Die Brautwerber (Heft 4)

-ERBAULICHES-

Wenn wir uns heute mit den Brautwerbern beschäftigen, dann soll das lediglich dazu dienen, daß wir uns inniger mit dem Worte Gottes eins machen und verbinden. Auch liegt das Niveau der Worterkenntnis bei der heranwachsenden Generation in der Gemeinde Jesu (allgemein) sehr, sehr niedrig. Wie könnten ansonsten junge Gläubige aus nüchternen Denominationen zu mystischen Kreisen abdriften? Man muß nicht Mystiker werden, um brennend für den Herrn Jesus zu sein. Die gottgewollte Ubereinstimmung zwischen dem Herrn und uns kann nur das Wort Gottes sein. Wenn im Wandel der Kinder Gottes die Lehre der Heiligen Schrift nicht an erster Stelle steht, können auch die wandelbezogenen Dinge der Nachfolge nicht im Willen Gottes geschehen.

"Die Brautwerber" sind demzufolge ein wichtiger Anlaß für den Leser, sich mit dem Worte Gottes individuell zu beschäftigen. Es muß hier nicht betont werden, daß jeder Erforscher des Wortes dabei selbst gesegnet ist. Das, was Gott für unsere Tätigkeit darin segnet und anerkennt, ist die Treue, mit Ausdauer an der Sache zu bleiben. In die Lehre des Neuen Testamentes einzudringen ist mit viel Arbeit verbunden. Auffallend und wie ein roter Faden zieht sich die Brautwerbung durch das Alte und Neue Testament. Gott ist es, der die geeigneten Personen dafür bestimmt, doch nicht nach Willkür, sondern nach Treue der Verheißung. Damit belehren uns auch hier die Bilder des Alten Testaments. Um eine Braut zu finden, bedient sich Gott eines Hilfsmittels: der Brautwerber. Diese haben den großen Auftrag, die Braut zu suchen, welche der Herr als die richtige ausersehen hat. Dabei kann die Suche relativ kurz oder auch lang an Zeit sein. Allein nur ganz zuverlässige und treue Leute wird Gott für den verantwortlichen und hohen Auftrag auserwählen. Deshalb wollen wir drei dieser Brautwerber kennenlernen.

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Beachten wir dabei, in welch einem Gehorsamsverhalten jene zum Auftraggeber gefunden werden. Zugleich aber vernehmen wir etwas von der den Auftrag begleitenden Macht Gottes.

A. DER BRAUTWERBER ELIESER IN l.MOSE 24

Das, was uns im Textkapitel mitgeteilt wird, ist weit mehr als nur eine bewegte Geschichte. Abraham, der Vater des Glaubens, läßt für den Erbsohn Isaak durch den Elieser die Braut suchen. Wer wollte in der Geschichte nicht das Schattenbild auf den Erben aller Dinge Christus und die Leibesgemeinde erkennen? Abraham redet in Vers 2 den Elieser an, welcher als "Knecht" bezeichnet ist. Nach l.Mose 15,2 war dieser sogar der Erbknecht des Abraham. Nach Vers 3 läßt der Glaubensvater den Elieser auch noch schwören, daß der Erbknecht nie zulassen darf, daß:

1. der Sohn Isaak eine Tochter von den Kanaanitern zum Weibe nimmt.

2. der Sohn Isaak wieder nach Haran und Ur in Chaldäa zurückgebracht werden soll. Bei dieser Gelegenheit gebraucht Abraham sogar das Wort: "Hüte dich!" (Vers 6).

Zu 1.: Bereits hier an dieser Stelle finden wir einen deutlichen Hinweis Gottes gegen die Vermischung der Gesegneten mit den Verfluchten, von Licht und Finsternis (l.Mose 1,5). Diese Grundsätze galten schon während der Gesetzes- wie der Gnadenzeit.

Zu 2.: Bei einer Herausführung der Gesegneten darf der Weg "zurück" nicht wieder begangen werden. Auch

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dann, wenn Gott das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt hatte, durften sie nach dort nicht wieder zurückkehren (Ö.Mose 17,16). Sonst wäre der Weg Gottes herauszuführen "falsch" gewesen. Ebenso ist es in der Gnadenzeit – wie bei Demas, der den jetzigen Zeitlauf wieder liebgewonnen hatte (das ist die Welt, geistlich Ägypten), 2.Tim. 4,10. Damit verurteilt Demas den Retterweg des Herrn Jesus in seinem Leben, Vers 7.

