Auslegungen des Wortes Gottes – Heft4

Inhalt:

(Alle Bibelstellen nach der Elberfelder Bibelübersetzung)

1 Wer ist der männliche Sohn?

Offenbarung 12, 5

Seite 2

2 Die Weissagung nach Hesekiel 4

 

5

3 Unterschied zwischen Passah und Abendmahl

 

10

4 Prüfet die Geister

1. Joh. 4, 1—3a

19

5 Die zwei Seiten des Schwertes des Geistes

Hebräer 4, 12

21

6 Darf ein Gläubiger Alkohol trinken?

Epheser 5, 18

23

7 Sind wir durch Werk errettet?

Hebräer 12, 14

30

8 Können wir Menschen andere erretten?

I.Tim. 4, 16b

31

9 Gilt die Wiederkunft Jesu uns oder Israel?

Apostelg. 1,11b

34

10 Das öffentliche Gebet der Frau in der Gemeinde

 

38

11 Der Unterschied zwischen Auferweckung und Auferstehung

 

42

12 Weshalb schlug Gott den Ussa?

1.Chron.13,1—14

46

13 „Der Herr der Hölle"

 

53

14 Die Schuld der Väter an Kindern

Hesekiel 18, 20a

57

15 Ist Gott vergeßlich?

Hebräer 10, 17

59

1

Wer ist der männliche Sohn?

Nach Offenbarung 12, 5

Sooft wir zur Verkündigung, landauf — landab, unterwegs sind, wird uns immer wieder die Frage gestellt, wer wohl das Weib von Offenbarung 12, 1—2 und der in diesem Zusammenhang stehende männliche Sohn von Vers 5 sei. Die eigentliche Unklarheit in dieser Frage ist dadurch entstanden, daß Leute sich als von Gott berufen fühlten zu sagen, der hier erwähnte Sohn sei die Gemeinde. Diese Leute mögen zwar Kinder Gottes sein, den Heiligen Geist besitzen und die Bestätigung der Fruchtbarkeit in Jesus haben. Was jene aber nicht empfingen ist der Auftrag von Gott, in Lehrfragen zu reden und andere zu unterweisen. Fast immer leiten diese Gläubigen ihr Recht der Äußerung davon ab, daß man irgendwann einen namhaften Bruder solches hat reden hören. Und weil man nicht in der Lage ist, das Wort Gottes dahingehend zu prüfen, leitet man eben von dem Gehörten (nicht von der Schrift) die Schlußfolgerung ab.

Zunächst müssen wir, um einen biblischen Beweis anzutreten, auch uns selbst auf biblischem Boden bewegen (nicht aber auf dem Boden christlicher Schwätzereien). Darum fühlen wir uns veranlaßt, zwar in Kurzform, einen chronologischen Uberblick über die Geschehnisse der Offenbarung Jesu durch Johannes zu geben.

Den Schlüssel finden wir in Offenbarung 1, 19! Nach dem Urtext: „Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was nach diesem geschehen wird."

Drei Zeiteinsätze teilt uns das Wort an dieser Stelle mit, um die prophetischen Schriften zu verstehen. Offb. 1, 19:

1. Was du gesehen hast.

2. Und was ist.

3. Und was nach diesem geschehen wird.

Zu 1. In Kap. 1, 12—17 hatte Johannes Jesus als den kommenden Richter gesehen (das ist: „was du gesehen hast"). Denn der Vater hat dem Sohn alle Macht gegeben zu richten, Lebendige und Tote. Dieser Jesus wird uns hier im 1. Kap. als der oberste Gerichtsherr vorgestellt.

Zu 2. Die Zeit also, in welcher Johannes die Offenbarung gezeigt wurde, war die bereits angebrochene Gemeindezeit (das ist: „Und was ist"). In dieser Gnaden- und Gemeindezeit wird dem Seher Johannes das, was ist, gezeigt. Dieses „was ist" umschließt die Kap. 2 und 3, denn diese Kapitel zeigen chronologisch auch den gesamten Ablauf der Gemeinden auf, einschließlich der Tage, an welchen Johannes die Dinge sah.

Zu 3. Das was nach diesem (das ist die Gemeindezeit) geschehen soll, entspricht aber auch dem, was nach 2 und 3 kommt, und das ist die „vier". Dies bedeutet, daß nach der Gemeindezeit die Aufnahme in die Himmel geschildert wird. Denn nach 3 kommt 4, sowohl nach dem Zahlenwert als auch nach den Kapiteln. Was also nach der Gemeindezeit sein wird, finden wir in Kap. 4, 1. So beginnt auch dieser Vers: „Nach diesem (Kap. 2 und 3) sah ich." Das, was Johannes sehen darf, ist eine Tür, aufgetan im Himmel. Die Stimme, welche mit ihm redete, war wie eine Posaune. Diese Posaune erinnert uns an die Erwähnung der Posaune von 1. Kor. 15, 52, welche nicht mit der Gerichtsposaune von Offb. 11, 15 verwechselt werden darf. Die Posaunenstimme sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, „was nach diesem geschehen muß". Die Tür ist zweifellos das Auftun des Himmels, um bei der ersten Auferstehung die Gläubigen in

Herrlichkeit aufzunehmen. Das dürfte auch mit den Worten „komm hier herauf" gemeint sein. In dem, was dem Johannes hier gesagt wurde, soll der Gemeinde die Weisung der Aufnahme in die Himmel ausgedrückt werden. Nunmehr sieht die Gemeinde beim Herrn die Dinge vom Himmel her und nicht mehr auf der Erde. Es soll gezeigt werden — vom Himmel aus — was „nach diesem geschehen muß". Das ist: bevor die Gerichte von Kap. 6 anbrechen, wird die Gemeinde beim Herrn sein. Die Kapitel 4 und 5 zeigen die Gemeinde im Himmel. Interessant sind die einzelnen Mitteilungen, was die Gemeinde im Bilde des Johannes oben alles zu sehen bekommt. So wik-kelt sich der Zorn Gottes ab; Kap. 6 bis Kap. 19, 10 schildern uns die Einzelheiten. Kap. 19, 11—21 lassen das Kommen des Herrn mit uns erkennen, damit das Gericht den Abschluß erhält. Das Kap. 20 bringt die Geschehen vor und nach dem Tausendjahrreich, sowie die Verurteilung der Gottlosen. Kap 21, 1 behandelt die Ewigkeiten. Von Vers 2 bis 8 sind Mitteilungen aus dem Tausendjahrreich. Von Vers 9 bis 22 behandelt die Schrift die Ewigkeit. Ab Vers 23 bis Kap. 22, 5 ist erneut vom. Millennium die Rede. Und von Vers 6 bis 21 erkennen wir die heutige Zeit angesprochen.

Bei dieser Aufzeichnung sollte nur auf das Wesentliche eingegangen worden sein, um gleichzeitig zu erkennen, daß in Offb. 6 bis 19, 10 ausschließlich von der Israel-Geschichte und nicht von der Gemeinde geredet ist. Damit kommen wir zum Textthema zurück und fragen, indem auch wir zunächst von der Annahme ausgehen, das Weib sei die Gemeinde: Welches „Kind" ist verheißen, das die Gemeinde bekommen soll? Wie soll das Kind der Gemeinde heißen und welche Aufgaben soll das Kind der Gemeinde haben? Hier sehen wir sofort, daß der Gedanke an ein Gemeindekind falsch ist, weil eine solche Kindesidee der Gemeinde dem Wort völlig fremd, ja sogar schriftwidrig ist.

Sobald wir die Bibel auf die Frage des verheißenen Sohnes von dem beschriebenen Weibe untersuchen, gelangen wir ausnahmslos bei dem Weibe zu Israel, das den Sohn der Verheißung gebären sollte, welcher der Messias ist. Aber Israel wurde nie verheißen, daß es ein Gemeinde-Kind empfangen sollte. Für Gläubige, die Gottes Wort nicht genügend kennen, tun sich solche Probleme schon auf. Jedoch erlaubt uns die Schrift nicht, Gehörtes ohne die notwendige Prüfung nachzureden. Nur eine einzige Schriftstelle soll hier erwähnt werden, die genauestens über die uns betreffende Frage Auskunft erteilt: Es ist Psalm 2. Die Verse 1—2 zeigen uns die Tobsucht der Nationen gegen Gott und seinen Gesalbten. Nach Vers 3 empfinden die Gottlosen die Schöpferordnungen als Banden und Stricke, die es gilt zu zerreißen, aber der Allmächtige lacht und spottet ihrer (V. 4). In Vers 5 wird die Zornesglut des Gerichtes Gottes gezeigt, die in Schrecken über die Schuldigen kommt. Der Messias aber ist schon gesalbt auf Zion (V. 6). Uber diesen Messias-König wird gesagt, daß ER Sein Sohn ist. (V. 7.) Die hier erwähnte Zeugung bezieht sich ausschließlich auf die Menschwerdung des Sohnes Gottes. Hinsichtlich seiner Fleischwerdung ist ER der Erstgeborene, und bezüglich seiner Gottessohnschaft ist ER der Eingeborene. Sein Erbteil (V. 8) sind die Nationen, welche ER im Tausendjahrreich als „Erbsohn" regieren wird. Genau dahin redet der Vers 9: „Mit eisernem Zepter" zeigt IHN als den König, oder „mit eiserner Zuchtrute" übersetzt, zeigt IHN als Herrscher. Daher findet in Offb. 12, 5 wiederum „die eiserne Rute, oder „eiserner Stab" Erwähnung. Das Evangelium des Königreiches ist uns in Offb. 14, 7 mitgeteilt, „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre". Dieserhalb der Aufruf an die Könige der Erde, verständig zu sein und Zurechtweisung anzunehmen. (V. 10), welches „der Ehre", die Gott zu bringen ist, entspricht. Und in Vers 11 wird die Furcht erwähnt, worin das

Evangelium des Reiches enthalten ist: „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre!" Den Vers 12 sehen wir mit Offb. 12, 6 verbunden. Dem in Offb. 12, 1—2 beschriebenen Weibe wird in Offb. 12, 6 eine Flucht angekündigt. Auch hier ist das Weib: Israel! Denn der Gemeinde ist nirgends eine Flucht verheißen. In Matth. 24, 20 wird Israel gesagt, daß sie beten sollen, damit die Flucht nicht im Winter noch am Sabbath geschehe. Diese Worte Jesu betreffen das gleiche Geschehen wie in Offb. 12, 6. Auch hat die Gemeinde nichts mit einem Sabbath zu tun. Und weil die Flucht des Weibes Israel im Zorngericht der 70. Jahrwoche vorausgesagt ist, wird in Psalm 2, 12 der Fluchtschar gesagt, sie sollen dem Sohn, der sie ja weiden soll, mit dem Kuß der Liebe begegnen. Würden sie IHM auch nur ein klein wenig zürnen (denn es ist die Zeit des Zorngerichtes Gottes), so würden sie auf dem Fluchtweg umkommen.

Weil die Gemeinde nicht mit den „Zeichen" in Verbindung steht, erkennen wir ohne Zweifel im Weibe allein Israel. Messiasverbunden findet sich Israel bekleidet und leuchtend (Offb. 12, 1—2) mit der „Sonne der Gerechtigkeit" (Mal. 4, 2). Gleichwie der Mond sein Licht von der Sonne bezieht, „so werden die Nationen durch ihr Licht (Israel) wandeln" (Offb. 21, 24). Die 12 Sterne beweisen erneut in der israelbeherrschenden Zahl, daß darin niemals die Gemeinde zu sehen ist. Prophetisch erfüllt sich hier, was dem Hause Israel schon lange vorausgesagt war: dies war der Traum Josephs nach 1. Mose 37, 5—11 mit Sonne, Mond und 12 Sternen.

Was aber der Herr der Gemeinde zu

Thyatira In Offb. 2, 26—27 schreiben läßt, ist folgendes:

Wer überwindet, ist einer, der sich mittels des Glaubens durch eine Bekehrung oder durch Entscheidung zu Gott wendet. Das ist nach Eph. 2, 8 Gnade. Und wer das Werk Gottes tut, das ist „bewahrt" bis ans Ende oder auch bis zum Schluß seines Lebens. Das ist nach 2. Joh. 8 Lohn, — dem will der Herr Macht über die Nationen geben.

Diese Aussage bezieht sich auf die Zeit des Tausendjahrreiches, wo die Gemeinde als der Leib mit dem Haupte — als dem geistlichen Christus — herrschen wird. In der Ewigkeit gibt es Nationen nicht mehr. Alle KinderGottes (die Uberwinder) werden teilhaben; die Größe des Auftrags mag sich nach der Größe des Lohnes richten. Nachdem in Offb. 2, 26 die Erretteten der Gemeinde angesprochen sind, die jene Gewalt haben, bezeichnet das Wort sie in Vers 27 als die, welche „geweidet" werden sollen — mit eiserner Rute — die Bewohner des Friedensreiches, hingegen die Untreuen wie die Töpfergefäße zerschmettert werden und darum nicht in die Segnungen des Reiches dieser Gerechtigkeit eingehen dürfen. Wie der Sohn vom Vater empfangen hat, so werde ICH „ihm" (das ist Israel) den Morgenstern (das ist der Messias) geben. Ergebnis: Das Weib ist Israel, der Sohn ist der Christus, welcher auch in die Himmel entrückt wurde. Entrückt wird nicht die Gemeinde als solche, sondern nur ein kleiner Teil davon; es wird der Uberrest sein bei seiner Ankunft. Die Aufnahme Jesu war jedoch die hier genannte Entrückung.

W. B.

2

Die Weissagung nach Hesekiel 4

Das obige Kapitel führt uns den geistlichen Tiefstand Israels vor Augen. Wesentliche Aussagen dieses Abschnittes, die das notwendige Licht der Erkenntnis vermitteln, sollen besonders betrachtet werden. So mag diese Auslegung auch nur dann zur Hand genommen werden, wenn zuvor das ganze Kapitel 4 gelesen wurde. Dem Volke Israel soll durch den Propheten Hesekiel die heilsgeschichtliche Lage des Volkes,„sichtbar" dargestellt, gezeigt werden. Nur zu oberflächlich überlesen wir das Wort Gottes, ohne uns dabei in die Lage und Situation des Propheten zu versetzen. Was heißt z. B.: 390 Tage (Vers 5) auf der linken Seite zu liegen, ohne sich wenden zu dürfen und ohne zu können (Vers 4)? Die Zeit des Geschehnisses war, nachdem Israel im Jahre 3605 nach Adam (siehe „einige Bemerkungen zur Zeittafel") in die Gefangenschaft nach Babel durch Nebukadnezar geriet. Damals nahmen die Feinde die Intelligenz der Hebräer (angesehene und führende Israeliten) von mehr als 10 000 (2. Könige 24, 14) mit in die Gefangenschaft. Hesekiel aber war einer von denen, die in sporadischen Zeitabständen noch nachträglich nach Babel verschleppt wurden. Der Abtransport Hesekiels geschah also während der 70-jährigen Gefangenschaft des Volkes. Die Umstände des Geschehnisses, Hunger, Durst und die demütigende Knechtschaft der Feinde im eigenen Lande, waren für den Propheten sehr hart. Dazu kam während der Belagerung der Tod seiner Frau (geschichtliche Uberlieferung). Unter dem Druck und Leid seines Herzens und der Liebe zu seinem Volke wurde er befähigt, die durch Gott geforderten Handlungen unter Aufbietung aller Kräfte zu erbringen.

Die Auslegung dieses Kapitels 4 läßt den Propheten als „Menschensohn" angesprochen sein (Vers 1). Diese Bezeichnung drückt einen gewissen Schatten als Bild auf Jesus aus. Denn auch unser Herr wird wiederholt des Menschen Sohn oder Sohn des Menschen im Wort benannt.

In der Art und Anwendung wird uns hier die bildhafte Darstellung Israels aus der Perspektive Gottes gezeigt. Ja, der Herr läßt hier veröffentlichen, wie Gott sein Volk sieht. Jeder in Israel sollte anhand der bilderhaften Darlegungen jener Situation am Propheten sehen, wie Gott denkt, sieht und handelt.

Nach dem Muster eines „Sandkastens" sollte die Lage Israels demonstriert werden. Darum „nimm dir (Hesekiel) einen Ziegelstein und lege ihn vor dich hin". Der Ziegelstein ist ein Erdgebilde und soll alles „Vergängliche" (wie alles Irdische) zum Ausdruck bringen. So vergänglich war auch die Nation „Israel" als eine autonome Staatsform. Ja, so vergänglich war auch Jerusalem, das geistliche Zentrum Israels und der damalige Sitz der Könige. Wie das Brennen der Steine mit Feuer geschieht, so sollte auch Jerusalem ins Feuer des Gerichtes gebracht werden. Deshalb: „Zeichne darauf eine Stadt, Jerusalem." Wegen Untreue, Unglauben und Ungehorsam war Jerusalem die „gezeichnete" Stadt des Gerichtes, eines Feuers von Gott. Die Weissagung Hesekiels liegt in der Zeit nach 2. Könige 24, 1—6, wo nach Vers 13 lediglich die Schätze des Hauses Jahwes und die Schätze des Königshauses „zerschlagen" wurden (welche der König Salomo gemacht hatte), aber vor der Zeit der Belagerung Jerusalems (Vers 1 von 2. Könige 25, 1 bis 10) sowie der Verbrennung des

Tempels (V. 9 und 10). Zwischen dem Geschehen in 2. Könige 24 und 25 müssen nach 2. Könige 24, 18 ungefähr elf Jahre liegen, wobei der eingesetzte König Zedekia nach 2. Könige 25, 1 knapp neun Jahre regierte. In dieser Zeitspanne von elf Jahren liegt die Weissagung des Propheten Hesekiel in Kapitel 4, so daß seine persönliche Wegführung nach Babel erst geschah, nachdem er dem Volke die Belehrung erteilt hatte. Da Hesekiel nicht unter den zurückgeführten Israeliten aufgezählt ist, kann mit Gewißheit angenommen werden, daß der Prophet im Feindesland gestorben ist. Fortsetzung der Auslegung: Um den Ziegelstein mit den eingetragenen Wahrzeichen Jerusalems sollte Hesekiel eine Belagerung (Vers2) gegen die Stadt (im Sandkasten) aufbauen und Belagerungstürme aufstellen, einen Wall aufschütten und Heerlager und Sturmböcke wider die Stadt ringsum aufstellen.

Also wollte Gott seinem Volke tun. Es stellt sich nun die Frage: Warum läßt der Herr solches gegen die Seinen zu? Wir müssen darauf antworten: „Weil Jahwe nicht mehr vergeben wollte" (2. Könige 24, 4b). Und warum wollte Gott nicht mehr vergeben? Weil die Schuld Israels vor dem Herrn so groß war und weil Blut der Unschuld vergossen wurde. Dann sollte der Prophet die erwähnte „eiserne Pfanne" zwischen sich und die Stadt Jerusalem stellen (Vers 3). Die Absicht Gottes gegen Jerusalem, das erwähnte und angekündigte Gericht durchzuführen, sollte göttlicher „eiserner" Beschlußsein. Hinter der Mauer Jerusalems sollte „Eisen" sein. Ja, diese Weissagung Hesekiels sollte gottgegeben „ehern" sein und bleiben. Nicht allein der Feind, sondern auch der Prophet — und damit Gott — sollte und wollte Jerusalem „belagern":

…..und du sie belagerst" (Vers 3).

Sowohl die materielle als auch die geistliche Belagerung des Hauses Israel sollte nunmehr der bleibende Zustand Seines irdischen Volkes sein (Wahrzeichen). Ja, sie ist es geblieben bis auf diesen Tag. Denn die Feinde stehen

rings um Israel, gleich einer Belagerung — das ist die „materielle"; und die geistliche Belagerung ist die Decke (2. Kor. 3, 14), welche sein Angesicht bedeckt. Wenn also der Prophet schon damals die „Belagerung" der Israeliten ihnen ein Zeichen sein ließ, so haben wir heute wie auch in Offenbarung 20, 9 darin die Erfüllung. Das damalige Zeichen fürdiematerielle und geistliche Belagerung wegen der unvergebenen Schuld war „das am Boden liegen" des Propheten auf der linken Seite (Vers 4). Diese Seite (links) sollte die auferlegte Ungerechtigkeit des Hauses Israel bedeuten. Die Schuld zu tragen, wardem Propheten auferlegt. Solches geschah in Sonderheit, weil noch kein Opfer vorhanden war, die Schuld zu tragen. Wie dankbar sollten wir sein, daß wir heute ein Opfer für unsere Ungerechtigkeit haben — Jesus hat unsere Schuld getragen! Im Schattenbilde Jesu hatte der Prophet die Schuld Israels zu büßen. Aber weil in Hesekiel keine Vergebung war, kam das Gericht auf die Bewohner Jerusalems. Von uns, der Gemeinde, ist jedoch gesagt: „Wer an IHN glaubt, kommt nicht ins Gericht" (Joh. 5, 24). Manche der Gemeinde Jesu glauben das aber nicht!

In großer Gnade hat der Herr für den Propheten Hesekiel die Jahre (Vers 5) zu einer Anzahl der Tage gemacht. 390 Tage (wegen der 390 Jahre Israels) soll der Prophet die Ungerechtigkeit Israels tragen. Hesekiel konnte die Sünde des Volkes nur tragen, nicht aber „wegnehmen" wie unser Herr in Joh. 1, 29! Auch konnte der Prophet die Sünden nur auf der Erde tragen, nicht aber gleich unserem Herrn — die Sünden in den Tod!

Sobald also der Prophet die 390 Tage auf der linken Seite gelegen hatte, mußte er sich weitere 40 Tage auf die rechte Seite legen (Vers 6). Dies sind zusammen 430 Tage, an denen der Prophet die Ungerechtigkeit Israels zu tragen hatte. All die Tage der Belagerung sollten mit entblößtem Arm erfolgen (der Ausdruck für die dahinterstehende Kraft Gottes; in unserer Sprache:

Hochgekrempelte Hemdsärmel). Darüber hinaus soll das Angesicht gegen Jerusalem gerichtet sein und geweissagt werden (Vers 7). Es gab Ausleger, welche meinten, der Prophet habe über die 430 Tage nur stundenweise auf der jeweiligen Seite gelegen. Das stimmt aber absolut nicht, denn in Vers 8 wird ganz klar gesagt, daß Gott den Hesekiel über die Zeit der Weissagung (das sind die 430 Tage) mit „Stricken" festhielt, damit er sich nicht von einer Seite auf die andere umwenden konnte. Da aber die Zeit der 390 Jahre (hier dargestellt in 390 Tagen) das vorausgesagte Gericht ohne Unterbrechung für das Volk Israel bedeuten soll, durfte auch der Prophet keine Zeitlücken im Schuldtragen aufweisen. Jede Unterbrechung des Schuldtragens auf der Seite hätte Aufhebung des Gerichtes für Israel bedeutet. Nach Vers 8 soll auch gesagt werden, daß in der göttlichen Absicht der Verhinderung, sich von einer Seite auf die andere zu legen, die Schuld Israels (das sind die 10 Stämme, für die Gott den Propheten 390 Tage Schuld tragen ließ) nicht auf das Konto der Juden gehen sollte. Ihnen hatte Gott 40 Jahre bestimmt. Jeder sollte also für seine Schuld büßen. Noch war kein Opfer wie das Lamm Gottes vorhanden. Die wichtige offene Frage bleibt in der Aussage Gottes, daß der Prophet 390 und 40 Tage die Schuld tragen sollte (Verse 5 und 6), hingegen in Vers 9 und den folgenden bezüglich derDurch-führung nur für 390 Tage Speise vorzubereiten hatte, unter Weglassung der 40 Tage!

Hier soll ausgedrückt werden, daß nach den 390 Tagen der Prophet nach Babel gebracht wurde, weshalb die 40 Tage an Verpflegung auch nicht mehr vorbereitet werden mußten. Die Situation für Hesekiel muß während der 390 Tage ganz furchtbar gewesen seim Mehr als ein Jahr lag der arme Prophet auf der Seite, wobei er aß, trank und seine Notdurft verrichtete. Die Schwere für Hesekiel sollte ein Abbild der kommenden Schwere von 390 Jahren für das Volk Israel sein.

Die Situation für Israel war schon hart bezüglich der damaligen Not, denn infolge der Zerstörung der Tempelgeräte (2. Könige 24) war der Tempeldienst nicht mehr möglich. Als das zurückgebliebene Volk in Israel nicht Buße tat, traf der Zustand von 2. Könige 25 ein: der Tempel und die Mauern Jerusalems wurden zerstört. Das war die Folge der Feindbelagerung: Der Abbruch der Mauern Jerusalems war im „Wahrzeichen" das materielle und der Abbruch des Tempels zu Jerusalem das geistliche Ende der Königsherrschaft. Fortsetzung der Auslegung: Die Nahrung für die Tage der Weissagung war eine ausgesprochene Menge für Fastentage. Die tägliche Speise für den Propheten sollte aus 6 Arten in ein Gefäß gebracht werden: Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt (Vers 9). Die Bereitung sollte wie Gerstenkuchen erfolgen, nach der Art von Brot. Für die Tage der Weissagung, also auf Vorrat, sollte die Speise zubereitet werden. Auch die tägliche Ration war bestimmt: 20 Sekel an Gewicht. Da 1 Sekel 16 Gramm besitzt, beträgt die Tagesmenge 320 Gramm (Vers 10). Nach der Weisung Gottes sollte wiederholt am Tage gegessen werden, was z. B. bei drei Mahlzeiten je ca. 106 Gramm ergibt. Das war auf die Zeit von ungefähr 13 Monaten eine harte, schwere Sache für den Betroffenen. Auch das Wasser sollte zugeteilt werden, ein Sechstel Hin = ca. 0,66 Liter für den Tag als 0uantum (Vers 11). Das ist der Mangel, den Gott als GeGericht über das Volk kommen läßt:

Und das ist die Unreinheit, die Gott als Gericht über das Volk kommen läßt: Nach Vers 12 sind die Gerstenkuchen vor den Augen der Israeliten auf Ballen von Menschenkot zu backen. Unrein soll das Volk zukünftig unter den Nationen leben. Dahin will der Herr sie vertreiben, durch all die Jahrhunderte (Vers 13).

Hesekiel, der sich immer bewahrt hatte, soll sich jetzt verunreinigen, damit das Volk gewarnt sei. In seiner Not ruft der Prophet zu Gott: „Ach, Herr, Jahwe"

(Vers 14), und der Herr gestattet anstelle von Mens'chenkot Rindermist und mindert dadurch seine Härte (Vers 15). Gottes Absicht mit Israel finden wir dann in den Versen 16 und 17. Der Herr will den Stab des Brotes brechen, deshalb wird eine Hungersnot kommen. Gleichwie der Prophet während der langen Zeit (ein Tag für ein Jahr) in großem Mangel an Brot lebte, so wird das Volk das Brot nach Gewicht (nach Gramm) essen. Ja, das Wenige soll sogar in „Angst" gegessen werden. Und das Wasser sollen sie trinken nachdem Maße des Bechers, mit „Entsetzen". Gott will Brot und Wasser mangeln lassen, damit sein Volk hinschwindet in seiner Ungerechtigkeit und verschmachtet.

Die prophetische Dimension des Kapitels wirft die Fragen auf: Welchen prophetischen Platz nimmt die Aussage über 390 Jahre und 40 Jahre ein, und in welchen Zeitpunkt eingeordnet liegt die Erfüllung der Angabe? Zunächst ist über den Zeitraum von 390 und 40 Jahren Israelgeschichte die Verheißung über sein Volk gemäß Hese-kiel 4 maßgebend. Danach sind in den angekündigten Jahrhunderten über das Bundesvolk Gottes Zeiten der Unreinheit unter den Nationen enthalten. In diesen Tagen wird es nicht dem lebendigen Gott, sondern den Nationen dienen (Vers 13). Ja, Gott will das Volk dahin bringen, wo es dem Herrn nicht dienen kann.

Im Schattenbild sehen wir Israel als Knecht unter der Herrschaft der Nationen in Ägypten. Auch dort konnten sie dem lebendigen Gott im Himmel nicht dienen, weshalb der Herr sie mit starkem Arm herausführte. Zu erwähnen ist die Mitteilung in 2. Mose 12, 40—41, wonach das Volk Israel am Ende von 430 Jahren aus Ägypten auszog (vgl. auch Galater 3, 17) Es hat sicherlich einen tiefen Grund. Denn erst nach dem Auszug konnten sie Gott opfern und dienen nach der Weisung des Herrn.

Gehen wir also davon aus, den Zeitpunkt nach den angekündigten Mangeljahren durch Hesekiel — den Neuan-

fang zu suche.n, in welchem Israel dem Herrn ganz neu dienen darf, so gelangen wir zum Tode Christi. Seit dieser Zeit ist eine Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit möglich (Joh. 4,23), denn Gott hat diese Anbeter gesucht, aber erst durch das Opfer Seines Sohnes gefunden Die Knechtssteiiung unter der Sünde hat ein Ende gefunden, und wir sind durch Gnade Gottes und Glauben zur Freiheit und damit unter das Gesetz des Lebens gelangt.

Einige Bemerkungen zur Zeittafel. Alle Jahresangaben beziehen sich auf die Erschaffung des Menschen als Ausgangspunkt. Durch ein gründliches Studium des Wortes Gottes ist es möglich, eine Zeittafel aufzustellen, die von Adam bis zum Tode Jesu recht exakte Zahlenwerte beinhaltet. (Vgl. als eine ähnliche Arbeit die „Zeittafel von Adam bis Abraham" in der alten Elberfelder Hausbibel.) Zu den weltlichen Jahresangaben ergeben sich Differenzen. Erläuterung der Zahlenwerte von Jahren gemäß der Zeittafel. Gehen wir vom Tode Jesu im Jahre 4038 aus und ziehen die 390 Jahre ab, so haben wir den Anfang der 390 Jahre der Weissagung Hesekiels — es ist das Jahr 3648. Dieses Jahr ist die Erfüllung der Aussage des Propheten Jesaja, Kapitel 7, 8: „Daß Ephraim kein Volk mehr ist." 43 Jahre vorher war das Ende des Königtums und die Wegführung der 10 Stämme nach Assyrien unter Hosea. Im Jahre 3738 war das Ende des Königtums und die Wegführung des Stammes Juda nach Babel unter Zede-kia in 2. Könige 25, 1—10. 70 Jahre später, im Jahre 3808, endete die Gefangenschaft. Die Weissagung Hesekiels nach Kapitel 4 hat zwischen der Mitteilung von 2. Könige 24, 1—6 im Jahre 3727 und der Mitteilung von 2. Könige 25, 1—10 im Jahre 3738 stattgefunden. Ohne Zweifel ist Christus, der Herr, im Jahre 4005 geboren worden und wurde etwa 33 Jahre alt. Sein Kreuzestod fand also im Jahre 4038 statt, wobei 37 Jahre später (also im Jahre 4075) der Tempel durch den römischen Feldherrn Titus zerstört wurde.

Zeittafel der Weissagung Hesekiels nach Kapitel 4

Die Einordnung der in Hesekiel 4 erwähnten 40 Jahre, die aber nicht gesondert für Juda liegend gefastet wurden, ist nicht völlig klar. Bezeichnend sind die 43 Jahre vor Beginn der 390 Jahre für Israel und die 37 Jahre nach Christi Tod. In den 43 sind drei Jahre

mehr, die wiederum in den 37 am Ende, jeweils zur Zahl „40", fehlen (siehe Zeittafel).

Der Zerstörung des 1. Tempels folgen 70 Jahre der Gefangenschaft. Der Geburt Jesu folgt 70 Jahre später die Zerstörung des 2. Tempels.

W. B.

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3

Unterschied zwischen Passah und Abendmahl

Diese Frage wird in gewissen Zeitabständen immer wieder an uns herangetragen. Da wegen des Umfanges der Erklärung weder mit „Ja" noch mit „Nein" geantwortet werden kann, und der umfassenden Auslegung nicht genügend Zeit zur Verfügung steht, soll an dieser Stelle Antwort gegeben werden. Behauptende Beantwortungen mit „Ja" oder „Nein" halten wir für in noch nicht genügender Weise untersuchtes Schriftwort. Da es sich bei den Fragestellern jedoch um aufrichtige Gläubige vor dem Herrn handelt, wollen wir uns bemühen, die Dinge exegetisch, verantwortlich vor Gott zu behandeln. Am geeignetsten halten wir es, von 2. Mose 12 auszugehen, um dann die einzelnen Punkte der Reihe nach zu beleuchten. Auch möchten wir Bestätigungen an Übereinstimmung und sich nicht dek-kende Aussagen vergleichen, damit jedem einzelnen Leser das rechte Bild vor die Seele gestellt ist. Des weiteren ist es uns ein tiefes Anliegen, für die Gläubigen der denkbar größte Anlaß zum gewaltigen Segen unseres Herrn zu werden. Es bleibt unser Ziel, die Leser dieses Heftes mit dem teuren Wort Gottes eng zu verbinden, damit der einzelne innige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus unterhält. Auch sollte man unbedingt die hier erwähnten Schriftstellen nachschlagen, damit der geistliche Nutzen so groß wie möglich wird.

Ausgangspunkt: Israel war zur Zeit von 2. Mose 12 in Ägypten, was für das Volk Gottes „Knechtschaft" bedeutete. Denn in der Hand des weltlichen Königs Pharao lag das Volk Israel vom Abschluß des Bundes an bis zur Gesetzgebung, und das waren 430 Jahre (Gal. 3, 17). Um die Rettung des Volkes sichtbarlich herauszustellen, ließ

der Herr Sein Volk zuvor nach Ägypten gehen. Der Anlaß hierzu war eine große Hungersnot im Lande (1. Mose 42, 5). In der Hand des Obersten der Welt (Bild von Satan): Pharao, konnten die Israeliten dem Herrn nicht dienen. Der Herr rettete Sein Volk mit starkem Arm. Wer in Feindhand lebt, kann dem Lebendigen nicht dienen (Richter 16, 21).

Der Ausgangspunkt im NT für die Kinder Gottes war, daß wir alle ohne Gott in dieser Welt lebten (Eph. 2, 12). Ägypten war für Israel das, was die Welt für die Gläubigen heute ist. Seit unserer Errettung gehören wir als Eigentumsvolk dem Herrn und haben allein IHM zu dienen. Umgekehrt gesagt, kann heute ein Mensch dem Herrn nur dann dienen, wenn er sich zuvorhat retten lassen.

Die Errettung Israels geschah im Gericht, denn inmitten der furchtbaren Plagen in Ägypten wurde Sein Volk gerettet. Die ganze Heilige Schrift redet bei den Gerichten jeweils von Rettung. Hier sei an die Wasserflut mit der Rettung des Noah, wie auch an das Feuer und den Schwefel in Sodom mit derRettung des Lot erinnert.

Bezeichnend sind die Gerichtszeichen Gottes in Ägypten, an derZahl „zwölf".

1. Gerichtsplage in 2. Mose 7, 10 Stichwort Schlange

2. Gerichtsplage in 2. Mose 7, 20 Stichwort Wasser zu Blut

3. Gerichtsplage in 2. Mose 8, 6 Stichwort Frösche

4. Gerichtsplage in 2. Mose 8, 17 Stichwort Stechmücken

5. Gerichtsplage in 2. Mose 8, 24 Stichwort Hundsfliegen

6. Gerichtsplage in 2. Mose 9, 6 Stichwort Tod des Viehes

7. Gerichtsplage in 2. Mose 9, 10 Stichwort Geschwüre

8. Gerichtsolage in 2. Mose 9, 24 Stichwort Feuer und Hagel vom Himmel

9. Gerichtsplage in 2. Mose 10, 14 Stichwort Heuschrecken

10. Gerichtsplage in 2. Mose 10, 22 Stichwort Finsternis für drei Tage

11. Gerichtsplage in 2. Mose 12, 29 Stichwort Tod der Erstgeburt von

Mensch bis Vieh

12. Gerichtsplage in 2. Mose 14, 26—28 Stichwort Wassertod des Pharao und

aller Heere

Weil die Welt in Sünden liegt, mußte Gott damals das Schattenbild des kommenden Gerichtes an denen geschehen lassen, die nicht die Rettung suchten, überraschend stellen wir fest, daß die hier genannten Plagen sich in der 70. Jahrwoche nach Daniel 9, vornehmlich in der Offenbarung Jesu durch Johannes, widerspiegeln. Nicht ohne Grund lesen wir in Vers 13 von „Zeichen". (Hier sei auf die Auslegung des Schreibers hingewiesen: „Leben wir heute noch in der Zeit der Zeichen?") Die Zeichen hatten eine wunderartige Erfüllung in der Gegenwart, mit einer zukünftigen späteren End- oder Vollerfüllung in der vor uns liegenden Gerichtszeit.

Die Errettung der Gemeinde geschah auch im Gericht, indem Christus für uns ins Gericht ging. Denn wer an IHN glaubt, kommt nicht mehr ins Gericht (Joh. 5, 24). Deshalb sagt auch der Herr in Joh. 12, 31: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt, jetzt wird Satan hinausgeworfen." Es hat Gläubige gegeben, welche nachredeten, wir kämen noch einmal ins Gericht! Welch eine Herabsetzung des vollkommenen Opfers Jesu am Kreuz. Würde „SeinLeib" noch einmal ins Gericht müssen, wäre das Opfer des Gottessohnes im Fleische nicht ausreichend gewesen. Denn die Wiederholung einer Sache ist nur dort nötig, wo dieselbe nicht ausgereicht hat. Die letzten Worte Jesu: „Es ist vollbracht" wären unwahr, würden wir auch nur eine Sekunde nochmals ins

Gericht kommen. Unser Herr hat ein Ganzopfer gebracht, weshalb das Gericht Gottes völlig auf IHN gekommen ist und einer Neuauflage oder Ergänzung nie mehr bedarf. Die allerletzte aller Möglichkeiten wäre, dies von uns Menschen zu erbringen, die wir doch sündig sind.

Die Gegenüberstellung finden wir doch gerade im unvollkommenen Hohenpriester des AT und unserem Herrn im NT (Hebr. 7, 25—27). Passah heißt „Vorübergehen". Sobald wir die Frage stellen, wer oder was vorübergehen sollte, so lesen wir

in 2. Mose 12, 13b:…..so werde ich an

euch vorübergehen." Unter dem ICH haben wir den Richter-Gott selbst zu sehen, DER „vorübergehen" wollte. Was aber betraf das Vorübergehen? — Das Gericht —.

Im Passah gedachte man also, daß in Ägypten (geistl. Welt) das Gericht an Israel vorübergegangen war. Das Passah des NT ist Jesus, denn nur solche, die aus der Welt ausgegangen sind und Vergebung der Sünden haben, allein an ihnen ist das Gericht vorüber- oder vorbeigegangen. So spricht der Apostel Paulus in 1. Kor. 5, 7b: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet." Wer wollte da nein sagen?

Die gemeinsamen Merkmale sowohl des Passah als auch des Brechen des Brotes stehen in Verbindung mit:

Gedächtnis

AT-PASSAH in 2. Mose 12, 14: „Und dieserTag soll euch zum Gedächtnis sein." Die Bedeutung von Passah = vorübergehen, trägt eine wesenhafte Unterscheidung zwischen den Israeliten vor der Nacht und dem Geschehnis in 2. Mose 12, 29 nach dem Gericht. Denn nur letztere konnten aufgrund der geschehenen Tatsache das Gedächtnis im Rückblick, wie wir heute auf Christus, tun. Im Gedächtnis finden wir die Erinnerung an das stellvertretende Opfer.

NT-MAHL in 1. Kor. 11, 24b und 25 b; sowie Luk 22, 19:

…..dies tut zu meinem Gedächtnis."

Bezeichnend ist die Erwähnung im NT an insgesamt 3 Stellen. Während im Passah die Wirkung des Opfers, das ist das Vorübergehen des Gerichtes, vorsteht, liegt das Gewicht im NT im Opfer selbst! „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt" (1. Kor. 11, 26). Das Mahl ist also die Verkündigung Seines Todes. Nicht jene, die Brot und Wein austeilen, auch nicht diese, welche das Gebet sprechen, sind die Verkündiger Seines Todes, sondern die, die das Brot essen und den Kelch trinken. Weil sich unser Herr selbst als Opfer gab, steht ER weit höher als diejenige Wirkung, die uns vor dem kommenden Gericht bewahrt (vorübergeht).

Lamm

AT-PASSAH in 2. Mose 12, 3:

…..da nehme sich jeder ein Lamm."

Dieses Lamm sollte als Opfer dienen. Nicht ein kräftiges Raubtier, wie der Löwe oder Tiger, sollte geschlachtet werden. Das Lamm trägt das Bild der Wehrlosigkeit und Schwachheit.

NT-MAHL in Offb. 5, 6: „Und ich sah . . . ein Lamm stehen wie geschlachtet …" Christus ist das geschlachtete Opferlamm. Obgleich ER Gottes Sohn war, offenbarte sich der Herr in Wehrlosigkeit und Schwachheit: im Fleische. Bereits der Prophet sah Jahrhunderte vorher den leidenden

Christus in Jes. 53, 7:…..gleich dem

Lamme, welches zur Schlachtbank geführt wird." Nur in der Lammesart kann das Erlösungswerk vollbracht werden. Ist die Lammesnatur uns eigen geworden?

Ohne Fehl

AT-PASSAH in 2. Mose 12, 5a: „Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben, ein männliches." Nach 3. Mose 22, 22 durfte ein Lamm mit Fehlern Gott nicht dargebracht werden. Aus dem Propheten Mal. 1, 8 ist zu ersehen, daß die Israeliten Blindes, Lahmes und Krankes dem Herrn darbrachten. Dabei war das

Lamm ohne Fehl die schattenhafte Darstellung des Lammes Jesu Christi.

NT — MAHL in Joh. 8, 46: „Wer von euch überführt mich der Sünde?" So konnte der Herr die Frage stellen, weil ER ohne Sünde war. Allein diese Seine Sündlosigkeit drückt bei unserem Herrn den Zustand der Vollkommenheit aus. Das ist, das Lamm Gottes ohne Fehl vor uns zu haben. Nur aus einem vollkommenen Opfer konnte auch eine vollkommene Rettung für Sünder geschehen. Fehlerhafte Tiere, im AT zur Opferung gebracht, bedeutete letztlich, den Christus in Sündenwandel zu sehen. Denn Kranke, Blinde, Lahme können anderen nicht Hilfe sein. Vielmehr bedürfen solche selbst des Beistandes, wie wir dies am Teich von Bethesda (Joh. 5, 2—3) erkennen. In Christus sehen wir das sündlose Lamm auch beim Brechen des Brotes, denn Petrus bestätigt im 1. Brief, Kap. 2, Vers 22: „Welcher keine Sünde tat."

Blut

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 13a:

…..und sehe ich das Blut!" Ja, Gott

sieht das Blut; denn „ohne Blutvergie-ßung gibt es keine Vergebung" (Hebr. 9, 22b). Nicht das vergossene Blut als solches, wohl aber dieses Blut derTiere in gottgewollter Weise benutzt, brachte den Israeliten die Rettung vor dem Gericht. Dies waren die beiden Seiten und die Oberschwelle derTür jedes Hauses. Die Tür ist der Ort unseres Ein- und Ausgehens. Unter die Bedeckung des Blutes sollte alles gestellt sein. Wegen des Passahblutes konnte der Würgeengel nicht in diese Häuser eingehen, denn das Blut stand stellvertretend dazwischen. Die Hebräer hatten also eine irdische Rettung im Tierblut, jedoch keineswegs eine ewige. Bei unserem Herrn verhält es sich eigentlich genauso. Nicht das vergossene Blut als solches bringt in Automation die Rettung vor der ewigen Verdammnis, wohl aber die Inanspruchnahme durch Abwaschung der Sünden.

NT — MAHL in Matth. 26, 28: „Denn dieses ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden." Das generelle Hemmnis der Gemeinschaft mit dem alleinigen Gott sind der Menschheit Sünden. Um die Gemeinschaft des ewigen Lebens zu haben, sollen wir nach Joh. 6, 54b: Sein Blut trinken. Inniger als trinken, können wir nichts mit uns verbinden. Da nun der Herr Sein Blut mit dem Gewächs des Weinstocks vergleicht, sollen wir bildhaft das Blut Jesu trinken. Nicht aber, daß jemand das ewige Leben erhält, wenn er am Herrn-Mahl teilgenommen hat. Hier ist gemeint, daß wir in die tiefe Blutsgemeinschaft mit Christus treten sollen, wodurch es zur Vergebung der Sünden kommt. Eine solche Bekehrung mit Sündenabwaschung ist ein rein geistlicher Vorgang, hingegen das Brotbrechen von der Handlung her materiell ist und lediglich den großen geistlichen Hintergrund aufzeigt. Bemerkenswert ist die Wirkung des Blutes. Obgleich das Passah-Blut nur die eine Seite des „vorübergehenden Gerichtes" kennt, so ist die Vielseitigkeit des Blutes Jesu gewaltig und verbindet uns mit ewiger Errettung.

Einige wesenhafe Wirkungen des Blutes Jesu:

Nach Offb. 1, 5 „wäscht" das Blut Jesu uns rein von den Sünden.

Nach 1. Joh. 1, 7 „reinigt" das Blut von allen Sünden.

Nach Offb. 5, 9 sind wir durch das Blut „ erkauft".

Nach Römer 5, 9 sind wir durch das Blut „gerechtfertigt".

Nach 1. Kor. 10, 16 redet das Wort von der „Gemeinschaft" des Blutes.

Nach Eph. 1, 7 haben wir die „Erlösung" durch Sein Blut.

Nach Kol. 1, 20 hat dieses Blut „Frieden" gemacht.

Nach Hebr. 10, 19 besitzen wir das Recht zum „Eintritt" durchs Blut.

Nach Offb. 12, 11 vermögen wir zu „überwinden" durchdas Blut Jesu.

An dieser Stelle vermögen wir nicht

auszudrücken, was uns in Verbindung

mit dem „Glauben an Sein Blut" (Römer 3, 25) geworden ist. Hierzu gehört auch die Befreiung vom Gericht nach Joh. 5, 24! Dieses Blut nehmen wir bei der Bekehrung rettend in Anspruch und dürfen dann beim Mahl im Kelche die vergeistlichte Darstellung sehen.

Essen

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 8: „Und sie sollen in selbiger Nacht das Fleisch essen, gebraten am Feuer, und ungesäuertes Brot; mit bitteren Kräutern sollen sie es essen." Das Passah-Lamm mußte also gegessen werden, allerdings „gebraten am Feuer". Das Feuer ist ein Bild des Gerichtes Gottes. Das Lamm war danach ein stellvertretendes Opfer, damit das Gericht an dem Tier und nicht an ihnen vollzogen würde. Dabei mußte ungesäuertes Brot, d. h. Brot ohne Böses und Sünde gegessen werden. Des weiteren gab es dabei bittere Kräuter, welche mit dem Fleisch der Opfer zu nehmen waren. Hier finden wir zugleich den Hinweis der Bitternis der Leiden, auf Christus bezogen. Auch sollten sie nichts davon übriglassen bis an den Morgen (Vers 10a). Reste sollten mit Feuer verbrannt werden. Diese Weisung erfolgte darum, weil im Bild auf Christus der Herr sich als „Ganzopfer" hingeben wollte. Würden die Israeliten gewisse Teile des Opferfleisches zurückbehalten, käme die schattenhafte Darstellung dahin, daß der Herr sich am Kreuz nicht völlig, sondern nur teilweise hingegeben hätte.

Auch mußte dieses Passah in Bereitschaft der Israeliten gegessen werden: Die Lenden umgürtet (nach Eph. 6, 14 mit Wahrheit), beschuht an den Füßen (nach Eph. 6, 15a), welches die Bereitschaft (des Evangeliums) des Friedens ist, und den Stab in der Hand. Dieser Stab deutet auf die damalige Tätigkeit im Lande Gosen hin, dessen Bewohner Schafhirten und Viehzüchter waren (1. Mose 46, 32). Dies weist auf den „Hirtenstab" hin, was auch einen geistlichen Sinn hat. Da nun der Auszug aus Ägypten unmittelbar dem Passah folgte,

sollte die Bereitschaft zum alsbaldigen Aufbruch bekundet werden. Die gesamte Passah-Handlung sollte in „Eile" geschehen. Wegen der bevorstehenden Absonderung, das ist Heiligung, im Auszug vom Geist Ägyptens, war Eile geboten. Damit ist das Passah ein „zeiteiliges", also zeitbegrenztes Opfer.

Das AT-Passah trug nicht den Charakter eines Sündopfers. Die Begrenzung des Opfers lag vielmehr im Vorübergehen des damaligen Gerichtes. Später, also nach dem Auszug, war die Feier mehr ein Gedächtnis, eine Rückerinne-rung. Darum in Vers 17b: „Und ihr sollt diesen Tag beobachten bei euren Geschlechtern als ewige Satzung."

NT — MAHL in Matth. 26, 26: „Nehmet, esset, dies ist mein Leib." Wie beim AT-Passah wird auch hier gegessen, jedoch nur noch Brot, nicht mehr Fleisch. Das Brot aber ist nunmehr Sein Fleisch (Joh. 6, 51). Damit ist Christus zugleich auch das Brot, welches vom Himmel herniedergekommen ist.

Das Feuer des Gerichtes traf den Unschuldigen, DER bereit war, für uns Sünder stellvertretend zu sterben. Der treue Heiland tat dies, damit das furchtbare Gericht nicht uns treffen würde. Das ungesäuerte Brot weist hin auf das sündlose Lebensbrot Jesus, in welchem keine Sünde war. Die bitteren Kräuter zeigen den Leidens- und Schmerzens-weg des Herrn, von Menschen (Matth. 26, 56) und von Gott (Matth. 27, 46b) „verlassen". Verhöhnt, verspottet, geschlagen, gegeißelt und gekreuzigt — war Sein Erdenweg voller Schmerzen und Bitternis.

„Entgegen" dem Passah, besitzen wir neutestamentlich keine Weisung, das Brot der Mahlfeier etwa „ganz" aufzuessen.

Die tiefere Lehre des NT in vorgenannter Frage:

Das Opfer Jesu ist im Vergleich zum AT-Passah so groß und gewaltig, daß von einer Aufzehrung und von einem

Aufbrauchen des Brotes nie geredet wird, denn Christus ist in Seiner Vergebung unausschöpflich. Deswegen sagt das NT nicht, daß wir das Brot aufessen sollen, sondern nach 1. Kor.

11, 28: …..und also esse er von dem

Brote." Wir können nur von der Fülle Gottes nehmen, nicht aber vermögen wir diese aufzuzehren! Auch sollen wir den Kelch nicht austrinken, sondern

nach der gleichen Stelle: …..und trinke

von dem Kelche." Die Vergebung, welche im Blute des Lammes ist, ist von solcher Weite, daß die Kraft und Macht zur Vergebung der Sünden der ganzen Menschheit reichen könnte, würde sie nur in Anspruch genommen. So ist es gerade die richtige Darstellung, daß beim Mahl des Herrn von Brot und Gewächs des Weinstocks übrigbleibt. Auch brauchen wir die Reste vom Mahl nicht zu verbrennen oder zu vernichten, weil im Opfer Jesu bereits unter Ganzhingabe des Leibes alles Gericht auf Christus gelegt wurde. Würden wir die Reste des Mahles dem Feuer übergeben, so müßte dies zwangsläufig bedeuten, daß der Herr am Kreuz ein unvollkommenes Werk getan hätte, das noch weiter des Gerichtes Feuer bedürfe.

Die damalige „Bereitschaft" (Gürtel, Schuhe und Stab) erklärt sich neutestamentlich in der „Würdigkeit" (1.-Kor. 11, 29a). Denn wer den Leib nicht unterscheidet, trinkt „unwürdiglich". Gewiß sollen wir zugleich auch bereit sein, in der Würdigkeit zu wandeln, allzeit würdig das Brot zu brechen, und nicht nur in den Stunden der Mahlfeier selbst. „Entgegen dem Passah" brauchen wir neutestamentlich das Brot nicht in Eile zu essen, weil wir in Christo zur Ruhe gelangt sind.

In Gegenüberstellung zum Passah finden wir im Opfer Jesu — dargestellt in den sichtbaren Zeichen Seiner Liebe und Gnade — den absoluten Charakter eines Sündopfers als Ganzopfer. Nicht im Kelch: wohl aber im Blute des Lammes, haben wir Vergebung unserer Sünden! Daher ist das Mahl für uns, die wir das Volk Seiner Weide sind, ein Gedächtnismahl der Verkün-

digung des Todes unseres Herrn. Feier

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 47: „Die ganze Gemeinde Israel soll es feiern." Beachten wir hier: nicht andere Leute, sondern Israeliten sollten das Passah feiern. Auch nicht viele Hebräer, wohl aber „die ganze Gemeinde". Was aber geschah, wenn ein Israelit das Passah-Opfer nicht brachte? Selbige Seele sollte ausgerottet werden aus Israel (4. Mose 9, 13). Wie ernst nahm Gott die Sache des Passah.

Wann mußte das Opfer gebracht werden?

Nach 2. Mose 12, 8: Im 1. Monat, am 14. Tage begann das Passah, also jedes Jahr einmal. Die Feier dauerte 7 Tage lang.

An dieser Stelle wollen wir lernen, daß allein Gott berechtigt ist, Feiertage einzusetzen, und nicht der Mensch.

NT — MAHL in 1. Kor. 5, 8: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten."

Wer darf heute das Mahl feiern? Antwort: Nur Wiedergeborene, Kinder

Gottes. Deshalb in 1. Kor. 10, 17: …..

denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig." Unter „alle" haben wir alle Erretteten zu sehen, nicht aber die anderen. Was geschieht, wenn heute die Gläubigen dem Worte nachlässig gegenüberstehen und kaum am Mahl teilnehmen? Dann wird Gott sehr entehrt, und das Wort in 1. Kor. 11, 30 vollzieht sich wie bei den Korinthern.

Wann muß das Mahl des Herrn gefeiert werden?

Zunächst müssen wir sagen, daß die Bibel hierfür keine zeitlichen Termine nennt, das heißt, der Heilige Geist stellt uns diesen Punkt frei. Weil nun in den Denominationen die Erkenntnisse und Verständnisse sehr unterschiedlich sind, kommt es zu Intervallen. Die

einen brechen das Brot zweimal im Jahr, andere monatlich einmal, wieder andere alle zwei Wochen. Wie aber war es damals in der Urgemeinde? Nach Apg. 2, 46 brachen die ersten Christen das Brot täglich in den Häusern. Hier ist jedoch zu bemerken, daß eine bestimmte Gemeindeordnung erst später einzog. Dies finden wir in Apg. 20, 7, wo gemeindlich geordnet das Brot am 1. Tag der Woche (also Sonntag) gebrochen wurde. Sollte Gottes Wort nicht auch darin unser Maßstab sein? Aus dem gleichen Grunde redet das Wort in 1. Kor. 11, 26a: Denn so „oft" ihr dieses Brot brechet. Hier steht nicht: Denn so „selten" ihr dieses Brot brechet. Das „oft" ist eine Frage der Liebe zu Jesus! Hat der treue Herr nicht Seinen innigsten Wunsch da hineingelegt, wo ER uns sagt: „Dies tut zu meinem Gedächtnis." Ob die Bitte des Herrn unsere Herzen bewegt? Steht die obige Festfeier mit einem besonderen Feiertag in Verbindung? Nein! Die hier erwähnte Festfeier ist ein rein geistlicher Vorgang in unseren Herzen und hat mit irgendwelchen Feiertagen äußerlicher Art nichts zu tun. Wenn also gesagt war, daß nur Gott allein autorisiert ist, Feiertage einzusetzen, so erkennen wir im Passah zugleich einen eingesetzten Feiertag im AT. Im NT hat Gott keinerlei Feiertage eingesetzt. Damit wird offenbar, daß die uns bekannten Feiertage heutiger Zeit nicht von Gott gegeben sind. Darum sind sowohl die weltlichen Feiertage, 1. Mai usw., wie auch die religiösen Feiertage, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, nicht nach Gottes Weisung im Wort.

Sauerteig

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 15: „Sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen; ja, am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren' Häusern wegtun, denn jeder, der Gesäuertes isset, von dem ersten Tage bis zum siebenten Tage, selbige Seele soll ausgerottet werden aus Israel."

Der Sauerteig mußte über die Zeit der

sollte die Bereitschaft zum alsbaldigen Aufbruch bekundet werden. Die gesamte Passah-Handlung sollte in „Eile" geschehen. Wegen der bevorstehenden Absonderung, das ist Heiligung, im Auszug vom Geist Ägyptens, war Eile geboten. Damit ist das Passah ein „zeiteiliges", also zeitbegrenztes Opfer.

Das AT-Passah trug nicht den Charakter eines Sündopfers. Die Begrenzung des Opfers lag vielmehr im Vorübergehen des damaligen Gerichtes. Später, also nach dem Auszug, war die Feier mehr ein Gedächtnis, eine Rückerinne-rung. Darum in Vers 17b: „Und ihr sollt diesen Tag beobachten bei euren Geschlechtern als ewige Satzung."

NT — MAHL in Matth. 26, 26: „Nehmet, esset, dies ist mein Leib." Wie beim AT-Passah wird auch hier gegessen, jedoch nur noch Brot, nicht mehr Fleisch. Das Brot aber ist nunmehr Sein Fleisch (Joh. 6, 51). Damit ist Christus zugleich auch das Brot, welches vom Himmel herniedergekommen ist.

Das Feuer des Gerichtes traf den Unschuldigen, DER bereit war, für uns Sünder stellvertretend zu sterben. Der treue Heiland tat dies, damit das furchtbare Gericht nicht uns treffen würde. Das ungesäuerte Brot weist hin auf das sündlose Lebensbrot Jesus, in welchem keine Sünde war. Die bitteren Kräuter zeigen den Leidens- und Schmerzens-weg des Herrn, von Menschen (Matth. 26, 56) und von Gott (Matth. 27, 46b) „verlassen". Verhöhnt, verspottet, geschlagen, gegeißelt und gekreuzigt — war Sein Erdenweg voller Schmerzen und Bitternis.

„Entgegen" dem Passah, besitzen wir neutestamentlich keine Weisung, das Brot der Mahlfeier etwa „ganz" aufzuessen.

Die tiefere Lehre des NT in vorgenannter Frage:

Das Opfer Jesu ist im Vergleich zum AT-Passah so groß und gewaltig, daß von einer Aufzehrung und von einem

Aufbrauchen des Brotes nie geredet wird, denn Christus ist in Seiner Vergebung unausschöpflich. Deswegen sagt das NT nicht, daß wir das Brot aufessen sollen, sondern nach 1. Kor. 11, 28: „. . . und also esse er von dem Brote." Wir können nur von der Fülle Gottes nehmen, nicht aber vermögen wir diese aufzuzehren! Auch sollen wir den Kelch nicht austrinken, sondern

nach der gleichen Stelle: …..und trinke

von dem Kelche." Die Vergebung, welche im Blute des Lammes ist, ist von solcher Weite, daß die Kraft und Macht zur Vergebung der Sünden der ganzen Menschheit reichen könnte, würde sie nur in Anspruch genommen. So ist es gerade die richtige Darstellung, daß beim Mahl des Herrn von Brot und Gewächs des Weinstocks übrigbleibt. Auch brauchen wir die Reste vom Mahl nicht zu verbrennen oder zu vernichten, weil im Opfer Jesu bereits unter Ganzhingabe des Leibes alles Gericht auf Christus gelegt wurde. Würden wir die Reste des Mahles dem Feuer übergeben, so müßte dies zwangsläufig bedeuten, daß der Herr am Kreuz ein unvollkommenes Werk getan hätte, das noch weiter des Gerichtes Feuer bedürfe.

Die damalige „Bereitschaft" (Gürtel, Schuhe und Stab) erklärt sich neutestamentlich in der „Würdigkeit" (1.-Kor. 11, 29a). Denn werden Leib nicht unterscheidet, trinkt „unwürdiglich". Gewiß sollen wir zugleich auch bereit sein, in der Würdigkeit zu wandeln, allzeit würdig das Brot zu brechen, und nicht nur in den Stunden der Mahlfeier selbst. „Entgegen dem Passah" brauchen wir neutestamentlich das Brot nicht in Eile zu essen, weil wir in Christo zur Ruhe gelangt sind.

In Gegenüberstellung zum Passah finden wir im Opfer Jesu — dargestellt in den sichtbaren Zeichen Seiner Liebe und Gnade — den absoluten Charakter eines Sündopfers als Ganzopfer. Nicht im Kelch: wohl aber im Blute des Lammes, haben wir Vergebung unserer Sünden! Daher ist das Mahl für uns, die wir das Volk Seiner Weide sind, ein Gedächtnismahl der Verkün-

digung des Todes unseres Herrn. Feier

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 47: „Die ganze Gemeinde Israel soll es feiern." Beachten wir hier: nicht anderes Leute, sondern Israeliten sollten das Passah feiern. Auch nicht viele Hebräer, wohl aber „die ganze Gemeinde". Was aber geschah, wenn ein Israelit das Passah-Opfer nicht brachte? Selbige Seele sollte ausgerottet werden aus Israel (4. Mose 9, 13). Wie ernst nahm Gott die Sache des Passah.

Wann mußte das Opfer gebracht werden?

Nach 2. Mose 12, 8: Im 1. Monat, am 14. Tage begann das Passah, also jedes Jahr einmal. Die Feier dauerte 7 Tage lang.

An dieser Stelle wollen wir lernen, daß allein Gott berechtigt ist, Feiertage einzusetzen, und nicht der Mensch.

NT — MAHL in 1. Kor. 5, 8: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten."

Wer darf heute das Mahl feiern? Antwort: Nur Wiedergeborene, Kinder

Gottes. Deshalb in 1. Kor. 10, 17: …..

denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig." Unter „alle" haben wir alle Erretteten zu sehen, nicht aber die anderen. Was geschieht, wenn heute die Gläubigen dem Worte nachlässig gegenüberstehen und kaum am Mahl teilnehmen? Dann wird Gott sehr entehrt, und das Wort in 1. Kor. 11, 30 vollzieht sich wie bei den Korinthern.

Wann muß das Mahl des Herrn gefeiert werden?

Zunächst müssen wir sagen, daß die Bibel hierfür keine zeitlichen Termine nennt, das heißt, der Heilige Geist stellt uns diesen Punkt frei. Weil nun in den Denominationen die Erkenntnisse und Verständnisse sehr unterschiedlich sind, kommt es zu Intervallen. Die

einen brechen das Brot zweimal im Jahr, andere monatlich einmal, wieder andere alle zwei Wochen. Wie aber war es damals in der Urgemeinde? Nach Apg. 2, 46 brachen die ersten Christen das Brot täglich in den Häusern. Hier ist jedoch zu bemerken, daß eine bestimmte Gemeindeordnung erst später einzog. Dies finden wir in Apg. 20, 7, wo gemeindlich geordnet das Brot am 1. Tag der Woche (also Sonntag) gebrochen wurde. Sollte Gottes Wort nicht auch darin unser Maßstab sein? Aus dem gleichen Grunde redet das Wort in 1. Kor. 11, 26a: Denn so „oft" ihr dieses Brot brechet. Hier steht nicht: Denn so „selten" ihr dieses Brot brechet. Das „oft" ist eine Frage der Liebe zu Jesus! Hat der treue Herr nicht Seinen innigsten Wunsch da hineingelegt, wo ER uns sagt: „Dies tut zu meinem Gedächtnis." Ob die Bitte des Herrn unsere Herzen bewegt? Steht die obige Festfeier mit einem besonderen Feiertag in Verbindung? Nein! Die hier erwähnte Festfeier ist ein rein geistlicher Vorgang in unseren Herzen und hat mit irgendwelchen Feiertagen äußerlicher Art nichts zu tun. Wenn also gesagt war, daß nur Gott allein autorisiert ist, Feiertage einzusetzen, so erkennen wir im Passah zugleich einen eingesetzten Feiertag im AT. Im NT hat Gott keinerlei Feiertage eingesetzt. Damit wird offenbar, daß die uns bekannten Feiertage heutiger Zeit nicht von Gott gegeben sind. Darum sind sowohl die weltlichen Feiertage, 1. Mai usw., wie auch die religiösen Feiertage, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, nicht nach Gottes Weisung im Wort.

Sauerteig

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 15: „Sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen; ja, am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren' Häusern wegtun, denn jeder, der Gesäuertes isset, von dem ersten Tage bis zum siebenten Tage, selbige Seele soll ausgerottet werden aus Israel."

Der Sauerteig mußte über die Zeit der

7 Tage aus den Häusern Israels getan werden. Die 7 Tage sind eine prophetische Aussage; weil bei Gott ein Tag ist wie tausend Jahre (2. Petr. 3, 8), so soll der Israelit über all die Zeit der 7000-jährigen Menschheitsgeschichte das „Böse", die Sünde, hinaustun. Denn der Sauerteig ist in der ganzen Heiligen Schrift ein Symbol und Bild der Sünde. In Verbindung mit dem Passah-Lamm mußte die Sünde vorher hinausgetan sein. Sünden gehören also nicht in das Leben der Gläubigen, weil solche die Gemeinschaft mit Gott stören. Auch mußten die Israeliten den Sauerteig „selbst" hinaustun! Nicht der Herr wollte ihn beseitigen.

NT — MAHL in 1. Kor. 10, 16—17: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig-"

So auch in 1. Kor. 11, 29—30, wo die dortige „ Unwürdigkeit" nichts anderes als Sünden bedeutet, was in der Gemeinde nicht gefunden werden sollte. Nicht, daß wir etwa sündlos wären, vielmehr haben wir in Christus die Möglichkeit sofortiger Vergebung. Und wer nicht vor Gott in der Vergebung lebt, hält seinen Sauerteig fest. Weiterhin sehen wir die Aufforderung an die gläubigen Korinther in 1. Kor. 5, 7a: „Feget den alten Sauerteig aus!" Dort, wo die Sünden nicht gleich in die Vergebung gelangen, wird der Sauerteig „alt". Wir können nur sagen, wie furchtbar.

Sauerteig, uralter Sauerteig, Ist es vor Gott, wenn bluterkaufte Kinder des Lichtes in Gemeinschaft mit nicht Erretteten des Herrn Mahl nehmen. Wie könnten die Verlorenen bekennen: „Ein Brot, ein Leib und in Gemeinschaft des Blutes zu sein", was doch gar nicht wahr ist. So wird mit den uns von Gott anvertrauten heiligen Dingen in der Gemeinde Jesu umgegangen. Unwürdigkeit und Sauerteig wie dieser zieht

Gericht nach sich.

Etliche haben gemeint, daß heute beim Herm-Mahl „ungesäuertes Brot" benutzt werden müsse. Hierzu können wir nur NEIN sagen. Das sauerteigfreie Brot im AT war doch lediglich ein Schattenbild auf unsere Zeit. Niemals haben wir die Schattenbilder materiell nachzuvollziehen. Aus dem gleichen Grunde gibt das NT uns diesbezüglich keinerlei Weisung. Das Schattenbild des AT erfüllt sich heute nicht im materiellen Brot, sondern in riem „einen Brote" von 1. Kor. 10, 17, und solches ist geistlich zu verstehen. Gemeint ist hier praktisch, daß dieses Mahl der Gemeinschaft nicht im Zustand des einzelnen (ein jeder prüfe sich selbst) bei unvergebenen Sünden genommen wird. Denn diese sind der Sauerteig, nicht aber das Treibmittel des Teiges selbst.

Fremdlinge

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 43 und 45:

„Und Jehova redete zu Mose und Aaron: Dies ist die Satzung des Passah: Kein Fremdling soll davon essen." „Ein Beisaß und ein Mietling soll nicht davon essen." Der Fremdling, Beisaß und Mietling durfte darum nicht am Passah teilnehmen, weil das Zeichen des Bundes Gottes — die Beschneidung — an ihnen fehlte. Daher in Vers

44: …..wenn du ihn beschneidest,

dann darf er davon essen."

NT —MAHL in I.Kor. 5, 11: „Nun aber habe ich auch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, . . . mit einem solchen selbst nicht zu essen." Mit einem, der in Sünden lebt (Vers 11b), nicht zu essen! An dieser Stelle redet das Wort noch von Gläubigen. Wieviel ärger ist es, wenn mit Verlorenen und Nichtbekehrten Geistesgemeinschaft gepflegt wird. Danach sind, wie die AT-Fremdlinge damals am Passah — so heute die noch nicht Wiedergeborenen —, am Mahl des Todes unseres Herrn: nicht zugelassen.

Kein Bein zerbrochen

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 46: …..und ihr sollt kein Bein an ihm zerbrechen." Das Passah mußte zwar gegessen, aber es durfte kein Knochen gebrochen werden. Hier finden wir einen Typus auf den Christus. An dieser Stelle ist starker Beweis vorhanden, wie schattenhaft die einzelnen Punkte auf das Opfer am Kreuz deuten.

NT — in Joh. 19, 36:

…..auf daß die Schrift erfüllt würde:

.Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden'." Wegen des Rüsttages zum Sabbath sollten die Beine der Gehängten gebrochen werden (Vers 31). Sie brachen die Beine der beiden Schacher (Vers 32). Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht (Vers 33). An dieser Stelle erfüllte sich das vorausgesagte Wort in Psalm 34, 20. Gott wachte vom Himmel her, daß dem Sohn der Liebe nicht, mehr angetan würde, als für das Erlösungswerk notwendig war. Die Schändung Seines Leibes war mit dem Speerstoß beendet. Darüber hinaus ließ Gott keine Handlung mehr an IHM zu; auch nicht, daß dem Herrn die Beine zerschlagen wurden, um sie zu brechen.

NT — MAHL in I.Kor. 11,24: „. . . und als er gedankt hatte, es brach und sprach . . ." In der Beziehung Seines Leibestodes sollte das Brot gebrochen werden, nicht aber am Kreuz Seine Beine. Die Handhabung des „ Brechens" ist damit im Passah nicht zu finden.

Das letzte Passah und das erste Brotbrechen

In Luk. 22, 15 spricht der Herr: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide." Der Ausdruck Jesu: „dieses" in bezug auf Passah — es sollte das letzte sein. Er wollte nicht mehr davon essen, bis es erfüllt ist. Die Erfüllung war im Opfer am Kreuz zu sehen, denn da hatte das „Reich Gottes" die not-

wendige Gestalt angenommen (Vers 16). Die Verse 19 und 20 bringen die Einsetzung des Brotbrechens. Zeitlich waren beide Feiern nur Minuten auseinander. Wie eng die Dinge miteinander verflochten waren, erkennen wir in der Erwähnung beider innerhalb eines Geschehnisses. Allein schon die Tatsache, daß die Beendigung des Passah durch die Einsetzung des Brotbrechens übergeleitet wird, läßt die Nähe beider Handlungen erkennen. Seit der Herr Jesus am Kreuz von Golgatha starb, hat das Tieropfer Passah keinerlei Existenzberechtigung mehr.

Übersicht und Geschehen:

„Es nahte aber das Fest der ungesäuerten Brote, welches Passah genannt wird" (Luk. 22, 1). Zuerst müssen wir sagen, daß das Fest der ungesäuerten Brote und das Passahfest ganz verschiedene Feste waren. Deshalb sagt das Wort auch nur: …..welches Passah genannt wird." Dennoch ist es von großer Wichtigkeit, die einzelnen Zusammenhänge zu kennen.

Näheren Aufschluß gibt uns 3. Mose 23.

In diesem Kapitel finden wir die 7 jährlichen Feste in Israel (Vers 4). Das 1. Fest ist das Passah-Fest (nach Vers 5). Das 2. Fest ist das Fest der ungesäuerten Brote (nach Vers 6). Im 1. Monat am 14. des Monats (Vers 5) begann das Passah. Aber bereits am 10. dieses ersten Monats mußte jedes Haus ein Lamm in die Wohnung nehmen (2. Mose 12, 3). Das Lamm sollte in Verwahrung genommen werden bis zum 14. desselben Monats (2. Mose 12, 6). In den 4 Tagen vom 10. bis 14. sollte man das Lämmlein liebgewinnen. Auch mußte die Schlachtung des unschuldigen Tierleins, welches sie durch die enge Gemeinschaft liebgewonnen hatten, ihren Herzen wehe tun. Der Israelit bedurfte des Bewußtseins eines stellvertretenden Opfers bei der Schlachtung, das Lamm stirbt für mich. Bereits am 15. desselben Monats (Vers 6) begann das Fest der ungesäuerten Brote. Das heißt mit anderen Worten, es nahm schon einen Tag nach Beginn

des Passah seinen Anfang. Somit liefen ab dem 15.-die beiden Feste ineinander und zusammen. Alle 7 Tage der Festdauer durfte nur Ungesäuertes gegessen werden, bis zum 21. Tage des Monats (2. Mose 12, 18). Das ist auch der Grund, weshalb nach Luk. 22, 1 das Fest der ungesäuerten Brote Passah genannt wurde. Das Passahlamm aber sollte nach Vers 5 zwischen den 2 Abenden geschlachtet werden. Was meint wohl hier das Wort? Es ist die Nacht vom 14. auf den 15. des ersten Monats! Des besseren Verständnisses wegen wollen wir chronologisch vorgehen: Wie schon erwähnt, teilt ja der Zeitpunkt „Mitternacht" den Abend bis 24 Uhr (Nacht) von dem Abend nach 0 Uhr (Nacht) des nächsten Tages. Nach Einbruch der Dunkelheit am 14. 1. wurde das Lamm geschlachtet. Das Blut sammelte man, um es an Seiten und Oberschwelle zu streichen (2. Mose 12, 7). Nachdem das Fell abgezogen war, bereitete man das Feuer, um es zu braten (2. Mose 12, 8). Dann wurde das Lamm gegessen. Sie sollten es in Eile essen, denn Gott hatte etwas ganz Gewaltiges vor (2. Mose 12, 12). Und weil Gott in selbiger Nacht mit Seinem Volke Großes vorhatte, mußten sie sich dafür bereithalten — beschuht usw. (2. Mose 12, 11). In den Häusern der Israeliten schlief in jener Nacht keiner; der Herr ließ sein Volk mit dem Passah beschäftigt sein. Nur die Ägypter waren in tiefem Schlafe, weshalb uns die Schrift in 1. Thess. 5, 6 sagt: „Also laßt uns nicht schlafen, wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein." Während also die Israeliten bekleidet waren und sich satt aßen, kam der Augenblick der Mitternacht. Es war die Zeit und Stunde, in welcher Gott das Geheiligte (Israel) vom Ungeheiligten (Ägypten) trennen will. Vergleichsweise sehen wir dies im Evangelium Johannes 13. Vor dem Fest des Passah (Joh. 13, 1) zeigt der Herr den Jüngern den Dienst der Liebe (Fußwaschung). In Joh. 13, 26 wird uns im Eintauchen des Bissens (in Kräuterbrühe) das Passah gezeigt, und in Joh. 13, 30 ging Judas hinaus: Es war aber Nacht! Die Reini-

gung bedeutete die Trennung des verlorenen Judas von den übrigen Jüngern, welche schon rein waren; in unserem Thema vergleichsweise die Trennung Israels von den Ägyptern. In beiden Passahbegebenheiten war es Nacht. Wie wird die Ankunft unseres geliebten Herrn sein, wenn ER als Bräutigam erscheint: „Um Mitternacht" (Matth. 25, 6). Auch da haben wir die Trennung der erretteten Leibesgemeinde von der Welt der Verlorenheit.

Die Nacht von 2. Mose 12

„Und es geschah um Mitternacht, da schlug Jehova alle Erstgeburt im Lande Ägypten, von dem Erstgeborenen des Pharao … bis zur Erstgeburt des Viehes" (2. Mose 12, 29). Gott schlug in Ägypten alle Erstgeburt, und es war großes Geschrei daselbst, denn es gab kein Haus, in welchem kein Toter war. Die Erstgeburt war in Israel heilig und gehörte dem Herrn vom Mensch bis zum Vieh (2. Mose 13, 1). Das Erstgeburtsrecht war das Vorrecht vor allen Nachgeborenen. Die Primärbeziehungen liegen zwischen Vater und Erbsohn (Erstgeburt). Der Herr Jesus wird Erstgeborener in vier Beziehungen der Schrift genannt:

1. Der Erstgeborene nach dem Fleische durch Maria, Matth. 1, 25 und Luk.2, Vers 7.

2. Der Erstgeborene aller Schöpfung, Kol. 1, 25.

3. Der Erstgeborene unter vielen Brüdern, Römer 8, 29.

4. Der Erstgeborene aus den Toten, Offb. 1, 5 und Kol. 1,18.

Alle Bezeichnungen Jesu als Erstgeborener lassen IHN uns als Mensch sehen. Alle Bezeichnungen Jesu als Eingeborener lassen IHN uns als Gottessohn sehen.

Die besondere Verbindung des himmlischen Vaters zum Sohn (dem Erben aller Dinge) braucht nicht sonderlich behandelt zu werden. Auch wir (die Gemeinde) sind eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe (Jak. 1, 18). Die Erstgeburt Ägyptens zu schlagen war danach ein gewaltiger Triumph

Gottes über alle Feinde. Die Erb- und Verheißungsträger der Finsternis enden in Gottes Gericht.

Nachdem nun in Ägypten das Todes-und Klagegeschrei zu hören war, stand auch der Pharao in der Nacht auf und ließ Mose und Aaron rufen (2. Mose 12, 31). Der Pharao gibt den Befehl: „Macht euch auf, ziehet weg aus der Mitte des Volkes." Und die Kinder Israel brachen auf von Raemses nach Sukkoth (2. Mose 12, 37). Dies ist eine Nacht … (2. Mose 12, 42) diese selbige Nacht gehört dem Jehova; Gericht und Rettung. Der Auszug der Kinder Israel geschah also am 15. 1. in der Nacht, cla hatte das Fest der ungesäuerten Brote begonnen. In wunderbarer Weise hat Gott dafür gesorgt, daß infolge des Auszuges kein Sauerteig in den Häusern sein durfte. Nun hatten sie den Teig (2. Mose 12, 34 und 39) im ungesäuerten Zustand mit auf die Reise genommen und vermochten, das Fest nach der Vorschrift zu begehen. Im 1. Fest, dem Passah, sehen wir das Opfer, im 2., dem Fest der ungesäuerten Brote, sehen wir den dann folgenden Wandel, in dichtem Gefolge. Wichtig ist auch, das prophetische Bild zu erkennen, daß nach dem 11. Zeichen der Auszug in die Wüste erfolgte, und

erst dann zum Schluß der Oberste, der Pharao, mit seinem ganzen Heer umkam.

So liegt auch bei den Gläubigen der Gemeinde das Wesentliche des Gerichtes hinter uns (Christus nahm unser Gericht auf sich); wir befinden uns unterwegs auf der Wüstenreise, und zeitlich vor uns liegt die Vernichtung Satans und aller seiner finsteren Heere, als schlußendliches Gericht.

Abschließendes Wort

Bei der zum Thema stehenden Frage, ob das Brotbrechen eine Fortsetzung des einstigen Passah darstellt, müssen wir mit nein antworten. Dennoch liegen dem Passah schattenhafte Bilder im einzelnen an, die in der Erfüllung ganz klar auf Christus weisen. Es lohnt sich sehr, die kleine Studie aufzuarbeiten; so manche Belehrung will uns der Herr darin geben. Und als Gott den Israeliten Rettung aus Ägypten verschaffte, da lesen wir in 2. Mose 12, 27b: „Und das Volk neigte sich und betete an." Ist es da verwunderlich, wenn wir angesichts einer weit größeren Rettung uns beim Brechen des Brotes neigen und IHN anbeten? W. B.

4

Prüfet die Geister

1. Johannes 4, 1—3a

Immer wieder stellen wir fest, wie wenig die wahrhaft Erretteten in Wirklichkeit im Worte der Schrift zu Hause sind. Die unglaublichsten Dinge werden sowohl bezüglich obiger Stelle vertreten, oder auch an uns herangetragen. Aus räumlichen Gründen können wir auch dieses Wort nur begrenzt behandeln.

Daher soll die nachfolgende Auslegung die wichtigsten Punkte als gute Grundlage für weitere Überlegungen enthalten.

Zunächst ist in 1. Kor. 13, 7 ausgesagt, daß die wahre Liebe alles glaubt. Allein darin werden die Gläubigen vor dem Herrn recht gefunden, soweit wir

auch alles glauben. Niemals aberhaben wir griechisch-philosophisch zu denken. Auch haben wir alle Lust abzuweisen, jedoch einschränkend, wo wir unsere Lust an dem Herrn haben sollen. So auch in unserem Text, wonach wir alles zu glauben haben, bis auf die Dinge, die wir nicht zu glauben haben. Genau das ist hier mit den Aussagen der Geister gemeint. Vielmehr aber werden wir aufgefordert, die Geister zu prüfen.

In völliger Verkennung der Dinge will man darum versuchen, ähnlich wie in der Verhandlung beim Amtsgericht in der Art von Frage und Antwort, dämonischen Mächten diese Bibelstelle vorzuhalten. Des weiteren meint man, es sei eine besondere Vollmacht dem gegeben, der die Geister also zu prüfen verstände.

Hier müssen wir auf den großen Irrtum dieser Gläubigen hinweisen, weil die Schriftstelle etwas ganz anderes aussagt. Die Lösung soll vorab lauten: hier sollen nicht Teufel, sondern Menschen „geprüft" werden!

In Menschen können vielerlei Geister zugleich sein. Diese Geister bestimmen dann die Denkart und das Reden der Menschen. Sobald solche Geister im Menschen Einlaß gefunden haben, reden diese, wie in unserem Falle, „antichristlich". Denn nach Vers 3 wird der Geist des Antichrists in solchem Falle erwähnt, und in Kap. 2, 19 sagt Johannes, daß sie von ihnen ausgegangen sind. Vorher redet der Apostel in Vers 18 davon, daß viele Antichristen geworden sind. Das waren keine Teufel, wohl aber Menschen. Die Geister jedoch, die jene aufgenommen haben, reden dann durch diese Leute. Daher die Aufforderung in Kap. 4, 1: Geliebte (das sind die Gläubigen, die im Gehorsam zum Wort leben), glaubet nicht jedem Geiste (d. h. nicht jedem Geiste zu glauben, der aus Menschen heraus redet), sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott geboren sind. Wer kann nun die Geister prüfen? Doch wohl jeder Errettete, denn solche besitzen den Heiligen Geist, DER sie in alle Wahrheit führen will. Die Heilige

Schrift leitet diese Vollmacht nach Joh. 1, 12—13a ab: „Denen gab er das Recht", Kinder Gottes zu werden; im Urtext steht hier Vollmacht (Vers 13), die aus Gott geboren sind (Vers 14). Der in uns befindliche Heilige Geist ermahnt sofort, wenn die Aussagen des Wortes Gottes in Frage gesteilt, oder aber die Grundlagen der Wahrheit verschoben werden sollen. Eine unserer dominanten Grundlagen des Evangeliums ist: Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist im Fleisch gekommen, was hier sogar mit einem Bekenntnis verbunden ist. Wo aber dieses Bekenntnis fehlt, ist Vorsicht geboten; und wo die Fleischwerdung Jesu verleugnet wird, redet der Geist des Antichrists aus Menschen. Sobald wir z. B. mit den Angehörigen der fälschlich sogenannten Zeugen Jehovas ins Gespräch kommen, hören wir von diesen Leuten, daß der Herr Jesus nicht der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes sei. Aus ihnen redet dabei ein starker atheistischer, antichristlicher Lügengeist. Wer das teure Wort Gottes kennt und den Heiligen Geist besitzt, dürfte ohne Schwierigkeit diese Geister zu prüfen vermögen. An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß der Geist des Antichrists bereits damals schon in der Welt war. Dies darf nicht verwechselt werden mit dem Kommen der Person des Antichrists, welcher nach2.Thess.2 erst kommen wird, wenn der Heilige Geist und die Gemeinde die Erde verlassen haben.

Blicken wir nochmals zum Vers 1, so steht die Aufforderung:

a) nicht jedem Geiste zu glauben,

b) die Geister zu prüfen,

mit der Fortführung des Verses in Verbindung: „denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen." Die unter a) und b) bezeichneten Geister waren also in die Welt ausgegangene falsche Propheten, und genau das waren Menschen.

Hinter den Ideologien, weltlichen und religiösen Zeitgeistströmungen, stehen letztlich solche Geister. Wir würden irrtümlich handeln, etwa nach dieser Bibelstelle irgendwelche Finsternis-

mächte ansprechen zu wollen. Selbst dann, wenn wir solche Geister fragen würden, könnte kaum etwas anderes als eine Bestätigung erwartet werden, daß Christus im Fleische gekommen ist. Auch im Garten Eden stellte Satan nicht die Behauptung auf, es gäbe keinen Gott. Vielmehr stellte er die Worte Gottes in Frage: „Sollte Gott gesagt haben?" Dann erst erfolgte der Widerspruch gegen Gottes Aussage: Mit nichten werdet ihr sterben! Nicht aber hat der Feind gesagt, es gäbe keinen

Gott. Sobald uns der Feind im festen Glauben an Gott sieht, stellt er die Existenz Gottes nicht in Abrede. Selbst dann, wenn wir im eigenen Gottesglauben die Frage der Fleischwerdung Christi an finstere Geister stellen würden, wäre vom Grundsatz her nur die Bejahung zu erwarten. Allen Lesern wünschen wir durch diese kleine Abhandlung eine Hilfe in der Erkennung Seines wunderbaren Wortes.

W. B.

5

Die zwei Seiten des Schwertes des Geistes

Hebräer 4, 12: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens."

An dieser Stelle sollen lediglich einige Gedanken zur Textaussage gegeben werden, nicht aber soll eine umfassende Auslegung gebracht sein. Der obige Vers 12 kann nur im Zusammenhang mit dem übrigen Wort Gottes davor behandelt und verstanden werden. Kapitel 3, 1—6 bringt das Haus Gottes in bezug zur dann erwähnten einzugehenden Ruhe. Von Vers 7—19 wird gezeigt, daß Unglauben und Ungehorsam gegen Gottes Weisungen das Volk Israel hinderten, in die Ruhe Kanaans einzugehen. In Kapitel 4 wird dann für uns das Mittel gezeigt, in die uns betreffende Ruhe eingehen zu können: Das ist der Glaube. Und in der zweiten Hälfte von Kapitel 4 wird das vollkommene Erlösungswerk in Gnaden und dessen Wirkungen herausgestellt.

Das in Vers 12 genannte erste Wort:

„Denn", ist doch geradezu die nun folgende Erklärung der bisherigen und vorangegangenen Schilderungen. Um in die in der Bibel beschriebene Ruhe zu gelangen, wird als Garantie das Wort Gottes gebracht.

a) Die verheißene Ruhe des Volkes Israel ist das Tausendjahrreich auf Erden. Denn Israel hatte eine irdi-dische Verheißung im Lande Kanaan.

b) Die verheißene Ruhe des Volkes der Gemeinde ist in der Gnadenzeit in Christo. Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, wo auch unser Herr jetzt schon weilt.

„Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam."

In Hebräer 11, 3 heißt es, daß die Welten durch Gottes Wort bereitet wurden! In der Genesis sprach Gott, und es ward jeweils. Nach den Ordnungen göttlicher Rede entstand das Leben in der Flora (Gen. 1, 9—13) sowie in der Fauna (Gen. 1, 20—25). D. h. „Gottes Wort ist lebendig". Durch Gottes Wort sind aber auch Sonne, Mond und Sterne erschaffen worden

(Gen. 1, 14—19). Diese Schöpfungen sind zwar nicht wie in den vorgenannten gleichbedeutend „lebendig", wohl aber „wirksam". Darum ist das Wort Gottes lebendig und wirksam. Wenn also der allmächtige Schöpfer mit Seinem Wort redet, dann geschieht auch etwas. So ist es auch bei uns Menschen. Seit dem Sündenfall öffnet das gefallene Geschöpf den Mund, und es kommt etwas hervor (es entsteht etwas) und das ist zumeist Sünde.

Die Begrifflichkeit

Der Aussage: „Das Wort Gottes ist lebendig", steht bei der Schöpfung des Menschen (am 6. Tage) wegen des Hauchens in den Erdenkloß, das Bibelwort: „Der Geist ist es, der lebendig macht", (Joh. 6, 63 und 2. Kor. 3, 6) gegenüber.

Das Wort Gottes ist lebendig.

Der Geist Gottes macht lebendig. Zwischen den Ausdrücken „ist und macht" stellen wir natürlich einen Unterschied fest, obgleich in beiden Bezeichnungen die großen Lebensäußerungen liegen.

Bis zum 5. Schöpfungstag gebraucht der allmächtige Gott das lebendige „Wort Gottes"! Am 6. Schöpfungstag, dem Erschaffungstag der Krone der Schöpfung, gebraucht Gott den „Geist Gottes"! Denn Gott vermittelte Seinen Geist (Odem) in die Materie des Erdengebildes (Kloß); das war zugleich das Hauchen Gottes.

Nun aber ist in Hebr. 4, 12 das „Wort Gottes" in der Beziehung des Menschen geredet, und es sei schärfer als jedes zweischneidige Schwert.

Welche Bedeutung hat das zweischneidige Schwert?

Zuerst ist das Wort Gottes gleichgestellt mit einem Schwert, das jedoch schärfer sei als alle existierenden übrigen Schwerter. Nicht umsonst wird der Engel des Herrn im AT mit einem Schwerte gezeigt, (4. Mose 22, 23; 1. Chron. 21, 30) und im NT (Offb. 19, 15) jedoch in der Offenbarung als

Gottes Sohn.

Genauso, wie Sein geredetes Wort unveränderlich ist, vollzieht es sich mit der Zweischneidigkeit des Schwertes als solches. Nun können wir fragen, „wie" vollzieht sich dieses Wort Gottes nach der Zweischneidigkeit des Schwertes?

1. Nach der Zusage des Todes über den Menschen (Fluch).

2. Nach derZusage des ewigen Lebens über den Menschen (Segen).

Diese beiden Seiten von Punkt 1.und2. entsprechen den Seiten des Schwertes, welches Gottes Wort ist: „Tod und Leben"!

Ebenso wie Gott durch Sein Wort geredet hat (1. Mose 2, 17), daß der Mensch, wenn er von der Frucht des Baumes esse, er daran sterbe, so sollte sich der Tod bei Ungehorsam an ihnen vollziehen (1. Mose 3, 19b). Und weil es bei Gott kein Ansehen der Person gibt — Gott aber durch Sein Wort geredet hat, daß der Sünder sterbe, so vollzieht sich dieses geredete Wort von damals bis auf den heutigen Tag. Und wie es dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben — danach aber das Gericht — (Hebr. 9, 27) wobei es in der letzten Konsequenz um das ewige Gericht geht, so vollzieht Gott auf der anderen Seite die Zusage Seines Wortes hin zur Errettung gemäß Joh. 5, 24, bis in alle Ewigkeiten.

Damit erkennen wir in der einen Schwertseite den Vollzug des Sünders hin zu Gericht und ewigem Tod. Und auf der anderen Schwertseite den Vollzug am Sünder hin zur Zusage der Errettung bis in das ewige Leben.

Inwieweit durchdringt das Schwert bis zur Scheidung von Seele, Geist, Leib?

Die Bibel meint hier schlicht und einfach den leiblichen Tod. Weil Gott geredet hat, daß der Sünder sterben muß, wird wegen des geredeten Gotteswortes der Tod über jeden Menschen gebracht. Dieser Leibestod „durchdringt" den Menschen so vollkommen, daß es zur Trennung der Seele vöfri Geist, und beides vom Leibe, kommt.

Die Seele geht beim Tod des Menschen generell in den Hades, als dem Aufbewahrungsort der Seelen, bis zur Auferstehung.

a) Der Errettete gelangt dort ins Paradies (Luk. 23, 43; 2. Kor. 12, 4).

b) Der Verlorene gelangt dort ins Gefängnis (1. Petr. 3, 19).

Der Geist geht beim Tod des Menschen generell, ob errettet oder verloren, zurück zu Gott (Prediger 12, 7). Der Leib geht beim Tod des Menschen zur Erde (zum Staube) zurück, wovon er genommen ist (1. Mose 2, 19). Insofern ist das Wort Gottes ebenso wirksam und vollzieht sich gleich einem zweischneidigen Schwert (weil Gott das Urteil über die Sünde gefällt hat), Seele, Geist und Leib voneinander zu trennen.

Was aber die Ausdrücke „Scheidung sowohl der Gelenke als auch des Markes" betrifft, so erkennen wir die wesenhaften Funktionen innerhalb des Leibes. Ohne Gelenke vermag niemand zu gehen, wie auch keinerlei Arbeit zu verrichten (vergleiche hierzu Kol. 2,19). In der Fettigkeit des Markes findet die Bildung des Blutes statt, welches den

Menschen überhaupt existenzfähig macht. Anstelle von Leib sind also hier zwei wichtige und notwendige Dinge (die den Leib funktionstüchtig erhalten) angesprochen.

Nicht allein die leiblichen Definitionen, wie Gelenke und Mark, trennt das Wort Gottes (oder durch das Wort Gottes), sondern auch die Dinge des Geistes: unsere Gedanken-Welt. Gott stellt sich als den allein fähigen, gerechten Beurteiler unserer Gedanken dar. Die Gesinnungen des Herzens betreffen die Seele des Menschen, aber Gott beurteilt die Gesinnungen, inwieweit Ubereinstimmung mit dem Wesen des Herrn besteht.

Ja, das Wort Gottes ist lebendig (es schafft Leben), es ist aber auch wirksam (es nimmt das Leben) bis zur Trennung im Tode.

Durch die Sünden in Eden waren wir von Gott getrennt, aber durch die Liebe und Gnade unseres Heilandes sind wir nunmehr dem Vaterherzen nahegebracht worden. Darin durften wir in die Ruhe in Christo eingehen und werden in ewiger Ruhe dort sein, wo Er jetzt schon ist. W. B.

6

Darf ein Gläubiger Alkohol trinken?

„Und berauschet euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist" (Eph. 5, 18). Dieses Gotteswort gibt uns Anlaß zur Überlegung, ob es einem Gotteskind erlaubt sei, Wein zu genießen. Ohne Zweifel unterliegen dann auch alle anderen Arten von alkoholischen Getränken der gleichen Beurteilung und Einschätzung. Unter den Gläubigen herrschen sehr unterschiedliche Auffassungen in der Frage selbst. Wie der einzelne zu diesem Thema stehen mag, soll ganz außer acht gelassen

werden. Wir wollen vielmehr versuchen, die tieferen Zusammenhänge in den Aussagen der Heiligen Schrift zu erforschen.

Eines möchten wir im voraus klarstellen: Mit einem knappen „Ja" oder „Nein" kann die Verantwortung des Gläubigen nicht abgetan werden. Auch können die Ansichten aus recht verschiedenen Positionen heraus erfolgen. Wer im Verwandten- oder Bekanntenkreis Fälle von Alkoholismus kennt, wird erklärlich keine oberflächliche Be-

urteilung über die Schäden des Alkohols zulassen. Damit sind wir bei zwei wesenhaften Punkten, die einer biblischen Einordnung bedürfen.

1. Frage:

Ist der Genuß von Wein Sünde?

a) In der Zeit des AT war der Wein das Bild der Freude. So spricht der Psalmist: „Und damit Wein des Menschen Herz erfreue" (Ps. 104, 15). Das Wort Gottes geht so weit, aufzufordern: „Trinke deinen Wein mit frohem Herzen" (Pred. 9, 7). Obgleich damals die Zeit der vielen Verbote und Gebote Gottes war, hatte der Herr den Genuß starker Getränke nicht verboten. Um der Wahrheit des Wortes willen müssen wir die Aussagen derSchriftstehen lassen. Allerdings warnt die Bibel zugleich vor den furchtbaren Folgen der Rauschsünden: Lärm, Spott (Spr. 20,1), Gewalttat (Spr. 4, 17), Verarmung (Spr. 21, 17), Entblößung (Klag. 4, 21) usw. Bezeichnend ist die Erwähnung beider Seiten in der Schrift. Israel diente Gott damals im Fleische. Darum handelte es sich um einen fleischlichen Dienst. Wie die Israeliten sämtliche irdischen Verheißungen, ja sogar nur eine irdisch-zeitliche Vergebung durch Tierblut besaßen, so hatte der Herr symbolisch den Inbegriff ihrer Freude in den Wein gelegt. Hochbedeutend ist jedoch die Weisung Gottes an das hohepriesterliche Geschlecht Aarons und seiner Söhne. Wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingingen, durften sie keinen Wein oder starkes Getränk zu sich genommen haben, sonst wären sie gestorben (3. Mose 10, 9). Wer jedoch das Gelübde eines Nasirs auf sich hatte, durfte allezeit weder Wein noch starkes Getränk zu sich nehmen (4. Mose 6). Der Nasir (der durch Gelübde Gott Geweihte) durfte also beständig und der Hohepriester im Zelt der Zusammenkunft keinen Alkohol in sich haben. Im Zelt der Zusammenkunft redete Gott mit den Menschen. Darum gebührt es sich, nüchtern zu sein, wenn wir mit Gott reden. Durch Alkohol ent-

stehen in den Gehirnzellen Veränderungen, die das Oberbewußtsein lähmen. Ein gelähmter Geist bietet für die Mächte der Finsternis Wirkungsfreiheit in einem unterschiedlich begrenzten Maße.

So lag die Einnahme von Alkohol bereits im AT nicht unter gesetzlich generellem Verbot Gottes. Sie war unter die Verantwortung des Menschen gestellt. Wieweit der Israelit seiner Verantwortung entsprach, ersehen wir aus der Klage des Propheten Jesaja, Kapitel 28, 7: „Priester und Prophet . . . sind übermannt vom Wein." Wir könnten hier auch sagen: „überwältigt". Das aber ist nichts anderes als betrunken. Hat der Priester seinen Dienst vor dem lebendigen Gott nicht nüchtern zu erfüllen? Wir meinen es. Welch eine Schande für Israel!

Die Beweisführung über das Wort „Wein" aus der hebräischen in die deutsche Sprache

Es könnten sich nun Kinder Gottes auf den Standpunkt stellen, der in der Bibel beschriebene Wein sei in Wirklichkeit gar keiner in unserem Sinne gewesen. Gott wird doch nicht etwa Alkohol bejahen.

Da wir uns eingangs festgelegt haben, die Schrift exakt zu untersuchen, können wir uns demzufolge nur in der Lehre des Wortes bewegen. Um dem einzelnen Leser einen möglichst tiefen Eindruck und Einblick in das AT zu gewähren, sollen die hebräischen Bedeutungen der Begriffe veranschaulicht werden.

1. Eine sehr wichtige Stelle finden wir in 1. Mose 14, 18. Da diese Mitteilung auch gerade für die Gemeindezeit die Richtung weist, beziehen wir aus dieser Stelle große Belehrung.

a) MELCHISEDEK, bei dem König- und Priestertum in einer Hand sind und dem der Ordnung nach auch Christus unterworfen ist (Hebr. 7, 17).

b) Die Zeichen des „Neuen Bundes": Brot und Wein. Im hebräischen Grundtext steht hier Jajin. (Jajin ist

Traubensaft nach der Gärung! Also Wein im heutigen Sinne.)

2. Die Verheißung Jakobs für Juda finden wir in 1. Mose 49. Nach Vers 10 soll der „Schilo" aus Juda kommen. Ohne Zweifel haben wir die Erwähnung des Eselsfüllen (Vers 11) in Verbindung mit Joh. 12, 15 zu sehen, unseren Herrn betreffend. Die Segnung Judas soll nach den Versen 11—12 der Wein sein. Auch hier steht das Wort „Jajin".

3. Das gleiche Wort „Jajin" (das ist vergorener Wein) steht unter anderem in: Hes. 27, 18 (Wein aus Chelbon), Hos. 14, 7 (Wein aus Libanon), Jes. 16, 8 (Weinstock von Sibma). 2. Mose 29, 40; 3. Mose 23, 13 und 4. Mose 15, 5 sind Stellen, in denen der vergorene Wein zum Opfer vorgeschrieben war.

3. Mose 10, 9 und Hesekiel 44, 21 sind Weisungen Gottes, nach denen den Priestern der „Jajin" während des Dienstes verboten war. Das Dienstverbot resultiert aus der Tatsache des alkoholischen Gehaltes des Weines.

Psalm 104, 15 (Lob auf den Wein); Sprüche 23, 30ff (Warnung vor Wein. Die Überschreitung derGrenzeersehen wir in Vers 31).

4. Eine zweite Bedeutung, in der „Jajin" vorkommt:

1. Mose 9, 24; 1. Sam. 1, 14 und 25, 37 behandeln Weinrausch. 1. Mose 27, 28; 5. Mose 7, 13; 11, 14; 12, 17; 14, 23; 18, 4; 28, 51; Jes. 36, 17; 62,8; Jer. 31, 12; Hosea 2, 9 und 22 und 24; Micha 6, 15 behandeln ungegorenen Wein, auch Most genannt (= Tirosch).

Wenn wir nun in Hos. 4, 11 lesen: „Hurerei, Wein und Most nehmen den Verstand weg", so muß es nicht näher bezeichneter Most gewesen sein, der berauschte. Vielleicht hat man ihn als Gemisch getrunken, was als „Mäzäg" (Weingemisch) bezeichnet ist. Weiterhin finden wir: 5. Mose 32, 14; Jes. 27, 2: vergorener Traubensaft („Chämär) Jes. 1, 22 und Nehemia 1,10:

edler Wein („Sobä"). 3. Mose 10, 9; 5. Mose 14, 26; 29, 5; Jes. 5, 11: ein berauschendes Getränk aus Getreide, Obst, Honig und Datteln („Schekar"). Jes. 24, 9: geläuterte ausgegorene Weine („Schämär"). Wie wir aus den wenigen Angaben des AT ersehen, sind die mit Wein (Jajin) bezeichneten Getränke alkoholisch gewesen. Wie könnte alkoholfreies Getränk nach Hosea 4, 11 den Verstand wegnehmen? Da das AT sowohl Empfehlung als auch Warnung über den Weingenuß enthält, kommen wir zum Schluß, daß der Genuß der „Verantwortlichkeit" des Menschen unterliegt. Nach Weisung des Gesetzes durfte der Nasir in Israel keinen Wein trinken. Und weil man nicht in der von Gott geforderten Verantwortung lebte, mußte der Prophet Arnos in Kapitel 2, 12 klagen: „Ihr habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben." Wie furchtbar!

5. In der Zeit des NT nimmt der Wein im Gegensatz zum ATeine völlig andere Rolle ein. Während er dort das materielle Schattenbild der Freude auf Christus ist, haben wir die Erfüllung durch die uns gewordene Freude in Jesus mittels des Dienstes im Geiste. Im alttestamentlichen Trankopfer war Wein die Hindeutung auf das, was uns in Christo geworden ist (Joh. 15, 11). Wenn also Gläubige die Freude im Wein suchen, sind sie von Christus noch nicht völlig erfaßt. Was aber ist nun die Lehre der Schrift für uns, die wir errettet sind, in der Zeit des NT? Ganz offen müssen wir sagen, daß die Bibel ein Verbot des Alkoholgenusses nicht ausgesprochen hat! Ist es nun richtig, wenn wir in Ermangelung eines solchen Gebotes selbst ein Gesetz aufrichten?

Das Gesetz in der Gnadenzeit

Wohl in allen Jahrhunderten der Gemeindezeit hat es Christen gegeben, die ein tiefes, inneres Anliegen hatten, mehr in Verbindung mit dem Herrn zu leben. Auch heute geraten dabei viele unter die Einhaltung des alttestament-

liehen Gesetzes. Die einen bieten Gott an, kein Schweinefleisch zu essen, andere erblicken in den Reinigungsvorschriften noch brauchbare Weisungen, wieder andere möchten den Sab-bath halten, alttestamentliche Schattenbilder über die „äußere Form" beachtet wissen oder gar für die Abgabe des Zehnten streiten. Nicht selten werden Gelübde abgelegt. Es wird gesucht, was noch alles wert sei, als ob man das Fleisch unter Zucht und Knechtschaft stellen könnte. So hat es der listige Feind verstanden, sogar Lehren aufzustellen, in denen man behauptet: Wer nicht in der geforderten Art wandelt, darf bei der Wiederkunft Jesu nicht dabei sein. Eine solche Seele muß erst im Vorbilde des Fegefeuers noch büßen, bis schlußendlich und zu guter Letzt die Gnadentür für das ungehorsame Gotteskind noch einmal aufgetan wird. Welch eine Verkennung der Lehre des Wortes Gottes im NT! Wenn die Schrift sagt, daßChristus des Gesetzes Ende ist (Rom. 10, 4), so ist damit das ganze Gesetz gemeint. Der Herr hat nicht nur einen Teil, wohl aber das ganze Gesetz erfüllt. Daher haben wir mit dem Gesetz nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Christus hat uns ja losgekauft von dem Fluche des Gesetzes (Gal. 3, 13). Somit steht noch unter dem Fluche, wer das Gesetz hält! Allen Gesetzen sollen wir gestorben sein, sagt Paulus in Römer 7, 4: „Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, auf daß wir Gott Frucht brächten."

„Was sollen wir tun, Brüder?" (Apg. 2, 37)

Sollten wir angesichts derGefahr durch den Alkoholismus ein neues Gesetz oder Gebot eröffnen? Das sei ferne! Gesetz und Gesetzlichkeiten in der heutigen Gnadenzeit auf Gläubige zu legen, ist Sünde. Denn Christus hat den Gesetzestod erlitten (Joh. 19, 7). Die Gesetzeserfüllung Christi ist in seinem Tod begründet. Somit hat uns Christus

für die Freiheit freigemacht. Wer auch nur einen einzigen Punkt des Gesetzes auf sich oder andere legt, ist nicht frei und nicht freigemacht. Die Praxis. Wenn nun solche Gläubigen die furchtbaren Wirkungen und Folgen des Alkoholismus an Mitmenschen kennenlernen, erfahren diese zugleich an solchen Gebundenen des Alkohols die großen Hindernisse, zu einer echten Jesusnachfolge zu kommen. Noch tragischer wird es aber, wenn der Süchtige selbst Kind Gottes ist. Die beständigen Verunehrungen Gottes durch ein suchtgebundenes Gotteskind können Außenstehenden oft mehr Not bereiten als dem Trinker selbst. Die Nöte in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Gemeinde können solche Formen annehmen, daß es zur Auflösung der gegebenen Ordnungen kommt. Kein Wunder, daß von selten der Helfenden die allergrößten Aversionen gegen Alkohol zum Ausdruck gebracht werden. Sobald man Einblick in die verheerenden Folgen dieser Süchte bekommt, versteht man durchaus ein generelles Verbot vom Ausschank und dem Genuß des Alkohols in Freizeitheimen, Bibelschulen, Glaubenswerken usw. Mit der Preisgabe dieser menschlichen Ordnungen in vorgenannten Häusern würden ja auch andere Schranken fallen, die dann einen Fortbestand der Werke selbst in Frage stellen könnten. Das alles ist richtig und recht in der Anwendung und Beurteilung der Dinge. Gefährlich aber ist es, wenn Gläubige in den Gemeinden sich am Gesetz aufhalten, ganz gleich, welche Gesetzesforderung (du sollst) es sei. Noch schlimmer in den Augen des Herrn wird es, wenn nicht allein Kinder Gottes am Gesetzesfiuch festhalten, sondern zudem noch Wohlgefallen an denen haben, die danach tun. Und sehr gefährlich wird es, wenn von anderen gefordert oder erwartet wird, daß sie im Lichte dieser Erkenntnis Wandeln sollen, um entweder alttestamentliche Gesetze oder Menschengebote anzuerkennen. Soweit es sich b&l der Gehorsamserwartung um Trunksüchtige han-

delt, denen solche Gesetzlichkeit auferlegt wird, mag es recht sein. Denn ein Herauskommen aus solcher Bindung geschieht nicht ohne einschneidende Zucht. Schriftwidrig sind Anwendungen mit der Zielsetzung, die Zuchtmittel auch auf jene zu übertragen, die gar nicht in Gefahr stehen, alkoholabhängig zu werden.

Wir fragen: Wer sind jene, die sich berufen fühlen, Gebote und Gesetze aufzustellen? Die Heilige Schrift kennt für diese Tätigkeit nur zwei Personen: 1. „Das (AT-) Gesetz wurde durch Moses gegeben" (Joh. 1, 17); nebst der AT-Gebote. Beachte in der Interimszeit: „Das Gesetz und die Propheten waren (nicht mehr sind) bis auf Johannes" (Luk. 16, 16). 2. „Ein neues Gebot gebe ich euch" (Joh. 13, 34), sagt der Herr: Das Gebot der Liebe.

Falls du eine der beiden Personen bist, besitzest du natürlich das Recht, Gesetze, Gesetzlichkeiten und Gebote zu geben. Wehe aber, wenn du solches tust, ohne zu ihnen zu gehören! Es spielt keine Rolle, in welcher Beziehung dein Gesetzesverständnis verläuft.

Weil der Heilige Geist allein auf die Bereitschaft des einzelnen in Freiwilligkeit aufbaut, bedeutet die Forderung zur Einhaltung menschlicher Gebote einen Eingriff in die Souveränität Gottes. Ja, noch mehr; man „verurteilt" Gott, DER scheinbar vergessen hat, den Gläubigen ein diesbezügliches Gebot zu hinterlassen. Die schriftfeindliche Gefährlichkeit liegt darin, daß von anderen gefordert wird, eigenes Erkenntnisgut (ohne biblische Mitteilung) anzuerkennen. Um welche Dinge und Motive es sich auch handeln mag, spielt keine Rolle. Sobald wir Menschen Satzungen und Gebote aufstellen, stehen wir darin gegen Gott! Verlangen oder wünschen wir darüber hinaus, daß andere diese einhalten, stehen wir gegen Gott und Menschen!

Das Gebot Gottes im NT gründet sich auf Liebe (Joh. 14, 15): „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote." Das AT-Gesetz bringt Knechtschaft (Gal. 5, 1), ja sogar Zorn (Rom. 4, 15).

Die Liebe aber bewegt sich in der Freiheit. Die uns durch Christus gewordene Freiheit kann aus Gründen der Liebe verzichten. Allein nur der freiwillige Verzicht auf dem Boden der Freiheit ist von Gott in derGnadenzeit annehmbar; und der Herr wertet solches „in Seiner Liebe". Gott läßt sich durch uns nur darin verherrlichen, inwieweit Er solches vorher gegeben hat. Allesandere ist Fleischeswerk; Gott -atTeT~~wertet "öTeSes als ureuel".

Aus der Schriftlehre des NT

Müssen oder sollen wir beim Herrnmahl Wein oder Traubensaft nehmen? In Freiheit kann gesagt werden, daß es um diese Frage überhaupt nicht geht, wenn wir Seines Todes gedenken. Vielmehr ist es sehr bedauerlich, wenn deswegen in Gemeinden Streitigkeiten auftreten, weil auf dem einen oder andern bestanden wird. Dazu redet das Wort in Markus 14, 25 durch den Herrn Jesus, wo gesagt ist: „Gewächs des Weinstocks"; das kann doch sicher beides sein!

Die nachfolgenden Auslegungen sind nur für solche geschrieben, die in der Wahrheit wandeln.

I. Im Kapitel über die Einsetzung des Herrnmahls in 1. Kor. 11 wird auf die Aussage Wein oder Traubensaft gar nicht eingegangen. Wir finden hier lediglich den Sammelbegriff „Kelch". Dennoch liegen in der Schrift nicht übersehbare Mitteilungen vor, aus denen wir alle Zweifel in dieser Frage ausräumen können, wenn wir wollen! Im Gegensatz zum AT mit der Priesterordnung Aarons zählt heute im NT die Priesterordnung Melchisedeks (Hebräer 7). Genau darum finden wir in der Hand Melchisedeks die „Zeichen des NT", als er Abraham segnete (1. Mose 14, 18). Und weil Christus der Priesterordnung Melchisedeks unterworfen ist, empfängt Abraham den Segen im Zeichen von — Brot und Wein!

Daß es sich, wie im NT, auch hier um

alkoholischen Wein handelt, geht aus der Bezeichnung „Jajin" hervor, welches vergorener Traubensaft ist. Hier steht also im Urtext „Brot und Jajin", aber nicht „Brot und Tirosch" (Traubensaft)! Es geht hier nicht darum, „recht" zu haben, sondern um die Wahrheit.

Die Segenszeichen „Brot und Wein" deuten Stärkstens auf Christus hin, denn unser Herr stammt doch von Abraham ab. Und der dem Samen Abrahams verheißene Segen, unter welchem alle Nationen stehen werden, erfüllt sich im NT nur in Jesus.

II. Der 1. Korintherbrief befaßt sich ja wesenhaft mit den dortigen gemeindlichen Unordnungen. Paulus geht darum auf die besonderen Dinge in Kapitel 11 ein. So kam ein Teil derGläubigen nach den Versen 20 bis 22 vor der Mahl-feier zusammen, um aus dem Abendmahls-Bestand von Brot und Wein zu essen und zu trinken. Der Apostel ermahnt nun in Vers 21, jeder solle vor dem Herrnmahl das eigene Abendbrot vorweg essen, damit einige nicht hungrig kommen und dadurch die Armen (welche nichts haben) beschämen. Bei dieser Vorwegnahme von Brot und Wein hatten sich einige „betrunken" (Ende von Vers 21)! Würde man, wie einige vorgeben, Traubensaft verwendet haben, könnten doch kaum „andere trunken" gewesen sein. Allein die eine Stelle wäre Beweis genug zu sagen, daß Wein benutzt worden ist.

III. Das erste Zeichen-Wunder Jesu geschah zu Kana (Joh. 2, 1—11), Wenn die Bibel in Vers 9 sagt, daß aus dem Wasser Wein geworden war, so ist es schriftwidriger Unsinn zu behaupten, daß es sich hier nicht um Wein gehandelt habe. Andere haben in Ermangelung eines biblischen Glaubens gemeint, es sei gewiß ein alkoholfreier Wein gewesen. Wenn es kein Alkohol war, dann war es auch kein Wein. Sonst hätte sich der lebendige Gott erstmals so sehr geirrt! Als der Speisemeister gekostet hatte, wußte er, daß es Wein war. Darum redet er in Vers 10 auch

von „trunken"!

IV. Das Bekenntnis des Herrn Jesus zum Wein wird in Luk. 7, 33—34 gezeigt. Johannes der Täufer kam und aß weder Brot noch trank er Wein; die Pharisäer sagten aber, er habe einen Dämon. Der Herr aber ist gekommen, Er aß und Er trank; die Pharisäer sagten: „Siehe, ein Fresser und Weinsäufer." Hier wird völlig klar dargetan, daß der Herr Wein getrunken hat. In den beiden Versen wird lediglich gezeigt, wie die Menschen abartig übertreiben. Die totale Enthaltsamkeit des Johannes von „Brot und Wein" gründet sich in seiner Stellung als Alttesta-mentler (Luk. 16, 16), der der Ordnung Aarons unterworfen war. Der Herr als der Stifter des neuen Bundes mußte „Brot und Wein" nehmen, denn Er war nach der Ordnung Melchisedeks (1. Mose 14, 18 und Hebr.7).

V. Die Aussage:…..kein Fleisch zu

essen noch Wein zu trinken" in Römer 14, 21 steht in Verbindung mit der Verärgerung, der Schwachheit und des „Anstoß-Nehmens" des Bruders. Hier meint die Schrift nicht, wir sollten generell kein Fleisch essen und keinen Wein trinken.

VI. Die große Warnung des Apostels in Eph. 5, 18 zielt auf ein Verbot hin, sich zu „berauschen", nicht aber zu trinken als solches.

VII. Die Aufseher sollten nach 1. Tim. 3, 2—3 „nicht dem Wein ergeben sein".

Wer also etwas zu diesem Worte hinzutut, soll nach Offb. 22, 19 behandelt werden. (Hierzu auch Titus 1, 7: „nicht dem Wein ergeben"). Niemals könnte das Wörtchen „Wein" etwas anderes als die alkoholischen Getränke bedeuten. Von Traubensaft bedürfen wir derartiger Einschränkungen nicht.

VIII. Auch bei Dienern nach 1. Tim. 3,8 sollen jene „nicht vielem" Wein ergeben sein.

IX. In 1. Tim. 5, 23 fordert Paulus auf,

„ein wenig Wein zu trinken". Würde also Sünde mJtWein gleichgestellt sein, hätte der Apostel aufgerufen, „ein wenig" zu sündigen!

X. Selbst alte Frauen haben sich nach Titus 2, 3 „nicht als Sklavinnen von vielem Wein" zu erweisen.

Abschließendes

Dem aufrichtigen Leser wird aufgefallen sein, daß im NT auch nicht an einer Stelle ein Verbot des Alkoholgenusses zu finden ist. Vielmehr besitzen wir sogar die Aufforderung, „ein wenig Wein zu trinken". Alle Warnungen richten sich gegen berauschen, betrunken sein, dem Wein ergeben sein, trinken von vielem Wein, Sklavinnen von Wein sein. Was erwartet nun Gott von uns? Sollen wir uns einem Gesetz unterstellen? Sollen wir auf andere ein Gesetz legen? Sollen wir ohne Hemmung trinken? Nichts von alledem, weil wir heute gar nicht mehr unter dem „du sollst" leben.

2. Frage:

Wo liegen die Grenzen der schriftgemäßen Freiheit einerseits und dem „nicht Menschengesetzen zum Opfer zu fallen" andererseits?

Sehen wirunserVolk! Hunderttausende unter uns sind dem Alkoholismus verfallen, daß es einem angst und bange werden könnte. Durch notorische Trinkerei während Jahren wird zugleich die Fähigkeit eingeengt, das Evangelium aufzunehmen. D. h., die Gnade in Anspruch zu nehmen, wird schwieriger. Wer wäre da nicht bereit, dieses große Leid vor einem heiligen Gott mitzutragen? Wieviel unnütze, ja böse Worte

werden von solchen geredet, die im Rausche stehen? Wie viele Leiber sind durch den Alkohol schon gesundheitlich zerstört worden? Dabei wird dem Götzen Alkohol jährlich eine Riesensumme Geld geopfert. Der Persönlichkeitsverfall des Trinkers läßt in diesem so große Unsicherheit aufkommen, daß mit der Absicht getrunken wird, das Oberbewußtsein soweit zu betäuben, um sich der Sorgen nicht mehr zu erinnern. Der Alkohol dient damit als Fluchtort. Welch eine Ehre wird dem Herrn genommen, wenn im Leben eines Gläubigen Hilfe, Zuflucht und Ausweg aus der Not beim Alkohol gesucht-wer-den!

Was ist nun das richtige „den Willen Gottes tun", wenn es Sünde ist, Gesetze auf die Kinder des Lichtes zu legen? Bewahrung liegt doch gar nicht in der Gesetzlichkeit. Im Gegenteil liegt vielmehr Vermehrung der Sünde darin. Bewahrung liegt einzig in der Gnade, und diese hat allein der Herr in der Hand. Dem Demütigen aber gibt Gott Gnade. Diese Demut ist, das allein wahre Wort Gottes anzuerkennen. In unserem Fall heißt das:

1. Die Heilige Schrift enthält kein generelles Alkoholverbot.

2. Gesetze übernehmen oderaufstellen ist Sünde.

3. Die neutestamentliche Freiheit dem Nächsten gegenüber ist zu wahren.

Eigentlich brauchen wir nur im Geiste zu wandeln, dann erübrigen sich sämtliche Probleme (Ga). 5, 16). Die biblische Lösung wollen wir darum der Schrift in 1. Kor. 6, 12 entnehmen: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem überwältigen lassen!" W.B.

7

Sind wir durch Werk errettet?

Hebräer 12, 14: „Jaget dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit, ohne welche niemand den Herrn schauen wird."

Nur zu oft ist das obige Schriftwort dazu benutzt worden, die Gläubigen ermahnend und zugleich warnend zur Heiligkeit anzureizen, da — wie man sagt — und wie ja auch geschrieben steht, ansonsten niemand den Herrn schauen wird.

Wir stellen in keiner Weise in Frage, daß man es als Nächstenliebe ansieht, den anderen dahingehend zu ermahnen, damit auch dieser den Herrn schauen soll. Das Furchtbare aber dabei ist, daß dies die Bibel überhaupt nicht gemeint hat. Würden wir durch „Jagen" errettet werden, könnte unsere Errettung gar nicht infolge „Rechtfertigung aus Glauben" geschehen. Jagen ist doch Werk, und wer nicht genug jagt — darf den Herrn nicht sehen. Damit wäre also zugleich bewiesen, daß wir heute in der Zeit der Rechtfertigung aus Werk leben würden. Das aber stimmt nach der Aussage des Wortes Gottes nicht; vielmehr stimmt es mit der Exegese der anderen nicht.

Es sollte noch erwähnt werden, daß an Stelle des Wortes „Heiligkeit" auch „Heiligung" gesetzt werden kann. Jetzt erhebt sich die Frage, was der Herr hier sagen will, nicht aber, was wir meinen und vermuten. Der Brief ist zunächst an jene geschrieben, die sich Hebräer nennen. In der Urgemeinde zu Jerusalem befanden sich sowohl in Überzahl die, welche nach der Lehre des NT wandelten; es befanden sich aber auch solche darin, die nicht wiedergeboren waren und lediglich am Gesetz des AT festhielten. An diese Hebräer ist also der Aufruf

ergangen: „Jaget dem Frieden nach mit allen."

Im AT gab es keinen Herzensfrieden, wie wir ihn heute kennen. Diesen Frieden hat der treue Herr gemacht' durch das Blut seines Kreuzes (Kol. 1, 20). Darum mit „allen", die diesen Frieden haben, sollten sie „nachjagen". Es ist ein versteckter Aufruf an jene, die sich auf dem Boden des Gesetzes — ohne den Herzensfrieden — bewegten, sich endlich zu bekehren. Nun ist aber dieser zu erjagende Frieden mit der Heiligung verbunden, ohne diese Heiligkeit auch niemand den Herrn schauen soll. Stellen wir also das falsche Werksdenken zur Seite, so erhebt sich die berechtigte Frage nach der hier genannten Heiligung, die als Bedingung erfüllt sein muß, um den Herrn zu schauen. Auf die Frage, was Heiligung sei, kann nur geantwortet werden: „Absonderung". In erster Linie ist es die Absonderung von der Sünde, um dem Herrn zu gehören. Eine gottgewollte Heiligung soll aber die ganze Zeit des Lebenswandels in Christo anhalten; nichtallein der Anfang und nicht allein das Ende eines Gläubigen sollte heilig sein. Welcher Heiligung müßte nachgejagt werden, um den Herrn zu schauen? Es ist „DER" Heiligkeit nachzujagen, welche uns mit Christus und der Ewigkeit verbindet! Genau diese absondernde Heiligung finden wir in der echten „Bekehrung".

Denn eine solche Heiligung, die bis zur Wiedergeburt reicht, läßt uns mit Sicherheit das Angesicht des Herrn erblicken. Die allgemeine anhaltende Heiligung des Erretteten nach seiner Bekehrung ist hier nicht gemeint, sonst müßte ein Vollmaß erreicht werden, welches dann aber Werksschaffen mit Ewigkeitsverdienst bedeuten würde.

Im gleichen Augenblick, wo wir im Glauben das Opfer Christi in Anspruch genommen haben, sind wir in der Heiligung, zum Leibe Jesu Christi gehörend. Wir lesen dies in Hebr. 10, 10: „Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi." Wichtig ist hier die Klarstellung, nicht werden wir durch viel Jagen als Kinder Gottes zu der Heiligung gebracht, um Gottes Angesicht zu schauen, sondern „wir sind geheiligt" durch die Bekehrung, der wir nachjagen mußten, um die Rettung zu empfangen. Sobald wir also wiedergeboren wurden, sind wir in Christo Jesu, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und „Heiligkeit" und Erlösung (1. Kor. 1, 30). Beachten wir hier die besonderen Vorzüge der Verheißung für jedes Kind Gottes. Die vier Dinge: Weisheit von oben, Rechtfertigung aus Glauben, absondernde Heiligung und die Erlösung durch Sein Blut besitzen alle wahrhaft Glaubenden. Um das alles braucht nach der Bekehrung niemand mehr zu jagen, denn wir sind in Christo Jesu zur Ruhe gelangt, auch von der Jagd der Heiligung. Weil aber unser ganzes Nachfolge-Leben unter der Heiligung stehen soll, haben wir uns nach der Jagd bis zur

Bekehrung dann in aller Ruhe in die Heiligung zu begeben.

a) Die Jagd nach der Heiligung bis zur Bekehrung gilt der Errettung.

b) Die Heiligung nach der Bekehrung gilt der Fruchtbarkeit in Christo.

Sobald wir also aus dem Munde von Gläubigen vernehmen, wir müßten nach der Errettung auch noch nach der Heiligung jagen, haben wir es mit solchen zu tun, die Gottes Wort weder erkannt noch verstanden haben. Denn mit dem Lehraspekt, durch Jagen den Herrn zu schauen, welches unsere Errettung vom anhaltenden Werk abhängig macht, wird die Gnade der Erlösung in Seinem Blute zunichte gemacht. Letztlich haben wir es hier bereits mit einem anderen Evangelium zu tun.

Kurze, zusammenfassende Beantwortung der Stelle:

„Jaget dem Frieden nach mit allen und ,DER' Heiligkeit, ohne welche niemand den Herrn schauen wird." — In diesem Vers sollte die feste und laute Betonung auf das „DER" gelegt werden. So, daß wir dann fragen müssen, welcher Heiligkeit? Die Antwort kann dann nur lauten: DER Heiligkeit, die uns den Herrn schauen läßt. Und genau diese finden wir in der Errettung bei der Bekehrung.

W. B.

Können wir Menschen andere erretten?

1. Timotheus 4,16b

Gläubige, die im Worte der Lehre nicht recht unterwiesen sind, haben oft viele Probleme hinsichtlich obigen Textwortes. Denn nach dieser Schriftaussage

wären wir doch aufgefordert, „uns ein jeder selbst zu erretten". Ja noch mehr, das Wort bestätigt geradezu, daß wir auch „andere erretten können". Zur

Begrifflichkeit der eigenen Errettung, wie auch der anderer Menschen, gebraucht die Bibel an dieser Stelle den Ausdruck „ so wirst du"! Das sind Gottes unumstößliche Worte, welche uns vom Heiligen Geist inspiriert gegeben wurden. Damit befinden wir uns ohne Abstrich in der Anerkennung des Gotteswortes:

1. Wir erretten uns selbst!

2. Wir können andere Menschen erretten!

Lesen wir aber nicht an vielen Stellen der Schrift, daß allein Jesus Christus der Retter ist? Doch denken wir nur an Apg. 4, 12: „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen." Gewiß wird der Liberalist erklären, daß erneut ein Widerspruch in der Bibel zu finden sei. Wir aber können sagen, daß wir bis heute noch keinen einzigen Widerspruch in Gottes teurem Wort gefunden haben. Entweder hat uns der treue Herr das Bibelwort noch nicht zu erkennen gegeben, oder aber, unser Erkennen ist Stückwerk, weshalb die Tiefe göttlicher Erkenntnis fehlt. Nun zurück zum Text in 1. Tim. 4, 16b, wo es heißt: „Denn wenn du dieses tust", so wirst du dich selbst erretten. Nach diesem müßte also unsere Rettung zugleich auch vom Werk abhängig sein, infolge des „dieses tust", wo doch ganz klar unsere Rechtfertigung nicht im Werk, wohl aber durch Glauben geschieht.

Was sollen wir denn tun, um Errettung zu finden? Nach Vers 12 sollen wir im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit sein. Nach Vers 13 wird zum Anhalten im Vorlesen, im Ermahnen und im Lehren aufgefordert. In Vers 15 gibt Paulus Anweisung, dieses sorgfältig zu bedenken und darin zu leben!

Ohne Zweifel zeigt hier der Apostel die rein menschliche Seite auf, deren Erfüllung in unserer Verantwortung steht. Weil die Rettung zwei Seiten hat, bedarf es eben der Auseinanderhaltung, wie es die Schrift auch tut.

„Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens" (Eph. 2, 8).

Während also die Errettung primär mit und durch die Gnade erfolgt, finden wir hier zugleich den Ursprung der Rettung: Gott selbst. Auf gar keinen Fall liegt die Gnade, wie auch die Gnade der Errettung, in der Hand des Menschen. Dieses hat allein unserem großen Gott gefallen, den Namen „Jesus" damit zu verbinden. Wenn es also heißt, daß kein Name unter dem Himmel ist, in welchem wir errettet werden, kann es auch nicht dein oder mein Name sein.

Retter ist allein DER, welcher zugleich den Kaufpreis unserer Schuld und Sünde bezahlt hat, und das ist unser Herr. Nach Gottes Vorsatz werden jedoch nur solche Menschen gerettet, die selbst nach Rettung ihrer Seelen trachten. Deswegen hat Gott uns die freie Willensentscheidung gegeben, welche sich im Glauben zeigt. Denn ohne Glauben vermag niemand Gott zu gefallen (Hebr. 11, 6). Daher heißt es in Eph. 2, 8: „mittels des Glaubens". Das bedeutet: Rettung durch Gnade (Gottes Seite) mittels der freien Willensentscheidung des Glaubens (menschliche Seite). So verbindet also der Herr die Darreichung Seiner Gnade mit unserer Seite des Glaubens: „Denn wenn du dieses tust." Gewiß ist hier unser Kommen zu Jesus, im Glauben Seine Erlösung anzunehmen, gemeint. Das Geschenk des ewigen Lebens ist für alle da, und Gottes Gnade bietet jedem Sünder an, sich damit beschenken zu lassen. Der Glaube ist damit nicht mehr, aber auch nicht weniger, als nur die Hand aufzuhalten, damit der Herr uns das ewige Leben aushändigen kann. Genau das sehen und erkennen wir in der Aussage: „Denn wenn du dieses tust, so wirst du." Offnen wir jedoch die Hand nicht, so glauben wir nicht, daß Gott uns das Leben des Sohnes gibt. Dennoch bleibt aber der Herr zugleich auch der Verwalter und Besitzer der Gnade.

Von großer Bedeutung sind daher die insgesamt sechs Schriftstellen im NT,

wonach wir „ retten sollen". Judas 23a:

„Die anderen aber rettet mit Furcht, sie aus dem Feuer reißend."

Auslegung: Hier haben wir es nach Vers 17—23 gleichsam mit zwei Arten von Menschen zu tun.

a) Nach Vers 18—19 sind es Verlorene, die Spötter und natürliche Menschen genannt werden, welche den Geist nicht haben.

b) Nach Vers 20—21 finden wir die Geretteten, welche ais Geliebte mit Heiligem Geist bezeichnet werden.

Während die unter b) bei Streit zurechtgebracht werden müssen, ergeht an die unter a) Genannten die Gnade, daß die Gläubigen jene mit Furcht retten sollen. Diese Rettung erklärt sich in dem Nahebringen zu den in 1. Tim. 4, 12 bezeichneten fünf Dingen, welche völlig unsere Seite betreffen.

Jakobus 5, 19—20:

„Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn jemand zurück, so wisse er, daß der, welcher einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tode erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird." Auslegung: Hier handelt es sich um eine Schriftstelle, aus der geschlossen werden könnte, daß ein Erretteter, der von der Wahrheit abirrt, ein zweites Mal gerettet werden müsse. Dem ist allerdings gar nicht so. Urtextlich lautet der Sinn: „Wenn jemand einen Verirrten zur Wahrheit führt und zurückbringt, so wisse er, daß der, welcher …" Damit dürfte der Sinn des Verses 19 klar sein. Bezeichnend ist daher der Vers 20, wonach der, welcher einen Sünder zur Wahrheit führt, auch gleichzeitig eine Seele „erretten" wird. Hierin ist in der Tätigkeit des Menschen die rettende Handlung angesprochen.

1. Korinther 7, 16:

„Denn was weißt du, Weib (Mann), ob du den Mann (Weib) erretten wirst?"

Auslegung: In dem lehrwichtigen Wort-

abschnitt von 1. Kor. 7 wird ab Vers 9 die Frage von der Ehescheidung und Trennung behandelt. Wenn der ungläubige Teil sich vom gläubigen Teil trennen will (nicht scheiden), so soll nicht in erster Linie die geschlossene Ehe, sondern der „Frieden" entscheiden. In diesem Zusammenhang stellt der Apostel die Frage: „Was weißt du, Weib oder Mann, ob du den anderen (Ungläubigen) erretten wirst?" Auch hier wird die Retttung auf der Seite des Menschen angesprochen.

1. Korinther 9, 22b:

„Ich bin allen alles geworden, auf daß ich auf alle Weise etliche errette."

