. Außenstehende werden an den Hebräern -und schon gar nicht an den Verehrungsdiensten für ihren Gott -keinerlei Veränderung gesehen haben. Jeden Morgen werden die Schlachtopfer gebracht, und alle drei Tage wird der Zehnte abgeliefert. Das Dankopfer wird gegeben, und freiwillige Gaben werden gefordert. Aber genau das hat unser Fleisch gern, deshalb lesen wir: „Denn also liebt ihr’s, ihr Kinder Israel…“ Die Sünde Israels begann nicht bei diesem Textvers, sondern sie hatte hier ihren Abschluß. Was meint Gott aber, wenn ER, der Herr, nach Kapitel 5,9 die „Verwüstung losbrechen“ lassen will? Zwar gingen die Israeliten nach Bethel (was Haus Gottes heißt), und doch übertraten sie Seine Anordnungen (Vers 4). Sie gingen nach Gilgal (was Ort der Abwälzung bedeutet, wo ihre Sünden bekannt und vergeben wurden) und kamen doch mit vermehrten Sünden zurück. Es drängt sich die Frage auf, was die Ursache war, daß zwar „ihre Liebe“, nicht aber die Liebe Gottes, mit ihren gebrachten Opfern und ihrem Wandel verbunden war. Was hatten die Israeliten falsch gemacht? Worin lag der Urgrund ihrer Sünde, und wie weit war ihre Auswirkung? Ihre Liebe zu ihrem Gott

war fragwürdig! Sie erfüllten schriftgemäß alle Opfer und riefen sogar nach freiwilligen Gaben. Sie taten also noch mehr, als Gott es im Gesetz vorsah. Die Verse 4 und 5 zeigen uns jedoch die Handlungen Israels, wie sie der Herr sah und wertete. In den Worten Gottes erkennen wir ein gewisses Dahingegebensein Israels. Ein ähnliches Wort lesen wir in Offenbarung 22,11: „Wer unrecht tut, tue noch unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich noch, und wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch geheiligt.“ Das sind Gerichtsworte, welche das Rettungs- und Gnadenwerben Gottes ausschließen. Es scheint, als würde Gott Seine Bemühungen beendet haben.

Sie gingen unverändert in ihren Sünden nach Bethel, liefen nach Gilgal, dem Ort der Sündenabwälzung, und kamen mit noch weit mehr Schuld der Übertretungen zurück. Wie war das möglich? Sie opferten und handelten ohne Reinigung ihrer Herzen. Obgleich der alttestamentliche Gottesdienst den „äußeren“ Dienst im Fleische betraf, lesen wir in 1. Samuel 16,7, daß Gott das Herz, das Innere, ansieht. In ihrem Zustand gingen die Israeliten nach Gilgal und kamen wegen ihrer Heuchelei mit mehr Sünden zurück. Warum liebten sie Gott nicht so, wie ER es erwartete?

Sie liebten das Vergängliche mehr als den lebendigen Gott. Sie häuften sich deshalb Sünden zum Gericht auf. Gläubige heutiger Tage sagen leichthin: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht.“ Doch andererseits lesen wir, daß „…das Gericht anfange bei dem Hause Gottes…“ (1. Petr. 4,17). Dieses Haus sind wir, die wir dem Herrn gehören. Der Herr hat sich mit Israel, Seinem irdischen Volk, so viel Mühe gemacht, um es in die verheißenen Segnungen zu bringen. ER führte sie aus der Gefangenschaft Ägyptens heraus und brachte sie in ein Land, welches von Milch und Honig troff und ihr Eigentum sein sollte. ER befreite sie von allen ihren Feinden und gab ihnen die Fülle des Segens im Überfluß. Dennoch liebte das Volk die vergänglichen Dinge und die Götter der Kanaaniter mehr als ihren Gott. Jerobeam ließ gleich zwei goldene Kälber machen und opferte ihnen (1. Kön. 12,28.32). Sie hätten sich nur zu erinnern brauchen, was Israel getan hatte, als Aaron das gegossene Kalb herstellte (2. Mose 32,4); ferner, wie Gott sie ins Gericht brachte, indem ER das ganze Volk schlug (2. Mose 32,35). Damals war es nur ein Götzenkalb; Jerobeam aber ließ gleich zwei dieser Scheusale machen, wodurch er das ganze Volk vergiftete. Gott

