Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube (Heft 8)

1. Unser Fleisch (Römer 7,18)

„Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, (finde ich) nicht.“

Diese Bibelstelle betrifft letztlich alle Kinder Gottes, obgleich Römer 7 den Menschen unter Gesetz stehend behandelt. Es wäre unrichtig, wollte man die tiefen Belehrungen nur auf die Israeliten damals beziehen. Weil die Israeliten unter Gesetz dem Herrn nach dem Fleische dienten – wir heute nicht -, ist es richtig, daß die Aussagen in diesem Kapitel besonders jene betrafen. Der gelesene Textvers wirkt wie eine Ernüchterung aus tiefem Schlafe. Dennoch betrifft er alle Menschen, sei es in der Gesetzes- oder in der Gnadenzeit, auch wenn nach Vers 1 der Apostel Paulus zu denen redet, die unter Gesetz stehen. Fragen wir uns warum, so ist zu antworten: weil alle angesprochen sind, die auch im Fleische sind oder Fleisch an sich haben.

Das Fleisch ist ein komisches Ding.

Wir lieben es, obgleich wir es im Tode halten sollen.

 Wir pflegen es, obgleich Gott den Tod darüber ausgesprochen hat.

Wir werden im geistlichen Kampf und Wandel behindert; dennoch bringen wir täglich für das Fleisch mehr Opfer an Zeit und Geld als für das geistliche Leben im neuen Menschen und die Dinge des Herrn.

 Wir rechnen im Leben ganz stark mit dem Fleisch, obwohl diese Gesinnung „der Tod“ ist, wie Paulus dies in Rom. 8,6 beschreibt.

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Die Sünde hat das Fleisch (nicht nur bei den Israeliten) so stark verdreht, daß wir nach Rom. 7,15 noch nicht einmal erkennen, was wir im Leibe des Fleisches tun. Die Sünde ist das zerstörende Gift für die Geschöpfe Gottes. Merken wir uns gut: Obwohl der Herr am Kreuz die Seele errettet hat, war das Fleisch nicht zu erlösen. Deshalb müssen wir als Errettete im Fleische sterben. Das in Sünde verkommene Fleisch verändert die gesamte Persönlichkeit so stark, daß wir das Gegenteil von dem tun, was wir überhaupt wollen. Es geht sogar so weit, daß wir das ausüben, was wir hassen (Rom. 7,15b). Das ist die Macht der Sünde! In diesem Kampf der Auseinandersetzung leben wir als Erlöste. Sensible Gläubige werden dabei in ärgste Zerreißproben gebracht, von denen wir oft gar keine Vorstellung haben. Diese Gläubigen brauchen unsere intensive Gebetshilfe! Wir alle wissen, daß der Herr Jesus in SEINEM Tode nicht unser Fleisch gerettet hat. Also tragen wir alle unerlöstes Fleisch durch das Glaubensleben. Damit beherbergen wir Dynamit in uns. Eine allfällige Explosion wird nur verhindert, wenn wir uns der Sünde für gestorben halten. Gläubige, die oft oder selten ihren sündigen Kropf leeren, sind solche, die dem Herrn nicht tief genug gestorben sind. Diese haben den Tod nicht über ihr ganzes Fleisch vollzogen, weil sie es lieber schonen wollen. Geschontes Fleisch aber hinterläßt immense Verzerrungen im Wandel. Dabei wird die Liebe Jesu exzentrisch ausgelebt. Dies ist der ideale Nährboden für Eigenwilligkeiten. Als unser Herr starb, gab ER SEIN Fleisch in den Tod, obwohl es in eigener Sache „sündlos“ war. Wenn wir nun „in der Gleichheit seines Todes“ (Rom. 6,5) unser Fleisch bewahren wollen, wer sind wir? Da kommen doch nur Probleme auf uns und andere zu. Soll der Herr dieses Verhalten in der Ewigkeit noch reichlich mit Lohn vergelten? Ich denke nicht, daß es verschiedene Auffassungen über die „Gleichheit seines Todes“ geben kann. Die Bibel meint damit das völlige „Gestorben sein“. Der Herr Jesus hat nichts, aber auch gar nichts zurückbehalten. Er gab sich Gott als Ganzopfer. Darum ist die Jesusnachfolge ohne ganzes Sterben mit IHM Betrug.

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Wenn nun der Apostel Paulus im Textvers sagt, daß in ihm nichts Gutes wohnt, dann wollen wir die Dinge der Reihe nach betrachten. Äußerst wertvoll ist, daß Paulus nicht über einen bekannten Menschen oder einen Bruder, sondern über sich selbst spricht. Weil er uns allen ein leuchtendes Vorbild ist, wiegen seine Worte doppelt. Nichts Gutes in ihm – das ist keine Vermutung, sondern Wahrheit. Deshalb beginnt Vers 18: „Denn ich weiß …“ Das entspricht seinem Wissen und Bewußtsein. Was weiß er denn? Es heißt hier: „… daß in mir…“ Dies ist eine klare Selbstbeurteilung und nicht ein Reden über andere in negativer Art. Dieses „in mir“ ist in Paulus‘ Fleische; damit ist auch unser Fleisch gemeint, für dessen Regungen und Triebe nicht andere, wohl aber wir selbst verantwortlich sind. Es ist unser Fleisch, von dem geredet wird – und wir sind alle angesprochen, auch wenn der Apostel Paulus sich öffentlich bloß-stellt. Daraus sehen wir, daß allein durch unsere Bloßstellung die Wahrheit ans Licht gebracht wird. Lernen wir also von Paulus! Er weiß, daß in seinem Fleische „nichts Gutes wohnt“. Wie leicht lesen wir über solche Schriftstellen hinweg, ohne uns genügend Gedanken zu machen. Besehen wir den Vers näher. „Nichts Gutes“ bedeutet „alles Schlechte“. Geschwister, das ist uns im Garten Eden zuteil geworden. Der Ungehorsam gegen das Wort Gottes brachte diesen Fluch über uns. Dieses „alles Böse und Schlechte“ schlummert in allen Erretteten und Verlorenen. Sicherlich gibt es große Unterschiede, je nachdem, wie tief die Voreltern in der Sünde gelebt haben. Wir tragen doch das Fleisch unserer Voreltern in uns und damit auch ihr „nichts Gutes – alles Böse und Schlechte“. Wenn wir in Judas Vers 23 lesen: „… indem ihr auch das von dem Fleische befleckte Kleid hasset“, so wird manches bestätigt. Unser Wandel wird vom Fleisch befleckt, also ist das Fleisch der Ausgangspunkt der Sünde in uns.