Was aber die Verse 8 und 9 betrifft, so werden uns hochwichtige Aussagen als Schattenbilder vorgestellt. Zwar folgt der angekündigte Eid durch den Erbknecht Elieser; sollte aber das Weib nicht folgen und mitgehen, ist Elieser des Eides ledig. Diesen Eid in ähnlicher Form finden wir in Hebr. 7,28 auf den Christus bezogen wieder, wo es heißt: "Das Wort des Eidschwurs aber, der nach dem Gesetz gekommen ist, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit." Gewiß geht es hier primär um den Christus als "den Sohn". Doch steht die Vollendung des Sohnes in der Ewigkeit mit der "Sohnschaft" in Verbindung, wie wir das in Eph. 1,5 lesen, wo es heißt: "Und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum."

Bei dieser Sohnschaft handelt es sich zweifellos um das Haupt und Seine Glieder des Leibes des Christus. Diese Seine Glieder sind die Braut und das Weib des Herrn Jesus. Sobald der Sohn in der Ewigkeit vollendet ist, ist auch der Eidschwur erfüllt. Dann steht der "geistliche, vollkommene Christus" vor dem himmlischen Vater, dessen Sohn auch "wir" sind! Zugleich werden wir auch der Christus sein, Er das Haupt und wir die Glieder. Der Eidschwur aber steht dafür: "Einen Sohn vollendet in Ewigkeit."

Zurückkommend auf das Textkapitel l.Mose 24, fahren wir mit Vers 10 weiter. In die Hand des Erbknechtes

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hat der Vater des Glaubens die Suche für die Braut seines Sohnes Isaak gelegt. Ob er sie finden wird und ob die Braut, für ein fernes Land bestimmt, mitgehen wird? Zuerst nimmt der Erbknecht "zehn Kamele". Wir wissen doch, daß die "Zehn" die Zahl der menschlichen Verantwortungbedeutet. Es waren nicht die eigenen Kamele des Knechtes, sondern, wie es geschrieben steht, "von den Kamelen seines Herrn"! Weshalb nimmt der Knecht so viele Lastträger – Kamele – mit? Weil er allerlei Gut seines Herrn Abraham bei sich hatte. Der Vater (Abraham) gibt also bereits Geschenke im Vertrauen mit, daß die Braut gefunden und sofort "reich gemacht" werden soll, weil sie dann zur Verwandtschaft und Familie des Abraham dazugehört. An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, daß die Begebenheit in l.Mose 24 nicht allgemein, sondern nur im Blick auf die Brautwerbung ausgelegt wird. Auch ist es sehr auferbauend, die hier beschriebenen Geschehnisse in der Schau zum Neuen Testament zu sehen und zu vergleichen.

Der Knecht hat einen weiten Weg und einen großen Auftrag, um nach Mesopotamien zur Stadt Nahors zu gelangen. Sehen wir doch in dem Erbknecht Elieser ein schwaches Abbild vom Heiligen Geist in der Gnadenzeit. Nicht umsonst wird darum der Heilige Geist durch Schriftausleger auch "Knecht" genannt. Es ist uns bekannt, daß der Vater im Himmel den Geist der Wahrheit gesandt hat (Joh. 15,26). Von so weit her mußte der Heilige Geist zu uns kommen, und noch viel größer ist Sein Auftrag als der des Elieser, Vers 10. Ebenso wie jene zur "Abendzeit" in der Stadt Nahors ankamen, ist zur "Abendzeit" der Menschheitsgeschichte der Heilige Geist ausgegossen worden. Der Kamele wegen wurde vor der Stadt am Wasserbrunnen haltgemacht. Auch wir bedürfen nach den Strapazen unserer Lebensumstände und Nöte, Stille Zeit zu machen. Da sind wir nur recht, wenn das Wasser des Wortes uns für die Pilgerreise die notwendige Kraft ver-

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leiht. Unsere Abendzeit sind die währenden Tage göttlicher Gnade (wo die Schöpferinnen herauskommen), wo wir uns zur Bibelstunde zusammenfinden, um uns an Seinem Worte zu laben. Lauheit und Müdigkeit sind keine Entschuldigung dafür, die Stunden zu versäumen, Vers 11.

