Auslegungen des Wortes Gottes – Heft4

Inhalt:

(Alle Bibelstellen nach der Elberfelder Bibelübersetzung)

1 Wer ist der männliche Sohn?

Offenbarung 12, 5

Seite 2

2 Die Weissagung nach Hesekiel 4

 

5

3 Unterschied zwischen Passah und Abendmahl

 

10

4 Prüfet die Geister

1. Joh. 4, 1—3a

19

5 Die zwei Seiten des Schwertes des Geistes

Hebräer 4, 12

21

6 Darf ein Gläubiger Alkohol trinken?

Epheser 5, 18

23

7 Sind wir durch Werk errettet?

Hebräer 12, 14

30

8 Können wir Menschen andere erretten?

I.Tim. 4, 16b

31

9 Gilt die Wiederkunft Jesu uns oder Israel?

Apostelg. 1,11b

34

10 Das öffentliche Gebet der Frau in der Gemeinde

 

38

11 Der Unterschied zwischen Auferweckung und Auferstehung

 

42

12 Weshalb schlug Gott den Ussa?

1.Chron.13,1—14

46

13 „Der Herr der Hölle"

 

53

14 Die Schuld der Väter an Kindern

Hesekiel 18, 20a

57

15 Ist Gott vergeßlich?

Hebräer 10, 17

59

1

Wer ist der männliche Sohn?

Nach Offenbarung 12, 5

Sooft wir zur Verkündigung, landauf — landab, unterwegs sind, wird uns immer wieder die Frage gestellt, wer wohl das Weib von Offenbarung 12, 1—2 und der in diesem Zusammenhang stehende männliche Sohn von Vers 5 sei. Die eigentliche Unklarheit in dieser Frage ist dadurch entstanden, daß Leute sich als von Gott berufen fühlten zu sagen, der hier erwähnte Sohn sei die Gemeinde. Diese Leute mögen zwar Kinder Gottes sein, den Heiligen Geist besitzen und die Bestätigung der Fruchtbarkeit in Jesus haben. Was jene aber nicht empfingen ist der Auftrag von Gott, in Lehrfragen zu reden und andere zu unterweisen. Fast immer leiten diese Gläubigen ihr Recht der Äußerung davon ab, daß man irgendwann einen namhaften Bruder solches hat reden hören. Und weil man nicht in der Lage ist, das Wort Gottes dahingehend zu prüfen, leitet man eben von dem Gehörten (nicht von der Schrift) die Schlußfolgerung ab.

Zunächst müssen wir, um einen biblischen Beweis anzutreten, auch uns selbst auf biblischem Boden bewegen (nicht aber auf dem Boden christlicher Schwätzereien). Darum fühlen wir uns veranlaßt, zwar in Kurzform, einen chronologischen Uberblick über die Geschehnisse der Offenbarung Jesu durch Johannes zu geben.

Den Schlüssel finden wir in Offenbarung 1, 19! Nach dem Urtext: „Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was nach diesem geschehen wird."

Drei Zeiteinsätze teilt uns das Wort an dieser Stelle mit, um die prophetischen Schriften zu verstehen. Offb. 1, 19:

1. Was du gesehen hast.

2. Und was ist.

3. Und was nach diesem geschehen wird.

Zu 1. In Kap. 1, 12—17 hatte Johannes Jesus als den kommenden Richter gesehen (das ist: „was du gesehen hast"). Denn der Vater hat dem Sohn alle Macht gegeben zu richten, Lebendige und Tote. Dieser Jesus wird uns hier im 1. Kap. als der oberste Gerichtsherr vorgestellt.

Zu 2. Die Zeit also, in welcher Johannes die Offenbarung gezeigt wurde, war die bereits angebrochene Gemeindezeit (das ist: „Und was ist"). In dieser Gnaden- und Gemeindezeit wird dem Seher Johannes das, was ist, gezeigt. Dieses „was ist" umschließt die Kap. 2 und 3, denn diese Kapitel zeigen chronologisch auch den gesamten Ablauf der Gemeinden auf, einschließlich der Tage, an welchen Johannes die Dinge sah.

Zu 3. Das was nach diesem (das ist die Gemeindezeit) geschehen soll, entspricht aber auch dem, was nach 2 und 3 kommt, und das ist die „vier". Dies bedeutet, daß nach der Gemeindezeit die Aufnahme in die Himmel geschildert wird. Denn nach 3 kommt 4, sowohl nach dem Zahlenwert als auch nach den Kapiteln. Was also nach der Gemeindezeit sein wird, finden wir in Kap. 4, 1. So beginnt auch dieser Vers: „Nach diesem (Kap. 2 und 3) sah ich." Das, was Johannes sehen darf, ist eine Tür, aufgetan im Himmel. Die Stimme, welche mit ihm redete, war wie eine Posaune. Diese Posaune erinnert uns an die Erwähnung der Posaune von 1. Kor. 15, 52, welche nicht mit der Gerichtsposaune von Offb. 11, 15 verwechselt werden darf. Die Posaunenstimme sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, „was nach diesem geschehen muß". Die Tür ist zweifellos das Auftun des Himmels, um bei der ersten Auferstehung die Gläubigen in

Herrlichkeit aufzunehmen. Das dürfte auch mit den Worten „komm hier herauf" gemeint sein. In dem, was dem Johannes hier gesagt wurde, soll der Gemeinde die Weisung der Aufnahme in die Himmel ausgedrückt werden. Nunmehr sieht die Gemeinde beim Herrn die Dinge vom Himmel her und nicht mehr auf der Erde. Es soll gezeigt werden — vom Himmel aus — was „nach diesem geschehen muß". Das ist: bevor die Gerichte von Kap. 6 anbrechen, wird die Gemeinde beim Herrn sein. Die Kapitel 4 und 5 zeigen die Gemeinde im Himmel. Interessant sind die einzelnen Mitteilungen, was die Gemeinde im Bilde des Johannes oben alles zu sehen bekommt. So wik-kelt sich der Zorn Gottes ab; Kap. 6 bis Kap. 19, 10 schildern uns die Einzelheiten. Kap. 19, 11—21 lassen das Kommen des Herrn mit uns erkennen, damit das Gericht den Abschluß erhält. Das Kap. 20 bringt die Geschehen vor und nach dem Tausendjahrreich, sowie die Verurteilung der Gottlosen. Kap 21, 1 behandelt die Ewigkeiten. Von Vers 2 bis 8 sind Mitteilungen aus dem Tausendjahrreich. Von Vers 9 bis 22 behandelt die Schrift die Ewigkeit. Ab Vers 23 bis Kap. 22, 5 ist erneut vom. Millennium die Rede. Und von Vers 6 bis 21 erkennen wir die heutige Zeit angesprochen.

Bei dieser Aufzeichnung sollte nur auf das Wesentliche eingegangen worden sein, um gleichzeitig zu erkennen, daß in Offb. 6 bis 19, 10 ausschließlich von der Israel-Geschichte und nicht von der Gemeinde geredet ist. Damit kommen wir zum Textthema zurück und fragen, indem auch wir zunächst von der Annahme ausgehen, das Weib sei die Gemeinde: Welches „Kind" ist verheißen, das die Gemeinde bekommen soll? Wie soll das Kind der Gemeinde heißen und welche Aufgaben soll das Kind der Gemeinde haben? Hier sehen wir sofort, daß der Gedanke an ein Gemeindekind falsch ist, weil eine solche Kindesidee der Gemeinde dem Wort völlig fremd, ja sogar schriftwidrig ist.

Sobald wir die Bibel auf die Frage des verheißenen Sohnes von dem beschriebenen Weibe untersuchen, gelangen wir ausnahmslos bei dem Weibe zu Israel, das den Sohn der Verheißung gebären sollte, welcher der Messias ist. Aber Israel wurde nie verheißen, daß es ein Gemeinde-Kind empfangen sollte. Für Gläubige, die Gottes Wort nicht genügend kennen, tun sich solche Probleme schon auf. Jedoch erlaubt uns die Schrift nicht, Gehörtes ohne die notwendige Prüfung nachzureden. Nur eine einzige Schriftstelle soll hier erwähnt werden, die genauestens über die uns betreffende Frage Auskunft erteilt: Es ist Psalm 2. Die Verse 1—2 zeigen uns die Tobsucht der Nationen gegen Gott und seinen Gesalbten. Nach Vers 3 empfinden die Gottlosen die Schöpferordnungen als Banden und Stricke, die es gilt zu zerreißen, aber der Allmächtige lacht und spottet ihrer (V. 4). In Vers 5 wird die Zornesglut des Gerichtes Gottes gezeigt, die in Schrecken über die Schuldigen kommt. Der Messias aber ist schon gesalbt auf Zion (V. 6). Uber diesen Messias-König wird gesagt, daß ER Sein Sohn ist. (V. 7.) Die hier erwähnte Zeugung bezieht sich ausschließlich auf die Menschwerdung des Sohnes Gottes. Hinsichtlich seiner Fleischwerdung ist ER der Erstgeborene, und bezüglich seiner Gottessohnschaft ist ER der Eingeborene. Sein Erbteil (V. 8) sind die Nationen, welche ER im Tausendjahrreich als „Erbsohn" regieren wird. Genau dahin redet der Vers 9: „Mit eisernem Zepter" zeigt IHN als den König, oder „mit eiserner Zuchtrute" übersetzt, zeigt IHN als Herrscher. Daher findet in Offb. 12, 5 wiederum „die eiserne Rute, oder „eiserner Stab" Erwähnung. Das Evangelium des Königreiches ist uns in Offb. 14, 7 mitgeteilt, „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre". Dieserhalb der Aufruf an die Könige der Erde, verständig zu sein und Zurechtweisung anzunehmen. (V. 10), welches „der Ehre", die Gott zu bringen ist, entspricht. Und in Vers 11 wird die Furcht erwähnt, worin das

Evangelium des Reiches enthalten ist: „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre!" Den Vers 12 sehen wir mit Offb. 12, 6 verbunden. Dem in Offb. 12, 1—2 beschriebenen Weibe wird in Offb. 12, 6 eine Flucht angekündigt. Auch hier ist das Weib: Israel! Denn der Gemeinde ist nirgends eine Flucht verheißen. In Matth. 24, 20 wird Israel gesagt, daß sie beten sollen, damit die Flucht nicht im Winter noch am Sabbath geschehe. Diese Worte Jesu betreffen das gleiche Geschehen wie in Offb. 12, 6. Auch hat die Gemeinde nichts mit einem Sabbath zu tun. Und weil die Flucht des Weibes Israel im Zorngericht der 70. Jahrwoche vorausgesagt ist, wird in Psalm 2, 12 der Fluchtschar gesagt, sie sollen dem Sohn, der sie ja weiden soll, mit dem Kuß der Liebe begegnen. Würden sie IHM auch nur ein klein wenig zürnen (denn es ist die Zeit des Zorngerichtes Gottes), so würden sie auf dem Fluchtweg umkommen.

Weil die Gemeinde nicht mit den „Zeichen" in Verbindung steht, erkennen wir ohne Zweifel im Weibe allein Israel. Messiasverbunden findet sich Israel bekleidet und leuchtend (Offb. 12, 1—2) mit der „Sonne der Gerechtigkeit" (Mal. 4, 2). Gleichwie der Mond sein Licht von der Sonne bezieht, „so werden die Nationen durch ihr Licht (Israel) wandeln" (Offb. 21, 24). Die 12 Sterne beweisen erneut in der israelbeherrschenden Zahl, daß darin niemals die Gemeinde zu sehen ist. Prophetisch erfüllt sich hier, was dem Hause Israel schon lange vorausgesagt war: dies war der Traum Josephs nach 1. Mose 37, 5—11 mit Sonne, Mond und 12 Sternen.

Was aber der Herr der Gemeinde zu

Thyatira In Offb. 2, 26—27 schreiben läßt, ist folgendes:

Wer überwindet, ist einer, der sich mittels des Glaubens durch eine Bekehrung oder durch Entscheidung zu Gott wendet. Das ist nach Eph. 2, 8 Gnade. Und wer das Werk Gottes tut, das ist „bewahrt" bis ans Ende oder auch bis zum Schluß seines Lebens. Das ist nach 2. Joh. 8 Lohn, — dem will der Herr Macht über die Nationen geben.

Diese Aussage bezieht sich auf die Zeit des Tausendjahrreiches, wo die Gemeinde als der Leib mit dem Haupte — als dem geistlichen Christus — herrschen wird. In der Ewigkeit gibt es Nationen nicht mehr. Alle KinderGottes (die Uberwinder) werden teilhaben; die Größe des Auftrags mag sich nach der Größe des Lohnes richten. Nachdem in Offb. 2, 26 die Erretteten der Gemeinde angesprochen sind, die jene Gewalt haben, bezeichnet das Wort sie in Vers 27 als die, welche „geweidet" werden sollen — mit eiserner Rute — die Bewohner des Friedensreiches, hingegen die Untreuen wie die Töpfergefäße zerschmettert werden und darum nicht in die Segnungen des Reiches dieser Gerechtigkeit eingehen dürfen. Wie der Sohn vom Vater empfangen hat, so werde ICH „ihm" (das ist Israel) den Morgenstern (das ist der Messias) geben. Ergebnis: Das Weib ist Israel, der Sohn ist der Christus, welcher auch in die Himmel entrückt wurde. Entrückt wird nicht die Gemeinde als solche, sondern nur ein kleiner Teil davon; es wird der Uberrest sein bei seiner Ankunft. Die Aufnahme Jesu war jedoch die hier genannte Entrückung.

W. B.

2

Die Weissagung nach Hesekiel 4

Das obige Kapitel führt uns den geistlichen Tiefstand Israels vor Augen. Wesentliche Aussagen dieses Abschnittes, die das notwendige Licht der Erkenntnis vermitteln, sollen besonders betrachtet werden. So mag diese Auslegung auch nur dann zur Hand genommen werden, wenn zuvor das ganze Kapitel 4 gelesen wurde. Dem Volke Israel soll durch den Propheten Hesekiel die heilsgeschichtliche Lage des Volkes,„sichtbar" dargestellt, gezeigt werden. Nur zu oberflächlich überlesen wir das Wort Gottes, ohne uns dabei in die Lage und Situation des Propheten zu versetzen. Was heißt z. B.: 390 Tage (Vers 5) auf der linken Seite zu liegen, ohne sich wenden zu dürfen und ohne zu können (Vers 4)? Die Zeit des Geschehnisses war, nachdem Israel im Jahre 3605 nach Adam (siehe „einige Bemerkungen zur Zeittafel") in die Gefangenschaft nach Babel durch Nebukadnezar geriet. Damals nahmen die Feinde die Intelligenz der Hebräer (angesehene und führende Israeliten) von mehr als 10 000 (2. Könige 24, 14) mit in die Gefangenschaft. Hesekiel aber war einer von denen, die in sporadischen Zeitabständen noch nachträglich nach Babel verschleppt wurden. Der Abtransport Hesekiels geschah also während der 70-jährigen Gefangenschaft des Volkes. Die Umstände des Geschehnisses, Hunger, Durst und die demütigende Knechtschaft der Feinde im eigenen Lande, waren für den Propheten sehr hart. Dazu kam während der Belagerung der Tod seiner Frau (geschichtliche Uberlieferung). Unter dem Druck und Leid seines Herzens und der Liebe zu seinem Volke wurde er befähigt, die durch Gott geforderten Handlungen unter Aufbietung aller Kräfte zu erbringen.

Die Auslegung dieses Kapitels 4 läßt den Propheten als „Menschensohn" angesprochen sein (Vers 1). Diese Bezeichnung drückt einen gewissen Schatten als Bild auf Jesus aus. Denn auch unser Herr wird wiederholt des Menschen Sohn oder Sohn des Menschen im Wort benannt.

In der Art und Anwendung wird uns hier die bildhafte Darstellung Israels aus der Perspektive Gottes gezeigt. Ja, der Herr läßt hier veröffentlichen, wie Gott sein Volk sieht. Jeder in Israel sollte anhand der bilderhaften Darlegungen jener Situation am Propheten sehen, wie Gott denkt, sieht und handelt.

Nach dem Muster eines „Sandkastens" sollte die Lage Israels demonstriert werden. Darum „nimm dir (Hesekiel) einen Ziegelstein und lege ihn vor dich hin". Der Ziegelstein ist ein Erdgebilde und soll alles „Vergängliche" (wie alles Irdische) zum Ausdruck bringen. So vergänglich war auch die Nation „Israel" als eine autonome Staatsform. Ja, so vergänglich war auch Jerusalem, das geistliche Zentrum Israels und der damalige Sitz der Könige. Wie das Brennen der Steine mit Feuer geschieht, so sollte auch Jerusalem ins Feuer des Gerichtes gebracht werden. Deshalb: „Zeichne darauf eine Stadt, Jerusalem." Wegen Untreue, Unglauben und Ungehorsam war Jerusalem die „gezeichnete" Stadt des Gerichtes, eines Feuers von Gott. Die Weissagung Hesekiels liegt in der Zeit nach 2. Könige 24, 1—6, wo nach Vers 13 lediglich die Schätze des Hauses Jahwes und die Schätze des Königshauses „zerschlagen" wurden (welche der König Salomo gemacht hatte), aber vor der Zeit der Belagerung Jerusalems (Vers 1 von 2. Könige 25, 1 bis 10) sowie der Verbrennung des

Tempels (V. 9 und 10). Zwischen dem Geschehen in 2. Könige 24 und 25 müssen nach 2. Könige 24, 18 ungefähr elf Jahre liegen, wobei der eingesetzte König Zedekia nach 2. Könige 25, 1 knapp neun Jahre regierte. In dieser Zeitspanne von elf Jahren liegt die Weissagung des Propheten Hesekiel in Kapitel 4, so daß seine persönliche Wegführung nach Babel erst geschah, nachdem er dem Volke die Belehrung erteilt hatte. Da Hesekiel nicht unter den zurückgeführten Israeliten aufgezählt ist, kann mit Gewißheit angenommen werden, daß der Prophet im Feindesland gestorben ist. Fortsetzung der Auslegung: Um den Ziegelstein mit den eingetragenen Wahrzeichen Jerusalems sollte Hesekiel eine Belagerung (Vers2) gegen die Stadt (im Sandkasten) aufbauen und Belagerungstürme aufstellen, einen Wall aufschütten und Heerlager und Sturmböcke wider die Stadt ringsum aufstellen.

Also wollte Gott seinem Volke tun. Es stellt sich nun die Frage: Warum läßt der Herr solches gegen die Seinen zu? Wir müssen darauf antworten: „Weil Jahwe nicht mehr vergeben wollte" (2. Könige 24, 4b). Und warum wollte Gott nicht mehr vergeben? Weil die Schuld Israels vor dem Herrn so groß war und weil Blut der Unschuld vergossen wurde. Dann sollte der Prophet die erwähnte „eiserne Pfanne" zwischen sich und die Stadt Jerusalem stellen (Vers 3). Die Absicht Gottes gegen Jerusalem, das erwähnte und angekündigte Gericht durchzuführen, sollte göttlicher „eiserner" Beschlußsein. Hinter der Mauer Jerusalems sollte „Eisen" sein. Ja, diese Weissagung Hesekiels sollte gottgegeben „ehern" sein und bleiben. Nicht allein der Feind, sondern auch der Prophet — und damit Gott — sollte und wollte Jerusalem „belagern":

…..und du sie belagerst" (Vers 3).

Sowohl die materielle als auch die geistliche Belagerung des Hauses Israel sollte nunmehr der bleibende Zustand Seines irdischen Volkes sein (Wahrzeichen). Ja, sie ist es geblieben bis auf diesen Tag. Denn die Feinde stehen

rings um Israel, gleich einer Belagerung — das ist die „materielle"; und die geistliche Belagerung ist die Decke (2. Kor. 3, 14), welche sein Angesicht bedeckt. Wenn also der Prophet schon damals die „Belagerung" der Israeliten ihnen ein Zeichen sein ließ, so haben wir heute wie auch in Offenbarung 20, 9 darin die Erfüllung. Das damalige Zeichen fürdiematerielle und geistliche Belagerung wegen der unvergebenen Schuld war „das am Boden liegen" des Propheten auf der linken Seite (Vers 4). Diese Seite (links) sollte die auferlegte Ungerechtigkeit des Hauses Israel bedeuten. Die Schuld zu tragen, wardem Propheten auferlegt. Solches geschah in Sonderheit, weil noch kein Opfer vorhanden war, die Schuld zu tragen. Wie dankbar sollten wir sein, daß wir heute ein Opfer für unsere Ungerechtigkeit haben — Jesus hat unsere Schuld getragen! Im Schattenbilde Jesu hatte der Prophet die Schuld Israels zu büßen. Aber weil in Hesekiel keine Vergebung war, kam das Gericht auf die Bewohner Jerusalems. Von uns, der Gemeinde, ist jedoch gesagt: „Wer an IHN glaubt, kommt nicht ins Gericht" (Joh. 5, 24). Manche der Gemeinde Jesu glauben das aber nicht!

In großer Gnade hat der Herr für den Propheten Hesekiel die Jahre (Vers 5) zu einer Anzahl der Tage gemacht. 390 Tage (wegen der 390 Jahre Israels) soll der Prophet die Ungerechtigkeit Israels tragen. Hesekiel konnte die Sünde des Volkes nur tragen, nicht aber „wegnehmen" wie unser Herr in Joh. 1, 29! Auch konnte der Prophet die Sünden nur auf der Erde tragen, nicht aber gleich unserem Herrn — die Sünden in den Tod!

Sobald also der Prophet die 390 Tage auf der linken Seite gelegen hatte, mußte er sich weitere 40 Tage auf die rechte Seite legen (Vers 6). Dies sind zusammen 430 Tage, an denen der Prophet die Ungerechtigkeit Israels zu tragen hatte. All die Tage der Belagerung sollten mit entblößtem Arm erfolgen (der Ausdruck für die dahinterstehende Kraft Gottes; in unserer Sprache:

Hochgekrempelte Hemdsärmel). Darüber hinaus soll das Angesicht gegen Jerusalem gerichtet sein und geweissagt werden (Vers 7). Es gab Ausleger, welche meinten, der Prophet habe über die 430 Tage nur stundenweise auf der jeweiligen Seite gelegen. Das stimmt aber absolut nicht, denn in Vers 8 wird ganz klar gesagt, daß Gott den Hesekiel über die Zeit der Weissagung (das sind die 430 Tage) mit „Stricken" festhielt, damit er sich nicht von einer Seite auf die andere umwenden konnte. Da aber die Zeit der 390 Jahre (hier dargestellt in 390 Tagen) das vorausgesagte Gericht ohne Unterbrechung für das Volk Israel bedeuten soll, durfte auch der Prophet keine Zeitlücken im Schuldtragen aufweisen. Jede Unterbrechung des Schuldtragens auf der Seite hätte Aufhebung des Gerichtes für Israel bedeutet. Nach Vers 8 soll auch gesagt werden, daß in der göttlichen Absicht der Verhinderung, sich von einer Seite auf die andere zu legen, die Schuld Israels (das sind die 10 Stämme, für die Gott den Propheten 390 Tage Schuld tragen ließ) nicht auf das Konto der Juden gehen sollte. Ihnen hatte Gott 40 Jahre bestimmt. Jeder sollte also für seine Schuld büßen. Noch war kein Opfer wie das Lamm Gottes vorhanden. Die wichtige offene Frage bleibt in der Aussage Gottes, daß der Prophet 390 und 40 Tage die Schuld tragen sollte (Verse 5 und 6), hingegen in Vers 9 und den folgenden bezüglich derDurch-führung nur für 390 Tage Speise vorzubereiten hatte, unter Weglassung der 40 Tage!

Hier soll ausgedrückt werden, daß nach den 390 Tagen der Prophet nach Babel gebracht wurde, weshalb die 40 Tage an Verpflegung auch nicht mehr vorbereitet werden mußten. Die Situation für Hesekiel muß während der 390 Tage ganz furchtbar gewesen seim Mehr als ein Jahr lag der arme Prophet auf der Seite, wobei er aß, trank und seine Notdurft verrichtete. Die Schwere für Hesekiel sollte ein Abbild der kommenden Schwere von 390 Jahren für das Volk Israel sein.

Die Situation für Israel war schon hart bezüglich der damaligen Not, denn infolge der Zerstörung der Tempelgeräte (2. Könige 24) war der Tempeldienst nicht mehr möglich. Als das zurückgebliebene Volk in Israel nicht Buße tat, traf der Zustand von 2. Könige 25 ein: der Tempel und die Mauern Jerusalems wurden zerstört. Das war die Folge der Feindbelagerung: Der Abbruch der Mauern Jerusalems war im „Wahrzeichen" das materielle und der Abbruch des Tempels zu Jerusalem das geistliche Ende der Königsherrschaft. Fortsetzung der Auslegung: Die Nahrung für die Tage der Weissagung war eine ausgesprochene Menge für Fastentage. Die tägliche Speise für den Propheten sollte aus 6 Arten in ein Gefäß gebracht werden: Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt (Vers 9). Die Bereitung sollte wie Gerstenkuchen erfolgen, nach der Art von Brot. Für die Tage der Weissagung, also auf Vorrat, sollte die Speise zubereitet werden. Auch die tägliche Ration war bestimmt: 20 Sekel an Gewicht. Da 1 Sekel 16 Gramm besitzt, beträgt die Tagesmenge 320 Gramm (Vers 10). Nach der Weisung Gottes sollte wiederholt am Tage gegessen werden, was z. B. bei drei Mahlzeiten je ca. 106 Gramm ergibt. Das war auf die Zeit von ungefähr 13 Monaten eine harte, schwere Sache für den Betroffenen. Auch das Wasser sollte zugeteilt werden, ein Sechstel Hin = ca. 0,66 Liter für den Tag als 0uantum (Vers 11). Das ist der Mangel, den Gott als GeGericht über das Volk kommen läßt:

Und das ist die Unreinheit, die Gott als Gericht über das Volk kommen läßt: Nach Vers 12 sind die Gerstenkuchen vor den Augen der Israeliten auf Ballen von Menschenkot zu backen. Unrein soll das Volk zukünftig unter den Nationen leben. Dahin will der Herr sie vertreiben, durch all die Jahrhunderte (Vers 13).

Hesekiel, der sich immer bewahrt hatte, soll sich jetzt verunreinigen, damit das Volk gewarnt sei. In seiner Not ruft der Prophet zu Gott: „Ach, Herr, Jahwe"

(Vers 14), und der Herr gestattet anstelle von Mens'chenkot Rindermist und mindert dadurch seine Härte (Vers 15). Gottes Absicht mit Israel finden wir dann in den Versen 16 und 17. Der Herr will den Stab des Brotes brechen, deshalb wird eine Hungersnot kommen. Gleichwie der Prophet während der langen Zeit (ein Tag für ein Jahr) in großem Mangel an Brot lebte, so wird das Volk das Brot nach Gewicht (nach Gramm) essen. Ja, das Wenige soll sogar in „Angst" gegessen werden. Und das Wasser sollen sie trinken nachdem Maße des Bechers, mit „Entsetzen". Gott will Brot und Wasser mangeln lassen, damit sein Volk hinschwindet in seiner Ungerechtigkeit und verschmachtet.

Die prophetische Dimension des Kapitels wirft die Fragen auf: Welchen prophetischen Platz nimmt die Aussage über 390 Jahre und 40 Jahre ein, und in welchen Zeitpunkt eingeordnet liegt die Erfüllung der Angabe? Zunächst ist über den Zeitraum von 390 und 40 Jahren Israelgeschichte die Verheißung über sein Volk gemäß Hese-kiel 4 maßgebend. Danach sind in den angekündigten Jahrhunderten über das Bundesvolk Gottes Zeiten der Unreinheit unter den Nationen enthalten. In diesen Tagen wird es nicht dem lebendigen Gott, sondern den Nationen dienen (Vers 13). Ja, Gott will das Volk dahin bringen, wo es dem Herrn nicht dienen kann.

Im Schattenbild sehen wir Israel als Knecht unter der Herrschaft der Nationen in Ägypten. Auch dort konnten sie dem lebendigen Gott im Himmel nicht dienen, weshalb der Herr sie mit starkem Arm herausführte. Zu erwähnen ist die Mitteilung in 2. Mose 12, 40—41, wonach das Volk Israel am Ende von 430 Jahren aus Ägypten auszog (vgl. auch Galater 3, 17) Es hat sicherlich einen tiefen Grund. Denn erst nach dem Auszug konnten sie Gott opfern und dienen nach der Weisung des Herrn.

Gehen wir also davon aus, den Zeitpunkt nach den angekündigten Mangeljahren durch Hesekiel — den Neuan-

fang zu suche.n, in welchem Israel dem Herrn ganz neu dienen darf, so gelangen wir zum Tode Christi. Seit dieser Zeit ist eine Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit möglich (Joh. 4,23), denn Gott hat diese Anbeter gesucht, aber erst durch das Opfer Seines Sohnes gefunden Die Knechtssteiiung unter der Sünde hat ein Ende gefunden, und wir sind durch Gnade Gottes und Glauben zur Freiheit und damit unter das Gesetz des Lebens gelangt.

Einige Bemerkungen zur Zeittafel. Alle Jahresangaben beziehen sich auf die Erschaffung des Menschen als Ausgangspunkt. Durch ein gründliches Studium des Wortes Gottes ist es möglich, eine Zeittafel aufzustellen, die von Adam bis zum Tode Jesu recht exakte Zahlenwerte beinhaltet. (Vgl. als eine ähnliche Arbeit die „Zeittafel von Adam bis Abraham" in der alten Elberfelder Hausbibel.) Zu den weltlichen Jahresangaben ergeben sich Differenzen. Erläuterung der Zahlenwerte von Jahren gemäß der Zeittafel. Gehen wir vom Tode Jesu im Jahre 4038 aus und ziehen die 390 Jahre ab, so haben wir den Anfang der 390 Jahre der Weissagung Hesekiels — es ist das Jahr 3648. Dieses Jahr ist die Erfüllung der Aussage des Propheten Jesaja, Kapitel 7, 8: „Daß Ephraim kein Volk mehr ist." 43 Jahre vorher war das Ende des Königtums und die Wegführung der 10 Stämme nach Assyrien unter Hosea. Im Jahre 3738 war das Ende des Königtums und die Wegführung des Stammes Juda nach Babel unter Zede-kia in 2. Könige 25, 1—10. 70 Jahre später, im Jahre 3808, endete die Gefangenschaft. Die Weissagung Hesekiels nach Kapitel 4 hat zwischen der Mitteilung von 2. Könige 24, 1—6 im Jahre 3727 und der Mitteilung von 2. Könige 25, 1—10 im Jahre 3738 stattgefunden. Ohne Zweifel ist Christus, der Herr, im Jahre 4005 geboren worden und wurde etwa 33 Jahre alt. Sein Kreuzestod fand also im Jahre 4038 statt, wobei 37 Jahre später (also im Jahre 4075) der Tempel durch den römischen Feldherrn Titus zerstört wurde.