Auslegung: Der vorausgegangene Text handelt davon, wie Paulus den Juden, dem Gesetz, den Gesetzfreien und den Schwachen „alles geworden ist", damit der Apostel etliche errette. Um allen auch alles zu werden, bedarf dies der jeweiligen (alle) Weise. An dieser Stelle drückt die Bibel den Vorgang so aus, daß Paulus (also der Mensch) „errettet". Den gleichen Gedanken finden wir noch in Römer 11, 14.

Gehen wir also davon aus, der Mensch soll den Verlorenen erretten, was ja zweifellos aus den obigen sechs Stellen zu ersehen ist, entstehen für viele Gläubige Probleme.

Die schriftgemäße Erklärung:

Wenn nun das Wort an so vielen Stellen bestätigt, daß wir andere erretten sollen und können, haben wir allenfalls das Schriftwort stehenzulassen. So bewegt uns mehr die Frage, wie die Auslegung dafür lautet. Wie jedem Gläubigen bekannt sein wird, ist der Herr Jesus auch der Retter. Der Wegweiser der Rettung ist wiederum das Wort Gottes. Der himmlische Vater hat uns, den Kindern Gottes, einerseits die Vollmacht gegeben (Joh. 1, 12) und auch andererseits das teure Wort geschenkt. Und was IHN, Jesus Christus, betrifft, so berufen wir uns auf die Stelle in

2. Kor. 5, 20: „So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi

Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!" Unsere Rettungstätigkeit, damit Verlorene Errettung finden, gründet sich darauf, daß wir die Sünder überführen durch Sein Wort und daß wir jene an Christi Statt bitten, sich versöhnen zu lassen. Auch dann, wenn wir Menschen zu Jesus führen und darin „retten", geschieht es doch wohl nur durch das Wort, und daß wir anstatt Christi (als

Beauftragte vom Herrn) gesandt sind, das Wort der Versöhnung zu sagen. Darin stimmt das Wort überein: „wir erretten tatsächlich andere Menschen", dies jedoch nur durch das Wort und die Person Jesu, unseres Heilandes, welcher uns dafür gesandt hat, Sein Wort in Seinem Auftrag zu bezeugen. Groß ist der Auftrag Gottes an uns, ob wir ihn erfüllen? ' W. B.

9

Gilt die Wiederkunft Jesu uns oder Israel?

Apostelgeschichte 1, 11b

Inwieweit betrifft uns, die wir zur Gemeinde zählen, überhaupt die Engelbotschaft in Apg. 1, 10—11? Ist der Inhalt dieser Nachricht in prophetischer Hinsicht nur für Israel, oder nur für die Gemeinde, oder aber für beide bestimmt? Haben wir das Wort unseres wunderbaren Herrn selbst so lieb, daß uns am Verständnis der Mitteilung der Schrift gelegen ist? Wie könnten wir Sein Wort halten, wenn wir die Heiligen Schriften gar nicht kennen? Sagt nicht unser Herr: „Wer mich liebt, wird mein Wort halten" (Joh. 14, 23). Sieht der lebendige Gott uns in dieser Liebe zu Christus, oder haben wir unsere Herzen für die Dinge der Welt geöffnet? Wird die Frage unserer „ersten Liebe" zu IHM auch heute noch mit „ja" Beantwortung finden können? Fragen über Fragen, die Gott von uns fordert; möchten wir Seinem heiligen Willen entsprechen. Damit wenden wir uns dem Thema zu.

Der Vorgang: Nach vollbrachtem Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha, führte der Herr Seine Glaubensschar hinauf zum Olberg. Es sollte Sein letzter gemeinsamer Gang mit jenen werden, die Freud und Leid mit dem Heiland über Jahre teilten. Was aber mag im Herzen unseres Herrn vorgegangen sein, als ER sich anschickte, aufzufahren zu Seinem Gott und Vater? Nach Überwindung des Todes steht ER nun im Begriff, die bluterkaufte Schar zu verlassen. Um ihrer willen sollte es besser sein, daß ER nicht bei ihnen bliebe, sondern zum Vater ginge (Joh. 16, 7). Vorher aber hatte der Herr alle Dissonanzen zwischen IHM und den Jüngern (insbesondere Petrus) bereinigt! Nun sehen wir IHN mit den Seinen auf dem ölberg versammelt; indem Er sie segnete, wurde ER vor ihnen emporgehoben. Dann nahm eine Wolke IHN auf, von ihren Augen hinweg (Apg. 1, 9).

Die Engelbotschaft: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen", gilt also den Zurückgebliebenen. In Vers 11a werden jene mit „Männer von Galiläa" angesprochen. Von daher könnten wir sagen, daß nicht wir, sondern die Israeliten allein angeredet wären, denen auch die Verheißung der Wiederkunft galt. Hier müssen wir allerdings einwenden, daß solche aus den Nationen hätten noch gar nicht angesprochen werden können, weil GottdieGemeinde auch nur mit Israeliten begonnen hatte. Der erste Heide wurde ja später in Apg. 10, 43 zur Wiedergeburt gebracht. Des weiteren kann nicht behauptet werden, die Verheißung des Vaters (V. 4), welche die Gabe des Heiligen Geistes war, sei auch nur für Israel bestimmt gewesen, nur, weil in diesem Kapitel die „Männer von Galiläa" angesprochen sind. Das Wichtigste dieser Botschaft finden wir jedoch inhaltlich in der Mitteilung: „Jesus wird wiederkommen!"

Darum hat es dem Heiligen Geist wohlgeschienen, durch den Apostel Paulus auch uns sagen zu lassen, daß wir uns nicht betrüben wie die übrigen (die Verlorenen), die keine Hoffnung haben (1. Thess. 4, 13). Konnten wir uns der Mühe unterziehen, darüber nachzudenken, was es heißt: „keine Hoffnung mehr zu haben?" Das ist das Los all derer, die nicht durch das Blut des Lammes versöhnt sind, ewiglich keine Hoffnung mehr zu haben. Wir aber dürfen uns freuen und mit solchen Worten einander ermuntern (1. Thess. 4, 18), ja, Jesus kommt wieder. Um diese wunderbare göttliche Verheißung festzumachen, ließ Gott vom Himmel her gleich zwei Männer in weißen Kleidern (welche Engel waren) vor den Augen der Gläubigen sichtbar werden. Die beiden Engel waren Auferstehungs-Bezeuger, denn aus zweier oder dreier Zeugen Mund wird jede Sache bestätigt werden (Matth. 18, 16; 2. Kor. 13, 1; 1. Tim. 5, 19; Hebr. 10, 28; Offb. 11,3).

Um die tieferen Zusammenhänge erkennen zu können, gibt uns das Wort Gottes genaueste Hinweise über:

a) die Wiederkunft Jesu zur Heimholung der Gemeinde,

b) die Wiederkunft Jesu für Israel.

Die Wiederkunft Jesu ist von oberflächlichen Gläubigen oft dahingehend erklärt worden, daß diese, sowohl für die Gemeinde, als auch für Israel, in einem zeitlichen Augenblick geschehe. Eine solche Aussage ist schriftwidrig und beruht auf der Basis der lehrhaften Nachrede, nicht aber auf Untersuchung und Anerkennung der Mitteilung der Heiligen Schrift. Von daher wollen wir uns auch nur auf die Schriftaussage begrenzen und aufzeigen, was nicht Menschen, wohl aber Gottes Wort lehrt. Grundsätzlich haben wir es in der Bibel mit „zwei Wiederkommen" des Herrn zu tun. Oft werden die beiden zeitlich voneinander zu unterscheidenden Geschehnisse, welche ja vom Ablauf der Menschheitsgeschichte her dicht beieinander liegen, in der Begrifflichkeit „Wiederkunft" oder „Ankunft" zusammengefaßt (z. B. 1. Kor. 15, 23). Der Zeitabschnitt beider Geschehnisse beträgt ca., jedoch mindestens, sieben Jahre. Was ist das schon bei den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte oder gar bei den Jahrmillionen der kosmischen Existenz. Deshalb hat die Schrift jene dicht nebeneinander liegenden Ereignisse mit der Zeit und dem Begriff Wieder- oder Ankunft schlicht zusammengefaßt.

Von den mehr als ein Dutzend Beweisen der Heiligen Schrift sollen hier nur einige wenige Punkte über die Grundverschiedenheit beider Wiederkommen und deren zeitliche Differenzierung angesprochen sein:

1. Wenn der Herr Jesus bei Seiner ersten Wiederkunft für die Gemeinde erscheint, kommt ER nur bis in die Luft (1. Thess. 4, 16—17)! Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft für Israel erscheint, kommt ER bis auf die Erde (Matth. 25, 31—31; Sach. 14, 4)!

2. Wenn der Herr Jesus bei Seiner

ersten Wiederkunft für die Gemeinde erscheint, kommt ER als Bräutigam (Matth. 25, 1—13)! Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft für Israel erscheint, kommt ER als König, um das Königreich aufzurichten (Offb. 19, 11—16)!

3. Wenn der Herr Jesus bei Seiner ersten Wiederkunft erscheint, so kommt ER für die Gläubigen der Gemeinde (Joh. 14, 3; Hebr. 9, 28)! Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft erscheint, so kommt ER mit allen Gläubigen (auch mit uns) (2. Thess. 1, 10; Jud. 14; Offb. 19, 8—14)!

4. Wenn der Herr Jesus bei Seiner ersten Wiederkunft für die Gemeinde erscheint, so kommt ER vor der großen Trübsal (Joh. 5, 24; Offb. 3, 10; 1. Thess. 5, 4)!

Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft für Israel erscheint, so kommt ER nach der großen Trübsal (2. Thess. 2, 1—12; Matth. 24, 29—30; Offb. 19, 19—21)!

Einem Kinde Gottes, im Worte der Wahrheit unterwiesen, sollte es gar nicht schwerfallen, die nächsten zehn Beweise an die vorgenannten anzureihen. Obgleich es die Zeit der „Ankunft" Jesu ist, sind doch die Einzelgeschehnisse voneinander sehr zu unterscheiden. Werfen wir die beiden Begriffe zusammen, welche die Schrift trennt, so teilen wir das Wort der Wahrheit nicht recht (2. Tim. 2, 15). Ob dann der Herr die Wahrheit auch noch in uns erkennen mag?

Vom Grundsatz her wollen wir uns gut merken: Die erste Wiederkunft Jesu ist nur für die Erretteten und verbindet sich mit der ersten Auferstehung, aber auch mit dem Ausdruck „glückselig". Die zweite Wiederkunft Jesu offenbart sich für die Verlorenen und verbindet damit das Gericht.

In 2. Tim. 4, 8 wird Seine Ankunft auch „Erscheinung" genannt. Dieses Sein Erscheinen (welches für die Gemeinde ist) sollen wir „lieb"-haben. Wer aber wollte Seine Erscheinung als Richter

und zum Gericht liebhaben? Dieserhalb wenden wir uns dem Textwort zu, um nach Darlegung der vorgenannten biblischen Begriffe nunmehr die Engelbotschaft besser erkennen zu können.

Die Schriftauslegung des Textwortes

Bei dieser Gelegenheit wiederholen wir die eingangs erhobene Frage noch einmal: Gilt die Aussage nur für Israel, oder nur für die Gemeinde, oder aber für beide? Vorab wollen wir sagen: „für beide", wie auch Seine Wiederkunft für beide verheißen ist. Um die jeweiligen entscheidenden Auslegungspunkte zu erfassen, bringen wir Israel und Gemeinde nicht in getrennten Abschnitten, sondern in Gegenüberstellung zueinander.

„Dieser Jesus" hat nach Seinem Willen die Ankündigung der Wiederkunft sowohl für die Gemeinde als auch für Israel hinterlassen.

Sehr oft finden wir die Schriftauslegung als vertretende Auffassung des Wortes, daß es sich hier um eine Prophétie an Israel handele. Das aber stimmt nicht, wie wir gleich sehen werden. Weil der Herr sich auf dem ölberg verabschiedet hat, sieht man nur Israel, da Seine Füße an jenem Tage auf dem ölberg stehen werden (Sach. 14, 4). Ganz gewiß sind die sekundären Mitteilungen in dieser Richtung mit Israel verbunden.

Hier wollen wir aber der Reihe nach vorgehen. Das Geschehnis der Spaltung des ölbergs liegt genau in der Mitte der 70. Jahrwoche nach Daniel 9. Die Wiederkunft des Herrn zum Gericht wird aber am Ende der Jahrwoche sein, also dreieinhalb Jahre später als die Spaltung des Berges. *) Vielfach hören wir im Volksmund der Kinder Gottes: „Der Herr wird Seine Füße auf den ölberg stellen." Das stimmt aber gar nicht, denn Seine Füße werden an jenem Tage (noch) auf dem ölberg „stehen", nicht stellen! Seine Füße ha-

*) Die Beweisführung soll in einem späteren Artikel folgen.

ben als letzte Bastion des Anrechtes an dieser Erde immer dort gestanden! Darum steht das Kommen des Herrn für Israel gar nicht ursächlich mit dem ölberg in Verbindung (Sach. 14, 4), vielmehr sagt das Wort nach der Erwähnung Seiner Füße auf dem ölberg, daß Gott erst kommen wird (V. 5) mit allen Heiligen, welches Seine zweite Wiederkunft ist (siehe Judas V. 14—15), die zum Gericht sein wird. Sowohl das Stehen der Füße in Vers 4, als auch das nachfolgende Kommen Jesu (Jehova) in Vers 5, sollte vergleichsweise so verstanden werden, wie der Herr in Matth. 28, 20 sagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage . . .", und gleichzeitig erwarten wir unseren Herrn vom Himmel her als den Erscheinenden.

Die Engel sprachen hinsichtlich der Aufnahme Jesu in die Himmel: „wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen." Wenn also die Wiederkunft des Herrn so sein soll, „wie" sie IHN haben auffahren sehen, kann sich solches nie auf Israel beziehen! „Wie" fuhr ER denn auf? Da waren nur die Seinen bei IHM und sahen Seine Aufnahme. Ebenso wird es sein, wenn der Herr die Gemeinde abholt, da wird die Welt nichts sehen — wie damals auf dem ölberg. Wenn aber der Herr für Israel kommen wird, soll IHN jedes Auge sehen, auch die IHN durchstochen haben (Offb. 1, 7)! Das zu beachten ist sehr wichtig. Eine Behauptung also, die Stelle würde sich nur auf Israel beziehen, hätte eine Berechtigung dann, wenn an Stelle des „wie" ein „wo" gesetzt wäre. Das „wo" würde als Ort den ölberg mei-

nen, hingegen „wie" den Umstand ausdrückt. Und da können wir sagen, daß außer den Seinen niemand zugegen war.

Einen weiteren wichtigen Hinweis finden wir in den Beziehungen des Herrn zu Israel und zur Gemeinde. Die im „Vorgang" des Artikels erwähnte Beseitigung aller Dissonanzen der Jünger durch den Herrn vor Seiner Auffahrt läßt bei Seiner Wiederkunft „wie" die Gegebenheit nur auf die Gemeinde anwenden, denn diese steht durch das Blut des Lammes in der Vergebung, „wie" der Herr damals Seinen Jüngern Vergebung schenkte. Wenn der Herr jedoch zu Israel kommt, erscheint ER im Gerichtszorn, weil die Vergebung fehlt.

Auch die in Apg. 1, 9 erwähnte „ Wolke" bringt uns da nicht weiter. Sicherlich hat die Wolke im AT eine besondere Bedeutung, speziell in der Beziehung zur Wiederkunft für Israel (Dan. 7, 13; Matth. 24, 30; Offb. 1, 7). Bezeichnend ist auch die Wiederkunft Jesu zur Abholung der Gemeinde nach 1. Thess. 4, 17, worin ebenfalls die Wolken Erwähnung finden.

Wie wichtig ist doch eine gründliche Unterweisung des Wortes, damit wir keine falschen Dinge reden, oder gar noch Behauptungen aufstellen. Der Ausspruch in Apg. 1, 10—11 bezieht sich sowohl auf die Gemeinde als auch auf Israel. Beide aber sollten von den Männern aus Galiläa lernen: nicht auf die Umstände dieser sündlichen Welt, wohl aber gen Himmel hinaufzuschauen. Damals „wie" heute sollen unsere Blicke IHM gelten. W. B.

10

Das öffentliche Gebet der Frau in der Gemeinde

über die obige Textfrage hat es in Gemeinden über Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Auffassungen gegeben. Die vielen Meinungen sind aus der Vielzahl der persönlichen Ansichten jener Gläubigen entstanden. Es ist geradezu verblüffend, wie die einzelnen Denominationen von den Erkenntnissen ihrer Gründer geprägt wurden. Hierbei gelangen wir zum greifbaren Nachweis, wie unter Heranziehung der Heiligen Schrift die Standpunkte in der Textfrage bewiesen oder die der anderen widerlegt werden mußten. Das Wort Gottes kann also gedrückt und gebogen werden, bis die gewünschte Beweisführung der angeblich richtigen Eigenmeinung erbracht ist. Es ist unser tiefes Verlangen, über alle menschlich gutgemeinten Äußerungen hinweg, allein die umfassenden Schriftaussagen in neutraler Art zu berücksichtigen. Der treue Herr wolle Gnade schenken, daß an dieser Stelle nurSeine göttliche Absicht zu Papier gebracht wird; aber auch, daß sich die Herzen der Leser der Aussage des Wortes unterwerfen und althergebrachte Traditionen dem Willen Gottes unterstellen. Daher wird auf die Notwendigkeit der Untersuchung aller jener Bibeistellen hingewiesen und den Artikel nur ja nicht so zu überlesen, damit in dieser Frage der Bestand von Ideen nicht noch vergrößert wird.

Die hier folgende Auslegung wird also mehr eine Bibelarbeit erkennen lassen, weshalb schrittweise vorgegangen werden soll.

1. Das Gebet

Es kann als ein uns von Gott gegebenes Gnadenmittel angesehen werden, wo-

durch man gottgeschenkt mit dem himmlischen Vater in besonderer Weise Gemeinschaft pflegen kann. Im Gebet erkennen wir ein Verbindungsorgan zwischen Gott und Mensch, worin sowohl die Dinge des Menschen als auch die Dinge Gottes behandelt werden.

a) Die Dinge der Menschen betreffen: unsere Sündenbekenntnisse; unsere Bitten mit allen Bedürfnissen in eigener wie auch in anderer Angelegenheiten; unsere Danksagung bis hin zur Anbetung Gottes.

b) Die Dinge Gottes, welche Seine Antwort betreffen: Gott vergibt unsere Sünden; ER erhört unsere Bitten in eigener wie auch in anderer Angelegenheiten; Gott nimmt unsere Danksagung an, darin ER geehrt wird; Gott wird erhoben und gepriesen durch unsere Anbetung; der mächtige Herr antwortet auf unsere Gebete.

Die Gesamtheit der Gemeinde Jesu (Brüder und Schwestern) stellen den Leib des Christus dar, weicher sich funktionell tätig auf einer Ebene der Priesterschaft bewegt. (1. Petr. 2, 5 und 9.) Von daher gibt es grundsätzlich keine Einschränkung in der Ausübung des Priesterdienstes zwischen Brüdern und Schwestern. Vielmehr geht es nun um die Frage der Anwendung, ob die Frauen gleich den Männern an jedem Orte (d. h. bei jeder Möglichkeit) beten sollen. Am geeignetsten stellen wir die Frage unserem Herrn und überlassen die Antwort dem Worte Gottes.

2. Lehrt die Schrift in der priesterlichen Ausübung des Gebetes der Frau eine Einschränkung?

Antwort: In der Tätigkeit—nein!

In der Ortsbezogenheit — ja! 1. Tim. 2, 8: „Ich will nun, daß die Männer an jedem Orte beten." Allein die Weisung Gottes, daß die Männer (nicht die Frauen, oder daß die Männer und die Frauen) an jedem Orte beten sollen, zeigt eine gewaltige Willensabsicht Gottes in der Beziehung zur Ordnung. Ohne Zweifel finden wir hier in den Kapiteln wichtige Belehrungen über Gemeindeordnungen. Die Schlußfolgerung jener Bibelstelle ist, daß die Frauen vom Grundsatz her beten sollen, die Freigabe des Gebets „an jedem Orte" jedoch nur den Männern abgefordert wird! Jetzt erkennen wir die notwendige Grenze, die es zu ziehen gilt, nicht vom Verstand oder menschlicher Tradition oder von der Sympathie her.

3. Welcher Ort mag es sein, wo die Frau im Gebet nicht „reden" darf?

Für eine solche Beweisführung zitieren manche Schriftausleger das Wort in 1. Korinther 14, 34: „Eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden."

Die hier bezeichnete Bibelstelle hat aber mit dem Gebet der Frauen überhaupt nichts zu tun, sondern spricht unter der Bezeichnung von „reden" nur vom damaligen Zungenreden, was in der Urgemeindezeit nicht erlaubt war. Das Kapitel 14 vom 1. Korinther-Brief behandelt eindeutig die Zungenrede und nichts anderes. Es (st uns nicht erlaubt, die Mitteilungen der Heiligen Schrift aus dem Zusamenhang zu reißen, um diese Gegenstände willkürlich auch auf andere Gebiete anzuwenden. Damit soll abschließend gesagt sein, daß in 1. Korinther 14 nicht vom Gebet der Frau geredet wird, wohl aber ein ganz anderes Thema ansteht. (Wer lesen kann, der lese 1. Korinther 14.)

4. Ist uns im Anschluß an die Frage zu Punkt 2 etwa die Stelle in 1. Tim. 2, 12 die entscheidende Aussage,

daß ein Weib „stille zu sein" hat?

„Ich erlaube aber einem Weibe nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein." Sobald wir diese Schriftaussage untersuchen, wird uns auffallen, daß wir hier

a) vom Lehren

b) vom Herrschen

die ausschließlich und uns wörtlich gegebene Weisung der Bibel erwähnt finden. Das, was uns auffällt, istdoch.daß hier nicht vom Beten des Weibes geredet ist.

Diese Schriftstelle ist so klar und eindeutig, daß selbst Einfältige auf dem Wege nicht irregehen können. Wir hätten eine heilige Scheu, in diese Schriftaussage ergänzend etwas hineinzulegen, was gar nicht geschrieben steht. Ebenso glauben wir, einen Unterschied erkennen zu können, ob das Weib lehrt oder betet, wie auch, ob das Weib über den Mann herrscht oder betet. Danach bedeutet „beten" keineswegs soviel wie lehren oder über den Mann herrschen!

(Für das Thema „lehren und herrschen" hat sie stille zu sein.)

5. Welches ist denn nun der Ort, (siehe Punkt 2) an dem die Frau nicht beten soll?

Aus den vielen Mitteilungen der Schrift ist zu ersehen, daß die Frauen im persönlichen Bereich uneingeschränkt beteten. Von daher können wir in Verbindung mit einigen anderen Bibelstellen zü dem Schluß kommen, daß hier ein Anwendungsbereich überhaupt nur in der örtlichen Gemeinde gesehen werden kann.

Eine neutestamentliche Mitteilung, wonach die Frauen auch in der Gemeinde nicht beten dürfen, gibt es überhaupt nicht! Wenn es dem Heiligen Geist wohlgeschienen hat, uns kein solches Gebot des Herrn aufzuerlegen, kann ein solches Gottverhalten nur darin zu sehen sein, daß sich der Geist Gottes selbst Raum zu erhalten — freigelassen hat (Joh. 3, 8).

Nun verbleibt uns nur noch der Weg

über die Auslegung des übrigen Wortes Gottes, über die Schwere der Verantwortung wird sich der vor Gott stehende Lehrer in der Gemeinde bewußt werden. In Ermangelung genauer Wortanweisungen obliegt die Handhabung der Praxis nunmehr der menschlichen Verantwortung. Um so mehr bedürfen wir gerade hier der Leitung des Heiligen Geistes, damit allein nur der Wille Gottes gesehen und gefunden werden kann. Gleichfalls bedarf es aber auch der Untersuchung des ganzen übrigen Gotteswortes auf Hinweise in die hier gezeigte Themenrichtung.

6. Was bringt uns die Schrift an weiteren Hinweisen zum Verhalten der Frau beim Gebet in der Gemeinde?

1. Korinther 11, 1—18: „Jedes Weib aber, das betet oder weissagt mit unbedecktem Haupte, entehrt ihr Haupt" (V. 5).

Hochinteressant ist die Aussage der Schrift an dieser Stelle, die das Gebet der Frau in der Gemeinde bestätigt. Der Abschnitt behandelt die Stellung der Frau in der Ordnung der Bedek-kung bei Gebet und Weissagung. *) Nun bewegt uns die Frage, ob wir in dieser Wortaussage des Gebetes der Frau (Weib) als Ort die Gemeinde oder die Privatwohnung erkennen sollen?

Es müßte eine gewaltige Schriftunkenntnis Betreffender vorliegen, um zu erklären, daß jenes Kapitel außerhalb der Gemeindezusammenkunft zu verstehen sei. Gerade diese Kapitel im 1, Korinther-Brief behandeln die Gemeindeordnungen. Deswegen erwähnt Paulus in Vers 18: „wenn ihr als Versammlung (Gemeinde) zusammenkommt." Denn die Darstellung der himmlischen Ordnung auf Erden ist im Bilde der Gemeinde möglich, wobei die Bedeckung der Frauen ein sichtbares Zeichen der Unterordnung unter den Mann ist.

*) Hier verweist der Schreiber auf den Artikel in Hefti, Seite38—44: „Die Kopfbedeckung der Frau."

Dieses Zeichen gründet in der Tatsache, daß die Glieder (Gemeinde) dem Haupte (dem Christus) unterworfen sind.

Unsere Bibelstelle von 1. Korinther 11 ist geradezu ein schriftlicher Beweis des Gebets der Frau in der Ortsgemeinde.

Apostelgeschichte 12, 5: „Petrus nun wurde in dem Gefängnis verwahrt; aber von der Versammlung (Gemeinde) geschah ein anhaltendes Gebet für ihn zu Gott."

Ganz sicher waren dabei auch Frauen, und gewiß haben jene nicht nur „im Geiste" mitgebetet oder gar nur das „Amen der Brüder" wiederholt! Ist solche Auslegung etwa ein „Bleiben im Wort"? Weswegen lassen wir das Wort Gottes nicht so stehen, wie es geschrieben ist und müssen dies erst unserer Erkenntnis-Akrobatik unterwerfen?

Wir freuen uns, daß die Gemeinde sich in der Not des Petrus zusammenfand, um zu beten! Weil Brüder und Schwestern beteten, gab Gott Erhörung, und Petrus durfte in die Freiheit geführt werden.

Einer Behauptung also, die Schwestern hätten nicht gleich den Brüdern mitgebetet, müssen wir entgegenhalten, wo dies in der Begebenheit von Apg. 12 stehe. Auch rein urtextlich sind solche Andeutungen nicht enthalten.

Abschließendes: In den vielen übrigen Schriftstellen wie: Judas 20; Eph. 6, 18; Luk. 18, 1; Matth. 6, 6; Kol. 4, 2; 1. Thess. 5, 18 usw. ist keinerlei Hinweis enthalten, der uns in unserer Themenfrage weiterbringen könnte. Die vorgenannten Stellen sind allgemein beinhaltende Aussagen, treu und beständig am Gebet anzuhalten.

7. Wie und wo soll denn nun die Frau in oder außerhalb der Gemeinde beten, und was erklärt 1. Tim. 2, 8?

Die nun hier folgenden Darlegungen sind auch deshalb geschrieben worden, weil Gott uns keine definitive Aussage im Wort hinterlassen hat, daß die Frauen in der Gemeinde nicht beten

sollen. Jedoch ist unter Punkt 6 der Beweis erbracht, daß die Frauen in der Urgemeinde gebetet haben! Da die Bibel keinen Widerspruch enthält, soll nun unter Berücksichtigung von 1. Tim. 2, 8 sorgfältig versucht werden, die Absicht Gottes aufzuzeigen.

Die Stellung der Frau in der Gemeinde leitet sich auch von der allgemeinen Stellung zum Manne ab. Danach waren alle Führer im AT und NT Männer. Ebenso konnten Frauen nie Älteste sein. Des weiteren lehrt die Schrift, daß Frauen die Lehrtätigkeit untersagt ist. Es ist dann gleich, ob es sich um Lehrer im Gemeindedienst oder um den Evangelisten handelt. Insbesondere sei hier darauf hingewiesen, daß die Anweisungen mit dem direkten Gemeindedienst verbunden sind, d.h. alle Reichsgottesarbeit außerhalb des direkten Gemeindedienstes z. B. persönliches Zeugnis, Bibelschulen, Frauenkreise, Gebetsstunden, Bibelarbeiten unter Mitarbeit aller, sind hier keinesfalls gemeint.

Tritt eine Frau als Lehrer in der Gemeinde auf, so müßten sich die Brüder der Lehrverkündigung unterstellen; in diesem Falle „herrscht" dann eine Frau über dem Mann, was jedoch nach Gottes Wort untersagt ist. Wie soll sich denn die Frau in der örtlichen Gemeinde verhalten? 1. Petrus 3, 1: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig." Sie sollen wandeln „ohne Worte" (das ist ohne selbst verkündigen zu können), damit etliche durch den Wandel mögen gewonnen werden. Das Weib soll doch in der Stille in aller Unterwürfigkeit lernen (1. Tim. 2, 11). Hier steht aber nicht: „Das Weib bete in der Stille!" Das wäre komplette Wortverdrehung nach dem Muster Satans. Dadurch sind die Gemeinden der Gebete beraubt worden. Wir sollten Buße darüber tun.

Weil Adam zuerst gebildet wurde und danach die Eva, soll die Eva dem Manne gegenüber „stille sein" (1. Tim. 2, 12 —13). Gleichwie Christus das Haupt der Gemeinde (der Glieder) ist, kann

sich die Gemeinde nicht über das Haupt (Christus) erheben. Die Glieder des geistlichen Christus haben dem Haupte gegenüber sich „Stille" aufzuerlegen und die Stellung einzunehmen, die der Unterordnung sich würdig erweist.

Kommen wir also im Sinne von 1. Kor. 11,18 und 20 als Gemeinde zusammen, hat die Frau dem Dienst des Mannes gegenüber zurückzutreten. Ob es sich im direkten Gemeindedienst um Lehren, Beten oder sonstiges Reden handelt, allenfalls macht sich der Redende zum Sprecher der Gemeinde, dessen Reden sich die ganze Gemeinde unterstellt. Nach der Weisung der Schrift darf aber eine Frau nie ein Sprecher der Gemeinde sein (auch nicht im Gebet), denn die ganze Gemeinde unterstellt sich dem Redenden. Würde also eine Frau im engeren Gemeindedienst das Gebet sprechen, hätten sich die Männer dieser Frau zu unterstellen. Genau das aber wäre die Rolle des Herrschens in der Gemeinde die Gott verbietet. Darin herrscht sie über den Mann, der sich durch sein „Amen" nicht allein zum Gebet der Frau bekennt, sondern er unterwirft sich ihrer Gebetsrede — das aber untersagt die Schrift, denn es ist der Ort, von dem in 1. Tim. 2, 8 ausdrücklich bestätigt wird, daß an „allen" Orten nur die Männer heilige Hände aufheben sollen.

Wann kann von einem Zusammenkommen der Gemeinde geredet werden?

Antwort: Sobald diese als „ Gemeinde" an einem Ort zusammenkommt. Dieses Zusammenkommen wiederum muß den strengeren biblischen Gemeindecharakter erkennen lassen. Die örtliche Gemeinde ist immer eine Gemeinde vor Gott, auch dann, wenn diese nicht vereint zusammenkommt und sich tagsüber in Büros, Werkshallen, Privatwohnungen usw. aufhält. Gewisse in der Heiligen Schrift gegebene Mitteilungen und Weisungen setzen danach aber erst dann ein und erlangen Gültigkeit, wenn das Zusammenkommen dieser Gemeinde stattfin-

det. Allein darin-hat sich die Frau nicht zum Sprecher zu machen, weil ansonsten eine Überhebung über das Haupt (Christus) erfolgt.

Die Darstellung der Unterwerfung der Glieder unter das Haupt ist in der Ortsgemeinde und in der Unterwerfung der Frau — dem Manne gegenüber — gefordert.

Was erlaubt die Lehre des NT einer Frau im Gebet?

Es unterliegt in einer Ortsgemeinde der Ältestenschaft, in welcher Form die durch den Geist des Herrn gegebene Freiheit auszukaufen ist. Völlig falsch würden wir uns dort verhalten, wo der Geist Gottes eine begrenzte Freiheit schenkt, die wir durch eigene gesetzliche Lehrverordnungen ergänzen wollten.

Wir wurden beispielsweise in unserer Gemeinde so geführt, daß wir einen Abend in der Woche uns an vier oder fünf getrennten Stellen in gemischten Gruppen von je zehn bis zwanzig Gläubigen zum Gebet treffen. Brüder wie Schwestern beten da über Stunden auf den Knien und bringen die Anliegen gemeinsam vor den Thron Gottes. Ganz neu haben wir die

gottgegebene Macht des Herrn spüren dürfen, die uns äußerst wichtig war, damit Verlorene den Heiland fanden und andere die Gnade, aus dem Bann satanischer Mächte herauszukommen, empfingen. Wie dankbar sind wir für die von Gott uns durch Sein Wort gegebene Freiheit, welche uns erlaubt, in dieser Weise das Gebet der Schwestern nicht durch menschlich gutgemeinte Lehrzäune einzudämmen. Ein nicht geringer Teil der heutigen Lauheit und Trägheit in der Gemeinde Jesu ist auf das Fehlen der Gebete der Schwestern zurückzuführen. Wieviel Auslöschen des Geistes (1. Thess. 5, 19) ist durch menschliche Gesetzgebungen eingetreten. Viele Frauen führen als Folge davon überhaupt kein Gebetsleben mehr.

Um dem Wesen der Forderung des Wortes gemäß 1. Kor. 11, 20 zu entsprechen, „an einem Orte zusammenkommt", sollte nach 1. Tim. 2, 8 die Frau durch Unterwerfung im Stillesein gefunden werden. Darüber hinausgehende Einschränkungen ohne Lehrgrundlage sollten als gefährliche Traditionen abgetan sein. Darum rufen wir auch allen glaubenden Frauen zu: „Im Gebet haltet an!" (Römer 12, 12.) W. B.

11

Der Unterschied zwischen Auferweckung und

Auferstehung

Gehen wir davon aus, daß auferwecken und auferstehen das gleiche ist, so müssen wir die Frage stellen, weshalb Gottes Wort die beiden Ausdrücke ge-

braucht, obgleich überhaupt kein Unterschied bestünde. Da wir wissen, daß auch nicht die allergeringste Mitteilung in der Bibel, sei es in Zahlen, Begrif-

fen oder Worten, grundlos geschehen ist, verbirgt sich letztlich hinter allem — auch hinter uns unwichtig erscheinenden Aussagen — eine Absicht Gottes. Die Frage nun, ob wir für solche Aussagen des Wortes ein Ohr haben oder nicht, ändert an der göttlich vollkommenen Mitteilung der Bibel gar nichts.

Gemeinsam wollen wir darum versuchen, die einzelnen Stellen der Schrift nachzuschlagen, damit nicht der Mensch, wohl aber der Herr, auch mit uns persönlich zum Ziele kommt. Am geeignetsten beginnen wir deshalb an der Person des Vorbildes, welches unser Herr ist.

Ist der Herr Jesus auferweckt worden? (Matth. 16, 21) Ja! Ist der Herr Jesus auferstanden? (Matth. 17, 9) Ja!

Genügen die beiden Stellen für eine klare Lehrposition? Ja! Aber bei alledem ist unser Herr sowohl auferweckt als auch auferstanden, obgleich beide Worte nicht dasselbe sind, wie wir gleich sehen werden.

Worauf bezieht sich der Ausdruck der Auferweckung?

Sobald wir das teure Gotteswort auf-diese Frage untersuchen, werden wir finden, daß eine Auferweckuno an physisch Toten vollzogen wird, um zurückzukehren zum Leben der Fleisch-Leiblichkeit, wie dies vor dem erlittenen Tod der Fall war.

Danach waren jene, wie Lazarus (Joh. 12,17), der Jüngling zu Nain (Luk.7,15), wie auch das Töchterlein des Jairus (Mark. 5, 22) solche, die auf Grund der Macht Gottes aus dem Tode zurückkamen, um, wie vorher, im Fleische zu leben. Alles das waren Erweckungen, aber keine Auferstehungen gemäß Gottes Wort. Selbst die in Matth. 27, 52 erwähnten Leiber unterlagen dem Begriff der Auferweckung und nicht der Auferstehung, so daß jene Leiber in das materiell-sichtbare Hiesige zurück kamen, obgleich es sich letztlich nur um

eine „Erscheinung" handelte (V. 53). Alle, welche auferweckt wurden, außer Jesus Christus, mußten erneut sterben! Die aus dem Tode Befreiten traten später jeweils wieder in den Zustand der leiblichen Sterblichkeit ein. Auferwek-kung bedeutet also Rückkehr in das Fleisch-Leben.

So trägt ein durch Auferweckung Zurückgebrachter auch keinen „Herrlichkeitsleib" an sich. Alle Ausdrücke der Schrift in der Beziehung der Auferwek-kung bei unserem Herrn Jesus besagen eine Wiederherstellung der Knechtsgestalt im Fleischleben.

Was ist ein Herrlichkeitsleib?

Der im Worte Gottes benannte „neue Leib" oder Herrlichkeitsleib steht nicht mit Auferweckung, sondern mit Auferstehung in Verbindung. Der Herrlichkeitsleib ist nur passend für die Herrlichkeit des Himmels. Im strengsten Sinn ist es das himmlische Reich Gottes. Von diesem Reich Gottes spricht der Herr, daß Fleisch und Blut es nicht „ererben" (1. Kor. 15, 50) und in Joh. 3, 3, daß er so das Reich Gottes nicht „sehen" kann. Um des Himmels Herrlichkeit schauen zu können, bedürfen wir eines Geist-Leibes, um dann auch ein Geist zu sein. Unser Herr Jesus besaß nach Seiner Auferweckung keinen Geistesleib, wie manche Gotteskinder meinen. Ihr Argument wird mit der Tatsache zu begründen versucht, daß der Herr nach Ostern, ohne die Türen zu öffnen, in die Wohnungen eintreten konnte. Diese Ansicht ist jedoch ein Trugschluß, denn der Herr tat solches aufgrund Seiner Gottessohnschaft, wie ER vor seinem Tode auch auf dem Wasser gehen konnte. Um in der vorliegenden Frage keineswegs irre gehen zu müssen, spricht der Herr in Lukas 24,39: „Sehet meine Hände und meine Füße, daß ich es selbst bin; betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe."

Welchen Leib hatte nun unser Herr nach Ostern?

Nach Überwindung des Todes trug unser Herr einen Auferstehungsleib in der Ordnung der Auferweckung. Dieser Leib aber war nicht sein Herrlichkeitsleib, den ER erst später empfing.

Wann empfing unser Herr den Herrlichkeitsleib?

Nach der Aussage der Schrift zur Himmelfahrt, als ER In Herrlichkeit aufgenommen wurde.

Worauf bezieht sich der Ausdruck der Auferstehung?

Also nehmen wir nochmals das teure Gotteswort zur Hand, um auch diese Frage zu besehen. Dann werden wir finden, daß eine Auferstehung zwar wiederum an physisch Toten vollzogen wird, um in einen Geist-Leib verwandelt in des Himmels Herrlichkeit einzugehen!

Sowohl Lazarus als auch der Jüngling zu Nain, als auch Jairi Töchterlein mußten erneut im Leibe sterben, weil jene nur auferweckt waren. Wer aber die Auferstehung erlebt hat, besitzt Ewigkeitsbezüge und braucht nie mehr zu sterben.

Damit aber die Jünger Jesu fundamental an die Auferstehung glauben konnten, ist unser Herr der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15, 20), Worin er die Auferstehung zeitlich unterbrach— um in der Auferweckung den Seinen das Zeugnis und der Beweis der Totenauferstehung zu sein. Wie gewaltig das Zeugnis der Auferstehung aus den Toten ist, vernehmen wir auch aus Luk. 16, 30, wo der reiche Mann die wirksame Beweisführung so herausstellt, daß es heißt: „Wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun." Zwar ist unser geliebter Herr aus dem Totenreich (Hades; Apg. 2, 31) zu ihnen gegangen, worin der höchste Beweis des echten Zeugnisses durch Jesus erbracht wurde, geglaubt aber haben die Menschen, in der Gesamtheit gesehen, dennoch nicht.

Wenn also in der Aussage der Aufer-

stehung in 1. Kor. 15, 52 von „auferweckt werden" geredet ist, so bezieht sich solches auf den vorausgehenden und beginnenden Akt der die Toten betreffende Auferweckung, um von da aus aber nicht mehr ins Fleisch zurückzukehren, sondern in Unverweslichkeit die Auferstehung fortlaufen zu lassen im Leibe der Herrlichkeit (V. 53). Während sich die Korinther-Stelle noch mit dem einleitenden Gedanken „auferweckt werden" beschäftigt, was ja hier auch dem Anfang der Auferstehung entspricht, bringt der gleiche Apostel die Auferstehung unter Wegfall derGe-danken jener Auferweckung in 1. Thes-salonicher 4, 16: „. . . und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen." Die beiden vorerwähnten Schriftstellen beweisen aber auch den Auferstehungsvorgang, welcher bei unserem Herrn mit der Auferweckung begann. Daher beginnt die Schrift in der Beziehung Jesu in 1. Kor. 15, 20—21 uns mitzuteilen:

1. Vorgang: „ Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen."

2. Vorgang: …..denn da ja durch

einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten."

So wie bei unserem Herrn eine völlige Auferweckung stattfand, denn ER machte im Fleische auf Erden Zwischenstation, um dann die Auferstehung

im Herrlichkeitsleib bis in des Himmels Herrlichkeit fortzusetzen — verhält sich der zeitliche Ablauf doch ganz anders bei den Gliedern der Gemeinde.

Wann und wie empfangen wir unseren Herrlichkeitsleib?

Der zeitliche Vollzug wird vom Geschehen der beiden Bibelstellen in 1. Kor. 15, 51 ff und 1. Thess. 4, 16ff bestimmt. Dies ist Jesu Wiederkunft zur Abholung der Gemeinde.

Der Unwissende wird sagen: „Wiewerden die Toten auferweckt?" (1. Kor. 15, 35.) Weil es für uns keine Rückkehr mehr zur Erde im Fleische gibt und damit der Ausdruck „auferweckt" sich

nur auf die verwandelnde Wiederbelebung der Materie (Staub) bezieht, um im gleichen Augenblick die Auferstehung zu erfahren, antwortet der Apostel auf den Ausdruck „auferweckt" (V. 35) mit der Entgegnung „Tor" (V. 36). Nach einer genauen Definition bringt Paulus in Vers 42 die Auferstehung als unser Teil. Jedoch ist die Auferweckung der Anfang in die Unverweslichkeit. Sobald also unser Herr mit der Stimme eines Erzengels erscheint, vollzieht sich die Auferstehung aller bislang abgerufenen Glaubenden im Tode beginnend. Weil tote Materie wieder zum Leben erweckt wird, redet die Schrift von einer Erweckung. Diese Lebendigwer-dung der Materie (Erweckung) gelangt jedoch mittels einer von Gott angekündigten Verwandlung der Geistieiblich-keit, wodurch die Gläubigen direkt vom Grab im Herrlichkeitsleib bis zu den Wolken aufgenommen werden, um dort mit dem geistlichen Haupte, Christus, im Himmel vereint zu sein. Aber auch diejenigen, welche als Gläubige in der Gemeindezeit den „Überrest" darstellen (nicht zu verwechseln mit dem Überrest Israels in der Gerichtszeit), werden verwandelt werden in Herrlichkeit, ohne vorher sterben zu müssen. Gleichwie der Überrest Noahs mit insgesamt acht Seelen am irdischen Leben erhalten blieb, so muß auch in jetziger Zeit (Gnadenzeit) ein Überrest nach Wahl der Gnade sein, Römer 11,5.

Ergebnis: In 1. Kor. 15, 23: „Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung." Diese Ordnungsbegriffe sind recht unterschiedlich, deshalb als „in seiner eigenen Ordnung" bezeichnet.

a) „Der Erstling Christus": Der Herr Jesus erlebte eine Erweckung, die IHN aus dem Leibestod zurück ins Leibesleben brachte. ER machte bei seiner

Jüngerschar halt um des Zeugnisses der Totenauferstehung willen. Bei der Himmelfahrt empfing ER den Herrlichkeitsleib, um aus der „Erweckung" nun die „Auferstehung" zu vollenden.

b) „Sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft":

1. Die Ankunft Jesu zur Heimführung der Gemeinde lesen wir nach 1. Kor. 15, 51; 1. Thess. 4, 16; Hebr. 9, 28. Das ist die 1. Phase der 1. Auferstehung. Hier werden Tote und Lebende verwandelt, wobei sich die Auferstehung ohne Rückführung ins Leibesleben auswirkt. Vielmehr ist die dort beginnende Auferweckung nur der Ausdruck jener Beendigung des physischen Todes; alles weitere ist Auferstehung.

Zeitlich befinden wir uns am Ende der Gnadenzeit.

2. Die Ankunft Jesu zum Gericht mit den Seinen lesen wir nach 2. Thess. 1, 7—11; Offb. 19, 11—15; Judas, Vers 14. Das ist die 2. Phase der 1. Auferstehung. Hier werden nur Tote verwandelt, denn diese loten sind aus der Gerichtszeit und machen das 5. Siegel von Offb. 6, 9—11 aus. Diese 2. Phase der 1. Auferstehung findet deswegen in Offb. 20, 6 Erwähnung.

Zeitlich befinden wir uns hier am Ende der Gerichtszeit.

c) „Dann das Ende, wenn ER das Reich dem Gott und Vater übergibt." Weil bei dieser Verwandlung keine Toten eingeschlossen sind, redet die Schrift von „Übergabe". Der über 1000 Jahre auf Erden die Regierung hatte, ist der König — Jesus Christus. Dieses 1000-Jahrreich übergibt der Herr nun dem Vater. Das Reich ist des Vaters Reich, welches im Millennium gegenwärtig sein wird. Diese 3. Phase der 1. Auferstehung (Übergabe) schließt nur Lebende ein und wird das Ende des Millenniums ausmachen. . W. B.

12

Weshalb schlug Gott den Ussa?

1. Chronika 13, 1—14

(Aus einem Vortrag in verkürzter Wiedergabe)

Den allermeisten Lesern wird die Geschichte zwar bekannt sein, aber dennoch wollen wir sie betrachten, weil tiefe Belehrungen auch für uns darin enthalten sind. Gerade hatte man David zum König in Israel gemacht (Kapitel 12, 38), da offenbarte sich das Innere seines Herzens. Es ging ihm dabei nicht um die Erfüllung eigener Wünsche und Gedanken; David ging es um die Sache Gottes. Ja, in Davids Leben stand Gott nicht an letzter Stelle. Daher wollte er die Lade Gottes wieder nach Jerusalem bringen lassen. Nach 1. Sam. 6, 1 befand sich die Lade sieben Monate in der Hand der Philister. Im Hause Abinadabs aber stand sie bereits zwanzig Jahre (1. Sam. 7, 1—2). So konnte es doch nur dem Willen des Herrn entsprechen, daß die Lade wieder den rechten Platz in Jerusalem erhielt.

Die Lade des Alten Testamentes ist die symbolische Darstellung von Jesus. Weil das AT in der Beziehung zum „Sehen und Schauen" lag, finden wir darin — israelverbunden — sichtbare Dinge, eine sichtbare Lade. Aber auch dann, wenn die Lade sichtbar war, so mußte sie dennoch in der Zelt des AT hinter dem Vorhang zum Aller-heiligsten sein, weil der Dienst der Israeliten für den Herrn mit Glauben vermischt sein sollte. Das Volk sah sie also nicht, sondern nur der Hohepriester und dies jährlich nur einmal. Allein der Hohepriester blieb mit der Lade verbunden, weil unser Herr Jesus der wahre Hohepriester ist.

Der Inhalt der Lade ist zwar hochbe-deutend, jedoch soll an dieser Stelle nur kurz darauf eingegangen werden.

 Gleichso wie der Herr Jesus „unter Gesetz geboren wurde" (Gal. 4, 4) und auch uns ein neues Gebot gegeben hat (Joh. 13, 34), finden wir aus diesem Grunde im AT die Tafeln des Gesetzes in der Lade wieder (5. Mose 10, 5).

 Gleichso wie der Herr Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens" (Joh. 6, 35), enthielt später auch die Lade einen Krug mit dem Manna (Hebr. 9, 4).

 Gleichso wie der Herr Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben" (Joh. 11, 25), befand sich später in der Lade der Stab Aarons, der im dürren Zustand gegrünt und wieder Frucht getragen hatte (Hebräer 9, 4).

(Siehe hierzu die Auslegung der Stelle von Hebräer 9, 4 in einem besonderen Artikel.)

Im Schattenbild der Lade auf Jesus hin befand sich also alles, was wir in IHM finden, aber auch alles, was von IHM kommt.

Im folgenden wollen wir betrachten, in welcher Beziehung die Menschen zur Lade standen.

Für die heutige Zeit müßte es so lauten: Welche Beziehungen unterhalten Menschen zu Christus? Israel, das Gottesvolk des AT, stand unter der Wirkung des Blutes der Opfertiere, wodurch auch Obed-Edom und sein ganzes Haus aufgrund der Gemeinschaft mit der Lade gesegnet wurde (1. Chr. 13, 14).

Die Gemeinde, das Gottesvolk des NT, steht unter der Wirkung des Blutes Jesu, wodurch jetzt schon alle Glieder seines Leibes infolge der Gemeinschaft mit Christus gesegnet sind „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen örtern in Christo" (Eph. 1, 3). Größere Segnungen als diese gibt es nicht. Die Philister waren nach 1. Sam. 5, 1—6 in Besitz und Gemeinschaft mit der Lade. Weil sie aber nicht unter einer sühnenden Blutsvergebung standen, brachte ihnen diese Gemeinschaft mit der Lade nicht Segnungen, sondern furchtbare Krankheiten, Plagen und Tod. Wer mit der Lade, welche heute Jesus ist, nicht in der rechten Blutsgemeinschaft gefunden wird, kommt unter Gericht, wie damals die Philister. Das ist nun die Frage an uns: Haben wir dem Herrn Jesus unsere Sünden in der Weise bekannt, daß wir als verlorene Sünder zu Gott kamen und IHM die Sünden alle auslieferten? Ganz besonders solche, über die wir nicht gern mit anderen Menschen sprechen möchten, sondern sie verborgen halten. Wenn wir dieses aber noch nicht vollzogen haben, sind wir auch noch nicht zur Wiedergeburt gelangt, wodurch wir nur den Heiligen Geist empfangen, dann sind wir eben noch verlorene Sünder. Und zwar nicht nur ein wenig verloren, sondern völlig verloren, mitsamt allen christlichen Bekenntnissen. Wer aber zu Christus gekommen ist, um mit IHM in rechter Blutsgemeinschaft zu wandeln, gelangt zu großen Segnungen. Denn die Folge der Beziehung zu Jesus ist diese:

Fluch oder Segen. Entweder begegnen wir Jesus als Richter oder als Heiland. Jeder darf für sich wählen. In der Ewigkeit gibt es dann aber keine Veränderung mehr, denn wir selbst tragen heute die Verantwortung über die Entscheidung, wo wir in der Ewigkeit sein werden. Wer jedoch den Willen des Herrn wußte, aber nicht danach getan hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden (Luk. 12, 47). Kommen wir nun zu unserer Textstelle zurück und betrachten das Verhalten von David gegenüber der Lade, so fin-

den wir, daß er über die Frage der Lade nicht leichtfertig hinwegging. Es heißt in 1. Chr. 13, 1: „Und David beriet sich mit den Obersten über tausend und über hundert, mit den Fürsten." Weshalb beriet sich David, der König, mit anderen? Weil er wußte, daß in seinem Leben auch einiges schief ging. Wie falsch liegen wir, wenn wir uns in entscheidenden Dingen nicht beraten und beraten lassen wollen, zumal wir noch nicht einmal Könige sind. Darum wollen wir von David lernen: er beriet sich mit den Obersten und allen Fürsten (V. 1). Ja, noch mehr, in Vers 2 heißt es, daß die ganze Versammlung Israels einberufen wurde, und daß auch die Priester und Leviten kommen sollten. Und das alles wegen einer einzigen Sache, „um die Lade zu holen" (V. 2).

Besehen wir nun den geistlichen Zustand in Israel zu dieser Zeit, so müssen wir sagen, daß dieser furchtbar gewesen sein muß. Ähnlich wie heute in der Gemeinde Jesu weltweit der Abfall und die Laßheit wirken. Manch einer mag sagen, warum diese Behauptung? Nun, aus diesem Grund, weil die Lade nicht mehr in ihrer Mitte war! Neu-testamentlich bedeutet dies: Jesus war nicht mehr in ihrer Mitte. Können wir uns eine Gemeinde vorstellen, in der Jesus nicht zugegen ist? Wie sieht es denn heute in unseren Gemeinden aus? Laßt uns nur das Bild der Endzeitgemeinde von Laodicäa betrachten, wo wir dieses finden: Jesus steht draußen. Die Gemeinde befindet sich drinnen, der Herr aber draußen, denn in Offb. 3, 20 heißt es, daß er von außen anklopft. Folglich muß man ihn vorher hinausbefördert haben. Das ist der Zustand bei allen Gemeinden, in denen keine Menschen mehr zur Wiedergeburt gelangen. Dort ist, wie in Laodicäa, alles zu finden: von der Lauheit bis zum Reichtum. Lau, weil niemand mehr zum Herrn findet, und reich an allen Gaben. Laodicäa sagt: „Wir sind reich und bedürfen nichts mehr." Es gibt nichts, was nicht auch in Laodicäa Platz hat, von Zungen- und Gesichtsgeistern bis zu Traum- und mystischen

Geistern.

Obgleich es dort alles gibt, sagt das Wort: „Du weißt überhaupt nicht, wie arm du bist. Laodicäa, du bist der ärmste .Tropf, den es überhaupt gibt." Wir müssen das sagen, weil die Schrift es sagt, daß sie die ärmsten „Tröpfe" sind, weil sie vom Teufel belogen werden und die Lüge lieben. Wenn wir uns aber mit dem Teufel einlassen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn alles so geschieht wie in Laodicäa. Des weiteren ist in Vers 3 gesagt, daß die Lade in den Tagen Sauls (und das waren viele Jahre) nicht befragt wurde. Und das alles geschah, obgleich die Lade in ihrer Mitte war. Den gleichen Zustand finden wir auch in der Gemeinde Jesu heute. Obwohl der Herr noch gegenwärtig ist, befragt man IHN und sein Wort einfach nicht. Anstelle davon machen die Kinder Gottes, was recht ist in ihren Augen. Sobald es in einer Gemeinde so weit ist, daß jeder seine eigene Idee durchsetzen will, liegt der Zerbruch der Gemeinde vor der Tür. Gemeinschaft, auch mit Jesus, existiert nur dort, wo allseitige Unterwerfung und Unterordnung herrscht. Da geht es primär noch nicht einmal um die Frage der Richtigkeit in der Erkenntnis, sondern vordergründig um die Unterordnung der einzelnen Glieder in die Gemeinschaft. Damals war die Lade inmitten Israels, aber sie wurde nicht befragt. D. h. man gab Gott nicht die Ehre. Und wie sieht es in unserem Glaubenswandel aus, tun wir auch was recht ist in unseren Augen, oder fragen wir den Herrn? Gott erlaubt noch längst nicht zu tun, was unser alter Adam begehrt. Wenn wir auf der einen Seite bekennen, mit Christus gestorben zu sein, dann können wir auf der anderen Seite nicht mehr eine „Mund-zu-Mundbeatmung" mit dem alten Menschen durchführen. Wie mag es im Herzen des lebendigen Gottes ausgesehen haben, der zwar die Lade inmitten Israels vorfand, aber nicht befragt wurde? Es ist eine Geringschätzung Gottes, wenn wir das Wort des Herrn in unserer Mitte besitzen, aber IHN jedoch nicht befragen.

Möchten wir doch IHN und Sein Wort von ganzem Herzen lieben, und dieses in unserem Wandel und in der Unterwerfung unter die Schrift beweisen. Ja, wir sollten soweit gehen, daß wir die Heilige Schrift erforschen, bis wir wieder einen Punkt finden, den wir unserem Herrn in der Unterwerfung bringen können.

Neutestamentlich bedeutet die Nicht-befragung der Lade, daß man nicht mehr Ausschau nach Jesus hält, sondern daß jeder tut, was recht in seinen eigenen Augen ist. Die Folge davon ist, daß keine enge Gemeinschaft mehr zu Jesus besteht. Dann ist es kein Wunder, wenn die Gläubigen nicht mehr wissen, was alles in der Bibel geschrieben steht, obgleich der Herr in ihrer Mitte weilt. In Vers 4 kommt es dann zur Beschlußfassung mit der ganzen Gemeinde. Die Entscheidung lautet: mit der Lade ganz neue Gemeinschaft beginnen! DerNeu-anfang ist eine herrliche Sache. Neu-testamentlich bedeutet dies für die Gläubigen, nach einer Zeit geistlicher Trägheit und Lauheit einen Neuanfang des Wandels mit Jesus zu machen. Das war die Zielsetzung mit Israel, das ist sie mit dir und auch mit den heutigen Gemeinden. Und wenn Jesus mit dir und mit deiner Gemeinde noch nicht recht vorangekommen ist, dann ist das „Ja" für den notwendigen Neuanfang noch nicht vorhanden. Jesus will aber einen Neubruch in deinem Leben beginnen, ER will sich dir ganz neu offenbaren, nur darfst du nicht damit warten, bis der Herr anfängt, denn ER, der Herr, wartet schon lange auf dich, daß du kommst. Denn er hat es dir gesagt, daß du dich verändern sollst. Gott aber kann sich nicht verändern. Bei uns liegt es, ob Gott uns neue Segnungen schenken kann, und ob wir es IHM gewähren.

Wenn nicht ein ganz neues Feuer der Liebe für Jesus und sein Wort in deinem Herzen entbrennt, dann würdigst und befragst auch du IHN nicht, wie damals Israel in den Tagen Sauls. ER, der Herr, mag in deiner Mitte sein, aber du gibst IHM nicht die Ehre. Vollziehe es nach, der Herr will dich gebrauchen für

seinen Dienst und seine Arbeit. Aus dem gleichen Grunde des Neuanfangs nahm man zum Transport der Lade, wie es in Vers 7 heißt: „einen neuen Wagen". Alles sollte jetzt neu werden, darum auch der neue Wagen. Die neue Welle mußte auch neue Ideen beinhalten.

Der Vers 8 berichtet dann von der Freude und dem Betrieb Israels durch Musik und Gesang; ja, alles war freudig gestimmt. Da entbrannte der Zorn Jehovas (V. 10), und Ussa wurde von Gott niedergeschlagen, so daß er starb.

Was war der Grund für das Gericht Gottes? Was war eigentlich passiert? Die Rinder, welche den Wagen (den neuen Wagen) zogen, hatten sich losgerissen (V. 9). Das war der Ausgangspunkt. Es drohte nun die Gefahr, daß die Lade vom Wagen herunterfallen würde, denn schon stand sie schief. Da streckte Ussa bei bestem Wollen und Gewissen seine Hand aus, um die Lade vor dem Herunterfallen zu bewahren. Die Lade war seinem Herzen so wert, daß sie nicht fallen sollte. Die Schrift sagt aber folgendes nach dem Geschehen: „Und daselbst starb Ussa vor Gott."

Um aus dieser verworrenen Situation herauszufinden, stellen wir zuerst die Frage: Wer war an Ussas Tod schuld? Erst wenn diese Frage geklärt ist, können wir die weitere Geschichte verstehen. Danach fragen wir, weshalb Gott gleich so schwer zuschlug, daß Ussa öffentlich sterben mußte? Wir meinen doch auch, Gott hätte sicher anders reagieren können.

Als die Lade bei den Philistern war, wurde sie auch hin- und hergetragen, weil sie sieben Monate bei ihnen untergebracht war. Jedoch sterben mußte keiner von denen, die sie anfaßten. Hoffentlich erkennen wir hieraus die tieferen Zusammenhänge, daß der Gläubige längst nicht das tun darf, was der Ungläubige tut. Die Israeliten hatten es zwar gut gemeint, daß die Lade wieder neu den Platz der Ordnung in Jerusalem erhalten sollte. Aber gut meinen und der Wille Gottes sind zwei

ganz verschiedene Dinge, die wir hieraus lernen wollen.

Die Ursache zu Ussas Tod lag darin, wie es in 1. Sam. 6, 7 heißt, daß man die Lade entgegen der Weisung Gottes transportierte, und zwar auf einem neuen Wagen. Die Lade Gottes zu fahren war die Art der Philister, aber nicht Weisung Gottes.

Wenn die Heiden gottlos wandeln, schlägt der barmherzige Gott noch längst nicht zu. Wenn wir aber, die wir den Willen Gottes kennen, wie die Welt wandeln, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn Gott zuschlägt, daß auch der leibliche Tod eintreten kann.

Was sollte denn getan werden? Wie aber lautete denn die Weisung Gottes bezüglich des Transportes der Lade? Nach der strengen Anordnung Gottes mußte die Lade mit Stangen auf den Schultern von den Söhnen Levis getragen werden (1. Chr. 15. 2). Diese Weisung hatte Gott in der Thora fest angeordnet.

Eingangs hörten wir, daß die Lade die Gesetzestafeln enthielt. Und weil Gott das Gesetz als eine Last auf die Schultern Israels gelegt hatte, war nun auch die Lade mit den Gesetzestafeln auf die Schultern der Leviten zu legen, um sie so zu transportieren. Nicht technische Hilfsmittel sollten die Gesetzeslast tragen, sondern die Israeliten selbst (2. Mo. 25, 14—16). Das war eine strenge Weisung Gottes. Nicht auf Ochsenwagen, sondern von den Leviten, die Gott auserwählt hatte, sollte die Lade transportiert werden. Und weil dieses nicht befolgt wurde, machte Gott einen Bruch unter ihnen (1. Chr. 15,13). David endet in Vers 13 mit der Aussage: „Weil wir IHN nicht suchten nach der Vorschrift." Das war die tiefere Ursache für das geschehene Gericht.

Damit kommen wir zur Klärung unserer ersten Frage.

1. David war der erste und zugleich Hauptschuldige, weil er sich wie der König Saul bei Menschen, aber nicht bei Gott befrug. Ist es uns aufgefallen,

daß er den Herrn nicht fragte? Sicherlich hätte Gott zu diesem Thema etwas zu sagen gehabt, und wieviel Leid wäre erspart geblieben. Ein weiterer beachtlicher Grund war die Tatsache, daß David nicht mehr in der gebührenden Gottesfurcht vor dem Herrn lebte. Denn wir lesen in Vers 12, daß sich David erst nach dem Tode Ussas vor Gott fürchtete.

2. Schuld waren an zweiter Stelle die Leviten und Priester, welche wußten, wie die Anordnungen für den Transport der Lade Gottes lauteten, aber nicht danach handelten.

Bezeichnend ist die Mitteilung der Schrift an etlichen Stellen, daß dann, wenn das Volk Israel geistlich am Boden lag, vorher das Priestertum in gewissen Sünden gefunden wurde. Wenn im Priesterstand etwas faul war, dauerte es gar nicht lange, bis das ganze Volk flach lag.

Heute hat Gott uns gesetzt, die wir IHM gehören, als ein königliches Priestertum fürbittend heilige Hände aufzuheben für eine verlorene Welt. Ist es uns bewußt, daß so manches in der Welt bitter zugeht, weil die Gemeinde Jesu den Dienst des Herrn so schlecht versieht, gleich den Priestern im AT gegenüber Israel hier.

3. Schuldig war Ussa selbst, weil er, entgegen der Weisung der Thora, die Lade Gottes berührte, was nur den Leviten erlaubt war. Ja, in das Allerheilig-ste durfte hur der Hohepriester einmal jährlich zur Lade hineingehen.

Aber gleich dem Ussa sind auch heute Gläubige geneigt, für die Ehre des Herrn einzustehen und etwas zu tun. Sie meinen, die Ehre Gottes würde fallen wie die Lade, weshalb sie sich für die Sache Gottes groß machen und verwenden wollen. Aber gut meinen und der Wille Gottes sind auch hier ganz verschiedene Dinge. Werden die göttlichen Linien nicht anerkannt, kann Gott seinen Segen nicht geben, wie er es möchte. Wie viele Bemühungen sind auch heute in der Gemeinde Jesu umsonst, weil sich solches

nicht nach dem Gebot der Liebe Jesu vollzieht, was aberdie Vorschrift Gottes ist. Für die Wahrheit des Wortes können wir gar nicht eintreten, weil die Schrift sagt, daß alle Menschen Lügner sind (Ps. 116, 11). Wir müssen zuerst selbst durch die Liebe Jesu geformt werden, um dann in seiner Liebe zu handeln. Alles andere ist ein „musikalisches Gerät", wie damals in Israel, als sie auszogen, die Lade Gottes zu holen. Dieses Gerät finden wir in 1. Kor. 13, 1 wieder, es sind schallende Zimbeln. Wenn wir nicht in der Liebe Christi einer zum anderen stehen, sind wir kein Zeugnis, wohl aber schallende Zimbeln.

Und weil der König, die Priester und Leviten nicht recht standen, geriet 4. auch Israel, das ganze Volk, in die Schuld, weshalb einer aus dem Volke sterben mußte — Ussa. Das Wort bestätigt, daß auch das ganze Volk in den Jahren die Lade des Herrn nicht befragt hatte (1. Chr. 13, 3 „wir"). Dies aber bedeutet letztlich nichts anderes als Mitschuld des Volkes am Tode Ussas. Auch wenn heute die Gläubigen, die der Herr zu Priestern Gottes gemacht hat (Offb. 1, 6), IHM im Gebet nicht ständig nahen, geraten andere Menschen dafür in Mitschuld. Noch einmal kehren wir zu dem Ausspruch David zurück über den wirklichen Grund des Todes Ussas, wo er sagte: „Weil wir IHN nicht suchten nach der Vorschrift" (1. Chr. 15, 13b). Zwei Punkte sind es, die wir in dem Ausspruch Davids erkennen und betrachten wollen:

1. Weil wir IHN (Gott) nicht suchten.

2. Nicht nach der Vorschrift suchten.

Zu 1. Weil wir IHN nicht suchten.

Weil der Priester, weil der König, weil das ganze Volk und Ussa selbst nicht den lebendigen Gott suchten, denn keiner befragte ihn, mußte Ussa sterben, Wie wichtig ist doch die beständige Verbindung zum Herrn durch das Lesen des Wortes Gottes, das Gebet und die Aufrechterhaltung der Gemein-

schaft mit den Seinen. Der treue Herr hatte vom Himmel her keine Weisung über die Frage des Transportes der Lade den Priestern geben können, weil niemand da war, der aufrichtigen Herzens danach gefragt und gesucht hatte. Das ist auch unser Problem, und Gott läßt sogar Gerichtswege mit uns zu, wenn wir nicht nach IHM suchen. Wir wollen uns das gut merken und ins tägliche Leben mit hineinnehmen.

Das betrifft zuerst die noch nicht Erretteten in ihrer Verlorenheit, denn sie werden sich einmal in der ewigen Verdammnis wiederfinden, weil sie nicht durch das Blut Jesu von ihren Sünden abgewaschen sind. Das betrifft die Israeliten ebenso auf Irrwegen mit der Lade unterwegs nach Jerusalem, und auch heute die Gemeinde Jesu in der Verstrickung mit den mystischen Mächten. Heute jedoch schlimmer als zu irgendeiner Zeit vorher. Auch das sind Gerichtswege Gottes mit den Gläubigen: Damals die Schlangenplage in der Wüste und heute die Schlangenplage der Belastungen an den Kindern Gottes. Und das alles, weil wir IHN, das ist das Licht der Erkenntnis Gottes, nicht von Herzen gesucht haben. Gericht folgt darauf, damals wie heute. Und wir? Was unseren Wandel anbelangt, sollten wir ständig in der Buße vor einem heiligen Gott gefunden werden. Haben wir doch die Verheißung, daß der Suchende empfängt. Sobald wir Gottes Willen suchen, werden wir das Wort des Herrn hören, lesen und erforschen.

Ungehorsam liegt allein schon vor, wenn wir Seinen Willen nicht erkannt haben. Denn jedes NichtSuchen des Herrn ist zugleich eine Mißachtung göttlicher Gnade und zieht Gericht nach sich. Auf daß auch wir wissen, daß das Gericht an Seinem Hause anfängt (1. Petr. 4, 17).

Zu 2. Nicht nach der Vorschrift suchten.

So manches Kind Gottes sucht den Willen des Wortes Gottes, lebt aber gleichzeitig nicht im Willen des Herrn.

Wir fragen nun warum? Weil dem lebendigen Gott nicht nach Seiner Vorschrift, sondern nach eigenem Gedankengut gelebt wird. Es mangelt eben in bestimmten Dingen an Licht, und der Herr kann es nicht geben. ER möchte es zwar, aber ER kann es nicht, weil wir ihn nicht genug nach der Vorschrift des Wortes gesucht haben. Ja, weil man sich nicht daran hält, IHN nach der genauen Anweisung, wie ER es gesagt hat, zu suchen. Diese Vorschrift war damals das Gesetz, wonach die Lade nicht mit Rindern transportiert werden durfte, sondern von den Leviten getragen werden mußte. Dieses war Weisung an Mose, als Gott in 2. Mose 25, 40 zu ihm redete: „Auf daß du alles, alles nach dem Muster machest!" Das Muster aber hatte Gott dem Mose in deutlicher, detaillierter Form gegeben. Mit dem Rindertransport war natürlich das Muster Gottes verlassen.

Ob nun David oder das Volk viel oder wenig in der Thora lasen, ob sie viel oder wenig beteten, spielte dabei keine Rolle.

Gottes Willen erkennt man nicht allein im Lesen seines Wortes und durchs Gebet, sondern indem man nach seiner Vorschrift tut, welches sich im Verhalten und in der Treue zur Gemeinde, wie auch in der Stellung zur Welt widerspiegelt. Allein viel lesen und beten wiegt den Mangel in den übrigen Punkten nicht auf. Die Mehrleistung an Gesetzeslesungen und durch erweiterte Gebetszeit ist keinerlei Ersatz für das Bleiben in den Musteranweisungen. Darum nimmt auch das NT den damaligen Ausspruch Gottes wieder auf und sagt im Hebr. 8, 5b: „Auf daß du (du Bruder und Schwester) alles (nicht nur das Beten und das Lesen) nach dem Muster machest." Wenn du das nicht tust, lebst du im Ungehorsam. Ein diesbezüglich treffendes Wort finden wir in Ps. 119, 4: „Du hast deine Vorschriften geboten, um sie fleißig zu beobachten." Verstehen wir die Schrift hier? Wir sollen die Weisungen und Mitteilungen des NT fleißig beobachten und erforschen. Nicht nur ein oder zwei

Punkte davon, sondern alles, damit auch du alles nach dem Muster machest.

Damals galt die Weisung Gottes für die Herstellung des Zeltes der Zusammenkunft, bzw. der Hütte des Stifts und der Dinge, die darin sein sollten. Jedes Abgehen von den Musteranweisungen war ein Verlassen Gottes selbst. Und jede Nichtbefolgung der Weisungen des NT stellen heute Untreue gegen den lebendigen Gott dar. Wenn wir in den gewissen Dingen nicht gehorsam sind, nimmt Gott keinen Ersatz von uns dafür an, wenn wir auch täglich zehn Stunden die Bibel lesen würden. Wir haben nach dem Muster des NT zu leben, weil Gott es ist, der es uns gab. Nicht der Herr, sondern wir müssen dem Muster entsprechend verändert werden. Sind wir aber wirklich bereit, nach dem Muster zu tun? Und wenn du dazu bereit bist, dann mache es nicht, wie David in unserer Abhandlung tat, sondern frage zuerst Gott. Suche, was der Herr durch sein Wort redet. Ist dir die Klarheit noch nicht gegeben, dann frage die Ältesten und Verkündiger des Wortes Gottes.

Durch Nichtachtung der Vorschrift Gottes kam Ussa ums Leben, und durch Nichtachtung der Lehre des NT leben heute viele Gläubige sieglos dahin. So spricht der Herr in Hosea 4, 6: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis." Die Gläubigen wollen nicht sieglos sein, aber bis auf wenige sind sie es. Etliche sind darüber verwundert, aber die Ursache erkennen sie nicht.

In beiden Fällen ist das Muster verlassen worden, welches Gott gegeben hat, in welchem wir IHN allein ehren können.

Ussa verlor sein Leben, das Gott ihm gegeben hatte. Wir aber können anderen zum Segen sein und zum ewigen Leben behilflich werden, wenn wir zuerst nach dem Muster leben.

Unser Muster ist JESUS CHRISTUS, der Herr

Liebst du IHN, unseren Herrn, oder tust du nur, als ob du IHN lieben würdest? Nur dann hast du Jesus lieb, wenn du seine Gebote hältst, und nicht die Art der Gottlosen annimmst (wie die Philister), die nach ihren eigenen Gedanken taten, sondern wenn du nach Gottes Vorschrift tust. Das ist, was wir heute vernehmen sollen und was wir zugleich lernen müssen. Möchte der Herr Gnade schenken, daß wir uns selbst ins Licht stellen und uns ganz neu vom Herrn ansprechen lassen.

Bist du bereit, wie wir gelesen haben, seinen Willen zu suchen und nach seinen Vorschriften zu tun? Worin sieht uns der Herr treu? Wenn wir durch den Geist Gottes in seine Gemeinschaft eintreten sollen, dann werden wir erkennen und verstehen, was Jesus heute von jedem einzelnen will. Und wenn wir wissen, was ein heiliger Gott will, welchen Anlaß könnte es geben, daß wir die Vorschriften nicht nach dem Muster tun? W. B.

13

„Der Herr der Hölle

Als der Herr der Hölle wird Satan im Volksmund bezeichnet. Nicht selten wird er auch von berühmten Malern gehörnt, pferdefüßig, rundum von Feuerflammen umgeben, wie er die armen Seelen in der Glut der Verdammnis am Dreizink wohlbedacht brät, gezeigt. All solche Darstellungen entbehren nicht nur der Wahrheit, sondern sind dazu angetan, die verlorene Menschheit über den wirklichen Ernst der Dinge hinwegzutäuschen. Hinter diesen Bildern sitzt der Teufel, der sich der wissenschaftlich modernen Welt unglaubhaft machen will. Mit diesem simplen Lügenwerk hält er aber Millionen von sogenannten Christen von der Rettung durch Wiedergeburt ab.

Wer ist Satan, welche Stellung nahm er einst ein, was ist sein heutiger Stand, und wie sieht seine Zukunft aus?

a) Einst! Satan war ein Lichtengel, ein Fürst derselben, der oberste der Engel, aus der Engelfamilie derCherub. Seine Besonderheit bestand darin, daß er „gesalbt" war, Hes. 28, 14. Ähnlich wie der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, trug dieser das Bild der Vollendung in Weisheit und Schönheit. Selbst zum herrlichen Gottesgarten „Eden" hatte dieser Engeloberst Zugang, Hes. 28, 13. Die Engel selbst sind Geisterwesen und sämtlich Geschöpfe von Gott. Ihr Auftrag ist, Gott dienstbar zu sein, Hebr. 1, 14. Ihre Basis ist „Gehorsam". Gnade ist ihnen fremd. Die besonderen Eigenschaften sind „Macht".

Die beiden großen Engelarten sind

Cherubim und Seraphim. Die beiden Eigenschaften des Sohnes Gottes spiegeln sich gleichsam in ihnen Lind ihren

Diensten wider: Priestertum und Königtum. Die gleichen Darstellungen finden wir irdisch materiell in Israel und geistlich in der Gemeinde Jesu, Offb. 1, 6. Die Cherubim stehen für das Königtum Gottes und seine Aufgaben zur Verfügung; sie versehen in der an Zahl weit größten Engelart die Dienste im Königtum des Herrn. Die Seraphim stehen für den Priesterdienst Gottes und seine Aufgaben im Heiligtum (dem Tempel Gottes) zur Verfügung. Nach Jesaja 6, 2 bringen diese Engel die Anbetung vor Gott und stehen nach Vers 6 mit dem Altar des Tempels und den Vergebungsdiensten in Verbindung.

Das Bild Israels im Dienste Gottes ließ von insgesamt 12 Stämmen nur den einen Stamm Levi zum Priesterdienst zu. Die übrigen 11 Stämme unterlagen damit dem Königtum. In ähnlichem Verhältnis stehen auch die Mitteilungen des Wortes Gottes über die beiden Engelarten.

Aus diesen vorgenannten Gründen des Herrschaftsverhältnisses wurde von Gott her ein Cherub mit der Ausrüstung der göttlichen Salbung der Oberste aller Engelgewaltigen. Der Schöpfungszustand dieses gewaltigen Lichtobersten war „vollkommen", Hes. 28, 15. Sein Umhang waren Edelsteine, und die vollendete Kunst war sein Teil.

Die Veränderung der Zweckbestimmung geschah von Gott her aufgrund der „fre ien Willensentscheidung" seiner Wesen. Der gesalbte Cherub, der oberste aller Engel, erhob sich infolge seiner Schönheit Lind Weisheit in seinem Herzen über Gott, Hes. 28, 17. Auf der Basis der freien Willensent-scheidung sprach dieser Fürstenoberste

in Jesaja 14, 13: „Und du, du sprachst in deinem Herzen: 'Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben, und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleich machen dem Höchsten'." Jes. 14, 14. Das war die Sünde dieses Engelfürsten, wodurch er in der von Gott gegebenen Weise „Satan" wurde.

Die freie Willensentscheidung hat Gott den Geschöpfen eingeräumt, die dem Herrn Ehre und Anbetung zu bringen haben. Weil Gott die Anbetung zusteht, hat Gott auch ein Recht darauf. Die höchste Anbetung empfängt Gott von den Geschöpfen, die auch die Möglichkeit der Verweigerung — das „Nein" — haben. Sobald Gott sein Lob von den Geschöpfen mit der Entscheidungsmöglichkeit „Nein" erhält, wird der Herr mit der größten Ehre bedacht. Nicht allein die Engelwelten besitzen die freie Willensentscheidung, sondern auch die Menschen. Im NT mußte der Herr Jesus über das Volk Israel klagen: „Wie oft habe ich dich versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" Matth. 23, 37. Die freie Willensentscheidung hat mit dem Hinabwurf Satans nicht nur ein Drittel der Engel in den Abgrund gerissen. An dieser Entscheidung stehen auch heute Millionen von Menschen —

…..wer da will, der komme und

nehme das Wasser des Lebens umsonst." Offb. 22, 17. Das ist die Situation über Verlorenheit und Errettung in der Gemeindezeit. So wird es auch am Ende der tausendjährigen Segnungen sein. Alle jene, die mit dem Gog und dem Magog heraufkommen, um Jerusalem zu umzingeln (Offb. 20, 8—9), werden dafür eine persönliche Entscheidung treffen müssen. Gott nimmt alle unsere persönlichen Entscheidungen sehr ernst. Gott ist die höchste Anbetung dann gebracht, wenn wir dem Herrn auf der Basis der freien Willensentscheidung unser Lob bringen. Dieser Tatbestand wird auch zukünftig so

bleiben.

Die Folge der Selbsterhöhung Satans war der gottgewollte Niederwurf auf die Erde, ja, in Erweiterung hiervon bis in die tiefste Grube, Jes. 14, 15.

Der vom Wort Gottes gelehrte vierfache Fall Satans untergliedert sich wie nachstehend benannt:

1. Fall

Wegen Uberhebung wurde der Bösewicht vom Himmel herabgeworfen. Sein Aufenthaltsbereich ist nach Epheser, Kap. 2 seither der Luftraum.

2. Fall

. . . erfolgt wegen des Streites im Himmel, wo der Teufel mit seinem Anhang einen Kampf entfacht. Der Zeitpunkt wird nach Offb. 12, 9 die Gerichtszeit sein. Der Herabwurf bringt den Himmelsterroristen auf die gerichtsreife Erde.

3. Fall

. . . dürfte nach der Offenbarung Jesu als Richter (Offb. 19) auf der Erde am Ende der Gerichtszeit sein, wo der Feind nach Offb. 20, 3 in den Abgrund geworfen wird.

4. Fall

. . . bringt den Teufel nach einer großen Verführung am Ende des Tausendjahrreiches (Offb. 20, 10) in den Feuer- und Schwefelsee, welcher für ewige Zeiten die Hölle darstellt.

Die Veränderung Satans nach der Auswirkung aufgrund des Sündenfalles

verhält sich sowohl bei ihm selbst als auch bei den mitgefallenen Engeln so, daß solche mit größter Lichtmacht jetzt die maximale Finsternismacht besitzen. Damalige Engel mit untergeordneter Macht im abgefallenen Zustand der Finsternis besitzen auch eine entsprechend kleinere Macht. Aufgrund dieser Botmäßigkeit ist der einstige gesalbte Oberste der Engel nunmehr der Satan und der Teufel mit der größten Finsternismacht. Sein Begehr, sich über Gott zu erheben (Jes. 14, 14), hat ihn auch zu einem Gott werden lassen. Es ist der Gott dieser Welt, 2. Kor. 4, 4. Sein Abfall hat ganze Fürstentümer mit in den Abgrund gerissen. Ebenso finden

wir auf der Feindseite auch Gewalten (Gewaltige) Kol. 2, 15. Der Finsternis-Staat wird mit einem Reich verglichen, von dem der Herr Jesus sagt, daß sein (Jesu) Reich nicht von dieser Welt sei, Joh. 18, 36. Das Königreich der Finsternis wird von einem König beherrscht. Sein Name ist Abadon, d. h. Verderber. Es ist nach Offb. 9, 11 der Engel des Abgrundes. Der Verderber ist Satan als König der Sünde und des Bösen. Zu seinem Königreich zählen große und kleine Fürstentümer.

Das Fürstentum in der Finsternis besteht je nach Größe aus einer Anzahl abgefallener Engel, welche die Bibel auch Dämonen nennt. Diese sind dem jeweiligen Obersten eines solchen Für-stentumes — einem Fürsten — unterworfen.

Gewaltige in der Finsternis haben die große Macht eines Fürsten, treten aber meist allein auf und besitzen nicht, wie bei den Fürstentümern, die Untergebenen.

Ihre gewaltige Ideologie ist die Lüge mit der Zielsetzung einer weiteren Zerstörung der Schöpfung Gottes, insbesondere der Menschen, weil diese für Satan eine Herausforderung darstellen, denn sie sind ja nach dem Bilde Gottes geschaffen und stellen die Krone der Schöpfung dar. Der aktive Kampf richtet sich allerdings zuerst gegen Gott und seine Pläne.

Die geistige Darstellung finden wir in der Nachäffung der Ordnung Gottes. Danach ahmt Satan die Trinität nach: Der Vater im Himmel — Vater derLüge (der Teufel);

Der Sohn vom Himmel — Sohn von der Erde (Sohn des Verderbens); Der Heilige Geist — Der falsch Prophet (Redner der Lüge). (Die Trinität Satans bezeugt u. a. die Offb. in Kap. 16, 13.) Der von Gott beabsichtigten Zeugung durch den Heiligen Geist bei Jesus, unserem Herrn, steht der von Satan im Fleische gezeugte Sohn des Verderbens gegenüber.

Der Rettung der Seelen bei Wiedergeburt und Innewohnung durch den Hei-

ligen Geist stellt der Teufel eine Innewohnung im Fleische gegenüber. Diese Innewohnungen Satans in Menschen geschehen gottwidrig. Das Machtreich Satans vergeht infolge des Sieges unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus über alle Finsternis. Hierdurch ist nicht allein der Schlange der Kopf zertreten worden, sondern das Gericht über diese Mächte wird im Evangelium verkündigt. —

b) Jetzt! ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden, Joh. 12, 31. Solches geschah, als der Herr für uns den Tod auf sich nahm. Zwar verführt der Bösewicht die Menschen immer mehr mit tollen Lügen. Überdies bestätigt Gottes Wort die Zunahme der Macht Satans am Ende der Zeit heutiger Tage. Dennoch besteht die Verheißung Gottes in Römer 16, 20, daß der Gott des Friedens in kurzem den Satan unter unsere Füße zertreten wird.

c) Zukunft! gibt es für Satan nicht, „für den Bösen wird keine Zukunft sein", Sprüche 24, 20.

Die Wiederkunft Jesu zur Heimholung seiner Gemeinde bringt für Satan zunächst eine gewaltige Machtentfaltung. Aber diese wird nur ganz kurze Zeit währen. Denn am Ende der siebenjährigen Gerichtszeit kommt der Herr Jesus in der Herrlichkeit des Vaters sowohl mit uns als auch mit allen heiligen Engeln vom Himmel her, 2. Thess. 1, 8—10, auch Offb. 19. Dann kommt der Satan für 1000 Jahre in den Abgrund, Offb. 20, 3. Die Loslassung am Ende der 1000 Jahre läßt ihn dann dem Feuer- und Schwefelsee übergeben sein, Offb. 20, 10.

Die Frage bleibt allerdings offen, ob die mit dem Satan im Abgrund eingeschlossenen Dämonen auch mit dem Teufel losgelassen werden, oder ob sie bis zur Aburteilung Satans im Abgrund bleiben. Sicher ist lediglich die Aussage der Schrift in 1. Kor. 6, 3, daß wir diese abgefallenen Engel richten werden.

Damit kommen wir wieder zum Anfang der Betrachtung und fragen: Welche

Rolle spielt der Teufel in der Hölle? Benützt ihn Gott auch dort wegen seiner vielen Sünden für das Strafgericht an den Verlorenen — ähnlich wie der Teufel beim Hiob das Werk ausführte — oder bei Paulus in 2. Kor. 12, 7? Vielleicht bist du der Auffassung: Weshalb sich über Dinge den Kopf zerbrechen, die uns gar nichts angehen!? Gewiß betreffen uns, die wir errettet sind, nicht die Höllenqualen des Teufels. Gottes Wort gibt darüber aber ganz klar Mitteilung. Gottes Wort wird uns auch dann nicht zum Schaden, wenn wir die Bibel erforschen, wo es uns nicht direkt betrifft.

Die Lösung finden wir wieder in Jesaja 14

In Vers 9 wird von der Bewegung in der Grube geredet, die seine Ankunft auslöst.

Vers 10. „Sie alle heben an und sagen

zu dir: .Auch du bist kraftlos geworden wie wir, bist uns gleich geworden'!" Im Feuersee werden alle die gleiche Macht haben: „kraftlos" ist ihr Ausdruck. Von einem Herrn der Hölle kann dann vom Bösewicht nicht mehr geredet werden.

Wer ist nun Herr über die Hölle? Es ist Jesus Christus, der da richten wird Lebendige und Tote, 2. Tim. 4, 1. Dieser Jesus ist der von Gott verordnete Richter, Apg. 10, 42.

IHM müssen alle Rechenschaft geben, 1. Petr. 4, 5,

DENN:

„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung." Offb. 5, 12.

UND:

„Der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit." Offb. 14, 11.

W. B.

14

Die Schuld der Väter an Kindern

Gibt es in der Zeit des Evangeliums der Gnade (Apg. 20, 24) eine Heimsuchung der Schuld der Väter an den Kindern?

„Die Seele, welche sündigt, die soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen, und ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes mittragen" (Hesekiel 18, 20a).

Des öfteren wird die obige Bibelstelle dafür herangezogen, daß es für Kinder Gottes keine erbsündliche Heimsuchung in der Zeit der Gnade gäbe. Nicht selten erfolgt die Auslegung noch in der Weise, der Herr Jesus habe am Kreuz von Golgatha letztlich unser Gericht auf sich genommen, weshalb sich eine Heimsuchung von Sünde aufgrund der Schuld der Väter an den Nachkommen erübrige. Hierzu möchten wir sagen, daß diese Exegese nicht nur falsch, sondern vom Feind inspiriert ist, wie wir gleich sehen werden. Der Herr Jesus hat am Kreuz nicht unser Fleisch des Todes verbessert oder erneuert, es vielmehr aber im Tode belassen! Das, was unser Herr auf Golgatha vollbrachte, war keine Fleischesverbesserung, wohl aber „Seelenrettung". Wer also Fleisch und Seele nicht unterscheiden kann, sollte gutgemeint schweigen, dafür jedoch lernen. Das Fleisch der Kinder Gottes ist genauso verderbt wie das der Ungläubigen, weshalb Gottes Wort den Gläubigen Weisung gibt: „Haltet euch der Sünde für tot" (Römer 6, 11). Würde unser Fleisch gottwohlgefällig sein, brauchten wir dieses nicht im Tode zu halten. Damit ist aber die

sündliche Erbseite von Adam am Fleische bewiesen. Dies bestätigt auch Paulus im Brief an die Römer, Kap. 5, 12! Das NT lehrt also den verbliebenen gottfernen Zustand unseres Fleisches auch nach Golgatha und die Möglichkeit der Errettung. Hinsichtlich der feindlichen Anrechte und der Verlorenheit des Fleisches bleiben die AT-Aus-sagen bestehen.

Darum gilt auch heute noch die Aussage des Wortes Gottes in 2. Mose 20, 5b, daß Gott die Ungerechtigkeit der Väter „heimsucht" an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede derer, die IHN hassen. Wenn wir fragen, was das „Hassen" beinhaltet, kommen wir zweifellos zur Sünde. Denn Sünde ist eine Haßäußerung gegen Gott, ob wir diese wollen oder auch nicht. Jede Sünde ist gegen Gott gerichtet. Dennoch gibt es Unterschiede innerhalb der Sünde selbst. So lehrt auch das Wort in 1. Kor. 5, 13, einen solchen „hinauszutun". Nicht aber soll bei anderen Sünden (z. B. übler Nachrede) hinausgetan werden. Die übelste Sünde in unseren Augen mag der Mord sein, nicht aber so bei Gott. Denn wegen Mord und Massenmord hat Gott keines der Völker ausgerottet, wohl aber wegen der wahrsagerischen Greuel (5. Mose 18, 12—14; 19, 1; 12, 29)! Damit steht fest, daß der Okkultismus die übelste Sünde ist, die es in den Augen Gottes gibt. Was aber meint nun das Wort in Hes. 18, 20, wonach ein Sohn die Ungerechtigkeit des Vaters nicht tragen soll? Es ist jedem Bibelleser bekannt, daß Gott bei bestimmten Sünden im AT sowohl die schuldigen Eltern als auch

die „unschuldigen Kinder" dieser im Gericht umkommen ließ. Denken wir nur an Korah oder an Achan; in beiden Fällen kamen die Kinder mit ins Gericht, weil Eltern oder Elternteile gesündigt hatten.

Dann kam aber eine Zeit, in welcher Gott nicht mehr die väterliche Schuld an den Kindern vollziehen wollte. Dies geschah nach Weisung Gottes in 5. Mose 24, 16. Und hier in Hesekiel wird der Tatbestand lediglich durch den Propheten noch einmal wiederholt. Bezeichnend jedoch ist, daß es in der Hesekiel-Stelle nicht um Heimsuchung allgemein, sondern um „sterben" geht! Beachten wir dies bitte bei Achan und der Rotte Korah, wie auch bei der Stelle in 5. Mose 24, 16. Da handelt es sich ausschließlich um „sterben" (Hes. 18, 21)! Hingegen Heimsuchung von 2. Mose 20, 5b nicht unbedingt das Sterben zum Gegenstand hat. Eine Heimsuchung ist gerade in heutiger Zeit die Belastung und Bindung der Gläubigen in den letzten Tagen vor der Wiederkunft des Herrn. Darum kann die Themenstelle von Hes. 18 überhaupt nicht als eine Beweisführung an den Kindern Gottes heutiger Tage herangezogen werden. Bei der Hesekiel-18-Stelle handelt es sich in der Äußerung der väterlichen Schuld um das: „Sterben". Diese Weisung hat heute in der Hinsicht keine Anwendungsbereiche erbsündlicher Heimsuchung. Die Schriftstelle in 2. Mose 20, 5b aber trägt auch heute noch den Charakter der Gegebenhei-

ten, wenngleich die väterliche Sünde Adams auch an uns noch vollzogen wird: im Tod. Das, was die Heimsuchung von 2. Mose 20 ausdrückt, hat primär nichts mit „sterben" zu tun, wohl aber mit Gerichtsfolgen Gottes der Heimsuchung durch feindliche Belastungen und Bindungen. Auch hier sehen wir die Wichtigkeit, eine Bibelstelle (Hes. 18, 20) nicht aus dem Zusammenhang herauszunehmen, um eine Sonderlehre aufzubauen, vielmehr aber den Vers 21 einzubeziehen, wonach es sich hier ausschließlich um „sterben" handelt.

Wenn aber das NT lehrt, daß das, was der Mensch sät, er auch ernten wird (Gal. 6, 7), so sind wir gefordert, der Schrift auch zu glauben. Wenn unsere Voreltern Greuelsünden gesät haben, können die Nachkommen bestenfalls die Frucht von daher empfangen, und das sind meist versteckte, aber tiefe Belastungen. Letztlich tragen doch die Kinder das Fleisch ihrer Voreltern. Was gibt es da, sich noch zu widersetzen? Das ist doch die Lehre der Schrift. Zwar hat der Herr am Kreuz einen so großen Sieg errungen, daß wir bei rechter Glaubens- und Bußhaltung aus der Bindung herauskommen können und sollen. Nicht aber liegt im Opfer Jesu, weil wir zum Glauben gekommen sind, eine Automation der Befreiung. Der mächtige Gott wolle uns auch darin Licht geben, damit Sein Name verherrlicht werde. W. B.

15

Ist Gott vergeßlich?

Hebräer 10, 17

Ein hochinteressantes Thema, welches uns viel Licht und Erkennen über die Tiefen Gottes offenbart (1. Kor. 2, 10). Möchte der wunderbare Gott uns Herz und Sinne öffnen, das Licht Seiner Gnade durch das Wort erfassen zu lassen.

Gehen wir von der Schrift Gottes in Kolosser 3, 13 aus:…..euch gegenseitig

vergebend . . . wie auch der Christus euch vergeben hat, also auch ihr", so wird uns gezeigt, wie wir einander in der Vergebung gegenüberzustehen haben. Zu dieser gegenseitigen Vergebung („wie auch der Christus euch vergeben hat") sind wir verpflichtet, sobald jemand meint, Klage wider den anderen zu haben. Die allgemeinen Probleme in der Gemeinschaft von Gläubigen, bis hin zu Zank, Streit und Zerwürfnis, sind nur dort, wo nicht vergeben wird, wie auch der Christus uns vergeben hat. Vom Grundsatz her finden wir, noch bevor die genannten Un-heiligkeiten in Erscheinung treten, wohl immer den Mangel an Liebe unter den Erretteten. Zwar erwarten alle Beteiligten diese Jesusliebe vom anderen, wo aber sind jene, die diese Liebe bringen? Genau deshalb erzeigt man diese Liebe nicht dem Nächsten, Weil man sie nicht in der Weise besitzt. Dabei hat der Herr uns doch das neue Gebot der Liebe gegeben (Joh. 13, 34). Obgleich es ein Gebot des Herrn ist, wird in Ermangelung dieser Christusliebe kaum noch ein Herz der Gläubigen in Beugung und Buße gebracht. Vielleicht fällt die Vergebung in „den letzten Tagen" darum so schwer, weil wir dem Herrn Jesus so unähnlich geworden

sind. Sollen wir uns doch in Sein Bild verwandeln lassen. Dem Nächsten nicht vergeben können oder wollen, ist Un-ähnlichkeit gegenüber Christus. Zwei Brüder lebten vor Zeiten in tiefem Streit, so daß sie sich auch nicht mehr grüßten. Mit einem der beiden kam i'ch ins Gespräch über die Ursachen jenes Mißstandes. Gegen Schluß unserer Unterhaltung sagte dann dieser Bruder folgenden Satz, der mich aufhorchen ließ: Wenn der andere Bruder zu mir kommt, bereut und um Vergebung bittet, will ich ihm vergeben. Über diese Worte, die sehr vergebungsbereit klingen, war ich zutiefst erschrocken. Die Heilige Schrift redet doch ganz anders, sie sagt: Liegt Klage vor, so vergebet! Wie sollen wir dann vergeben? Nun, wie auch Christus euch vergeben hat. Wie hat uns denn der Christus vergeben? Völlig und ohne die Bedingung der Buße. ER tat das Werk der Vergebung am Kreuz, ohne daß wir zuerst bereut und um Vergebung gebeten haben. Gott vergibt uns so vollkommen, worin unserer Sünden nie mehr gedacht werden soll. Auch gibt ER so ganz „willig" (die Vergebung) und wirft nichts vor! (Jakobus 1, 5.)

Sobald wir sagen: Bruder und Schwester, wir wollen uns vergeben, oder ich vergebe dir, dann ist es doch letztlich nur die Frage von Zeit, wann wir der vergebenen Sünde'zum Nächsten hin uns wieder erinnern. Spätestens sobald wir aber meinen, derNächste hätte sich erneut gegen uns versündigt, lodert das Feuer der Erinnerung hellwach auf, Weshalb ist dann die Erinnerung wie-

der da? Weil wir zwar vergeben haben, jedoch nicht wie der Herr uns vergeben hat. Solange im Herzen der kleinste Funke von Nachtragen geduldet wird, leidet die Bruderliebe in der Anwendung hin zur Vergebung untereinander. Wenn wir in den Unterhaltungen mit Gläubigen (auch unter vier Augen) wieder und wieder die Dinge erwähnen, haben wir nicht vergeben (Sprüche 17, 9). Selbst zum Ausdruck gebrachte besondere Demutsformulierungen können aus der mangelnden Vergebung resultieren.

Uberall dort, wo nicht vergeben wird, gleichwie der Christus uns vergeben hat, steht die Suche nach eigenem Recht im Vordergrund. Demütige Wortfolgerungen können über den wahren Zustand der Gläubigen nicht hinwegtäuschen. Der andere soll falsch gehandelt haben, darum suchen wir das Anerkenntnis des eigenen Rechts vor Menschen. Hingegen sagt die Schrift: „Euch gegenseitig vergebend, wie der Christus euch vergeben hat, also auch ihr." Viele Gläubige können deswegen nicht wie der Christus uns vergeben hat handeln, weil ihre Gedanken mit dem angeblich falschen Tun des Nächsten beständig beschäftigt sind. Das Zeitopfer hin zu den negativen Dingen in Gedanken läßt solche im Götzendienst gefunden werden. Hier kommen Bindungen zustande, die das Glaubensund Geistesleben der Rechtsuchenden blockieren. Die Nichtbereitschaft zur Vergebung sieht Gott oft als härtere Sünde als die Ursachen, die einer notwendigen Vergebung untereinander vorausgehen mögen. Solange ich also auf den anderen warte, daß er bei mir um die Vergebung bittet, „habe ich ihm noch nicht vergeben." Und solange Ich noch nicht vergeben habe, wird auch der himmlische Vater mir nicht vergeben (Matth. 6, 15).

a) Die Wirkungen der Vergebung Gottes im Lichte der Bibel zu uns

Das Werk Gottes durch Golgatha ist so gewaltig, vollkommen und groß, daß wir ganz kurz darauf eingehen wollen.

Ein verlorener Sünder, gleich wieviel Sünden er aufzuweisen hat, empfängt dann, wenn in Aufrichtigkeit des Herzens darum gebeten wird, völlige Vergebung (1. Joh. 1, 9). Ganz sicher vermögen wir nicht alle Sünden des Lebens zu bekennen, da wir viele Sünden aus der Kindheit und auch später nicht mehr in der Erinnerung haben. Des weiteren bleibt eine Anzahl der Sünden aus unserem Leben ungerichtet, weil wir meinten, in Gottes Augen sei dies anders und waren uns der Wirklichkeit nicht bewußt. Darum setzt Gottes Vergebung dort ein, wo die harten Herzen erschüttert werden, um die Sünden in der von Gott erkannten Form hinwegzutun. „Daher vermag er auch völlig zu erretten" (Hebr. 7, 25). Der Kaufpreis unserer Errettung liegt in der Lebensgabe Seines Opfers des Leibes am Kreuz. Das Mittel der Reinigung von den Sünden finden wir in Seinem Blute. Wir lesen z. B. in Offb. 1, 5: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute . . ." Das Blut Jesu wäscht uns also rein von Sünden. Gott schaut uns dann so, als ob wir gar nicht gesündigt hätten. Ja, Er vermag uns „tadellos darzustellen mit Frohlocken" (Judas 24). Ebenso finden wir die ähnliche Aussage in Eph. 5, 27 in bezug auf die Gemeinde in der Ganzheit.

Aufgrund völliger Vergebung und völliger Errettung in Christo haben wir eine Gotteswirkung durch alle Ewigkeiten. Die Seite des Menschen ist also gänzlich geklärt und zwar so, daß unsere Sünden uns nie mehr Problem sein werden. Der Herr will dieser unserer Sünden nie mehr gedenken. Sie haben damit gleichsam einen ewigen Abschluß gefunden. Niemals wird uns der Herr die Gesetzlosigkeiten in der Ewigkeit an den Kopf werfen: „wirft nichts vor" (Jak. 1, 5). Mit geradezu gegebener Selbstverständlichkeit erwarten wir ein solches Verhalten vom Herrn. Würdig wandeln wir jedoch, wenn auch wir einander vergeben, wie der Christus uns vergeben hat. Ob unser Herr uns in dieser Würde der Erretteten erkennen kann?

Oft hören wir unter den Menschen Worte wie: „Vergeben habe ich ihm, aber vergessen kann ich die Sache nicht."

b) Die Wirkungen unserer Sünden hin zu Gott

(Es ist beabsichtigt, die Gedankengänge in einer Art Frage und Antwort darzulegen.)

Frage: Kann der lebendige Gott unsere Sünden vergessen?

Antwort: Nein, denn Gott ist nicht „vergeßlich" wie wir Menschen. Gott ist auch nicht vergeßlich infolge Seines Alters (Daniel 7, 9). Niemals kann Gott unsere Sünden vergessen.

Frage: Wer sagt denn, daß Gott vergißt?

Antwort: Der Gesetzlose (Psalm 10, 4) spricht in seinem Herzen: Gott vergißt . . . niemals sieht er's (Psalm 10, 11).

Frage: Was ist Vergeßlichkeit? Antwort: Die Ungerechtigkeit, die es aber bei Gott nicht gibt (Hebr. 6,10).

Frage: Will Gott irgendwann unserer Sünden noch einmal gedenken?

Antwort: Nein, nie mehr wird ER der bekannten Sünden gedenken (Hebr. 10, 17).

Frage: Bedeutet nicht mehr der Sünden gedenken wollen etwa so viel wie, daß der Herr diese nicht gesehen hat?

Antwort: Doch, Gott kann Sünden sehen (5. Mose 23, 14; Sprüche 24, 18).

Frage: Sieht der heilige Gott die Sünde so wie wir sie sehen?

Antwort: Nein, ER nimmt die Sünde wahr und verhüllt Sein Angesicht davor (Jes. 59, 2). Zwar entgeht Gott nicht die kleinste Sünde, jedoch nimmt Gott nicht teil durch Gemeinschaft der Gegenwart, was bei uns Menschen der Fall ist.

Frage: Hat die Vergebungskraft des Blutes Jesu hinsichtlich unserer Sünden nicht auch bei Gott reinigende Wirkung?

Antwort: Nein, das Lammesblut hat nur Reinigungsmacht in der Beziehung

zu uns, nicht aber zu Gott (Uoh. 1,7b). „Und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt ,uns' von aJler Sünde."

Frage: Hat sich Gott durch unsere Sünden, die ER sehen mußte, verunreinigt?

Antwort: Nein, denn Gott hat keinerlei Gemeinschaft mit den Sünden. Doch uns, die wir gesündigt haben, sind sie abgewaschen.

Frage: Welche Beziehungen hat Gott zu unseren vergebenen Sünden?

Antwort: Der Herr hat sie gesehen, und was Gott gesehen hat, ist nicht mehr zu beseitigen oder zu verleugnen. Vielmehr haben wir es mit den Maßstäben göttlicher Gerechtigkeit zu tun.

Frage: Hat der Herr Sein Volk darin gewarnt?

Antwort: Ja, ER läßt Israel durch den Propheten Jeremía, Kapitel 13, 27, warnen und sagt: „Deine Greuel habe ICH gesehen"; zuvor redet der Vers von Ehebruch und Hurerei. Der Herr aber hatdieGreuelgesehen. Damitsind durch unsere Sündenhandlungen Tatsachen geschaffen worden, die nie mehr zu beseitigen sind. Ist es nicht furchtbar, daß keine unserer Sünden vor Gott verschwindet, sondern diese für alle Ewigkeiten existent bleiben? Jede einzelne Sünde bleibt im Auge Gottes ewiglich und kann nicht rückgängig gemacht werden. Es genügt, daß der Allmächtige diese Dinge gesehen hat.

Frage: Sieht uns Gott in der Ewigkeit noch in den Dingen, die ER einst an uns bezüglich der Sünde sah?

Antwort: Nein, denn der Herr will der Sünden später nie mehr gedenken. Zwar kann der Allmächtige, um der Wahrheit willen, die gesehenen Sünden nicht ungesehen machen, aber in Gottes Gedankenfeld hat der Herr eine Sperre eingelegt, daß ER der begangenen Sünden niemehr gedenken will. Die Tatsache, daß der Herr unserer Sünden nicht mehr gedenkt, ist geradezu der Beweis dafür, daß Gott sie zwar gesehen hat, doch der Zustand ansonsten nicht zu verändern Ist, als über die Dinge unserer Schuld olnfnch olno Ab-

Sperrung einzulegen. Dies Nicht-mehr-Gedenken-Wollen gründet sich jedoch allein auf den kostbaren Preis des Opferblutes Seines geliebten Sohnes. Ansonsten hätte Gott keine Veranlassung, eine solch tiefgreifende Beiseitesetzung des eigenen Gedankenraumes vorzunehmen. Mit anderen Worten könnten wir sagen, der Herr stellt in Seinem eigenen Gedankengut ein Stück (jenen Teil unserer Sünden) unter Hausarrest. Infolge der Gotteseigenschaft des Allmächtigen bleibt dann auch das Gedenken an unsere Bosheit ausgesperrt. „Nie mehr" ist die Formulierung der Schrift dahingehend. Wie groß ist doch unser Gott, und wie gewaltig liebt ER die Seinen bis in alle Ewigkeiten.

c) Allgemeines

Aus den gegebenen Erläuterungen wird uns die ganze Tragweite der Sünde ersichtlich. Mit welch einer Sorgfalt sollte darum der Wandel der Heiligen geschehen. Soweit wir von neuem geboren wurden, haben wir auch Vergebung in des Lammes Blut. Der treue Herr hat für die Seite des erretteten Sünders „alles" getan, was zurungetrübten Gemeinschaft erforderlich ist. Wie soll-

ten wir da angesichts noch vorhandener Sünden beten: „Herr, gib mir^einen Haß gegen meine Unheiligkeiten." Denn bei Gott geht nichts verloren, und vergessen kann der Herr nicht. In diesem Zusammenhang soll unsere menschliche Vergeßlichkeit festgestellt sein, wozu auch Ungerechtigkeit paßt. Nur weil wir von Natur aus ungerecht sind, leben wir in Vergeßlichkeit. Ja, Gott vermag, unsere Vergeßlichkeit in Segen zu verwandeln. Denn sobald ich dem Nächsten aus tiefem Herzen vergebe, werde ich auch meine Gedanken in dieser Sache dem Feinde nicht mehr zur Verfügung stellen. Hierdurch „vergesse" ich die Sünden des anderen. Wir behalten das Gehörte doch nur solange in Erinnerung, inwieweit solches durchdacht wird. Hört unsere Gedankenbeschäftigung damit auf, beginnt gleichzeitig das Vergessen derSünden. Insofern ist unsere Vergeßlichkeit durch Gottes Gnade unter Segen gestellt. Wir können dem Herrn Jesus, wie auch uns und dem Nächsten, keinen größeren Dienst als die Vergebung erweisen, d. h. sie zu praktizieren: „wie auch der Christus uns vergeben hat." Möchte der Gott aller Barmherzigkeiten uns christusähnlicher werden lassen, zum Lobe unseres himmlischen Vaters.

W.B.

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Auslegungen des Wortes Gottes – Heft3

I N H ALT:

(Alle Bibelstellen nach der Elberfelder Bibelübersetzung)

Seite

1 Die Mauern Jerusalems

Jesaja 62, 6—7

2

2 Das 2. Zeichen Jesu in Galiläa

Johannes 4, 46—54

6

3 Was meint die Schrift mit Meer?

Offenbarung 20, 13

10

4 Das Geschick des Menschen

Prediger 12, 5—7

12

5 Empfanget den Heiligen Geist

Johannes 20, 22—23

19

6 Prophйtie und Weissagung

2. Petrus 1, 21

25

7 Jene, die der Herr nicht kennt

Matthäus 7, 22—23

29

8 Gesetz und Freiheit

9 Blutschuld bei Kindern Gottes?

Kolosser 2, 20 Hesekiel 3, 18

31 36

10 Behauene und unbehauene Steine

2. Mose 20, 25; 1. Könige 6, 7

39

11 Unterschied von Geist Gottes und Heiligem Geist

42

12 Warum Simson den Löwen zerriß

Richter 14, 5—6

47

13 Der Blutbräutigam

2. Mose 4, 24—26

51

14 Bedeutung, weshalb Mose den Felsen zweimal schlug

2. Mose 17; 4. Mose 20

54

15 Typografie

2. Samuel 16, 5—14

f

57

1

Die Mauern Jerusalems

Jes. 62, 6—7: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnet euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem befestigt und bis er es zum Ruhme macht auf Erden!" Der Prophet Jesaja war von Gott beauftragt, die Textworte an das Volk Israel zu reden. Darum will der Prophet nach Vers 1 nicht schweigen über Jerusalem, bis die Gerechtigkeit in der Stadt Gottes wie Lichtglanz hervorbricht. Dann stellt er bis zum Vers 5 das innige Verhältnis Gottes mit Israel heraus, daß Tage kommen werden, wo der Herr sich an seinem irdischen Volke der Verheißung freuen wird. In der Zeit dieses Propheten fand sich ein geistlicher Tiefstand in Israel, wie er in der Gemeindezeit nur mit unseren heutigen Tagen verglichen werden kann. Wegen des Abfalles seines Volkes hat Gott Maßnahmen angekündigt, auf die Mauern Jerusalems Wächter zu stellen.

DIE MAUERN haben einen bestimmten Zweck. Meistens dienten solche zum Schutze eines Ortes gegen den Feind. Die Mauern sollten stark und hoch ausgebildet sein, damit die Feinde große Mühe hatten, um nicht in die Stadt einzudringen. Und wenn schon die Feinde kamen, dann trennte die Mauer jene Bewohner der Stadt von den Feinden. Deshalb mußte die Stadt ringsum, und nicht nur an einer Seite, von Mauern geschlossen sein. Der König David sagt es uns in Psalm 122, Vers 3: Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich „geschlossene" Stadt. Es kam darauf an, daß keine offene Stelle in der Mauer war. Die Art der

Mauer war also die Sicherheit der Bewohner.

JERUSALEM heißt Gründung des Friedens. Es ist die Stadt der Auswahl des alleinigen Gottes. In Psalm 76, Vers 2 wird sie auch Salem und Zion genannt. Selbst Melchisedek wird in Hebräer 7, 1—2 als König von Salem bezeichnet. Weiterhin wird sie die Königsstadt geheißen, weil das Königtum Israel dort den Herrschaftssitz hatte. Es war die Hauptstadt Judas und das Zentrum Israels; denn in dieser Stadt befand sich der Tempel mit dem Heiligtum. Dort floß das Sühnungsblut der Opfertiere für die Sünden im Alten Testament.

Das Tierblut konnte zwar keine Sünden wegnehmen, dafür aber auf Zeit zudek-ken. Jerusalem war demnach der Ort der Segnungen, der Ort der Vergebung, und aus ihr kam das Heil. Der Frieden mit Gott wurde dort gegründet, und die Königsstadt steht heute noch in der Verheißung:

„Denn Jehova wird Jerusalem noch erwählen" (Sach. 1, 17). „Jehova wird König sein über die ganze Erde" (Sach. 14, 9).

Die Untreue der Kinder Israel gegen den Herrn der Heerscharen hat bewirkt, daß sie nicht wachten und beteten, wie Gott dies alles im Wort gesagt hat. Die Folge war, daß man sich zwar auf die Mauern verließ, die Wächter aber waren eingeschlafen. Darum kam der Feind in einer Stunde, in welcher sie es nicht meinten und zerstörten die Stadt mit ihcen Mauern. Seither gibt es keinen Schutz für Jerusalem. Die Stadt liegt am Boden, zertreten vom Feind. Soll die Zertretung immerzu währen? NEIN! Wie lange denn? Bis die Zeiten

der Nationen erfüllt sind, bis die Wahrheit über die Stadt ausgesprochen sein wird. Jerusalem wird dann genanntwerden: „Stadt der Wahrheit" (Sach. 8, 3). Der, welcher die Wahrheit in Jerusalem neu aufrichten wird, ist ihr König. ER selbst ist auch die Wahrheit, von der Pilatus frug, was Wahrheit sei. Was sollen wir bis dahin tun?

Bittet um die Wohlfahrt Jerusalems!

„Es gehe wohl denen, die dich lieben!" (Psalm 122, 6.)

Die Mauern sind lange schon niedergerissen. Ein winzig kleiner Rest ist verblieben. Er reicht gerade dazu, die Stimme der Klage erheben zu lassen. Jerusalem, heute noch hörst du die Stimmen der Klagenden und hart lastet die Schuld der Väter. Aber der Herr wird nicht ewiglich rechten. Er wird sich

seines Volkes mit großer Liebe annehmen. Jerusalem, dein Retter kommt, jauchze Tochter Jerusalem! (Sach. 9,9.)

DIE WÄCHTER sind Leute im Dienste dessen, der sie beauftragt hat. Wachen ist ihre Tätigkeit, jedoch nicht im Walde oder im Schlafgemach, sondern an dem Ort, wo gewacht werden muß. Sobald eine Mauer unbewacht ist, kann auch der Feind einsteigen. Sobald verantwortliche Wächter auf der Mauer gefunden werden, erhöht sich ihr Wert. Wegen der Untreue Israels war Jerusalem und waren die Wächter untauglich geworden. Nur wenn wir gehorsam sind, kann Gott mit uns sein. Dann ist der Herr unser Wächter. Von IHM ist gesagt: „Der Hüter Israels, nicht schlummert noch schläft er" (Psalm 121, Vers 4). Und: „Wenn Jehova die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter" (Psalm 127, 1b). Diesmal handelt Gott selbst, wenn er sagt: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt." Wer ist wohl der „ICH", kein anderer als der Herr selbst. In der Zeit des Abfalles jener Tage des Propheten Jesaja greift Gott so ein, daß ER selbst die Wächter bestellt. In Jesaja 21, 11 werden die Wächter gefragt: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?" Die Wächter sind es, welche die Zeit der Nacht beurteilen können. Die Wächter hatten die Verantwortung in der Nacht, die Kunde zu verbreiten.

Nun hatte der Herr Wächter bestellt, die nicht allein nachts, sondern auch den ganzen Tag die Kunde Gottes reden sollten; keinen Augenblick würden sie schweigen. Diese Wächter waren eine ganze Kette von Propheten, welche Gott für Israel erweckte und bestellte. Würden wohl die Bewohner zu Jerusalem auf die Propheten hören? „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" (Luk. 13, 34.)

DIE ERINNERUNG: „Ihr, die ihr Jehova

erinnert, gönnt euch keine Ruhe und laßt Ihm keine Ruhe." Worin lag im Alten Bund die Erinnerung des Herrn? Der Hebräerbrief sagt In Kapitel 10, 3: „Aber in jenen Opfern Ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden." Auch der Prophet Hesekiel redet von der Erinnerung, Kapitel 21, 28. Gott hatte den Vätern Israels mit einem Eide geschworen (5. Mose 7, 8), welchen ER hielt. Wenn sich solches zum Abschluß für Israel erfüllen wird, so wird es in ihren Augen wie falsche Wahrsagung sein. Der Herr wird am Tage des Gerichts die Schuld der Sünde in „Erinnerung" bringen. Fürden Überrest wird es einvonGott-ergriffen-werden bedeuten. Sie sollen nach Vers 29 von der Hand des Herrn ergriffen werden, weil sie ihre Sünden aufdeckten und in Erinnerung brachten. Wann wird das sein? Vers 30, zur Zeit des Endes der Ungerechtigkeit. In der Zwischenzeit (Vers 31) wird das Zeichen des Priestertums (der Kopfbund) und das Zeichen des Königstums (die Krone) von Israel hinweggenommen sein. Wann aber wird Israel wieder hergestellt werden? Wenn nach der Umstürzung des Gerichtes (Vers 32) sich das vollzieht — bis DER kommt, welchem das Recht gehört, DEM wird es Gott geben — dem Messias. Wegen des Ungehorsams Israels war niemand da, den Jehova zu erinnern. Weil sie sich selbst die Ruhe gönnten, ließen sie ihren mächtigen Gott in Ruhe. Deswegen ist Jerusalem bis heute nicht befestigt und gefestigt worden, wodurch es auch nicht zum Ruhme gemacht werden konnte auf Erden. Ist Jehova so lange Zeit — seit dem Wegtun des Priester- und Königtums in Israel — nicht erinnert worden? Doch! Von wem denn? VON DER GEMEINDE.

Auslegung der Schriftstelle

von Jesaja 62, 6—7

aus der Sicht des Neuen Testaments

Nachdem Gott vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten (auch Je-

saja)) hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne (Hebr. 1, 1). Darum hat der vom Himmel Gesandte nicht geschwiegen und alles das gesagt, was ER beim Vater gesehen hat. Deshalb: Sehet zu, daß ihr den nicht abweist, der da redet (Hebr. 12, 25). Jawohl, der Herr Jesus hat über das himmlische Jerusalem nicht geschwiegen (Jes. 62, 1). Daher wollen auch wir nicht schweigen, bis für die Gemeinde der Lichtglanz der Herrlichkeit offenbar wird. Während Israel im Millennium einen neuen Namen empfängt, erhalten die Gläubigen der Gemeinde nach Offenbarung 2, 17b einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt. Was aber das Verhältnis des Herrn mit den Seinen anbelangt, so sind wir sein Leib! Der Leib des geistlichen Christus (Eph. 1, 23). Dieser Leib ist die Fülle dessen, der sich Sohn Gottes nennt. Unsere, der Gemeinde Verheißung, ist nicht das irdische, sondern das himmlische Jerusalem, welches unsere Mutter ist (Gala-ter 4, 26).

Trotz des Redens des Gottessohnes zur Gemeinde, befindet sich sein Leib in der großen Krise des Abfalls, in Lauheit und Gleichgültigkeit. Die von Gott getroffenen Maßnahmen seiner Rede sind: das Wort und der Heilige Geist.

DIE MAUERN verhindern die geistliche Vermischung der guten Lehre des Wortes mit dem Geiste der Welt. Diese scharfen Mauern und Grenzen nicht zu überklettern bestimmt das Wort Gottes in Lehre und Ermahnung. Sind nun die Mauern dieser Lehre der Apostel (Apostelgeschichte 2, 42) stark und hoch, vermag kein Feind von außen anzudringen. Bezüglich der Kinder Gottes gewährt die Mauer die Erleichterung der notwendigen Absonderung von der Welt und der bileam’schen Vermischung. Darum soll unsere Mauer der Gerechtigkeit nicht nur an einer der Seiten gefunden werden, sondern die Lehre des Evangeliums des NT uns völlig umschließen. Jede offene Stelle nützt der Feind zum Einstieg. Nur ein völliges Umschlossensein der Lehre

gibt die größte Sicherheit gegen die falsche und feindliche Lehre des Bösen.

JERUSALEM, das himmlische, ist unsere Hoffnung und Zukunft. Während jetzt die örtliche Gemeinde als zeitliche Lösung mit der Hütte des Stiftes verglichen werden kann, ist unsere Zielsetzung die Wohnung droben beim Vater im Lichte. Wie in Israel der sichtbare Tempel abgerissen wurde, so wird unser Leib — der Tempel des Heiligen Geistes — (1. Kor. 6, 19) auch verschwinden. Das, was uns bleibt, ist Segnung in den himmlischen örtern in Christo (Eph. 1, 3). Wer in dieses Himmlische eintreten will, muß das Wort des Evangeliums aufnehmen. So jemand mit großen Leitern darüber zu steigen versucht (Joh. 10, 1), der wird von Gott als Dieb und Räuber behandelt und kann das Reich Gottes nicht ererben (1. Kor. 6, 10). Aber auch wir werden nur dann im Frieden Gottes gefunden, wenn wir auf der Mauer der Lehre wachen und beten. Nur so und nicht anders, steht die Gemeinde, die Versammlung des lebendigen Gottes, als Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit (1. Tim. 3, 15). In dieser Wahrheit sind wir nur dann, wenn wir versöhnt sind durch das teure Blut Jesu. Der Heiland deckt nicht unsere Sünden zu, sondern nimmt sie hinweg (Joh. 1, 29). Außerhalb der Reinigung durch das Blut Jesu gibt es keine Vergebung, keine Rettung und Versöhnung mit Gott. Das Blut der Opfertiere im AT mußte in Jerusalem fließen, weil das Tierblut in den dort stehenden Tempel hineingetragen werden mußte. Die Leiber der Tiere jedoch mußten auf Anordnung des Gesetzes außerhalb des Lagers ins Gerichtsfeuer gebracht werden. Während das Tierbiut nur irdische Vergebung brachte, hat der Herr Jesus die ewige Vergebung geschenkt, indem er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, litt ER den Tod nicht in Jerusalem (denn das Allerheiligste, wohin der Herr sein Blut trug, ist nicht ein Tempel, der mit Händen gemacht wurde), sondern außerhalb des Tores und außer-

halb des Lagers (Hebr. 13, 11—12). Obgleich die Gemeinde über die herrliche Erlösung durch das Blut Jesu verfügt, werden durch Ungehorsam und Untreue die Mauern des Wortes der Heiligen Schrift niedergerissen, weil der Feinde nicht erkannt wird. Bald ist in der Gemeinde Jesu nur noch ein Rest, welcher dem Herrn anhängt und Klage über das Volk des Herrn führt. Wir gehen nicht zur Klagemauer nach Jerusalem, wir gehen durch das Blut Jesu direkt ins Heiligtum und sagen es IHM. ER liebt uns mit großer Liebe. Unsere letztliche Rettung ist seine Wiederkunft zur Erlösung des Leibes aus dieser Welt der Sünde und des Gerichtes. Bald kommt Jesus wieder in Herrlichkeit.

DIE WÄCHTER sind vom Herrn Beauftragte. Mit geöffneten Augen wachen sie auf den Mauern der Lehre des NT. Ihr Dienst ist hart, weil Ermahnen nicht gerade die schönste Tätigkeit in der Gemeinde darstellt. Die Ortsgemeinden wiederum haben nur solange Bestand, wie Ermahnungen der Wächter erteilt werden. Dafür müssen aber Wächter vorhanden sein.

Sobald wir in dem Ermahnenden den unvollkommenen Bruder sehen, wird uns die Wächtermahnung genauso wenig treffen, wie sich die Isrealiten in der Zeit der Propheten haben treffen lassen. Habe nicht ICH (spricht der Herr) die Wächter bestellt? Ebenso wie in Jesaja 21, 11 werden die Wächter gefragt: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?" Diese Leute sind nach 2. Petrus 3, 3—4 eine Schar Spötter, welche spottend sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an. Wie sollten wir danken, wenn wir heute noch Wächter in der Gemeinde Jesu, eingesetzt vom Herrn, besitzen.

DIE ERINNERUNG: „Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnt euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe." Die Erinnerung im AT war jährlich einmal, wenn das Sühnblut hineingetragen wurde. Das

Tierblut wirkte nur in dem Augenblick, als es gebracht wurde, später jedoch nicht mehr. Es galt auch nur für jene Sünden, die in Verbindung mit dem Opfer bekannt wurden. Der Vorgang vollzog sich alljährlich, weshalb zu diesem Anlaß der eigenen Sünden gedacht wurde.

Das Blut Jesu hat der Herr ins geistliche Heiligtum getragen. Das ist nunmehr fast 2000 Jahre her; dennoch hat dieses Blut die gleiche Vergebungskraft. Das Geschehnis des Blutopfers, nicht die Zeit der persönlichen Vergebung, ist Gegenstand unserer Erinnerung. Diese Erinnerung ist gleichzeitig ein Gedächtnis, wie es das NT in Lukas 22, 19 und 1. Korinther 11, 24—25 zeigt. Hier haben wir es mit der örtlichen Gemeinde zu tun, in welcher sich des Todes unseres Herrn in besonderer

Weise erinnert wird. Jedes Kind Gottes sollte jedoch täglich in der Erinnerung Seiner Leiden und Seines Todes vor dem Herrn im Gebet und voller Dankbarkeit gefunden werden. Wie oft in der Gemeinde und im persönlichen Leben soll das sein?„Gönnet , euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe." Letztlich ist Sein Tod mit Seiner Wiederkehr verbunden. Wie lange soll gerufen und gebetet werden? Bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist (Römer 11, 25). Wenn auch Israel für viele Tage keine rechte Verbindung zum Herrn unterhielt — wir wollen es dann doppelt tun, wollen IHM keine Ruhe lassen, bis die Gemeinde vollzählig geworden und Jerusalem wieder angenommen worden ist. Betet — betet, Tag und Nacht!

W. B.

2

Das 2. Zeichen Jesu in Galiläa

Johannes 4, 46—54

Es ist beabsichtigt, die obige Geschichte im Lichte der Prophйtie zu betrachten, wobei auf die Mitteilung des Allgemeininhaltes verzichtet wird. Bevor wir diese Auslegung beginnen, soll noch darauf hingewiesen sein, daß die Gesundung des todkranken Sohnes ein gewaltiges Wunder war. Allein die spontane Heilung trat ja wunderartig in Erscheinung. Dennoch erklärt die Schrift gleichzeitig das Wunder zu einem Zeichen. Des tieferen Verständnisses wegen für jeden Leser des Artikels erklären wir, daß jedes Zeichen

einen bestimmten prophetischen Zeitpunkt der späteren Erfüllung besitzt. So kann gesagt sein, daß nicht jedes Wunder ein Zeichen, wohl aber bald jedes Zeichen im Gefolge ein Wunder enthält. Damit haben wir hier ein Wunder vor uns, welches gleichzeitig ein Zeichen darstellt. Wem galt nun das Zeichen? Mit Sicherheit können wir Israel nennen.

Ein tieferes Verständnis für das zweite Zeichen erlangen wir nur unter Einbeziehung des ersten Zeichens, welches der Herr zu Kana in Galiläa tat.

Wenn wir in Johannes 4, 46 lesen: „ER kam nun wiederum nach Kana in Galiläa", so bezieht sich der Anfang der Besuche Jesu in Kana auf Johannes 2, Vers 1, wo der Herr aus Wasser den Wein werden ließ.

DAS 1. KOMMEN JESU NACH KANA stellt vergleichsweise das 1. Kommen Jesu auf die Erde dar. Aus der Heiligen Schrift wissen wir auch, daß sein Kommen (als die Zeit erfüllet war; Gal. 4, 4) nicht den Nationen galt. Vielmehr erschien der Gottessohn im Fleische kommend bei seinem Volke Israel (Matth. 10, 5—6 und Joh. 1, 11). Er kam also nicht zu den Nationen, vielmehr brachte die Verwerfung Jesu durch Israel den Nationen die Segnung der Gnade. Damit ist sein 1. Kommen nach Kana gleichzeitig und prophetisch sein Kommen zu Israel. Deshalb beginnt der Abschnitt in Johannes 2, 1: „Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa."

Weil der Herr Jesus zu seinem Volke Israel kam, weist der 3. Tag auf eine kommende prophetische Erfüllung — es war ja auch ein Zeichen.

Was ist der 3. Tag?

Als der Herr Jesus sich als der Gottessohn offenbarte, war das Ende der Gesetzeszeit da. Christus ist doch des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Errettung.

Damit waren 4000 Jahre Menschheitsgeschichte vergangen. Wenn der Apostel Petrus in 2. Petrus 3, Vers 8’sagt, daß 1 Tag bei dem Herrn wie 1000 Jahre und 1000 Jahre wie ein Tag sind, beruft sich dieser auf die Aussagen von Psalm 90. Gleich wie Gott an 6 Tagen alle Schöpfung hervorbrachte, ruhte Gott am 7.Tag von allem Werk. Für diesen 7. Tag hat der Herr in der Gesetzeszeit den heiligen Sabbattag eingesetzt (2. Mose 16, Vers 23). Dieser Ruhetag findet seine spätere Erfüllung im Millennium, wo alles, vom Mensch bis zum Vieh, in die von Gott verheißene Ruhe eingehen wird.

Damit bestimmt Gott nach Psalm 90 für jeden Schöpfungstag — 1000 Jahre lang Menschheitsgeschichte. Von den 7000 Jahren, in welchen sich Gott mit der Menschheit rettend befaßt, waren zur Zeit Jesu auf Erden — mit den zurückliegenden 4000 Jahren — also 4 Tage vergangen. Mit dem erwähnten 3. Tag gemäß Johannes 2, 1 zeigt der Zeitpunkt auf das 1000jährige Reich. Während das letzte Jahrtausend als das siebente auf eine kommende Hochzeit deutet, liegen zwischen dem 4. und dem 7. Tausend jene 2 Tage (oder 2000 Jahre) der Gnadenzeit, welche den Nationen in besonderer Weise gelten.

Auf diese 3 Tage (2000 Jahre Nationen in Gnade und 1000 Jahre Frieden für Israel) bezogen, bringt der Prophet Hosea in Kapitel 6, 1—2 die Erläuterung:

„Kommt und laßt uns zu Jehova umkehren, denn er hat zerrissen und wird uns heilen, er hat geschlagen und wird uns verbinden. Er wird uns nach 2 Tagen wieder beleben, am 3. Tage uns aufrichten; und so werden wir vor seinem Angesicht leben." Nach den 2 Tagen, die den Nationen gehören, folgt der 3. Tag der Aufrichtung Israels. Dies verbindet Johannes 2 mit dem Wein als Bild der alttestament-lichen Freude.

Diese große Freude, welche der Herr Jesus brachte, kam aber nicht zur Wirkung, weil man den Herrn der Herrlichkeit verwarf. Dennoch „offenbarte er seine Herrlichkeit" (Joh. 2, 11). Die * aber seine Herrlichkeit angeschaut hatten (Joh. 1, 14), waren nur wenige. Die Bibel sagt, daß nur seine Jünger an ihn glaubten (Joh. 2, 11b). Und weil die Herrlichkeit zur Zeit des Evangeliums des Reiches wegen seiner Verwerfung durch Israel verhindert wurde, ist der Genuß der Freude an seinem irdischen Gottesvolke für später vorgesehen worden (Matth. 26, 29). „Ich sage euch aber, daß ich von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis an jenem Tage, da ich es neu mit euch trinken werde in dem Reiche meines

Vaters."

Im Sinnbild des Wassers (welches das Wort bedeutet), woraus der Herr Wein machte — und durch die Verwerfung Jesu, wodurch die Gnade zu uns gekommen ist — erleben wir bei der Errettung die wahre Freude im Herrn. Diese Freude gibt Gott nach 1. Johannes 1, 4 und Johannes 17, 13 völlig.

DAS 2. KOMMEN JESU NACH KANA stellt vergleichsweise das 2. Kommen Jesu auf die Erde dar. Zeitlich handelt es sich um die Wiederkunft des Herrn am Ende der Gerichtszeit und zur Aufrichtung des Millenniums. Diese Erscheinung Jesu wird am Ende der 70. Jahrwoche sein und bildet den Abschluß des Zorngerichtes gemäß 2. Thessalonicher 1, 7—10. Auch das 2. Kommen des Herrn auf die Erde wird in erster Linie dem Volke Israel gelten.

