DER GEISTUCH BUNDE

Drei Bibelstellen gibt es im NT über den „inneren Menschen“. Im AT existierte er noch nicht. Deshalb müssen wir fragen: Was ist denn der „innere Mensch“ des Paulus, welcher am heiligen Gesetz Gottes Wohlgefallen hatte? Es ist: „der innere Mensch des Geistes“, der durch das Gesetz des Geistes des Lebens (Röm. 8,2), die neue Geburt in uns zum Ausdruck bringt. Nur Errettete haben einen „inneren Menschen“. Von ihm redet Paulus in Röm. 7,20 als von seinem „ich“, durch welches er nicht sündigt. Die neue Schöpfung kann nicht sündigen (l.Joh. 3,9). Sie ist aber in unserem Leibe der Niedrigkeit mit unserem sündigen Fleisch verbunden. Deshalb muß der „innere Mensch“ täglich erneuert werden (2. Kor. 4,16). Dort heißt es: „Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.“ Das bedeutet, daß nach Eph. 3,16 der „innere Mensch“ durch den Geist des Herrn „täglich“ aus dem Reichtum Seiner Herrlichkeit die Kraft Seiner Stärkung erfährt. Infolge der Verbundenheit der neuen Schöpfung mit unserem Fleische ist ein beständiger Verbrauch geistlicher Substanz vorhanden. Dieser Verbrauch wird bei jedem Erretteten „täglich“ durch Kraftstärkung Gottes ergänzt. Hierzu hilft auch unsere tägliche Bibellese
und das Gebet. Das ist der „Mensch des Geistes“, was aber nicht zu verwechseln ist mit dem „Geist des Menschen“. Der „innere Mensch“ stellt die Verbundenheit des Geistes Gottes in unserem Fleische dar. Der „Geist des Menschen“ wird dabei nur eingeschaltet. Wegen der Heiligkeit und Gerechtigkeit des Gesetzes hatte also Paulus daran sein Wohlgefallen, aber nur am „inneren Menschen“.
Nach Vers 23 im Textwort heißt es weiter: „aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern“, es ist nach Rom.8,2 das Gesetz der Sünde und des Todes. Wenn der Apostel von seinen Gliedern redet, ist sein Fleisch angesprochen. Dieses Gesetz der Sünde streitet gegen seine Gesinnung (hier steht Sinn). Paulus lebte in der Gesinnung, die nach Phil. 2,5 „auch in Christo Jesu war“. Trotzdem war der Kampf als Erretteter so groß, daß dieses Gesetz der Sünde ihn in Gefangenschaft brachte, welches sein Fleisch betraf. Danach standen die Glieder des Paulus unter der Gefangenschaft des Gesetzes der Sünde. Der Apostel konnte in Vers 23 des Textwortes sagen: „aber ich sehe“. Fragen wir nun, was ist aber, wenn Gläubige das nicht sehen. Dann treten bei solchen beständig Probleme im Glaubenswandel auf. Nicht sehen, ist geistliche Erblindung.
Wenn wir einen leiblich Blinden fragen, ob er blind sei, bestätigt er es! Wenn wir aber einen geistlich Blinden fragen, ob er blind sei, sagt er nein! Damit haben wir bereits den Schlüssel zu diesem Zustand. Wir können vor Gott sagen: geistlich blinde Kinder Gottes sind nicht in der Lage, sich selbst zu beurteilen. Beurteilt sich ein geistlich Blinder, ist das Ergebnis 100 % falsch. Diese Falschheit der Eigenbeurteilung ist nichtgewollte Unaufrichtigkeit. Sie wollen durchaus nicht unaufrichtig sein. Sie sind jedoch vom Feind so belogen, der ihnen sagt, daß sie nicht blind, vielmehr aber aufrichtig wären. Das ist der Grund, warum es geistlich Blinden so schwer fällt, die Wahrheit anzunehmen. Der übliche Tenor lautet: ja – aber. Wenn 200 Gläubige sagen: der Bruder ist geistlich blind, dann sagt dieser: nein! Es rührt diesen geistlich Blinden nicht, daß die Bibel sagt, wie aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt wird. Eine Belehrungs-Parallelität in dieser Angelegenheit finden wir in Joh. 9,39-41. Im Dialog mit den Schriftgelehrten erklärt der Herr: „Wenn ihr blind wäret, so würdet ihr keine Sünde haben; nun ihr aber saget: Wir sehen, so bleibt eure Sünde.“ Durch die Belogenheit des Seelenfeindes werden weitere Sünden festgemacht. Zumeist sind es Stolz und Hochmut. Fragt man einen
solchen Blinden, welcher vor Stolz platzt, ob er stolz sei, antwortet er aus der Tiefe seiner Seele: nein! Zunächst muß gesagt werden, daß allein nur Außenstehende bei einem geistlich Blinden feststellen können, ob Stolz vorliegt. Fragen wir uns: „Weshalb kommen Gläubige oft ihr ganzes Leben nicht aus den damit verbundenen Problemen ihres Glaubenslebens heraus? Vom Grundsatz muß gesagt werden, daß es allein ihre eigene Schuld ist. Würden sich jene anhaltend vor dem Herrn demütigen, käme erstmals Vergebung in ihr Leben. Da sie belogenerweise nur ihre Unschuld sehen, ist ihnen beständige Beugung vor dem Herrn fremd. Aus diesem Grunde gibt der Feind auch nicht nach, sondern versucht die Herzen immer fester abzuriegeln. Eher sind alle Menschen auf der Erde schuld, als daß ein geistlich Blinder seine eigene Schuld erkennt. Jedwede Anerkennung eigener Schuld wird so stark abgewiesen, daß man von echten Hilfen nichts wissen möchte. Aus diesem Grunde wagt sich dann niemand mehr etwas zu sagen, weil das Ausschlagen der Hilfe schon von vornherein bekannt ist. Es bleibt menschlich verständlich: Wer will sich schon an Haarbökken verzehren? Jede noch so gut gemeinte Korrektur wird als Angriff oder Verurteilung betrachtet. Mit einer Uhrwerksgenauigkeit werden Ver-