Zeittafel der Weissagung Hesekiels nach Kapitel 4

Die Einordnung der in Hesekiel 4 erwähnten 40 Jahre, die aber nicht gesondert für Juda liegend gefastet wurden, ist nicht völlig klar. Bezeichnend sind die 43 Jahre vor Beginn der 390 Jahre für Israel und die 37 Jahre nach Christi Tod. In den 43 sind drei Jahre

mehr, die wiederum in den 37 am Ende, jeweils zur Zahl „40", fehlen (siehe Zeittafel).

Der Zerstörung des 1. Tempels folgen 70 Jahre der Gefangenschaft. Der Geburt Jesu folgt 70 Jahre später die Zerstörung des 2. Tempels.

W. B.

Image

3

Unterschied zwischen Passah und Abendmahl

Diese Frage wird in gewissen Zeitabständen immer wieder an uns herangetragen. Da wegen des Umfanges der Erklärung weder mit „Ja" noch mit „Nein" geantwortet werden kann, und der umfassenden Auslegung nicht genügend Zeit zur Verfügung steht, soll an dieser Stelle Antwort gegeben werden. Behauptende Beantwortungen mit „Ja" oder „Nein" halten wir für in noch nicht genügender Weise untersuchtes Schriftwort. Da es sich bei den Fragestellern jedoch um aufrichtige Gläubige vor dem Herrn handelt, wollen wir uns bemühen, die Dinge exegetisch, verantwortlich vor Gott zu behandeln. Am geeignetsten halten wir es, von 2. Mose 12 auszugehen, um dann die einzelnen Punkte der Reihe nach zu beleuchten. Auch möchten wir Bestätigungen an Übereinstimmung und sich nicht dek-kende Aussagen vergleichen, damit jedem einzelnen Leser das rechte Bild vor die Seele gestellt ist. Des weiteren ist es uns ein tiefes Anliegen, für die Gläubigen der denkbar größte Anlaß zum gewaltigen Segen unseres Herrn zu werden. Es bleibt unser Ziel, die Leser dieses Heftes mit dem teuren Wort Gottes eng zu verbinden, damit der einzelne innige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus unterhält. Auch sollte man unbedingt die hier erwähnten Schriftstellen nachschlagen, damit der geistliche Nutzen so groß wie möglich wird.

Ausgangspunkt: Israel war zur Zeit von 2. Mose 12 in Ägypten, was für das Volk Gottes „Knechtschaft" bedeutete. Denn in der Hand des weltlichen Königs Pharao lag das Volk Israel vom Abschluß des Bundes an bis zur Gesetzgebung, und das waren 430 Jahre (Gal. 3, 17). Um die Rettung des Volkes sichtbarlich herauszustellen, ließ

der Herr Sein Volk zuvor nach Ägypten gehen. Der Anlaß hierzu war eine große Hungersnot im Lande (1. Mose 42, 5). In der Hand des Obersten der Welt (Bild von Satan): Pharao, konnten die Israeliten dem Herrn nicht dienen. Der Herr rettete Sein Volk mit starkem Arm. Wer in Feindhand lebt, kann dem Lebendigen nicht dienen (Richter 16, 21).

Der Ausgangspunkt im NT für die Kinder Gottes war, daß wir alle ohne Gott in dieser Welt lebten (Eph. 2, 12). Ägypten war für Israel das, was die Welt für die Gläubigen heute ist. Seit unserer Errettung gehören wir als Eigentumsvolk dem Herrn und haben allein IHM zu dienen. Umgekehrt gesagt, kann heute ein Mensch dem Herrn nur dann dienen, wenn er sich zuvorhat retten lassen.

Die Errettung Israels geschah im Gericht, denn inmitten der furchtbaren Plagen in Ägypten wurde Sein Volk gerettet. Die ganze Heilige Schrift redet bei den Gerichten jeweils von Rettung. Hier sei an die Wasserflut mit der Rettung des Noah, wie auch an das Feuer und den Schwefel in Sodom mit derRettung des Lot erinnert.

Bezeichnend sind die Gerichtszeichen Gottes in Ägypten, an derZahl „zwölf".

1. Gerichtsplage in 2. Mose 7, 10 Stichwort Schlange

2. Gerichtsplage in 2. Mose 7, 20 Stichwort Wasser zu Blut

3. Gerichtsplage in 2. Mose 8, 6 Stichwort Frösche

4. Gerichtsplage in 2. Mose 8, 17 Stichwort Stechmücken

5. Gerichtsplage in 2. Mose 8, 24 Stichwort Hundsfliegen

6. Gerichtsplage in 2. Mose 9, 6 Stichwort Tod des Viehes

7. Gerichtsplage in 2. Mose 9, 10 Stichwort Geschwüre

8. Gerichtsolage in 2. Mose 9, 24 Stichwort Feuer und Hagel vom Himmel

9. Gerichtsplage in 2. Mose 10, 14 Stichwort Heuschrecken

10. Gerichtsplage in 2. Mose 10, 22 Stichwort Finsternis für drei Tage

11. Gerichtsplage in 2. Mose 12, 29 Stichwort Tod der Erstgeburt von

Mensch bis Vieh

12. Gerichtsplage in 2. Mose 14, 26—28 Stichwort Wassertod des Pharao und

aller Heere

Weil die Welt in Sünden liegt, mußte Gott damals das Schattenbild des kommenden Gerichtes an denen geschehen lassen, die nicht die Rettung suchten, überraschend stellen wir fest, daß die hier genannten Plagen sich in der 70. Jahrwoche nach Daniel 9, vornehmlich in der Offenbarung Jesu durch Johannes, widerspiegeln. Nicht ohne Grund lesen wir in Vers 13 von „Zeichen". (Hier sei auf die Auslegung des Schreibers hingewiesen: „Leben wir heute noch in der Zeit der Zeichen?") Die Zeichen hatten eine wunderartige Erfüllung in der Gegenwart, mit einer zukünftigen späteren End- oder Vollerfüllung in der vor uns liegenden Gerichtszeit.

Die Errettung der Gemeinde geschah auch im Gericht, indem Christus für uns ins Gericht ging. Denn wer an IHN glaubt, kommt nicht mehr ins Gericht (Joh. 5, 24). Deshalb sagt auch der Herr in Joh. 12, 31: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt, jetzt wird Satan hinausgeworfen." Es hat Gläubige gegeben, welche nachredeten, wir kämen noch einmal ins Gericht! Welch eine Herabsetzung des vollkommenen Opfers Jesu am Kreuz. Würde „SeinLeib" noch einmal ins Gericht müssen, wäre das Opfer des Gottessohnes im Fleische nicht ausreichend gewesen. Denn die Wiederholung einer Sache ist nur dort nötig, wo dieselbe nicht ausgereicht hat. Die letzten Worte Jesu: „Es ist vollbracht" wären unwahr, würden wir auch nur eine Sekunde nochmals ins

Gericht kommen. Unser Herr hat ein Ganzopfer gebracht, weshalb das Gericht Gottes völlig auf IHN gekommen ist und einer Neuauflage oder Ergänzung nie mehr bedarf. Die allerletzte aller Möglichkeiten wäre, dies von uns Menschen zu erbringen, die wir doch sündig sind.

Die Gegenüberstellung finden wir doch gerade im unvollkommenen Hohenpriester des AT und unserem Herrn im NT (Hebr. 7, 25—27). Passah heißt „Vorübergehen". Sobald wir die Frage stellen, wer oder was vorübergehen sollte, so lesen wir

in 2. Mose 12, 13b:…..so werde ich an

euch vorübergehen." Unter dem ICH haben wir den Richter-Gott selbst zu sehen, DER „vorübergehen" wollte. Was aber betraf das Vorübergehen? — Das Gericht —.

Im Passah gedachte man also, daß in Ägypten (geistl. Welt) das Gericht an Israel vorübergegangen war. Das Passah des NT ist Jesus, denn nur solche, die aus der Welt ausgegangen sind und Vergebung der Sünden haben, allein an ihnen ist das Gericht vorüber- oder vorbeigegangen. So spricht der Apostel Paulus in 1. Kor. 5, 7b: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet." Wer wollte da nein sagen?

Die gemeinsamen Merkmale sowohl des Passah als auch des Brechen des Brotes stehen in Verbindung mit:

Gedächtnis

AT-PASSAH in 2. Mose 12, 14: „Und dieserTag soll euch zum Gedächtnis sein." Die Bedeutung von Passah = vorübergehen, trägt eine wesenhafte Unterscheidung zwischen den Israeliten vor der Nacht und dem Geschehnis in 2. Mose 12, 29 nach dem Gericht. Denn nur letztere konnten aufgrund der geschehenen Tatsache das Gedächtnis im Rückblick, wie wir heute auf Christus, tun. Im Gedächtnis finden wir die Erinnerung an das stellvertretende Opfer.

NT-MAHL in 1. Kor. 11, 24b und 25 b; sowie Luk 22, 19:

…..dies tut zu meinem Gedächtnis."

Bezeichnend ist die Erwähnung im NT an insgesamt 3 Stellen. Während im Passah die Wirkung des Opfers, das ist das Vorübergehen des Gerichtes, vorsteht, liegt das Gewicht im NT im Opfer selbst! „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt" (1. Kor. 11, 26). Das Mahl ist also die Verkündigung Seines Todes. Nicht jene, die Brot und Wein austeilen, auch nicht diese, welche das Gebet sprechen, sind die Verkündiger Seines Todes, sondern die, die das Brot essen und den Kelch trinken. Weil sich unser Herr selbst als Opfer gab, steht ER weit höher als diejenige Wirkung, die uns vor dem kommenden Gericht bewahrt (vorübergeht).

Lamm

AT-PASSAH in 2. Mose 12, 3:

…..da nehme sich jeder ein Lamm."

Dieses Lamm sollte als Opfer dienen. Nicht ein kräftiges Raubtier, wie der Löwe oder Tiger, sollte geschlachtet werden. Das Lamm trägt das Bild der Wehrlosigkeit und Schwachheit.

NT-MAHL in Offb. 5, 6: „Und ich sah . . . ein Lamm stehen wie geschlachtet …" Christus ist das geschlachtete Opferlamm. Obgleich ER Gottes Sohn war, offenbarte sich der Herr in Wehrlosigkeit und Schwachheit: im Fleische. Bereits der Prophet sah Jahrhunderte vorher den leidenden

Christus in Jes. 53, 7:…..gleich dem

Lamme, welches zur Schlachtbank geführt wird." Nur in der Lammesart kann das Erlösungswerk vollbracht werden. Ist die Lammesnatur uns eigen geworden?

Ohne Fehl

AT-PASSAH in 2. Mose 12, 5a: „Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben, ein männliches." Nach 3. Mose 22, 22 durfte ein Lamm mit Fehlern Gott nicht dargebracht werden. Aus dem Propheten Mal. 1, 8 ist zu ersehen, daß die Israeliten Blindes, Lahmes und Krankes dem Herrn darbrachten. Dabei war das

Lamm ohne Fehl die schattenhafte Darstellung des Lammes Jesu Christi.

NT — MAHL in Joh. 8, 46: „Wer von euch überführt mich der Sünde?" So konnte der Herr die Frage stellen, weil ER ohne Sünde war. Allein diese Seine Sündlosigkeit drückt bei unserem Herrn den Zustand der Vollkommenheit aus. Das ist, das Lamm Gottes ohne Fehl vor uns zu haben. Nur aus einem vollkommenen Opfer konnte auch eine vollkommene Rettung für Sünder geschehen. Fehlerhafte Tiere, im AT zur Opferung gebracht, bedeutete letztlich, den Christus in Sündenwandel zu sehen. Denn Kranke, Blinde, Lahme können anderen nicht Hilfe sein. Vielmehr bedürfen solche selbst des Beistandes, wie wir dies am Teich von Bethesda (Joh. 5, 2—3) erkennen. In Christus sehen wir das sündlose Lamm auch beim Brechen des Brotes, denn Petrus bestätigt im 1. Brief, Kap. 2, Vers 22: „Welcher keine Sünde tat."

Blut

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 13a:

…..und sehe ich das Blut!" Ja, Gott

sieht das Blut; denn „ohne Blutvergie-ßung gibt es keine Vergebung" (Hebr. 9, 22b). Nicht das vergossene Blut als solches, wohl aber dieses Blut derTiere in gottgewollter Weise benutzt, brachte den Israeliten die Rettung vor dem Gericht. Dies waren die beiden Seiten und die Oberschwelle derTür jedes Hauses. Die Tür ist der Ort unseres Ein- und Ausgehens. Unter die Bedeckung des Blutes sollte alles gestellt sein. Wegen des Passahblutes konnte der Würgeengel nicht in diese Häuser eingehen, denn das Blut stand stellvertretend dazwischen. Die Hebräer hatten also eine irdische Rettung im Tierblut, jedoch keineswegs eine ewige. Bei unserem Herrn verhält es sich eigentlich genauso. Nicht das vergossene Blut als solches bringt in Automation die Rettung vor der ewigen Verdammnis, wohl aber die Inanspruchnahme durch Abwaschung der Sünden.

NT — MAHL in Matth. 26, 28: „Denn dieses ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden." Das generelle Hemmnis der Gemeinschaft mit dem alleinigen Gott sind der Menschheit Sünden. Um die Gemeinschaft des ewigen Lebens zu haben, sollen wir nach Joh. 6, 54b: Sein Blut trinken. Inniger als trinken, können wir nichts mit uns verbinden. Da nun der Herr Sein Blut mit dem Gewächs des Weinstocks vergleicht, sollen wir bildhaft das Blut Jesu trinken. Nicht aber, daß jemand das ewige Leben erhält, wenn er am Herrn-Mahl teilgenommen hat. Hier ist gemeint, daß wir in die tiefe Blutsgemeinschaft mit Christus treten sollen, wodurch es zur Vergebung der Sünden kommt. Eine solche Bekehrung mit Sündenabwaschung ist ein rein geistlicher Vorgang, hingegen das Brotbrechen von der Handlung her materiell ist und lediglich den großen geistlichen Hintergrund aufzeigt. Bemerkenswert ist die Wirkung des Blutes. Obgleich das Passah-Blut nur die eine Seite des „vorübergehenden Gerichtes" kennt, so ist die Vielseitigkeit des Blutes Jesu gewaltig und verbindet uns mit ewiger Errettung.

Einige wesenhafe Wirkungen des Blutes Jesu:

Nach Offb. 1, 5 „wäscht" das Blut Jesu uns rein von den Sünden.

Nach 1. Joh. 1, 7 „reinigt" das Blut von allen Sünden.

Nach Offb. 5, 9 sind wir durch das Blut „ erkauft".

Nach Römer 5, 9 sind wir durch das Blut „gerechtfertigt".

Nach 1. Kor. 10, 16 redet das Wort von der „Gemeinschaft" des Blutes.

Nach Eph. 1, 7 haben wir die „Erlösung" durch Sein Blut.

Nach Kol. 1, 20 hat dieses Blut „Frieden" gemacht.

Nach Hebr. 10, 19 besitzen wir das Recht zum „Eintritt" durchs Blut.

Nach Offb. 12, 11 vermögen wir zu „überwinden" durchdas Blut Jesu.

An dieser Stelle vermögen wir nicht

auszudrücken, was uns in Verbindung

mit dem „Glauben an Sein Blut" (Römer 3, 25) geworden ist. Hierzu gehört auch die Befreiung vom Gericht nach Joh. 5, 24! Dieses Blut nehmen wir bei der Bekehrung rettend in Anspruch und dürfen dann beim Mahl im Kelche die vergeistlichte Darstellung sehen.

Essen

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 8: „Und sie sollen in selbiger Nacht das Fleisch essen, gebraten am Feuer, und ungesäuertes Brot; mit bitteren Kräutern sollen sie es essen." Das Passah-Lamm mußte also gegessen werden, allerdings „gebraten am Feuer". Das Feuer ist ein Bild des Gerichtes Gottes. Das Lamm war danach ein stellvertretendes Opfer, damit das Gericht an dem Tier und nicht an ihnen vollzogen würde. Dabei mußte ungesäuertes Brot, d. h. Brot ohne Böses und Sünde gegessen werden. Des weiteren gab es dabei bittere Kräuter, welche mit dem Fleisch der Opfer zu nehmen waren. Hier finden wir zugleich den Hinweis der Bitternis der Leiden, auf Christus bezogen. Auch sollten sie nichts davon übriglassen bis an den Morgen (Vers 10a). Reste sollten mit Feuer verbrannt werden. Diese Weisung erfolgte darum, weil im Bild auf Christus der Herr sich als „Ganzopfer" hingeben wollte. Würden die Israeliten gewisse Teile des Opferfleisches zurückbehalten, käme die schattenhafte Darstellung dahin, daß der Herr sich am Kreuz nicht völlig, sondern nur teilweise hingegeben hätte.

Auch mußte dieses Passah in Bereitschaft der Israeliten gegessen werden: Die Lenden umgürtet (nach Eph. 6, 14 mit Wahrheit), beschuht an den Füßen (nach Eph. 6, 15a), welches die Bereitschaft (des Evangeliums) des Friedens ist, und den Stab in der Hand. Dieser Stab deutet auf die damalige Tätigkeit im Lande Gosen hin, dessen Bewohner Schafhirten und Viehzüchter waren (1. Mose 46, 32). Dies weist auf den „Hirtenstab" hin, was auch einen geistlichen Sinn hat. Da nun der Auszug aus Ägypten unmittelbar dem Passah folgte,

sollte die Bereitschaft zum alsbaldigen Aufbruch bekundet werden. Die gesamte Passah-Handlung sollte in „Eile" geschehen. Wegen der bevorstehenden Absonderung, das ist Heiligung, im Auszug vom Geist Ägyptens, war Eile geboten. Damit ist das Passah ein „zeiteiliges", also zeitbegrenztes Opfer.

Das AT-Passah trug nicht den Charakter eines Sündopfers. Die Begrenzung des Opfers lag vielmehr im Vorübergehen des damaligen Gerichtes. Später, also nach dem Auszug, war die Feier mehr ein Gedächtnis, eine Rückerinne-rung. Darum in Vers 17b: „Und ihr sollt diesen Tag beobachten bei euren Geschlechtern als ewige Satzung."

NT — MAHL in Matth. 26, 26: „Nehmet, esset, dies ist mein Leib." Wie beim AT-Passah wird auch hier gegessen, jedoch nur noch Brot, nicht mehr Fleisch. Das Brot aber ist nunmehr Sein Fleisch (Joh. 6, 51). Damit ist Christus zugleich auch das Brot, welches vom Himmel herniedergekommen ist.

Das Feuer des Gerichtes traf den Unschuldigen, DER bereit war, für uns Sünder stellvertretend zu sterben. Der treue Heiland tat dies, damit das furchtbare Gericht nicht uns treffen würde. Das ungesäuerte Brot weist hin auf das sündlose Lebensbrot Jesus, in welchem keine Sünde war. Die bitteren Kräuter zeigen den Leidens- und Schmerzens-weg des Herrn, von Menschen (Matth. 26, 56) und von Gott (Matth. 27, 46b) „verlassen". Verhöhnt, verspottet, geschlagen, gegeißelt und gekreuzigt — war Sein Erdenweg voller Schmerzen und Bitternis.

„Entgegen" dem Passah, besitzen wir neutestamentlich keine Weisung, das Brot der Mahlfeier etwa „ganz" aufzuessen.

Die tiefere Lehre des NT in vorgenannter Frage:

Das Opfer Jesu ist im Vergleich zum AT-Passah so groß und gewaltig, daß von einer Aufzehrung und von einem

Aufbrauchen des Brotes nie geredet wird, denn Christus ist in Seiner Vergebung unausschöpflich. Deswegen sagt das NT nicht, daß wir das Brot aufessen sollen, sondern nach 1. Kor.

11, 28: …..und also esse er von dem

Brote." Wir können nur von der Fülle Gottes nehmen, nicht aber vermögen wir diese aufzuzehren! Auch sollen wir den Kelch nicht austrinken, sondern

nach der gleichen Stelle: …..und trinke

von dem Kelche." Die Vergebung, welche im Blute des Lammes ist, ist von solcher Weite, daß die Kraft und Macht zur Vergebung der Sünden der ganzen Menschheit reichen könnte, würde sie nur in Anspruch genommen. So ist es gerade die richtige Darstellung, daß beim Mahl des Herrn von Brot und Gewächs des Weinstocks übrigbleibt. Auch brauchen wir die Reste vom Mahl nicht zu verbrennen oder zu vernichten, weil im Opfer Jesu bereits unter Ganzhingabe des Leibes alles Gericht auf Christus gelegt wurde. Würden wir die Reste des Mahles dem Feuer übergeben, so müßte dies zwangsläufig bedeuten, daß der Herr am Kreuz ein unvollkommenes Werk getan hätte, das noch weiter des Gerichtes Feuer bedürfe.

Die damalige „Bereitschaft" (Gürtel, Schuhe und Stab) erklärt sich neutestamentlich in der „Würdigkeit" (1.-Kor. 11, 29a). Denn wer den Leib nicht unterscheidet, trinkt „unwürdiglich". Gewiß sollen wir zugleich auch bereit sein, in der Würdigkeit zu wandeln, allzeit würdig das Brot zu brechen, und nicht nur in den Stunden der Mahlfeier selbst. „Entgegen dem Passah" brauchen wir neutestamentlich das Brot nicht in Eile zu essen, weil wir in Christo zur Ruhe gelangt sind.

In Gegenüberstellung zum Passah finden wir im Opfer Jesu — dargestellt in den sichtbaren Zeichen Seiner Liebe und Gnade — den absoluten Charakter eines Sündopfers als Ganzopfer. Nicht im Kelch: wohl aber im Blute des Lammes, haben wir Vergebung unserer Sünden! Daher ist das Mahl für uns, die wir das Volk Seiner Weide sind, ein Gedächtnismahl der Verkün-

digung des Todes unseres Herrn. Feier

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 47: „Die ganze Gemeinde Israel soll es feiern." Beachten wir hier: nicht andere Leute, sondern Israeliten sollten das Passah feiern. Auch nicht viele Hebräer, wohl aber „die ganze Gemeinde". Was aber geschah, wenn ein Israelit das Passah-Opfer nicht brachte? Selbige Seele sollte ausgerottet werden aus Israel (4. Mose 9, 13). Wie ernst nahm Gott die Sache des Passah.

Wann mußte das Opfer gebracht werden?

Nach 2. Mose 12, 8: Im 1. Monat, am 14. Tage begann das Passah, also jedes Jahr einmal. Die Feier dauerte 7 Tage lang.

An dieser Stelle wollen wir lernen, daß allein Gott berechtigt ist, Feiertage einzusetzen, und nicht der Mensch.

NT — MAHL in 1. Kor. 5, 8: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten."

Wer darf heute das Mahl feiern? Antwort: Nur Wiedergeborene, Kinder

Gottes. Deshalb in 1. Kor. 10, 17: …..

denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig." Unter „alle" haben wir alle Erretteten zu sehen, nicht aber die anderen. Was geschieht, wenn heute die Gläubigen dem Worte nachlässig gegenüberstehen und kaum am Mahl teilnehmen? Dann wird Gott sehr entehrt, und das Wort in 1. Kor. 11, 30 vollzieht sich wie bei den Korinthern.

Wann muß das Mahl des Herrn gefeiert werden?

Zunächst müssen wir sagen, daß die Bibel hierfür keine zeitlichen Termine nennt, das heißt, der Heilige Geist stellt uns diesen Punkt frei. Weil nun in den Denominationen die Erkenntnisse und Verständnisse sehr unterschiedlich sind, kommt es zu Intervallen. Die

einen brechen das Brot zweimal im Jahr, andere monatlich einmal, wieder andere alle zwei Wochen. Wie aber war es damals in der Urgemeinde? Nach Apg. 2, 46 brachen die ersten Christen das Brot täglich in den Häusern. Hier ist jedoch zu bemerken, daß eine bestimmte Gemeindeordnung erst später einzog. Dies finden wir in Apg. 20, 7, wo gemeindlich geordnet das Brot am 1. Tag der Woche (also Sonntag) gebrochen wurde. Sollte Gottes Wort nicht auch darin unser Maßstab sein? Aus dem gleichen Grunde redet das Wort in 1. Kor. 11, 26a: Denn so „oft" ihr dieses Brot brechet. Hier steht nicht: Denn so „selten" ihr dieses Brot brechet. Das „oft" ist eine Frage der Liebe zu Jesus! Hat der treue Herr nicht Seinen innigsten Wunsch da hineingelegt, wo ER uns sagt: „Dies tut zu meinem Gedächtnis." Ob die Bitte des Herrn unsere Herzen bewegt? Steht die obige Festfeier mit einem besonderen Feiertag in Verbindung? Nein! Die hier erwähnte Festfeier ist ein rein geistlicher Vorgang in unseren Herzen und hat mit irgendwelchen Feiertagen äußerlicher Art nichts zu tun. Wenn also gesagt war, daß nur Gott allein autorisiert ist, Feiertage einzusetzen, so erkennen wir im Passah zugleich einen eingesetzten Feiertag im AT. Im NT hat Gott keinerlei Feiertage eingesetzt. Damit wird offenbar, daß die uns bekannten Feiertage heutiger Zeit nicht von Gott gegeben sind. Darum sind sowohl die weltlichen Feiertage, 1. Mai usw., wie auch die religiösen Feiertage, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, nicht nach Gottes Weisung im Wort.

Sauerteig

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 15: „Sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen; ja, am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren' Häusern wegtun, denn jeder, der Gesäuertes isset, von dem ersten Tage bis zum siebenten Tage, selbige Seele soll ausgerottet werden aus Israel."

Der Sauerteig mußte über die Zeit der

sollte die Bereitschaft zum alsbaldigen Aufbruch bekundet werden. Die gesamte Passah-Handlung sollte in „Eile" geschehen. Wegen der bevorstehenden Absonderung, das ist Heiligung, im Auszug vom Geist Ägyptens, war Eile geboten. Damit ist das Passah ein „zeiteiliges", also zeitbegrenztes Opfer.

Das AT-Passah trug nicht den Charakter eines Sündopfers. Die Begrenzung des Opfers lag vielmehr im Vorübergehen des damaligen Gerichtes. Später, also nach dem Auszug, war die Feier mehr ein Gedächtnis, eine Rückerinne-rung. Darum in Vers 17b: „Und ihr sollt diesen Tag beobachten bei euren Geschlechtern als ewige Satzung."

NT — MAHL in Matth. 26, 26: „Nehmet, esset, dies ist mein Leib." Wie beim AT-Passah wird auch hier gegessen, jedoch nur noch Brot, nicht mehr Fleisch. Das Brot aber ist nunmehr Sein Fleisch (Joh. 6, 51). Damit ist Christus zugleich auch das Brot, welches vom Himmel herniedergekommen ist.

Das Feuer des Gerichtes traf den Unschuldigen, DER bereit war, für uns Sünder stellvertretend zu sterben. Der treue Heiland tat dies, damit das furchtbare Gericht nicht uns treffen würde. Das ungesäuerte Brot weist hin auf das sündlose Lebensbrot Jesus, in welchem keine Sünde war. Die bitteren Kräuter zeigen den Leidens- und Schmerzens-weg des Herrn, von Menschen (Matth. 26, 56) und von Gott (Matth. 27, 46b) „verlassen". Verhöhnt, verspottet, geschlagen, gegeißelt und gekreuzigt — war Sein Erdenweg voller Schmerzen und Bitternis.

„Entgegen" dem Passah, besitzen wir neutestamentlich keine Weisung, das Brot der Mahlfeier etwa „ganz" aufzuessen.

Die tiefere Lehre des NT in vorgenannter Frage:

Das Opfer Jesu ist im Vergleich zum AT-Passah so groß und gewaltig, daß von einer Aufzehrung und von einem

Aufbrauchen des Brotes nie geredet wird, denn Christus ist in Seiner Vergebung unausschöpflich. Deswegen sagt das NT nicht, daß wir das Brot aufessen sollen, sondern nach 1. Kor. 11, 28: „. . . und also esse er von dem Brote." Wir können nur von der Fülle Gottes nehmen, nicht aber vermögen wir diese aufzuzehren! Auch sollen wir den Kelch nicht austrinken, sondern

nach der gleichen Stelle: …..und trinke

von dem Kelche." Die Vergebung, welche im Blute des Lammes ist, ist von solcher Weite, daß die Kraft und Macht zur Vergebung der Sünden der ganzen Menschheit reichen könnte, würde sie nur in Anspruch genommen. So ist es gerade die richtige Darstellung, daß beim Mahl des Herrn von Brot und Gewächs des Weinstocks übrigbleibt. Auch brauchen wir die Reste vom Mahl nicht zu verbrennen oder zu vernichten, weil im Opfer Jesu bereits unter Ganzhingabe des Leibes alles Gericht auf Christus gelegt wurde. Würden wir die Reste des Mahles dem Feuer übergeben, so müßte dies zwangsläufig bedeuten, daß der Herr am Kreuz ein unvollkommenes Werk getan hätte, das noch weiter des Gerichtes Feuer bedürfe.

Die damalige „Bereitschaft" (Gürtel, Schuhe und Stab) erklärt sich neutestamentlich in der „Würdigkeit" (1.-Kor. 11, 29a). Denn werden Leib nicht unterscheidet, trinkt „unwürdiglich". Gewiß sollen wir zugleich auch bereit sein, in der Würdigkeit zu wandeln, allzeit würdig das Brot zu brechen, und nicht nur in den Stunden der Mahlfeier selbst. „Entgegen dem Passah" brauchen wir neutestamentlich das Brot nicht in Eile zu essen, weil wir in Christo zur Ruhe gelangt sind.