Die vor dieser Zeit liegende Wiederkunft zur Heimholung der Gemeinde kann deshalb nicht mitgezählt werden, weil der Herr nicht auf diese Erde, sondern nur bis in den Wolkenhimmel herabkommen soll (1. Thess. 4, 17). Der in Johannes 4, 46 beschriebene königliche Bedienstete hat einen kranken Sohn. Im königlichen Dienst stehend, erkennen wir das vergangene Israel. Ein Sohn ist doch wohl immer ein Nachkomme, hier ein Nachkomme des alten Volkes Israel zur Zeit der ersten Erscheinung Jesu (im Vergleichsbild nach Joh. 2, 1—11). Im Nachkommen sehen wir den Uberrest des Volkes Israel zur Zeit des Gerichtsendes. Für das Volk Israel wird es nach menschlichem Ermessen keine Hoffnung einer Überlebenschance geben. Darum redet das Wort nicht allein davon, daß der Sohn krank sei (Vers 46), sondern daß er im Sterben lag (Vers 47b). Der sichere Tod Israels in den Gerichtstagen wird hier ersichtlich. Nur ein einziger Ausweg dürfte den Überrest Israels am Leben erhalten; es ist, daß ER nach (Vers 47b) den todkranken Sohn „heile". Vorher wird gesagt, Jesus müsse aber „herabkommen", um zu heilen.

DieHeilwerdung Israels steht also nach Vers 48 mit Zeichen und Wundern in Verbindung. Im 1000-Jahrreich wird die Krankheit nicht mehr regieren, wie wir das heute kennen.

Zeichen und Wunder, oder Zeichenwunder, standen mit Israel und nicht mit der Gemeinde in Verbindung. Zwar finden wir die Zeichen auch noch zu Beginn der Gemeindezeit, später dann jedoch nicht mehr. Gott begann seine Gemeinde ja auch mit Israel. Zum anderen waren Zeichen ein gewisses Hilfsmittel für das noch fehlende Wort des NT. Das Begehren der Zeichen bestätigt der Herr auch nur einem ehebrecherischen Geschlecht (Matth. 12,39). Dieser Sohn war nicht nur krank, sondern er lag im Sterben. Gleichso ist Israel dem Gerichte preisgegeben, so daß der Apostel Paulus im Brief an die Römer (Kapitel 9, 27) sich auf den Propheten Jesaja beziehen muß, um zu sagen: „Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur ein Überrest wird errettet werden." Dieser genannte Uberrest ist der im Gleichnis dargestellte Sohn, und der Prophet Hosea sagt in Kapitel 11, 1, daß Gott diesen seinen Sohn aus Ägypten gerufen habe.

Inhaltsreich sind die Wirkungen vom Kommen und Gehen

1. Der Sohn Gottes kam auf die Erde — zu Israel.

2. Der königliche Beamte kam nach Kana — zu Jesus.

3. Der Königliche bittet Jesus nach Ka-pernaum zu kommen — zu seinem Sohn.

4. Der Herr geht nicht mit, weil ER schon gekommen ist— zu Israel.

„Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt."‘

Diese zuverlässigen Worte redet der Apostel Petrus während seiner großen

Pfingstpredigt in Apostelgeschichte 2, Vers 36 — zum ganzen Hause Israel. Durch diese Aussage des Petrus, welcher getrieben vom Heiligen Geist sprach, stand das ganze Haus Israel unverzüglich unter Verantwortung. Die große Frage war, ob Israel den Worten des Apostels Glauben schenken würde. An dieser Glaubensentscheidung sollte das Volk Gottes auf Erden — stehen oder fallen. Das ganze Haus Israel war damit in eine Entscheidung gestellt, obgleich man zeitlich den Herrn der Herrlichkeit schon gekreuzigt hatte. Aber auch ein gekreuzigter Christus ist HERR.

Das vergleichbare Zeichenbild finden wir bei der Hochzeit zu Kana, seinem ersten Kommen auf Erden — zu Israel. Weil sein Volk nicht glaubte, was der Gottessohn lehrte, verwarf man den Messias. Obgleich der Herr seine Herrlichkeit in Zeichenwundern offenbarte, glaubten nur seine Jünger an ihn! (Johannes 2, 11.)

Wenn der Herr aber für sein Volk nach harten Gerichtsschlägen wiederkommen wird, soll Israel umkehren zu seinem starken Gott (Jes. 10, 21). Die Um-

kehr Israels hat zur Folge, daß der Herr sich in großer Liebe seines Volkes annehmen wird. Dann wird nach Daniel 9, 24 die Übertretung zum Abschluß gebracht sein und die Sünde ein Ende haben. Mit der Gerichtszeit wird die Ungerechtigkeit gesühnt sein, denn die Strafe Gottes war das Gericht im Zorne (Jer. 4, 26). Das vergleichbare Zeichenbild finden wir bei der Wiederbelebung und Gesundung des todkranken Sohnes zu Kana, seinem 2. Kommen auf Erden zu Israel. Darum lesen wir in Johannes 4, Vers 53b: „Und er glaubte, er und sein ganzes Haus."

Dann wird man den Messias aufnehmen, wie ER sein Volk aufgenommen hat. Das ganze Haus Israel wird glauben, daß dieser Jesus der Christus und Messias ist. Gott wird in nie dagewesener Art seine Herrlichkeit offenbaren. Laut wird es aus dem Himmel erschallen:

„Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und ER wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott" (Offb. 21, 3).

W. B.

3

Was meint die Schrift mit Meer

Offenbarung 20, 13

Dem Leser des Wortes Gottes ist bekannt, daß die prophetischen Aussagen dem Menschen überwiegend in der Bildersprache mitgeteilt sind. Danach bedeutet: Meer — soviel wie Völkermassen. Ebenso finden wir Hinweise für das Wort = Wasser, aber auch Strom und in der Fülle des Wortes: Meer. Wie die Gesamtheit der Offenbarung Jesu, so sind auch die Verse von 11 bis 14 dieses Kapitels nicht chronologisch niedergelegt. Dies geht allein schon daraus hervor, daß Tod und Hades von Vers 13 zuerst die Toten herausgegeben haben muß, um gemäß Vers 11 und 12 jene vor dem großen weißen Thron Aufstellung nehmen zu lassen. Das heißt, nur dann, wenn zuerst die Freigabe der Toten erfolgt, können diese vor dem Thron in Vers 12 stehen. Die Freigabe der Toten steht aber in Vers 13, also nach Vers 12, womit bewiesen ist, daß hier keine chronologische Ausführung erfolgte. Drei Dinge werden in Vers 13 benannt, die jene Toten festhielten, bis die Losgabe einsetzte:

1. Das Meer 2. DerTod 3. Der Hades. Feststeht, daß diese 3 Dinge mit den Folgen der Sünde Adams in Zusammenhang gebracht sind. Würde der damalige Sündenfall nicht stattgefunden haben, hätten die 3 Dinge auch die festhaltende Wirkung nicht abfolgern können.

Während der Tod die Macht de6 Todes an sich darstellt, unterhält dieser seine Wirkung zum Hades — und damit zum Aufbewahrungsort der Seele. Gleichzeitig unterhält der Tod seine Wirkung zum Meer — und damit zum Aufbewahrungsort des Leibes des Fleisches. Die Millionen verstorbener Menschen der vergangenen Jahrtausende haben eine Zersetzung der Materie des Fleisches erfahren, daß der Zerfall bis in

mikroskopische Kleinstteile fortgeschritten ist. Für das menschliche Auge sind die sterblichen Überreste nicht mehr wahrnehmbar. Ausgenommen sind solche, die der Verwesung entzogen wurden, zu welchen die Einbalsamierten (Mumien) zählen.

Die Auflösung des Fleisches in der Erde bis ins Kleinste hat zur Folge, daß die Mikroteilchen durch Regenvorgänge in tiefere Erdschichten gelangen. Je nach Art und Beschaffenheit der geologischen Formationen gelangen die Teile in unterirdische Wasseradern oder ins Grundwasser, um bei Überlauf infolge des gestiegenen Grundwasser- oderTageswasserstandes fortgeschwemmt zu werden. Allenfalls führen die Bewegungen zum Meer. Der Vorgang selbst bleibt lediglich eine Frage der Zeit und nicht der Möglichkeit an sich.

Die Erwähnung des Meeres in Vers 13 steht also in direkter Verbindung mit dem großen weißen Thron und dadurch im Zusammenhang mit der zweiten Auferstehung. Da die Schrift nur eine Auferstehung des Leibes und nicht des Geistes oder der Seele lehrt, benutzt Gott sowohl bei der ersten, als auch bei der zweiten Auferstehung diese zerfallene Materie, mit dem Ziel zur Schaffung eines neuen geistlichen Leibes.

Da wir es hier mit der 2. Auferstehung zu tun haben, vollzieht sich eine solche für die Betreffenden zum Gericht und ewigen Tod.

Die Glückseligen der 1. Auferstehung empfangen einen neuen Geistleib, damit Gott seine Herrlichkeit an jenen Menschen ausrichtet. Die Unversöhnten der 2. Auferstehung empfangen einen neuen Geistleib, damit Gott die ewige Strafe des Gerichtes und Zornes an jenen Menschen er-

füllt.

Weil das Wort Gottes mit „Meer" das unbekannte Wassermeer meint, werden in Vers 14 keineswegs die drei vorgenannten Dinge, sondern nur der Tod und der Hades erwähnt, welche in den Feuersee geworfen werden. Beides (Tod und Hades) zählen zu den Ordnungen des Geistes, weswegen jene die Zukunft im Feuersee finden. Das Meer wird deshalb nicht in den Feuersee geworfen, weil dieses zur Materie zählt. Alles aber, was zur vergänglichen materiellen Welt rechnet, empfängt auch das Gericht, welches an der Materie vollzogen wird — und das ist die „Verbrennung". Von dieser kommenden Einäscherung des kosmischen Alls berichtet uns der Apostel Petrus im 2. Brief, Kapitel 3, Vers 10: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden."

Auf die gleiche Begebenheit der Auflösung von Himmel und Erde bezieht sich Matthäus in Kapitel 24, Vers 35 und 36. Den Zeitpunkt der materiellen Beseitigung ersehen wir hier als letzte Handlung Gottes gegenüber unserer jetzigen Schöpfung, von welcher die Schrift sagt, daß die Stunde niemand weiß, sondern der Vater allein.

Die kleine Ausarbeitung über das Thema der Frage, was mit dem Meer gemeint sei, soll zum tieferen und besseren Verständnis des einzelnen in der Beziehung zum Schriftwort beitragen. Nachdem wir den Aufsatz gelesen haben, erscheint es doch einleuchtend und selbstverständlich, daß es wohl gar nicht anders sein kann. Dennoch sei erwähnt, daß nur die wenigsten Gläubigen auf eine diesbezügliche Frage recht zu antworten vermögen. Der treue Herr segne sein Wort an unser aller Herzen.

W. B.

4

„Das Geschick des Menschen"

Prediger 12, 5—7

Der Sohn des Königs David, Namens Salomo, war zu Jerusalem ein König — aber er war auch wegen seiner großen Weisheit, welche er von Gott als ein besonderes Geschenk empfangen hatte, daselbst der Prediger (Prediger 1, 1). Die Schätze und Reichtümer der Erkenntnis Gottes und des Lebens sind uns als ein wahrhaft königliches Vermächtnis des Himmels hinterlassen. Der Prediger zeigt uns den Menschen in den Beziehungen zu Gott, zu Zeit und Ewigkeit, zu Bestand und Vergänglichkeit, zu Leben und Tod. Im 12. Kapitel, gleichsam dem letzten dieses Buches, wird uns mit ausgewählten Worten der Abschluß des Lebens eines Menschen im Alter gezeigt. Die große Belehrung dieser königlichen Worte gilt auch uns. Was ist der Mensch? Ein Hauch, nein — weniger, so sagt es der Psalmist in

Kapitel 62, 9b:…..sie sind allesamt

leichter als ein Hauch." Noch nicht einmal das Gewicht eines Hauches bringen wir Erdenbürger — im Blickfeld Gottes gesehen — auf die Waage. Das ist die uns mangelnde Weisheit: „Die Furcht des Herrn — ist der Weisheit Anfang" (Spr. 9, 10). Darum lesen wir in Prediger 12, 5: „Auch fürchten sie sich vor der Höhe." Sobald also der Mensch alt geworden ist( nach der Fußnote der Elberfelder: die Greise), schwinden die Kräfte; man ist nicht mehr Herr über sich selbst. Die gleichen Gedankengänge hat der Herr Jesus in Johannes 21, 18 zu seinem Jünger Petrus geäußert: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst."

Weil das, was alt geworden, dem Verschwinden nahe geworden ist (Hebr. 8, Vers 13), trifft solches nicht allein auf den alten Bund zu, sondern auch auf das vergängliche Fleisch. Dem Alter wird jede Höhe (Anhöhe) Anlaß zur Furcht. Menge übersetzt treffend: „Auch vor jeder Steigung furchet man sich." Die Angst ist das bindende Glied zwischen Vermögen und Forderung (Anhöhe); allein deshalb, weil die höhere Region in der Abwägung des Bewußtseins der eigenen Kraft, jenes Exempel nicht aufgehen zu lassen scheint. Damit ist das Regentschaftsbereich des Menschen im Alter die Furcht. Es ist der Schritt in das Ungewisse, weil zur Zeit des Predigers noch keine letztliche Klärung der Frage der Sünde und damit des Opfers vorhanden war. Letztlich fand in der Gesetzeszeit bezüglich der Sünden nur eine „Bedek-kung" derselben statt (Psalm 85, 2); es wurde durch Tierblut nur zugedeckt. Unter der Decke schlummerte trotz der Inanspruchnahme des Tierblutes der ganze Brei der Sünde. Oh, wie wunderbar ist doch das vollkommene Opfer Jesu, welcher sein eigenes Blut gab und damit unsere Sünden nicht alt-testamentlich zudeckte, sondern „wegnahm" (Joh. 1, 29). Seit unser geliebter Herr am Kreuz von Golgatha die Frage unserer Sünden geordnet hat, brauchen wir uns auch im Alter nicht mehr zu fürchten. Im Prediger wird der Mensch vor Golgatha beschrieben. Israel diente Gott im Fleische. Darin, und ohne das notwendige Opfer, können wir uns schon fürchten. Wer sich aber in der Zeit der Gnade fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe Jesu (1. Joh. 4, 18). „Und Schrecknisse sind auf dem Wege" (des Menschen). Der Schrecken kam über den Menschen als Folge der Sünde im Garten Eden. Das Bild Gottes

nach der Schöpfung fand sich im Frieden, weil der Herr ein Gott des Friedens ist (1. Kor. 14, 33). Mit der Annahme der Sünde einstmals im Garten Eden haben wir Gott verlassen, dafür uns aber unter die Oberhoheit Satans gestellt, wodurch wir die Eigenschaften des Feindes übernommen haben und dem Teufel ähnlich wurden. Eine dieser unheiligen Eigenschaften ist der Schrek-ken. Asaph drückt in Psalm 73, 19 das Umkommen durch Schrecknisse aus. Und weil wir den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen (2. Kor. 5, 11). Gerade deshalb, weil der Mensch der Sünde wegen sich in der Knechtschaft des Verderbnisses bewegt, finden wir viele Schrecknisse auf dem Lebensweg. Schrecknisse haben Angst und Schmerzen im Gefolge. Diese Sündenfolgen von Adam her beginnen bereits bei der Geburt eines Menschen (1. Mose 3, 16) und sobald wir das Licht der Welt erblicken. Zwar durchleben wir dieAngst-wüste dieser Erde recht unterschiedlich an Tiefe und Häufigkeit jener Schrek-ken. Sagt nicht auch unser Herr: In der Welt habt ihr Angst. Mit dem Fortschreiten des Alters leistet der Kräfteverfall die Vorbereitung für das Höchstmaß — den Todesschrecken — als Abschluß.

Der Tod ist hart und kennt keine Gnade. Er ist der Lohn der Sünde (Römer 6, Vers 23) und erlaubt sich durch Todesschrecken die letzte aufbäumende Äußerung. Bezüglich seiner Vernichtung gilt er als der letzte Feind (1. Korinther 15, 26), welcher weggetan wird. Wohin wird die Schreckensmacht geworfen? Nach Offenbarung 20, 14 in den Feuersee.

Wer aber meint, mit dem irdischen Tod sei alles aus, der irrt so sehr, daß er ewiglich verloren geht. Für ihn nehmen Angst, Schrecken und Schmerzen im Jenseits ihren Fortgang (Römer 2,9). Denn es ist dem Menschen gesetzt zu sterben, danach aber das Gericht (Hebräer 9, 27). In der Ewigkeit wird der Wurm der Tatsache jener Verlorenen nicht sterben und das Feuer der Schrecknisse nicht verlöschen (Mark. 9,

Vers 44). Seit aber unser geliebter Herr am Kreuz den Sieg errungen hat, sind alle Fürstentümer und Gewalten öffentlich zur Schau gestellt, und der große Triumph ist über die Feinde gehalten (Kol. 2, 15). Darum lassen wir uns nicht mehr erschrecken, weder durch Gesinnung, noch Geist, noch Wort, noch durch Brief (2. Thes-salonicher 2, 2). Der treue Herr hat auch den Schrecken mit in den Tod genommen, woraus ER als Sieger hervorgegangen ist.

„Und der Mandelbaum steht in Blüte."

Soll nicht der Mensch am Bilde der hier gezeigten Blütenpracht sich erfreuen? Weswegen wird der Mandelbaum im Blütenstand erwähnt? In Israel einst, war es die Freude an sichtbaren Blüten; heute in der Gnadenzeit, ist es die große Freude der lebendigen Hoffnung SEINER Wiederkunft. DER MANDELBAUM IST DAS BILD DER AUFERSTEHUNG.

In 4. Mose 17 gibt Gott dem Mose Weisung, für einen jeden der 12 Stämme Israels einen Stab (Mandelstab, Vers 8) zu nehmen und diese vor das Zeugnis (Lade) zu legen (Vers 4). Wie stark die Mitteilung auf die Auferstehung weist, bringt uns der Vers 4 mit der Aussage: „Woselbst ich mit euch zusammenkomme" Das Zusammenkommen im Allerheiligsten — dem Sprachort — zwischen Gott und Mensch weist im Schattenbild hin auf die Vereinigung bei der Auferstehung vom Herrn und den Erretteten. Ebenso soll der Name auf jeden Stab geschrieben werden (Vers 2). Denn bei der Auferstehung wird jeder einen neuen Namen erhalten, welchen nur die kennen, die ihn empfangen (Offb. 2, 17). Die Erwählung des Mannes wird sein, dessen Stab sprossen soll (Vers 5). Am nächsten Tag hatte der Stab des hohenpriesterlichen Geschlechtes Aarons Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift (Vers 8). Aus der menschlichen Sicht mag keine Hoffnung bestanden haben, aus einem Holzstab über Nacht Sprossen zu er-

warten und Blüten zu finden, sowie ausgereifte Mandeln daran zu entdek-ken. Auch dann, wenn es menschlich keine Hoffnung mehr geben mag, nach dem Tode weiterzuleben, so besitzen wir die Erfüllung doch bei der Verwandlung. Und genau darin ist der Mandelbaum ein Bild der Auferstehung.

Weil die Auferstehung ein prophetisch zukünftiges Geschehnis ist, nennt die Schrift den grünenden Mandelbaum ein Zeichen (Vers 10). Die Auferstehung im Zeichen der Wiederbelebung garantiert uns das ewige Leben. Deshalb die Erwähnung in Vers 10b: „und sie nicht sterben."

Ein bekanntes Wort der Mitteilung Gottes finden wir in Jeremia 1,11. Der Herr zeigt dem Propheten ein Bild und fragt: „Was siehst du,Jeremia? Und ich sprach: Ich sehe einen Mandelstab." In der Fußnote der Elberfelder wird der Mandelbaum weiter erklärt. Weil der Mandelbaum in Israel vor allen anderen Bäumen als erster blühte, heißt er im Hebräischen „der Wachsame". In Vers 12 kündigte der Herr an, über sein Wort zu wachen. Genau darin kommt zum Ausdruck, den in Vers 11 erwähnten Mandelstab zu sehen. „Was siehst du, Jeremia?" Der Prophet soll im Zeichen des Mandelstabes die Auferstehung sehen. Obgleich in den vielen folgenden Kapiteln der junge Prophet Gericht und Strafe Gottes verkündigen soll, darf er die Auferstehung nie aus dem Auge verlieren; der Herr läßt sie ihn im Mandelstab sehen. Sie kommt gewiß, weil der Herr geredet hat: „denn ich werde über mein Wort wachen, es auszuführen." Wir Gläubigen, die wir seine Erscheinung lieben (2. Tim. 4, 8), erwarten den Herrn sicherlich ohne Rücksicht und Abhängigkeit vom Alter. Die Sehnsucht nach der Wiederkunft des Herrn erhöht sich gewiß, wenn wir im Greisenalter Furcht vor jeder Anhöhe haben, aber auch wegen der Schrecknisse auf dem Lebensweg. Gott tröstet uns im Zeichen des blühenden Mandelbaumes als ein vom Herrn bewachtes Wort — der Auferstehung.

„Und die Heuschrecke schleppt sich hin"

Wieviel Wert hat in unseren Augen eine Heuschrecke? Warum nur erwähnt die Heilige Schrift dieses unscheinbare Wesen von Tier? überdies bedeutet ihr Auftritt in großen Scharen einen noch‘ geringeren Einzelwert, und ihre Brauchbarkeit ist minder. Im Gegenteil, der verursachte Schaden kann groß sein, sobald ihr Auftreten in Massen erfolgt. Ist etwa der sterbliche Mensch mehr als eine Heuschrecke, weil die Schrift uns mit ihr vergleicht? Nein! Das sagt der Prediger in Kapitel 3, 19: „Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere, denn alles ist Eitelkeit." Die Heuschrecke, selbst wenn die Kraft nicht mehr vorhanden ist, schleppt sich hin. Sie versucht wegzukommen vom Ort der Kraftlosigkeit. Wohin will sie sich nur schleppen, sie hat doch kein Ziel. Gott, der Herr, hat das Leben auch in dies kleine Tier hineingelegt. Um dieses Leben zu retten, schleppt sie sich noch hin. Aber es gibt keine Rettung für das Tier. Die Sünde Adams hat auch die Tierwelt mit ins Verderben des Todes gerissen. Für die Tierwelt blüht kein Mandelbaum als Zeichen der Auferstehung, denn ein solcher ist nur der Krone der Schöpfung gegeben. Bekommt das Tier niemals mehr eine Lebenschance? Doch! Zwar betrifft dies nicht die gestorbenen Tiere, wohl aber die Tiere in der Zeit des Millenniums, wo die Todesfurcht gebanntsein wird. Schreibt doch Paulus im Brief an die Römer in Kapitel 8, 19: „Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes." Und Vers 21: „Daß auch selbst die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes." Bei der Freimachung im 1000-Jahrreich wird auch das Tier die Knechtschaft des Todes (Verderbnisses) nicht mehr kennen. Dann wird es kein Hinschlep-

pen der Heuschrecke mehr geben. Solange die Söhne Gottes (das sind wir) noch nicht herrlichkeitsoffenbar sind, findet jenes Todesschleppen von Mensch und Tier noch statt. Der Mensch verliert die Kraft im Alter, die Heuschrecke in Anbetracht der Lebenserwartung schon nach kurzer Zeit. Mit der letzten Energie wird noch gebrochen, weil die Kräfte zum Flug bereits geschwunden sind. Jenes letzte mühselige Schleppen soll der Flucht vor dem Tode dienen. Es ist der Tod des Fleisches, in welchem der Mensch keinen Vorzug vor dem Tier hat. Wenngleich eine Heuschrecke in menschlichen Augen wenig Wert besitzt und was unser Erdensein betrifft — in der Gleichheit des Todes gefunden wird, so ist doch die Seele des Menschen in den Augen Gottes das Wertvollste.

„Und die Kaper ist wirkungslos." Kapern sind ein Strauchgewächs, nur im Mittelmeerraum gedeihend. Ihre Bezeichnung ist: capparis spinosa. Die Blütenknospen werden gewonnen und in Essig zubereitet. Diese herbschmek-kende Gewürzzugabe bei Fleischwaren regt die Eßlust an.

Sobald der Mensch alt geworden ist, liegt nicht mehr der Appetit vor wie in jungen Jahren. Die Folge davon ist, daß mit Mitteln nachgeholfen werden muß. Ein solches Hilfsmittel ist die Kaper, welche jedoch nicht verhindern kann, daß der Greis weiter älter wird. Darum kommt der Augenblick, wo aus Gründen der Alterserscheinung auch die Kaper nicht mehr die beabsichtigte Eßlust garantiert. Diesen Zustand nennt die Bibel: Die Kaper ist wirkungslos. Selbst die besten Leckerbissen sind dann kein erstrebtes Ziel mehr. Gott bereitet den Menschen auf das bevorstehende Verschwinden von der Erde vor. Der irdische Leib sucht die ihm bestimmte Ruhe von der Unrast des Lebens. Sagt nicht auch der Schreiber des Hebräer-Briefes in Kapitel 8, 13:

…..was aber alt wird und veraltet, ist

dem Verschwinden nahe." Alles, was in der Materie mit Leben verbunden ist,

wird erst alt — und verschwindet dann (Pred. 12, 5).

1. Der Mensch als Krone der Schöpfung

2. Das Tier als Heuschrecke

3. Die Pflanze als Kaper

Schwinden die Kräfte des Alters, wird selbst das Hilfsmittel (die Kaper) wie auch die Medizin wirkungslos. Diese Hilfen erweisen sich rasch als zu schwach und vermögen nicht, die Todesschrecken aufzuhalten.

„Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen Hause." Was ist der Mensch (Psalm 8, 4), daß du sein gedenkst? Der Sünde wegen ist es dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben (Hebr. 9,27). Dennoch benimmt sich der Mensch so, als ob er alles Erarbeitete ins jenseitige Leben mitnehmen könne. Dabei stellt

der Psalmist klar (Psalm 49, 17):…..

wenn er stirbt, nimmt er das alles nicht mit."

Noch nicht den allerkleinsten Wertgegenstand dieser materiellen Welt vermag jemand mitzunehmen — in die Ewigkeit. Mit dem Ausdruck „dasalles" meint der Psalmist auch nur die irdischvergänglichen Dinge der Welt und nicht „alles" im dogmatischen Sinn. Denn wir Menschen nehmen außer unserer Seele dennoch zwei Dinge mit in die Ewigkeiten.

1. Die Sünde. Jemand, der das Gesetz Mose verworfen hat, stirbt ohne Barmherzigkeit. Daß hiermit nicht primär der leiblicher Tod gemeint ist, beweist der leibliche Tod auch derer, die Gottes Barmherzigkeit erfuhren. Das Gesetz Mose vollzog Gott selbst durch Anordnungen der Engel (Apg. 7, 53). Damit stellt der Schreiber des Hebräer-Briefes in Kapitel 2, 2 fest: „Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing." Darin darf zum Ausdruck gebracht sein, daß bereits im AT das Hingehen zum ewigen Hause mit der Sünde zusammenhängt. Die Rückkehr zum Staube der Erde ist nicht allein eine Folge der

Sünde von Adam im AT, sondern auch bei uns — in der Zeit des NT. Deswegen redet die Stelle im Hebräer-Brief weiter und geht von der Sünde des AT zur Sünde des NT über: „Wie werden wir (NT) entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen" (Hebr. 2, 3). Genau diese Sünden nehmen die Menschen mit hinüber in die Ewigkeit, insofern vor Gott Schuld gesehen wird. Zwar ist nach Hebräer 9, Vers 27 allen Menschen das Gesetz des Todes auferlegt; für die Unversöhnten geht das Wort weiter:…..danach aber das Gericht." 2. Die Versönung. Jemand, der die Versöhnung erfahren hat (2. Kor. 5, 18 bis 21) und Römer 5, 10—11) ist sich der Vergebung der Schuld und Sünde bewußt, ja gewiß. Der einstige feindselige Zustand wurde auf der Erde (wo die Sünden geschahen) aufgehoben — aufgrund gegenseitiger Übereinkunft. Der uns anhaftenden Sünde wegen waren wir Entfremdete und Feinde Gottes, aber Gott hat uns versöhnt. Unser Haß gegen Gott wird durch die Liebe Gottes — ersetzt, was auch das Ende aller Feindschaft gegen den Schöpfer beinhaltet. Eben diese Vergebung ihrer Sünden nehmen Menschen mit hinüber in die Ewigkeit, weil Gott das Opfer selbst gebracht hat. Zwar sind nach der Heiligen Schrift viele für das ewige Leben berufen, aber wenige sieht der Herr — auserwählt.

Was ist der Mensch? Noch weniger als ein Hauch! Weswegen müht sich der Mensch so ab, als ob er hier bleiben könne? Weil die Sünde Adams uns den realen Blick genommen hat. In Schmerz und Geschrei wird ein Mensch geboren. Und wenn er abscheidet, bewirkt dies wieder Schmerz und Geschrei. Alles, was zwischen Kommen und Gehen eines Menschen gefunden wird, ist Schmerz und Leid. Der Mensch wird geboren, obgleich bereits das Todesurteil über das neue Leben ausgesprochen ist.

Von der Erde genommen, schleppt er sich gleich der Heuschrecke hin zu seinem ewigen Hause. Der Ausdruck sein

Haus, deutet auf das staubige Haus der Erde. Es ist sein Los, das Los des Staubes. Ein endloser Strom von Menschen zieht täglich zum Ufer der Ewigkeit, und bald bist du dabei. Denn nur kurz ist die Prüfung, unter deren Voraussetzung wir die Ewigkeit erreichen. Der Mensch geht hin, denn solches ist derSündewegen nicht mehr zu ändern. Ein großer Unterschied besteht jedoch in der Frage, wie wir das Ewigkeitsufer betreten. Wehe dem Menschen unter 1., welcher mit den Sünden dort erscheint. Glückselig der Mensch unter 2., welcher die Versöhnung mit Gott hier schon kennt. Dort wartet die Herrlichkeit des Himmels auf ihn. Was aber ist der Mensch im Zustand der Sünde im Fleische? Er muß hingehen zu seinem ewigen Hause.

„Und die Klagenden ziehen umher auf der Straße." Bei dieser Aussage werden wir unmittelbar an die Gewohnheiten des Orients erinnert, wo angesichts eines Toten bei der Beerdigung gegen Geld angeworbene Personen (meist Frauen) öffentlich lang anhaltende Klagelaute von sich geben mußten. Das Leid der Hinterbliebenen sollte durch akustische Geräusche verstärkt zum Ausdruck kommen. Damit möglichst viele Leute im Ort das Begräbnis registrieren, fand die Klage insbesondere auf der Straße statt. Man klagt, weil ein Mensch hingeht zu seinem ewigen Hause. Es ist der Abschied vom Leben und die Übergabe des Staubes zum Staube. Für jene, die das ewige Leben, die lebendige Hoffnung, nicht kennen, ist solch ein Abschied wirklich bitter. Dann mag auch die Klage auf den Straßen berechtigt sein, denn es ist ein Abschied der Verlorenheit ins Ungewisse. Es ist verständlich, wenn wir als Kinder Gottes beim Heimgang unserer Lieben — weinen. Sagt nicht der Herr Jesus in Matthäus 5, 4: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden." Und weiter in Römer 12, 15b: „Weinet mit den Weinenden." Selbst unser Herr hat angesichts des Todes seines geliebten Freundes Lazarus —

geweint (Joh. 11, 35). Wir, die wir die Verheißung der Auferstehung kennen, sollten jedoch selbst bei der Beerdigung unserer Nächsten keineswegs in übergroße Traurigkeit verfallen. Denn wir besitzen eine lebendige Hoffnung der Auferstehung der Toten.

Das Geschrei der Klagenden auf der Straße paßt deshalb nur dann, wenngleich sich die Aussage auf Glaubende bezieht, allein in die Zeit des AT. Damals war eben das vollkommene Opfer noch nicht gebracht worden, welches in Jesus die Erfüllung gefunden hat. So bezeugt Matthäus in Kapitel 12, 19: „ER wird nicht streiten noch schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Straßen hören." Gewiß hat der Apostel die Aussage aus dem Propheten Jesaja Kapitel 42, 2 entnommen, worauf er sich stützt. Weil der Herr Jesus durch seinen Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, konnte unser Herr bereits zu seiner Erdenzeit auf den Lärm der Straßen verzichten.

Die Klagenden ziehen deshalb auf den Straßen umher, weil der Tod die Folge der Sünde Adams ist. Damals wurde das Wort des alleinigen Gottes mißachtet. Auch zur Zeit des Propheten Jeremia führt Gott Klage über Israel. „Weil sie mein Gesetz verlassen haben" (Jer. 9, 13). Deshalb die Aufforderung in Vers 17: …..rufet Klageweiber, daß sie kommen." Wegen des Ungehorsams ist der Tod durch ihre Fenster gestiegen (Vers 21).

Prediger 12, 6

„Ehe zerrissen wird die silberne Schnur".

Das Silber bedeutet in der Schrift soviel wie Erlösung. Auch dann, wenn es ein irdisches, menschliches, vergängliches Leben ist, bezeichnet die Bibel dieses als silbern. Wir sind vom leiblichen Tod erlöst (haben Erlösung auf Zeit), solange wir leben. Groß ist die Lebenssicherheit im Leibe der Niedrigkeit jedoch nicht. Vergleichsweise ist es eine Schnur. Sobald also der Mensch zu seinem ewigen Hause geht, zerreißt die Schnur. Die‘ Erlösung auf

Zeit hat ein Ende gefunden; der Tod zeigt seine Macht, weil die silberne Schnur entzwei ist.

„Und zerschlage die goldene Schale."

Der irdische Leib wird jetzt mit einem Behälter, einer Schale, verglichen. Unser höchstes Gut in der materiellen Welt ist das Erdenleben. Die Lebensäußerung vollzieht sich im Leib des Fleisches. Verfällt unser Leib, so endet auch das Leben. Damit liegt der hohe irdische Wert in der Leiblichkeit — der goldenen Schale. Ein toter Leib hat keinerlei Wert mehr. Er gleicht einem zerschlagenen Gegenstand, man bemüht sich, ihn so rasch wie möglich aus dem Hause zu tun. Einst war es die goldene Schale, aber zerschlagen entbehrt der Leib jeden Wert.

„Und zerbrochen der Eimer am Quell."

Der Prediger erkennt und sieht in der Beziehung zum Quell den Menschen als Eimer. Was aber nützt dann die Quelle lebendigen Wassers, wenn das Gefäß (der tönerne Eimer) zerbrochen ist. Mit Scherben vermag man sicher kein Wasser mehr zu schöpfen, ganz gleich, wie ergiebig der Quell auch sein mag. Ist die Möglichkeit, das Quellwasser aufzunehmen, nicht mehr vorhanden, geht der Mensch als Ton der Erde hin zu seinem ewigen Hause.

„Und zerschlagen die Schöpfwelle an der Zisterne". Die Schöpfwelle ist ein Hilfsmittel zur Bedienung des Eimers. Damit soll gesagt sein, daß nicht allein der Eimer, sondern auch die menschliche Hilfe zerschlagen ist. Nichts, gar nichts bleibt von den irdenen Dingen des Menschen erhalten, wenn jemand zu seinem ewigen Hause geht. Im Gegensatz zum Quell, der als lebendiges Wasser bezeichnet wird und nie versiegt, ist die Zisterne eine erschöpf-liche Wasserstelle, die vom Regenwasser abhängig ist. Eine Zisterne führt in Trockenzeiten kein Wasser und ist somit nicht beständig, wie auch unser irdisches Leben keinen Bestand hat. Was ist nun der Mensch? Solange man jung und gesund sein darf, befinden

wir uns am Lebensquell und unser Leib nimmt gleich einem Eimer das Wasser auf. Zerbricht der Eimer — das Gefäß — versiegt auch der Quell für den Zerbrochenen. Im Alter wird das Leben knapp, der Aufenthalt an der Zisterne genügt. Doch dann kommt der Augenblick, an dem alles helfende Werk (die Schöpfwelle) zerschlagen ist. Dann geht der Weg zurück zu seinem ewigen Hause.

Prediger 12, 7

„Und der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen, und der Geist zu Gott zurückkehrt,der ihn gegeben hat."

Nach 1. Thessalonicher 5, 23 besteht der Mensch aus den 3 Dingen:

Leib — Seel — Geist Diese 3 Dinge stellen einen Menschen der gesamten schöpferischen bildhaften Darstellung vor, wie wir ihn in 1. Mose 1, 26—27 erwähnt finden. Sobald also ein Mensch stirbt, löst sich seine Einheit in 3 Teile auf. Die Drei-heit empfingen wir einst bei der Schaffung der Krone der Schöpfung, welche auf die Trinität Gottes hinweist. Die Tri-nität wiederum hat ihren Abdruck im Bild des Tempels: Vorhof — Heiliges — Allerheiligstes.

Der Vorhof war im Tempel der Ort der Opfertiere, die zur Schlachtung warten mußten. Vergleichsweise zeigt der Vorhof auf den Leib hin, welcher der Sünde wegen in den Tod kommen mußte. Der Kot der Opfertiere und der Ort der Unreinheit (Leib) veranlassen den Seher Johannes in Offenbarung 11, Vers 1—2 bei der Bestandsaufnahme des Tempels — den Vorhof (Hof) nicht mitzumessen. Der Vorhof — ein Bild des Leibes wiederum — weist auf den Christus, als sein Leib der Sünde wegen verunreinigt wurde. Dort vollzog sich das Gericht des Todes an dem Sündlosen, weil ER kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Munde gefunden wurde. Seinen Leib gab ER für uns hin in die Erde. Das Heilige war im Tempel der Ort, durch welchen die Priester dem lebendigen Gott die Opfergaben brachten und vermochten — nach dem Willen

Gottes zu handeln. Vergleichsweise zeigt „das Heilige" auf den Geist hin. Der gehauchte Odem Gottes einstmals (1. Mose 2, 7) bei der Schöpfung des ersten Menschen erinnert an die Handlung des Hauchens durch den Herrn in seine Jünger, bei der Schaffung des zweiten Menschen (Joh. 20, 22). Das 1. Hauchen Gottes brachte dem Adam den Geist des Menschen. Das 2. Hauchen Gottes brachte nach Pfingsten den Heiligen Geist. Jeder lebende Mensch besitzt den Geist des Menschen gemäß 1. Korinther 2, 11. Stirbt nun der Mensch, so kehrt dieser Geist zurück zu Gott, der ihn gegeben hat. In der Darstellung erkennen wir im Menschengeist den Ausdruck des Heiligen Geistes im zweiten Menschen.

Das Allerheiligste war im Tempel der Ort, zu dem nur das geheiligte Prie-stertum (Hoherpriester) Zutritt hatte. Im Tempel stand die Lade (ein Bild von Jesus) im völlig dunklen Raum. Christus, der Sohn Gottes, war damals noch verborgen (im dunkeln). Vergleichsweise zeigt das Allerheiligste auf den Vater hin. Es war das Höchste und Größte (Joh. 10, 29a): „Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles." Deswegen war im Allerheiligsten (Hinweis zum Vater) auch die Lade (Hinweis zum Sohn) (Joh. 10, 29b): „Ich und der Vater sind eins." Und wiederum hat das Allerheiligste eine Beziehung zu unserem Höchsten: der Seele! Unsere eigentliche Persönlichkeit liegt nicht im Leibe oder dem Geiste, sondern in der Seele. Stirbt nun der Mensch, so dreiteilt er sich, und die Seele geht zum Hades, dem Aufbewahrungsort der Seelen. Bei der Ankunft des Herrn verbindet sich die Seele mit dem Rest des zu verwandelnden materiellen Leibes — zu einem neuen Geist-Leib. Die Gerechten aber werden einen neuen Leib empfangen, um die Herrlichkeit des Himmels an sich geschehen zu lassen. Die Ungerechten aber erhalten einen neuen Leib, um die ewige Strafe Gottes an sich vollziehen zu lassen.

Alles dieses ist das Geschick des Men-

sehen.

„O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege!" (Römer 11, 33.) Im NT wird der Prediger nicht mehr erwähnt, weil er die betreffenden Dinge

aus der Schau des AT und somit des Menschen im Fleische erkennt. Von daher versteht sich auch die Auffassung, daß die Seele des Menschen stürbe. (Kap. 3, 18—21; 9, 4—6 und 11, 3b.) Den Menschen im Geiste behandelt der Prediger nicht, da Christus noch nicht offenbar war. W. B.

5

Empfanget den Heiligen Geist

Joh. 20, 22—23: „Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist! Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten."

Diese Bibelstelle hat in der Gemeindezeit viel Veranlassung zu allerlei Auslegungen gegeben. Daher möchten wir unter der Heranziehung von verschiedenen Lehrauffassungen mit großer Vorsicht und Umsicht versuchen, so schriftgebunden wie möglich die Schriftaussage zu beleuchten. Alle Menschen können sich irren, und weil die Kinder Gottes auch solche irrenden Menschen sind, sollte es einem Gläubigen nicht schwerfallen, nach erkannter Wahrheit des Wortes sich der Korrektur zu unterstellen. Beachten wir hier allerdings, daß es nicht darum geht, daß einer dem andern die eigenen Erkenntnis-Güter aufzwingt, sondern, sobald das untrügliche Wort uns überführt, wir die große Verantwortung besitzen, uns der gottgewollten Berichtigung nicht zu entziehen. Sobald wir

vom Geist Gottes durch das Wort überführt sind und uns nicht entsprechend verhalten, sieht uns der Herr im Ungehorsam. Der weise König Salomo erkannte das Problem bereits damals und spricht in Prediger 1, 18: „Wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer." Sobald wir also tiefer in die Kenntnis Gottes und Seine Absichten im Wort eindringen, folgt für uns der Kummer der Eingeständnisse zur Korrektur. Weil der Dienst und die Fürsorge für den natürlichen Menschen (das alte Fleisch) so groß ist, wird das Berichtigen der Erkenntnis manchen zur Qual. Lieber Bruder und liebe Schwester, verbinde nie deine Ehre, dein Ansehen, dein Ange-sehen-werden-wollen mit der Erkenntnis der Schrift.

Das gewaltige Geschehen Seiner Auferstehung war gekommen. Für die Jünger, welche bis zum letzten Augenblick auf den Messias hofften, brach mit der Übergabe Seines Geistes in die Hände des Vaters (Luk. 23, 46) ihre ganze Hoffnung zusammen (Luk. 24,

Vers 21). Im Johannesevangelium, Kapitel 20 überschlagen sich die Ereignisse der neuen göttlichen Offenbarungen. „An dem ersten Wochentag", beginnt das Kapitel in Vers 1, „als es noch finster war". Die Dunkelheit jener Tageszeit spiegelt sich in den Herzen der Seinen, worin ebenso große Finsternis über die Wege der Heilsabsicht unseres geliebten Herrn bestand. Der treue Herr hatte es den Seinen wiederholt gesagt, daß ER von dem Hohenpriester und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden sollte. Aber ihre Herzen vermochten nicht, die Worte Jesu „glaubend" aufzunehmen. Wie groß die Überlegung der Jünger in Kapitel 20, 1—9 gewesen sein mochte, der Bericht schließt in Vers 10 mit der Tatsache, daß die Jünger wieder heimgingen! Ab Vers 11 wird uns nur eine Frau gezeigt, welche angesichts der Ereignisse nicht heimging. Es war Maria Magdalene, welche bei der Gruft unseres Herrn blieb. Ihr Glaube wird belohnt, indem sie die 1. Begegnung mit dem auferstandenen Herrn hat. Gesegnete Maria, die du die erste Verkündigerin (Vers 18) der Botschaft des auferweckten Christus an die Jünger sein darfst! All dieses sollte der erste Wochentag (Vers 1) beinhalten, obgleich er noch nicht zu Ende war. Ab Vers 19 wird uns der erlebnisreiche Abend des gleichen Wochenersten gezeigt. Darum wollen wir den Abschnitt von Vers 19 bis 23 besehen, ohne jedoch auf die Einzelheiten anderer Gedanken näher einzugehen.

Gleich am ersten Tag der Woche, am Auferstehungstag aus den Toten, nimmt ER die Mitte der Seinen ein (Vers 19b). Zu dieser Zeit waren die Herzen der Jünger voll Furcht, aber der Herr bringt ihnen den Gruß des Friedens. Der Friede Gottes wird also der Furcht entgegengestellt.

a) Als der Gesandte des Vaters (zum Dienst hier auf Erden), (Joh. 16, 28) bringt der Herr nach vollbrachtem Werk den Frieden des Vaters: Friede euch! (Joh. 20, 20.)

b) Hierauf folgt die Offenbarung des Zeugnisses Seiner Leiden (die Hände und die Seite). Die bis dahin vorhandene Furcht schwindet und wechselt in Freude über. Deshalb: Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch (Vers 21). Hier finden wir in Sonderheit den Frieden des Sohnes: Friede euch!

c) Erst in Vers 22 wird der Heilige Geist erwähnt, welcher zeitlich nicht mit dem Frieden des Vaters und des Sohnes genannt ist. Sagt die Schrift nicht: „Ich und der Vater sind eins?" (Johannes 10, 30.) Im Vorbilde Abrahams und Isaaks . . . gingen beide miteinander (1. Mose 22, 6); beide, der Vater und der Sohn, gingen den Leidensweg, weshalb der Friede beider so eng beieinander liegt. Das, was zwischen Vers 22 und 26 liegt, ist der Unglaube des Thomas. Ja, Unglaube verhindert den Frieden dessen, DER uns auch in die Wahrheit dieses göttlichen Friedens recht leiten will. Dieserhalb finden wir den zeitlich verhinderten Frieden des Heiligen Geistes: Friede euch! (Vers 26b.)

Damit wenden wir uns dem Vers 22 zu: „. . . hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist!"

Wir wollen die häufigsten Auffassungen der Gläubigen aufzeigen und uns in der Abhängigkeit vom Wort das richtige „Beurteilen" schenken lassen.

1. Es gibt unter den Gläubigen die Ansicht, daß Gott im Hauchen Jesu eine apostolische Vollmacht auf die Jünger übertragen habe, welche sich auf eine geringe Anzahl von Männern auch für die heutige Zeit noch als gültig erweise. Eine diesbezügliche Vollmacht sei durch das Hauchen in Vers 22 mit der Äußerung und Entscheidung zum Vergeben und nicht Vergeben in Vers 23 verbunden.

Antwort: Sowohl das Hauchen (Vers 22), wie auch die Sündenvergebung (Vers 23) hat nichts mit apostolischer Auto-

rität zu tun. Vielmehr fällt auf, daß die Vertreter obiger Ansicht ohne Ausnahme solche sind, die sich heute noch in autoritärer und beherrschender Art in der Gemeinde Jesu bewegen, woher auch die Lehrerkenntnis abzuleiten ist. Gar nicht weit von dieser Lehre laufen die Gedanken der Nachfolger jener damaligen Kirche der Nikolaiten (welche Volksbeherrschende heißt). Genau dort, wo andere „beherrscht" werden — was aber die Heilige Schrift verbietet (1. Petr. 5, 3) —, lehrt man, daß nur ihre Priester Macht hätten, Sünden zu vergeben.

2.) Andere, ansonsten tief im Worte Gottes verankerte Gläubige, vertreten die Auffassung, daß bei der Anhauchung der Jünger diesen das ewige Leben gegeben worden sei. Die Beweisführung wird von der Tatsache abgeleitet, daß der Hauch-Vorgang nur im Johannes-Evangelium genannt ist und in diesem Evangelium mit Abstand das Leben vorgestellt wird, welches der Herr in Überfluß habe. Zwar wäre noch nicht der Heilige Geist gegeben worden, wohl aber der Geist des Lebens. Antwort: Sobald wir den Vers 22 lesen, fällt uns auf, daß kein Wort und keine versteckte Mitteilung darin enthalten ist, woraus zu ersehen wäre, daß der Herr ihnen dort das „ewige Leben" oder „den Geist des Lebens" gab. Weil aber auch das übrige Wort keine Mitteilung enthält, daß bei der Anhauchung der Jünger durch den Herrn „ewiges Leben" empfangen wurde, müssen wir diese Ansicht vollständig abweisen. Ihr Aufbau beruht auf Spekulation, zwar sicherlich gut gemeint, aber nicht auf dem Boden der Schrift-ausage verlauend.

Jetzt wollen wir eine Frage stellen: Was vermittelt einem Gotteskind „ewiges Leben?" Nach der Lehre des NT: die Wiedergeburt, oder von neuem geboren werden (Joh. 3, 5). Was aber sind nun die beiden Einheiten, welche eine neue Geburt braucht? „Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde!"

Für jeden ernst zu nehmenden Aus-

leger dürfte im Wasser auch das Wort zu erkennen sein (Eph. 5, 25). Dieses Wort hatte die Jünger nach der Aussage ihres Meisters „rein" werden lassen (Joh. 15, 3). Der Herr sagt hier nicht: Ihr seid schon „wiedergeboren" um des Wortes willen, sondern ER sagt

rein! 

Daß wir es bei dem Geist allein mit dem Heiligen Geist zu tun haben, wird wohl keine andere Exegese zulassen. Denn eine Geburt steht mit einer Zeugung im Zusammenhang, und da ist uns der Heilige Geist genannt (Titus 3, Vers 5). Des weiteren ist ER auch das Siegel bei der Geistgeburt (Eph. 1, 13). Damit bringt die Wiedergeburt das neue, ewige Leben, welches ausschließlich durch „Wort und Geist" gegeben wird. Der Geist des Lebens liegt in der neuen Schöpfung, die da abgeschlossen (versiegelt) wird durch den Heiligen Geist.

Weshalb wird überhaupt etwas ins Wort gelegt, wo doch alles so klar mitgeteilt ist. Bleiben wir also bei der Schriftaussage und bemühen wir uns um eine Auslegung und nicht um eine Einlegung.

3. Eine weitere Auslegungs-Richtung ist der Auffassung, daß durch das Hauchen der Heilige Geist empfangen worden sei. Zunächst gründet man sich auf die Aussage der Schrift: „Empfanget den Heiligen Geist." Weil also hier der Heilige Geist wörtlich genannt ist, wird jede andere Geistbezeichnung ausgeschlossen (siehe unter Punkt 2). Angesichts des Pfingstereignisses und der damit verbundenen Ausgießung und Gabe des Heiligen Geistes — was ja nicht anderweitig auszulegen ist — kommt man zum Schluß, im Vorgang des Hauchens sei der Heilige Geist als Vorwegnahme der Ausgießung, zunächst in kleinerer Portion, verabreicht worden. Das Quantum, de Hauptmasse, sei dann zu Pfingsten gegeben worden.

Antwort: Wenn der Herr in Johannes 20, 22 sagt: empfanget den Heiligen Geist, so ist unter „empfanget" der Zeitpunkt noch völlig offen. Die spä-

tere Mitteilung in Apostelgeschichte 1, Vers 5, daß der Heilige Geist „nach nunmehr nicht vielen Tagen" ausgegossen werde, gibt keinesfalls der Auslegung Raum, daß eine teilweise Ausgießung bereits hinter ihnen liege. Einmal läßt sich eine dekadierte Gabe des Heiligen Geistes lehrhaft überhaupt nicht halten, zum andern teilt das Wort dies völlig anders mit. Nach Johannes

3, 34b wird der Geist eben nicht nach Maß gegeben. Würde also das Hauchen auch gleichzeitig den Heiligen Geist vermittelt haben, dann hätte Gott Sein Wort in diesem einen Fall brechen müssen — um den Geist doch nach Maß zu geben. Der Lehrauffassung über die Gabe des Heiligen Geistes in Schüben kann man sich wohl nicht recht anschließen. Bei neutraler Betrachtung gelangt man zu dem Schluß, daß auf der Suche nach Auswegslösungen diese noch die beste sei. Mehr als nur Erstaunen setzte bei der Feststellung ein, daß auch die SCOFIELD-Bibel, Seite 1133, Fußnote, die Lehrmeinung vertritt, daß durch das Hauchen bereits der Heilige Geist vordosiert verabreicht worden sei, um im Pfingstgeschehen die Hauptmenge folgen zu lassen.

4. Es soll nun die Lehrauffassung des Artikelschreibers folgen, wobei gebeten wird, die aufgezeigten Vorgänge anhand der Schriftstellen zu prüfen. Des weiteren sind wir geneigt zu sagen, daß die Bibelstelle so einfach wie möglich auszulegen ist. Oft machen wir Menschen uns die Dinge schwerer als sie sind, auch im Erkennen des Wortes Gottes.

Im neutestamentlichen Jesus erkennen wir gleichzeitig den alttestamentlichen Jehova-Gott. Denn durch IHN und für IHN sind alle Dinge erschaffen (Kol. 1, 16; Rom. 11, 36). Darum gehen wir zurück zu 1. Mose 2, 7 und finden die Entstehung des physischen Lebens als ein Schattenbild der Schöpfung des ersten Adam und ersten Menschen (1. Kor. 15, 45—47), zur Schaffung der Wiedergeburt des zweiten Adam und zweiten Menschen im geistlichen Le-

ben.

Der Vorgang bei der Schöpfung des Menschen nach 1. Mose 2, 7

1. Handlung Gottes:

Bildung der Materie zum Erdenkloß.

2. Handlung Gottes:

ER „haucht" in die Materie Seinen Odem, das ist Sein Geist und offenbart sich im Menschen als Geist des Menschen.

3. Folgehandlung von 1. und 2.:

Der Mensch ward eine lebendige Seele.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal: In der 2. Handlung hauchte Gott in die Materie, der Mensch erfährt die Folge und wird eine lebendige Seele. Wir wissen nicht, ob das Werden der Seele sofort im Anschluß an das Hauchen, oder nach Verlauf von 10 oder 20 Stunden geschah. Die‘ Bibel jedenfalls teilt uns nähere Einzelheiten nicht mit; es ist aber gut, wenn wir das Wort nicht durch unsere Gedanken zu ergänzen suchen. Das Hauchen ging zweifellos der Seelenwerdung voraus, und das ist sehr wichtig.

Der Vorgang bei der Schaffung des neuen Menschen nach Wiedergeburt

Weil der Herr Jesus bei der Gabe oder Übermittlung des Heiligen Geistes nicht auf Erden anwesend sein konnte, mußte ER notwendigerweise das Hauchen vorwegnehmen. Hatte der Herr nicht gesagt, daß ER dann, wenn ER zum Vater gehe, den Vater bitten wolle, daß ER den Heiligen Geist sende (Joh. 14, 16; 15, 26; 16, 13)? Das heißt, daß der Vater nie allein ist; als der Sohn auf die Erde gesandt war, befand sich der Heilige Geist bei IHM. Danach, als der Herr wieder auffuhr und beim Vater war, konnte ER bitten — damit ER den Geist der Wahrheit sende. So kam am Pfingsttag der Heilige Geist herab; seit jenem Augenblick ist der Vater und der Sohn im Himmel. Sobald

aber der Heilige Geist dem Bräutigam die Brautgemeinde übergibt, bleibt nach der Hochzeit des Lammes der Heilige Geist beim Vater, denn der Sohn wird als Messias für 1000 Jahre auf der Erde herrschen. Dieserhalb hauchte der Herr in sie und sprach: empfanget den Heiligen Geist! Dieses Hauchen ist eine rein symbolische Handlung, die einen Einmaligkeits-Charakter trägt! Da anläßlich des Hauchens nicht alle Jünger zugegen waren (Joh. 20, 24), kann nicht gefolgert werden, daß die nicht behauchten Jünger das ewige Leben und den Heiligen Geist zu Pfingsten etwa nicht empfangen hätten! Das Hauchen konnte der noch auf Erden weilende Herr vollziehen, nicht aber konnte ER ihnen .zu diesem Zeitpunkt das ewige Leben geben (der Mensch ward eine lebendige Seele). Das bedurfte des Heiligen Geistes, und JENER konnte erst kommen, nachdem der Sohn beim Vater bitten sollte. Genau wie in 1. Mose 2 zeitlich unterschieden wird: Bildung des Erdenkloßes — Hineinhauchen Gottes — und der Mensch ward eine lebendige Seele, so verläuft die Schaffung des neuen Menschen — des vom Himmel. Die Erdenbürger waren vorhanden und durch’s Wort gereinigt — der Herr hauchte in sie — und stellt den Empfang des Heiligen Geistes vor (dies entspricht der lebendigen Seele, aber auch dem von Neuem-geboren-werden; es ist der Geist). Es sei hier noch einmal daran erinnert, daß der Herr Jesus zwar bei der Schaffung des ersten Menschen zugegen sein mochte, nicht aber beim zweiten Menschen vom Himmel. Da war der Sohn beim Vater im Himmel, weswegen der Herr aber noch hauchen mußte, um zu sagen, daß sie (die Jünger) den Heiligen Geist (erst noch) empfangen sollten. Der Empfang aber geschah zu Pfingsten, wodurch das ^ieue Schöpfungsleben gegeben war. Die Bibel sagt in Vers 22 nicht, daß die Jünger zum gleichen Zeitpunkt den Heiligen Geist empfangen haben, wohl aber zu Pfingsten. Die Schrift sagt vielmehr, daß zum Zeitpunkt des Verses 22

der Herr hauchte. Bezüglich des Geistesempfanges aber ER sprach: „empfanget den Heiligen Geist!" ER sollte also empfangen werden! Und solches geschah allein zu Pfingsten. Wie so einfach ist doch Gottes Wort, wenn wir nicht hineinlegen, was gar nicht geschrieben steht.

Unter keinen Umständen darf der Vorgang des Hauchens mit der Gabe des Geistes bei der Schaffung des ersten Menschen in 1. Mose 2, 7 gleichgestellt werden mit dem Vorgang des Hauchens bei der Schaffung des zweiten Menschen in Verbindung mit Johannes 20, Vers 22.

Was aber ist der Sinn des Verses 23:

„Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten."

Da in vorstehender Auslegung insbesondere der Vers 22 betrachtet werden sollte, darf hier nur ganz kurz etwas Grundsätzliches zu Vers23 gesagtsein. Bei dieser Schriftstelle handelt es sich nicht um Sünden der Menschen zu Gott und in der Beziehung zur Vergebung auf die Ewigkeit. In den Dingen der Sünden, die einen Sünder von Gott trennen, kann der Mensch weder „vergebend" noch als Mittler eintreten.

a) Auf daß ihr aber wisset, daß der Sohn des Menschen Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben" (Lukas 5, 24).

Und da es nur einen Sohn des Menschen gibt, haben alle anderen Anmaßungen von Menschen — ordiniert dazu, Sünden zu vergeben — keinen Platz im Worte und Willen Gottes.

b) „Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Jesus Christus." (1. Tim. 2, 5.)

Weil die Heilige Schrift nur einen Mittler von Gott gegeben anerkennt, sind alle übrigen Mittler auch Einbildungen, von Menschen gegeben.

Die Sündenvergebung, welche mit dem

Heil in Christo und der Errettung verbunden ist, wird allen aufrichtig Suchenden aus Gnaden geschenkt. Die große Erlösung durch Sein Blut bedarf in keiner Weise einer Einmischung sündlicher Menschen. Bei der uns hier vorgestellten Benennung von „Vergeben und Behalten" geht es auch nicht um die gegenseitigen Beziehungen in der Gemeinschaft von Menschen. Da sagt ja der Herr: „Wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebet, so wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben" (Matth. 6, 15). Hier in unserer Stelle handelt es sich um die fürbittende Haltung der Gemeinde — den verlorenen Sündern gegenüber. Mit dem „Vergeben" öffnen wir dem Sünder die Tür der Gnade, damit die strafende Hand Gottes gnädigst von ihm abgewandt wird. Umgekehrt, wenn wir den Verlorenen gegenüber nicht in der Fürbitte gefunden werden,‘ bleibt die Tür zur Gnade um das Gewicht dieser vergebenden Ge-

bete verschlossen, und das ist, wir „behalten" ihren Zustand. Ein lehrhaftes Beispiel finden wir bei der Steinigung des Stephanus in Apostelgeschichte 7, 60: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu." Hierdurch waren die religiösen Mörder im Zustand der „Vergebung" vor Gott. Die Urgemeinde kann sich der Bitte des Stephanus nur angeschlossen haben. Die Gnade der Annahme des Heils war für diese Täter wieder offen, andernfalls das „Behalten" derselben ihnen die Erlösung erschwert hätte. Unter anderem redet auch die Stelle von 2. Korinther 2, 10—11 davon. Was aber das „Behalten" betrifft, so lehrt uns das Wort u. a. in 2. Timotheus 4, 14, daß Alexander, der Schmied, nicht die Vergebung erhielt; dafür spricht der Apostel die Vergeltung des Herrn aus! Die Schriftstelle von Matthäus 18, 18 hat jedoch keine direkte Verbindung zu Johannes 20, 23, obgleich äußere Ähnlichkeiten vorliegen mögen. W. B.

6

Prophйtie und Weissagung

2. Petrus 1, 21

Der Gegenstand unserer Abhandlung soll diesmal die „Weissagung" sein. Weissagung im Lichte der Bibel unterscheidet sich deutlich von der der Erkenntnis jener Gläubigen. Sobald wir in einer größeren Gemeinschaft von Kindern Gottes uns befinden und die Frage derWeissagung aufwerfen, werden wir die unterschiedlichsten Ansichten hören können. Die Unterschiede wachsen sogar, wenn die Gläubigen aus den verschiedenen Denominationen kommen. Das ist keineswegs bloße Vermutung, sondern beweisbare Tatsache, welcher wir in den Freizeiten immer wieder begegnen. Weissagung ist Prophйtie, antwortete erst kürzlich ein Bruder, auf diese Frage angesprochen. Wie aber würdest du, lieber Freund, auf die gleiche Frage antworten? Überlege erst ruhig, bevor du dich äußerst — aber äußere dich (dir selbst gegenüber), bevor du weiterliest.

Das neutestamentliche Buch der Prophйtie ist die Offenbarung Jesu Christi, welche mit Kapitel 22 schließt. In Vers 19 wird gewarnt, den Worten der „Weissagung" dieses Buches — wegzunehmen oder hinzuzutun. Uns geht es hier um die Schriftaussage, daß die Prophйtie der Offenbarung: Weissagung ist! Gewiß bezieht sich die Ausdrucksform „dieses Buches" nicht allein auf die hier genannte Offenbarung, sondern auf die ganze Heilige Schrift; aber nicht nur auf die Evangelien und die Briefe, sondern auch auf die Offenbarung Jesu — als Prophйtie. Also hätten wir jetzt die biblische Grundlage zum Schriftbeweis, daß Prophйtie und Weissagung das gleiche ist? Nein! So einfach ist die Ausle-

gung des Wortes Gottes keineswegs.

Zunächst legen wir aufgrund der vielen Aussagen der Bibel fest, daß Weissagung immer die mitteilende Offenbarung Gottes ist! Nun mag jemand sagen, das ist ja bei der Prophйtie genauso. Es ist zwar richtig, daß auch die Mitteilung der prophetischen Worte jeweils Offenbarung des Herrn ist, dennoch bestehen wesentliche Unterschiede zwischen den beiden — von Gott gegebenen— Begriffen, wie wir gleich sehen werden.

Der Wortbeweis, daß Prophйtie und Weissagung nicht dasselbe ist!

Neben den bleibenden Diensten, finden wir in 1. Korinther 12 die „zeitlichen" Gnadengaben aufgeführt. Im 29. Vers stellt der Apostel die Frage: „Sind etwa alle Apostel? alle Propheten . . .?" Hier soll doch klargestellt sein, daß die vielen Glieder am Leibe Jesu nicht alle die gleiche Gabe besitzen, sondern die Verschiedenheiten der Gaben den notwendigen Dienst aller erfordern. Würde es zum Beispiel damals nur eine einzige Gabe, und zwar die der Prophйtie gegeben haben, nicht aber Apostel, Evangelisten, Lehrer und Hirten, niemals hätte die Gemeinde genährt und zu Wachstum geführt werden können.

Mit der Erwähnung des Verses 29 wird doch seitens des Apostels bestätigt, daß nur einige, nicht aber alle Propheten sein konnten! Im Gegensatz dazu ermahnt der Apostel in 1. Korinther 14, Vers 1 alle, zu weissagen‘! Im 14. Kapitel, Vers 1 ist zu allen geredet: „Strebet nach der Liebe; eifert aber um die

geistlichen Gaben, vielmehr aber, daß ihr weissaget." Wer von uns wäre nicht aufgefordert — nach der Liebe zu streben? Wer nicht, nach Geistesgaben zu eifern? (Wo doch der Geist „einem jeden" insbesondere austeilt — 1. Kor. 12, 11.) Vielmehr aber als nach den Gaben, soll der Eifer sein, zu weissagen! Weissagen soll jeder in der Gemeinde Jesu (1. Kor. 14, 24 und 31)! Nicht aber kann jeder prophe-zeihen. Wer unter den Lesern sich durch den Heiligen Geist führen läßt, dürfte auch den Unterschied verstanden haben, daß Prophйtie auch Weissagung, und doch nicht dasselbe ist.

Der Prophet ist ein Mittler zwischen Gott und Menschen. Die AT-Propheten haben ihr Ende mit Johannes dem Täufer gefunden (Luk. 16, 16). Die Erfüllung aller Propheten (des AT und des NT) liegt in der Person Jesu Christi als dem alleinigen Mittler (1. Tim. 2, 5), von Gott verordnet.

Der Prophet des AT empfing von Gott die Eingebungen, um diese an das Volk weiterzuleiten. Dabei ging es um zu offenbarende Geheimnisse Gottes aus Vergangenheit und Gegenwart, insbesondere auch um die Dinge der Zukunft.

Der wohl größte Prophet über die Offenbarungen „der Vergangenheit" war mit Abstand — Mose. Er empfing von Gott nach Jahrtausenden noch die gesamte Schöpfungsgeschichte gemäß 1. Mose 1 und 2!

Die meisten Propheten des AT haben in „der Gegenwart" geredet. Bezeichnend ist, daß die in den Prophetenbüchern aufgeführten Seher von Jesaja bis Maleachi sämtlich über das Tausendjährige Friedensreich voraussagen durften — bis auf einen. Diese Ausnahme bildete Jona, was wohl mit seinem persönlichen Ungehorsam im Auftrag zusammenhing. Vom Wesen her haben diese Propheten überwiegend „die Zukunft" an das Volk vermittelt (Mittler) oder vorausgesagt. Die Prophйtie des AT ist der Weissagung gleichgestellt, behandelt

die Voraussagen kommender Dinge, aber auch die Mitteilungen der Gedanken Gottes überzeitlich.

Der Prophet des NT empfing von Gott die Eingebungen, um diese zur Vollendung der Heiligen Schrift zu benutzen (Kol. 1, 25). Seine Mittlerrolle beschränkt sich demzufolge nur noch darauf, das von Gott eingegebene Wort zu vermitteln, damit das NT mit den Anweisungen oder Mitteilungen aus dem Munde des Propheten entstehen konnte. Die Stellung des NT-Propheten ist somit eine untergeordnete Zweitrangigkeit. Darum wird in der Aufzählung der neutestamentlichen Dienste an die

1. Stelle der Apostel gesetzt, an die

2. Stelle dann der Prophet (Eph. 4, 11 oder 3, 5). Nicht aber finden wir die Erwähnungen im hfl" umgekehrt, was uns belehren soll. Die Gemeinde ist eben aufgebaut auf der Grundlage der „Apostel und Propheten" (Eph. 2, 20). Und weil bei jedem Bau die „Grundlage" (oder das Fundament) zu den Anfangselementen zählt, wird auch am Geistlichen-Bau (welcher die Gemeinde ist) die Grundlage des Evangeliums gottgewollt gegeben.

Deswegen stehen die Apostel und die Propheten als die Ersten am Bau des Geistlichen-Hauses erwähnt und sind fest mit dem Grund verbunden. Sobald die Fundamente nicht stimmen, wird bei einem Bau das ganze Haus infrage gestellt sein. Weiter oben am Haus lassen sich Fehler leichter beseitigen als am Fundament. Dies ist auch die Ursache dafür, daß der Herr für die wichtige Grundlage autorisierte Persönlichkeiten gab: Apostel und Propheten.

Gibt es heute noch Apostel und Propheten?

Abgesehen von falschen Aposteln und .Propheten (2. Kor. 11, 13 und 1. Joh. 4, Vers 1): Nein! Denn die Grundlage ist nunmehr geschaffen (oder der Grund ist gelegt (1. Kor. 3, 10—11). Heute legen wir keinen Grund mehr, weil das

bereits geschehen ist. Vielmehr befinden wir uns im Zeitablauf dieses Geistlichen-Hauses: „beim Hausputz"!

Was war nach der Schrift das Privileg eines Apostels? „Er mußte persönlich den Herrn gesehen haben"! Bei der Einsetzung des Matthias in das Apostelamt an Stelle von Judas wird ausdrücklich in Apostelgeschichte 1, 21 ff gesagt: „Es muß nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausging . . . von diesen muß einer ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden." D. h. die Apostel mußten den Herrn gesehen haben, um das Amt zu empfangen. Hierauf beruft sich auch der Heiden-Apostel Paulus und

spricht in 1. Korinther 15, 8: …..am

letzten aber von allen (Aposteln, Vers 7), gleichsam einer unzeitigen Geburt, erschien er auch mir." Paulus beweist hier die Rechtmäßigkeit seines Apostelamtes darin, daß der Herr ihm „erschienen" ist. Allgemein wird hier an das Geschehnis in Apostelgeschichte 9, Vers 1—8 gedacht. Zwar kam Paulus recht spät zum Apostolat; deshalb vergleicht er seine Wahl Gottes und sein Kommen als: unzeitige Geburt (Spätgeburt). In 1. Korinther 15, 8a, wie auch in 1. Korinther 4, 9 stellt Paulus sich als den Letzten der Apostel hin‘! Wenn also Paulus damals zu den letzten Aposteln zählte, brauchen wir für unsere Zeit keine Überlegungen mehr anzustellen. Es sei denn, daß jemand den Nachweis erbringt, zirka 2000 Jahre alt zu sein!

Wie aber verhält es sich mit den Propheten? Wie wir aus den vorangegangenen Auslegungen des Artikels entnehmen konnten, war der Prophet — DER MITTLER —. Sicherlich war auch der Priester im AT ein Mittler. Der Unterschied jedoch war, daß der Priester in Verbindung mit dem Opfer zu Gott Mittlerrolle übernahm, um Vergebung und Annehmung zu erlangen. Umgekehrt ist es beim Propheten; er ist Mittler von Gott zu den Menschen. Und dieser Vorgang entspricht auch

der Weissagung: die Gedanken Gottes zu uns zu bringen. Allein in der Person Jesu finden wir jedoch die beiden Wirkungen in Vollkommenheit: von Gott und zu Gott vereinigt.

Nach Lukas 16, 16 waren also die Propheten die Mittler des Wortes Gottes zu den Menschen des AT. Die Propheten des NT waren die Mittler des Wortes Gottes „zur Schrift" für die Menschen. Und weil dieses Schriftwort „vollendet" ist (Kol. 1, 25), besitzen wir genau in diesem Wort: das Reden des Sohnes! Würde es heute noch Propheten geben, hätte sich der Heilige Geist schwer geirrt und das Wort wäre gar nicht „vollendet"I Aus dem gleichen Grunde wird über die „mancherlei Weise" in Hebräer 1, 1 der Rede Gottes in den Propheten (die mancherlei Weise ist die Prophetenrede des AT und des NT), hat er am Ende dieser Tage zu uns (durch sein Schriftwort) geredet im Sohne. Das Reden des Sohnes erfolgt heute durch das Wort, während der Heilige Geist darin leitet.

Nie darf es zu Verwechslungen zwischen Gaben und Diensten kommen. Obgleich es heute keine Apostel und Propheten mehr gibt, mag es noch mancherlei Aposteldienste geben. Nicht umsonst unterscheidet das NT Ämter von Diensten. Obgleich es heute keine Propheten mehr gibt, mag es auch heute noch prophetische Gaben der Auslegung hierfür geben. Was, in aller Welt, wollte denn heute noch in unserer Mitte der Prophet? Würde ein solcher „reden", könnte das Reden im Sohne nicht sein! Nachdem also das NT in der uns überlieferten Form vorlag, war es auch „vollendet", und mit der Vollendung ist es abgeschlossen! Der neu-testamentliche Prophet ist gleich dem Apostel, jedoch mit der Grundlage des Geistlichen-Hauses benannt und hat heute von Gott her keinerlei Platz in der Gemeinde. Sobald heute in Gemeinden oder auch solo, gewisse Propheten in Erscheinung treten, stehen ausnahmslos andere Mächte dahinter. Wir blicken darum in den Brief des

Paulus an die Epheser, Kapitel 4, 11 und lesen: „Und er hat die einen gegeben als Apostel, und andere als Propheten, und andere als Evangelisten, und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen." Zuerst finden wir bei den 5 wichtigen Tätigkeiten, welche der Gemeinde geschenkt sind, wiederum: 1. Apostel, 2. Propheten. Da beide nur inderGrün-dungszeit der Gemeinde notwendig waren, finden wir diese (von Gott her) später nicht mehr. Was wir jedoch heute noch besitzen sind: Evangelisten, Lehrer, Hirten, diese drei! Und genau jene drei — finden wir in 1. Korinther 13, 13 wieder: Glauben, Hoffnung, Liebe.

Durch die Tätigkeit des Evangelisten vermehrt sich der Glauben. Durch die Tätigkeit des Lehrers gibt Gott die Hoffnung, auch die der Wiederkunft. Durch die Tätigkeit des Hirten (Hirtenliebe) schenkt der Herr die Liebe. Weshalb redet die Schrift in Kapitel 13 von jenen drei als von den „Bleibenden" (bleiben)? In der Differenzierung zum 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes, wo abgesehen von den Diensten, von den „nicht bleibenden" Gaben gesprochen ist, werden die drei, welche „bleiben" (über die ganze Gemeindezeit) unterschieden und auch erwähnt. Lediglich „die Größte", die Liebe, wird dann ewigkeitsverbunden gebracht. Der Prophet des NT war also von Gott her nur für die Gründungszeit der Gemeinde eingesetzt. Der Herr gab die Zukunft-betreffenden-Gedanken — und das war insbesondere die Grundlage des Evangeliums in Offenbarungen und Aussprüchen der Propheten. Die Gemeinde-betreffenden-Ordnungen standen zeitlich für zirka 2000 Jahre vor ihnen und waren damit prophetisches Wort. Paulus, der nie als Prophet bezeichnet wird, offenbart das Geheimnis der Gemeinde in einmaliger Art. Johannes, der nie als Prophet bezeichnet wurde, bringt die gewaltige Offenbarung Jesu Christi. Alles neutesta-mentliche Prophezeihen waren Weissagungen an die örtlichen Gemeinden und wurden zu Gottes Wort erhoben.

Gott benutzte den NT-Propheten als Mittler zum Schriftwort; das aber kann heute nicht mehr sein.

Was ist nach der Schrift Weissagen und welche Unterscheidungen liegen vor?

Wie bereits ausgeführt, liegt in der Zeit des AT zwischen Prophйtie und Weissagung kein Unterschied. Wesentlich anders jedoch verläuft die Weissagung in der Zeit des NT. Hier unterscheiden wir die Prophйtie und Weissagung des NT-Apostels gemäß 1. Korinther 12, 1—11, wo nur die bestimmten Personen (Propheten) über zukünftige, von Gott gegebene Aussprüche reden durften. Diese Aussprüche fanden ihr gottgewolltes Ende in der Offenbarung des Johannes. Seither besitzen wir weder Propheten noch im strengen Sinne die Weissagung von Gott gegeben. In der Urgemeindezeit waren nur einzelne solcher Propheten in Weissagung. Völlig anders jedoch ist die erweiterte Form der Weissagung in 1. Korinther 14, 1 und 24 und 39. Immer wieder wird betont, daß in dieser erweiterten Form „alle" weissagen! Die hier genannte Weissagung beruht auf bereits erfolgte und gegebene Weissagung durch die Propheten. Wenn wir also heute sagen: „Jesus, der Herr, kommt wieder", so ist dieser Satz eine Aussage der erweiterten Form der Weissagung. Die Quelle, welcher die Mitteilung entnommen ist, finden wir in der Heiligen Schrift (1. Thes-salonicher 4, 16).

In der Urgemeindezeit, als das Wort noch nicht vorhanden war, konnte man sich bezüglich jener Äußerung auf die Rede der Propheten beziehen. Zwei oder drei Propheten sollten reden, die „anderen" (das waren ebenfalls Propheten) sollten urteilen (1. Kor. 14, Vers 29). Das Prophetenwort sollte dennoch von Propheten geprüft werden, nicht aber von Evangelisten oder Hirten.

Die Weissagung in der Gemeinde nach 1. Korinther 14 war so umfassend, daß

sogar die Schwestern eingeschlossen waren, nur sollten sie sich dann „bedecken" (1. Kor. 11, 5). Diese Weissagung, welche sich vom Wort ableitet, sollte zur Auferbauung der Gemeinde, aber auch zur Überführung der Ungläubigen dienen (1. Kor. 14, 24).

Zusammenfassung:

Im AT war Prophйtie gleich Weissagung. Propheten empfingen die Kunde von Gott und gaben diese an die Israeliten weiter. Im NT war Prophйtie gleich Weissagung, inwieweit Propheten die Kunde von Gott vernahmen. Dann gaben diese

die Mitteilungen an die Gläubigen weiter. Der Heilige Geist jedoch nahm die Mitteilungen als Wort des NT auf, denn der Heilige Geist hatte die Worte der Weissagung ja auch erst gegeben (2. Petr. 1, 20—21).

Die „erweiterte Weissagung" nach 1. Korinther 14, welche an allen gefunden werden sollte, entnahmen jene:

a) In der Urgemeinde aus den geredeten Prophetenworten, welche die neutestamentlichen Propheten redeten.

b) Seit der Zeit, in welcher das Wort des NT vorhanden war — bis heutigen Tages — aus der Schrift.

W. B.

7

Jene, die der Herr nicht kennt

Matthäus 7, 22—23

Wie groß der Schaden und der Verlust durch Unwissenheit über das Wort in Wirklichkeit auch sein mag, die Ewigkeit wird es offenbaren, überall dort, wo die Lehre der Schrift nicht erkannt ist, folgt das Nachreden der Meinungen von Menschen, oder aber Unterwerfung unter die eigenen Gedanken. Die Frucht aus solchem Fleischeswerk hört man nur zu oft aus dem Munde der Gläubigen: „Übeltäter nennt der Herr jene, die weissagen, Dämonen austreiben und Wunderwerke tun‘!" Diese Auslegung stimmt gar nicht, denn der Herr wiederholt bei der Mitteilung lediglich die Worte der Leute jener Tage

und spricht, daß „diese" (nicht der

Herr) sagen: ….. haben wir nicht in

deinem Namen . . .?" Der Herr Jesus bestätigt keineswegs diese Behauptung, sondern sagt doch nur, daß die Übeltäter solches sagen. Ja, sie sagen es von sich aus, aber der Herr bestätigt die Aussage nicht. Vielmehr spricht der Herr, daß ER sie gar nicht kenne. Demnach haben sie auch nicht in Seinem Namen geweissagt, Dämonen ausgetrieben und Wunderwerke getan!

Was aber ist die Veranlassung dafür, dem Herrn Jesus die Handlungen ihrer Tätigkeiten vorzustellen? In Vers 21 wird gezeigt, daß beileibe

nicht jeder, der HERR — HERR sagt, in das Himmelreich eingehen wird. Das Eingehen in das Reich hing also nicht mit einem „Bekenntnis" (auch nicht mit einem Glaubensbekenntnis) zusammen, sondern mit dem Tun des Willens unseres himmlischen Vaters. Das Reich der Himmel ist ein Zeitabschnitt vom Dienst Jesu im Fleische auf Erden bis zur Herrschaft als Messias über die Zeit des Tausendjährigen Friedensreiches. Dieses Reich ist geistlich, denn wer in dieses geistliche Reich eindringt, wird errettet sein, da es die Gesamtheit des Evangeliums umschließt, und zwar vom „Evangelium des Reiches" und dessen Verkündigung zuerst (Mark. 1, 15), über die Zeit des „Evangeliums derGnade" (Apg.20,24), und wiederum der Verkündigung des „Evangeliums des Reiches" (Matth. 24, Vers 14) in der Gerichtszeit, bis ins Reich der tausend Friedensjahre (Offenbarung 14, 6).

Ganz offensichtlich sind "jene", welche in die Rettung eingehen, doch nur die, mit denen wiederum die Ausübung des Vaterwillens verbunden ist; während von denen, die Herr, Herr sagen, nicht jeder gerettet sein wird. Auf welchen Zeitabschnitt, möchten wir fragen, bezieht sich die Wortaussage? Ganz gewiß wird die Erfüllung in verschiedenen Zeitepochen anwendbar sein. Insbesondere ist jedoch die primäre Seite in der Gnadenzeit dargestellt.

Eine Beziehung zur Gerichtszeit der 70. Jahrwoche ist deshalb kaum denkbar, weil die Mitteilung dies nicht recht zuläßt. Das Wort des Apostels Paulus in Römer 10, 13 besagt eben, daß: „jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden." Wichtig ist zu wissen, daß der Römerbrief von Kapitel 9 bis 11 eine Einfügung für Israel darstellt. Der Apostel bezieht sich auf den Propheten Joel in Kapitel 2, 32, wonach wiederum „jeder", der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden. Die Anrufung des Namens Jesu wird in der Gerichtszeit Rettung zur Folge haben. (Beachten wir hier noch einmal „jeder".)

Was aber sagt der Herr in Matthäus 7, Vers 21: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr." Daher ist die Erfüllung dieser Aussage in erster Linie auf die Gnadenzeit, also auf heute, bezogen. Wer aber sind diese Leute (Nicht jeder . . . Vers 21), die nach Vers 22 mit „Viele" bezeichnet werden? Es sind religiöse Menschen, die von sich aus sagen, geweissagt, Dämonen ausgetrieben und Wunderwerke getan zu haben. Der Herr aber sagt, daß Er sie niemals gekannt habe. Zur Zeit des Herrn auf Erden konnten dieses Wort viele noch nicht erfüllen, denn hier wird von „jenem Tage" geredet, was in der prophetischen Schau immer ein fernes, zukünftiges Geschehen ist. Dies wiederum besagt, daß in kommenden Zeiten (jenem Tage) Menschen leben werden, die Christus als den Herrn erkennen. Ihre Erkenntnis reicht jedoch nicht zur Rettung, weil sie ihren eigenen und nicht den Willen des himmlischen Vaters getan haben. Sie ließen sich vom Vater nicht zum Sohne ziehen (Joh. 6, 44). Obgleich diese Leute nicht wiedergeboren waren, hielten sie sich in Ermangelung der Übereinstimmung mit dem Vaterwillen an das Mitteilungswort des NT. Ja, noch mehr, sie taten alles in dem Namen Jesu! Sie taten es, ohne selbst Lebensverbindung zu Jesus zu haben. Es sind törichte Jungfrauen, die den Geist nicht haben.

Gleichzeitig führt uns die Schrift in die Zeit des Abfalls heutiger Tage, was wir unter „jenem Tage" verstehen. Es ist die Zeit der Verführung, von welcher der Herr in Matthäus 24, 4 spricht und deren Höchstmaß dann in der Gerichtszeit erreicht sein wird. Aus der Schriftmitteilung kann nicht abgesehen werden, ob das Reden von Gottesworten (weissagen), das Austreiben von Teufeln (Jak. 4, 7), oder die Handlungen von Wunderwerken wirklich — im Namen Jesu — geschahen. Der Herr stellt lediglich fest, daß sie Übeltäter sind und den Vaterwillen nicht taten. Aber auch dann, wenn die Dinge getan worden wären, könnten solche nicht retten.

Wie gefährlich ist es, mit dem Worte Gottes umzugehen, ohne selbst wiedergeboren zu sein. Besehen wir heute unser christliches Abendland, so finden wir nach Vers 22 „viele", die nach

Vers 23 Übeltäter geheißen werden, und der treue Herr kennt sie darum nicht, weil sie nicht den Willen Gottes des Vaters tun, um errettet zu werden. „Bist du schon wiedergeboren?"

W. B.

8

Gesetz und Freiheit

Kolosser 2, 20

Das Wort in Kolosser 2, 20 hat Paulus auch unserer Ermahnung wegen geschrieben. Wie schwer fällt es jedoch unserem Fleische, uns vom Wort her ermahnen zu lassen. Dem alten sündlichen Menschen im Fleische hatte Gott Zaun und Zügel durch das Gesetz angelegt. Das Gesetz sollte den Menschen im Fleische von seiner Sündhaftigkeit und Verlorenheit überführen (Römer 3, 20). Darum wird es auch Gesetz des Todes genannt (Römer 8, 2), weil im Gesetz keine Rettung ist. Daher hat Gott das Gesetz nur Menschen gegeben, die nicht errettet waren. Das sagt auch die Schrift durch den Apostel Paulus in 1. Timotheus 1, Vers 9—10: „Indem er dies weiß, daß für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Zügellose und Ungöttliche, Vaterschläger und Mutterschläger, Menschenmörder, Hurer, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige, und wenn etwas anderes der gesunden Lehre zuwider ist, nach dem Evangelium."

Heute, in der Zeit der Gnade, haben

wir daher nichts mehr mit dem Gesetz und dessen Geboten zu tun, weil Christus uns losgekauft hat vom Fluch des Gesetzes (Gal. 3, 13a). Kinder Gottes sind bereits losgekauft vom Gesetz und deshalb errettet. Wer also heute noch gesetzliche Dinge tut, oder solche von anderen fordert, steht unter dem Fluch und will auf andere Fluch bringen.

Wenn also oben gesagt wurde, daß die Alttestamentler noch nicht errettet waren, stimmt das durchaus. Denn die Vergebung jener beruhte auf Tierblut und wirkte darum nur auf Zeit. Niemals schafft nach der Lehre des Wortes Tierblut Beziehungen zur Ewigkeit. Das Gericht blieb lediglich an jenen auf Zeit beiseitegestellt, bis ein besseres, ewigkeitsverbundenes Opfer gefunden war, und das war das Opferlamm Christi! Wer also unter der Vergebung von Tierblut stand (Gesetzeszeit), hatte am Kreuz von Golgatha auch Vergebung erhalten und war damit errettet in der Beziehung zur Ewigkeit. In Hebräer 12, 23 werden jene Glaubenden des AT: Geister der voll-

endeten Gerechten geheißen. Ihre Vollendung bezieht sich auf das Opferblut Jesu, worin sie vor Golgatha unvollendet waren.

Viele Gläubige halten sich an den alt-testamentlichen Gesetzesgeboten fest, ohne zu wissen, daß dies Fluch ist! Auch Gesetzlichkeiten, die nicht zum Gesetz gehörten, sind Fluch. Es muß für unseren geliebten Herrn ein Herzensbetrübnis sein, Kinder Gottes mit Gesetzlichkeiten verbunden zu wissen. Denn zur Freiheit (von Gesetzlichkeiten) hat Christus uns freigemacht (Ga-later 5, 1). Wer Gesetzlichkeiten liebt, oder sie von anderen fordert, vergreift sich am Herrn selbst, wie auch am Wort, und damit an der uns gegebenen Freiheit der Kinder Gottes. Gesetzlichkeiten waren der Zuchtmeister auf Christus hin, damit wir nunmehr durch Glauben gerechtfertigt würden (Gal. 3, Vers 24). Heute sind wir nicht mehr unter diesem gesetzlichen Zuchtmeister (Gal. 3, 25), weil wir Söhne Gottes geworden sind (Gal. 3, 26). Darum, wer heute unter den Gläubigen Gesetzlichkeiten bei sich oder anderen vertritt, verleugnet die Sohnschaft Gottes an den Kindern des Lichtes, wütet gegen Christus, den Herrn, und liebt und bewegt den Fluch!

Wie wichtig auch das Wort der Ermahnung nach Hebräer 13, 22 in einer Gemeinde sein mag, jedoch Ermahnung, dem anderen aus einem gesetzlichen Herzen verabreicht, ist immer Fluch. Wieviel Wunden sind doch schon geschlagen worden auf dem Boden der verfluchten Gesetzlichkeit. Je mehr wir in der Liebe Christi arbeiten und uns von ihr durchdringen lassen, desto weniger wird die Todesmacht des Gesetzes an uns gesehen. Wer Jesus liebt, haßt jedwede Regung zur Gesetzlichkeit in der Zeit der Gnade. Und wer IHN liebt, wird sein Wort halten; dies aber ist kein Gebot des Gesetzes, weshalb der Herr auch sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet." Damit ist das Gebot des Gesetzes abgelöst durch das Gebot der Liebe. Das Gesetz des Todes hat in Christo ein Ende gefunden, das Gesetz

des Lebens aber gründet sich auf dem Boden des Gebotes der Liebe.

Die Anwendung gesetzlicher Weisungen im AT hatte nur dann Anerkenntnis, wenn alle Gebote gehalten wurden. Wer nicht alle Gebote hielt, war verflucht! So schreibt auch Paulus an die Galater in Kapitel 3, 10b: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!" Die Lehre der Schrift unterweist uns, daß es vor Gott Fluch ist, wenn im AT ein Gebot nicht gehalten wird, und daß es vor Gott Fluch ist, wenn im NT ein Gebot des AT gehalten wird‘! So hat doch unser Herr das Gesetz „erfüllt", wie die Schrift sagt.

Die große Lüge Satans an den Gläubigen in der Gnadenzeit läßt sonderbare Früchte ausreifen. Insbesondere sei an dieser Stelle auf die Sektenlehre der Adventisten hingewiesen, die Gesetz und Gnade nicht unterscheiden können. Obgleich bekannt ist, daß sich viele Kinder Gottes unter ihnen bewegen, ist die Lehrrichtung doch völlig verderblich, und zwar ihrer Gesetzlichkeiten wegen.

Kurze Themenauslegung des Wortes von Kolosser 2, 20—23

Neutestamentlich sind wir nur dann errettet, wenn wir gleichzeitig mit Christus gestorben sind (Vers 20). Ein Toter hat keine Regungen mehr für das, was im alten Wesen ist. Unser Sterben mit Christo gilt den Elementen der Welt. Die Welt unterhält ihre Beziehungen doch zum Leibe des Fleisches. Und weil das Gesetz den Menschen im Fleische betraf, kann einer, der in der Gleichheit des Todes mit Christo gestorben ist, sich auch nicht mehr den Satzungen unterstellen (das ist die Gesetzlichkeit), welche doch nur den alten Menschen betreffen. Gesetzliche Menschen unterstellen sich dem Gang der Materie und widerstehen damit dem Gesetz des Geistes. „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht!" (Vers 21.) Dies waren Dinge, welche das Gesetz

betrafen, denn die allgemeine Benutzung der materiellen Gegenstände läßt diese zerstört werden (Vers 22). Dies heißt mit anderen Worten, wer solche Grundsätze in der Zeit des NT noch vertritt, lehrt Menschengebote. Gesetzeslehren haben auch heute noch einen Schein von Weisheit (ähnlich dem Schein von Heiligkeit, der die Scheinheiligkeit selbst ist). Dennoch wertet Gott solches als eigenwilligen Gottesdienst, obgleich jene Lehrvertreter eine Demut an den Tag legen, in der ihr eigener Leib nicht verschont wird. Selbst dann, wenn die eigene Ehre nicht vordergründig liegt, dient dies zur Befriedigung des Fleisches (Vers 23).

Welche Beziehung hat das Gesetz zu uns in der Gemeindezeit?

Wir haben mit dem Gesetz überhaupt nichts zu tun, denn es war Israel gegeben und ist wesenhafter Bestandteil des Ersten Bundes, wie auch des Dienstes Gottes im Fleische. Dennoch können wir keineswegs sagen, das Gesetz sei ungültig, denn der Herr war ja gar nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen. Danach ist die Gesetzmäßigkeit des Gesetzes erloschen, da es durch Christus „erfüllt" ist. Gleichzeitig aber ist die Anordnung des Gesetzes „übriges Wort Gottes" geworden. Das heißt, wir haben es beim Gesetz mit Schriftmitteilung zu tun, wie das übrige Gotteswort ja auch ohne Gesetzeskraft uns hinterlassen ist! Daß wir Vater und Mutter ehren sollen, gilt auch heute noch. Wer von uns wollte das verneinen? Allerdings hat dieses Wort keine Gesetzeskraft mehr, sondern unterliegt dem Mitteilungscharakter des übrigen Wortes. Daß wir nicht begehren sollen des Nächsten Weib, Vieh, oder alles was sein ist, gilt auch heute noch, aber nicht nach dem Gesetz, sondern nach dem Wort. Nun könnte jemand sagen, in 5. Mose 22, 11 steht geschrieben, daß ein Kleid nicht aus „Wolle und Leinen" bestehen soll! Hierzu müssen wir allerdings bemerken, daß dies keine Bedeutung mehr für unsere Zeit hat.

Jetzt kommt die Frage, wieso gelten die vorgenannten Weisungen noch, die Sache mit zweierlei Stoff jedoch nicht mehr? Die Erklärung hierzu ist: alles, was dem Geist des NT entspricht, gilt auch heute, ungesetzlich; und alles, was der Lehre und dem Geist des NT nicht entspricht, gilt nicht mehr.

Die Lösung des Problems vorerwähnter Fragen in der Unterscheidung gültiger und ungültiger gesetzlicher Mitteilungen verläuft: „Das ganze Wort Gottes — Altes und Neues Testament — ist für uns geschrieben, nicht aber betreffen uns alle Mitteilungen der Schrift!"

Kann heute noch eine Gültigkeit der Gesetzesweisung von 5. Mose 22, 5 abgeleitet werden? — „NEIN!"

Die Weisung, daß auf eine Frau keinerlei „Mannszeug" kommen sollte, wie auch keine Frauenkleidung von Männern zu tragen sei, hat von dieser Schriftstelle abgeleitet überhaupt kein Anwendungsrecht. Alttestamentlich ist das Gesetz beendet, und das NT kennt keine ähnlichen Weisungen. Das, was damals in der Gesetzeszeit Greuel war, ist auch heute meist Greuel, wenn solches von anderen gesetzlich gefordert wird, nachdem Christus uns doch zur Freiheit berufen hat. Wieviel Sündenschuld lastet auf Herz und Gewissen vieler Kinder Gottes deshalb, weil Gesetzlichkeiten von anderen erwartet wurden. Das neue Gebot der Liebe Jesu interessiert jene gar nicht, wenn es gilt, mit Gesetzlichkeiten andere Herzen tief zu verwunden. Ja, sie meinen, selbst Gott einen Gefallen mit diesen Greuelsünden zu erweisen. Dabei müssen solche schriftunkundige Gläubige von Glaubensschwachen noch getragen werden!

Insbesondere bezieht sich das Thema auf das Tragen von Hosen der Frauen.

Weil wir nicht mehr unter dem Gesetz, vielmehr aber unter der Gnade Gottes stehen, haben wir auch mit 5. Mose 22, Vers 5 nichts mehr zu tun!

Die gläubigen Frauen in Amerika tragen überwiegend Hosenanzüge. Niemand möchte sagen, daß die europäischen Frauen etwa geistlicher wären. Warum tragen die Frauen in Amerika Hosen selbst zum gemeindlichen Zusammenkommen? Ganz einfach:

1. Weil das Gesetz des AT nicht mehr gilt.

2. Weil das NT auch nicht annähernd solche Weisungen kennt.

Was aber ist, wenn in Gemeinden derartige Forderungen gegenüber anderen Gläubigen erhoben werden? Dann will man eben das AT wieder aufrichten, wozu aber Gott nicht ja sagt. Was aber ist, wenn in liebender Art die Schwestern von der Lehre her unterwiesen werden, die Hosentragerei zu unterlassen? Dann kann es sein, daß Gott dazu ja sagt.

Gibt es denn überhaupt von der Schrift her Gründe, sich gegen das Hosentragen der Frauen zu stellen?

Wir müssen hier ganz deutlich „ja" sagen. Die Begründung kann jedoch nie im AT zu finden sein‘! Und weil im NT ein Satz dieses Verbotes nicht zu lesen ist, darf die nachfolgende Schilderung gelten.

Eine wohl allen bekannte Tatsache ist die Herkunft der Mode. Sie ist die aus der Eitelkeit heraus geborene Substanz der Welt. Und wer der Mode Opfer geworden ist, lebt in geistlicher Dystrophie und ist in dieser Frage auch der Welt gleichgeworden. Kinder Gottes, die darin gebunden sind, befinden sich ebenso in einem fruchtlosen Zustand zum Herrn. Darum warnt der Apostel in Römer 12, 2:…..seid nicht gleichförmig dieser Welt." Sobald die Gläubigen sich nicht mehr von der Welt unterscheiden, sind sie ihr auch gleichgeworden. Wie sehr betrüblich das für den Herrn sein mag, so beweist der „moderne Christ", der solche Mahnungen nicht mehr hören kann, doch nur, wie weit er in Wirklichkeit von Christus entfernt ist.

Das AT-Schattenbild von 5. Mose 22,11 belehrt uns im Verbot während der Gesetzeszeit, nicht Wolle und Leinen an einem Kleide zu tragen. Der geistliche Sinn für unsere Zeit liegt darin, daß wir im Kleide (welches den Körper umgibt) bekanntlich den Wandel eines Gläubigen zu sehen haben. UnserWan-del soll also nicht in zwei Richtungen (Wolle und Leinen) gefunden werden, weil ja auch niemand zwei Herren zugleich dienen kann! Gleichförmigkeit der Welt und Jesus-Nachfolge sind Bemühungen, die, zugleich vollzogen, nicht unter Gottes Segen stehen können.

Kinder Gottes sollten sich so kleiden, daß sie weder nach der modernen, noch nach der altmodischen Seite hin auffallen, denn auffallen zu wollen ist doch auch Sünde, welcher Dinge wegen der Herr am Kreuz starb. Eine ganz andere Seite darf an dieser Stelle angesprochen werden, mit der sich auch Paulus in Römer 1, 24—28 beschäftigt. Ohne Zweifel kommt die Idee von Satan, daß der Mann im Äußeren vom Weibe nicht mehr zu unterscheiden ist. Wie der Feind die Lehre der Vermischung durch BMeam zu verwirklichen suchte (Israel und die Moabiter, 4. Mose 22,3—5), finden sich die Warnungen an die Gemeinde zu Pergamus in Offenbarung 2, Vers 14: …..welche die Lehre Bileams festhalten . . . und Hurerei treiben." Die Hurerei ist hier geistlich zu verstehen, indem Kinder Gottes und Verlorene in einer Gemeinde Einheit darstellen wollen.

Diese Vermischungs-Sünde finden wir auch heute noch in vielen Gemeinden, ohne daß Buße getan wird! Eine solche Vermischung auf geistlichem Gebiet nimmt vielen Gläubigen den Blick, das Zeugnis und die Vollmacht. Doch nicht allein auf geistlichem, sondern auch auf materiellem und leiblichem Gebietsucht Satan eine Vermischung zwischen männlich und weiblich herbeizuführen. Geschieht dies doch, um den im Bilde Gottes geschaffenen Menschen weiter zu entstellen.

Die Vermischung auf leiblichem Gebiet:

a) Bei Männern ist dies die Homosexualität, welche den Gebundenen in Gefühl und Denkart der Frau näherkommen läßt. Die Welt bedient sich an diesen Armen der operativen Geschlechtsverwandlung. Aber neue Riesenprobleme sind die Folgen jener Entscheidungen. Oft begegnen wir Leuten mit der Meinung, solches sei Krankheit. Gottes Wort aber erklärt dies gemäß obigerRömerstelle mitGericht und bezeichnet es als „dahingegeben" von Gott. Dieses Hingegebensein in Satanshand aber ist bei Gotteskindern völlig heilbar. Die Grundlagen hierfür sind:

1. Führung eines Heiligungslebens der Betreffenden mit starkem Gebet.

2. Aufnahme durch einen Seelsorger mit entsprechender Ausrüstung.

b) Bei Frauen ist dies die lesbische Liebe, welche die Gebundenen über Jahre gefühls- und wesensverändert werden läßt. Dabei herrscht Satan in unvorstellbarer Art über die armen geplagten Seelen. Eine Befreiung ist nur unter den unter a) aufgezeigten Punkten 1. und 2. möglich.

Die Endzeittage lassen ein lawinenartiges Hereinbrechen dieses Volksgeschwürs erkennen. Die Gemeinde Jesu aber hat ein Recht der Befreiung infolge des gewaltigen Sieges Jesu am Kreuz. Eine Befreiung verläuft nur ana-

log der Mitteilung a).

Die Vermischung auf materiellem Gebiet:

Diese zeigt sich insbesondere durch den bewußten oder unbewußten Hang von Männern, sich fraulich zu bekleiden (hierzu gehört auch das lange Haar, 1. Kor. 11, 14), wie auch, daß Frauen sich männlich bekleiden, wobei die Hosenbekleidung der Frauen geradezu der Entartung Vorschub leistet (hierzu gehört auch das kurze Haar, 1. Kor. 11,6).

Der Urheber dieser Unordnungen ist der Durcheinanderwerfer (Diabolos). Es kommt jetzt lediglich darauf an, ob wir den Herrn Jesus so lieb haben, daß wir der sodomitischen, gerichtsreifen Welt nicht auch noch durch Unwissenheit und Ungehorsam Vorschub leisten.

Wenn wir mit Christo den Elementen der Welt wirklich gestorben sind, unterwerfen wir uns dann noch Satzungen, hinter welchen der Fürst dieser Welt steht?

Mit Gesetzlichkeiten (sprich Sünden) haben wir kein Recht, andere zu beherrschen oder anzukeifen. Das Gebot unseres Herrn weist uns den Weg. Du sollst „Vorbild" den Gläubigen sein, damit ihr Wandel freiwillig geschehe — wodurch allein Gott Ehre empfängt. FLIEHET DEN GÖTZENDIENST!

W. B.

9

Blutschuld bei Kindern Gottes?

Hesekiel 3, 18

Vielen wahrhaft Gläubigen bedeutet obige Schriftstelle eine göttliche Warnung, der man sich verantwortlich nicht entziehen kann. Andere wiederum vermögen leichtfüßig darüber hinwegzu-gleiten mit der Annahme, daß dieses Bibelwort sie nicht betreffe. Erstere machen teilweise unter Selbstanklage geistliche Tiefstände durch, letztere beurteilen die Situation lächelnd; ja, sie bemitleiden erstere wegen ihres Mangels an Worterkenntnis. Um nun aus den obenerwähnten gegensätzlichen Meinungen der Gläubigen herauszufinden und Licht zu erhalten, bedarf es einer notwendigen Untersuchung der Heiligen Schriften.

a) Zeit des Alten Testamentes:

Zunächst haben wir es in der Hesekiel 3, 18-Stelle mit einer alttestamentlichen Weisung durch den Propheten an das Volk Israel zu tun. Darin kommt zum Ausdruck, daß Gott geredet hat: die Gesetzlosen sollen gewiß sterben! Danach folgt der Auftrag an jeden Israeliten, die Todeswarnung über den Gesetzlosen auszusprechen, damit er am Leben erhalten bliebe. Vom Grundsatz her wird jeder für die eigene Ungerechtigkeit sterben müssen, wenn keine Umkehr erfolgt. Ob eine Warnung vor dem Tode ergangen ist oder auch nicht, bleibt dahingestellt. Aus der Hand des Gerechten jedoch will Gott das Blut des Gesetzlosen fordern, falls dieser die geheißene Warnung nicht ausgesprochen hat.

Welch ungeheure Verantwortung liegt auf solchen Menschen, denen es anvertraut worden ist, den Rettungsweg zu

kennen. Eine etwaige Rechtfertigung von Schuld lag also damals in der pflichtgemäßen Weitergabe des Lebensweges. Darum besagt der Inhalt des Verses 19, daß die Seele des wegweisenden Zeugen „gerettet" sein wird, wenn der Gesetzlose gewarnt worden ist. Und kehrt nach dieser Warnung der Gesetzlose von seinem bösen Weg um, so haben beide ihre Seelen gerettet (Vers 21).

Ganz gewiß liegt dem Schriftwort in Hesekiel 3, 18 die Gesetzeszeit zugrunde, denn es enthält die Ausdrucksform: DU SOLLST. Keineswegs kann eine solche Forderung: DU SOLLST einfach auf die Zeit der Gnade angewandt werden. Da gilt doch gerade die beschriebene Freiheit, allein in ‚Freiwilligkeit, göttliche Forderungen zu erfüllen. Dennoch wollen wir den Ernst der Weisung unter keinen Umständen abschwächen.

b) Zeit des Neuen Testamentes:

1. Die Schriftstelle von Hesekiel 3, 18 im Blick auf die Lehre der Prädestination im NT

Bei der Themenbehandlung wird vorausgesetzt, daß der Leser die biblische Lehre der göttlichen Zuvorbestimmung kennt. Die schriftwidrigen Sonderlehren über die Vorherwahl der Menschen von Gott müssen wir ablehnen. ‚ Nach Mitteilung des Wortes Gottes sind wir auserwählt vor Grundlegung der Welt in IHM (Eph. 1, 4). Des weiteren finden wir Mitteilungen über die Vorherbestimmung Gottes in Rom. 8, Vers 29; 1. Petr. 1, 20. Nach diesen Schriftstellen hat also vor den Zeit-

altern eine Auswahl durch Gott stattgefunden, wobei der Herr in Voraussicht jeden einzelnen Lebensweg sah. Infolge dieser Schau vermochte Gott, den einzelnen so zu sehen, ob und wie er sich Gott gegenüber und der Annahme des Heils in Christo verhalten würde. Wir dürfen dem großen Gott dafür nicht böse sein, weil ER die Eigenschaft besitzt, auch im voraus das Verhalten seiner Geschöpfe zu sehen und zu erkennen. Niemand kann jedoch sagen, er sei darum nicht errettet worden, weil Gott ihn nicht zuvorbestimmt habe. Zur Errettung des einzelnen ist von Gott her allen die freie Willensentscheidung gegeben, sich entweder für oder gegen Christus zu entscheiden. Denn, „wer da will, der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst" (Offenbarung 22, 17).

setzes zu tun. Gerade weil Gott vermag, alle Menschen voraus in ihren Handlungen zu sehen, wäre doch die Weisung in der Hesekiel-Stelle, den Gesetzlosen zu warnen, kompletter Unsinn.

Ganz gewiß liegt in obiger Gedankenfolge ein schwerwiegender Denkfehler vor. So wahr auch die Lehre der Prädestination sein mag, niemals hat Gott uns geheißen, aus der Sicht Gottes und seiner Perspektive zu entscheiden, sondern wie das Wort uns mitteilt, in der Sicht Gottes und unserer Perspektive. Die göttliche Schau der Prädestination geht uns überhaupt nichts an. Vielmehr läßt Gott uns gnadenvoll Einblick gewähren in Dinge, die allein seine Seite betreffen. Wir haben die Anweisungen der Schrift und deren Aussagen zu tun, zu welchen auch die Hesekiel-Stelle gehört. Das bedeutet, daß wir auch heute noch die Gottlosen zu warnen haben. Deswegen spricht der Herr:…..ihr werdet meine Zeugen sein" (Apg. 1, 8). Und weiterhin: „Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung" (Mark. 16, 15). — „Gehet hin — ihr werdet sein" —, sind die Zeugen des Evangeliums auch in unserer Zeit Das sind Weisungen, die nie durch die Zuvorbestimmung aufgehoben werden.

2. Die Lehre des NT im Blick auf die Schriftstelle in Hesekiel 3, 18

Nachdem wir gelesen haben, daß die Lehre der Prädestination uns keineswegs Richtschnur für die Hesekiel-Stelle ist, wollen wir nun endlich sehen, was das NT zu dieser Frage sagt. Eine ganz bedeutende Aussage des Wortes finden wir in Apostelgeschichte 20, 26: „Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tage, daß ich rein bin von dem Blute aller; denn ich habe nicht zurückgehalten."

Wenn wir den Vers 25 besehen haben, erkennen wir, wovon Paulus nicht zurückgehalten hat, nämlich das Reich Gottes zu predigen, was nichts anderes bedeutet als das Evangelium zu bezeu-

Es stellen sich nun Gläubige auf folgenden Standpunkt, indem sie sagen: „Wenn Gott seine Erwählten ohne dies zuvorbestimmt hat, so ist es doch unwichtig, ob wir, wie in Hesekiel 3, 18, den Gesetzlosen warnen oder auch nicht. Letztlich ist doch die Vorauswahl entschei-end, und wenn solche Wahl Gottes vor Zeiten getroffen worden ist, kann niemals mehr für uns, wie in Hesekiel 3, 18, Blutschuld vorliegen!"

Inwieweit diese vorliegende Auffassung uns von der Pflicht der Warnung des Gesetzlosen entbindet, bedarf einer genauen Erforschung des Wortes Gottes.

Würde also die Lehre der Prädestination „uns" von der Zeugnispflicht entbinden, so müßten wir fragen, weshalb die Zuvorbestimmung nicht auch schon die „ Alttestamentler" von der Warnungspflicht entbunden hat. OhneZwei-fel besteht der Grundsatz der Vorherbestimmung sowohl für die Gläubigen des NT, als auch für die des AT (Römer 11, 2). Denn wenn Gott voraussehen kann, wer sich in der Zeit der Gemeinde für den Herrn entscheidet, vermag ER es auch in der Zeit des Ge-

gen. Und in Vers 27 erwähnt der Apostel seine Verkündigung des ganzen Ratschlusses Gottes, wie er sagt, was wiederum das Evangelium einschließt. Würde also der Apostel den Gesetzlosen durch Zurückhaltung des Evangeliums nicht gewarnt haben, wäre das Blut derer auf ihm; so aber ist er rein, weil er es allenthalben bezeugt hat. Die für manchen Gläubigen anscheinend entlastende Prädestination erwähnt allerdings der Heidenapostel keineswegs. Wir wiederum sollten uns Gedanken darüber machen, ob Paulus zu weit gegangen sei, in dieser Weise von Blutschuld zu reden. Bereits jetzt schon können wir sagen: niemals. Damit deckt sich aber auch die Bibelstelle von He-sekiel 3, 18 mit Apostelgeschichte 20, Vers 26 weitgehend. Der Unterschied beider Stellen liegt lediglich in der Behandlung Gottes bezüglich der Haushaltungen in folgender Aussage: „Aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern!"

Während also die gerechte Forderung Gottes bei Schuld des Gläubigen im AT die Seele verwirkte (Hes. 3, 18), behandelt die Lehre des NT die Dinge doch anders.

Zwar wird Gott auch heute Blutschuld an uns sehen, soweit wir Jesum und

den Weg der Errettung nicht bezeugen. Ebenso wird der Herr dieses Blut einmal vor dem Richterstuhl des Christus fordern (2. Kor. 5, 10), wer er auch sei! Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Aber trotz der göttlichen Forderung wird kein Kind Gottes das ewige Leben verwirken. Hingegen die Schuld des Blutes der gerechten Forderung des alleinigen Gottes bedarf. Wenn nun Paulus Wert darauf legt, von der Schuld des Blutes anderer frei zu sein, wieviel mehr sollten wir selbst achthaben, das Zeugnis zu sagen. Der Herr verlangt nicht von uns, daß wir andere bekehren, wohl aber sollen wir seine Zeugen sein (Apg. 1, 8). Unser Zeugnis gleicht dem der Prophetenzeit, den Verlorenen zu warnen, damit, wie Paulus sagt: „alle‘ ohne Entschuldigung seien (Rom. 1, 20). Diese Verantwortlichkeit, die Gottlosen zu warnen, hat der Herr heute den Gläubigen gegeben. Darin liegt auch unser Zeugnis der Welt gegenüber. Erfüllen wir den Auftrag Gottes nicht, liegt die Schuld des Blutes derer auf uns. Wenngleich diese Versäumnis-und Ungehorsamsschuld am Richterstuhl offenbar werden wird, so ist nicht einer der Erretteten, der (im Gegensatz zum AT) seine Seele einbüßte.

W. B.

10

Behauene und unbehauene Steine

2. Mose 20, 25 und 1. Könige 6, 7

Im Alten Testament finden wir anhand von materiellen Beispielen notwendige Belehrungen mit geistlicher Bedeutung für die Zeit des Neuen Testamentes. Ach, möchte der treue Herr die Augen eines jeden Gläubigen auftun, damit wir die Herrlichkeit seines Wortes erkennen, um uns daran zu erfreuen. In großer Weisheit hat der Herr die kommenden Dinge bereits ins AT vorschatten lassen, worüber wir nur staunen können.

Zu 2. Mose 20, 25: „Und wenn du mir einen Altar von Steinen machst, so sollst du ihn nicht von behauenen Steinen bauen; denn hast du deinen Meißel darüber geschwungen, so hast du ihn entweiht."

Die vorgenannte Weisung Gottes war eine Forderung für alle Zeiten an Israel, nachdem das Volk aus Ägypten herausgeführt war (Vers 2). Der Altar ist die Stelle und der Gegenstand, auf den man die Opfer legte; d. h. Altar und Opfer fanden hier Berührung miteinander. Gleich dem Opfertier, das gebracht wurde wie es von Natur gebildet und geworden war, sollte auch der Altar von Steinen gebaut sein wie sie von Natur aus geformt und geworden waren. Gott legte großen Wert auf ihre Unveränderlichkeit und Unverletztheit. Menschenhand, die ja mit Sünde verbunden ist, wirkt höchstens „entweihend". Und weil ein Opfer mit der Vergebung in Verbindung steht, kann der sündige Mensch dem lebendigen Gott keine Hilfe sein. Daher dürfen die Steine des Sühnortes (Altar) nicht mit menschlicher Hand zubereitet werden. Keinen Teil kann der Mensch zu der

göttlichen Vergebung beitragen, sonst wäre der Ruhm der Sühnung bei uns. Zur Opferung durften nur Tiere ohne Fehl dargebracht werden (2. Mose 12, Vers 5). Jeder Fehler am Opfertier war ein Weggang von der gottgeschaffenen Natur-, ein solches Tier durfte nicht gebracht werden (4. Mose 28, 11). Die Begründung für die Makellosigkeit des tierischen Opfers lag in der Bedeutung des Schattenbildes auf ein fehlerloses und vollkommenes Lamm: Jesus Christus. Deshalb spricht Petrus in 1. Petrus 1, 19:…..als eines Lammes ohne

Fehl und ohne Flecken." Auch unser Herr gab sich zum Opfer, wie er vom Lauf der Natur geschaffen war: ohne einen Fehler. Die Darstellung der fehlerlosen Tiere bedeutete die Sündlosig-keit des Opferlammes Jesu Christi. Die Weisung des Wortes in 2. Mose 20, 25 hatte also eine gesetzliche Grundlage in dem Ausdruck: „so sollst du" oder besser verständlich: „du sollst"‘!

Die Darstellung und Anwendung des Schriftwortes im Neuen Testament

In der Zeit des NT geht es vornehmlich um die Errettung von Seelen durch das Opfer unseres Herrn. Sobald die Steine (ein Bild von uns Gläubigen) mit dem Opfer in Berührung kommen, entsteht eine Gemeinschaft zwischen beiden. In der Opfergabe haben wir den Herrn Jesus am Kreuz zu sehen, denn an dieser Stelle gab ER das Leben als das Opferlamm. Wir werden nur dann errettet, wenn wir mit unseren Sünden als verlorene Sünder zu Jesus, dem geschlachteten Lamm, kommen und uns mittels des vergossenen Blutes rein-

waschen lassen. Die Bibel nennt dies Bekehrung. Nicht irgendeine äußere Handlung wie Taufe, Abendmahl, Kommunion, Konfirmation errettet den Verlorenen, sondern die Wiedergeburt, welche durch die innere Wandlung des Herzens geschieht.

Oft haben jene, die Errettung suchten, sich zuerst bemüht, Gott passender zu werden. Dabei gehen sie davon aus, daß ein „guter Mensch" vor Gott eher Annahme findet als ein „schlechter Mensch". Hier haben wir es jedoch mit rein menschlichen Gedanken zu tun, denn der Sünder (groß oder klein) hat nichts, aber auch gar nichts, womit er sich Gott angenehmer machen könne. Es ist der Wille Gottes, wenn wir zu Christus ans Kreuz kommen, so zu erscheinen, wie wir von Natur aus sind. Genau hier finden wir das alttesta-mentliche Schattenbild der „unbehauenen Steine", die sich mit dem Opfer verbinden lassen. Wird aber menschliches Werk (Werksgerechtigkeit) mit unserer Rettung verbunden, obgleich wir wissen, daß wir nur aus Gnaden gerettet werden können, „entweihen" wir den geistlichen Altar (die Opfer-stätte), noch bevor die Gemeinschaft mit dem Opfer (Christus) hergestellt ist.

Das ist ein wesentlicher Grund, daß Bekehrungen stattfinden, ohne dabei zur Wiedergeburt zu gelangen. Es ist die Produktionsstätte für „törichte Jungfrauen" (Matth. 25, 10—12), die zwar nach außen hin den Weg der Gläubigen mitgehen, selbst aber den Heiligen Geist im Bilde des Öles nicht haben.

Zu 1. Könige 6, 7: „Und das Haus wurde bei seiner Erbauung aus vollständig behauenen Steinen erbaut; und Hammer und Meißel, irgend ein eisernes Werkzeug, wurde nicht am Hause gehört, als es erbaut wurde."

Die hier erfolgte Mitteilung des Wortes Gottes führt uns in die Zeit Salomos, als der Tempel erbaut wurde. Warum sollten die Steine in 2. Mose 20, 25 „unbehauen" und hier in 1. Kö-

nige 6, 7 „behauen" sein? Der alttestamentliche Tempel Salomos war ein Schattenbild auf den kommenden Tempel des Geistes, von weichem der Herr im NT redet: „Ich werde diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, und in drei Tagen werde ich einen anderen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht ist" (Mark. 14,58). Der andere Tempel, von dem unser Herr hier gesprochen hat, ist der geistliche Tempel, das „geistliche Haus" (1. Petr. 2, 5), ein „großes Haus" (2. Timotheus 2, 20a), „Christus aber als Sohn über sein Haus" (Hebr. 3, 6), „auf daß du wissest, wie man sich verhalten (benehmen) soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit" (1. Timotheus 3, 15).

Aus diesen wenigen Stellen wird ersichtlich, in dem „nach drei Tagen aufgebauten Tempel" zugleich das geistliche Haus, welches die Gemeinde—die Herausgerufene (ecclesia) — sein Leib ist, zu erkennen. Dieser geistliche Leib des Christus besteht nur aus solchen, die errettet, also wiedergeboren sind. Nur wer von neuem geboren ist, besitzt zugleich die neue Schöpfung und damit die neue Natur in sich. „Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung" (2. Kor. 5, 17), das ist: „Christus in euch"! Besitzt nun ein gläubiger Mensch diese neue Natur (von Gott gegeben) noch nicht, so steht jener vor dem heiligen Gott noch in der „alten Natur". Darin ist er ein unbehauener, ein natürlicher Stein. Ein solcher kann aber nicht für die Verwendung im geistlichen Hause dienen. Er soll zuerst nach 2, Mose 20, 25 als natürlicher Stein mit dem Opfer verbunden werden. Die nach 1. Könige 6,7 erwähnten Steine wurden von Gott zubehauen und passend gemacht, weil wir uns selbst Gott nicht angenehm machen können. Unsere „ Passendwer-dung" geschah am Kreuz und nicht in der Gemeinde Jesu, denn dies bleibt das Geschehnis der Reinwaschung durch das Blut (1. Joh. 1, 7). Dort, wo das „vollkommene Opfer geschah",

wurden wir auch „vollständigbehauen". Das Geräusch der zu behauenden Steine wird also nicht im Hause oder der Gemeinde vorgenommen, sondern außerhalb des Lagers, wo auch unser Herr litt (Hebr. 13, 12). Damit ist das Kreuz von Golgatha der Zubereitungsort für die Steine, die an anderer Stelle der befindlichen Leibesgemeinde eingebaut werden. Weil wir durch das Opferlamm Jesu gleichsam am Kreuz ewiges Leben empfingen, nennt Petrus diese in 1. Petrus 2, 5 „lebendige Steine", welche aufgebaut werden sollen zum geistlichen Haus. Nach der Lehre der Schrift ist die örtliche Gemeinde ein schwaches Vorbild auf die herausgerufene, himmlische Gemeinde des Leibes Jesu. Darum hat uns der Herr nicht erlaubt, mit nichtwiedergeborenen Gläubigen (das sind ja tote, natürliche Steine) in örtlichen Gemeinden eine Geisteseinheit darzustellen. Zwar müssen wir die Verlorenen einladen, damit sie errettet werden, nicht aber sollen solche zugleich Glieder einer Ortsgemeinde im Sinne der Schrift sein.

Und weil auch heute jede Errettung einer Seele zugleich die Vervollständigung der Leibesgemeinde Jesu darstellt, haben wir es mit der Erbauung des geistlichen Hauses zu tun, bei der nur „vollständig behauene Steine" zur

Verwendung gelangen. Darum heißt es

in Epheser 5, 27:…..auf daß er die

Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und tadellos sei."

Kurze Zusammenfassung und Übersicht der beiden Schriftstellen

Die Stelle in 2. Mose 20, 25 zeigt die unbehauenen Steine (das sind natürliche Menschen, die den Geist nicht haben, Judas 19), daß solche zum Opfer am Kreuz kommen müssen, damit sie dort „passend", d. h. zu behauenen und lebendigen Steinen gemacht werden. Selbstverbesserung und Selbsterlösung finden keinen Raum im Opfer Jesu, darum müssen wir zu Christus kommen, die wir von Natur aus völlig verloren sind.

In 1. Könige 6, 7 finden wir das Pas-send-gemacht-sein als behauene Steine für den Tempel, das Haus Gottes. Dort können keine natürlichen Menschen Aufnahme finden, sondern nur solche, die in der Zeit der Gnade eine Begegnung mit Jesus am Kreuze hatten. Dann werden auch wir aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geiste (Eph. 2, Vers 22). Glückliche Menschen, die dazu gehören! W. B.

11

Unterschied von Geist Gottes und Heiligem Geist

Es bedarf wohl einer gründlichen Erforschung der Heiligen Schrift, um Licht vom Herrn und seinem Wort zu erhalten. Niemals liegen wir richtig, wenn wir vom Intellekt her versuchen, die Bibel auszulegen.

Ohne Zweifel haben wir es mit einem Geheimnis Gottes zu tun, wenn der Geist des Herrn in sündlichen, sterblichen Menschen Wohnung bezieht. Welch eine Herablassung Gottes liegt doch in dieser Form der Gemeinschaft, Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Gottesgemeinschaft mit Sündern im AT oder im NT handelt. Dennoch sind aber die Wirkungen der Gemeinschaft mit Gott in den Zeitepochen nicht gleich. Aus diesem Grunde wollen wir das Wirken des Geistes im Menschen zwischen Gesetzeszeit, Gnadenzeit und Friedensreich vergleichen.

a) In der Zeit des Gesetzes:

Nach dem Willen Gottes empfingen einige wenige Könige, Propheten und Führer des Volkes Israel den Geist Gottes. Ebenso wie im NT finden wir auch im AT Unterschiede in den Geisteswirkungen (1. Kor. 12). Dort werden in besonderer Weise die mancherlei Arten der Gaben herausgestellt, dann jedoch betont: „aber derselbe Geist" (Vers 4).

In ähnlicher Weise gab Gott auch im AT die notwendigen Verschiedenheiten seines Gottesgeistes. Niemals gibt der Herr seinen Geist dazu, damit wir uns selbst dienen können, wohl aber empfangen wir solche Gaben, damit das Werk Gottes und seine Heilsgeschichte vollzogen werde.

In 2. Mose 31 beruft Jehova Bezaleel (Vers 2) und erfüllt ihn mit dem Geiste Gottes (Vers 3), um Künstlerisches zu „ersinnen" (Vers 4). In Richter 6 versammeln sich ganz Mi-dian und Amalek wie auch die Söhne des Ostens im Tale Jisreel (Vers 33). Um die großen feindlichen Heeresmassen zu schlagen, läßt Gott den Geist Jehovas über Gideon kommen (34). In Richter 14 geriet der Geist Jehovas über Simson, um große Dinge zu tun (Vers 6, 19; Kapitel 15, 14). Bezeichnend ist hier, daß der Geist immer wieder über ihn kommen mußte, um diese Taten zu vollbringen. In 1. Samuel 10, 6 wird der Geist Gottes angekündigt, daß er über Saul kommen sollte, und in Vers 10—11 heißt es, daß Saul weissagte. In Kapitel 11,6 kam der Geist Gottes erneut auf ihn, wodurch Saul in Zorn gerät. Mit dieser Kraftausrüstung schlägt er seine Feinde vollständig.

In 1. Samuel 16, 13 nimmt Samuel das Salbhorn und gießt das öl auf das

Haupt von David:…..und der Geist

Jehovas geriet über David von selbigem Tage an." In der Ausrüstung dieses Geistes vermochte David für das Königtum zubereitet zu werden, um danach große Glaubenstaten zu tun. Noch eine ganze Anzahl von Männern im AT ließen sich aufzählen, die laut Mitteilung der Schrift in den Besitz des „Geistes Gottes" kamen.

Besonderes Merkmal:

Der Geist Gottes kam über die einzelnen Gläubigen des AT zu bestimmten Zeitpunkten ihres Lebens, wobei die-

ses Geschehnis nicht in direkten Zusammenhang mit ihrer Errettung gebracht werden kann. Das Kommen des Geistes Gottes stand also nicht mit ihrer Rettung in Verbindung, sondern befähigte die einzelnen zu gotterfüllten Handlungen in verschiedener Weise. Gläubige, über die in der Zeit des AT der Geist Gottes nicht kam, waren genauso gerettet wie jene. Die Grundlage der damaligen Errettung war das „Werk" des Gesetzes, hingegen das Erfülltsein mit dem Geist Gottes mehr die Befähigung zum Dienst. Darum war das Kommen dieses Geistes nur ein Geschehnis auf Zeit. Oft geriet der Geist unmittelbar vor einer Glaubenstat über die einzelnen, was sich im Laufe der Jahre jeweils wiederholte. Auch konnte der gottgegebene Geist bei Ungehorsam gegen den Herrn einen Alttestamentler wieder verlassen. So lesen wir zum Beispiel in 1. Samuel 16, 14a: „Aber der Geist Jehovas wich von Saul." Die Folge davon war, daß Gott dem König Saul nicht mehr antwortete. 1. Sam. 28, 6: „Und Saul befragte Jehova; aber Jehova antwortete ihm nicht, weder durch Träume, noch durch die Urim, noch durch die Propheten." Die Gabe des Geistes Gottes wurde also im AT Menschen gegeben, die dem Gott Abrahams „im Fleische" dienten. Genau wie unser Fleisch vergänglich ist, gab Gott damals seinen Geist nur auf Zeit.

b) In der Zeit der Gemeinde:

Nach dem Willen Gottes empfangen alle Erretteten den Heiligen Geist. Wer in heutigerZeit den Heiligen Geist nicht besitzt, ist auch nicht errettet. Die Innewohnung des Heiligen Geistes gündet sich auf eine „Geburt". Um in das verheißene Reich einzugehen, stellt der Herr in Johannes 3, 5 klar: hur eine Geburt aus Wasser (das ist das Wort) und Geist (das ist der Heilige Geist) kann dieses ermöglichen. Der hier genannten Geburt, welche eine Geistgeburt ist, geht eine Zeugung voraus

(1. Petr. 1, 23). Wenn hier Petrus das Wort „wiedergezeugt" gebraucht, so setzt die Schrift die Leibes- oder Fleischeszeugung voraus. Einer solchen Geistzeugung folgt dann die Geistgeburt (Tit. 3, 5), wie auch der fleischleiblichen Geburt die „Wiedergeburt" folgt, die nach dem Geiste ist. Bei der Gabe des Heiligen Geistes liegt also eine Geistgeburt vor. Eine Geburt von Gott kann nicht rückgängig gemacht werden; wenn es dies nicht einmal bei Menschen im Fleische gibt, wieviel weniger dann noch bei Gott! Es gibt Gläubige, die das Wort Gottes dahin anerkennen, daß niemand (also kein Wiedergeborener) aus der Hand Gottes geraubt werden kann (Johannes 10, 28—30). Dann jedoch fragen jene, was aber ist, wenn jemand selbst nicht mehr wiedergeboren sein will? Nun, eine bereits geschehene Geburt kann nicht rückgängig gemacht werden, ganz gleich wer ein solches Begehren besitzt. Um abwägigen Menschenmeinungen entgegenwirken zu können, sagt unser Herr in Johannes 3, 6b: „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist." Da gibt es keine Veränderung mehr, noch eines Wechsels Schatten (Jak. 1,17).

Im Gegensatz zu der Geistgabe im AT finden wir nun hier im NT die Gabe des Heiligen Geistes in Verbindung mit einer Geburt. Und weil eine Geburt nicht „weggeredet" werden kann, bleibt auch der Heilige Geist im Gläubigen, ohne jemals zu weichen. Das ist die Lehre der Heiligen Schrift, und wir wünschten, daß alle Wiedergeborenen sie kennen würden!

Daher besitzt in unserer Zeit nur derjenige Geistesgaben, der vorher den Heiligen Geist empfangen hat; ansonsten redet der Intellekt. Auch in der Gnadenzeit gibt Gott die Gaben (Lehrer, Hirten und Evangelisten) nicht, um sich selbst damit zu dienen und bedienen. Hingegen es im AT nur wenige Israeliten und Nichtisrealiten waren, die den Geist Gottes auf Zeit empfingen, so sind in der Gnadenzeit alle Erretteten zugleich für immer Besitzer des Heiligen Geistes.

c) In der Zeit des 1000-Jahr-Reiches:

Nach dem Willen Gottes sollen alle Bewohner des 1000jährigen Reiches den „Geist Gottes" empfangen. Die Geschichte Israels soll nach der unterbrechenden Zeit der Gemeinde im 1000-jährigen Friedensreich fortgesetzt werden. Damit haben wir in der Gabe des Geistes Gottes im AT eine prophetische Vorerfüllung zu sehen, die auf die kommende Ausgießung zum Ende der Tage nach Joel 2 als Vollerfüllung hinweist. Insbesondere sollen hier sieben Schriftstellen genannt werden, die prophetisch im AT bereits die kommende Ausgießung des Geistes Gottes im 1000-Jahr-Reich anzeigen: Jes. 32, 15; 44, 3; Hes. 11, 19; 36, 26; 39, 29; Joel 2, 28 und Sach. 12, 10. Es hat Gläubige gegeben, die die vorerwähnten Stellen auf die Gemeinde bezogen haben, oder aber die hier angekündigte Ausgießung für die Zeit der Gemeinde erwarten. Alle solche Aussagen sind dazu angetan, den Geist der Verirrung zu nähren. Daß die Stelle in Joel 2, 28 nie in Verbindung mit der Gemeinde steht, geht schon allein daraus hervor, daß der Geist über alles Fleisch ausgegossen wird. Heute, das heißt bei der Pfingstausgießung, kam der Geist nur auf relativ wenige der Menschen. An dieser Stelle darf erinnert werden, wie deutlich zwischen dem Ausdruck „Geist Gottes" und „Heiliger Geist" unterschieden wird. Unter Punkt a) wurde herausgestellt, daß man den Geist Gottes sowohl empfangen als auch wieder verlieren konnte. Wenn der Geist für die Zeit des Millennium ausgegossen werden wird, soll alles Fleisch ihn empfangen. In diesem Zusammenhang denken wir an die Stelle in Offenbarung 20, 8—9, wo die Bewohner des Friedensreiches gegen Jerusalem heraufziehen und im Feuer des Gerichtes Gottes umkommen. Bei einem Gericht dieser Art muß der Geist Gottes vorher aus ihnen gewichen sein. Bezeichnend ist auch die Wirkung des Geistes Gottes in den Menschen des 1000-Jahr-Reiches. So ist die Folge der Innewohnung des Geistes Gottes eine

sehr große Erkenntnis bei allen Menschen: „Denn die Erde wird voll werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken." (Hab. 2, 14 und Jes. 11, 9.) In dieser Zeit wird die Erkenntnis des einzelnen so groß sein, daß keiner, vom Kleinsten bis zum Größten, noch der Belehrung bedarf (Jer. 31, 34).

d) Einzelwirkungen des Geistes und ihre Bedeutung in den verschiedenen Zeiten

a) Gesetzeszeit:

Als Grundlage galt Gehorsam, daher „DU SOLLST".

b) Gnadenzeit:

Als Grundlage gilt Glauben, daher „ FREIHEIT".

c) Millennium:

Als Grundlage gilt Gerechtigkeit, daher „ERKENNTNIS".