Sind wir Errettete, so wird dem Bösen in uns (der Kraft der Sünde im Fleische) durch „Vergebung“ entgegengewirkt. Dadurch kann die Sünde nicht expandieren, wie sie möchte. So-

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bald wir uns in der Gleichheit SEINES Todes mit IHM „eins machen“, stehen wir im Segen. Dieses geistliche Verhalten baut die Sündengelüste über Generationen, aber auch in der Jesusnachfolge des einzelnen stark ab. Deshalb stehen wir wegen unseres Heiligungslebens für uns und unsere Nachkommen in steter Verantwortung vor Gott. Gläubige ohne tiefgehendes Heiligungsleben sind Pestkranke inmitten von Kindern Gottes. Paulus hatte das gleiche Fleisch wie wir, nur war er in der Gleichheit SEINES Todes mit IHM gestorben. Das ist die Basis eines gottgewollten Wandels mit Christus.

Jetzt kommen wir zu einer wichtigen Frage: Warum weichen wir eigentlich aus, um mit Christus in aller Tiefe zu sterben? Niemand soll sagen, das Sterben gehöre nur zur Bekehrung. Paulus bestätigt in 1. Kor. 15,31: „Täglich sterbe ich …“ Die Antwort lautet: Das Sterben in den Bereichen, die wir nicht loslassen wollen, weil wir sie noch lieben, schmerzt so sehr. Viele Gläubige haben das tägliche Sterben nach ihrer Bekehrung und Errettung nachzuholen. Die Gewißheit der Wiedergeburt reicht ihnen, das Heiligungsleben zu führen erscheint ihnen zweitrangig. In der Hingabe an Christus erkennen wir die Liebe zu Gott.

Und noch einmal besehen wir „nichts Gutes“, was wir „alles Böse und Schlechte“ genannt haben. Da wird uns doch klar, daß bei bestimmten Sündenveranlagungen unreine Geister im Fleische sein können. Diese Geister sind auch nichts Gutes. Sie reizen und zwingen die Menschen zu den in Matth. 15,19 aufgeführten Versündigungen. Wer von seinem Fleische etwas hält, hat die Sünde noch nicht erkannt. Sollten Kinder Gottes besseres Fleisch haben als die Gottlosen? Niemals! „Die Erlösung unseres Leibes“ erwarten wir erst bei der Wiederkunft des Herrn (Rom. 8,23). Eine Erneuerung oder Verbesserung des Fleisches gibt es vorher nicht. Das, was uns jetzt bewegt, ist, daß in unserem Fleische nichts Gutes, dafür aber Böses und Schlechtes „wohnt“. Das Böse im Fleische hat lebenslanges Wohnrecht. Diese Tatsache ist nicht zu ändern, ob wir errettet oder verloren

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sind. Solange unser irdisches Leben währt, wohnt das Böse im Fleische. Wohnen ist mehr als nur einen Besuch abstatten. Das Böse, die Sünde, ist im Fleische zu Hause. Darum ist Leibeserlösung keine Leibesrettung. Die Erlösung des Leibes vollzieht sich in der Befreiung aus dem Wohnrecht der Sünde und der Verwandlung in einen Geistleib mit Sündlosigkeit. Das gehört nach Rom. 8,21 zur Freimachung der (alten) Schöpfung „von der Knechtschaft des Verderbnisses“.

Sind es Verlorene, so wird der Kraft der Sünde (mangels Vergebung und sich im Tode halten) freien Lauf gelassen. Die Sünde expandiert, bis der „Mensch der Sünde“ (2. Thess. 2,3), welcher der Antichrist ist, offenbar wird. Dem folgt die Vernichtung der Gottlosen im Gericht der Lebendigen. Diese Geschehnisse stehen unmittelbar vor der unversöhnten Welt.

Weiter heißt es im Textvers: „Denn das Wollen ist bei mir vorhanden …“ Wenn nun der Apostel Paulus bereit war zum Wollen, dann mag dies darauf zurückzuführen sein, daß sein Geist (der Geist des Menschen) das Wollen hatte; die Schwachheit seines Fleisches verhinderte jedoch durch die Sünde jedes Wollen des Geistes. Das lesen wir auch in Matth. 26,41b: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.“ Und doch ist es der Herr, der nach Phil. 2,13 in uns „wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken“. In Rom. 7,18 heißt es weiter: „… aber das Vollbringen dessen, was recht ist, (finde ich) nicht.“ Die Sünde im schwachen „Leibe des Fleisches“ (Kol. 1,22 und 2,11; vgl. hierzu auch „Leib der Sünde“, Rom. 6,6 und 7,24) ist so stark, daß selbst Paulus das Vollbringen nicht fand. Zwar vollbrachte er etwas, aber es war das, was nicht recht war. Der treue Herr möchte Gnade geben, daß wir in den Worten Pauli uns und unser sündiges Fleisch erkennen. Solange wir auf Erden leben, werden wir in einem gespaltenen Zustand dem Herrn dienen. „Also nun diene ich selbst mit dem Sinne (Geist) Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz“, sagt Paulus in Rom. 7,25b. „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in

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Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Rom. 8,2).

Bruder und Schwester, auch wenn Du noch sündigst, bist Du errettet. Der Herr Jesus hat Dich freigemacht durch das Gesetz des Geistes des Lebens.

Bemerkung: Dem Artikelschreiber ist sehr wohl bekannt, daß das Wort „Fleisch“ in einigen neutestamentlichen Schriftstellen die Quelle der Sünden im alten Menschen rein geistlich bedeutet. Bei dieser Auslegung sollte für „Fleisch“ das griechische Wort „sorna“ stehen.

2. Die Freiheit der Kinder Gottes (Römer 8,1.2)

Nachdem wir aus dem Kapitel „Unser Fleisch“ gelernt haben, daß nicht allein im Fleische des Paulus, sondern auch in uns nichts Gutes wohnt, klingt es für manche Kinder Gottes hohnsprechend, wenn sie, ihr eigenes Leben seit der Errettung betrachtend, in Rom. 8,1.2 lesen: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Es ist eine große Gnade des Herrn, wenn wir dieses Thema verstanden haben. Ansonsten belügt uns der Seelenfeind zu unserem Schaden.