In Gegenüberstellung zum Passah finden wir im Opfer Jesu — dargestellt in den sichtbaren Zeichen Seiner Liebe und Gnade — den absoluten Charakter eines Sündopfers als Ganzopfer. Nicht im Kelch: wohl aber im Blute des Lammes, haben wir Vergebung unserer Sünden! Daher ist das Mahl für uns, die wir das Volk Seiner Weide sind, ein Gedächtnismahl der Verkün-

digung des Todes unseres Herrn. Feier

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 47: „Die ganze Gemeinde Israel soll es feiern." Beachten wir hier: nicht anderes Leute, sondern Israeliten sollten das Passah feiern. Auch nicht viele Hebräer, wohl aber „die ganze Gemeinde". Was aber geschah, wenn ein Israelit das Passah-Opfer nicht brachte? Selbige Seele sollte ausgerottet werden aus Israel (4. Mose 9, 13). Wie ernst nahm Gott die Sache des Passah.

Wann mußte das Opfer gebracht werden?

Nach 2. Mose 12, 8: Im 1. Monat, am 14. Tage begann das Passah, also jedes Jahr einmal. Die Feier dauerte 7 Tage lang.

An dieser Stelle wollen wir lernen, daß allein Gott berechtigt ist, Feiertage einzusetzen, und nicht der Mensch.

NT — MAHL in 1. Kor. 5, 8: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten."

Wer darf heute das Mahl feiern? Antwort: Nur Wiedergeborene, Kinder

Gottes. Deshalb in 1. Kor. 10, 17: …..

denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig." Unter „alle" haben wir alle Erretteten zu sehen, nicht aber die anderen. Was geschieht, wenn heute die Gläubigen dem Worte nachlässig gegenüberstehen und kaum am Mahl teilnehmen? Dann wird Gott sehr entehrt, und das Wort in 1. Kor. 11, 30 vollzieht sich wie bei den Korinthern.

Wann muß das Mahl des Herrn gefeiert werden?

Zunächst müssen wir sagen, daß die Bibel hierfür keine zeitlichen Termine nennt, das heißt, der Heilige Geist stellt uns diesen Punkt frei. Weil nun in den Denominationen die Erkenntnisse und Verständnisse sehr unterschiedlich sind, kommt es zu Intervallen. Die

einen brechen das Brot zweimal im Jahr, andere monatlich einmal, wieder andere alle zwei Wochen. Wie aber war es damals in der Urgemeinde? Nach Apg. 2, 46 brachen die ersten Christen das Brot täglich in den Häusern. Hier ist jedoch zu bemerken, daß eine bestimmte Gemeindeordnung erst später einzog. Dies finden wir in Apg. 20, 7, wo gemeindlich geordnet das Brot am 1. Tag der Woche (also Sonntag) gebrochen wurde. Sollte Gottes Wort nicht auch darin unser Maßstab sein? Aus dem gleichen Grunde redet das Wort in 1. Kor. 11, 26a: Denn so „oft" ihr dieses Brot brechet. Hier steht nicht: Denn so „selten" ihr dieses Brot brechet. Das „oft" ist eine Frage der Liebe zu Jesus! Hat der treue Herr nicht Seinen innigsten Wunsch da hineingelegt, wo ER uns sagt: „Dies tut zu meinem Gedächtnis." Ob die Bitte des Herrn unsere Herzen bewegt? Steht die obige Festfeier mit einem besonderen Feiertag in Verbindung? Nein! Die hier erwähnte Festfeier ist ein rein geistlicher Vorgang in unseren Herzen und hat mit irgendwelchen Feiertagen äußerlicher Art nichts zu tun. Wenn also gesagt war, daß nur Gott allein autorisiert ist, Feiertage einzusetzen, so erkennen wir im Passah zugleich einen eingesetzten Feiertag im AT. Im NT hat Gott keinerlei Feiertage eingesetzt. Damit wird offenbar, daß die uns bekannten Feiertage heutiger Zeit nicht von Gott gegeben sind. Darum sind sowohl die weltlichen Feiertage, 1. Mai usw., wie auch die religiösen Feiertage, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, nicht nach Gottes Weisung im Wort.

Sauerteig

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 15: „Sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen; ja, am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren' Häusern wegtun, denn jeder, der Gesäuertes isset, von dem ersten Tage bis zum siebenten Tage, selbige Seele soll ausgerottet werden aus Israel."

Der Sauerteig mußte über die Zeit der

7 Tage aus den Häusern Israels getan werden. Die 7 Tage sind eine prophetische Aussage; weil bei Gott ein Tag ist wie tausend Jahre (2. Petr. 3, 8), so soll der Israelit über all die Zeit der 7000-jährigen Menschheitsgeschichte das „Böse", die Sünde, hinaustun. Denn der Sauerteig ist in der ganzen Heiligen Schrift ein Symbol und Bild der Sünde. In Verbindung mit dem Passah-Lamm mußte die Sünde vorher hinausgetan sein. Sünden gehören also nicht in das Leben der Gläubigen, weil solche die Gemeinschaft mit Gott stören. Auch mußten die Israeliten den Sauerteig „selbst" hinaustun! Nicht der Herr wollte ihn beseitigen.

NT — MAHL in 1. Kor. 10, 16—17: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig-"

So auch in 1. Kor. 11, 29—30, wo die dortige „ Unwürdigkeit" nichts anderes als Sünden bedeutet, was in der Gemeinde nicht gefunden werden sollte. Nicht, daß wir etwa sündlos wären, vielmehr haben wir in Christus die Möglichkeit sofortiger Vergebung. Und wer nicht vor Gott in der Vergebung lebt, hält seinen Sauerteig fest. Weiterhin sehen wir die Aufforderung an die gläubigen Korinther in 1. Kor. 5, 7a: „Feget den alten Sauerteig aus!" Dort, wo die Sünden nicht gleich in die Vergebung gelangen, wird der Sauerteig „alt". Wir können nur sagen, wie furchtbar.

Sauerteig, uralter Sauerteig, Ist es vor Gott, wenn bluterkaufte Kinder des Lichtes in Gemeinschaft mit nicht Erretteten des Herrn Mahl nehmen. Wie könnten die Verlorenen bekennen: „Ein Brot, ein Leib und in Gemeinschaft des Blutes zu sein", was doch gar nicht wahr ist. So wird mit den uns von Gott anvertrauten heiligen Dingen in der Gemeinde Jesu umgegangen. Unwürdigkeit und Sauerteig wie dieser zieht

Gericht nach sich.

Etliche haben gemeint, daß heute beim Herm-Mahl „ungesäuertes Brot" benutzt werden müsse. Hierzu können wir nur NEIN sagen. Das sauerteigfreie Brot im AT war doch lediglich ein Schattenbild auf unsere Zeit. Niemals haben wir die Schattenbilder materiell nachzuvollziehen. Aus dem gleichen Grunde gibt das NT uns diesbezüglich keinerlei Weisung. Das Schattenbild des AT erfüllt sich heute nicht im materiellen Brot, sondern in riem „einen Brote" von 1. Kor. 10, 17, und solches ist geistlich zu verstehen. Gemeint ist hier praktisch, daß dieses Mahl der Gemeinschaft nicht im Zustand des einzelnen (ein jeder prüfe sich selbst) bei unvergebenen Sünden genommen wird. Denn diese sind der Sauerteig, nicht aber das Treibmittel des Teiges selbst.

Fremdlinge

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 43 und 45:

„Und Jehova redete zu Mose und Aaron: Dies ist die Satzung des Passah: Kein Fremdling soll davon essen." „Ein Beisaß und ein Mietling soll nicht davon essen." Der Fremdling, Beisaß und Mietling durfte darum nicht am Passah teilnehmen, weil das Zeichen des Bundes Gottes — die Beschneidung — an ihnen fehlte. Daher in Vers

44: …..wenn du ihn beschneidest,

dann darf er davon essen."

NT —MAHL in I.Kor. 5, 11: „Nun aber habe ich auch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, . . . mit einem solchen selbst nicht zu essen." Mit einem, der in Sünden lebt (Vers 11b), nicht zu essen! An dieser Stelle redet das Wort noch von Gläubigen. Wieviel ärger ist es, wenn mit Verlorenen und Nichtbekehrten Geistesgemeinschaft gepflegt wird. Danach sind, wie die AT-Fremdlinge damals am Passah — so heute die noch nicht Wiedergeborenen —, am Mahl des Todes unseres Herrn: nicht zugelassen.

Kein Bein zerbrochen

AT — PASSAH in 2. Mose 12, 46: …..und ihr sollt kein Bein an ihm zerbrechen." Das Passah mußte zwar gegessen, aber es durfte kein Knochen gebrochen werden. Hier finden wir einen Typus auf den Christus. An dieser Stelle ist starker Beweis vorhanden, wie schattenhaft die einzelnen Punkte auf das Opfer am Kreuz deuten.

NT — in Joh. 19, 36:

…..auf daß die Schrift erfüllt würde:

.Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden'." Wegen des Rüsttages zum Sabbath sollten die Beine der Gehängten gebrochen werden (Vers 31). Sie brachen die Beine der beiden Schacher (Vers 32). Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht (Vers 33). An dieser Stelle erfüllte sich das vorausgesagte Wort in Psalm 34, 20. Gott wachte vom Himmel her, daß dem Sohn der Liebe nicht, mehr angetan würde, als für das Erlösungswerk notwendig war. Die Schändung Seines Leibes war mit dem Speerstoß beendet. Darüber hinaus ließ Gott keine Handlung mehr an IHM zu; auch nicht, daß dem Herrn die Beine zerschlagen wurden, um sie zu brechen.

NT — MAHL in I.Kor. 11,24: „. . . und als er gedankt hatte, es brach und sprach . . ." In der Beziehung Seines Leibestodes sollte das Brot gebrochen werden, nicht aber am Kreuz Seine Beine. Die Handhabung des „ Brechens" ist damit im Passah nicht zu finden.

Das letzte Passah und das erste Brotbrechen

In Luk. 22, 15 spricht der Herr: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide." Der Ausdruck Jesu: „dieses" in bezug auf Passah — es sollte das letzte sein. Er wollte nicht mehr davon essen, bis es erfüllt ist. Die Erfüllung war im Opfer am Kreuz zu sehen, denn da hatte das „Reich Gottes" die not-

wendige Gestalt angenommen (Vers 16). Die Verse 19 und 20 bringen die Einsetzung des Brotbrechens. Zeitlich waren beide Feiern nur Minuten auseinander. Wie eng die Dinge miteinander verflochten waren, erkennen wir in der Erwähnung beider innerhalb eines Geschehnisses. Allein schon die Tatsache, daß die Beendigung des Passah durch die Einsetzung des Brotbrechens übergeleitet wird, läßt die Nähe beider Handlungen erkennen. Seit der Herr Jesus am Kreuz von Golgatha starb, hat das Tieropfer Passah keinerlei Existenzberechtigung mehr.

Übersicht und Geschehen:

„Es nahte aber das Fest der ungesäuerten Brote, welches Passah genannt wird" (Luk. 22, 1). Zuerst müssen wir sagen, daß das Fest der ungesäuerten Brote und das Passahfest ganz verschiedene Feste waren. Deshalb sagt das Wort auch nur: …..welches Passah genannt wird." Dennoch ist es von großer Wichtigkeit, die einzelnen Zusammenhänge zu kennen.

Näheren Aufschluß gibt uns 3. Mose 23.

In diesem Kapitel finden wir die 7 jährlichen Feste in Israel (Vers 4). Das 1. Fest ist das Passah-Fest (nach Vers 5). Das 2. Fest ist das Fest der ungesäuerten Brote (nach Vers 6). Im 1. Monat am 14. des Monats (Vers 5) begann das Passah. Aber bereits am 10. dieses ersten Monats mußte jedes Haus ein Lamm in die Wohnung nehmen (2. Mose 12, 3). Das Lamm sollte in Verwahrung genommen werden bis zum 14. desselben Monats (2. Mose 12, 6). In den 4 Tagen vom 10. bis 14. sollte man das Lämmlein liebgewinnen. Auch mußte die Schlachtung des unschuldigen Tierleins, welches sie durch die enge Gemeinschaft liebgewonnen hatten, ihren Herzen wehe tun. Der Israelit bedurfte des Bewußtseins eines stellvertretenden Opfers bei der Schlachtung, das Lamm stirbt für mich. Bereits am 15. desselben Monats (Vers 6) begann das Fest der ungesäuerten Brote. Das heißt mit anderen Worten, es nahm schon einen Tag nach Beginn

des Passah seinen Anfang. Somit liefen ab dem 15.-die beiden Feste ineinander und zusammen. Alle 7 Tage der Festdauer durfte nur Ungesäuertes gegessen werden, bis zum 21. Tage des Monats (2. Mose 12, 18). Das ist auch der Grund, weshalb nach Luk. 22, 1 das Fest der ungesäuerten Brote Passah genannt wurde. Das Passahlamm aber sollte nach Vers 5 zwischen den 2 Abenden geschlachtet werden. Was meint wohl hier das Wort? Es ist die Nacht vom 14. auf den 15. des ersten Monats! Des besseren Verständnisses wegen wollen wir chronologisch vorgehen: Wie schon erwähnt, teilt ja der Zeitpunkt „Mitternacht" den Abend bis 24 Uhr (Nacht) von dem Abend nach 0 Uhr (Nacht) des nächsten Tages. Nach Einbruch der Dunkelheit am 14. 1. wurde das Lamm geschlachtet. Das Blut sammelte man, um es an Seiten und Oberschwelle zu streichen (2. Mose 12, 7). Nachdem das Fell abgezogen war, bereitete man das Feuer, um es zu braten (2. Mose 12, 8). Dann wurde das Lamm gegessen. Sie sollten es in Eile essen, denn Gott hatte etwas ganz Gewaltiges vor (2. Mose 12, 12). Und weil Gott in selbiger Nacht mit Seinem Volke Großes vorhatte, mußten sie sich dafür bereithalten — beschuht usw. (2. Mose 12, 11). In den Häusern der Israeliten schlief in jener Nacht keiner; der Herr ließ sein Volk mit dem Passah beschäftigt sein. Nur die Ägypter waren in tiefem Schlafe, weshalb uns die Schrift in 1. Thess. 5, 6 sagt: „Also laßt uns nicht schlafen, wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein." Während also die Israeliten bekleidet waren und sich satt aßen, kam der Augenblick der Mitternacht. Es war die Zeit und Stunde, in welcher Gott das Geheiligte (Israel) vom Ungeheiligten (Ägypten) trennen will. Vergleichsweise sehen wir dies im Evangelium Johannes 13. Vor dem Fest des Passah (Joh. 13, 1) zeigt der Herr den Jüngern den Dienst der Liebe (Fußwaschung). In Joh. 13, 26 wird uns im Eintauchen des Bissens (in Kräuterbrühe) das Passah gezeigt, und in Joh. 13, 30 ging Judas hinaus: Es war aber Nacht! Die Reini-

gung bedeutete die Trennung des verlorenen Judas von den übrigen Jüngern, welche schon rein waren; in unserem Thema vergleichsweise die Trennung Israels von den Ägyptern. In beiden Passahbegebenheiten war es Nacht. Wie wird die Ankunft unseres geliebten Herrn sein, wenn ER als Bräutigam erscheint: „Um Mitternacht" (Matth. 25, 6). Auch da haben wir die Trennung der erretteten Leibesgemeinde von der Welt der Verlorenheit.

Die Nacht von 2. Mose 12

„Und es geschah um Mitternacht, da schlug Jehova alle Erstgeburt im Lande Ägypten, von dem Erstgeborenen des Pharao … bis zur Erstgeburt des Viehes" (2. Mose 12, 29). Gott schlug in Ägypten alle Erstgeburt, und es war großes Geschrei daselbst, denn es gab kein Haus, in welchem kein Toter war. Die Erstgeburt war in Israel heilig und gehörte dem Herrn vom Mensch bis zum Vieh (2. Mose 13, 1). Das Erstgeburtsrecht war das Vorrecht vor allen Nachgeborenen. Die Primärbeziehungen liegen zwischen Vater und Erbsohn (Erstgeburt). Der Herr Jesus wird Erstgeborener in vier Beziehungen der Schrift genannt:

1. Der Erstgeborene nach dem Fleische durch Maria, Matth. 1, 25 und Luk.2, Vers 7.

2. Der Erstgeborene aller Schöpfung, Kol. 1, 25.

3. Der Erstgeborene unter vielen Brüdern, Römer 8, 29.

4. Der Erstgeborene aus den Toten, Offb. 1, 5 und Kol. 1,18.

Alle Bezeichnungen Jesu als Erstgeborener lassen IHN uns als Mensch sehen. Alle Bezeichnungen Jesu als Eingeborener lassen IHN uns als Gottessohn sehen.

Die besondere Verbindung des himmlischen Vaters zum Sohn (dem Erben aller Dinge) braucht nicht sonderlich behandelt zu werden. Auch wir (die Gemeinde) sind eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe (Jak. 1, 18). Die Erstgeburt Ägyptens zu schlagen war danach ein gewaltiger Triumph

Gottes über alle Feinde. Die Erb- und Verheißungsträger der Finsternis enden in Gottes Gericht.

Nachdem nun in Ägypten das Todes-und Klagegeschrei zu hören war, stand auch der Pharao in der Nacht auf und ließ Mose und Aaron rufen (2. Mose 12, 31). Der Pharao gibt den Befehl: „Macht euch auf, ziehet weg aus der Mitte des Volkes." Und die Kinder Israel brachen auf von Raemses nach Sukkoth (2. Mose 12, 37). Dies ist eine Nacht … (2. Mose 12, 42) diese selbige Nacht gehört dem Jehova; Gericht und Rettung. Der Auszug der Kinder Israel geschah also am 15. 1. in der Nacht, cla hatte das Fest der ungesäuerten Brote begonnen. In wunderbarer Weise hat Gott dafür gesorgt, daß infolge des Auszuges kein Sauerteig in den Häusern sein durfte. Nun hatten sie den Teig (2. Mose 12, 34 und 39) im ungesäuerten Zustand mit auf die Reise genommen und vermochten, das Fest nach der Vorschrift zu begehen. Im 1. Fest, dem Passah, sehen wir das Opfer, im 2., dem Fest der ungesäuerten Brote, sehen wir den dann folgenden Wandel, in dichtem Gefolge. Wichtig ist auch, das prophetische Bild zu erkennen, daß nach dem 11. Zeichen der Auszug in die Wüste erfolgte, und

erst dann zum Schluß der Oberste, der Pharao, mit seinem ganzen Heer umkam.

So liegt auch bei den Gläubigen der Gemeinde das Wesentliche des Gerichtes hinter uns (Christus nahm unser Gericht auf sich); wir befinden uns unterwegs auf der Wüstenreise, und zeitlich vor uns liegt die Vernichtung Satans und aller seiner finsteren Heere, als schlußendliches Gericht.

Abschließendes Wort

Bei der zum Thema stehenden Frage, ob das Brotbrechen eine Fortsetzung des einstigen Passah darstellt, müssen wir mit nein antworten. Dennoch liegen dem Passah schattenhafte Bilder im einzelnen an, die in der Erfüllung ganz klar auf Christus weisen. Es lohnt sich sehr, die kleine Studie aufzuarbeiten; so manche Belehrung will uns der Herr darin geben. Und als Gott den Israeliten Rettung aus Ägypten verschaffte, da lesen wir in 2. Mose 12, 27b: „Und das Volk neigte sich und betete an." Ist es da verwunderlich, wenn wir angesichts einer weit größeren Rettung uns beim Brechen des Brotes neigen und IHN anbeten? W. B.

4

Prüfet die Geister

1. Johannes 4, 1—3a

Immer wieder stellen wir fest, wie wenig die wahrhaft Erretteten in Wirklichkeit im Worte der Schrift zu Hause sind. Die unglaublichsten Dinge werden sowohl bezüglich obiger Stelle vertreten, oder auch an uns herangetragen. Aus räumlichen Gründen können wir auch dieses Wort nur begrenzt behandeln.

Daher soll die nachfolgende Auslegung die wichtigsten Punkte als gute Grundlage für weitere Überlegungen enthalten.

Zunächst ist in 1. Kor. 13, 7 ausgesagt, daß die wahre Liebe alles glaubt. Allein darin werden die Gläubigen vor dem Herrn recht gefunden, soweit wir

auch alles glauben. Niemals aberhaben wir griechisch-philosophisch zu denken. Auch haben wir alle Lust abzuweisen, jedoch einschränkend, wo wir unsere Lust an dem Herrn haben sollen. So auch in unserem Text, wonach wir alles zu glauben haben, bis auf die Dinge, die wir nicht zu glauben haben. Genau das ist hier mit den Aussagen der Geister gemeint. Vielmehr aber werden wir aufgefordert, die Geister zu prüfen.

In völliger Verkennung der Dinge will man darum versuchen, ähnlich wie in der Verhandlung beim Amtsgericht in der Art von Frage und Antwort, dämonischen Mächten diese Bibelstelle vorzuhalten. Des weiteren meint man, es sei eine besondere Vollmacht dem gegeben, der die Geister also zu prüfen verstände.

Hier müssen wir auf den großen Irrtum dieser Gläubigen hinweisen, weil die Schriftstelle etwas ganz anderes aussagt. Die Lösung soll vorab lauten: hier sollen nicht Teufel, sondern Menschen „geprüft" werden!

In Menschen können vielerlei Geister zugleich sein. Diese Geister bestimmen dann die Denkart und das Reden der Menschen. Sobald solche Geister im Menschen Einlaß gefunden haben, reden diese, wie in unserem Falle, „antichristlich". Denn nach Vers 3 wird der Geist des Antichrists in solchem Falle erwähnt, und in Kap. 2, 19 sagt Johannes, daß sie von ihnen ausgegangen sind. Vorher redet der Apostel in Vers 18 davon, daß viele Antichristen geworden sind. Das waren keine Teufel, wohl aber Menschen. Die Geister jedoch, die jene aufgenommen haben, reden dann durch diese Leute. Daher die Aufforderung in Kap. 4, 1: Geliebte (das sind die Gläubigen, die im Gehorsam zum Wort leben), glaubet nicht jedem Geiste (d. h. nicht jedem Geiste zu glauben, der aus Menschen heraus redet), sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott geboren sind. Wer kann nun die Geister prüfen? Doch wohl jeder Errettete, denn solche besitzen den Heiligen Geist, DER sie in alle Wahrheit führen will. Die Heilige

Schrift leitet diese Vollmacht nach Joh. 1, 12—13a ab: „Denen gab er das Recht", Kinder Gottes zu werden; im Urtext steht hier Vollmacht (Vers 13), die aus Gott geboren sind (Vers 14). Der in uns befindliche Heilige Geist ermahnt sofort, wenn die Aussagen des Wortes Gottes in Frage gesteilt, oder aber die Grundlagen der Wahrheit verschoben werden sollen. Eine unserer dominanten Grundlagen des Evangeliums ist: Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist im Fleisch gekommen, was hier sogar mit einem Bekenntnis verbunden ist. Wo aber dieses Bekenntnis fehlt, ist Vorsicht geboten; und wo die Fleischwerdung Jesu verleugnet wird, redet der Geist des Antichrists aus Menschen. Sobald wir z. B. mit den Angehörigen der fälschlich sogenannten Zeugen Jehovas ins Gespräch kommen, hören wir von diesen Leuten, daß der Herr Jesus nicht der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes sei. Aus ihnen redet dabei ein starker atheistischer, antichristlicher Lügengeist. Wer das teure Wort Gottes kennt und den Heiligen Geist besitzt, dürfte ohne Schwierigkeit diese Geister zu prüfen vermögen. An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß der Geist des Antichrists bereits damals schon in der Welt war. Dies darf nicht verwechselt werden mit dem Kommen der Person des Antichrists, welcher nach2.Thess.2 erst kommen wird, wenn der Heilige Geist und die Gemeinde die Erde verlassen haben.

Blicken wir nochmals zum Vers 1, so steht die Aufforderung:

a) nicht jedem Geiste zu glauben,

b) die Geister zu prüfen,

mit der Fortführung des Verses in Verbindung: „denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen." Die unter a) und b) bezeichneten Geister waren also in die Welt ausgegangene falsche Propheten, und genau das waren Menschen.

Hinter den Ideologien, weltlichen und religiösen Zeitgeistströmungen, stehen letztlich solche Geister. Wir würden irrtümlich handeln, etwa nach dieser Bibelstelle irgendwelche Finsternis-

mächte ansprechen zu wollen. Selbst dann, wenn wir solche Geister fragen würden, könnte kaum etwas anderes als eine Bestätigung erwartet werden, daß Christus im Fleische gekommen ist. Auch im Garten Eden stellte Satan nicht die Behauptung auf, es gäbe keinen Gott. Vielmehr stellte er die Worte Gottes in Frage: „Sollte Gott gesagt haben?" Dann erst erfolgte der Widerspruch gegen Gottes Aussage: Mit nichten werdet ihr sterben! Nicht aber hat der Feind gesagt, es gäbe keinen

Gott. Sobald uns der Feind im festen Glauben an Gott sieht, stellt er die Existenz Gottes nicht in Abrede. Selbst dann, wenn wir im eigenen Gottesglauben die Frage der Fleischwerdung Christi an finstere Geister stellen würden, wäre vom Grundsatz her nur die Bejahung zu erwarten. Allen Lesern wünschen wir durch diese kleine Abhandlung eine Hilfe in der Erkennung Seines wunderbaren Wortes.

W. B.

5

Die zwei Seiten des Schwertes des Geistes

Hebräer 4, 12: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens."

An dieser Stelle sollen lediglich einige Gedanken zur Textaussage gegeben werden, nicht aber soll eine umfassende Auslegung gebracht sein. Der obige Vers 12 kann nur im Zusammenhang mit dem übrigen Wort Gottes davor behandelt und verstanden werden. Kapitel 3, 1—6 bringt das Haus Gottes in bezug zur dann erwähnten einzugehenden Ruhe. Von Vers 7—19 wird gezeigt, daß Unglauben und Ungehorsam gegen Gottes Weisungen das Volk Israel hinderten, in die Ruhe Kanaans einzugehen. In Kapitel 4 wird dann für uns das Mittel gezeigt, in die uns betreffende Ruhe eingehen zu können: Das ist der Glaube. Und in der zweiten Hälfte von Kapitel 4 wird das vollkommene Erlösungswerk in Gnaden und dessen Wirkungen herausgestellt.

Das in Vers 12 genannte erste Wort:

„Denn", ist doch geradezu die nun folgende Erklärung der bisherigen und vorangegangenen Schilderungen. Um in die in der Bibel beschriebene Ruhe zu gelangen, wird als Garantie das Wort Gottes gebracht.

a) Die verheißene Ruhe des Volkes Israel ist das Tausendjahrreich auf Erden. Denn Israel hatte eine irdi-dische Verheißung im Lande Kanaan.

b) Die verheißene Ruhe des Volkes der Gemeinde ist in der Gnadenzeit in Christo. Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, wo auch unser Herr jetzt schon weilt.

„Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam."

In Hebräer 11, 3 heißt es, daß die Welten durch Gottes Wort bereitet wurden! In der Genesis sprach Gott, und es ward jeweils. Nach den Ordnungen göttlicher Rede entstand das Leben in der Flora (Gen. 1, 9—13) sowie in der Fauna (Gen. 1, 20—25). D. h. „Gottes Wort ist lebendig". Durch Gottes Wort sind aber auch Sonne, Mond und Sterne erschaffen worden

(Gen. 1, 14—19). Diese Schöpfungen sind zwar nicht wie in den vorgenannten gleichbedeutend „lebendig", wohl aber „wirksam". Darum ist das Wort Gottes lebendig und wirksam. Wenn also der allmächtige Schöpfer mit Seinem Wort redet, dann geschieht auch etwas. So ist es auch bei uns Menschen. Seit dem Sündenfall öffnet das gefallene Geschöpf den Mund, und es kommt etwas hervor (es entsteht etwas) und das ist zumeist Sünde.

Die Begrifflichkeit

Der Aussage: „Das Wort Gottes ist lebendig", steht bei der Schöpfung des Menschen (am 6. Tage) wegen des Hauchens in den Erdenkloß, das Bibelwort: „Der Geist ist es, der lebendig macht", (Joh. 6, 63 und 2. Kor. 3, 6) gegenüber.

Das Wort Gottes ist lebendig.

Der Geist Gottes macht lebendig. Zwischen den Ausdrücken „ist und macht" stellen wir natürlich einen Unterschied fest, obgleich in beiden Bezeichnungen die großen Lebensäußerungen liegen.

Bis zum 5. Schöpfungstag gebraucht der allmächtige Gott das lebendige „Wort Gottes"! Am 6. Schöpfungstag, dem Erschaffungstag der Krone der Schöpfung, gebraucht Gott den „Geist Gottes"! Denn Gott vermittelte Seinen Geist (Odem) in die Materie des Erdengebildes (Kloß); das war zugleich das Hauchen Gottes.

Nun aber ist in Hebr. 4, 12 das „Wort Gottes" in der Beziehung des Menschen geredet, und es sei schärfer als jedes zweischneidige Schwert.

Welche Bedeutung hat das zweischneidige Schwert?

Zuerst ist das Wort Gottes gleichgestellt mit einem Schwert, das jedoch schärfer sei als alle existierenden übrigen Schwerter. Nicht umsonst wird der Engel des Herrn im AT mit einem Schwerte gezeigt, (4. Mose 22, 23; 1. Chron. 21, 30) und im NT (Offb. 19, 15) jedoch in der Offenbarung als

Gottes Sohn.

Genauso, wie Sein geredetes Wort unveränderlich ist, vollzieht es sich mit der Zweischneidigkeit des Schwertes als solches. Nun können wir fragen, „wie" vollzieht sich dieses Wort Gottes nach der Zweischneidigkeit des Schwertes?

1. Nach der Zusage des Todes über den Menschen (Fluch).

2. Nach derZusage des ewigen Lebens über den Menschen (Segen).

Diese beiden Seiten von Punkt 1.und2. entsprechen den Seiten des Schwertes, welches Gottes Wort ist: „Tod und Leben"!

Ebenso wie Gott durch Sein Wort geredet hat (1. Mose 2, 17), daß der Mensch, wenn er von der Frucht des Baumes esse, er daran sterbe, so sollte sich der Tod bei Ungehorsam an ihnen vollziehen (1. Mose 3, 19b). Und weil es bei Gott kein Ansehen der Person gibt — Gott aber durch Sein Wort geredet hat, daß der Sünder sterbe, so vollzieht sich dieses geredete Wort von damals bis auf den heutigen Tag. Und wie es dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben — danach aber das Gericht — (Hebr. 9, 27) wobei es in der letzten Konsequenz um das ewige Gericht geht, so vollzieht Gott auf der anderen Seite die Zusage Seines Wortes hin zur Errettung gemäß Joh. 5, 24, bis in alle Ewigkeiten.