Vergleichen wir nun die Aussage des AT, daß der Geist Gottes oder der Geist Jehovas für eine bestimmte Zeit über Glaubensmänner kam, mit der Aussage des NT, wo zu Pfingsten der

Heilige Geist ausgegossen wurde, der verbunden mit der Wiedergeburt zugleich auch Rettungsabsichten erfüllt, so erkennen wir, daß die Ausdrucksformen „Geist Gottes" und „Heiliger Geist" keineswegs dasselbe beinhalten. (Siehe dazu Auslegung des Artikelschreibers über Johannes 4, 24.) Da im Millennium alle Bewohner der Erde den Geist Gottes besitzen sollen, haben wir es mit einer volksganzen Gabe Gottes zu tun, wobei das Überkommen des Geistes Gottes im AT nur eine Vorerfüllung der kommenden Geschehnisse darstellte. Im Gegensatz dazu ist im NT in der Gemeindezeit die Gabe des Heiligen Geistes ein rein persönliches Ereignis. Außerdem kann der Heilige Geist nicht wie der Geist Gottes wieder verloren gehen. Das heißt letztlich, wo eine Wiedergeburt vorliegt, ist dieses nicht möglich.

Zur Zeit vor Jesu Geburt finden wir in Verbindung des Vorläufers des Herrn, Johannes dem Täufer, sehr aufschlußreiche Mitteilungen. Zunächst wird in Johannes 7, 39 ausgesagt, daß der Geist noch nicht da war. Ohne Zweifel ist hiermit der Heilige Geist gemeint, weil auch die Verherrlichung Jesu (Kreuzestod) noch nicht geschehen war. Des weiteren besagt das Wort, indem es vom Geiste redet, daß die an ihn Glaubenden den Geist empfangen „sollten". Weil hier so klar von zukünftigen Dingen geredet wird, meint die Schrift damit die Ausgießung des Heiligen Geistes. Und diese Ausgießungs-„gabe" stand mit der Wiedergeburt in Verbindung. Im Gegensatz dazu wurde auch schon der Heilige Geist vor Pfingsten gegeben, jedoch nicht im Zusammenhang mit der Wiedergeburt, denn „der Geist" war noch nicht da (welcher zur Neugeburt nötig ist).

1. Nach Lukas 1, 41 ist es Elisabeth und im gleichen Kapitel, Vers 67, Zacharias, die aufgrund der kommenden Geburt des Johannes mit Heiligem Geist erfüllt wurden. Diese Geisterfüllung wurde aber nicht im Zusammenhang mit ihrer Errettung gegeben.

2. Nach Lukas 1, 15 empfing Johannes den Heiligen Geist bereits im Mutterleibe, was gleicherweise als ein Ereignis unabhängig von seiner persönlichen Rettung zu sehen ist. Johannes war von Menschen gezeugt und erst danach (jedoch noch im Leib seiner Mutter) erhielt er den Heiligen Geist.

3. Nach Matthäus 1, 18 wird die Schwangerschaft der Mutter Jesu angekündigt, wobei „das in ihr Gezeugte von dem Heiligen Geiste ist" (Vers 20). Durch diese Schriftaussage wird manches klar. Der Geistempfang steht nicht mit seiner Errettung in Verbindung, well ER ja durch den Heiligen Geist gleich gezeugt worden ist. Da eine Geistzeugung überhaupt nur ohne Sünden möglich ist, wird deutlich, daß der Herr aufgrund seiner Sündlosigkeit keine Errettung bedurfte. Seine Geburt

nach dem Fleische schloß zugleich auch die Wiedergeburt nach dem Geiste mit ein. Darum haben wir es allein bei unserem Herrn mit einer „vollkommenen Geburt" zu tun, wie bei keinem der Menschen sonst.

War Jesus hinsichtlich äußerer Sünden versuchlich?

Mit anderen Worten könnte man wie folgt fragen: Hätte der Herr sündigen können?

Um eine Antwort recht zu formulieren, bedarf es noch folgender Übersicht:

Um in Sünden zu fallen, bedarf es einer vorherigen Versuchung zur Sündenschuld. Hebr. 4, 15: …..sondern

der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde." Diese Schriftstelle offenbart Jesu Versuchungen in allen Schwachheiten als Mensch. Eines aber geht klar hervor: der Herr konnte nicht zu Versuchlichkeiten bezüglich der Sünden verleitet werden. Erinnern wir uns an "die Versuchungsgeschichte Jesu in Matthäus 4 und Lukas 4, so „versuchte" natürlich der Feind, unseren Herrn in Sünde zu ziehen. Der Herr jedoch wurde nicht schuldig durch die Gemeinschaft mit Sünden. Daher sind Anfechtungen vom Feind auch für uns noch keine Sünde, sondern erst dann, wenn wir uns durch diese in Sünde ziehen lassen. Deswegen war jede mögliche Versuchung an den Herrn herangetragen, in Sünden jedoch fiel er nicht. Darum ist er nicht in Sünden versucht worden.

Der Herr hatte keine Sünde (1. Johannes 3, 5), das ist Erbsünde. Der Herr hatte keine Sünden begangen (1. Petr. 2, 22), das sind Tatsünden.

Sowohl seine Zeugung als Mensch als auch seine Geburt erfolgte durch den Heiligen Geist. Der Vater im Himmel hatte IHN versiegelt (Joh. 6, 27).

In welcher Beziehung steht die „Nichtversuchlichkeit" Jesu zu uns?

Das, was einen Wiedergeborenen ausmacht, ist eine neue Geburt, die das Wort in Johannes 1, 13 „aus Gott geboren sein" nennt. Diese neue Geburt ist „ein Stück Jesus" in allen Erretteten. Gleichwie der Herr ohne Erbsünde, ohne Sünden und durch den Heiligen Geist gezeugt, aus Gott geboren und versiegelt war, beinhaltet auch die neue Geburt in uns die gleichen Vorzüge. Dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Johannes in seinem 1. Brief Kapitel 3, 9 bezeugt, daß „jeder aus Gott Geborene nicht sündigt, weil sein Same (das ist die Wiedergeburt) in ihm bleibt", ja, das aus Gott Geborene „kann nicht sündigen", es ist eine Geburt aus Gott! Der Apostel Petrus redet im 1. Brief in Kapitel 1, 23 von dem gleichen Samen und bezeichnet ihn mit „unverweslich". Die Wiedergeburt ist eine Geburt nach dem Geist. Somit ist das, was aus Gott geboren ist, Geist (Joh. 3, 6); auch könnte man sagen: bleibt Geist. Eine Geistgeburt ist ein geschehener und bleibender Geistvorgang, für den die Schrift keine Rückbildung kennt. Würden, wie etliche Gläubige meinen, „Kinder Gottes abfallen und verloren gehen", dann müßte im Endresultat Gott selbst ins Gericht geworfen werden. Die neue Schöpfung ist eine Gottesschöpfung nicht im Fleisch, sondern im Geiste. Der Geist Gottes kann aber überhaupt nicht ins Gericht gebracht werden! Selbst dann, wenn der Sohn Gottes sich im Fleische offenbarte, um für uns ins Gericht zu gehen, so kam aber, was den Tod betraf, „sein Geist" nicht mit hinein. Nach Lukas 23, Vers 46 übergab ER zuerst seinen Geist in die Hände des Vaters, worauf ER verschied. Nicht sein Geist, wohl aber sein Fleisch (Leib) kam in den Tod. Würden Kinder Gottes abfallen und verloren gehen, müßte der Geist Gottes „getötet" werden, was es aber im ganzen Wort Gottes nicht gibt. Maria, die Mutter des Herrn Jesus, ist darin das Schattenbild aller Kinder

Gottes. Obgleich Maria eine Auserwählte unter den Weibern Israels war, ist sie nicht die Mutter Gottes, sondern die Mutter des Herrn Jesus. Und weil der Name Jesus den Gottessohn im Fleische bezeichnet, haben wir hier keine Geist-Mutter-schaft zu sehen. Maria war also Mensch mit Sünden wie du und ich. Aber in ihrem Innern fand sich das durch den Heiligen Geist Gezeugte, welches zugleich auch heilig war. *

Genauso, wie sich in der sündlichen Maria das vom Heiligen Geist gezeugte, sündlose werdende Kind befand, stellt Maria unseren sündlichen Leib dar — in welchem durch das von Gott Geborene, welches nicht sündigen kann (1. Joh. 3, 9), Christus in uns dargestellt ist.

Ebenso wie Jesus im Leib der Maria sündlos war und sündlos blieb, ist auch die neue Geburt (die nicht sündigen kann) in unserem sündlichen Leibe enthalten. — Bei der Beurteilung der Dinge verfällt man immer wieder in den gleichen Fehler, und zwar die alte Schöpfung von der neuen nicht zu unterscheiden. Gottes Wort trennt aber die beiden Begriffe „alte und neue Schöpfung" im Kinde Gottes.

Ein Erretteter (Kind Gottes) kann „fallen", jedoch nicht „abfallen", das heißt, er kann vom Glauben abfallen, nicht aber von der Wiedergeburt. Warum denn nicht? Weil der Same (göttliches Leben) „bleibt" (1. Joh. 3, 9); er ist „unverweslich" (1. Petr. 1, 23). Kann etwa unverweslicher Same verwesen? Kann eine Schöpfung auch ohne Sünden in Verdammnis kommen, denn das aus Gott Geborene kann nicht sündigen! Auf dem Gebiet des Glaubens schon, aber in der Neugeburt sündigen wir nicht. Die alte Natur in uns dagegen sündigt beständig, „daher kennen wir nun niemand mehr nach dem Fleische" (2. Kor. 5, 16). Wir aber müssen uns demütigen, weil noch so viel Kennen nach dem Fleische offenbar wird, sobald die Frage der Verlorenheit von Gotteskindern gestellt wird. Obgleich die Schrift sagt, daß das aus

Gott Geborene nicht sündigen kann, will man aufgrund des Intellekts behaupten, daß Kinder Gottes, die nicht mehr den Glaubensweg gehen, von der Geburt dem Geiste nach abgefallen seien, indem sie gesündigt haben. Hier wird jedoch übersehen, daß nur die alte Schöpfung, nicht aber die neue, sündigen kann.

Lehrenhafte Darlegungen, wonach die neue Geburt sündigen könne, sind reine Irrlehren, weil diese dem geschriebenen Worte völlig widersprechen. Diese falsche Lehre kann daher schnell als solche erkannt werden, weil der angebliche Abfall von der Geistge-

burt mit der Sünde des alten Menschen und der alten Natur verwechselt wird. Wie sehr das NT die beiden Naturen voneinander trennt, entnehmen wir den Worten des Apostel Paulus in Römer 7, Vers 20: „Wenn ich aber dieses, was ich nicht will, ausübe (das Böse von Vers 19), so vollbringe nicht mehr ich dasselbe (die neue Schöpfung), sondern die in mir wohnende Sünde" (das ist in der alten Natur). Ob wir gleich der Heiligen Schrift die Dinge auch auseinanderhalten, welche die Bibel trennt? Oder werfen wir alles durcheinander, woraus als Frucht eine falsche Lehre entsteht, und der Durcheinanderwerfer sich dahinter verbirgt.

W. B.

12

Warum Simson den Löwen zerriß

Richter 14, 5—6

Die Zeiten der Richter waren für Israel zugleich böse Tage. Im letzten Satz dieses Buches der Richter wird uns in Kapitel 21, 25 die geistliche Not des irdischen Volkes Gottes so recht vor Augen gestellt: „In jenen Tagen war kein König in Israel; ein jeder tat was recht war in seinen Augen." Alles das, was recht ist in unseren Augen, ist aber Unrecht in den Augen Gottes (Richter 13, 1).

Simson aber war ein Daniter, und Gott hatte ihn zum Nasir und Richter bestimmt, das Volk Israel zu richten. Und weil die Zeit böse war, da jeder tat, was recht war in seinen Augen, handelte auch Simson nach dem, was recht war in seinen Augen, indem er sich ein

Weib von den Töchtern der Philister nahm (Rieh. 14, 1). Auch dann, wenn es in Vers 4 heißt, daß die Sache von Jehova war, um eine Gelegenheit zu suchen, tat dieses Gott nur darum, weil sich das ganze Volk Israel in Gottesferne bewegte. So ist es auch zu Verstehen, wenn der Herr dem Propheten Hosea Weisung gibt (Kapitel 1, 2), eine Hure zum Weibe zu nehmen. Gott ist wohl der Letzte, der Hurerei und Unrei-nigkeit anerkennt, aber weil Israel hoffnungslos in diesem verstrickt war, begegnet der Herr seinem Volke darin. Gleichso müssen wir die Dinge hier bei Simson sehen, obwohl Gott in 5. Mose 7, 3 die Weisung gegeben hatte, sich nicht mit den Nationen zu

verschwägern. Weil das Volk dennoch sündigte, begegnete der Herr ihnen jeweils in ihrem Zustand. Als Simson und seine Eltern zu den Philistern gingen, kamen sie an die Weinberge Timna, wo ihnen ein junger Löwe entgegenbrüllte (Vers 5). Da der Geist Jehovas über ihn kam, zerriß er den jungen Löwen mit seinen Händen (Vers 6), ohne daß die Eltern davon etwas bemerkten. Auf dem Rückweg, nach dem Besuch bei dem Philisterweibe (Vers 7), bog Simson ein Stück vom Wege ab, um sich den zerrissenen Löwen zu besehen. Er fand in dem Körper des Löwen einen Schwärm Bienen und Honig, welchen er herausnahm (Vers 8). Sowohl er selbst als auch seine Eltern aßen den Honig (Vers 9), ohne die Zusammenhänge und die Herkunft des Honigs zu kennen. Nach Verlauf einiger Zeit findet das Mahl der Hochzeit bei den Philistern statt (Vers 10—14). Dort stellt Simson den Gesellen und Jünglingen ein Rätsel. Der Lohn dieser Lösung sollen 30 Wechselkleider sein. Das Rätsel lautet: „Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßigkeit" (Vers 14). Unter Bedrohung, ihres Vaters Haus zu verbrennen, wird Simsons Weib erpreßt, das Rätsel und die Lösung zu erforschen (Vers 15 bis 17). Am siebten Tage teilten die Männer die Rätsellösung mit und sprachen: „Was ist süßer als Honig? Und was ist stärker als der Löwe?" (Vers 18.)

Das ist in kurzen Worten die Mitteilung der Schrift, und wir wollen nun ein wenig hineinblicken, was uns die Bibel darin noch zu erkennen gibt. Darum folgt jetzt eine Auslegung, die uns zur Besinnlichkeit und Aufarbeitung Anlaß gibt. So mancher belehrender Gedanke liegt auch für uns in der Mitteilung eingebettet. Wir aber sollten nicht darüber hinweggehen, sondern das Wort des Herrn lieben und „demütig" erforschen.

Auslegung der Stelle von Richter 14 im Blick auf bestimmte Linien

Wie bereits eingangs erwähnt, befand sich Israel während der Richterzeit in einem geistlichen Tief, wie auch heute die Gemeinde Jesu durch die Sünde der Mystik.

Die Heirat mit dem Philisterweibe bestätigt sich in den Worten Maleachis, daß die Tochter Israels mit einem fremden Gott vermählt ist (Kapitel 2, 11). Einer Vermählung mit einem Fremden geht immer das Verlassen des Eigners voraus. Hier wird also die Situation gezeigt, in welcher Israel lebte. Für unsere heutige Zeit ist darin eine Einlassung der Erretteten mit den Nichterretteten zu sehen. Dabei war Simson ein Nasir (Rieh. 13, 5), auf welchen die Zeichen der Absonderung gelegtwaren. Simson war abgesondert (d. h. geheiligt), wie auch das Volk Israel geheiligt war, dem Herrn in allem zu gehorchen und zu gehören. Damit trug Simson „das Bild eines geheiligten Israeliten"! Obgleich Gottes Heiligung an ihm war, suchte er die Gemeinschaft mit den Philistern, den Unbeschnittenen (Vers 3). Das aber war ja gerade die Sünde seines Volkes: das Einlassen Israels mit fremden Göttern. Es wird verheißungsgemäß aber dennoch über Israel die Reinigung und völlige Heiligung kommen, was auf einen späteren prophetischen Zeitpunkt hinweist. Vorher aber herrschen die Nationen über Israel, was uns in Vers 4b mitgeteilt ist. Darum, gleichwie die Nachkommen (Simson) und auch die Väter (Eltern Simsons; Vers 4a), so ging Israel „Nationenwege", nach Timna „hinab" (Vers 5a). Nur Gotteswege führen nach oben, Heidenwege führen immer ins Verderben. Weil der Weg Simsons sowohl ein abgesonderter als auch ein ungehorsamer Weg war, mußte er gleich dem Jakob viel Fleischesnot an sich erfahren, denn Israel diente Gott dem Fleische nach. Daher war der Weg sogar von Jehova (Vers 4a) zugelassen, denn die Wegbegehung des Herrn entsprach dem Weg Israels. Auf diesem Wege der Nationen werden Simson und seine Eltern am Ort irdischer Freuden (Weinberg) von einem jungen Löwen angebrüllt (Vers 5b).

Das Bild des Löwen bezieht sich in der prophetischen Vollerfüllung auf Jesus, unseren Herrn. Deshalb wird der Herr in der Schrift „Löwe" genannt (Offenbarung 5, 5). Weil unser Herr aus Juda kommt, denn das Heil ist aus den Juden (Joh. 4, 22), finden wir die Vorerfüllung im Segen Jakobs, des Patriarchen in 1. Mose 49, 8—9. So heißt es in Vers 9: „Juda ist ein Löwe", ja sogar wie hier in Richter 14, 5b „ein junger Löwe"! Jetzt erkennen wir in dem Löwen, dem jungen Löwen, das Geschlecht der Juden. Nach I.Mose 49,10 finden wir Zepter und Herrscherstab in der Hand dessen, der sowohl Löwe als auch „Schilo" genannt wird — und das ist der Christus, bezogen auf das tausendjährige Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.

Das Bild des zerrissenen Löwen krönt sich in der Dahingabe unseres Herrn in den Tod. Simson im Bilde des geheiligten Israel ist es, der den jungen Löwen tötet. Dieser AT-geheiligten Israeliten waren die Schriftgelehrten, Pharisäer und der Hohepriester, von welchen der Herr sagte, daß diese IHN töten werden (Matth. 16, 21). So sprachen sie (Joh. 19, 7)…..nach unserem Gesetz muß er sterben". „Denn er wurde abgeschnitten aus dem Lande der Lebendigen" (Jes. 53, 8). Der Löwe ist der König der Tiere und demonstriert Kraft und Macht. Er ist der Beherrscher der Wüste und lebt vom Raub. Weil der Herr das Werk des Kreuzes freiwillig tat, wird ER uns als das Lamm gezeigt, obgleich ER wiederkommen wird als der Mächtige, der Löwe aus dem Stamme Juda — als der kommende Richter. Wie Simson den jungen Löwen zerriß, so zerriß man das Leben unseres Herrn, als ob das Leben Jesu, des Gottessohnes, nichts gewesen sei. „Wie man ein Böcklein zerreißt" (Vers 6), wie wenn nichts in ihren Händen gewesen wäre. Ja, sie hatten IHN für nichts geachtet (Jes. 53, Vers 3). Sowohl in seinem Leben als auch in seinem Tode hat ER sich als der Starke erwiesen. Denn „er hat durch seinen Tod den zunichte ge-

macht, der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel" (Hebr. 2, 14).

Der Geist Jehovas, der über ihn (Simson) kam, war die Ausrüstung der notwendigen Kraft, den jungen Löwen zu zerreißen. Ohne den Willen Gottes hätte selbst Simson ihn nicht zerrissen. Und ohne den Willen des himmlischen Vaters hätten auch die religiösen Juden IHN nicht zu töten vermocht. Bereits in Richter 13, 25 lesen wir, daß der Geist Jehovas anfing, den Simson „zu treiben". Neutestamentlich finden wir das in 2. Petrus 1, 21, wo es heißt:

…..sondern heilige Männer Gottes

redeten getrieben vom Heiligen Geist." Im Schattenbild Simsons wird die kommende angekündigte Ausgießung des Geistes Gottes nach Joel 2, 28, wo es heißt, „auf alles Fleisch", dem Volk Israel zuerst (den Juden zuerst, Römer 1, 16), eine Triebkraft für Gerechtigkeit und Frieden vermitteln. Seinem Vater und seiner Mutter tat Simson nicht kund, was er getan hatte. Das heißt,sowohl zurZeitJesu als auch vorher und nachher (Gnadenzeit) müssen solche, die den Geist nicht haben, auch die Wirkungen und Absichten des Geistes nicht kennen. Für uns gilt heute darum: „So viele durch den Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes" (Rom. 8, 14). Diese Geisterfüllung hängt mit dem damaligen Pfingstereig-nis zusammen („so viele" [Apg. 2, 39], also nicht alle). Bezüglich der Joelstelle für Israel werden alle Menschen im Fleische unter den benannten Geistwirkungen stehen.

Die Historie des Volkes Israels lehrt uns in der Schrift, daß nach der Tötung des Löwen (das ist Jesus) durch Simson (das ist Israel) der Weg des Volkes Israel „hinabführte" (Vers 7) zum Weibe (das ist Philister-Nationen). Ja, im Jahre 70 n. Chr. wurde Jerusalem zerstört und die Hebräer in alle Welt zerstreut.

Die Rückkehr Simsons (das ist Israel) aus dem Heidenland FÜHRT ihn (Simson im Bilde des Nasiräers — als des

geheiligten Israels) zum getöteten Löwen (zum ermordeten Messias). Dann werden sie IHN erkennen, „den sie durchstochen haben" (Joh. 19, 37; Jeremнa 31, 34). Hier dargestellt in Vers 8: „Und er kehrte nach einiger Zeit zurück." Bei der zweiten Begegnung Sim-sons (das ist Israel) mit dem Löwen (das ist der Messias) kommt er zwar um das Aas, das ist einen toten Christus zu besehen (Vers 8), jedoch findet sich Honig in ihm, als Zeichen der Frucht.

Unwissenheit ist die Decke, die bis heute auf Israel liegt (2. Kor.3,13—16), denn auch die Eltern des Simson (das ist das Bild der noch nicht erretteten Israeliten), werden durch Christus ernährt, ähnlich wie diese nicht wußten, woheraus der Honig war. „Denn Gott ist ein Erhalter aller Menschen, besonders der Gläubigen" (1. Tim. 4, 10). Während der Gemeinde heute schon bekannt ist, wer Christus, der Lebenserhalter, ist, weil wir seinen Geist haben, „gehen" die Eltern (Vers 9) in Unwissenheit über Christus dahin, und obgleich sie den Geist noch nicht haben, erhält sie der Herr am Leben.

Das Bild des Honigs deutet letztlich auf das Wort des Herrn hin, welches uns gegeben ist. Die Sinnbilder „öl und Wein" (Luk. 10, 34) drücken mehr die Mittel der Heilung des Leibes aus; der Honig wiederum zeigt das Heilmittel der Seele und des Geistes. Aus gleichem Grunde ruft der Psalmist aus: „Dein Wort ist süßer denn Honigseim" (Ps. 19, 10). Durch Honig, das ist das Wort, erhalten wir geistlich geöffnete Augen (1. Sam. 14, 27; Offb. 3, 18b). War nicht auch die Sehnsucht Israels bei der Wüstenwanderung die Erfüllung darin, in einem Land zu wohnen, in dem „Milch und Honig" floß? (4. Mose 13, Vers 27.) Honig ist geschmacklich das Gegenteil von bitter. Weil der Herr Jesus für uns die Bitternis des Todes auf sich genommen hat, vermögen wir uns nunmehr als die bluterkauften Erretteten in Gemeinschaft des ewigen

Lebens täglich durch das Wort zu erfreuen. Die Süße der Rede seines Wortes ist hier dieser Honig.

Das Bild des großen Mahles bringt uns gewisse Einblicke in eine Hochzeit. Zweifellos gehen unsere Gedanken hin zum 9. Himmelsreichsgleichnis (Matth. 22, 1—14), wo ein König seinem Sohne Hochzeit machte. Daher ist der Veranlasser des Mahles der Vater (Rieh. 14, Vers 10). Israel und Heiden kommen zusammen, und alle sechs Tage standen unter dem Rätselraten des Lebens. Das sind auch die 60000 Jahre, mit denen Gott sich um die Menschen bemüht., um dann am 7. Tage (Vers 17), das ist das 1000-Jahr-Reich des Rätsels Lösung zu kennen. Darum wird es im letzten Jahrtausend die große verheißene Erkenntnis geben, von der Jesaja 11,9 und Habakuk 2, 14 berichten. Um nun am hochzeitlichen Mahle teilzuhaben, bedarf es hier ebenso des hochzeitlichen Kleides. Genau deshalb werden auch in Vers 12 Kleider erwähnt. Bevor der 7. Tag anbricht Vers 17), berichtet uns die Schrift noch von dem „Feuer", welches auch diejenigen treffen wird, die zwar die Lösung wußten (das ist die Erkenntnis der Errettung), aber von den Unwissenden umgebracht wurden. Solche können vergleichsweise zu den Märtyrern gerechnet werden (Offb.6, 9—11), oder auch zu denen, „die den Willen des Herrn wußten, aber ihn nicht taten" (Luk. 12, 47), und deshalb verloren gingen. Auch belehrt uns in Vers 17a „das Weinen" bis zum 7. Tage die vorausgehende Drangsalszeit — die Drangsal für Jakob (Jer. 30, 7).

Die Deutung des Rätsels aus dem

Munde Simsons (Vers 14) dürfte inzwischen, aus den bisherigen Auslegungen entnehmbar, nicht mehr schwerfallen. Die Frage: „Aus dem Fresser kam Fraß und aus dem Starken kam Süßigkeit", war für die Hörer nicht zu beantworten, da nur Simson allein um die Geschehnisse wußte. Der Wüstenkönig Löwe ist ein Raubtier, darum hier Fresser genannt. Aus dem Fresser kam Fraß, weil

zwischen der Eigenschaft Fresser zu sein und Fraß zu geben der Tod liegt. Der Fresser ist der hier Starke und der Fraß ist die Süßigkeit, also der Honig. Ganz eindeutig und klar sehen wir in dem Löwen den starken Löwen aus dem Stamm Juda: Jesus! Aus IHM kam Fraß, d. h. Nahrung für andere, welche in Jesus uns als Brot des Lebens gegeben ist, die Süßigkeit. Zwischen dem Fresser (Starken, dem Löwen) und dem Fraß (Süßigkeit, Honig), liegt der Tod. Der Tod des Starken war also notwendig, um uns Lebensspeise zu werden, indem ER sich schlachten ließ als das Lamm.

Die Antwort des Rätesels wurde ihnen nach Vers 8 am 7. Tag. Die Bibel sagt: „ehe die Sonne unterging", wodurch wir wiederum auf das 1000-Jahr-Reich hingewiesen werden, in welchem der Herr Jesus als „die Sonne der Gerechtigkeit" regieren wird (Mal. 4, 2). Da

werden alle erkennen des Lebens Lösung, denn Sünde und Tod werden nicht mehr herrschen. Die Antwort, des des Rätsels Lösung, lautete damals: „Was ist süßer als Honig und was ist stärker als der Löwe?" (Vers 18.) Eine weitere Stellungnahme hierzu dürfte sich mit den vorausgehenden Worten erübrigt haben.

Die Frage also, weshalb Simson das Löwenjunge zerriß, müßte mit der Auslegung in genügender Weise Beantwortung gefunden haben, wie auch hinreichend erklärt sein. Welch gewaltige prophetische Aussagen liegen doch in der Mitteilung der Bilder des AT für uns in der Zeit der Gnade heute. Nicht umsonst sagt das Wort in Römer 15, 4: „Denn alles was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, auf daß wir durch das Ausharren und durch die Ermunterungen der Schriften die Hoffnung haben."

W. B.

13

Der Blutbräutigam

2. Mose 4, 24—26

Vielen Gläubigen bereitet die obige Mitteilung und Ausdrucksart der Bibelstelle große Schwierigkeiten. Ganz offen fragt man, was das Wort hier eigentlich sagen wolle, und auch, wie es zu verstehen sei. Nur durch das Betrachten des Zusammenhanges erhalten wir Licht darüber. Die Zeit führt uns in die Tage Moses, als er in Midian lebte, um von Gott zubereitet zu werden. Der Anlaß für sei-

nen Aufenthalt in Midian war auf den Totschlag an dem ägyptischen Mann zurückzuführen. Aus diesem Grunde mochte sich Mose damit abgefunden haben, sein ferneres Leben in Midian zu verbringen, aber der Herr nicht. Darum begegnete Gott dem Mose und offenbarte sich als der Gott seiner Väter. In 2. Mose 3, 1 finden wir Mose bei der Ausübung des Hirtendienstes. Sowohl das Geschehen am Horeb als

auch das Feuer im Dornbusch überwältigten Mose so sehr, daß er den Ruf Gottes: „Mose, Mose" (Vers 4) vernimmt und seine Bereitschaft bekundet: „ Hier bin ich!"

Welche Parallelen erkennen wir dazu auch im Leben eines jeden Kindes Gottes? Zuerst lassen uns Schuld und Furcht eigene Wege gehen. Der treue Herr aber gibt uns nicht auf, sondern schenkt vielmehr eine Begegnung mit dem Lebensgeber. Das Feuer des kommenden Gerichtes überwältigt uns, so daß wir den Ruf des Heilandes vernehmen — wenn wir wollen. Zur beabsichtigten Errettung jedoch kommt es nur, wenn wir uns der eigenen Schuld und Sünde stellen, das ist: „Hier bin ich, mache Du, Herr, mit mir, was Du willst." Hier beginnt die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, und wir erhalten vom Herrn bereits den Auftrag des Zeugendienstes.

Ähnlich wie der Herr im Neuen Testament (Mark. 16, 15) redete: „Gehet hin", so gibt er dem Mose den Befehl: „Gehe hin" (2. Mose 3, 10). Wohin sollte er gehen? Nach Ägypten! Sobald wir Menschen einen Auftrag vom Herrn erhalten, besitzen wir nichts Größeres als die völlige Unfähigkeit dafür. Mose erkannte die große Tatsache in seinem Leben (Kapitel 4, 10), und es bleibt eigentlich nur die Frage, ob wir sie auch erkennen. Eines wußte Mose noch nicht, daß nicht er, wohl aber der mächtige Gott es war, der Menschen für seinen Dienst befähigte. Das, was der Herr damals wie heute von uns will, ist, alles das uns Mögliche zu tun. Aus gleichem Grunde lesen wir: „Und Mose ging hin" (2. Mose 4, 18a). Zuerst ging er zu seinem Schwiegervater, um die irdische Seite zu ordnen, damit die geistliche Seite vollbracht werden konnte. Auch hieraus wollen wir lernen, das zu ordnen, was in unseren Händen liegt.

Nachdem Mose das Zeugnis des Auftrages Gottes, nach Ägypten zu gehen, geredet hatte, antwortete sein Schwiegervater: „Gehe hin" (2. Mose 4, 18b). Welch eine Willenskundgebung Gottes gegen Mose. Ein Auftrag von Gott ver-

ursacht nie Zweifel im Gesandten. Nur zu oft begegnen wir Gläubigen, die nicht letztlich wissen, ob der Herr sie in die Mission senden will, oder auch nicht. Zweifel ist der Abdruck oder Spiegel eines nicht vorhandenen Gotteswillen. Allerwenigstens ist der Zeitpunkt noch nicht da, welchen der Herr für nötig erachtet.

Jahre vor dem Krieg lernte ich als junger Mann einen Beruf. Eines Tages beauftragte mich der damalige Chef der Firma, meine Arbeit zu unterbrechen, um einen mir ausgehändigten Brief unverzüglich zur Behörde zu bringen. Dabei hatte ich keinen Zweifel, zu gehen. Dieser Auftrag war so klar, und wer wäre ich gewesen, wenn ich Zweifel an seiner Weisung gehabt hätte? Ein weit Größerer ist unser Gott im Himmel, und wir sollten Zweifel (Unglauben) haben, wenn ER redet? „Gehe hin", sagte Jethro zu Mose und fügte noch zwei Worte hinzu: „in Frieden!" Warum sollte sein Gehen im Frieden sein? Weil der erschlagene Ägypter einen Kriegszustand zwischen Mose und den Ägyptern hinterlassen hatte. Die Worte Jethros wurden vom Herrn bestätigt (Vers 19): „Gehe hin", sagt Gott, „und kehre nachÄgypten zurück", denn die Männer, welche nach seinem‘ Leben trachteten, waren gestorben (hatte Gott sterben lassen). Da kehrte Mose samt seiner Familie nach Ägypten zurück (Vers 20). Was wäre, wenn Mose gezweifelt hätte, in Ägypten das Zeugnis Gottes zu sagen? Einen klaren, festen Auftrag hatte Mose vom Herrn erhalten (genau wie auch wir). Anhand von drei Zeichenwundern zeigt Gott dem Mose seinen Auftrag (2. Mose 4, 1—9). Deshalb erinnert ihn der Herr noch einmal in Vers 21—23 an den Auftrag in Ägypten. An dieser Stelle wollen wir einen kurzen Blick in den Vers 23 werfen: „Laß meinen Sohn ziehen, daß er MIR diene." Jahrhunderte später bezeugt Gott durch den Mund des Propheten in

Hosea 11, 1: …..und aus Ägypten

habe ich meinen Sohn gerufen." Hier wird offenbar, daß sich der Liebe Gottes zu Israel auch ein Pharao nicht

verschließen konnte. „Als Israel jung war, da liebte ich es", sagt Gott, der Allmächtige. Aber der Erzfeind des Volkes Gottes war der König der Welt, der Pharao, welcher den „Sohn" nicht ziehen lassen wollte, um Gott zu dienen. Will aber der Pharao ihn, den Sohn Israel, nicht ziehen lassen, soll der erstgeborene Sohn des Königs getötet werden. Und weil das Herz des Pharao verhärtet war, und er Israel nicht ziehen ließ, schlug Gott um Mitternacht (2. Mose 12, 29) alle Erstgeburt in Ägypten mitsamt dem Thronfolger des Königs.

Wiederum Jahrhunderte später bezeugt Gott im NT durch den Mund des Matthäus in Kapitel 2, 15: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen". Hier allerdings bezieht sich die Aussage auf Jesus, den Sohn Gottes, im Fleische. Aber auch hier war wieder ein König der ausgesprochene Feind des Sohnes, Herodes. Deswegen heißt es in Vers 13: „Ziehe nach Ägypten", weil man ihn umbringen wollte, denn das Herz des Herodes war gleich dem des Pharao. Erst in Vers 20 lesen wir, daß der Sohn der Liebe — Jesus — wieder ausÄgypten gerufen werden konnte, „denn sie sind gestorben, die dem Kindlein nach . dem Leben trachteten". „Laß meinen Sohn ziehen, daß er MIR diene", war das Wort. Obgleich dieser das Wohlgefallen des himmlischen Vaters wiederholt besaß: „Dieser ist mein geliebter Sohn", ließ man IHN nicht durch das Land Israel ziehen, sondern nagelte IHN an das Kreuz. Und damit wir nicht alle umkommen sollten, ging der Eine, der Erstgeborene unter vielen Brüdern, für uns in den Tod. Wie groß ist doch die Liebe Gottes zu uns, den einstigen Feinden des Herrn.

Soweit zur Einleitung der Vorgeschichte für die nun folgenden Verse 24 bis 26.

Mose war ein Mann, dem Gott besonders nachging, mit dem Gott redete, dem Gott Aufträge gab, mit dem Gott Gemeinschaft pflegte und dem Gott Verheißungen schenkte. Und als Mose bereit war, den Willen Gottes zu tun, lesen wir in Vers 24:…..und es ge-

schah auf dem Wege" (denn da war er auf dem rechten Wege), „da fiel Gott den Mose an, ihn zu töten". Was, könnten wir fragen, hat Gott bewogen, einem Gottesnachfolger auf dem Wege nach dem Leben zu trachten? Hat Mose einen Fehler gemacht? Ja! Was war denn bei Mose falsch? „Das Wesentliche!" Was war wesentlich? Was Gott geredet hatte. Was hatte Gott geredet? Wir lesen es in 1. Mose 17, 10ff: „Und dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: alles Männliche werde bei euch beschnitten; und ihr sollt das Fleisch eurer Vorhaut beschneiden." Mose hatte nicht mehr an die Weisung Gottes gedacht, weshalb Gott ihm an das Leben ging. Ach, wenn wir nur wüßten, welch ein heiliger Gott der Gott Jakobs ist. Mose nahm das Wort Gottes nicht ernst, deswegen sollte er sterben. Weil die Beschneidung nicht vollzogen wurde, war dies in den Augen des Herrn „Bruch des Bundes", aber auch Feindschaft gegen Gott. Nicht Vergessenheit allein lag vor, sicherlich auch Lässigkeit den Befehlen Gottes gegenüber. In der plötzlichen Situation wußte das midianitische Weib (Zippora) genau Bescheid.

Die Beschneidung war das Zeichen des Alten Bundes mit Israel. Wer nicht beschnitten war, befand sich nicht in Heiligung und Würdigung der Segnungen Israels. So wie im Alten Bund das Fleisch des Leibes verkürzt wurde, besitzen wir heute die Beschneidung der Herzen (Rom. 2, 29). Bevor das Volk Israel weiter in die Verheißungen des Landes einziehen konnte, mußte nach Josua 5, 9 zuerst die Schande Ägyptens beseitigt werden. Diese Schande bestand in der unterlassenen Beschneidung. Wer heute die Beschneidung der Herzen meidet, kann nicht zugleich des Lohnes und der Segnungen Gottes teilhaftig werden.

In den Augen Gottes war also das Verhalten Moses betreffs der Beschneidung — Schande! Zwar hat Gott den Mose nicht getötet, aber ER suchte ihn

zu töten, und das äußerte sich im Todeskampf.

Zippora versah die Beschneidung des Sohnes mit einem scharfen Stein und vollzog das Versäumnis. Die Vorhaut warf sie an die Füße von Mose und sprach: „Fürwahr, du bist mir ein Blutbräutigam." Denn die Handlung derBe-schneidung war in Israel nicht Sache der Weiber. Ihre blutigen Hände standen mit der Vernachlässigung der Weisung Gottes durch Mose in Verbindung. Als die Beschneidung geschehen war, ließ Gott von Mose ab. So, wie die Beschneidung des AT mit Blut in Verbindung stand, steht auch unsere Herzensbeschneidung mit dem Blute des Christus in Verbindung. Und wie Mose, der Blutbräutigam, auch sein Weib Zippora blutsverbunden sein ließ,

so ist auch unser Bräutigam, Jesus, mit seiner Brautgemeinde blutsverbunden. Weil unser Herr nun zur Rechten Gottes thront, hat er uns, dem Weibe des Christus, die Beschneidung der Herzen überlassen. Nur durch Buße und Beugung werden auch wir der Schande Ägyptens (der Sünden) ledig, und vermögen gottannehmlich zu wandeln. Wer heute durch Glauben und Buße in die Blutsgemeinschaft mit Christus eintritt, von einem solchen läßt Gott das Gericht entfernen („da ließ er von ihm ab" [Vers 26]).

„Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht" (Johannes 5, 24).

W. B.

14

Bedeutung, weshalb Mose den Felsen zweimal schlug

2. Mose 17 und 4. Mose 20

Israel, das irdische Volk Gottes, hatte u. a. auch den Auftrag des Herrn, die Schattenbilder kommender Zeiten abzugeben. Zur Erfüllungszeit gehören auch unsere Tage der Gnade, in welchen die Gemeinde, das Volk Gottes, dem Herrn nach dem Geiste dient.

Auslegung nach 2. Mose 17

Gleichso, wie in Vers 1 die „ganze Gemeinde" der Kinder Israel aufbrach, „nach ihren Zügen", aus der Wüste Sin, so fand sich kein Wasser zum Trinken für das Volk.

Neutestamentlich befinden auch wir (die Gemeinde) uns in einer Wüstenwanderung ins Verheißene. Bei Israel war es Kanaan, bei uns ist es des Himmels Herrlichkeit. Für Israel geschah

der Einzug „nach ihren Zügen", für uns ist der Einzug nach all den Denominationen (ganze Gemeinde). Der Mangel an Wasser zum Trinken für das Volk war eine Auswirkung ihres eigenen Unglaubens. Wie oft schon hatte Gott zu diesem Volke in sichtbaren Zeichen und Wundern geredet. Der gleiche Mangel findet sich heute unter den Gläubigen; denn Wasser ist hier das Bild des Wortes (Eph. 5, 26). Der Mangel am Wort heute entspricht also dem fehlenden Wasser unter dem Volke Israel damals. In beiden Fällen handelt es sich um ein Untreueverhältnis zu Gott. Obgleich es bei Israel das Wasser war und heute für die Gemeinde das Wort unerläßlich ist, ist jeder Mangel als unsere Untreue dem Herrn gegenüber zu sehen. Jedweder Mangel zieht Prüfung nach sich. Nach 2. Mose 17, 1 brachte der Mangel eine Entscheidung, die wir in Vers 2 lesen. Die Israeliten konnten sich also auf den Standpunkt stellen: Der Herr hat uns aus Ägypten herausgeführt, jetzt rufen und beten wir zu Gott, daß ER uns das notwendige Wasser gibt. Diesen Entscheidungsweg aber ging Israel nicht, sondern sie „haderten mit Mose". Und solches war Gottes-Versuchung. Anstatt zum Herrn zu rufen (was Gott sie lehren wollte), „murrten sie" wider Mose. Auch der heutige Mangel am Wort würde behoben sein, wenn die Gläubigen die richtige geistliche Haltung einnähmen. Das aber, was geschieht, ist das Erheben des einen wider den anderen, und solches wertet der Herr als „murren" gegen Christus. Im Bilde Jesu schreit Mose — zum himmlischen Vater: „Was soll ich mit diesem Volke tun?" (Vers 4.) „Noch ein wenig, und sie steinigen mich." Isaak auf Morija und Mose in der Wüste waren Vorbilder auf Christus. Die Vorbilder aber brauchten nicht zu sterben, weil es für beide eine Stellvertretung gab. Bei Isaak war es ein Widder (1. Mose 22, 13), bei Mose war es der Felsen, welcher zu schlagen war (2. Mose 17, 6).

Der Felsen: Es dürfte nicht schwerfal-

len, in den vielen Erwähnungen der Schrift im Felsen den alleinigen Gott und neutestamentlich: Christus zu erkennen (Psalm 19, 14). Mose soll nun zum Felsen am Horeb gehen, um dort den Fels zu schlagen. Aber der Herr will noch „vor" ihm am Felsen stehen, der zu schlagen ist (Vers 6). Schlägt also der Mose mit dem Stabe den Felsen, so wird jener, der vor ihm steht, die Schläge erhalten. Der vor ihm Stehende war der Christus. Nach der Weisung Gottes sollte das Schlagen dieses Felsen auf Christus deuten, welcher „einmal" an das Kreuz zuschlagen war. Mose schlägt den Felsen, so daß Wasser hervorkommt, nach dem Worte Gottes. Das NT stellt dann klar: „Der Fels aber war der Christus" (1. Kor. 10, 4). Und als der Herr am Kreuz gestorben war, wurde das Lebenswasser hervorgebracht, von dem Johannes in der Offenbarung 22, 17 sagt: „Wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst." Ein jeder, der heute errettet ist, hat dieses Lebenswasser getrunken. Würde Israel damals im Glauben und Gehorsam durch die Wüste gezogen sein, hätten jene in keiner Weise Mangel gehabt. Gott hatte vor, sogar Honig aus dem Felsen hervorkommen zu lassen (Ps. 81, 16). Das rebellische Herz des Menschen hat zu allen Zeiten vermocht, sich um die göttlichen Segnungen bringen zu lassen — damals wie heute.

Auslegung nach 4. Mose 20

Erneut befindet sich das Volk Israel im Mangel an Wasser. Und Gott verweist die Durstigen wiederum zum Fels, der da Wasser geben soll, einem Volke, welches wegen Ungehorsam immer noch unterwegs war. Jetzt aber sagt Gott, daß diesmal der Felsen nicht geschlagen werden darf. Einmal sollte der Christus leiden, einmal nur sollte der Herr ans Kreuz geschlagen werden. Darum hat auch Christus „einmal" für Sünder gelitten (Hebr. 9, 28). Von Gott her sollte ein zweites Schlagen nicht erfolgen. Darum durfte jetzt nur noch

der Felsen „angesprochen" werden (Vers 8).

Weil aber Mose nicht in geistlicher Übereinstimmung mit Gott war, „schlug" er den Felsen auch jenes zweite Mal.

Lebens göttlicher Segnungen mit sich bringt, kam Mose vom Berg Nebo nicht mehr zurück. Zwar durfte der Gottesmann das verheißene Land aus der Ferne sehen, hineingehen sollte er nicht.

Aber auch in unserem Glaubensleben zieht Ungehorsam Strafe nach sich, die nach 2. Johannes 8 in Lohnverkürzung besteht. Der Ungehorsam der Kinder des Lichtes heute ist ebenfalls ein erneutes Schlagen des Herrn. Wie begrenzt aber unsere Erkenntnis über die eigenen Sünden ist, wollen wir daraus entnehmen, daß:

a) Der Herr dem Erretteten in der Nachfolgezeit Jahr um Jahr neue Sündenerkenntnis, auch über die Vergangenheit, schenkt. Zwar können wir uns durch Wasser und Blut reinigen lassen. Vieles aus der Vergangenheit jedoch bleibt in der Vergeßlichkeit des Lebens und wird erst am Richterstuhl des Christus einmal offenbar.

b) Oft sündigen wir, weil solches noch nicht als Sünde erkannt worden ist. Sünden so zu sehen, wie Gottsiesieht, bedingt zuvor, Christus ähnlich geworden zu sein.

Darum werden viele unserer Sünden am Richterstuhl Christi offenbar. Gehorsam jedoch vermindert die Schuld in allen Bereichen hier und in der Ewigkeit. Denken wir darüber hinaus, daß wir mit jeder unserer Sünden den Felsen Christus, gleich dem Mose, erneut schlagen. Der Herr hat es nicht erlaubt, deshalb wollen wir die Sünden hassen, dafür aber das tun, was unseren Gott ehrt, und damit derWandel in der Liebe zum Gehorsam gefunden wird.

W. B.

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Typografie

2. Samuel 16, 5—14

AUS EINEM VORTRAG IN VERKÜRZTER WIEDERGABE

Heute wollen wir etwas über „Typografie" hören. Sicherlich ein modernes Wort, aber wir werden gleich sehen, wie genau es hier anwendbar ist in einem Abschnitt des Wortes Gottes, der sicherlich für uns alle tiefste Belehrungen enthält.

David, der vom Herrn gesalbte König, befand sich nach 2. Samuel 15, 14 auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom. Darum war im Herzen Davids tiefe Selbstanklage vor Gott. David wußte, welch einen Weg sein Sohn nahm, aber er konnte ihn nicht bewahren. Absalom jedoch hatte ein böses Herz. Er wollte sich selbst zum König machen, obwohl er wußte, daß Gott seinen Vater zum König gesetzt hatte. Und in der Zielsetzung menschlicher Gedanken kommt uns immer unser böses Herz entgegen.

Die Bibel sagt in 1. Mose 8, 21: „Daß das Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend an." Es wird nicht besser mit ihm. Die Bibel bestätigt nur, daß es von Jugend an so ist. Absalom war jung, und wieviel Böses war schon in diesem jungen Herzen. Das ist auch dein und mein Herz. Und wer diesem Absalom Ehre durch Niederbeugen brachte, um ihm königliche Ehre nach außen hin zu erweisen, empfing von dem Absalom einen Kuß(2. Samuel 15, 5). Jedoch der absalomische Kuß war nicht die Äußerung seiner Liebe zum Nächsten, sondern wer ihm, Absalom, Ehre gab, empfing des Judas Lohn dieses Kusses. Seine küßliche

Liebeserweisung kam vom Zwang der Ehrsucht und der Ehrsuche. Hinter der Suche nach Ehre steht immer Böses, nicht allein bei Absalom. Sein persönliches Ziel aber war, das Herz der Männer von Israel für sich zu gewinnen. Böses war in ihm, durch und durch! Um Macht zu besitzen, oder gar die Macht des Königs zu erhalten, suchte er den Zuspruch der anderen, damit David gehen mußte. In den Augen Gottes war solches Diebstahl. In Vers 6 lesen wir: „Er stahl das Vertrauen der Israeliten . . ." Da steht das Wort „stahl" drin — stehlen —; Absalom war demnach auch ein Dieb, also böse in allem.

Und als sich dann Absalom selbst die Ehre zum Königtum gab (Vers 10), da hatten sich die Herzen der Männer von Israel dem Absalom zugewandt (Vers 13). Bereits im nächsten Vers 14 befindet sich David auf der Flucht. Wieviel Kampf gab es damals, bis Saul, der Mann des eigenen Willens, von Gott beseitigt war. Zwar hatte Saul den Herrn noch befragt, aber Gott antwortete ihm nach 1. Samuel 28, 6 nicht mehr. Der Herr war es, der das Urteil über das Haus Sauls gesprochen hatte. Wiederholt hatte David die Möglichkeit, den, der nach seinem Leben trachtete, zu töten. Aber es sollte fern sein, seine Hand an den Gesalbten Jahwes zu legen (1. Sam. 24, 7). Trotz dieser seiner Gesinnung, dieser vorbildlichen Gesinnung Davids, läßt der Herr zu, daß sein eigener Sohn Absalom ihm

Frage: Was bedeutet nun das zweite Geschlagen-werden des Felsen? Tatsache ist, daß dies von Gott her nicht gewollt war, vorgebildet jedoch ist dies als Schatten kommender Ereignisse, die erkannt werden müssen. Der Herr hat das Schlagen zugelassen, obgleich dies nicht nach Seinem Willen war.

Nachdem das wunderbare Erlösungswerk auf Golgatha geschehen war (2. Mose 17, 1—7 als Schattenbild), braucht der Felsen Christus nur noch „angesprochen" zu werden. D. h., wer dem Herrn Jesus aufrichtig seine Sünden bekennt und so als ein verlorener Sünder vor Gott erscheint, welches unsere Bekehrung ist, soll wissen, daß ER treu und gerecht ist (1. Joh. 1, 9). Dieserhalb braucht der Christus nicht erneut geschlagen zu werden, wenn wir heute die Vergebung in Anspruch nehmen. Das Werk vom Kreuz reicht zur Vergebung aller unserer Sünden aus. Wir brauchten eigentlich nicht mehr zu sündigen — so groß ist die Errettung in Jesus — aber wir tun es (1. Joh. 1,8). Vom Herrn her sollen wir nicht mehr der Sünde dienen, aber wir tun es>! Hier zeigt sich die Abschattung vom Geschehen in 4. Mose 20. Mit einer jeden Sünde schlagen wir Christus, DER für uns gestorben ist, DER doch schon einmal geschlagen wurde. Weil ein erneutes Schlagen des Felsen, wie hier durch Mose, nur Verkürzung des

zum tödlichen Feind wird. Aber Gott läßt den Speer in Absaloms Herz fahren, als er an der Terebinthe hing. Wir kennen die Geschichte — das Ende aller langhaarigen Männer. Warum nun läßt Gott das alles zu? Weil der Herr im Himmel ein gerechter Gott ist, im Segen wie im Gericht. Wegen der Sache Urias hatte Gott in 2. Samuel 12, 10 geredet und gesagt: „Nun soll das Schwert aus dem Hause Davids nicht mehr weichen." Und hier vollzieht es sich. Wir könnten heute sagen: „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten‘!" Auch nicht, wenn es durch Kinder Gottes, durch Kinder des Lichts, geschieht.

Die Geschichten der beiden Königshäuser Juda und Israel haben das mehr als bewiesen. Und dann später, weit später noch, zum Schluß, traf es nochmal einen aus den Nachkommen des Hauses David — „Jesus"—. Auch ER wurde durch einen Speer durchbohrt, Seine Seite geöffnet (Joh. 19), allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. In dieser Auseinandersetzung der Flucht vor seinem eigenen Sohn hat er nicht sein Recht gesucht, das Gott ihm gegeben hatte, auf dem Thron zu sitzen. Gott hatte ihm das Thronrecht gegeben. Hat David sein Recht gesucht, auf dem Thron zu bleiben? Nein! Dann wäre es zum Bürgerkrieg gekommen. Um andere Sünden zu verhindern, gibt er sein Recht ohne ein Wort zu reden auf. In dieser Auseinandersetzung kam David bei seiner Flucht nach 2. Samuel 16, 5 nach Bachurim. In seiner Demütigung von allen Seiten und tiefen Herzenserniedrigung begegnet er einem Mann aus dem Hause Sauls namens Simei. Er kam unter Fluchen, ja unter Fluchen kam er heraus, dieser Simei. Er fluchte, weil er ein Verfluchter war. Der Fluch aber sollte David gelten. Nur Verfluchte wollen Fluch über andere bringen.

Interessant ist, daß Fluch, Rebellion und Afterrede immer aus Menschen kommen, die sich nicht gottgemäß gereinigt haben — Simei. Und von solchen gilt der Fluch meist denen, die unter großen Opfern und Entbehrungen dem

Herrn dienen — damals wie heute! Nicht ein Amalekiter redete Böses über David, sondern ein Israelit aus dem Stamme Benjamin, lesen wir. Wenn die Welt, die da verloren ist, über uns und über unsere Nachfolge in Christo redet, wird uns solches zum Segen. Aber zum Fluch und zum Verlust wird es einem Isrealiten im AT, gegen Israeliten zu reden. Simei war einer (1. Kön. 2, 44), der den sieben folgte, die später gehenkt wurden (2. Sam. 21, 6). Und zum Fluch und zum Verlust gleich dem Simei wird das böse Reden eines Gläubigen in der Gnadenzeit gegen ein Kind Gottes. Wir wollen uns das einfach tief ins Herz hineinlegen lassen. AberSimei meinte, er sei im Recht, weshalb er fluchte, schimpfte und rebellierte. In Verkennung der Dinge gegen David hantierte und lebte er, dieser Simei, dennoch in tiefer Finsternis. Und wenn heute Kinder Gottes afterreden, dann leben sie in Finsternis gleich dem Simei, sonst würden sie es nicht tun. Auch dann, wenn sie gleich dem Simei glauben und davon überzeugt sind, daß sie ein Recht hierzu haben, ist ihr Reden Sünde. David war vom Herrn bestimmt, und Gott hatte ihn gesalbt, und er redete nicht böse über Simei. Auch redete er nicht böse über seinen Sohn Absalom. Und dabei hatte Simei Beweise. Das ganze Königshaus seiner Verwandtschaft wurde getötet — Saul. In den Augen Simeis war David einer, der sich selbst und in eigener Entscheidung auf den Thron setzte. In Wirklichkeit hatte Gott ihn salben lassen, und Gott war es, der David auf den Thron gesetzt hatte. Das waren Tatsachen, die aber Simei nicht erkannte. Nur wer den Willen Gottes nicht erkennt, bäumt sich gegen Gottes Wege auf. Damit das Haus Sauls ein Ende finden sollte, erkannte er nicht. Flucher und Schimpfer erkennen den Willen Gottes kaum. In dieser Frage der Erkenntnis war Simei blind, darum fluchte und schimpfte er in der Begegnung mit David. Ja, selbst mit Steinen (Vers 6) warf er in der Steigerung seines Ärgernisses nach dem treuen David. Er war verärgert, und das ist Sünde. Das be-

deutet, auch solche, die sich in erster Linie um den Willen Gottes bemühen, werden dann mit Steinen beworfen. Aber den Grund seines Hasses und seiner Explosionsursachen nennt er in Vers 7, indem er sagt, ein Mann des Blutes sei er, dieser David. Und das waren Tatsachen. David war ein Mann des Blutes. Als David dem Herrn später ein Haus bauen wollte, da ließ es der Herr nicht zu. In I.Chronika 28, 3 steht das, was Gott sagt: „Du wirst mir dieses Haus nicht bauen, denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen."

Und doch redete Simei, der Verwandte Sauls, diese Worte in der Finsternis, in völliger Verdunklung. Wir kennen das aus dem Krieg, totale Verdunklung. Da mußten alle Fenster mit dunklem Vorhangstoff bezogen werden. Es durfte kein Lichtlein hinausgehen. Er erkannte nicht, dieser Simei, der Schimpfer, daß David auf Befehl Gottes handelte. Und wer heute die Bibel, Gottes Wort, nicht genau kennt, weil er in Dunkelheit lebt, rechnet anderen die Handlungen und Entscheidungen als falsch an, obgleich doch die Weisungen der Schrift befolgt werden. Durch Unwissenheit Gott gegenüber, entsteht im Menschenherzen Aufruhr. Das ist Satanswirkung. Und darunter litt das Königtum David, wie darunter auch heute noch die Gemeinde Jesu weltweit leidet. Es ist Mangel an Gemeinschaft und Erkenntnis, deshalb spricht Gottes Wort: „Darum wird mein Volk weggeführt aus Mangel an Erkenntnis" (Jes. 5, 13). Und weiterhin sagt Gott durch den Propheten Hosea 4, 6: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis." Erst kommt die Wegführung durch den Feind und in der Hand des Feindes dann die Vertilgung. Würde die Gnade Gottes nicht sach-walten, wäre die Gemeinde Jesu heute nicht mehr existent. Wir wollen das erkennen. Nicht durch uns kann die Gemeinde Jesu bestehen, sondern durch die Gnade Gottes. Und nur noch zu existieren ist für eine Gemeinde wahrlich nicht viel, indem man sagt: Na, sie bestehen noch.

Und dennoch existieren, ja vegetieren

die meisten Gemeinden, aber sie leben nicht, und darauf kommt es an. Leben bringt Lebensäußerung — so ist es nicht allein in meiner Wohnung. Da kann niemand sagen, daß ich tot sei, denn ich gehe jeden Tag aus und ein. Und so ist es auch im Hause des Herrn. Da ist ein Eingehen und ein Ausgehen zum Werk. Da geschieht etwas. Wo nichts geschieht, da existieren sie zwar noch, manche nur noch durch Mund-zuMund-Beatmung, oder sie vegetieren bereits im geistlichen Koma. Der Grund ist die Gesinnung Simeis in der Gemeinde Jesu. Fluchen, Steine werfen, schimpfen, klagen, unzufrieden sein, Ehre suchen und nach Vers 13 Staub hochwerfend — was ist denn das? Nun, Staub ist Dreck. Das heißt, Gläubige werfen mit Dreck wie der IsraelitSimei. Durch solches Handeln werden die Gemeinden zerstört und ein riesiger Prozentsatz der geistlichen Kräfte wird in Dingen verzehrt, die Gott nur entehren. Der Herr kann in solchen Umständen nicht segnen, und wir alle sind verantwortlich oder mitverantwortlich. Wir haben nur das Recht Hand anzulegen und mitzuziehen, ansonsten sind wir Simei.

Allzuhäufig ist in den Gemeinden der Typus Simeis vertreten. Es sind ungereinigte Gläubige, die von allem weniger besitzen als von unreinen Geistern. Das war der erste Typ, den wir uns merken wollen.

Wir kommen zum zweiten Typ. Er wird uns in Vers 9 gezeigt: Abisai! Abisai hört das böse Reden des Simei und zieht in seiner Art die Schlüsse. Es sind Überlegungen, die wir Menschen ziehen und mit unseren eigenen Herzen verbinden. Er sieht das Böse und nennt den Simei „toten Hund". Ein Hund war in Israel ein unreines Tier, und Totes durfte nicht angefaßt werden. Also ein unreines Tier im toten Zustand. Das mag Wahrheit gewesen sein, aber der Ausspruch stand Abisai nicht zu. Er erkennt ganz klar das falsche Verhalten des Simei, die total sündliche Stellung des Mannes aus dem Hause Saul, aber gleich dem Simei erkennt auch Abisai andere besser als

sich selbst. Das ist das Problem! Was ist es denn eigentlich, daß wir uns selbst so wenig erkennen im Lichte Gottes, was ist es nur? Ja, die Fruchtbarkeit in Christo, die der Herr von uns, die wir IHM gehören, fordert, hängt letztlich vom Erkennen unserer eigenen bösen Herzen ab. Wir werden nur soviel für Christus sein, inwieweit wir unsere eigenen Herzen, nicht die anderer, beurteilen, denn das hat uns Gott gar nicht geheißen. Wenn wir andere Herzen erkennen und erforschen wollen, oder meinen, sie zu erkennen, sind wir solche, die unter das Urteil des Neuen Testaments fallen, daß wir uns in fremde Sachen mischen (1. Petr. 4. 15). Das hat aber Gott verboten. Worin wir nicht in fremde Sachen mischen ist, wenn wir mit unserem eigenen Herzen bereit werden, ans Licht zu kommen, und da fehlt es sehr. Jedoch werden wir nur dem Herrn darin dienen, soweit wir unsere eigenen Herzen im Lichte Gottes erkennen. Um uns selbst zu erkennen, bedarf es oft eines anhaltenden Gebets, um die Gnade der Buße und des Lichts zu empfangen; aber Gott gibt willig. ER hat Verheißung hineingelegt, daß der Bittende empfängt. Das ist auch diese Splitter-Balken-Geschichte in Gottes Wort. Dabei redet und denkt auch Abisai in der gleichen Art des Simei, er ist nicht viel anders. Daß ein Flucher wie der Simei gegen den König Israels ein toter Hund ist, wußte auch der Goliath zu berichten, nachdem ihm der David den Kopf weggenommen hatte. Als er im Jenseits seine Augen aufschlug, da war er kopflos. Das alles waren Tatsachen, aber Abisai ist blind, blind für den Willen Gottes gleich dem Simei, weil er die Fehler des Simei so genau sieht und seine eigenen nicht. Er erkennt nicht, daß Gott ihn fluchen hieß; um zu erkennen, brauchen auch wir Gemeinschaft mit Jesus und mit Seinem Wort und nicht einen großen Mund. In seiner Gesinnung wendet er sich auch noch an den König mit der Bitte, hinüberzugehen und ihm, dem Simei, den Kopf mal abzunehmen. Er sagt wörtlich „den

Kopf wegnehmen". Das ist hier in der Redensart die Permanenz derVerharm-losung von Mord. Es ist die Gesinnung des Abisai. Man kann auch mit Worten morden, auch in der Gemeinde Jesu. Das ist es, was die Gemeinde Jesu kraftlos macht. Und solches ist überall, wo die Liebe des Christus nicht tief im Herzen regiert, der Fall. Nun, der Abisai wollte praktisch mit gleicher Münze vergelten. Wieviel Lieblosigkeit, und das ist nun die Frage an uns, befindet sich in deinem und meinem Herzen wegen mangelnder Liebe Christi? Überall, wo ein Untermaß, ein Defizit an Liebe Christi vorhanden ist, ist dann das Wort der Verurteilung vom Feind da.

David wollte weder mit der Gesinnung Simei noch mit der des Abisai zu tun haben.

Wer ist überhaupt Abisai? Das müssen wir noch wissen. Er ist nach 2. Samuel 2, 18 einer der drei Söhne der Zeruja. Die drei Söhne hießen Asael, Joab und Abisai. Zeruja, ihre Mutter, war die leibliche Schwester des David, also enge Verwandtschaft. Damit war David der Onkel der drei Söhne, welche alle drei ausgesprochene Rauhbeine darstellten.

Asael wurde von Abner, dem Heerobersten Israels, im Streit mit dem Speer durch den Bauch aufgespießt. Wir lesen das in 2. Samuel 2, 23. Joab, der zweite Sohn, ermordete später hinterrücks den Abner — nach 2. Samuel 3, 27.

Abisai, er will dem Simei den Kopf wegnehmen.

Das ist die Gesinnung der Söhne der Zeruja. Und bereits in 2. Samuel 3, 39 geht das Verhalten dieser Söhne der Zeruja dem David so auf den Magen, daß er ausruft: Die Söhne der Zeruja sind zu hart für mich! Abisai ist also der Typ der Gläubigen, .die zwar auf dem rechten Weg sind, nämlich mit David gehen, aber in jeder Meinungsverschiedenheit dann ganz hart kontern. Sie wollen nicht so hart sein, sie merken auch gar nicht, daß sie es sind, aber andere merken es und werden getötet wie jene, die durch die

Speere der Söhne der Zeruja ermordet wurden. Und solche, die in dieser Eigenschaft auch heute in der Gemeinde Jesu mit harten Worten kontern, Molche bekommen dadurch selbst sehr viele Gegenworte und sehr viele Widerstände zu spüren. Was haben wir, sagt David, miteinander zu schaffen? Es soll keine Gemeinschaft in Israel mit solch harten Leuten geben. Weil sie selbst so hart sind und die eigene Härte gar nicht merken, spüren sie nur die Härte der anderen.

Denn die Härte des Simei, die merkt der Abisai wohl, nicht aber seine eigene, dieser Abisai, der in der Gemeinde Jesu als Typ reich vertreten ist.

Und der dritte Typus? Er wird uns nun in David gezeigt.

Kein Fluch wie bei Simei, kein Kopfwegnehmen wie bei Abisai, alles, aber auch alles, nicht nur das Gute, auch das Böse, was über ihn kommt, stellt er dem Herrn anheim. Warum denn das? Weil er mit sich selbst fertig geworden war vor Gott. Er hatte sich selbst Gott ausgeliefert. Mag er fluchen, sagt er, wenn Gott es ihm gesagt hat. Fluche David, wer darf dann fragen, warum tust du es? (Vers 10). Und noch viel weiter geht der David, indem er anerkennt, daß nichts, aber auch gar nichts, ohne den Willen Gottes geschieht. Laßt ihn, sagt er, daß er fluche, denn Jahwe hat es ihn geheißen Vers 11).

Wie leicht fällt es uns und wie wohl tut es uns, wenn wir positive Worte hören. Wie schwer fällt es uns, die negativen und schon gar die unwahren oder Fluchworte zu hören. Und dabei ist David auf der Flucht vor seinem eigenen Sohn, als er diese Fluchworte des Simei und die harten Worte des Abisai hören muß. Er ist hier ein Bild auf unseren Herrn ‚!esus, der da sagt: „Ich habe auf Mitleiden gewartet, und da war keines, und auf Tröster, und ich habe keine gefunden" (Psalm 69, 20).

Auf der Flucht, hier vor seinem eigenen Sohn. Das war für ihn der böse Tag nach Epheser 6, 13. Damit wir ge-

wappnet sind, um bestehen zu können am bösen Tage, gleichwie heute der Tag des Heils mehr als 24 Stunden zählt, kann auch der böse Tag ein Zeitabschnitt im Leben eines Gläubigen sein.

Dort, wo von allen Seiten das Schwere, das Leid und das Böse hereinbrach, das war der böse Tag für David. Von seinem eigenen Sohn verfolgt, entmachtet von seinem Volk — bis auf die Treuen, die zu ihm standen — verlassen und das Haus Simei ihm fluchend. Wie edel aber ist sein Verhalten, wie christusähnlich, können wirsagen. Alles dem Herrn zu überlassen.

Bist du mit deinem alten Menschen schon so weit gekommen? Weißt du, daß es ein Geheimnis der Gottseligkeit ist, so weit zu gelangen? Weißt du, daß du nur dann in diese verheißene Ruhe in Christus eingehen kannst, wenn du zuvor mit deinem alten Menschen den Tod überlebt hast? Ob du dazu bereit bist? Damit du fertig wirst mit deinem alten Wesen. Du wirst es nicht aus dir selbst schaffen, ich glaube es nicht. Das ist ein geistlicher Vorgang, zu dem du die Verheißung brauchst, die Gott in Seinem Wort dir und mir gegeben hat. Das ist ganze Auslieferung an Christus, ganze Hingabe, ganzes Sterben mit Jesus am Kreuz.

Und darum hatte David so viel Sieg auf der anderen Seite, weil er auf den Herrn vertraute, indem er fertig war mit sich selbst. Und alle, alle, die nicht auf den Herrn vertrauen, handeln wie Simei und Abisai. Worin wird der Herr dich erkennen? Denn ER kennt dein eigenes Herz besser als du die Herzen der anderen kennst und besser noch als du selbst dein eigenes.

Worin wird der Herr dich erkennen? An einem afterredenden Flucher Simei?

Oder einem selbsthandelnden, harten Kopfjäger Abisai?

Oder an dem mit Christus gestorbenen und dem Herrn vertrauenden David?

Langsam und vorsichtig wollen wir diese Prognose lieber erst ins Gebet nehmen, bevor wir sagen — David. Aber nicht ich, nicht andere, sollen dir die Antwort geben. Gib sie dir auch nicht selbst. Erbitte sie vom Herrn, daß du Licht bekommst. Der Herr mag die Beurteilung über dich aussprechen. Aber eines wollen wir wissen: Nur David und seine Art hat das Herz unseres Herrn erfreut. Liegt es nicht auch in deinem Herzen, dem Herrn Jesus Freude zu bereiten? Nur dann, wenn du nach der Art des David tust, bist du gewürdigt, wenn du verfolgt bist von deinem eigenen Hause, wenn Negatives über dich geredet wird vom gleichen

Stamm.

Der Herr möchte Gnade schenken für diese Worte, die wir heute gehört haben über „Typografie" — du und ich sind ein Typ. Die Frage aber ist, wieweit ist Christus mit dir und mir gekommen, um uns dem Herrn Jesus ähnlicher sein zu lassen. Wenn du noch nicht christusähnlich bist, war es nicht die mangelnde Kraft Jesu, sondern dein widerspenstiges, dein finsteres Herz, das aus Liebe zu sich selbst nicht zugelassen hat, dich IHM ähnlicher werden zu lassen, worin die Liebe Christi Manqel litt.

W.B.

Bei den hier veröffentlichten Artikeln handelt es sich um die im Missionsblatt Central erschienenen Auslegungen.

Es ist beabsichtigt, je nach Umfang der einzelnen Betrachtungen, fortlaufende Hefte herauszugeben. Dabei kann es auch zur Veröffentlichung von Abhandlungen kommen, die im Central-Blatt noch nicht enthalten

waren.

Die am Wort Gottes interessierten Gläubigen sollen mit der Herausgabe von Lehrschriften eine Hilfe für die Einführung in die Lehre des Wortes Gottes erhalten.

Zu beziehen und nähere Fragen bei: MISSIONSGEMEINDE, LUDWIGSTRASSE 33, 6000 FRANKFURT AM MAIN UND MISSIONSWERK CENTRAL E.V., 2321 BLEKENDORF

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Die sieben Bösen (Heft 12)

werden, warum wir uns nicht gereinigt haben, aber auch, wieviel Segen uns verloren gegangen ist. Darum ist es meine innige Bitte vor dem Herrn, daß jeder Leser dieses Heftes Nr.12 in den beschriebenen Sünden angesprochen werden möchte, damit die gottgewollte Heiligung einziehe. Möchte diese Auslegung vielen ein Anstoß zur Reinigung und zur Beseitigung von Sünden werden, denn der Herr ist sehr nahe.

Der Schreiber

Der Eigenwille

Jeder Mensch hat einen eigenen Willen, aber nicht jeder Mensch ist eigenwillig. Gott hat den Menschen mit einem Willen ausgerüstet, nicht aber hat Er ihn eigenwillig geschaffen. Der Wille des Menschen ist notwendig, damit er seinen Lebensbedürfnissen gerecht werden kann. Der Eigenwille aber ist ein schwerer Sündenschaden aus der Zeit des Gartens Eden und hängt mit dem Sündenfall zusammen. Für den Erretteten ist es deshalb außerordentlich wichtig zu wissen, wo der Greuel des Eigenwillens seinen Anfang genommen hat. Je tiefer ein Kind Gottes in der Sünde des Eigenwillens verstrickt ist, desto weniger geistliches Rechtsempfinden besitzt es. Wichtig ist darum nicht, wie der Mensch den Eigenwillen beurteilt, sondern wie Gott ihn sieht. Und Gott sieht ihn so wie in I.Sam.15,23 beschrieben: „Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst.“ Dort wo das Wort „Götzendienst“ steht, finden wir in der Fußnote „Teraphim“. Die Teraphim waren Hausgötzen in Form von Götzenfiguren oder Götzenbildern. Wissen wir doch, daß Rahel die Teraphim zum Todesverhängnis wurden (1.Mo.31,19 und 32). Gottes Beurteilung über den Eigenwillen ist so vernichtend, daß jeder Gläubige sich im Lichte Gottes fragen sollte, ob Eigenwille in seinem Leben vorhanden ist. Der Ursprung dieser Sünde ist allein in Satan zu erkennen. Demnach ist der EigenwiHe in einem Erlösten satanisch. Die maximale Schuld eines Gläubigen

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liegt aber nicht dort, wo Eigenwille vorhanden ist, sondern dort, wo man sich nicht davon reinigt. In den Gläubigen kommt der Eigenwille in unterschiedlicher Form vor, die wir kurz aufführen wollen:

a) Es gibt solche, die von ihrem Eigenwillen schlimm geplagt werden, doch sind sie zu stolz, ihren greulichen Eigenwillen vor Gott abzulegen.

b) Andere wiederum erkennen ihren Eigenwillen als Sünde, aber sie lassen den Dingen freien Lauf.

c) Wieder andere bekennen ihren Eigenwillen immer wieder dem Herrn, bekommen aber keinen Sieg darüber.

d) Und dann sind da noch solche, die gar nicht wissen, daß sie eigenwillig sind, weil sie sich einfach noch gar nicht im Licht Gottes erkannt haben.

Bevor wir nun ins Detail gehen, wollen wir unbedingt noch drei Seiten des Willens betrachten und zwar wie er „in“ uns wirkt bzw. „auf“ uns einwirkt.

1.) Unser eigener Wille, der zu unserer Lebensführung notwendig ist.

2.) Der Wille Satans, der uns aufgrund der Erbsünde aufgezwungen wurde.

3.) Der Wille Gottes, der von uns gesucht und angenommen werden muß.

Satan nimmt Einfluß auf den mit der Sünde infizierten Menschen und bewirkt den Eigenwillen in ihm. Gott beruft sich auf die freie Willensentscheidung, die Er dem Menschen gegeben hat. Wir entscheiden also selbst, ob das Böse oder das Gute in uns „herrscht“. Ein ausgeprägter Eigenwille im Erretteten kann sowohl eine anerzogene Eigenschaft, als auch eine erbsündliche Folge sein. In jedem Fall sind wir vor Gott selbst verantwortlich. Erst wenn wir die ganze abscheuliche, verwerfliche Tiefe des Eigenwillens erkennen, werden wir den erwünschten Sieg dar-

über bekommen. Die Erkenntnis über diesen Greuel bedeutet, „die „Wahrheit erkennen“. Solange es kein göttliches Licht über diese Sünde gibt, kann es auch keinen Sieg darüber geben. Auch hierin kann das Wort aus Joh.8,32 verstanden werden: „ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Nachdem nun die oben genannten drei Willensquellen bekannt sind, wollen wir sie näher beleuchten.

Als Gott den ersten Menschen geschaffen hatte, besaß Adam, der noch nicht gesündigt hatte, einen eigenen „Willen“. Danach schuf Gott die Eva im gleichen Willenszustand von Schöpfungsreinheit. Nach 1.Mo.2,17 offenbarte Gott Seinen Willen den ersten Menschen, indem Er sprach: „von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben.“ Gott greift also in den Wissensbereich des sündlosen Menschen ein und warnt ihn vor Ungehorsam, was den Tod zur Folge haben würde. Dabei beläßt Gott aber dem Menschen die eigene Verantwortung zur freien Willensentscheidung. Der allmächtige Gott hat Seine Geschöpfe nie zum Guten „gezwungen“. Vielmehr stehen Engel und Menschen für ihren Gehorsam oder Ungehorsam in voller Verantwortung vor Gott. Den Willen Satans und seinen Einfluß auf den Menschen erkennen wir deutlich in der Verdrehung der geredeten Worte Gottes in 1.Mo.3,1-5. In Vers 1 spricht die Schlange und stellt die von Gott geredeten Worte von 1.Mo.2,17 in Frage. In Kap.3,4 beeinflußt die Schlange Eva sogar durch die Lüge: „Mitnichten werdet ihr sterben!“ Die ersten Menscheneltern aßen von der verbotenen Frucht, und der Sündenfall des Menschengeschlechts war gegeben. Der Lohn dieser Sünde ist der Tod (Rom.6,23). Was war eigentlich geschehen?

A) Aus der Perspektive Satans sehen wir nun die ersten Menschen in der Fluches- und Todesverbundenheit mit ihm. Das was im Garten Eden geschah, ist folgendes: Der Geist Satans hat durch die Schlange nicht nur gelogen, vielmehr ging von

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dem starken Satansgeist mittels der Lüge jene ihm eigene Macht des Todes auf die ersten Menschen über. Das heißt, sie wurden des Todesfluches Satans teilhaftig. Wir wissen ja, daß der Satan die Macht des Todes hatte (Hebr.2,14). Gewiß war das auslösende Moment zur Sünde der Griff zur verbotenen Frucht, doch hatte Eva sich dem Zugriff Satans geöffnet und war so unter den Schlangenzauber mit Todeshintergrund gelangt. Dem Satan ging es nur darum, die ersten Menschen für eine Sünde gegen Gott zu gewinnen. Würde es ihm gelingen, so würden sie seiner Lüge und seines Wesens teilhaftig werden. Und es ist ihm gelungen!

Geschwister, nur so war es möglich, die Eigenschaften Satans auf den Menschen zu übertragen. Eine seiner Wesenszüge ist der Eigenwille, mit dem wir es bei vielen Kindern Gottes zu tun haben. Darum ist der Eigenwille wie Götzendienst. Denn auch der Satan hatte sich damals bei der Engelrevolte im „eigenen Willen“ gegen Gott gestellt. Von diesem Zeitpunkt an hat Satan aufgehört, den Willen Gottes zu tun, und lebt seither seinem eigenen Willen, sprich: Eigenwillen. Seit der Geistübertragung beim Sündenfall lebt auch der Mensch im „Eigenwillen“.

B) Aus der Perspektive Gottes muß es für den Schöpfer sehr schmerzlich gewesen sein, die Menscheneltern im Todesfluch wiederzufinden. Der Herr hatte sie doch so deutlich gewarnt, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Und jetzt standen sie als verlorene Sünder vor Gott. Verstehen wir die Frage Gottes jetzt nicht viel besser, als Er den Adam rief: „wo bist du?“ (1 .Mo.3,9b). Adam befand sich nicht mehr in seiner Schöpfungsreinheit, er war jetzt auf der Seite Satans, des Fluches und des Todes. Der Wille des Menschen war verbunden mit dem „Willen Satans“. Der Wille Satans und der Wille des Menschen haben eine Frucht des Grauens hervorgebracht. Darum ist es notwendig, daß wir Menschen unseren Willen dem „Willen Gottes“ unterstellen. Gottes Willen zu tun sollte unsere vornehmste Aufgabe sein. Darin liegt die Bewahrung vor der Sünde, und der

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Segen unseres Herrn ist uns dann gewiß. Gott hat den Menschen nie aufgegeben und wird ihn nie aufgeben. Der Beweis dafür ist Golgatha. Als der Sohn Gottes Fleisch wurde und auf die Erde kam, lesen wir von Ihm: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Hebr.10,9). Und wenn unser HERR JESUS es für nötig befand, den Willen Gottes zu tun (Hebr.10,7), wievielmehr wir. Durch die An- und Aufnahme Seines Willens treten wir in die Gemeinschaft Seines Geistes. Dieser Sein Geist verbindet uns mit dem ewigen Leben, mit IHM Selbst, mit der Herrlichkeit und den Verheißungen der Heiligen Schrift. So machen wir uns in unserem „eigenen Willen“ mit dem „Willen Gottes“ eins. Dieser geistliche Vorgang grenzt den „Willen Satans“ aus, und der finsternisgewirkte „Eigenwille“ bleibt ausgeschlossen. Genau das aber ist Leben im Geiste, welches viele Gläubige nicht kennen. Insbesondere wissen es jene nicht, die noch immer ungereinigt im Eigenwillen leben. Die Wesenszüge unseres HERRN beinhalten keinen Eigenwillen, weil Gott die Wahrheit ist. Der Eigenwille aber kommt vom Vater der Lüge. Weil Gott bei der Schöpfung des Menschen die freie „Willensentscheidung“ gegeben hat, zwingt Er niemanden, den „Willen Gottes“ zu tun. An dieser Stelle sei erwähnt, daß allein Satan die Menschen gegen ihren Willen zwingt. Die Triebkraft dafür ist die Sünde (Röm.7,19).

C) Aus der Perspektive der Menschen sehen wir das schlechte Gewissen bei Adam und Eva. Nach 1.Mo.3,8 versteckten sie sich vor Gott. Satans Einfluß hatte in ihnen bewirkt, daß sie sich willentlich dem Gebot Gottes widersetzten. Von diesem Augenblick an hatte der Mensch gelernt, Gott im Eigenwillen zu widerstehen. Fluch und Tod hatten sie selbst verschuldet. Gott hatte sie doch so deutlich gewarnt. Zwar wußten sie noch nicht, was es heißt, tot zu sein, doch sollten sie es sehr bald erfahren, nämlich als Kain seinen Bruder Abel erschlug (1.Mo.4,8). Der Sündenfall Adams und Evas wurde somit zum Ausgangspunkt der Erbsünde und des Eigenwillens aller Nachkommen. Viele Errettete leben im Wissen, daß der Eigenwille Greuel ist. Darum bemühen sie sich sehr, diese Sünde in eigener Quaran-

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täne zu halten. Die Geschwister in ihrem Umfeld sollen und dürfen nichts davon merken. Einen solchen Christuswandel durchzuhalten kostet sehr viel geistliche Energie. Sie leben in ständiger Angst, ihre verborgene Sünde könne entdeckt werden. Diese Angst nutzt der Satan für sich und schafft entsetzliche Spannungen, die kaum zu beschreiben sind. Nicht wenige Gläubige werden mit dieser Methodik des Seelenfeindes gegängelt. Anstatt sich davon zu reinigen, um den Eigenwillen loszuwerden, lassen sich jene lieber vom Teufel niedermachen. Trotz jahrzehntelanger Nachfolge bleiben Kinder Gottes dann wachstümlich stecken. In solchem Fall hat der Seelenfeind sein Ziel erreicht und die Verherrlichung des HERRN verhindert. Wieder andere, mit weniger menschlich diplomatischen Fähigkeiten, bringen es in bezug auf Eigenwillen mit der Hilfe Satans zu beachtlichen Leistungen, indem sie darin „Herrschaft und Bedrückung“ gegen die Nächsten ausüben. Das kann sogar so weit gehen, daß man, aus Furcht vor einem eigenwilligen Gläubigen, diesem lieber recht gibt, auch wenn es gegen alle Vernunft geht, um die Ausbrüche einer Rechthaberei nicht miterleben zu müssen. Wie auch immer wir über den Sündenfall im Garten Eden denken mögen: Der Eigenwille ist ein Fluch Satans.

Abschließend wollen wir noch einen weiteren Ableger des Eigenwillens betrachten: Es ist die unter den Gläubigen nicht seltene „Rechthaberei“. Auch diese Sünde ist Diebstahl vor Gott, weil das Recht allein dem Herrn gehört. Wir lesen in Hes.2l ,32b: „bis der kommt, welchem das Recht gehört: dem werde ich’s geben.“ Das Recht gehört dem Christus. Wie abartig ist es, wenn Kinder Gottes das Recht suchen und sich nehmen, was dem Herrn gehört. Wenn wir den Hintergrund der Rechthaberei betrachten, kommen wir zu dem Ergebnis, daß es sich fast immer um stolze Herzen handelt. Rechthaberische Menschen besitzen unzerbrochene Herzen. Zumeist leben sie in einem eigenwilligen Gottesdienst vor Gott und Menschen. Lernen wir doch vom Herrn, der recht hatte, aber um unseretwillen auf Sein Recht verzichtete.

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Die Eifersucht

Eifersucht ist eine Eigenschaft Gottes. Wenn aber der Mensch eifersüchtig wird, ist es schlimme Sünde. Sobald der Herr uns die Eigenschaften Seines Wesens gibt, werden sie uns zum Segen. Denken wir hier an die Aufzählung von Gal.5,22: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.“ Gibt aber Satan uns die Eigenschaften Gottes nach dem Wort „ihr werdet sein wie Gott“, so werden uns die Eigenschaften zum Fluch. Dazu folgende Beispiele:

1. Rache: „Rächet nicht euch selbst, Geliebte“ (Rom. 12,19).

2. Zorn: „Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel“ (Rom.1,18).

3. Eifersucht: „Sie reizten ihn zur Eifersucht durch fremde Götter“ (5.Mo.32,16).

Im Wesen Gottes sind diese Eigenschaften mit Seiner Gerechtigkeit verbunden. Von Seinem Wesen wird uns nur das zum Segen, woran uns der Herr teilhaben läßt. Niemals aber wird uns der Satan zum Heil und Segen. Nach den vorgenannten Ausführungen gehört die Eifersucht auch zu den „Geschenken“ des Teufels. Es ist ein fluchwürdiger Vorgang, wenn Kinder Gottes in der Eifersucht leben. Diese Sünde hat zur Äußerung, dem Nächsten zu mißtrauen, zu argwöhnen und das Negative vom anderen zu erwarten. Jedwedes Vertrauen ist dabei ausgeschaltet. Zuweilen mißtraut man bei starker Eifersucht sogar dem Herrn. Die Bösartigkeit liegt darin, daß im fortgeschrittenem Stadium der Eifersucht der schlimme Zustand auf Angehörige und auf das Umfeld übertragen wird. Nur die Wenigsten sind sich dabei bewußt, daß sie ihre Mitmenschen bis an die Grenze menschlicher Zumutbarkeit quälen. Darum ist die Eifersucht keine Krankheit, wenngleich sie im Erscheinungsbild den Anschein erweckt. Es sind ausnahmslos Wirkungen unreiner Geister im Gläubigen. Die Schuld liegt eindeutig dort, wo man sich von diesen Mächten nicht reinigt. Nicht immer, aber oft werden diese Geister durch Generationen weiter vererbt; denn mitunter zieht Eifersucht durch vorelterliche Linien.

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Die Eifersucht selbst äußert sich je nach Schwere der Belastung in einem unwiderstehlichen Zwang, eifersüchtig zu sein. Die Beherrschung von der anderen Seite ist so stark, daß der eigene menschliche Wille ausgeschaltet werden kann. Von einem Wandel in der Gemeinschaft mit Jesus kann kaum gesprochen werden, wenngleich eine Wiedergeburt vorliegt. Die Gedanken der Betreffenden drehen sich beständig um dieses Thema. In ihrem Belogensein regiert dann nur das abgrundtiefe Mißtrauen gegen alles und jeden. Es ist, wie wenn ein Stück Hölle vorweggenommen würde. Am stärksten wendet sich der Feind gegen die andere Ehehälfte oder er baut ein riesiges Spannungsfeld am Arbeitsplatz auf. Zumeist liegt bei jenen ein einseitiger Eifer in einer Richtung vor. Das ist auch der Grund, weshalb man im Volksmund sagt: „EIFERSUCHT IST EINE LEIDENSCHAFT, DIE MIT EIFER SUCHT WAS LEIDEN SCHAFFT“. Daß die Eifersucht ein Geist ist, lehrt die Heilige Schrift in 4.Mo.5,14 wo es heißt: „und der Geist der Eifersucht kommt über ihn,“ (so auch Vers 30). Gott mußte wegen des Geistes der Eifersucht bei Menschen ein Gesetz schaffen, wie wir das in 4.Mo.5,29 lesen. Weil wir Menschen die Eifersucht als eine Eigenschaft Gottes von Satan bekamen, bestätigt die Schrift einen (gottwidrigen) Geist beim Menschen.

Betrachten wir nun die Eifersucht bei Gott, von der wir wissen, daß sie keine Sünde ist. Ebenso wie der Zorn wird auch die Eifersucht Gottes nicht immer wirksam. Das Inkrafttreten der Eifersucht läßt zugleich einen Reifepunkt als auslösendes Moment erkennen. Dieser auslösende Umstand in der Schrift war, daß man Gott so lange „reizte“, bis göttliche gerechte Eifersucht hervortrat. Meist hatte Gottes Eifersucht Gericht zur Folge. Wir lesen in 5.Mo.32,16: „Sie reizten ihn zur Eifersucht durch fremde Götter.“

Es ist wohl notwendig, daß wir an dieser Stelle kurz den Fremdgötterdienst besehen, damit sich jeder ein rechtes Urteil bilden kann. Der Herr hat bei der Schöpfung des Menschen auch den Verstand für die Fünfsinnenwelt gegeben. Was mag

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im Herzen Gottes vorgehen, wenn der Mensch sich aus einem Stück Baumstamm eine Figur zurechtschnitzt und behauptet: Das ist mein Gott! Wenn er sich dann vor dem Holz niederwirft und es in Gottesverehrung anbetet? Hier muß deutlich gesagt werden, daß jeder Fremdgötterdienst ein flagranter Abfall vom lebendigen Gott ist. Nachdem der Herr das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt hatte, formten sie sich nach 2.Mo.32,4 ein goldenes Kalb. Da heißt es: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat.“ Jeder Israelit wußte, daß dies Lüge war, denn Ägypten hatten sie schon lange verlassen, das Kalb aber war erst wenige Stunden existent. Der Fremdgötterdienst brachte Israel über viele Jahrhunderte unter Gericht. Mir persönlich ist es unerklärlich, wie man sich als Mensch vor eigener Hände Werk niederbeugen und einem Stück Metall oder Holz Gottesverehrung darbringen kann. An diesem Beispiel wird uns aber auch deutlich, wie tief die Nationen der Abgötterei verfallen waren.

In 5.Mo.32,21 lesen wir: „Sie haben mich zur Eifersucht gereizt durch Nicht-Götter.“ Der Mensch, aus der Schöpferhand Gottes hervorgegangen, reizt den Herrn so lange mit Nicht-Göttern, bis Gott eifersüchtig wird. Weiter heißt es im Text: „haben mich erbittert durch ihre Nichtigkeiten (Götzen); so will auch ich sie zur Eifersucht reizen durch ein Nicht-Volk, durch eine törichte Nation will ich sie erbittern.“ Es ist erstaunlich, wieviel Zeit Gott sich oft nimmt, bis Er Gerichtsankündigungen auch ausführt. Beachtlich ist, wie der Apostel Paulus Israel in dieser Sache sieht. Wir wollen dazu Rom.10,19-21 betrachten. In Vers 19 wirft der Apostel die Frage auf: „Hat Israel es etwa nicht erkannt?“ Die Bibel stellt klar, wieviel Gott, Mose, Josua und die Propheten zu Israel geredet haben. Das irdische Volk Gottes hatte seinen Gott erkannt. Es geht letztlich darum, ob Israel erkennen wollte.

War es vor 2000 Jahren, als der Herr Jesus auf Erden war, nicht ebenso? Stellen wir auch hier die Frage: Hat Israel den Christus nicht erkannt? so müssen wir antworten: Das Volk

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hat IHN erkannt, nicht aber die Schriftgelehrten. Warum Letztere nicht? Weil die oberste religiöse Schicht nicht wollte, daß der Christus-Messias erkannt werde.

Zuerst sprach Gott zu Mose: „Ich will euch zur Eifersucht reizen über ein Nicht-Volk.“ Dieses Nicht-Volk ist die Gemeinde Seines Leibes. Denn die Kinder Gottes sind nicht wie Israel ein Volk. Vielmehr stellen sie ein Sammelsurium aus allen Völkern der Erde dar. Die Gemeinde des Herrn soll Israel reizen. Womit sollen wir Israel reizen? Durch eine nie dagewesene Gemeinschaft des Geistes zwischen Gott und den Erretteten. Hat Israel sich zur Eifersucht reizen lassen? Kaum! Der Beweis dafür ist die Orthodoxie in den vergangenen 2000 Jahren. Warum hat Israel sich nicht oder kaum reizen lassen? Weil der Wandel der Kinder Gottes so schwach, ja fast schlecht war. Das ist kein Zeugnis für Israel. Das allein ist schon ein Grund, sich vor Gott zu beugen. Israel sollte eifersüchtig werden und sich nach dieser Gottesgemeinschaft sehnen, die sie ja nicht kannten. Dann hätte der Herr wieder zu ihnen reden können, um noch viele zur Gemeinde des Leibes Christi zu bringen.

Weiter heißt es im Text: „über eine unverständige Nation will ich euch erbittern.“ Wenn wir unsere Herkunft besehen, die da lautet: „ohne Gott in der Welt“ (Eph.2,12), dann sind wir eine unverständige Nation. Es sollte Israel erbittern, daß der „eine Gott“ sich mit solchen Menschen abgibt, die weder ein vom Herrn belehrtes Volk noch eine Nation sind. Weil Israel aber nicht wollte, so liegt die Decke heute noch auf ihrem Angesicht (2.Kor.3,16): „und ihr habt nicht gewollt!“ (Matth.23,27b).

In Vers 20 zitiert der Apostel den Propheten Jesaja in Kapitel 65 Vers 1, um die Situation der Leibesgemeinde noch genauer darzulegen. Dort heißt es: „Ich bin gesucht worden von denen, die nicht nach mir fragten; ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten. Ich sprach: Hier bin ich, hier bin ich! zu

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einer Nation, die nicht mit meinem Namen genannt war.“ Etwa 700 Jahre vor Golgatha gab Gott die Weissagung durch den Propheten Jesaja. Diejenigen, welche nicht nach dem Christus gefragt hatten, sind die Erretteten aus der Gnadenzeit, denn wir kamen aus der 4000 Jahre alten heidnischen Gottesferne. Und doch sagt der Herr: „Ich bin gesucht worden von denen“. Die Erretteten aus den Nationen müssen IHN gesucht haben, sonst hätten sie IHN nicht gefunden. Lukas sagt in Kap. 11,10: „der Suchende findet.“ Darum: „Ich bin gesucht worden von denen, die nicht (vor Golgatha) nach mir fragten. Ich sprach (das ist der Christus, als sie IHN suchten Joh.12,21): Hier bin ich, hier bin ich!“ Diese Antwort gibt Gott einer unverständigen Nation, welche nicht mit dem Namen des lebendigen Gottes verbunden war. Das ist. die Leibesgemeinde. Dieses Suchen und Finden Gottes ließ der Herr zu, damit Israel zur Eifersucht gereizt würde.

Paulus zitiert zuerst Mose, kommt dann aber auf Jesaja zu sprechen, über dessen Weissagungen er urteilt: „Jesaias aber erkühnt sich und spricht: Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten, ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach mir fragten.“ Die Weissagung des Jesaja bezeichnet Paulus als kühn. Weil die Propheten des AT nicht gewürdigt waren, über den Leib des Christus zu reden und Prophezeiungen abzugeben, blieb den Alttestamentlern das Wort verborgen. Erst der Apostel Paulus legt uns in der Zeit des NT die Stelle mit Hilfe des Heiligen Geistes aus. Der Zeitpunkt, Israel zur Eifersucht zu reizen, war gekommen, weil der Herr die Leibesgemeinde bildete.

Vers 21: „Von Israel aber sagt er: Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volke.“ Dieses furchtbare Urteil ist der Grund, weshalb Israel sich nicht zur Eifersucht reizen ließ, aber auch die Zeugnisarmut der Gemeinde spricht Israel nicht von der Verantwortung frei.

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Wir haben nun gesehen, daß hinter der Eifersucht ein Geist steht. Weil nun auch Kinder Gottes eifersüchtig sein können, ist der Beweis erbracht, daß die Erretteten heute solche Geister haben können. Ein solcher Geist wird eifersüchtig, wenn dem Herrn und nicht dem unsauberen Geist die Ehre gegeben wird. Leider leben die allermeisten Gläubigen in großer Unwissenheit über die absolute Reinigung von der Eifersucht nur so dahin. Wie aber wird ihr Verhalten vor dem Richterstuhl des Christus sein, wenn wir alle offenbar werden? Es gibt sogar etliche, die noch stolz zu sein scheinen, solche Geister zu beherbergen. Mehr soll darüber nicht gesagt werden. Die Eifersucht ist und bleibt reine Dämonie, auch in Kindern Gottes, und entehrt unseren geliebten Herrn rund um die Uhr. Prüfe dich im Lichte der Bibel, ob ein Eifersuchtsgeist in dir ist. Die ersten Symptome sind zum Beispiel, wenn Gott nur als strafender und gerichtsübender Herrscher gesehen wird, von dem nur alles Negative zu erwarten ist. An diesem Punkt sollten die ersten roten Lampen aufleuchten. Wir wollen aber unserem Herrn danken, daß wir durch Seine Liebe um die Vergebung, Reinigung und Befreiung auch von der Eifersucht wissen dürfen. Wie groß ist doch Seine Zuneigung und Gnade zu uns, die wir einst Seine Feinde waren!

Der Neid

Unter gar keinen Umständen ist der Neid als ein geistlicher Kavaliersdelikt einzuordnen. Vom Grundsatz her richtet er sich hart gegen das Wesen unseres Herrn. Die neutestamentlichen Bibelstellen zeigen den Neid sowohl bei Gottlosen als auch bei Kindern Gottes an. Die Basis des Neides ist, dem anderen bestimmte Dinge nicht zu gönnen. Das bedeutet doch, mit der Zuwendung Gottes an den Nächsten nicht einverstanden zu sein. Das heißt, Gläubige im Neid sind exzentrische Egoisten. Immer wieder wird man feststellen, daß jene Kinder Gottes sich nicht durchgereinigt und durchgeheiligt haben. Gewiß haben sie Sehnsucht, geheiligt zu werden, aber der eingefressene Ego-

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ismus tief im Herzen hindert sie daran. Sie sind nicht bereit, den Neid loszulassen. Auf die Frage: Bist du neidisch? würde ein mit Neid behafteter Christ immer mit „nein“ antworten, obgleich er es doch ist. Nicht selten überwinden neidische Gläubige sich zu einer gewissen Freigebigkeit, um dem Neid im Herzen entgegenzuwirken und Sieg zu haben. Dieses Verhalten ist zwar richtig, reicht aber nicht aus, den Neid im Herzen zu überwinden. Wir sehen, wie tief der Schaden sitzt und daß andere Mittel nötig sind, um den Neid gänzlich auszuschalten.

Bereits an dieser Stelle sei erwähnt, daß tiefe Demütigungen vor Gott und Menschen nötig sind um „stolze Herzen“ zu brechen. Ohne tiefe Buße und Herzenszerbruch wird es keine Freiheit geben. Weil der Herr die Dinge nun einmal so sieht, werden wir auf keinem anderen Weg von dieser Pest befreit. Uns Erretteten erscheint der Neid weit harmloser als Gott. Viele Gläubige sitzen darum in ihren Heiligungsbemühungen fest. Durchweg bleibt ihnen eine tiefe innige Gemeinschaft mit dem Herrn verschlossen.

Beachten wir ganz nüchtern, wie der Engelfürst und gewordene Satan Gott um Seine Machtstellung „beneidete“ und sich aus diesem Grund über Gott erhob (Jes.14,13). Er wollte sein wie Gott. Ohne Neid hätte er dieses „Wollen“ nicht haben können. Das besitzen zu wollen, was einem nicht gehört, ist das nicht, dem anderem nichts gönnen? Ja, solches ist Neid, gehört zu Satan und ist damit eine der ältesten Sünden überhaupt. Nach dem Herkunftswörterbuch steht Neid mit Haß, Groll und feindseliger Gesinnung in Verbindung. – Ist es da verwunderlich, daß ein Mann wie Pilatus sehr wohl wußte, warum man den Christus überliefert hatte (Matth.27,18)? Hier erkennen wir, daß die Quelle des Neides von Satan stammt. In der Anwendung kommt sie „aus dem Herzen“ der Pharisäer und Schriftgelehrten. Interessant ist, daß der Satan den Neid benutzte, um den Herrn Jesus ans Kreuz zu nageln. Aber auch später, als Paulus in Thessalonich sprach, kam es zu einem Aufruhr der Juden (Apg.17,5).

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Wörtlich heißt es dort: „Die Juden aber wurden voll Neides.“ In der Fußnote heißt es: „eifersüchtig“. Hier sehen wir, wie nah Neid und Eifersucht beieinander liegen. Lesen wir dazu noch Rom. 1,29 dann finden wir „Neid“ in der gleichen Aufzählung mit „Mord“, „Streit“, „List“ und „Tücke“. Das sind die Wesenszüge Satans, zu denen auch der Neid gehört.

Gehen wir noch einmal zurück zu der Textstelle in Apg.17,5 und sehen, wie hier Israel tatsächlich vom Herrn zur Eifersucht gereizt wurde. Auch hier wieder die auffällige Kombination von Neid und Streit. Weitere Schriftstellen in der Verbindung Streit -Neid sind: 1.) Rom.13,13; 1Kor.3.3; und Jak.3,16. Wir erkennen, daß da wo gestritten wird, auch der Neid regiert. Im Römerbrief ermahnt Paulus: „Laßt uns anständig wandeln … nicht in Streit und Neid“ und im Korintherbrief zeigt er dann die Praxis: „denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“ Was mochte der Apostel Paulus in seinem Herzen alles zu verarbeiten und zu überwinden gehabt haben, wenn er solche Ermahnungen schreiben mußte?

Eine hoch interessante Schriftstelle finden wir in Jak.4,5 die wir noch speziell behandeln wollen. Dort steht: „Oder meinet ihr, daß die Schrift vergeblich rede? Begehrt der Geist, der in uns wohnt, mit Neid?“ Je tiefer wir in dieses Wort hineinblicken, um so größer erscheint die Problematik. Beim Vergleichen mit anderen deutschsprachigen Übersetzungen erhalten wir keine Klarheit. In der griechisch – deutschen Ausgabe von Nestle / Aland heißt es wörtlich: „oder glaubt ihr, daß umsonst die Schrift sagt: Gemäß dem Neid (Eifersucht) sehnt er sich nach dem Geist, den er hat Wohnung nehmen lassen in uns?“ Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß es sowohl „Eifersucht“ als auch „Neid“ heißen kann. Wir wollen der Reihe nach vorgehen, um die Zusammenhänge zu erkennen. Der Geist, den Er hat Wohnung in uns nehmen lassen, ist der Heilige Geist; „denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß.“ Das dürfte so weit klar sein. Des Verständnisses wegen müssen wir noch den letzten Satz von

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Jak.4,4 hinzuziehen, wo es heißt: „Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, stellt sich als Feind Gottes dar.“ Allein der Anfang von Vers 5 mit dem Wort „oder“ zeigt uns die Verbundenheit beider Sätze. Das heißt: Weil wir nicht Freund der Welt sein dürfen, kann die Schrft nicht vergeblich reden, denn sie warnt uns.

Da wir nun wissen, daß Eifersucht und Neid miteinander verbunden sind, erinnern wir uns noch einmal an unser vorheriges Thema „Die Eifersucht“, wo wir lasen, daß Eifersucht ein Geist ist (4.Mo.5,14). Unter Zugrundelegung des griechischen Textes interpretieren wir: Gemäß dem Geist der Eifersucht sehnt Er (Gott) sich nach dem Geist (Heiliger Geist), der in uns ist. Das bedeutet, daß sowohl der Heilige Geist, als auch der Geist der Eifersucht im Gläubigen sein kann. Es ist aber das Sehnen Gottes, nur den Geist in uns zu sehen, den Er zuvor in uns hat Wohnung nehmen lassen. Hier wird auch gottgemäß die Frage der Belastung von Kindern Gottes geklärt. Es ist ein persönlicher Ausdruck unserer Liebe zum Herrn, ob wir uns gottgewollt reinigen oder nicht. Niemals kann der Heilige Geist, der in uns wohnt mit „Neid“ begehren. Auch dann nicht, wenn Zorn, Rache und Eifersucht göttliche Eigenschaften sind. Der Geist Gottes kennt keinen Neid, auch nicht in irgend einer Sache. In Gottes Augen ist Neid soviel wie Mißgunst und das ist Sünde. Wenn also ein Geist mit Neid begehrt, kann dies nie der Heilige Geist sein, wohl aber der „andere“. Unter allen Umständen haben Kinder Gottes sich vom Neid zu reinigen. Wenn sie sich nicht reinigen, stehen sie in einem ständigen Widerstreit gegen Gott, auch wenn sie es im Grunde gar nicht wollen. Wieviel Mühe wird unserem Gott auch unbewußt von den Seinen gemacht. Er aber trägt alle in Liebe und mit großer Geduld. Wie gut ist es da, wenn wir dem Herrn immer dankbar sind. Das schreibt auch der Apostel Paulus in Kol.3,15b: „und seid dankbar.“

Wozu der Neid fähig ist, lesen wir in Apg.7,9: „Und die Patriarchen, neidisch auf Joseph, verkauften ihn nach Ägypten.“ Die

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Schriftgelehrten, neidisch auf Christus, brachten Ihn an das Kreuz. Unterschätzen wir den Neid bitte nicht, auch dann nicht, wenn er sich noch im Anfangsstadium befindet. Von allein oder durch ein allgemeines Gebet weicht der Neid nicht. Das NT warnt uns in Jak.3,16: „Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat.“ Neid, über Jahrzehnte geduldet, führt zu zerrütteten Sinnen. Wo im Textwort Neid steht, heißt es in der Fußnote: „bittere Eifersucht.“ Also verstecken sich finstere Mächte hinter dem Neid. Und der Herr will, daß sich die Kinder Gottes davon reinigen.

Der Geiz

Vorweg soll darauf aufmerksam gemacht werden, daß es das Wort „Geiz“ weder im Hebräischen noch im Griechischen oder sonst in der Bibel gibt. Das was aber dem griechischen Text verbunden ist, ist das Wort „geizig“. Ansonsten finden wir anstelle des Wortes „Geiz“ den Ausdruck „Geldliebe“ bzw. „geldliebend“, der auch in der Elberfelder Übersetzung wiederholt vorkommt. Der Geiz hat seine Wurzel im Egoismus des Menschen. Bei den Erretteten handelt es sich um ein ungeheiligtes Gebiet ihres Wandels mit Christus. Wie in den vorherigen Themen behandelt, liegt auch beim Geiz zumeist eine tiefe Bindung vor. Dies ist wiederum davon abhängig, wie ausgeprägt sich der Geiz zeigt. Der Geiz bewegt sich in zwei unheiligen Hauptlinien.

1.) Die erste Linie zeigt sich darin, Geld nicht zu veräußern. Die Liebe zum Mammon ist so stark, daß die Gedanken aus dem Unterbewußtsein gesteuert werden. Ein „Geizhals“ muß sich nicht bemühen, geizig zu sein. Der Geiz bestimmt seine Verhaltensweise in allen seinen Entscheidungen und Äußerungen. Das Wesen des Geizes verläuft völlig konträr zum Wesen Jesu. Wäre der Herr Jesus geizig gewesen, hätte Er sich nie entäußern können und wir wären nie Miterben Christi gewor-

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den (Rom.8,17). Dann könnte auch der Vater im Himmel uns mit IHM (Christus) nicht alles schenken (Rom.8,32). Denn Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, gehört letztlich alles. Ihm zu eigen sind auch wir Menschen. Demzufolge kann Gott nicht geizig sein. Geiz ist widergöttlich und folglich Sünde. Wie hoch ist die Verschuldung, wenn die Opfergabe, die dem Herrn gehört, der Beurteilung der Geldliebe unterworfen wird. Sagt doch die Schrift, wer segensreich sät, wird segensreich ernten. Der Geizige blickt nicht auf die Ewigkeit, sondern auf das, was vor Augen ist. Wir wollen uns vor dem Herrn prüfen.

2.) Die zweite Linie des Geizes verläuft dahin, daß alles Geld nur für sich selbst vereinnahmt wird. Dabei entsteht sehr häufig der Eindruck des „Raffens“. Oftmals bleiben diese Wesenszüge den Mitmenschen nicht verborgen, was sehr abstoßend wirkt. In diesem Fall rechnet der Geizige nicht im Glauben mit der Hilfe des Herrn. Er läßt die Ermahnung des Apostels Paulus unbeachtet, der in 1.Tim.6,17b sagt, daß auf die Ungewißheit des Reichtums nicht die Hoffnung zu setzen sei, sondern auf Gott. In jedem Fall sind solche mit den Lebenssorgen eng verbunden. Vom Grundsatz her steht die „Selbsthilfe“ im „Selbstvertrauen“ vor dem Vertrauen zum Herrn. Die Ursache des Geizes im Erretteten kann verschiedene Gründe haben. Es können Erziehungsfehler in der Kindheit vorliegen, aber auch egoistisches Denken vermag die Gläubigen in solche Ausmittigkeiten zu bringen. Bei einer Steigerung des geizigen Verhaltens mischen sich dann auch unreine Geister in den Unglauben ein. Das zeigt sich dann darin, daß ein solcher, von Angst getrieben, befürchtet, seine Ersparnisse oder Wertsachen zu verlieren, oder andere könnten sie ihm auf raffinierte Weise entwenden.

Wie wir eingangs lasen, steht für das Wort Geiz die „Geldliebe“. Darum lautet der Vers in 1.Tim.6,10. „Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, welcher nachtrachtend etliche von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmer-

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zen durchbohrt haben.“ Also ist der Geiz/die Geldliebe der Ausgangspunkt „alles Bösen“. Wenn wir bedenken, daß etliche sogar vom Glauben abgefallen sind, so wird dies auch heute noch möglich sein. Damit trägt der Geiz zu Recht das Urteil, eine Wurzel alles Bösen zu sein. Gewiß gibt es auch noch andere furchtbare Sünden, die dem Geiz gleichwertig sind, darum heißt es nicht „die“, sondern „eine“ Wurzel alles Bösen. Diese Formulierung beweist, daß es noch mehr solcher gefährlichen Wurzeln im Sündenbereich gibt. Geld brauchen wir zur Lebenserhaltung. Wenn aber das Geld unsere Herzen so betört, daß wir die Liebe, die allein dem Herrn gehört, auf das Geld übertragen, liegt Götzendienst vor. Deshalb spricht der Herr in Matth. 6,24: „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten.“ Es ist zu beachten, wie sich das Wort „zwei Herren dienen“, im letzten Satz gerade auf das Geld bezieht. Es heißt: „Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Das bedeutet doch, daß geizige Gläubige Gott verachten!

Was aber die Stelle von Gal.5,26 betrifft, wo es heißt: „Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein“, so muß gesagt werden, daß ich diesen Wortlaut lange Jahre nicht verstanden hatte. Deshalb wollen wir uns hier mit dieser Aussage befassen. Nach dem Codex Sinaiticus heißt es: „Nicht sollten wir Anmaßende werden, einander Herausfordernde, einander Beneidende.“ Hermann Menge formuliert: „Laßt uns nicht nach eitler Ehre begierig sein, einander nicht zum Streit herausfordern, einander nicht beneiden.“ Van Eß schreibt: „Lasset uns nicht nach eitler Ehre jagen, nicht einander aufhetzen und beneiden.“ Martin Luther übersetzt: „Lasset uns nicht eitler Ehre geizig sein, einander zu entrüsten und zu hassen.“ Die griechisch -deutsche Ausgabe von Nestle / Aland sagt: „Nicht laßt uns sein voll eitler Ruhmsucht, einander Herausfordernde, einander Beneidende!“ Diese sechs Übersetzungen sollten genügen, uns ein klares Bild über die Ausdrucksweise zu geben. Demzufolge

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soll die Elberfelder Ubersetzung: „Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein“ dahin erklärt werden, daß wir nicht nach eitler Ehre begierig sein oder ihr nachjagen sollen. Eitle Ehre ist Menschenehre. Die Schwierigkeit bei der ElberfeJder Ubersetzung liegt dort, wo verstanden wird, nicht mit eitler Ehre zu geizen, sondern im Gegenteil, die eitle Ehre voll aufzunehmen. Bei unseren biblischen Fragestunden war dieses Wort oft ein Problem der Gläubigen. Die Geschwister hatten verstanden, daß sie eitler Ehre geizig sein sollten, um nicht viel von dieser falschen Ehre zu erlangen. Aber nicht geizig zu sein, verstanden jene als großzügige Aufnahme derselben. Ich persönlich halte diese Übersetzung für eine unglückliche Formulierung, denn viele kommen nicht klar.

Sehr warnend ist die Stelle in 2.Tim.3,2 wo die Sünde des Geizes als ein Symptom der „letzten Tage“ angesprochen wird. In unseren Tagen erfüllt sich die Aussage „geldliebend“ mit der Zunahme des Geistes des Antichristus. Die Aufzählungen in 2.Tim.3,2 bringen drei Gruppen zu je sechs Sünden, welches 666 ergibt. Hier werden achtzehn Sünden aufgezählt. Nach der Zahlensymbolik bedeutet 18 = Sünde. In Luk.16,14 bezeugt die Schrift den Glaubensstand der Pharisäer. Sie sagt: „die Pharisäer, welche geldliebend waren.“ Und in Luk.20,47 wird von den Schriftgelehrten (welche ja auch Pharisäer waren) gesprochen, daß sie die Häuser der Witwen verschlangen. Die Geldliebe hing ihnen bis zur betrügerischen Sünde an.

Soweit wie wir den Artikel über den Geiz gelesen haben, müssen wir doch zugeben, daß der Geiz viel heimtückischer ist, als wir allgemein annahmen. Es ist bedauerlich, wie es Satan gelungen ist, sogar Kinder Gottes in den gefährlichen Sog dieser Sünde hineinzuziehen und auch noch darin zu halten. Wieviel Entehrung muß unser großer Gott ertragen, wenn Kinder Gottes sich nicht vom Geiz reinigen. Es sollte unser aller Bestreben sein, den eigenen Herzenszustand vor dem Herrn auszubreiten und Licht über unseren Wandel zu erbitten.

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Die Eitelkeit

Um die Eitelkeit recht beurteilen zu können, finden wir in der Schrift reichlich Mitteilung. Eitelkeit ist die Folge des Sündenfalls Seiner Geschöpfe im Garten Eden. Am besten stellen wir das Thema unter ein Wort Gottes aus Pred.1,2

„Eitelkeit der Eitelkeiten! spricht der Prediger; Eitelkeit der Eitelkeiten! alles ist Eitelkeit.“

So beurteilt die Schrift den Menschen allgemein. Der Duden erklärt das Wort „Eitelkeit“ mit vielfältigen Begriffen: leer, ledig, gehaltlos, nichtig, eingebildet, selbstgefällig, Nichtigkeit, Hochmut, wirkungslos, zunichte machen, schwinden und kraftlos werden. Wir alle wissen, was hier gemeint ist. Es sind sämtlich negative Ausdrücke, welche die Eitelkeit umschreiben. Sobald wir die Worte in Rom.8,20 lesen, wird uns einiges klar. Es heißt: „Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden, (nicht mit Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat).“ (In den verschiedenen Bibelausgaben wird für Eitelkeit auch Nichtigkeit oder Hinfälligkeit eingesetzt). Die Schöpfung von I.Mose 1 ist der Eitelkeit unterworfen worden, als in sie die Sünde einbrach. „Nicht mit Willen“ heißt, daß es nicht nach Gottes Willen war, daß Sünde die Schöpfung zerstören sollte. Dann steht geschrieben: „sondern um deswillen, der sie unterworfen hat.“ Hier ist der Wille Satans angesprochen, der sie (die Schöpfung) unterworfen hat – durch seine verderbliche Sünde. Seine Sünde führte also im Garten Eden zur Eitelkeit, die aus dem gefallenen Geschöpf nicht mehr zu beseitigen ist. Hier ist der Sinn (die Gesinnung) der Nationen angesprochen (Eph.4,17). Gott jedoch erlaubt den Erlösten nicht, in Eitelkeit zu wandeln. Das heißt, daß jeder diese Sünde abzulegen hat.

Was aber Israel betrifft, so wird in 1 .Petr.1,18 von ihrem „eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel“ gesprochen. Ob Juden oder Nationen, ob errettet oder unerrettet, Gott kennt die

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Gedanken der Menschen, daß sie Eitelkeit sind. Wir lesen in Ps.144,11: „Reiße mich und errette mich aus der Hand der Söhne der Fremde, deren Mund Eitelkeit redet, und deren Rechte eine Rechte der Lüge ist.“ Für die Erlösten sind die „Söhne der Fremde“ die Verlorenen. Selbst aus ihrer Gemeinschaft bedürfen wir der Errettung durch den Herrn. Der Mund der Verlorenen redet Eitelkeit, und die Basis ihrer Rede ist die Lüge. Sehen wir, was der Eitelkeit zugrunde liegt? Es ist eine sündige Aufgeblasenheit in verwerflichem Egoismus und eine Selbsterhöhung in der selbstherrlichen Einbildung und Selbstgefälligkeit. Man erkennt sofort einen ungeheuren Hochmut, der darauf abzielt den Menschen, nicht aber Gott zu gefallen.

Häufig verläuft die Eitelkeit dahin, sich für andere „schön“ zu machen. Für diese Schönheitspflege werden dann hohe Summen Geldes benötigt, die auch von Erretteten in Kauf genommen werden. Da sei insbesondere an das Wort in 1.Petr.3.3 erinnert, wo es heißt: „deren Schmuck nicht der auswendige sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Gold oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, welcher vor Gott sehr köstlich ist.“ Hier wird doch deutlich, was dem Menschen gefallen möchte und was Gott gefällt. Gläubige, die in der Eitelkeit der äußeren Form nach leben, sind ungeheiligte und ungereinigte Kinder Gottes, die sich im Selbstbetrug bewegen. Ihnen sind die „äußeren Dinge“ mehr wert als das, was Gott köstlich ist. Das was hier angesprochen ist, hat nichts mit hübscher, sauberer Kleidung zu tun.

Damit kommen wir von der äußeren zur inneren Eitelkeit, die noch ärger sein kann. Diese Seite sei unter das Wort von 2.Tim.2,16 gestellt, wo geschrieben steht: „Die ungöttlichen eitlen Geschwätze aber vermeide; denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten.“ Zuerst wird hier wichtig, daß eitle Geschwätze der Gottlosigkeit zugeordnet werden. Darum: „die ungöttlichen eitlen Geschwätze“. Es gibt wohl eine ganze Reihe

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solcher eitlen Geschwätze. Einige wollen wir hier aufführen, denn viele Gläubige betätigen sich in diesem Sündenbereich, ohne sich dessen voll bewußt zu sein. Verharren sie darin, folgt weitere Gottlosigkeit. Eine Linie gottlosen eitlen Geschwätzes ist das negative Reden über andere. Mit Sicherheit gibt es zwingende Gründe, über Gläubige reden zu müssen, das aber ist hier nicht gemeint. Die Schrift wendet sich gegen jene, die über den Bruder und die Schwester reden, um sie in Abträglichkeit zu bringen. Diese Sünde hängt vielen Gläubigen an, ohne daß sie sich darüber im klaren sind, welchen Schaden sie damit vor Gott und Menschen anrichten. Nicht nur die Absicht, jemand in Abträglichkeit zu bringen, sondern auch das unüberlegte Reden, wodurch dem Nächsten-ungewollt Schaden im Ansehen entsteht, ist hier gemeint. Nicht umsonst schreibt der Apostel in 1 .Petr.2,1: „Leget nun ab … alles üble Nachreden.“ Viele Errettete richten sich einfach nicht nach den Weisungen im NT und leben demzufolge in unvergebener Sünde. Wird sich von diesen Sünden nicht gereinigt und werden sie nicht in die Vergebung gebracht, entsteht bei jenen Gläubigen „Hybris“ im gesamten Lebenswandel. (Siehe hierzu auch 2.Kor.8,20.)

Am schlimmsten ist es, wenn Afterrede sich gegen Älteste richtet. Älteste sind Vorsteher der Gemeinde und genießen einen besonderen Schutz des Herrn. Gott warnt deshalb in 1.Tim.5,19: „Wider einen Ältesten nimm keine Klage an.“ Gott sieht darin eine sehr große Sünde. Er will nicht einmal, daß gegen einen Ältesten gerichtete Worte angehört werden. Wer sie anhört, gerät in Schuld vor Gott, welcher der Richter aller ist.

Eine warnende Mitteilung finden wir im AT, in 4.Mo.12,10. Mirjam wurde aussätzig, weil sie und Aaron wider Mose geredet hatten. Was war vorgefallen? Mose hatte wohl nach dem Tod seiner Frau ein kuschitisches Weib genommen. Wir dürfen davon ausgehen, daß Mose mit Sicherheit zuvor bei Gott vorstellig geworden war, um sich in dieser Angelegenheit mit Ihm zu bereden. Auf die Bitten Moses begrenzt Gott den Aussatz bei

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Mirjam auf sieben Tage. Aaron, der vom Wort her in weit größerer Verantwortung in dieser Sache stand, war nicht aussätzig geworden, da er Hoherpriester war. Als Hoherpriester ist Aaron ein Schattenbild auf den Herrn Jesus. Wäre Aaron aussätzig geworden, hätte er das Bild eines sündigen Hohenpriesters abgegeben; denn Aussatz ist ein Bild der Sünde. Dann wäre die bildhafte Reinheit unseres Herrn Jesus angetastet worden. Unser Hoherpriester Jesus aber ist sündlos. Dieses Bild mußte auch in den Schattenbildern rein erhalten bleiben. So ging Aaron in dieser Sache frei aus. Der Aussatz war hier die gerechte Strafe für Mirjam, die hinter dem Rücken Moses negativ geredet hatte. Mit dem Aussatz will der Herr zeigen, daß das negative Reden hinter dem Rücken anderer Sünde ist. Jakobus rügt in Kapitel 1,26: „Wenn jemand sich dünkt, er diene Gott, und zügelt nicht seine (böse) Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen (ganzer) Gottesdienst ist eitel.“ Das sind zwar harte, aber wahre Worte Gottes, die jedes Kind Gottes ansprechen sollten.

„Ich sagte, daß auch das Eitelkeit sei“ (Pred.8,14b). Darin ist Eitelkeit mit Sündenschuld gleichgestellt vor Gott. Jemand, der dem Herrn gefallen will, räume zuerst seine eigenen Sünden aus, dann wird er auch nicht mehr über andere negativ reden. Jeder Leser oder Hörer dieser Auslegung steht nun in besonderer Verantwortung. Wie lange lassen wir unsere Sünden noch schleifen, bis wir uns reinigen wollen? Der Psalmist sagt in Ps.4,2: „Bis wann werdet ihr Eitles lieben, Lüge suchen?“ Eitelkeiten sind Lüge. Salomo sagt in Spr.30,8: „Eitles und Lügenwort entferne von mir.“ Wollen wir anders handeln, als Gottes Wort es uns sagt? Dann wandeln wir nicht in der Wahrheit. Aber wir dürfen ablegen, was dem Herrn entgegensteht und darüber wird der Herr Jesus erfreut. Läßt du aber die Bitternis der Sünde liegen, betrübst du den Herrn sehr. Genau darum war ER bereit, für diese deine und unsere Sünden zu leiden und zu sterben. David sagt in 1 .Chron.22,19: „Richtet nun euer Herz und eure Seele darauf, Jehova, euren Gott, zu suchen.“

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Die Faulheit

Der Faulheit eines Menschen steht der Fleiß entgegen. Beide Begriffe sollen hier behandelt werden, um dem Erretteten zu zeigen, was der Wille des Herrn in dieser Sache sei. In der Heiligen Schrift finden wir eine Menge brauchbarer Hinweise, die unser Leben in der Gemeinschaft mit dem Herrn bestimmen sollen. Hier darf in besonderer Weise auf zwei Bibelstellen hingewiesen werden.

1.) „Bis wann willst du liegen du Fauler? wann willst du von

deinem Schlafe aufstehen?“(Spr.6,9) 2.) „aber kostbares Gut eines Menschen ist es wenn er fleißig

ist.“ (Spr. 12,27b)

Nach dem Herkunftswörterbuch ist Faulheit wortverbunden mit Fäulnis bzw. stinkend modrig. Hiervon wird zum Beispiel abgeleitet: stinkfaul und Faulpelz. Unter Punkt 1 finden wir ein starkes Verbundensein mit dem Schlaf. In Eph.5,14 heißt es: „Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ Das was wir daraus zu lernen haben ist, daß ein Schlafender (Fauler) einem Toten gleichgeachtet ist. Der Ausdruck: „stehe auf“ läßt uns die volle Verantwortung des Schläfers erkennen, nicht faul zu sein, sondern aufzustehen. Es ist nicht so zu verstehen, daß der Herr zuerst das Licht geben muß damit man aufstehen kann; sondern zuerst muß die Faulheit beendet werden, dann kann Christus Sein Licht geben und leuchten. Also ist zuerst der Mensch gefordert, um dann Licht vom Herrn zu empfangen. In dem „bis wann?“ liegt die Entscheidung des Menschen, sich erretten zu lassen oder verlorenzugehen. „Bis wann willst du liegen, du Fauler?“ ist nur an die Schläfer, nicht aber an die Fleißigen gerichtet. So finden wir unter Punkt 2 das kostbare Gut des Fleißes. Damit wird das Leuchten des Lichtes Christi dem Fleißigen zugesprochen. Bereits im Alten Testament galten die Segnungen und Verheißungen Israels dem Fleißigen. Aber auch das

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Neue Testament stellt den Fleißigen zum Vorbild hin. Wir lesen in 2.Petr.1,5: „ebendeshalb reichet aber auch dar, indem ihr allen Fleiß anwendet.“ Oder wie Paulus in 2.Kor.8,7 sagt: „so wie ihr in allem überströmend seid: in Glauben … und allem Fleiß.“ Ebenso steht in Hebr.6,11 geschrieben: „Wir wünschen aber sehr, daß ein jeder von euch denselben Fleiß beweise.“ Wie wir sehen, hat der Faule im Alten Testament und im Neuen Testament keine Verheißung Gottes, wohl aber, wer fleißig ist.

In 2.Mo.15,26 heißt es: „Wenn du fleißig auf die Stimme Jeho-vas, deines Gottes, hören wirst, … so werde ich keine der Krankheiten auf dich legen, die ich auf Ägypten gelegt habe.“ In 2.Mo.19,5-6a heißt es: „Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören … werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; … und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.“

In 2.Mo.23,22 heißt es: „Doch wenn du fleißig auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sagen werde, so werde ich deine Feinde befeinden und deine Dränger bedrängen.“

In 5.Mo.15,5: „Wenn du nur der Stimme Jehovas, deines Gottes, fleißig gehorchst, darauf zu achten, dieses ganze Gebot zu tun, das ich dir heute gebiete“ und zuvor in Vers 4: „Denn Jehova wird dich reichlich segnen in dem Lande, welches Jeho-va, dein Gott, dir als Erbteil gibt.“

In 5.Mo.28,1 heißt es: „Und es wird geschehen, wenn du der Stimme Jehovas, deines Gottes fleißig gehorchst, daß du darauf achtest, zu tun alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird Jehova, dein Gott, dich zur höchsten über alle Nationen der Erde machen.“

Die Wirkungen des Fleißes der fünf genannten Bibelstellen sollen noch einmal in Kurzform aufgezeigt werden. Was wollte Gott dem fleißigen Israeliten geben?

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1.) 2.Mo.15,26 Bewahrung vor den Krankheiten Ägyptens 2.) 2.Mo.19,5-6 Sie sollten ein Königreich von Priestern und

eine heilige Nation sein 3.) 2.Mo.23,22 Gott wollte ihre Feinde bedrängen 4.) 5.Mo.15,4.5 Keinen Armen sollten sie haben, dafür aber

reichen Segen

5.) 5.Mo.28,1 Sie sollten die höchste Nation der Erde werden

Bei der Betrachtung der fünf Schriftstellen wird uns klargemacht, welche Segnungen und Verheißungen im Fleiß liegen. Wie könnte ein Erretteter am Arbeitsplatz oder zu Hause „faul“ sein? Faulheit im Leben eines Gläubigen ist widergöttlich. Deshalb auch das allen bekannte Wort in Spr.6,6: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise.“ Damit ist doch ausgesagt, daß die Faulen „dumm“ sind; denn sie sollen von der Ameise lernen, um weise zu werden. Einen Faulen zum Fleiß zu bewegen oder ihn dazu zu überreden, ist ein sinnloses Unterfangen, weil er nicht will. Die Faulheit ist zu einem Wesenszug seines Lebens geworden, und er denkt auch noch positiv darüber. Deshalb sagt Salomo, der König der Weisheit, in Spr.26,16: „Der Faule ist weiser in seinen Augen als sieben, die verständig antworten.“ Aus diesem Vers ist ersichtlich, daß der Faule im Willen Satans lebt, der ihn belügt, er sei weiser als sieben verständige Menschen. Ohne Wirkung von Finsternis kann dieser Selbstbetrug unmöglich so groß sein, man müßte es doch sonst merken. Des weiteren kann die Faulheit solche Formen annehmen, daß der Faule fest ^lavon überzeugt ist, diese seine Faulheit sei die höchste Wissensstufe und der oberste erreichbare Intelligenzwert der Menschen. Der Betrug führt zu einer abnormen Eigenwilligkeit der Betreffenden. Wohin die Faulheit führen kann oder welche Auß-maße sie annehmen kann, hat der Artikelschreiber vor Jahren nicht gewußt. Auch bei Erretteten kann die Faulheit dazu führen, daß ihre eigene Substanz deformiert wird, über die Frage der Fruchtbarkeit gibt es keinen Zweifel bei einem faulen Gläubigen. Sagt nicht der Herr in Matth.7,17: „aber der faule Baum bringt

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schlechte Früchte.“ Hieraus ersehen wir, wie abartig Faulheit gegenüber dem Willen Gottes ist. Der Faule lebt außerhalb göttlicher Verheißungen, wenn es in Matth.13,48 heißt: „aber die Faulen warfen sie aus.“ Vom Grundsatz her ist der Faule für seine Faulheit vor Gott und Menschen selbst verantwortlich, denn er könnte durch Fleiß und beständige Überwindung des Übels Abhilfe schaffen. Er tut dies aber nicht, weil er es nicht will. Die abnorme Bequemlichkeit ist ihm lieber, als Fleiß anzuwenden. Wir lesen in Spr.26,14:

„Die Tür dreht sich in der Angel; so der Faule auf seinem Bette.“

Was wir daraus ersehen, ist der Wille zur Trägheit. Der notwendige Wille zur Bemühung fehlt. Der Faule hat es in seiner Hand, sich träge von einer Seite auf die andere Seite zu wälzen, und weil er es tut, trägt er die Verantwortung dafür. Dieses Vergleichsbild zeigt, daß es zwischen dem Drehen der Tür in der Angel und dem Wälzen des Faulen im Bett keinen Unterschied gibt.

Eine weitere Ermahnung spricht der Apostel Paulus in Eph. 4,29 aus, wo es heißt: „Kein faules Wort gehe aus eurem Munde.“ Es geht hier um Worte, die passiv machen oder Faulheit zum Inhalt haben. Dann heißt es in Vers 29 weiter: „sondern das irgend gut ist zur notwendigen Erbauung.“ Wissen wir doch, daß der Fleiß ein biblisches Mittel zur Auferbauung ist. Die Arbeit ist keine Folge der Sünde vom Garten Eden. Denn bereits vor dem Sündenfall (1.Mo.2,15) gab Gott dem Adam die Weisung, den Garten zu bebauen. Aber auch im Himmel wird es Arbeit geben und nicht Faulenzerei. Denken wir an unseren Gott, der in sechs Tagen die in 1.Mo.1,3ff beschriebene Welt erschuf beziehungsweise wiederherstellte. Lediglich am siebten Tag ruhte Er von all Seinen Werken, die Er gemacht hatte. Wir würden erstaunt sein, wenn wir wüßten, wieviel unser geliebter Herr täglich rund um die Uhr zu tun hat. Wieviele Überlegungen hat Gott allein vollzogen,

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bevor Er die Welten schuf (Engelwelten und materielle Welten). Deswegen will der Herr uns auch im Fleiß das Vorbild sein. Laßt uns darum in denselben Fußstapfen wandeln.

Welch ein Gegensatz liegt in den Aussagen von Matth.24,46: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, also tuend finden wird!“ und der Mitteilung von Matth.25,2: „Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Böser und fauler Knecht!“ Möchte es doch in unserem Leben sein, wie wir in 2.Thess.1,12 lesen: „damit der Name unseres Herrn Jesus (Christus) verherrlicht werde in euch, und ihr in ihm, nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.“

Das Nachtragend-sein

Unter den Erretteten gibt es viele, die da nachtragend sind. Kaum ein Gläubiger vermochte sich seit seiner Errettung von dieser üblen Sünde zu trennen. Obgleich man die Sünde haßt, übt man sie doch aus, als wäre sie vor Gott keine Sünde. Zuweilen wird diese Sünde auch noch geliebt, weil man nicht erkennt, wie gefährlich sie ist. Manches Kind Gottes betrügt sich so um den himmlischen Lohn in der Ewigkeit. Wie so notwendig ist doch ein treuer Wandel vor dem Herrn in Heiligkeit, damit wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben (2.Joh.8).