Es ist unwahr, daß das Kapitel 7 des Römerbriefes die Leibesgemeinde Jesu nichts angeht, weil in Vers 1 geschrieben steht: „… (denn ich rede zu denen, die Gesetz kennen)…“ Israel diente Gott dem Fleische nach, deshalb hatten die Leute, aus dem Gesetz kommend, das große Verständnis für Fleischeswerk. In Kapitel 7 geht es aber nicht primär um Fleischeswerk, sondern um das Fleisch als solches. Der Apostel schildert sowohl die absolute Unfähigkeit, Gott im Fleische zu dienen, als auch die Unmöglichkeit, im Fleische Geistesdienst zu vollziehen.

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Daran ändert sich nichts, auch wenn „das Gesetz geistlich ist“ (Rom. 7,14). Weil also niemand das Gesetz tun konnte (Joh. 7,19), erwies sich der Fleischesdienst als unerfüllbar. Für den Triumph von Rom. 8,1 – „keine Verdammnis“ – ist das Kreuz der zentrale Ausgangspunkt. Durch die Größe und Erhabenheit des Opfers Christi konnte der Geistesdienst eingeführt werden. Dieser war und ist nur möglich, nachdem der Heilige Geist Wohnung in den Menschen genommen hat. Infolge von Vergebung (Auferstehungsfest) und Empfang des Heiligen Geistes (Pfingsten) dominiert im Gläubigen das Gesetz des Geistes und nicht mehr das mosaische Gesetz. Dieses Gesetz des Geistes des Lebens ist die Garantie für die Freimachung vom Gesetz der Sünde und des Todes. Wenn Paulus bestätigt: „… hat mich freigemacht…“, dann erhalten wir die Freimachung nicht erst später. Sie geschieht im Vorgang von Bekehrung und Wiedergeburt, darum das Wort „hat“. Kommen wir hier vorweg zu der Frage: Wie kann ich den Herrn in der zugesagten Freiheit durch Sieg beständig ehren? Die Antwort darauf finden wir in 1. Joh. 5,4b: „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“ Unser Siegeswandel mit Christus hängt wesenhaft mit unserem Glauben zusammen. Wenn also die Heilige Schrift sagt „hat mich freigemacht“, wir aber wandeln sieglos in Traurigkeit dahin, dann ist es mit dem Glauben nicht weit her. Die wahren Gründe für diesen Pessimismus bei vielen Kindern Gottes sollen an dieser Stelle behandelt werden.

Wo Siegesleben fehlt, wandeln die Erretteten auch nicht im gesegneten Bewußtsein „hat mich freigemacht“. Der treue Herr aber hat uns diese tiefgehende Segnung in Rom. 8,1.2 als eine Hilfe auf unserem Weg in die obere Heimat geschenkt. Deswegen sollte jedes Gotteskind alles darangeben, den Segen dieser Freiheit voll und ganz zu genießen. Letztlich liegt darin die Verherrlichung Gottes durch jeden einzelnen Gläubigen. Allein schon von seifen dieser uns geschenkten Freiheit zur Ehrerweisung Gottes bewegen wir uns im Willen des Herrn, wenn wir darum kämpfen. Betrachten wir aber die Kinder Gottes heutiger

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Tage, erkennen wir bei vielen eine völlige oder geringere Unfreiheit in geistlichen Belangen mit mehr oder weniger tiefer Einschnürung im Wandel.

Die Quellgebiete, die sich der Feind zunutze macht, sind verschiedener Art.

a) Psychisch schwache und sensible Menschen werden am allermeisten in ihrer Freiheit eingeengt. Oft gehen die Einwirkungen bis ins Unerträgliche. Kinder Gottes in diesem Zustand werden voll ihrer Persönlichkeit beraubt.

b) Auch andere Krankheiten können Anlaß für die Preisgabe der Freiheit sein. Insbesondere besteht diese Gefahr dann, wenn man sich innerlich selbst aufgibt, wenn man es liebt, sich selbst zu bedauern oder durch andere bedauert zu werden. Gott will, daß wir IHN selbst in der Krankheit verherrlichen.

c) Gläubige, die jene giftige Neigung zur Passivität besitzen, geben ihre Freiheit oft „freiwillig“ auf. Passive Menschen sind eine besondere Zielscheibe für den Seelenfeind, wenngleich sie die Gefahr, in der sie leben, nicht erkennen. Oft wird an falschen Stellen nach Gründen gesucht.

d) Der Hauptgrund für all diese Ursachen ist eine ganz entscheidende Fehlsubstanz: die Unwissenheit über Gottes teurem Wort betreffs der eigenen Freiheit und Gebundenheit in vielen Dingen, die Gott nicht ehren.

Die allermeisten einschnürenden Frechheiten des Feindes geschehen, weil man sich nicht im schriftgemäßen Wandel verhält! Und doch ist jedem Gotteskind die Freiheit im Geiste gegeben, eine Gabe Gottes bei der Wiedergeburt für all die

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Seinen. Für jeden Bluterkauften gilt die göttliche Zusage: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind.“ Gottes Garantie dafür ist unsere Sicherheit. Diese Tatsache hat der Herr für jeden SEINER Gemeinde bestimmt. Was gebraucht wird, ist die echte, gottgemäße Befreiung, die es sich anzueignen gilt.

3. Das Geheimnis der Überwindung

Auch im Leben der Kinder Gottes gibt es Gewohnheiten, die der Satan benutzt, um sie unfruchtbar zu machen. Eine solch üble Gewohnheit ist das Verhalten in der Passivität bei jeder Gelegenheit, in wiederkehrenden Lebenssituationen. Der Wiederholungsfaktor gräbt sich im Fleische so tief ein, daß bei schwachem Glauben keinerlei Chancen für eine Überwindung bestehen. Und doch gibt es für einen jeden die Möglichkeit herauszukommen. Spätestens bei der praktischen Übung zur Überwindung erhält man Licht darüber, wieviel Lüge mit diesem passiven Verhalten verbunden ist. Zwar will jeder davon frei werden, doch sobald die Überwindung beginnen soll, wird geantwortet: Das geht nicht, das kann ich nicht, das bring‘ ich nicht fertig usw. Wenn wir in Matth. 19,26 lesen, daß bei Gott alle Dinge möglich sind, und wenn wir wissen, daß uns der Herr aus den Bindungen heraushaben will, dann darf es kein Wenn und Aber mehr geben.