Damit erkennen wir in der einen Schwertseite den Vollzug des Sünders hin zu Gericht und ewigem Tod. Und auf der anderen Schwertseite den Vollzug am Sünder hin zur Zusage der Errettung bis in das ewige Leben.

Inwieweit durchdringt das Schwert bis zur Scheidung von Seele, Geist, Leib?

Die Bibel meint hier schlicht und einfach den leiblichen Tod. Weil Gott geredet hat, daß der Sünder sterben muß, wird wegen des geredeten Gotteswortes der Tod über jeden Menschen gebracht. Dieser Leibestod „durchdringt" den Menschen so vollkommen, daß es zur Trennung der Seele vöfri Geist, und beides vom Leibe, kommt.

Die Seele geht beim Tod des Menschen generell in den Hades, als dem Aufbewahrungsort der Seelen, bis zur Auferstehung.

a) Der Errettete gelangt dort ins Paradies (Luk. 23, 43; 2. Kor. 12, 4).

b) Der Verlorene gelangt dort ins Gefängnis (1. Petr. 3, 19).

Der Geist geht beim Tod des Menschen generell, ob errettet oder verloren, zurück zu Gott (Prediger 12, 7). Der Leib geht beim Tod des Menschen zur Erde (zum Staube) zurück, wovon er genommen ist (1. Mose 2, 19). Insofern ist das Wort Gottes ebenso wirksam und vollzieht sich gleich einem zweischneidigen Schwert (weil Gott das Urteil über die Sünde gefällt hat), Seele, Geist und Leib voneinander zu trennen.

Was aber die Ausdrücke „Scheidung sowohl der Gelenke als auch des Markes" betrifft, so erkennen wir die wesenhaften Funktionen innerhalb des Leibes. Ohne Gelenke vermag niemand zu gehen, wie auch keinerlei Arbeit zu verrichten (vergleiche hierzu Kol. 2,19). In der Fettigkeit des Markes findet die Bildung des Blutes statt, welches den

Menschen überhaupt existenzfähig macht. Anstelle von Leib sind also hier zwei wichtige und notwendige Dinge (die den Leib funktionstüchtig erhalten) angesprochen.

Nicht allein die leiblichen Definitionen, wie Gelenke und Mark, trennt das Wort Gottes (oder durch das Wort Gottes), sondern auch die Dinge des Geistes: unsere Gedanken-Welt. Gott stellt sich als den allein fähigen, gerechten Beurteiler unserer Gedanken dar. Die Gesinnungen des Herzens betreffen die Seele des Menschen, aber Gott beurteilt die Gesinnungen, inwieweit Ubereinstimmung mit dem Wesen des Herrn besteht.

Ja, das Wort Gottes ist lebendig (es schafft Leben), es ist aber auch wirksam (es nimmt das Leben) bis zur Trennung im Tode.

Durch die Sünden in Eden waren wir von Gott getrennt, aber durch die Liebe und Gnade unseres Heilandes sind wir nunmehr dem Vaterherzen nahegebracht worden. Darin durften wir in die Ruhe in Christo eingehen und werden in ewiger Ruhe dort sein, wo Er jetzt schon ist. W. B.

6

Darf ein Gläubiger Alkohol trinken?

„Und berauschet euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist" (Eph. 5, 18). Dieses Gotteswort gibt uns Anlaß zur Überlegung, ob es einem Gotteskind erlaubt sei, Wein zu genießen. Ohne Zweifel unterliegen dann auch alle anderen Arten von alkoholischen Getränken der gleichen Beurteilung und Einschätzung. Unter den Gläubigen herrschen sehr unterschiedliche Auffassungen in der Frage selbst. Wie der einzelne zu diesem Thema stehen mag, soll ganz außer acht gelassen

werden. Wir wollen vielmehr versuchen, die tieferen Zusammenhänge in den Aussagen der Heiligen Schrift zu erforschen.

Eines möchten wir im voraus klarstellen: Mit einem knappen „Ja" oder „Nein" kann die Verantwortung des Gläubigen nicht abgetan werden. Auch können die Ansichten aus recht verschiedenen Positionen heraus erfolgen. Wer im Verwandten- oder Bekanntenkreis Fälle von Alkoholismus kennt, wird erklärlich keine oberflächliche Be-

urteilung über die Schäden des Alkohols zulassen. Damit sind wir bei zwei wesenhaften Punkten, die einer biblischen Einordnung bedürfen.

1. Frage:

Ist der Genuß von Wein Sünde?

a) In der Zeit des AT war der Wein das Bild der Freude. So spricht der Psalmist: „Und damit Wein des Menschen Herz erfreue" (Ps. 104, 15). Das Wort Gottes geht so weit, aufzufordern: „Trinke deinen Wein mit frohem Herzen" (Pred. 9, 7). Obgleich damals die Zeit der vielen Verbote und Gebote Gottes war, hatte der Herr den Genuß starker Getränke nicht verboten. Um der Wahrheit des Wortes willen müssen wir die Aussagen derSchriftstehen lassen. Allerdings warnt die Bibel zugleich vor den furchtbaren Folgen der Rauschsünden: Lärm, Spott (Spr. 20,1), Gewalttat (Spr. 4, 17), Verarmung (Spr. 21, 17), Entblößung (Klag. 4, 21) usw. Bezeichnend ist die Erwähnung beider Seiten in der Schrift. Israel diente Gott damals im Fleische. Darum handelte es sich um einen fleischlichen Dienst. Wie die Israeliten sämtliche irdischen Verheißungen, ja sogar nur eine irdisch-zeitliche Vergebung durch Tierblut besaßen, so hatte der Herr symbolisch den Inbegriff ihrer Freude in den Wein gelegt. Hochbedeutend ist jedoch die Weisung Gottes an das hohepriesterliche Geschlecht Aarons und seiner Söhne. Wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingingen, durften sie keinen Wein oder starkes Getränk zu sich genommen haben, sonst wären sie gestorben (3. Mose 10, 9). Wer jedoch das Gelübde eines Nasirs auf sich hatte, durfte allezeit weder Wein noch starkes Getränk zu sich nehmen (4. Mose 6). Der Nasir (der durch Gelübde Gott Geweihte) durfte also beständig und der Hohepriester im Zelt der Zusammenkunft keinen Alkohol in sich haben. Im Zelt der Zusammenkunft redete Gott mit den Menschen. Darum gebührt es sich, nüchtern zu sein, wenn wir mit Gott reden. Durch Alkohol ent-

stehen in den Gehirnzellen Veränderungen, die das Oberbewußtsein lähmen. Ein gelähmter Geist bietet für die Mächte der Finsternis Wirkungsfreiheit in einem unterschiedlich begrenzten Maße.

So lag die Einnahme von Alkohol bereits im AT nicht unter gesetzlich generellem Verbot Gottes. Sie war unter die Verantwortung des Menschen gestellt. Wieweit der Israelit seiner Verantwortung entsprach, ersehen wir aus der Klage des Propheten Jesaja, Kapitel 28, 7: „Priester und Prophet . . . sind übermannt vom Wein." Wir könnten hier auch sagen: „überwältigt". Das aber ist nichts anderes als betrunken. Hat der Priester seinen Dienst vor dem lebendigen Gott nicht nüchtern zu erfüllen? Wir meinen es. Welch eine Schande für Israel!

Die Beweisführung über das Wort „Wein" aus der hebräischen in die deutsche Sprache

Es könnten sich nun Kinder Gottes auf den Standpunkt stellen, der in der Bibel beschriebene Wein sei in Wirklichkeit gar keiner in unserem Sinne gewesen. Gott wird doch nicht etwa Alkohol bejahen.

Da wir uns eingangs festgelegt haben, die Schrift exakt zu untersuchen, können wir uns demzufolge nur in der Lehre des Wortes bewegen. Um dem einzelnen Leser einen möglichst tiefen Eindruck und Einblick in das AT zu gewähren, sollen die hebräischen Bedeutungen der Begriffe veranschaulicht werden.

1. Eine sehr wichtige Stelle finden wir in 1. Mose 14, 18. Da diese Mitteilung auch gerade für die Gemeindezeit die Richtung weist, beziehen wir aus dieser Stelle große Belehrung.

a) MELCHISEDEK, bei dem König- und Priestertum in einer Hand sind und dem der Ordnung nach auch Christus unterworfen ist (Hebr. 7, 17).

b) Die Zeichen des „Neuen Bundes": Brot und Wein. Im hebräischen Grundtext steht hier Jajin. (Jajin ist

Traubensaft nach der Gärung! Also Wein im heutigen Sinne.)

2. Die Verheißung Jakobs für Juda finden wir in 1. Mose 49. Nach Vers 10 soll der „Schilo" aus Juda kommen. Ohne Zweifel haben wir die Erwähnung des Eselsfüllen (Vers 11) in Verbindung mit Joh. 12, 15 zu sehen, unseren Herrn betreffend. Die Segnung Judas soll nach den Versen 11—12 der Wein sein. Auch hier steht das Wort „Jajin".

3. Das gleiche Wort „Jajin" (das ist vergorener Wein) steht unter anderem in: Hes. 27, 18 (Wein aus Chelbon), Hos. 14, 7 (Wein aus Libanon), Jes. 16, 8 (Weinstock von Sibma). 2. Mose 29, 40; 3. Mose 23, 13 und 4. Mose 15, 5 sind Stellen, in denen der vergorene Wein zum Opfer vorgeschrieben war.

3. Mose 10, 9 und Hesekiel 44, 21 sind Weisungen Gottes, nach denen den Priestern der „Jajin" während des Dienstes verboten war. Das Dienstverbot resultiert aus der Tatsache des alkoholischen Gehaltes des Weines.

Psalm 104, 15 (Lob auf den Wein); Sprüche 23, 30ff (Warnung vor Wein. Die Überschreitung derGrenzeersehen wir in Vers 31).

4. Eine zweite Bedeutung, in der „Jajin" vorkommt:

1. Mose 9, 24; 1. Sam. 1, 14 und 25, 37 behandeln Weinrausch. 1. Mose 27, 28; 5. Mose 7, 13; 11, 14; 12, 17; 14, 23; 18, 4; 28, 51; Jes. 36, 17; 62,8; Jer. 31, 12; Hosea 2, 9 und 22 und 24; Micha 6, 15 behandeln ungegorenen Wein, auch Most genannt (= Tirosch).

Wenn wir nun in Hos. 4, 11 lesen: „Hurerei, Wein und Most nehmen den Verstand weg", so muß es nicht näher bezeichneter Most gewesen sein, der berauschte. Vielleicht hat man ihn als Gemisch getrunken, was als „Mäzäg" (Weingemisch) bezeichnet ist. Weiterhin finden wir: 5. Mose 32, 14; Jes. 27, 2: vergorener Traubensaft („Chämär) Jes. 1, 22 und Nehemia 1,10:

edler Wein („Sobä"). 3. Mose 10, 9; 5. Mose 14, 26; 29, 5; Jes. 5, 11: ein berauschendes Getränk aus Getreide, Obst, Honig und Datteln („Schekar"). Jes. 24, 9: geläuterte ausgegorene Weine („Schämär"). Wie wir aus den wenigen Angaben des AT ersehen, sind die mit Wein (Jajin) bezeichneten Getränke alkoholisch gewesen. Wie könnte alkoholfreies Getränk nach Hosea 4, 11 den Verstand wegnehmen? Da das AT sowohl Empfehlung als auch Warnung über den Weingenuß enthält, kommen wir zum Schluß, daß der Genuß der „Verantwortlichkeit" des Menschen unterliegt. Nach Weisung des Gesetzes durfte der Nasir in Israel keinen Wein trinken. Und weil man nicht in der von Gott geforderten Verantwortung lebte, mußte der Prophet Arnos in Kapitel 2, 12 klagen: „Ihr habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben." Wie furchtbar!

5. In der Zeit des NT nimmt der Wein im Gegensatz zum ATeine völlig andere Rolle ein. Während er dort das materielle Schattenbild der Freude auf Christus ist, haben wir die Erfüllung durch die uns gewordene Freude in Jesus mittels des Dienstes im Geiste. Im alttestamentlichen Trankopfer war Wein die Hindeutung auf das, was uns in Christo geworden ist (Joh. 15, 11). Wenn also Gläubige die Freude im Wein suchen, sind sie von Christus noch nicht völlig erfaßt. Was aber ist nun die Lehre der Schrift für uns, die wir errettet sind, in der Zeit des NT? Ganz offen müssen wir sagen, daß die Bibel ein Verbot des Alkoholgenusses nicht ausgesprochen hat! Ist es nun richtig, wenn wir in Ermangelung eines solchen Gebotes selbst ein Gesetz aufrichten?

Das Gesetz in der Gnadenzeit

Wohl in allen Jahrhunderten der Gemeindezeit hat es Christen gegeben, die ein tiefes, inneres Anliegen hatten, mehr in Verbindung mit dem Herrn zu leben. Auch heute geraten dabei viele unter die Einhaltung des alttestament-

liehen Gesetzes. Die einen bieten Gott an, kein Schweinefleisch zu essen, andere erblicken in den Reinigungsvorschriften noch brauchbare Weisungen, wieder andere möchten den Sab-bath halten, alttestamentliche Schattenbilder über die „äußere Form" beachtet wissen oder gar für die Abgabe des Zehnten streiten. Nicht selten werden Gelübde abgelegt. Es wird gesucht, was noch alles wert sei, als ob man das Fleisch unter Zucht und Knechtschaft stellen könnte. So hat es der listige Feind verstanden, sogar Lehren aufzustellen, in denen man behauptet: Wer nicht in der geforderten Art wandelt, darf bei der Wiederkunft Jesu nicht dabei sein. Eine solche Seele muß erst im Vorbilde des Fegefeuers noch büßen, bis schlußendlich und zu guter Letzt die Gnadentür für das ungehorsame Gotteskind noch einmal aufgetan wird. Welch eine Verkennung der Lehre des Wortes Gottes im NT! Wenn die Schrift sagt, daßChristus des Gesetzes Ende ist (Rom. 10, 4), so ist damit das ganze Gesetz gemeint. Der Herr hat nicht nur einen Teil, wohl aber das ganze Gesetz erfüllt. Daher haben wir mit dem Gesetz nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Christus hat uns ja losgekauft von dem Fluche des Gesetzes (Gal. 3, 13). Somit steht noch unter dem Fluche, wer das Gesetz hält! Allen Gesetzen sollen wir gestorben sein, sagt Paulus in Römer 7, 4: „Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, auf daß wir Gott Frucht brächten."

„Was sollen wir tun, Brüder?" (Apg. 2, 37)

Sollten wir angesichts derGefahr durch den Alkoholismus ein neues Gesetz oder Gebot eröffnen? Das sei ferne! Gesetz und Gesetzlichkeiten in der heutigen Gnadenzeit auf Gläubige zu legen, ist Sünde. Denn Christus hat den Gesetzestod erlitten (Joh. 19, 7). Die Gesetzeserfüllung Christi ist in seinem Tod begründet. Somit hat uns Christus

für die Freiheit freigemacht. Wer auch nur einen einzigen Punkt des Gesetzes auf sich oder andere legt, ist nicht frei und nicht freigemacht. Die Praxis. Wenn nun solche Gläubigen die furchtbaren Wirkungen und Folgen des Alkoholismus an Mitmenschen kennenlernen, erfahren diese zugleich an solchen Gebundenen des Alkohols die großen Hindernisse, zu einer echten Jesusnachfolge zu kommen. Noch tragischer wird es aber, wenn der Süchtige selbst Kind Gottes ist. Die beständigen Verunehrungen Gottes durch ein suchtgebundenes Gotteskind können Außenstehenden oft mehr Not bereiten als dem Trinker selbst. Die Nöte in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Gemeinde können solche Formen annehmen, daß es zur Auflösung der gegebenen Ordnungen kommt. Kein Wunder, daß von selten der Helfenden die allergrößten Aversionen gegen Alkohol zum Ausdruck gebracht werden. Sobald man Einblick in die verheerenden Folgen dieser Süchte bekommt, versteht man durchaus ein generelles Verbot vom Ausschank und dem Genuß des Alkohols in Freizeitheimen, Bibelschulen, Glaubenswerken usw. Mit der Preisgabe dieser menschlichen Ordnungen in vorgenannten Häusern würden ja auch andere Schranken fallen, die dann einen Fortbestand der Werke selbst in Frage stellen könnten. Das alles ist richtig und recht in der Anwendung und Beurteilung der Dinge. Gefährlich aber ist es, wenn Gläubige in den Gemeinden sich am Gesetz aufhalten, ganz gleich, welche Gesetzesforderung (du sollst) es sei. Noch schlimmer in den Augen des Herrn wird es, wenn nicht allein Kinder Gottes am Gesetzesfiuch festhalten, sondern zudem noch Wohlgefallen an denen haben, die danach tun. Und sehr gefährlich wird es, wenn von anderen gefordert oder erwartet wird, daß sie im Lichte dieser Erkenntnis Wandeln sollen, um entweder alttestamentliche Gesetze oder Menschengebote anzuerkennen. Soweit es sich b&l der Gehorsamserwartung um Trunksüchtige han-

delt, denen solche Gesetzlichkeit auferlegt wird, mag es recht sein. Denn ein Herauskommen aus solcher Bindung geschieht nicht ohne einschneidende Zucht. Schriftwidrig sind Anwendungen mit der Zielsetzung, die Zuchtmittel auch auf jene zu übertragen, die gar nicht in Gefahr stehen, alkoholabhängig zu werden.

Wir fragen: Wer sind jene, die sich berufen fühlen, Gebote und Gesetze aufzustellen? Die Heilige Schrift kennt für diese Tätigkeit nur zwei Personen: 1. „Das (AT-) Gesetz wurde durch Moses gegeben" (Joh. 1, 17); nebst der AT-Gebote. Beachte in der Interimszeit: „Das Gesetz und die Propheten waren (nicht mehr sind) bis auf Johannes" (Luk. 16, 16). 2. „Ein neues Gebot gebe ich euch" (Joh. 13, 34), sagt der Herr: Das Gebot der Liebe.

Falls du eine der beiden Personen bist, besitzest du natürlich das Recht, Gesetze, Gesetzlichkeiten und Gebote zu geben. Wehe aber, wenn du solches tust, ohne zu ihnen zu gehören! Es spielt keine Rolle, in welcher Beziehung dein Gesetzesverständnis verläuft.

Weil der Heilige Geist allein auf die Bereitschaft des einzelnen in Freiwilligkeit aufbaut, bedeutet die Forderung zur Einhaltung menschlicher Gebote einen Eingriff in die Souveränität Gottes. Ja, noch mehr; man „verurteilt" Gott, DER scheinbar vergessen hat, den Gläubigen ein diesbezügliches Gebot zu hinterlassen. Die schriftfeindliche Gefährlichkeit liegt darin, daß von anderen gefordert wird, eigenes Erkenntnisgut (ohne biblische Mitteilung) anzuerkennen. Um welche Dinge und Motive es sich auch handeln mag, spielt keine Rolle. Sobald wir Menschen Satzungen und Gebote aufstellen, stehen wir darin gegen Gott! Verlangen oder wünschen wir darüber hinaus, daß andere diese einhalten, stehen wir gegen Gott und Menschen!

Das Gebot Gottes im NT gründet sich auf Liebe (Joh. 14, 15): „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote." Das AT-Gesetz bringt Knechtschaft (Gal. 5, 1), ja sogar Zorn (Rom. 4, 15).

Die Liebe aber bewegt sich in der Freiheit. Die uns durch Christus gewordene Freiheit kann aus Gründen der Liebe verzichten. Allein nur der freiwillige Verzicht auf dem Boden der Freiheit ist von Gott in derGnadenzeit annehmbar; und der Herr wertet solches „in Seiner Liebe". Gott läßt sich durch uns nur darin verherrlichen, inwieweit Er solches vorher gegeben hat. Allesandere ist Fleischeswerk; Gott -atTeT~~wertet "öTeSes als ureuel".

Aus der Schriftlehre des NT

Müssen oder sollen wir beim Herrnmahl Wein oder Traubensaft nehmen? In Freiheit kann gesagt werden, daß es um diese Frage überhaupt nicht geht, wenn wir Seines Todes gedenken. Vielmehr ist es sehr bedauerlich, wenn deswegen in Gemeinden Streitigkeiten auftreten, weil auf dem einen oder andern bestanden wird. Dazu redet das Wort in Markus 14, 25 durch den Herrn Jesus, wo gesagt ist: „Gewächs des Weinstocks"; das kann doch sicher beides sein!

Die nachfolgenden Auslegungen sind nur für solche geschrieben, die in der Wahrheit wandeln.

I. Im Kapitel über die Einsetzung des Herrnmahls in 1. Kor. 11 wird auf die Aussage Wein oder Traubensaft gar nicht eingegangen. Wir finden hier lediglich den Sammelbegriff „Kelch". Dennoch liegen in der Schrift nicht übersehbare Mitteilungen vor, aus denen wir alle Zweifel in dieser Frage ausräumen können, wenn wir wollen! Im Gegensatz zum AT mit der Priesterordnung Aarons zählt heute im NT die Priesterordnung Melchisedeks (Hebräer 7). Genau darum finden wir in der Hand Melchisedeks die „Zeichen des NT", als er Abraham segnete (1. Mose 14, 18). Und weil Christus der Priesterordnung Melchisedeks unterworfen ist, empfängt Abraham den Segen im Zeichen von — Brot und Wein!

Daß es sich, wie im NT, auch hier um

alkoholischen Wein handelt, geht aus der Bezeichnung „Jajin" hervor, welches vergorener Traubensaft ist. Hier steht also im Urtext „Brot und Jajin", aber nicht „Brot und Tirosch" (Traubensaft)! Es geht hier nicht darum, „recht" zu haben, sondern um die Wahrheit.

Die Segenszeichen „Brot und Wein" deuten Stärkstens auf Christus hin, denn unser Herr stammt doch von Abraham ab. Und der dem Samen Abrahams verheißene Segen, unter welchem alle Nationen stehen werden, erfüllt sich im NT nur in Jesus.

II. Der 1. Korintherbrief befaßt sich ja wesenhaft mit den dortigen gemeindlichen Unordnungen. Paulus geht darum auf die besonderen Dinge in Kapitel 11 ein. So kam ein Teil derGläubigen nach den Versen 20 bis 22 vor der Mahl-feier zusammen, um aus dem Abendmahls-Bestand von Brot und Wein zu essen und zu trinken. Der Apostel ermahnt nun in Vers 21, jeder solle vor dem Herrnmahl das eigene Abendbrot vorweg essen, damit einige nicht hungrig kommen und dadurch die Armen (welche nichts haben) beschämen. Bei dieser Vorwegnahme von Brot und Wein hatten sich einige „betrunken" (Ende von Vers 21)! Würde man, wie einige vorgeben, Traubensaft verwendet haben, könnten doch kaum „andere trunken" gewesen sein. Allein die eine Stelle wäre Beweis genug zu sagen, daß Wein benutzt worden ist.

III. Das erste Zeichen-Wunder Jesu geschah zu Kana (Joh. 2, 1—11), Wenn die Bibel in Vers 9 sagt, daß aus dem Wasser Wein geworden war, so ist es schriftwidriger Unsinn zu behaupten, daß es sich hier nicht um Wein gehandelt habe. Andere haben in Ermangelung eines biblischen Glaubens gemeint, es sei gewiß ein alkoholfreier Wein gewesen. Wenn es kein Alkohol war, dann war es auch kein Wein. Sonst hätte sich der lebendige Gott erstmals so sehr geirrt! Als der Speisemeister gekostet hatte, wußte er, daß es Wein war. Darum redet er in Vers 10 auch

von „trunken"!

IV. Das Bekenntnis des Herrn Jesus zum Wein wird in Luk. 7, 33—34 gezeigt. Johannes der Täufer kam und aß weder Brot noch trank er Wein; die Pharisäer sagten aber, er habe einen Dämon. Der Herr aber ist gekommen, Er aß und Er trank; die Pharisäer sagten: „Siehe, ein Fresser und Weinsäufer." Hier wird völlig klar dargetan, daß der Herr Wein getrunken hat. In den beiden Versen wird lediglich gezeigt, wie die Menschen abartig übertreiben. Die totale Enthaltsamkeit des Johannes von „Brot und Wein" gründet sich in seiner Stellung als Alttesta-mentler (Luk. 16, 16), der der Ordnung Aarons unterworfen war. Der Herr als der Stifter des neuen Bundes mußte „Brot und Wein" nehmen, denn Er war nach der Ordnung Melchisedeks (1. Mose 14, 18 und Hebr.7).

V. Die Aussage:…..kein Fleisch zu

essen noch Wein zu trinken" in Römer 14, 21 steht in Verbindung mit der Verärgerung, der Schwachheit und des „Anstoß-Nehmens" des Bruders. Hier meint die Schrift nicht, wir sollten generell kein Fleisch essen und keinen Wein trinken.

VI. Die große Warnung des Apostels in Eph. 5, 18 zielt auf ein Verbot hin, sich zu „berauschen", nicht aber zu trinken als solches.

VII. Die Aufseher sollten nach 1. Tim. 3, 2—3 „nicht dem Wein ergeben sein".

Wer also etwas zu diesem Worte hinzutut, soll nach Offb. 22, 19 behandelt werden. (Hierzu auch Titus 1, 7: „nicht dem Wein ergeben"). Niemals könnte das Wörtchen „Wein" etwas anderes als die alkoholischen Getränke bedeuten. Von Traubensaft bedürfen wir derartiger Einschränkungen nicht.

VIII. Auch bei Dienern nach 1. Tim. 3,8 sollen jene „nicht vielem" Wein ergeben sein.

IX. In 1. Tim. 5, 23 fordert Paulus auf,

„ein wenig Wein zu trinken". Würde also Sünde mJtWein gleichgestellt sein, hätte der Apostel aufgerufen, „ein wenig" zu sündigen!

X. Selbst alte Frauen haben sich nach Titus 2, 3 „nicht als Sklavinnen von vielem Wein" zu erweisen.

Abschließendes

Dem aufrichtigen Leser wird aufgefallen sein, daß im NT auch nicht an einer Stelle ein Verbot des Alkoholgenusses zu finden ist. Vielmehr besitzen wir sogar die Aufforderung, „ein wenig Wein zu trinken". Alle Warnungen richten sich gegen berauschen, betrunken sein, dem Wein ergeben sein, trinken von vielem Wein, Sklavinnen von Wein sein. Was erwartet nun Gott von uns? Sollen wir uns einem Gesetz unterstellen? Sollen wir auf andere ein Gesetz legen? Sollen wir ohne Hemmung trinken? Nichts von alledem, weil wir heute gar nicht mehr unter dem „du sollst" leben.

2. Frage:

Wo liegen die Grenzen der schriftgemäßen Freiheit einerseits und dem „nicht Menschengesetzen zum Opfer zu fallen" andererseits?

Sehen wirunserVolk! Hunderttausende unter uns sind dem Alkoholismus verfallen, daß es einem angst und bange werden könnte. Durch notorische Trinkerei während Jahren wird zugleich die Fähigkeit eingeengt, das Evangelium aufzunehmen. D. h., die Gnade in Anspruch zu nehmen, wird schwieriger. Wer wäre da nicht bereit, dieses große Leid vor einem heiligen Gott mitzutragen? Wieviel unnütze, ja böse Worte

werden von solchen geredet, die im Rausche stehen? Wie viele Leiber sind durch den Alkohol schon gesundheitlich zerstört worden? Dabei wird dem Götzen Alkohol jährlich eine Riesensumme Geld geopfert. Der Persönlichkeitsverfall des Trinkers läßt in diesem so große Unsicherheit aufkommen, daß mit der Absicht getrunken wird, das Oberbewußtsein soweit zu betäuben, um sich der Sorgen nicht mehr zu erinnern. Der Alkohol dient damit als Fluchtort. Welch eine Ehre wird dem Herrn genommen, wenn im Leben eines Gläubigen Hilfe, Zuflucht und Ausweg aus der Not beim Alkohol gesucht-wer-den!

Was ist nun das richtige „den Willen Gottes tun", wenn es Sünde ist, Gesetze auf die Kinder des Lichtes zu legen? Bewahrung liegt doch gar nicht in der Gesetzlichkeit. Im Gegenteil liegt vielmehr Vermehrung der Sünde darin. Bewahrung liegt einzig in der Gnade, und diese hat allein der Herr in der Hand. Dem Demütigen aber gibt Gott Gnade. Diese Demut ist, das allein wahre Wort Gottes anzuerkennen. In unserem Fall heißt das:

1. Die Heilige Schrift enthält kein generelles Alkoholverbot.

2. Gesetze übernehmen oderaufstellen ist Sünde.

3. Die neutestamentliche Freiheit dem Nächsten gegenüber ist zu wahren.

Eigentlich brauchen wir nur im Geiste zu wandeln, dann erübrigen sich sämtliche Probleme (Ga). 5, 16). Die biblische Lösung wollen wir darum der Schrift in 1. Kor. 6, 12 entnehmen: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem überwältigen lassen!" W.B.

7

Sind wir durch Werk errettet?

Hebräer 12, 14: „Jaget dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit, ohne welche niemand den Herrn schauen wird."

Nur zu oft ist das obige Schriftwort dazu benutzt worden, die Gläubigen ermahnend und zugleich warnend zur Heiligkeit anzureizen, da — wie man sagt — und wie ja auch geschrieben steht, ansonsten niemand den Herrn schauen wird.

Wir stellen in keiner Weise in Frage, daß man es als Nächstenliebe ansieht, den anderen dahingehend zu ermahnen, damit auch dieser den Herrn schauen soll. Das Furchtbare aber dabei ist, daß dies die Bibel überhaupt nicht gemeint hat. Würden wir durch „Jagen" errettet werden, könnte unsere Errettung gar nicht infolge „Rechtfertigung aus Glauben" geschehen. Jagen ist doch Werk, und wer nicht genug jagt — darf den Herrn nicht sehen. Damit wäre also zugleich bewiesen, daß wir heute in der Zeit der Rechtfertigung aus Werk leben würden. Das aber stimmt nach der Aussage des Wortes Gottes nicht; vielmehr stimmt es mit der Exegese der anderen nicht.