Nach Vers 12 geht Elieser ins Gebet, ist es doch die Stille Zeit, wo Wort und Gebet der Pflege bedürfen. Das, was uns dabei wichtig wird, ist, daß "Gott Güte an seinem Herrn Abraham erweisen möchte". Jetzt erinnern wir uns noch einmal, wie doch der Elieser der Erbknecht Abrahams war und das Erbe des Glaubensvaters ihm beinahe zugefallen war (l.Mose 15,2). Durch übernatürliche Geburt des Sohnes Isaak erhält Abraham noch einen Sohn seines Erbes und Alters. (Es ist ein Bild des Erbsohnes Jesus Christus, welcher ebenso auf übernatürliche Weise geboren wurde.) Rein menschlich bemüht sich aber der Elieser bei der Suche nach dem Weib des Erben und Sohnes Isaak in vorbildlicher und verantwortungsbewußter Art. Durch die Sohnesgeburt erhält der Erbknecht das Erbe nicht. Kein Neid, keine Verärgerung ist in seinem Verhalten zu finden, was unsere Herzen noch heute froh stimmt. Kein Wunder ist es, denn er ist das Schattenbild auf den Heiligen Geist. Auch der Heilige Geist hat keinerlei Neid zur Erhebung des Sohnes und Erben aller Dinge: des Christus. Und weiterhin betet Elieser in Vers 13-14 um die Hilfe und Erkennbarkeit des Mädchens, welches Gott für "deinen Knecht" Isaak bestimmt hat. Die Aufrichtigkeit und den Glauben des Elieser lohnt der Herr im Himmel mit der Erhörung aller seiner im Gebet aufgezählten Einzelheiten. Es ist erstaunlich, wie die erflehten Gegenstände im Gebet "wörtlich" eintrafen.

Auch hier sehen wir, wie der Glaube des Abraham sich auf die Umwelt seiner Mitmenschen übertrug. Der Mann Abraham ist für viele zum Glaubenssegen geworden.

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Noch war Elieser im Gebet zu seinem Gott, da kommt Rivka (welches Rebekka heißt) mit einem Krug auf ihrer Schulter, Vers 15. Rebekka gehörte zur Verwandtschaft, so wie Abraham in Vers 4 geredet hatte. Hier haben wir den Hinweis für heute, daß auch wir nur in der Verwandtschaft heiraten dürfen, in der Familie der Kinder Gottes, in die Blutsbande Jesu Christi. Aber noch weiß Elieser nicht, daß dieses Mädchen die von Gott bestimmte Lebensgefährtin für Isaak ist. Mit den Augen des Erbknechtes wird uns in Vers 16 Rebekka beschrieben: ein schönes Mädchen von Ansehen, die Schrift fügt hinzu: eine Jungfrau. So stieg sie zur Quelle hinab, füllte ihren Krug mit Wasser und kam wieder herauf.

Gerade hatte der Erbknecht sein Gebet (Vers 13-14) beendet, da läuft er dem Mädchen entgegen, Vers 17, und erlebt wörtlich den Inhalt seiner Bitte zu Gott. Er sprach: "Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge schlürfen." Werden wir hier nicht an eine andere Stelle der Bibel erinnert, wo es heißt: "Gib mir zu trinken" (Joh. 4,7)? Da war es der Herr, welcher die Bitte gegenüber dem Weibe am Jakobsbrunnen äußerte. Dennoch lag in den Bitten der beiden ein sehr großer Unterschied. Der Erbknecht wollte von Rebekka etwas haben; der Herr Jesus wollte dem Weibe etwas geben. Elieser wollte das Mädchen Rebekka für den Isaak haben. Aber der Herr gedachte des samaritischen Weibes (Joh. 4,10b): "Er hätte dir lebendiges Wasser gegeben." Gottgewolltes "Haben und Geben" findet am Brunnquell lebendigen Wassers statt. Doch denken wir daran (Apg. 20,35): "Geben ist seliger als Nehmen." Die Antwort Rebekkas auf die Bitte des Fremden war: "Trinke, mein Herr." Wie wohl tut es auch unseren Herzen, wenn wir lesen: "Und eilends ließ sie ihren Krug auf ihre Hand hernieder." Geschwister, das ist Bereitschaft der Herzen, für unseren Gott zu leben. Das ist wahrer Gottesdienst auch heute. Nur von Gott zubereitete Herzen sind in der Lage, auch anderen