Wir lesen zuerst Mark. 11,25-26, wo es heißt: „Und wenn ihr im Gebet-dastehet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretungen vergebe. Wenn ihr aber nicht vergebet, so wird euer Vater, der in den Himmeln ist, auch eure Übertretungen nicht vergeben.“ Welch ein Ernst und welch eine Konsequenz liegt doch in diesen Worten! Danach lebt jeder nachtragende Mensch in unvergebener Schuld vor Gott. Das heißt doch, daß Christi Opfer an ihnen nicht wirksam wird. Danach dürften diese Gläubigen gar nicht am Brechen des Brotes teil-

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nehmen, denn sie wandeln nicht in der Vergebung. Die Schrift sagt in 1.Kor. 11,27 daß die, welche das Brot essen und den Kelch trinken und solches unwürdiglich tun, am Leib und Blut des Herrn schuldig sind. Wenn Kinder des Lichtes in nachtragender Art wandeln, sieht Gott dies als einen sehr ernsten Zustand an. Nur zu leicht gewöhnen sich Gläubige an die Mahlfeier und ihre persönlichen Sünden.

Wir kommen nun zu der Frage: Warum tragen Errettete anderen Erlösten die Sünden nach? In erster Linie sind es jene Leute, die zwar von Gott die Schuld vergeben haben wollen, doch billigen sie dem Nächsten diese Gnadenerweisung nicht zu. Im Grunde ist das maßloser Egoismus, Schriftunwissenheit und Mißbrauch der eigenen Vergebung, die einem bei der Bekehrung zuteil wurde. Solche sind Gläubige, die sich über andere Errettete ärgern, weil diese in ihren Augen ganz falsch handeln. Oft fühlen sich jene von anderen „gedemütigt“, oder es wurde ihnen wirklich Böses erwiesen. Nicht selten ist dabei Antipathie, Einbildung und Beleidigtsein der Grund, dem anderen nicht zu vergeben. Oft setzt sich eine Erinnerung in ihrem Gedankengut fest, was dann bei jeder Gelegenheit wieder vor der Seele steht. Dem anderen nicht vergeben wollen heißt „Rache nehmen“. Wir können aber sowohl uns selbst als auch dem Nächsten nichts Besseres tun, als ihm sofort zu vergeben, egal welche Dinge vorliegen mögen. Denn wenn wir nicht vergeben, wird auch der Vater im Himmel uns nicht vergeben. Wieviel ist mir meine Vergebung vor Gott wert im Vergleich mit meiner Unheiligkeit? Lieben wir etwa unsere Sünden mehr als den vergebenden Gott? Jetzt wollen wir das Wesen Gottes besehen, ob Gott nachtragend ist!

A) Den Gottlosen gegenüber: Wir lesen im Propheten Nahum Kap. 1,2: „Ein eifernder und rächender Gott ist Jehova, ein Rächer ist Jehova und voll von Grimm; Jehova übt Rache an seinen Widersachern und trägt seinen Feinden nach.“ Aus diesem Bibelwort geht klar hervor, daß Gott den Feinden nachträgt. Gott

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kann sich Rache, Zorn und nachtragen erlauben, weil ER in allem gerecht ist. Wir hingegen dürfen nicht nachtragend sein, weil wir unserer Sünden wegen ungerecht sind. Wenn Gott nachtragend ist, so handelt es sich um die bereits ausgesprochenen Gerichte an Seinen Feinden. Gott muß „nachtragen“, sonst könnte Er die Feinde nicht den späteren Gerichten überstellen. Das ist es, was wir in Offb.20,12 lesen, wo es heißt: „und Bücher wurden aufgetan.“ Die Bücher sind Gedankenhilfen. Bis zum Erscheinen vor dem großen weißen Thron wird Gott den Feinden die Schuld nachtragen. Das Gericht Gottes ist Seine richterliche Gerechtigkeit. Damit dürfte die Frage, ob Gott nachtragend ist geklärt sein.

B) Den Erretteten Israels gegenüber. Wir lesen in Psalm 103,9: „Er wird nicht immerdar rechten und nicht ewiglich nachtragen.“ Aus diesem Bibelvers erkennen wir, daß es sich hier allein um Israelgeschichte handelt. Israel hatte sehr gesündigt und stand deshalb unter Gericht. Die gesamte Zeitdauer des angekündigten Gerichts umfaßt 490 Jahre Von diesem Gericht spricht Daniel in Kap.9,24. Die dort erwähnten siebzig Wochen sind Jahrwochen. Eine Jahrwoche dauert sieben Jahre. – Als Petrus den Herrn fragte: „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder vergeben? bis siebenmal?“ Da antwortete der Herr Jesus ihm: „Nicht sage ich dir, bis siebenmal, sondern bis siebzig mal sieben.“ Das sind genau 490 mal. Nach 490 Jahren Gericht sind die Übertretungen Israels zum Abschluß gebracht, und der Herr wird sich Seinem irdischen Volk wieder in besonderer Weise zuwenden. – Dann erfüllt sich das Psalmwort in Ps.103,9: „Er wird … nicht ewiglich nachtragen.“

C) Den Erretteten in der Gnadenzeit gegenüber. Es gilt hier das gleiche Wort von Ps.103,9 wo geschrieben steht: „Er wird nicht immerdar rechten und nicht ewiglich nachtragen.“ Wir, die wir von den Nationen sind, lebten einst wie in Eph.2,12 beschrieben: „keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt.“ Das war für uns bereits Gericht, worin Gott mit uns rund 4000

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Jahre „immerdar rechtete“. Als aber die Gnade Gottes erschien, errettete Er uns. Damit ist die Liebe Gottes zu den Nationen gekommen. In diesem Vorgang erfüllte sich auch hier das Wort: „nicht ewiglich nachtragen.“ Danken wir dem Herrn dafür, daß wir in der Offenbarungsliebe Gottes eine Zeit haben, in welcher alle Menschen auf dem „einfachsten“ Weg der Sünden der Verlorenheit ledig werden können, so wie es noch nie der Fall war noch je wieder sein wird.

Denken wir aber immer daran, wie der EINE für uns ins Gericht ging und wegen unserer Sünden die Strafe eines „eifernden und rächenden Gottes“ auf Sich nahm. Durch das Gottesopfer Christi trägt uns Gott die Schuld unserer Sünde nicht mehr nach. Wer das verstanden hat, ist dem Herrn nur noch gehorsam. Wenn also Gott dem Sünder die Schuld nachträgt, so trägt Er auch den Erretteten die Sünden nach, wenn sie dem Nächsten nicht vergeben wollen. Und wenn dem Nächsten nicht sofort vergeben wird, ist dies eine Verachtung des Opfers Jesu. Wer nicht vergeben will, schädigt sich selbst am meisten.

Bereits im Alten Testament war es verboten, dem Nächsten etwas nachzutragen. Wir lesen in 3.Mo.19,18: „Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin Jehova“. In dem vorgenannten Vers werden drei Dinge offenbar:

1.) Es ist untersagt, sich an dem Nächsten zu rächen. Demnach ist „nicht vergeben wollen“ gleich „Rache nehmen“. Es ist eine Sünde, die uns durch den Teufel im Garten Eden geworden ist.

2.) „Du sollst … den Kindern deines Volkes nichts nachtragen“. Wenn schon das irdische Volk Gottes so strenge Weisungen erhielt, wieviel ärger ist es dann, dem erlösten, himmlischen Gottesvolk nicht zu vergeben.

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3.) „Du sollst deinen Nächsten lieben“ besagt, wer anderen nachträgt, liebt seinen Nächsten nicht! Es geht dabei nicht um die Frage, warum man den anderen nicht lieben will. Wer nicht liebt, der sündigt.

Wer in diesen drei Punkten sündigt, lebt auch noch in anderen Sünden. Und wer in solchen Übertretungen lebt, hat Gott noch nicht erkannt. Wir sind schuldig, Gott zu lieben. „Wer den Bruder nicht liebt, bleibt in dem Tode“ (Uoh.3,14).

Nachwort

Gott hat von Seinen Geschöpfen nie „Liebe erhalten“. Weder Engel noch Menschen waren in der Lage, Gott zu lieben. Die Engel wissen bis heute nicht, was Gottesliebe ist. Ihre Basis ist Gehorsam und nicht Liebe. Lediglich begehren sie hineinzuschauen (1 .Petr.1,12). Die Israeliten sollten Gott lieben mit ihrem ganzen Herzen (5.Mo.6,5). Doch konnten sie Gott nur im Fleischesdienst mit dem alten Menschen lieben. Ansonsten wurden sie in der Liebe zu Gott auf das Gesetz verwiesen. Erst als die Gemeinde Seines Leibes ins Leben gerufen worden war, lesen wir: „denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm.5,5). Seit dieser Zeit wird Gott geliebt, denn die Liebe ist allein eine Angelegenheit der Familie Gottes. Wandeln wir gereinigt, damit wir unseren Gott wiederlieben können. Der treue Herr möge dahingehend jedes Kind Gottes durch diese Auslegung segnen.

,DURCH GLAUBEN WAR ABRAHAM, ALS ER GERUFEN WURDE, GEHORSAM,, (Hebr.11,8)

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautwerber

 Erbauliches –

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge

Heft 7: Die Handauflegung

nach der Heiligen Schrift

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat: unser Glaube

Heft 9: Die Allversöhnungs-Lehre

Heft 10: Auslegung von Hiob 29,1-20

 Wortlehre –

Heft 11: Die Sünde

Heft 12: Die Sieben Bösen

Werner Bergmann Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann

Werner Bergmann

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Die Sünde (HEFT 11)

1. Was ist Sünde?

Das Wesen der Sünde ein wenig zu verstehen wird nur möglich sein, wenn uns das Wesen Gottes verständlich ist. Der dreimal heilige Gott – „Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen“ (Jes.6,3) – ist von aller Sünde von Ewigkeit her derart abgeschieden, daß Sünde IHM ganz fern ist. „Heilig“ heißt soviel wie abgesondert, d.h. ausgegrenzt von jeder Sündennähe. Sowohl Sünde in Gedanken als auch Handlungen war Gott von Ewigkeiten her nicht nur fern, sondern ganz feindlich. Hier sei noch erwähnt, daß es in den Ewigkeiten nie eine Sünde gegeben hat. Vor Gott kann Sünde nicht exis n -in. Darum war ungestörter Friede, himmlische Ruhe, ungetrübte Wahrheit, göttliche Reinheit in Seiner Heiligkeit das „Lebenssystem“ der Herrlichkeit. Dieses System beinhaltete „Ordnung“, „denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ (1 .Kor.14,33). Daraus erkennen wir zugleich, daß aus der Unordnung auf der sündigen Erde der Unfriede kommt. Die himmlische Harmonie göttlicher Ordnung war also Wesenszug Gottes und damit zugleich Basis und Ausgangspunkt des Friedens, von dem der Herr in Joh. 14,27 redet: „meinen Frieden gebe ich euch“. Dieser Sein Friede ist mit der Lebensordnung der Heiligkeit Gottes als „System“ verbunden. Und weil es von Ewigkeit her keinen Grund für die geringste Störung gab, existierte nicht die entfernteste Annahme für eine Gefahr. Es gab ja keine Ursache für die geringste Dissonanz im Himmel. Gott Selbst ist der Friede, weshalb Maßnahmen für eine Friedenssicherung gegenstandslos gewesen wären. Es gab ja niemand, der den Frieden hätte stören können.

So kommen wir zur Frage der Überschrift: Was ist Sünde? Wir können sagen, daß die Sünde sich in aktiver Form als Kampf gegen Gott Selbst richtet. Die Folge davon ist: die abgesonderte Stellung Gottes wird zutiefst verletzt, was gegen Seine Heiligkeit gerichtet ist. Gott wird direkt mit der Sündennähe konfrontiert, der Vater im Himmel bei der Engelrevolution und

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der Sohn auf Erden, als Er zur Sünde gemacht wurde. Es folgt die Aufhebung der himmlischen Ordnung: der Friede ist gestört, die himmlische Ruhe getrübt, die Lüge zieht ein auf Kosten der Wahrheit, die göttliche Reinheit wird in den Schmutz getreten; die Unordnung hebt die Absonderung (Heiligkeit) Gottes auf, der Tod zieht ein; aus dem Lebenssystem wird ein Todessystem. Die Sünde erweist sich als „Antisystematik“ gegen Gott, weil das Wesen Gottes im Himmel angegriffen und ausgeschaltet werden sollte.

Sünde ist Kampf gegen Gott, wodurch Finsternis entsteht. Sünde ist Lebensvernichtung und Todesbejahung. Sünde ist Loslösung von Gott, das Verlassen der Wahrheit und die Hinwendung zur Lüge. Die Sünde hat Gottesferne zur Folge.

Ein Kernsatz lautet: Geschöpfe, Engel und Menschen, können ohne Gemeinschaft mit Gott nicht langfristig existieren. Denn in Kol. 1,16b heißt es vom Schöpfer in bezug auf Seine Geschöpfe: „alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen“. Wenn ein Geschöpf (ganz gleich ob Engel oder Mensch) sich gegen Gott stellt, verläßt es die Schöpfungsreinheit „für ihn“. Dem Schöpfungszweck nicht mehr nachzukommen ist Sünde. Der Krieg des Geschöpfes gegen Gott ist entbrannt, die Zerstörung ist ungeheuerlich mit ewigen Folgen. Letztendlich ist in diesem Krieg Gott immer der Stärkere.

2. Woher kommt die Sünde?

Nachdem wir im letzten Abschnitt etwas über das Wesen der Sünde hörten, soll nun Ursache und Herkunft der Sünde behandelt werden. Unter den Erretteten gibt es viele mit guten Vorstellungen und Gedanken. Nur zu oft wird der Fehler gemacht, daß wir etwas für richtig halten, weil wir so gedacht haben. Über die Herkunft der Sünde gibt uns die Schrift Antwort, wenngleich die Beweisführung nicht leicht ist.

Eines steht doch wohl fest: niemals ist Gott der Schöpfer der Sünde. Der bekannte Ziehvater der Allversöhnung (Adolf Heller) veröffentlichte vor vielen Jahrzehnten in einem Berliner Blatt einen Artikel, in dem er behauptete, Gott sei der Schöpfer der Sünde. Zwar wollte er damit das Gedankengut der Allversöhnung beweisen, sein Artikel aber war nichts als nur die Beweisführung absolut menschlicher Verstandesformeln. Was wäre das für ein Gott, der zuerst die Sünde erfinden und dann die Infizierten im Feuersee brennen lassen wollte! Oder zuerst die Sünde erfinden und dann den geliebten Sohn dafür opfern wollte! Niemals wäre das der Gott aller Gnade und Barmherzigkeit. Es wiro sich nun bemüht werden, die Frage nach der Herkunft der Sünde zu beantworten.

Es sollte der geistigen und geistlichen Abartigkeit zugeordnet werden, wollte jemand darlegen, wie aus dem heiligen, reinen und gerechten Gott bei Schöpfungsvorgängen „Sünde“ hervorkommen könnte. Dies würde ein verzerrtes Bild vom Schöpfer abgeben. Wenn der große und erhabene Gott nach Seinem Willen etwas ins Dasein ruft, kann dies nur in der „Schöpfungsreinheit“ sein. Gott hat alle Seine Geschöpfe in absoluter Reinheit erschaffen. Den meisten Gläubigen fehlt es an Bibelwissen. In unserem Falle ist es das Wissen um die freie Willensentscheidung Seiner Geschöpfe, seien es Engel oder Menschen. Die freie Willensentscheidung stellt Engel und Menschen in die Verantwortung. Die Tiere haben diese freie Willensentscheidung nicht, weil ihnen dafür der Geist fehlt. Deshalb werden die Tiere auch nicht vor dem großen weißen Thron zur Verantwortung gezogen. Für Ihre Erhaltung wurde ihnen der Trieb und der Instinkt gegeben. Paulus sagt in 1.Kor.6,2: „wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt (die Menschen) richten werden?“ Und im nächsten Vers heißt es: „Wisset ihr nicht, daß wir Engel richten werden?“ Bei beiden Gruppen (Menschen und Engel) handelt es sich um Verlorene, die ihrer hohen Verantwortung durch die freie Willensentschejdung nicht nachgekommen sind. Dies entscheidet jedoch bei uns Menschen über Herrlichkeit oder Feuersee.

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Hier erhebt sich die tiefgreifende Frage, ob Gott die Schöpfung nicht so hervorbringen konnte, daß eine Versündigung gegen den Schöpfer unmöglich war? Wir sagen hier ganz entschieden: Nein! Warum nicht?

1. Wir würden irrenderweise Gott eine Unvollkommenheit un terstellen.

2. Die Gott zustehende hohe Ehrerweisung müßte eingegrenzt werden.

Gott aber hat aufgrund Seiner Heiligkeit ein Recht, von Seinen Geschöpfen die höchste Ehrerweisung zu erwarten. Die höchste Form der Anbetung Gottes durch Seine Geschöpfe liegt darin, daß sie von solchen gebracht wird, die (theoretisch) auch „nein“ sagen könnten. Des besseren Verständnisses wegen soll hier ein Beispiel mit einem Regenwurm gebracht werden. Beurteilen wir bitte selbst, ob das Gott verherrlichende Anbetung sei, wenn der Herr bei der Schöpfung in den Regenwurm hineingelegt hätte, dreimal am Tage das Hinterviertel zu heben, was dann für Gott eine Anbetung gewesen wäre. Der Wurm könnte doch gar nicht anders, als dem erschaffenen Trieb folgend, jenes Teil seines Körpers zu heben. Wäre das aber Anbetung zur Ehre Gottes, wenn das Geschöpf jenes tut, was der Schöpfer zuvor hineingeschaffen hat? Ist nicht das die höchste Anbetung Gottes, von solchen die Ehre zu erhalten, die auch „nein“ sagen könnten? Genau darum vollzieht sich die Ehrerweisung Gottes durch Seine Geschöpfe, Engel und Menschen, über deren „freie Willensentscheidung“.

Aufgrund der Fähigkeit, „Ja“ oder „Nein“ sagen zu können, liegt im Willen des Geschöpfes die Möglichkeit zur Sünde verborgen. Zwischen Gehorsam und Ungehorsam verläuft die unsichtbare Grenze, deren Überschreitung allein in der Verantwortung der Geschöpfe liegt. Hätte Gott die Engel und Menschen mit einer diesbezüglichen Einschränkung ihrer Freiheit, Ja oder

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Nein sagen zu können, erschaffen, so wäre zugleich die höchste Form Seiner Anbetung erniedrigt worden. Gott aber hat ein Recht, die höchste Art der Anbetung von uns zu erhalten. Bilden wir uns als Geschöpfe nicht allzuviel ein! „Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge“ (Rom. 11,36). Sollte etwa der Töpfer bei dem, was Er zu tun gedenkt, erst den Ton fragen (Rom.9,20b)? Geben wir hier Gott die Ehre und nicht unserem Verstand! Viele Gläubige kommen mit der freien Willensentscheidung nicht klar, weil sie diese nicht verstanden haben. Sie ist die elementare Grundlage für unser Verhalten Gott gegenüber. Der Herr will, daß wir die gesamte Jesus-Nachfolge a“ dem Boden der Freiwilligkeit abwickeln. Das bestätigt auch de Apostel Paulus in 1.Kor.9,17, wo er sagt: „Denn wenn ich dies freiwillig tue, so habe ich Lohn“. In der Freiwilligkeit, für den Herrn zu arbeiten, liegt die freie Willensentscheidung zum Ja gegenüber dem göttlichen Willen. Wir haben es in der Hand, uns von Christus erretten zu lassen und wir haben es in der Hand, als Kinder Gottes untätig zu sein. Die Entscheidung dafür liegt allein im freien Willen begründet, den der Herr im Leben eines jeden Einzelnen akzeptiert. Nicht, daß Gott die Untätigkeit bei Gläubigen wollte. Der Herr läßt die Seinen sogar aufgrund der freien Willensentscheidung sündigen. Sonst würden wir keine Sünden mehr haben.

3. Wo war der praktische Anfang der Sünde?

Die bisherigen Ausführungen wollen wir gut in Erinnerung behalten, weil wir diese Vorgänge in den folgenden Auslegungen zu berücksichtigen haben. Es ist die „freie Willensentscheidung“, die den damals ranghöchsten Engelfürsten und späteren Satan veranlaßte, sich mit Gott zu vergleichen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß der Herr diese Hoheit schuf, um das Bild Gottes nach „außen“ abzugeben. Deshalb sagt die Schrift in Hes.28,12b: „Der du das Bild der Vollendung warst“. Die Fußnote besagt: „Der du die Vollendung besiegeltest.“ Wir alle haben

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keine Vorstellung von der „vollkommenen Schönheit“ dieses Fürsten der Engel. In dieser vollendeten Schönheit verglich er sich mit Gott. Und siehe, da konnte er keinen nennenswerten Unterschied zwischen sich und Gott feststellen. Er hatte von der Schöpfung her die Aufgabe, Gottes Schönheit darzustellen (Hes. 28,12). Auch dann, wenn der Engeloberste keinen Unterschied zu Gott sah, was ihn zum Hochmut gegenüber Gott verleitete, so sah er nicht den riesigen Abstand zwischen ihm und Gott im inwendigen Bereich des Herrn.

Genau an diesem Punkt liegt der mikroskopisch hauchdünne Ansatz zur entstehenden „Antisystematik“, der gegen Gott gerichteten Systematik der Sünde. Auch dann, wenn alle Engelgeister nicht wußten, was Sünde zum Inhalt hat, so ging er dennoch seinen Weg, den er „entdeckt“ hatte und der neben dem Weg des Systems Gottes verlief, welcher allein Reinheit und Heiligkeit und Wahrheit zum Inhalt hat. (Auf diesen Punkt wird in Band III der „Offenbarung Jesu Christi“ näher eingegangen). In jedem Fall hatte Gott die Engel in der Schöpfungsreinheit geschaffen (Hes.28,15). Doch erhob sich sein Herz wegen seiner Schönheit und Weisheit (Hes.28,17). In Hes.28,16 heißt es: „und du sündigtest“. Obwohl der heutige Satan damals sehr wohl wußte, daß sein Weg gegen Gott gerichtet war, beging er ihn dennoch. Und weil unser großer Gott niemanden ungewarnt ins Verderben laufen läßt, hat der Herr auch die abgefallenen Engel vor dem Niederwurf hinreichend gewarnt. Satan, der erste Sünder, hatte aufgrund der freien Willensentscheidung die Wahl und stand in der vollen Verantwortung. Aber Gott ließ ihn wegen seines eigenen Willens in die Sünde fallen. Das ist doch bei uns Menschen genauso. Der Herr hatte die ersten Menscheneltern gewarnt; nach ihrer eigenen Verantwortung wollten sie trotz des Verbotes Gottes doch von der Frucht des Baumes nehmen. Ist es nicht mit jeder Sünde in unserem Leben auch so? Wir sind gewarnt und sündigen doch. Letztlich ist es so, weil es unter der Sonne nichts Neues gibt (Pred.1,9). Also sind die Vorgänge bereits im Himmel geschehen.

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Wir kommen nun zur ersten Sünde der Engel nach dem Sündenfall Satans. Es ist bekannt, daß Satan der höchste und mächtigste aller Engel war und noch ist. Infolge seiner großen Macht beeinflußte er vornehmlich die Hoheiten und nicht so sehr die „geringeren“ Engel gegen Gott. Damit kam jeder dieser Engel vor dem Niederwurf in die persönliche Verantwortung, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Inzwischen war Satan mit dem gegen Gott gerichteten Mittel „Lüge“ erfüllt. Mit diesen Lügen und seiner dahinter stehenden großen Macht beeinflußte er besonders die großen Engel. Es sei darauf hingewiesen, daß er zwar ein Drittel mit in das Verderben riß (Off. 12,4a), doch verlief der Abfall nicht zu gleichen Anteilen. Vielmehr hat er die Masse der großen Geister und weniger die geringen in die Sünde gerissen (vgl. die Analogie 2. Kön. 25). Bereits dort nahm die Macht des Lügenzaubers ihren Anfang. Gott sollte abgesetzt werden, und die große Macht Gottes wollte Satan mit den anderen teilen. Zwar sind die anderen Engel, welche ihm folgten, auch nur belogen worden. Doch spricht die Tatsache, belogen worden zu sein, niemanden von der Verantwortung frei. Auch die ersten Menschen wurden „nur“ belogen, die Verantwortung aber lag bei ihnen. Dies war ein Auszog über den Vorgang der ersten Sünde bei Satan und allen abgefallenen Engeln.

4. Was sind die Folgen der Sünde?

Beim Aufkommen der ersten Sünde im Himmel wurden die himmlischen Ordnungen von Ruhe, Frieden und Heiligkeit völlig verändert. Zugleich ist das Wesen der Antisystematik allen abgefallenen Geschöpfen so stark zu eigen geworden, daß sie sich nicht einmal um die Bosheit bemühen müssen. Die Sünde ist sozusagen ihr Wesen geworden. Die beständige Versündigung bringt täglich neue Verschuldung vor Gott. Der Schuldberg wird immer größer. Da die Sünde nicht ein einmaliges Geschehnis ist, sondern ständig weiter zerstörend im Geschöpf Gottes wirkt, tritt anhaltender Verfall ein, bei Engeln wie bei Menschen:

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4.1 Die Engel

Die Engel haben ein sehr langes Schuldleben, aber keine Vergebung. Einen Abbau oder eine Verringerung von Schuld gibt es für sie nicht. Das bedeutet doch, daß die Schuld vor Gott täglich wächst. Während die alte Sünde noch wirkt, kommt beständig neue hinzu. Dieser Vorgang hat sich seit dem Niederwurf bis heute nicht verändert. Da Seine Geschöpfe, die durch Ihn und für Ihn geschaffen sind, infolge ihrer zerstörerischen Sünde die Basis der Gemeinschaft mit Gott verlassen haben, finden sich folgende Merkmale bei ihnen:

4.1.1 Die gottfeindliche Gesinnung hat solche Ausmaße erreicht, daß diese Geister gar nicht anders können, als den Schöpfer und Sein Werk abgrundtief zu hassen. Gegen alles Gottgewirkte gehen sie sofort in Konfrontation über mit dem Ziel, es zu zerstören. Der Haß gegen Gott hat bei vielen solche Formen angenommen, daß sie „vor dem Zerreißen vegetieren“ (vgl. Hos. 7,16). Die Bibel nennt sie „Mächte der Bosheit“ (Eph.6,12), weil sie nur noch in dämonischer Bosheit leben. Auch geht es ihnen nicht in erster Linie um Menschen, sondern um Gott. Die Menschen werden nur von ihnen geplagt, weil sie nach Seinem Bildnis erschaffen wurden.

4.1.2 Die eigene Sünde frißt über die Langzeit ihres Ungehorsams und der Gottesferne an ihrer Geistsubstanz, so daß viele von ihnen ihrer Macht beraubt sind. Seit dem Niederwurf hat die Masse von ihnen einen erheblichen Teil ihrer einstigen Kraft verloren (Hiob 9,4). Das für sie zerstörendste Element ist, neben ihrer Sünde, das Wort des Evangeliums, welches sich gerade in Kindern Gottes aktiv gegen die Mächte erweist.

4.1.3 Das langfristige Verharren in tiefen Sünden führt diese Geister aus der Fülle der Weisheit in einen Zustand von unbeschreiblicher Dummheit: „du hast deine Weisheit zunichte gemacht“ (Hes.28,17). Ihre Intelligenz ist sehr weit zerfressen

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und durch die Sünde zerstört. Ihre Weisheit hat sich in Falschheit, Heimtücke und Hinterlist verwandelt. Ihre hohe Intelligenz von damals ist nur noch mit einem Wrack und kümmerlichen Rest zu vergleichen, was eine Folge ihrer Sünde ist.

4.2 Die Menschen

Die Menschen haben durch die Gnade Gottes Vergebung und – der Kürze ihres Lebens entsprechend – nur ein geringes Schuldleben. Die erwähnte Gnade hängt wesenhaft mit der Aussage in Joh.1,18 zusammen: „Niemand hat Gott jemals gesehen.“ Im Gegensatz dazu haben die abgefallenen Geister alle Gott, Seine Herrlichkeit, Sein Licht und Seine Heiligkeit gesehen. Hinzu kommt, daß sie auch die Zeugen Seiner Macht waren, als Gott die materiellen Welten schuf (Hiob 38,4-7). Leider haben nur wenige Menschen die großherzige Liebe Gottes in Anspruch genommen. Bei den Menschen unterscheiden wir zwei Gruppen im Blick auf die Folgen der Sünde:

4.2.1 Die Erretteten haben ihre Verlorenheit erkannt und sind mit ihren Sünden zu Christus gekommen. Der treue Herr hat sie angenommen, indem ER ihnen ihre Sünden vergab. Damit sind die Folgen der Sünden auf den Erlöser gelegt worden, welcher stellvertretend für die Menschen zu sterben hatte; denn der Lohn der Sünde ist der Tod. Damit ist der Sünder von Gott freigesprochen von den furchtbaren Gerichtsfolgen, die der Herr im Gericht auf Sich nahm. Mit dieser Sündenvergebung ist den Erlösten Gehenna erspart worden, denn der Christus hat alle ihre Schuld auf Sich genommen. Die furchtbaren Folgen Gehennas vollziehen sich an diesen Erretteten nicht mehr.

4.2.2 Die Verlorenen haben sich Jahre und Jahrzehnte so stark an die Sünde gewöhnt, daß ihnen die Verlorenheit normal erscheint. Ihr verlorener Zustand ist der jener ersten Men-

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sehen nach dem Sündenfall. Weil die Menscheneltern in Eden anfänglich mit Gott in Verbindung standen, ist der Mensch 3ute noch „religiös“. Das führt dazu, daß man wegen des schlechten Gewissens vor Gott gute Werke tun will. Dem lebendigen Gott soll gezeigt werden, daß man für IHN ist. Andererseits lebt ein großer Teil der Verlorenen gedankenlos dahin, weil jemand gesagt hat, nach dem Tode sei alles aus. Jeder aber, der sich in der Zeit der Gnade nicht durch das Opfer Christi hat retten lassen, bleibt verloren. Die Kürze des Lebens der Menschen läßt die Folgen der Sünden nicht wie bei den abgefallenen Geistern offen an den Tag treten.

4.3 Das Ergebnis der Sünde

Das Ergebnis der Sünde ist letztlich die Gottesfeindschaft sowohl bei den Dämonen als auch bei den verlorenen Menschen. Die damals von Satan betrogenen Engel bewegen sich heute noch im Haß gegen Gott. Die verlorenen Menschen leben heute noch in dieser Gottesfeindschaft, weil Satan die Menscheneltern betrogen und in den Tod gebracht hat. Wir erkennen daraus, welch eine Macht in der Sünde liegt, wenn die abgefallenen Engel seit dem Niederwurf und die Menschen seit dem Garten Eden unter dieser Todeswirkung stehen. Es ist die Antisystematik von Geistkräften, die der Satan einmal entdeckt hat. Der Gerechtigkeit Gottes wegen müssen alle abgefallenen Geister nach Gehenna. Und alle Menschen, die das hohe Opfer des Gottessohnes mißachtet haben, müssen die endlosen Ewigkeiten in Gehenna verbringen. Einfältige Gläubige haben „gedacht“, daß Gott aufgrund Seiner Liebe den Satan, die Dämonen und die verlorenen Menschen nicht im Feuersee belassen würde. Sie übersehen aber ganz, daß Gott auch Gerechtigkeit und Wahrheit ist. Gott kann nicht wiederholt in der Bibel schreiben, daß diese „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ im Feuersee bleiben, wenn es nicht wahr wäre.

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5. Wie sieht Gott die Sünde?

Obgleich die Frage der Überschrift in den bisherigen Ausführungen zum Teil schon behandelt wurde, soll hier doch noch näher darauf eingegangen werden. Beachtlich ist, daß Gott vor der Erschaffung der Engel und Menschen wußte, wie der Abfall Seiner Geschöpfe sich vollziehen würde. Die Möglichkeit dazu war durch den „freien Willen“ Seiner Geschöpfe gegeben. Denken wir daran, daß die Sünde Satans im Himmel die Prüfung der Engel und die Versuchung durch Satan in Eden die Prüfung der Menschen beinhaltete. Durch die damalige Offenbarung der Engelsünden sind den Lichtengeln die furchtbaren Folgen der Sünden derart vor Augen gestellt worden, daß es eine Wiederholung jener Engelrevolte ewiglich nicht mehr geben wird. Durch die Offenbarung der Menschensünden in Eden sind den Erretteten die furchtbaren Folgen der Sünden so vor Augen gestellt worden, daß es in der Herrlichkeit nie mehr einen Sündenfall geben wird.

Stellen wir uns vor, die Engelrebellion im Himmel wäre später geschehen, zu einem Zeitpunkt, an dem wir bereits in des Himmels Herrlichkeit gewesen wären. Die Gedanken bei einem solchen Ablauf sind überhaupt nicht auszudenken. Wir hätten nicht zugesehen, wie unser geliebter himmlischer Vater von den Engeln angegriffen worden wäre. Die Leibesgemeinde (bestehend aus etwa 100 Millionen Menschen) die IHM gemäß Uoh.3,2 gleich gewesen wäre, hätte sich in der Kraft des Gottessohnes eines jeden Einzelnen gegen die rebellierenden Engel gestellt. Das wäre nicht auszudenken gewesen.

Die Prüfung Seiner Geschöpfe muß sein, um das in der Gesinnung Echte vom Unechten zu scheiden. Gott hat jene Prüfung der Engel und Menschen zum allein richtigen Zeitpunkt zugelassen. So furchtbar die Sünde auch ist, dennoch erkennen wir überall nur die große, begleitende Weisheit Gottes in allen Geschehnissen zur Bestätigung Seiner Allmacht. Aber unser

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Gott wollte nicht, daß Seine Kinder in diese Engelrevolution mit hineingezogen werden. Vor rund 2000 Jahren hat der Herr die Schandflecken jener Revolte nach Hebr.9,23 erst wieder reinigen lassen. Die Kinder Gottes sollen nicht einmal die Spuren dieser damaligen Schande sehen. So lieb ist der Herr zu uns, den Seinen. Nach meinem Dafürhalten und Erkennen muß zwischen Niederwurf und Golgatha ein unermeßlich großer Zeitraum gelegen haben. Auf die Frage, warum Gott die unzähligen Jahrmillionen lang den Zustand der Verwüstung belassen hat, kann nur geantwortet werden: die Lichtengel sollten die Schande ihrer Engelgenossen nicht mehr vergessen. (Der Artikelschreiber hat die Überzeugung des unvorstellbar großen Abstandes zwischen Niederwurf und Golgatha aus verschiedenen Bestätigungen. Dazu liegt eine klare urtextliche Aussage vor, die erst in einiger Zeit in einer gesonderten Auslegung gebracht werden kann).

5.1 Die Lichtengel

Obgleich Gott in Seiner Heiligkeit die Sünde nicht direkt sehen kann, nimmt ER sie doch an Seinen Geschöpfen wahr. Sieht Gott, wie Seine Engel durch Dämonen oder uns die Sünde sehen, so ist der Herr tief betrübt. Hierdurch wird die Schöpfungsreinheit der Lichtengel (die nie etwas mit Sünde zu tun hatten) verletzt und angegriffen. Die Heilige Schrift schweigt darüber, wie und wann die Engel gereinigt werden. Eines sollen wir wissen, bereits das Sehen unserer Sünden bewirkte bei den Engeln eine Verunreinigung ihrer Schöpfungsreinheit.

5.2 Die Dämonen

Bei den Hoheiten und abgefallenen Geistern haben wir es mit der Quelle und den Urhebern der Sünden zu tun. Nicht nur die ersten Sünden Satans, sondern die beständigen Lästerungen

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gegen Gott und Seinen Christus gehen zuweilen ins Unerträgliche für den Herrn (vg. Hos. 7,16). Denn ganze Legionen finsterer Mächte lästern Gott rund um die Uhr in unvorstellbarem Haß. Man will Gott ganz bewußt reizen und verleumden. Das Hauptgebiet ihrer Tätigkeit liegt darin, sich beständig als Gegenspieler der Wege Gottes zu erweisen.

Gott sieht ihre vielen Sünden und erkennt, daß sich jene Geister in eigener Schuld immer tiefer in den Feuersee begeben. Die millionenfachen Sünden haben diese Geister in eine solche Tiefe gebracht, daß sie selbst bezeugen: wir können nicht mehr anders! Die Summierung ihrer Sünden ist so groß, daß sie von der Sünde völlig beherrscht werden. Über die wirkliche Macht der Sünde sind sich die Kinder Gottes nicht bewußt. Das Näherkommen Gehennas steigert ihren Haß gegen Gott. Dabei zerfrißt die Sünde die Geister so, daß sie im Irrwahn enden würden. Damit ist Gehenna noch Barmherzigkeit Gottes, weil ihnen dort ein Halt geboten ist, um nicht bis in die letzte Phase zu versinken. Der Herr im Himmel sieht das alles, kann aber Seiner Gerechtigkeit wegen nicht eingreifen. In Seinem Herzen schmerzt es, wenn ER sieht, wie die Sünde die gehauchten Geister zerstört (Ps.33,6).

5.3 Die erretteten Menschen

So wunderbar die Errettung durch Gottes Gnade auch ist, so ist der treue Herr doch über jede Sünde der Seinen betrübt. Am ärgsten ist es, wenn Kinder Gottes die eigene Sünde nicht als Sünde erkennen. Oder aber, wenn aus Gründen der Laßheit keine Vergebung in Anspruch genommen wird. Das Opfer für unsere Schuld ist am Kreuz erbracht worden. Gibt es eine Entschuldigung dafür, wenn die Vergebung nicht in Anspruch genommen wird? Genau hier werden unserem Herrn Probleme gemacht. Zwar heißt es in Kol.2,13b: „indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.“ Was aber ist, wenn der Herr vergibt,

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wir aber noch nicht um Vergebung gebeten haben? Wir wissen sehr wohl, daß der Satan uns beim Herrn verklagt. Liegt die Vergebung vor, zeigt der Herr dem Satan Seine Wundenmale. Unterhaltungen gibt es dann nicht mehr. Verklagt aber der Satan beim Herrn und „der Kerl“ hat sich nicht gereinigt, bereiten wir dem Herrn durch die unvergebenen Sünden auch noch Mühe. Wir sehen daraus, wie wichtig und Gott verherrlichend der treue Wandel der Gläubigen ist. So sieht der Herr bei den Seinen die Sünden, die verborgen sind und die, welche vergeben wurden. (Näheres unter ANHANG)

5.4 Die verlorenen Menschen

Es ist keineswegs so, daß Gott kein Interesse an denen hat, die sich noch nicht entschieden haben, weil sie eine so große Errettung vernachlässigen. Allein schon das erbrachte Opfer am Kreuz ist der Beweis dafür, daß der Herr Jesus sie retten will; wie es auch in 1 .Tim.2,4 heißt: „welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Wenn sie sich nicht erretten lassen, dann haben sie es aufgrund der freien Willensentscheidung nicht gewollt. Wie die ersten Menschen im Garten Eden vom Seelenfeind belogen wurden, so sind auch die verlorenen Menschen belogen worden. Doch sagt die Schrift: Sie haben die Finsternis (Verlorenheit) mehr geliebt als das Licht (der Errettung). Darum sieht der Herr sie mit Wehmut als Seine Geschöpfe an, die in den ewigen Tod laufen, weil sie es so wollen.

5.5 Allgemeines

Die Sünde selbst ist in den Augen Gottes eine Kriegserklärung seitens der Geschöpfe gegen den Schöpfer. Wissen wir doch, daß das Wesen des alleinigen Gottes angegriffen und zerstört werden soll. Das heißt, das System der Ordnung des Friedens, der Ruhe, der Wahrheit, der Heiligkeit, des Lebens

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und der Reinheit soll in die Antisystematik des Gegenteils gebracht werden. Durch diese Zielsetzung der Bosheit kam der Fluch und der Tod über die Engel des Abfalles und über alle Menschen. Nie wieder wird es in Ewigkeit eine Engelrevolte oder Menschensünde geben. Die Lichtengel sind gewarnt und sehen in Gehenna die Folgen jener damaligen Revolution im Himmel. Die erretteten Menschen werden nie mehr sündigen wollen, denn auch sie sind gewarnt und sehen in Gehenna die Folgen der Sünde im einstigen Garten Eden. Weder die Engel im Himmel noch die ersten Menschen auf der Erde hätten damals rebelliert oder gesündigt, wenn sie von den furchtbaren Folgen in Gehenna gewußt hätten. Darum bleibt der Zustand, den die Bibel in Off. 14,11 beschreibt: „Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Wer der Heiligen Schrift widerspricht, rebelliert gegen Gott wie einst die abgefallenen Engel. Denn: „das Wort war Gott“ (Joh.1,1). So sieht auch Gott die Sünde aller Abgefallenen in Gehenna. Wie dankbar können wir sein, daß wir das wunderbare Opfer Christi Jesu haben. Wohl dem, der dem Herrn gehört.

6. Was ist das Wesen der Sünde?

Die Schrift sagt in 1.Joh.3,4b: „die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“ In der Schrift werden uns das Wesen und die Grundlagen der Sünde gezeigt. Eine solche Grundlage finden wir in Uoh.3,8: „Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel“. Das sind Verlorene, aber niemals Errettete. Dem Ausdruck „aus dem Teufel“ steht der Begriff „aus Gott geboren“ gegenüber. Dies betrifft die Grundsätze: Die neue Schöpfung in dem Erretteten kann nicht sündigen (Uoh.3,9). Kinder Gottes sündigen auch (Uoh.1,8)1 Diese Sünden berühren jedoch nicht die Grundlage der neuen Schöpfung.

Die Grundlage der Schöpfungsreinheit in Eden war die Sündlosigkeit. Durch die Sünde brachte die Schlange als

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Grundlage den Tod! Der Christus führte infolge seines Opferblutes die Errettung und eine neue Geburt in Sündlosigkeit als Basis und Grundlage ein. Einen Tod der neuen Schöpfung gibt es nicht, weil Gott sie versiegelt hat (Eph.1,13 und 4,30). Die Sünde ist verbunden mit dem in Rom.8,2b beschriebenen „Gesetz der Sünde und des Todes“. Wenn es nun heißt: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“, so ist diese Sünde bzw. Gesetzlosigkeit ein „Losgelöstsein“ vom „Gesetz des Geistes des Lebens“. Damit tritt anstelle des Lebens der Tod und anstelle des Schöpfersegens (1.Mo.1,28) der Fluch Satans. Das ist Gesetzlosigkeit, wenn jemand sich der Sünde wegen vom „Gesetz des Lebens“ loslöst. Damit können wir sagen: das Wesen der Sünde ist Fluch und Tod. Und genau darin liegt die Antisystematik, die sich gegen das System des Lebens wendet. Hieraus erkennen wir die ganze Feindseligkeit der Sünde gegen Gott. Die Sünde ist es, die allem Wirken Gottes entgegensteht. Durch das Teilhaben der ersten Menscheneltern an der Sünde, sind wir nun des Todes teilhaftig. Wir preisen Gott, daß dieser Tod für uns auf das Fleisch begrenzt ist. Den zweiten oder ewigen Tod brauchen wir nicht zu erleben. Christus der Herr hat uns daraus errettet (2.Kor.1,10).

Die gottlosen (gesetzlosen) Menschen verbleiben in ihrer Antisystematik und damit im zweiten Tod (Off.21,8). Dies geschieht, weil sie im Wesen der Sünde bleiben, um sich nicht retten zu lassen. Es ist nicht so, daß jene sich lediglich nicht haben retten lassen. Vielmehr liegt auf allen diesen die Schuld, daß Christus zwar für sie gesühnt hat, sie die Liebe Jesu aber durch Nichtannahme mit Füßen getreten haben (1.Joh.2,2 und Hebr.10,29). Die Würfel für Errettung und Verlorenheit der Menschen fallen auf der Erde und nicht im Jenseits der Ewigkeit. Die Bibel lehrt keine Erlösung und Errettung im Jenseits! Wäre das der Fall, hätte Gott in Seinem Wort gelogen. Auch sehen wir, wie groß der Stellenwert der freien Willensentscheidung Seiner Geschöpfe in den Augen des Herrn ist.

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Die abgefallenen Geister sündigen nicht nur, sondern sie sind vielmehr zum Inbegriff der Sünde geworden. Ein jeder von ihnen lebt in dem Wesen der Sünde und Gesetzlosigkeit. Da sie keine Nahrung mehr von Gott erhalten, haben sie die Sünde zu ihrer Nahrung gemacht. Das ist einer der Gründe, weshalb sie, wenn sie sich in Menschen befinden, diese beständig zur Sünde reizen: weil sie davon leben.

An dieser Stelle soll noch ein erklärender Einschub erfolgen. In Offb.18,2 wird von Babylon geredet, die „eine Behausung von Dämonen … und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes“ geworden ist. Bei Gewahrsam sagt die Fußnote „Gefängnis“. Das heißt, daß Menschen, von denen die Geister Besitz nehmen, ein Gefängnis für sie sind und daß sie an dieses „Haus“ gebunden sind.

Wenn sich Christus also wegen unserer Schuld „zur Sünde“ machen ließ (2.Kor.5,21), so hat ER Sich damit unter die Engel erniedrigt (Hebr.2,9). Die abgefallenen Geister geben sich der Sünde auch deshalb hin, um die letzten Tage in ihren Lüsten zu verbringen. Dabei liegt ihre Lust dort, wo dem lebendigen Gott am wirksamsten widerstanden werden kann. Daß sie sich dabei immer mehr Gericht aufhäufen, läßt ihre Herzen unberührt. Dem Höhepunkt des Wesens der Sünde steuern wir zeitlich entgegen. Dies wird sein, wenn der „Mensch der Sünde“ in der Person des Anti-christus geoffenbart wird, zu Beginn der 70.Jahrwoche (2Thess.2,3b). Bezeichnend ist in 2.Thess.2,7 auch der Ausdruck „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“, wissen wir doch, daß bei dem darauf folgenden Gericht Gottes die Menschheit bis auf den Überrest umkommen wird.

7. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit

Noch einmal müssen wir von 1.Joh.3,4b ausgehen, wo es heißt: „die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“. Zwar werden wir dieses Geheimnis im Leibe des Fleisches als Kinder des Lichtes

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nie ganz verstehen. Dennoch belehrt uns die Schrift darin ein ganzes Stück. Nach 2.Thess.2,6 ist es die Gemeinde „was zurückhält“ und im nächsten Vers 7 ist es der Heilige Geist „der, welcher zurückhält“, um das Geheimnis der Gesetzlosigkeit nicht aufbrechen zu lassen. Erst nach Vers 8, wenn „was“ und „der“ aus dem Weg sind (1. Wiederkommen Jesu), wird der Gesetzlose offenbar. Der Herr vernichtet ihn durch Seinen Hauch bei Seiner 2. Wiederkunft (Ankunft).

Eines steht fest: Solange die Gemeinde und der Heilige Geist auf Erden waren und sind, bleibt dieses Geheimnis verborgen. Es ist das Geheimnis der Sünde, welches die Menschen bis heute nicht kennen. Das heißt, was im tiefsten Grund Satans schlummert, wird alsdann durch den Geist des Antichristus auf Menschen übertragen. Gerade weil kein Gegenpol mehr auf der Erde besteht, erhält dieser furchtbare Geist freien Lauf. Dies ist ein Zeichen des Gerichtes Gottes über die Menschen

Die Menschen werden sich bis in die Familien hinein ohne Grund mörderisch hassen und demzufolge umbringen. Ja, noch mehr, sie werden eine enorm starke Lust (Mordlust) erhalten, der sich keiner entziehen kann. Das ist es, was mit anderen Worten in Offb.6,3-4 geschrieben steht: „daß sie einander schlachteten“. Dies gehört zum Gericht des „roten Reiters“. Auf der Erde hat es nie zuvor einen so starken Geist der Finsternis gegeben, der so an Menschen wirkt, daß sie unter Geistzwang morden und daran noch große Freude haben. In dieser Zeit wird alles erdenkliche Böse in Massen ablaufen. Die Welt ist dann ein einziges Irren- und Mörderhaus.

8. Wo liegt die Überwindung der Sünde?

Wir stellen über das Thema das Wort Gottes aus Joh. 16,33, wo es heißt: „Dieses habe ich zu euch geredet, auf daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid

gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ Auffallend ist, daß der Herr diese Worte noch vor Golgatha redet: „ich habe die Welt überwunden.“ Wir können die Aussage nur so verstehen, daß der Herr im Glauben und Wissen um das Kreuz diese Worte zu reden vermochte. Die Formulierung „in mir“ weist sogar auf die Zeit nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hin, von der wir in Joh.14,23b lesen: „und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Weiter heißt es: „auf daß ihr in mir Frieden habet.“ In Christus Frieden zu haben ist mit der Gotteskind-schaft verbunden. Zum Schluß sagt der Herr: „Ich habe die Welt überwunden.“ Mit der Überwindung der Welt mußte die Sünde überwunden werden. Wir wissen genau, daß dies für uns geschah, als ER ausrief: „es ist vollbracht!“ Da der Lohn der Sünde der Tod ist, hat der Herr auch den zunichte gemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel. „Der Stachel des Todes .. ist die Sünde“ (1 .Kor.15,56). So konnte Paulus sagen: „Verschlungen ist der Tod in Sieg“ (1.Kor.15,54). Dieser Sieg ist Sein Sterben am Kreuz. Der Überwinder der Sünde ist Christus Jesus. Einen anderen Überwinder gibt es nicht. Die Antisystematik wurde durch das System Gottes, Seine Liebe zu uns, besiegt. Die Überwinderkraft unseres Herrn geht so weit, daß auch wir, die wir IHM gehören, an Seiner Überwindung teilnehmen. Hierdurch werden selbst wir im Vorbilde Christi zu Überwindem der Sünde und der Welt. Die Geistesverbundenheit mit IHM bewirkt solches.

Wir wenden uns Uoh.4,4 zu, wo es heißt: „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist.“ Bei dem Wort „sie“ weist die Fußnote auf die falschen Propheten von V.1 hin. Nach dem Codex Sinaiticus heißt es: und ihr habt jene aus dem Kosmos besiegt. Das geht weiter als „falsche Propheten“. „Jene aus dem Kosmos“ erinnert uns an Eph.2,2;6,12! Ich bin überzeugt, daß die Geistesverbundenheit mit unserem Herrn weitergeht, als nur den Sieg über falsche Propheten zu

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haben. Das wäre mehr als kümmerlich. Es heißt doch, daß der, welcher in uns ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. Da sind doch jene Mächte angesprochen, von denen der Herr sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh.18,36).

Wenn also Gott in uns der Stärkere gegenüber den Beherrschern der Welt ist, überwinden wir durch „Christus in euch“ auch jeden Feind (Kol.1,27).

In 1.Joh.5,4 ist gesagt: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt“. Die neue Geburt beinhaltet also das Vorrecht, die Welt zu überwinden. Mit dieser Aussage werden zugleich die Verlorenen von dem großartigen Auftrag Gottes ausgenommen. Wie oft hat Satan sich bemüht, Licht und Finsternis zu vereinen. Gott aber hat zu Beginn dieser Schöpfung das Licht von der Finsternis getrennt (1.Mo.1,4). Wie könnten Herrlichkeit Gottes und Gehenna in einem Raum untergebracht werden? Wie der Apostel Paulus in 2.Kor.6,14-15 schreibt: „Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? und welche Übereinstimmung Christus mit Belial?“ Wenn in Gemeinden Christus und Belial „Gemeinschaft pflegen“, ist nicht der Herr, sondern der Mensch in der Schuld. Die Lichtseite hat nicht überwunden, hat nicht die Welt überwunden, wozu Gott uns gesetzt hat.

Die zweite Hälfte des obigen Verses (1 Joh.5,4) lautet: „und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“ In der ersten Vershälfte ist die göttliche Seite genannt, die neue Geburt in uns, welche die Welt überwindet; in der zweiten Vershälfte wird von unserem Glauben als der menschlich erforderlichen Seite zur Überwindung der Welt geredet. Beide Seiten sind im Kinde Gottes notwendig, um dem Herrn zu dienen, wenngleich wir wissen, daß auch der Glaube von Gott kommt.

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Die Uberwindung der Sünde, welche das Element der Welt ist, geschieht allein durch Christus und durch die Menschen, die in dem durch Christus gegebenen Glauben leben wollen und dürfen.

9. Was ist die Strafe für Sünde?

Wenn wir also wissen, daß der Lohn der Sünde der Tod ist, so ist offenbar, daß alle Menschen dem ewigen Gericht verfallen sind. Von einer bekannten Trickspielerei, wie es die Menschenmeinung der Allversöhnung ist, redet das Wort Gottes keinen Buchstaben. Ja, noch mehr, Gottes Wort widerspricht dieser Idee an vielen Stellen. (Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf „Wegweisungen für das Glaubensleben“, Heft 9, über die Allversöhnung). Über unsere menschliche Verlorenheit redet Gottes Wort in Röm.3,10-12, wo es heißt: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der Gott suche. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht e i n e r.“ So sieht Gott den Menschen nach dem Sündenfall, weshalb nur noch der ewige Tod im Feuersee unser Teil war.

Das heißt doch, daß in der „gesetzlosen Zeit“ das Gewissen der Menschen nicht ausreichte, um einen „Guten“ hervorzubringen. Des weiteren reichte die „Gesetzeszeit“ nicht aus, auch nur einen zu finden, der tauglich sei. Dann kam das Opfer Christi Jesu mit dem vorausgehenden Ruf des Wegbereiters, Johannes des Täufers, welcher lautet: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“ Alle, die sich nun durch das Blut des Herrn Jesus haben reinwaschen lassen (1.Joh.1,7), sind vom Todesurteil befreit. Das ist die beschriebene Lehre des Evangeliums, der frohen Botschaft, im Neuen Testament. Damit hat der Herr Jesus unser Gericht auf Sich genommen, weshalb ER Selbst in den Tod gehen mußte. Für das Gewicht der Sünde

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der Menschen mußte ein Gegengewicht gefunden werden, welches mehr wog als die Sündenlast der Menschen. Daher hätte sich für die Sühnung unserer Schuld weder ein Mensch noch ein Engel opfern können. Das Maß des Gewichtes wäre in jedem Fall zu gering gewesen. Da gab Gott Seinen geliebten Sohn. Für unseren Tod starb ER, weil ER in Gottes Augen weit mehr Gewicht gegen unsere Sünde hatte, als unser aller Sünde wog. Das sind göttliche Vergebungs-Prinzipien, die von Menschen nicht umgestoßen werden können. Darin hat der Herr das Gericht des Todes, das wir verdient hatten, auf Sich genommen; der Herr hat unser Gericht erduldet, damit wir frei ausgehen sollten. Das ist es, was der Prophet Jesaja in Kap.53,5 sagt: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“ Dieser unser zweiter Tod ist an IHM vollzogen worden (Ps.89,38-43).

Alle, die nun in der Zeit der Annehmung das wunderbare Opfer Jesu im Glauben nicht angenommen haben, stehen einmal vor dem Richter-Gott, welcher Augen hat wie Feuerflammen, ewiglich ohne Opfer und unversöhnt. Das Wort Gottes redet von „Heillosen“, die das Blut des Christus mit Füßen getreten haben. Es sind solche heillos, die nicht mehr geheilt werden können. Sie sind (los)gelöst von jeder Heilwerdung; die Bibel redet von Verlorenen. Diese Verlorenen sind dann auch verloren für alles Heil, darum heillos. Ihr heilloser Zustand gründet sich darauf, daß sie kein Opfer besitzen. Der Schreiber des Hebräer-Briefes sagt in Kap.6,8b: „und sein Ende ist die Verbrennung.“ Also ist die Strafe für die Sünde die im Wort Gottes vielfach angesprochene Strafe im Feuersee (Off.20,15). Gehenna ist damit das Ende der Sünde bzw. sündiger Geschöpfe. Da nützt auch keine irreale, vermeintliche Gottesliebe etwas. Denn ebenso, wie Gott Liebe ist, ist ER auch Gerechtigkeit. Niemals kann und wird ER Seine Liebe auf Kosten Seiner Gerechtigkeit erweisen, sonst hätte Gott in Seinem Wort gelogen. Das große Gewicht der unvergebenen Sünde wird allein nur durch das Gewicht der Gerechtigkeit Gehennas aufgewogen. Gehenna ist

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kein Ort, wo die Sünde „abgebüßt“ wird, sondern ein ewiger Ort des Strafvollzuges. Die gerechte Strafe Gottes für unvergebene Sünde ist damit der Feuersee. Weder Engel noch Menschen werden über den heiligen Willen Gottes befragt; der Herr Selbst weiß am besten, was Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit entspricht. Und genau diesen Seinen Willen hat ER in der Schrift verzeichnet.

NACHWORT

Dem Artikelschreiber ging es bei dem Thema primär darum, dem gläubigen Leser einen weitgehenden Blick dafür zu vermitteln, was Sünde wirklich ist. Denn es ist so wichtig zu wissen, wie Gott die Sünde sieht und beurteilt, aber auch behandelt. In jedem Fall wird der lebendige Gott die Sünde nicht anders behandeln, als ER dies im Wort hat niederschreiben lassen. Alles, was sich diesem Wort Gottes entgegenstellt, ist Lüge. Denn Gott allein ist die Wahrheit, niemals der Mensch oder gar Satan. Wir erkennen, daß wir von Natur aus sündige Menschen sind, wobei die Sünde nicht allein unseren Leib des Fleisches, sondern auch unser Gedankengut beeinflußt. Wer das nicht sieht oder zugibt, steht bereits unter der Wirkung von Dämonie. Die alleinige Richtschnur der Wahrheit ist darum die Heilige Schrift. Alle Meinungen und Auffassungen von Menschen, denen die Bibel widerspricht, sind falsch, mögen sie noch so fromm erscheinen.

Des weiteren sollte die Sünde so angesprochen werden, wie sie in Gottes Augen wirklich ist, damit wir wiederum erfassen, wie der Herr uns sieht. Eine Beschönigung von Sünden ist Lüge. Nicht umsonst hat der Sohn Gottes Sein Leben lassen müssen. Wiederholt habe ich mich gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, daß Gott wegen einer Handvoll Erretteter (im Vergleich zu den Milliarden Verlorener) jene unendlichen Opfer gebracht hat und die Vielen dem ewigen Feuersee überstellen muß. Wäre es nicht besser gewesen, die Engel und Menschen nicht zu schaffen und

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die himmlische Ordnung nicht zu stören? Das aber sind rein menschliche Gedanken, und Gott hat mit den Erlösten weit höhere Ziele in den Ewigkeiten der Ewigkeiten, als wir zu denken vermögen. (Hier sei auf „Wegweisungen für das Glaubensleben“, Heft 2, hingewiesen.)

Wir erklären deshalb aber auch die Sünde zum Ruin und Untergang Seiner Geschöpfe. Sünde ist offene und geheime Zerstörung des Werkes Gottes. Niemand kommt ohne Hilfe des Herrn aus dem Zwang der Gebundenheit von Sünde heraus. Als Satan den Weg der Antisystematik einschlug, da wußte er noch nicht um die Macht der Sünde. Die verlorenen Menschen wissen heute nichts von der Macht Gehennas, weil sie die Auswirkungen der Sünde nicht kennen. So bitter der Feuersee für die Betreffenden ist, dahinter steht die stärkere Macht der Gerechtigkeit Gottes im ewigen Strafvollzug.

Wenn wir also die Abhandlung „Die Sünde“ gelesen haben, so empfinden wir etwas wie Schauder vor der Sünde, vor jener unerbittlichen Härte, die darin liegt und die Ursache für den Tod unseres Herrn war. „Die Sünde gebiert den Tod“ (Jak. 1,15). Jeder von uns ist mitschuldig, weil auch wir der Sünde gedient haben. Die Fruchtbildung der Sünde ist hart, wie wir bei der Sünde Israels in 1.Sam.12,19 lesen: „Denn zu allen unseren Sünden haben wir das Böse hinzugefügt …“ Oder wie es in Jes.59,4b heißt: „man ist schwanger mit Mühsal und gebiert Unheil.“ Eine Sünde gebiert die andere, welches das Wesen der Antisystematik ist. Es bleibt uns nur noch übrig, dem Herrn für Seine Liebe und Gnade gegen uns zu danken.

„Welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“

Rö.4,25

II

ANHANG

Nachdem in dieser Auslegung „die Sünde“ näher behandelt wurde, ward ich innerlich beständig daran erinnert, noch einen Anhang über

die Reinigung von Sünden und die Vergebung von Sünden

zu bringen. Der tiefere Anlaß ist die absolute Unwissenheit unter den Kindern Gottes; es wird kein Unterschied zwischen Reinigung und Vergebung gemacht, obgleich die Heilige Schrift im Alten und Neuen Testament ausdrücklich darüber redet. Die große Not liegt insbesondere dort, wo die Reinigung einfach weggelassen wird und alles als zur Vergebung gehörend behandelt wird. Die Bibel, welche Gottes Wort ist, redet in dieser Frage aber nicht umsonst. Normalerweise gehören Reinigung und Vergebung zeitlich zusammen. Der unheilige Zustand muß bereits in der Urgemeinde bestanden haben, sonst hätte der Apostel Jakobus in Kap.4,8 nicht schreiben müssen: „reiniget die Herzen, ihr Wankelmütigen.“ Eine Mitteilung, die aus der gleichen Zeit stammt, finden wir auch in Apg.15,9, wo es heißt: „indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte.“ Wie dem auch sei, die Verunreinigung der Herzen, von der Jakobus spricht, bedurfte der Reinigung. Als Ursache für den inneren Schaden wird der fehlende Glaube jener Menschen genannt. Damals wie heute treten dergestaltige Schäden an den Seinen wegen Mangel an Erkenntnis des Wortes Gottes auf. Die Schadensrichtung mag von der Herkömmlichkeit sehr verschieden sein. Unheilige Gläubige beten in solchen Fällen: „lieber Herr Jesus, vergib mir meine Wankelmütigkeit – Amen.“ Geschwister, hier haben wir ein Beispiel von Millionen unter den Erretteten, wie die gottgewollte Reinigung ausbleibt. Es wird versucht, Reinigung von Sünden einfach durch Vergebung von Sünden zu ersetzen. Solche Leute sollen nicht denken, daß sie aus ihrer

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bösen Neigung zur Wankelmütigkeit herauskommen. Ihr Wandel ist doch geradezu gegen das Wort Gottes gerichtet. Geistliche Liederlichkeit und Faulheit sind die Ursachen ihrer Sünde der Wankelmütigkeit. Der Apostel Paulus spricht diesen furchtbaren Zustand in seinem Brief an die Korinther an, welche Wankelmütige waren (2.Kor. 1,18-20). Über diese Sünde hat nach der Lehre der Schrift Buße getan zu werden, welche Reinigung ist. In der Gemeinde Jesu hat die biblische Buße des Einzelnen immer mehr an Bedeutung verloren. Es war nicht umsonst, daß Gott „also auch den Nationen die Buße gegeben“ hatte (Apg.11,18). So ist es der Wille Gottes, „daß sie alle allenthalben Buße tun sollen“ (Apg. 17,30).

Durch die Vernachlässigung der Buße in der Gnadenzeit ist der Gemeinde ein Hilfsmittel verlorengegangen, um geistlichen Reichtum zu erlangen. Gläubige, welche meinen, sie hätten solche Sünden nicht, die eine Buße erfordern, sind geistlich die Ärmsten der Armen. Zugleich sind es jene, die das geistliche Niveau der Gemeinde des Herrn weltweit nach unten drük-ken. Die Buße ist der geistliche Vorlauf für eine gottgegebene Vergebung. So wie durch Johannes den Täufer die Buße zu verkündigen war, so durch Christus die Vergebung. Die echte, tiefe Buße schafft einen ungeheuerlichen Freiraum nach Leib, Geist und Seele. Wir bedauern jedes Kind Gottes, welches diese Freimachung nicht kennt. Selbst die Verheißung in Joh.8,32: „und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“, erfüllt sich in der Buße. Wer die Wahrheit der Befreiung durch Buße nicht kennt, ist ein Hindernis im Reiche Gottes. Denn nach aufrichtiger Buße folgen zumeist auffällige geistliche Segnungen des Herrn. Damit ist die Reinigung in der tiefen Buße eine Frage der Liebe zu unserem Herrn. Was könnte es anders als Stolz und Hochmut sein, wenn die Kinder des Lichtes nicht Buße tun? Unter Buße versteht die Schrift im Neuen Testament: sich demütigen, die Sünden beklagen – was bis zum Weinen vordem Herrn gehen kann – die Eigenverurteilurhj, die Bitte um Frucht aus dieser Buße, um durch erbetene Hör zensveränderung die Segnungen vom Herrn zu empfangen.

Die neutestamentliche Buße hat nichts mit „abbüßen“ zu tun. Wir alle wissen, daß der Eine unserer Schuld und Sünde wegen am Kreuz in dieser Art „büßen“ mußte. Solches Büßen hängt mit „Werk“ zusammen. In der Zeit, in der wir unsere Rechtfertigung aus Glauben haben, können und dürfen wir IHM nicht das alttestamentliche Werk anbieten. Israel hat bald 2000 Jahre versucht, durch Werksgerechtigkeit Gott zu gefallen. Doch ist es ihnen nicht gelungen. In Hebr.7,18-19 wird von der Nutzlosigkeit des Gebots geredet und davon, daß das Gesetz nichts zur Vollendung gebracht hat. Wir wissen auch, daß das Gesetz die Rechtfertigung aus Werk vorstellt.

Was sollte eigentlich die vermeintliche „gottgegebene Vergebung“ ohne vorherige Reinigung? Würde Gott Sünden vergeben wollen, die einer vorherigen Buße bedürfen, welche aber nicht gebracht wird, so müßte der Herr diese Sünden ja anerkennen. Dies tut er aber nicht. Die Reinigung ist doch die vorlaufende Beseitigung der Schuld durch Gesinnungsveränderung vor Gott. Dann kann und will der Herr vergeben. Wird jedoch versucht, die Sünden nur auf dem Wege der Vergebung (ohne Reinigung) zu behandeln, als Bitte um „Entschuldigung“, nimmt es uns nicht Wunder, wenn viele Schuld nicht vergeben ist und die Leibesgemeinde an geistlicher Substanz verliert. Wie einfach ist doch Gottes Wort, und wie schwer machen wir dem Herrn die Vergebung. Es ist überhaupt erstaunlich, mit welch einer Geduld der treue Herr die Belange der Seinen behandelt.

1. Sünde und Greuel

Bei diesem Thema geht es nicht um Besserwisserei, wohl aber um das Wort Gottes. Nicht der Mensch ist der Autor der Heiligen Schrift, sondern der Herr. Jedes Kind Gottes sollte sich mit der Frage beschäftigen, weshalb Gott nicht alle Gesetzlosigkeit unter dem Begriff der Sünde einheitlich zusam-

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menfaßt, sondern von Greuel spricht, worin auch eine Steigerung von Schuld ausgedrückt wird. Der Herr möge uns vor jeder Oberflächlichkeit im Umgang mit Seinem Wort bewahren. Gewiß gibt es diese Greuel heute nicht mehr in der Gleichheit mit dem Gesetz verbunden. Wir lesen z.B. in 3.Mo. 19,27, daß der Rand des Haupthaares nicht rund geschoren werden durfte (Tonsur). Diese Weisung war aufgeführt unter Greuelsünden wie Wahrsagerei und Zauberei. Lesen wir hier nur u.a. 5.Mo.18,10-12! Sehr zu beachten ist dabei die Reinigung von der Greuelsünde; es besteht ein großer Unterschied zur Reinigung von allgemeinen Sünden. Wie oft haben Errettete uns bezeugt, daß sie ihre Greuelsünden oft und wiederholt dem Herrn bekannt hatten, an den Folgen hatte sich bei ihnen aber nie etwas geändert. Auf der Greuelsünde liegt zu allermeist noch ein besonderer Fluch. So schwer wie der Greuel vor Gott wiegt, so schwer ist er auch wieder zu entfernen. Das ist der Grund, weshalb der Herr Sünde und Greuelsünde getrennt hat.

2. Die Reinigung von Sünden

Bei diesen Auslegungen ist daran gedacht, in kurzer Form lediglich auf die Lehre des Neuen Testaments einzugehen. Der Ausgangspunkt ist 2.Kor.7,1: „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“ Der Brief ist, wie wir erkennen, an Gläubige geschrieben, die aufgefordert werden, sich selbst zu reinigen.

Ganz anders ist es, wenn die Ungläubigen zu Jesus kommen und die Reinigung nach 1.Joh.1,7 „das Blut reinigt uns von aller Sünde“ in Anspruch nehmen. Die Selbstreinigung hingegen ist die den Kindern Gottes im Neuen Testament auferlegte Reinigung, denn die Ungläubigen vermögen das nicht.

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Ihnen fehlt diese Grundreinigung von Joh.13,10, wo es heißt: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“. Weil die Füße der Berührungspunkt mit der Erde sind, bedürfen wir in allen Erdverbundenheiten der Reinigung von Sünden. Bei denen, die gebadet sind, redet die Schrift von „Befleckung“, wenn sie sich durch Sünde wieder verunreinigen. Die Bibel spricht nur von der Reinigung des Fleisches und des Geistes, nicht aber von der Reinigung der Seele. Die biblische Erklärung liegt darin, daß dann, wenn ein Sünder sich von der Schuld des Fleisches und des Geistes reinigt, die Seele automatisch rein wird. Der Vorgang der Reinigung von Sünden verläuft analog zum Schöpfungsvorgang von 1.Mo.2,7. Als der Leib (das Fleisch) und der Geist (Geist des Menschen) gegeben wurden, entstand automatisch die dritte Wesenheit: die Seele. Den gleichen Vorgang wie bei der Schöpfung finden wir bei der Sündenreinigung. Eine spezielle Reinigung der Seele lehrt die Heilige Schrift nicht. Es gibt überhaupt nur eine Stelle im Wort, wo von Reinigung der Seele geredet wird. Wir lesen dies in 1.Petr.1,22, wo es heißt: „Da ihr eure Seelen gereinigt habt…“ Hier ist aber zu erwähnen, daß diese Reinigung der Seelen nichts anderes ist als das, was wir bereits hörten: Reinigung des Fleisches und des Geistes!

Diese Reinigung in der Verurteilung der Sünde und der gesinnungsverändernden Buße muß also die vorlaufende Maßnahme sein, damit der Herr die Vergebung schenkt.

3. Die Vergebung von Sünden

Vom Grundsatz her ist das doch eine ungeheure Sache: Sünden zu vergeben. Für uns Menschen ist es das einzige Mittel, die Schuld der Sünde wieder loszuwerden. Über den Preis und den Vorgang wurde in der Auslegung bereits gesprochen. Wir nehmen als Ausgangspunkt das Wort in

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Kol.1,14, wo es heißt: „in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden„. Diese Vergebung ist allein Sache und Seite Gottes mit uns Menschen. Die Abwicklung geschieht nach der Ordnung Gottes, als Basis gilt Golgatha. Außerhalb des Gottes-Opfers in der Gnadenzeit gibt es keine Vergebung, insbesondere nicht durch Werk. Der Sünder hat mit seiner ganzen Schuld zum Sünder-Heiland zu kommen. Dort ist die Last der Sünde zu bekennen und zu verurteilen, aber auch an den Herrn auszuliefern. Die Grundlage der menschlichen Seite ist der Glaube des Einzelnen. Des weiteren hat der Sünder Gott zu vertrauen, daß der Herr ihm die ganze Schuld vergeben will. Darum muß die Vergebungswilligkeit Gottes geglaubt werden. Nicht umsonst hat der Herr Jesus ausgerufen: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen“ (Matth.11,28). Die Ursache der Mühsal ist die Sünde, die Ursache für das Beladensein die Last der Schuld. Darum muß vorher das Bekenntnis der Schuld zur Reinigung vorliegen, damit der Herr dann die Vergebung aussprechen kann. In obigem Wort von Kol.1,14 ist die „Erlösung“ der „Vergebung“ gleichgestellt. Das heißt, Erlösung hängt mit dem Preis des Loskaufes zusammen. Wenn das geschieht, findet auch die Vergebung statt.

Eine Vergebung von Gott ist so vollkommen, wie wenn wir nie gesündigt hätten. Bezeugt nicht der Prophet Jesaja in Kap.38,17: „denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen“? Sogar der Prophet Micha sieht im Blick auf den Christus und Seine große Vergebung das Ende der Schuld: „und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen“ (Mi.7,19). Das sind unzugängliche Tiefen für alle Seine Geschöpfe. Und der Herr Selbst redet in Hebr.8,12: „Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.“ Gott will über die vergebenen Sünden nie mehr nachdenken. (Hierzu auch Hebr.10,17; Jes.43,25 und Jer.31,34b).

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4. Vergebung und Reinigung nach 1.Joh.1,9

Wenn wir den Vers in 1.Joh.1,9 lesen, fällt uns auf, daß die Vergebung Gottes vor der Reinigung steht. Das hat seine besondere Bewandtnis darin, daß es sich nicht um die Reinigung handelt, welche wir zu vollziehen haben, sondern die der Herr Selbst vornimmt. Deshalb lesen wir: „und uns reinigt“. Wir haben inzwischen gelernt, daß es Reinigung gibt, die wir zu vollziehen haben und Reinigung, die der Herr bewirkt. Darum ist es der Wille des Herrn, daß wir täglich im Worte Gottes arbeiten. Je mehr wir aufnehmen, desto genauer vermögen wir dann dem Herrn zu dienen. Erfreue dich aber deines Gottes, DER alle Segnungen auch in deine Hände gelegt hat.

SCHLUSSWORT

Nachdem wir die Abhandlungen bis hierher gelesen haben, kommen wir zwangsläufig zur Feststellung, daß „Sünde“ eine ganz furchtbare Wirkung auf die Geschöpfe Gottes hat. Nicht allein auf Engel und Menschen, sondern (wie in Rö.8,19-22 geschrieben steht) auf die „ganze Schöpfung“, welche seufzt. Das größte Massen-Vernichtungsmittel der Menschheit ist die Sünde. Wie so groß ist doch das Werk des Herrn am Kreuz, wo ER die Sünden der ganzen Welt gesühnt hat (1.Joh.2,2). Und wie wenige lassen sich vom Todesfluch der Sünde befreien. Gleichgültigkeit genügt, um sich nicht retten zu lassen. Doch wie endlos groß sind die Folgen in der Ewigkeit. Es ist das Ziel unseres Retter-Gottes, daß wir uns von Seiner Liebe so erfüllen lassen, daß wir die Rettungs-Botschaft an verlorene Menschen weitergeben. Letztlich ist es doch der Ausdruck Seiner Liebe, wenn der Sünder nicht in der Verlorenheit bleiben und untergehen soll. Erfreuen wir uns doch daran, daß Seine Liebe nicht vergeht (1 .Kor.13,8). Um dieser Seiner Liebe auch nur ein wenig gerecht zu werden, muß die Gesinnung Jesu in uns sein

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(Phil.2,5). Was ist es eigentlich, daß wir Erretteten nur schwerlichst Seine Gesinnung annehmen? Die Verantwortung dafür liegt doch allein auf unserer Seite. Es ist letztlich die Frage, ob wir die Gesinnung Jesu überhaupt wollen – oder auch nicht. Durch die Annahme Seiner Gesinnung wird den allgemeinen Sünden weitgehend widerstanden. Die Gesinnung Jesu sehen wir in Sonderheit bei Zachäus in Luk.19. Es ist ein Bild der Einkehr Jesu in unsere Herzen. Der Herr sagt: „denn heute muß ich in deinem Hause bleiben.“ Wenn der Herr in unsere Herzen kommt, „bleibt“ ER auch. Die Einkehr Jesu in sein Haus bewirkte eine tiefe Gesinnungsänderung in Zachäus, so daß er in V.8 sagt: „Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfältig.“ Geschwister, das ist „Reinigung“ nach dem Wort Gottes im Alten Testament und im Neuen Testament! Nach dieser Reinigung des Zachäus konnte der Herr ihm die Vergebung zusprechen, wie ER in V.9 sagt: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren“. Ohne Vergebung gibt es kein Heil, wie es auch ohne Reinigung keine Vergebung gibt.

Es bleibt nun für uns die Frage bestehen, ob wir durch die Einkehr des Herrn in unsere Herzen die Gesinnung Christi Jesu angenommen haben. Die Gesinnung Jesu ist Sein Wesen. Was aber mag die Ursache dafür sein, daß Sein Wesen noch nicht das deine geworden ist? Die Gemeinschaft des Herrn mit Zachäus hatte solche reinigende Wirkung, weil er die Gesinnung des Herrn liebte. Wie lange wollen wir den Herrn Jesus noch warten lassen, bis auch wir Seine Gesinnung angenommen haben? Es wäre bitter, wenn wir uns mehr lieben würden als unseren Herrn, der alles für uns getan hat; und wir wissen genau, was Sünde ist.

„Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ (Jak.4,17).

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautwerber

 Erbauliches –

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge

Heft 7: Die Handauflegung

nach der Heiligen Schrift (in Vorbereitung)

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat: unser Glaube

Heft 9: Die Allversöhnungs-Lehre

Heft 10: Auslegung von Hiob 29,1-20

 Wortlehre –

Heft 11: Die Sünde

Werner Bergmann Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann

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Auslegung von Hiob 29,1-20 (Heft 10)

Bevor wir zum Thema übergehen, sollen gewisse Grundlagen vorab aufgezeigt werden, die uns das Verständnis der biblischen Weissagungen eröffnen.

1.) In Jes.14,4 wird vom König von Babel ausgegangen, aber ab Vers 12 wird nur noch von Satan geschrieben. Wir haben es hier mit einem Wesenszug der Weissagung zu tun. 2.) In Hes.28,1+12 wird vom Fürsten (König) von Tyrus ausgegangen, aber vom gleichen Vers 12 an wird nur noch vom Satan geschrieben. Es ist ein Wesenszug der Weissagung. 3.) In Hiob 29 wird von Hiob ausgegangen, aber die interne Geschichte des Herrn Jesus behandelt, was einen tieferen Wesenszug der Weissagung darstellt.

Die Persönlichkeitserklärung Jesu

Es ist nicht leicht, etwas über die Person Gottes zu sagen, was Seine verborgenen Wesenszüge erklären soll. Mit des Herrn Hilfe wollen wir solches versuchen, um dem interessierten Leser Hilfe zu sein. Gott kann sowohl nach Seiner Person als auch nach Seiner Stellung und Funktion angesprochen oder verstanden werden. Da die Bibel dies kennt und tut, liegen wir richtig, wenn wir uns der schriftgemäßen Aussagen bedienen. Personifiziert haben wir in der Trinität Vater, Sohn und Heiligen Geist. Der Vater ist der Inhaber aller Macht und des Lebens. Bevor der Vater den Sohn zum Erben aller Dinge machte (Hebr.1,2), hatte der Vater alles das in Seiner Hand. Hierzu gehört auch alle dem Sohn gegebene Gewalt im Himmel und auf Erden (Matth.28,18). Der Vater hatte Leben in Sich Selbst und hat „auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst" (Joh.5,26). Weiter hat ER (der Vater) IHM (dem Sohn) Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten (Joh.5,27). Als Erbe aller Dinge hat der Sohn alles in Seine Hände bekommen. Obgleich ER der Sohn Gottes war, wurde ER Seiner Fleischwer-dung wegen der Sohn des Menschen. Weil IHM alles Gericht

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übergeben ist, kommt ER als Richter. Weil ER im Millennium über das Königreich herrscht, ist ER auch König. Weil ER die Erde erschaffen hat, ist ER der Schöpfer (Kol.1,16). Weil ER für uns an das Kreuz gegangen ist, wurde ER der Erretter.

Über den Heiligen Geist kann gesagt werden, daß ER der Tröster ist, weil ER uns tröstet. Weil ER uns in die Wahrheit führt, ist ER der Geist der Wahrheit. Gläubige, die mit der Stellung und der Funktion der Personen innerhalb der Gottheit nicht zurechtkommen, reden dann schnell unrichtige Dinge. Zum Beispiel wird gesagt, der Vater habe den Sohn am Kreuz verlassen. Das ist absolut unwahr.

1.) Es steht geschrieben: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Matth.27,46) Es steht nicht geschrieben: Mein Vater, mein Vater, warum hast du mich verlassen?

2.) Es steht geschrieben: „Denn der Vater richtet auch niemand" (Joh.5,22). Das Verlassen des Sohnes in Seiner ärgsten Stunde wäre vom Vater her Gericht gewesen.

3.) Der gerichtsübende Gott, nicht der Vater, hat den Sohn ins Gericht gebracht, weil der Christus unsere Sünden auf Sich nahm (Ps.89,38). Der Vater kann nicht den Sohn senden, und IHN dann zusammenschlagen. Das geht nicht, denn das wäre Falschheit. Deshalb lesen wir schon im Schattenbild Golgathas von Abraham und Isaak: „sie gingen beide miteinander." Der Weg des Sohnes war auch der Weg des Vaters.

Auch wenn Sein irdischer Name „Jesus" ist, war ER immer schon der Sohn Gottes. Seine Fleischwerdung hängt mit dem Titel „Sohn des Menschen" zusammen. Seine Erniedrigung ins Fleisch mit allen Leiden und dem Sterben befähigte IHN nach des Vaters Willen, das neue, himmlische Geschlecht der Familie Gottes zu gründen. Christus ist damit die Hoffnung des Vaters.

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Der Vater wird IHN als den zweiten Adam vom Himmel in die Erbschaft Gottes einführen. Mit IHM sind wir das „geistliche Geschlecht des neuen Menschen".

Die Mitteilung Hiobs zeugt darum im Wechselspiel der Weissagung zum Teil von Hiobs Leben, im wesentlichen aber steht der herrliche Name Jesus im Mittelpunkt des Kapitels. Auch die historischen Zusammenhänge Seiner Gottessohnschaft finden wir in dieser Weissagung enthalten – selbst den Anfang vor der Fleischwerdung Jesu.

Aus diesem Grunde soll nicht der Weg Hiobs, sondern der Weg des fleischgewordenen Wortes der Gegenstand unserer Auslegung sein. Auch ist daran gedacht, bei der Auslegung selbst versweise vorzugehen.

Exegese von Hiob 29,1-20

Vers 1: Wie bereits im Vorwort erwähnt, ist der „Spruch" Hiobs eine Weissagung. Denn inhaltlich ist Hiob nie der Autor dieses Kapitels. Auch bleibt die Frage offen, ob und inwieweit Hiob selbst diese Schau verstanden hat. Der Sinn der Wortformulierungen ist weit verborgener als bei manchen Leidensankündigungen über den Christus in den Psalmen Davids. Daher wird es für etliche der Geschwister schwerer, den Ausführungen so zu folgen, wie wir es bislang kennen. Der vorgegebene Text ist eben nicht leicht.

Vers 2: „O daß ich wäre wie in den Monden der Vorzeit, wie in den Tagen, da Gott mich bewahrte." Gehen wir davon aus, daß Hiob diesen Ausspruch wegen seiner Krankheit tat, so waren die Leiden unseres Herrn weit, weit schlimmer, welcher der ganzen Welt Sünden trug. Hiob war weder von Gott noch von seinen Freunden verlassen (denn sie kamen zu ihm, wenn-

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gleich ihr Trost mehr Anklage war, und Hiob in Kap.16,2 sagen muß: „leidige Tröster seid ihr alle!") Aber unser Herr mußte erleben: „Da verließen ihn die Jünger alle und flohen" (Matth.26,56). Und nach Matth.27,46 hatte Gott IHN verlassen. Hiob sehnte sich zurück nach den Tagen, da Gott ihn bewahrte. Wer von uns würde dies in ähnlicher Situation nicht auch tun? Hiob brauchte in seiner Not nicht zu sterben, wohl aber unser Herr. Es war immer noch ein gewaltiger Unterschied zwischen den beiden von Jak.5,11. Rief doch der Herr in Seiner Todesnot, in Seiner Schwachheit als Mensch, aus: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst" (Matth.26,39). Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, was es als Mensch bedeutet, die Sünden der ganzen Welt auf sich zu nehmen (Uoh.2,2)? Mit der Last aller Milliarden Menschen, die über die Erde gegangen sind, beladen und so „zur Sünde gemacht" zu werden (2.Kor.5,21)? Auf die „Monde der Vorzeit" wird in der folgenden Behandlung der Verse 3 und 4 eingegangen.

Vers 3: „als seine Leuchte über meinem Haupte schien, und ich bei seinem Lichte durch die Finsternis wandelte."

Die in Vers 2 angesprochene Bewahrung durch Gott wird nun hier in Vers 3 weiter beschrieben: „als seine Leuchte über meinem Haupte schien." Diese Einzelheiten auf den Hiob zu deuten, ist nicht schwer. Was aber ist, wenn wir diesen Aussagen die Worte des Anfanges von Vers 2 voranstellen: „O daß ich wäre wie in den Monden der Vorzeit"? Also redet Hiob von seiner Bewahrung durch Gott (Vers 2), aber auch von Gottes Leuchte über seinem Haupt und seinem Wandel durch die Finsternis (Vers 3) unter der Vorgabe der „Monde der Vorzeit". Hiob redet von den Monden der Vorzeit, was nach I.Mose 1,16 sein kann, als Gott den Mond geschaffen hatte. Also redet Hiob über einen Zeitpunkt von Jahrtausenden vor seiner Menschwerdung. Das heißt doch, daß seine Bewahrung, Gottes Leuchte und die herrschende Finsternis für ihn nicht allein spermatisch zu sehen ist, sondern im Ur-Ur-Keim erfolgte. Dieser Ur-Zeugungsvorgang

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rechtfertigt dabei den Begriff „wandelte". Wie aber kann eine solche Aussage auf den Herrn Jesus gedeutet werden? Zuerst sollen ein paar Begriffe beschrieben werden, weil ansonsten der Artikel nicht verstanden wird.

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft bei Gott

Den Ablauf von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt es bei Gott in der Ewigkeit nicht. Diese drei Zeitfolgen gibt es nur in der Materie, und zwar dort, wo nicht Ewigkeit, sondern Zeit regiert. Bei Gott in der Ewigkeit gibt es allein nur Gegenwart. Für die Vergangenheit bei uns zählt in der Ewigkeit „geschehnisabgelaufene" Gegenwart. Für die Dinge der Zukunft bei uns zählt in der Ewigkeit die „geschehniskommende" Gegenwart. Hierdurch ist es Gott kein Problem, die Vorgänge aus den An-nalen der Vergangenheit, wie auch die der kommenden Zeiten, in Seiner Gegenwart der Ewigkeit sofort zu erkennen. Zwar befindet sich der Ablauf „Zeit" im Geschehen der Ewigkeit eingebettet, doch gibt es keinen Umrechnungsfaktor, um Ewigkeiten in Zeitabläufen darzustellen und auszudrücken.

Das den Herrn Jesus Betreffende

Die Fleischwerdung Gottes im Sohne ist ein Geheimnis, welches zwar seit ca. 2000 Jahren geoffenbart worden ist, jedoch bleibt die göttliche Wegbegehung und Rettungsabsicht in dieser Weise auch jetzt noch ein Geheimnis für uns.

In den Ewigkeiten muß es im Himmel Gespräche gegeben haben, in deren Verlauf es innerhalb der Trinität zum Thema der Fleischwerdung des Gottessohnes gekommen ist. Die Folge davon ist ein „Beschluß" der Gottheit, wovon wir in Ps.2,7 lesen: „Vom Beschluß will ich erzählen: Jehova hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt."

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Wir wissen, daß Hiob infolge tiefster Prüfungen seiner Krankheitsnot die Worte der Verse 2 und 3 geredet hat. Verglichen mit der Leidensprüfung unseres Herrn, hatte der Herr Jesus eine weit, weit schwerere Prüfung am Kreuz zu durchstehen. Auch Seine Gedanken führten IHN zurück zu den in Vers 2 beschriebenen Tagen: „wie in den Tagen, da Gott mich bewahrte", sowie zu Vers 3, „als seine (des Vaters) Leuchte über meinem (des Sohnes) Haupte schien". Die in Vers 2 benannten Monde der Vorzeit waren beim Herrn Seine Zeit in der Ewigkeit: Die Zeugung des Sohnes des Menschen nach Psalm 2,7 war zwar erfolgt, doch war sie noch verborgen (in Finsternis). Denn der Herr hatte noch keinen Leib aus Fleisch und Blut (Vers 3).

Wie oben ausgeführt, gibt es in der Ewigkeit nur Gegenwart. Infolge des zunächst vorhandenen Beschlusses, war die Leuchte des Vaters über dem Haupte des Gottessohnes. Was aber Seine Fleischwerdung in der „geschehniskommenden Gegenwart" betraf, die sich ja noch nicht vollzogen hatte, wandelte ER „bei seinem Lichte (als Sohn des Menschen) durch die Finsternis". Das Licht Seiner Existenz im Fleische war noch nicht da.

Vers 4: „wie ich war in den Tagen meiner Reife, als das Vertrauen Gottes über meinem Zelte waltete." Bei der Anwendung der Worte Gottes auf den Herrn werden zwei historische Zeitpunkte offenbar: der Ablauf der Reife in Seinem Erdenleben und jener in der Ewigkeit.

a) Was Sein Erdenleben betrifft, so begann ER Seinen Dienst mit 30 Jahren (Luk.3,23). Bis dahin dauerte die (Aus)reife. In der Fußnote für „Reife" steht: „meines Herbstes". Der Herbst ist die Erntezeit, wo die Frucht nach dreieinhalbjähriger Wirkungszeit eingebracht wurde. Das Fest der Garbe der Erstlinge (Ostern), welches das dritte Fest war, weist im Alten Testament auf Christus hin. Das Kennzeichen war die „Erstlingsgarbe". Für uns im Neuen Testament bedeutet Sein Opferdienst Frucht. Als der Sohn des Menschen bedurfte ER jener 30 Jahre der Ausreife.

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b) Was Seine Reife in der Ewigkeit betrifft, welcher Zeitpunkt nach dem erfolgten Beschluß der Gottheit eintrat, so regierte das Vertrauen des Gottessohnes auf Seinen Gott. In der Fußnote steht für Vertrauen: „die vertraute Mitteilung", was eindeutig auf den Beschluß hinweist. Die himmlische Reifezeit wurde beendet, wie geschrieben steht: „als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn" (Gal.4,4).

Noch einmal gehen wir in den Vers 2: „O daß ich wäre … (Vers 4) wie ich war … als das Vertrauen Gottes über meinem Zelte waltete." Zelt und Hütte sind biblische Ausdrücke, die zugleich einen zeitlichen Zustand beinhalten. Damit weisen aber Zelt und Hütte auf den vergänglichen Leib des Herrn Jesus hin. Sein Hiersein war kurz, denn „er wurde abgeschnitten aus dem Lande der Lebendigen" (Jes.53,8). Damit entspricht die Länge Seines irdischen Lebens der Lebensdauer eines Zeltes. Und doch waltete das ganze Vertrauen des Vaters über Seinem irdischen Leben. War ER doch der einzige geliebte Sohn, an dem der Vater „Wohlgefallen gefunden" hatte (Matth.17,5). Auch dann, wenn der Herr nur ein kurzes irdisches Leben besaß, war Seine Hütte (Zelt) doch nicht mit der des Mose oder Elia zu vergleichen (Matth. 17,4). Das Sehnen des Herrn aber ging in den Tagen Seiner Leiden im Fleische zum vollen Vertrauen auf Gott. Wir glauben nicht, daß dieses Vertrauen zerstört oder geschmälert wurde, als ER von Gott verlassen und in das furchtbare Gericht geführt wurde, wie es in Jes.53,10 heißt: „Doch Jehova gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen."

Der Herr im Gericht Gottes

Denken wir immer daran, daß der treue Herr „unser Gericht" auf Sich nahm. An dieser Stelle müssen wir fragen: welches uns betreffende Gericht nahm ER auf Sich? Nahm ER unser Gericht des leiblichen Todes auf Sich? NEIN! Denn der Lohn der Sünde (Erbsünde) ist der Tod (Rom.6,23). Sobald wir leiblich gestorben

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sind, ist der Lohn der (Erb)sünde beglichen. Der Herr nahm unseren zweiten Tod, den Tod Gehennas, auf Sich, weshalb wir, die Erretteten, den ewigen Tod nicht mehr schmecken müssen. War der Herr in Gehenna, um unsere Sündenschuld dort zu sühnen? NEIN! ER war in den drei Stunden von Matth.27,45 nach Leib, Geist und Seele den Feinden ausgeliefert. Vorher war ER den Menschen-Feinden übergeben worden; jetzt aber wurde ER den Mächten der Bosheit (den Dämonen) überstellt, welche die eigentlichen Mörder des Herrn waren. Die Menschen waren nur die Erfüllungsgehilfen Satans. Denken wir an Ps.22, wo es in Vers 12 heißt: „Viele (Fußnote: große, mächtige) Far-ren haben mich umgeben, Stiere von Basan mich umringt." Die Rinder von Basan waren bekanntlich die größten der damaligen Zeit. Es ist ein Bild von den stärksten und mächtigsten Dämonen. Als reißende und brüllende Löwen haben sie sich auf den Herrn Jesus gestürzt. In drei Stunden hatten sie den Sündlosen zu Tode gebracht. Hast du deinem Erlöser immer wieder den Dank gebracht, der IHM gebührt? Verstehst du auch, daß ER von Gott in dieser so argen Lage verlassen werden mußte? Hätte Gott IHN nicht verlassen, dann hätte Gott „eingreifen" müssen. Dann wären alle Dämonen und alle Menschen dem Feuersee überstellt worden. Unsere Rettungsgnade wäre dahin gewesen. Verstehen wir jetzt etwas von der Gerechtigkeit Gottes wegen des Feuersees betreffs aller Feinde des Herrn?

Vers 5 führt die Rede von Vers 2 und Vers 4 fort; es heißt hier: „als der Allmächtige noch mit mir war, meine Knaben rings um mich her." Und wieder schaut der Herr aus der verzweifelten Lage Seiner Todessituation zurück auf die Tage der Segnungen des Himmels, als ER sich der Gemeinschaft mit Gott erfreute. Da heißt es: „als der Allmächtige noch mit mir war." An dieser Stelle zeigt uns der Herr die mögliche und nötige tiefe Gemeinschaft mit Gott auch für uns. In den Jahren Seiner Wirkungszeit war Gott mit IHM in vielen, vielen Bestätigungen. Jetzt war ER allein und verlassen, da lebte die gesegnete Vergangenheit in Seiner Erinnerung auf. ER dachte darüber nach, wie der

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Allmächtige mit IHM gewesen war. Dann lesen wir: „meine Knaben rings um mich her." Bei Knaben finden wir in der Fußnote das Wort „Knechte". Jene Knechte, die rings um IHN, den Meister, her waren, erkennen wir als Seine Jünger. Was muß es für den Herrn gewesen sein, den Grundstock der Lehre jener kommenden Gnadenzeit in ihre Herzen gelegt zu haben! ER denkt über die gesegnete Gemeinschaft mit ihnen nach. Bitternis aber war es für IHN, als ER erlebte, was in Matth.26,56 steht: „Da verließen ihn die Jünger alle und flohen."

Nun aber war ER verlassen von den Menschen und verlassen von Seinem Gott. Es blieb für IHN nur noch die gesegnete Erinnerung an die Gemeinschaft mit ihnen allen zurück. Ganz allein, ohne Hilfe Gottes, stand ER da und ließ Sich an das Marterholz schlagen. Auch war ER Sich Seiner Ermordung gewiß. Zwar hatte ER auf Tröster gewartet (Ps.69,20), aber keine gefunden. Die Heilige Schrift zeigt uns durch Hiob die Zusammenhänge und gibt uns Einblicke in die Not des Herrn, als ER völlig allein war, um die so große Schuld der ganzen Welt zu tragen. Aber auch uns ist es heute noch sehr bitter im Herzen, wenn wir daran denken, daß ER auch unserer Sünden wegen dort gelitten hat.

Vers 6: „als meine Schritte sich in Milch badeten, und der Fels neben mir Ölbäche ergoß." Und weiter steht Sein gesegneter Lebensweg vor Seinen Augen. Jeder Schritt, jeder Weg, den ER ging, vollzog sich in des Vaters Wohlgefallen. Da verstehen wir das Wort in 1.Sam.2,2, wo geschrieben steht: „Keiner ist heilig wie Jehova, denn keiner ist außer dir." Hätte uns etwa ein „guter Mensch", ein „starker Engel" erretten können? Haben nicht beide bewiesen (Mensch und Engel), daß sie zu fallen vermögen? Was wäre geworden, wenn unser Seelenheil in den Händen von Menschen und Engeln gelegen hätte? Ist nicht sogar der größte und mächtigste Engel gefallen? Wenn wir nun lesen: „als meine Schritte sich in Milch badeten", so wird

uns in IHM – dem Christus Jesus – der ganze Reichtum der Herrlichkeit Gottes gezeigt. Wenn Gott in 2.Mose 3,8 sagt: „in ein Land, das von Milch und Honig fließt", so soll ein unvorstellbares Übermaß an Reichtum ausgedrückt werden. Aus den Evangelien erkennen wir die vielen Reisen und das Unterwegssein des Herrn um der anderen willen. Aber überall wurde der Reichtum Seines Segens und Seiner vielen Hilfen gesehen, was hier durch die „Milch" ausgedrückt wird. So lesen wir an vielen Stellen, z.B. in Matth.4,23: „und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volke."

Dann heißt es weiter: „und der Fels neben mir Ölbäche ergoß." Im Alten Testament offenbarte Sich Gott, der Vater, als Fels. In 2.Sam.22,2 sagt David: „Jehova ist mein Fels", und in Vers 3: „Gott ist mein Fels." Erst später im Neuen Testament wird offenbar, daß die Heilsgeschichte auch im Alten Testament in den Händen des Sohnes lag. So lesen wir in 1.Kor.10,4: „Der Fels aber war der Christus." In I.Mose 1 lesen wir von Gott (dem Vater) und dem Heiligen Geist; aber erst im Neuen Testament hören wir, daß auch der Sohn Schöpfer war (Kol.1,16)! Deshalb wird ER in Kol.1,15 auch „der Erstgeborene aller Schöpfung" genannt.

Über die Wirksamkeit des Vaters und des Sohnes unterweist uns das Johannes-Evangelium. Vier Stellen belehren uns darin:

1.) Joh. 16,32: „Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir."

2.) Joh.14,10: „der Vater aber, der in mir bleibt, er tut die Werke."

3.) Joh. 10,32: „Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater gezeigt." 4.) Joh.5,17: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke."

Demnach ist Gott (der Vater) „der Fels neben mir" (dem Sohne), welcher die Ölbäche ergoß, als der Sohn die Werke

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Seines Vaters tat. Diese Werke vollführte der Gottessohn die gesamte Heilsgeschichte der Menschen hindurch, insbesondere aber, nachdem das Wort Fleisch wurde.

Was aber das Öl betrifft, so ist über die Geisterfüllung Jesu nicht weiter zu sprechen, wissen wir doch, daß dieses Öl zwei Anwendungsbereiche hat. Einmal wurde ER durch den Heiligen Geist gezeugt (Matthäus 1,20). Die Geisterfüllung lag also bereits bei Seiner Zeugung, Geburt und in Seinem ganzen Leben vor. Der andere Anwendungsbereich liegt in der „Dienstausrüstung" (Salbung). Diese Ausrüstung erhielt der Herr nach Matth.3,16 zu Beginn Seines Dienstes: „Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald von dem Wasser herauf; und siehe, die Himmel wurden ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen." In Vers 17 wird dann die Wohlgefälligkeit über den geliebten Sohn ausgedrückt.

Jetzt verstehen wir auch, daß diese Gottwohlgefälligkeit der Anlaß dafür war, daß Sich Seine Schritte in gottgegebenem Reichtum (Milch) bewegten (badeten). Des weiteren, daß der Fels (der Gott und Vater) neben dem Sohn Ölbäche ergießen konnte.

Vers 7: „als ich durch das Tor in die Stadt hineinging, meinen Sitz auf dem Platze aufstellte." Es ist ungeheuerlich, wie Hiob zu diesen Aussagen bereit war; allein nur die eingangs erwähnte „Weissagung" erklärt solches. Wir sehen in dem Vers 7 den Einzug Jesu in Jerusalem (Matth.21,7-11). Welch eine große Gnade und Barmherzigkeit Gottes hatte doch das irdische Volk Gottes „Israel" vor 2000 Jahren. Der verheißene Messias kam zu ihnen, welcher durch die Propheten des Alten Testaments angekündigt worden war. Durch die Verwerfung des Herrn wählten sie den Weg des Fluches und des Gerichts. Als König der Könige zog ER in Jerusalem ein – das Wohlgefallen des himmlischen Gottes und der sehr großen Volksmenge auf

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Seiner Seite (Vers 8). Darum rief das Volk (Vers 9): „Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen sei der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!" Die Stadt Jerusalem kam in Bewegung und man fragte: „Wer ist dieser?" An dieser Frage scheitern die vielen Milliarden Menschen auf dieser Erde. „Dieser" ist der zentrale Punkt in der Entscheidung zwischen „ewigem Leben" und „ewigem Tod". Bezeichnend ist auch, wie die Kleinen, die Volksmengen, von den Schriftgelehrten in Joh.7,49 „verflucht" werden. Darum spricht der Prophet Sacharja in Kap.13,7: „Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden." Die Gemeinde betreffend sagt Paulus (1 .Kor.1,26): „daß es … nicht viele Edle sind." Die 144000 betreffend lesen wir in Jes. 14,30: „die Erstgeborenen der Armen". Die Fußnote bei „Armen" lautet: „die Ärmsten unter den Armen". Das ist seit Christus die Verheißung an die „Kleinen". Halten wir uns deshalb zu den „Niedrigen" (Röm.12,16), wohin wir vom Herrn her auch gehören.

Dann heißt es: „meinen Sitz auf dem Platze aufstellte." Der Einzug führte, wie wir schon lasen, durch das (Stadt)-Tor in die Stadt hinein bis zum (Tempel)-Platz. Auf diesem Platz muß sich die sehr große Volksmenge von Matth.21,8 aufgelöst haben. Der Herr Selbst ging nach Vers 12 weiter und trat in den Tempel ein. Dort warf ER die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel. Auch heilte ER im Tempel Blinde und Lahme zugleich als Zeugnis vor den Hohenpriestern und Schriftgelehrten (Matth.21,14). Der Einzug Jesu in Jerusalem hat verschiedene Seiten der Belehrung für uns:

1.) erfüllt sich das Wort der Prophetie von Ps.118,26, wo geschrieben steht: „Gesegnet, der da kommt im Namen Jehovas!"

2.) Der Einzug in Jerusalem nach Matth.21,7-11 sollte die Feinde Jesu überzeugen, daß dieser der verheißene Messias war, der kommen sollte. Wegen der Nichtannahme Jesu blieb der Einzug eine Vorerfüllung der

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späteren Vollerfüllung, die sich nach dem Gericht der 70. Jahrwoche ereignen wird.

3.) Vom Einzug in Jerusalem nach dem Gericht lesen wir in Micha 2,13, wo es heißt: „und ziehen durch das Tor und gehen durch dasselbe hinaus; und ihr König zieht vor ihnen her, und Jehova an ihrer Spitze." Weitere Stellen sind Jes.51,11 und Jes.35,10. Hier geschieht die Vollerfüllung von Punkt 2.

4.) Aber auch heute, in der Gnadenzeit, geschieht bei der Errettung eines Menschen, was in Joh. 14,23 geschrieben steht: „und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Zwar ist dies kein Einzug in Jerusalem, aber, geistlich gesehen, ein Einzug Jesu in unsere Herzen.

Das was uns insbesondere an den Punkten 2-4 auffällt, ist die mit dem Einzug verbundene Reinigung des Tempels als eine gottgewollte Unerläßlichkeit.

Zu 2): Nach Matth.21,15 wurden die Hohenpriester und Schriftgelehrten über die Reinigung im Tempel „unwillig". Es war die gleiche Sache wie in Luk.7,30, wo die Schriftgelehrten „den Ratschluß Gottes wirkungslos" machten, indem sie die Taufe des Johannes nicht annahmen. Hier nun nahmen sie den Messias-Christus nicht an, worin sie den Ratschluß Gottes wirkungslos machten, durch „Unwilligkeit" zur Reinigung.

Zu 3): Der Einzug Jesu in Jerusalem nach dem Gericht der Lebendigen geschieht mit den 144.000, die als Gerichtsgerettete gelten. Über allen Unglauben und Ungehorsam der übrigen hat Gott Gericht gehalten.

Zu 4): Die Errettung in der Gnadenzeit ist gerichtsverbunden, weil der Herr Jesus für uns stellvertretend an das Kreuz gegangen ist, aber auch, weil wir im Glauben unsere Sünden bekannt haben (1.Joh.1,9).

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Wichtiger Hinweis

Wenn wir im Textwort von Hiob 29,7 lesen, gelangen wir zu der Aussage des Wortes „hineinging". In der Fußnote lesen wir aber genau das Gegenteil davon: „als ich hinausging nach dem Tore zur Stadt." Da wußte ich nicht mehr weiter, weshalb ich den Herrn um Hilfe bat. Wieder las ich Matth.21,7ff, wobei der Herr mir zeigte, daß beides gemeint sei: hineinging und hinausging. Sowohl der Einzug als auch die Tempelreinigung gehören zusammen und stellen ein Geschehnis dar. Dieser Umstand wird besonders in den Abschnitten zu 2), zu 3) und zu 4) gesehen, wobei auch bei uns Reinigung und Einzug des Heiligen Geistes zusammengehören. Darum lesen wir in Matth.21,10: „Und als er in Jerusalem einzog" (hineinging); und nach der erfolgten Tempelreinigung in Matth.21,17: „Und er verließ sie und ging zur Stadt hinaus" (hinausging). Da habe ich dem Herrn gedankt.

Vers 8: „Die Jünglinge sahen mich und verbargen sich, und die Greise erhoben sich, blieben stehen." In jedem Fall stehen die nun folgenden Verse mit der Person des in Jerusalem einziehenden Herrn Jesus in Verbindung. Vier Dinge sind es im Leben Jesu, die allen offenbar waren:

Weisheit Vollmacht Würdigkeit Heiligkeit

Das waren die Erkennungsmerkmale des Herrn, in welchen ER Sich haushoch von allen übrigen Menschen unterschied. Aufgrund Seiner Herkömmlichkeit war der Tempel in Jerusalem das, wovon Luk.2,49 spricht: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?" Zwölf Jahre war ER alt, als von IHM gesagt wird: „Alle aber, die ihn hörten, gerieten außer sich über sein Verständnis und seine Antworten" (Luk.2,47). Sein weiteres Leben stand unter dem Wort von Luk.2,52: „Und

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Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe, und an Gunst bei Gott und Menschen." In den obigen vier Dingen wurde der Herr zu Beginn Seines Wirkens in ganz Israel bekannt. Insbesondere waren es Seine Belehrungen an das Volk, denn „er lehrte sie wie einer, der Gewalt hat" (Matth.7,29), aber auch die Zeichen der Krankenheilungen und Befreiungen aus Satans Macht ließen IHN über alle Grenzen hinaus bekannt werden. Darum kannte IHN jeder Jüngling und jeder Greis. Obgleich sich die Masse des Volkes hinter IHN stellte, erregten Seine Weisheit und Vollmacht bei den Hohenpriestern und Schriftgelehrten einen abgrundtiefen Neid (Matth.27,18). In diesem Zwiespalt lebten in den Tagen Jesu viele Israeliten. Auch sehen wir dies in Joh.9,22, wo geschrieben steht: „Dies sagten seine Eltern, weil sie die Juden fürchteten; denn die Juden waren schon übereingekommen, daß, wenn jemand ihn als Christus bekennen würde, er aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte." Die Jünglinge sahen den Herrn Jesus, obgleich sie sich nicht dazu stellten, um nicht aus der Synagoge geworfen zu werden. In ihrem Innern mögen die meisten von ihnen auf Jesu Seite gestanden haben. Aber das Zeugnis Jesu forderte schon damals ganze Hingabe an IHN. Aus diesem Grunde lesen wir in Vers 8: „Die Jünglinge sahen mich und verbargen sich." Sie sind jedweder Auseinandersetzung aus dem Wege gegangen aus Angst vor den Juden. Jüngere Leute haben nicht immer das Profil einer älteren Person im Denken und Verhalten.

Dann heißt es weiter: „und die Greise erhoben sich, blieben stehen." Einen Greis erschüttern die Umstände nicht so leicht, weil in seinem Leben schon viel hinter ihm liegt. Wenn der Herr Jesus durch Jerusalem ging, da erhoben sie sich von ihren Bänken und blieben stehen, weil sie in diesem Jesus den sahen, welcher ER war. Sie brachten IHM die Ehre entgegen, die Seinen Werken, Zeichen und Wundern entsprachen. Darum wird auch die spätere Ermordung des Christus viel, viel Not in den Herzen Tausender von Israeliten hinterlassen haben. Denken wir nur an die vielen, welchen ER heraushalf aus Krankheit, Beses-

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senheit, Not und Elend sowie an jene, welche ER durch die vielen Predigten an das Herz Gottes führte.

Verse 9 und 10: „die Fürsten hielten die Worte zurück und legten die Hand auf ihren Mund; die Stimme der Vornehmen verstummte, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen." In Vers 8 war bereits über die böse Zeit in den Tagen Jesu gesprochen worden. Und wenn sich schon die Jünglinge verbargen, wenn der Herr Jesus erschien, so hielten selbst die Fürsten in Israel ihre Worte zurück, um nicht mit den damaligen Schriftgelehrten in die Auseinandersetzung zu kommen. Der Regent von damals war Pilatus; Herodes, der König, war ein machtloser „Fuchs". Die römische Besatzungszeit war ohnedies sehr angespannt. Rein menschlich verwundert es uns nicht, wenn die Fürsten die Worte zurückhielten, selbst wenn es um den goßen Wohltäter Jesus von Nazareth ging. Wahrscheinlich hat man sich auch an das Wort von Spr. 17,27 erinnert, wo es heißt: „Wer seine Worte zurückhält, besitzt Erkenntnis." Hier ist aber niemals das Zeugnis Gottes gemeint, sondern das Reden in eigener Sache. Auch Hiob hatte gelernt, nicht mehr aus sich heraus zu reden, wenn er sagt: „Ich lege meine Hand auf meinen Mund" (Hiob 39,34). Nur zu gern möchten wir unsere Hand auf den Mund des Nächsten legen. Auch David hatte ähnliche Probleme, wenn er in Ps.39,1 sagt: „Ich will meine Wege bewahren, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund mit einem Maulkorbe verwahren, solange der Gesetzlose vor mir ist." Der Maulkorb bei David ist bei uns Matth. 12,36, wo es heißt: „Ich sage euch aber, daß von jedem unnützen Worte, das irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am Tage des Gerichts." Das ist für die Erretteten der Richterstuhl des Christus (2.Kor.5,10); und für die Verlorenen ist das der große, weiße Thron nach Off.20,11-12. Wie groß ist der Unterschied, ob wir den Mund in eigener Sache oder im Auftrage Gottes öffnen! Jer.1,9: „Und Jehova streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an, und Jehova sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund."

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Christus-Menschen müssen nicht unbedingt Propheten sein, um Worte Gottes in den Mund gelegt zu bekommen. Das ist vielmehr der Ausdruck unseres Wandels in Gemeinschaft mit dem Herrn. Salomo sagt in Spr.13,3: „Wer seinen Mund bewahrt, behütet seine Seele; wer seine Lippen aufreißt, dem wird's zum Untergang." „Mundaufreißer" gab es wohl zu allen Zeiten der Menschheit, auch unter den Gläubigen in der Gnadenzeit. Überall dort, wo heute Kinder Gottes noch nicht Herr über ihren eigenen Mund sind, fehlt das Gestorbensein mit Christus. Sie sind ihrer eigenen Unheiligkeiten wegen ein beständiger Quell zum Streit mit Erretteten. Es ist ein Übel unter der Sonne, wenn Erlöste auf halbem Wege der Reinigung stehenbleiben.

Dann heißt es: „die Stimme der Vornehmen verstummte und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen." Wie wir aus der Heiligen Schrift entnehmen, waren die Vornehmen in Israel schon immer unberechenbare Menschen. In Neh.3,5 beugten die Vornehmen beim Wiederaufbau ihren Nacken nicht unter den Dienst, in Kap.10,29 aber taten sie es in der Mitarbeit. In Ap.25,2 machten die Vornehmen gegen Paulus Anzeige. Als aber der Herr Jesus in Jerusalem als König einzog, da hatten die Vornehmen keine Worte. Sie wußten nicht, welche Machtfunktionen IHM werden würden, denn sie witterten Geschäfte. Lieber zwingt man sich den Mund zu verschließen, wenngleich die Zunge am Gaumen klebt, als sich neue Geschäftsquelien durch unbedachtes Reden zu verschließen. Das Geschäftsblut liegt den Israeliten in den Adern. Feindlichkeit gegen die Juden ist zu allermeist Neid. Sie besitzen eben etwas, was andere an Geschäftsfähigkeiten nicht haben. Es ist aber auch erstaunlich, wie verschieden die Menschen beim Einzug Jesu in Jerusalem reagierten.

Vers 11: „Denn wenn das Ohr von mir hörte, so pries es mich glücklich, und wenn das Auge mich sah, so legte es Zeugnis von mir ab." Wir könnten den Vers 11 mit einer Überschrift versehen, die da lautet: Das Zeugnis des Geistes im Sohne des Menschen. Es wird für uns alle verständlich sein,

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daß der sündlose Christus eine ungehinderte Wirksamkeit des Geistes in Sich hatte. Wir hingegen grenzen durch unsere eigene Sünde das Wirken des Heiligen Geistes in uns ein. Dabei ist noch maßgebend, wie stark oder wieviel wir sündigen und wie oft wir die Vergebung in Anspruch nehmen müssen. Auch Mangel an biblischer Belehrung stellt ein Hindernis für den Heiligen Geist dar. Das führt dazu, daß viele Gläubigen, die ihr Leben in Aufrichtigkeit (mit Sündenbekenntnis) dem Herrn übergeben haben, nicht wissen, ob sie nun Kinder Gottes sind oder nicht. An dieser Stelle sei das Wort von Röm.8,16 zitiert, wo es heißt: „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind." Das heißt, in einem normalen Glaubensleben eines Erretteten bezeugt der Heilige Geist unserem Geist des Menschen: Du bist Kind Gottes. Der Heilige Geist wirkt also keine Sündlosigkeit in uns, sondern wirkt so stark in unseren Geist des Menschen ein, daß wir mitbekommen und erkennen: wir sind Kinder Gottes. Beim Bibellesen, beim Gebet und beim Hören des Wortes Gottes treten Wirkungen auf, wo der Heilige Geist die Wahrheit in dieser Sache klarmachen kann und will. Der Heilige Geist benutzt aber nicht allein nur den Geist des Menschen, sondern auch das Gewissen! Dies lesen wir zum Beispiel in Rom.9,1: „indem mein Gewissen mit mir Zeugnis gibt in dem Heiligen Geiste." Die vorgenannten Ausführungen sind nötig, um die Vorgänge bei unserem Herrn besser zu verstehen. Je stärker wir also in der Wahrheit leben und wandeln, desto aktiver kann der Heilige Geist in einem Gläubigen wirken.

Geistliche Augen und geistliche Ohren

Wortwörtlich findet man in der Bibel die Ausdrücke „geistliche Augen" und „geistliche Ohren" nicht. Und doch sind sie jedem verständlich. Gewiß haben wir alle schon gehört: „an den Augen des Herzens". So wie ich die geistlichen Augen nicht sehen kann, vermag ich auch die neue Schöpfung oder das Heil in mir nicht zu sehen. Wenn also Simeon in Luk.2,30 sagt: „denn

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meine Augen haben dein Heil gesehen", so wissen wir genau, daß dies eine rein geistliche Aussage ist. Wenn Gott über Israel klagt: „sie haben Ohren und hören nicht", so ist das rein geistlich zu verstehen. Der Herr meint dabei nicht, daß diese alle zum Ohrenarzt müßten. Vielmehr werden die Augen und Ohren des Herzens angesprochen. Wenn Errettete die geistlichen Augen und Ohren verkümmern lassen, kann der Heilige Geist nicht in Freiheit wirken. Die Folge davon sind glaubens- und geistlich schwache Kinder Gottes. Die Verkümmerung kann durch Ungehorsam, Faulheit und Unglauben hervorgerufen werden. Verantwortlich ist in dieser Sache jeder Einzelne.

S In Vers 11 sagt nun die Schrift: „Denn wenn das Ohr von mir hörte, so pries es mich glücklich." Wir haben also davon auszugehen, daß unser Herr Seiner Sündlosigkeit wegen in dem Leibe des Fleisches keinerlei Hindernis hatte. Auch war ER nicht nur wie Adam vor seiner Sünde im Garten Eden sündlos, sondern ER war Gott – geoffenbart im Fleische. Letzteres ist etwas ganz anderes, als ein sündloser Adam. Ein sündloser Adam wurde von Satan versucht und fiel. Der Herr wurde von Satan in der Versuchungs-Geschichte versucht und fiel nicht.

Wenn über alles göttliche Tun und Walten (als Christus Jesus auf Erden war), das Ohr des Geistes über den Weg des fleischlichen Ohres die Worte und Reden Seiner Gnade vernahm, da pries das Ohr des Geistes den Herrn Jesus. Das ist aber auch eine klare Wirkung von Röm.8,16, wo der Heilige Geist das Selbstzeugnis über den Geist des Menschen im Herrn lobpries. Genauso verstehen wir dann auch die zweite Hälfte von Vers 11, wo es heißt: „und wenn das Auge mich sah, so legte es Zeugnis von mir ab." Sobald also das Auge des Geistes über das fleischliche Auge die Handlungen Jesu sah, wie ER Zeichen und Wunder geschehen ließ, so gab der Geist in IHM das Zeugnis der Übereinstimmung. Wir sind überzeugt, daß eine dergestaltige Wirksamkeit des Geistes auch nur bei einem Sündlosen, wie unser Herr es war, sein konnte.

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Vers 12: „Denn ich befreite den Elenden, der um Hilfe rief, und die Waise, die keinen Helfer hatte." Das Wörtchen „denn" ist ein Bindewort für das in Vers 11 Gesagte. Wenn wir hier an die Befreiung des Elenden denken, so werden wir an das größte Elend erinnert: es ist das Elend der Sünde. Christus, der Herr, hat Sich der Elenden erbarmt, wie in Ps.22,24 geschrieben steht: „Denn nicht verachtet hat er, noch verabscheut das Elend des Elenden, noch sein Angesicht vor ihm verborgen; und als er zu ihm schrie, hörte er." Genau das ist die Verhaltensweise unseres geliebten Herrn gegen jeden elenden Sünder. Nie hat ER einen verlorenen Sünder in seiner Not verachtet. Wie hätte Sich unser Erlöser herablassen können, wenn ER Sich des Sünden-Elends nicht erbarmt hätte! Nur sündige Wesen bedrük-ken noch Elende, am Boden Liegende. Das war auch das Bild zur Zeit Hesekiels, der in Kapitel 22,29 klagen muß: „Das Volk des Landes (in der Fußnote: das geringe Volk) verübt Erpressung und begeht Raub; und den Elenden und Dürftigen bedrük-ken sie, und den Fremdling übervorteilen sie widerrechtlich."

Wundern wir uns da, daß Gott Gericht üben mußte? In der kommenden Gerichtszeit wird Gott nach Sach.11,16 auch einen Hirten erwecken, von dem es heißt: „Denn siehe, ich erwecke einen Hirten im Lande: der Umkommenden wird er sich nicht annehmen, das Versprengte wird er nicht suchen, und das Verwundete nicht heilen; das Gesunde wird er nicht versorgen, und das Fleisch des Fetten wird er essen und ihre Klauen zerreißen." Und im gleichen Kapitel 11,11 ist gesagt: „und also erkannten die Elenden der Herde, die auf mich achteten, daß es das Wort Jehovas war." Deshalb die Konsequenz Gottes nach der Ermordung des „guten Hirten" in Sach. 13,7b: „Und ich werde meine Hand den Kleinen (Fußnote: Geringen) zuwenden." Darum kündigt Gott Gericht über alle falschen Hirten an, besonders über den „Nebenchristus" (Sach.11,17b): „Sein Arm soll gänzlich verdorren, und sein rechtes Auge völlig erlöschen." Und am Ende der 70.Jahrwoche sollen nach Sach. 14,12: „seine Augen…verwesen in ihren Höhlen".

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O, wie können wir Gott danken, daß wir vom guten Hirten geliebt sind, der für uns Sein Leben gab; der Sich auch unseres Elends der Sünde erbarmte und alles das mit in den Tod nahm! Uns, die wir mit unseren Sünden zum Herrn gekommen sind, hat ER alles vergeben, und wir sind frei von allem Gericht, weil wir an IHN glauben. Christus, der Sich am Kreuz ermorden ließ, wirft aber Seine Rettung niemandem nach. Darum heißt es im Textvers weiter: „der um Hilfe rief". Wer da zu stolz ist, den kann der Herr Jesus nicht retten. Denn ER hat gesagt: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Belade-nen." Wo überall nur suchen die Menschen heute Rettung, Zuflucht und Hilfe! Der Satan hat wirklich gut vorgearbeitet: in den Weltreligionen, im Okkultismus in den verschiedensten Formen wie Akupunktur, Akupressur, Kurpfuscherei, Autogenem Training und vielem mehr, wovon das allermeiste aus den fernöstlichen Religionen entnommen ist, was er den Gottlosen und Gläubigen raffiniert anbietet. Das Schlimme ist, daß Kinder Gottes nicht allein in dieses Lügenwerk des Teufels verstrickt sind, sondern daß Errettete unter der Vorgabe von Wissenschaft auch als Vertreter Satans in Erscheinung treten.

Zum Schluß heißt es im Vers 12: „und die Waise, die keinen Helfer hatte". Das Wort „Waise" finden wir in der Bibel zum ersten Mal in 2.Mose 22,22: „Keine Witwe und Waise sollt ihr bedrücken!" Und in 5.Mose 27,19 hat Gott einen Fluch auf jene gelegt, die das Recht der Waisen beugen! Die Gottlosigkeit nahm in Israel so überhand, daß der Schreiber von Psalm 94,6-7 klagt: „Sie töten die Witwe und den Fremdling, und sie ermorden die Waisen, und sagen: Jah (Kurzform von Jehova) sieht es nicht, und der Gott Jakobs merkt es nicht." Deshalb stellt David klar, wer der Herr ist (Psalm 68,5): „Ein Vater der Waisen und ein Richter der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung." Der treue Herr hat vor Seiner Aufnahme in die Himmel gesagt (Joh.14,18): „Ich werde euch nicht als Waisen (zurück)lassen, ich komme zu euch." Sein Kommen war die Gabe des Geistes, wodurch ER sagen konnte: „Und siehe,

ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung des Zeitalters" (Matth.28,20). Und wenn ER sagt: „ich komme zu euch", so erwarten wir IHN sehnlichst vom Himmel her, denn ER wird gleich kommen.

Vers 13: „Der Segen des Umkommenden kam über mich, und das Herz der Witwe machte ich jubeln." Wenn hier vom Umkommenden geredet wird, so betrifft dies die in Vers 11 benannten Elenden und Waisen. Die Hilfe für die Elenden und Waisen kommt als Segen auf den Helfer zurück. Wir wollen auch hier den Sohn Gottes im Fleische sehen, DER zu Seiner Zeit auf die Erde kam, um überall Segnungen auszuteilen. Seine Segnungen für den Armen kamen auf den Segensgeber wieder zurück. Dies trifft sowohl auf den Herrn als auch auf die Erretteten zu. Denken wir an dieser Stelle auch an das Wort in 2.Kor.9,6: „wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten." Und wenn wir wissen, daß der Herr Jesus unter uns Menschen der größte Segensgeber war, so ist es gar nicht verwunderlich, in IHM auch den zu erkennen, der die segensreichste Frucht bei Seiner Himmelfahrt von der Erde mit in die Himmel nahm. Aber auch wir sollen „segnen", weil wir dazu berufen worden sind, daß wir Segen ererben (1 .Petr.3,9). Unser Herr Jesus ist uns doch in allem das große Vorbild, so auch hier. Wie mag der Herr damals unter gewaltigen Segnungen gestanden haben, als ER der Wohltäter all jener Kranken war, die zu IHM kamen! Und wie groß wird erst Sein Segen gewesen sein, als ER nach vollbrachtem Werk am,Kreuz für die Sünden der ganzen Welt gelitten hatte (Uoh.2,2)!

Die Wechselwirkungen vom Gesegneten 'zum Segnenden finden wir schon im Alten Testament. Als Jakob den Erbsegen von seinem Vater Isaak erhielt, sprach Isaak in 1 .Mose 27,29b: „und wer dich segnet, sei gesegnet!" Das heißt, wer immer Jakob (auch in seinen Nachkommen) segnen würde, stand automatisch unter dem Segen Isaaks. In ähnlicher Art sehen

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wir auch bei Laban eine solche Doppelwirkung von Segen (I.Mose 30,27). Jakob war durch die beiden Töchter Labans, die er sich zu Weibern nahm, gesegnet worden. Daraufhin sagt Laban in Vers 27b: „Ich habe gespürt, daß Jehova mich um deinetwillen gesegnet hat."

Eine andere Stelle erkennen wir in der Rede des Bileam von 4.Mose 24,9b: „Die dich (Israel) segnen, sind gesegnet, und die dich verfluchen, sind verflucht!" Dieser Ausspruch des Bileam stimmt genau mit den Worten von I.Mose 27,29 überein. Bileam sprach ja nach 4.Mose 24,2 durch den Geist Gottes. Er war gekommen, um Israel zu verfluchen. Was mag da in seinem Herzen vorgegangen sein, als er sagen mußte: „die dich verfluchen, sind verflucht!" Weil er für einen Wahrsagerlohn (4.Mose 22,7) Israel verfluchen wollte, sprach er das Urteil eines Verfluchten über sich selbst aus. In Jos.13,22 lesen wir dann, wie Bileam den Fluch durch das Schwert empfing.

Am Ende des Textverses heißt es: „und das Herz der Witwe machte ich jubeln." Keiner als gerade unser Herr hat das Herz der Witwen so jubelnd gemacht. Denn ER hat aus dem Staube emporgehoben den Niedrigen; hat Leben gegeben denen, die keine Hoffnung mehr hatten.

Vers 14: „Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, – und sie bekleidete mich, – wie in Oberkleid und Kopfbund in mein Recht." Es ist mit der Gerechtigkeit wie in einer Wechselwirkung, die wir bei verschiedenen Verhaltensweisen finden. Zum Beispiel: Wenn wir uns vor der Sünde bewahren, wo wir können, wird der Herr uns bewahren, wo wir uns selbst nicht mehr bewahren können. Nur müssen wir einen ganz großen Unterschied sehen zwischen der Gerechtigkeit unseres Herrn und der Gerechtigkeit von Menschen, die in Seine Gottesnachfolge getreten sind. Deswegen soll zuerst das generelle Thema „Gerechtigkeit" behandelt werden.

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Die Gerechtigkeit

Gehen wir davon aus, daß Sünde Ungerechtigkeit ist, haben wir automatisch über zwei Seiten des Verständnisses von Gerechtigkeit zu befinden. Die Seite der Sündlosigkeit ist Gottes in Seiner Gerechtigkeit, die Seite der Sündenverbundenheit drückt die Gerechtigkeit der Menschen aus. Über die Seite Gottes bedürfen wir keiner großen Erklärung.

a) Die Gerechtigkeit Gottes In Klagelieder 1,18 heißt es: „Jehova ist gerecht." In Ps.7,9b ist gesagt: „Es prüft ja Herzen und Nieren der gerechte Gott." In Jes.53,11 wird über das fleischgewordene Wort, Jesus Christus, gesagt: „mein gerechter Knecht". So war selbst die Gemeinschaft mit unseren Sünden am Kreuz „Gerechtigkeit Gottes". Darum war alles, was der Herr gesagt und getan hat, der Sündlosigkeit und Vollkommenheit wegen nur Gerechtigkeit Gottes. Ein in Sünden geborener Mensch kann mit IHM nicht verglichen werden. Weil das Innerste und die Quelle Gottes Reinheit ist, kann auch nur Gerechtigkeit aus der Fülle Gottes hervorkommen.

b) Die Gerechtigkeit der Menschen Wenn die Heilige Schrift feststellt: „Alle Menschen sind Lügner" (Ps.116,11), so sind alle Menschen mit der Sünde verbunden und „ungerecht" im Vergleich zu unserem Herrn und Gott. Was aber meint die Bibel, wenn sie von Menschen als von Gerechten redet? Wir wollen versuchen, eine Auswahl von Menschen zu nennen, die das Zeugnis der Schrift besitzen, gerecht (gewesen) zu sein. In jedem Fall haben wir in der erwähnten Gerechtigkeit dieser Menschen nicht ihre Sündlosigkeit zu sehen.

1 .Mose 6,9: „Noah war ein gerechter, vollkommener Mann." 2.Petr.2,7a: „und den gerechten Lot rettete." Hebr.11,4: „durch welches er Zeugnis erlangte, daß er gerecht war" (Abel).

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Luk.1,6: „Beide aber waren gerecht vor Gott" (Zacharias und Elisabeth).

Luk.2,25: „und dieser Mensch war gerecht" (Simeon). Luk.23,50: „Joseph, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann."

Ap.10,22: „Kornelius, ein Hauptmann, ein gerechter und got-tesfürchtiger Mann."

Alle acht Personen hatten das Zeugnis der Schrift, gerecht gewesen zu sein. Warum redet Hiob selbst in Kap.9,2: „wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?" Hiob erkannte ganz genau den großen Unterschied zwischen der Gerechtigkeit Gottes und der Gerechtigkeit der Menschen. Eingedenk seiner Position sagt Hiob in Kap.9,15: „der ich, wenn ich gerecht wäre, nicht antworten könnte – um Gnade würde ich flehen zu meinem Richter." Der Mensch ist aufgrund der Erbsünde nicht in der Lage, gerecht zu sein oder sich gerecht zu machen. Wenn nun die Schrift jene acht Personen als gerecht bezeichnet, so spricht Gott ihnen die Gerechtigkeit aus der Perspektive ihrer Rettung zu, welche Rettung mit ihrem Wandel einherging.

Am geeignetsten zeigt uns dies das Wort im Neuen Testament, wo wir unsere Gerechtigkeit oder Rechtfertigung (Röm.5,18), wie es heißt, „aus Glauben" haben (Röm.5,1). Das bedeutet doch, Gott sieht uns nicht mehr aus der Sicht unserer Sünden, sondern aus der Schau des Werkes Jesu am Kreuz und Seiner unendlichen Vergebung im Gottesopfer. Im Blick völliger Vergebung sieht Gott uns gerechtfertigt oder gerecht. Was aber die Gläubigen des Alten Testaments betrifft, die noch keine Rechtfertigung aus Glauben kannten (wie z.B. Simeon), so lief ihre zugesprochene Gerechtigkeit über die Tieropfer hin zum vollkommenen Opfer Christi Jesu.

Damit kommen wir wieder zurück zum Vers 14, wo geschrieben steht: „Ich kleidete mich in Gerechtigkeit – und sie bekleidete mich." Aus dem Thema „Die Gerechtigkeit Gottes" entnehmen wir

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die alleinige Grund-Gerechtigkeit beim Herrn. Darum wenden wir diese auf unseren Herrn Jesus an. Sein irdischer Wandelweg erlaubte es IHM, aufgrund Seiner Sündlosigkeit zu sagen: „Ich kleidete mich in Gerechtigkeit." Wer im sündlichen Leibe wollte so einen Satz sagen, ohne dabei in Sünde zu fallen! Es war des Vaters Wohlgefallen, daß die Gerechtigkeit Gottes auch IHN im Fleische mit der Gerechtigkeit Gottes bekleidete.

Dann heißt es im Textvers weiter: „wie in Oberkleid und Kopfbund in mein Recht." Als der Herr Jesus vor bald 2000 Jahren hier war, da zertrat man Seine Gerechtigkeit mit Füßen; Sein Leibrock war ohne Naht (Joh. 19,23-24), weshalb sie darüber das Los warfen. Der Kopfbund weist hin auf das Zeichen des Hohenpriesters (Hes.21,31 siehe Fußnote in der Elberfelder Bibel; 2.Mose 28,4). Den Herrn Jesus als Hoherpriester wollte man nicht. Doch für uns ist ER dennoch der Hohepriester geworden, auch wenn die Menschen dies nicht wollten. Unser Gott im Himmel wollte Sein Hohepriestertum, und das genügte. Was aber Seine gegenüber der verlorenen Welt noch nicht wiederhergestellte Gerechtigkeit betrifft, so wird im Gericht der Lebendigen das Wort unseres Gottes in Hes.21,32b erfüllt, wo es heißt: „bis der kommt, welchem das Recht gehört: dem werde ich's geben." Hier ist allein unser Herr Jesus angesprochen.