Es sollte noch erwähnt werden, daß an Stelle des Wortes „Heiligkeit" auch „Heiligung" gesetzt werden kann. Jetzt erhebt sich die Frage, was der Herr hier sagen will, nicht aber, was wir meinen und vermuten. Der Brief ist zunächst an jene geschrieben, die sich Hebräer nennen. In der Urgemeinde zu Jerusalem befanden sich sowohl in Überzahl die, welche nach der Lehre des NT wandelten; es befanden sich aber auch solche darin, die nicht wiedergeboren waren und lediglich am Gesetz des AT festhielten. An diese Hebräer ist also der Aufruf

ergangen: „Jaget dem Frieden nach mit allen."

Im AT gab es keinen Herzensfrieden, wie wir ihn heute kennen. Diesen Frieden hat der treue Herr gemacht' durch das Blut seines Kreuzes (Kol. 1, 20). Darum mit „allen", die diesen Frieden haben, sollten sie „nachjagen". Es ist ein versteckter Aufruf an jene, die sich auf dem Boden des Gesetzes — ohne den Herzensfrieden — bewegten, sich endlich zu bekehren. Nun ist aber dieser zu erjagende Frieden mit der Heiligung verbunden, ohne diese Heiligkeit auch niemand den Herrn schauen soll. Stellen wir also das falsche Werksdenken zur Seite, so erhebt sich die berechtigte Frage nach der hier genannten Heiligung, die als Bedingung erfüllt sein muß, um den Herrn zu schauen. Auf die Frage, was Heiligung sei, kann nur geantwortet werden: „Absonderung". In erster Linie ist es die Absonderung von der Sünde, um dem Herrn zu gehören. Eine gottgewollte Heiligung soll aber die ganze Zeit des Lebenswandels in Christo anhalten; nichtallein der Anfang und nicht allein das Ende eines Gläubigen sollte heilig sein. Welcher Heiligung müßte nachgejagt werden, um den Herrn zu schauen? Es ist „DER" Heiligkeit nachzujagen, welche uns mit Christus und der Ewigkeit verbindet! Genau diese absondernde Heiligung finden wir in der echten „Bekehrung".

Denn eine solche Heiligung, die bis zur Wiedergeburt reicht, läßt uns mit Sicherheit das Angesicht des Herrn erblicken. Die allgemeine anhaltende Heiligung des Erretteten nach seiner Bekehrung ist hier nicht gemeint, sonst müßte ein Vollmaß erreicht werden, welches dann aber Werksschaffen mit Ewigkeitsverdienst bedeuten würde.

Im gleichen Augenblick, wo wir im Glauben das Opfer Christi in Anspruch genommen haben, sind wir in der Heiligung, zum Leibe Jesu Christi gehörend. Wir lesen dies in Hebr. 10, 10: „Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi." Wichtig ist hier die Klarstellung, nicht werden wir durch viel Jagen als Kinder Gottes zu der Heiligung gebracht, um Gottes Angesicht zu schauen, sondern „wir sind geheiligt" durch die Bekehrung, der wir nachjagen mußten, um die Rettung zu empfangen. Sobald wir also wiedergeboren wurden, sind wir in Christo Jesu, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und „Heiligkeit" und Erlösung (1. Kor. 1, 30). Beachten wir hier die besonderen Vorzüge der Verheißung für jedes Kind Gottes. Die vier Dinge: Weisheit von oben, Rechtfertigung aus Glauben, absondernde Heiligung und die Erlösung durch Sein Blut besitzen alle wahrhaft Glaubenden. Um das alles braucht nach der Bekehrung niemand mehr zu jagen, denn wir sind in Christo Jesu zur Ruhe gelangt, auch von der Jagd der Heiligung. Weil aber unser ganzes Nachfolge-Leben unter der Heiligung stehen soll, haben wir uns nach der Jagd bis zur

Bekehrung dann in aller Ruhe in die Heiligung zu begeben.

a) Die Jagd nach der Heiligung bis zur Bekehrung gilt der Errettung.

b) Die Heiligung nach der Bekehrung gilt der Fruchtbarkeit in Christo.

Sobald wir also aus dem Munde von Gläubigen vernehmen, wir müßten nach der Errettung auch noch nach der Heiligung jagen, haben wir es mit solchen zu tun, die Gottes Wort weder erkannt noch verstanden haben. Denn mit dem Lehraspekt, durch Jagen den Herrn zu schauen, welches unsere Errettung vom anhaltenden Werk abhängig macht, wird die Gnade der Erlösung in Seinem Blute zunichte gemacht. Letztlich haben wir es hier bereits mit einem anderen Evangelium zu tun.

Kurze, zusammenfassende Beantwortung der Stelle:

„Jaget dem Frieden nach mit allen und ,DER' Heiligkeit, ohne welche niemand den Herrn schauen wird." — In diesem Vers sollte die feste und laute Betonung auf das „DER" gelegt werden. So, daß wir dann fragen müssen, welcher Heiligkeit? Die Antwort kann dann nur lauten: DER Heiligkeit, die uns den Herrn schauen läßt. Und genau diese finden wir in der Errettung bei der Bekehrung.

W. B.

Können wir Menschen andere erretten?

1. Timotheus 4,16b

Gläubige, die im Worte der Lehre nicht recht unterwiesen sind, haben oft viele Probleme hinsichtlich obigen Textwortes. Denn nach dieser Schriftaussage

wären wir doch aufgefordert, „uns ein jeder selbst zu erretten". Ja noch mehr, das Wort bestätigt geradezu, daß wir auch „andere erretten können". Zur

Begrifflichkeit der eigenen Errettung, wie auch der anderer Menschen, gebraucht die Bibel an dieser Stelle den Ausdruck „ so wirst du"! Das sind Gottes unumstößliche Worte, welche uns vom Heiligen Geist inspiriert gegeben wurden. Damit befinden wir uns ohne Abstrich in der Anerkennung des Gotteswortes:

1. Wir erretten uns selbst!

2. Wir können andere Menschen erretten!

Lesen wir aber nicht an vielen Stellen der Schrift, daß allein Jesus Christus der Retter ist? Doch denken wir nur an Apg. 4, 12: „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen." Gewiß wird der Liberalist erklären, daß erneut ein Widerspruch in der Bibel zu finden sei. Wir aber können sagen, daß wir bis heute noch keinen einzigen Widerspruch in Gottes teurem Wort gefunden haben. Entweder hat uns der treue Herr das Bibelwort noch nicht zu erkennen gegeben, oder aber, unser Erkennen ist Stückwerk, weshalb die Tiefe göttlicher Erkenntnis fehlt. Nun zurück zum Text in 1. Tim. 4, 16b, wo es heißt: „Denn wenn du dieses tust", so wirst du dich selbst erretten. Nach diesem müßte also unsere Rettung zugleich auch vom Werk abhängig sein, infolge des „dieses tust", wo doch ganz klar unsere Rechtfertigung nicht im Werk, wohl aber durch Glauben geschieht.

Was sollen wir denn tun, um Errettung zu finden? Nach Vers 12 sollen wir im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit sein. Nach Vers 13 wird zum Anhalten im Vorlesen, im Ermahnen und im Lehren aufgefordert. In Vers 15 gibt Paulus Anweisung, dieses sorgfältig zu bedenken und darin zu leben!

Ohne Zweifel zeigt hier der Apostel die rein menschliche Seite auf, deren Erfüllung in unserer Verantwortung steht. Weil die Rettung zwei Seiten hat, bedarf es eben der Auseinanderhaltung, wie es die Schrift auch tut.

„Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens" (Eph. 2, 8).

Während also die Errettung primär mit und durch die Gnade erfolgt, finden wir hier zugleich den Ursprung der Rettung: Gott selbst. Auf gar keinen Fall liegt die Gnade, wie auch die Gnade der Errettung, in der Hand des Menschen. Dieses hat allein unserem großen Gott gefallen, den Namen „Jesus" damit zu verbinden. Wenn es also heißt, daß kein Name unter dem Himmel ist, in welchem wir errettet werden, kann es auch nicht dein oder mein Name sein.

Retter ist allein DER, welcher zugleich den Kaufpreis unserer Schuld und Sünde bezahlt hat, und das ist unser Herr. Nach Gottes Vorsatz werden jedoch nur solche Menschen gerettet, die selbst nach Rettung ihrer Seelen trachten. Deswegen hat Gott uns die freie Willensentscheidung gegeben, welche sich im Glauben zeigt. Denn ohne Glauben vermag niemand Gott zu gefallen (Hebr. 11, 6). Daher heißt es in Eph. 2, 8: „mittels des Glaubens". Das bedeutet: Rettung durch Gnade (Gottes Seite) mittels der freien Willensentscheidung des Glaubens (menschliche Seite). So verbindet also der Herr die Darreichung Seiner Gnade mit unserer Seite des Glaubens: „Denn wenn du dieses tust." Gewiß ist hier unser Kommen zu Jesus, im Glauben Seine Erlösung anzunehmen, gemeint. Das Geschenk des ewigen Lebens ist für alle da, und Gottes Gnade bietet jedem Sünder an, sich damit beschenken zu lassen. Der Glaube ist damit nicht mehr, aber auch nicht weniger, als nur die Hand aufzuhalten, damit der Herr uns das ewige Leben aushändigen kann. Genau das sehen und erkennen wir in der Aussage: „Denn wenn du dieses tust, so wirst du." Offnen wir jedoch die Hand nicht, so glauben wir nicht, daß Gott uns das Leben des Sohnes gibt. Dennoch bleibt aber der Herr zugleich auch der Verwalter und Besitzer der Gnade.

Von großer Bedeutung sind daher die insgesamt sechs Schriftstellen im NT,

wonach wir „ retten sollen". Judas 23a:

„Die anderen aber rettet mit Furcht, sie aus dem Feuer reißend."

Auslegung: Hier haben wir es nach Vers 17—23 gleichsam mit zwei Arten von Menschen zu tun.

a) Nach Vers 18—19 sind es Verlorene, die Spötter und natürliche Menschen genannt werden, welche den Geist nicht haben.

b) Nach Vers 20—21 finden wir die Geretteten, welche ais Geliebte mit Heiligem Geist bezeichnet werden.

Während die unter b) bei Streit zurechtgebracht werden müssen, ergeht an die unter a) Genannten die Gnade, daß die Gläubigen jene mit Furcht retten sollen. Diese Rettung erklärt sich in dem Nahebringen zu den in 1. Tim. 4, 12 bezeichneten fünf Dingen, welche völlig unsere Seite betreffen.

Jakobus 5, 19—20:

„Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn jemand zurück, so wisse er, daß der, welcher einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tode erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird." Auslegung: Hier handelt es sich um eine Schriftstelle, aus der geschlossen werden könnte, daß ein Erretteter, der von der Wahrheit abirrt, ein zweites Mal gerettet werden müsse. Dem ist allerdings gar nicht so. Urtextlich lautet der Sinn: „Wenn jemand einen Verirrten zur Wahrheit führt und zurückbringt, so wisse er, daß der, welcher …" Damit dürfte der Sinn des Verses 19 klar sein. Bezeichnend ist daher der Vers 20, wonach der, welcher einen Sünder zur Wahrheit führt, auch gleichzeitig eine Seele „erretten" wird. Hierin ist in der Tätigkeit des Menschen die rettende Handlung angesprochen.

1. Korinther 7, 16:

„Denn was weißt du, Weib (Mann), ob du den Mann (Weib) erretten wirst?"

Auslegung: In dem lehrwichtigen Wort-

abschnitt von 1. Kor. 7 wird ab Vers 9 die Frage von der Ehescheidung und Trennung behandelt. Wenn der ungläubige Teil sich vom gläubigen Teil trennen will (nicht scheiden), so soll nicht in erster Linie die geschlossene Ehe, sondern der „Frieden" entscheiden. In diesem Zusammenhang stellt der Apostel die Frage: „Was weißt du, Weib oder Mann, ob du den anderen (Ungläubigen) erretten wirst?" Auch hier wird die Retttung auf der Seite des Menschen angesprochen.

1. Korinther 9, 22b:

„Ich bin allen alles geworden, auf daß ich auf alle Weise etliche errette."

Auslegung: Der vorausgegangene Text handelt davon, wie Paulus den Juden, dem Gesetz, den Gesetzfreien und den Schwachen „alles geworden ist", damit der Apostel etliche errette. Um allen auch alles zu werden, bedarf dies der jeweiligen (alle) Weise. An dieser Stelle drückt die Bibel den Vorgang so aus, daß Paulus (also der Mensch) „errettet". Den gleichen Gedanken finden wir noch in Römer 11, 14.

Gehen wir also davon aus, der Mensch soll den Verlorenen erretten, was ja zweifellos aus den obigen sechs Stellen zu ersehen ist, entstehen für viele Gläubige Probleme.

Die schriftgemäße Erklärung:

Wenn nun das Wort an so vielen Stellen bestätigt, daß wir andere erretten sollen und können, haben wir allenfalls das Schriftwort stehenzulassen. So bewegt uns mehr die Frage, wie die Auslegung dafür lautet. Wie jedem Gläubigen bekannt sein wird, ist der Herr Jesus auch der Retter. Der Wegweiser der Rettung ist wiederum das Wort Gottes. Der himmlische Vater hat uns, den Kindern Gottes, einerseits die Vollmacht gegeben (Joh. 1, 12) und auch andererseits das teure Wort geschenkt. Und was IHN, Jesus Christus, betrifft, so berufen wir uns auf die Stelle in

2. Kor. 5, 20: „So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi

Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!" Unsere Rettungstätigkeit, damit Verlorene Errettung finden, gründet sich darauf, daß wir die Sünder überführen durch Sein Wort und daß wir jene an Christi Statt bitten, sich versöhnen zu lassen. Auch dann, wenn wir Menschen zu Jesus führen und darin „retten", geschieht es doch wohl nur durch das Wort, und daß wir anstatt Christi (als

Beauftragte vom Herrn) gesandt sind, das Wort der Versöhnung zu sagen. Darin stimmt das Wort überein: „wir erretten tatsächlich andere Menschen", dies jedoch nur durch das Wort und die Person Jesu, unseres Heilandes, welcher uns dafür gesandt hat, Sein Wort in Seinem Auftrag zu bezeugen. Groß ist der Auftrag Gottes an uns, ob wir ihn erfüllen? ' W. B.

9

Gilt die Wiederkunft Jesu uns oder Israel?

Apostelgeschichte 1, 11b

Inwieweit betrifft uns, die wir zur Gemeinde zählen, überhaupt die Engelbotschaft in Apg. 1, 10—11? Ist der Inhalt dieser Nachricht in prophetischer Hinsicht nur für Israel, oder nur für die Gemeinde, oder aber für beide bestimmt? Haben wir das Wort unseres wunderbaren Herrn selbst so lieb, daß uns am Verständnis der Mitteilung der Schrift gelegen ist? Wie könnten wir Sein Wort halten, wenn wir die Heiligen Schriften gar nicht kennen? Sagt nicht unser Herr: „Wer mich liebt, wird mein Wort halten" (Joh. 14, 23). Sieht der lebendige Gott uns in dieser Liebe zu Christus, oder haben wir unsere Herzen für die Dinge der Welt geöffnet? Wird die Frage unserer „ersten Liebe" zu IHM auch heute noch mit „ja" Beantwortung finden können? Fragen über Fragen, die Gott von uns fordert; möchten wir Seinem heiligen Willen entsprechen. Damit wenden wir uns dem Thema zu.

Der Vorgang: Nach vollbrachtem Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha, führte der Herr Seine Glaubensschar hinauf zum Olberg. Es sollte Sein letzter gemeinsamer Gang mit jenen werden, die Freud und Leid mit dem Heiland über Jahre teilten. Was aber mag im Herzen unseres Herrn vorgegangen sein, als ER sich anschickte, aufzufahren zu Seinem Gott und Vater? Nach Überwindung des Todes steht ER nun im Begriff, die bluterkaufte Schar zu verlassen. Um ihrer willen sollte es besser sein, daß ER nicht bei ihnen bliebe, sondern zum Vater ginge (Joh. 16, 7). Vorher aber hatte der Herr alle Dissonanzen zwischen IHM und den Jüngern (insbesondere Petrus) bereinigt! Nun sehen wir IHN mit den Seinen auf dem ölberg versammelt; indem Er sie segnete, wurde ER vor ihnen emporgehoben. Dann nahm eine Wolke IHN auf, von ihren Augen hinweg (Apg. 1, 9).

Die Engelbotschaft: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen", gilt also den Zurückgebliebenen. In Vers 11a werden jene mit „Männer von Galiläa" angesprochen. Von daher könnten wir sagen, daß nicht wir, sondern die Israeliten allein angeredet wären, denen auch die Verheißung der Wiederkunft galt. Hier müssen wir allerdings einwenden, daß solche aus den Nationen hätten noch gar nicht angesprochen werden können, weil GottdieGemeinde auch nur mit Israeliten begonnen hatte. Der erste Heide wurde ja später in Apg. 10, 43 zur Wiedergeburt gebracht. Des weiteren kann nicht behauptet werden, die Verheißung des Vaters (V. 4), welche die Gabe des Heiligen Geistes war, sei auch nur für Israel bestimmt gewesen, nur, weil in diesem Kapitel die „Männer von Galiläa" angesprochen sind. Das Wichtigste dieser Botschaft finden wir jedoch inhaltlich in der Mitteilung: „Jesus wird wiederkommen!"

Darum hat es dem Heiligen Geist wohlgeschienen, durch den Apostel Paulus auch uns sagen zu lassen, daß wir uns nicht betrüben wie die übrigen (die Verlorenen), die keine Hoffnung haben (1. Thess. 4, 13). Konnten wir uns der Mühe unterziehen, darüber nachzudenken, was es heißt: „keine Hoffnung mehr zu haben?" Das ist das Los all derer, die nicht durch das Blut des Lammes versöhnt sind, ewiglich keine Hoffnung mehr zu haben. Wir aber dürfen uns freuen und mit solchen Worten einander ermuntern (1. Thess. 4, 18), ja, Jesus kommt wieder. Um diese wunderbare göttliche Verheißung festzumachen, ließ Gott vom Himmel her gleich zwei Männer in weißen Kleidern (welche Engel waren) vor den Augen der Gläubigen sichtbar werden. Die beiden Engel waren Auferstehungs-Bezeuger, denn aus zweier oder dreier Zeugen Mund wird jede Sache bestätigt werden (Matth. 18, 16; 2. Kor. 13, 1; 1. Tim. 5, 19; Hebr. 10, 28; Offb. 11,3).

Um die tieferen Zusammenhänge erkennen zu können, gibt uns das Wort Gottes genaueste Hinweise über:

a) die Wiederkunft Jesu zur Heimholung der Gemeinde,

b) die Wiederkunft Jesu für Israel.

Die Wiederkunft Jesu ist von oberflächlichen Gläubigen oft dahingehend erklärt worden, daß diese, sowohl für die Gemeinde, als auch für Israel, in einem zeitlichen Augenblick geschehe. Eine solche Aussage ist schriftwidrig und beruht auf der Basis der lehrhaften Nachrede, nicht aber auf Untersuchung und Anerkennung der Mitteilung der Heiligen Schrift. Von daher wollen wir uns auch nur auf die Schriftaussage begrenzen und aufzeigen, was nicht Menschen, wohl aber Gottes Wort lehrt. Grundsätzlich haben wir es in der Bibel mit „zwei Wiederkommen" des Herrn zu tun. Oft werden die beiden zeitlich voneinander zu unterscheidenden Geschehnisse, welche ja vom Ablauf der Menschheitsgeschichte her dicht beieinander liegen, in der Begrifflichkeit „Wiederkunft" oder „Ankunft" zusammengefaßt (z. B. 1. Kor. 15, 23). Der Zeitabschnitt beider Geschehnisse beträgt ca., jedoch mindestens, sieben Jahre. Was ist das schon bei den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte oder gar bei den Jahrmillionen der kosmischen Existenz. Deshalb hat die Schrift jene dicht nebeneinander liegenden Ereignisse mit der Zeit und dem Begriff Wieder- oder Ankunft schlicht zusammengefaßt.

Von den mehr als ein Dutzend Beweisen der Heiligen Schrift sollen hier nur einige wenige Punkte über die Grundverschiedenheit beider Wiederkommen und deren zeitliche Differenzierung angesprochen sein:

1. Wenn der Herr Jesus bei Seiner ersten Wiederkunft für die Gemeinde erscheint, kommt ER nur bis in die Luft (1. Thess. 4, 16—17)! Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft für Israel erscheint, kommt ER bis auf die Erde (Matth. 25, 31—31; Sach. 14, 4)!

2. Wenn der Herr Jesus bei Seiner

ersten Wiederkunft für die Gemeinde erscheint, kommt ER als Bräutigam (Matth. 25, 1—13)! Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft für Israel erscheint, kommt ER als König, um das Königreich aufzurichten (Offb. 19, 11—16)!

3. Wenn der Herr Jesus bei Seiner ersten Wiederkunft erscheint, so kommt ER für die Gläubigen der Gemeinde (Joh. 14, 3; Hebr. 9, 28)! Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft erscheint, so kommt ER mit allen Gläubigen (auch mit uns) (2. Thess. 1, 10; Jud. 14; Offb. 19, 8—14)!

4. Wenn der Herr Jesus bei Seiner ersten Wiederkunft für die Gemeinde erscheint, so kommt ER vor der großen Trübsal (Joh. 5, 24; Offb. 3, 10; 1. Thess. 5, 4)!

Wenn der Herr Jesus bei Seiner zweiten Wiederkunft für Israel erscheint, so kommt ER nach der großen Trübsal (2. Thess. 2, 1—12; Matth. 24, 29—30; Offb. 19, 19—21)!

Einem Kinde Gottes, im Worte der Wahrheit unterwiesen, sollte es gar nicht schwerfallen, die nächsten zehn Beweise an die vorgenannten anzureihen. Obgleich es die Zeit der „Ankunft" Jesu ist, sind doch die Einzelgeschehnisse voneinander sehr zu unterscheiden. Werfen wir die beiden Begriffe zusammen, welche die Schrift trennt, so teilen wir das Wort der Wahrheit nicht recht (2. Tim. 2, 15). Ob dann der Herr die Wahrheit auch noch in uns erkennen mag?

Vom Grundsatz her wollen wir uns gut merken: Die erste Wiederkunft Jesu ist nur für die Erretteten und verbindet sich mit der ersten Auferstehung, aber auch mit dem Ausdruck „glückselig". Die zweite Wiederkunft Jesu offenbart sich für die Verlorenen und verbindet damit das Gericht.

In 2. Tim. 4, 8 wird Seine Ankunft auch „Erscheinung" genannt. Dieses Sein Erscheinen (welches für die Gemeinde ist) sollen wir „lieb"-haben. Wer aber wollte Seine Erscheinung als Richter

und zum Gericht liebhaben? Dieserhalb wenden wir uns dem Textwort zu, um nach Darlegung der vorgenannten biblischen Begriffe nunmehr die Engelbotschaft besser erkennen zu können.

Die Schriftauslegung des Textwortes

Bei dieser Gelegenheit wiederholen wir die eingangs erhobene Frage noch einmal: Gilt die Aussage nur für Israel, oder nur für die Gemeinde, oder aber für beide? Vorab wollen wir sagen: „für beide", wie auch Seine Wiederkunft für beide verheißen ist. Um die jeweiligen entscheidenden Auslegungspunkte zu erfassen, bringen wir Israel und Gemeinde nicht in getrennten Abschnitten, sondern in Gegenüberstellung zueinander.

„Dieser Jesus" hat nach Seinem Willen die Ankündigung der Wiederkunft sowohl für die Gemeinde als auch für Israel hinterlassen.

Sehr oft finden wir die Schriftauslegung als vertretende Auffassung des Wortes, daß es sich hier um eine Prophétie an Israel handele. Das aber stimmt nicht, wie wir gleich sehen werden. Weil der Herr sich auf dem ölberg verabschiedet hat, sieht man nur Israel, da Seine Füße an jenem Tage auf dem ölberg stehen werden (Sach. 14, 4). Ganz gewiß sind die sekundären Mitteilungen in dieser Richtung mit Israel verbunden.

Hier wollen wir aber der Reihe nach vorgehen. Das Geschehnis der Spaltung des ölbergs liegt genau in der Mitte der 70. Jahrwoche nach Daniel 9. Die Wiederkunft des Herrn zum Gericht wird aber am Ende der Jahrwoche sein, also dreieinhalb Jahre später als die Spaltung des Berges. *) Vielfach hören wir im Volksmund der Kinder Gottes: „Der Herr wird Seine Füße auf den ölberg stellen." Das stimmt aber gar nicht, denn Seine Füße werden an jenem Tage (noch) auf dem ölberg „stehen", nicht stellen! Seine Füße ha-

*) Die Beweisführung soll in einem späteren Artikel folgen.

ben als letzte Bastion des Anrechtes an dieser Erde immer dort gestanden! Darum steht das Kommen des Herrn für Israel gar nicht ursächlich mit dem ölberg in Verbindung (Sach. 14, 4), vielmehr sagt das Wort nach der Erwähnung Seiner Füße auf dem ölberg, daß Gott erst kommen wird (V. 5) mit allen Heiligen, welches Seine zweite Wiederkunft ist (siehe Judas V. 14—15), die zum Gericht sein wird. Sowohl das Stehen der Füße in Vers 4, als auch das nachfolgende Kommen Jesu (Jehova) in Vers 5, sollte vergleichsweise so verstanden werden, wie der Herr in Matth. 28, 20 sagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage . . .", und gleichzeitig erwarten wir unseren Herrn vom Himmel her als den Erscheinenden.

Die Engel sprachen hinsichtlich der Aufnahme Jesu in die Himmel: „wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen." Wenn also die Wiederkunft des Herrn so sein soll, „wie" sie IHN haben auffahren sehen, kann sich solches nie auf Israel beziehen! „Wie" fuhr ER denn auf? Da waren nur die Seinen bei IHM und sahen Seine Aufnahme. Ebenso wird es sein, wenn der Herr die Gemeinde abholt, da wird die Welt nichts sehen — wie damals auf dem ölberg. Wenn aber der Herr für Israel kommen wird, soll IHN jedes Auge sehen, auch die IHN durchstochen haben (Offb. 1, 7)! Das zu beachten ist sehr wichtig. Eine Behauptung also, die Stelle würde sich nur auf Israel beziehen, hätte eine Berechtigung dann, wenn an Stelle des „wie" ein „wo" gesetzt wäre. Das „wo" würde als Ort den ölberg mei-

nen, hingegen „wie" den Umstand ausdrückt. Und da können wir sagen, daß außer den Seinen niemand zugegen war.

Einen weiteren wichtigen Hinweis finden wir in den Beziehungen des Herrn zu Israel und zur Gemeinde. Die im „Vorgang" des Artikels erwähnte Beseitigung aller Dissonanzen der Jünger durch den Herrn vor Seiner Auffahrt läßt bei Seiner Wiederkunft „wie" die Gegebenheit nur auf die Gemeinde anwenden, denn diese steht durch das Blut des Lammes in der Vergebung, „wie" der Herr damals Seinen Jüngern Vergebung schenkte. Wenn der Herr jedoch zu Israel kommt, erscheint ER im Gerichtszorn, weil die Vergebung fehlt.

Auch die in Apg. 1, 9 erwähnte „ Wolke" bringt uns da nicht weiter. Sicherlich hat die Wolke im AT eine besondere Bedeutung, speziell in der Beziehung zur Wiederkunft für Israel (Dan. 7, 13; Matth. 24, 30; Offb. 1, 7). Bezeichnend ist auch die Wiederkunft Jesu zur Abholung der Gemeinde nach 1. Thess. 4, 17, worin ebenfalls die Wolken Erwähnung finden.

Wie wichtig ist doch eine gründliche Unterweisung des Wortes, damit wir keine falschen Dinge reden, oder gar noch Behauptungen aufstellen. Der Ausspruch in Apg. 1, 10—11 bezieht sich sowohl auf die Gemeinde als auch auf Israel. Beide aber sollten von den Männern aus Galiläa lernen: nicht auf die Umstände dieser sündlichen Welt, wohl aber gen Himmel hinaufzuschauen. Damals „wie" heute sollen unsere Blicke IHM gelten. W. B.

10

Das öffentliche Gebet der Frau in der Gemeinde

über die obige Textfrage hat es in Gemeinden über Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Auffassungen gegeben. Die vielen Meinungen sind aus der Vielzahl der persönlichen Ansichten jener Gläubigen entstanden. Es ist geradezu verblüffend, wie die einzelnen Denominationen von den Erkenntnissen ihrer Gründer geprägt wurden. Hierbei gelangen wir zum greifbaren Nachweis, wie unter Heranziehung der Heiligen Schrift die Standpunkte in der Textfrage bewiesen oder die der anderen widerlegt werden mußten. Das Wort Gottes kann also gedrückt und gebogen werden, bis die gewünschte Beweisführung der angeblich richtigen Eigenmeinung erbracht ist. Es ist unser tiefes Verlangen, über alle menschlich gutgemeinten Äußerungen hinweg, allein die umfassenden Schriftaussagen in neutraler Art zu berücksichtigen. Der treue Herr wolle Gnade schenken, daß an dieser Stelle nurSeine göttliche Absicht zu Papier gebracht wird; aber auch, daß sich die Herzen der Leser der Aussage des Wortes unterwerfen und althergebrachte Traditionen dem Willen Gottes unterstellen. Daher wird auf die Notwendigkeit der Untersuchung aller jener Bibeistellen hingewiesen und den Artikel nur ja nicht so zu überlesen, damit in dieser Frage der Bestand von Ideen nicht noch vergrößert wird.

Die hier folgende Auslegung wird also mehr eine Bibelarbeit erkennen lassen, weshalb schrittweise vorgegangen werden soll.