warnte das Volk durch die Propheten und kündigte Gericht an. Das Wort in Amos 3,7 erfüllte sich: „Denn der Herr, Jehova, tut nichts, es sei denn, daß er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart habe.“ Amos weissagte die Verwüstung und Zerstörung Israels (Amos 7,9). Die Auswirkung war, daß man dem König berichtete, Amos habe eine Verschwörung gegen ihn angestiftet! (Vers 10). In Vers 12 sagt Amazja zu Amos: „Seher, geh, entfliehe in das Land Juda…“ Das war der geistliche Zustand des Volkes, welches nach Amos 4,4-5 „alles“ für Gott tat. Ihr Gottesdienst geschah nur nach „außen“, doch in ihrem Herzen dienten sie fremden Dingen, die der Herr verboten hatte. Daraufhin führte sie der Herr ins Gericht, welches ER zuvor oftmals ankündigen ließ:

1.) Gott entzog ihnen „das Brot“ (Amos 4,6). Er gab ihnen reine Zähne, rein deshalb, weil sie nichts zu essen hatten. Aber Mangel war an allen Orten. Dann folgt Gottes Klage: „…und doch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt…“ 2.) In Vers 7-8 entzog Gott ihnen „das Wasser“. Dabei ließ es Gott über eine Stadt regnen, aber über die andere Stadt ließ ER es nicht regnen. Dann folgt Gottes Klage: „Dennoch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt.“

3.) In Vers 9 entzog ihnen der Herr die Frucht und die Oliven für das Öl. Die Heuschrecke, das Bild des Verderbens, fraß die Olivenbäume leer. Darum weisen die Oliven auf das „Öl“ und auf den „Geist Gottes“ hin. Wir können sagen, daß ihnen der Herr die „Frucht des Geistes“ entzog. Zwar gab ihnen Gott ihr Begehr, aber ER sandte Magerkeit in ihre Seelen (Ps. 106,15). Das war Gottes Antwort! Dann folgt Gottes Klage: „Dennoch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt.“

4.) In Vers 10 entzog ihnen der Herr die „Gesundheit“ und schickte die Pest, eine Krankheit nach der Art der Ägypter. Dann folgt Gottes Klage: „Dennoch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt.“ 5.) In Vers 11 entzog ihnen Gott den „Frieden“ und kam mit Gericht; wie bei Sodom und Gomorra wurde das Land umgekehrt, und der Fluch zog ein. Dann folgt Gottes Klage: „Dennoch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt.“

Selbst die fünf Gerichtsarten vermochten nicht, das Volk Israel zum Gehorsam zu bewegen. Damit wird das Wort in Psalm 81,8b bestätigt, das lautet: „O, Israel, wenn du mir gehorchtest!“ Selbst dann, wenn sie umkehrten, reichte ihre Umkehr nicht bis zum Herrn, dem Lebenserhalter aller Menschen. Diese „halbe Umkehr“ wurde

den Alttestamentlern immer wieder zum Verhängnis. Wie schwer fällt es unserem Fleisch, Gott dienstbar zu sein!

Waren das nicht auch die Symptome der zwei gefallenen Jünger des Herrn, Judas und Petrus? Beide hatten IHN sehr verleugnet, und beide kamen zurück. Judas kam bis zum Tempel, in den er auch die Silberlinge warf, Petrus dagegen drang hindurch bis zum Herrn selbst. Wir sehen, daß ein „religiöses System“ keine Erfüllung und kein Ersatz für den Herrn ist. Nur bei IHM ist Vergebung und niemals in einer Denomination. Deshalb ist auch eine völlige Umkehr nur bei Christus möglich.