An dieser Stelle beginnt das Gebet um das persönliche Wollen. Solange wir nicht von Herzen wollen, kann der Herr auch das rechte Verlangen nicht geben (Phil. 2,13). Beim Kampf durch Überwindung ist die letzte Energie ins Wollen und ins Gebet zum Herrn hineinzulegen. Der Vollzug hat im Herzen stattzufinden, sonst sind alle Bemühungen umsonst. Insbesondere ist der Glaube zu aktivieren und auf das Ziel auszurichten. Und vergessen wir nie, daß der Herr uns in allem beisteht und SEIN verheißenes Wort erfüllt. Letztlich gilt es, die alteingeses-

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sene Lebens-Passivität zu überwinden. Was ist nun der entscheidende Beitrag dazu? Die Überwindung gelingt nur durch viel Arbeit und steten Fleiß! Beachten wir an dieser Stelle, daß Gott den ersten Menschen im Garten Eden den Auftrag gab, den Wonnegarten „zu bebauen und ihn zu bewahren“ (1. Mose 2,15). Obgleich es in Eden noch keine Sünde gab, hatten die ersten Menschen bereits zu arbeiten! Und nach ihrem Sündenfall mußten sie zur Strafe im Schweiße des Angesichts arbeiten. Trotzdem hat Gott die harte Arbeit unter SEINEN Segen gestellt. Ja, das N.T. geht noch weiter und sagt in 2. Thess. 3,10: „… wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Das sind Gottes Gedanken über die Arbeit der Menschen. Der König Salomo redet in Sprüche 12,27b: „Aber kostbares Gut eines Menschen ist es, wenn er fleißig ist.“ Das sind die Grundlagen für ein Herauskommen aus notvollen Situationen und Plagen; dazu gehören auch alle in Kapitel 2 unter „Quellgebiete“ genannten Punkte. Sobald wir uns von entgegengesetzten Gedanken beflügeln lassen, wird es kein Herauskommen geben. Wer aber die Rede der Heiligen Schrift versteht und befolgt, kann aus den hoffnungslosesten Verstrickungen herausgelangen.

Obwohl je nach Tiefe der Einschnürung die Mithilfe anderer Gläubigen unerläßlich ist, bleibt die Hauptlast bei den passiven Menschen. Es wäre ein Fehlverhalten, wollte man – gutgemeint -ihnen die Arbeit abnehmen, damit sie sich nicht so weh tun. Sie sollen sich weh tun! Das gehört zur Prüfung der Überwindung. Wie wollen passive Menschen vorwärtskommen, wenn wir ihnen die Arbeit abnehmen, um ihnen das Leben zu erleichtern? Nur zu oft sind diese Geschädigten „verwöhnt“ und dadurch zusätzlich geschädigt worden. Es gehört ihnen im wahrsten Sinne des Wortes ein Überpensum an Arbeit auferlegt, weil nur so und nicht anders ein Herauskommen möglich ist. Arbeit ist heilsamer Balsam für jedermann.

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Es gibt Situationen, in denen wir mit allen anderen seelsorgerlichen Methoden nicht weiterkommen. Wird die vom Herrn gegebene Seite nicht genutzt, bleiben alle übrigen Tätigkeiten erfolglos. Darum ist es so wichtig, den Willen Gottes auch in diesen Dingen zu erkennen und zu tun.

Ein ganz wichtiger Punkt ist die Anregung, ein inneres „Ja“ zur Arbeit zu finden. Sobald die Bejahung fehlt, bewegen sich passive Menschen im „Nein“. Mit viel Geduld und Übung muß durch Gebet und Gespräch der Boden zum „Ja“ eingenommen werden! Der Vorgang erinnert uns an Josuas Landeinnahme in Kanaan. Damals gab es auch in verschiedenen Richtungen Rückschläge, doch der Sieg konnte nicht verhindert werden.

Wenn wir in diesem Kapitel von Überwindung reden, dürfen wir nicht meinen, den Feind überwinden zu müssen. Der Herr hat ihn schon überwunden. Die im Pessimismus lebenden Gläubigen sind vom Feind doch nur um den Sieg „belogen“ worden. Darum ist ein wiederholtes Lossagen von der Lüge notwendig, auch wenn man der Belogene ist. Dieses Belogen-worden-sein entbindet keineswegs von der Schuld, wie auch die belogene Eva im Garten Eden nicht für schuldlos gehalten wurde. Man muß zu einem Herzenszustand gelangen, der da lautet: „Ich lasse mir meine Behinderung nicht mehr gefallen! Schluß mit der Lüge! Gott hat für mich die Freiheit bestimmt! Ich gehe den Weg der Freiheit!“

In den Sendschreiben an die sieben Gemeinden (Offb. 2 und 3) steht 7mal die ermutigende Aussage: „Wer überwindet …“ Danach folgt jedesmal eine gewaltige Verheißung (Offb. 2,7.11.17.26; 3,5.12.21). In der letzten Bibelstelle ruft uns der Herr zu: „Wer überwindet, dem werde ich geben …“ Wenn wir überwinden, wie wir hier lesen, dann sind uns die Verheißungen gewiß. Wer aber nicht überwindet, befindet sich auch nicht in der Verheißung. Niemand soll denken, Verheißung und Freiheit

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würden jemandem in Passivität zufallen. Darum auf – wir besitzen die Zusagen und Verheißungen Gottes!

Ein großes Hindernis im Kampf zur Befreiung aus den Nöten ist das magische Schauen auf die Umstände. Meistens haben sich auch noch Sorgengeister eingenistet. Diese gilt es nun ebenfalls zu überwinden, wie bisher aufgezeigt wurde. Es ist nötig, Punkt für Punkt den Kampf aufzunehmen und die passiven Gläubigen durch Überwindung hin zum Sieg in Jesus Christus zu führen. Hat Dir der Herr schon eine solche Liebe zu Deinen Geschwistern, ihnen zu helfen, aufs Herz gelegt?