1. Das Gebet

Es kann als ein uns von Gott gegebenes Gnadenmittel angesehen werden, wo-

durch man gottgeschenkt mit dem himmlischen Vater in besonderer Weise Gemeinschaft pflegen kann. Im Gebet erkennen wir ein Verbindungsorgan zwischen Gott und Mensch, worin sowohl die Dinge des Menschen als auch die Dinge Gottes behandelt werden.

a) Die Dinge der Menschen betreffen: unsere Sündenbekenntnisse; unsere Bitten mit allen Bedürfnissen in eigener wie auch in anderer Angelegenheiten; unsere Danksagung bis hin zur Anbetung Gottes.

b) Die Dinge Gottes, welche Seine Antwort betreffen: Gott vergibt unsere Sünden; ER erhört unsere Bitten in eigener wie auch in anderer Angelegenheiten; Gott nimmt unsere Danksagung an, darin ER geehrt wird; Gott wird erhoben und gepriesen durch unsere Anbetung; der mächtige Herr antwortet auf unsere Gebete.

Die Gesamtheit der Gemeinde Jesu (Brüder und Schwestern) stellen den Leib des Christus dar, weicher sich funktionell tätig auf einer Ebene der Priesterschaft bewegt. (1. Petr. 2, 5 und 9.) Von daher gibt es grundsätzlich keine Einschränkung in der Ausübung des Priesterdienstes zwischen Brüdern und Schwestern. Vielmehr geht es nun um die Frage der Anwendung, ob die Frauen gleich den Männern an jedem Orte (d. h. bei jeder Möglichkeit) beten sollen. Am geeignetsten stellen wir die Frage unserem Herrn und überlassen die Antwort dem Worte Gottes.

2. Lehrt die Schrift in der priesterlichen Ausübung des Gebetes der Frau eine Einschränkung?

Antwort: In der Tätigkeit—nein!

In der Ortsbezogenheit — ja! 1. Tim. 2, 8: „Ich will nun, daß die Männer an jedem Orte beten." Allein die Weisung Gottes, daß die Männer (nicht die Frauen, oder daß die Männer und die Frauen) an jedem Orte beten sollen, zeigt eine gewaltige Willensabsicht Gottes in der Beziehung zur Ordnung. Ohne Zweifel finden wir hier in den Kapiteln wichtige Belehrungen über Gemeindeordnungen. Die Schlußfolgerung jener Bibelstelle ist, daß die Frauen vom Grundsatz her beten sollen, die Freigabe des Gebets „an jedem Orte" jedoch nur den Männern abgefordert wird! Jetzt erkennen wir die notwendige Grenze, die es zu ziehen gilt, nicht vom Verstand oder menschlicher Tradition oder von der Sympathie her.

3. Welcher Ort mag es sein, wo die Frau im Gebet nicht „reden" darf?

Für eine solche Beweisführung zitieren manche Schriftausleger das Wort in 1. Korinther 14, 34: „Eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden."

Die hier bezeichnete Bibelstelle hat aber mit dem Gebet der Frauen überhaupt nichts zu tun, sondern spricht unter der Bezeichnung von „reden" nur vom damaligen Zungenreden, was in der Urgemeindezeit nicht erlaubt war. Das Kapitel 14 vom 1. Korinther-Brief behandelt eindeutig die Zungenrede und nichts anderes. Es (st uns nicht erlaubt, die Mitteilungen der Heiligen Schrift aus dem Zusamenhang zu reißen, um diese Gegenstände willkürlich auch auf andere Gebiete anzuwenden. Damit soll abschließend gesagt sein, daß in 1. Korinther 14 nicht vom Gebet der Frau geredet wird, wohl aber ein ganz anderes Thema ansteht. (Wer lesen kann, der lese 1. Korinther 14.)

4. Ist uns im Anschluß an die Frage zu Punkt 2 etwa die Stelle in 1. Tim. 2, 12 die entscheidende Aussage,

daß ein Weib „stille zu sein" hat?

„Ich erlaube aber einem Weibe nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein." Sobald wir diese Schriftaussage untersuchen, wird uns auffallen, daß wir hier

a) vom Lehren

b) vom Herrschen

die ausschließlich und uns wörtlich gegebene Weisung der Bibel erwähnt finden. Das, was uns auffällt, istdoch.daß hier nicht vom Beten des Weibes geredet ist.

Diese Schriftstelle ist so klar und eindeutig, daß selbst Einfältige auf dem Wege nicht irregehen können. Wir hätten eine heilige Scheu, in diese Schriftaussage ergänzend etwas hineinzulegen, was gar nicht geschrieben steht. Ebenso glauben wir, einen Unterschied erkennen zu können, ob das Weib lehrt oder betet, wie auch, ob das Weib über den Mann herrscht oder betet. Danach bedeutet „beten" keineswegs soviel wie lehren oder über den Mann herrschen!

(Für das Thema „lehren und herrschen" hat sie stille zu sein.)

5. Welches ist denn nun der Ort, (siehe Punkt 2) an dem die Frau nicht beten soll?

Aus den vielen Mitteilungen der Schrift ist zu ersehen, daß die Frauen im persönlichen Bereich uneingeschränkt beteten. Von daher können wir in Verbindung mit einigen anderen Bibelstellen zü dem Schluß kommen, daß hier ein Anwendungsbereich überhaupt nur in der örtlichen Gemeinde gesehen werden kann.

Eine neutestamentliche Mitteilung, wonach die Frauen auch in der Gemeinde nicht beten dürfen, gibt es überhaupt nicht! Wenn es dem Heiligen Geist wohlgeschienen hat, uns kein solches Gebot des Herrn aufzuerlegen, kann ein solches Gottverhalten nur darin zu sehen sein, daß sich der Geist Gottes selbst Raum zu erhalten — freigelassen hat (Joh. 3, 8).

Nun verbleibt uns nur noch der Weg

über die Auslegung des übrigen Wortes Gottes, über die Schwere der Verantwortung wird sich der vor Gott stehende Lehrer in der Gemeinde bewußt werden. In Ermangelung genauer Wortanweisungen obliegt die Handhabung der Praxis nunmehr der menschlichen Verantwortung. Um so mehr bedürfen wir gerade hier der Leitung des Heiligen Geistes, damit allein nur der Wille Gottes gesehen und gefunden werden kann. Gleichfalls bedarf es aber auch der Untersuchung des ganzen übrigen Gotteswortes auf Hinweise in die hier gezeigte Themenrichtung.

6. Was bringt uns die Schrift an weiteren Hinweisen zum Verhalten der Frau beim Gebet in der Gemeinde?

1. Korinther 11, 1—18: „Jedes Weib aber, das betet oder weissagt mit unbedecktem Haupte, entehrt ihr Haupt" (V. 5).

Hochinteressant ist die Aussage der Schrift an dieser Stelle, die das Gebet der Frau in der Gemeinde bestätigt. Der Abschnitt behandelt die Stellung der Frau in der Ordnung der Bedek-kung bei Gebet und Weissagung. *) Nun bewegt uns die Frage, ob wir in dieser Wortaussage des Gebetes der Frau (Weib) als Ort die Gemeinde oder die Privatwohnung erkennen sollen?

Es müßte eine gewaltige Schriftunkenntnis Betreffender vorliegen, um zu erklären, daß jenes Kapitel außerhalb der Gemeindezusammenkunft zu verstehen sei. Gerade diese Kapitel im 1, Korinther-Brief behandeln die Gemeindeordnungen. Deswegen erwähnt Paulus in Vers 18: „wenn ihr als Versammlung (Gemeinde) zusammenkommt." Denn die Darstellung der himmlischen Ordnung auf Erden ist im Bilde der Gemeinde möglich, wobei die Bedeckung der Frauen ein sichtbares Zeichen der Unterordnung unter den Mann ist.

*) Hier verweist der Schreiber auf den Artikel in Hefti, Seite38—44: „Die Kopfbedeckung der Frau."

Dieses Zeichen gründet in der Tatsache, daß die Glieder (Gemeinde) dem Haupte (dem Christus) unterworfen sind.

Unsere Bibelstelle von 1. Korinther 11 ist geradezu ein schriftlicher Beweis des Gebets der Frau in der Ortsgemeinde.

Apostelgeschichte 12, 5: „Petrus nun wurde in dem Gefängnis verwahrt; aber von der Versammlung (Gemeinde) geschah ein anhaltendes Gebet für ihn zu Gott."

Ganz sicher waren dabei auch Frauen, und gewiß haben jene nicht nur „im Geiste" mitgebetet oder gar nur das „Amen der Brüder" wiederholt! Ist solche Auslegung etwa ein „Bleiben im Wort"? Weswegen lassen wir das Wort Gottes nicht so stehen, wie es geschrieben ist und müssen dies erst unserer Erkenntnis-Akrobatik unterwerfen?

Wir freuen uns, daß die Gemeinde sich in der Not des Petrus zusammenfand, um zu beten! Weil Brüder und Schwestern beteten, gab Gott Erhörung, und Petrus durfte in die Freiheit geführt werden.

Einer Behauptung also, die Schwestern hätten nicht gleich den Brüdern mitgebetet, müssen wir entgegenhalten, wo dies in der Begebenheit von Apg. 12 stehe. Auch rein urtextlich sind solche Andeutungen nicht enthalten.

Abschließendes: In den vielen übrigen Schriftstellen wie: Judas 20; Eph. 6, 18; Luk. 18, 1; Matth. 6, 6; Kol. 4, 2; 1. Thess. 5, 18 usw. ist keinerlei Hinweis enthalten, der uns in unserer Themenfrage weiterbringen könnte. Die vorgenannten Stellen sind allgemein beinhaltende Aussagen, treu und beständig am Gebet anzuhalten.

7. Wie und wo soll denn nun die Frau in oder außerhalb der Gemeinde beten, und was erklärt 1. Tim. 2, 8?

Die nun hier folgenden Darlegungen sind auch deshalb geschrieben worden, weil Gott uns keine definitive Aussage im Wort hinterlassen hat, daß die Frauen in der Gemeinde nicht beten

sollen. Jedoch ist unter Punkt 6 der Beweis erbracht, daß die Frauen in der Urgemeinde gebetet haben! Da die Bibel keinen Widerspruch enthält, soll nun unter Berücksichtigung von 1. Tim. 2, 8 sorgfältig versucht werden, die Absicht Gottes aufzuzeigen.

Die Stellung der Frau in der Gemeinde leitet sich auch von der allgemeinen Stellung zum Manne ab. Danach waren alle Führer im AT und NT Männer. Ebenso konnten Frauen nie Älteste sein. Des weiteren lehrt die Schrift, daß Frauen die Lehrtätigkeit untersagt ist. Es ist dann gleich, ob es sich um Lehrer im Gemeindedienst oder um den Evangelisten handelt. Insbesondere sei hier darauf hingewiesen, daß die Anweisungen mit dem direkten Gemeindedienst verbunden sind, d.h. alle Reichsgottesarbeit außerhalb des direkten Gemeindedienstes z. B. persönliches Zeugnis, Bibelschulen, Frauenkreise, Gebetsstunden, Bibelarbeiten unter Mitarbeit aller, sind hier keinesfalls gemeint.

Tritt eine Frau als Lehrer in der Gemeinde auf, so müßten sich die Brüder der Lehrverkündigung unterstellen; in diesem Falle „herrscht" dann eine Frau über dem Mann, was jedoch nach Gottes Wort untersagt ist. Wie soll sich denn die Frau in der örtlichen Gemeinde verhalten? 1. Petrus 3, 1: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig." Sie sollen wandeln „ohne Worte" (das ist ohne selbst verkündigen zu können), damit etliche durch den Wandel mögen gewonnen werden. Das Weib soll doch in der Stille in aller Unterwürfigkeit lernen (1. Tim. 2, 11). Hier steht aber nicht: „Das Weib bete in der Stille!" Das wäre komplette Wortverdrehung nach dem Muster Satans. Dadurch sind die Gemeinden der Gebete beraubt worden. Wir sollten Buße darüber tun.

Weil Adam zuerst gebildet wurde und danach die Eva, soll die Eva dem Manne gegenüber „stille sein" (1. Tim. 2, 12 —13). Gleichwie Christus das Haupt der Gemeinde (der Glieder) ist, kann

sich die Gemeinde nicht über das Haupt (Christus) erheben. Die Glieder des geistlichen Christus haben dem Haupte gegenüber sich „Stille" aufzuerlegen und die Stellung einzunehmen, die der Unterordnung sich würdig erweist.

Kommen wir also im Sinne von 1. Kor. 11,18 und 20 als Gemeinde zusammen, hat die Frau dem Dienst des Mannes gegenüber zurückzutreten. Ob es sich im direkten Gemeindedienst um Lehren, Beten oder sonstiges Reden handelt, allenfalls macht sich der Redende zum Sprecher der Gemeinde, dessen Reden sich die ganze Gemeinde unterstellt. Nach der Weisung der Schrift darf aber eine Frau nie ein Sprecher der Gemeinde sein (auch nicht im Gebet), denn die ganze Gemeinde unterstellt sich dem Redenden. Würde also eine Frau im engeren Gemeindedienst das Gebet sprechen, hätten sich die Männer dieser Frau zu unterstellen. Genau das aber wäre die Rolle des Herrschens in der Gemeinde die Gott verbietet. Darin herrscht sie über den Mann, der sich durch sein „Amen" nicht allein zum Gebet der Frau bekennt, sondern er unterwirft sich ihrer Gebetsrede — das aber untersagt die Schrift, denn es ist der Ort, von dem in 1. Tim. 2, 8 ausdrücklich bestätigt wird, daß an „allen" Orten nur die Männer heilige Hände aufheben sollen.

Wann kann von einem Zusammenkommen der Gemeinde geredet werden?

Antwort: Sobald diese als „ Gemeinde" an einem Ort zusammenkommt. Dieses Zusammenkommen wiederum muß den strengeren biblischen Gemeindecharakter erkennen lassen. Die örtliche Gemeinde ist immer eine Gemeinde vor Gott, auch dann, wenn diese nicht vereint zusammenkommt und sich tagsüber in Büros, Werkshallen, Privatwohnungen usw. aufhält. Gewisse in der Heiligen Schrift gegebene Mitteilungen und Weisungen setzen danach aber erst dann ein und erlangen Gültigkeit, wenn das Zusammenkommen dieser Gemeinde stattfin-

det. Allein darin-hat sich die Frau nicht zum Sprecher zu machen, weil ansonsten eine Überhebung über das Haupt (Christus) erfolgt.

Die Darstellung der Unterwerfung der Glieder unter das Haupt ist in der Ortsgemeinde und in der Unterwerfung der Frau — dem Manne gegenüber — gefordert.

Was erlaubt die Lehre des NT einer Frau im Gebet?

Es unterliegt in einer Ortsgemeinde der Ältestenschaft, in welcher Form die durch den Geist des Herrn gegebene Freiheit auszukaufen ist. Völlig falsch würden wir uns dort verhalten, wo der Geist Gottes eine begrenzte Freiheit schenkt, die wir durch eigene gesetzliche Lehrverordnungen ergänzen wollten.

Wir wurden beispielsweise in unserer Gemeinde so geführt, daß wir einen Abend in der Woche uns an vier oder fünf getrennten Stellen in gemischten Gruppen von je zehn bis zwanzig Gläubigen zum Gebet treffen. Brüder wie Schwestern beten da über Stunden auf den Knien und bringen die Anliegen gemeinsam vor den Thron Gottes. Ganz neu haben wir die

gottgegebene Macht des Herrn spüren dürfen, die uns äußerst wichtig war, damit Verlorene den Heiland fanden und andere die Gnade, aus dem Bann satanischer Mächte herauszukommen, empfingen. Wie dankbar sind wir für die von Gott uns durch Sein Wort gegebene Freiheit, welche uns erlaubt, in dieser Weise das Gebet der Schwestern nicht durch menschlich gutgemeinte Lehrzäune einzudämmen. Ein nicht geringer Teil der heutigen Lauheit und Trägheit in der Gemeinde Jesu ist auf das Fehlen der Gebete der Schwestern zurückzuführen. Wieviel Auslöschen des Geistes (1. Thess. 5, 19) ist durch menschliche Gesetzgebungen eingetreten. Viele Frauen führen als Folge davon überhaupt kein Gebetsleben mehr.

Um dem Wesen der Forderung des Wortes gemäß 1. Kor. 11, 20 zu entsprechen, „an einem Orte zusammenkommt", sollte nach 1. Tim. 2, 8 die Frau durch Unterwerfung im Stillesein gefunden werden. Darüber hinausgehende Einschränkungen ohne Lehrgrundlage sollten als gefährliche Traditionen abgetan sein. Darum rufen wir auch allen glaubenden Frauen zu: „Im Gebet haltet an!" (Römer 12, 12.) W. B.

11

Der Unterschied zwischen Auferweckung und

Auferstehung

Gehen wir davon aus, daß auferwecken und auferstehen das gleiche ist, so müssen wir die Frage stellen, weshalb Gottes Wort die beiden Ausdrücke ge-

braucht, obgleich überhaupt kein Unterschied bestünde. Da wir wissen, daß auch nicht die allergeringste Mitteilung in der Bibel, sei es in Zahlen, Begrif-

fen oder Worten, grundlos geschehen ist, verbirgt sich letztlich hinter allem — auch hinter uns unwichtig erscheinenden Aussagen — eine Absicht Gottes. Die Frage nun, ob wir für solche Aussagen des Wortes ein Ohr haben oder nicht, ändert an der göttlich vollkommenen Mitteilung der Bibel gar nichts.

Gemeinsam wollen wir darum versuchen, die einzelnen Stellen der Schrift nachzuschlagen, damit nicht der Mensch, wohl aber der Herr, auch mit uns persönlich zum Ziele kommt. Am geeignetsten beginnen wir deshalb an der Person des Vorbildes, welches unser Herr ist.

Ist der Herr Jesus auferweckt worden? (Matth. 16, 21) Ja! Ist der Herr Jesus auferstanden? (Matth. 17, 9) Ja!

Genügen die beiden Stellen für eine klare Lehrposition? Ja! Aber bei alledem ist unser Herr sowohl auferweckt als auch auferstanden, obgleich beide Worte nicht dasselbe sind, wie wir gleich sehen werden.

Worauf bezieht sich der Ausdruck der Auferweckung?

Sobald wir das teure Gotteswort auf-diese Frage untersuchen, werden wir finden, daß eine Auferweckuno an physisch Toten vollzogen wird, um zurückzukehren zum Leben der Fleisch-Leiblichkeit, wie dies vor dem erlittenen Tod der Fall war.

Danach waren jene, wie Lazarus (Joh. 12,17), der Jüngling zu Nain (Luk.7,15), wie auch das Töchterlein des Jairus (Mark. 5, 22) solche, die auf Grund der Macht Gottes aus dem Tode zurückkamen, um, wie vorher, im Fleische zu leben. Alles das waren Erweckungen, aber keine Auferstehungen gemäß Gottes Wort. Selbst die in Matth. 27, 52 erwähnten Leiber unterlagen dem Begriff der Auferweckung und nicht der Auferstehung, so daß jene Leiber in das materiell-sichtbare Hiesige zurück kamen, obgleich es sich letztlich nur um

eine „Erscheinung" handelte (V. 53). Alle, welche auferweckt wurden, außer Jesus Christus, mußten erneut sterben! Die aus dem Tode Befreiten traten später jeweils wieder in den Zustand der leiblichen Sterblichkeit ein. Auferwek-kung bedeutet also Rückkehr in das Fleisch-Leben.

So trägt ein durch Auferweckung Zurückgebrachter auch keinen „Herrlichkeitsleib" an sich. Alle Ausdrücke der Schrift in der Beziehung der Auferwek-kung bei unserem Herrn Jesus besagen eine Wiederherstellung der Knechtsgestalt im Fleischleben.

Was ist ein Herrlichkeitsleib?

Der im Worte Gottes benannte „neue Leib" oder Herrlichkeitsleib steht nicht mit Auferweckung, sondern mit Auferstehung in Verbindung. Der Herrlichkeitsleib ist nur passend für die Herrlichkeit des Himmels. Im strengsten Sinn ist es das himmlische Reich Gottes. Von diesem Reich Gottes spricht der Herr, daß Fleisch und Blut es nicht „ererben" (1. Kor. 15, 50) und in Joh. 3, 3, daß er so das Reich Gottes nicht „sehen" kann. Um des Himmels Herrlichkeit schauen zu können, bedürfen wir eines Geist-Leibes, um dann auch ein Geist zu sein. Unser Herr Jesus besaß nach Seiner Auferweckung keinen Geistesleib, wie manche Gotteskinder meinen. Ihr Argument wird mit der Tatsache zu begründen versucht, daß der Herr nach Ostern, ohne die Türen zu öffnen, in die Wohnungen eintreten konnte. Diese Ansicht ist jedoch ein Trugschluß, denn der Herr tat solches aufgrund Seiner Gottessohnschaft, wie ER vor seinem Tode auch auf dem Wasser gehen konnte. Um in der vorliegenden Frage keineswegs irre gehen zu müssen, spricht der Herr in Lukas 24,39: „Sehet meine Hände und meine Füße, daß ich es selbst bin; betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe."

Welchen Leib hatte nun unser Herr nach Ostern?

Nach Überwindung des Todes trug unser Herr einen Auferstehungsleib in der Ordnung der Auferweckung. Dieser Leib aber war nicht sein Herrlichkeitsleib, den ER erst später empfing.

Wann empfing unser Herr den Herrlichkeitsleib?

Nach der Aussage der Schrift zur Himmelfahrt, als ER In Herrlichkeit aufgenommen wurde.

Worauf bezieht sich der Ausdruck der Auferstehung?

Also nehmen wir nochmals das teure Gotteswort zur Hand, um auch diese Frage zu besehen. Dann werden wir finden, daß eine Auferstehung zwar wiederum an physisch Toten vollzogen wird, um in einen Geist-Leib verwandelt in des Himmels Herrlichkeit einzugehen!

Sowohl Lazarus als auch der Jüngling zu Nain, als auch Jairi Töchterlein mußten erneut im Leibe sterben, weil jene nur auferweckt waren. Wer aber die Auferstehung erlebt hat, besitzt Ewigkeitsbezüge und braucht nie mehr zu sterben.

Damit aber die Jünger Jesu fundamental an die Auferstehung glauben konnten, ist unser Herr der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15, 20), Worin er die Auferstehung zeitlich unterbrach— um in der Auferweckung den Seinen das Zeugnis und der Beweis der Totenauferstehung zu sein. Wie gewaltig das Zeugnis der Auferstehung aus den Toten ist, vernehmen wir auch aus Luk. 16, 30, wo der reiche Mann die wirksame Beweisführung so herausstellt, daß es heißt: „Wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun." Zwar ist unser geliebter Herr aus dem Totenreich (Hades; Apg. 2, 31) zu ihnen gegangen, worin der höchste Beweis des echten Zeugnisses durch Jesus erbracht wurde, geglaubt aber haben die Menschen, in der Gesamtheit gesehen, dennoch nicht.

Wenn also in der Aussage der Aufer-

stehung in 1. Kor. 15, 52 von „auferweckt werden" geredet ist, so bezieht sich solches auf den vorausgehenden und beginnenden Akt der die Toten betreffende Auferweckung, um von da aus aber nicht mehr ins Fleisch zurückzukehren, sondern in Unverweslichkeit die Auferstehung fortlaufen zu lassen im Leibe der Herrlichkeit (V. 53). Während sich die Korinther-Stelle noch mit dem einleitenden Gedanken „auferweckt werden" beschäftigt, was ja hier auch dem Anfang der Auferstehung entspricht, bringt der gleiche Apostel die Auferstehung unter Wegfall derGe-danken jener Auferweckung in 1. Thes-salonicher 4, 16: „. . . und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen." Die beiden vorerwähnten Schriftstellen beweisen aber auch den Auferstehungsvorgang, welcher bei unserem Herrn mit der Auferweckung begann. Daher beginnt die Schrift in der Beziehung Jesu in 1. Kor. 15, 20—21 uns mitzuteilen:

1. Vorgang: „ Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen."

2. Vorgang: …..denn da ja durch

einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten."

So wie bei unserem Herrn eine völlige Auferweckung stattfand, denn ER machte im Fleische auf Erden Zwischenstation, um dann die Auferstehung

im Herrlichkeitsleib bis in des Himmels Herrlichkeit fortzusetzen — verhält sich der zeitliche Ablauf doch ganz anders bei den Gliedern der Gemeinde.

Wann und wie empfangen wir unseren Herrlichkeitsleib?

Der zeitliche Vollzug wird vom Geschehen der beiden Bibelstellen in 1. Kor. 15, 51 ff und 1. Thess. 4, 16ff bestimmt. Dies ist Jesu Wiederkunft zur Abholung der Gemeinde.

Der Unwissende wird sagen: „Wiewerden die Toten auferweckt?" (1. Kor. 15, 35.) Weil es für uns keine Rückkehr mehr zur Erde im Fleische gibt und damit der Ausdruck „auferweckt" sich

nur auf die verwandelnde Wiederbelebung der Materie (Staub) bezieht, um im gleichen Augenblick die Auferstehung zu erfahren, antwortet der Apostel auf den Ausdruck „auferweckt" (V. 35) mit der Entgegnung „Tor" (V. 36). Nach einer genauen Definition bringt Paulus in Vers 42 die Auferstehung als unser Teil. Jedoch ist die Auferweckung der Anfang in die Unverweslichkeit. Sobald also unser Herr mit der Stimme eines Erzengels erscheint, vollzieht sich die Auferstehung aller bislang abgerufenen Glaubenden im Tode beginnend. Weil tote Materie wieder zum Leben erweckt wird, redet die Schrift von einer Erweckung. Diese Lebendigwer-dung der Materie (Erweckung) gelangt jedoch mittels einer von Gott angekündigten Verwandlung der Geistieiblich-keit, wodurch die Gläubigen direkt vom Grab im Herrlichkeitsleib bis zu den Wolken aufgenommen werden, um dort mit dem geistlichen Haupte, Christus, im Himmel vereint zu sein. Aber auch diejenigen, welche als Gläubige in der Gemeindezeit den „Überrest" darstellen (nicht zu verwechseln mit dem Überrest Israels in der Gerichtszeit), werden verwandelt werden in Herrlichkeit, ohne vorher sterben zu müssen. Gleichwie der Überrest Noahs mit insgesamt acht Seelen am irdischen Leben erhalten blieb, so muß auch in jetziger Zeit (Gnadenzeit) ein Überrest nach Wahl der Gnade sein, Römer 11,5.

Ergebnis: In 1. Kor. 15, 23: „Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung." Diese Ordnungsbegriffe sind recht unterschiedlich, deshalb als „in seiner eigenen Ordnung" bezeichnet.

a) „Der Erstling Christus": Der Herr Jesus erlebte eine Erweckung, die IHN aus dem Leibestod zurück ins Leibesleben brachte. ER machte bei seiner

Jüngerschar halt um des Zeugnisses der Totenauferstehung willen. Bei der Himmelfahrt empfing ER den Herrlichkeitsleib, um aus der „Erweckung" nun die „Auferstehung" zu vollenden.

b) „Sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft":

1. Die Ankunft Jesu zur Heimführung der Gemeinde lesen wir nach 1. Kor. 15, 51; 1. Thess. 4, 16; Hebr. 9, 28. Das ist die 1. Phase der 1. Auferstehung. Hier werden Tote und Lebende verwandelt, wobei sich die Auferstehung ohne Rückführung ins Leibesleben auswirkt. Vielmehr ist die dort beginnende Auferweckung nur der Ausdruck jener Beendigung des physischen Todes; alles weitere ist Auferstehung.

Zeitlich befinden wir uns am Ende der Gnadenzeit.

2. Die Ankunft Jesu zum Gericht mit den Seinen lesen wir nach 2. Thess. 1, 7—11; Offb. 19, 11—15; Judas, Vers 14. Das ist die 2. Phase der 1. Auferstehung. Hier werden nur Tote verwandelt, denn diese loten sind aus der Gerichtszeit und machen das 5. Siegel von Offb. 6, 9—11 aus. Diese 2. Phase der 1. Auferstehung findet deswegen in Offb. 20, 6 Erwähnung.

Zeitlich befinden wir uns hier am Ende der Gerichtszeit.

c) „Dann das Ende, wenn ER das Reich dem Gott und Vater übergibt." Weil bei dieser Verwandlung keine Toten eingeschlossen sind, redet die Schrift von „Übergabe". Der über 1000 Jahre auf Erden die Regierung hatte, ist der König — Jesus Christus. Dieses 1000-Jahrreich übergibt der Herr nun dem Vater. Das Reich ist des Vaters Reich, welches im Millennium gegenwärtig sein wird. Diese 3. Phase der 1. Auferstehung (Übergabe) schließt nur Lebende ein und wird das Ende des Millenniums ausmachen. . W. B.

12

Weshalb schlug Gott den Ussa?

1. Chronika 13, 1—14

(Aus einem Vortrag in verkürzter Wiedergabe)

Den allermeisten Lesern wird die Geschichte zwar bekannt sein, aber dennoch wollen wir sie betrachten, weil tiefe Belehrungen auch für uns darin enthalten sind. Gerade hatte man David zum König in Israel gemacht (Kapitel 12, 38), da offenbarte sich das Innere seines Herzens. Es ging ihm dabei nicht um die Erfüllung eigener Wünsche und Gedanken; David ging es um die Sache Gottes. Ja, in Davids Leben stand Gott nicht an letzter Stelle. Daher wollte er die Lade Gottes wieder nach Jerusalem bringen lassen. Nach 1. Sam. 6, 1 befand sich die Lade sieben Monate in der Hand der Philister. Im Hause Abinadabs aber stand sie bereits zwanzig Jahre (1. Sam. 7, 1—2). So konnte es doch nur dem Willen des Herrn entsprechen, daß die Lade wieder den rechten Platz in Jerusalem erhielt.

Die Lade des Alten Testamentes ist die symbolische Darstellung von Jesus. Weil das AT in der Beziehung zum „Sehen und Schauen" lag, finden wir darin — israelverbunden — sichtbare Dinge, eine sichtbare Lade. Aber auch dann, wenn die Lade sichtbar war, so mußte sie dennoch in der Zelt des AT hinter dem Vorhang zum Aller-heiligsten sein, weil der Dienst der Israeliten für den Herrn mit Glauben vermischt sein sollte. Das Volk sah sie also nicht, sondern nur der Hohepriester und dies jährlich nur einmal. Allein der Hohepriester blieb mit der Lade verbunden, weil unser Herr Jesus der wahre Hohepriester ist.

Der Inhalt der Lade ist zwar hochbe-deutend, jedoch soll an dieser Stelle nur kurz darauf eingegangen werden.