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zu geben! Der Endzeitgeist unserer letzten Tage hat auch bei den Erretteten gottwidrige Zustände zurückgelassen. Lesen wir in 2.Tim. 3,2-4 von den achtzehn bösen Eigenschaften, so wird hier keineswegs nur von den Gottlosen, sondern auch von Erretteten geredet. Die Schrift spricht hier von "Menschen". Solange die Erlösten auch Menschen sind, gilt dieses Wort auch für uns. Niemand soll sagen, daß die achtzehn bösen Eigenschaften bei Erretteten nicht vorkämen. Vielmehr durchleben wir heute die letzten schweren Zeiten, wo dieses Sündenverhalten nicht allein vorkommt, sondern wo diese Sünden überhandnehmen. Die Heilige Schrift kann nicht ergänzt werden. Hätte jedoch ich den Brief an Timotheus geschrieben, wäre bei der Aufzählung noch "dummfrech" vorgekommen. Auch die der Aufzählung nachfolgenden Verse ste-T, hen nicht solchen mit einer Wiedergeburt im Wege.

Wir sehen aber, wie der Wandel der Rebekka gerade entgegengesetzt von den achtzehn Punkten verlief. Die Verse 18-20 bestätigen im Textkapitel, daß sowohl das Gebet des Erbknechtes als auch das Mädchen mit der großen Hilfsbereitschaft den Willen Gottes erkennen lassen. Nach Vers 21 sieht Elieser "staunend" zu, wie der Herr sein Gebet erhört hat. Wie liegen da bei uns die Verhältnisse? Haben wir Gebetserhörungen oder führen wir das Gebetsleben als eine Pflichtkür durch? Wohl dem ) Kinde Gottes, welches hier schon geöffnete Augen besitzt, um die Wege des Herrn mit uns zu sehen und darüber zu staunen, wie Gott mit uns gegangen ist. Unser aller Leben ist eine Reise durch diese Wüstenei der Erde. Dabei geht es sicherlich nicht nur wie damals um "Glück", sondern um die Erlangung der "Glückseligkeit" heute.

Als auch die Kamele genug getrunken hatten, Vers 22, gab Elieser der Rebekka einen goldenen Ring von einem halben Sekel und zwei Armspangen von zehn Sekel Gold an Gewicht. Was wir dabei erkennen und lernen wollen –

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obgleich noch nicht über das zukünftige Leben der Rebekka gesprochen und dennoch dieser Reichtum empfangen wurde – ist das, was wir "vorlaufende Gnade" nennen. Es sind Segnungen Gottes, die uns widerfahren, wovon die Bibel in Römer 8,29 sagt: "Welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt." (So auch Apg. 4,28; l.Kor. 2,7; Eph. 1,5; Rom. 11,2 und l.Petr. 1,20.) Es ist aber nicht daran gedacht, an dieser Stelle näher auf die Zuvorbestimmung Gottes einzugehen.

Jedenfalls fragt Elieser nach dem Namen der Verwandtschaft, Vers 23. Auch erkundigt er sich nach Raum zur Herberge. Nun nennt sie die bekannten Namen wie Bet-huel, Milka und Nahor, Vers 24, welche ihm durch Abraham bekannt waren. Dort, wo man an den lebendigen Gott glaubt, ist kein Mangel, sondern die Menge und Fülle, Vers 25. Im Alten Testament waren es insbesondere die materiellen, und heute, in der Gnadenzeit, sind es die geistlichen Segnungen, die Gott in Seinem Uberfluß gibt.

Als nach Vers 26 und Vers 27 der Erbknecht die mündliche Bestätigung durch die Willensführung Gottes hört, da verneigt er sich vor Gott und wirft sich vor Ihm nieder. Dann folgt ein herrlicher Lobpreis vor dem Herrn und Gott seines irdischen Herrn Abraham: Gott habe nicht abgelassen, in Güte und Wahrheit gegen Abraham zu handeln. Elieser erkennt die Leitung Gottes auf dem Weg zum Hause der Brüder Abrahams, seines Herrn. Es war also der heilige Wille Gottes, daß die Segnungen an den Glaubensvater innerhalb der Familie blieben. Darum Vers 4: "Zu meiner Verwandtschaft sollst du gehen und ein Weib nehmen meinem Sohne."