Vers 15: „Auge war ich dem Blinden, und Fuß dem Lahmen." Im masoretischen Urtext heißt es: „Zu Augen wurde ich dem Blinden und zu Füßen war ich dem Humpelnden." An dieser Stelle angelangt, wird die Frage gestellt: Wer kann einem Blinden das Auge sein? Es geht hier nicht um die äußere Hilfe, ob ich einen Blinden geleiten kann. Denn ein Blinder ist auch dann noch blind, wenn er geleitet wird. Darum bleibt eigentlich nur noch übrig, jemanden sehend zu machen, damit ich sein Auge bin. Bereits das Alte Testament redet in einer Präzision, wo Gott zu Mose sagt (2.Mose 4,11): „Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm, oder taub, oder sehend, oder blind? Nicht ich, Jehova?" Es ist aber der Wille Gottes, wie es in

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Ps.146,8 heißt: „Jehova öffnet die Augen der Blinden." In Jes.61,1-3 war vor etwa 2700 Jahren angekündigt worden: „um auszurufen das Jahr der Annehmung Jehovas." In Luk.4,17-19 war diese Verheißung in Christus erfüllt, deshalb lesen wir: „Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaias gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen, und Blinden das Gesicht, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen das angenehme Jahr des Herrn." Dann sagt ER: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt." Den Blinden das Gesicht wiederzugeben, ist damit in Christus erfüllt und hängt mit dem „angenehmen Jahr des Herrn" zusammen. Das „angenehme Jahr des Herrn" reicht vom Dienst Jesu bis zu Seiner Wiederkunft. Wir finden:

a) in der Zeit des Evangeliums des Reiches das Auftun der leiblichen Augen;

b) in der Zeit des Evangeliums der Gnade das Auftun der geistlichen Augen.

Etwas ganz anderes erkennen wir in Jes.42,19, wo es heißt: „Wer ist blind, als nur mein Knecht? und taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute, und blind wie der Knecht Jehovas?" Ohne Zweifel haben wir es bei dem Blinden und Tauben hier mit dem Herrn Jesus zu tun. Hier handelt es sich aber nicht um eine leibliche oder geistliche Blindheit unseres Herrn Jesus. Vielmehr war ER blind und taub für die Sünde in dieser Welt. Blind sein heißt, ER sah die Sünde nicht wie wir.

Dann heißt es im Textvers weiter: „und Fuß dem Lahmen". Bei den Lahmen verhält es sich durchweg analog wie in den Ausführungen über die Blinden beschrieben. Auch fällt auf, daß in der Bibel oft „Blinde und Lahme" zusammen genannt werden (z.B. Matth.21,14). So können wir abschließend nur fragen: passen die

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Aussagen des Wortes Gottes auf einen anderen besser, als auf unseren Herrn Jesus? ER, der ihnen in dieser Vielzahl das leibliche und noch weit mehr auch das geistliche Auge sein konnte. Deshalb preisen wir Seinen hohen Namen.

Vers 16: „Vater war ich den Dürftigen, und die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich." In der

Schrift werden der Arme und der Dürftige wiederholt zusammen genannt (Arnos 4,1; 5.Mose 24,14 usw.). Also trägt der Dürftige das Symptom des Mangels und der Not. Es ist von jeher die Absicht Gottes, dem Dürftigen und Armen zu helfen. Deshalb hat Sich unser Herr für die Armen in dieser Welt am Kreuz hingegeben. Ihnen Heil und Rettung zu bringen, war die Absicht dieser Liebestat. Darum erwartet der Herr von den Seinen, daß sie in Seiner Gesinnung wandeln, wie wir das in Rom. 15,26 lesen: „Denn es hat Macedonien und Achaja Wohlgefallen, eine gewisse Beisteuer zu leisten für die Dürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind." In dieser Mitteilung erkennen wir das Wesen unseres Herrn in den Herzen der Seinen praktisch ausgelebt. Von der Schrift her werden die Erretteten aufgefordert, dem Dürftigen zu geben. Wir lesen in Eph.4,28: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, auf daß er dem Dürftigen mitzuteilen habe." Nachdem der Herr in Matth.26,11 gesagt hat: „die Armen habt ihr allezeit bei euch", kommt niemand in die Verlegenheit zu sagen: ich kenne keine Dürftigen (Armen). In unserem Wandel mit dem Herrn Jesus brauchen wir eben auch Sein Licht zur Erkenntnis Seines Wortes. Weil Gott die weltlich Armen (Dürftigen) auserwählt hat (Jak.2,5), so sind wir in Gal.2,10 aufgefordert, „der Armen (Dürftigen) eingedenk" zu sein.

Die größte Dürftigkeit und Armut der Menschen liegt auf dem geistlichen Sektor. Denn diese Armut hat in der Verlorenheit ihren höchsten Ausschlag. Wer anders als unser Gott kann Sich als „Vater der Dürftigen" bezeichnen? Wer kann ihnen Vater sein?

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Wie wir in Matth.23,9 lesen: „einer ist euer Vater, der in den Himmeln ist." Kann da noch ein sündiger Mensch „Vater" sein oder sein wollen?

Dann heißt es: „und die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich." Wohl dem, der wie David in Ps.9,4 sagen kann: „Denn du hast ausgeführt mein Recht und meine Rechtssache; du hast dich auf den Thron gesetzt, ein gerechter Richter." Wie so gut ist es, wenn der Herr unsere Rechtssache in Seine Hand nimmt, weil wir IHM gehören, ist ER doch unser Vater! Die ärgste Rechtssache steht mit unserer Schuld der Sünde im Zusammenhang. Oder gäbe es eine größere Schuld, als die vor Gott, welche doch mit der endlosen Ewigkeit verbunden ist?

Wie gut ist es da, daß wir einen Bürgen haben. Noch im Alten Testament muß Jesaja, der Prophet, bekennen (Kap.38,14): „O Herr, mir ist bange! tritt als Bürge für mich ein!" Im Neuen Testament ist Jesus eines besseren Bundes Bürge geworden (Hebr.7,22). Der König Salomo war noch in der Hoffnung, in Spr.22,23 zu sagen: „Denn Jehova wird ihre Rechtssache führen." Aber bereits der Prophet Jeremia konnte später in Klag.3,58 sagen: „Herr, du hast die Rechtssachen meiner Seele geführt." Für unsere Rechtssache hat ER Seinen Sohn eingesetzt, wie es in Ap.5,31 heißt: „Diesen hat Gott durch seine Rechte zum Führer und Heiland erhöht." Und wenn wir im Textvers lesen: „die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich", so ist es doch das wunderbare Werk am Kreuz, wo der Herr für meine Sünden starb, als wir nicht allein Seine Feinde waren (Kol.1,21), sondern als wir noch gar nicht lebten. Wenn es dann heißt: „untersuchte ich", so dürfen wir davon ausgehen, daß hier die Begründung für die Auserwählung Israels „von Grundlegung" und die Auserwählung der Leibesgemeinde Jesu „vor Grundlegung der Welt" durch Gott liegt. Weiter muß davon ausgegangen werden, daß der Allmächtige auch die Lebenswege der Verlorenen „untersucht" hat. Von diesen ist gesagt: „ich kenne euch

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nicht" (Matth.25,12; Luk. 13,25). Sonst könnten die Verlorenen am großen weißen Thron sagen: Daß wir verloren sind, ist allein Gottes Schuld, weil ER uns nicht mit zuvorbestimmt hat, sondern nach Willkür wählte. Hier heißt es ganz klar: „untersuchte ich".

Vers 17: „und ich zerbrach das Gebiß des Ungerechten, und seinen Zähnen entriß ich die Beute." Gehen wir davon aus, daß die Erretteten das Wesen unseres Herrn annehmen, so erhalten die Verlorenen das Wesen Satans. Darum sind ihre Zähne den Schwertern gleich. Der Verlorene verkörpert den ungerechten Menschen; und dahinter steht der ungerechte See-lenverderber: Satan. In Spr.30,14 heißt es darum: „ein Geschlecht, dessen Zähne Schwerter sind, und Messer sein Gebiß, um wegzufressen die Elenden von der Erde und die Dürftigen aus der Menschen Mitte!" Als David vor seinem Sohne Absalom floh, verfaßte er den Ps.3, wo es in Vers 7 heißt: „Stehe auf, Jehova! rette mich, mein Gott! denn du hast alle meine Feinde auf den Backen geschlagen; die Zähne der Gesetzlosen hast du zerschmettert." Was besaß doch der David auf der Flucht eine für uns so vorbildliche Glaubens-Stellung in seinem Herzen! Er sagt: „hast du zerschmettert". Ist dir bekannt, daß Christus am Kreuz ausrief: „Es ist vollbracht!" Dann sind auch alle deine Glaubensprobleme seit 2000 Jahren vollbracht. Alles andere unterliegt der Stellung deines Glaubens. Und weiter sagt David in Ps.58,6: „Zerschmettere, o Gott, ihre Zähne in ihrem Maule, brich aus das Gebiß der jungen Löwen, Jehova!" Wenn der Psalmist hier von jungen Löwen redet, so spricht er von Menschen mit dem Wesen eines Raubtieres. Es geht doch letztlich bei dem Löwengebiß um „Raub" jener Beute.

Die Beute

Wenn es also darum geht, aus den Zähnen die Beute zu entreißen, so sollte zuerst noch ein Wort über „die Beute" gesagt werden. Beute steht mit Krieg und Plünderung im Verbund. In jedem Fall hängt dieses Wort mit Unrecht zusammen. Jakobus

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stellt die Frage des Krieges in Kap.4,1 und nennt als Ausgangspunkt die Sünde. Die Unrechtmäßigkeit ist auch im Wort „Ausbeutung" ausgedrückt. Deshalb haben auch „Kriegsbeute" und „Freibeuter" (Seeräuber) hier ihre Beziehungen.

Wir wissen, daß der Satan ein Drittel der Engel und alle Menschen infolge seiner Sünde „geraubt" hat. Dieser Raub ist auch seine Beute. Seit dem Sündenfall der Engel gibt es Krieg mit Gott. Seit dem Sündenfall der Menschen gibt es Krieg mit Gott und auch untereinander. Zwei Schriftstellen sollen herangezogen werden, um den tieferen Sinn von Vers 17 zu erklären:

a) Jes.49,24-25: „Sollte wohl einem Helden die Beute entrissen werden? oder sollten rechtmäßig Gefangene entrinnen?" Die nachfolgende Antwort lautet: Ja! Der Held, von dem geredet wird, ist Satan. Sein Recht, Gefangene zu halten, gründet sich auf den Tatbestand der Sünde. Die Beute des Helden sind diese Gefangenen. Wie bereits erwähnt, steht Beute aber mit Raub und Unrechtmäßigkeit in Zusammenhang. Das wirft die Frage auf, warum seine Beute zwar unrechtmäßiger Erwerb ist, diese erbeuteten Gefangenen aber gleichzeitig dennoch rechtmäßig Gefangene sind? Die Annahme der Sünde enthält für Gottes Geschöpfe jene Macht, Knechte der Sünde zu werden. Von der Gerechtigkeit Gottes her ist dieser Vorgang „legitim". Satan aber brach als Räuber durch die Sünde in Gottes Eigentum (Seine Geschöpfe) ein, daher sind die Verlorenen des Helden Beute. Weil Beute unrechtmäßig erworbenes darstellt, ist es Gottes Recht, Satan die Beute wieder zu entreißen. Dies geschieht durch das Opfer Jesu und durch unsere Annahme des Evangeliums. Dann erfolgt die „Errettung deiner Kinder" (am Ende von Vers 25), was primär auf die Errettung Israels und übertragen auf die Errettung allgemein hinweist.

b) Jes.53,12a: „Darum werde ich ihm die Großen zuteil geben, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen." In der Fußnote heißt es bei „geben": „Anteil geben an den Großen". In diesem Vers ist

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von Christus geredet, DER mit Großen die Beute teilen wird. Zwei Fragen stehen hier an:

1) Wer sind die Großen?

2) Wer ist die Beute?

Zu 1) Die Großen sind der himmlische Vater, der Christus und der Satan.

Zu 2) Die Beute ist die gesamte Menschheit: jene für das Reich des Vaters, jene für das Reich des Sohnes und jene für die Verdammnis der Hölle. Mit diesen Gewaltigen teilt der Christus, IHM bleibt die Leibesgemeinde.

Vers 18: „Und ich sprach: In meinem Neste werde ich verscheiden, und meine Tage vermehren wie der Sand."

Besehen wir das Leben Jesu, so sagt die Schrift in Joh.1,11: „Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an." In Seinem Leben und Seinen Nöten stand ER immer ganz allein und verlassen, wie es in Jes.53,3 heißt: „Er war verachtet und verlassen von den Menschen." Wenn sie vom Aussatz geheilt werden wollten, dann suchten sie Seine Gemeinschaft, ansonsten nicht. Und als die Jünger eine Stunde mit IHM wachen sollten, da lesen wir: „Und er kommt zu den Jüngern und findet sie schlafend…" (Matth.26,40). Der Herr wollte doch, daß in Seiner „Gerichtsstunde" die Jünger für IHN beten sollten. Da ging es doch auch um die Seelenrettung der Jünger. Verstehen wir jetzt, daß auf uns Menschen keinerlei Verlaß ist? Was wäre das für eine Seelenermutigung in Seiner Todesangst gewesen, zu wissen, ganz dahinten beten die Meinen für Mich um innere Kraft. Nichts, bis ER auch noch von Seinem Gott verlassen war. Im Blick auf unsere Errettung sagt Jesaja in Kap.53,10: „Doch Jehova gefiel es, ihn zu zerschlagen."

Uns allen ist wohl bekannt, daß der Herr gekommen war, das Schuldopfer zu stellen (Jes.53,10). Er wußte also schon vorher, daß ER „getötet" werden würde (Matth. 16,21). Genau das ist das

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Textwort in Vers 18: „In meinem Neste werde ich verscheiden." Dieses Nest ist Israel! Nicht in Ägypten sollte der Herr sterben, wohl aber in Seinem Neste Israel. Daher sagt der Herr in Luk. 13,33: „es geht nicht an, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme." War ER doch der Prophet der Propheten und nicht nur ein Prophet. Und warum sollte es nicht angehen, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme? Matth.23,35: „damit über euch (Israel) komme alles gerechte Blut, das auf der Erde vergossen wurde." Deshalb ging es gar nicht anders, als daß ER in Seinem Neste verscheiden sollte.

Dann heißt es: „und meine Tage vermehren wie der Sand." Das kann nur erklärt werden, indem die Anwendung auf den Christus erfolgt. Wir lesen in Jes.53,10: „er wird seine Tage verlängern." Welcher in Sünden geborene Mensch könnte allein durch sein Abscheiden von dieser Erde seine Tage verlängern? Allein die Vermehrung der Tage wie Sand hat einen gewaltigen Hintergrund. Mit der Offenbarung des Gottessohnes im Fleische beginnt der Gott und Vater des Herrn Jesus ein neues Menschengeschlecht – Christus der Erstling, „wir eine gewisse Erstlingsfrucht" (Jak.1,18). Dieses neue Geschlecht ist rein geistlich zu verstehen, wenngleich wir noch im Fleische leben. Würde der im Fleische Gekommene in der Schwachheit des Fleisches die Ermordung gescheut haben, so wäre die „Vermehrung der Tage" verhindert gewesen. Zwar hätte sich an der Größe und Ehre des Gottessohnes nichts verändert. Doch der Plan Gottes mit dem Beschluß der Fülle Gottes in der Ewigkeit nach Ps.2,7 wäre zunächst nicht aufgegangen. Der Gehorsam Jesu jedoch war die Basis zum Gelingen der Absicht Gottes, worin die Vermehrung der Tage Seine Frucht ist und bleibt. Mit dem Ausdruck „meine Tage vermehren" meint die Schrift nicht eine irdische Lebensverlängerung Jesu. Sie meint mit den Worten „vermehren wie der Sand" die kommenden unermeßlichen Ewigkeiten des Herrn Jesu als Sohn des Menschen (An dieser Stelle sei Heft 2 der Wegweisungen für das Glaubensleben empfohlen). In stiller Stunde habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ob nicht die Segnungen des Alten

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Testaments bei Gehorsam im Verborgenen auf ein ähnliches Ziel hinweisen, wenn es in 2.Mose 20,12 heißt: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß deine Tage verlängert werden." Der Artikelschreiber ist sich durchaus bewußt, daß die Verheißungen zur Ewigkeit bei Israel anders liegen, als bei der Gemeinde Seines Leibes oder gar unseres Hauptes. Und doch verheißt Gehorsam „Verlängerung der Tage".

Vers 19: „meine Wurzel wird ausgebreitet sein am Wasser, und der Tau wird übernachten auf meinem Gezweig." Die

hier nachfolgende Auslegung des Vers 19 könnte überschriftlich lauten: „Der Segen Jesu aufgrund des erlittenen Todes am Kreuz." Wenn wir in Vers 18 das Verscheiden Jesu behandelten, so in Vers 19 Seine Segnungen aus der Quelle. Zuerst lesen wir in Jer.17,8: „Und er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bache seine Wurzeln ausstreckt, und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt; und sein Laub ist grün, und im Jahre der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf, Frucht zu tragen." Zuvor (in Vers 7) wird vom „gesegneten Mann" geredet, dessen Vertrauen auf Gott ist. Auf keinen anderen paßt die Aussage so genau, in Wahrheit, Vollkommenheit und Schönheit, wie auf unseren Herrn Jesus. Seine Schönheit ist: Jesus, das im Fleisch geoffenbarte Wort Gottes. Deshalb lesen wir in Ps.45,2: „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet ewiglich." Und in Jes.11,1 steht geschrieben: „Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpfe Isais, und ein Schößling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen." Da ist unser Herr Jesus angesprochen, der Seine Wurzel ausbreitet am Wasser. Kommen trockene Zeiten, ER hat immer genug Feuchtigkeit, weil Seine Wurzeln am Wasser liegen. Dies bestätigt auch Salomo in Spr. 12,3b: „aber die Wurzel der Gerechten wird nicht erschüttert werden." Die Wurzel unseres ewigen Lebens ist mit Seiner Wurzel verbunden. Nie mehr wird der Herr in Dürrezeiten und Magerkeit kommen, weil ER nun in der Fülle jener Wasser Seine Wurzeln hat ausbreiten können.

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Dann heißt es weiter: „und der Tau wird übernachten auf meinem Gezweig." In der Schrift wird Tau und Regen gleichgestellt. In 1.Kön.17,1 ist gesagt: „Und Elia … sprach zu Ahab … wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort!" Tau und Regen sind die Segensbringer für das Gedeihen der Pflanzenwelt. In 5.Mose 33,13 wird der Tau sogar „das Köstlichste des Himmels" genannt. Und auch der Tau auf das Gras ist wie des Königs Wohlgefallen (Spr.19,12), so steht doch der Tau wie die Wurzel dem Wasser gegenüber. Auch wird mit dem Tau der Segen des Himmels erklärt. Sogar „der Überrest Jakobs wird … sein wie ein Tau von Jehova, wie Regenschauer auf das Kraut" (Micha 5,6). Also ist die Fülle Gottes dem Christus Jesus verheißen, nachdem ER in Vers 18 in Seinem Neste verscheiden sollte. Dieser Textvers mag mit dem Wort aus Spr.10,6a abgeschlossen werden: „Dem Haupte des Gerechten werden Segnungen zuteil."

Vers 20: „meine Ehre wird frisch bei mir bleiben, und mein Bogen sich in meiner Hand verjüngen." Als Sohn Gottes hatte ER schon immer eine sehr große Ehre. Nachdem aber das wunderbare Werk am Kreuz geschehen war, erhielt ER (Jesus der Christus) ganz neue Ehre, die ER noch nie hatte. Im Vergleich zur Ehre als Sohn Gottes von Ewigkeit her, war die erworbene neue Ehre vom Kreuz her „frisch"! Diese Ehre soll nicht veralten, sie soll IHM ewig bleiben. Auch will ER Seine Ehre nicht mit anderen teilen. Wie könnte ER auch, wo das Werk Golgathas einzig Seine Sache war. Darum spricht ER in Jes.42,8: „ICH BIN Jehova, das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen." Auch dann nicht, wenn wir in Röm.8,32 lesen: „wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken". Sein Leben gab ER für uns hin – Seine Ehre gibt ER keinem anderen! Sein Name Jehova, Seine Ehre und Seine Person sind eine Einheit. Zwar ist durch den Sieg Christi über die Feinde Gottes ein weiterer Zuwachs der Ehre des Lammes angekündigt (Offb.5,12), nicht aber teilt der Herr und gibt diese anderen. Würde der Herr Seine Ehre (ver)teilen, könnte sie nicht frisch bei IHM bleiben! Das Frischbleiben drückt aber auch in

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der Ewigkeit aus, daß jenes Werk des Lammes nie, nie vergessen werden soll. Was unser Herr an uns getan hat, kann auch in den Ewigkeiten weder durch Gedächtnis noch durch Danksagung wieder aufgewogen werden. Wir bleiben unserem Herrn ewiglich Schuldner, denn Seine Gnade können wir uns nie verdienen. Denken wir auch daran, daß der Herr Jesus mit „Ehre gekrönt" worden ist (Hebr.2,7). Diese Ehrenkrönung hängt mit Golgatha zusammen, denn im gleichen Vers ist Seine Erniedrigung unter die Engel angesprochen. Die Ehrenvermehrung hingegen, derer der Herr in Offb.4,11 erachtet wird, finden wir darin, ist, daß Gott Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße legt. Dieser Schemel ist die Erde (Jes.66,1). Zu diesem Zeitpunkt weilt die Gemeinde beim Herrn, während auf der Erde die 70. Jahrwoche abläuft.

Dann heißt es im Textvers: „und mein Bogen sich in meiner Hand verjüngen". Mit dem Bogen haben wir das Gerät des Krieges und des Gerichtes in der Hand des Herrn zu sehen. Dies wird uns besonders in Psalm 7,11-13 gezeigt. In Vers 11 ist gesagt: „Gott ist ein gerechter Richter." Seine Wahrheit ist so vollkommen, daß ER nur als Richter gerecht sein kann. Im nächsten Vers 12 heißt es: „Wenn er (der Gesetzlose) nicht umkehrt, so wetzt (schärft) er sein Schwert; seinen Bogen hat er gespannt und ihn gerichtet." Die Gerechtigkeit Gottes fordert gegen den Gesetzlosen (Verlorenen) das scharfe Schwert und den gezielten Pfeil auf dem Bogen. Und im nächsten Vers 13b lesen wir: „seine Pfeile macht er brennend." Solange Gott mit Seinem Bogen und feurigen Pfeilen Gericht übt, nützt sich dieser Bogen nicht ab, sondern verjüngt sich in Seiner Hand. Gottes Vollkommenheit zeigt Sich auch im Gericht, wie in Ps.45,5 gesagt ist: „Deine Pfeile sind scharf – Völker fallen unter dir – im Herzen der Feinde des Königs" oder: den Feinden des Königs ins Herz. Ja, Gott ist groß, auch im Gericht, wie dies auch der Ps.64,7 ausdrückt: „Aber Gott schießt auf sie – plötzlich kommt ein Pfeil: ihre Wunden sind da." Wer wollte Gott an Seiner Gerechtigkeit hindern? „Und sein Pfeil wird ausfahren wie der Blitz" (Sach.9,14b). Weil sich der Bogen in Seiner Hand verjüngt, wird er am Ende auch am stärksten sein, es ist das Gericht der Lebendi-

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gen oder die 70.Jahrwoche, wo die ganze Milliardenzahl der Menschen im Gericht Gottes umkommen wird bis auf jenen Überrest von 144000.

„Jehova wird ausziehen wie ein Held, wie ein Kriegsmann den Eifer anfachen; er wird einen Schlachruf, ja, ein gellendes Kriegsgeschrei erheben; sich als Held beweisen gegen seine Feinde" (Jes.42,13)

NACHWORT

Es besteht unter Wortauslegern Übereinstimmung darin, daß das Buch Hiob das am schwersten auszulegende aller Bücher der Heiligen Schrift ist. Wie dem auch sei, der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes (1.Kor.2,10). Allein nur die Verbundenheit mit dem Herrn läßt uns dies alles erkennen. Dort wo der Genius des menschlichen Intellekts redet, bleibt der Heilige Geist im Hintergrund.

Nachdem wir die Auslegung Hiob 29,1-20 gelesen haben, dürften wir absolut überführt sein, nicht die Biographie Hiobs, sondern den Herrn Jesus in diesem Kapitel aufgezeigt zu sehen. Für mich (den Schreiber des Heftes), sind die Zwischenüberschriften bei Bibelübersetzungen schon immer ein unguter Brauch. Denn die Wahl solcher nicht in der Schrift der Urtexte vorhandenen Zwischenerklärungen sind immer von der persönlichen Erkenntnis eines Übersetzers abhängig. Und die Schrifterkenntnis ist sehr verschieden, wie wir alle wissen. Darum war ich auch erstaunt, daß alle mir bekannten Übersetzer mit den Zwischenüberschriften diese Weissagung von Kap.29 auf Hiob beziehen. Nur ganz wenige Aussagen lassen sich in unserem Textkapitel überhaupt auf Hiob anwenden. Wir sind dem Herrn sehr dankbar, daß wir das Licht Seines Wortes haben dürfen und geben IHM allein die Ehre für die Auslegung, denn ohne IHN können wir nichts tun.

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Es folgt eine tabellarische Übersicht der zwanzig Verse von Hiob 29 über den Weg Jesu von der Ewigkeit zum Erdenleben, chronologisch. Wir finden in diesen Versen Seine gesegneten Tätigkeiten bis zu Seinem Tode und das Wirken im Gericht.

Vers 1 zeigt uns „im Spruch" die Weissagung über den

Christus Jesus. V. 2+3 zeigen uns die Erinnerung Jesu, als ER noch nicht

im Fleische war. Vers 4 zeigt die Tage Jesu als Reife auf Erden und zuvor

im Himmel.

Vers 5 zeigt den Meister und Seine Jünger auf Erden. Vers 6 zeigt die Bestätigung Seines Dienstes im Reichtum des Geistes.

Vers 7 zeigt den Einzug Jesu in Jerusalem und die Tempelreinigung.

Vers 8 zeigt die Verehrung Jesu durch das Volk. V. 9+10 zeigen die Gespaltenheit zwischen Volk und Schriftgelehrten.

Vers 11 zeigt die Wirkungen des Geistes im Christus. Vers 12 zeigt den Herrn als Helfer und Retter. Vers 13 zeigt die Gemeinschaft zwischen Segnenden und Gesegneten.

Vers 14 zeigt den Herrn in Gerechtigkeit und als Hoherprie-ster.

Vers 15 zeigt den Christus, der Blinde sehend und Lahme gehend macht.

Vers 16 zeigt den Herrn in der Vater-Fürsorge am Dürftigen. Vers 17 zeigt den Herrn als Überwinder des Bösen. Vers 18 zeigt uns Seinen Tod durch die Israeliten. Vers 19 zeigt die Frucht nach dem Todeserleiden Jesu. Vers 20 zeigt die Ehre des Herrn auch im Gericht der 70.Jahrwoche.

Allen Lesern wünschen wir einen bleibenden Segen des Wortes Gottes, aber auch eine tiefe Anregung zur Erforschung der Schriften.

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautwerber

 Erbauliches –

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werk

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge

Heft 7: Die Handauflegung nach der Schrift (in Vorbereitung)

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat: unser Glaube

Heft 9: Die Allversöhnungs-Lehre

Heft 10: Auslegung von Hiob 29,1-20

 Wortlehre –

Werner Bergmann

Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann

Werner Bergmann

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Allversühnungs-Lehre (Heft 9)

Recht hätten wir, uns in irrationalen Bereichen zu bewegen? Beachten wir hier sehr, daß Gott die Gedankengänge der Allversöhnung verboten hat! Gerade deshalb, weil die Schrift keine Mitteilung über die Allversöhnung kennt, bestätigt die Bibel in dem 1. Brief an die Korinther, Kap. 4,6: „…auf daß ihr an uns lernet, nicht über das hinaus zu denken, was geschrieben ist.“ Wenn also das Wort Gottes hier lehrt, nicht über das Geschriebene hinauszudenken, wieviel weniger sollte die Allversöhnungs-Lehre ohne Basis der Wortmitteilung mündlich und schriftlich verbreitet werden.

Zwar bedient sich die Allversöhnungs-Lehre vieler Bibelstellen, welche aber nicht Ausgangspunkt (Basis) ihrer Auslegungen sind. In der Allversöhnungs-Lehre geht es insbesondere um zwei Worte, um die sich letztlich alles dreht. Sie heißen schlicht „Liebe“ und „Aeon“. Kein Wunder, daß dann eine solche Lehre das Ergebnis ist. Im Laufe von Jahrzehnten mußte ich immer wieder erleben, daß dort, wo nicht nüchtern auf ein Bibelwort aufgebaut und ausgelegt wird, das ganze aus der Mitte heraus, weg vom eigentlichen Zentrum hin ins Extreme rutscht. Das imaginäre Denken führt bei den Betreffenden zu einem Überschwang des menschlichen Genius; Gott hat sich dem Geist des Menschen mit seinem entarteten Gedankengut zu unterordnen. Wie könnte es sonst sein, daß bei Nichtanerkennung der Allversöhnungs-Lehre, der Schöpfer-Gott als „Horrorgestalt“ hingestellt wird? Wie tief die Allversöhnungs-Lehre irrt, geht allein schon aus der Schriftstelle von Rom. 11,33b hervor, wo es heißt: „Wie unausforschlich sind seine Gerichte“. Würde die Allversöhnungs-Lehre recht haben, daß die Verlorenen wieder aus den Gerichten Gehennas herauskommen, dann hätte sich Gott erstmals geirrt, weil die Allversöhnungs-Lehre die Unaus-

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forschlichkeit Seiner Gerichte erforscht hätte. Für uns bestehen eine Fülle solcher Widersprüche der Allversöhnungs-Lehre gegen das Wort des Herrn, weshalb Gott dieses Denken, Lehren und Reden nach 1. Kor. 4,6 „verboten“ hat. Kann die Wahrheit hervorkommen, wenn entgegen einem Verbot Gottes, im Widerstreit gegen Gott gedacht und geredet wird? Wir sagen „nein“! Also ist und bleibt die Allversöhnungs-Lehre eine reine Spekulationslehre, die von Gläubigen zumeist nachgeredet wird, die aber im Widerstreit zum Worte Gottes steht und dennoch geduldet wird.

1. Symptome der Universalismus-Lehre (Allversöhnungs-Lehre)

Die Allversöhnungs-Lehre sagt, lehrt und behauptet: Wenn Gott die Verlorenen im Feuersee auf immer in diesem Gericht belassen würde, wäre er nicht der Gott der Liebe, sondern „ein Quäler in Sadismus“. Soweit können sich Gläubige gegen Gott versteigen und sündigen, wenn das Wort des Herrn nicht mehr die alleinige Richtschnur und Autorität unseres Wandels ist. Daß bei dieser Allversöhnungs-Lehre vieles oder alles nicht stimmt, ist leicht festzustellen.

In Mark. 9,44 steht geschrieben: „…wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“. Im Vers davor ist von Hölle und unauslöschlichem Feuer geredet. Der Herr Jesus sagt also: „…wo ihr Wurm nicht stirbt…“. Würde Gehenna ein Ende besitzen, wie die Allversöhnungs-Lehre es behauptet, hätte der Herr Jesus Lüge geredet. Die Schrift aber sagt: „Alle Menschen sind Lügner!“ (Ps. 116,11). Da-

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mit steht die Wahrheit bei DEM, DER die Wahrheit ist, fest! (Joh. 14,6). Das aber sind die von Gott zu uns geredeten Worte über unser Thema; in dem Wurm ist die nagende Pein in der Selbsterkenntnis der Eigenschuld ihrer Verlorenheit zu ersehen. Dieser Vorwurf gegen sich selbst stirbt nicht mehr, d. h., er bleibt bestehen, weil er die Ursache ihrer Verlorenheit ist. Und wenn der Herr sagt: „…und das Feuer nicht erlischt…“, können wir doch nicht wie die Allversöhnungs-Lehre lehrt, sagen: „Doch!“. Maßen wir uns etwa an, Gott korrigieren zu können, oder gar „Sein Ratgeber“ gewesen zu sein? (Jes. 40,13).

Alles, was gegen das Wort des Herrn streitet, ist Finsternis! Egal in wem. Wie oft habe ich mich in der Vergangenheit gefragt: Warum merken die Gläubigen mit dieser Abnormlehre nicht, daß eine ganze Reihe von Schriftstellen der Allversöhnungs-Lehre widerspricht? Wie dem auch sei, in jedem Falle führt der Seelenfeind nicht nur die Regie.

2. Wer war der erste Allversöhner?

Wenn wir also davon ausgehen, daß Gott für die Verlorenen den Feuersee bestimmt hat, die Allversöhnungs-Lehre aber behauptet, daß dem nicht so sei, besitzen wir in der Heiligen Schrift genaue Hinweise über die Ausgänge dieser Lehre. Gott hatte in 1. Mose 2,17 dem Menschen verboten, von dem Baum der Erkenntnis zu essen: „…denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben“. In 1. Mose 3,4 heißt es: „Und die Schlange sprach zu dem Weibe: Mit nichten werdet ihr sterben“. Damit ist Satan der erste Allversöhner! Auch er hat lediglich den Worten Gottes in dieser Frage widersprochen. Die Verharmlo-

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sung des zweiten Todes ist ein Aspekt der Finsternis. Wir sollten lernen, zwischen Menschenworten und Gottesworten zu unterscheiden.

3. Die Liebe unseres Gottes

Der Herr sagt in Joh. 14,23: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten“. Die Liebe unseres Gottes war von Ewigkeit her verborgen. Mit der Gabe Gottes durch den Sohn wurde die Liebe Gottes an Menschen wirksam. Es sollte uns nicht verwundern zu hören, daß die Engel die Liebe Gottes gar nicht kennen. Ihre Schöpfungsbasis ist Gehorsam zu Gott. Gewiß nahmen sie wahr, daß es tief im Herzen des Schöpfers etwas geben müßte, was der Gottesliebe entsprach. Doch war ihre schöpferische Ausrüstung nicht geeignet, göttliche Liebe zu erkennen und zu verstehen. Darum heißt es auch in 1. Petr. 1,12c: „…in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren.“ Diese Liebe Gottes gehört primär dem Leibe des Christus und überhaupt nicht den Engeln. Damit ist diese Liebe ein erkennbares Merkmal der Familie Gottes: Christus das Haupt und wir Seine Glieder des Leibes.

Die Behauptung der Allversöhnungs-Lehre lautet: Würde Gott die Dämonen ewiglich im Feuer Gehennas belassen, wäre ER nicht der Gott der Liebe. Das ist total dummes und schriftwidriges Geschwätz von Verstandesmenschen. Gott hat „nie“ Rettungsbeziehungen zu abgefallenen Geistern auf der Basis der Liebe Gottes hergestellt und wird diese „nie“ herstellen können. Diese Redensarten allein beweisen bereits den Mangel im Worte Gottes. Beachten wir hier folgendes: Die Verlorenheit der

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Menschen war so groß, daß allein nur das Gottesopfer des Sohnes Seiner Liebe ausreichte, um am Kreuz die Menschen zu erretten. Nun geben wir acht, denn die Engelgeister haben Gott geschaut, sie haben die Herrlichkeit Gottes gesehen und sie waren die Augenzeugen davon, wie Gott einst die materielle Welt schuf. Wir lesen in Hiob 38,7: „…als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten“. Über uns Menschen ist in Joh. 1,18 gesagt: „Niemand hat Gott jemals gesehen“. Wenn also für uns, die wir Gott und Seine Herrlichkeit nicht geschaut haben, gerade noch das höchste Opfer, das Gottesopfer, zur Errettung ausreicht, mit welch einem Opfer sollten die in weit, weit größerer Verantwortung stehenden und abgefallenen Engel gerettet werden? Gibt es etwa ein größeres Opfer als das Gottesopfer? Hat etwa der Heilige Geist umsonst geredet, wenn wir in Hebr. 2,16 lesen: „Denn er nimmt sich fürwahr nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt er sich an“? Ist es zu wenig, den Worten Gottes glauben zu dürfen? Hat hier etwa der Genius des menschlichen Verstandes ein Recht, das geschriebene Wort in das Gegenteil kehren zu müssen?

4. Der Krampf der Verstandesrettung

Vor Jahren war ich beim Lesen einer Schrift von der Allversöhnungs-Lehre sehr erschüttert über ein angebliches „Aeonengericht“. Da die Heilige Schrift ein solches Aeonengericht nicht kennt, sehen wir, wie weit wir von der Wahrheit abweichen können, ohne daß es zum rechten

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Bewußtsein dieser Artikelschreiber kommt! In diesem Aeonengericht sollen die verlorenen Geister so lange gepeinigt und im Feuer behandelt werden, bis sie die Bereitschaft zur Umsinnung bekunden. Das bedeutet also, daß sich diese durch Werksverhalten ihre neue Seligkeit wieder verdienen müssen, um rehabilitiert zu werden. Woher haben diese Leute eigentlich den Mut, solche Geschichten in Verbindung mit Gottes Wort in Umlauf zu bringen? Sicherlich steht das mit dem erforderlichen Verständnis der Liebe Gottes in Verbindung. Ein großes Erstaunen war in mir, als ich inne wurde, daß die katholische Fegefeuerlehre genau dem Aeonengericht entspricht. Mit Sicherheit kommen beide Gerichte (Fegefeuer und Aeonengericht) aus einer Quelle. Eines steht doch wohl fest, daß diese Lehre in den Bereich der Philosophie gehört. Die Erfinder dieser Dinge glauben an ihre eigenen Worte.

5. Die Gerechtigkeit der Gerichte

Gottes

Gott ist kein Mensch, und wer an den Worten Gottes zweifelt, der zweifelt auch an dem lebendigen Gott selbst. Die geringste Nichtanerkennung eines Seiner Worte ist eine Überstellung über den lebendigen Gott. Zweimal bezeugt der Herr in der Offenbarung Jesu Christi vom Himmel her folgendes:

1. Bei den Schalengerichten von Offb. 16,7b: „Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.“

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2. Im vierfachen Halleluja von Offbg. 19,1-6: „…denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte“ (Vers 2). Dem folgt nach Vers 11 ff die 2. Wiederkunft Jesu zum Gericht der Lebendigen auf dieser Erde, in welchem die gesamte Menschheit bis auf den Überrest von 144 000 umkommen wird.

In Offbg. 20,11 sehen wir den großen weißen Thron; nach Vers 12b werden die (leiblich und geistlich) Toten nach ihren Werken gerichtet! Am Ende von Vers 13 heißt es noch einmal: „…und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken“. Das Ärgste, was man sich denken kann, ist wohl: gerichtet zu werden nach seinen Werken! Diese Verurteilung liegt außerhalb aller göttlichen Gnade und Barmherzigkeit. In Vers 14 heißt es noch, daß der Feuersee der zweite Tod ist. Nach Vers 15 folgt der Abschluß: „… Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen“.

Und ein allerletztes Wort über „Seine gerechten Gerichte“ lesen wir in Offbg. 14,11a, wo es heißt: „Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit“.

Genau das und nichts anderes ist die Gerechtigkeit der Gerichte Gottes. Die letzten Worte über die Ewigkeiten der Ewigkeiten in ihrer Qual des 2. Todes hat Gott geschrieben, anderslautende Erkenntnisse von Menschen sind Lüge, Spekulation und Betrug Satans. Auch hat Gott einen Riegel gegen Erkenntnis-Betrügerei vorgeschoben. Wir lesen ausdrücklich das Zeugnis des Gottes-Sohnes in Offbg. 22,18-19 gegenüber „jedem“: Wer zu den Dingen hinzufügt (wie Allversöhnungs-Lehre), dem wird Gott von

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diesen Plagen hinzufügen! Es ist sehr ernst, eine Lehre auf exegetischen Schleichwegen zu erfinden, um das Gegenteil von dem herauszubringen, was geschrieben steht.

6. Die Bitternis der Verlorenheit

Wir im Fleische werden uns den Schrecken und Wahnsinn der Betreffenden im Feuer- und Schwefelsee, bei Engel- oder Menschengeistern, auch nicht annähernd vorstellen können. Wir brauchen es auch gar nicht, weil der Herr es von uns nicht verlangt. Für jene aber, die dem 2. Tod überstellt sind, bedeutet dies „ewige, endlose Qualen“. So, wie bei der ersten Auferstehung die Geretteten einen Geistleib erhalten, um die ewige Lichtherrlichkeit ertragen zu können, so erhalten die Verlorenen bei der 2. Auferstehung einen Geistleib, um den ewigen Feuersee ertragen zu können. Nicht der Mensch, sondern Gott hat dies so bestimmt. Da erfüllt sich das Wort in Psalm 9,5: „Du hast die Nationen gescholten, den Gesetzlosen vertilgt; ihren Namen hast du ausgelöscht für immer und ewig“. Es gibt Errettete, die das gar nicht glauben, wegen ihres Widerspruchs gegen das Wort des Herrn. Wenn der Herr, der Gerechte, sagt: „…sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“, kann die Aussage nicht in das Gegenteil gedreht werden (Joh. 3,36). Furchtbar ist es, wenn der Zorn Gottes auf einem Geschöpfe bleibt.

Ebenso ist uns bekannt, daß ein fauler Baum keine guten Früchte bringen kann. Verlorene sind nach der Schrift faule Bäume (Matth. 7,18). Aber bereits im nächsten Vers 19 wird der faule Baum ins Feuer geworfen. Da steht nichts in der Bibel, daß der faule Baum wieder herausge-

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holt, noch einmal gute Früchte bringen wird. Ein fauler Baum bleibt auch im Feuer faul. Oder auch die Stelle in Joh. 15,6: „Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.“ Kann etwa eine verbrannte Rebe wieder gute Frucht bringen? Ein klares Wort lesen wir in Hebr. 6,8b, wo es heißt: „…und sein Ende ist die Verbrennung“. Wenn die Schrift sagt, daß die Verbrennung das Ende ist, dann bleibt es dabei. Wo wollten wir hinkommen, wenn die Aussagen der Schrift erst in das Gegenteil gekehrt werden müßten, um zur Wahrheit zu gelangen? Die ewige Verlorenheit seiner Geschöpfe ist bitter, aber sie entspricht der Gerechtigkeit Gottes. Denn die Gerechtigkeit Gottes ist Gnade und Gericht. Trickspielerei mit Worten Gottes verändert die Situation nicht. Es bleibt dabei: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Hebr. 10,31)

7. Das Schattenbild im Alten Testament

Dem Leser des Wortes Gottes ist bekannt, daß alles „Verbannte“ dem Herrn gehörte. Sowohl die Erretteten, als auch das Verfluchte (Verbannte) gehört allein Gott. Über das Errettete soll das Leben, über das Verbannte soll der Tod (zweiter Tod) triumphieren. In 3. Mos. 27,28b.29 lesen wir: „…alles Verbannte ist dem Jehova hochheilig. Alles, was an Menschen verbannt wird, soll nicht gelöst werden: es soll gewißlich getötet werden“. Es gab keine Lösung für das Verbannte nach Gottes heiligem Willen. So bleibt es auch in der Ewigkeit: Keine Lösung des Verbannten. Gottes Wort redet weder im Alten Testament noch im Neuen

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Testament auch nur ein einziges Wort darüber, daß es in den Ewigkeiten noch einmal zu einer Lösung des Verbannten kommen wird. Die letzte Überstellung des Banngutes ist der zweite Tod. Die letzten Worte über den zweiten Tod hatten wir bereits erwähnt: „…und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb. 14,11). Wer aber zu diesen Worten hinzufügt: Offenbarung 22,18!

8. Die Aeonenlehre

Es ist mehr als erstaunlich, was alles aus der Antisyste-matik zur Lehre der Heiligen Schrift noch umherkursieren kann. In einem Gespräch mit einem Anhänger der Allversöhnungs-Lehre versuchte jener, mir klar zu machen,-daß die Verlorenen wegen der Liebe Gottes nicht immer im Feuer Gehennas sein müssen. Vorher hatte ich ihm aus Hebr. 6,2 das „ewige Gericht“ genannt. Eine Bibelstelle für seine Aussage konnte er mir nicht nennen. Dafür wollte er mir eine Hilfe für das Aeonen-Verständnis geben, um das ich in keiner Weise verlegen war. Ewiges Gericht, meinte er, sei niemals ewig, denn ein Aeon habe einen Anfang und ein Ende. Und im Griechischen stehe nun mal: Aeon. Auf meine Frage, dann müsse auch unsere Herrlichkeit beim Herrn (wie der Herr in Joh. 17,24 sagt: „…auf daß sie meine Herrlichkeit schauen“) ein baldiges oder späteres Ende haben, denn ER hat auch uns dann nur ewiges (das heißt: aeonisches) Leben gegeben, antwortete er mir: Nein, so dürfe man das nicht sehen, wir wären endlos beim Herrn. Nun steht aber im Griechischen das gleiche Wort für „ewiges“ Gericht, wie für „ewiges“ Leben. Hat die Allversöhnungs-Lehre von Gott ein Wahlrecht erhalten, sich die Dinge auszusuchen, wie es in dieser Lehre gebraucht

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wird? Mit Sicherheit ist dies nicht der Fall, was die Vertreter der Allversöhnungs-Lehre auch nicht behaupten. Was uns jedoch erschüttert, ist, daß sie die Dinge aber so behandeln!

An dieser Stelle soll noch ein klärendes Wort über „ewig-aeonisch“ gesagt sein. Es ist richtig, daß wir das Wort „ewig“ in zwei Beziehungen der Schrift kennen. Einmal in der Beziehung der Endlosigkeit, ein andermal steht das Wort „ewig“ für einen Zeitbegriff in der Bibel.

a) In der Endlosigkeit (ewig); Joh. 10, 28: „… und sie gehen nicht verloren ewiglich.“ Des weiteren: Lk. 1,33; I.Joh. 2,17; 2. Petr. 2,17; 1. Petr. 1,25; Hebr. 1,8; 6,20; 7,24 usw.

b) Zu der Zeitlichkeit (ewig); 2. Mose 12, 14: „… als ewige Satzung bei euren Geschlechtern.“ 2. Mose 28,43; 29,9; 30,21; 3. Mose 3,17; 7,36; 23,14.21.31.41; 4. Mose 10,8; 19,21 usw.

Weil also die Allversöhnungs-Lehre den Anfang und das Ende einer Ewigkeit (Aeon) vertritt (was auch richtig ist), wird aber dann ganz offensichtlich falsch ausgelegt. Sie sagen, es ist endlos, was in Joh. 10,28 für die Erretteten geschrieben steht: „… und sie gehen nicht verloren aeonisch“. Doch lassen sie in 2. Petr. 2,17: „in Ewigkeit“ nicht stehen, sondern sagen: das ist zeitlich für die Verlorenen. Das aber ist keine Auslegung, sondern eine Einlegung. Weshalb behauptet die Allversöhnungs-Lehre dies? Antwort: Weil es die Eigenart der Spekulationslehre in Betreff der Bibel ist. Es fehlt die Ehrlichkeit einzugestehen, daß Gnade und Gericht Gottes Ge-

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rechtigkeit ist. Der ausgefuchste Menschengeist wird an der Gerechtigkeit Gottes nichts ändern.

Es ist, wie wenn der Herr in Seinem Wort ein STOP vor die Allversöhnungs-Lehre gesetzt hat. Und wenn es schon richtig ist (wie wir auch glauben), daß eine Ewigkeit (Aeon) sowohl einen Anfang als auch ein Ende hat, so sagt – der Allversöhnungs-Lehre zum Trotz – die Schrift an vielen Stellen: von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das heißt, wenn eine Ewigkeit beendet ist, beginnt (gleichzeitig) die neue Ewigkeit, endlos: „von – zu“. Den Ausdruck von Ewigkeit zu Ewigkeit finden wir zwar bereits schon im Alten Testament. Doch sehen wir eine wesenhafte Steigerung im Neuen Testament. Und davon wieder eine auffällige Mehrung in der Offenbarung des Johannes. Es ist wert, die Stellen hier anzugeben: Offb. 1,6; 4,9 und 10; 7,12; 10,6; 11,15; 14,11; 15,7; 19,3; 20,10; 22,5. Ich habe mich gefragt, warum Gott am Ende des Wortes solch eine Verdichtung der ewigkeits-bezogenen Ausdrücke (von Ewigkeit zu Ewigkeit) vorgenommen hat. Doch wohl deshalb, daß niemand auf die Idee kommen darf, Herrlichkeit (Gnade) und Gehenna (Gericht), seien nicht Seine Gerechtigkeit. Von Ewigkeit zu Ewigkeit kann niemals ins Gegenteil gekehrt werden. Übrigens, auch die Stelle von Offb. 14,11 ist dabei, wo es heißt: „… und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

9. Abschließendes

Zum Schluß des Artikels ist zu sagen, daß noch mehr und ausführlicher hätte geschrieben werden können. Dieses Heft soll dazu dienen, daß unsere Glaubensgeschwi-

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ster vor der Allversöhnungs-Lehre gewarnt sind, denn es ist nicht gut, wenn jeder Gläubige erst Lehrgeld bezahlen muß.

Das, was uns am meisten Sorgen bereitet, ist die fehlende fundamentale Wortaussage, auf die eine so wichtige Frage als Lehre aufgebaut ist. Niemand kann uns deshalb verübeln, wenn wir die Allversöhnungs-Lehre ablehnen. Niemals kann eine Lehre „nur“ auf die Exegese aufgebaut werden. Das wäre ja weit mehr als ein übler Scherz. In der Endkonsequenz werden auch Seelen um ihr Seelenheil betrogen. Wir gehen nie irre, wenn wir fest am geschriebenen Wort bleiben. Mit Sicherheit gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht kennen oder verstehen. Was aber ist mit einer exegetischen Lehre, der eine Reihe Schriftstellen widersprechen?

Die Behandlung der Liebe Gottes (ohne Wortgrundlage der Schrift) in eine dergestaltige Richtung zu bringen, wie dies die Allversöhnungs-Lehre tut, ist einfach unmöglich. Sie lassen nur noch die augenausleckende Liebe stehen, obgleich es in Hohelied 8,6 heißt: „Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer“. Ob denn nicht doch eine diesbezügliche Schriftseite mehr Gewicht als eine Auslegung hat? – wir glauben es gewiß! Wenn also die Liebe des Herrn so hart ist, wie die Bibel es sagt, dann gilt die Härte jenen Verlorenen in Gehenna. Würde Gott gegenüber den verlorenen Geistern ein Auge zudrücken, ginge der Sündenspektakel im Himmel wieder los. Denken wir daran, daß es für die abgefallenen Engelgeister „kein Opfer“ gibt. Eine Rettung durch Abbüßung der Strafe, wie die Allversöhnungs-Lehre es sagt, wäre also „Erlösung ohne Opfer“. Aber genau das ist nicht die dafür

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notwendige Schuldbeseitigung schwerster Sünden vor Gott. (Die Bibelstelle von Matth. 5,26, wo es heißt: „Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast“, kann hierfür nicht eingesetzt werden. Wissen wir doch, daß die Sünden des AT im Zeitbereich durch Tierblut, im Ewigkeitsbereich durch das vollkommene Opferlamm Christi in die Vergebung kamen. Jenes Tierblut hatte nur die Kraft der Stundung der Vergebung bis zur Vergebung im vollkommenen Blutopfer am Kreuz). Über eine Abbüßung der Strafe durch das Feuer Gehennas jener verlorenen Geister würde zugleich auch die Würdigkeit vor dem himmlischen Vater fehlen, was wir im Brandopfer von 3. Mose 1 finden, welches Opfer ganz für Gott war. Das Brandopfer befriedigte Gott den Vater im Werk des Sohnes am Kreuz. Eine Strafabbüßung hätte also nicht des Vaters Wohlgefallen, weil es eine Selbstbefriedigung und Selbsterlösung im Ablauf der Philosophie darstellt. Diese Feststellungen sind keine Vermutungen, wohl aber Tatsachen, über die wir nicht einfach hinwegsehen können, als ob sie nicht vorhanden wären.

Mit dieser gerafften Arbeit soll denen ein Rüstwerk in die Hände gelegt werden, die mit der Allversöhnungs-Lehre in Berührung kommen. Darum wünschen wir allen Lesern den bewahrenden Segen unseres großen Gottes.

10. Besonderes

Die gesamte Angelegenheit mit Gehenna war mir ein notvolles Anliegen vor dem Herrn. Darum bat ich Gott, ER möge mir doch näheres über Gehenna klarmachen. Nach 1. Kor. 2,10 durfte ich durch Darreichungen Seines Gei-

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stes im Wort erkennen und erfassen, daß die Auswirkungen in Gehenna viel, viel schrecklicher sind, als sich die Geschöpfe Gottes zu denken wagen. Der Inhalt hatte mich so tief beeindruckt, daß ich Tage mit mir zu tun bekam. Die Herzensnot brachte mich gedanklich zu Gott im Gebet. Herr Jesus, sagte ich, ist es denn nötig, daß die Verlorenen so furchtbar leiden müssen? Würde es nicht genügen, wenn ihnen nur acht oder zehn Prozent davon auferlegt würden? Warum nur diese unerbittliche Tiefe der Gerichte? Dabei kam ich mir einen Augenblick wie Abraham in 1. Mose 18,23-32 vor. Tief beeindruckt wartete ich auf eine Antwort des Herrn. Obgleich ich nichts gesehen oder gehört habe, war ich erfüllt von der Bibelstelle in 1. Kor. 15,28. Zwar ist mir die Stelle seit Jahrzehnten bekannt, doch war dieses Wort von der eigenen Auslegungserkenntnis bestimmt. Der Text lautet: „Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei“. Bei dem Wort „allem“ ist eine Fußnote, welche besagt, daß es auch „allen“ heißen kann. Auch im griechischen Grundtext ist das Wort „allen“ in der Priorität eingesetzt. Wer sind aber nun die „allen“? Der Herr muß nun verständlich machen: alle sind alle, im Himmel und in Gehenna. Das heißt, Gott muß in allen im Himmel und in allen in Gehenna sein. Denn alle Geschöpfe sind gehaucht durch den Schöpfer. Die Engel nach Psalm 33,6; die Erretteten in der Herrlichkeit nach Joh. 20,22; die verlorenen Menschen nach 1. Mose 2,7. Damit ist Sein Geist in „allen“, jener Ruach (hebräisch Ruach = Geist) Gottes.

Geht Gott von der Vielfalt Seiner Aussagen ab, die Verlorenen ewiglich im Feuersee zu halten, ist ER nicht mehr

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der Gott der Gerechtigkeit. Denn in 4. Mose 23,19a sagt ER: „Nicht ein Mensch ist Gott, daß er lüge“. Der Herr kann gar nicht von Seinem geredeten Wort abweichen. Das wäre widergöttlich und verlogen, das ist Menschenart.

Tage später gab mir der Herr neues Verständnis in der Sache. Es ist sehr schwer, die Gedanken zu Papier zu bringen. Seit Satan erstmals gesündigt hat, sind sämtliche Schöpfungen und himmlische Ordnungen in Unordnung gekommen bis zum heutigen Tag. Eine Gott entsprechende Ruhe kann aber erst einsetzen, wenn die Gerechtigkeit Gottes im Himmel und in Gehenna eingetreten ist. Die Gerechtigkeit Gottes in Gehenna wird an den verlorenen Engeln und Menschen vollzogen. Die Garantie ist der große weiße Thron. An diesem Gerichtsthron wird „jeder“ Verlorene hundertprozentig zum Wissen, Verstehen und zur Anerkennung gebracht, daß seine Strafe Gehennas der absoluten Gerechtigkeit Gottes entspricht. Es ist eine falsche Vorstellung anzunehmen, daß die Geister im Feuersee gegen Gott fluchen und schimpfen würden. Noch ehe der Fluch sich in den Gedanken bildet, verstärkt sich Hitze und Gericht so gewaltig, daß die Absicht zur Sünde nicht in Erscheinung kommt. Bedenken wir, daß alle verlorenen Geister in totaler Kraftlosigkeit gehalten sind (Jes. 14,10).

Erst dann, wenn der Gleichklang vom Himmel bis Gehenna in Vollkommenheit Seiner Gerechtigkeit hergestellt ist, kann Gottes ewiger Friede wieder einziehen. Von diesem Gleichgewicht der himmlischen Friedensordnung redet der Herr zu Seinem Vater in Joh. 17,5, wo es heißt: „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“. In diesem Gerechtigkeitsfrieden werden Gott und alle Seine Geschöp-

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fe gefunden, wenn die himmlische Ruhe über die Sünde eingekehrt sein wird. Eine Wiederherstellung von Dämonen ohne Opfer ist Utopie des menschlichen Verstandes. Darum kann Gott nur den Weg der Gerechtigkeit mit den abgefallenen Geistern gehen, der über Gehenna führt. Die Bibel lehrt deshalb für die Erretteten des Himmels Herrlichkeit und für die Verlorenen den Feuersee Gehennas. „Wenn es aber jemand gut dünkt, streitsüchtig zu sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht, noch die Versammlungen Gottes“ (1. Kor. 11,16).

„Entziehe meinem Munde nicht gänzlich das Wort der Wahrheit!“ Psalm 119,43a

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautwerber

 Erbauliches –

Werner Bergmann

Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade,

so nicht mehr aus Werk Werner Bergmann

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge Werner Bergmann

Heft 7: Die Handauflegung

nach der Schrift Werner Bergmann

– in Vorbereitung –

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat:

unser Glaube Werner Bergmann

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Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube (Heft 8)

1. Unser Fleisch (Römer 7,18)

„Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, (finde ich) nicht.“

Diese Bibelstelle betrifft letztlich alle Kinder Gottes, obgleich Römer 7 den Menschen unter Gesetz stehend behandelt. Es wäre unrichtig, wollte man die tiefen Belehrungen nur auf die Israeliten damals beziehen. Weil die Israeliten unter Gesetz dem Herrn nach dem Fleische dienten – wir heute nicht -, ist es richtig, daß die Aussagen in diesem Kapitel besonders jene betrafen. Der gelesene Textvers wirkt wie eine Ernüchterung aus tiefem Schlafe. Dennoch betrifft er alle Menschen, sei es in der Gesetzes- oder in der Gnadenzeit, auch wenn nach Vers 1 der Apostel Paulus zu denen redet, die unter Gesetz stehen. Fragen wir uns warum, so ist zu antworten: weil alle angesprochen sind, die auch im Fleische sind oder Fleisch an sich haben.

Das Fleisch ist ein komisches Ding.

Wir lieben es, obgleich wir es im Tode halten sollen.

 Wir pflegen es, obgleich Gott den Tod darüber ausgesprochen hat.

Wir werden im geistlichen Kampf und Wandel behindert; dennoch bringen wir täglich für das Fleisch mehr Opfer an Zeit und Geld als für das geistliche Leben im neuen Menschen und die Dinge des Herrn.

 Wir rechnen im Leben ganz stark mit dem Fleisch, obwohl diese Gesinnung „der Tod“ ist, wie Paulus dies in Rom. 8,6 beschreibt.

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Die Sünde hat das Fleisch (nicht nur bei den Israeliten) so stark verdreht, daß wir nach Rom. 7,15 noch nicht einmal erkennen, was wir im Leibe des Fleisches tun. Die Sünde ist das zerstörende Gift für die Geschöpfe Gottes. Merken wir uns gut: Obwohl der Herr am Kreuz die Seele errettet hat, war das Fleisch nicht zu erlösen. Deshalb müssen wir als Errettete im Fleische sterben. Das in Sünde verkommene Fleisch verändert die gesamte Persönlichkeit so stark, daß wir das Gegenteil von dem tun, was wir überhaupt wollen. Es geht sogar so weit, daß wir das ausüben, was wir hassen (Rom. 7,15b). Das ist die Macht der Sünde! In diesem Kampf der Auseinandersetzung leben wir als Erlöste. Sensible Gläubige werden dabei in ärgste Zerreißproben gebracht, von denen wir oft gar keine Vorstellung haben. Diese Gläubigen brauchen unsere intensive Gebetshilfe! Wir alle wissen, daß der Herr Jesus in SEINEM Tode nicht unser Fleisch gerettet hat. Also tragen wir alle unerlöstes Fleisch durch das Glaubensleben. Damit beherbergen wir Dynamit in uns. Eine allfällige Explosion wird nur verhindert, wenn wir uns der Sünde für gestorben halten. Gläubige, die oft oder selten ihren sündigen Kropf leeren, sind solche, die dem Herrn nicht tief genug gestorben sind. Diese haben den Tod nicht über ihr ganzes Fleisch vollzogen, weil sie es lieber schonen wollen. Geschontes Fleisch aber hinterläßt immense Verzerrungen im Wandel. Dabei wird die Liebe Jesu exzentrisch ausgelebt. Dies ist der ideale Nährboden für Eigenwilligkeiten. Als unser Herr starb, gab ER SEIN Fleisch in den Tod, obwohl es in eigener Sache „sündlos“ war. Wenn wir nun „in der Gleichheit seines Todes“ (Rom. 6,5) unser Fleisch bewahren wollen, wer sind wir? Da kommen doch nur Probleme auf uns und andere zu. Soll der Herr dieses Verhalten in der Ewigkeit noch reichlich mit Lohn vergelten? Ich denke nicht, daß es verschiedene Auffassungen über die „Gleichheit seines Todes“ geben kann. Die Bibel meint damit das völlige „Gestorben sein“. Der Herr Jesus hat nichts, aber auch gar nichts zurückbehalten. Er gab sich Gott als Ganzopfer. Darum ist die Jesusnachfolge ohne ganzes Sterben mit IHM Betrug.

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Wenn nun der Apostel Paulus im Textvers sagt, daß in ihm nichts Gutes wohnt, dann wollen wir die Dinge der Reihe nach betrachten. Äußerst wertvoll ist, daß Paulus nicht über einen bekannten Menschen oder einen Bruder, sondern über sich selbst spricht. Weil er uns allen ein leuchtendes Vorbild ist, wiegen seine Worte doppelt. Nichts Gutes in ihm – das ist keine Vermutung, sondern Wahrheit. Deshalb beginnt Vers 18: „Denn ich weiß …“ Das entspricht seinem Wissen und Bewußtsein. Was weiß er denn? Es heißt hier: „… daß in mir…“ Dies ist eine klare Selbstbeurteilung und nicht ein Reden über andere in negativer Art. Dieses „in mir“ ist in Paulus‘ Fleische; damit ist auch unser Fleisch gemeint, für dessen Regungen und Triebe nicht andere, wohl aber wir selbst verantwortlich sind. Es ist unser Fleisch, von dem geredet wird – und wir sind alle angesprochen, auch wenn der Apostel Paulus sich öffentlich bloß-stellt. Daraus sehen wir, daß allein durch unsere Bloßstellung die Wahrheit ans Licht gebracht wird. Lernen wir also von Paulus! Er weiß, daß in seinem Fleische „nichts Gutes wohnt“. Wie leicht lesen wir über solche Schriftstellen hinweg, ohne uns genügend Gedanken zu machen. Besehen wir den Vers näher. „Nichts Gutes“ bedeutet „alles Schlechte“. Geschwister, das ist uns im Garten Eden zuteil geworden. Der Ungehorsam gegen das Wort Gottes brachte diesen Fluch über uns. Dieses „alles Böse und Schlechte“ schlummert in allen Erretteten und Verlorenen. Sicherlich gibt es große Unterschiede, je nachdem, wie tief die Voreltern in der Sünde gelebt haben. Wir tragen doch das Fleisch unserer Voreltern in uns und damit auch ihr „nichts Gutes – alles Böse und Schlechte“. Wenn wir in Judas Vers 23 lesen: „… indem ihr auch das von dem Fleische befleckte Kleid hasset“, so wird manches bestätigt. Unser Wandel wird vom Fleisch befleckt, also ist das Fleisch der Ausgangspunkt der Sünde in uns.

Sind wir Errettete, so wird dem Bösen in uns (der Kraft der Sünde im Fleische) durch „Vergebung“ entgegengewirkt. Dadurch kann die Sünde nicht expandieren, wie sie möchte. So-

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bald wir uns in der Gleichheit SEINES Todes mit IHM „eins machen“, stehen wir im Segen. Dieses geistliche Verhalten baut die Sündengelüste über Generationen, aber auch in der Jesusnachfolge des einzelnen stark ab. Deshalb stehen wir wegen unseres Heiligungslebens für uns und unsere Nachkommen in steter Verantwortung vor Gott. Gläubige ohne tiefgehendes Heiligungsleben sind Pestkranke inmitten von Kindern Gottes. Paulus hatte das gleiche Fleisch wie wir, nur war er in der Gleichheit SEINES Todes mit IHM gestorben. Das ist die Basis eines gottgewollten Wandels mit Christus.

Jetzt kommen wir zu einer wichtigen Frage: Warum weichen wir eigentlich aus, um mit Christus in aller Tiefe zu sterben? Niemand soll sagen, das Sterben gehöre nur zur Bekehrung. Paulus bestätigt in 1. Kor. 15,31: „Täglich sterbe ich …“ Die Antwort lautet: Das Sterben in den Bereichen, die wir nicht loslassen wollen, weil wir sie noch lieben, schmerzt so sehr. Viele Gläubige haben das tägliche Sterben nach ihrer Bekehrung und Errettung nachzuholen. Die Gewißheit der Wiedergeburt reicht ihnen, das Heiligungsleben zu führen erscheint ihnen zweitrangig. In der Hingabe an Christus erkennen wir die Liebe zu Gott.

Und noch einmal besehen wir „nichts Gutes“, was wir „alles Böse und Schlechte“ genannt haben. Da wird uns doch klar, daß bei bestimmten Sündenveranlagungen unreine Geister im Fleische sein können. Diese Geister sind auch nichts Gutes. Sie reizen und zwingen die Menschen zu den in Matth. 15,19 aufgeführten Versündigungen. Wer von seinem Fleische etwas hält, hat die Sünde noch nicht erkannt. Sollten Kinder Gottes besseres Fleisch haben als die Gottlosen? Niemals! „Die Erlösung unseres Leibes“ erwarten wir erst bei der Wiederkunft des Herrn (Rom. 8,23). Eine Erneuerung oder Verbesserung des Fleisches gibt es vorher nicht. Das, was uns jetzt bewegt, ist, daß in unserem Fleische nichts Gutes, dafür aber Böses und Schlechtes „wohnt“. Das Böse im Fleische hat lebenslanges Wohnrecht. Diese Tatsache ist nicht zu ändern, ob wir errettet oder verloren

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sind. Solange unser irdisches Leben währt, wohnt das Böse im Fleische. Wohnen ist mehr als nur einen Besuch abstatten. Das Böse, die Sünde, ist im Fleische zu Hause. Darum ist Leibeserlösung keine Leibesrettung. Die Erlösung des Leibes vollzieht sich in der Befreiung aus dem Wohnrecht der Sünde und der Verwandlung in einen Geistleib mit Sündlosigkeit. Das gehört nach Rom. 8,21 zur Freimachung der (alten) Schöpfung „von der Knechtschaft des Verderbnisses“.

Sind es Verlorene, so wird der Kraft der Sünde (mangels Vergebung und sich im Tode halten) freien Lauf gelassen. Die Sünde expandiert, bis der „Mensch der Sünde“ (2. Thess. 2,3), welcher der Antichrist ist, offenbar wird. Dem folgt die Vernichtung der Gottlosen im Gericht der Lebendigen. Diese Geschehnisse stehen unmittelbar vor der unversöhnten Welt.

Weiter heißt es im Textvers: „Denn das Wollen ist bei mir vorhanden …“ Wenn nun der Apostel Paulus bereit war zum Wollen, dann mag dies darauf zurückzuführen sein, daß sein Geist (der Geist des Menschen) das Wollen hatte; die Schwachheit seines Fleisches verhinderte jedoch durch die Sünde jedes Wollen des Geistes. Das lesen wir auch in Matth. 26,41b: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.“ Und doch ist es der Herr, der nach Phil. 2,13 in uns „wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken“. In Rom. 7,18 heißt es weiter: „… aber das Vollbringen dessen, was recht ist, (finde ich) nicht.“ Die Sünde im schwachen „Leibe des Fleisches“ (Kol. 1,22 und 2,11; vgl. hierzu auch „Leib der Sünde“, Rom. 6,6 und 7,24) ist so stark, daß selbst Paulus das Vollbringen nicht fand. Zwar vollbrachte er etwas, aber es war das, was nicht recht war. Der treue Herr möchte Gnade geben, daß wir in den Worten Pauli uns und unser sündiges Fleisch erkennen. Solange wir auf Erden leben, werden wir in einem gespaltenen Zustand dem Herrn dienen. „Also nun diene ich selbst mit dem Sinne (Geist) Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz“, sagt Paulus in Rom. 7,25b. „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in

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Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Rom. 8,2).

Bruder und Schwester, auch wenn Du noch sündigst, bist Du errettet. Der Herr Jesus hat Dich freigemacht durch das Gesetz des Geistes des Lebens.

Bemerkung: Dem Artikelschreiber ist sehr wohl bekannt, daß das Wort „Fleisch“ in einigen neutestamentlichen Schriftstellen die Quelle der Sünden im alten Menschen rein geistlich bedeutet. Bei dieser Auslegung sollte für „Fleisch“ das griechische Wort „sorna“ stehen.

2. Die Freiheit der Kinder Gottes (Römer 8,1.2)

Nachdem wir aus dem Kapitel „Unser Fleisch“ gelernt haben, daß nicht allein im Fleische des Paulus, sondern auch in uns nichts Gutes wohnt, klingt es für manche Kinder Gottes hohnsprechend, wenn sie, ihr eigenes Leben seit der Errettung betrachtend, in Rom. 8,1.2 lesen: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Es ist eine große Gnade des Herrn, wenn wir dieses Thema verstanden haben. Ansonsten belügt uns der Seelenfeind zu unserem Schaden.

Es ist unwahr, daß das Kapitel 7 des Römerbriefes die Leibesgemeinde Jesu nichts angeht, weil in Vers 1 geschrieben steht: „… (denn ich rede zu denen, die Gesetz kennen)…“ Israel diente Gott dem Fleische nach, deshalb hatten die Leute, aus dem Gesetz kommend, das große Verständnis für Fleischeswerk. In Kapitel 7 geht es aber nicht primär um Fleischeswerk, sondern um das Fleisch als solches. Der Apostel schildert sowohl die absolute Unfähigkeit, Gott im Fleische zu dienen, als auch die Unmöglichkeit, im Fleische Geistesdienst zu vollziehen.

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Daran ändert sich nichts, auch wenn „das Gesetz geistlich ist“ (Rom. 7,14). Weil also niemand das Gesetz tun konnte (Joh. 7,19), erwies sich der Fleischesdienst als unerfüllbar. Für den Triumph von Rom. 8,1 – „keine Verdammnis“ – ist das Kreuz der zentrale Ausgangspunkt. Durch die Größe und Erhabenheit des Opfers Christi konnte der Geistesdienst eingeführt werden. Dieser war und ist nur möglich, nachdem der Heilige Geist Wohnung in den Menschen genommen hat. Infolge von Vergebung (Auferstehungsfest) und Empfang des Heiligen Geistes (Pfingsten) dominiert im Gläubigen das Gesetz des Geistes und nicht mehr das mosaische Gesetz. Dieses Gesetz des Geistes des Lebens ist die Garantie für die Freimachung vom Gesetz der Sünde und des Todes. Wenn Paulus bestätigt: „… hat mich freigemacht…“, dann erhalten wir die Freimachung nicht erst später. Sie geschieht im Vorgang von Bekehrung und Wiedergeburt, darum das Wort „hat“. Kommen wir hier vorweg zu der Frage: Wie kann ich den Herrn in der zugesagten Freiheit durch Sieg beständig ehren? Die Antwort darauf finden wir in 1. Joh. 5,4b: „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“ Unser Siegeswandel mit Christus hängt wesenhaft mit unserem Glauben zusammen. Wenn also die Heilige Schrift sagt „hat mich freigemacht“, wir aber wandeln sieglos in Traurigkeit dahin, dann ist es mit dem Glauben nicht weit her. Die wahren Gründe für diesen Pessimismus bei vielen Kindern Gottes sollen an dieser Stelle behandelt werden.

Wo Siegesleben fehlt, wandeln die Erretteten auch nicht im gesegneten Bewußtsein „hat mich freigemacht“. Der treue Herr aber hat uns diese tiefgehende Segnung in Rom. 8,1.2 als eine Hilfe auf unserem Weg in die obere Heimat geschenkt. Deswegen sollte jedes Gotteskind alles darangeben, den Segen dieser Freiheit voll und ganz zu genießen. Letztlich liegt darin die Verherrlichung Gottes durch jeden einzelnen Gläubigen. Allein schon von seifen dieser uns geschenkten Freiheit zur Ehrerweisung Gottes bewegen wir uns im Willen des Herrn, wenn wir darum kämpfen. Betrachten wir aber die Kinder Gottes heutiger

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Tage, erkennen wir bei vielen eine völlige oder geringere Unfreiheit in geistlichen Belangen mit mehr oder weniger tiefer Einschnürung im Wandel.

Die Quellgebiete, die sich der Feind zunutze macht, sind verschiedener Art.

a) Psychisch schwache und sensible Menschen werden am allermeisten in ihrer Freiheit eingeengt. Oft gehen die Einwirkungen bis ins Unerträgliche. Kinder Gottes in diesem Zustand werden voll ihrer Persönlichkeit beraubt.

b) Auch andere Krankheiten können Anlaß für die Preisgabe der Freiheit sein. Insbesondere besteht diese Gefahr dann, wenn man sich innerlich selbst aufgibt, wenn man es liebt, sich selbst zu bedauern oder durch andere bedauert zu werden. Gott will, daß wir IHN selbst in der Krankheit verherrlichen.

c) Gläubige, die jene giftige Neigung zur Passivität besitzen, geben ihre Freiheit oft „freiwillig“ auf. Passive Menschen sind eine besondere Zielscheibe für den Seelenfeind, wenngleich sie die Gefahr, in der sie leben, nicht erkennen. Oft wird an falschen Stellen nach Gründen gesucht.

d) Der Hauptgrund für all diese Ursachen ist eine ganz entscheidende Fehlsubstanz: die Unwissenheit über Gottes teurem Wort betreffs der eigenen Freiheit und Gebundenheit in vielen Dingen, die Gott nicht ehren.

Die allermeisten einschnürenden Frechheiten des Feindes geschehen, weil man sich nicht im schriftgemäßen Wandel verhält! Und doch ist jedem Gotteskind die Freiheit im Geiste gegeben, eine Gabe Gottes bei der Wiedergeburt für all die

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Seinen. Für jeden Bluterkauften gilt die göttliche Zusage: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind.“ Gottes Garantie dafür ist unsere Sicherheit. Diese Tatsache hat der Herr für jeden SEINER Gemeinde bestimmt. Was gebraucht wird, ist die echte, gottgemäße Befreiung, die es sich anzueignen gilt.

3. Das Geheimnis der Überwindung

Auch im Leben der Kinder Gottes gibt es Gewohnheiten, die der Satan benutzt, um sie unfruchtbar zu machen. Eine solch üble Gewohnheit ist das Verhalten in der Passivität bei jeder Gelegenheit, in wiederkehrenden Lebenssituationen. Der Wiederholungsfaktor gräbt sich im Fleische so tief ein, daß bei schwachem Glauben keinerlei Chancen für eine Überwindung bestehen. Und doch gibt es für einen jeden die Möglichkeit herauszukommen. Spätestens bei der praktischen Übung zur Überwindung erhält man Licht darüber, wieviel Lüge mit diesem passiven Verhalten verbunden ist. Zwar will jeder davon frei werden, doch sobald die Überwindung beginnen soll, wird geantwortet: Das geht nicht, das kann ich nicht, das bring‘ ich nicht fertig usw. Wenn wir in Matth. 19,26 lesen, daß bei Gott alle Dinge möglich sind, und wenn wir wissen, daß uns der Herr aus den Bindungen heraushaben will, dann darf es kein Wenn und Aber mehr geben.

An dieser Stelle beginnt das Gebet um das persönliche Wollen. Solange wir nicht von Herzen wollen, kann der Herr auch das rechte Verlangen nicht geben (Phil. 2,13). Beim Kampf durch Überwindung ist die letzte Energie ins Wollen und ins Gebet zum Herrn hineinzulegen. Der Vollzug hat im Herzen stattzufinden, sonst sind alle Bemühungen umsonst. Insbesondere ist der Glaube zu aktivieren und auf das Ziel auszurichten. Und vergessen wir nie, daß der Herr uns in allem beisteht und SEIN verheißenes Wort erfüllt. Letztlich gilt es, die alteingeses-

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sene Lebens-Passivität zu überwinden. Was ist nun der entscheidende Beitrag dazu? Die Überwindung gelingt nur durch viel Arbeit und steten Fleiß! Beachten wir an dieser Stelle, daß Gott den ersten Menschen im Garten Eden den Auftrag gab, den Wonnegarten „zu bebauen und ihn zu bewahren“ (1. Mose 2,15). Obgleich es in Eden noch keine Sünde gab, hatten die ersten Menschen bereits zu arbeiten! Und nach ihrem Sündenfall mußten sie zur Strafe im Schweiße des Angesichts arbeiten. Trotzdem hat Gott die harte Arbeit unter SEINEN Segen gestellt. Ja, das N.T. geht noch weiter und sagt in 2. Thess. 3,10: „… wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Das sind Gottes Gedanken über die Arbeit der Menschen. Der König Salomo redet in Sprüche 12,27b: „Aber kostbares Gut eines Menschen ist es, wenn er fleißig ist.“ Das sind die Grundlagen für ein Herauskommen aus notvollen Situationen und Plagen; dazu gehören auch alle in Kapitel 2 unter „Quellgebiete“ genannten Punkte. Sobald wir uns von entgegengesetzten Gedanken beflügeln lassen, wird es kein Herauskommen geben. Wer aber die Rede der Heiligen Schrift versteht und befolgt, kann aus den hoffnungslosesten Verstrickungen herausgelangen.

Obwohl je nach Tiefe der Einschnürung die Mithilfe anderer Gläubigen unerläßlich ist, bleibt die Hauptlast bei den passiven Menschen. Es wäre ein Fehlverhalten, wollte man – gutgemeint -ihnen die Arbeit abnehmen, damit sie sich nicht so weh tun. Sie sollen sich weh tun! Das gehört zur Prüfung der Überwindung. Wie wollen passive Menschen vorwärtskommen, wenn wir ihnen die Arbeit abnehmen, um ihnen das Leben zu erleichtern? Nur zu oft sind diese Geschädigten „verwöhnt“ und dadurch zusätzlich geschädigt worden. Es gehört ihnen im wahrsten Sinne des Wortes ein Überpensum an Arbeit auferlegt, weil nur so und nicht anders ein Herauskommen möglich ist. Arbeit ist heilsamer Balsam für jedermann.

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Es gibt Situationen, in denen wir mit allen anderen seelsorgerlichen Methoden nicht weiterkommen. Wird die vom Herrn gegebene Seite nicht genutzt, bleiben alle übrigen Tätigkeiten erfolglos. Darum ist es so wichtig, den Willen Gottes auch in diesen Dingen zu erkennen und zu tun.

Ein ganz wichtiger Punkt ist die Anregung, ein inneres „Ja“ zur Arbeit zu finden. Sobald die Bejahung fehlt, bewegen sich passive Menschen im „Nein“. Mit viel Geduld und Übung muß durch Gebet und Gespräch der Boden zum „Ja“ eingenommen werden! Der Vorgang erinnert uns an Josuas Landeinnahme in Kanaan. Damals gab es auch in verschiedenen Richtungen Rückschläge, doch der Sieg konnte nicht verhindert werden.

Wenn wir in diesem Kapitel von Überwindung reden, dürfen wir nicht meinen, den Feind überwinden zu müssen. Der Herr hat ihn schon überwunden. Die im Pessimismus lebenden Gläubigen sind vom Feind doch nur um den Sieg „belogen“ worden. Darum ist ein wiederholtes Lossagen von der Lüge notwendig, auch wenn man der Belogene ist. Dieses Belogen-worden-sein entbindet keineswegs von der Schuld, wie auch die belogene Eva im Garten Eden nicht für schuldlos gehalten wurde. Man muß zu einem Herzenszustand gelangen, der da lautet: „Ich lasse mir meine Behinderung nicht mehr gefallen! Schluß mit der Lüge! Gott hat für mich die Freiheit bestimmt! Ich gehe den Weg der Freiheit!“

In den Sendschreiben an die sieben Gemeinden (Offb. 2 und 3) steht 7mal die ermutigende Aussage: „Wer überwindet …“ Danach folgt jedesmal eine gewaltige Verheißung (Offb. 2,7.11.17.26; 3,5.12.21). In der letzten Bibelstelle ruft uns der Herr zu: „Wer überwindet, dem werde ich geben …“ Wenn wir überwinden, wie wir hier lesen, dann sind uns die Verheißungen gewiß. Wer aber nicht überwindet, befindet sich auch nicht in der Verheißung. Niemand soll denken, Verheißung und Freiheit

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würden jemandem in Passivität zufallen. Darum auf – wir besitzen die Zusagen und Verheißungen Gottes!

Ein großes Hindernis im Kampf zur Befreiung aus den Nöten ist das magische Schauen auf die Umstände. Meistens haben sich auch noch Sorgengeister eingenistet. Diese gilt es nun ebenfalls zu überwinden, wie bisher aufgezeigt wurde. Es ist nötig, Punkt für Punkt den Kampf aufzunehmen und die passiven Gläubigen durch Überwindung hin zum Sieg in Jesus Christus zu führen. Hat Dir der Herr schon eine solche Liebe zu Deinen Geschwistern, ihnen zu helfen, aufs Herz gelegt?

4. Die Überwindung nach Römer 7,18

Gehen wir wieder von Rom. 7,18 aus und besehen das Verhalten aus der Sicht unserer Liebe zum eigenen Fleisch, so folgen tiefe Erschütterungen. Die unter „Quellgebiete“ erwähnten Menschen stecken zumeist in einer götzendienerischen Liebe zu sich selbst. Weil sie diese Tatsache durch die eigene Verdrehung nicht wahrnehmen, glauben sie gar nicht an eine solch tiefe Bindung. Die Selbstbewertung ist schizophren. Auf der einen Seite lebt man in Komplexen, nichts zu sein; auf der anderen Seite besteht götzendienerische Liebe zu sich selbst. Vor Augen steht der Fleischesdienst und nicht der Herr. So tritt eine echte Bipolarität auf, die Christus außer acht läßt. Minderwertigkeitskomplexe und abgöttische Liebe zu sich selbst müssen im Tode gehalten werden. Dies ist der einzige Weg, aus dem gebundenen Zustand herauszukommen, und gelingt nur durch viel Buße tun und sich von den Dingen lossagen, damit der befreite Zustand überhandnimmt. Der Feind wird immer versuchen, über das unerlöste, unheilige Fleisch zum Geist und zur Seele des Menschen vorzudringen, um möglichst alles in Besitz zu nehmen. Dadurch wird der Mensch nach Leib, Geist und Seele an sich selbst gebunden, und Satan bindet ihn an sich. Damit will der Feind verhindern, daß der Mensch an Christus gebunden ist.

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In diesem Zustand bringt der Angefochtene meistens nicht Gott, sondern dem Feind die Ehre. Die tägliche Beschäftigung bezieht sich auf die vergänglichen Dinge des Fleisches. Das ist von der Abfolge her Todesgesinnung und nicht darstellendes Leben in Christo. Weil das Fleisch am Kreuz nicht gerettet wurde, wird es immer Ziel des Feindes sein, die unerlöste Seite großzumachen. Auf dieser Basis kann der Satan sein Lügenwerk aufbauen. Wir im Fleische der Sünde sind viel zu schwach, der Macht der Lüge zu widerstehen. Der alleinige Sieg liegt für uns im geistlichen Bereich der Überwindung des Bösen. Das Fleisch aber muß im Tode gehalten werden. Dennoch kommt es zu der ungeheuren Verdrehung nach Rom. 7,15b, daß wir das tun, was wir gar nicht wollen. Wenn also Paulus selbst in dieser Verdrehung war, wieviel mehr sind es solche, die unter starker Einwirkung des Feindes stehen.

Die unter „Quellgebiete“ genannten Tatsachen bestätigen geradezu die unglaublichen Vorgänge bei Gläubigen, das zu tun, was sie nicht wollen und sogar hassen. Die Macht der Sünde wird gerade bei ihnen am deutlichsten erkennbar. Und weil sich die Überwindung für diese Erretteten noch schwieriger als bei den anderen gestaltet, bleibt der notwendige Einsatz aus. Aber genau diese Angefochtenen müßten zur Überwindung der negativen Einstellung ein doppeltes Maß an Arbeit leisten, damit die um sich selbst zentrierenden Gedanken von der Absicht des Feindes weggezogen und in normale Bereiche gelenkt werden. Hier ist zur Überwindung unerläßlich, ganz bewußt das Fleisch im Tode zu halten.

5. Freitod – Selbstmord

Die Bibel, Gottes Wort, redet in aller Deutlichkeit über diese gottwidrigen Dinge. So lesen wir z.B. in Matth. 27,5 von Judas: „… und machte sich davon und ging hin und erhängte sich.“ Was uns im Zusammenhang der Mitteilung auffällt, ist die Wortfolge

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„und ging hin“. Das Hingehen in diese Richtung ist „Flucht ins Verderben“. Judas, der Jünger des Herrn, wurde Verräter an dem Christus. Um sich richtigerweise Gott für seine Bosheit zu stellen, überzog er das Maß seiner Sünde und wurde Verräter an sich selbst nach Leib, Seele und Geist. Die Handlung seines Selbstmordes blieb aber nicht auf ihn begrenzt. Vielmehr stand sie in Verbindung mit dem Verrat Jesu und war Ursache des Fluches für seine Verwandten und Bekannten.

Aus der Weissagung Davids in Ps. 109 entnehmen wir die Folgen für

a) seine Kinder: sie sollen Waisen sein (V9). Sie werden Bettler sein und fern ihrer verwüsteten Wohnungen nach Brot suchen (V.10). Seinen Nachkommen ist die Ausrottung angekündigt, ihr Name wird ausgelöscht werden (V.13).

b) seine Frau: sie soll Witwe sein (V.9).

c) Judas selbst: weil er den Fluch liebte, kam er über ihn (V.17a). Aus biblischer Sicht lesen wir dazu in Apg. 1,18: „Dieser nun hat zwar von dem Lohne der Ungerechtigkeit einen Acker erworben und ist, kopfüber gestürzt, mitten entzwei geborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden.“ Das ist die geistliche Beurteilung seiner Sünden mit dem Freitod als Abschluß.

Die Rückkehr: Beide Jünger, sowohl Judas als auch Petrus, hatten den Herrn in übler Weise verleugnet. Beide kamen „zurück“. Judas kam zu einem religiösen System zurück und bekannte: „Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe“ (Matth. 27,4). Die Antwort der Hohenpriester lautete: „Was geht das uns an?“ Wir erkennen hieraus, daß es in einem religiösen System keine Vergebung und Gnade gibt.

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Petrus, auch er kam zurück – bis zur Person des Herrn. Und weil in Jesus Vergebung und Gnade in Fülle ist, erlangte Petrus beides. Ja, der treue Herr stellte ihn in Gegenwart der Jünger wieder her. Zwar mußte Petrus in der Frage der Liebe zum Herrn wiederholt angesprochen werden (Joh. 21,15ff.), doch bekam er den herrlichen Auftrag, als Hirte die Lämmlein und die Schafe zu hüten und zu weiden.

Wir lesen in Pred. 8,8: „Kein Mensch hat Macht über den Wind, den Wind zurückzuhalten; und niemand hat Macht über den Tag des Todes …“ Kein Mensch hat von Gott die Erlaubnis, sein Leben zu beenden. Den Tag des Todes für jeden von uns hat der Herr in SEINEN Händen belassen. Wir wissen, daß Wind und Geist ein gemeinsames Stammwort besitzen. Es könnte also auch heißen: „Kein Mensch hat Macht über den Geist, den Geist zurückzuhalten.“ Hier ist nicht vom Geist des Menschen die Rede. Mehr darüber soll an dieser Stelle nicht gesagt werden.

Das Wort „Freitod“ verharmlost die Sünde des Selbstmordes vor Gott so sehr, daß manche denken, sie hätten die Freiheit, über ihren Tod zu entscheiden. Vielmehr ist der Selbstmord ein Tod „frei“ von dem Willen Gottes – eine Entscheidung gegen den Willen Gottes.

6. Der Selbstmord bei Kindern Gottes

Genauso wie Selbstbetrug (Gal. 6,3) auch Betrug ist (Hebr. 3,13), so ist Selbstmord (Matth. 27,5) auch Mord! Von der allgemeinen Beurteilung her ist der Selbstmord eines Kindes Gottes eine ganz, ganz böse Handlung. In diesem Kapitel soll versucht werden, in die tieferen Zusammenhänge hineinzuschauen und die Vielfalt der Verschuldung herauszustellen.

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Die sündige Handlung richtet sich gegen

a) den Schöpfer-Gott im Himmel.

Auch dann, wenn Christus unserer Sünden wegen am Tod teilgenommen hat, so lautet SEIN Zeugnis in Matth. 22,32b: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.“ Damit ist der Selbstmord ein sündiger Eingriff in die Willensabsicht des heiligen Gottes.

b) die Familienangehörigen und Verwandten.

Die Last der Handlung ist in den Herzen der Angehörigen auf Erden nie mehr zu beseitigen. Der Druck der Erinnerung wird lebenslang als negatives Gewicht auf den Seelen und Gemütern lasten.

c) die örtliche Gemeinde.

Es ist ungeheuerlich, welche verheerenden Folgen auf schwache Seelen zukommen und seuchenartig alle erfassen, die im Glauben nicht tief genug gegründet sind. Aber auch die Starken im Glauben spüren die Last hart.

d) das Zeugnis für die Welt.

Die Handlung selbst stellt die Wahrheit der Heiligen Schrift für viele Verlorene in Frage und steht im Gegensatz zur Rede des N.T. Oft haben Ungläubige ein feines Empfinden für das, was in Gottes Augen recht ist.

ALLGEMEINES: Wie wir aus den vorangegangenen Punkten ersehen, hinterläßt die Sünde des Selbstmordes eine bleibende Schuld nach allen Seiten. Keiner der Täter ist in der Lage, seine begangene Sünde vor Gott noch zu ordnen. Das heißt, ein jeder nimmt die Schuld unvergeben mit in die Ewigkeit. Wie ernst ist dies! Um Vergebung zu bitten, bevor die Sünde ausgeführt wird,

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gilt nicht. Dies wäre ja ein Sündigen auf Gnade, was der Römerbrief ablehnt. Auch wenn nach der Lehre des Wortes Gottes ein Erretteter von seiner Wiedergeburt nicht abfallen kann, so bleibt ein durch alle Ewigkeiten der Ewigkeiten verlaufender Schaden zurück. Mit dem Verlust des himmlischen Lohnes geht parallel auch die ewigkeitsbezogene Verherrlichung Gottes verloren. Darum gilt die Ermahnung in 1. Thess. 5,23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“

7. Die verantwortliche Seite

Uns Menschen mit der Ausrüstung von fünf Sinnen ist es nicht gegeben, in jedem Fall ein richtiges Urteil zu bilden, wenngleich wir dafürhalten, es zu können. Gerade auf der Ebene psychischer Einwirkungen bleiben nicht allein für den Außenstehenden, sondern auch für den Angefochtenen sehr wohl Fragen offen. Eines steht sicher fest: bis es zur Tat kommt, muß ein Kind Gottes anhaltend und zutiefst belogen worden sein. Diese intensive lügnerische Einmischung in die gedankliche Oberhoheit des Menschen kann nur von dämonischer Seite kommen. Die Beeinflussung steigert sich von ungewollten Gedanken bis hin zu Eindrücken gleichzeitiger Schmerzempfindungen. Es handelt sich vergleichsweise um eine Gehirnwäsche. Der Seelenfeind geht so weit, bis der Angefochtene beginnt, die lügnerischen Eingebungen zu glauben. Das aber ist ein ganz gefährlicher Punkt. Das Glauben solcher satanischer Lügen kommt einer Lebenskapitulation gleich. Medizinisch ist kaum beizukommen, zumal dem Arzt die wirklichen Vorgänge meist nicht genau geschildert werden. Andererseits stehen diesem auch nur schulmedizinische Mittel zur Verfügung, die beileibe nicht ausreichen, die gefährliche Zwangslage abzuwenden.

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Die häufigsten Lügen und Methoden Satans, denen wir seit Jahrzehnten begegnen, sind folgende:

Der Feind sagt: „Du bist nicht errettet.“ Darauf antworten wir, daß der Teufel diese Lüge nur zu Kindern Gottes redet. Den Verlorenen würde er dies nicht sagen, da sie nichts damit anfangen könnten bzw. erst dadurch auf eine vorhandene Rettung aufmerksam gemacht würden.

Der Feind sagt: „Der Herr Jesus hat dich nicht lieb. Weil du noch sündigst, geht es dir so schlecht.“ Darauf antworten wir, daß es keine Erretteten gibt, die nicht sündigen. SEINE Liebe zu uns wird durch unsere Sünde nicht geschmälert.

Letztendlich übernimmt Satan ganz und gar die Willensäußerungen des Opfers, so daß dieses nur noch im Sinne des Seelenfeindes entscheidet. In dieser Schlußphase steht ein Mensch nicht mehr in der vollen Verantwortung für seine Handlungen und ist nicht mehr fähig, gegen die Absichten des Bösewichts auch nur um ein Mindestmaß anzukämpfen. Das ist die Macht der Sünde! Mit Sicherheit wird der Herr einen derart Betrogenen nicht als Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Hier muß aber eingeräumt werden, daß wohl eine Verantwortlichkeit vorhanden ist, jedoch nicht in der absoluten Endphase der Handlung, sondern zeitlich vorher, als man den Lügen Satans noch in gewisser Gedankenfreiheit gegenüberstand. Darum ist es nötig, in der Zeit der Annehmung SEINES Wortes sich zu bemühen, durch die Heilige Schrift ein Fundament zu bilden, damit dem Feind die Chancen zur Beeinflussung versagt bleiben. Jeder Errettete sollte heute zuerst allen Rückstand im Wort und im Gebet aufholen. Dies geschieht durch die Führung eines notwendigen Heiligungslebens.

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8. Die Handlung in bezug auf Römer 7,18

Gerade deshalb, weil das Fleisch am Kreuz nicht erlöst wurde, ist unser Fleisch der Ausgangspunkt jeglicher Sünden. Gewiß läßt sich der Teufel nicht allein im Fleische eingrenzen. Er wird immer versuchen, in das Gebiet der Seele und des Geistes einzudringen. Sein Ziel ist es doch, den ganzen Menschen zu beherrschen. Als oberstes Gebot für Angefochtene gilt deshalb, das eigene Fleisch im Tode zu halten, wie es das Wort sagt. Statt sich daran zu halten, wird außerordentlich viel Rücksicht auf das Fleisch genommen. Die Folge davon ist fehlendes Heiligungsleben und die Unfähigkeit zu lernen, das Fleisch im Tode zu halten. Deswegen ist man auch nicht genügend ausgerüstet, wenn der Feind angreift. Die Absicht eines jeden Gläubigen sollte sein, das Sterben mit Christus in der Gleichheit SEINES Todes nachzuvollziehen. Befolgt man die diesbezüglichen Weisungen im N.T. nicht, dann ist die Auseinandersetzung mit dem Feind um so stärker.

Beachten wir, daß in unserem Fleische nichts Gutes wohnt. Dies muß unser aller Wissen werden wie bei Paulus, der sagt: „Denn ich weiß …“ Jeder, der das nicht weiß, ist ein Unwissender (1. Kor. 15,34), und Unwissende sind immer Zielscheibe des Bösewichts. Wenn schon nichts Gutes, sondern nur Böses in uns wohnt, haben wir das ganze Fleisch im Tode zu halten. Dies gelingt nur durch absolute Aktivität im Heiligungsleben. Einen Ersatz dafür gibt es nicht. Jeder Ungehorsam durch Passivität wirkt sich als Fluch aus. Die Heiligung im Glaubensleben muß beständig sein, weil auch das Böse (nichts Gutes) beständig in uns wohnt seit seinem Anfang im Garten Eden. Die Verleitung zur Sünde brachte den Fluch des Todes über uns. Dieser Fluch ist noch heute im Fleische der Kinder Gottes so mächtig, daß wir sterben müssen. Satan aber möchte die von Gott gewährte Lebensgnade noch verkürzen.

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Wie dem auch sei, ein Mensch, der Selbstmord begeht, hat in jedem Fall nicht gelernt, das eigene Fleisch im Tode zu halten. Deshalb läßt ihn der Feind wie bei einer Gratwanderung am äußersten Rand wandeln. Es ist für den Teufel ein leichtes, eine für den Selbstmord günstige Situation herbeizuführen, um hinabzustoßen. Seine Beeinflussung in dieser Phase kann so groß sein, daß ein Kind Gottes zum Selbstmord ein „Ja“ hat. Dieses Ja ist das Resultat von viel Lügenmacht, die der Feind wie Opium in das Herz des Angefochtenen legt. Der Außenstehende hat keine Ahnung, unter welchem Zwang des Feindes solch ein Erretteter stehen kann.

Es sollte nie dazu kommen, daß jemand durch Beeinflussung des Feindes nicht mehr leben will. Ist er doch dazu bereit, sind ganz eindeutig Satans Aktivitäten ins Übergewicht geraten, so daß das Fleisch (die Quelle alles „nichts Guten“) die Herrschaft über den Menschen angetreten hat. Die Zunahme der Wirksamkeit des Geistes des Antichristus nach allen Seiten hat schon früher das unerlöste Fleisch der Gläubigen gereizt und wird es weiter anreizen. Das Wollen war bei Paulus vorhanden; aber gefährlich wird es, wenn Angefochtene zur Aktivität im Willen Gottes kein Wollen mehr haben. Hierbei wird der willige Geist (des Menschen) überlagert von der Stärke der Passivität des Fleisches zum „Nein“. Wenn schon der Apostel Paulus im Vollbringen dessen, was recht ist, nicht zum Ziel gelangte („finde ich nicht“), wieviel weniger kommen dann solche zum Ziel, die schwächer dastehen als er und obendrein noch gegen die Behinderung durch die Macht Satans kämpfen müssen.

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Es ist gut, wenn wir uns von menschlichen Beurteilungen über die Handlung des Selbstmordes zurückhalten, weil unsere Schau nicht ausreicht, die Tiefe der Sache zu erkennen.

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9. „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“ (1. Joh. 5,4b)

Am Schluß dieser Auslegung wollen wir innewerden dessen, was uns die Heilige Schrift sagt. Unser Glaube soll die Welt überwinden? Wie groß ist unser Glaube, Dein Glaube? Das sind doch Fragen, die jeden Erretteten bewegen sollten. Unser Glaube ist nicht größer als unser persönlicher Gehorsam zum Wort. Also setzt der Wandel im Gehorsam zugleich die Grenzen des Glaubens. Und weil der Glaube letztlich aus Gottes Wort kommt, haben wir darunter den Gehorsam zur Heiligen Schrift zu verstehen. Wie aber kann unser Glaube die Welt überwinden? Der Schlüssel liegt in Joh. 16,33b: „In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ Wie kann der Herr Jesus einen solchen Satz vor dem Geschehen auf Golgatha sagen? Durch SEINEN Glauben! ER, der Anfänger und Vollender des Glaubens, redet hier in der Glaubensverheißung von Jesaja 53. Wie wir hieraus ersehen, vermögen wir durch Glauben jetzt schon im Sieg zu wandeln, obgleich die Verheißung noch nicht „vollerfüllt“ ist. Nichts anderes lesen wir über Mose in Hebr. 11,27: „Durch Glauben verließ er Ägypten … denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren.“ Oh Geschwister! Manche Bitternis und Sünde würde unter den Erretteten nicht gefunden werden, wenn wir so wandelten, als sähen wir den Unsichtbaren. Nur in diesem Verhalten ist uns der Herr ganz nahe! Warum nehmen wir uns solche Schriftstellen nicht zum Ziel und leben danach?

Es ist gesagt, daß der Glaube die Welt überwindet. Welch eine große Macht liegt daher im Glauben. Doch die Heilige Schrift geht viel weiter, wenn sie sagt: „… der die Welt überwunden hat“. Also hat auch unser Glaube die Welt (oder die Macht der Welt) überwunden. Da wird es doch Zeit, daß wir fragen: Wann hat denn mein Glaube die Welt überwunden?

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Antwort: Als ich im Glauben mit meinen Sünden zu Christus kam und ER mich als SEIN Schäflein annahm, hat auch mein kleiner Glaube die Welt überwunden. Leider bewegen wir uns nicht oder viel zu wenig in dem Bewußtsein, den Sieg über die Welt durch Überwindung errungen zu haben. Nicht wir selbst, sondern unser Glaube stellt diese Kraft dar. Die Basis für diesen Sieg schafft allein der, welcher als erster die Welt überwunden hat: Christus, unser Herr. Am Kreuz von Golgatha gab ER SEIN Leben für uns. Somit ist SEIN Sieg auch unser Sieg, SEINE Überwindung am Kreuz auch unsere Überwindung, wenn wir im Glauben SEINEN Willen tun. Als Geschenk läßt ER uns an allem teilhaben, was IHM gehört (Rom. 8,32). Welch eine Liebe gehört dazu, uns diesen Glauben zu geben!

Der Glaube in unserem Leben mit Christus überwindet in vieler Hinsicht die Welt auch heute noch. Und wenn unser Glaube nicht mehr ausreicht? Dann führt uns das Wort wieder zurück an den Quell des Glaubens, welcher auch das Wort selbst ist -zurück zu Christus. Deshalb lesen wir bei Schwachheit des Glaubens in Joh. 16,33: „… aber seid gutes Mutes …“ Jedes mutige Vertrauen auf den Herrn und SEIN Wort ist zugleich Überwindung der Welt. Durch den Überwinder des Todes ist uns der Glaube als ein gewaltiges Machtmittel gegeben worden, womit „wir mehr als Überwinder“ (Rom. 8,37) sind. Bei rechtem Glaubensverhalten gibt es kein Problem auf Erden, welches wir nicht durch Glauben überwinden können. Für den Glauben aber, der uns für die Zeit des irdischen Wandels gegeben ist, sind wir Erretteten allein verantwortlich. Wir haben es nicht nötig, außerhalb des Glaubens zu wandeln, denn in Mark. 9,23b steht: „Dem Glaubenden ist alles möglich.“

„Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Römer 14,23b

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NACHWORT

Wie wir aus den einzelnen Themen erkennen, ist es der Wille Gottes, passive Gläubige in Aktivität und Fruchtbarkeit zu bringen. Wir können auch sagen: Gott will, daß sie durch des Herrn Gnade aus der Passivität gerettet werden. In jedem Fall ist das Ziel Aktivität. Hierzu gehört auch das Wissen um unsere Stellung als Errettete vor dem Herrn. ER hat uns bei der Bekehrung „freigemacht“ von der Verdammnis. Das ist keine Zukunftsverheißung, sondern eine längst vollzogene Tatsache. „Freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“, das sind alle, für die es keine Verdammnis mehr gibt. Wer vom Gesetz der Sünde und des Todes freigemacht ist, kommt nie wieder hinein. Jeder Errettete wechselt von Gott her in das „Gesetz des Geistes des (ewigen) Lebens“.

Es geht hier nicht um die Frage der Sünde als Kind Gottes. „Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh. 1,8). Dieser Zustand ist nach Matth. 5,48 die Vollkommenheit der Kinder Gottes in der Gnadenzeit. In dieser Vollkommenheit wandelt jeder Errettete mit den Sünden von 1. Joh. 1,8.9, wenn wir Rom. 8,1.2 mit dem Herzen begriffen haben. Auch wenn wir als Kinder Gottes sündigen, leben wir im Gesetz des Geistes, weil wir den Heiligen Geist haben. Und genau dann haben wir „ewiges Leben“ – anders ausgedrückt das „Gesetz des Geistes des Lebens“. Nicht durch einen vollkommenen Wandel verdienen wir uns die Wiedergeburt, das wäre Vollkommenheit durch Werkgerechtigkeit. Über die Wiedergeburt entscheidet einzig und allein die Gnade und Liebe Gottes. Auch wenn an uns noch Sünden gefunden werden, haben wir mit dem Gesetz der Sünde und des Todes nichts mehr zu tun. Denn Christus ist gekommen „zur Abschaffung der Sünde“ (Hebr. 9,26). Die Sünde ist in unserem Leben abgeschafft, wenn wir in der Vergebung vor Gott leben! Erst dann wandeln wir nach dem Willen des Herrn in der Vollkommenheit der Heiligen Schrift.

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Im Nachwort soll darauf hingewiesen werden, daß die Erretteten einen gewaltigen Wechsel vollzogen haben, der sie aus einem Gesetz Gottes, jenem der Sünde und des Todes, in das Gesetz Gottes, jenes des Geistes des Lebens, gebracht hat. Damit haben wir nichts, aber auch gar nichts mehr mit der Sünde zu tun, denn unsere täglichen Sünden werden beim Hohenpriester Christus in die Vergebung gebracht. Die meisten Kinder Gottes wissen nicht, wie groß ihr Herr und wie groß die Vergebung im Opferblut Jesu ist. Der Herr aber will von jedem Erlösten geehrt werden durch das Bewußtsein, zum Gesetz des Geistes des Lebens zu gehören. Und genau der Wandel in diesem Bewußtsein läßt uns fest auf dem Fundament des Felsens Christus stehen. Möge sich doch das Gesetz des Geistes des Lebens tiefer in unseren Herzen gestalten und bilden, damit wir, selbst zum ruhenden Pol geworden, auch dem Nächsten zur Ruhe in Christus verhelfen können. Könnte uns der Herr noch größere Zusagen geben als die, daß wir ein Gesetz Gottes besitzen, welches uns garantiert, im Geiste unseres Erretters ewiges Leben zu haben? Wir sind doch durch den Geist des Lebens beschenkt worden, jetzt „Erben Gottes und Miterben Christi“ zu sein (Rom. 8,17). Das schreibt auch der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser in Kap. 1,12: „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte.“

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes Werner Bergmann

verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des

Geheimnisses Gottes Werner Bergmann

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die

Perlentore Jerusalems – Christa Paasch

Heft 4: Die Brautweber

 Erbauliches – Werner Bergmann

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade,

so nicht mehr aus Werk Werner Bergmann

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge Werner Bergmann

Heft 7: Die Handauflegung

nach der Schrift Werner Bergmann

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat:

unser Glaube Werner Bergmann

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Die Handauflegung nach der Heiligen Schrift (Heft 7)

 die Lehre des Wortes Gottes über die Handauflegung genau kennen und

 uns unter den Gehorsam Seines Wortes stellen.

Nur so können wir dem Herrn gefallen. Solange Er uns nicht in Seinem Gehorsam sieht, werden wir darüber auch niemals Licht und Erkenntnis haben. Oder meinen wir, Gott sei ein Belohner von Untreue und Unglauben?

A. Die Bedeutung der Handauflegung im Alten Testament

Bei der Betrachtung der Handauflegung im Alten Testament wollen wir drei Bibelstellen besehen, je eine aus dem 3., 4. und 5. Buch Mose. Dort werden uns markante Begebenheiten vorgestellt, die uns zur Belehrung dienen sollen (Rom. 15,4). Letztlich geht es darum, ob wir uns belehren lassen. Besonders zu beachten sind dabei die Absichten und Wirkungen der Handauflegung im Alten Testament, das heißt inwieweit die Anwendungen nur damals galten und welche Beziehungen auch heute noch Gültigkeit haben. Völlig frei von Traditionen wollen wir erkennen, was Gottes Wort redet. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Auslegungen kurz sind und sich nur auf die Handlung der Handauflegung beziehen.

1. Sündenübertragung durch Handauflegung (3. Mose 16,5-26)

„Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebendigen Bockes und bekenne auf ihn alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach allen ihren Sünden; und er lege sie auf den Kopf des Bockes und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste"(V.21).

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In dieser Geschichte haben wir es mit zwei Böcken zu tun. Ein Bock mußte als Sündopfer geschlachtet werden, er war für das Volk (V.15). Der andere Bock war für Asasel (V.8.10.26) und mußte in die Wüste geschickt werden (V.21). Vorweg sei gesagt, daß wir in beiden Böcken den Herrn Jesus erkennen: einmal sehen wir Ihn als Sündopfer, zum andern sehen wir Ihn in der Hoffnungslosigkeit und Schwachheit des Leibes des Fleisches. Der Opferbock (Asasel) wurde nach Vers 21b in die Wüste geschickt – gleich unserem Herrn, der in die Wüste dieser Welt kam. Der Bock hatte in der Wüste keinerlei Lebenschance, denn dort fiel er schutzlos den wilden Tieren zum Opfer. Über die Leiden des Herrn ist in Psalm 22 ausgesagt: „Sie haben ihr Maul wider mich aufgesperrt, gleich einem reißenden und brüllenden Löwen" (V.13). „Und in den Staub des Todes legst du mich" (V.l 5b). So wie dem Bock in der Wüste niemand Beistand leistete, so mußte der Herr erleben, was in Matth.26,56b steht: „Da verließen ihn die Jünger alle und flohen." Und als Er am Kreuz hing, rief Er aus: „… Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Matth.27,46). Von einer Seite waren der Bock und der Herr Jesus nicht verlassen: von der Schuld und Sünde der Menschen. Im Schattenbild auf das Opferlamm Jesu Christi wurde die Sünde Israels auf den Sündenbock gelegt, der diese Schuld stellvertretend in ein ödes Land zu tragen hatte. Darum lesen wir in Jes.53,12b: „Er aber hat die Sünde vieler getragen …" Im Schattenbild ist der öde Ort die Tiefe des Meeres nach Micha 7,19b: „Und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen." In der Hoffnungslosigkeit dieses Bockes kam der Herr Jesus im Fleische in die Wüstenei unserer sündigen Welt.

Wie aber konnten dem Bock die Sünden auferlegt werden? Durch die in 3.Mo.16,21a beschriebene Handauflegung: „Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebendigen Bockes und bekenne auf ihn alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach allen ihren Sünden."

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Merksatz

Die Handauflegung war die Einsmachunq des Sündenbekenners (Aaron) mit dem stellvertretenden Sündenträger (Bock).

Stellvertretend war es insofern, weil nicht der Bock, sondern das Volk Israel gesündigt hatte. Somit geschieht durch die Handauflegung eine Einsmachung im Geiste. Nur so ist es möglich, Sünden zu übertragen; das Sündigen selbst hat nichts mit Geistübertragung zu tun. Durch die Einsmachung im Geiste – mittels des Bekenntnisses der Sünden – überträgt sich der Sündenkomplex auf das tragende Objekt. Darin erkennen wir, wie falsch es gewesen wäre, wenn

 entgegen dem Willen Gottes Aaron die Hände nicht aufgelegt hätte;

 unberechtigte Personen die Hände aufgelegt hätten.

Der Mensch, der durch das Evangelium erkennt, daß er mit seinen Sünden zu Christus kommen muß, ist in der gleichen Situation wie Israel im Alten Testament. Nur ist heute der Herr Jesus sowohl Hoherpriester (Aaron) als auch Sündenträger unserer Sünden. Ohne Handauflegung, aber mit dem Geist des Herrn (wenn wir im Glauben kommen), bekennen wir Ihm aufrichtig unsere Sünden, und der allgewaltige Sündenträger Christus nimmt unsere Ungerechtigkeiten stellvertretend an. Wir müssen nur glauben, was Er vor bald 2000 Jahren am Kreuz für uns getan hat. Weil die Alttestamentler keine Rechtfertigung im Glauben hatten, mußte bei dieser Opferung zur Sündenvergebung einer, Aaron, für sie die Hände auflegen.

Merken wir uns: Die Handauflegung war schon im Alten Testament Einsmachung! Einsgemacht mit Israels Sünden, wurde der Bock in die Wüste geschickt.

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2. Übertragung von Würde durch Handauflegung (4. Mose 27,18-23)

„Und Jehova sprach zu Mose: Nimm dir Josua, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hand auf ihn; und stelle ihn vor Eleasar, den Priester, und vor die ganze Gemeinde, und gib ihm Befehl vor ihren Augen, und lege von deiner Würde auf ihn …" (V. 18-20).

In dieser Geschichte geht es darum, anstelle des alt gewordenen Mose einen neuen Führer für das Volk Israel zu bestimmen. Bei Gott hatte nur Josua die Fähigkeit zum Nachfolger. Mose war der Würdenträger vor ganz Israel. Darum sollte auch Josua die erforderliche Würde zuteil werden, die ihm noch fehlte. Der Herr gab Mose die Weisung: „… lege deine Hand auf ihn." Genau das ist Einsmachung durch Handauflegung! Und Mose führte im Gehorsam die Weisung Gottes an Josua aus – vor dem Priester und dem Volk Israel. In der Einsmachung im Geiste durch Handauflegung, laut Befehl Gottes, übertrug Mose von seiner Würde auf Josua. Dadurch wurde Mose jedoch nicht unwürdig. Aber Josua wurde vor dem ganzen Volk durch Moses Handauflegung gewürdigt. Das Volk stand in der Zeugenschaft, daß nur Josua der alleinige zukünftige Führer Israels sein konnte und sein durfte. Das hatte Auswirkungen:

 Für Josua waren alle Rivalitätskämpfe ausgeschlossen.

 Josua ging mit einer gewaltigen Segnung Gottes an die Arbeit.

Merksatz

Gott benutzte die Handauflegung, um – in der Einsmachunq mit Mose – den Geist der Würde auf Josua zu legen.

Wenn hier vom Geist der Würde geredet wird, so stimmt das, denn Handauflegung ist „Geist-Einigkeit". Nicht umsonst steht in Vers 18: „… in dem der Geist ist…" Die Übertragung der Würde

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war für Josua die Ausrüstung, um das Volk Israel später besser führen zu können.

Merken wir uns auch hier: Handauflegung war schon im Alten Testament Einsmachung im Geiste! Einsgemacht mit der Würde des Mose, sollte Josua später das Volk Israel führen.

3. Übertragung von Weisheit durch Handauflegung (5. Mose 34,9)

„Und Josua, der Sohn Nuns, war erfüllt mit dem Geiste der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt; und die Kinder Israel gehorchten ihm und taten, so wie Jehova dem Mose geboten hatte."

In keiner Bibelstelle ist uns näheres über diese Handauflegung mitgeteilt. Auch können wir nicht behaupten, daß sie derjenigen von 4.Mo.27,18-20 entspricht. Denn es ist ein großer Unterschied zwischen Würde und Weisheit. Wir können nicht davon ausgehen, daß bei der Übertragung von Würde durch Handauflegung auch Weisheit empfangen wurde. Gott selbst hatte in Vers 20 nur die Würde erwähnt. Erkenntnis, Weisheit und Würde stehen sich gegenüber:

 Erkenntnis betrifft Wissen und Verstehen des Wortes Gottes.

 Weisheit betrifft die persönliche Wegführung nach Gottes Willen.

 Würde betrifft Ehre, Anerkennung und Ruhm. Merksatz

Gott benutzte die Handauflegung, um Josua – in der Einsmachunq mit Mose – mit dem Geiste der Weisheit zu erfüllen.

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Heute, in der Gnadenzeit, brauchen wir dafür keine Handauflegung mehr, denn der Heilige Geist ist ausgegossen. „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden" (Jak.1,5). Also steht das Bitten um Weisheit in der Entscheidung jedes einzelnen. Vor der Ausgießung des Heiligen Geistes war man noch auf die Hilfe der Handauflegung angewiesen. Heute ist das nicht mehr notwendig; durch die Gnade ist uns diese Freiheit geworden.

B. Die Bedeutung der Handauflegung im Neuen Testament

Die Lehre im Neuen Testament macht einen Unterschied zwischen der Handauflegung in den Evangelien und der Handauflegung in den Briefen – zwischen der Zeit Jesu und der Zeit, nachdem der Herr in die Himmel aufgenommen worden war. Und wenn die Bibel das unterscheidet, sind wir bestens beraten, das auch zu tun. An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, daß wir in der Heiligen Schrift die Begriffe „Mitteilung" und „Anweisung" streng auseinanderzuhalten haben. Die Mitteilungen des Wortes Gottes sind für uns längst keine verbindlichen Anweisungen! Am besten sehen wir das am Beispiel von Mose am Schilfmeer. Er streckte seinen Stab aus, und die Wasser teilten sich. Das ist für uns eine Mitteilung. Würden wir sie irrenderweise als Anweisung behandeln, könnten wir einen Stab über den Rhein oder die Donau ausstrecken, damit das Wasser sich teilt, wenn wir auf die andere Uferseite wollen. Der Fluß teilt sich aber nicht, weil diese Mitteilung für uns keine Anweisung ist. Chronische Verwechslungen finden wir meistens bei unnüchternen Gläubigen. Wenn wir die Beispiele des Neuen Testaments näher betrachten, erkennen wir ganz klar einen Unterschied zwischen den Evangelien und den Briefen. Es ist uns nicht erlaubt, die Handauflegungen des Herrn einfach nachzumachen – was heute leider geschieht.

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1. Die Handauflegung durch den Herrn Jesus

Niemals dürfen wir vergessen, daß unser Herr der Meister ist und wir „Jünger" (Schüler) bleiben: Wir haben kein Recht, alles nachzumachen, was unser Herr getan hat – auch wenn in Eph.5,1 steht: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder."Nachfolgend wollen wir einige Handauflegungen unseres Herrn betrachten, um die Nutzanwendung für uns zu verstehen.

1.1 Segnung durch Handauflegung (Markus 10,13-16)

„Und er nahm sie (die Kindlein) in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie" (V. 16).

Der Herr war es, der die Kinder segnete. Auch wir sollen andere Menschen segnen, denn in 1.Petr.3,9 steht: „… segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr Segen ererbet…" Der Herr Jesus legte den Kindlein die Hände auf und segnete sie. Wir aber haben keine biblische Weisung, die Hände aufzulegen, wenn wir andere segnen. Sind es kleine Kinder, die noch nicht an Jesus glauben und deshalb den Segen des Wortes Gottes nicht genießen können, so liegt die Handauflegung in der Verantwortung des Segnenden. Voraussetzung dafür ist, daß der so Segnende ein Kind Gottes und absolut frei von anderen Geistern ist. Sagt jemand, diese Kleinen würden schon genug gesegnet, wenn sie das Wort Gottes hören, dann soll geantwortet werden: Es ist sicher richtig, daß Kleinkinder im Segen stehen, wenn sie unter der Verkündigung des Wortes Gottes gefunden werden. Die Segnung durch die Botschaft des Herrn reichte aber selbst dem guten Hirten nicht aus, weshalb Er die Kindlein speziell segnete! Vielleicht ist uns aufgefallen, daß der Herr die Erwachsenen nicht mit Handauflegung segnete, weil sie den vollen Segen des gehörten Wortes hatten. „Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie" (Luk.24,50). Mit Sicherheit haben wir es hier nicht mit einer Handauflegung zu tun.

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1.2 Mißbrauch in heutiger Zeit

Es ist mehr als nur eine grobe Unordnung, wenn Gläubige umherziehen und den Erretteten eine „Segnung" anbieten, indem sie ihnen die Hände auflegen. Ganz abgesehen von der schriftwidrigen Praxis, ist solch eine Handauflegung reine Teufelei.

Begründung

 Der Dienst der neutestamentlichen Handauflegung darf nur gemeindlich durch die Ältesten getan werden.

 Der Dienst der neutestamentlichen Handauflegung ist der Gemeindeordnung unterstellt, so daß Einzelpersonen vom Wort Gottes her nicht autorisiert sind, diesen Dienst allein auszuüben (siehe auch 1.3).

Was dazu noch zu sagen ist, ist keine Vermutung, sondern Tatsache: Durch Sympathie und Handauflegung werden mystische Geister weitergegeben. Warnend heben wir den Finger vor diesen finsteren Exzessen. Wie sich der Einzelne verhält, ist seine Sache. Weil Gott kein Gott der Unordnung ist (1 .Kor. 14,33), kann durch den Mißbrauch geistlicher Dinge nie Gottgewolltes kommen. Unordnung an sich ist schon vom Feind (2.Kor.12,20). Segnungen Gottes werden vorgegeben, doch durch solche Handauflegungen werden durch die Einsmachung im Geiste unreine Geister übertragen. Es bleibt uns wegen der Themengebundenheit versagt, näher auf die Förderbänder mystischer Fabrikationen einzugehen.

Merksatz

Die Heilige Schrift fordert mit keinem Wort Kinder Gottes auf, anderen zum Segensempfang die Hände aufzulegen.

Wer durch solch eine Handauflegung unreine Geister übertragen bekam, hat kein objektives Urteil mehr in dieser Sache und kann sie auch nicht verstehen. Wir empfehlen jedem Bruder und jeder

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Schwester im Herrn, die Lehre des Wortes Gottes als alleinige Richtschnur in der Jesusnachfolge anzuerkennen. Tausend Meinungen der Kinder des Lichts entwerten nicht eine einzige Lehre des Neuen Testaments (Tit.1,9).

1.3 Krankenheilung durch Handauflegung (Mark.8,22-25) ~

„… legte er ihm die Hände auf…" (V.23b). „Dann legte er wiederum die Hände auf seine Augen …" (V.25).

Es war der Herr, der die Kranken heilte – hier einen Blinden. Bezeichnend ist, daß wir von einer zweimaligen Handauflegung in ein und derselben Sache lesen. Auch wenn sich diese Bibelstelle stark auf Israel bezieht, wollen wir bei dem Thema der Handauflegung bleiben. Nur ein Gedanke soll angesprochen werden: Der Blinde ist ein Bild für das geistlich blinde Israel zur Zeit des Herrn.

 Durch die erste Berührung des Christus mit dem blinden Israel (erste Handauflegung) sah das irdische Volk Gottes den Messias nur unklar („… Menschendie wie Bäume umherwandeln", V.24). Nur wenige erkannten den Sohn des Menschen.

 Durch die zweite Berührung des Christus mit dem blinden Israel (zweite Handauflegung) wird das irdische Volk Gottes „alles klar" (V.25) sehen. Das wird bei Seinem Kommen zur Aufrichtung des Millenniums sein, wenn Christus als König regieren wird. Dann wird Erkenntnis sein (oder Erkennen = sehen), „gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken''(Jes.11,9b).

Der Herr legte dem Blinden die Hände auf, doch dieser sah nur unscharf. Mit Sicherheit war dies bei ihm (wie auch bei Israel) der Ausdruck eines zu schwachen Glaubens. Darum legte der Herr ein zweitesmal Seine Hände auf, und der Blinde sah danach scharf.

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Der Einzelauftritt des Herrn berechtigt uns in der Gnadenzeit nicht, in gleicher Weise „solo" aufzutreten, um anderen die Hände aufzulegen. In Jak.5,14 lesen wir: „Ist jemand unter euch krank? er rufe die Ältesten …"(Plural!)

Wie stark die Wunder des Herrn mit dem Glauben der Kranken zu tun hatten, sehen wir auch an anderen Stellen der Evangelien. In Vers 23 faßte der Herr „den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorfe hinaus". Nachdem der Blinde geheilt war, sagte der Herr zu ihm: „Geh nicht in das Dorf, (sage es auch niemand im Dorfe)" (V.26). Zwar ist uns der Name des Dorfes nicht bekannt, doch könnten wir es „Dorf des Unglaubens" nennen.

Merksatz

So wie der Herr damals Zeichen und Wunder ganz allein tat und Kranke wieder gesund wurden, so hat Er auch heute die Gesundung von Kranken in Aussicht gestellt, jedoch

 auf der Basis des Glaubens, sowohl beim Kranken wie bei den Betern;

 ausschließlich in der Gemeinschaft von betenden Kindern Gottes.

Die in 1.Kor. 12,9 erwähnten „Gnadengaben der Heilungen" sind heute nicht mehr gegeben, weil diese zeitlichen Gaben durchweg Zeichenwunder waren und wir heute nicht mehr in der Zeit der Zeichen leben. Damals vermochte jemand mit diesen Gaben auch allein eine Krankheit zu beseitigen, da die erforderliche Kraft nicht der Glauben, sondern die Zeichenmacht war (Matth. 10,1).

Es ist sehr wohl bekannt, daß der Herr einst nicht nur Blinde sehend machte, sondern auch Aussätzige, Lahme, Schwache und viele andere heilte. Beachten wir, daß diese Heilungen durchweg den Leib der Menschen betrafen. Dies liegt darin begründet, daß vor Golgatha der Mensch dem lebendigen Gott im Fleische diente; denn der Gesetzesdienst war Fleischesdienst. Deswegen gab es

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die leibliche Gesundung. Nach Golgatha gilt vorrangig die geistliche Gesundung. Wenn in der Urgemeindezeit die Zeichenwunder noch galten, dann beruhte dies auf der Aussage der Heiligen Schrift, daß die Gnadengaben Gottes unbereubar sind (Rom. 11,29). Der Herr hatte die Gaben gegeben, also mußten sie bleiben, solange die Gabenträger lebten. Wären diese Gaben bereubar gewesen, hätte Gott einen Fehler gemacht. Daraus erkennen wir den Wechsel von den Gaben der Zeichenmacht hin zum Glauben, worin wir unsere Rechtfertigung haben. Wir danken dem Herrn, daß Er uns von der Krankheit der Sünde heil gemacht hat.

1.4 Totenauferweckung durch Handauflegung (Matth.9,18.19.23-25)

„Meine Tochter ist eben jetzt verschieden; aber komm und lege deine Hand auf sie, und sie wird leben" (V.18).

Der Herr Jesus machte damals die Toten lebendig und wird sie zukünftig lebendig machen. Er hat uns nicht geheißen, Tote aufzu-erwecken, wenngleich Er sprach: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe" (Joh. 14,12). Unsere größeren Werke stehen den kleineren Werken des Herrn gegenüber – was meint das Wort Gottes damit? Zweifellos tat der Herr Zeichen und Wunder aus der Kraft der Zeichenmacht heraus. Darin waren auch die Jünger anfänglich tätig. Größere Werke, nämlich Glaubenswerke, konnten sie erst tun, nachdem der Herr zum Vater gegangen war, weil Er sie dann als Hoherpriester vertreten konnte. Diese Werke des Glaubens waren größer als die der Zeichenmacht, denn die Gnadenzeit steht unter der Rechtfertigung des Glaubens. Und weil wir wissen, daß die Seele mehr ist als der Leib, so sind es wiederum größere Glaubenswerke, wenn Seelen zum Herrn geführt werden. Daran ändert sich auch nichts, wenn wir in Apg.9,40.41a lesen: „Petrus … kniete nieder und betete. Und er wandte sich zu dem Leichnam und sprach: Tabitha, stehe auf! Sie aber schlug ihre

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Augen auf, und als sie den Petrus sah, setzte sie sich auf. Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf." Dies tat Petrus aufgrund seines Apostelamtes und der ihm gegebenen Zeichenmacht (Matth.10,8). Darum gehörte beides, das Apostelamt und die damals zeitlichen Gnadengaben, in die Zeit der Urgemeinde. Wir weisen darauf hin, daß dies keine Auferstehung war, sondern eine echte Auferweckung!

Was uns in Matth.9,18 bewegt, war die Gewißheit des Vaters jener verstorbenen Tochter, daß der Herr Jesus kommen und Seine Hand auf die Tote legen sollte, um sie gesund zu machen. Der Glauben dieses Vorstehers war so groß, daß er sich vor dem Herrn niederwarf und sagte: „… sie wird leben." Und der Herr Jesus folgte dem Vorsteher. Zuerst mußte aber die ungläubige Volksmenge hinausgetrieben werden. Erst dann „ging er hinein und ergriff sie bei der Hand; und das Mägdlein stand auf (V.25). Hier fällt uns auf, daß der Herr gar nicht mehr betete. Doch wird uns das Einssein in besonderer Weise gezeigt – wie Er ihre Hand mit Seiner Hand erfaßte. Diese Berührung drückt in veränderter Form die Handauflegung aus.

1.5 Zur Belehrung

Wir werden hier nicht nur in den Dingen der Heiligen Schrift unterwiesen, sondern zugleich über die kommende Auferstehung bei der Ankunft Jesu besser belehrt. Unsere Auferstehung (= Entrückung) vollzieht sich durch die Gemeinschaft Christi mit den Toten in Gott. Diese notwendige Verbindung ist in 1 Thess.4,16 beschrieben:

Gebietender

Stimme

Posaune

Zuruf

eines Erzengels

Gottes

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Herrschaft

Macht

Nachricht

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Durch diese drei göttlichen Mittel wird der ankommende Herr die Verbindung zu den in der Erde ruhenden Leibern herstellen. Die Verwandlung aus der Materie in einen neuen Geistleib vollzieht sich in einem Augenblick.

Ob Segnung, Krankenheilung oder Totenauferweckung – solches geschah immer durch die Herstellung der Gemeinschaft, ausgehend von Christus. Unverkennbar spielte die Einswerdung die entscheidende Rolle. Das Mittel, dessen sich der Herr bediente, war zumeist die Handauflegung. Das ist der Grund, weshalb der treue Herr Seiner Leibesgemeinde die Handauflegung geschenkt hat. Denn dies ist ein Ausdruck von Gemeinschaft zwischen dem Herrn und uns.

Bringen wir dem Haupte die Ihm gebührende Ehre durch unseren Gehorsam! Wir wollen nicht menschlichen Traditionen mehr gehorchen als Seinem Wort der Wahrheit. Dies sei erwähnt, weil es viele Denominationen gibt, welche eigene Lehren entwickelt haben, damit sie eine Grundlage haben, eigenwillig zu handeln und dem Herrn ungehorsam zu sein. Alles, was sich nicht mit der Heiligen Schrift deckt oder vom Wort Gottes abweicht, ist falsch – unwichtig, ob der Mensch einverstanden ist oder nicht. Der Gehorsam ist der Gradmesser unserer Liebe zum Herrn! Willst du Menschen oder Gott gefallen? Nicht umsonst sagte der Herr in Luk.24,25: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!" Wer nicht an alles glaubt, was in der Bibel steht, ist unverständig und trägen Herzens. Prüfen wir uns in Seinem Wort!

2. Die Handauflegung in den Briefen des Neuen Testaments

Zuerst soll der Beweis erbracht werden, daß die Handauflegung auch in der Gnadenzeit gilt. Die Bibel verurteilt jeden, der die Heilige Schrift nicht anerkennt. Wir lesen in Hebr.6,1.2: „… Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott, der Lehre von Waschungen

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(oder Taufen) und dem Hände-Auflegen und der Toten-Auferstehung und dem ewigen Gericht." Diese sechs Punkte beinhalten das Wichtigste für den Menschen. Die ersten vier liegen in unserer Verantwortung, die letzten zwei in der Hand Gottes. Kein Erretteter hat das Recht, eine abweisende Haltung gegen die Handauflegung einzunehmen – wenngleich durch die Praxis in mystischen Kreisen eine solche Ablehnung begründet werden könnte. Diese sechs Punkte sind die Grundelemente der Lehre des Neuen Testaments in der Gnadenzeit. Wenn irgendwo das Evangelium falsch verkündigt wird, haben wir nicht das Recht, gleich das ganze Evangelium abzuweisen. Nur in wenigen Denominationen wird der Dienst der Handaufiegung noch getan. Es ist immer eine gefährliche Sache, Gottes Wort gegenüber träge zu sein. Wir bedauern sehr, wenn dieser Dienst bei Gelegenheiten getan wird, wo er gar nicht hingehört. Erfolgt bei gemeindlichen Anlässen ein Dienst der Handauflegung, obwohl ihn das Wortes Gottes nicht fordert, wird dieser Dienst dort nicht getan, wo die Heilige Schrift ihn lehrt. Wie weit ist doch der Ungehorsam durch die Sünden der Tradition verbreitet! Kinder Gottes können aus Gewohnheit die verrücktesten Meinungen vertreten, aber die biblische Lehre ablehnen. Der geistliche Stand der Gläubigen ist seit Jahrhunderten nie so tief gewesen wie gerade heute, weil die Traditionssünden (wegen der Länge der Zeit) am größten sind.

Lassen wir Hebr.6,1.2 als Lehre des Wortes Gottes stehen, ohne Traditions-Verbundenheit – wie Martin Luther es ausdrückte: „Das Wort sie sollen lassen stahn." Ob unsere Willigkeit, unser Verständnis, unsere Liebe zu Seinem Wort ausreicht oder nicht: die Lehre im Neuen Testament über die Handauflegung bleibt bestehen!