4. Die Überwindung nach Römer 7,18

Gehen wir wieder von Rom. 7,18 aus und besehen das Verhalten aus der Sicht unserer Liebe zum eigenen Fleisch, so folgen tiefe Erschütterungen. Die unter „Quellgebiete“ erwähnten Menschen stecken zumeist in einer götzendienerischen Liebe zu sich selbst. Weil sie diese Tatsache durch die eigene Verdrehung nicht wahrnehmen, glauben sie gar nicht an eine solch tiefe Bindung. Die Selbstbewertung ist schizophren. Auf der einen Seite lebt man in Komplexen, nichts zu sein; auf der anderen Seite besteht götzendienerische Liebe zu sich selbst. Vor Augen steht der Fleischesdienst und nicht der Herr. So tritt eine echte Bipolarität auf, die Christus außer acht läßt. Minderwertigkeitskomplexe und abgöttische Liebe zu sich selbst müssen im Tode gehalten werden. Dies ist der einzige Weg, aus dem gebundenen Zustand herauszukommen, und gelingt nur durch viel Buße tun und sich von den Dingen lossagen, damit der befreite Zustand überhandnimmt. Der Feind wird immer versuchen, über das unerlöste, unheilige Fleisch zum Geist und zur Seele des Menschen vorzudringen, um möglichst alles in Besitz zu nehmen. Dadurch wird der Mensch nach Leib, Geist und Seele an sich selbst gebunden, und Satan bindet ihn an sich. Damit will der Feind verhindern, daß der Mensch an Christus gebunden ist.

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In diesem Zustand bringt der Angefochtene meistens nicht Gott, sondern dem Feind die Ehre. Die tägliche Beschäftigung bezieht sich auf die vergänglichen Dinge des Fleisches. Das ist von der Abfolge her Todesgesinnung und nicht darstellendes Leben in Christo. Weil das Fleisch am Kreuz nicht gerettet wurde, wird es immer Ziel des Feindes sein, die unerlöste Seite großzumachen. Auf dieser Basis kann der Satan sein Lügenwerk aufbauen. Wir im Fleische der Sünde sind viel zu schwach, der Macht der Lüge zu widerstehen. Der alleinige Sieg liegt für uns im geistlichen Bereich der Überwindung des Bösen. Das Fleisch aber muß im Tode gehalten werden. Dennoch kommt es zu der ungeheuren Verdrehung nach Rom. 7,15b, daß wir das tun, was wir gar nicht wollen. Wenn also Paulus selbst in dieser Verdrehung war, wieviel mehr sind es solche, die unter starker Einwirkung des Feindes stehen.

Die unter „Quellgebiete“ genannten Tatsachen bestätigen geradezu die unglaublichen Vorgänge bei Gläubigen, das zu tun, was sie nicht wollen und sogar hassen. Die Macht der Sünde wird gerade bei ihnen am deutlichsten erkennbar. Und weil sich die Überwindung für diese Erretteten noch schwieriger als bei den anderen gestaltet, bleibt der notwendige Einsatz aus. Aber genau diese Angefochtenen müßten zur Überwindung der negativen Einstellung ein doppeltes Maß an Arbeit leisten, damit die um sich selbst zentrierenden Gedanken von der Absicht des Feindes weggezogen und in normale Bereiche gelenkt werden. Hier ist zur Überwindung unerläßlich, ganz bewußt das Fleisch im Tode zu halten.

5. Freitod – Selbstmord

Die Bibel, Gottes Wort, redet in aller Deutlichkeit über diese gottwidrigen Dinge. So lesen wir z.B. in Matth. 27,5 von Judas: „… und machte sich davon und ging hin und erhängte sich.“ Was uns im Zusammenhang der Mitteilung auffällt, ist die Wortfolge

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„und ging hin“. Das Hingehen in diese Richtung ist „Flucht ins Verderben“. Judas, der Jünger des Herrn, wurde Verräter an dem Christus. Um sich richtigerweise Gott für seine Bosheit zu stellen, überzog er das Maß seiner Sünde und wurde Verräter an sich selbst nach Leib, Seele und Geist. Die Handlung seines Selbstmordes blieb aber nicht auf ihn begrenzt. Vielmehr stand sie in Verbindung mit dem Verrat Jesu und war Ursache des Fluches für seine Verwandten und Bekannten.

Aus der Weissagung Davids in Ps. 109 entnehmen wir die Folgen für

a) seine Kinder: sie sollen Waisen sein (V9). Sie werden Bettler sein und fern ihrer verwüsteten Wohnungen nach Brot suchen (V.10). Seinen Nachkommen ist die Ausrottung angekündigt, ihr Name wird ausgelöscht werden (V.13).

b) seine Frau: sie soll Witwe sein (V.9).

c) Judas selbst: weil er den Fluch liebte, kam er über ihn (V.17a). Aus biblischer Sicht lesen wir dazu in Apg. 1,18: „Dieser nun hat zwar von dem Lohne der Ungerechtigkeit einen Acker erworben und ist, kopfüber gestürzt, mitten entzwei geborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden.“ Das ist die geistliche Beurteilung seiner Sünden mit dem Freitod als Abschluß.

Die Rückkehr: Beide Jünger, sowohl Judas als auch Petrus, hatten den Herrn in übler Weise verleugnet. Beide kamen „zurück“. Judas kam zu einem religiösen System zurück und bekannte: „Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe“ (Matth. 27,4). Die Antwort der Hohenpriester lautete: „Was geht das uns an?“ Wir erkennen hieraus, daß es in einem religiösen System keine Vergebung und Gnade gibt.

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Petrus, auch er kam zurück – bis zur Person des Herrn. Und weil in Jesus Vergebung und Gnade in Fülle ist, erlangte Petrus beides. Ja, der treue Herr stellte ihn in Gegenwart der Jünger wieder her. Zwar mußte Petrus in der Frage der Liebe zum Herrn wiederholt angesprochen werden (Joh. 21,15ff.), doch bekam er den herrlichen Auftrag, als Hirte die Lämmlein und die Schafe zu hüten und zu weiden.

Wir lesen in Pred. 8,8: „Kein Mensch hat Macht über den Wind, den Wind zurückzuhalten; und niemand hat Macht über den Tag des Todes …“ Kein Mensch hat von Gott die Erlaubnis, sein Leben zu beenden. Den Tag des Todes für jeden von uns hat der Herr in SEINEN Händen belassen. Wir wissen, daß Wind und Geist ein gemeinsames Stammwort besitzen. Es könnte also auch heißen: „Kein Mensch hat Macht über den Geist, den Geist zurückzuhalten.“ Hier ist nicht vom Geist des Menschen die Rede. Mehr darüber soll an dieser Stelle nicht gesagt werden.