 Gleichso wie der Herr Jesus „unter Gesetz geboren wurde" (Gal. 4, 4) und auch uns ein neues Gebot gegeben hat (Joh. 13, 34), finden wir aus diesem Grunde im AT die Tafeln des Gesetzes in der Lade wieder (5. Mose 10, 5).

 Gleichso wie der Herr Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens" (Joh. 6, 35), enthielt später auch die Lade einen Krug mit dem Manna (Hebr. 9, 4).

 Gleichso wie der Herr Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben" (Joh. 11, 25), befand sich später in der Lade der Stab Aarons, der im dürren Zustand gegrünt und wieder Frucht getragen hatte (Hebräer 9, 4).

(Siehe hierzu die Auslegung der Stelle von Hebräer 9, 4 in einem besonderen Artikel.)

Im Schattenbild der Lade auf Jesus hin befand sich also alles, was wir in IHM finden, aber auch alles, was von IHM kommt.

Im folgenden wollen wir betrachten, in welcher Beziehung die Menschen zur Lade standen.

Für die heutige Zeit müßte es so lauten: Welche Beziehungen unterhalten Menschen zu Christus? Israel, das Gottesvolk des AT, stand unter der Wirkung des Blutes der Opfertiere, wodurch auch Obed-Edom und sein ganzes Haus aufgrund der Gemeinschaft mit der Lade gesegnet wurde (1. Chr. 13, 14).

Die Gemeinde, das Gottesvolk des NT, steht unter der Wirkung des Blutes Jesu, wodurch jetzt schon alle Glieder seines Leibes infolge der Gemeinschaft mit Christus gesegnet sind „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen örtern in Christo" (Eph. 1, 3). Größere Segnungen als diese gibt es nicht. Die Philister waren nach 1. Sam. 5, 1—6 in Besitz und Gemeinschaft mit der Lade. Weil sie aber nicht unter einer sühnenden Blutsvergebung standen, brachte ihnen diese Gemeinschaft mit der Lade nicht Segnungen, sondern furchtbare Krankheiten, Plagen und Tod. Wer mit der Lade, welche heute Jesus ist, nicht in der rechten Blutsgemeinschaft gefunden wird, kommt unter Gericht, wie damals die Philister. Das ist nun die Frage an uns: Haben wir dem Herrn Jesus unsere Sünden in der Weise bekannt, daß wir als verlorene Sünder zu Gott kamen und IHM die Sünden alle auslieferten? Ganz besonders solche, über die wir nicht gern mit anderen Menschen sprechen möchten, sondern sie verborgen halten. Wenn wir dieses aber noch nicht vollzogen haben, sind wir auch noch nicht zur Wiedergeburt gelangt, wodurch wir nur den Heiligen Geist empfangen, dann sind wir eben noch verlorene Sünder. Und zwar nicht nur ein wenig verloren, sondern völlig verloren, mitsamt allen christlichen Bekenntnissen. Wer aber zu Christus gekommen ist, um mit IHM in rechter Blutsgemeinschaft zu wandeln, gelangt zu großen Segnungen. Denn die Folge der Beziehung zu Jesus ist diese:

Fluch oder Segen. Entweder begegnen wir Jesus als Richter oder als Heiland. Jeder darf für sich wählen. In der Ewigkeit gibt es dann aber keine Veränderung mehr, denn wir selbst tragen heute die Verantwortung über die Entscheidung, wo wir in der Ewigkeit sein werden. Wer jedoch den Willen des Herrn wußte, aber nicht danach getan hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden (Luk. 12, 47). Kommen wir nun zu unserer Textstelle zurück und betrachten das Verhalten von David gegenüber der Lade, so fin-

den wir, daß er über die Frage der Lade nicht leichtfertig hinwegging. Es heißt in 1. Chr. 13, 1: „Und David beriet sich mit den Obersten über tausend und über hundert, mit den Fürsten." Weshalb beriet sich David, der König, mit anderen? Weil er wußte, daß in seinem Leben auch einiges schief ging. Wie falsch liegen wir, wenn wir uns in entscheidenden Dingen nicht beraten und beraten lassen wollen, zumal wir noch nicht einmal Könige sind. Darum wollen wir von David lernen: er beriet sich mit den Obersten und allen Fürsten (V. 1). Ja, noch mehr, in Vers 2 heißt es, daß die ganze Versammlung Israels einberufen wurde, und daß auch die Priester und Leviten kommen sollten. Und das alles wegen einer einzigen Sache, „um die Lade zu holen" (V. 2).

Besehen wir nun den geistlichen Zustand in Israel zu dieser Zeit, so müssen wir sagen, daß dieser furchtbar gewesen sein muß. Ähnlich wie heute in der Gemeinde Jesu weltweit der Abfall und die Laßheit wirken. Manch einer mag sagen, warum diese Behauptung? Nun, aus diesem Grund, weil die Lade nicht mehr in ihrer Mitte war! Neu-testamentlich bedeutet dies: Jesus war nicht mehr in ihrer Mitte. Können wir uns eine Gemeinde vorstellen, in der Jesus nicht zugegen ist? Wie sieht es denn heute in unseren Gemeinden aus? Laßt uns nur das Bild der Endzeitgemeinde von Laodicäa betrachten, wo wir dieses finden: Jesus steht draußen. Die Gemeinde befindet sich drinnen, der Herr aber draußen, denn in Offb. 3, 20 heißt es, daß er von außen anklopft. Folglich muß man ihn vorher hinausbefördert haben. Das ist der Zustand bei allen Gemeinden, in denen keine Menschen mehr zur Wiedergeburt gelangen. Dort ist, wie in Laodicäa, alles zu finden: von der Lauheit bis zum Reichtum. Lau, weil niemand mehr zum Herrn findet, und reich an allen Gaben. Laodicäa sagt: „Wir sind reich und bedürfen nichts mehr." Es gibt nichts, was nicht auch in Laodicäa Platz hat, von Zungen- und Gesichtsgeistern bis zu Traum- und mystischen

Geistern.

Obgleich es dort alles gibt, sagt das Wort: „Du weißt überhaupt nicht, wie arm du bist. Laodicäa, du bist der ärmste .Tropf, den es überhaupt gibt." Wir müssen das sagen, weil die Schrift es sagt, daß sie die ärmsten „Tröpfe" sind, weil sie vom Teufel belogen werden und die Lüge lieben. Wenn wir uns aber mit dem Teufel einlassen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn alles so geschieht wie in Laodicäa. Des weiteren ist in Vers 3 gesagt, daß die Lade in den Tagen Sauls (und das waren viele Jahre) nicht befragt wurde. Und das alles geschah, obgleich die Lade in ihrer Mitte war. Den gleichen Zustand finden wir auch in der Gemeinde Jesu heute. Obwohl der Herr noch gegenwärtig ist, befragt man IHN und sein Wort einfach nicht. Anstelle davon machen die Kinder Gottes, was recht ist in ihren Augen. Sobald es in einer Gemeinde so weit ist, daß jeder seine eigene Idee durchsetzen will, liegt der Zerbruch der Gemeinde vor der Tür. Gemeinschaft, auch mit Jesus, existiert nur dort, wo allseitige Unterwerfung und Unterordnung herrscht. Da geht es primär noch nicht einmal um die Frage der Richtigkeit in der Erkenntnis, sondern vordergründig um die Unterordnung der einzelnen Glieder in die Gemeinschaft. Damals war die Lade inmitten Israels, aber sie wurde nicht befragt. D. h. man gab Gott nicht die Ehre. Und wie sieht es in unserem Glaubenswandel aus, tun wir auch was recht ist in unseren Augen, oder fragen wir den Herrn? Gott erlaubt noch längst nicht zu tun, was unser alter Adam begehrt. Wenn wir auf der einen Seite bekennen, mit Christus gestorben zu sein, dann können wir auf der anderen Seite nicht mehr eine „Mund-zu-Mundbeatmung" mit dem alten Menschen durchführen. Wie mag es im Herzen des lebendigen Gottes ausgesehen haben, der zwar die Lade inmitten Israels vorfand, aber nicht befragt wurde? Es ist eine Geringschätzung Gottes, wenn wir das Wort des Herrn in unserer Mitte besitzen, aber IHN jedoch nicht befragen.

Möchten wir doch IHN und Sein Wort von ganzem Herzen lieben, und dieses in unserem Wandel und in der Unterwerfung unter die Schrift beweisen. Ja, wir sollten soweit gehen, daß wir die Heilige Schrift erforschen, bis wir wieder einen Punkt finden, den wir unserem Herrn in der Unterwerfung bringen können.

Neutestamentlich bedeutet die Nicht-befragung der Lade, daß man nicht mehr Ausschau nach Jesus hält, sondern daß jeder tut, was recht in seinen eigenen Augen ist. Die Folge davon ist, daß keine enge Gemeinschaft mehr zu Jesus besteht. Dann ist es kein Wunder, wenn die Gläubigen nicht mehr wissen, was alles in der Bibel geschrieben steht, obgleich der Herr in ihrer Mitte weilt. In Vers 4 kommt es dann zur Beschlußfassung mit der ganzen Gemeinde. Die Entscheidung lautet: mit der Lade ganz neue Gemeinschaft beginnen! DerNeu-anfang ist eine herrliche Sache. Neu-testamentlich bedeutet dies für die Gläubigen, nach einer Zeit geistlicher Trägheit und Lauheit einen Neuanfang des Wandels mit Jesus zu machen. Das war die Zielsetzung mit Israel, das ist sie mit dir und auch mit den heutigen Gemeinden. Und wenn Jesus mit dir und mit deiner Gemeinde noch nicht recht vorangekommen ist, dann ist das „Ja" für den notwendigen Neuanfang noch nicht vorhanden. Jesus will aber einen Neubruch in deinem Leben beginnen, ER will sich dir ganz neu offenbaren, nur darfst du nicht damit warten, bis der Herr anfängt, denn ER, der Herr, wartet schon lange auf dich, daß du kommst. Denn er hat es dir gesagt, daß du dich verändern sollst. Gott aber kann sich nicht verändern. Bei uns liegt es, ob Gott uns neue Segnungen schenken kann, und ob wir es IHM gewähren.

Wenn nicht ein ganz neues Feuer der Liebe für Jesus und sein Wort in deinem Herzen entbrennt, dann würdigst und befragst auch du IHN nicht, wie damals Israel in den Tagen Sauls. ER, der Herr, mag in deiner Mitte sein, aber du gibst IHM nicht die Ehre. Vollziehe es nach, der Herr will dich gebrauchen für

seinen Dienst und seine Arbeit. Aus dem gleichen Grunde des Neuanfangs nahm man zum Transport der Lade, wie es in Vers 7 heißt: „einen neuen Wagen". Alles sollte jetzt neu werden, darum auch der neue Wagen. Die neue Welle mußte auch neue Ideen beinhalten.

Der Vers 8 berichtet dann von der Freude und dem Betrieb Israels durch Musik und Gesang; ja, alles war freudig gestimmt. Da entbrannte der Zorn Jehovas (V. 10), und Ussa wurde von Gott niedergeschlagen, so daß er starb.

Was war der Grund für das Gericht Gottes? Was war eigentlich passiert? Die Rinder, welche den Wagen (den neuen Wagen) zogen, hatten sich losgerissen (V. 9). Das war der Ausgangspunkt. Es drohte nun die Gefahr, daß die Lade vom Wagen herunterfallen würde, denn schon stand sie schief. Da streckte Ussa bei bestem Wollen und Gewissen seine Hand aus, um die Lade vor dem Herunterfallen zu bewahren. Die Lade war seinem Herzen so wert, daß sie nicht fallen sollte. Die Schrift sagt aber folgendes nach dem Geschehen: „Und daselbst starb Ussa vor Gott."

Um aus dieser verworrenen Situation herauszufinden, stellen wir zuerst die Frage: Wer war an Ussas Tod schuld? Erst wenn diese Frage geklärt ist, können wir die weitere Geschichte verstehen. Danach fragen wir, weshalb Gott gleich so schwer zuschlug, daß Ussa öffentlich sterben mußte? Wir meinen doch auch, Gott hätte sicher anders reagieren können.

Als die Lade bei den Philistern war, wurde sie auch hin- und hergetragen, weil sie sieben Monate bei ihnen untergebracht war. Jedoch sterben mußte keiner von denen, die sie anfaßten. Hoffentlich erkennen wir hieraus die tieferen Zusammenhänge, daß der Gläubige längst nicht das tun darf, was der Ungläubige tut. Die Israeliten hatten es zwar gut gemeint, daß die Lade wieder neu den Platz der Ordnung in Jerusalem erhalten sollte. Aber gut meinen und der Wille Gottes sind zwei

ganz verschiedene Dinge, die wir hieraus lernen wollen.

Die Ursache zu Ussas Tod lag darin, wie es in 1. Sam. 6, 7 heißt, daß man die Lade entgegen der Weisung Gottes transportierte, und zwar auf einem neuen Wagen. Die Lade Gottes zu fahren war die Art der Philister, aber nicht Weisung Gottes.

Wenn die Heiden gottlos wandeln, schlägt der barmherzige Gott noch längst nicht zu. Wenn wir aber, die wir den Willen Gottes kennen, wie die Welt wandeln, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn Gott zuschlägt, daß auch der leibliche Tod eintreten kann.

Was sollte denn getan werden? Wie aber lautete denn die Weisung Gottes bezüglich des Transportes der Lade? Nach der strengen Anordnung Gottes mußte die Lade mit Stangen auf den Schultern von den Söhnen Levis getragen werden (1. Chr. 15. 2). Diese Weisung hatte Gott in der Thora fest angeordnet.

Eingangs hörten wir, daß die Lade die Gesetzestafeln enthielt. Und weil Gott das Gesetz als eine Last auf die Schultern Israels gelegt hatte, war nun auch die Lade mit den Gesetzestafeln auf die Schultern der Leviten zu legen, um sie so zu transportieren. Nicht technische Hilfsmittel sollten die Gesetzeslast tragen, sondern die Israeliten selbst (2. Mo. 25, 14—16). Das war eine strenge Weisung Gottes. Nicht auf Ochsenwagen, sondern von den Leviten, die Gott auserwählt hatte, sollte die Lade transportiert werden. Und weil dieses nicht befolgt wurde, machte Gott einen Bruch unter ihnen (1. Chr. 15,13). David endet in Vers 13 mit der Aussage: „Weil wir IHN nicht suchten nach der Vorschrift." Das war die tiefere Ursache für das geschehene Gericht.

Damit kommen wir zur Klärung unserer ersten Frage.

1. David war der erste und zugleich Hauptschuldige, weil er sich wie der König Saul bei Menschen, aber nicht bei Gott befrug. Ist es uns aufgefallen,

daß er den Herrn nicht fragte? Sicherlich hätte Gott zu diesem Thema etwas zu sagen gehabt, und wieviel Leid wäre erspart geblieben. Ein weiterer beachtlicher Grund war die Tatsache, daß David nicht mehr in der gebührenden Gottesfurcht vor dem Herrn lebte. Denn wir lesen in Vers 12, daß sich David erst nach dem Tode Ussas vor Gott fürchtete.

2. Schuld waren an zweiter Stelle die Leviten und Priester, welche wußten, wie die Anordnungen für den Transport der Lade Gottes lauteten, aber nicht danach handelten.

Bezeichnend ist die Mitteilung der Schrift an etlichen Stellen, daß dann, wenn das Volk Israel geistlich am Boden lag, vorher das Priestertum in gewissen Sünden gefunden wurde. Wenn im Priesterstand etwas faul war, dauerte es gar nicht lange, bis das ganze Volk flach lag.

Heute hat Gott uns gesetzt, die wir IHM gehören, als ein königliches Priestertum fürbittend heilige Hände aufzuheben für eine verlorene Welt. Ist es uns bewußt, daß so manches in der Welt bitter zugeht, weil die Gemeinde Jesu den Dienst des Herrn so schlecht versieht, gleich den Priestern im AT gegenüber Israel hier.

3. Schuldig war Ussa selbst, weil er, entgegen der Weisung der Thora, die Lade Gottes berührte, was nur den Leviten erlaubt war. Ja, in das Allerheilig-ste durfte hur der Hohepriester einmal jährlich zur Lade hineingehen.

Aber gleich dem Ussa sind auch heute Gläubige geneigt, für die Ehre des Herrn einzustehen und etwas zu tun. Sie meinen, die Ehre Gottes würde fallen wie die Lade, weshalb sie sich für die Sache Gottes groß machen und verwenden wollen. Aber gut meinen und der Wille Gottes sind auch hier ganz verschiedene Dinge. Werden die göttlichen Linien nicht anerkannt, kann Gott seinen Segen nicht geben, wie er es möchte. Wie viele Bemühungen sind auch heute in der Gemeinde Jesu umsonst, weil sich solches

nicht nach dem Gebot der Liebe Jesu vollzieht, was aberdie Vorschrift Gottes ist. Für die Wahrheit des Wortes können wir gar nicht eintreten, weil die Schrift sagt, daß alle Menschen Lügner sind (Ps. 116, 11). Wir müssen zuerst selbst durch die Liebe Jesu geformt werden, um dann in seiner Liebe zu handeln. Alles andere ist ein „musikalisches Gerät", wie damals in Israel, als sie auszogen, die Lade Gottes zu holen. Dieses Gerät finden wir in 1. Kor. 13, 1 wieder, es sind schallende Zimbeln. Wenn wir nicht in der Liebe Christi einer zum anderen stehen, sind wir kein Zeugnis, wohl aber schallende Zimbeln.

Und weil der König, die Priester und Leviten nicht recht standen, geriet 4. auch Israel, das ganze Volk, in die Schuld, weshalb einer aus dem Volke sterben mußte — Ussa. Das Wort bestätigt, daß auch das ganze Volk in den Jahren die Lade des Herrn nicht befragt hatte (1. Chr. 13, 3 „wir"). Dies aber bedeutet letztlich nichts anderes als Mitschuld des Volkes am Tode Ussas. Auch wenn heute die Gläubigen, die der Herr zu Priestern Gottes gemacht hat (Offb. 1, 6), IHM im Gebet nicht ständig nahen, geraten andere Menschen dafür in Mitschuld. Noch einmal kehren wir zu dem Ausspruch David zurück über den wirklichen Grund des Todes Ussas, wo er sagte: „Weil wir IHN nicht suchten nach der Vorschrift" (1. Chr. 15, 13b). Zwei Punkte sind es, die wir in dem Ausspruch Davids erkennen und betrachten wollen:

1. Weil wir IHN (Gott) nicht suchten.

2. Nicht nach der Vorschrift suchten.

Zu 1. Weil wir IHN nicht suchten.

Weil der Priester, weil der König, weil das ganze Volk und Ussa selbst nicht den lebendigen Gott suchten, denn keiner befragte ihn, mußte Ussa sterben, Wie wichtig ist doch die beständige Verbindung zum Herrn durch das Lesen des Wortes Gottes, das Gebet und die Aufrechterhaltung der Gemein-

schaft mit den Seinen. Der treue Herr hatte vom Himmel her keine Weisung über die Frage des Transportes der Lade den Priestern geben können, weil niemand da war, der aufrichtigen Herzens danach gefragt und gesucht hatte. Das ist auch unser Problem, und Gott läßt sogar Gerichtswege mit uns zu, wenn wir nicht nach IHM suchen. Wir wollen uns das gut merken und ins tägliche Leben mit hineinnehmen.

Das betrifft zuerst die noch nicht Erretteten in ihrer Verlorenheit, denn sie werden sich einmal in der ewigen Verdammnis wiederfinden, weil sie nicht durch das Blut Jesu von ihren Sünden abgewaschen sind. Das betrifft die Israeliten ebenso auf Irrwegen mit der Lade unterwegs nach Jerusalem, und auch heute die Gemeinde Jesu in der Verstrickung mit den mystischen Mächten. Heute jedoch schlimmer als zu irgendeiner Zeit vorher. Auch das sind Gerichtswege Gottes mit den Gläubigen: Damals die Schlangenplage in der Wüste und heute die Schlangenplage der Belastungen an den Kindern Gottes. Und das alles, weil wir IHN, das ist das Licht der Erkenntnis Gottes, nicht von Herzen gesucht haben. Gericht folgt darauf, damals wie heute. Und wir? Was unseren Wandel anbelangt, sollten wir ständig in der Buße vor einem heiligen Gott gefunden werden. Haben wir doch die Verheißung, daß der Suchende empfängt. Sobald wir Gottes Willen suchen, werden wir das Wort des Herrn hören, lesen und erforschen.

Ungehorsam liegt allein schon vor, wenn wir Seinen Willen nicht erkannt haben. Denn jedes NichtSuchen des Herrn ist zugleich eine Mißachtung göttlicher Gnade und zieht Gericht nach sich. Auf daß auch wir wissen, daß das Gericht an Seinem Hause anfängt (1. Petr. 4, 17).

Zu 2. Nicht nach der Vorschrift suchten.

So manches Kind Gottes sucht den Willen des Wortes Gottes, lebt aber gleichzeitig nicht im Willen des Herrn.

Wir fragen nun warum? Weil dem lebendigen Gott nicht nach Seiner Vorschrift, sondern nach eigenem Gedankengut gelebt wird. Es mangelt eben in bestimmten Dingen an Licht, und der Herr kann es nicht geben. ER möchte es zwar, aber ER kann es nicht, weil wir ihn nicht genug nach der Vorschrift des Wortes gesucht haben. Ja, weil man sich nicht daran hält, IHN nach der genauen Anweisung, wie ER es gesagt hat, zu suchen. Diese Vorschrift war damals das Gesetz, wonach die Lade nicht mit Rindern transportiert werden durfte, sondern von den Leviten getragen werden mußte. Dieses war Weisung an Mose, als Gott in 2. Mose 25, 40 zu ihm redete: „Auf daß du alles, alles nach dem Muster machest!" Das Muster aber hatte Gott dem Mose in deutlicher, detaillierter Form gegeben. Mit dem Rindertransport war natürlich das Muster Gottes verlassen.

Ob nun David oder das Volk viel oder wenig in der Thora lasen, ob sie viel oder wenig beteten, spielte dabei keine Rolle.

Gottes Willen erkennt man nicht allein im Lesen seines Wortes und durchs Gebet, sondern indem man nach seiner Vorschrift tut, welches sich im Verhalten und in der Treue zur Gemeinde, wie auch in der Stellung zur Welt widerspiegelt. Allein viel lesen und beten wiegt den Mangel in den übrigen Punkten nicht auf. Die Mehrleistung an Gesetzeslesungen und durch erweiterte Gebetszeit ist keinerlei Ersatz für das Bleiben in den Musteranweisungen. Darum nimmt auch das NT den damaligen Ausspruch Gottes wieder auf und sagt im Hebr. 8, 5b: „Auf daß du (du Bruder und Schwester) alles (nicht nur das Beten und das Lesen) nach dem Muster machest." Wenn du das nicht tust, lebst du im Ungehorsam. Ein diesbezüglich treffendes Wort finden wir in Ps. 119, 4: „Du hast deine Vorschriften geboten, um sie fleißig zu beobachten." Verstehen wir die Schrift hier? Wir sollen die Weisungen und Mitteilungen des NT fleißig beobachten und erforschen. Nicht nur ein oder zwei

Punkte davon, sondern alles, damit auch du alles nach dem Muster machest.

Damals galt die Weisung Gottes für die Herstellung des Zeltes der Zusammenkunft, bzw. der Hütte des Stifts und der Dinge, die darin sein sollten. Jedes Abgehen von den Musteranweisungen war ein Verlassen Gottes selbst. Und jede Nichtbefolgung der Weisungen des NT stellen heute Untreue gegen den lebendigen Gott dar. Wenn wir in den gewissen Dingen nicht gehorsam sind, nimmt Gott keinen Ersatz von uns dafür an, wenn wir auch täglich zehn Stunden die Bibel lesen würden. Wir haben nach dem Muster des NT zu leben, weil Gott es ist, der es uns gab. Nicht der Herr, sondern wir müssen dem Muster entsprechend verändert werden. Sind wir aber wirklich bereit, nach dem Muster zu tun? Und wenn du dazu bereit bist, dann mache es nicht, wie David in unserer Abhandlung tat, sondern frage zuerst Gott. Suche, was der Herr durch sein Wort redet. Ist dir die Klarheit noch nicht gegeben, dann frage die Ältesten und Verkündiger des Wortes Gottes.

Durch Nichtachtung der Vorschrift Gottes kam Ussa ums Leben, und durch Nichtachtung der Lehre des NT leben heute viele Gläubige sieglos dahin. So spricht der Herr in Hosea 4, 6: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis." Die Gläubigen wollen nicht sieglos sein, aber bis auf wenige sind sie es. Etliche sind darüber verwundert, aber die Ursache erkennen sie nicht.

In beiden Fällen ist das Muster verlassen worden, welches Gott gegeben hat, in welchem wir IHN allein ehren können.

Ussa verlor sein Leben, das Gott ihm gegeben hatte. Wir aber können anderen zum Segen sein und zum ewigen Leben behilflich werden, wenn wir zuerst nach dem Muster leben.

Unser Muster ist JESUS CHRISTUS, der Herr

Liebst du IHN, unseren Herrn, oder tust du nur, als ob du IHN lieben würdest? Nur dann hast du Jesus lieb, wenn du seine Gebote hältst, und nicht die Art der Gottlosen annimmst (wie die Philister), die nach ihren eigenen Gedanken taten, sondern wenn du nach Gottes Vorschrift tust. Das ist, was wir heute vernehmen sollen und was wir zugleich lernen müssen. Möchte der Herr Gnade schenken, daß wir uns selbst ins Licht stellen und uns ganz neu vom Herrn ansprechen lassen.

Bist du bereit, wie wir gelesen haben, seinen Willen zu suchen und nach seinen Vorschriften zu tun? Worin sieht uns der Herr treu? Wenn wir durch den Geist Gottes in seine Gemeinschaft eintreten sollen, dann werden wir erkennen und verstehen, was Jesus heute von jedem einzelnen will. Und wenn wir wissen, was ein heiliger Gott will, welchen Anlaß könnte es geben, daß wir die Vorschriften nicht nach dem Muster tun? W. B.

13

„Der Herr der Hölle

Als der Herr der Hölle wird Satan im Volksmund bezeichnet. Nicht selten wird er auch von berühmten Malern gehörnt, pferdefüßig, rundum von Feuerflammen umgeben, wie er die armen Seelen in der Glut der Verdammnis am Dreizink wohlbedacht brät, gezeigt. All solche Darstellungen entbehren nicht nur der Wahrheit, sondern sind dazu angetan, die verlorene Menschheit über den wirklichen Ernst der Dinge hinwegzutäuschen. Hinter diesen Bildern sitzt der Teufel, der sich der wissenschaftlich modernen Welt unglaubhaft machen will. Mit diesem simplen Lügenwerk hält er aber Millionen von sogenannten Christen von der Rettung durch Wiedergeburt ab.

Wer ist Satan, welche Stellung nahm er einst ein, was ist sein heutiger Stand, und wie sieht seine Zukunft aus?

a) Einst! Satan war ein Lichtengel, ein Fürst derselben, der oberste der Engel, aus der Engelfamilie derCherub. Seine Besonderheit bestand darin, daß er „gesalbt" war, Hes. 28, 14. Ähnlich wie der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, trug dieser das Bild der Vollendung in Weisheit und Schönheit. Selbst zum herrlichen Gottesgarten „Eden" hatte dieser Engeloberst Zugang, Hes. 28, 13. Die Engel selbst sind Geisterwesen und sämtlich Geschöpfe von Gott. Ihr Auftrag ist, Gott dienstbar zu sein, Hebr. 1, 14. Ihre Basis ist „Gehorsam". Gnade ist ihnen fremd. Die besonderen Eigenschaften sind „Macht".

Die beiden großen Engelarten sind

Cherubim und Seraphim. Die beiden Eigenschaften des Sohnes Gottes spiegeln sich gleichsam in ihnen Lind ihren

Diensten wider: Priestertum und Königtum. Die gleichen Darstellungen finden wir irdisch materiell in Israel und geistlich in der Gemeinde Jesu, Offb. 1, 6. Die Cherubim stehen für das Königtum Gottes und seine Aufgaben zur Verfügung; sie versehen in der an Zahl weit größten Engelart die Dienste im Königtum des Herrn. Die Seraphim stehen für den Priesterdienst Gottes und seine Aufgaben im Heiligtum (dem Tempel Gottes) zur Verfügung. Nach Jesaja 6, 2 bringen diese Engel die Anbetung vor Gott und stehen nach Vers 6 mit dem Altar des Tempels und den Vergebungsdiensten in Verbindung.

Das Bild Israels im Dienste Gottes ließ von insgesamt 12 Stämmen nur den einen Stamm Levi zum Priesterdienst zu. Die übrigen 11 Stämme unterlagen damit dem Königtum. In ähnlichem Verhältnis stehen auch die Mitteilungen des Wortes Gottes über die beiden Engelarten.

Aus diesen vorgenannten Gründen des Herrschaftsverhältnisses wurde von Gott her ein Cherub mit der Ausrüstung der göttlichen Salbung der Oberste aller Engelgewaltigen. Der Schöpfungszustand dieses gewaltigen Lichtobersten war „vollkommen", Hes. 28, 15. Sein Umhang waren Edelsteine, und die vollendete Kunst war sein Teil.

Die Veränderung der Zweckbestimmung geschah von Gott her aufgrund der „fre ien Willensentscheidung" seiner Wesen. Der gesalbte Cherub, der oberste aller Engel, erhob sich infolge seiner Schönheit Lind Weisheit in seinem Herzen über Gott, Hes. 28, 17. Auf der Basis der freien Willensent-scheidung sprach dieser Fürstenoberste

in Jesaja 14, 13: „Und du, du sprachst in deinem Herzen: 'Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben, und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleich machen dem Höchsten'." Jes. 14, 14. Das war die Sünde dieses Engelfürsten, wodurch er in der von Gott gegebenen Weise „Satan" wurde.