gleiche mit anderen Gläubigen hervorgebracht. Gegen jene stehe man ja weit besser vor dem Herrn. Zum Schluß will man die Eigen-Rehabilitation, wobei jede ausgeschlagene Hilfe als Mißverständnis endet. Es war gesagt worden: Würden sich jene demütigen, wie der Herr es will, käme erstmals Vergebung in die Sache. Der Feind aber verhindert die Vergebung vor Gott durch die Lüge: sie hätten keine Schuld. Der Bösewicht müßte sofort verschwinden, wenn die Sünden vorbehaltlos ins Licht kämen. Der geistlich Blinde verhindert jedoch das alles, indem er der Lüge glaubt, er sei schuldlos. Dort, wo die Vergebung in solcher Sache fehlt, führt an vielen Punkten der Feind den Glaubenswandel. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß die vorgenannte Situation bei zahllosen Gläubigen mehr oder weniger zutrifft.
Durch anstehende Unreinheit wird dem „inneren Menschen“ jedwede geistliche Expansion genommen. Eine Folge davon ist, daß sich Betreffende in tiefes Selbstbedauern flüchten. Was aber kann getan werden, um geistlich Blinden wieder zum Licht zu verhelfen? Nach Offb. 3,17b war eine ganze Gemeinde blind. Sie sahen nicht, daß der Herr draußen stand. Darum wird ihr in Offb. 3,18 empfohlen: Augensalbe zu nehmen, damit sie wieder sehen können. Wir
wissen nicht, ob die Gemeinde Laodicäa dem Worte Gottes nachgekommen ist. Die Augensalbe ist nichts anderes als das, was auch heute in diesen Fällen fehlt: „Buße!“ Wer diese Buße nicht bringen will, der bleibt in der Züchtigung Gottes, wie es in Offb. 3,19a heißt: „Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe.“ Da der Herr Jesus die Erretteten so lieb hat, züchtigt ER mit beständigen Problemen jene, die nicht Buße tun wollen. Es soll doch wie in Textvers 23 erwähnt wird, erkannt werden, daß in der Gesinnung etwas „widerstreitet“. Das sind die Auseinandersetzungen, die der Herr nehmen will. Paulus sagt: „mich in Gefangenschaft bringt.“ Das aber sind Dinge, die wir ablegen können und sollen, weil darunter die Freiheit in Christo leidet. Alle, die sich da nicht ganz tief reinigen, lieben in diesem Punkt den Satan mehr als den Herrn Jesus. Die Augensalbe zu nehmen, nämlich Buße zu tun, wäre die Hilfe und der Ausweg aus dem beschriebenen Zustand. Wenn das nicht getan wird, bringt mich meine Gefangenschaft in dieser Sache auch noch unter das Gesetz der Sünde. Der fleischliche Christ bringt seine Lebensgebiete lieber unter das Gesetz der Sünde und des Todes, als die Dinge dem Herrn zu überstellen, um sie dem Gesetz des Geistes des Lebens zu übereignen. So verdreht können Kinder Gottes sein, wenn sie blind
sind und die Augensalbe des Herrn verweigern. Wundern wir uns dann, wenn der Friede mit Gott beständig gestört ist? Die Bereitschaft zu tiefster Reinigung ist aber auch eine Frage der Liebe zu Jesus, unserem Herrn. Lesen wir nicht in 2.Tim. 2,21: „Wenn nun jemand sich von diesem reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werke bereitet.“ In der Fußnote der Elberfelder heißt es: Eigentlich von diesem wegreinigt, sich reinigt, indem er sich von diesen absondert. Wer aber trotz Problemen meint, sich nicht reinigen zu brauchen, der liebt eben die Probleme mehr als den Herrn.
Solange man nicht nach Gottes Willen  gereinigt  worden   ist,
vollziehen sich alle Spannungen und Auseinandersetzungen in uns, zu unserem Schaden. Erst wenn die Blutskraft Jesu die giftigen Eiterherde beseitigt hat, tritt der Sieg des Herrn in unser Leben ein, weil die Vergebung unsere Schuld kraftlos gemacht hat. Hier im Fleische des Leibes haben wir viel Widerstand gegen die Reinigung. Der Herr aber sagt: Wer überwindet, dem werde ich geben (Offb. 3,21a). Deswegen steht in der endlosen Ewigkeit jeder so da, wie er es hier gewollt hat.

 

„Denn erretten wird er den Armen, der um Hilfe ruft, und den Elenden, der keinen Helfer hat“. Psalm 72,12

W. Bergmann
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