Das Wort „Freitod“ verharmlost die Sünde des Selbstmordes vor Gott so sehr, daß manche denken, sie hätten die Freiheit, über ihren Tod zu entscheiden. Vielmehr ist der Selbstmord ein Tod „frei“ von dem Willen Gottes – eine Entscheidung gegen den Willen Gottes.

6. Der Selbstmord bei Kindern Gottes

Genauso wie Selbstbetrug (Gal. 6,3) auch Betrug ist (Hebr. 3,13), so ist Selbstmord (Matth. 27,5) auch Mord! Von der allgemeinen Beurteilung her ist der Selbstmord eines Kindes Gottes eine ganz, ganz böse Handlung. In diesem Kapitel soll versucht werden, in die tieferen Zusammenhänge hineinzuschauen und die Vielfalt der Verschuldung herauszustellen.

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Die sündige Handlung richtet sich gegen

a) den Schöpfer-Gott im Himmel.

Auch dann, wenn Christus unserer Sünden wegen am Tod teilgenommen hat, so lautet SEIN Zeugnis in Matth. 22,32b: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.“ Damit ist der Selbstmord ein sündiger Eingriff in die Willensabsicht des heiligen Gottes.

b) die Familienangehörigen und Verwandten.

Die Last der Handlung ist in den Herzen der Angehörigen auf Erden nie mehr zu beseitigen. Der Druck der Erinnerung wird lebenslang als negatives Gewicht auf den Seelen und Gemütern lasten.

c) die örtliche Gemeinde.

Es ist ungeheuerlich, welche verheerenden Folgen auf schwache Seelen zukommen und seuchenartig alle erfassen, die im Glauben nicht tief genug gegründet sind. Aber auch die Starken im Glauben spüren die Last hart.

d) das Zeugnis für die Welt.

Die Handlung selbst stellt die Wahrheit der Heiligen Schrift für viele Verlorene in Frage und steht im Gegensatz zur Rede des N.T. Oft haben Ungläubige ein feines Empfinden für das, was in Gottes Augen recht ist.

ALLGEMEINES: Wie wir aus den vorangegangenen Punkten ersehen, hinterläßt die Sünde des Selbstmordes eine bleibende Schuld nach allen Seiten. Keiner der Täter ist in der Lage, seine begangene Sünde vor Gott noch zu ordnen. Das heißt, ein jeder nimmt die Schuld unvergeben mit in die Ewigkeit. Wie ernst ist dies! Um Vergebung zu bitten, bevor die Sünde ausgeführt wird,

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gilt nicht. Dies wäre ja ein Sündigen auf Gnade, was der Römerbrief ablehnt. Auch wenn nach der Lehre des Wortes Gottes ein Erretteter von seiner Wiedergeburt nicht abfallen kann, so bleibt ein durch alle Ewigkeiten der Ewigkeiten verlaufender Schaden zurück. Mit dem Verlust des himmlischen Lohnes geht parallel auch die ewigkeitsbezogene Verherrlichung Gottes verloren. Darum gilt die Ermahnung in 1. Thess. 5,23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“

7. Die verantwortliche Seite

Uns Menschen mit der Ausrüstung von fünf Sinnen ist es nicht gegeben, in jedem Fall ein richtiges Urteil zu bilden, wenngleich wir dafürhalten, es zu können. Gerade auf der Ebene psychischer Einwirkungen bleiben nicht allein für den Außenstehenden, sondern auch für den Angefochtenen sehr wohl Fragen offen. Eines steht sicher fest: bis es zur Tat kommt, muß ein Kind Gottes anhaltend und zutiefst belogen worden sein. Diese intensive lügnerische Einmischung in die gedankliche Oberhoheit des Menschen kann nur von dämonischer Seite kommen. Die Beeinflussung steigert sich von ungewollten Gedanken bis hin zu Eindrücken gleichzeitiger Schmerzempfindungen. Es handelt sich vergleichsweise um eine Gehirnwäsche. Der Seelenfeind geht so weit, bis der Angefochtene beginnt, die lügnerischen Eingebungen zu glauben. Das aber ist ein ganz gefährlicher Punkt. Das Glauben solcher satanischer Lügen kommt einer Lebenskapitulation gleich. Medizinisch ist kaum beizukommen, zumal dem Arzt die wirklichen Vorgänge meist nicht genau geschildert werden. Andererseits stehen diesem auch nur schulmedizinische Mittel zur Verfügung, die beileibe nicht ausreichen, die gefährliche Zwangslage abzuwenden.

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Die häufigsten Lügen und Methoden Satans, denen wir seit Jahrzehnten begegnen, sind folgende:

Der Feind sagt: „Du bist nicht errettet.“ Darauf antworten wir, daß der Teufel diese Lüge nur zu Kindern Gottes redet. Den Verlorenen würde er dies nicht sagen, da sie nichts damit anfangen könnten bzw. erst dadurch auf eine vorhandene Rettung aufmerksam gemacht würden.

Der Feind sagt: „Der Herr Jesus hat dich nicht lieb. Weil du noch sündigst, geht es dir so schlecht.“ Darauf antworten wir, daß es keine Erretteten gibt, die nicht sündigen. SEINE Liebe zu uns wird durch unsere Sünde nicht geschmälert.

Letztendlich übernimmt Satan ganz und gar die Willensäußerungen des Opfers, so daß dieses nur noch im Sinne des Seelenfeindes entscheidet. In dieser Schlußphase steht ein Mensch nicht mehr in der vollen Verantwortung für seine Handlungen und ist nicht mehr fähig, gegen die Absichten des Bösewichts auch nur um ein Mindestmaß anzukämpfen. Das ist die Macht der Sünde! Mit Sicherheit wird der Herr einen derart Betrogenen nicht als Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Hier muß aber eingeräumt werden, daß wohl eine Verantwortlichkeit vorhanden ist, jedoch nicht in der absoluten Endphase der Handlung, sondern zeitlich vorher, als man den Lügen Satans noch in gewisser Gedankenfreiheit gegenüberstand. Darum ist es nötig, in der Zeit der Annehmung SEINES Wortes sich zu bemühen, durch die Heilige Schrift ein Fundament zu bilden, damit dem Feind die Chancen zur Beeinflussung versagt bleiben. Jeder Errettete sollte heute zuerst allen Rückstand im Wort und im Gebet aufholen. Dies geschieht durch die Führung eines notwendigen Heiligungslebens.