2.1 Segnung durch Handauflegung heute

Wie wir bereits behandelt haben, gab es im Alten Testament die Segnung durch Handauflegung. Wir lesen davon auch in 1.Mo.48,17-20; allerdings waren die Gesegneten keine Kleinkinder mehr. Die Segnung durch Handauflegung in der Interims-

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zeit Jesu Christi empfingen nur noch kleine Kinder, die durch des Herrn Wort nicht genug gesegnet waren. In der Gnadenzeit fehlt die generelle Weisung, Menschen durch Handauflegung zu segnen. Darum wenden wir uns gegen die mystischen Geister der Endzeit, Segnungen und Gaben oder gar den Heiligen Geist durch Handauflegung zu übertragen. Am verrücktesten ist es, wenn jemand durch Handauflegung die „Geistestaufe" verteilen will. Bei diesem magischen Unfug kommt es zur „Geistertaufe". Denn Segnungen, Gaben, den Heiligen Geist und die Geistestaufe selbst vermitteln zu wollen, diesen Hang können nur solchen Gläubigen haben, die mit mystischen Geistern bereits belastet sind und durch überfromme Gefühle und Gedanken gesteuert werden; ein nüchternes Gotteskind läßt sich durch das Wort Gottes und den Heiligen Geist leiten.

2.2 Warum unnüchterne Gläubige Gaben verteilen wollen

Dieser innere Drang, durch den diese unnüchternen Gläubigen gezwungen werden, Gott gegenüber Wohlgefälligkeiten zu tun, kommt eindeutig von diesen mystischen Geistern. In der Anfangsphase werden solche „Gabenträger" belogen, sie hätten etwas, das andere nicht besitzen, deshalb sollen sie ganz demütig sein. Erst dann kommt der verborgene Zwang, andere mit geistlichen Gütern beschenken zu wollen, was doch nur der Wille des Herrn Jesus sein könne. In ihren Gedanken werden diese Gläubigen sehr dezent und versteckt beeinflußt, für den Herrn Jesus ganz Großes zu tun. Die mystischen Geister machen eben den Menschen groß. Ein Beispiel dafür ist der im Okkultismus lebende Simon, der Zauberer, der „von sich selbst sagte, daß er etwas Großes sei; welchem alle, vom Kleinen bis zum Großen, anhingen, indem sie sagten: Dieser ist die Kraft Gottes, die man die große nennf (Apg.8,9.10). Auch heute finden solche Leute viele Anhänger. Dieses größer oder besser sein wollen wird mit Hebr.7,7 verbunden: „Ohne allen Widerspruch aber wird das

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Geringere von dem Besseren gesegnet." Die mystischen Geister machen den Gläubigen klar, daß sie anderen die Gaben des Segens und der geistlichen Ausrüstung als das vermeintlich Bessere und dem Herrn würdige geben sollen, was aus „Gehorsam" auch getan wird. Als selbst Belogene verteilen sie das, was letztlich gegen Christus ist. Die Lüge ist die Macht Satans. Und weil die Gemeinde des Herrn so stark von lügnerischen Geistern beeinflußt wird, ist sie auch so schwach im Herrn. Dies ist die Ursünde der Geschöpfe Gottes. Der heutige Satan fiel einst, weil er sich über Gott erhoben hatte. Die Menschen fielen im Garten Eden, weil sie auf die Lüge der Schlange hörten: „… und ihr sein werdet wie Gott…" (1 .Mo.3,5).

2.3 Krankenheilung durch Handauflegung heute (Jak.5,14-16)

Eingangs sei vorausgeschickt, daß ein geistlicher Mensch nicht unbedingt auch leiblich gesund sein muß. Vielmehr kann eine Krankheit im Leben eines Gläubigen eine sehr segensreiche Zeit sein. Darum sollen alle unnüchternen Meinungen von Gläubigen, die darin Zusammenhänge sehen, richtiggestellt werden. Dennoch will der Herr, daß es uns nach Leib, Seele und Geist gutgeht (3.Joh.2). Das ist auch der Grund, weshalb wir in Jak.5,14 lesen: „Ist jemand krank unter euch? er rufe …" Ist es nicht erstaunlich, daß Gottes Wort zeigt, wie wir uns bei Krankheit verhalten können, aber nicht müssen? Die Freiheit eines Gläubigen ist unantastbar – „er rufe". Wie aber will jemand in seiner Krankheit rufen, wenn Erkenntnis, Bereitschaft und Liebe zu Seinem Wort gar nicht vorhanden sind? Vor Jahrzehnten sagte einmal ein Bruder, Vorsteher einer Gemeinde, daß Jakobus 5 heute nicht mehr gelte. Als ich ihn nach der entsprechenden Bibelstelle fragte, wurde er ungehalten. Wie kann man sich erlauben, das eine oder andere Wort Gottes für gültig oder ungültig zu erklären? Wo ist das Erzittern vor Seinem Wort (Jes.66,2b)? Das ist der Grund, warum in mancher Gemeinde Fruchtlosigkeit zu erkennen ist.

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Wen hat der Kranke zu rufen? „… er rufe die Altesten …" Hier wird klar, daß der Dienst der Krankenheilung in der Gnadenzeit von Ältesten oder solchen, die Ältestendienste tun, auszuüben ist! Der Ruf soll vom Kranken aus an die Ältesten ergehen, nicht umgekehrt. Welche Ältesten sollen gerufen werden? „… der Versammlung …"Darunter verstehen wir zunächst die örtliche Gemeinde, der Ordnung wegen. Sollte dies nicht möglich sein, kann auch die Ältestenschaft einer anderen Gemeinde gerufen werden. Wohin sollen sie gerufen werden? „… zu sich …" Die Heilige Schrift geht davon aus, daß der Kranke nicht gehen kann.

Weiter heißt es: „… und sie mögen über ihm beten …" Dies ist ein anderer Ausdruck für die Handauflegung. Was uns noch auffällt, ist die Freiheit der Ältesten, diesen Dienst zu tun oder auch nicht. „… sie mögen …"Sie müssen nicht, aber sie können – die Ältesten entscheiden in der Verantwortung vor dem Herrn. Der Grund für eine Abweisung des Dienstes könnte die Erkenntnis sein, daß nur die Triebkraft zur Gesundung vorliegt, ohne daß der dafür notwendige Glauben vorhanden ist. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß der Kranke, bevor er die Ältesten ruft, durch persönliches Gebet die Gewißheit einer Heilung vom Herrn erhalten haben sollte.

Wir lesen weiter: „… und ihn mit Öl salben …"Öl ist das Bild auf den Heiligen Geist. Wir finden im Neuen Testament eine ganze Reihe solcher Symbole. Zum Beispiel: das Wasser der Taufe bedeutet, mit Ihm begraben zu sein; beim Mahl des Herrn weist das Brot auf Seinen Leib hin, der Wein auf Sein Blut. Weil das Öl auf den Heiligen Geist hinweist, ist die Handlung der Handauflegung ein geistverbundener Vorgang. Dem Kranken ist zu sagen, daß er von dem auf die Stirn gestrichenen Öl nichts Übersinnliches zu erwarten hat. Es ist ganz gewöhnliches Öl, das man in jedem Lebensmittelgeschäft kaufen kann. Genauso ist das Taufwasser ganz gewöhnliches Wasser. Niemand soll denken, dazu sei reines Mineral- oder Tafelwasser oder gar geweihtes Wasser notwendig. Das schmutzigste Wasser in Israel floß im Jordan, und dieses war selbst für die Taufe des Herrn Jesus gut genug.

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Etwas ganz Wichtiges in Vers 14 wollen wir uns merken: alles eben Besprochene soll „im Namen des Herrn" geschehen. Dies ist die Erfüllung der Worte Jesu: „… außer mir könnt ihr nichts tun" (Joh. 15,5b). Sei es der Ruf an die Ältesten, sei es die Entscheidung zur Handlung, sei es das Gebet oder die Ölsalbung: alles hat im Namen des Herrn Jesus zu geschehen. In diesem Namen ist die Kraft Gottes.

„Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen …" (V.15). Wenn dem Glaubenden alles möglich ist (Mark.9,23b), wieviel mehr dann denen, die in Übereinstimmung und nach Weisung der Heiligen Schrift handeln! Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos, obgleich die Israeliten damals noch nicht einmal ihre Rechtfertigung im Glauben hatten! Bruder und Schwester, wo ist dein Glauben? Wie groß ist die Zusage Gottes an uns: „Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen …" Und wie klein ist dein Vertrauen zu dem, der das Wort ist? Also ist Jakobus 5 eine Glaubenssache. Ob du diesen Glauben besitzt, durch den sich Gott verherrlichen lassen will? Dann läßt die Bibel gar nichts anderes zu als die verheißene Heilung des Kranken. Wir brauchen uns überhaupt keine Sorgen zu machen, weil wir niemanden gesund machen müssen. Es steht doch geschrieben: „… und der Herr wird ihn aufrichten …"Also nicht wir, sondern der Herr richtet den Kranken auf. Wir haben dabei nur zu glauben, „gleichwie die Schrift gesagt hat" (Joh.7,38)!

Ein verantwortlicher Bruder einer Gemeinde stritt vor vielen Jahren, wie der bereits erwähnte Älteste, die Gültigkeit von Jakobus 5 für heute ab. Daraufhin fragte ich ihn: „Weshalb nicht?" Er meinte: „Weil das nur einmal in den Briefen steht." Ich antwortete ihm, daß ich wüßte, weshalb es nicht mehrmals geschrieben steht. Weil er dies durchaus auch wissen wollte, erwiderte ich ihm: „Diese Worte in Jakobus 5 sind nur an die Ältesten gerichtet, von denen der Herr erwartet, daß Er sie nicht zehnmal ansprechen muß, damit sie einmal gehorchen!"

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Krankenheilung steht auch mit der Vergebung von Sünden im Zusammenhang. „… und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden" (V.15). Selbstverständlich sollen nur dann Sünden bekannt werden, wenn solche vorliegen. Wir erkennen darin, daß unbereinigte Sünden eine Gebetserhörung verhindern können. Darum haben wir alle in der Vergebung zu leben.

„Bekennet denn einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet" (V.16a). Demnach folgt dem Sündenbekenntnis die Heilung. Nicht allein dem Herrn, auch „einander"sollen wir die Sünden-Vergehungen bekennen. Aber „füreinander"haben wir zu beten. Oh, wie wichtig ist die Fürbitte! Der Herr erwartet sie von uns – als Tätigkeit unseres Priesterdienstes. Welch großes Gewicht im Gebet eines Glaubenden liegt, bestätigt die Heilige Schrift in Vers 16b: „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel." Inbrünstiges Gebet kommt aus der Tiefe des Herzens eines gläubigen Beters („eines Gerechten"), der in der vollen Vergebung lebt.

Belehrung

Die Einsmachung im Geiste Gottes mit anderen Gläubigen ist besonders bei der Handauflegung eine verantwortungsvolle Sache vor dem Herrn und vor den Menschen. Deshalb ermahnt Paulus in 1.Tim.5,22a: „Die Hände lege niemand schnell auf und habe nicht teil an fremden Sünden."Grundsätzlich will der Herr Muße zum Gebet wirken, deshalb darf niemand die Hände zu schnell auflegen. Die Erhörung Gottes soll vorher durch persönliche Gebete erwirkt und erbeten werden. Ein zu schnelles Hände-Auflegen verhindert die notwendige Sündenvergebung. Die Folge davon ist, daß sich die Ältesten durch den ungereinigten Zustand des Kranken selbst verunreinigen und teilhaben an fremden Sünden. Diese mögliche Teilhaberschaft geschieht bei der Handauflegung durch die Einsmachung im Geiste. Welch eine große Gefahr besteht doch für die Ältesten!

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Daraus erkennen wir erst recht die Gefährlichkeit einer schriftwidrigen Handauflegung durch einen Einzelnen! Kein Wunder, wenn dann unreine Geister buchstäblich „verschleudert" werden! Danken wir unserem Gott für den unbeschreiblichen Segen durch den Dienst nach Jakobus 5, der schon vielen Menschen zur Rettung und Hilfe wurde!

2.4 Missionare aussenden durch Handauflegung (Apg.13,1-4)

Die einzige Mitteilung über eine gottgewollte Aussendung von Missionaren finden wir in Apg.13,1-4. In Antiochien war eine relativ große Gemeinde, in der Barnabas und Saulus (später Paulus genannt, V.9) als verantwortliche Brüder dienten. „Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werke aus, zu welchem ich sie berufen habe" (V.2). Aus diesen Worten erkennen wir, daß der Heilige Geist die Missionare für das Missionsfeld bestimmte. Noch ehe Barnabas und Paulus davon wuß/ ten, waren sie bereits vom Heiligen Geist dafür berufen.

Merksatz

Allein der Heilige Geist beruft Gläubige zum Missionsdienst, die Gemeinde sendet dann diese Missionare aus. Es ist oft notvoll, wenn Gemeinden nicht die aussendenden Institutionen sind.

Wie der Heilige Geist damals geredet hatte, wissen wir nicht. Das Reden mußte aber so stark und deutlich gewesen sein, daß die Ältesten erneut fasteten und beteten. „Und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie" (V.3b). Weshalb legten die Ältesten der Gemeinde zu Antiochien Barnabas und Paulus die Hände auf? Die Gemeinde sollte sich durch ihre Ältesten mit den beiden Missionaren einsmachen. Es ist von großer Wichtig-

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keit, daß auch heute noch Missionare durch Handauflegung ausgesandt werden. Diese Handlung hat große Wirkung in der unsichtbaren Welt und bewirkt tiefe Christusverbundenheit, was selbst die Missionare nicht immer merken. Auch bewahrt diese Verbundenheit mit dem Herrn vor dem Feind.

Eine tiefe Belehrung finden wir in Apg. 13,5b: „Sie hatten aber auch Johannes (Markus) zum Diener."Barnabas und Paulus wurden bei der Aussendung die Hände aufgelegt (V.3). Darum bezeugt die Heilige Schrift in Vers 4, daß die beiden weggingen, „ausgesandt von dem Heiligen Geiste'] Johannes Markus aber erhielt keine Handauflegung und war demnach nicht unter dem Schutz des Heiligen Geistes ausgesandt. Nach den schrecklichen Geschehnissen von Apg.14,19-24, als Paulus gesteinigt wurde und nur durch Gottes Hilfe am Leben blieb, verließ Johannes Markus die beiden und verschwand (Apg.13,13). Er stand nicht unter dem Schutz wie die beiden Brüder, deshalb konnte er die Todesspannung nicht ertragen und floh. Vor der zweiten Missionsreise kam es wegen ihm zum Bruch zwischen Barnabas und Paulus (Apg.15,35-41). Johannes Markus war nicht vom Heiligen Geist ausgesandt – ihm fehlte das geistliche Verbundensein durch Handauflegung mit der Gemeinde zu Antiochien. Er stand nicht unter dem Schutz des Einsseins im Geiste.

Belehrung

Weit wichtiger als die Mitteilungen in Apg.13,1-4 ist die darin enthaltene Belehrung, aus der wir viel zu lernen haben. Das Einssein im Geiste durch die Handauflegung gibt den Missionaren auch heute noch den notwendigen Rückhalt. Vor etlichen Jahren war ich im Gespräch mit einem Missionar aus Übersee. Im Trubel der Geschehnisse kam er in furchtbare äußere Nöte. Was ihn besonders zum Herrn aufblicken ließ, war die Erinnerung an seine Aussendung. Die Glaubensgeschwister beteten für ihn, er war auf dem Missionsfeld im Auftrag Gottes und der Gemeinde, die sich mit ihm durch die Handauflegung einsgemacht

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hatte im Geiste des Herrn. Gewiß kann Gott in der Not auch Sein Wort groß werden lassen, aber bei diesem Missionar war es der Dienst der Handauflegung. Je näher die Wiederkunft Jesu gekommen ist, desto wichtiger wird für uns, die ganze Ausrüstung Gottes anzunehmen.

2.5 Empfang des Heiligen Geistes durch Handauflegung (Apg.8,14-17; 19,1-7)

Bei der Untersuchung des Wortes Gottes zu diesem Thema begegnen wir im Neuen Testament zwei Schilderungen. Wir müssen vorausschicken, daß beide Bibelstellen mit der Übergangszeit vom „Evangelium des Reiches" (Matth.9,35) zum „Evangelium der Gnade Gottes" (Apg.20,24) zu tun haben. Zuerst behandeln wir Apg.8,14-17. In Jerusalem war der Heilige Geist ausgegossen worden (Apg.2,1-4). In Samaria hatten einige das Wort Gottes angenommen (V.14) und waren bereits auf den Namen des Herrn Jesus getauft (V.16). Was diesen Gläubigen aber fehlte, war der Heilige Geist. Darin erkennen wir ein reines Übergangsproblem, denn auch auf die Nationen war zu dieser Zeit der Heilige Geist noch nicht gekommen; davon lesen wir erst in Apg. 10,44-48. Im übrigen war der Empfang des Heiligen Geistes schrittweise angekündigt: „… in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde" (Apg.1,8b). Die Verse aus Apg.8,14-17 beziehen sich auf Samaria. Die Urge-meinde sandte Petrus und Johannes dorthin, um für die Gläubigen in Samaria zu beten, „damit sie den Heiligen Geist empfangen möchten" (VA 5). Darum legten Petrus und Johannes ihnen die Hände auf (V.17). Die Bibel spricht nicht mehr von einem plötzlichen Brausen, „wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Winde" (Apg.2,2). In Vers 17 lesen wir nur noch: „… und sie empfingen den Heiligen Geist." Sowohl das Gebet der beiden Apostel als auch die Einsmachung im Geiste mit den Gläubigen durch die Handauflegung bestätigte der Herr vom Himmel her in wunderbarer Weise.

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Hier ist noch ein anderer Aspekt wichtig. Gott benutzte die Gabe des Heiligen Geistes, um die uralte Fehde zwischen Juden und Samaritern zu beseitigen. In Joh.4,9b lesen wir noch: „Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern." In der Liebe des (Heiligen) Geistes (Rom.15,30) mußten Juden, die selbst im Besitz dieses Geistes der Liebe waren, aus Jerusalem kommen, um den Samaritern zu diesem Geiste zu verhelfen. Darum gab es unter den Erretteten aus Juda und Samaria nie mehr Dissonanzen. Wir staunen, auf welch feine Art der Heilige Geist Zwistigkeiten für immer zu beseitigen vermag.

Die zweite Schilderung steht in Apg.19,1-7. In Ephesus begegnete Paulus einer Gruppe von etwa 12 Männern (V.7) und fragte sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid?" (V.2a). Der Apostel fragte nicht nach der „Geistestaufe"! Diese Männer hatten „nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist" (V.2b). Es stellte sich heraus, daß sie „Johannes-Jünger" waren, denn sie besaßen die Taufe des Johannes. In Vers 4 zeigte Paulus die Lehre des Johannes als „Taufe der Buße" auf und erklärte, „daß sie an den glauben sollten, der nach ihm (Johannes) käme, das ist an Jesum". Diese neue Lehre war den Männern sehr wohl bekannt, deshalb ließen sie sich noch einmal taufen – diesmal aber auf den Namen des Herrn Jesus. Somit ist die „Wiedertaufe" dann eine biblische Angelegenheit, wenn die erste Taufe nicht wort- oder zeitgemäß ist. „Und als Paulus ihnen die Hände aufgelegt hatte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten" (V.6). Diese Symptome waren typisch für jene Zeit. Mit Sicherheit war diese Gruppe von „Johannes-Jüngern" nicht in Ephesus im Urlaub. Vielmehr waren sie in den vorangegangenen Tagen mit unter die Verfolgung der an Christus Gläubigen gekommen. Diese Verfolgungen richteten sich sowohl gegen die Jünger des Herrn als auch gegen die Jünger des Johannes. Also waren diese Männer sehr früh, vor der Ausgießung des Heiligen Geistes, zur Flucht aufgebrochen, deshalb wußten sie vom Heiligen Geist und von Seiner Existenz im Menschen nichts.

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Belehrung

Wir erkennen, daß es sich bei beiden Schilderungen um Situationen in der Übergangszeit vom Evangelium des Reiches zum Evanglium der Gnade handelt. Hieraus eine Lehre zu machen, wonach heute noch die Hände aufzulegen sind, um den Heiligen Geist zu vermitteln, ist total abwegig. Was Petrus, Johannes und Paulus taten, geschah wesenhaft in der Vollmacht als Apostel und paßt überhaupt nicht in unsere Zeit. Als damals ein Mann namens Simon in eigener Sache die Gewalt haben wollte, anderen durch Handauflegung zum Empfang des Heiligen Geistes zu verhelfen, sagte Petrus zu ihm: „Denn ich sehe, daß du in Galle der Bitterkeit und in Banden der Ungerechtigkeit bist" (Apg. 8,23).

Ich persönlich bin vor dem Herrn völlig überzeugt, daß dieses Urteil des Petrus auch heute auf jeden zutrifft, der den Heiligen Geist durch Handauflegung veräußern will. Die Wiedergeburt ist ein Geschehnis, welches Gott nicht aus Seinen Händen gibt. Und zuallerallerletzt würde der Herr diese Dinge unnüchternen Gläubigen anvertrauen!

2.6 Empfang von Gnadengaben durch Handauflegung

Die Zeugung eines Menschen, seine embryonale Entwicklung bis zur Geburt, auch die spätere Selbständigkeit: all das ist ein verborgenes und doch gewaltiges Schöpfergeheimnis des lebendigen Gottes. Hat ein Menschenkind das Licht der Welt erblickt, schauen Verwandte und Nachbarn neugierig in den Kinderwagen. Jeder sieht bei dem Baby mehr oder weniger Ähnlichkeit mit dem Vater und der Mutter. Die Vererbung liegt schon in dem kleinen Kind – nach Leib, Seele und Geist. Solange es sich um lange Beine und kurze Arme handelt, vermag man das sehr früh zu erkennen. Die meisten Eigenschaften aber liegen im Geist

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und in der Seele, wir können sie mit unseren Augen nicht erkennen. Auch wenn nach der Geburt die geistigen und seelischen Veranlagungen nicht erfaßbar sind, existieren sie doch und zeigen sich während der späteren Entwicklung.

Genauso ist es mit der Wiedergeburt. In einer neuen Schöpfung sind die geistlichen Gaben bereits vorhanden. Sie tragen die Eigenschaft der himmlischen Eltern: vom himmlischen Vater (Matth.6,9) und „vom Jerusalem drobenwelches unsere Mutter ist" (Gal.4,26). Die Gnaden- oder Geistesgaben sind also bei jeder Wiedergeburt da, auch wenn sie nicht sofort gesehen werden. In 1.Petr.4,10 steht, daß jeder Errettete mindestens eine Gnadengabe empfangen hat. Der Herr Jesus gibt diese Gaben immer in geringer Menge, gleich glimmenden Funken, und wir haben sie mit Gottes Hilfe zu einem lodernden Feuer zu entfachen (2.Tim.1,6).

Timotheus war ein junger Mann, der wegen seines jugendlichen Alters und seiner geistlichen Zurückhaltung der Hilfe des Apostels Paulus bedurfte, welcher in 1.Tim.4,12 schrieb: „Niemand verachte deine Jugend …"Timotheus verkündigte später das Evangelium furchtlos, wo immer er Gelegenheit hatte. Bei seiner Wiedergeburt aber hatte er diese Gnadengabe nicht! Es ist gewaltig, daß Timotheus im nachhinein eine solche Gnadengabe von Gott empfing. Paulus muß für seinen Schüler, den er selbst auch zum Herrn geführt hatte (1.Tim.1,2), viel gebetet haben. Denn Gott antwortete ihm in dieser Angelegenheit in einem Gesicht! Paulus schrieb in 1.Tim.4,14: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, welche dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Hände-Auflegen der Ältestenschaft." Diese Weissagung ist als das vorher erwähnte Gesicht zu verstehen. Timotheus wurde aufgefordert, die bereits vorhandene Gnadengabe nicht zu vernachlässigen. Warum sollte er das sorgfältig bedenken (V.15)? Weil bei Untätigkeit die Gaben schlummern. Wodurch hatte Timotheus die Gabe bekommen? „… mit Hände-Auflegen der Ältestenschaft." Timotheus machte

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wohl wegen seines sanften Wesens nur sehr zögernd von dieser Gabe Gebrauch. Denn Paulus schrieb in 2.Tim.1,6 wieder: „Um welcher Ursache willen ich dich erinnere, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir ist durch das Auflegen meiner Hände." Also bedurfte es der wiederholten Ermahnung wegen dieser Gabe, die in Timotheus war. In 2.Tim.4,5 ermahnte Paulus ihn noch einmal: „… tue das Werk eines Evangelisten …"Timotheus war der einzige, dem im nachhinein eine Gnadengabe Gottes gegeben wurde.

Was das Auflegen der Hände betrifft, so tat dies in 1 Tim.4,14 die Ältestenschaft, in 2.Tim.1,6 aber Paulus selbst. Wie ist das zu verstehen? Wurden Timotheus zweimal die Hände aufgelegt? Nein, es gab nur einen Dienst in dieser Sache. Einerseits war es richtig und wichtig, daß die Ältestenschaft die Handauflegung vollzog, erkennen wir doch darin die gottgewollte Ordnung für diesen Dienst. Andererseits war Paulus der eigentliche Initiator, welchen der Herr gebrauchte; er selbst berief sich auf seine Zeugenschaft durch die eigenen Hände, und zwar in der Gemeinschaft mit den Ältesten.

Belehrung

Dieses Geschehnis über den Empfang einer Gnadengabe nach Jahren der Wiedergeburt ist in der Bibel wohl eine einmalige Darreichung Gottes, sicher auch in der ganzen Gnadenzeit. Es hing gewiß mit dem Apostelamt des Paulus zusammen. Zu beachten ist aber dennoch der einbezogene Dienst der Handauflegung durch die Ältestenschaft. Wir danken unserem Gott, der uns diese Einblicke in die Geheimnisse Seines Willens schenkt. Eine derartige Gnadenführung durch Handauflegung nachzumachen, ist geistlich konfus. Wir freuen uns, daß uns durch die Führung des Heiligen Geistes solche Bibelverse aufgeschlossen werden, wodurch wir das Wort Seiner Wahrheit erkennen und selbst spüren, was Wahrheit ist.

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2.7 Handauflegung beim Dienst an Belasteten

Im Laufe meiner jahrzehntelangen Jesusnachfolge begegnete ich immer wieder Brüdern, die den Dienst an belasteten Gläubigen in Verbindung mit einer Handauflegung taten. Bei klärenden Gesprächen mit den einzelnen zeigte sich, daß diese Gewohnheit von Vorgängern übernommen wurde. Es ist unser Auftrag, Gläubige davon zu überzeugen, daß weder der Herr Jesus noch Seine Jünger Belasteten die Hände auflegten – sie hätten sich mit den Belasteten einsgemacht im Geiste. Nur zu schnell macht man sich auch mit einem unreinen Geist eins; und eine Handauflegung ist eine Übertragungsmöglichkeit von solchen Geistern. Gewiß können wir niemandem ins Herz schauen. Auch wird der Herr uns dort bewahren, wo wir uns nicht bewahren können. Doch wenn wir uns der Leichtfertigkeit hingeben, liegen wir außerhalb der Bewahrung. Das ist der Grund, weshalb die Bibel eine Handauflegung bei Belasteten nicht lehrt. Jesus hatte den Belasteten geboten und den Kranken die Hände aufgelegt. In Luk.13,10-16 heilte Er eine Frau, die der Satan 18 Jahre gebunden hatte. Beachten wir, daß der Herr dieser Frau wohl die Hände auflegte (V.13), aber erst nachdem Er sie von der Schwachheit gelöst hatte (V.12), welche mit dem bösen Geist im Zusammenhang stand. Dieses Lösen beinhaltete die Beseitigung Satans, danach war das Anwenden einer Handauflegung berechtigt. Wie genau nahm der Herr doch diese Dinge! Welches Recht haben wir, leichtfertig darüber hinwegzugehen und das Gegenteil zu tun?

Es dürfte allgemein bekannt sein, daß wir unmittelbar vor der Wiederkunft Jesu stehen. Weil die Haushaltung der Gnade zum Abschluß kommt, ist eine geradezu aufwühlende Tätigkeit der Finsternis wahrzunehmen. Denn am Ende jeder Zeitperiode folgt Gericht:

a) Wie lang die wunderschöne Zeit im Garten Eden anhielt, wissen wir nicht. Es ist uns nur bekannt, daß am Ende dieser Zeit das Gericht des Todes den Menschen traf! Unmittelbar zuvor trat die folgenschwere Aktivität der Finsternis in Erscheinung: die

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Schlange belog und betrog die ersten Menschen im Garten Eden.

b) Auch die gesetzlose Zeit stand am Ende unter einer ungeheuren Wirksamkeit der Finsternis. Nach 1. Mose 6 vermischten sich die Söhne Gottes (alttestamentlicher Ausdruck für Engel) mit den Menschen: es entstanden die Riesen. Das Gericht der Wasserflut bei Noah beendete diesen Zeitabschnitt.

c) Gott erwählte das Volk Israel und gab ihnen die Zeit des Gesetzes. Weil Christus als des Gesetzes Ende kam, herrschte in jenen Tagen eine enorme Betriebsamkeit der Finsternis. Beweis: Unentwegt trieb der Herr Jesus unreine Geister aus! Dann fand das Gericht dieser Welt statt (Joh.12,31): der Sohn Gottes ließ sich am Kreuz ermorden.

d) Danach begann die Zeit der Gnade: die herrliche Rettung der Menschen. Heute, am Ende dieser Gnadentage, zeigt sich die Finsternis in nie dagewesener Härte. Dadurch wird auch die Leibesgemeinde des Herrn mit in den Abfall gerissen. Allein die Gnade des Herrn wird durch Seine Ankunft das Ärgste verhindern. Das größte Gericht aller Zeiten, das Zorngericht Gottes, wird in der 70. Jahrwoche den Abschluß bilden mit der Vernichtung der ganzen Menschheit bis auf den Überrest der 144 000.

e) Dem Gericht der Lebendigen wird der angekündigte Sabbat für 1000 Jahre folgen: die Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit – das ersehnte Millennium. Auch am Ende dieser Segenszeit wird die Finsternis wieder aktiv werden und die Menschen erneut verführen. Gott wird vom Himmel her mit dem Feuer des Gerichts antworten und den Aufruhr beenden (Offb.20,7-10).

Belehrung

Wir haben kein Recht, Belasteten die Hände aufzulegen – auch dann nicht, wenn heutzutage die Menschen (Verlorene

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und Errettete) mehr und mehr mit den Dingen der Belastung zu tun haben. Die Tatsache dieses Überhandnehmens von Belastungen soll jedoch nicht Grund sein, bei Krankheit den Dienst nach Jakobus 5 zu verweigern. Vielmehr sollen zuerst die Bindungen gelöst werden (wie in Luk.13,12.13). Wir haben die Pflicht, das Wort Gottes genau zu untersuchen und zu erforschen, „was der gute und wohlgefällige … Wille Gottes ist" (Rom. 12,2).

2.8 Handauflegung als Bestandteil der Taufe

Wenn wir von Taufe reden, meinen wir selbstverständlich die biblische Glaubenstaufe, weil das Neue Testament nur die Taufe eines Glaubenden lehrt. Taufen bedeutet tauchen, untertauchen. Menschen, die sich als verlorene Sünder erkannt haben, deshalb zu Christus gekommen sind und Vergebung der Sünden erlangt haben, werden vom Wort Gottes als Glaubende bezeichnet. Nur solche sind aufgefordert, sich taufen zu lassen. Die Entscheidung soll jeder selbst treffen. Vorbild für alle Erretteten ist Christus, der Herr.

Christus starb freiwillig Rom.5,6

Wir sind mit Ihm gestorben

freiwillig

Rom.6,8

Christus wurde begraben

freiwillig

t.Kor.15,4

Wir sind mit Ihm begraben

freiwillig

Kol.2,12

Christus

auferstand

freiwillig

Joh.10,18; 20,9

Wir werden mit Ihm auferstehen

durch Gottes Macht Röm.4,25; 1.Kor.15,23

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Der Apostel Paulus schrieb in Röm.6,4: „So sind wn nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf daß, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln."Ne\ Christus begraben wurde, haben Errettete getauft zu werden.

Kommen wir zurück zum Thema. Bestimmte Denominationen machten in den letzten Jahrzehnten die Handauflegung bei der Taufe immer mehr zur Gewohnheit. Hier soll von der Heiligen Schrift her Stellung genommen werden. Brauchen wir zur Beerdigung noch eine Handauflegung? Diese Frage ist berechtigt, denn wir wissen, daß die biblische Taufe das Begrabensein mit Christus bedeutet. Wir müssen zuerst mit Christus gestorben sein, um beerdigt werden zu können; und ein Toter hat unter der Sonne keine Rechte mehr. Wie bedenklich ist es, wenn ein noch nicht gestorbener Mensch begraben (getauft) wird! Bei der Untersuchung des Wortes Gottes finden wir im Neuen Testament keine einzige Stelle, die besagt, daß bei der Taufe eine Handauflegung erfolgen muß. Wir haben auch keine Weisung dafür. Woher diese Lehre kommt, ist nicht bekannt. Wir wissen nur eins: Gottes Wort lehrt eine Handauflequnq bei der Taufe nicht! Die gesamte Christenheit hält an vielen unbiblischen Gewohnheiten fest und tut danach. Leider scheint es niemanden zu geben, der die Lehre des Wortes Gottes genau kennt.

Apg.19,1-6 kann nicht als Beweis für die Taufe mit Handauflegung herangezogen werden, weil die dortige Handauflegung nicht zur Taufe gehörte, sondern zum Empfang des Heiligen Geistes führte (siehe 2.5). Mit Sicherheit gäbe es über dieses Thema noch einiges zu schreiben; doch müssen wir zuerst genau wissen, was die Heilige Schrift darüber lehrt. Wir lehnen jede Lehre ab, die nicht im Wort Gottes enthalten ist. Möge uns der treue Herr vor jedem Verlassen Seines Wortes bewahren und uns in der Gesinnung des Psalmisten finden, welcher sagte: „Mein Teil, Jehova, habe ich gesagt, ist, deine Worte zu bewahren" (Ps. 119,57).

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3. Markus 16,17.18

„Diese Zeichen aber werden denen folgen, welche glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden, werden Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, so wird es ihnen nicht schaden; Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden."

Aus diesen Versen sollen fünf wesentliche Punkte behandelt werden. Der Evangelist Markus schrieb ausschließlich aus der Perspektive des Evangeliums des Reiches, in dem die Zeichenmacht Triebkraft der Geschehnisse war. Wir in der Zeit des Evangeliums der Gnade haben mit Zeichen nichts zu tun. Unsere Kraft liegt im Glauben!

Fünf Dinge hatten die Jünger auf Geheiß ihres Meisters als Zeichen zu tun:

1. Dämonen austreiben,

2. in neuen Sprachen reden,

3. Schlangen aufnehmen,

4. Tödliches trinken,

5. Schwachen die Hände auflegen.

Weil der Meister dies tat, hatten die Jünger dies ebenso zu tun. Manchmal mußten sie auch das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigen (z.B. Luk.8,1; Mark.1,14). In Matth.10,1.7.8 sind noch weitere Tätigkeiten genannt, welche die Jünger tun sollten. Sie waren ausgerüstet mit Gewalt (V.1), die in der Zeichenmacht lag: die Jünger hatten zu predigen, Dämonen auszutreiben, zu heilen. Diese Zeichenmacht begleitete das Evangelium des Reiches.

In Mark. 16,17.18 lesen wir von fünf Aufträgen an die Jünger. Diese fünf Dinge haben aber keine Basis, nur im Evangelium des Reiches in Erscheinung zu treten! Vielmehr ist es so, daß sie

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auch im Evangelium der Gnade genannt werden – nicht als Zeichen, sondern zur Überwindung. Es ist eine wahrhaft dämonische Weisheit unter den Gläubigen, wenn Schwerpunkte verlagert werden und gesagt wird: Dämonen austreiben sind Zeichen, also gibt es dies heute nicht mehr. An solchen Halbwahrheiten erkennt man die ganze Macht der Lüge in Kindern Gottes. In Wahrheit muß es heißen: Dämonen austreiben waren Zeichen, und solche Machtzeichen gibt es heute nicht mehr. Wäre die eigene Weisheit maßgebend, dürfte in der Gnadenzeit auch nicht mehr das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigt werden, denn dieses war damals verbunden mit Zeichen. Es ist besser, dieses Thema tiefer zu erforschen, als daraus eine Halbwahrheit zu machen.

3.1 Dämonen austreiben

Die Austreibung von Dämonen wird es so lange geben, wie es Dämonen in dieser Welt gibt. In I.Sam.16,23 lesen wir von einem bösen Geist, der weichen mußte. In Luk.11,19 redete der Herr davon. Dämonen austreiben durch ihre Söhne hießen die Israeliten gut, aber die Austreibung durch den Herrn Jesus verurteilten sie. Sehr wichtig ist, was Jesus in Vers 20 sagte: „Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch hingekommen." Wenn heutzutage vom Irrgeist belogene Menschen sagen, es gäbe keine Austreibung dieser Geister mehr, behaupten sie damit, daß das Reich Gottes nicht mehr da ist! Glauben Verfechter dieser Halbwahrheit, der Herr Jesus habe das Reich Gottes bei Seiner Himmelfahrt mitgenommen? Das Reich Gottes ist doch erkennbar am Hinaustun unreiner Geister, solange die Gnadenzeit währt. Wie könnte sonst der Heilige Geist in Jak.4,7b sagen lassen: „Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen'! Solange nicht genügend und anhaltend widerstanden wird, flieht Satan nicht. Diese eine Bibelstelle müßte genügen, um vom Herrn Licht zu erhalten, wenn man nach Klarheit sucht. Mehr soll über dieses Thema nicht gesagt werden.

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3.2 In neuen Sprachen reden

Diese Gnadengaben gehörten in die Zeit der Ausgießung des Heiligen Geistes. Im Griechischen steht für das Reden in Sprachen und in Zungen nur ein Wort; wo „in Sprachen" übersetzt worden ist, steht in der Fußnote „in Zungen" – oder umgekehrt. Dennoch hatte die Sprachengabe nichts mit der Zungenrede zu tun! Ordnen wir heute in der Gnadenzeit die Sprachen recht ein, so erkennen wir bei Erretteten die Echtheit ihres Glaubens daran, ob sie die „Sprache Kanaans" kennen, die geistliche Sprache des Herrn Jesus. Wenn ein Wiedergeborener diese Sprache nicht versteht, dann stimmt in seinem Glaubensleben vieles nicht: Härte, Lieblosigkeit, Verurteilung und Böses in mancherlei Gestalt kennzeichnen sein Wesen. Dies alles entspricht nicht dem Wesen Jesu; es ist nicht die Sprache Kanaans.

3.3 Schlangen aufnehmen

Damit ist die Beseitigung der Wesenszüge Satans in der Gemeinschaft unter Gläubigen gemeint. Niemals können wir die verlorene Welt verbessern. Doch wir sind aufgefordert: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus" (1.Kor.5,13b). Schlangen sind „Ableger" der Schlange, wie auch die Bösen eine Frucht vom Bösen sind. Sowohl Dämonen als auch Gläubige können sich als Schlangen erweisen. Wir haben diese nicht zu belassen, sondern aufzunehmen: wir sollen uns in der Zeit der Gnade nicht scheuen, die Gemeinschaft der Gläubigen sauberzuhalten. Nehmen wir aber die nötige Reinigung nicht vor, belassen wir die Schlangen.

3.4 Tödliches trinken

Das steht mit dem Erleiden des Todes im Zusammenhang. In der damaligen Zeit hätte dies materiell verstanden werden können; heute aber sollen wir in dem Tödlichen die Sünde sehen, das ärgste Gift,

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das uns bekannt ist. Gleichzeitig erkennen wir aber auch die wunderbare Kraft in dem Blute des Lammes. Wenn wir errettet sind und wieder sündigen, sind wir danach zwar Sünder (weil wir gesündigt haben), doch nicht mehr verlorene Sünder. Wir haben das tödliche Gift, die Sünde, in uns aufgenommen, doch wird es uns nicht mehr schaden. Welch eine Kraft liegt doch im kostbaren Blute des Lammes!

3.5 Schwachen die Hände auflegen

„… und sie werden sich wohl befinden"(V18b). Auch wenn Handauflegungen früher Zeichen waren, kann man – wie beim Dämonen austreiben – nicht sagen: Handauflegungen gibt es heute nicht mehr, weil sie damals Zeichen waren. Diese Behauptung zeugt von Unreife in der Beurteilung von Dingen, die man nicht verstanden hat. In der Kraft der Zeichenmacht wurden den Kranken (Schwachen) die Hände aufgelegt, d.h. die Beauftragten machten sich im Geiste eins mit den Schwachen, die dann verheißungsgemäß geheilt wurden. Gewiß muß „wohl befinden" nicht immer völlige Heilung bedeuten. Doch lesen wir in einigen Schriftstellen (z.B. Matth. 10,1) von absoluter Heilung. Welch eine Kraft hatte der Herr den Jüngern damals gegeben!

Allgemeines

Jedes Zeichen hat eine zukünftige prophetische Erfüllung. So weisen die Zeichen von damals auf das Millennium hin. Im Friedensreich von 1000 Jahren wird es auf der Erde keine Dämonen geben. Als vorausgegangenes Zeichen mußten im Evangelium des Reiches alle unreinen Geister ausgetrieben werden. Im Friedensreich wird es keinen Fluch mehr geben, auch der Fluch der Sprachenverwirrung wird aufgehoben sein. Schlangen werden im Friedensreich nicht gefunden werden, und die Sünde wird gebannt sein. Es wird eine Seltenheit sein, wenn jemand etwas Tödliches trinkt. Allerdings wud im Millennium keine Gnade sein. Wer eine Todsünde begeht, muß sterben. Handauflegungen werden nicht mehr nötig sein, weil es im Friedensreich keine Kranken mehr geben wird.

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3.6 Die große Veränderung: Von der Zeichenmacht zur Macht des Glaubens

Während im Evangelium des Reiches die gewaltige Kraft der Zeichenmacht galt, liegt im Evangelium der Gnade die Kraft im Glauben. Alles, was damals durch Zeichenmacht getan wurde, geschieht heute durch Glauben. Nicht die Tätigkeiten, sondern die Grundlagen haben sich geändert. Damals wurde das Evangelium mit Zeichenmacht verkündigt, heute hängt es mit dem Glauben zusammen. Nur durch Glauben können wir dem Satan widerstehen, daß er fliehen muß. Wenn jemand in der Gemeinde krank ist, kann sehr wohl der Dienst nach Jakobus 5 getan werden, denn es heißt in Vers 15: „Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen …"Wir sind durch den Glauben – im Vergleich zur Zeichenmacht – in keiner Weise benachteiligt, denn die Bibel sagt: „Dem Glaubenden ist alles möglich" (Mark.9,23b).

Um das Evangelium des Reiches richtig einzuschätzen, ist es unerläßlich zu erkennen, daß das Millennium unter eine Gewaltherrschaft gestellt sein wird. „Mit eiserner Rute" wird Er alle Nationen weiden (Offb.12,5; 19,15b). Die Gewaltherrschaft wird gegen jeden Todsünder erbarmungslos sein: er wird gerichtet werden, bevor ein neuer Morgen anbricht (Ps.101,8; Zeph. 3,5). Diese Gewaltherrschaft garantiert den Frieden: „Und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein …"(Jes.32,17).

So, wie im millennischen Reich Gewaltherrschaft sein wird, so war auch das Evangelium des Reiches mit Gewalt verbunden. „… und jeder dringt mit Gewalt hinein" (Luk.16,16b). Um in die Verheißung des Evangeliums des Reiches einzugehen, mußte man Gewalt anwenden – darum auch die Gewaltzeichen in diesem Evangelium: Auferweckung der Toten, Heilung der Kranken, Austreibung der Geister. All diese Zeichen geschahen im Blick auf die Gewaltherrschaft im Friedensreich. Kranke und Blinde mußten sich überwinden, um zu Christus zu kommen. Durch Seine Gewalt und Macht wurden sie gesund. Wer in dieses Evangelium eindringen wollte, konnte dies

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nur tun durch Inanspruchnahme von Gewalt. Niemand konnte ohne Gewalt eindringen, weil das Evangelium des Reiches auf Gewalt aufgebaut war. Der Hauptmann von Kapernaum wußte das ganz genau, sonst hätte er nicht gesagt: „Denn auch ich bin ein Mensch unter Gewalt…" (Matth.8,9a). Das konnte er nur sagen, weil er von der Gewalt des Christus und Seines Evangeliums wußte. Und wenn dies schon einem römischen Hauptmann nicht verborgen war, lag es allein an den Israeliten, wenn sie diese Gewaltherrschaft nicht beantworteten.

In Matth. 11,12 lesen wir: „Aber von den Tagen Johannes' des Täufers an bis jetzt wird dem Reiche der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttuende reißen es an sich." Was bedeutet das? Es ist ganz einfach: Nicht Johannes, sondern der Herr Jesus brachte die Zeichenmacht. Sie galt in den Tagen des Täufers und so lange, wie die Machtzeichen wirkten. Wenn also dem Reich der Himmel (dazu gehört die Zeit vor und nach Golgatha) Gewalt angetan wurde, so besagt dies im Vergleich zur Gnadenzeit, daß zur Zeit Jesu die Gewalt der Zeichen herrschte. Heute hingegen regiert die Liebe und Gnade Gottes. In der Fußnote zu Matth.11,12 lesen wir: „Es wird mit Gewalt eingenommen." Das war ein gottgewollter Vorgang, denn die Zeichenmacht sollte durch den Christus herrschen. Ohne Gewalt konnte niemand in das Reich der Himmel eingehen. Wichtig ist der Unterschied: „Reich Gottes" stellt die Person, „Reich der Himmel" die Gestalt dieses Reiches dar.

Zur Beachtung

Obwohl Jesus sagte: „… Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen" (Luk.10,9), fragten die Pharisäer: „Wann kommt das Reich Gotfes?"(Luk.17,20). Der Herr antwortete den geistlich blinden Pharisäern: „Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man es beobachten könnte." Die Vorstellungen der Schriftgelehrten über den Messias waren nicht wirklichkeitsnahe. In Vers 21 sagte Jesus: „… denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch." Also war der Herr, Seine Person, das Zentrum des Reiches Gottes.

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NACHWORT

Diese Auslegung über Lehre und Praxis der Handauflegung im Alten Testament, in der Übergangszeit (zur Zeit Jesu) und in den Briefen des Neuen Testaments soll einen Einblick in die biblischen Zusammenhänge geben, damit sich jeder Leser ein genaues Urteil bilden kann – unabhängig von den Meinungen anderer Menschen.

Furchtbar ist es für unseren Herrn, wenn Er Kinder des Lichts im Schatten der Wahrheit wandeln sieht. Der Fluch der Tradition ist ein wesentlicher Grund für den Abfall. Dem lebendigen Gott wird die Ehre entzogen, weil man ohne zu prüfen nachredet, was andere gesagt haben, und daran festhält, wie man sich nur am Herrn Jesus festhalten soll. Deshalb ist nicht allein die verlorene Welt, sondern auch die Leibesgemeinde des Christus gerichtsreif. Die unerlöste Welt kommt in das Gericht der Lebendigen, das ist die 70. Jahrwoche. Dieses Gericht, wie auch das Gericht der Toten, hat Christus für uns am Kreuz getragen. Das Gericht aber, welchem wir wegen unserer Sünden unterworfen sind, hat an Seinem Hause angefangen. „Denn die Zeit ist gekommen, daß das Gericht anfange bei dem Hause Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen!" (1.Petr.4,17). Zur Zeit des Petrus fing das Gericht an, und heute wirkt es mächtig.

Was beinhaltet dieses Gericht? „Denn wenn Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat, daß er auch deiner etwa nicht schonen werde" (Rom.11,21). Über dieses Sündengericht tut die Gemeinde Jesu nicht die notwendige Buße. „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit (die Zeit von Adam bis Christus, in der die Menschen nicht unter der Führung des Heiligen Geistes standen) übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, daß sie alle allenthalben Buße tun sollen" (Apg.17,30). Weil der traditionsreichen Vereinsmeierei gehuldigt wird, ver-

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wirft man das Wort des Herrn und tut nicht die geforderte Buße. Ersatzweise ergötzt man sich an eigenen Gedanken über Gottes Wort. Die Folge davon ist, daß Gott die unedlen Zweige des Ölbaumes, die Nationen, ausrauft. Wer wissen will, wie das geschieht, braucht nur die Gemeinden der Nationen zu besehen: die einen verschwinden, andere schrumpfen, oder es gibt nur noch alte Menschen in den Gemeinden. Man kann sich ausrechnen, wann das Gemeinde-Emblem eingezogen wird. Trotzdem bleibt man weiter auf dem hohen Roß sitzen. Manchmal sorgt sogar der Teufel für entschuldigende Erklärungen. Da wird gesagt, es sei die letzte Zeit, deshalb entscheide sich niemand mehr für den Herrn. Man läßt ganz außer acht, daß Christus gestern und heute derselbe ist. Diese gottlose Rechthaberei von Kindern Gottes ist ihre eigene Frucht, auf die sie noch stolz zu sein scheinen. Alle Unheiligkeit der Heiligen wirkt sich letztlich auf den Glauben aus. Wäre schriftgemäßer Glauben da, würde sich verwirklichen, was man hofft (Hebr.11,1)! Oder hoffen diese Menschen gar nicht mehr auf die Gnade Gottes? Die Wiederkunft Jesu kann sich für die Gläubigen recht unterschiedlich gestalten.

Noch einmal wenden wir uns kurz dem Thema der Handauflegung zu, wobei nur wesenhafte Linien aufgezeigt werden. Jeder Leser soll sich anhand des Wortes Gottes weiter informieren. Insbesondere soll er Gewißheit erhalten, daß der Dienst der Handauflegung durch die Ältesten heute noch gilt! Der treue Herr möge Klarheit schenken, daß bei der Aussendung von Missionaren und beim Dienst nach Jakobus 5 die Handauflegung auch heute noch unerläßlich ist. Am allermeisten freut Er sich, wenn wir Seinem Wort Gehorsam leisten! Denn im Gehorsam sind wir immer die Gesegneten unseres Gottes.

Manche Bibelstelle könnte noch erwähnt und ausgelegt werden. Die Norm des Kleinschriftwerks soll jedoch nicht überschritten werden. Stellt jemand die Frage, weshalb der Apostel

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Paulus in Apg.28,8 dem ungläubigen Vater des Publius die Hände aufgelegt hatte, um ihn zu heilen, so ist zu antworten: Zum einen tat Paulus dies in der Stellung als Apostel, zum anderen war damals die Übergangszeit vom Evangelium des Reiches zum Evangelium der Gnade. Für unsere heutigen Tage ist die Anwendung in dieser Form nicht mehr gegeben. Von Gott berufene Apostel gibt es heute nicht mehr. Wir leben auch nicht in der Übergangszeit der Evangelien, obgleich das Evangelium des Reiches erneut vor uns steht.

Wer den Herrn Jesus liebt, liebt auch Sein Wort – denn Er, der Herr, ist das Wort. Laß Sein Wort deines Fußes Leuchte sein! „Das ganze Wort, das ich euch gebiete, das sollt ihr beobachten, es zu tun; du sollst nichts hinzufügen und nichts davontun" (5.Mo.12,32).

„Du kommst dem entgegen, der Freude daran hat, Gerechtigkeit zu üben, denen, die auf deinen Wegen deiner gedenken. Jes.64,5a

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heffl: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautwerber

 Erbauliches –

Heft 5: Grundlagen-Themen

I- Von neuem geboren

II- Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge

Heft 7: Die Handauflegung

nach der Heiligen Schrift

Heft 8: Und dies ist der Sieg,

der die Welt überwunden hat: unser Glaube

Heft 9: Die Allversöhnungs-Lehre

Heft 10: Auslegung von Hiob 29,1-20

 Wortlehre –

Heft 11: Die Sünde

Heft 12: Die Sieben Bösen

Werner Bergmann Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Werner Bergmann Werner Bergmann Werner Bergmann

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Den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge (Heft 6)

A. DEN ER GESETZT HAT ZUM ERBEN ALLER DINGE

…..hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne, den er

gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat; … und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend …" Hebräer 1,1-3

Auch dann, wenn sich Gott im Sohne geoffenbart hat, besteht SEIN Wort für uns voller Geheimnisse. Was enthalten doch die wenigen obigen Textworte für eine Tiefe an Mitteilung, Offenbarung und Geheimnissen. Es fällt uns bereits schwer zu überlegen, wer Gott ist, weil ER von der Ewigkeit her kommt. Unsere Gedanken ziehen automatisch voraus: Wie war da der Anfang? Irgendwo muß es doch einen solchen Anfang gegeben haben. Aber genau diese Gedanken sind überhaupt keine Grundlage, etwa Gott zu erfassen. Bereits hier kommen wir zum Schluß: wir vermögen Gott nicht zu erkennen. Unser Menschengeist ist viel zu klein und Gott ist viel zu groß, um eines mit dem anderen zusammenzubringen. Darum gibt es auch für uns keine Basis der Gemeinschaft mit Gott auf der Ebene unseres Geistes mit SEINEM Geiste. Wenn wir als Kinder Gottes dennoch Gemeinschaft des Geistes haben, so ist dies die uns gegebene Ausrüstung SEINES guten Heiligen Geistes, um in alle Wahrheit zu führen. Das ist die Basis, auf der wir mit Gott in der Gemeinschaft des Geistes gefunden werden. So ist auch die neue Schöpfung in uns, das Samenkorn, eine Geistschöpfung Gottes. Darum liegen die Beziehungen Gottes zu uns auf dieser Linie. Die Wiedergeburt ist demzufolge „Christus in euch" (Kol. 1,27), ein Teil von Gott in uns Erretteten. Das sind ganz erbauliche Themen, mit denen wir uns beschäftigen dürfen. Das macht unsere Herzen froh. Und in heutiger Zeit brauchen wir mehr denn je froh machendes Wort Gottes. Je mehr wir von SEINEM Wort aufnehmen, um so gesegneter sind wir im täglichen Wandel mit dem Herrn. Dabei kommt es nicht immer auf die Menge, sondern auf die Qualität der

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Aufnahme SEINES Wortes an. Je tiefer wir in das kostbare Wort eindringen, um so intensiver ist die von Gott gewollte Sättigung mit dieser Lebensspeise. Je mehr wir darin Fleiß entwickeln, um so größer wird auch die erworbene Beute des Segens sein.

Vor nicht langer Zeit machte mir der treue Herr die Textstelle von Hebr. 1,1-3 groß. Diesen Vorgang verstand ich als Wink meines Gottes, die Bibelstelle auszulegen. Dabei geht es um die Schwerpunkte: Erbe aller Dinge und alle Dinge durch das Wort SEINER Macht tragend. Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß nur mit des Herrn Hilfe und Führung die verantwortliche Arbeit verrichtet werden kann. Dabei geht es hier wiederum um die zwei Hauptseiten:

a) Was umfaßt das Erbe aller Dinge?

b) Was birgt in Wirklichkeit das Tragen durch das Wort SEINER Macht in sich?

Vorweg soll dazu gesagt werden, daß der Vater im Himmel den Sohn, wie es heißt, längst zum Erben „gesetzt hat". Damit eröffnet sich uns ein breites Spektrum: als Erben aller Dinge nach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, d.h. was ER als dieses Erbe schon angetreten hat, was ER derzeit antritt und was ER in ferner Zukunft noch antreten wird.

1. Das Geheimnis

Bei der stillen Betrachtung des Textes haben wir uns in das Bewußtsein zu begeben, daß der Herr dabei gegenwärtig ist. Die Folge davon ist unser Gehorsam zum Glauben. Stehen wir dem Bibelwort skeptisch gegenüber, wird nicht allein der Segen, sondern auch das Verständnis ausbleiben. Aus dem Inhalt ist also erkennbar, wie nach dem Vaterwillen alle Dinge in die Hände des Sohnes gebracht werden sollen. Das bedeutet doch, daß der Vater SEINE großen Machtbefugnisse „sämtlich" in die Hände des Sohnes

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überstellt. Wenn es hier heißt: „alle Dinge", dann haben wir selbst unseren so autonomen Glauben in den Gehorsam zu zwingen. Was, sollten wir hier fragen, veranlaßt den Vater, „alles" in die Sohneshände zu legen? Es ist einzig das göttliche Fundament „der Liebe". Von dieser Gottes- und Vaterliebe zu SEINEM Sohn lesen wir in Joh. 3,35: „Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben." Wenn nun die Bibel hier bestätigt, daß der Vater dem Sohn alles in SEINE Hand gelegt hat, bleibt nichts mehr, was der Vater IHM nicht gegeben hätte. Die alleinige Basis aber ist die Vaterliebe, die solches will. Selbst das AT. erklärt im Schattenbild des Isaak auf den Christus in 1. Mose 24, 36: „ … und er hat ihm alles gegeben, was er hat."

Wenn wir lesen, „den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge", so ist der juristische Vollzug bereits wirksam geworden. Der Sohn Gottes ist zum Erben des Vaters (ein-)gesetzt worden. Damit hat der Vater durch Präjudizierung (Vorentscheidung) mit der Erbübergabe an den Sohn bereits begonnen.

Für uns entstehen Fragen, denn hier haben wir wohl mit den größten himmlischen Umschichtungen von Gottes Allmacht zu tun. Für diese Gedankenentwicklung fehlt uns die Ausrüstung. Und doch teilt uns die Heilige Schrift so wertvolle Angaben darüber mit. Für uns bleibt die Frage: Warum tut das Gott? Wir Menschen würden doch sagen: Weil der Herr sagt, „ich und der Vater sind eins", werden die Machtabwicklungen in friedlicher Eintracht gemeinsam

durchgeführt. So aber übergibt der Vater, von dem es heißt:…..ist

größer als alles …" (Joh. 10,29), die gesamte Macht an SEINEN Sohn. Schauen wir in die Allgemeinbegrifflichkeit „Vater und Sohn", so liegt bei uns Menschen das Verständnis vor, daß der Sohn das Erbe des alt gewordenen Vaters antritt. Der himmlische Vater aber wird gewiß nicht alt, denn Gott ist kein Mensch. So sind auch wir in der Ebenbildlichkeit Gottes geschaffen und nicht umgekehrt. Also ist unser menschlicher „Vater-Sohn-Bezug" ein Abbild der himmlischen Dinge. Warum aber der Vater im Himmel vor den Annalen der Ewigkeit „alles" dem Sohne übergeben wollte, wissen wir nicht. Die

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Erklärung der Liebe des Vaters zum Sohn begründet diesen Tatbestand unserem Verstand zu wenig, es bleibt uns ein Geheim nis.

2. Die Anfänge der Gedanken Gottes

Je weiter und tiefer wir in die Mitteilung des Wortes Gottes eindringen, um so größer wird uns Gott und um so mickriger werden wir in unseren eigenen Augen. In jedem Fall kommen die Gedanken Gottes über SEINEN geliebten Sohn vor Zeiten, d.h. aus der Ewigkeit. Wenn also das Textwort vom Sohne redet, den ER (der Vater) gesetzt hat zum Erben aller Dinge, so behandelt das Wort Gottes diese Mitteilung in Verbindung damit, daß dieser Sohn auch die Welten gemacht hat! Aber auch der Apostel Paulus schreibt dieses, wenn er in Kol. 1,15 vom Erstgeborenen aller Schöpfung redet und in Vers 16 sagt: „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch jhn.unci fur ihn geschaffen."

Wenn an dieser Stelle von Christus als dem „Erstgeborenen aller Schöpfung" geredet ist, so weist der Titel „Erstgeborener" auf SEINE Fleischwerdung hin. Was aber die „Schöpfung" betrifft, so ist ER als Gottes Sohn der Schöpfer als solcher. Darum ist ER als Sohn Gottes nicht geschaffen worden. Vielmehr ist ER von Ewigkeit her schon immer Gott. Das ist doch das Zeugnis des Johannes in seinem Evangelium, Kap. 1,1.2: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott." Es ist erstaunlich für uns, daß Gott „im Anfang" bereits „war", keineswegs aber „wurde". Wie groß ist unser Gott!

Aus dieser Tatsache heraus kommen wir zur Aussage, daß Christus das Erbe in dieser Beziehung schon lange inne hat. Denn als Erbe hat ER danach bereits die Welten gemacht.

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I. DIE UNSICHTBAREN DINGE

1. Die Dinge in den Himmeln

Hier handelt es sich um die unseren Augen unsichtbaren Engelwelten. Die Heilige Schrift differenziert dabei Throne von Herrschaften und Fürstentümer von Gewalten (Kol. 1,16). Über die Vielzahl der Engel im Himmel haben wir gar keine Vorstellung. Eine Unzahl von „Königtümern" mit je einem König auf dem Thron entsprechen der himmlischen Ordnung. Außerhalb der Königtümer sind „Herrschaften" existent, die für besondere Aufträge in den Engelwelten zur Verfügung stehen. Eine gewisse Anzahl von „Fürstentümern" macht dann ein Königtum aus. Wie bei den Königen, so gibt es auch bei den Fürsten sowohl große als kleine. Zum Schluß sind noch die „Gewalten" genannt. Sie treten in der Macht eines Königs oder Fürsten auf, haben aber keinen Staat unter sich und wirken solo.

Für diese unzählbaren Engelgeister sind als ihre Wohnungen ganze Engelhimmel geschaffen, welche ihr Zuhause sind. Sowohl die Engel wie auch ihre Himmel hat der Sohn Gottes geschaffen – die Engel selbst durch den Hauch SEINES Mundes (Ps. 33,6). Alles Gehauchte Gottes kann nicht mehr durch Beseitigung verändert werden. Alle diese Engel besitzen rein schöpferisch eine freie Willensentscheidung. Ihre Basis gegenüber Gott ist der Gehorsam. Von Gott geliebt zu sein wie wir, kennen sie nicht. Die zwei großen Engelfamilien sind:

a) die Cherubim, welche mit großer Kraft und Macht ausgerüstet sind und für den äußeren Dienst des Königtums bestimmt sind. Der größte und mächtigste der Engelobersten war ebenso ein Cherub, der heutige Satan.

b) die Seraphim, die nicht die Ausrüstung der Cherubim besitzen. Sie sind die Geistmächtigen des Wortes und nur für den inneren Dienst des Priestertums im Tempel bestimmt.

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allgemeines: Die große Engelfamilie sind die Cherubim, die kleine Familie sind die Seraphim. Das Größenverhältnis entspricht genau den elf Stämmen Israels für das Königtum und dem einen Stamm Levi für das Priestertum. Es ist kein Zufall, daß die in der Elberfelder Konkordanz angegebenen Schriftstellen für die beiden Engelfamilien diesem Stärkeverhältnis entsprechen. Daraus erkennen wir, daß im israelitischen König- und Priestertum die Abbilder der himmlischen Dinge erkennbar sind.

2. Eine Erklärung der Himmel

Die Betrachtungsweise der Himmel fordert hier eine kurze Beschreibung der einzelnen Himmel. Die Aufstellung der nachfolgenden Übersicht gewährt uns einen notwendigen Einblick in den Bereich der Himmel. Auch sei darauf hingewiesen, daß in der Schöpfungsgeschichte von 1. Mose 1,1 die Schaffung der Himmel

im Plural steht. Wenn wir z.B. in Apg. 14,15 lesen:…..Gott, welcher

den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat", so ändert hier die Einzahl (Himmel) nichts an der Tatsache, daß es doch mehrere Himmel sind. „Der Himmel" wird hier als Sammelbegriff für „die Himmel" gebraucht. Wir bezeichnen ja auch die „vielen Sünden" als „die Sünde" im vereinheitlichten Begriff. In der Heiligen Schrift begegnen wir fünf Himmeln. Davon sind zwei Himmel materiell, drei Himmel geistlich.

Der erste Himmel als der unterste ist ein materieller, somit der „Lufthimmel". In diesem Himmel bewegen sich Menschen, Tiere und fliegen die Vögel des Himmels. Die Atmosphäre macht diesen Himmel aus.

Der zweite Himmel als der nächste ist wieder materiell, er wird „kosmischer Himmel" genannt. In ihm finden wir die Sterne des Himmelsgewölbes untergebracht. Im AT. wird er auch „Firmament" genannt.

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Der dritte Himmel ist der unterste Geisthimmel. Dieser dritte Himmel wird in 2. Kor. 12,2 durch Paulus genannt. Es ist die Geistordnung des Hades, der Aufbewahrungsort der Seelen bis zur Auferstehung. Dieser Hades hat zwei Teile: der eine Teil wird für die Erretteten „Paradies" genannt (2. Kor. 12,4), und der andere Teil ist für die Verlorenen „das Gefängnis" (1. Petr. 3,19). Infolge unserer Sünden hat Gott den Hades erschaffen, aber wegen der Gottwidrigkeit der Trennung im Tod (Geist-Seele-Leib) wird der Hades am Ende (Offb. 20,14) in den Feuersee geworfen.

Der vierte Himmel betrifft die „Engelhimmel", das ist dort, wo die Wohnungen der Engel sind. Diese Wohnungen befinden sich nach Gottes Ordnungen in den dafür geschaffenen Geist-Ebenen, welche ihr Zuhause sind. Von den abgefallenen Engeln wird in Judas Vers 6 berichtet, daß sie „ihre eigene Behausung verlassen haben". Siehe zum vierten Himmel auch Mark. 12,25; Matth. 18,10 und 22,30.

Der fünfte Himmel, welchen die Bibel auch als Thrones-Himmel bezeichnet, ist der oberste und höchste Himmel – dort, wo Gottes Thron steht, wo Gott ist und regiert. Es ist bezeichnend, daß sich in unmittelbarer Nähe des Thrones auch der Tempel im Himmel befindet. Dennoch betreffen den Thron die Regentschaft und äußere Herrschaft Gottes, hingegen den Tempel die geistlich innere Seite. Wir erkennen, wie selbst im Himmel das Königtum (Thron) und das Priestertum (Tempel) getrennt beschrieben stehen.

allgemeines: Und wieder blicken wir zum Text und erinnern uns,

wie es geschrieben steht:…..durch den (Sohn) er (Gott) auch die

Welten (Engelwelten) gemacht hat." Dazu war der Sohn Gottes autorisiert, nachdem ER zum Erben aller Dinge „gesetzt" war. Das Wort „gesetzt" drückt einen Ewigkeits- und Zeitablauf aus, wobei einige Erbdinge sich bereits vollzogen haben, andere sich aber noch vollziehen werden. Wie groß ist unser Herr, der das alles bereits gemacht hat. Von einem siebten Himmel reden nur die Gottlosen in ihrer Lästerung gegenüber dem Schöpfer und Herrn.

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II. DIE SICHTBAREN DINGE

1. Die Dinge auf der Erde

Hier handelt es sich um die für unsere Augen sichtbaren Dinge der Materie, zu denen auch die kosmischen Welten zählen. Insbesondere betrifft das den „Menschen", welcher, wie wir wissen, von der Erde gemacht ist. Wir sind weder das Produkt einer Zufälligkeit noch der Evolution. In der Ebenbildlichkeit Gottes sind wir erschaffen. Bereits ganz früh muß Gott erkannt haben, daß der Mensch, den der Herr schaffen wird, auch fällt. Deshalb kam es sehr bald zu einer Festlegung in der Ewigkeit. Weil der Sohn das Erbe angetreten hatte und die Erlösung der Menschen bei Gott beschlossen war, wurde sehr früh, also schon „vor Zeiten", der Sohn als Gottesopfer in der Ewigkeit erkannt. Diese Festlegung führte zu einem innerhalb der Trinität vereinbarten Beschluß. Von dieser Tatsache berichtet der uns unbekannte Psalmschreiber in Ps. 2,7. Dort heißt es: „Vom Beschluß will ich erzählen: Jehova hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt."

2. Die Erfüllung der Zeiten

a) „Vom Beschluß", dies hat mit der Ewigkeit zu tun.

b) „Jehova hat zu mir gesprochen", dies geschah im AT. zu den Psalmisten.

c) „Heute habe ich dich gezeugt", dies geschah nach Matth. 1,20-23 vor 2000 Jahren.

Die Schöpfung des Menschen hatte für Gott sehr weittragende Bedeutung, denn der Mensch war in der Ebenbildlichkeit Gottes

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geschaffen und besaß die Gottesgemeinschaftsfähigkeit. In allem wollte Gott SEINE Pläne durch den Sohn vollziehen:

a) den verlorenen Menschen durch Golgatha „erlösen" zur eigenen Verherrlichung,

b) den erretteten Menschen der Gnadenzeit zum Leib des Christus gewinnen,

c) die Familie Gottes für die Ewigkeit als Erstlingsfrucht besitzen.

BESONDERES: An dieser Stelle sei an Heft 2 von „Wegweisungen für das Glaubensleben" erinnert, in dem auf die zukünftige Familie Gottes näher eingegangen wurde.

Zu den sichtbaren Dingen gehören auch die ersten beiden Himmel, weil sie zur Materie zählen.

ALLGEMEINES: Welch eine Größe nimmt unser Herr ein, da sich erfüllt, wie geschrieben steht: „ … durch den er auch die Welten gemacht hat." Die Herstellung der Welten durch den Sohn sind die Folge davon, daß Gott IHN zum Erben aller Dinge gemacht hat. Können wir überhaupt groß genug über unseren Herrn denken und reden? Es wäre bedauerlich, wenn der Herr durch SEINE herablassende Erniedrigung am Kreuz wegen unserer Sünden in der Anerkennung zu kurz käme.

3. Die Reinigung von Sünden

Was die Sündenrebellion der Engel im Himmel betrifft, so

beseitigte Gott die ganzen aufrührerischen Engel mit einem gewaltigen Hinabwurf auf die Erde. Die Heilige Schrift vergleicht den damaligen Hinabwurf mit einem „Blitz" (Luk. 10,18). Den Ort des Geschehnisses aber mußte Gott belassen, obgleich die untreuen

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Engel wie auch der verunreinigte Himmel selbst, wo dies geschah, Geist waren. (Die Engel sind Geistpersonen und die Himmel sind Geistmaterial. Das Wort Geistmaterial klingt widersprüchlich, doch haben wir keine bessere Erklärung dafür. Auch dann, wenn der Mensch von der Erde genommen ist, also aus Materie besteht, so ist zwischen einem Menschen und einem Wohnhaus ein großer Unterschied, obgleich beide Materie sind.) Wir wissen nicht, wie groß der Zeitablauf zwischen dem Sündenfall der Engel und Golgatha war. Auch läßt sich Ewigkeitsablauf nicht mit Jahreszeiten vergleichen, weil keinerlei Rechenbasis dafür besteht. Meiner Erkenntnis nach müssen das Zeiträume von unvorstellbarer Größe gewesen sein.

Die schweren Verunreinigungen, die durch die Engelrevolution in den Himmeln einstmals entstanden waren, blieben über diese unendlichen Zeiträume hinweg bestehen. Um diese Hinterlassenschaften zu beseitigen, reichte das Tierblut nicht aus. Es mußte das Blut des Christus sein, wie wir das ja auch in Hebr. 9,23 lesen, wo es heißt: „Es war nun nötig, daß die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese." Weil der Christus SEIN Blut nicht in das mit Händen gemachte Heiligtum getragen hat, konnte das himmlische Heiligtum nach so langer Zeit „gereinigt" werden. Über diesen langen Zeitraum hinweg blieb nach der Rebellion der Engel die Unreinigkeit bestehen. Der Wiederhersteller aller Dinge in den Himmeln mußte zuerst kommen, um die furchtbaren Folgen der Engelsünden zu beheben.

ALLGEMEINES: Die nachfolgende Ergänzung soll unter ein Wort Gottes gestellt sein, welches wir zwar kennen, doch ist darin weit mehr Wortmitteilung verborgen, als gemeint wird. Es heißt in Pred. 1,9: „Das was gewesen, ist das was sein wird; und das was geschehen, ist das was geschehen wird. Und es ist gar nichts Neues unter der Sonne." „Das was gewesen" (zur Zeit des Predigers Salomo), das war die Rebellion der Engel im Himmel. Diese Engelrevolution war gegen Gott, den Vater, gerichtet. Der

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Aufruhr der Engel war aber ihre Prüfung im Himmel, wo der Herr das Echte von dem Unechten unterscheidet. Dort kam auch die erste Sünde SEINER Geschöpfe zum vollen Durchbruch.

„Ist das was sein wird" (zur Zeit des Predigers Salomo), darin finden wir die Erfüllungs-Analogie der Geschehnisse am Kreuz von Golgatha wieder. Diesmal war die Sündenrebellion gegen den Sohn Gottes gerichtet. Das geschah auf der Erde, wo die Menschen geprüft wurden, was echt und was unecht ist. Die Ermordung des Christus war „das was sein wird" und vollzog sich etwa 4000 Jahre nach dem Sündenfall der Menschen im Garten Eden.

Und weiter heißt es in Pred. 1,9: „ … und das was geschehen (der Sündenfall der Engel im Himmel), ist das was geschehen wird (der Sündenfall der Menschen auf der Erde)…" Das, was geschehen wird (Golgatha), lag ja bei Salomo noch vor ihm. Diese Tatsache berechtigt auch hier die Aussage: „Und es ist gar nichts Neues unter der Sonne." Wäre also der Kampf der Engel im Himmel nicht in einer Gleichartigkeit geschehen wie auf Golgatha, könnte sich das Schriftwort nichrdemgemäß erfüllen. „Unter der Sonne" ist ein Ausdruck, womit allein die Erde gemeint sein kann. Damit ist bewiesen, daß ohne Golgatha etwas Neues auf der Erde geschehen wäre. Weil es aber „nichts Neues" heißt, ist die Revolution der Engel im Himmel gemeint mit dem Versuch, Gott vom Thron zu stürzen. Sobald sich das Wort in 1. Joh. 3,2 erfüllt hat, wird jeder von uns die Bestätigung finden, was sich damals wirklich zugetragen hat. Es wird viel, viel ärger sein, als wir dachten.

Was die Sündenrebellion der Menschen auf Erden betrifft, so

konnte die Sündenquelle nicht wie bei den Engeln durch Beseitigung des Adam und der Eva von der Erde vorgenommen werden. Hier ging es nicht um geistliche Dinge, sondern um materielle. Und weil die Materie weit schwächer als Geist ist und der Mensch von der Erde genommen war, kam die ganze materielle Erde unter die Verunreinigung der Sünde. Wir lesen das auch in Rom. 8,20.21, wo geschrieben steht: „Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unter-

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worfen worden, (nicht mit Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat,) auf Hoffnung, daß auch selbst die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes." Beide, sowohl die Engel wie auch die Menschen, kamen bei der Infektion mit der Sünde in den ewigen Tod.

Gott war es, der den niedrigen Menschen die Möglichkeit der Rettung gab. „Der Erbe aller Dinge" – Christus, der Sohn Gottes -trat dafür in den Riß und brachte die große Errettung unserer Seelen. Das Erlösungswerk Jesu ist so gewaltig, daß die Bibel von der „Abschaffung der Sünde" redet (Hebr. 9,26). Hierin vollzieht sich, was geschrieben steht: „Er hat Mächtige von den Thronen hinabgestoßen, und Niedrige erhöht" (Luk. 1,52). Die Vergebung der Sünden im Blute des Lammes ist so groß, wie wenn unsere vergebenen Sünden nie geschehen wären. Gerade darum, weil der Herr Jesus unsere Seele errettet, bleibt der materielle Leib des Erlösten dennoch dem Tode unterworfen, wie auch die ganze Erde und die übrige materielle Welt dem Gericht verfallen bleibt. Nach 2. Petr. 3,10 werden die Himmel und die Erde verbrannt, weil die Materie in der Ganzheit ins Gericht gekommen ist, um die Sünden und Sündenfolgen zu beseitigen. Die Materie vermochte nicht durch das Blut des Gerechten „gereinigt" zu werden, wie wir diese Reinigung in der Himmelswelt im Geistbereich kennen. Gott verbrennt nicht wegen der Sünden der abgefallenen Engel die höchsten Geistörter in den Himmeln. Wie differenziert liegt die Verbundenheit Gottes zu SEINEN gemachten Welten und deren Dingen.

ALLGEMEINES: Damit der Sohn Erbe aller Dinge werden konnte, mußte ER auch als Retter und Erlöser im Fleische geoffenbart kommen. Wie tief war SEINE Erniedrigung, um uns verlorene Menschen zu retten. IHM sei tausend Dank dafür.

Bruder und Schwester, hast Du noch Zweifel an der (Deiner) Errettung durch den Herrn Jesus? Besitzt Du eine innere Furcht, Du

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könntest von der Gotteskindschaft wieder abfallen? Lehren das nicht sogar Verkündiger des Wortes? Dann glaube in Deinem Glaubensgehorsam dem Worte Gottes mehr (Apg. 5,29). Wenn nicht eines aus der Hand des Vaters geraubt werden kann (Joh. 10,29), so ist diese Stelle ein themengebundenes Wort Gottes. Der Herr erlaubt uns nicht, „zweifelhafte" Fragen zu behandeln, von denen es in 1.

Tim. 1,4 heißt: ….. die mehr Streitfragen hervorbringen, als die

Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben ist." Nach Rom. 14,1 haben wir uns nicht auf Entscheidungen „zweifelhafter" Fragen einzulassen, wie uns dies auch in Titus 3,9 gesagt ist. Auch dann, wenn der Sohn Gottes Fleisch wurde, so war SEINE Fleisch-werdung eine „Gottesoffenbarung". Das Werk am Kreuz war eine Gotteshandlung (!), wenngleich Christus im Fleische kam. Die Rettung Deiner Seele ist eine Gottestat (!), denn Gott hat das Werk

getan. Deshalb lesen wir: ….. Gott ist geoffenbart worden im

Fleische …" (1. Tim. 3,16). Wenn Du das nicht glauben willst, ist auch Dein übriger Wandel eine Zweifelshandlung.

Auch dann, wenn der Herr Jesus vollkommener Mensch war, so geschah die Errettung auf Golgatha, indem dort „Gott" offenbar wurde – es war eine Gottesoffenbarung und ein Gotteswerk. Damit ist auch unsere Erlösung vom Kreuz her ein Allmachtsgeschehen des Gottes, der da sprach: „Es werde, und es ward."

4. Christus besitzt Leben in sich selbst

Was eigentlich „ewiges Leben" zum Inhalt hat, bleibt uns sterblichen Menschen weitgehend verborgen. So sagt die Heilige Schrift in Kol.

3,3: ….. und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott."

Der Sohn Gottes besitzt von Ewigkeit her dieses Leben. Die Bibel sagt, daß im Anfang das Wort war, welches im Anfang bei IHM war (Joh. 1,1.2). Was der Sohn Gottes jedoch nicht von Anfang hatte, war „Leben in sich selbst". Hier kommen wir zur Frage: Was ist Leben in sich selbst? Die Heilige Schrift versteht darunter, daß die Herrschaft des Besitzes vom ewigen Leben so groß ist, daß von

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diesem ewigen Leben auch anderen gegeben werden kann. Von Anfang an (ewigkeitsbezogen) hatte nur der Vater „Leben in sich selbst". Nachdem der Sohn Gottes „der Erbe aller Dinge" geworden ist, hat der Vater auch dem Sohn gegeben, „Leben zu haben in sich selbst". Hierzu lesen wir Joh. 5,26, wo es heißt: „Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst." Danach können der Vater und der Sohn das ewige Leben geben, wem sie wollen.

Die Engel hatten bei der Erschaffung durch Gott (Ps. 33,6) sofort die Ausrüstung des ewigen Lebens. Eine persönliche Entscheidung dafür brauchten sie nicht zu fällen. Nicht hatten sie „ewiges Leben in sich selbst", dieses besitzt allein Gott. Doch hatten alle geschaffenen Engel die freie Willensentscheidung. Als aber aufgrund der angenommenen Sünde einstmals ein Drittel der ganzen Engelwelt fiel, da verloren sie ihr ewiges Leben. Die bleibende Verlorenheit im Feuersee zeigt den Wechsel vom ewigen Leben zu ewiger Existenz. Warum, könnten wir fragen, vernichtet Gott die abgefallenen Geister nicht mit einem Schlag? Antwort: Weil das nicht geht. Warum soll das nicht möglich sein? Antwort: Weil die Engel bei der Erschaffung durch Gott „gehaucht" wurden. Alles, was von Gott gehaucht ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Die heutigen Lichtengel leben demnach noch in der von Gott gegebenen Schöpfungsordnung.

Die Menschen hatten bei der Erschaffung durch Gott (1. Mose 2,7) sofort die Ausrüstung des ewigen Lebens. Eine persönliche Entscheidung dafür brauchten sie nicht zu bringen. Zwar hatten die ersten Menschen kein „ewiges Leben in sich selbst", dennoch schuf sie Gott in SEINER Ebenbildlichkeit mit der freien Willensentscheidung. Als sie aber im Garten Eden die Sünde angenommen hatten, da waren sie und alle Nachkommen Adams und der Eva in der ewigen Verdammnis. Damit verloren sie das ewige Leben. Den verschiedenen Haushaltungen hat Gott Ordnungen gegeben, SEINEN Willen zu tun. Zwar lag noch keine Seelenrettung darin, doch hatte der Herr vor, diese Rettung zu bringen. Auch die

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Gesetzeszeit brachte die Erlösung der Seele nicht. Erst zu Beginn der Gnadenzeit kam der Erretter – Jesus Christus – auf die Erde. ER kam, um stellvertretend für die Menschen zu leiden und zu sterben. Da gab ER SEIN Leben als Lösegeld für den Preis und Loskauf unserer Seelen. Die Errettungsbedingung ist, daß wir glauben, daß Jesus der Christus sei, und IHM unsere Sünden geben oder ausliefern. Geschieht dies in Aufrichtigkeit, so reinigt uns das Blut Jesu Christi, und Gott gibt uns das, was wir im Garten Eden verloren hatten, wieder. Es ist das ewige Leben, das durch den Heiligen Geist sofort versiegelt wird, sonst würde uns der Teufel wieder betrügen. Unser ewiges Leben haben wir nicht vom Vater, sondern vom Sohne Gottes erhalten (Joh. 17,2!). Von der neuen Schöpfung her ist unser Zeuger der himmlische Vater, das ewige Leben aber haben wir vom Sohne Gottes, wie geschrieben steht: „Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich." Der Ausgangspunkt dafür ist, daß der Vater den Sohn zum Erben aller Dinge gesetzt hat. Nach Joh. 5,26 hat der Vater aber dem Sohne gegeben, „Leben zu haben in sich selbst". Von diesem SEINEM Leben hat ER, der Christus, uns das ewige Leben nach dem Vaterwillerr gegeben. Das ist für uns nach Rom. 6,23 die Gnadengabe Gottes – ewiges Leben. Von diesem „ewigen Leben" redet der Herr in Joh. 10,10b, wo es heißt: „Ich bin gekommen, auf daß sie Leben haben und es in Überfluß haben." Diese Worte betreffen primär die Gemeinde. Was der Herr mit „Überfluß" dieses Lebens meint, wird in Heft 2 von „Wegweisungen für das Glaubensleben" angesprochen.

5. Christus hält Gericht

Seit Menschengedenken hat es Leute gegeben, die mit den Aussagen der Bibel über das Gericht Gottes Probleme hatten. In dieser Gruppierung befinden sich Gottlose wie Kain, der in 1. Mose 4,13 sagt: „Zu groß ist meine Strafe, um sie zu tragen." Aber auch Kinder Gottes gehören zum Sortiment derer, die mit dem Gericht Gottes nicht einverstanden sind. Weil der Herr Gericht ausgespro-

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chen hat über alles Unversöhnte, redet der Mensch von der Liebe Gottes, welche größer sei als SEINE Gerechtigkeit. Das aber ist

Lüge und Selbstbetrug. Ausdrücklich lesen wir in 3. Mose 27,28:…..

alles Verbannte ist dem Jehova hochheilig." Im nächsten Vers ist gesagt, daß das Verbannte nicht gelöst werden darf. Wer sich dagegen auflehnt, hat Gottes „Liebe – Gerechtigkeit – Gericht" nicht verstanden. Unter gar keinen Umständen können wir uns aussuchen oder an unserer Meinung festhalten, was Gott zu tun hat.

In Joh. 5,22 steht geschrieben: „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohne gegeben." Weil der Vater den Sohn gesetzt hat zum Erben aller Dinge, ist dem Sohne Gottes auch das „ganze Gericht" übergeben worden. Nach dem Willen Gottes umfaßt dieses Gericht:

a) das Gericht der Welt (Joh. 12,31), welches stellvertretend am Christus vollzogen wurde;

b) das Gericht der Lebendigen (70. Jahrwoche), wo die ganze Welt bis auf den Überrest umkommt;

c) das Gericht der Toten (der große weiße Thron, Offb. 20,11), wo die geistlich Toten gerichtet werden, welches im Feuersee mit dem zweiten Tod den Abschluß findet.

Schließlich ist Christus „der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten" (Apg. 10,42). „Denn der Vater hat ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten, weil er des Menschen

Sohn ist" (Joh. 5,27)……und sie werden den Sohn des Menschen

kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit" (Matth. 24,30).

Die Engel, welche von Gott abgefallen sind, kommen zum großen weißen Thron, um nach ihren Werken gerichtet zu werden. Dieses Gericht findet nach dem Tausendjährigen Reich statt. Lediglich die

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Drachendreiheit erscheint nicht am großen weißen Thron. In Offb. 19,20 werden der Antichrist (Tier) und der falsche Prophet direkt in den Feuersee geworfen, das ist vor dem Tausendjährigen Reich. In Offb. 20,10 folgt der Satan in den Feuersee, das ist nach dem Tausendjährigen Reich. Gehenna ist der große Strafvollzugsort aller nicht mit Gott versöhnten Geister. Dies betrifft sowohl die Engelgeister wie die Menschengeister. Am großen weißen Thron müssen alle Knie der Engel sich vor dem Christus beugen und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung des Vaters (Phil. 2,10.11). Bezeichnend ist die Tatsache, daß wir (die Gemeinde) nach 1. Kor. 6,3 Engel richten werden. Das heißt doch, der Herr läßt uns an SEINER Richtertätigkeit mitwirken, obgleich ER der Richter der Lebendigen und Toten ist (2. Tim. 4,1).

Die Menschen, welche sich nicht retten ließen, erhalten am großen weißen Thron das Urteil Gottes, ebenso wie die abgefallenen Engel, nach ihren Werken. Dann vollzieht sich Rom. 2,16: „da Gott das Verborgene richten wird … durch Jesum Christum." Da werden wir erstaunen, wenn das Sündige der Menschen als das bislang Verborgene auf dieser Erde am großen weißen Thron offenbar wird! Aber der Herr als der gerechte Richter urteilt und führt sie ins Licht:

…..daß sie gerichtet werden möchten dem Menschen gemäß …" (1.

Petr. 4,6). Das heißt: Gott in der Person des Christus behandelt die Dämonen anders, darum die Menschen menschengemäß. Gott ist gerecht, ER wird kein ungerechtes Urteil bilden, dessen sind wir gewiß. Die Menschen von heute wissen nicht, welch ein Gericht ihnen bevorsteht. Darum wollen wir ihnen die Botschaft der Erlösung von Christus bringen.

ALLGEMEINES: Wenn also der Vater den Sohn Gottes zum Erben aller Dinge gemacht hat, so ist dem Christus auch alles Gericht in die Hände gelegt worden. Wie groß hat doch der Vater den Sohn gemacht! Darum haben wir es mit IHM leibhaftig mit „Gott" zu tun.

Können wir jetzt verstehen, wenn es in Joh. 12,28 heißt: ….. Ich

habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen." Der Vater hat IHN (den Sohn) verherrlicht, als ER (der Vater) den

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Sohn zum Erben aller Dinge einstmals setzte. Und ER (der Vater) wollte IHN (den Sohn) nach vollbrachtem Werk auf Golgatha wiederum verherrlichen. Darum kommt der Tag, „an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit …" (Apg. 17,31). „Siehe, der Richter steht vor der Tür" (Jak. 5,9b).

6. Christus hat alle Macht und Gewalt

Um alle Ziele zu erreichen, die mit dem Erbe aller Dinge in Zusammenhang stehen, erhielt der Sohn alle Gewalt und Macht. Wenn also dem Sohne die Macht gegeben war, die „Welten zu machen", wieso sagt der Herr nach vollbrachtem Werk am Kreuz in Matth. 28,18: „ … Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden."? War denn dem Herrn vor Golgatha nicht auch schon alle Gewalt gegeben? Nein! Denn erst durch den Sieg am Kreuz konnte der Schreiber des Hebräerbriefes in Kap. 2,14 bezeugen: „ … auf daß er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel." Also hat der Christus durch das Kreuz den Tod überwunden, worin nun ER der Herr geworden ist. Hätte der Herr Jesus den Tod nicht zunichte gemacht, hätte es auch keine Auferstehung geben können. Der Teufel hätte in dieser seiner Macht die Auferstehung nicht zugelassen. Wie groß ist doch unser Gott! Des weiteren liegt in der vorgenannten Zunichtemachung des Todes auch die Möglichkeit, das Gericht der Toten durchzuführen. Darum sagt Johannes in Kap. 5,27: „Und er hat ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten …" So sehen wir, wie erst nach dem Kreuzessieg der Hades gezeigt ist mit der Trennung derer im Paradies von denen im Gefängnis (1. Petr. 3,19), welche am großen weißen Thron stehen werden, um den zweiten Tod zu erleiden.

Aber schon vorher, also in der Zeit der 70. Jahrwoche, ruft eine laute Stimme im Himmel (Offb. 12,10): „Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen …"

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Die Engel im Himmel unterstehen seit dem Sieg vom Kreuz allesamt dem Herrn Jesus, wie wir das in 1. Petr. 3,22 lesen: „welcher, in den Himmel gegangen, zur Rechten Gottes ist, indem Engel und Gewalten und Mächte ihm unterworfen sind." Also hat auch für die Gewaltigen und Engel im Himmel eine Machtumschichtung stattgefunden. Wie gewaltig ist SEIN Sitzen zur „Rechten der Macht", nach Matth. 26,64, indem die Lichtengel (mit denen wir zu tun haben) IHM dienen (Hebr. 1,14).

Anders ist es bei den abgefallenen Engeln. Über sie heißt es in Kol. 2,15: „Als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt." Vor der Kreuzigung hatte man IHM die Kleider ausgezogen, welche man in Joh. 19,23.24 unter den Kriegsknechten verteilte. Zur Entehrung der Hingerichteten wurden diese „nackt" gekreuzigt. Darum auch im Leidens-Psalm 69,20: „Der Hohn hat mein Herz gebrochen …" Hast Du schon darüber nachgedacht, was der Herr für Dich tat? Nach der Kreuzigung zog ER die Fürstentümer und Gewalten aus und triumphierte über sie. Deshalb muß ER herrschen, bis ER alle Feinde unter SEINE Füße gelegt hat (1. Kor. 15,25). Darum muß weggetan werden alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht (1. Kor. 15,24), die gegen Christus ist. Sonst würde der Friede Gottes nicht Triumph halten.

Die Menschen haben die große Gnade, daß der Sohn Gottes sich für uns opferte. Es mußte jemand sein, der auf der einen Seite bereit war, das Leben zu lassen, auf der anderen Seite mußte er die Macht haben, den Tod zu überwinden. Da kam Jesus, der Herr. ER selbst sagt in Joh. 10,18b: „Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt es wiederzunehmen." Wir in der Gnadenzeit brauchen keine Macht. Die Macht unseres Herrn reicht für uns alle. Und ER vertritt uns in allem. ER will, daß wir gleich dem Apollos „mächtig" in den Schriften seien (Apg. 18,24). Doch bereits im Tausendjährigen Reich werden wir mit „Gewalt über die Nationen" ausgerüstet sein (Offb. 2,26). Was aber die Gewalt und Macht unseres Herrn betrifft, so muß ER herrschen, bis der letzte Feind zu

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SEINEN Füßen liegt. „Denn alles hat er (der Vater) seinen (des Sohnes) Füßen unterworfen" (1. Kor. 15,27). Hoch bedeutsam ist

die Mitteilung der Heiligen Schrift in 1. Kor. 15,28: ….. dann wird

auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei." In der Ewigkeit brauchen wir diese Macht nicht mehr, weil es keinen Feind mehr gibt und nur himmlischer Frieden herrschen wird.

ALLGEMEINES: Wie gut ist es, daß unser Gott letztlich alle Macht besitzt. Deshalb sollten wir ganz neu lernen, unserem Herrn im tiefen Glauben zu vertrauen. In der Erbschaft aller Dinge hat der Sohn Gottes die Machtausrüstung bekommen, alle Feinde Christi und Gottes zu beseitigen. Damit ist unser Herr auch hier der Wiederhersteller aller Dinge. Lob und Dank sei IHM, daß wir dem Herrn Jesus gehören!

7. Christus gebührt alle Ehre

Was ist eigentlich Ehre? Wir könnten sagen: Ansehen, Ruhm, Herrschaft, Sieg, Würde usw. Es kommt aber immer darauf an, „wer wem" die Ehre gibt. Gott allein gebührt die Ehre, wie es in Jer. 13,16 heißt: „Gebet Jehova, eurem Gott, Ehre …" Und der Herr redet in 1. Sam. 2,30b: „Denn die mich ehren, werde ich ehren …" Ehre für Menschen ist dann groß, wenn sie von Gott kommt. Das ist auch der Grund, weshalb der Herr Jesus sagt: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen" (Joh. 5,41). Dann aber fügt ER hinzu und sagt:

…..mein Vater ist es, der mich ehrt …" (Joh. 8,54). Warum nahm

der Herr Jesus von Menschen keine Ehre? Weil ER wußte, was im Menschen war (Joh. 2,25). Auch dann, wenn Menschen IHM Ehre brachten, so hat ER sie weder gewollt noch angenommen. Ganz abgesehen von der Einstellung: „Hosianna – hinweg mit ihm", wollte ER keine Ehre von jenen, die in ihren Sünden lebten. Wenn wir im AT. aufgefordert werden (Jer. 13,16): „Gebet Jehova, eurem Gott, Ehre so bestand die Ehre darin, dem Herrn Gehorsam und Treue zu erweisen. Aber auch im N.T. finden wir ähnliche Stellen,

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z.B. in 1. Petr. 2,17, wo es heißt:….. Ehret den König." Dennoch

werden wir in der gleichen Stelle gegenüber den Menschen aufgefordert: „Erweiset allen Ehre." oder in Rom. 13,7: „ … die Ehre, dem die Ehre gebührt." Das ist bereits wieder eine Einschränkung gegenüber der Petrusstelle: „Erweiset allen Ehre." Wem aber gebührt die Ehre? Das sollte nicht der Mensch aussuchen dürfen, sondern der Herr durch die Festlegung im Wort. Wir lesen davon in 1. Tim. 5,17, wo es heißt: „Die Ältesten, welche wohl vorstehen, laß doppelter Ehre würdig geachtet werden, sonderlich die da arbeiten in Wort und Lehre." Teuflisch ist es, wenn Gläubige von anderen Ehre suchen.

Die Engel sind von der Schöpfung her dafür bestimmt, Gott die Ehre zu geben. Wir lesen davon in Kol. 1,16, wo geschrieben steht:

….. alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen." Die

Wortformulierung „für ihn" drückt Gottes Zweckbestimmung aus, „ihn zu ehren". Die Hauptlinie, worauf die Engel dem Schöpfer-Gott die Ehre geben, ist Gehorsam! Und als jene bei der Engelrevolte den Gehorsam zu Gott verließen und herabgestoßen waren, befanden sie sich bis heute nicht mehr im Gehorsam zu Gott, sondern geben dem Satan die Ehre. Die Lichtengel geben und bringen noch heute Gott die Ehre. Als unser Herr Jesus im Fleische auf dieser Erde eingeführt war, da verweigerten die Dämonen, Gott die Ehre zu geben. „Wenn er (der Vater) aber den Erstgeborenen (den Sohn Gottes) wiederum in den Erdkreis einführt,spricht er: »Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten«" (Hebr. 1,6). Die Wiedereinführung in den Erdkreis betrifft das Millennium. Bei dieser Gelegenheit geben alle Engel (auch die abgefallenen Geister) dem Christus die Anbetung. Welche Ehre erhält hier der Herr! Über den Obersten der abgefallenen Engel wird in Joh. 8,44c geredet: „Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem eigenen …" Und in Joh. 7,18 ist gesagt: „Wer aus sich selbst redet, sucht seine eigene Ehre …"

Die Menschen befinden sich der Erbsünde wegen und im Leben ihres Fleisches nur zu schnell in der Versuchung, gebrachte Ehre von Menschen anzunehmen. Darum spricht der Herr in Joh. 8,54:

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„Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts …" Wie stark zerstört doch die Menschen-Ehre unseren Glauben, daß der Herr in Joh. 5,44 sagt: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet und die Ehre, welche von Gott allein ist, nicht suchet?" Der menschliche Egoismus in uns ist so groß, daß niemand die Ehre sich selbst nimmt (Hebr. 5,4). Wie wurde doch der König Herodes geschlagen, wie wir das in Apg. 12,23 lesen: „Alsbald aber schlug ihn ein Engel des Herrn, darum daß er nicht Gott die Ehre gab; und von Würmern gefressen, verschied er." Und dennoch werden wir aufgefordert, andere in Ehren zu halten und aufzunehmen (Phil. 2,29). Das, was wir daraus zu lernen haben, ist:

a) niemals nach Ehre zu suchen oder solche zu erwarten;

b) immer den anderen die Ehre zu bringen und zu lassen;

c) auch mit Zuwendung von Ehre an andere vorsichtig zu sein;

d) alle unsere Ehre dem alleinigen Gott zu bringen.

Ob es dem Herrn gelingt, uns dahin zu bringen, liegt nur an uns.

8. Christus im Himmel und auf Erden

An dieser Stelle soll auf ein Thema eingegangen werden, worüber man ansonsten kaum etwas hört oder liest. Die Heilige Schrift unterscheidet deutlich zwischen dem Christus in der Ewigkeit und Christus auf der Erde. Zum Beispiel: SEINE Herkömmlichkeit als der Christus und Sohn Gottes aus der Ewigkeit unterscheidet die Bibel vom Christus als Mensch auf Erden durch den Namen „Jesus". Dieser „Jesus-Name" zeichnet IHN als Mensch! Den Namen Jesus hat ER uns zurückgelassen, obgleich ER in die Himmel aufgefahren ist. Deswegen sollen wir alles, was immer wir tun, im Namen des Herrn Jesus vollziehen (Kol. 3,17).

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9. Christus – der Sohn Gottes

Allein schon die Verbindung des Christus mit SEINER Gottessohnschaft läßt uns IHN von der Ewigkeit her gezeigt sein. Christus heißt „Gesalbter"! Im AT. und im Hebräischen heißt dieser gesalbte Sohn Gottes „Messias". Zwar wußten die Alttestamentler, daß ihr Gesalbter der kommende Messias sein würde. Doch wußten sie nicht, daß der Messias auch der Sohn Gottes ist. Und dieser Gesalbte – Messias – Christus wird uns sowohl im AT. wie auch in bezug auf die Ewigkeit als Messias genannt, siehe 1. Sam. 2,10; 12,3; Ps. 2,2; Ps. 105,15 und Ps. 132,10. Zwar wissen wir keinen Zeitpunkt SEINER Salbung in der Ewigkeit, aber wir wissen, daß ER dort gesalbt wurde. Damit war ER der Messias, der Christus! Wenn wir hier vom Gesalbten reden, so bezieht sich die Salbung in erster Linie auf SEINE himmlische Dienstausrüstung. Mit dieser Ausrüstung sollte ER die Welten machen, insbesondere aber die gesamte Heilsgeschichte der Menschen abwickeln, wie wir das im Textwort von Hebr. 1,1-3 lesen.

10. Christus – der Mensch Jesus

Was aber den Christus in SEINER Menschwerdung betrifft, so ist dieser Titel „Christus – Gesalbter" dem Herrn Jesus erst hier geworden. Wir lesen davon in Apg. 2,36, wo es heißt: „Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt." Genauso wie der Sohn Gottes Fleisch angenommen hat, so ist ER darin auch Christus „geworden". Das heißt soviel wie, daß ER es vorher nicht war. Daß dies ausschließlich SEINE Fleisch-werdung betrifft, geht daraus hervor, weil der irdische Name „Jesus" und „zum Christus gemacht" im Zusammenhang geschrieben steht. Die Salbung des Christus im Fleische diente zur Bevollmächtigung im Dienst der irdischen Lebenszeit Jesu. Das heißt mit anderen Worten, daß Gott den Menschen Jesus zu einem Christus gesalbt hat (vor ca. 2000 Jahren). Wenn wir fragen, wann und wo der Herr

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Jesus auf dieser Erde gesalbt worden ist, so gibt uns die Heilige Schrift deutlich Antwort. Es ist die uns bekannte Stelle in Joh. 1,32, die da lautet: „Und Johannes zeugte und sprach: Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und er blieb auf ihm." Das war am Jordan.

a) Die erste Salbung als Sohn Gottes erhielt der Herr in der Ewigkeit zur Dienstausrüstung, als Messias die alte Schöpfung herzustellen.

b) Die zweite Salbung als Sohn des Menschen erhielt der Herr auf Erden zur Dienstausrüstung, als Christus-Jesus die neue Schöpfung in uns herzustellen.

11. Christus – der Anfang der Familie Gottes

Der Ursprung der Leibesgemeinde des Herrn liegt in dem Menschen Jesus Christus. SEINE Fleischwerdung hatte das Ziel, ein Menschengeschlecht in des Himmels Herrlichkeit einzuführen. Die Teilnahme des Herrn am Fleische hatte die Absicht Gottes, als Erstgeborener im Leibe des Fleisches gefunden zu werden. Der Sohn Gottes nahm teil an der Niedrigkeit des gefallenen Geschöpfes Mensch. Dies konnte eben nur geschehen, wenn ER uns gleich wurde. Die Einswerdung hatte zuerst das große Ziel, „den Sünder zu erretten", denn ohne Errettung hätte es für uns gar keine Zukunft gegeben. Betreffs SEINER Gottessohnschaft mußte ER sich „entäußern" oder „entleeren" (siehe Fußnote zu Phil. 2,7). Besehen wir die vier Verse von Phil. 2, 5-8, so wird doch manches klar. In Vers 5 ruft der Apostel auf, daß die Gesinnung in uns sei, die auch in Christo Jesu war. Diese Gesinnung drückt das Inwendige, also das Wesen des Gottessohnes aus. Beachten wir hier, daß der Herr Jesus diese Gesinnung trotz Fleischwerdung unverändert in sich hatte. Wenn der Herr sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen …" (Joh. 14,9b), so spricht ER einzig von SEINER Gesinnung und SEINEM Wesen, welche die des Vaters waren. In

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Phil. 2,6 blicken wir in die Herrlichkeit „vor" SEINER Fleischwerdung, wie es dort heißt: „da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein." Solange der Herr im Himmel in der Gestalt Gottes war, sah ER sich „Gott gleich". Die Gestalt, von der hier geredet ist, betrifft aber das Äußere des Gottessohnes. Diese Gestalt trug der Herr nicht, als ER hier auf der Erde wandelte. „Sondern", so beginnt der Vers 7, ER trug in Herrlichkeit die Gestalt Gottes und nahm nunmehr Knechtsgestalt an. Um sich so zu „entäußern", mußte ER sich zu nichts machen. Damit ist doch das Äußere der Menschen nichts! Was ist der Mensch? Die Heilige Schrift sagt: „Ein Wind fährt darüber, und er ist nicht mehr (so wie die Blume des Feldes)." Der Schöpfer ließ sich also zu einer Blume des Feldes erniedrigen. Das war SEINE Knechtsgestalt, welche der Gleichheit der Menschen entsprach.

BESONDERES: An dieser Stelle von Phil. 2,7 angelangt, kommen wir zur Frage: Was verstehen wir unter „sich selbst zu nichts machte"? Was ist „nichts"? Die meisten Gläubigen verstehen darunter SEINE Fleischwerdung und Erniedrigung am Kreuz. Das mag mit dazugehören, ist aber nicht gemeint. Ebenso ist auch die Erniedrigung unter die Engel wegen des Leidens des Todes (Hebr. 2,9) nicht die Erklärung. Es fällt auf, daß in Phil. 2,6.7 zweimal von Gestalt geredet wird: „Gestalt Gottes" und „Knechtsgestalt". Also betrifft SEINE Nichtswerdung SEINE Gestalt! Mit anderen Worten wurde ER gestaltsverbunden „nichts". ER war nicht mehr da!

Die Elberfelder Bibel bringt zu dem Wort „machte" in Vers 7 die Fußnoten-Erklärung: „sich selbst entäußerte oder entleerte". Das heißt, was SEINE Gestalt betraf, „entäußerte" ER sich selbst oder war nicht mehr in SEINER Gestalt. Und im Begriff „entleerte" war gestalterisch alles leer. ER war nicht mehr da. Darum heißt auch die Fußnote zu dem Wort „Gestalt" in Vers 8: „äußere Erscheinung". In dieser äußeren Erscheinung oder Gestalt machte ER sich zu „nichts". Also ist in SEINER Erniedrigung zu „nichts" auch keine Gestalt mehr dagewesen.

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Allein schon die Zeugung Jesu (Matth. 1,20) durch den Heiligen Geist gibt uns neue Hinweise, auch die eindeutige Aussage in Ps. 2,7 dient uns zur Klarheit. Nach Luk. 8,11 ist der Same das Wort Gottes. Also haben wir es bei der Zeugung Jesu mit göttlichem Samen zu tun. (Samen heißt im Griechischen: Sperma.) Aus dieser Tatsache heraus vermögen wir zu sagen, daß jenes gestaltlose „Nichts" doch nur im „geistspermatischen Zustand" zu sehen ist, da wir wissen, daß der Same noch keine Gestalt erkennen läßt. Aber auch hier gilt das Wort des Herrn in Rom. 4,17: „ … und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre."

Es sollte davon ausgegangen werden, in der Zunichtsmachung des Herrn tatsächlich den gestaltlosen Samen Gottes zu sehen.

Nach Vers 8 war ER im Fleische „in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden". ER war vollkommener Mensch in SEINER Erscheinung, aber das Innere des Herrn Jesus blieb Gesinnung und Wesen des Sohnes Gottes. Niemand hätte IHN dafür erniedrigen können. ER tat dies freiwillig („sich selbst"), bis zum Tode am Kreuz. Also mußte ER Mensch werden, um für unsere Sünden zu leiden, sie auf sich zu nehmen und zu sterben. Dies tat ER für die Sünden der ganzen Welt (1. Joh. 2,2). Nicht allein wegen der Sündenaufnahme am Kreuz starb ER. Auch ging ER in den Tod, damit wir auferstehen konnten. Denn durch SEINEN Tod und indem ER auferstanden ist, wurde die uns von Gott trennende Macht des Todes Satans zunichte gemacht. Rein menschlich gesprochen, ging der Herr ein großes Risiko mit unseren Sünden ein. Würde denn auch der Tod überwunden sein, wenn ER stirbt? Heute wissen wir dies alles; aber Christus war auch Mensch. Wenn der Tod mit seiner Macht durch Jesu Sterben nicht überwunden worden wäre, blieben der Herr und wir trotz Sündenvergebung im Totenreich! Wir wollen uns die Dinge (menschlich betrachtet) nicht leichter machen, als sie wirklich waren. Die einzige Garantie des Herrn, dieses Risiko zu überwinden, war SEINE Sündlosigkeit. Wären diese göttlichen Gedanken nicht aufgegangen, wären der Herr und wir unten geblieben. Die Heiligkeit SEINER Gerechtigkeit hätte eine anderweitige Lösung, aus dem Totenreich herauszukommen, nicht zugelassen. In

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SEINER Auferweckung aber empfangen wir die Rechtfertigung (Rom. 4,25!). Wäre der Herr nicht auferweckt worden, was ja für uns der Beweis SEINER Todesüberwindung ist, hätten wir auch nicht an eine Auferweckung glauben können. Dann hätten wir seitens Gottes nie gerechtfertigt werden können. So stark und ernst zugleich sind die Dinge miteinander verwoben. Wer nun in der Gnadenzeit (seit der Ausgießung des Heiligen Geistes bis zu SEINER Wiederkunft) im Glauben mit seinen Sünden zum Sünderheiland gekommen ist, um die Vergebung im Blute des Lammes zu erfahren, gehört zur Leibesgemeinde des Christus. Das, was hier bislang angesprochen ist, wird nicht mehr als die Basis zukünftiger Dinge sein.

BESONDERES: Der Schreiber des Artikels ist fest davon überzeugt, daß bei einer Bekehrung und Wiedergeburt die Vergebung Jesu Christi in jedem Einzelfall so groß ist, daß „alle" Sünden durch Gott vergeben werden (nach Leib, Seele und Geist), sowohl nach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Kol.2,13b). Dabei ist es unwichtig, ob wir alle Sünden bekannt haben oder nicht. Das ist die Vefgebungsseite unseres großen Gottes. Es ist zwar der Wille des Herrn, daß wir die Sünden hier schon bekennen, weil geschrieben steht: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt…" (1. Joh. 1,9). Alle Sünden können wir IHM gar nicht bringen, weil wir diese nicht alle kennen. Zur Vergebung Gottes gehört aber auch das Bekennen der Sünden. Darum wird alles, was hier nicht bekannt wird, am Richterstuhl ins Licht gebracht und offenbar gemacht. Weil Christus jedem Sünder alle Sünden bei der Errettung vergibt, kann das dazugehörende Bekenntnis – soweit es auf Erden nicht gebracht wurde – am Richterstuhl noch nachgeholt werden. Mit unserer Offenbarwerdung am Richterstuhl ist SEINE Treue und Gerechtigkeit im Himmel erfüllt.

BEWEIS: Würde der treue Gott bei der Errettung nicht alle Sünden vergeben haben, hätten wir keine Möglichkeit, bei der Auferstehung zum Leben dabeizusein. Die Kraft der Auferstehung Jesu war

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SEINE Sündlosigkeit. In SEINER Gleichheit auferstehen wir dann, wenn ER uns ruft. Hätten wir dann auch nur noch eine unvergebene Sünde, würde der Tod im Machtbereich des Hades uns nicht auferstehen lassen.

Mit der Auferstehung Jesu und dem Eingang des Christus in SEINE Herrlichkeit ist gleichzeitig der erste Mensch durch Todesüberwindung in die Himmel eingegangen. Nach Kol. 1,18 ist der Herr „der Erstgeborene aus den Toten". Deshalb können wir aber auch sagen: Ein Mensch (der Mensch Jesus Christus, 1. Tim. 2,5) hat den Tod durch Auferstehung überwunden und sitzt nun zur Rechten des Thrones Gottes. Genau den Gedanken bringt der Apostel in 1. Thess. 4,14, wo geschrieben steht: „Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird auch Gott die durch Jesum Entschlafenen mit ihm bringen."

Mit der Himmelfahrt Christi ist also der Beweis vorhanden, daß der erste Mensch oder der Erstgeborene aus den Toten in die Herrlichkeit eingegangen ist. Damit bleibt es der Ordnung der Auferstehung überlassen (1. Kor. 15,23), wann der Herr uns in die Herrlichkeit bringen wird. SEINE Auferstehung ist die Garantie unserer Auferstehung. Das neue Menschengeschlecht (oder der neue Mensch) stellt dann das neue Gottesgeschlecht im Himmel dar. Von der Adama (Fruchtboden) genommen und von Gott erschaffen, fiel die erste Schöpfung in den Tod. Die neue Schöpfung aber verbindet uns mit der Ewigkeit. Der Erstgeborene in allem, das Haupt, ist zugleich der Gründer SEINES eigenen Leibes, gehörend zur Familie Gottes.

Alles das geschieht, weil der Vater den Sohn gesetzt hat zum Erben aller Dinge. Die Erbschaft des Vaters an den Sohn ist so groß, daß auch wir, die Kinder Gottes, in diese Erbschaft einbezogen worden

sind, wie in Rom. 8,17 geschrieben steht: ….. Erben Gottes und

Miterben Christi…" Und Paulus sagt in Kol. 1,12: „danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte." Wenn diese Dinge in den Herzen der

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Gläubigen Platz haben, gibt es nur noch Lob dem Herrn. ER, der zur Rechten Gottes sitzt, konnte sagen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage."

12. Christus – der Hohepriester

Soweit uns die Heilige Schrift Mitteilung hinterlassen hat, gab es in der Ewigkeit gar keinen Hohenpriester. Obwohl die Heiligkeit Gottes bedingte, daß Gott schon immer König war, kennt die Bibel keine Stelle, wonach Gott Hoherpriester gewesen sei. Im Tempel, der nicht mit Händen gemacht ist, überstrahlte der Glanz SEINER Heiligkeit alles. Den Priesterdienst im Heiligtum versahen die Engel (die Seraphim), nach unseren Zeitbegrifflichkeiten rund um die Uhr. Gottes Gedanken für einen Hohenpriester finden wir demzufolge in Verbindung mit dem Geschöpf der gefallenen Menschen. Noch genauer gesagt, begann das Hohepriestertum in der Wüste: im AT. durch das levitische Priestertum Aarons in der Wüste Sinai; im N.T. war der Anfang im Geistesdienst durch Christus in der Wüste dieser Welt.

Der Engel wegen braucht es keinen Hohenpriester zu geben. Denn es steht geschrieben: „Denn er nimmt sich fürwahr nicht der Engel an …" (Hebr. 2,16). Weil die Engel keine Gnade haben, sondern voll verantwortlich sind, brauchen sie auch keinen Hohenpriester. Ganz anders war es doch schon im AT. bei Aaron. Da mußte der Hohepriester „für das Volk" und, weil er von sündigen Menschen bestellt war, „auch für sich selbst opfern für die Sünden" (Hebr. 5,3). Das bedeutet doch, daß der Hohepriester vor Gott ein Mittler zwischen Gott und Menschen in Sachen Vergebung war. Jetzt sehen wir schon, daß die Engel gar keinen Hohenpriester brauchten,

a) weil sie keine Vergebung hatten;

b) weil es in der Ewigkeit keine Sünden dafür gab.

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Und als die Engelrevolte im Himmel tobte, da warf Gott die Ungehorsamen auf die Erde, den Schauplatz von Engel- und Menschensünden.

Ähnlich ist es nun mit dem Hohenpriester im N.T. Das ist das Hohepriestertum Christi. Darum hat ER nicht wie das levitische Priestertum fremdes Blut ins Heiligtum getragen, sondern SEIN eigenes. So steht es auch geschrieben: „Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter …" (Hebr. 9,11). Wann wurde Christus Hoherpriester? Nach Hebr. 6,20 ist Christus Hoherpriester „geworden". Seit wann ist Christus Hoherpriester? Seitdem ER in allem den Brüdern gleich geworden war (Hebr. 2,17). Auch mußte ER selbst schon gelitten haben (Hebr. 2,18), um als Hoherpriester denen zu helfen, die versucht werden. „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns …" (Hebr. 7,26).

An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß die verlorene Welt „keinen" Hohenpriester hat. Genauso wie der Hohepriester im AT. nur die Israeliten vertrat, für die er auch das Tierblut ins Allerheiligste brachte und nicht für die Nationen draußen, so vertritt Christus, der Hohepriester, in der Gnadenzeit nur die Erretteten und nicht die verlorene Welt.

Obgleich es in der Herrlichkeit weder Sünde noch Not geben wird, hat unser Herr ein „unveränderliches Priestertum", weil ER in Ewigkeit bleibt (Hebr. 7,24). Allein schon deshalb, weil wir in der Ewigkeit Liebeszuwendungen erfahren werden, welche die Engel nicht kennen, brauchen wir unseren Herrn als Hohenpriester auch dann noch.

ALLGEMEINES: Zuerst soll das Wort aus Hebr. 2,8 gebracht werden, wo geschrieben steht: „Du hast alles seinen Füßen unterworfen. Denn indem er ihm alles unterworfen, hat er nichts gelassen, das ihm nicht unterworfen wäre …" Daraus erkennen wir, daß auch das Hohepriestertum „dem Erben aller Dinge" unterworfen ist und dem Christus gehört. Welch eine Gnade haben wir vor den

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Engeln, einen Hohenpriester zu besitzen, „der Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten" (Hebr. 4,15). Ohne daß der Vater den Sohn zum Erben aller Dinge gemacht hätte, wären wir nicht. Darum muß alles SEINEN Füßen unterworfen sein, damit ER der Erbe aller Dinge ist! Und weil nichts belassen ist, was IHM nicht unterworfen wäre, muß ER herrschen, bis der letzte Feind zum Schemel SEINER Füße gelegt ist. Nicht die Engel, nicht die verlorenen Menschen, wohl aber wir haben einen solchen Hohenpriester, der uns Gottes Liebe in Fülle vermitteln kann. Und weil SEINE Liebe nimmer vergeht (1. Kor. 13,8), brauchen wir einen Hohenpriester in alle Ewigkeiten, um in SEINER Liebe zu leben. Darin ist ER Hoherpriester der zukünftigen Güter (Hebr. 9,11).

B. UND ALLE DINGE DURCH DAS WORT SEINER MACHT TRAGEND

Während wir unter A die Dinge behandelten, für die ER zum Erben gesetzt war, d.h. die ER als Schöpfer ins Dasein brachte, werden sie nunmehr besehen, wie ER sie erhält und trägt. So ist doch die Erhaltung des Erschaffenen nicht weniger, als die Welten zu machen. Wenn wir bedenken, welch eine unvorstellbare Macht in SEINEM geredeten Wort liegt, so erinnern wir uns an die Schöpfung von 1. Mose 1, wo Gott sprach … und es ward. Wie ganz anders ist dies bei den Menschen, wo geredet wird und es geschieht nichts, oder es fließt noch ein Strom von Sünde aus dem Munde. ER – Gott – ist das (SEIN) Wort, wie wir das in Joh. 1,1 lesen: „ … und das Wort war Gott." Gott hat sich nicht durch Evolution zu dieser unaussprechlichen Macht „entwickelt". Vielmehr war im Anfang dieses Wort bereits Gott. Danach waren von eh und je Wort und Gott eine Einheit: ER war das Wort. Auch ist Gott der größte Evolutionsfeind,

weil es in Joh. 1,3 heißt:…..und ohne dasselbe (Wort) ward auch

nicht eines, das geworden ist."

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1. Christus und das Erbe

In Eph. 1,18.19 heißt es: „ … welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen, und welches die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke …" Hier beschreibt also die Heilige Schrift den Reichtum der Herrlichkeit in den Erretteten (Heiligen), welcher des Christus Erbe ist. Mit anderen Worten bedeutet das: Wir sind SEIN Reichtum, weil ER der Erbe aller Dinge ist. Welch eine Werteinschätzung der Gläubigen durch Gott! ER hat doch in Jes. 46,4 gesagt: „ … ich werde tragen und erretten." Dies gilt nicht allein für Israel, sondern auch für uns, sind wir doch das verlorene und wiedergefundene Schäflein von Luk. 15, 5.6. Der gute Hirte ist es, welcher das Verlorene auf SEINE Schultern nimmt und nach Hause trägt. Der Herr tut es, weil wir SEIN Erbe sind. Bevor ER uns in Besitz nehmen konnte, hatte ER die bitterste aller Aufgaben zu erfüllen. Wir lesen davon in Jes. 53,12: „ … er aber hat die Sünde vieler getragen …" An dieser Stelle wollen wir gleich noch eine

Frage behandeln. Gottes Wort sagt doch in 1. Joh. 2,2:….. nicht

allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt." Zweifellos handelt es sich um die Menschenwelt und nicht um die

Engelwelt. Wenn es also in Jes. 53,12 heißt:…..vieler getragen …"

und in 1. Joh. 2,2: ….. für die ganze Welt", so ist doch ein

wesentlicher Unterschied ausgedrückt. Wie ist er schriftgemäß zu verstehen? Beachten wir folgendes: Johannes redet global von der Größe und Erhabenheit des Opfers Christi durch alle Haushaltungen für die Menschheit. Es gibt keine Zeitepoche, in der nicht auch verlorene Menschen Errettung erfahren. Bei der Leidensstelle Jesu in betreff des Kreuzes finden wir die Definition und Einschränkung „vieler". Das heißt doch, daß es Menschen gibt, deren Sünden der Herr nicht getragen hat. Wer aber sind diese Menschen? Wir lesen von ihnen an zwei Stellen in der Bibel, welche in der Offenbarung beschrieben sind. Da heißt es in Kap. 17,8: „ … und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht in dem Buche des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern …" Die andere Stelle steht in Offb. 13,8. Wenn also

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schon „von" Grundlegung der Welt die, die das Malzeichen 666 annehmen werden, im Buch des Lebens nicht eingetragen wurden, weshalb sollte der Herr am Kreuz die Strafe für sie noch erdulden? Darum gilt der Ausdruck „vieler" als eine Eingrenzung derer, für die es keine Rettung in dem Gericht der Lebendigen mehr gibt. ER, der alles war, mußte sich zu „nichts" machen, damit wir SEIN Erbe würden. Nachdem das gewaltige Rettungswerk auf Golgatha vollbracht war, konnte sich an den Glaubenden die Aussage in Eph. 1,18.19 erfüllen, wo es heißt, daß die überschwengliche Größe SEINER Kraft an den Glaubenden sei. Das heißt: die Seinen werden im Glauben durch die Größe der Kraft Gottes getragen. Das aber ist das Wirken der Macht SEINER Stärke durch den Erben aller Dinge an SEINEM Erbe, den Kindern des Lichtes. Hier wird gezeigt, daß wir SEIN Erbe sind und ER alles trägt.

In Kol. 1,12.13 wird eine andere Seite gebracht. Wir haben danach dem Vater dafür Dank zu sagen, daß ER uns passend gemacht hat, daß wir Anteil an dem Erbe des Sohnes werden konnten. Stellen wir die Frage, wodurch wir zum Erbe der Heiligen geworden sind, so kann nur geantwortet werden: weil der Vater den Sohn zum Erben aller Dinge gemacht hat. Dadurch sind wir errettet worden aus der Gewalt der Finsternis und „versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe".

Zum „Reich des Sohnes" gehört allein die Leibesgemeinde des Herrn. „Des Sohnes seiner Liebe" drückt die Grundlage der Gnade aus, in der wir leben. Weil der Vater den Sohn zum alleinigen Erben aller Dinge gemacht hat, laufen auch die zukünftigen Dinge im Himmel allein über den Christus.

Zum „Reich des Vaters" gehören Israel und die Nationen im Millennium – worin der Sohn für die 1000 Jahre regieren wird (königliche Hochzeit für den Sohn, Matth. 22,2). Jene Israeliten werden danach nicht das Erbe des Vaters erhalten, weil der Vater zuvor den alleinigen Erben aller Dinge (Jesus Christus) bereits als Erbsohn eingesetzt hat. Israel wird uns in Verbindung zu Hagar als

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in der Knechtschaft gezeigt. Isaak – Christus – aber ist von der Freien (Sara), wobei der Sohn der Magd (Knechtsstellung Israels) nicht mit dem Sohn der Freien „erben" darf. Das Reich des Vaters wird mit dem Israel des alten und neuen Bundes auf der neuen Erde (Offb. 21,1) fortbestehen. Denn Israel hat irdische Segnungen, die Gemeinde aber hat himmlische Segnungen.

2. Christus trägt alles

Bevor wir in die Einzelheiten eindringen, sollen verschiedene Schriftstellen angesprochen werden, die mit dem Hauptthema im Zusammenhang stehen. Wie groß ist unser Herr, der alle Dinge durch das Wort SEINER Macht trägt. Als der Sohn Gottes im Fleische auf der Erde lebte, wurde ER nicht erkannt als der, welcher ER war. Man sah in IHM nur einen Menschen, weshalb man IHN auch tötete. Im AT. steht in Pred. 8,8 geschrieben: „Kein Mensch hat Macht über den Wind …" Als aber der Herr auf dem Wasser den Sturm stillte, da sprachen in Mark. 4,41 die Jünger: „ … Wer ist denn dieser, daß auch der Wind und der See ihm gehorchen?" Wie wir daraus ersehen, erfaßten noch nicht einmal die eigenen Jünger, wer der Christus wirklich war. Und dennoch trägt und erträgt der Herr alle in SEINER unendlichen Liebe.

In Kol.1,17 steht geschrieben: ….. und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn." Wenn also „alle" Dinge durch den Erben aller Dinge bestehen, so trägt und erhält ER sie. Weil alle Dinge durch IHN bestehen, so ist ER der zentrale Punkt aller Welten und aller Dinge – der ganzen Schöpfung. Also liegt das gesamte Gebiet von den Engelschöpfungen bis zum materiellen Universum in den Händen des Sohnes Gottes, nicht allein von der Erschaffung, sondern auch von der Erhaltung her. Ja noch deutlicher ausgedrückt: alle Dinge bestehen durch IHN! Die gesamte Schöpfung hat ihren Bestand durch und in IHM und ist das Produkt davon, daß der Vater den Sohn gesetzt hat zum Erben aller Dinge. Der Bestand der geistlichen und materiellen Welten resultiert aus der Macht SEINES

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Wortes. Wundert es uns, wenn der Psalmist in Ps. 147,5 ausrufen kann: „Groß ist unser Herr, und groß an Macht …"? Dennoch hält der Herr SEINE große Schöpfungs- und Erhaltungsallmacht den Geschöpfen gegenüber noch zurück. Die Offenbarung der Macht des Sohnes des Menschen und,des Christus steht uns noch bevor.

Denken wir nur an Offb. 12,10, wo es heißt:….. Nun ist das Heil

und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen …" Es ist die Zeit, wo die Macht und Gewalt des Christus offenbar wird:

a) den Satan mit seinem ganzen Dämonenanhang in den Abgrund zu werfen;

b) die ganze Menschheit bis auf den Überrest zu vernichten;

c) das Reich des Antichristen jäh zu beenden;

d) den weltweiten Fluch von der Erde zu nehmen;

e) das „Reich unseres Gottes", welches das Millennium ist, aufzurichten. Obgleich dies „des Vaters Reich" ist, muß aber der Sohn herrschen 1000 Jahre, weil ER der Erbe aller Dinge ist.

Heute wirkt die Macht Gottes für uns Menschen mehr im verborgenen. Dennoch ist SEINE Gewalt durch SEIN Wort nicht geringer. Wir haben uns lediglich daran gewöhnt. Paulus schreibt in 1. Tim. 4,10 von dem lebendigen Gott, „der ein Erhalter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen". Außerhalb SEINER Barmherzigkeit dürfte eigentlich kein sündiger Mensch leben. Und doch erweist ER sich als Lebenserhalter aller Menschen. Damit ist bewiesen, daß der Herr uns alle trägt und erträgt. Normalerweise entziehen wir uns wegen der Sünde SEINER Fürsorge. Um die abgefallenen Engel bemüht ER sich nicht mehr. Darum haben diese Geister als ihre Nahrung nur noch die Sünde. Dementsprechend leben sie auch in der Gottesferne und verkommen innerlich in Bosheit. Der Grund ist,

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daß Gott kein Erhalter aller abgefallenen Engel ist. Weiter heißt es in der Timotheusstelle: „ … besonders der Gläubigen." Diese Besonderheit der Lebenserhaltung drückt sich in dem uns durch Christus gewordenen „ewigen Leben" aus. Denn unser ewiges Leben ist eine grandiose ausnehmende Sache, welche zugleich noch des besonderen Erhaltens bedarf, worin unser Herr der Träger ist. Letztlich ist auch die Wiedergeburt eine neue Schöpfung, die zustande gebracht und getragen werden muß. Alles, was der Erbe aller Dinge erschaffen hat, bedarf dann auch der Kraft Gottes, von IHM getragen zu werden. Damit ist Christus der Träger aller schöpferischen Dinge.

Ein ähnliches Wort redet Paulus und schreibt in 1. Tim. 6,13:…..

der alles am Leben erhält …" Dieses „erhält" ist das Tragen aller Dinge durch den Herrn.

3. „Tag für Tag trägt er unsere Last" (Ps. 68,19b)

Wie groß ist eigentlich das Tragevermögen unseres Gottes? Das kann nicht ausgesprochen werden. Unser menschlicher Verstand reicht nicht aus, die Größe Gottes in Worte zu fassen. Was birgt es doch in sich: „ … und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend …" Hast Du Dir als Kind Gottes noch nie Gedanken darüber gemacht, daß unsere Erde, auf der wir leben, sündigen und Gott anbeten, auch getragen werden muß? Wer trägt die Erde? Christus. Wodurch? Infolge der Macht SEINES Wortes oder „durch das Wort seiner Macht"! Reicht denn die Macht hin, bis der Herr wiederkommt? Noch viel länger, denn auch das Tausendjährige Reich wird noch nach uns kommen. Aber ER trägt nicht allein die Lasten der Elemente der materiellen Erde, ER trägt auch „unsere Last". Das, was Dich nach unten zieht, sind Deine Sorgen, sind Deine Nöte! Der Herr ist so groß und bereit, Deine Last zu tragen. Die Bedingung dafür ist, daß wir sie IHM ausliefern. Viele Gläubige

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haben sich so sehr an ihre Lasten gewöhnt, daß sie dieselben nicht mehr hergeben wollen. Das hängt mit dem Glauben zusammen. Dieses Glaubensverhalten, die eigenen Lasten an den Herrn auszuliefern, muß gelernt sein. Liefern wir unsere Sorgenlasten dem Herrn nicht aus, lernen wir nie Sieg im Glaubensleben und müssen unsere Lasten selbst tragen.

Machen wir uns auch keine Sorgen um unseren Herrn, ER kann tragen! Zur Verständlichmachung, was Lasten zu tragen heißt, sei an folgende Begebenheit vor vielen Jahren erinnert. Anläßlich eines Wolkenbruches mit tropischem Regen, während der ganzen Nacht und bereits am Vortag, war auf einer Fläche von ca. 20 x 20 km im Mittel 0,75 m hoch Wasser gefallen. Das sind 300 000 000 t Wasserlast. Hier darf gefragt werden: Wer hat und trägt solche Wasserlasten von 300 Millionen Tonnen? Antwort: Es ist das Wort SEINER Macht! Wer hält die Last dieser unserer Erde, daß sie bleibt, wohin sie gehört? Es ist das Wort SEINER Macht! Wer trägt die Milliarden Kometen und Planeten, von denen allein ein Stern mehr als 2800mal größer sein kann als unsere Erde? Es ist das Wort SEINER Macht] Wer trägt die milliardenmal größeren geistlichen Welten? Es ist das Wort SEINER Macht! Durch dieses Wort SEINER Macht trägt ER alles. Bruder und Schwester, wie sieht Dein Vertrauen zu diesem Deinem Herrn aus? Dein Siegesleben in Deinem Wandel ist der Maßstab Deines Vertrauens zum Herrn. SEINE Augen, welche die ganze Erde durchlaufen (2. Chron. 16,9), sehen Dich in jeder Tages- und Nachtzeit, ob Du überwindest. Ist Dir bekannt, daß Du als Kind Gottes dazu bestimmt bist, solche Lasten mitzutragen, wenn wir alle bei IHM sind? Zur Gemeinde Philadelphia in Offb. 3,12 sagt der Herr: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes …" Die Säule ist nichts anderes als ein Trage-Element. Das heißt, wir sollen in der Herrlichkeit solche Tragefunktionen übernehmen. Wegen des Priestertums, zu dem wir gehören, werden wir die internen geistlichen tempelverbundenen Dinge tragen. Erst danach wird sich das Wort von Offb. 21,22 erfüllen, wo es heißt: „Und ich sah keinen Tempel in ihr (dem himmlischen Jerusalem), denn der

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Herr, Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm." Das bedeutet, daß wir bei der völligen Vergeistlichung mit Gott und dem Lamme ganz verwoben und durchdrungen sein werden. Dann werden wir Träger und Säulen sein, wie wir das alles hier nicht ahnen können. Das ist es doch, was wir in Rom. 8,32 lesen, wo es

heißt:…..wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?" Im

Schattenbild unserer Schwachheit hier im Fleische hat uns der Herr hinterlassen: „Einer trage des anderen Lasten …" (Gal. 6,2). Wie wenige Kinder Gottes stehen hier im Gehorsam, und wie gering ist der Teil der Erretteten, die dieser Weisung des Herrn heute entsprechen. Dabei dürfen wir am Bruder und an der Schwester hier schon das tun, was wir in der Herrlichkeit in vollkommener Weise tun werden. Es ist in beiden Fällen, das dem Herrn Gehörende zu tragen! Sind wir bereit, hier zu überwinden, damit wir in der Ewigkeit großen Lohn haben und Säulen im Tempel, der nicht mit Händen gemacht ist, sein können?