Was lehren uns diese eindringlichen Mitteilungen der Bibel? Es ist die Rede von unserer Liebe zum Herrn, und nicht von Seiner Liebe zu uns. Die Liebe zum Herrn bestimmt unser Siegesleben in der Nachfolge Jesu. Denn wenn das Leben nicht vom Sieg begleitet ist, haben wir ganz gewisse Sünden noch nicht losgelassen. Obgleich doch der Herr in Lukas 6,37 sagt: „Lasset los, und ihr werdet losgelassen werden.“ Solange wir die Dinge nicht los-lassen, lassen diese uns nicht los. Solange sie uns festhalten, befinden wir uns nicht in der Freiheit. Vielleicht haben wir die uns betreffenden Sünden noch nicht erkannt. Das

aber spricht uns nicht frei von der Schuld. Würden wir eifriger zum Herrn gerufen haben, hätte ER bereits erhört. Wir rufen deshalb nicht ernstlich zum Herrn, weil es an unserer Liebe zu IHM gebricht. Zusammenfassend hieße das: An deinem Siegesleben wird deine Liebe zum Herrn erkannt. Gewiß verwendet der Herr mit einem jeden einzelnen sehr viel Zeit. Das ist auch gut so, denn unser Gott hat sehr viel Geduld. Warum bereiten wir dem Herrn so viel Mühe, bis wir loslassen? Nirgends werden wir so sicher sein als in Seinen Armen. Trennen wir uns doch von unseren Lieblingssünden, so werden wir in Seinen starken Gottesarmen liegen. Doch davor scheuen wir uns und verhalten uns wie die Israeliten zur Zeit Amos: Wir lassen nicht los und begnügen uns in unserem Verhalten, den Willen Gottes nur so zu erkennen wie die Israeliten:

Damals gingen sie nach Bethel, dem Hause Gottes, so wie wir heute in unsere Gemeinde gehen. Wie verhält es sich, wenn wir in die Gemeinde gehen, ohne mit unseren Sünden zu brechen? Sie gingen nach Gilgal, das entspricht unserer Buße und Beugung bei der Bitte um Vergebung unserer Sünden – unsere Untugenden wollen wir jedoch nicht ablegen. Kommt das nicht einer Vermehrung von Übertretungen gleich? Ich meine, ja! Dabei

bringen wir jeden Morgen bei der stillen Zeit unsere geistlichen Schlachtopfer des Lobes und des Dankes dar. Nach dem Vorbild des Morgen- und Abendopfers im Alten Testament bringen wir unsere geistlichen Opfer sogar zweimal am Tag. Unseren Zehnten geben wir nicht alle drei Tage, sondern am Wochenersten, wie der Apostel Paulus es verordnet hat (1. Kor. 16,2). Der Zehnte betrifft uns in der Zeit der Gnade nicht mehr, denn es ist unserer Freiheit anheimgestellt, noch mehr als nur 10 Prozent zu geben.

Sodann heißt es im Ausgangstext: „…und räuchert von dem Gesäuerten Dankopfer.“ Was bedeutet es, wenn von dem Gesäuerten des Dankopfers oder von saurem Dankopfer geredet wird? Die Stelle aus 2. Mose 23,18 gibt uns hierzu Erläuterung: „Du sollst nicht das Blut meines Schlachtopfers zu Gesäuertem opfern.“ Bei den meisten großen Opferungen im Alten Testament folgten nach dem Brandopfer die Speisopfer und die Friedensopfer. Während das Brandopfer und das Friedensopfer die Schlachtopfer waren, war das Speisopfer ein Gebäck. Zum Speisopfer gehörten: der Kuchen, der Fladen, von der Pfanne und vom Napf. Nur zu leicht konnte der Süßteig sauer werden (1. Kor. 5,6). Geschah es jedoch, durfte das gesäuerte Speisopfer dem Herrn nicht