Die freie Willensentscheidung hat Gott den Geschöpfen eingeräumt, die dem Herrn Ehre und Anbetung zu bringen haben. Weil Gott die Anbetung zusteht, hat Gott auch ein Recht darauf. Die höchste Anbetung empfängt Gott von den Geschöpfen, die auch die Möglichkeit der Verweigerung — das „Nein" — haben. Sobald Gott sein Lob von den Geschöpfen mit der Entscheidungsmöglichkeit „Nein" erhält, wird der Herr mit der größten Ehre bedacht. Nicht allein die Engelwelten besitzen die freie Willensentscheidung, sondern auch die Menschen. Im NT mußte der Herr Jesus über das Volk Israel klagen: „Wie oft habe ich dich versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" Matth. 23, 37. Die freie Willensentscheidung hat mit dem Hinabwurf Satans nicht nur ein Drittel der Engel in den Abgrund gerissen. An dieser Entscheidung stehen auch heute Millionen von Menschen —

…..wer da will, der komme und

nehme das Wasser des Lebens umsonst." Offb. 22, 17. Das ist die Situation über Verlorenheit und Errettung in der Gemeindezeit. So wird es auch am Ende der tausendjährigen Segnungen sein. Alle jene, die mit dem Gog und dem Magog heraufkommen, um Jerusalem zu umzingeln (Offb. 20, 8—9), werden dafür eine persönliche Entscheidung treffen müssen. Gott nimmt alle unsere persönlichen Entscheidungen sehr ernst. Gott ist die höchste Anbetung dann gebracht, wenn wir dem Herrn auf der Basis der freien Willensentscheidung unser Lob bringen. Dieser Tatbestand wird auch zukünftig so

bleiben.

Die Folge der Selbsterhöhung Satans war der gottgewollte Niederwurf auf die Erde, ja, in Erweiterung hiervon bis in die tiefste Grube, Jes. 14, 15.

Der vom Wort Gottes gelehrte vierfache Fall Satans untergliedert sich wie nachstehend benannt:

1. Fall

Wegen Uberhebung wurde der Bösewicht vom Himmel herabgeworfen. Sein Aufenthaltsbereich ist nach Epheser, Kap. 2 seither der Luftraum.

2. Fall

. . . erfolgt wegen des Streites im Himmel, wo der Teufel mit seinem Anhang einen Kampf entfacht. Der Zeitpunkt wird nach Offb. 12, 9 die Gerichtszeit sein. Der Herabwurf bringt den Himmelsterroristen auf die gerichtsreife Erde.

3. Fall

. . . dürfte nach der Offenbarung Jesu als Richter (Offb. 19) auf der Erde am Ende der Gerichtszeit sein, wo der Feind nach Offb. 20, 3 in den Abgrund geworfen wird.

4. Fall

. . . bringt den Teufel nach einer großen Verführung am Ende des Tausendjahrreiches (Offb. 20, 10) in den Feuer- und Schwefelsee, welcher für ewige Zeiten die Hölle darstellt.

Die Veränderung Satans nach der Auswirkung aufgrund des Sündenfalles

verhält sich sowohl bei ihm selbst als auch bei den mitgefallenen Engeln so, daß solche mit größter Lichtmacht jetzt die maximale Finsternismacht besitzen. Damalige Engel mit untergeordneter Macht im abgefallenen Zustand der Finsternis besitzen auch eine entsprechend kleinere Macht. Aufgrund dieser Botmäßigkeit ist der einstige gesalbte Oberste der Engel nunmehr der Satan und der Teufel mit der größten Finsternismacht. Sein Begehr, sich über Gott zu erheben (Jes. 14, 14), hat ihn auch zu einem Gott werden lassen. Es ist der Gott dieser Welt, 2. Kor. 4, 4. Sein Abfall hat ganze Fürstentümer mit in den Abgrund gerissen. Ebenso finden

wir auf der Feindseite auch Gewalten (Gewaltige) Kol. 2, 15. Der Finsternis-Staat wird mit einem Reich verglichen, von dem der Herr Jesus sagt, daß sein (Jesu) Reich nicht von dieser Welt sei, Joh. 18, 36. Das Königreich der Finsternis wird von einem König beherrscht. Sein Name ist Abadon, d. h. Verderber. Es ist nach Offb. 9, 11 der Engel des Abgrundes. Der Verderber ist Satan als König der Sünde und des Bösen. Zu seinem Königreich zählen große und kleine Fürstentümer.

Das Fürstentum in der Finsternis besteht je nach Größe aus einer Anzahl abgefallener Engel, welche die Bibel auch Dämonen nennt. Diese sind dem jeweiligen Obersten eines solchen Für-stentumes — einem Fürsten — unterworfen.

Gewaltige in der Finsternis haben die große Macht eines Fürsten, treten aber meist allein auf und besitzen nicht, wie bei den Fürstentümern, die Untergebenen.

Ihre gewaltige Ideologie ist die Lüge mit der Zielsetzung einer weiteren Zerstörung der Schöpfung Gottes, insbesondere der Menschen, weil diese für Satan eine Herausforderung darstellen, denn sie sind ja nach dem Bilde Gottes geschaffen und stellen die Krone der Schöpfung dar. Der aktive Kampf richtet sich allerdings zuerst gegen Gott und seine Pläne.

Die geistige Darstellung finden wir in der Nachäffung der Ordnung Gottes. Danach ahmt Satan die Trinität nach: Der Vater im Himmel — Vater derLüge (der Teufel);

Der Sohn vom Himmel — Sohn von der Erde (Sohn des Verderbens); Der Heilige Geist — Der falsch Prophet (Redner der Lüge). (Die Trinität Satans bezeugt u. a. die Offb. in Kap. 16, 13.) Der von Gott beabsichtigten Zeugung durch den Heiligen Geist bei Jesus, unserem Herrn, steht der von Satan im Fleische gezeugte Sohn des Verderbens gegenüber.

Der Rettung der Seelen bei Wiedergeburt und Innewohnung durch den Hei-

ligen Geist stellt der Teufel eine Innewohnung im Fleische gegenüber. Diese Innewohnungen Satans in Menschen geschehen gottwidrig. Das Machtreich Satans vergeht infolge des Sieges unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus über alle Finsternis. Hierdurch ist nicht allein der Schlange der Kopf zertreten worden, sondern das Gericht über diese Mächte wird im Evangelium verkündigt. —

b) Jetzt! ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden, Joh. 12, 31. Solches geschah, als der Herr für uns den Tod auf sich nahm. Zwar verführt der Bösewicht die Menschen immer mehr mit tollen Lügen. Überdies bestätigt Gottes Wort die Zunahme der Macht Satans am Ende der Zeit heutiger Tage. Dennoch besteht die Verheißung Gottes in Römer 16, 20, daß der Gott des Friedens in kurzem den Satan unter unsere Füße zertreten wird.

c) Zukunft! gibt es für Satan nicht, „für den Bösen wird keine Zukunft sein", Sprüche 24, 20.

Die Wiederkunft Jesu zur Heimholung seiner Gemeinde bringt für Satan zunächst eine gewaltige Machtentfaltung. Aber diese wird nur ganz kurze Zeit währen. Denn am Ende der siebenjährigen Gerichtszeit kommt der Herr Jesus in der Herrlichkeit des Vaters sowohl mit uns als auch mit allen heiligen Engeln vom Himmel her, 2. Thess. 1, 8—10, auch Offb. 19. Dann kommt der Satan für 1000 Jahre in den Abgrund, Offb. 20, 3. Die Loslassung am Ende der 1000 Jahre läßt ihn dann dem Feuer- und Schwefelsee übergeben sein, Offb. 20, 10.

Die Frage bleibt allerdings offen, ob die mit dem Satan im Abgrund eingeschlossenen Dämonen auch mit dem Teufel losgelassen werden, oder ob sie bis zur Aburteilung Satans im Abgrund bleiben. Sicher ist lediglich die Aussage der Schrift in 1. Kor. 6, 3, daß wir diese abgefallenen Engel richten werden.

Damit kommen wir wieder zum Anfang der Betrachtung und fragen: Welche

Rolle spielt der Teufel in der Hölle? Benützt ihn Gott auch dort wegen seiner vielen Sünden für das Strafgericht an den Verlorenen — ähnlich wie der Teufel beim Hiob das Werk ausführte — oder bei Paulus in 2. Kor. 12, 7? Vielleicht bist du der Auffassung: Weshalb sich über Dinge den Kopf zerbrechen, die uns gar nichts angehen!? Gewiß betreffen uns, die wir errettet sind, nicht die Höllenqualen des Teufels. Gottes Wort gibt darüber aber ganz klar Mitteilung. Gottes Wort wird uns auch dann nicht zum Schaden, wenn wir die Bibel erforschen, wo es uns nicht direkt betrifft.

Die Lösung finden wir wieder in Jesaja 14

In Vers 9 wird von der Bewegung in der Grube geredet, die seine Ankunft auslöst.

Vers 10. „Sie alle heben an und sagen

zu dir: .Auch du bist kraftlos geworden wie wir, bist uns gleich geworden'!" Im Feuersee werden alle die gleiche Macht haben: „kraftlos" ist ihr Ausdruck. Von einem Herrn der Hölle kann dann vom Bösewicht nicht mehr geredet werden.

Wer ist nun Herr über die Hölle? Es ist Jesus Christus, der da richten wird Lebendige und Tote, 2. Tim. 4, 1. Dieser Jesus ist der von Gott verordnete Richter, Apg. 10, 42.

IHM müssen alle Rechenschaft geben, 1. Petr. 4, 5,

DENN:

„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung." Offb. 5, 12.

UND:

„Der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit." Offb. 14, 11.

W. B.

14

Die Schuld der Väter an Kindern

Gibt es in der Zeit des Evangeliums der Gnade (Apg. 20, 24) eine Heimsuchung der Schuld der Väter an den Kindern?

„Die Seele, welche sündigt, die soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen, und ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes mittragen" (Hesekiel 18, 20a).

Des öfteren wird die obige Bibelstelle dafür herangezogen, daß es für Kinder Gottes keine erbsündliche Heimsuchung in der Zeit der Gnade gäbe. Nicht selten erfolgt die Auslegung noch in der Weise, der Herr Jesus habe am Kreuz von Golgatha letztlich unser Gericht auf sich genommen, weshalb sich eine Heimsuchung von Sünde aufgrund der Schuld der Väter an den Nachkommen erübrige. Hierzu möchten wir sagen, daß diese Exegese nicht nur falsch, sondern vom Feind inspiriert ist, wie wir gleich sehen werden. Der Herr Jesus hat am Kreuz nicht unser Fleisch des Todes verbessert oder erneuert, es vielmehr aber im Tode belassen! Das, was unser Herr auf Golgatha vollbrachte, war keine Fleischesverbesserung, wohl aber „Seelenrettung". Wer also Fleisch und Seele nicht unterscheiden kann, sollte gutgemeint schweigen, dafür jedoch lernen. Das Fleisch der Kinder Gottes ist genauso verderbt wie das der Ungläubigen, weshalb Gottes Wort den Gläubigen Weisung gibt: „Haltet euch der Sünde für tot" (Römer 6, 11). Würde unser Fleisch gottwohlgefällig sein, brauchten wir dieses nicht im Tode zu halten. Damit ist aber die

sündliche Erbseite von Adam am Fleische bewiesen. Dies bestätigt auch Paulus im Brief an die Römer, Kap. 5, 12! Das NT lehrt also den verbliebenen gottfernen Zustand unseres Fleisches auch nach Golgatha und die Möglichkeit der Errettung. Hinsichtlich der feindlichen Anrechte und der Verlorenheit des Fleisches bleiben die AT-Aus-sagen bestehen.

Darum gilt auch heute noch die Aussage des Wortes Gottes in 2. Mose 20, 5b, daß Gott die Ungerechtigkeit der Väter „heimsucht" an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede derer, die IHN hassen. Wenn wir fragen, was das „Hassen" beinhaltet, kommen wir zweifellos zur Sünde. Denn Sünde ist eine Haßäußerung gegen Gott, ob wir diese wollen oder auch nicht. Jede Sünde ist gegen Gott gerichtet. Dennoch gibt es Unterschiede innerhalb der Sünde selbst. So lehrt auch das Wort in 1. Kor. 5, 13, einen solchen „hinauszutun". Nicht aber soll bei anderen Sünden (z. B. übler Nachrede) hinausgetan werden. Die übelste Sünde in unseren Augen mag der Mord sein, nicht aber so bei Gott. Denn wegen Mord und Massenmord hat Gott keines der Völker ausgerottet, wohl aber wegen der wahrsagerischen Greuel (5. Mose 18, 12—14; 19, 1; 12, 29)! Damit steht fest, daß der Okkultismus die übelste Sünde ist, die es in den Augen Gottes gibt. Was aber meint nun das Wort in Hes. 18, 20, wonach ein Sohn die Ungerechtigkeit des Vaters nicht tragen soll? Es ist jedem Bibelleser bekannt, daß Gott bei bestimmten Sünden im AT sowohl die schuldigen Eltern als auch

die „unschuldigen Kinder" dieser im Gericht umkommen ließ. Denken wir nur an Korah oder an Achan; in beiden Fällen kamen die Kinder mit ins Gericht, weil Eltern oder Elternteile gesündigt hatten.

Dann kam aber eine Zeit, in welcher Gott nicht mehr die väterliche Schuld an den Kindern vollziehen wollte. Dies geschah nach Weisung Gottes in 5. Mose 24, 16. Und hier in Hesekiel wird der Tatbestand lediglich durch den Propheten noch einmal wiederholt. Bezeichnend jedoch ist, daß es in der Hesekiel-Stelle nicht um Heimsuchung allgemein, sondern um „sterben" geht! Beachten wir dies bitte bei Achan und der Rotte Korah, wie auch bei der Stelle in 5. Mose 24, 16. Da handelt es sich ausschließlich um „sterben" (Hes. 18, 21)! Hingegen Heimsuchung von 2. Mose 20, 5b nicht unbedingt das Sterben zum Gegenstand hat. Eine Heimsuchung ist gerade in heutiger Zeit die Belastung und Bindung der Gläubigen in den letzten Tagen vor der Wiederkunft des Herrn. Darum kann die Themenstelle von Hes. 18 überhaupt nicht als eine Beweisführung an den Kindern Gottes heutiger Tage herangezogen werden. Bei der Hesekiel-18-Stelle handelt es sich in der Äußerung der väterlichen Schuld um das: „Sterben". Diese Weisung hat heute in der Hinsicht keine Anwendungsbereiche erbsündlicher Heimsuchung. Die Schriftstelle in 2. Mose 20, 5b aber trägt auch heute noch den Charakter der Gegebenhei-

ten, wenngleich die väterliche Sünde Adams auch an uns noch vollzogen wird: im Tod. Das, was die Heimsuchung von 2. Mose 20 ausdrückt, hat primär nichts mit „sterben" zu tun, wohl aber mit Gerichtsfolgen Gottes der Heimsuchung durch feindliche Belastungen und Bindungen. Auch hier sehen wir die Wichtigkeit, eine Bibelstelle (Hes. 18, 20) nicht aus dem Zusammenhang herauszunehmen, um eine Sonderlehre aufzubauen, vielmehr aber den Vers 21 einzubeziehen, wonach es sich hier ausschließlich um „sterben" handelt.

Wenn aber das NT lehrt, daß das, was der Mensch sät, er auch ernten wird (Gal. 6, 7), so sind wir gefordert, der Schrift auch zu glauben. Wenn unsere Voreltern Greuelsünden gesät haben, können die Nachkommen bestenfalls die Frucht von daher empfangen, und das sind meist versteckte, aber tiefe Belastungen. Letztlich tragen doch die Kinder das Fleisch ihrer Voreltern. Was gibt es da, sich noch zu widersetzen? Das ist doch die Lehre der Schrift. Zwar hat der Herr am Kreuz einen so großen Sieg errungen, daß wir bei rechter Glaubens- und Bußhaltung aus der Bindung herauskommen können und sollen. Nicht aber liegt im Opfer Jesu, weil wir zum Glauben gekommen sind, eine Automation der Befreiung. Der mächtige Gott wolle uns auch darin Licht geben, damit Sein Name verherrlicht werde. W. B.

15

Ist Gott vergeßlich?

Hebräer 10, 17

Ein hochinteressantes Thema, welches uns viel Licht und Erkennen über die Tiefen Gottes offenbart (1. Kor. 2, 10). Möchte der wunderbare Gott uns Herz und Sinne öffnen, das Licht Seiner Gnade durch das Wort erfassen zu lassen.

Gehen wir von der Schrift Gottes in Kolosser 3, 13 aus:…..euch gegenseitig

vergebend . . . wie auch der Christus euch vergeben hat, also auch ihr", so wird uns gezeigt, wie wir einander in der Vergebung gegenüberzustehen haben. Zu dieser gegenseitigen Vergebung („wie auch der Christus euch vergeben hat") sind wir verpflichtet, sobald jemand meint, Klage wider den anderen zu haben. Die allgemeinen Probleme in der Gemeinschaft von Gläubigen, bis hin zu Zank, Streit und Zerwürfnis, sind nur dort, wo nicht vergeben wird, wie auch der Christus uns vergeben hat. Vom Grundsatz her finden wir, noch bevor die genannten Un-heiligkeiten in Erscheinung treten, wohl immer den Mangel an Liebe unter den Erretteten. Zwar erwarten alle Beteiligten diese Jesusliebe vom anderen, wo aber sind jene, die diese Liebe bringen? Genau deshalb erzeigt man diese Liebe nicht dem Nächsten, Weil man sie nicht in der Weise besitzt. Dabei hat der Herr uns doch das neue Gebot der Liebe gegeben (Joh. 13, 34). Obgleich es ein Gebot des Herrn ist, wird in Ermangelung dieser Christusliebe kaum noch ein Herz der Gläubigen in Beugung und Buße gebracht. Vielleicht fällt die Vergebung in „den letzten Tagen" darum so schwer, weil wir dem Herrn Jesus so unähnlich geworden

sind. Sollen wir uns doch in Sein Bild verwandeln lassen. Dem Nächsten nicht vergeben können oder wollen, ist Un-ähnlichkeit gegenüber Christus. Zwei Brüder lebten vor Zeiten in tiefem Streit, so daß sie sich auch nicht mehr grüßten. Mit einem der beiden kam i'ch ins Gespräch über die Ursachen jenes Mißstandes. Gegen Schluß unserer Unterhaltung sagte dann dieser Bruder folgenden Satz, der mich aufhorchen ließ: Wenn der andere Bruder zu mir kommt, bereut und um Vergebung bittet, will ich ihm vergeben. Über diese Worte, die sehr vergebungsbereit klingen, war ich zutiefst erschrocken. Die Heilige Schrift redet doch ganz anders, sie sagt: Liegt Klage vor, so vergebet! Wie sollen wir dann vergeben? Nun, wie auch Christus euch vergeben hat. Wie hat uns denn der Christus vergeben? Völlig und ohne die Bedingung der Buße. ER tat das Werk der Vergebung am Kreuz, ohne daß wir zuerst bereut und um Vergebung gebeten haben. Gott vergibt uns so vollkommen, worin unserer Sünden nie mehr gedacht werden soll. Auch gibt ER so ganz „willig" (die Vergebung) und wirft nichts vor! (Jakobus 1, 5.)

Sobald wir sagen: Bruder und Schwester, wir wollen uns vergeben, oder ich vergebe dir, dann ist es doch letztlich nur die Frage von Zeit, wann wir der vergebenen Sünde'zum Nächsten hin uns wieder erinnern. Spätestens sobald wir aber meinen, derNächste hätte sich erneut gegen uns versündigt, lodert das Feuer der Erinnerung hellwach auf, Weshalb ist dann die Erinnerung wie-

der da? Weil wir zwar vergeben haben, jedoch nicht wie der Herr uns vergeben hat. Solange im Herzen der kleinste Funke von Nachtragen geduldet wird, leidet die Bruderliebe in der Anwendung hin zur Vergebung untereinander. Wenn wir in den Unterhaltungen mit Gläubigen (auch unter vier Augen) wieder und wieder die Dinge erwähnen, haben wir nicht vergeben (Sprüche 17, 9). Selbst zum Ausdruck gebrachte besondere Demutsformulierungen können aus der mangelnden Vergebung resultieren.

Uberall dort, wo nicht vergeben wird, gleichwie der Christus uns vergeben hat, steht die Suche nach eigenem Recht im Vordergrund. Demütige Wortfolgerungen können über den wahren Zustand der Gläubigen nicht hinwegtäuschen. Der andere soll falsch gehandelt haben, darum suchen wir das Anerkenntnis des eigenen Rechts vor Menschen. Hingegen sagt die Schrift: „Euch gegenseitig vergebend, wie der Christus euch vergeben hat, also auch ihr." Viele Gläubige können deswegen nicht wie der Christus uns vergeben hat handeln, weil ihre Gedanken mit dem angeblich falschen Tun des Nächsten beständig beschäftigt sind. Das Zeitopfer hin zu den negativen Dingen in Gedanken läßt solche im Götzendienst gefunden werden. Hier kommen Bindungen zustande, die das Glaubensund Geistesleben der Rechtsuchenden blockieren. Die Nichtbereitschaft zur Vergebung sieht Gott oft als härtere Sünde als die Ursachen, die einer notwendigen Vergebung untereinander vorausgehen mögen. Solange ich also auf den anderen warte, daß er bei mir um die Vergebung bittet, „habe ich ihm noch nicht vergeben." Und solange Ich noch nicht vergeben habe, wird auch der himmlische Vater mir nicht vergeben (Matth. 6, 15).

a) Die Wirkungen der Vergebung Gottes im Lichte der Bibel zu uns

Das Werk Gottes durch Golgatha ist so gewaltig, vollkommen und groß, daß wir ganz kurz darauf eingehen wollen.

Ein verlorener Sünder, gleich wieviel Sünden er aufzuweisen hat, empfängt dann, wenn in Aufrichtigkeit des Herzens darum gebeten wird, völlige Vergebung (1. Joh. 1, 9). Ganz sicher vermögen wir nicht alle Sünden des Lebens zu bekennen, da wir viele Sünden aus der Kindheit und auch später nicht mehr in der Erinnerung haben. Des weiteren bleibt eine Anzahl der Sünden aus unserem Leben ungerichtet, weil wir meinten, in Gottes Augen sei dies anders und waren uns der Wirklichkeit nicht bewußt. Darum setzt Gottes Vergebung dort ein, wo die harten Herzen erschüttert werden, um die Sünden in der von Gott erkannten Form hinwegzutun. „Daher vermag er auch völlig zu erretten" (Hebr. 7, 25). Der Kaufpreis unserer Errettung liegt in der Lebensgabe Seines Opfers des Leibes am Kreuz. Das Mittel der Reinigung von den Sünden finden wir in Seinem Blute. Wir lesen z. B. in Offb. 1, 5: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute . . ." Das Blut Jesu wäscht uns also rein von Sünden. Gott schaut uns dann so, als ob wir gar nicht gesündigt hätten. Ja, Er vermag uns „tadellos darzustellen mit Frohlocken" (Judas 24). Ebenso finden wir die ähnliche Aussage in Eph. 5, 27 in bezug auf die Gemeinde in der Ganzheit.

Aufgrund völliger Vergebung und völliger Errettung in Christo haben wir eine Gotteswirkung durch alle Ewigkeiten. Die Seite des Menschen ist also gänzlich geklärt und zwar so, daß unsere Sünden uns nie mehr Problem sein werden. Der Herr will dieser unserer Sünden nie mehr gedenken. Sie haben damit gleichsam einen ewigen Abschluß gefunden. Niemals wird uns der Herr die Gesetzlosigkeiten in der Ewigkeit an den Kopf werfen: „wirft nichts vor" (Jak. 1, 5). Mit geradezu gegebener Selbstverständlichkeit erwarten wir ein solches Verhalten vom Herrn. Würdig wandeln wir jedoch, wenn auch wir einander vergeben, wie der Christus uns vergeben hat. Ob unser Herr uns in dieser Würde der Erretteten erkennen kann?

Oft hören wir unter den Menschen Worte wie: „Vergeben habe ich ihm, aber vergessen kann ich die Sache nicht."

b) Die Wirkungen unserer Sünden hin zu Gott

(Es ist beabsichtigt, die Gedankengänge in einer Art Frage und Antwort darzulegen.)

Frage: Kann der lebendige Gott unsere Sünden vergessen?

Antwort: Nein, denn Gott ist nicht „vergeßlich" wie wir Menschen. Gott ist auch nicht vergeßlich infolge Seines Alters (Daniel 7, 9). Niemals kann Gott unsere Sünden vergessen.

Frage: Wer sagt denn, daß Gott vergißt?

Antwort: Der Gesetzlose (Psalm 10, 4) spricht in seinem Herzen: Gott vergißt . . . niemals sieht er's (Psalm 10, 11).

Frage: Was ist Vergeßlichkeit? Antwort: Die Ungerechtigkeit, die es aber bei Gott nicht gibt (Hebr. 6,10).

Frage: Will Gott irgendwann unserer Sünden noch einmal gedenken?

Antwort: Nein, nie mehr wird ER der bekannten Sünden gedenken (Hebr. 10, 17).

Frage: Bedeutet nicht mehr der Sünden gedenken wollen etwa so viel wie, daß der Herr diese nicht gesehen hat?

Antwort: Doch, Gott kann Sünden sehen (5. Mose 23, 14; Sprüche 24, 18).

Frage: Sieht der heilige Gott die Sünde so wie wir sie sehen?

Antwort: Nein, ER nimmt die Sünde wahr und verhüllt Sein Angesicht davor (Jes. 59, 2). Zwar entgeht Gott nicht die kleinste Sünde, jedoch nimmt Gott nicht teil durch Gemeinschaft der Gegenwart, was bei uns Menschen der Fall ist.

Frage: Hat die Vergebungskraft des Blutes Jesu hinsichtlich unserer Sünden nicht auch bei Gott reinigende Wirkung?

Antwort: Nein, das Lammesblut hat nur Reinigungsmacht in der Beziehung

zu uns, nicht aber zu Gott (Uoh. 1,7b). „Und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt ,uns' von aJler Sünde."

Frage: Hat sich Gott durch unsere Sünden, die ER sehen mußte, verunreinigt?

Antwort: Nein, denn Gott hat keinerlei Gemeinschaft mit den Sünden. Doch uns, die wir gesündigt haben, sind sie abgewaschen.

Frage: Welche Beziehungen hat Gott zu unseren vergebenen Sünden?

Antwort: Der Herr hat sie gesehen, und was Gott gesehen hat, ist nicht mehr zu beseitigen oder zu verleugnen. Vielmehr haben wir es mit den Maßstäben göttlicher Gerechtigkeit zu tun.

Frage: Hat der Herr Sein Volk darin gewarnt?

Antwort: Ja, ER läßt Israel durch den Propheten Jeremía, Kapitel 13, 27, warnen und sagt: „Deine Greuel habe ICH gesehen"; zuvor redet der Vers von Ehebruch und Hurerei. Der Herr aber hatdieGreuelgesehen. Damitsind durch unsere Sündenhandlungen Tatsachen geschaffen worden, die nie mehr zu beseitigen sind. Ist es nicht furchtbar, daß keine unserer Sünden vor Gott verschwindet, sondern diese für alle Ewigkeiten existent bleiben? Jede einzelne Sünde bleibt im Auge Gottes ewiglich und kann nicht rückgängig gemacht werden. Es genügt, daß der Allmächtige diese Dinge gesehen hat.

Frage: Sieht uns Gott in der Ewigkeit noch in den Dingen, die ER einst an uns bezüglich der Sünde sah?

Antwort: Nein, denn der Herr will der Sünden später nie mehr gedenken. Zwar kann der Allmächtige, um der Wahrheit willen, die gesehenen Sünden nicht ungesehen machen, aber in Gottes Gedankenfeld hat der Herr eine Sperre eingelegt, daß ER der begangenen Sünden niemehr gedenken will. Die Tatsache, daß der Herr unserer Sünden nicht mehr gedenkt, ist geradezu der Beweis dafür, daß Gott sie zwar gesehen hat, doch der Zustand ansonsten nicht zu verändern Ist, als über die Dinge unserer Schuld olnfnch olno Ab-

Sperrung einzulegen. Dies Nicht-mehr-Gedenken-Wollen gründet sich jedoch allein auf den kostbaren Preis des Opferblutes Seines geliebten Sohnes. Ansonsten hätte Gott keine Veranlassung, eine solch tiefgreifende Beiseitesetzung des eigenen Gedankenraumes vorzunehmen. Mit anderen Worten könnten wir sagen, der Herr stellt in Seinem eigenen Gedankengut ein Stück (jenen Teil unserer Sünden) unter Hausarrest. Infolge der Gotteseigenschaft des Allmächtigen bleibt dann auch das Gedenken an unsere Bosheit ausgesperrt. „Nie mehr" ist die Formulierung der Schrift dahingehend. Wie groß ist doch unser Gott, und wie gewaltig liebt ER die Seinen bis in alle Ewigkeiten.

c) Allgemeines

Aus den gegebenen Erläuterungen wird uns die ganze Tragweite der Sünde ersichtlich. Mit welch einer Sorgfalt sollte darum der Wandel der Heiligen geschehen. Soweit wir von neuem geboren wurden, haben wir auch Vergebung in des Lammes Blut. Der treue Herr hat für die Seite des erretteten Sünders „alles" getan, was zurungetrübten Gemeinschaft erforderlich ist. Wie soll-

ten wir da angesichts noch vorhandener Sünden beten: „Herr, gib mir^einen Haß gegen meine Unheiligkeiten." Denn bei Gott geht nichts verloren, und vergessen kann der Herr nicht. In diesem Zusammenhang soll unsere menschliche Vergeßlichkeit festgestellt sein, wozu auch Ungerechtigkeit paßt. Nur weil wir von Natur aus ungerecht sind, leben wir in Vergeßlichkeit. Ja, Gott vermag, unsere Vergeßlichkeit in Segen zu verwandeln. Denn sobald ich dem Nächsten aus tiefem Herzen vergebe, werde ich auch meine Gedanken in dieser Sache dem Feinde nicht mehr zur Verfügung stellen. Hierdurch „vergesse" ich die Sünden des anderen. Wir behalten das Gehörte doch nur solange in Erinnerung, inwieweit solches durchdacht wird. Hört unsere Gedankenbeschäftigung damit auf, beginnt gleichzeitig das Vergessen derSünden. Insofern ist unsere Vergeßlichkeit durch Gottes Gnade unter Segen gestellt. Wir können dem Herrn Jesus, wie auch uns und dem Nächsten, keinen größeren Dienst als die Vergebung erweisen, d. h. sie zu praktizieren: „wie auch der Christus uns vergeben hat." Möchte der Gott aller Barmherzigkeiten uns christusähnlicher werden lassen, zum Lobe unseres himmlischen Vaters.

W.B.

Dieser Beitrag wurde unter Auslegungen des Wortes Gottes veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.