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8. Die Handlung in bezug auf Römer 7,18

Gerade deshalb, weil das Fleisch am Kreuz nicht erlöst wurde, ist unser Fleisch der Ausgangspunkt jeglicher Sünden. Gewiß läßt sich der Teufel nicht allein im Fleische eingrenzen. Er wird immer versuchen, in das Gebiet der Seele und des Geistes einzudringen. Sein Ziel ist es doch, den ganzen Menschen zu beherrschen. Als oberstes Gebot für Angefochtene gilt deshalb, das eigene Fleisch im Tode zu halten, wie es das Wort sagt. Statt sich daran zu halten, wird außerordentlich viel Rücksicht auf das Fleisch genommen. Die Folge davon ist fehlendes Heiligungsleben und die Unfähigkeit zu lernen, das Fleisch im Tode zu halten. Deswegen ist man auch nicht genügend ausgerüstet, wenn der Feind angreift. Die Absicht eines jeden Gläubigen sollte sein, das Sterben mit Christus in der Gleichheit SEINES Todes nachzuvollziehen. Befolgt man die diesbezüglichen Weisungen im N.T. nicht, dann ist die Auseinandersetzung mit dem Feind um so stärker.

Beachten wir, daß in unserem Fleische nichts Gutes wohnt. Dies muß unser aller Wissen werden wie bei Paulus, der sagt: „Denn ich weiß …“ Jeder, der das nicht weiß, ist ein Unwissender (1. Kor. 15,34), und Unwissende sind immer Zielscheibe des Bösewichts. Wenn schon nichts Gutes, sondern nur Böses in uns wohnt, haben wir das ganze Fleisch im Tode zu halten. Dies gelingt nur durch absolute Aktivität im Heiligungsleben. Einen Ersatz dafür gibt es nicht. Jeder Ungehorsam durch Passivität wirkt sich als Fluch aus. Die Heiligung im Glaubensleben muß beständig sein, weil auch das Böse (nichts Gutes) beständig in uns wohnt seit seinem Anfang im Garten Eden. Die Verleitung zur Sünde brachte den Fluch des Todes über uns. Dieser Fluch ist noch heute im Fleische der Kinder Gottes so mächtig, daß wir sterben müssen. Satan aber möchte die von Gott gewährte Lebensgnade noch verkürzen.

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Wie dem auch sei, ein Mensch, der Selbstmord begeht, hat in jedem Fall nicht gelernt, das eigene Fleisch im Tode zu halten. Deshalb läßt ihn der Feind wie bei einer Gratwanderung am äußersten Rand wandeln. Es ist für den Teufel ein leichtes, eine für den Selbstmord günstige Situation herbeizuführen, um hinabzustoßen. Seine Beeinflussung in dieser Phase kann so groß sein, daß ein Kind Gottes zum Selbstmord ein „Ja“ hat. Dieses Ja ist das Resultat von viel Lügenmacht, die der Feind wie Opium in das Herz des Angefochtenen legt. Der Außenstehende hat keine Ahnung, unter welchem Zwang des Feindes solch ein Erretteter stehen kann.

Es sollte nie dazu kommen, daß jemand durch Beeinflussung des Feindes nicht mehr leben will. Ist er doch dazu bereit, sind ganz eindeutig Satans Aktivitäten ins Übergewicht geraten, so daß das Fleisch (die Quelle alles „nichts Guten“) die Herrschaft über den Menschen angetreten hat. Die Zunahme der Wirksamkeit des Geistes des Antichristus nach allen Seiten hat schon früher das unerlöste Fleisch der Gläubigen gereizt und wird es weiter anreizen. Das Wollen war bei Paulus vorhanden; aber gefährlich wird es, wenn Angefochtene zur Aktivität im Willen Gottes kein Wollen mehr haben. Hierbei wird der willige Geist (des Menschen) überlagert von der Stärke der Passivität des Fleisches zum „Nein“. Wenn schon der Apostel Paulus im Vollbringen dessen, was recht ist, nicht zum Ziel gelangte („finde ich nicht“), wieviel weniger kommen dann solche zum Ziel, die schwächer dastehen als er und obendrein noch gegen die Behinderung durch die Macht Satans kämpfen müssen.

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Es ist gut, wenn wir uns von menschlichen Beurteilungen über die Handlung des Selbstmordes zurückhalten, weil unsere Schau nicht ausreicht, die Tiefe der Sache zu erkennen.

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9. „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“ (1. Joh. 5,4b)

Am Schluß dieser Auslegung wollen wir innewerden dessen, was uns die Heilige Schrift sagt. Unser Glaube soll die Welt überwinden? Wie groß ist unser Glaube, Dein Glaube? Das sind doch Fragen, die jeden Erretteten bewegen sollten. Unser Glaube ist nicht größer als unser persönlicher Gehorsam zum Wort. Also setzt der Wandel im Gehorsam zugleich die Grenzen des Glaubens. Und weil der Glaube letztlich aus Gottes Wort kommt, haben wir darunter den Gehorsam zur Heiligen Schrift zu verstehen. Wie aber kann unser Glaube die Welt überwinden? Der Schlüssel liegt in Joh. 16,33b: „In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ Wie kann der Herr Jesus einen solchen Satz vor dem Geschehen auf Golgatha sagen? Durch SEINEN Glauben! ER, der Anfänger und Vollender des Glaubens, redet hier in der Glaubensverheißung von Jesaja 53. Wie wir hieraus ersehen, vermögen wir durch Glauben jetzt schon im Sieg zu wandeln, obgleich die Verheißung noch nicht „vollerfüllt“ ist. Nichts anderes lesen wir über Mose in Hebr. 11,27: „Durch Glauben verließ er Ägypten … denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren.“ Oh Geschwister! Manche Bitternis und Sünde würde unter den Erretteten nicht gefunden werden, wenn wir so wandelten, als sähen wir den Unsichtbaren. Nur in diesem Verhalten ist uns der Herr ganz nahe! Warum nehmen wir uns solche Schriftstellen nicht zum Ziel und leben danach?

Es ist gesagt, daß der Glaube die Welt überwindet. Welch eine große Macht liegt daher im Glauben. Doch die Heilige Schrift geht viel weiter, wenn sie sagt: „… der die Welt überwunden hat“. Also hat auch unser Glaube die Welt (oder die Macht der Welt) überwunden. Da wird es doch Zeit, daß wir fragen: Wann hat denn mein Glaube die Welt überwunden?