gebracht werden, es war gleich einem Greuel. Wenn nun Amos sagt: „…und räuchert von dem Gesäuerten Dankopfer“, waren die Gebete der Israeliten ein Greuel in den Augen Gottes. In der Heiligen Schrift ist das Räuchern ein Bild für das Gebet. Deshalb heißt es in Psalm 141,2: „Laß als Räucherwerk vor dir bestehen mein Gebet, die Erhebung meiner Hände als Abendopfer.“ Aber auch in Offenbarung 8,3-4 wird das Räucherfaß beschrieben: „…auf daß er Kraft gebe den Gebeten der Heiligen…“. Ihr Gebet war vor dem Herrn ein Greuel, weil sie nicht bis zu IHM umgekehrt waren und ihre Herzen nicht gereinigt hatten. Von der ganzen Umkehr und Reinigung unserer Herzen hängt die Vollmacht des Gebets ab. Solange wir nicht bis zu IHM umkehren und die letzten Hindernisse ausräumen und ausliefern, bleibt unser Gebet kraftlos. Der Apostel Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 1,5: „Denn unser Evangelium war nicht bei euch im Worte allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geiste und in großer Gewißheit.“ Vergegenwärtigen wir uns den Zustand der Gemeinden in unseren nächstliegenden europäischen Ländern, befällt uns unwillkürlich ein Grauen. Die Klarheit der Lehre der Apostel ist weitgehend verschwunden. Lehrbesonderheiten werden in Denominationen jeder einzelnen Ge-

meinde vorgeschrieben, und dabei rühmt man sich der „Freiheit des Geistes“. Man meint, man würde der von Gott gewollten Wahrheit am nächsten liegen. Nur wenige sind es, die sich selbst in der Wahrheit stehend betrachten. Solche befinden sich, wie ich meine, am weitesten von der Wahrheit entfernt. Oft verwechseln diese Gläubigen „überstarke Gesetzlichkeit“ mit „Wahrheit“, und andere wiederum „Verweltlichung“ mit „Freiheit“. Nicht wenige erkennen in der althergebrachten „Tradition“ (oder Gewohnheit) den alleinigen „Willen Gottes“. Obgleich das Wort der Heiligen Schrift die alleinige Grundlage der Wahrheit, jedweder Verkündigung und des Wandels ist, wird die Macht, die dem Worte eigen ist, im letzten Jahrzehnt nicht mehr gefunden. Die Basis der nachstehenden vier Punkte zeigt uns den Willen Gottes in Seinem Wort:

1.) Gott wollte von der Ewigkeit her Seinen Sohn groß machen (das ist auch Sein Leib). 2.) Alle Geschöpfe Gottes waren für diese Sohneserhebung zu gering.

3.) Seine Kinder mußten von IHM sein.

4.) Der einzige Weg ist uns in Golgatha gezeigt, welches Würdigkeit ist!

Zu Punkt 1: Den Sohn groß zu

machen, ging über die Erniedrigung des Sohnes Gottes (Ps. 2,7). Durch Seine Erniedrigung wurden wir, die wir Sein Leib sind, bis zu IHM erhöht, und herrlichkeitsverbunden sitzen wir mit IHM auf Seinem Thron. Zu Punkt 2: In der Sohneserhebung: Seinen Leib zu bilden, reichten weder die Engelschöpfungen (Ps. 33,6) noch die Menschenschöpfung von 1. Mose 1,26 ausgehend. Nicht der Fall der Engel, sondern der Fall der Menschen offenbarte die Liebe und Weisheit Gottes, uns durch eine „neue Schöpfung“ (Gal. 6,15. 2. Kor. 5,17) annehmbar werden zu lassen. Hierzu war der Loskauf von der Sünde notwendig.

Zu Punkt 3: Wie das Haupt der „Sohn“ Gottes war, sollte der Leib aus Kindern Gottes bestehen (wir sollten von IHM sein und nicht von IHM geschaffen sein, wie wir das auch in Hebräer 2,14 lesen). Hierin wurden wir der Sohnschaft teilhaftig (Eph. 1,5.,Gal. 4,5). Zu Punkt 4: Die ärgste Phase Seiner Geringmachung war die Ermordung am Schandpfahl des Kreuzes. Dort, wo ER unsere Sünden trug, verherrlichte ER den Vater im Himmel und rettete uns von der ewigen Verdammnis zum unvergänglichen Leben in Herrlichkeit. Diese Botschaft sollte immer der Mittelpunkt sein.