„Tragen" steht mit Frucht in Verbindung. Die erste Erwähnung betreffend tragen lesen wir in 1. Mose 1,11, wo von Fruchtbäumen geredet ist, die Frucht tragen. Die letzte Erwähnung betreffend tragen lesen wir in Offb. 22,2, wo vom Baum des Lebens geredet ist, der zwölf Früchte trägt. Genauso sollen wir die mit dem Lohn verbundene Frucht der Überwindung haben, damit wir als Säulen im Tempel mittragen.

4. Christus trägt alles in bezug auf die in Kap. A erwähnten Themen

Gerade hier erfüllt sich in besonderer Weise das Wort, das wir in Hebr. 2,8b lesen: „Denn indem er ihm alles unterworfen, hat er nichts gelassen, das ihm nicht unterworfen wäre …" Dazu gehören auch die unter A genannten Dinge. Damit ist das Erbe des Sohnes ein vollkommenes Werk. Wir betrachten das tragende und erhaltende Wort SEINER Macht in den nachfolgenden Punkten.

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Zu 1.2 Eine Erklärung der Himmel (Seite 13 f.)

Es ist beachtlich, wie gewaltig das Wort SEINER Macht wirkt, um über die riesigen Zeiträume die Himmel zu tragen und zu erhalten. So ist ER „Gott, welcher den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat…" (Apg. 14,15). Jetzt geht es aber nicht mehr um das Machen, sondern um das erhaltende Tragen der Dinge. Christus trägt alles durch das Wort SEINER Macht.

Den ersten Himmel trägt der Herr in der Ordnung des unteren Luftbereiches. Der für uns notwendige Sauerstoff bringt in der Umwandlung der Sonnenenergie das Licht und die Wärme. Hierdurch ist organisches und vegetatives Leben überhaupt erst möglich. Der Erbe aller Dinge hat dies in SEINEM Geist und SEINER Weisheit hervorgebracht. Sobald auch nur einer dieser Ordnungswerte gestört ist, würde jedwedes Leben auf der Erde beendet sein. Dies geschieht aber nicht, weil ER alle Dinge durch das Wort SEINER Macht trägt.

Den zweiten Himmel trägt der Herr als das kosmische All im luftverdünnten oder fast luftleeren Raum mit unvorstellbaren Weiten und Entfernungen. Es ist der Sternenhimmel, in welchem auch nicht einer der Sterne seine vorgeschriebene Bahn verläßt. Auch ballen sich diese nicht zu einem Klumpen im Weltall zusammen, ihrer jeweiligen Anziehungskraft wegen. Die große Macht des Christus trägt und erhält ihre Ordnungen fest in SEINER Hand. Wie groß ist unser Herr, der uns aus der Sonne im zweiten Himmel die notwendigen Grundenergien gibt. Alles das trägt ER durch das Wort SEINER Macht.

Der dritte Himmel, welcher der Aufbewahrungsort der Menschenseelen ist, unterliegt der Ordnung des Erben aller Dinge. Da gibt es keine Verwechslung, daß ein Erretteter im Gefängnis oder ein Verlorener im Paradies ankommt. Den rechten Eingang in das Paradies garantieren Engel (im Plural nach Luk. 16,22), die unter der Leitung des Gottessohnes den Dienst versehen. Eine tiefe Kluft

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verhindert selbst im dritten Himmel noch jedweden Wechsel von der einen zur anderen Seite. Aus diesem dritten Himmel, auch Hades genannt, erfolgen die Auferstehungen. Alle diese Ordnungen trägt der Herr, unser Gott, den der Vater zum Erben aller Dinge gesetzt hat, durch das Wort SEINER Macht.

Im vierten Himmel, in den Ausdehnungen der Engelhimmel, liegen die Wohnungen der Engel. Nach König- und Fürstentümern geordnet, besitzen die Lichtengel dort ihr Heim, ihr Haus. Der Herr trägt auch diese Ordnungen, und Mangel gibt es nicht. Hinter dem Wort „tragen" steht die ganze Macht SEINES Wortes. ER erhält alles bleibend gemäß der Zweckbestimmung. Furchtbar ist es für die abgefallenen Engel, deren zukünftige und ewigkeitsbezogene Wohnung der Feuersee sein wird. Aber auch diesen Ort trägt der Herr in SEINER Ordnung, der Gerechtigkeit wegen, als der Erbe aller Dinge durch das Wort SEINER Macht.

Den fünften Himmel sehen wir in der Spitze der Herrlichkeit, b« -im Thron SEINER Heiligkeit und Gerechtigkeit. Unweit davon steht der Tempel (wo wir die primären Tragefunktionen übernehmen). Daneben ist das himmlische Jerusalem mit unseren Wohnungen. Alles das wird durch den Erben getragen, welcher durch das Wort SEINER Macht wirkt. Wir werden erstaunen und über alle Maßen beeindruckt sein, wir werden keine Worte finden über all die Herrlichkeit, die uns dort begegnet. Aber auch wir selbst sind Bestandteil der himmlischen Pracht. Christus hat uns dem Vater im Himmel würdig gemacht, und unserem Herrn sollen wir dann gleich sein, weil wir IHN sehen, wie ER ist (1. Joh. 3,2).

ALLGEMEINES: Das waren die Himmel nach Apg. 14,15. Den ersten und den zweiten Himmel trägt der Herr, bis daß sie vergehen (Offb. 21,1). Der dritte Himmel, der Hades, wird am Ende des großen weißen Thrones in den Feuersee geworfen (Offb. 20,14). Der vierte und der fünfte Himmel werden vom Erben aller Dinge getragen – von Ewigkeit zu Ewigkeit.

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Zu 11.1 Die Dinge auf der Erde (Seite 15)

So wie die Gestirne von Materie sind, ist auch die Erde materiellen Ursprungs. Materie drückt Vergänglichkeit aus. Aber auch der Mensch war von der Erde genommen, und durch den Sündenfall ist er vergänglich geworden. Es ist beachtlich, wie Gott SEINE großen Dinge nicht mit den gewaltigen Sternen, sondern mit dem kleinen Planeten Erde vollzog. Und es ist erstaunlich, wie die noch weit größeren Dinge Gottes nicht in der Größe des Geistes, sondern in der Niedrigkeit der Materie geschahen: Gott offenbarte sich im Fleische. Das große und herrliche Werk des Kreuzes geschah auf Golgatha. Es war die Rettung der Menschheit. In der Schwachheit des Leibes des Fleisches wurde Christus Sieger über den Geist des Todes und Satans. Der wunderbare Sieg selbst war im Plan Gottes enthalten, nachdem der Vater den Sohn zum Erben aller Dinge gemacht hatte. Darin erwies sich der Herr als der Träger durch das Wort SEINER Macht.

ALLGEMEINES: Das betraf die Erde nach Apg. 14,15. Der Herr trägt die Erde bis" an das Ende des Millenniums. Dann wird sie mit den Himmeln aufgelöst und verbrannt (2. Petr. 3,10). Christus konnte am Kreuz den Menschen, nicht aber die materielle Erde erretten.

Zu den sichtbaren Dingen gehört auch das Meer. Hier ist zu bemerken, daß Gott im Verhalten den gleichen Weg wie bisher geht. Die gewaltigen Elemente des Meeres werden durch die Winzigkeit der kleinen Sandkörnchen gebändigt. Wir lesen davon in Jer. 5,22, wo es heißt: „Wollt ihr mich nicht fürchten, spricht Jehova, und vor mir nicht zittern? der ich dem Meere Sand zur Grenze gesetzt habe, eine ewige Schranke, die es nicht überschreiten wird; und es regen sich seine Wogen, aber sie vermögen nichts, und sie brausen, aber überschreiten sie nicht." Das Bild des Wasser-Meeres ist ein Hinweis auf das Völker-Meer (Luk. 21,25). Alles dieses hat der Erbe aller Dinge in SEINER Hand und trägt es durch das Wort SEINER Macht.

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ALLGEMEINES: Das betraf das Meer nach Apg. 14,15. Der Herr trägt das Meer in den Ordnungen bis an das Ende des Millenniums. Dann wird es bei der Neuschöpfung der Erde nicht mehr sein (Offb. 21,1). Bei der Auflösung der Erde und der Verbrennung der Elemente verbrennt auch das Meer. Der Herr aber ist es, der das Meer bis zu dem diesem Tag trägt.

Besehen wir im Vergleichsbild das Meer als Nationen prophetisch im Gericht, so lesen wir in Luk. 21,25: „ … auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und Wasserwogen." In den elementaren Naturgewalten der Meereswogen erkennen wir die Menschen von Natur (Eph. 2,3: „ … indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren …"). Dagegen hat der mächtige Gott die Sandkörnchen (das Bild der Erretteten, denn wir stammen – wenn auch in Kleinformat – vom Felsen ab) bestimmt. Der Zorn der Menschen gegen Gott und die Erretteten wird höchste Wellen schlagen. Aber keine Furcht! Die Sandkörnchen werden sowohl durch Glauben als auch Gebet bewirken, daß dem Atheismus die Schranken gesetzt bleiben.

Zu II.3 Die Reinigung von Sünden (Seite 16ff.)

Weil Christus, der Herr, für die Sünden der Menschen gestorben ist, haben wir Vergebung der Sünden durch SEIN Blut. Dachten wir schon einmal darüber nach, daß dieses SEIN Opferblut ewiglich wirkt? Die Opfer des AT. hatten keine Kraft, den Sünder mit der Ewigkeit zu verbinden, wohl aber das Blut des Christus. Das Werk Jesu Christi war Gottes Werk, darum bleibt die Vergebung ewiglich bestehen, wie wir das auch in Pred. 3,14 lesen, wo es heißt: „ … daß alles, was Gott tut, für ewig sein wird …" Wer trägt die Garantie, daß die Vergebungskraft SEINES Blutes nicht schwach wird und nachläßt? Der Erbe aller Dinge, die ER trägt durch das Wort SEINER Macht! Die bleibende Vergebungskraft liegt darin, daß der

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Herr nach vollbrachtem Werk ausrief: „Es ist vollbracht!" Das erwähnt auch der Schreiber des Hebräerbriefes in Kap. 10,14: „Denn durch ein Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden." Mit der Vollkommenheit des Opfers Christi konnte ER uns vollkommen machen. SEIN Blut hat tragende Wirkung durch alle Ewigkeiten der Ewigkeiten.

Zu II.4 Christus besitzt Leben in sich selbst (Seite 20ff.)

Auch dann, wenn wir kein Leben (in uns selbst) haben, so genügt das uns gegebene „ewige Leben" durch alle Ewigkeiten hindurch. Weil der Christus der Träger unseres ewigen Lebens ist, konnte ER in Joh. 10,10 sagen: „ … daß sie Leben haben und es in Überfluß haben." Dieser Überfluß drückt die Endlosigkeit unseres Lebens aus, wofür der Herr Jesus Bürge ist. „Und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit" (Joh. 11,26a). Unser ewiges Leben ist getragen durch das Wort SEINER Macht. Die Macht SEINES Wortes genügt, weil wir in der neuen Schöpfung durch IHN und für IHN geschaffen sind. Ist etwa der Schatz ewigen Lebens mit irdischen Gütern aufzuwiegen? Niemals! Darum wollen wir unserem Herrn dankbar sein und in allem treu in der Nachfolge gefunden werden. Der Apostel schreibt an die Philipper in Kap. 4,5b: „Der Herr ist nahe." Die Tage unserer Fremdlingschaft sind ganz kurz, dann folgt die endlose Ewigkeit. Ob im Diesseits oder im Jenseits, ER trägt uns durch die Macht SEINES Wortes.

Zu II.5 Christus hält Gericht (Seite 22ff.)

Wie wir in den vorangegangenen Zeilen vom „ewigen Leben" gelesen haben, welches allein die Erretteten betrifft, so hören wir nun vom „ewigen Gericht", welches allein die Verlorenen betrifft. Wenn wir lesen:….. und alle Dinge durch das Wort seiner Macht

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tragend dann betrifft das auch das Gerichtl In Matth. 28,18 sprach Jesus: „ … Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden." Mit Macht und Gewalt ausgerüstet, vollzieht ER das Gericht. Noch genauer könnten wir formulieren: mit der Macht, die IHM gegeben ist, „trägt" ER das Gericht des zweiten Todes im Feuersee. Wenn wir z.B. in Hebr. 6,2 vom ewigen Gericht lesen, sollte sich niemand gegen Gott erdreisten und sagen, das ewige Gericht sei nicht ewig. Dann wäre auch unser ewiges Leben nicht ewig!

Der ewige oder zweite Tod gilt sowohl für die abgefallenen Engel wie für die verlorenen Menschen. In Offb. 19,11 heißt es: „ … und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit." Darum trägt der Herr aufgrund SEINER Gerechtigkeit das Gericht des zweiten Todes in Gehenna. Am Kreuz hat ER doch schon freiwillig unser Gericht des zweiten Todes getragen (Jes. 53,12).

Zu II.6 Christus hat alle Macht und Gewalt (Seite 25ff.)

Als der Erbe aller Dinge hat ER vom Vater alle Macht und Gewalt empfangen, im Himmel und auf Erden zu herrschen und zu regieren. Das ist das Wort SEINER Macht, welches ER trägt. Das bedeutet, daß der Vater IHM diese Macht gegeben hat. Aber auch dann, wenn der Vater dem Sohn diese große Macht gegeben hat, ist der Vater in keiner Weise macht- und kraftlos. Die geistliche Einheit des Vaters und des Sohnes war wohl schon immer so groß, daß der Herr in Joh. 10,30 sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins." An der absoluten geistlichen Einheit kann und darf nicht gezweifelt werden. Zu beachten ist in Kap. 10 auch der Vers 29, der im Griechischen genau heißt: „Was mein Vater mir gegeben hat, ist größer als alles …" Das zu wissen ist doch von hoher Wichtigkeit. Es wird darauf hingewiesen, daß diese Übersetzung auf den ältesten Grundtexten basiert: dem Codex Alexandrinus und dem Codex Vaticanus. Einige Übersetzer der Bibel haben sich dieser genauen Formulierungen bedient, zu denen gehört „van Eß". Also

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hat der Vater dem Sohn noch mehr gegeben als das, was uns von der Heiligen Schrift her bekannt ist! Das vom Vater Erhaltene ist größer als alles! Da stecken doch weitere Geheimnisse im verborgenen.

Wenn sich die Heilige Schrift auf das Wort SEINER Macht beruft, so ist ER, der Sohn Gottes, das Wort. Die Stärke der Macht aber ist die vom Vater empfangene Gewalt. Redet ER, der Sohn Gottes, so spricht ER, der das Wort ist, aus dem Potential SEINER Macht, wodurch der Herr die gewaltigen Dinge zu tun vermochte. Aus der gleichen Kraftquelle SEINER Macht trägt ER alles, was in dieser Macht den Ausgangspunkt hat.

Zu 11.7 Christus gebührt alle Ehre (Seite 27ff.)

Wie uns bekannt ist, nahm der Herr von den sündigen Menschen die Ehre nicht an. Doch war IHM die Ehre des Vaters sehr wichtig, weil ER sie in Treue verwaltete und sie für IHN Gerechtigkeit und Wahrheit bedeutete.Tfhre von sündigen Menschen konnte ER nicht gerecht verwalten, weil sie selbst schon Sünde war. ER trägt die Ehre des Vaters in Geradheit so, daß der Vater Freude daran findet, den Sohn zu ehren. Wenn der Herr am Ende der 70. Jahrwoche kommen wird zum Gericht (Offb. 19,11-16), ehrt der Vater IHN so, daß ER kommen wird „in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln" (Mark. 8,38). Hier gibt also der Vater dem Erbsohn aller Dinge SEINE Herrlichkeit, um der Gerechtigkeit des Sohnes willen herrlich genug zu erscheinen. Der Vater gibt IHM SEINE Herrlichkeit, weil ER weiß, daß der Sohn SEINER Liebe das anvertraute Gut SEINER Herrlichkeit nicht ungerecht verwalten wird. Welch eine Gnade aber ist es, wenn der treue Herr von uns Erretteten die Ehre erwartet, die wir IHM bringen können. Leider ist unsere Ehrerweisung an den Herrn so schwach, daß wir uns schämen sollten. IHN mit unseren Worten zu ehren, ohne daß ein tiefer gehorsamer Wandel dahintersteht, ist mehr zur Unehre als zur Ehre des Herrn geeignet.

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Zu 11.11 Christus – der Anfang der Familie Gottes (Seite 31ff.)

Der Christus ist der Erstgeborene aller Schöpfung und damit der Anfang der Familie Gottes. Die Basis ist nicht die alte, sondern die neue Schöpfung. Die gewählten Wege, die der Herr hier geht, sind niemals aus den Köpfen der Menschen hervorgekommen. Darum spricht auch der Herr: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege" (Jes. 55,8). Die Tiefen SEINER Gedanken können wir nur so weit erfassen, wie uns das Wort Gottes Mitteilung macht und der Heilige Geist uns die Wahrheit darüber aufschließt. Zudem berichtet uns die Heilige Schrift nur das, was wir in den Augen des Herrn wissen sollen. Um nicht in wiederholende Ausführungen zu kommen, sei nochmals auf Heft 2 von „Wegweisungen für das Glaubensleben" hingewiesen. Darin wird in umfassender Weise darauf Bezug genommen, in welche Richtung sich aufgrund der Aussagen des Wortes Gottes die zukünftige Familie Gottes entwickelt. Es lohnt sich, dieses Heft in aller Stille aufzuarbeiten.

Eines aber steht bereits heute fest: das kommende Geschlecht der Familie Gottes „trägt" auch in der Ewigkeit unser Herr.

Zu 11.12 Christus – der Hohepriester (Seite 36ff.)

Wenn wir in Hebr. 6,20 lesen: „ … welcher Hoherpriester geworden in Ewigkeitdann wissen wir auch, daß der Dienst unseres Herrn als Oberpriester im Himmel Fortsetzung erfahren wird. Die Mittlerrolle des Hohenpriesters verlief ja auf Erden (im AT. und NT.) so, daß die Menschen ihm die Gaben für Gott brachten. Seine Mittlerdienste weisen auf das Verwenden von Menschen zu Gott hin. In der Herrlichkeit wird der Werdegang auch umgekehrt sein. Das Wohlwollen und die Liebe Gottes zu uns werden dann, durch unseren Herrn als Hohenpriester, verstärkt die Herzen aller erfüllen.

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An dieser Stelle sei aber auch daran erinnert, daß der zukünftige himmlische Priesterdienst eine wesentliche Veränderung erfahren wird, sobald wir bei IHM sind. Da die Gemeinde SEINES Leibes in erste Linie zum Priestertum bestimmt ist, werden die Engel vom Priesterdienst zurücktreten müssen, um uns den Platz zu überlassen; dabei wird dann auch ein Hoherpriester benötigt, um Gott die größte Ehre zu erweisen. Die Anbetung der Gemeinde ist unvergleichlich größer als die der Engel. Wir sind durch das Opfer Christi und das Blut Jesu erkauft worden. Es ist der höchste Preis, welchen Gott geben konnte – „das Gottesopfer". Darum basiert das Dienstverhältnis der Erretteten auf der Ebene der „Liebe Gottes" im Ausdruck unserer Freiwilligkeit. Die Engel stehen im Dienstverhältnis des „Gehorsams" und sind nicht erkauft, sondern nur erschaffen. Die Übernahme des Priesterdienstes durch Menschen im Himmel entspricht genau der absoluten Sohnesherrschaft des Erben aller Dinge mit der Grundlage des Opfertodes Christi.

Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß von Zeit zu Zeit in der Ewigkeit auch die Israeliten von der neuen Erde kommen, um die Anbetung im neuen Jerusalem zu vollziehen. Des weiteren werden auch die auserwählten Engel der Seraphim kommen, um für die Engelscharen die Anbetung im Heiligtum zu vollbringen.

Eines aber soll hier gesagt sein: das autorisierte und beständige Priestertum in der Ewigkeit stellt die Gemeinde, die SEIN Leib ist. Nicht umsonst war bereits im AT. das Allerheiligste, die Lade, ein Bild auf Christus und nicht auf den Vater. Es ist ein Hinweis auf die kommende Herrschaft im Heiligtum durch den Christus und Sohn Gottes nach dem Willen des Vaters. Darum lag die ganze Menschheits- und Heilsgeschichte in den Händen des Christus.

Zum Schluß erinnern wir uns daran, daß der gesamte Priesterdienst erhalten wird durch den, der ihn „trägt" und der zum Erben aller Dinge gemacht ist. Es ist der Name über alle Namen – „JESUS". Darum sei IHM die Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit.

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NACHWORT

Der Artikel wurde geschrieben, um dem Leser bestimmte Schult stellen verständlich und den Herrn Jesus ganz groß zu machen. Das gesamte Thema von Hebr. 1,1-3 zeigt uns einen riesigen Umbruch im Zentrum Gottes mit der Vaterabsicht SEINER Liebe zum Sohn, den Christus in die gewaltige Stellung zu bringen, wie es von Gott her beabsichtigt ist. Dabei laufen die Entscheidungen der

„Fülle der Gottheit" (Kol.2 9) bereits vor Zeiten (Ps. 2,7)……alles

unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus …" (Eph. 1,10). Darum hat der Vater (vor Zeiten) schon alles dem Sohn übergeben. „ … Denn indem er ihm alles unterworfen, hat er nichts gelassen, das ihm nicht unterworfen wäre …" (Hebr. 2,8).

Die nachgenannten Punkte sind des Überblicks wegen als die wichtigsten Geschehnisse aufgezählt, über die uns die Bibel Mitteilung hinterlassen hat:

1. Das Geheimnis Gottes wird in der Ewigkeit bewegt.

2. Gott, der Vater, setzt den Sohn zum Erben aller Dinge ein.

3. Es kommt zu einem Beschluß (Ps. 2,7) durch die Fülle der Gottheit.

4. Der Sohn (Christus) macht die Engelwelten.

5. Der Sohn (Christus) macht die materiellen Welten.

6. Der Sohn (Christus) macht den Menschen.

7. Der Sohn (Christus) kommt im Fleische auf die Erde.

8. Der Sohn (Christus) stirbt und gibt ewiges Leben.

9. Der Sohn (Christus) gründet mit Menschen die göttliche Familie.

10. Der Sohn (Christus) wird Hoherpriester.

11. Der Sohn (Christus) hält Gericht.

12. Der Sohn (Christus) trägt alles durch das Wort SEINER Macht.

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Nach der vorstehenden Aufgliederung und dem Uberblick war ich plötzlich erstaunt, weil die 12 Punkte ganz unbeabsichtigt der Zahlensymbolik entsprachen, wie wir es nachstehend vorfinden.

Die Übersicht nach der Zahlensymbolik im Hebräischen

Inhalt der 12 Punkte

Bedeutung der Zahlenwerte

1. Das Gottesgeheimnis in der Ewigkeit

2. Der Vater macht den Sohn zum Erben

3. Beschluß durch die Fülle der Gottheit

4. Der Sohn macht Engelwelten

5. Der Sohn macht materielle Welten

6. Der Sohn macht den Menschen

7. Der Sohn kommt im Fleische auf die Erde

8. Der Sohn stirbt und gibt ewiges Leben

9. Der Sohn gründet die göttliche Familie

10. Der Sohn wird Hoherpriester

11. Der Sohn hält Gericht

12. Der Sohn trägt alles durch das Wort

Einheit Erkenntnis Gemeinschaft Welt Gnade Mensch

Vollständigkeit Gottes Vollkommenheit

Neuanfang Frucht

Erdenfülle und

menschliche

Verantwortung

Unvollendet

Ordnung

In den Händen des Sohnes und Erben aller Dinge vollzieht sich alles weitere (auch expansiv) in der Ewigkeit. Die 12 Punkte sollen in Kurzform eine Übersicht jener Ereignisse schaffen, die mit dem Erbe aller Dinge im Zusammenhang stehen. Ganz innig danken wir unserem Gott, daß wir Einblick in die Vorgänge der Ewigkeiten

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nehmen dürfen. Mit Sicherheit verstehen wir nicht alles, was geschrieben steht. Dennoch sehen wir, wie die Aussagen der Heiligen Schrift (Punkt 1-12) notwendig sind, damit das größte Erbe im Himmel und auf Erden durch den Sohn der Liebe Gottes angetreten werden konnte. Des weiteren erkennen wir, daß Gott einen Plan hat, wonach die Engel- und Menschenschöpfungen zusammengehören und unvergänglich waren. Die gesamte Heilsgeschichte der Menschen liegt vom Anfang bis zum Ende in der Hand unseres Herrn. Im AT. offenbarte ER sich als der Engel Jehovas und wurde Messias genannt. Im N.T. offenbarte ER sich im Fleische als Sohn des Menschen und wurde Christus genannt.

Auch dann, wenn es in der Ewigkeit zur Übertragung des ganzen Erbgutes an den Sohn kam, bestand zuvor in der Trinität das Geheimnis über das zukünftige Erbe. Jedenfalls erfolgte der bekannte Beschluß von Ps. 2,7. Spätestens hier mußte das folgende Leiden und Sterben in der Fleischwerdung Jesu mit einem „Ja" des Gottessohnes, auf dem Boden der Freiwilligkeit, beantwortet worden sein. Die Schaffung der Engelwelten war bereits die Folge des „Ja" für SEINEN Tod, im Blick auf die Menschen zu sterben. Die Schaffung der materiellen Welten (1. Mose 1,1) ließ den Plan Gottes in bezug auf die geistlichen und materiellen Schöpfungen in ein Plerom (Zwischenzustand) und einen Abschluß gestellt sein. Erst nachdem Christus den Menschen gemacht hatte, wurden die Definitionen der Absichten Gottes klarer erkennbar. Denn Gott beschäftigte sich ganz stark mit dem Geschöpf der Schwachheit, dem Menschen. Christus muß den Menschen sehr geliebt haben, sonst hätte sich Gott nicht so viel Mühe gemacht. Den Gipfel dieser SEINER Liebe zu uns sehen wirf in SEINER Fleischwerdung und der Duldung des Kreuzestodes. Die Zielsetzung der Verhaltensweisen Gottes zu uns finden wir in der Absicht des Erben aller Dinge wieder, die himmlische Familie mit ewigem Leben und neuen Verheißungen auszurüsten. Dies vollzieht sich in der Gotteseigenschaft SEINER Liebe, die sich insbesondere an uns in der Gnade erweist. Wir sind Teilhaber an dem Familienblut Christi, dessen Blutsbande uns umschließen.

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Zur Pflege und Wohlfahrt SEINES Eigentums, der Erlösten, wird der Erbe aller Dinge Hoherpriester. Zur Rechten der Majestät vertritt ER uns im Himmel und in den irdischen Belangen auf der Erde durch Liebe und Wohlwollen. Die Zielsetzung unseres Herrn hat aber immer unsere Seite zur Ewigkeit hin im Auge. Wegen SEINER unverletzbaren „Gerechtigkeit" bringt ER alles Unversöhnte ins Gericht. Aufgrund der freien Willensentscheidung SEINER Geschöpfe wählte ein Drittel der Engel in der Herrlichkeit die Sünde.

Bei Gott herrschte schon immer die Systematik der Ordnung. Hierdurch war im Himmel Friede, Ruhe, Harmonie, Freude, Wahrheit, Segen usw. Der Grund, weshalb man gegen Gott rebellierte, war, daß man „mehr" haben wollte, als der Herr schon gegeben hatte. Um durch Aufruhr im Himmel dieses Ziel zu erreichen, wählte man die Antisystematik der Unordnung. Das haben die abgefallenen Engel gewollt, wodurch sie sich auf den Boden der Lüge begaben. Demzufolge warf sie Gott kurzerhand aus dem Himmel, was die Historie der Dämonen ist. Zur Antisystematik gehört aber wegen der Gerechtigkeit Gottes auch das Gericht! Somit ist das, was sich die abgefallenen Geister selbst gewählt haben, das furchtbare Gericht des gerechten Gottes. Würde dieses Gericht aufhören, wie einige der Menschen genauer wissen wollen als Gott, so wäre Gott zu selbigem Zeitpunkt ungerecht!

Genau von dieser Situation spricht der Apostel Paulus, nachdem er über Gottes Liebe zu Jakob (Symbol der Errettung) und über Gottes Haß gegen Esau (Symbol der Verlorenheit) geredet hat, und stellt

in Rom. 9,14 die Frage:…..Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das

sei ferne!" Deshalb ist die Lehre über ein Ende Gehennas eine Lehre der Dämonen, weil diese das wollen – nicht aber der Herr! Und die Menschen? Sie haben sich der Antisystematik im Garten Eden angeschlossen. Darum nehmen die Verlorenen am Feuersee teil. Würde Gott (ungerechterweise) ein Auge gegenüber der Sünde zudrücken, ginge im Himmel der ganze Sündenspektakel wieder von vorn los. Wir preisen unseren Herrn – ER ist gerecht!

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Zum Schluß (Punkt 12) heißt es:…..und alle Dinge durch das Wort

seiner Macht tragend …" Unser Herr in SEINER Macht trägt alles: Herrlichkeit und Gehenna! Ein lieber Bruder sagte vor vielen Jahren einmal, das sei keine Gottesverherrlichung, wenn am großen weißen Thron die Verlorenen „mit der Faust in der Tasche" das Bekenntnis nach Phil. 2,9-11 sagen müssen! Dazu darf hier geantwortet werden: Der liebe Bruder irrt darum so sehr, weil er aus seinem Fleische heraus geredet hat! Was sagt die Bibel? Was sagt Phil. 2,11? „Und jede Zunge bekenne … zur Verherrlichung Gottes, des Vaters." Also wird jede Zunge am großen weißen Thron Gott verherrlichen! Sollte sich dieser liebe Bruder aber noch weiterhin um die Verherrlichung Gottes Sorgen machen, dann sei ihm gesagt: Am großen weißen Thron wird jeder verlorene Mensch im neuen Auferstehungsleib erscheinen. Der neue Leib ist ein Geistleib von Gott zur Erduldung der ewigen Strafe Gottes. Der Auferstehungsleib ist ein „sündloser Leib", sowohl bei der ersten wie auch bei der zweiten Auferstehung. Nur über den Leib des Fleisches wird vom Leib der Sünde geredet (Rom. 6,6), der „abgetan" wird. In 2. Kor. 5,10 ist gesagt: „ … auf daß ein jeder empfange, was er in dem Leibe (des Fleisches) getan, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses." Der neue Leib ist der Gegenstand des Strafvollzuges für die Verlorenen darüber, was in dem Leibe des Fleisches getan wurde. Aber sie werden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken (Offb. 20,12.13). Der Auferstehungsleib ist so klar wie die Wahrheit. Darum werden sie erkennen, daß sie vor Gott schuldig sind. Und so werden sie die Wahrheit erkennen, daß Gott gerecht ist, daß das, was nicht versöhnt wurde durch Christi Blut, verloren ist. Aus der Erkenntnis dieser Wahrheit bekennen sie, daß Jesus Christus Herr ist, und verherrlichen darin Gott. Es ist davon auszugehen, daß am großen weißen Thron die Lüge der Menschen ein Ende hat. Alles andere ist darum selbst Lüge.

Sowohl der Richterstuhl des Christus als auch der große weiße Thron dienen dem Zweck, einen jeden, der dort steht, „offenbar" werden zu lassen. Da wird bis in die tiefsten Tiefen im neuen Geistleib erkannt, was Gehenna zum Inhalt hat. Man wird sehen,

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daß die Lüge das Mittel der Verlorenheit war, weshalb der ewige Feuersee die gerechte Strafe Gottes ist. So tief die Gehenna ist, so sehr wird jeder das Hauptmittel der Verlorenheit hassen, zumal die eigene Schuld, der „Lüge" gedient zu haben, groß ist. Wenn auf tausend nicht eines geantwortet werden kann, so ist darin das große Schweigen der Schuldigen über die eigene Sünde zu sehen. Übrig bleibt dann nur noch der immer nagende Wurm der Selbstverurteilung (Mark. 9,44).

Auch dann, wenn die abgefallenen Engel keinen neuen Geistleib erhalten, so liegen die Dinge für sie analog. Bereits heute wissen die Dämonen über den zweiten Tod in Gehenna sehr wohl Bescheid. Daher gehen sie mit Zorn gegen Gott dahin, der Unabdingbarkeit dieser Tatsache wegen. Die Menschen jedoch werden ihr letztes Lügengebilde erst am Richterstuhl Gottes los. Bis dahin bleiben sie im lügnerischen Zustand, erwachen aber dann für immer, wenn es zu spät ist.

ALLGEMEINES: Betrachten wir also die 12 Punkte, dann stellen wir fest, daß die ungeheuren Bemühungen Gottes Anlaß waren, den Sohn Gottes als Erben aller Dinge ganz groß zu machen. Im Blick auf die Familie Gottes im Himmel opferte sich der Christus als Preis zur Rettung unserer Seelen. Es ist die Gerechtigkeit Gottes, die wegen unserer Sünden keinen anderen Errettungsweg zuließ, außer daß der Christus leiden und sterben mußte, um die Familie Gottes im Himmel ganz groß zu machen. „Auf daß alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren" (Joh. 5,23a).

I. DAS GEHEIMNIS IM N.T.

Es ist von hohem Wert und hoher Wichtigkeit, uns mit dem Geheimnis im N.T. zu beschäftigen. So ist nun beabsichtigt, die Beziehungen des Geheimnisses zu den einzelnen Erwähnungen in der Heiligen Schrift in Kurzform zu untersuchen. Die Absicht dafür sollte darin gesehen werden, den Leser mit dem Worte Gottes

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inniger vertraut zu machen. Auch darf der Überblick in dieser Auslegung erweitert werden.

1. Das Geheimnis des Christus (Eph. 3,4)

Nachdem Paulus in Eph.3,2 von der „Verwaltung der Gnade Gottos" spricht, welche ihm gegeben ist, schreibt er in Vers 3, daß ihm „durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan" wurde. Ein Geheimnis Gottes darf also von Menschen verwaltet werden. Gottes Ersuchen ist es, daß solche Verwalter „treu" erfunden werden (1. Kor. 4,1.2). Wer mit dem Worte Gottes nicht treu umgeht, darf auch SEIN Wort nicht verwalten. Die gesamte Verwaltung in SEINEM Wort betrifft nach Eph. 3,4 das „Geheimnis des Christus". In diesem Geheimnis des Christus liegen, getrennt voneinander, weitere Geheimnisse. Damit ist das Geheimnis des Christus ein Allgemeinausdruck für verschiedene Geheimnisse. Demzufolge sollen nun die wesentlichen Geheimnisse im N.T. behandelt werden. Von einem Geheimnis kann doch nur dann gesprochen werden, wenn eine Sache über Zeit verborgen oder bestimmten Kreisen vorenthalten war. Aus diesem Grunde blicken wir im gleichen Kapitel 3 in die Verse 9 und 10. Da wird von der Erleuchtung gesprochen, es heißt wörtlich: „und alle zu erleuchten …" Hier stellt sich die Frage: Wer sind „alle"? Neben den mit der Verwaltung betrauten Menschen sind es auch die in Vers 10 aufgeführten Fürstentümer und Gewalten. Die Erleuchtung dient also dem offenkundigen Zweck, zu erfahren, „welches die Verwaltung des Geheimnisses sei". Also geht es nicht primär um das Geheimnis selbst, sondern um die Verwaltung dieses Geheimnisses.

Wie wertvoll ist in den Augen Gottes unsere treue Verwaltung des Wortes. Von den Zeitaltern her war dieses Geheimnis verborgen in Gott, welcher alle Dinge geschaffen hat. Also ruhte das Geheimnis des Christus über lange Zeit in der Verborgenheit Gottes. Zum gleichen Zeitpunkt aber, als die Leibesgemeinde des Christus gebildet wurde (in Vers 10 heißt es schlicht „die Versammlung"),

r.i

wurde die Weisheit Gottes in mannigfaltiger Art auch den in diesem Vers genannten „Fürstentümern und Gewalten" gebracht. Bei diesen Hoheiten handelt es sich nicht um abgefallene Engel, sondern um Lichtengel. Denn die Fürstentümer und Gewalten haben ihr Haus „in den himmlischen Örtern". Ist es nicht wunderbar, daß gerade die Gemeinde SEINES Leibes vom Herrn gewürdigt ist, diesen Hoheiten die bislang verborgenen Geheimnisse des Christus kundzutun? Hier vollzieht sich das Wort von 1. Petr.1,12: „ … in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren." Der Vorgang „hineinzuschauen" ist der Beweis dafür, daß ihnen von den Zeitaltern her das Geheimnis des Christus verborgen war. Erst nachdem die Gemeinde des Herrn in Erscheinung trat, konnte den Engeln die gar mannigfaltige Weisheit gebracht und eröffnet werden. Als es Erben der Herrlichkeit Gottes gab, wurde dieses Geheimnis den Engeln offenbar gemacht.

2. Das Geheimnis SEINES Willens (Eph. 1,9.10)

Der Wille Gottes war für SEINE Geschöpfe seit ihrer Existenz schon immer, was die Zukunft betraf, ein Geheimnis. So wird es für die Engel ein ewiges Geheimnis bleiben, was die Liebe Gottes zu SEINEN Kindern betrifft, weil diese Frage allein die Familie Gottes angeht. Uns aber ist das Geheimnis SEINES Willens durch Golgatha geoffenbart. Leider kommt dies den Erretteten kaum zum Bewußtsein. SEIN Gotteswille ist deshalb heilig, weil ER die Wahrheit ist. In der Wahrheit dieses SEINES Willens liegen für uns Menschen die gottgegebenen Verheißungen. Wie der lebendige Gott SEINEN Willen nicht außerhalb der Wahrheit wirken lassen kann, so gedeihen auch wir nur in diesem SEINEM Gotteswillen. Selbst die Zeugung unserer Wiedergeburt ist gemäß Jak. 1,18 geschehen, wo es heißt: „Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt …" In diesem Willensgeheimnis hat Gott SEIN Wohlgefallen. Dies ist SEIN Vorsatz für den Ablauf der Verwaltung der Fülle der Zeiten und betrifft die Gnadenzeit. Das Ziel Gottes dabei ist es, „alles unter ein Haupt zusammen-

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zubringen in dem Christus". (Siehe hierzu die Seiten 13-18 aus Heft 2 von „Wegweisungen für das Glaubensleben".) Die himmlische Familienordnung nach dem Willen des Vaters sieht vor, daß im Blick auf die Ewigkeiten „alles" unter „ein Haupt" zusammengebracht werden soll. Demzufolge ist bislang noch nicht alles vereinigt zu sehen. Da es „in dem Christus" heißt, ist es leicht zu verstehen, daß dieses Haupt auch der Christus ist. Damit wird der Christus Herr über alles werden, „das was in den Himmeln und das was auf der Erde ist". Danach wird es nichts mehr geben, was dem Christus nicht unterstellt sein wird – in der Ewigkeit von den Himmeln bis zur neuen Erde. Es ist urgewaltig, daß der Vater dem Sohn „alles" in die Hände gelegt hat (Hebr. 2,8). Diese himmlische Machtverschiebung vom Vater zum Sohn gehört zum „Geheimnis SEINES Willens".

In ähnlicher Weise schreibt Paulus aber auch in Kol. 1,26, wo es heißt: „das Geheimnis, welches von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist."

3. Das Geheimnis des Evangeliums (Eph. 6,19)

Das Geheimnis des Evangeliums steht mit der in Eph. 6,20 beschriebenen Freiheit der Rede in Verbindung. Der Apostel bittet um Gebetshilfe, damit ihm Rede verliehen werde. Dieses Geheimnis bestand für Paulus nicht darin, rhetorisch flüssig zu sprechen. Vielmehr lag ihm daran, durch den Geist Gottes zu reden. Das war das Ziel seiner Bitte um Gebetshilfe für ihn. Allein der Herr sollte der Geber jener Worte sein, die er an die Hörer weiterzugeben hatte. Nur so konnte Paulus mit einer reichlichen Segensvermehrung des Wortes Gottes rechnen. In der Analogie finden wir das bei der Brotvermehrung in Matth. 14,19.20. Der Herr segnete die Brote durch Danksagung und gab sie den Jüngern. Diese übergaben sie den Volksmengen. Und das Volk wurde gesättigt durch das materielle Brot.

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In beiden Fällen ist der Herr der Segnende und Geber über SEINE Jünger an das Volk. In Matth. 14,19.20 war es das materielle Brot, in Eph. 6,19 ist es das geistliche Brot im Evangelium. Das eigentliche Geheimnis liegt in dem Empfang aus des Herrn Hand und in der Weitergabe an das Volk. Nur so verstehen wir die allgemeine Brotvermehrung. Der Apostel hatte das Evangelium aus des Herrn Hand empfangen, seine Weitergabe an uns brachte die

Segensvermehrung. Das bestätigt das Wort in Apg. 1,8:…..Und ihr

werdet meine Zeugen sein …" Wäre das Evangelium nicht bezeugt worden, hätte es nicht vermehrend weitergegeben werden können. Mit diesem Geheimnis in der Vermehrung des Evangeliums haben wir hier zu tun.

4. Das Geheimnis des Glaubens (1. Tim. 3,9)

Innerhalb des Geheimnisses des Evangeliums liegt ein weiteres Geheimnis, es ist das des Glaubens. Den Glauben gab es bereits im AT. „Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos …" Die Kraft des Glaubens wurde zwar schon im alten Bund erlebt, doch hatten die Israeliten keine Rechtfertigung darin. In jener Zeit galt ja die Rechtfertigung aus Werk. Deshalb wirkte der Glauben mehr als krafthabendes Beiwerk. Nachdem aber die wunderbare Zeit der Gnade angebrochen war, legte Gott die Rechtfertigung in den Glauben. Bei Sündenvergebung rechtfertigt dieser völlig vor Gott. Der Rechtfertigung durch Glauben ist im Bereich der Sühnung und Versöhnung das vollkommene Opfer Christi Jesu beigegeben. Nicht allein in der Vergebung der Sünden, sondern auch im gesamten Wandel des Erretteten will sich der Herr durch Glaubensverhalten verherrlichen. Deswegen hat Gott dem Glauben heute gar keine Grenzen gesetzt. Das ist der Grund, weshalb der Herr in Mark. 9,23

sagt:…..Dem Glaubenden ist alles möglich." Denken wir hier auch

an Mark. 11,23. Die Begrenztheit unseres Glaubens liegt dort, wo wir SEINEM Worte unser Maß des Vertrauens entgegenstellen. Wer aber glaubt, gleichwie die Schrift sagt, „aus dessen Leibe werden

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Ströme lebendigen Wassers fließen". Wenn aber der „Glaubensstrom" ein Rinnsal oder ein ausgetrocknetes Stück Wüstenei erkennen läßt, kann vom Wandel her nicht von einem Geheimnis des Glaubens die Rede sein. Deshalb benötigen wir nicht allein bei unserer Bekehrung, sondern noch weit mehr in der Jesusnachfolge diesen Glauben, dem „alles" möglich ist. Der Vollzug aber, ob es die Errettung eines Sünders oder ein durch Glauben erhörtes Gebet ist, wird in jedem Fall dieses Geheimnis erkennen lassen.

5. Das Geheimnis der Gottseligkeit (1. Tim. 3,16)

Das Geheimnis der Gottseligkeit ist mit dem Geheimnis des Glaubens ganz eng verbunden. Seligkeit wird in den Übersetzungen mit Errettung oder ähnlichem ausgedrückt. Wenn es aber anstatt Seligkeit Gottseligkeit heißt, so soll die Seligkeit in die genaue Richtung angesprochen sein, denn es gibt auch eine Redseligkeit. Selig bedeutet soviel wie glücklich, gesegnet, heilsam, wohlgeartet. Die Steigerung in der Seligkeit ist die Glückseligkeit. Beziehen wir das Wort „Glück" auf den Begriff der Person „Gott", so führt es zur Aussage der „Gottseligkeit". Auch könnten wir „Gottglückseligkeit" sagen. Dem „Menschen Gottes" (1. Tim. 6,11) wird in den sechs Dingen, wonach er zu streben hat, auch die Gottseligkeit genannt. Die anderen fünf sind die in Hebr. 6,9 beschriebenen, „mit der Seligkeit verbundenen" Dinge. So kommt die Bruderliebe aus der Gottseligkeit (2. Petr. 1,7). Jeder aber, der sich bemüht, in der Gottseligkeit zu leben, wird verfolgt werden (2. Tim. 3,12). Es gibt nicht allein eine Verfolgung von Seiten der Atheisten, sondern auch seitens von Gläubigen! Letztere leben in so tiefer Finsternis, daß sie meinen, Gott damit einen Dienst darzubringen (Joh. 16,2b). Weil die Gottseligkeit zur Lehre des N.T. zählt (1. Tim. 6,3), unterliegt diese dem Wandel nach 2. Petr. 3,11, wo es heißt: „ … welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit!" Damit wird das Geheimnis der Gottseligkeit wirksam sowohl in der Gnade dos Herrn als auch in unserem Wandel.

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6. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit (2. Thess. 2,7)

Wenn die Gesetzlosigkeit ein Geheimnis besitzt und vor bald 2000 Jahren bereits wirksam war, wie mag es dann heute um dieses Geheimnis bestellt sein? Diesem Geheimnis der Gesetzlosigkeit steht das Geheimnis der Gottseligkeit gegenüber. Was sagt die Heilige Schrift über das Wesen der Gesetzlosigkeit? Es heißt: „ … und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit" (1. Joh. 3,4). Was aber hat die Sünde mit einem Geheimnis zu tun? Es ist das Verborgene der Macht der Sünde, die heute vor Gott nach Gericht ruft, aber auf das Höchstmaß in der 70. Jahrwoche weist. Da wird der „Mensch der Sünde" offenbar, welcher der Sohn des Verderbens ist und das Gericht des Zornes Gottes über die Erde auslöst (2. Thess. 2,3). Gewaltige Dinge werden sich wegen der Offenlegung der Quelle der Sünde vollziehen. Furchtbares wird kommen, wenn der Antichristus, der Sohn des Teufels, seine Sünde auf die Menschen legt. Das ist der Augenblick, wo ins Licht kommt, was das Geheimnis der Gesetzlosigkeit zum Inhalt hat – es ist Verwüstung.

7. Das große Geheimnis (Eph. 5,32)

Wie uns bekannt ist, handelt es sich hier um Christus und die Gemeinde im Blick auf die Ewigkeit. Um Wiederholungen zu vermeiden, sei nochmals auf die Ausführungen in Heft 2 von „Wegweisungen für das Glaubensleben" hingewiesen.

8. Das Geheimnis bei der ersten Ankunft Jesu (1. Kor. 15,51)

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis", das sind die Worte des Paulus. Dann folgt ein Teil des Geheimnisses: wir werden nicht alle entschlafen (leiblicher Tod), aber wir werden alle verwandelt

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werden. An dieser Stelle blicken wir nach 1. Thess. 4,16.17. Dort werden uns die zwei gewaltigen Vorgänge bei SEINER Ankunft gezeigt:

a) Die Toten in Christo werden auferstehen.

b) Die Lebenden in Christo werden entrückt werden.

In diesem Geheimnis liegt die lebendige Hoffnung und Erwartung unseres Herrn. Die Parusie (Wiederkunft) Christi steht zugleich mit der Leibeserlösung nach Rom. 8,23 in Verbindung. Dieser Vorgang eröffnet uns die Herrlichkeit des Himmels im ewigen Glanz SEINES Lichtes. Da werden wir IHM gleich sein und IHN sehen, wie ER ist.

II. DER ZEITGEIST

Es ist keine Frage, daß der Geist der Endzeit jenes Wirkungsfeld darstellt, die Gemeinden, die sich auf dem Boden des Evangeliums bewegen, zu zerstören. Auch dann, wenn der Satan als der Urheber für den Abfall den Gemeinden bekannt ist, stehen die Gläubigen in der vollen Verantwortung vor Gott. Warum sterben Gemeinden und Gemeinschaften weg wie die Fliegen im Spätherbst? Weil sie nicht mehr im Bereich des Willens unseres Herrn gefunden werden! Der Apostel Paulus schreibt in Rom. 11,20b.21: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich; denn wenn Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat, daß er auch deiner etwa nicht schonen werde." Eines steht doch fest: der Durchschnitt der Erretteten lebt sehr schwach im Worte Gottes. Dort, wo das Wort Gottes spärlich in den Herzen der Gläubigen ist, kann auch der persönliche Glauben nicht stark sein. Warum neigen sich die Herzen der Erlösten zur Trägheit, zur Mystik, zur Welt? Weil der treue Herr ihre Herzen nicht mehr erfüllt, wie das sein sollte. Die Folge dieser Entwicklung über Jahrzehnte bringt Tod über Gemeinden. Anstatt daß sich die Kinder Gottes demütigen und die Klagen vor dem Herrn beständig ausbreiten, werden die Gläubigen gegeneinander frech und verlogen. Obgleich Paulus sagt: „Sei nicht hochmütig quellen viele dieser Leute vor

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Hochmut bald über. Besieht man ihr Schriftwerk, welches ja den Zustand ihrer Herzen widerspiegelt, so findet man kaum noch wortverbundene Auslegungen in ihren Artikeln. Das, was diese Gläubigen kennzeichnet, kommt entweder aus dem angelernten Intellekt der eiskalten Theologie, auf die sie noch stolz sind; oder aber das Resultat der Pressur aus dem Fleische wird feilgeboten. Das, was so sehr fehlt, ist das Erkennungsmerkmal – der Heilige Geist, welcher doch in alle Wahrheit führt. Überwindet man sich und liest das Feilgebotene dennoch, so bewegt man sich zwischen frösteln und abschütteln. Es geht in keiner Weise um unsere Vollkommenheit, sondern um den erkennbaren Geist des Herrn, der mehr als nur fehlt. Stellen wir die Frage, warum die notwendige Gnade dazu fehlt, dann ist dies wegen des Stolzes. Denn dem Demütigen gibt Gott Gnade. Das ist doch die Warnung Pauli: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!" Darum folgt Gericht Gottes, welches ja an SEINEM Hause anfängt. Und deshalb schont der Herr weder die natürlichen noch die eingepfropften Zweige, sondern reißt sie aus! Das ist eine bittere Sache, am wenigsten scheinbar für jene, die es betrifft. Gottlob gibt es wohl in allen Denominationen wenn auch wenige, so doch einige, die in der Verantwortung vor dem Herrn stehen. Bald aber werden auch diese vom Zeitgeist auf die Seite gestellt sein. Das, was für uns übrig bleibt, ist der Ruf zu unserem Gott, der da lautet: Komme bald, Herr Jesus!

Bruder und Schwester, wenn Du die letzte Zeit unmittelbar vor der Wiederkunft Jesu unbeschadet überstehen willst, so strecke Dich danach aus, Dich in das Wesen unseres Herrn umgestalten zu lassen. Dieses Heft soll Dir eine Hilfe sein, den Reichtum SEINES Wortes in Dein Herz aufzunehmen und demütig vor Deinem Herrn zu wandeln. Der treue Gott wird Dich um SEINES Namens willen reich segnen.

„LAß die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Jehova, mein Fels und mein Erlöser!" Psalm 19,14

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Werner Bergmann

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Werner Bergmann

Heft 3: Das Buch Ruth

– Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems

Christa Paasch

Heft 4: Die Brautweber – Erbauliches –

Werner Bergmann

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werk

Werner Bergmann

Heft 6: Den ER gesetzt hat

zum Erben aller Dinge

Werner Bergmann

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Grundlagen-Themen (Heft 5)

I. Von neuem geboren (Joh. 3,1-11)

Diese drei Worte aus Vers 3 beinhalten die Aussage des Herrn Jesus zu Nikodemus. So schnell wie wir gelernt haben, Bibelstellen beim Lesen zu überfliegen, so lange brauchen wir oft, bis wir sie mit dem Herzen verstanden haben. Möge der treue Herr schenken, daß wir ganz neu lernen, über SEIN Wort nachzusinnen. Für den Oberrabbi Nikodemus muß es hart gewesen sein, den „Rabbi" Jesus zu fragen (V.2). Wie beschämend war es für Nikodemus, als er die Worte des Herrn vernahm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt dieses nicht?" (V.10). Kam er deshalb bei Nacht zum Herrn, damit möglichst wenige dem Gespräch zuhören konnten? Wenn schon Nikodemus vom Herrn den ehrenwerten Titel „der Lehrer Israels" erhielt, so drückte seine Anrede an den Herrn Jesus, „daß du ein Lehrer bist, von Gott gekommen" (V.2), noch mehr aus. Es gab wohl nur den einen Lehrer, der von Gott gekommen war. Wie gut kannte Nikodemus den Herrn Jesus! Wir müssen die Frage stellen: Warum kannten die übrigen Scrvriftgelehrten den Herrn nicht auch so gut? Nikodemus gründete seinen Beweis auf die Erkennbarkeit der geschehenen Zeichen, indem er sagte: „… denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm" (V.2). Wußten denn die übrigen Schriftgelehrten nicht auch um die Zeichen, die der Herr tat? Sicher – denn Nikodemus sagte:

…..wir wissen …" (V.2). Mit dem „wir" sind doch gerade die

Schriftgelehrten gemeint. Wenn sie also um die Wahrheit über den Herrn wußten, aber nicht danach taten, lag Sünde in ihrem Leben vor, nämlich Neid. Sogar für Pilatus stand fest, daß „sie ihn aus Neid überliefert hatten" (Matth. 27,18). Der Neid der Schriftgelehrten brachte den Christus ans Kreuz.

Der Herr Jesus antwortete in Vers 3 auf die nächtliche Unterredung mit Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir …" Wenn die Heilige Schrift ein Wort wiederholt, wird das nachfolgende als besonders wichtig herausgestellt. Das Wort „wahrlich" bedeutet soviel wie „wahrhaftig", womit auch die Wahrheit ange-

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sprachen ist. Schließlich sprach diese Worte der, welcher die Wahrheit ist – Jesus. Dann fügte ER hinzu: „Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde …"

Die Problematik, von neuem geboren zu werden, war für Nikodemus so groß, daß er in Vers 4 fragen mußte: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?" Hatte ihn der Herr Jesus mit SEINER Aussage über die Neugeburt überfordert? Keineswegs! Aber woher sollte Nikodemus das Geheimnis wissen, welches in der Gesetzeszeit verborgen war? Das dreimalige „Wissen" in diesem Dialog gibt die Antwort:

 Joh. 3, 2: „Rabbi, wir wissen …"

 Joh. 3,10: …..und weißt dieses nicht?"

 Joh. 3,11: „Wir reden was wir wissen …"

Zuerst sprach Nikodemus für alle Schriftgelehrten, als er sagte: „… wir wissen …" Was wußten diese Theologen damals? Daß der Herr Jesus von Gott gekommen war! Also hätten sie den von Gott Gekommenen nur zu fragen brauchen, was sie aber aus Neid nicht taten. Deshalb stellte der Herr diese Leute allesamt als Unwissende hin, indem ER sprach: „… und weißt dieses nicht?" Wegen dieser Tatsache sagte der Herr daraufhin: „Wir reden was wir wissen …" Was wußte denn der Herr Jesus? Daß jemand (oder jedermann) von neuem geboren werden muß! Das wiederum wußten die Theologen damals nicht, einschließlich Nikodemus. Wie wenige wissen auch heute (nach Golgatha) um diese Notwendigkeit! Warum wußten es die Schriftgelehrten nicht? Weil sie den von Gott Gekommenen nicht fragten. Die sichtbaren Zeichen, welche der Herr tat, und die Bereitschaft des Nikodemus ließen den Obersten der Juden zu Jesus Christus kommen. Die Bedeutung der neuen Geburt erfuhr er, weil er kam. Wer anders als der von Gott gekommene Messias konnte ihm dies alles erklären? Warum wußte es Nikodemus vorher nicht? Weil er noch nicht gekommen war. Deshalb auch die Frage des Herrn an ihn:…..und weißt dieses nicht?"

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In Vers 3 sagte der Herr: „… Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde …" In Vers 7 steht sogar: „… Ihr müsset von neuem geboren werden." Beachten wir hier die Steigerung, die in den Worten Jesu liegt. Bereits aus Vers 3 können wir die Dringlichkeit entnehmen: „… Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde …" In Vers 5 erklärte der Herr in bezug auf

die neue Geburt:…..Es sei denn, daß jemand aus Wasser und

Geist geboren werde …" Demnach ist die „neue Geburt" ein Vorgang aus „Wasser und Geist". Vers 5 war die definitive Antwort Jesu auf die Vorstellung des Nikodemus über eine neue Geburt. Allerdings dachte der Oberste der Juden an eine Fleischgeburt. Deshalb redete der Herr Jesus von Wasser und Geist, denn beides hat nichts mit Materie zu tun.

1. Wasser und Geist

Niemals kann mit diesem Wasser unser Wasser H20 gemeint sein. Die Erklärung des Herrn steht in Joh. 3,6: „… was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist." Wäre also dieses Wasser hier Leitungswasser, würde die Aussage Jesu nicht stimmen. Es handelt sich aber um eine „neue Geburt", eine „rein geistliche"; demzufolge kann diese nur aus „Geist" kommen.

a) Was ist das Wasser?

Denken wir hier an das „Wasser des Wortes", welches geistlich und nicht materiell ist. Das lesen wir in Eph. 5,26: „auf daß er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort." In Joh. 6,63b erklärte der Herr selbst die Bedeutung des Wortes „Geist": „Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben." Wer wollte es wagen, unserem Gott durch billige Besserwisserei zu widersprechen? Die Worte unseres Herrn sind eben Geist! Damit ist das Wort Jesu oder das Wort Gottes (die Bibel) die erste Grundlage für eine neue Geburt.

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b) Was ist der Geist?

Mit Sicherheit ist es der vom Vater gesandte Heilige Geist. ER ist es auch, wenn nach Joh. 14,23 bei der Bekehrung eines Menschen der Vater und der Sohn zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Der Heilige Geist, welcher an jenem Pfingsttage ausgegossen wurde, übernimmt im Erretteten die Führung und Leitung in alle Wahrheit (Joh. 16,13). Dieser Sachwalter, Fürsprecher und Tröster kam vom Vater auf die Bitten SEINES Sohnes (Joh. 14,16). Sobald wir den Heiligen Geist empfangen haben, bleibt dieser bei uns in alle Ewigkeit, sagt Gottes Wort. ER konnte erst 50 Tage nach der Auferstehung Jesu Christi empfangen werden, niemals vorher (Joh. 7,39b). Damit ist der Heilige Geist die zweite Grundlage für eine neue Geburt.

ALLGEMEINES: Um in der Zeit der Gnade – also heute -errettet zu werden, bedarf es des Wassers SEINES Wortes, welches durch den Glauben beginnt, wirksam zu werden. Sobald wir uns als verlorene Sünder Gott stellen und im Glauben um Annahme und um Vergebung der Sünden bitten, reinigt uns das Blut Jesu Christi, SEINES Sohnes, von aller Sünde (1. Joh. 1,7). Das Wasser des Wortes allein genügt aber nicht, um von neuem geboren zu werden. Der Christus war bereits vor Golgatha das Wort. Die Macht des Wortes zur neuen Geburt lag aber erst nach Golgatha vor, weil das Werk der Erlösung in ganz enger Verbindung mit der Geistgeburt steht. Die Jünger des Herrn hatten SEINE Worte schon vor Golgatha gehört. Es fehlte jedoch die notwendige Opferkraft des Blutes Jesu, bis der Christus ausrief: „Es ist vollbracht!" Dies beweist geradezu die Stelle in Joh. 15,3: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe," Wiedergeboren waren die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht und konnten es auch nicht sein. Im A.T. hörten die Israeliten ebenfalls das Wort Gottes, und nicht wenige hatten den Geist Gottes. Von neuem geboren da-

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gegen war nicht einer von ihnen. Es fehlten das Opfer des Gotteslammes mit der Kraft des Geistes neuen Lebens und der Heilige Geist für die Erfüllung, Dienstausrüstung, Versiegelung und Führung in alle Wahrheit. Darin erkennen wir das Gnadengeschenk Gottes an die Gemeinde SEINES Leibes. In jedem Fall sind in der Gnadenzeit Gläubige ohne die neue Geburt auch nicht wiedergeboren. Es sind törichte Jungfrauen in Ermangelung des notwendigen Öls (Abbild des Geistes).

Soweit dürfte das bis jetzt behandelte Thema verstanden worden sein. Dennoch wollen wir die Hintergründe weiter betrachten. Zuvor aber besehen wir uns noch in Joh. 3 die Verse 3, 5 und 7 in der Steigerung der Aussagen Jesu an Nikodemus, den Obersten der Juden.

In Vers 3 sagte der Herr:….. Es sei denn, daß jemand von

neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen." Der Lehrer Israels wird belehrt durch den von Gott gekommenen Lehrer. Die neue Geburt bezieht sich auf das Sehen des Reiches Gottes.

In Vers 5 sagte der Herr: „… Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen." Während in Vers 3 das Sehen des Reiches angesprochen ist, wird in Vers 5 über das Hineinkommen in das Reich Gottes geredet. Somit steht die Definition „Wasser und Geist" in Verbindung mit dem Hineinkommen in das Reich Gottes.

In Vers 7 wird lediglich die Unabdingbarkeit angesprochen, in dieses Reich Gottes hineinzukommen: „… Ihr müsset von neuem geboren werden." Die Verwunderung des Nikodemus über die dringende Notwendigkeit, von neuem geboren werden zu müssen, spricht den Obersten der Juden nicht frei.

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2. Was ist das Reich Gottes?

Zunächst ist zu sagen, daß die Bezeichnung „Reich Gottes" eine neutestamentliche Formulierung ist. Sie kommt im AT. nicht vor und wird zum ersten Mal in Matth. 6,33 in der Aufforderung erwähnt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes …" Dieses Trachten hat mit Hingabe an Gott und mit Wertschätzung Gottes im Herzen der Menschen zu tun. „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr eingehe, als (daß) ein Reicher in das Reich Gottes (eingehe)" (Matth. 19,24). Der Mensch kann von sich aus überhaupt nicht in das Reich Gottes eingehen, sondern nur durch die Hilfe des Herrn. Aus diesem Grund kam der Christus vom Himmel herab auf die sündige Erde. ER brachte das Reich Gottes mit auf die Erde. Darum rief ER in Luk. 17,21 aus: „… siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch." Obwohl der Herr Jesus mitten unter den Menschen lebte, waren sie nicht automatisch im Reich Gottes! Es bedurfte der neuen Geburt aus Wasser und Geist, um überhaupt hineingehen zu können -daran hat sich bis heute nichts geändert. Darum sind alle anderslautenden Lehren von Menschen, in das Reich Gottes einzugehen, falsch.

Dieses Reich Gottes stand also nicht allein mit SEINER zeitlichen Erscheinung auf Erden in Zusammenhang, sondern der Herr Jesus war selbst das Reich Gottes. Damit ist klar, daß das Reich Gottes und die Person des Herrn Jesu als Einheit zu sehen sind. Dieses Reich ist nicht nur da, wo der Herr sich als Person aufhält, sondern auch dort, wo ER sich nicht aufhält. Nachdem der Herr nach vollbrachtem Werk am Kreuz aufgefahren war und sich zur Rechten des Vaters im Himmel gesetzt hatte, konnte Paulus in Kol. 4,11b sagen: „Diese allein sind Mitarbeiter am Reiche Gottes …" Der Herr Jesus hat also das Reich Gottes bei SEINER Himmelfahrt nicht mit in die Herrlichkeit genommen, sondern hier gelassen, obwohl es sich auf die Person Jesu gründet. Das Reich Gottes konnte auf Erden bleiben, weil es ein geistliches Reich ist. Deshalb sagte der Herr

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Jesus in Matth. 28,20b: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters." Das „Bei-uns-sein" ist durch die Gegenwart SEINES Geistes in den Erretteten der Gnadenzeit möglich. Obwohl der Herr im Himmel thront, ist SEINE Gegenwart auf Erden die Grundlage dafür, daß wir durch die neue Geburt das Reich Gottes (auf Erden) „sehen" können (Joh. 3,3) und daß wir durch die Geburt aus Wasser und Geist in das Reich Gottes (im Himmel) „eingehen" können (Joh. 3,5). Die Gegenwart des Herrn ist aber auch Grundlage dafür, daß wir von neuem geboren werden müssen (Joh. 3,7). Das Erreichen dieser Ziele durch Werke ist ausgeschlossen.

3. Was ist die neue Geburt?

Einer Geburt muß eine Zeugung vorausgegangen sein. So ist es im Fleische und auch im Geiste. Als sich der Sohn Gottes im Fleische offenbarte, begann SEINE leibliche Existenz mit der Zeugung. Dieser Vorgang war prophetisch im Wort angekündigt und ist in Ps. 2,7 zu lesen. Der Beschluß zur Zeugung geschah in der Ewigkeit durch die Fülle der Gottheit. Die Zeugung selbst erfolgte vor bald 2000 Jahren. Der himmlische Vater übernahm als Vater die Seite des Gebers, der Heilige Geist vollzog nach Matth. 1,20 die Zeugung im Fleische auf der Erde. In ähnlicher Weise geschieht bei uns die „neue Geburt" nach dem Geiste, welche auch „Wiedergeburt" genannt wird. Gut verständlich bringt die Elberfelder Übersetzung den Vorgang in 1. Petr. 1,3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiederqezeuqt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten." Das Wort „wieder(gezeugt)" bestätigt beim Menschen die vorausgegangene erste Zeugung im Leibe des Fleisches. Der Lobpreis auf Gott und den Vater resultiert aus der Urheberschaft des Samens. Die Zeugung (vor Ort) vollzieht der Heilige Geist ganz individuell. Der Samen ist rein geistlich (geistliches Samenkorn – für das menschliche Auge

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nicht sichtbar). Dieser Samen ist Wort und Geist. So steht es in Jak. 1,18: ….. hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt …", und in Joh. 6,63 lesen wir, daß dieses Wort Geist ist. Deshalb ist im göttlichen Samen substantiiertes Geistgut vorhanden – Anteile vom Vater, vom Sohn und vom Heiligen Geist. Auch wenn weder der Sohn noch der Heilige Geist unser Vater ist, existiert das Erbgut der Familie Gottes.

Diesen Samen, der vom Vater kommt, nimmt der Heilige Geist und vollzieht in dem zu rettenden Menschen die Zeugung. Bei der geistlichen Zeugung müssen anschließend nicht – wie bei der fleischlichen Zeugung des Menschen – neun Monate des Reifens folgen. Mit großer Gewißheit wird es bei der Wiedergeburt unterschiedliche Zeiten geben. Es ist davon auszugehen, daß bei Gott die Zeugung und die neue Geburt in wenigen Minuten erfolgen können. Weil die Zeugung mit dem Wort Gottes in Verbindung steht, kann zwischen dem Hören (welches der Zeugung und Befruchtung entspricht) und der eigentlichen Geburt aber auch eine Zeit der Entwicklung und Reife sein. Wieviel göttlicher Samen wird ausgestreut, ohne daß jemals mit Frucht gerechnet werden kann! Sobald also nach einer Zeugung der Samen die notwendige Reife hat, vollzieht sich nach Gottes Willen die Geburt – die Geburt nach dem Geiste. Das Reifen muß erkennen lassen, daß der Glaube im Menschen einen Stand erreicht hat, wo er zur Überzeugung gekommen ist, daß „Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes" (Joh. 20,31) und daß „jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt" (Apg. 10,43). „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst" (1. Joh. 5,10a). „Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben" (Joh. 6,47; siehe auch Apg. 16,31). „Und Gott, der Her-zenskennner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab …" (Apg. 15,8). Was uns bei diesen wenigen Bibelstellen – man könnte noch viele andere zitieren – auffällt: von einem Sündenbekenntnis steht nichts geschrieben. Wir sollten dies unbedingt festhalten, um treu im Wort Gottes gefunden zu werden. Gewiß sollen wir unsere Sünden bekennen, was eben-

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sooft im Neuen Testament steht. Denken wir nur an 1. Joh. 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit." Wie sollten denn sonst die Sünden in die Vergebung kommen, wenn wir sie nicht bekennen? Damit werden aber die zuvor genannten Schriftstellen nicht ungültig.

Was ist in dieser Sache der Wille Gottes? Was in der Bibel steht, soll für uns verbindlich sein. Demzufolge können Menschen zum lebendigen Glauben kommen, ohne ihre Sünden generell bekannt zu haben. Lassen wir bitte das Wort in dieser mitgeteilten Form stehen, sonst erheben wir uns über Gott. In jedem Fall wird es aber in kürzester Zeit zu einem generellen Sündenbekenntnis kommen, weil der Heilige Geist nicht ruhen wird, in die Wahrheit zu führen. Wenn wir einen Menschen, der sich erretten lassen will, beknien, um gutgemeint die Sünden aus ihm herauszupressen, ist es möglich, daß wir dem Heiligen Geist damit zu schnell vorauseilen. Die Folge davon kann sein, daß wir gesetzlichen oder unnüchternen Kindern Gottes zur Geburt verhelfen. Der Herr möchte aber, daß wir bei der Gewinnung von Seelen äußerst individuell arbeiten und selbst in engem Kontakt mit IHM, dem Herzenskenner, und SEINEM Wort stehen.

4. Die eigentliche Geburt nach dem Geiste

Sobald ein Mensch sich als verlorener Sünder erkennt, ist die Saat des Wortes Gottes aufgegangen. Der Wunsch nach Errettung und Vergebung vor Gott wird so stärk, daß in aller Bereitschaft die Sünden bekannt werden. Sehr oft weicht dabei eine große Last vom Herzen und vom Gemüt. Was ist geschehen? Gott hat den Sünder angenommen. Der gute Hirte hat ein verlorenes Schäflein wiedergefunden. Das Opfer des Christus hat dem Seelenfeind die Beute entrissen. Es findet ein Wechsel der

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Eigentümer statt. Ein Mensch ist „von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott" gelangt (Apg. 26,18).

Nun wollen wir behandeln, was im inwendigen Bereich geschieht, Sobald die vom Herrn notwendige Reife gegeben ist, kommt es zur neuen Geburt (Wiedergeburt). Dies lesen wir in Tit. 3,5: „… durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes." Eigentlich ist die neue Geburt gar keine Waschung. Aber neues, ewiges Leben entsteht, weil der Samen des Wortes und des Geistes auf fruchtbaren Boden gefallen ist und Wurzeln geschlagen hat. Denken wir hier an das vierfache Ackerfeld. Wohl mag der Apostel Paulus im Brief an Titus auch an die leibliche Geburt gedacht haben. Die zur Welt gekommenen Erdenbürger werden erst einmal gewaschen. Geistlich ist dies vergleichbar mit der Abwaschung unserer Sünden, wie wir das in Apg. 22,16 lesen: „Stehe auf, laß dich taufen und deine Sünde abwaschen …" Allein durch den Glauben an IHN empfangen wir Vergebung der Sünden.

Was aber die Erneuerung des Heiligen Geistes betrifft, so meint die Bibel nicht, daß ein vorhandener Heiliger Geist restauriert und erneuert wird, sondern daß die Erneuerung in uns gleich dem Empfang des Heiligen Geistes ist. Die neue Geburt kann in der Gnadenzeit überhaupt nur mit dem Empfangen des Heiligen Geistes verstanden werden. Im gleichen Augenblick, wo wir zur Geburt nach dem Geiste gekommen sind, ist der Heilige Geist sofort wirksam und versiegelt uns. Nach Eph. 1,13 findet die Zeugung folgendermaßen statt: „nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geiste der Verheißung." Demnach bewirkt das Wort des Geistes den Glauben zur Zeugung. Sobald die Frucht der neuen Geburt da ist, versiegelt der Heilige Geist in uns das neue Leben im Geiste. Die Versiegelung der neuen Geburt bringt für den Erretteten den sofortigen Besitz des Heiligen Geistes mit sich.

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5. Was geschieht bei der neuen Geburt?

Zuerst ist durch Glauben der himmlische Samen des Wortes angenommen worden. Sobald in den Augen Gottes diese Entscheidung echt ist, vollzieht sich im Glaubenden die Zeugung. Bei dieser Zeugung wurde, wie wir bereits behandelt haben, „Substanz" von der Fülle der Gottheit mitgegeben. Es wird zwar nur vom Samenkorn geredet, aber das genügt vollständig. Der Samen vom Vater und vom Sohn reift zur Frucht der neuen Geburt. Das bestätigt auch Joh. 14,23: „… und mein Vater wird ihn lieben, und wir (Vater und Sohn) werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Der Heilige Geist übernimmt dann das Weitere bei der neuen Geburt im Geiste.

6. Wie äußert sich die neue Geburt?

So, wie man die Geburt eines Kindes durch den Schrei wahrnimmt, wird in der Gemeinschaft von Erretteten offenbar, wenn jemand zur neuen Geburt gelangt ist. Wesenhaft sind die Gesinnung des Herrn und die Vergebung der Sünden angenommen worden. Ebenfalls kommen das Zeugnis des Heiligen Geistes und das Verhalten des „inneren Menschen" (2. Kor. 4,16; Eph. 3,16) zum Ausdruck. In jedem Fall wird nach der Geburt ein Wachstum sichtbar (Kol. 1,10). Kinder Gottes, die bekannt sind für Eigenwilligkeiten, Rechthabereien und Exzentrizitäten, die beständig in Spannungen, Konflikten und Auseinandersetzungen mit eventuellen Mißverständnissen leben, haben geistliche Geburts- und Wachstumsstörungen. Wenn über Jahre hinweg diese Wachstumsstörungen anhalten, bereitet die Beseitigung der Schäden Schwierigkeiten. Die Gewohnheit an diesen Zustand über lange Zeit hinweg läßt die Beweglichkeit stagnieren. Allein das gesunde Wachstum in der Gemeinschaft mit Gläubigen in Gebet, Bibelarbeit und Verkündigung, aber auch zeugnishafte Tätigkeiten sollten das Leben eines Gotteskindes bestimmen. Es geht dabei um die geistliche Fruchtbarkeit des

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einzelnen Gläubigen zur Ehre Gottes. Ziel jedes Erretteten sollte auch sein, verlorene Seelen zu gewinnen und zum Herrn zu führen. Andere Gläubige geistlich aufzubauen, sollte ebenfalls nicht fehlen.

Der Artikelschreiber war in den Jahrzehnten seines Glau benslebens oft zutiefst erschüttert über die abgrundtiefe Unwissenheit der Erretteten über Gottes teurem Wort. Mit dieser Not stand ich wiederholt vor dem Herrn. Ich konnte nicht begreifen, daß die Bibel, Gottes Wort, bei wiedergeborenen Gläubigen keinerlei Fruchtansatz erkennen ließ. Diese Leute wurden mir zur Anfechtung, weil ich merkte, daß meine Liebe zu ihnen spürbar litt. Lange Zeit später machte der Herr mir die Sache klar. Wir waren bei Gläubigen eingeladen. Dort lernten wir unter den Gästen auch eine Familie mit kleinen Kindern kennen. Ein Junge zog durch sein Verhalten die Aufmerksamkeit aller auf sich. Während des Besuches sagte der kleine Kerl unter anderem: „Papa, kauf mir doch auch so ein Haus wie dieses hier." Den Vater störten die kindlich dummen Worte seines Jungen nicht im geringsten. Die Liebe des Vaters zu seinem Kind wurde dadurch nicht eingeschränkt. Diese Begebenheit erinnerte mich an meine Denkweise. Wenn die elterliche Liebe keine Einschränkung erfährt, wieviel weniger die Liebe unseres himmlischen Vaters, wenn sich Kinder des Lichts aus Unwissenheit falsch verhalten. Eines tut unser Gott nicht: ER schränkt SEINE Liebe zu uns nie ein, auch wenn wir uns dumm benehmen.

7. Die Wiedergeburt

Wie wir aus der bisherigen Auslegung entnehmen konnten, lehrt die Bibel, daß die Wiedergeburt mit „von neuem geboren sein" gleichzusetzen ist. Sie ist im Menschen ein geistlich übernatürlicher Vorgang, durch den man zum Kind Gottes wird. Nach der katholischen Lehre ist die Inkarnation die Fleischwerdung Jesu. Diese Inkarnationslehre darf aber nicht mit der fernöstlichen

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Reinkarnationslehre verwechselt werden. Hierbei handelt es sich um die Wiederverkörperung in tierischen oder pflanzlichen Existenzformen, als Strafe und Läuterung nach dem Tode. Die Reinkarnationslehre tritt vorrangig in Indien auf und ist Bestandteil der Weltreligionen Hinduismus, Buddhismus und Brahmanis-mus. In abgewandelter Form ist sie ebenso in der Theosophie, Anthroposophie und im Spiritismus zu finden.

8. Kann man von der neuen Geburt abfallen?

Über diese Frage haben sich Gott und auch Menschen Gedanken gemacht. Unser Schöpfer-Gott hat uns SEINE Gedanken nicht vorenthalten, sondern in der Bibel festgelegt. Die Menschen haben darüber viele Meinungen, bei Gott aber gibt es nur eine Wahrheit. Niemals ist die Wahrheit Gottes gespalten. Solches Gespaltensein findet man nur bei Menschen. Das ist Schizophrenie im geistlichen Bereich. In verschiedenen Schriftstellen, die man night verstehen oder einordnen kann, will man Beweise sehen, die gar keine sind. Nun gut. Ich frage nur: Gibt es eine einzige Bibelstelle, wo geschrieben steht, daß jemand „von der neuen Geburt" abfallen und „vom ewigen Leben" geraubt werden kann? Nein! Also stellen wir die Frage umgekehrt: Gibt es ein Bibelwort, das aussagt, daß niemand „vom ewigen Leben" geraubt werden kann? Ja! Den Beweis finden wir in Joh. 10,28: „Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben." Das hat aber nur Gültigkeit, wenn wir glauben, „gleichwie die Schrift gesagt hat" (Joh. 7,38). Wer aber den Worten der Menschen mehr glaubt als dem Worte Gottes, ist nicht im Lichte Gottes.

Glaubende erfreuen sich am Wort des Herrn, denn ER ist die Wahrheit. Sollten wir Menschen glauben, von denen es in Ps. 116,11 heißt: „Ich sprach in meiner Bestürzung: Alle Menschen sind Lügner!"? Nein, unser Gebet soll sein: Herr Jesus,

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ich will DIR mehr glauben als den Menschen, die „alle" Lügner sind. In Joh. 10,29 wird gesagt, daß der Vater größer ist als „alles". Darum kann niemand die Erretteten aus der Hand des Vaters rauben. Würde auch nur einer geraubt werden können oder geraubt werden wollen, müßte ein Größerer als der himmlische Vater kommen; einen solchen aber gibt es nicht. Glaubst Du an etwas, was es nicht gibt? Dann überprüfe Deinen Glauben vor Deinem Gott! Wir, die wir glauben, gleichwie die Schrift sagt, erfreuen uns SEINES Wortes und der Zusagen der Verheißungen des alleinigen und großen Gottes. Auch danken wir IHM für das Wort der Wahrheit, wodurch wir in der Freiheit der Kinder Gottes frohen Herzens singen können:

„Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust, ruhend in seiner Liebe, da find ich Himmelslust."

9. Die neue Geburt im Blick auf die Ewigkeit

Die Wiedergeburt ist nicht die sichtbare Vollendung unseres himmlischen Leibes, wohl aber wie ein Samenkorn, denn sie ist die Basis für die erste Auferstehung. Paulus sagt dies in 1. Kor. 15,37: „Und was du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn …" Das neue Leben in der neuen Geburt ist für unser Auge nicht sichtbar, weil es rein geistlich ist. Wir wissen, daß auch der neue Auferstehungsleib ein geistlicher ist. Über das ewige Leben in der neuen Geburt sagt Paulus in Kol. 3,3: „… euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott." Der verborgene Zustand hält an, solange sich die Leibesgemeinde Jesu auf der Erde befindet. Erst bei SEINER Ankunft trifft ein, was in Kol. 3,4 geschrieben steht: „Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit."

Blicken wir noch einmal zurück zum Anfang der neuen Schöpfung. Zuerst findet die Zeugung statt. Dann folgt die neue Geburt nach dem Geiste. Solange wir im Fleische wandeln,

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bleibt die neue Geburt – vom Gehalt des ewigen Lebens her -verborgen. Nur der Mensch des Geistes vermag jemanden zu beurteilen, ein Verlorener kann es nicht (1. Kor. 2,14.15). Das ist auch der Grund, weshalb wir von der Welt abgelehnt werden. Sie beurteilt uns falsch, weil man uns nicht beurteilen kann. Unserem Herrn erging es genauso.

Der Tag der Offenbarwerdung der neuen Geburt ist die Ankunft des Herrn Jesus. Da werden wir auferweckt oder überkleidet zu neuem Leben in Herrlichkeit. Dieser Auferstehungsleib ist gleich dem unseres Herrn. SEIN Leib und unser Leib der Auferstehung haben die Macht und die Bande des Todes überwunden. In diesem Geistleib fahren wir auf in die Himmel, stehen vor dem Richterstuhl des Christus und verbringen dann die endlose Ewigkeit. Einen Verschleiß oder ein Veralten dieses Leibes gibt es nicht. Die Vergänglichkeit des Menschen liegt in der Sünde des Fleisches begründet. Den irdischen Leib legen wir für ewig ab, weil der Herr eine neue Geburt geschenkt hat, die für alle Ewigkeiten Geist ist. Das ist Teil unserer lebendigen Hoffnung in Christo. Wenn wir für immer bei IHM in der Herrlichkeit sind, wird irdisches Leid und jegliche Schwachheit für immer ein Ende haben.

Deswegen wollen wir hier schon fröhlich sein und in tiefem Bewußtsein vor dem Herrn wandeln – in Gehorsam zum Wort, in Hingabe an das Vorbild Jesu und in aller Dankbarkeit zu dem, der alles für uns getan hat. Wir freuen uns auf SEIN Erscheinen und rufen zu unserem Gott: „Komme bald, Herr Jesus!"

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II. „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." (Rom. 11,6a)

Nicht nur in der Gesetzeszeit bei den Israeliten gab es Tage in treuem Wandel – es gibt sie auch in der Gnadenzeit durch die Nationen. Wir kennen aber auch Zeiten der Untreue im Alten Bund bis hin zum Abfall von Gott. Leider erleben wir einen solchen Abfall auch in den Tagen der Gnadenzeit. Im Alten Bund wich man vom Gesetz ab, heute weicht man von der Lehre des Wortes ab. Abweichungen damals wie heute bringen uns immer von bösen Zeiten bis zum Gericht. Genauso war es bei dem Gericht der Wasserflut, so war es zur Zeit Jesu, und so ist es auch heute unmittelbar vor der 70. Jahrwoche. Der Abfall ist das erkennbare Symptom des kommenden Gerichts. Je weiter wir dem Ende der Gnadenzeit entgegeneilen, desto stärker ist dieser Abfall mit dem Verlassen des Wortes zu erkennen. Das Verlassen des Wortes ist vor Gott Untreue und Mißachtung SEINER Liebe und Wahrheit. Dabei werden die Aussagen der Heiligen Schrift gar nicht mehr richtig verstanden. Vielen fehlt heute das, was einst der Liederdichter schrieb: „Ach, bleib' mit deiner Klarheit …" Segnungen Gottes werden gedeutet, als kämen sie aus falscher Quelle. Die Gemeinde Jesu befindet sich aus eigenem Verschulden in einem bedauernswerten Zustand des geistlichen Untergangs. Hier soll einer von mancherlei Irrtümern angesprochen werden, nämlich die Behauptung: Bei der Wiederkunft Jesu sind nur diejenigen Kinder Gottes dabei, die im Augenblick der Epiphanie (Erscheinung des Herrn) ohne Sünden sind.

1. Kurzer Überblick über Römer 11,1-6

Wir wollen nun anhand der Bibel diese Aussage untersuchen. Jede menschliche Meinung ist letztlich unwichtig – es sei denn, die Heilige Schrift bestätigt diese. Der alleinige Maßstab für die Wahrheit ist und bleibt das Wort Gottes. Kommen wir zurück zu

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Rom. 11,6a und wiederholen: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Den meisten Lesern wird wohl bekannt sein, daß die Kapitel 9-11 im Römerbrief reine Israel-Geschichte enthalten. Darum beginnt Kap. 11 auch mit den Worten: „Hat Gott etwa sein Volk verstoßen?" Das kann nie sein, weil sich der Apostel Paulus in Vers 1 als Israelit aus dem Stamme Benjamin vorstellt. Hätte Gott SEIN Volk wirklich verstoßen, hätte Paulus nicht mehr gerettet werden können. In Vers 2 lesen wir: „Gott hat sein Volk nicht verstoßen …" Vielmehr hat der Herr das Volk Israel „zuvorerkannt", noch bevor die Israeliten waren (Rom. 8,29).

Hochbedeutend ist in Kap. 11 der Schriftbeweis, den Paulus bringt, indem er Elias (griech. für Elia) zitiert. Von Elias wissen wir, daß er der Vater der Propheten ist. Paulus sagt von ihm: „Wie er vor Gott auftritt wider Israel …" (V.2c). Damit will der Apostel beweisen, daß Gott SEIN Volk nicht verstoßen hat, denn der in Vers 3 erwähnte Auftritt des Propheten war nicht durch den Geist Gottes gewirkt. Elias war mit Sicherheit ein Mensch der Wahrheit. Wir wollen daraus lernen, daß auch Männer Gottes sich irren können. Zugleich stellt Paulus klar, daß es einen Auftritt gegen Israel gar nicht geben darf, weil der Herr SEIN Volk nicht verstoßen hat. Elias war gewohnt, als Prophet gegen Israel harte Gerichtsworte zu reden – aber nicht solche wie in Vers 3. Die Argumente gegen Israel brachte er in vier Punkten vor. Sie lauten: „Herr,

 sie haben deine Propheten getötet,

 deine Altäre niedergerissen,

 und ich allein bin übriggeblieben,

 und sie trachten nach meinem Leben."

Die Heilige Schrift bestätigt die Punkte 1, 2 und 4, nicht aber den Punkt 3. Warum redete der Prophet diese Worte, welche er nicht vom Geist Gottes erhalten hatte? Schreckliches hatte Elias mit Israels Abfall in den Baalsdienst erlebt. Endlich sah er einen Abschluß Gottes mit dem götzendienerischen Volk, welcher auch das Ende seiner Not mit diesem Volke sein sollte. Der Prophet sah für die Zukunft Israels keinen Weg mehr. Deshalb wollte er

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dem Herrn so viele Beweise liefern, um IHM zu zeigen, daß es sich nicht mehr lohne, mit all den vielen Ermahnungen an das ehebrecherische Volk Israel fortzufahren. Der Prophet hatte es satt und wollte nicht mehr – wie einst, als er unter dem Ginsterstrauch lag und Gott bat, seine Seele aufzunehmen.

Elias Auftritt gegen Israel beantwortet Paulus in Vers 4 mit der Frage: „Aber was sagt ihm die göttliche Antwort?" Auf die vier Punkte des Propheten entgegnet der Herr mit Aber! Dieses Wort dreht meistens die Bedeutung einer vorausgegangenen Mitteilung ins Gegenteil. Weiter heißt es: „Ich habe mir übrigbleiben lassen siebentausend Mann, welche dem Baal die Knie nicht gebeugt haben." Es entspricht dem Wesen Gottes, einen Überrest vor dem Tode zu retten. (Eine Mutterkuh durfte in Israel nicht mit dem Kälbchen geschlachtet werden, siehe 3. Mose 22,28.) Obwohl Elias Prophet war, wußte er nichts davon, daß der Herr noch einen Überrest von siebentausend Mann hatte. Diese hatten sich nicht vor dem Baal gebeugt und den Mund des Götzen nicht geküßt (1. Kön. 19,18). Wie mußte der Prophet gestaunt haben, als er die Worte Gottes über jene siebentausend Mann vernahm. Vielleicht waren sie sogar die Frucht seines Wirkens! Auch wir wissen nicht, wem wir auf Erden zum Segen sind, sofern wir in Treue vor Gott wandeln. Obgleich damals die Gesetzeszeit galt und in 2. Mose 20,3 geschrieben steht: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir", wandelte das Volk Israel bis auf den Überrest im Götzendienst.

Paulus nimmt in Vers 5 die Situation zum Anlaß und sagt, daß auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade ist. Keineswegs meint der Apostel die Nationen, sondern er redet von Israel in der Gnadenzeit. Der Menge der orthodoxen Israeliten steht das Häuflein der erlösten Israeliten gegenüber. In Vers 6 stellt sich der Apostel Paulus, der damals schon in der Gnadenzeit lebte und errettet wurde, auf den Boden der Gnade und sagt: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Merken wir uns diese Worte gut!

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2. Das Zeitsymptom

Gehen wir im Blick auf das bisher Gesagte nun auf die Behauptung jener ein, die sagen, bei der Ankunft des Herrn würden nur diejenigen dabeisein, welche in diesem Moment in einem völlig vergebenen Zustand gefunden werden. Wäre diese Behauptung wahr, müßte ich mich als Erretteter im Heiligungsleben so verhalten, daß ich lückenlos in der Vergebung lebe. Für Sünden, die mir erst verspätet zum Bewußtsein kommen, müßte ich etwa alle drei Minuten um Vergebung bitten. Um in solch einer Heiligung zu sein, wäre dies rund um die Uhr notwendig. Damit würde ich mich aber einer großen Gefahr aussetzen, denn es stellt sich automatisch die Frage: Was geschieht, wenn der Herr eineinhalb Minuten nach einem Gebet erscheint? Hätte ich nach einer Minute wieder gesündigt und innerhalb einer halben Minute nicht um Vergebung gebeten, wäre ich bei der Ankunft des Herrn nicht dabei.

Paulus warnt vor solchen Menschenweisheiten und schreibt in 1. Kor. 14,20: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstände …" Wir preisen unseren Gott, daß SEINE Parusie (Wiederkunft) keine Sache des Verstandes ist. Fest steht, daß eine solche Heiligung Krampf und Werk ist. Hätten wir darin die Rechtfertigung zur Entrückung, wäre die Rechtfertigung aus Werk in der Gesetzeszeit nur ein kleines Vorspiel gewesen. In dieser Zeit hatte der Mensch Gott im Fleische zu dienen. Dazu gehörte auch das Werk, welches im AT. durch das Gesetz gefordert war. Dieses Werksdenken liegt unserem Fleisch sehr, weil der natürliche Mensch sich nicht gern dem Geist Gottes unterwirft. Eher „gelüstet" das Fleisch wider den Geist (Gal. 5,17a). In Matth. 26,41b lesen wir: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach." Seit Christi Erlösungswerk ist der Fleischesdienst für uns beendet. „Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit' (Rom. 10,4). Das ist die Rechtfertigung aus Glauben nach Rom. 5,1. Sie gilt nie im Gesetz, sondern dort, wo Gnade regiert. Deshalb steht die Gnade nicht mit unserem Fleisch in Verbindung, wohl aber mit dem Geist. Daß unser Fleisch keine Beziehung zur Gnade hat, ist dadurch

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bewiesen, daß wir trotz Golgatha noch im Fleische sterben müssen. Deshalb dienen wir dem Herrn nicht mehr im Fleische, sondern wandeln nach dem Geiste (Rom. 8,4).

Alttestamentlich Neutestamentlich

wandelte man nach lebt man nach

i i

Gesetz Gnade

1 I

Fleisch Geist

1 1

Werk Glauben

Damit steht dem Gesetz die Gnade, dem Fleischesdienst der Geistesdienst, der Rechtfertigung aus Werk die Rechtfertigung aus Glauben gegenüber. „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Wir haben in der Gnadenzeit nichts mehr mit der Rechtsprechung aus Werk zu tun. Paulus schreibt in Rom. 4,4.5: „Dem aber, der wirkt, wird der Lohn nicht nach Gnade zugerechnet, sondern nach Schuldigkeit. Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet." Beide Verse reden doch eine ganz klare Sprache. Unsere Rechtsprechung ist uns allein durch Glauben und Gnade im neutestamentlichen Geistesdienst geworden. Irgendwelches Werk in die Errettung oder Entrückung hineinzulegen, ist Betrug. Darum sagt Paulus in Rom. 11,6b: „Sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade."

3. Was lehrt das Neue Testament?

Es könnte nun jemand sagen: Wir wollen doch nur den Herrn um Gnade bitten, die Sünde zu überwinden und dabei zu sein, wenn ER die Seinen aufnimmt. Lieber Freund, Du kannst die Sünde nicht überwinden, auch wenn Du Gott anhaltend darum bittest. Der himmlische Vater hat nur einen einzigen Menschen gefunden,

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der in der Lage war, die Sünden zu überwinden: „der Mensch Christus Jesus" (1. Tim. 2,5). Auf IHM lag des Vaters Wohlgefallen (Matth. 17,5). Als der Herr die Sünden der ganzen Welt auf sich nahm (1. Joh. 2,2), mußte ER sterben, „auf daß er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel" (Hebr. 2,14).

Nun magst Du sagen: Wir brauchen doch Gnade, damit wir bei der Ankunft des Herrn dabei sind. Lieber Freund, auch das stimmt nicht. Der Gnade Gottes bedürfen wir in allen Lebensbeziehungen zu Gott. Aber für SEINE eigenen Verheißungen benötigt Gott keine Gnade. Daß wir bei der Ankunft des Herrn dabei sind, unterliegt nicht der kommenden Gnade Gottes. Diese Verheißung erhalten wir bereits bei unserer Wiedergeburt. So lehrt es jedenfalls die Bibel in Rom. 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesum aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christum aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes." Die Heilige Schrift lehrt nicht die Sicherheit der Aufnahme bei SEINER Wiederkunft durch erbetene Gnade zur Überwindung. Vielmehr liegt die Sicherheit in dem in uns wohnenden Geist! Für die Dinge, die Gott verheißen hat, wird weder die Gnade noch unsere Überwindung gebraucht. So, wie der Herr in Rom. 8,11 geredet hat, geschieht es. Um besondere Gnade müssen wir nur dann bitten, wenn Gott die Zuständigkeit für etwas in unsere Hand gelegt hat, d.h. für alles, was unseren Weg im Glauben und Wandel betrifft!

Die Wiederkunft Jesu liegt nicht in unserer, sondern in Gottes Hand. Diese Tatsache bestätigen einige Bibelstellen. Zum Beispiel steht in 1. Kor. 6,14: „Gott aber hat sowohl den Herrn auferweckt, als er auch uns auferwecken wird durch seine Macht." SEINE Gottesmacht reicht hundertprozentig aus, uns aufzuerwecken und zu entrücken. Wer Christi Geist besitzt, ist dabei; wer Christi Geist nicht hat, ist nicht dabei! Für die Dinge Gottes brauchen wir keineswegs um Gnade zu bitten. Sonst müßten wir bei der Bekehrung auch um Gnade zur Überwindung für die Versiegelung durch

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den Heiligen Geist bitten; oder wir müßten bitten, daß wir zum Richterstuhl Christi kommen usw. Alles aber, was <Jn Mim in unsere Hand gelegt hat, d.h. alles, was unserer großen Schwach heit unterworfen ist, bedarf sehr wohl der Gnade zur Uboiwm dung. Wir sind aufgefordert zu bitten: „Komme bald, Herr Jesus!" Aber wir vermögen nicht zu bitten: Herr Jesus, gib uns Gn; id< >. in i<l Kraft zur Überwindung, daß wir dabei sind, wenn DU kommst. Das wäre nicht nur unnüchtern, sondern noch ärger.

Kinder Gottes haben die Legitimation zur Aufnahme in die Herrlichkeit, sobald der Herr kommt – egal, ob sie in tiefer oder ober flächlicher Heiligung leben. Die Rechtfertigung dafür besitzen wir in SEINER Auferweckung nach Rom. 4,24.25: „sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesum, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist." Die einzige Bedingung, die Herrlichkeit zu schauen, ist der Glaube an Gott. Alles andere ist unsinnig. 1. Thess. 4,14 bestätigt dies sehr deutlich. Allein der Glaube an Christus ist entscheidend. Nachdem Christus des Gesetzes Ende geworden ist, hat jede noch so sehr betonte fleischliche Anstrengung (auch die Überwindung durch Gnade im Wandel) keinen Raum mehr.

4. Was ist Gnade?

Mit Gewißheit handelt es sich hier um die Gnade Gottes und nicht um die Gnade der Menschen. Gnade kann nur einem Schuldigen zuteil werden, der seinerseits kein Recht auf Gnade besitzt. Wir alle sind wegen unserer Sünde schuldig vor Gott. Wer aber die Vergebung im Blute des Lammes annimmt, wird von Gott begnadigt. Die Basis unserer Errettung ist allein die Gnade (Eph. 2,8). Auch unser ganzes Leben in der Gemeinschaft mit dem Herrn gründet sich auf Gnade. Gottes Grundlage für SEIN Handeln an uns ist nicht mehr die Gerechtigkeit des Gerichtes, sondern die Gerechtigkeit SEINER Liebe. Und genau das ist Gnade! „Wenn

aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Wäre bei unserer von Gott vollzogenen Errettung auch nur das Maß eines tausendstel Millimeters Menschenwerk dabei, so ergäben sich zwangsläufig folgende Auswirkungen:

a) Der Mensch hätte ein wenig Ehre betreffs seiner Erlösung, denn er hätte auch seinen Anteil dazugetan. Da er von Natur aus „meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist" (Gal. 6,3), würde er sich selbst größer machen als das Werk am Kreuz.

b) Der Herr Jesus würde um das Maß dieses tausendstel Millimeters in SEINER Ehre beschnitten. Die Selbsterhebung des Menschen über den Herrn wäre eine große Beschneidung SEINER Ehre.

c) Das Werk vom Kreuz wäre nicht vollkommen. Das Vertrauen könnte nicht uneingeschränkt Gott gebracht werden, weil der Herr ja den Anteil des Menschen für das Erlösungswerk gebraucht hätte.

Deshalb ist es unmöglich, durch menschliche Heiligung die Auferstehung und Entrückung zu erwirken; sonst wäre Gnade nicht mehr Gnade. Gottes Gnade schließt alle Werke aus, auch die der Heiligung. Das ist die Lehre der Heiligen Schrift betreffs der Gnade Gottes für uns. Alles, was den gesunden Worten der Lehre des N.T. nicht entspricht, kommt nicht von oben. Weil die Bibel gerade über die Gnade Gottes so deutlich redet, bringen entgegenstehende Meinungen von Gläubigen den Mangel an Erkenntnis des Wortes Gottes zum Ausdruck. Darum wird der Herr bei SEINER Wiederkunft denen begegnen, die völlig auf die Gnade hoffen: „… seid nüchtern und hoffet völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi" (1. Petr. 1,13). Wären Werke ausschlaggebend, müßte hier stehen: Hoffet völlig auf eure Heiligung durch Überwindung bei der Offenbarung Jesu Christi. Das steht aber nicht geschrieben! Wir sollen völlig auf die Gnade hoffen, weil wir nur durch SEINEN Gnaden-Willen entrückt werden.

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5. Die Vollkommenheit

An dieser Stelle soll auszugsweise eine Verkündigung des Schreibers gebracht werden, weil deren Inhalt zu unserem Thema gehört. Es geht um das Wort in Matth. 5,48: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." Es ist immer gefährlich, aus der Heiligen Schrift eine Stelle herauszunehmen und gewaltsam überzubewerten – dadurch entsteht eine neue Lehre. Es sei hier an die sogenannte „Norwegerlehre" erinnert. Wir wollen nicht untersuchen, was daran alles falsch ist. Vielmehr möchten wir besehen, was die Heilige Schrift über die Vollkommenheit lehrt. Wenn der Herr im Textwort spricht: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist", dann sagt ER dies zu den Israeliten. Die hier erwähnte Vollkommenheit vermochten sie niemals durch gesetzesverbundenen Wandel zu erreichen. Das Erlösungswerk von Golgatha war noch nicht geschehen, und trotzdem weist der Herr die Israeliten auf die kommende Vollkommenheit hin, die nichts mit dem Wandel zu tun hat. In Hebr. 10,14 lesen wir: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden." Dieses eine Opfer weist auf den Christus hin, und allein darin liegt die Vollkommenheit. „Die geheiligt werden" sind jene, die nach Golgatha mit ihren Sünden zum Herrn kommen und als Errettete „auf immerdar vollkommen gemacht" sind. Das ist etwas Herrliches und zeigt SEINE Gnade und Liebe zu uns Menschen. Von einer Vollkommenheit in der Gnadenzeit durch Heiligung (durch Werk) redet die Heilige Schrift im N.T. nicht!

Andererseits fordert uns die Bibel auf, vollkommen zu werden in den Darreichungen Gottes für unseren Wandel. Es ist notwendig, daß wir erkennen, daß es für den Erretteten eine göttliche und eine menschliche Seite zu erfüllen gibt. Was die Vollkommenheit unserer Rettung angeht, so hat Gott in Christo das vollkommene Opfer gebracht – das ist die göttliche Seite. Was aber die Vollkommenheit unseres Wandels angeht, so haben wir in d<x Heiligung zu leben – das ist die menschliche Seite. Letzteres

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hängt nicht mit Errettung und Verlorenheit zusammen, sondern mit Verherrlichung Gottes und auch mit himmlischem Lohn. Wir wollen deshalb einige Bibelstellen aus dem N.T. betrachten, um weiteren Einblick zu gewinnen.

a) In 1. Kor. 2,6 steht: „Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, nicht aber Weisheit dieses Zeitlaufs …"

„Weisheit dieses Zeitlaufs" ist die Weisheit der Welt oder die Weisheit der Ägypter. Mit den Vollkommenen sind Kinder Gottes gemeint, die nach Hebr. 10,14 durch ein Opfer vollkommen gemacht wurden. Und trotzdem schreibt Paulus in 1. Kor. 13,10: „Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird …" Aus dieser Mitteilung erkennen wir die im Wort Gottes verschiedenerlei angesprochene Vollkommenheit. Paulus redet von der Vollkommenheit der Herrlichkeit im Himmel. Wenn er aber die Gläubigen zu Korinth als Vollkommene anspricht, so meint er gerade diejenigen, die auch noch in großen Unordnungen und Sünden lebten.

b) In 1. Petr. 5,10 heißt es: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, nachdem ihr eine kleine Zeit gelitten habt, er selbst wird (euch) vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen."

Petrus sagt zu Kindern Gottes: „… der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit …" Nach Hebr. 10,14 sind sie durch die Wiedergeburt bereits vollkommen gemacht. Nun aber sollen sie vollkommen werden durch „befestigen, kräftigen, gründen". Darin ist die menschliche Seite erkennbar. In 2. Kor. 13,11 lesen wir: „Übrigens, Brüder, freuet euch, werdet vollkommen …" Dann werden Dinge aufgezählt, die dem Wandel unterworfen sind. Niemals ist in diesen Bibelstellen eine Vollkommenheit angesprochen, durch die als Vorerfüllung die ewige Herrlichkeit gesehen werden kann.

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c) In 2. Tim. 3,17 heißt es: „auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt."

Allein schon die Bezeichnung „Mensch Gottes" drückt die vorhandene Wiedergeburt aus. Wenn also der vollkommene Mensch Gottes vollkommen sein soll, so kann sich dies nur auf den Wandel beziehen. Das bestätigt auch die Formulierung „zu jedem guten Werke völlig geschickt". Wir wissen, daß Werko und Wandel zusammengehören – und darin soll der Mensch Gottes vollkommen sein. Wir wollen festhalten, daß alles, was sich nicht auf Hebr. 10,14 bezieht, nur den Wandel betrifft.

Denken wir an unseren geliebten Herrn, über IHN heißt es in Hebr. 2,10:….. den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen." Wenn der Herr Jesus erst durch Leiden vollkommen gemacht werden mußte, meint da jemand, ER sei unvollkommen oder nicht in der Heiligung gewesen? Nein, der Herr wäre auch ohne diese Vollkommenheit durch Leiden bei der Himmelfahrt aufgenommen worden, denn sie betraf SEINEN Wandel. ER brauchte sie für SEINE Funktion als Hoherpriester, um viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen, aber auch um uns beim Vater recht zu vertreten. Denken wir daran, daß der Herr Jesus immer vollkommen war! IHN durch Leiden vollkommen zu machen, betraf SEINE Zeit hier auf Erden und betrifft auch die Ewigkeit, in der ER uns beim Vater vertritt. Wir sehen, welch eine Vielfalt im Wandel betreffs vollkommen sein liegt.

d) In Matth. 19,21 sagte Jesus: „Wenn du vollkommen sein willst, so gehe hin, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben."

Warum sagte das der Herr Jesus zum reichen Jüngling? Den Armen Alles oder Vieles geben war Werk, weil ja noch Gesetzeszeit war. Aber dadurch vollkommen sein? In Hebr. 9,9 steht, daß dargebrachte „Gaben als auch Schlachtopfer… dem Gewissen nach … nicht vollkommen machen können". Jesus redete

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von der Vollkommenheit, die dem Jüngling „einen Schatz im Himmel" bringen sollte.

e) In Phil. 3,15 zeigt Paulus eine ähnliche Situation auf: „So viele nun vollkommen sind, laßt uns also gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren."

Vollkommen ist der Gläubige nach dem Wort Gottes auch dann, wenn im Wandel noch nicht alles vollkommen ist. Darum ist die Absicht, durch Anstrengung des Fleisches eine Vollkommenheit aus sich selbst zu produzieren, ganzer Betrug! Dem Aufrichtigen

ruft der Herr zu:….. so wird euch Gott auch dies offenbaren."

Der fleischliche Christ wartet nicht, bis der Herr es ihm offenbart – er handelt im Fleische! Damit liegt dieses Bestreben zur Vollkommenheit außerhalb des Willens Gottes. Die Offenbarung SEINES Willens liegt in der Erkennbarkeit der Wahrheit des Wortes Gottes. Und weil der fleischliche Christ die Wahrheit nicht erkennt, macht sie ihn auch nicht „frei" (Joh. 8,32). Er ist gebunden an sich selbst, an seine Ideen und an sein eigenwilliges Wortverständnis. Das aber ist nicht die Freiheit der Kinder Gottes (Rom. 8,21). Darum sind Werk und Wandel des Gläubigen Dinge, die noch vollkommen gemacht werden müssen – und zwar durch Jesus und nicht durch den Menschen. Das haben wir bereits in 1. Petr. 5,10 gelesen: „… er selbst wird (euch) vollkommen machen …"

Und wenn der errettete Mensch durch Kasteiung des Willens sich selbst oder Gott nachhelfen will, vollkommen zu werden? Dann herrscht eben die Fleischeslust. Für Kinder Gottes bleibt zu

tun, was in Rom. 12,2 steht:…..daß ihr prüfen möget, was der

gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist." Wer aber am Fleischesdienst zur eigenen Vervollkommnung festhält, ist nicht mehr in der Lage, den vollkommenen Willen Gottes zu erkennen – so wie auch die orthodoxen Juden in Israel den vollkommenen Willen Gottes heute nicht erkennen.

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Der Wandel im Fleischesdienst führt zu einer Steigerung dos Selbstwertgefühls, aber dadurch wird die Gnade Gottes sehr miß achtet. Sobald einem Menschen die Gnade des Herrn nicht mehr ausreicht, fängt er an, im Fleische zu wirken. Er wirkt Vollkommenheit, die zu einer Selbstgerechtigkeit in den Augen der Menschen führt. Daraus kommen dann die unnüchternen Verdrehungen von Schriftaussagen. Man sagt nicht nur, sondern lehrt: Wer bei der Ankunft des Herrn nicht in ganz tiefer Heiligung lebt, ist nicht bei denen, die Gott im Himmel aufnimmt. Solche Aussagen sind absolut finsterer Betrug, weil die Heilige Schrift dies ganz anders lehrt. Die Aufnahme in des Himmels Herrlichkeit bei der Ankunft Jesu hängt nicht mit dem Wandel, sondern mit der Wiedergeburt zusammen. „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden" (Hebr. 10,14). Der gesamte Wandel kann Gott verherrlichen, aber er steht keineswegs mit der Aufnahme in des Himmels Herrlichkeit, sondern mit Lohn in Verbindung. Sonst würde man letztlich nicht aus Gnaden, sondern aus dem Werk des Heiligungslebens gerettet. Deshalb sagt Paulus in Rom. 11,6: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade." Wer will die Sprache des Wortes Gottes nicht mehr verstehen? Seit bald 2000 Jahren zeigt uns Israel, daß außerhalb der Gnade, also im Werk, niemand Gott gefallen kann. Deshalb mußte das Gesetz auch erfüllt werden. Und jetzt, wo wir in überströmender Gnade leben dürfen, bemüht sich der eitle Mensch, Gott wieder Werk anzubieten, diesmal nicht das Werk des Gesetzes, sondern das Werk der Heiligung. Christus aber ist das Ende aller Gesetzlichkeiten geworden – auch da, wo man das Werk vor die Gnade Gottes stellt.

Soweit der Artikel über die Vollkommenheit. Wir bedauern sehr, daß Kinder Gottes mehr und mehr SEIN Wort nicht mehi verstehen. Wundert es uns, wenn in heutigen Tagen Gläubige dem Herrn danken, daß sie keine Gebetserhörungen mehr haben? Der Geist der Unnüchternheit greift immer stärker und schneller um sich, je eher SEINE Ankunft naht.

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6. Die Verwechslung der Gnade Gottes mit unserer Heiligung

Wenn man von falschen Ansätzen ausgeht, kann das Ergebnis nur falsch sein; aber wenn die Ansätze richtig sind, wird auch das Ergebnis richtig. So ist es in der Mathematik, aber auch im Auslegen des Wortes Gottes. Wieviel Unkenntnis liegt vor, um im zehnten Gleichnis vom Reich der Himmel (Matth. 25,1-13) zweierlei Kinder Gottes zu sehen. In diesem Gleichnis, welches sowohl für Israel als auch für die Gemeinde des Herrn anwendbar ist, finden wir zwei Gruppen von Menschen: Kluge und Törichte. Die Törichten nahmen kein Öl mit sich (V.3); die Klugen aber nahmen Öl mit sich (V.4). Jeder Errettete weiß, daß Öl im AT. und im N.T. bildlich den Heiligen Geist darstellt. Danach sind die Klugen mit Öl die Geretteten; die Törichten ohne Öl sind die Verlorenen. Wir erkennen darin den schmalen und den breiten Weg – den Weg des Lebens und den Weg des Verderbens. Daran ändert sich nichts, auch wenn nach Vers 1 alle zehn Jungfrauen sich aufmachten, dem Bräutigam zu begegnen. Sehen wir uns doch nur das christliche Abendland an. Religion (auch wenn sie christlich ist) ohne Errettung und Wiedergeburt bleibt immer aufs Irdische begrenzt. Wenn der Herr in Vers 12 sagen mußte: „… ich kenne euch nicht", dann lag das gewiß nicht daran, daß diese Törichten mit Öl (dem Heiligen Geist) ungenügend im Heiligungsleben gefunden wurden, sondern daran, daß sie kein Öl hatten! So steht es geschrieben und nicht anders. Gott teilt uns doch SEIN wunderbares Wort nicht so mit, daß wir dieses erst ins Gegenteil drehen müssen, um es richtig zu verstehen.

Es ist erstaunlich, wie das Wort Gottes in den letzten Tagen vor der Wiederkunft des Herrn gedreht und wozu es gebraucht wird. Letztlich geht es doch darum, an der Sache Gottes mitzuwirken. Das kann aber nur dort geschehen, wo jemandem die Gnade Gottes nicht genügt. Unser Werk, auch nicht das der Heiligung, kann kein Ersatz für die Gnade Gottes sein. ER hat festgelegt: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Warum will

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der Mensch dennoch durch das Werk der Überwindung das orroi chen, was Gott in SEINE Gnade gelegt hat?

Die sieben Überwindungen in den Sendschreiben von Offb. 2 und 3 wollen wir nun einzeln behandeln. Wir müssen es tun, weil sich Errettete darauf berufen, durch Überwindung bei der Ankunft des Herrn dabeizusein. Eigentlich sollten wir Gott danken, daß ER von uns nicht so starkes Überwinden fordert, um würdig zu werden, bei SEINER Ankunft durch Entrückung dabeizusein. Die Gesetzeszeit gab Gott als Beweis, daß der Mensch nicht in der Lage ist, durch Werke den Forderungen Gottes zu genügen. In SEINER Liebe gab der Herr dem Menschen die Gnade, wodurch ihm SEINE Verheißungen zuteil wurden. Nun aber kommt dieser Mensch und will – in Mißachtung SEINER Liebe – das Mittel der Gnade Gottes zur Seite stellen und Gott durch Werke Überwindung anbieten. Darum sollen die sieben Überwindungen in den Sendschreiben verständlich ausgelegt werden.

6.1 Die erste Gemeinde – Ephesus (Otfb. 2,7b)

„Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, welcher in dem Paradiese Gottes ist."

Der Baum des Lebens ist Christus. Das Paradies ist ein Wonnegarten im Himmel, der Eden genannt wird (Hes. 28,13a) und zu dem damals der gesalbte Cherub-Fürst ebenfalls Zugang hatte. Ein Abbild der himmlischen Dinge (Hebr. 9,23) war der irdische Garten Eden (1. Mose 2,8). In der Bibel steht der Baum für eine große Person, für eine Weltmacht oder für irgendein Gebilde; mii Macht (Matth. 13,31.32). Ob es der geistliche Christus im himm lischen Eden oder als Abbild der fleischgewordene Christus im irdischen Garten Eden ist – der dort stehende „Baum des Lebens" ist der Christus und Sohn Gottes. Von diesem Baum konnlon Adam und Eva im sündlosen Zustand nicht essen. Da/u brauchten

sie geöffnete Augen. Sie aßen von dem „Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen" (1. Mose 2,17), obwohl Gott dieses verboten hatte. Auch dieser Baum ist Christus. „Da wurden ihrer beider Augen aufgetan …" (1. Mose 3,7). Satan wollte, daß die beiden auch vom Baum des Lebens essen, was jedoch außerhalb des Willens Gottes gewesen wäre (1. Mose 3,3). Dann wäre keine Heilung mehr möglich gewesen! Nachdem nun aber Gott SEINEN Sohn auf die Erde gesandt hat, ist der Baum des Lebens für uns zugänglich. Jesus sagt doch in Matth. 11,28: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen …" Es ist wie damals im Garten Eden. Zuerst muß man den Herrn Jesus sehen und IHM glauben

(Joh. 20,8:…..und er sah und glaubte"), um dann vom Baum des

Lebens zu empfangen (Kol. 1,27: „… Christus in euch …"). Diese Lebensspeise wird uns immer zur Verfügung stehen.

Das ist mit wenigen Worten die Auslegung von Offb. 2,7b. Die Überwindung ist eine Aufforderung, zu Christus zu kommen, um dadurch die Verheißung zu erlangen, Speise vom Baum des Lebens, Christus, zu erhalten. Von einer Überwindung, um bei der Auferstehung und Entrückung dabeizusein, steht kein Wort. Übrigens werden wir durch SEINE Auferstehungsmacht aufgenommen und nicht durch unsere Überwindung!

6.2 Die zweite Gemeinde – Smyrna (Offb. 2,11b)

„Wer überwindet, wird nicht beschädigt werden von dem zweiten Tode."

Der zweite oder ewige Tod ist der Feuersee (Offb. 20,14; 21,8), der kein Ende hat für die, welche darin sind (Mark. 9,44.46.48). Er ist der Strafvollzugsort von Ewigkeit zu Ewigkeit mit Gottesferne, Finsternis, Qualen und Hoffnungslosigkeit für alle, die nicht mit Gott versöhnt sind (Rom. 2,8.9). Beachten wir, daß die sieben Sendschreiben vom Charakter her zu unterscheiden sind. Welche Überwindung setzt das Wort Gottes voraus, um nicht in das Ge-

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rieht des zweiten Todes zu kommen? In der Heiligen Schrift r.t niemals die Überwinderkraft, sondern der Glaube angesprochun. So lehrt es jedenfalls Gottes Wort in Joh. 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen." Was soll man nun überwinden, um nicht den Schaden des zweiten Todes zu erleiden? Es ist die Überwindung, zu Christus zu kommen und an IHN zu glauben. Den Tod können wir Menschen nicht überwinden, das konnte nur der im Fleisch geoffenbarte Sohn Gottes. Wer zu IHM kommt und sich retten läßt, steht durch das Opferblut Christi in der Verheißung ewigen Lebens. Und das ist Gnade Gottes – ohne das Werk der Überwindung! Das Erlösungswerk Jesu ist die einzige Legitimation, um bei der Wiederkunft des Herrn dabeizusein. ER, unser Gott, steht zu SEINEM Wort, auch wenn wir untreu werden.

6.3 Die dritte Gemeinde – Pergamus (Offb. 2,17b)

„Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt."

Gott will dem Überwinder vom verborgenen Manna geben. Während der Wüstenreise war das Manna Israels Lebensnahrung, um in das Land der Verheißung, Kanaan, zu kommen. Das heißt, jeder Überwinder hat vom Herrn die Zusage: Wer zu mir kommt und ißt „das Brot, das aus dem Himmel herniedergekomituMi ist", wird leben. „Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot (Manna) ißt, wird leben in Ewigkeif (Joh. 6,58). Weiter steht in Joh. 6,54: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewigos Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage." „Am letzten Tage" ist SEINE Wiederkunft! Wann erhält man das Lebensbrot? Wenn man überwindet und zum Herrn Jesus kommt In

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unserem Textvers steht „verborgenes Manna", weil die gewaltige Auswirkung bei der Annahme des Lebensmanna, Jesus, für uns heute noch geheim und verborgen ist. „… euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott" (Kol. 3,3), deshalb wird erst die Ewigkeit die Gleichheit mit dem Herrn offenbaren (1. Joh. 3,2).

Was den Stein mit dem neuen Namen betrifft, so ist er ein Stück vom Felsen. So wie Christus, der Fels, ewigkeitsverbun-den ist, so sind auch die Erlösten durch IHN mit ewigem Leben verbunden. Weiß bedeutet Reinheit und Gerechtigkeit. Der neue Name gehört zum neuen Leben nach der Begegnung mit dem Retter Christus. Selbst Jakob erhielt bei der Begegnung mit Gott am Pniel einen neuen Namen: Israel. Wieviel mehr erhalten die Gläubigen den neuen Namen in der vollen Darstellung der neuen Schöpfung im verherrlichten Leib! Nur der Eigentümer kennt seinen neuen Namen, in dem alle seine Verhaltensweisen dem Herrn gegenüber enthalten sind.

Das verborgene Manna, den weißen Stein und den neuen Namen erhalten die Erlösten nicht durch Überwindung, sondern durch die Liebe des Herrn am Kreuz – das ist Gnade! Der neue Name ist nur denen verheißen, die überwinden und mit ihrer Sündenlast zu Jesus kommen, um den hohen Preis SEINER Leiden anzuerkennen. Das ist Gnade Gottes für Verlorene.

6.4 Die vierte Gemeinde – Thyatira (Offb. 2,26)

„Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben."

Während bei den ersten drei Sendschreiben die mit Rettung verbundene Seite aufgezeigt wird, finden wir nun die mit Lohn verbundene Seite in der Ewigkeit. „Gewalt über die Nationen" ist der Zeitabschnitt des Tausendjährigen Reiches. Vers 27 drückt die Stellung des Christus in der Zeit nach der Gnadenzeit aus. Das

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Werk der Erretteten ist es, die Werke des Herrn zu bewahren bis ans Ende! Darum ist dieses Werk nicht gleich der Errettung, sondern hängt mit Lohn in der Ewigkeit zusammen. Dieser Lohn durch Überwindung kann nur empfangen werden, wenn man zuvor uboi windet und mit seiner Last als verlorener Sünder zu dem Retter Jesus Christus kommt. Wer nicht errettet ist, kann auch keine Überwindung zu solchem Lohn erhalten. Würde ein nicht errettotor Mensch die Überwindung aufbringen, SEINE Werke bis ans Ende zu bewahren, könnte er dennoch die Macht über die Nationen nicht erhalten, weil er ja verloren ist. Überdies vermag ein Verlorener die Werke des Herrn nicht zu bewahren, schon gar nicht bis ans Ende. Aus allen Aussagen des Wortes Gottes entnehmen wir, daß sich die in jedem Sendschreiben genannte Überwindung auf die notwendige Errettung bezieht. Selbst hier, wo es um Lohn geht, ist diese Überwindung hin zur Erlösung Vorbedingung.

6.5 Die fünfte Gemeinde – Sardes (Offb. 3,5)

„Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln."

Das weiße Kleid ist das Zeichen der Annahme und Rechtsprechung durch Gott für alle, die überwinden. Wäre hier nicht das Kommen zu Jesus (Bekehrung und Wiedergeburt) gemeint, müßte es die Überwindung – wie Gläubige sagen – zur vollkommenen Heiligung sein. Dann wäre das Ergebnis ein Werk der Überwindung, um bei SEINER Wiederkunft in die Herrlichkeit einzugehen und das weiße Kleid zu erhalten. Die Heilige Schrift redet jedoch deutlich und sagt: „Wenn aber durch Gnade-, so nicht mehr aus Werken." Gnade ist etwas, was nicht erarbeitet werden kann. Welche Gottwidrigkeiten hat das mit dem Fleisch verbundene Werksdenken schon hervorgebracht! Natürlich sollen wir „Sorge tragen, gute Werke zu betreiben" (Titus 3,8). Aber

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alle diese Werke tangieren niemals die Heilswege und Absichten Gottes mit uns Menschen, ansonsten würde SEINE Gnade wirkungslos gemacht. Das wäre doch irre!

Der Herr will die Namen der Erretteten nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens. Das ist auch niemals durch Menschenwerk möglich, sonst hätte der Sohn Gottes nicht im Fleische zu kommen brauchen. Daß die Namen nicht aus dem Lebensbuch gelöscht werden, liegt einzig im Werk Christi Jesu und der darin erwiesenen Gnade. Wer also überwindet und zum Herrn Jesus geht, um sich von den Sünden reinigen zu lassen, behält seinen Namen im Buch des Lebens. Sich die Sünden vergeben zu lassen, ist doch wirklich kein Werk; aber es bedarf einer sehr großen Überwindung, zu Christus zu kommen. Damit haben wir in den Sendschreiben zu tun. Siehe hierzu Heft 2 von AUSLEGUNGEN DES WORTES GOTTES NACH DER LEHRE DER HEILIGEN SCHRIFT, Seite 14ff: „Das Buch des Lebens".

Wer überwindet, dessen Name will der Herr bekennen. Sicherlich steht das Bekenntnis des Namens auch mit dem neuen Namen von Offb. 2,17b in Zusammenhang. Deshalb ist das Bekenntnis auch so wichtig. In Matth. 10,32 sagt der Herr: „Ein jeder nun, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist." Dieses Bekenntnis des Herrn vor dem Vater im Himmel ist die Folge unseres Bekenntnisses vor den Menschen hier auf Erden. Wenn Paulus in Rom. 10,10 bezeugt: „… mit dem Munde wird bekannt zum Heil", dann wirkt sich das Bekenntnis auf Erden zur Gesundung aus und wirkt im Himmel als Lohn mit Ewigkeitsfunktion weiter. Diesen hohen Lohn vertritt der Herr vor Gott als Hoherpriester für uns, wodurch ER als Sohn den Vater verherrlicht in Ewigkeit.

Weiter heißt es: „… und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln." Hier müssen wir fragen: Warum vor den Engeln bekennen? Die Engel haben doch alle

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Sünden der Menschen gesehen, warum soll da noch ein Bekenntnis folgen? Geschwister, das Bekenntnis unseres Herrn ist unsere Wiederherstellung vor der Himmelswelt! ER, der Wiederhersteller aller Dinge (Apg. 3,21), handelt wie damals mit Petrus nach dessen Verleugnung. Vor der ganzen Jüngerschar stellte Jesus ihm dreimal die Frage nach der Liebe zu IHM, seinem Herrn. Danach folgte die große Erhebung durch SEINEN Auftrag an Simon (Joh. 21,15-17). Die gleichen Vorgänge finden nach der irdischen Sündenzeit am Richterstuhl Christi statt, wo es zur Bloßstellung (Offenbarwerdung) kommt. Danach folgt für die Erretteten die Belohnung und Erhebung – in den Augen der Engel aber die Rehabilitation durch Christi Blut. Das alles geschieht nicht, weil wir auf Erden tüchtig um die Gnade der Kraft zur Überwindung bei der Ankunft des Herrn gefleht haben. Diese Überwindung wird wirksam, wenn wir Schäflein Jesu werden; sonst wäre die Entrückung unser Werk.

6.6 Die sechste Gemeinde – Philadelphia (Offb. 3,12)

„Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen."

Alle Wiedergeborenen sind Überwinder, weil sie zu IHM gekommen sind, und erhalten die großartigen Verheißungen Gottes. Der Herr will die Eretteten zu Säulen machen im Tempel des Himmels, der nicht mit Händen gemacht ist. Über den Christus lesen wir in Hebr. 1,2.3: „den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat; … und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend …" Christus, der Erbe aller Dinge, welcher auch Schöpfer-Gott ist, trägt alles

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durch das Wort SEINER Macht, auch den himmlischen Tempel! Alle Erretteten macht der Herr in der Ewigkeit zu Säulen im himmlischen Tempel. Das heißt, sie werden einmal das Machtinstrument zum Tragen der geistlichen Schöpfungen – „Dinge" -sein. In Rom. 8,32 lesen wir: „… wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?" Wir alle haben heute noch keine Ahnung davon, wie groß wir als Erlöste durch unseren geliebten Herrn sein werden. Voraussetzung dafür ist nicht, daß wir vor SEINER Ankunft gute Überwinder durch Gnade waren, sondern daß wir uns mittels des Glaubens im Blute des Lammes waschen ließen. Diese Grenzen setzt nicht der an Werke denkende Mensch, sondern Gott im Himmel. Wir liegen nur dann richtig, wenn wir am Wort Gottes bleiben und IHM nicht unsere Werke anbieten.

Wie tröstlich ist die Zusage: „… und er wird nie mehr hinausgehen …" Hier erfüllt sich, was Daniel in Kap. 7,18 weissagt: „Aber die Heiligen der höchsten Örter werden das Reich empfangen, und werden das Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten." Das sind Verheißungen, die uns durch

Christi Werk am* Kreuz geworden sind. Weiter heißt es:…..und

werde auf ihn (den Erretteten) schreiben

 den Namen meines Gottes

 und den Namen der Stadt meines Gottes …

 und meinen neuen Namen (Jesus)."

Damit werden wir als Kinder Gottes in der Ewigkeit sichtbar das Zeugnis Gottes tragen, zu welcher Familie wir gehören: zur Familie Gottes. Der Grund, daß wir einmal in der Herrlichkeit sein werden, ist nicht die Führung eines Heiligungslebens mit der Bitte um Gnade zur Überwindung, um nicht auf der Erde zurückzubleiben. Niemals! Die Familie Gottes ist gekennzeichnet durch SEIN Blut, das Blut des Christus. Und das geschieht an uns allein aus Gnaden. Dieses Blut des Gottessohnes garantiert uns, in der Ewigkeit „den Namen meines Gottes" aufgeschrieben zu bekommen.

Im dritten Sendschreiben (Offb. 2,17b) soll der eigene Name auf einen Stein geschrieben werden. Im fünften Sendschreiben

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(Offb. 3,5) will der Herr unseren Namen vor dem Vater und den Engeln bekennen. Und hier im sechsten Sendschreibon wird uns der Name Gottes und der Name der Stadt Gottes aufgeschrieben, welche als „neues Jerusalem" bezeichnet wird. Bislang wurde „das Jerusalem droben … unsere Mutter" genannt (Gal. 4,26). Weshalb redet die Heilige Schrift hier vom neuen Jerusalem? Weil die Leibesgemeinde des Herrn in ihr eingezogen ist, wird diese Stadt „das neue Jerusalem" genannt, das aus dem Himmel hernioder-kommt (Offb. 21,2) beim Beginn des Tausendjährigen Reiches. Aber auch der Christus wird als Sieger über alles einen neuen

Namen erhalten, wie es im Textvers heißt:…..und meinen neuen

Namen." Auch diesen SEINEN neuen Namen, den wir nicht kennen, wird ER auf uns schreiben (Offb. 19,12).

6.7 Die siebte Gemeinde – Laodicäa (Offb. 3,21)

„Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron."

Wer überwindet, um zu Christus zu kommen, wird mit dem Herrn Jesus auf SEINEM Thron sitzen. Gewaltige Worte redet der Herr zu uns, die wir IHM gehören! ER macht uns Platz auf SEINEM Gottesthron im Himmel, indem ER die Regentschaft mit uns teilt. Wir können auf Erden nicht ermessen, was das alles beinhaltet. Es wird im Himmel viel zu regieren geben – davon können wir uns noch gar kein Bild machen. Und das alles, weil wir in SEINER Gnade zu IHM, unserem Herrn, kommen durften und ER uns durch SEIN Opfer am Kreuz die Sünden wegnahm. Dieses Bewußtsein bringt uns große Freude, die unsere Stärke ist. Neh. 8,10c: „…. denn die Freude am Herrn ist eure Stärke" (nach Luther). Die Errettung ist allein das Handeln Gottes an uns durch das Werk Jesu am Kreuz. Niemals können wir diesem unser Werk der Überwindung dagegenhalten – auch dann nicht, wenn wir uns dafür Gnade erbitten.

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Alles, was Gott dem Menschen anvertraut hat, ist zerbrochen. Leben und Gemeinschaft mit Gott zerbrachen im Garten Eden bei den ersten Menschen durch Sünde. In der Hand Moses zerbrachen die Tafeln des Gesetzes. Vor fast 2000 Jahren kam der Messias auf die Erde, in das Seinige. „Diesen … habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht" (Apg. 2,23). Hier zerbrach das Leben unseres Herrn. Wir werden in der Bibel nicht aufgefordert, um Gnade zu bitten, damit wir bei der Ankunft des Herrn durch Überwindung dabei sind. Dadurch würden wir die Sicherheit Gottes verlassen. Die Heilige Schrift erfüllt die Zusagen Gottes an SEINE Kinder ohne das Einschalten unserer Überwindung.

Durch unser Kommen zum Kreuz läßt uns der Herr auf SEINEM Thron mitsitzen, wie auch der Vater mit dem Sohn SEINEN Thron durch SEINE Überwindung am Kreuz teilt. Damit sitzt der Herr Jesus auf dem Thron SEINES Vaters und auch auf SEINEM Thron; ER verbindet beide Throne miteinander.

NACHWORT

Nach allem, was wir über dieses Thema gelesen haben, sollte völlig klar sein, was der Wille Gottes und damit der Wille des Herrn in SEINEM Wort ist. Wenn wir im Wort Gottes lesen, daß der Herr SEINE heilsgeschichtlichen Dinge festgelegt hat, bleibt für uns nur der Glaube. Beten wir aber in die göttliche Festlegung hinein und bitten um Gnade zur Überwindung der Hindernisse, versuchen wir, Gott die Führung aus SEINER Hand zu nehmen. Ganz abgesehen davon läßt sich der Herr die Führung nie aus der Hand nehmen! Das würde heißen: Gott soll SEINEN in der Heiligen Schrift festgelegten Willen aufgeben zugunsten einer menschlichen Bitte um Gnade. Damit sind wir aber nicht mehr in der Verheißung Gottes, wie in 1. Joh. 5,14 geschrieben steht: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, daß, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört." Es ist

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nicht nach Gottes Willen, IHM ins Handwerk zu pfuschen. Wir leben nur dann in der Heiligung, wenn wir in SEINEM Willen bitten und uns darin bewegen. Maßstab ist letztlich nicht, was andere Gläubige sagen, sondern was die Heilige Schrift uns mitteilt.

Unnüchternheit wird vom Feind gewirkt. Die Verdrehung beginnt schon dadurch, daß Unnüchternheit als Wille Gottes angesehen und erklärt wird. Solche Gläubigen merken nicht, daß sie sich in ihrer Unnüchternheit wie in einer besonderen, Gott wohlgefälligen Heiligungsstufe vorkommen. Sie sagen das niemals, aber der Feind hat es in ihre Sinne gelegt. Diese Ursache ist die Auswirkung für die Unnüchternheit. Der Herr will uns in SEINER Liebe und Gnade davon freimachen zur Freiheit. Ob das auch unser Herzensanliegen ist? Denn „für die Freiheit hat Christus uns freigemacht" (Gal.5,1a). Die Überwinderkraft selbst liegt nur in SEINEM Blut: „Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes … willen …"(Offb. 12,11).

„du kommst dem entgegen, der freude daran hat, Gerechtigkeit zu üben, denen, die auf deinen Wegen deiner gedenken." (Jes. 64,5a),

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautweber

 Erbauliches –

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken

Werner Bergmann

Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Werner Bergmann

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