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Antwort: Als ich im Glauben mit meinen Sünden zu Christus kam und ER mich als SEIN Schäflein annahm, hat auch mein kleiner Glaube die Welt überwunden. Leider bewegen wir uns nicht oder viel zu wenig in dem Bewußtsein, den Sieg über die Welt durch Überwindung errungen zu haben. Nicht wir selbst, sondern unser Glaube stellt diese Kraft dar. Die Basis für diesen Sieg schafft allein der, welcher als erster die Welt überwunden hat: Christus, unser Herr. Am Kreuz von Golgatha gab ER SEIN Leben für uns. Somit ist SEIN Sieg auch unser Sieg, SEINE Überwindung am Kreuz auch unsere Überwindung, wenn wir im Glauben SEINEN Willen tun. Als Geschenk läßt ER uns an allem teilhaben, was IHM gehört (Rom. 8,32). Welch eine Liebe gehört dazu, uns diesen Glauben zu geben!

Der Glaube in unserem Leben mit Christus überwindet in vieler Hinsicht die Welt auch heute noch. Und wenn unser Glaube nicht mehr ausreicht? Dann führt uns das Wort wieder zurück an den Quell des Glaubens, welcher auch das Wort selbst ist -zurück zu Christus. Deshalb lesen wir bei Schwachheit des Glaubens in Joh. 16,33: „… aber seid gutes Mutes …“ Jedes mutige Vertrauen auf den Herrn und SEIN Wort ist zugleich Überwindung der Welt. Durch den Überwinder des Todes ist uns der Glaube als ein gewaltiges Machtmittel gegeben worden, womit „wir mehr als Überwinder“ (Rom. 8,37) sind. Bei rechtem Glaubensverhalten gibt es kein Problem auf Erden, welches wir nicht durch Glauben überwinden können. Für den Glauben aber, der uns für die Zeit des irdischen Wandels gegeben ist, sind wir Erretteten allein verantwortlich. Wir haben es nicht nötig, außerhalb des Glaubens zu wandeln, denn in Mark. 9,23b steht: „Dem Glaubenden ist alles möglich.“

„Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Römer 14,23b

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NACHWORT

Wie wir aus den einzelnen Themen erkennen, ist es der Wille Gottes, passive Gläubige in Aktivität und Fruchtbarkeit zu bringen. Wir können auch sagen: Gott will, daß sie durch des Herrn Gnade aus der Passivität gerettet werden. In jedem Fall ist das Ziel Aktivität. Hierzu gehört auch das Wissen um unsere Stellung als Errettete vor dem Herrn. ER hat uns bei der Bekehrung „freigemacht“ von der Verdammnis. Das ist keine Zukunftsverheißung, sondern eine längst vollzogene Tatsache. „Freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“, das sind alle, für die es keine Verdammnis mehr gibt. Wer vom Gesetz der Sünde und des Todes freigemacht ist, kommt nie wieder hinein. Jeder Errettete wechselt von Gott her in das „Gesetz des Geistes des (ewigen) Lebens“.

Es geht hier nicht um die Frage der Sünde als Kind Gottes. „Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh. 1,8). Dieser Zustand ist nach Matth. 5,48 die Vollkommenheit der Kinder Gottes in der Gnadenzeit. In dieser Vollkommenheit wandelt jeder Errettete mit den Sünden von 1. Joh. 1,8.9, wenn wir Rom. 8,1.2 mit dem Herzen begriffen haben. Auch wenn wir als Kinder Gottes sündigen, leben wir im Gesetz des Geistes, weil wir den Heiligen Geist haben. Und genau dann haben wir „ewiges Leben“ – anders ausgedrückt das „Gesetz des Geistes des Lebens“. Nicht durch einen vollkommenen Wandel verdienen wir uns die Wiedergeburt, das wäre Vollkommenheit durch Werkgerechtigkeit. Über die Wiedergeburt entscheidet einzig und allein die Gnade und Liebe Gottes. Auch wenn an uns noch Sünden gefunden werden, haben wir mit dem Gesetz der Sünde und des Todes nichts mehr zu tun. Denn Christus ist gekommen „zur Abschaffung der Sünde“ (Hebr. 9,26). Die Sünde ist in unserem Leben abgeschafft, wenn wir in der Vergebung vor Gott leben! Erst dann wandeln wir nach dem Willen des Herrn in der Vollkommenheit der Heiligen Schrift.

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Im Nachwort soll darauf hingewiesen werden, daß die Erretteten einen gewaltigen Wechsel vollzogen haben, der sie aus einem Gesetz Gottes, jenem der Sünde und des Todes, in das Gesetz Gottes, jenes des Geistes des Lebens, gebracht hat. Damit haben wir nichts, aber auch gar nichts mehr mit der Sünde zu tun, denn unsere täglichen Sünden werden beim Hohenpriester Christus in die Vergebung gebracht. Die meisten Kinder Gottes wissen nicht, wie groß ihr Herr und wie groß die Vergebung im Opferblut Jesu ist. Der Herr aber will von jedem Erlösten geehrt werden durch das Bewußtsein, zum Gesetz des Geistes des Lebens zu gehören. Und genau der Wandel in diesem Bewußtsein läßt uns fest auf dem Fundament des Felsens Christus stehen. Möge sich doch das Gesetz des Geistes des Lebens tiefer in unseren Herzen gestalten und bilden, damit wir, selbst zum ruhenden Pol geworden, auch dem Nächsten zur Ruhe in Christus verhelfen können. Könnte uns der Herr noch größere Zusagen geben als die, daß wir ein Gesetz Gottes besitzen, welches uns garantiert, im Geiste unseres Erretters ewiges Leben zu haben? Wir sind doch durch den Geist des Lebens beschenkt worden, jetzt „Erben Gottes und Miterben Christi“ zu sein (Rom. 8,17). Das schreibt auch der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser in Kap. 1,12: „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte.“

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes Werner Bergmann

verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des

Geheimnisses Gottes Werner Bergmann

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die

Perlentore Jerusalems – Christa Paasch

Heft 4: Die Brautweber

 Erbauliches – Werner Bergmann

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade,

so nicht mehr aus Werk Werner Bergmann

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge Werner Bergmann

Heft 7: Die Handauflegung

nach der Schrift Werner Bergmann

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat:

unser Glaube Werner Bergmann

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