Die Praxis: Wenn sich Gläubige

bei Gott nach mehr Vollmacht und Erkenntnis ausstrecken, ohne sich vor dem Herrn genügend zu reinigen, führt solches zumeist zu zwei Wegen:

1. Weg: Zu Eigenwilligkeiten (Fleischeslust) mit dem Merkmal harter Verurteilung anderer. Die Symptome sind Gesetzlichkeit und Erstarrung.

2. Weg: Zu überstarker Betriebsamkeit und lieblosem Eifer (Fleischeslust).

Zu den Wegen 1 und 2 finden wir im Leben und Wandel einzelner Christen sowie ganzer Denominationen als Symptome die nachstehenden zwei Extreme:

1.) Es wird nie über den Heiligen Geist geredet oder verkündigt.

2.) Im fleischlichen Übereifer wird bald nur noch vom Heiligen Geist geredet, wie es in mystischen Kreisen der Fall ist. Gott hat Seinen Sohn, und nicht den Heiligen Geist dazu gesetzt, Ehre zu empfangen (Joh. 5,23)! Es gibt keine Bibelstelle, wonach wir den Geist ehren sollen. Durch die Geistverehrung wird dem Sohn die Ehre genommen, und das ist das Ziel des Seelenfeindes.

Zurückkommend zur Bibelstelle von 1. Thessalonicher 1,5 wird zwar auch heute noch das Wort verkündigt, aber die Kraft des Wortes kann nicht zum Zuge kommen. Allgemein sehen wir

die Gemeinden kaum noch im Wort verankert. Paulus gibt uns eine Warnung mit, darauf zu achten, daß das Wort mit Kraft verbunden bleibt. Anstelle der beschriebenen Kraft herrscht wankelmütige Schwachheit. Der Heilige Geist wird durch den Intellekt oder die vielgerühmte Tradition verdrängt. Anstatt in großer Gewißheit wandeln Gläubige zu einem guten Teil in Unsicherheit und Zweifeln. Andere werden aufgefordert, freiwillige Gaben zu geben, doch selbst will man Dinge vor dem Herrn nicht ablegen, wie ER es von uns erwartet. Das ist heute der niederschmetternde Zustand unmittelbar vor der Wiederkunft des Herrn. Der Prophet ruft auch uns zu: „Denn so liebt ihr’s, ihr Kinder Gottes!“

Der Prophet Amos enthüllte den Israeliten damals und uns heute die bevorstehende Gerichtszeit. Da die geistlichen Aspekte damals wie auch heute analog verlaufen, haben auch wir in der Zeit vorlaufender Schatten der bald kommenden Gerichte Gleiches zu erwarten. Denn schon entzieht uns der Herr in den fünf Punkten:

1.) das (Lebens)-Brot, denn die himmlische Nahrung wird knapp; 2.) das (Lebens)-Wasser, denn es kommen nur noch wenige zum Glauben;

3.) im (Oliven)-Öl das Wirken des Heiligen Geistes und der Kraft; 4.) die Gesundheit, denn immer mehr Krankheiten brechen auf; 5.) die Gnade, denn das Gericht an der verlorenen Welt steht unmittelbar bevor.

Liebe Geschwister des gemeinsamen Glaubens! Die Zeit ist ernst und nahe. Betrachten auch wir uns als vom Propheten Amos angesprochen, denn auch wir sind gemeint. Liefern wir an den Herrn Jesus alles aus, indem wir umkehren, nicht fünf Prozent, nicht 50 Prozent, sondern bis zu IHM, damit wir zur ersten Liebe zurückkehren, wozu wir aufgerufen sind.

Der Herr ist nahe!

W. BERGMANN

Berichtigung:

Durch ein Versehen im Schreibprogramm wurde in Heft Nr. 68 auf Seite 25 links oben eine Zeile weggelassen. Man müßte hinzufügen: (aufneh-)men und sie aus dem Herzen. .. Die Zeile auf Seite 25 rechts unten wurde auf Seite 26 links oben nochmals gedruckt und sollte gestrichen werden.

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