Das ist die Geschichte Jesu Christi, der in das Seinige kam (Joh. 1,11). Bevor aber die Jünger (die Seinigen) als Brüder angeredet werden konnten, mußten die notwen-

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digen Blutsbande zustande kommen. Dieses geschah neutestamentlich durch das Blut des Kreuzes. Erst danach, also nach der Auferstehung, vermochte der Herr die Jünger als "meine Brüder" anzusprechen (Joh. 20,17). Durch dieses Sein Blut gehören auch wir zur Familie Gottes.

Nach Vers 28 lief Rebekka nach Hause und berichtete alles ihrer Mutter. Hier haben wir das Bild der Guten Botschaft. Wie schade wäre es gewesen, wenn Rebekka das anvertraute Gut für sich behalten hätte, wie jener Knecht in Luk. 19,20-24. Um Schäden abzuhalten und den Auftrag unseres Herrn auszuüben, sollten auch wir "laufen", um die Gute Botschaft weiterzugeben. Die Frucht der Zeugnishaftigkeit von Rebekka sehen wir dann in Vers 29. Dort läuft bereits der Bruder Laban zur Quelle am Rande der Stadt. Das, was Laban zu dem Lauf veranlaßt, Vers 29-30, sind die nachgenannten Beweise:

1. Rebekkas Zeugnis persönlicher Art, Vers 28

2. der Ring und die Spangen aus Gold am Arm der Rebekka, Vers 22

3. das Gebetsleben des Elieser mit dem Gebetsinhalt in Vers 27

DIE AUFNAHME DES BRAUTWERBERS

Bei der Begegnung an der Quelle, Vers 31, ruft Laban dem Erbknecht des Vaters Abraham zu: "Komm herein, Gesegneter Jehovas! warum stehst du draußen? denn ich habe das Haus aufgeräumt, und Raum ist für die Kamele." Geschwister, das sind Worte, die der Mensch nie aus sich hervorbringen kann. Das, was wir hier vorgeschattet finden, ist die Bereitschaft unserer Herzen, den Herrn der

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Herrlichkeit einzulassen. Darum wollen wir die Worte Labans der Reihe nach besehen. Zuvor ist daran erinnert, daß wir im Brautwerber Elieser neutestamentlich den Heiligen Geist sehen. Doch ist es notwendig zu erfassen, daß jeder, der heute errettet werden will, zu Ihm kommen muß. Rebekka und Laban kommen und laufen zum Erbknecht, was dem Alten Testament entspricht. Gewiß ist der Elieser von weither gekommen. Dies entspricht bei uns dem Sohn Gottes, im Fleische geoffenbart, und dem Heiligen Geist, beide vom Vater gesandt. Von uns aus hat der Wille zur Begegnung mit Gott vorhanden zu sein. Ja, wir sollen die Errettung von ganzem Herzen wollen. Darum die Innigkeit der Anrede Labans: "Komm herein."

Der Aufruf steht außerhalb der Erwartung, daß der Erbknecht etwa nicht kommen würde. Denn in Vers 23 war der Wille Eliesers bekanntgemacht worden: "Ist im Hause … Raum für uns zu herbergen?" So ist es doch der Wille Gottes heute, wie Petrus es im 2. Brief, Kapitel 3,9 sagt: "Da er nicht will, daß irgend welche verlorengehen, sondern alle zur Buße kommen." Komm herein – welch eine Einladung!

Dann folgt der Titel: "Gesegneter Jehovas!" Und wahrhaftig sind die Brautwerber im Auftrage Gottes "Gesegnete Jehovas". Gleich so, wie Elieser aufgenommen wurde, der vom Vater Abraham gesandt war, nahm man auch den Glaubensvater auf. Wer heute die Gesandten des himmlischen Gottes aufnimmt, nimmt auch den Vater im Himmel auf. Dann ist gesagt: "Warum stehst du draußen?" Gott gehört in die Herzen der Menschen, und da will Er allein regieren. Wie bitter aber ist es, wenn der Herr draußen steht, wie bei Laodicäa. Weil sie sich reich gemacht hatten aus anderen Quellen, bedurften sie nichts mehr, selbst was Gott darreichte (Offb. 3,17). Bei diesen steht der Herr draußen (Offb. 3,20), aber noch klopft Er an, um Einlaß zu finden. Wie furchtbar ist das! Und La-

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ban sagt weiter: "Denn ich habe das Haus aufgeräumt." Wie lieblich und bereit sind die Worte Labans hier. Für das Kommen des Brautwerbers war das Haus, sein Haus, aufgeräumt. Um ein Haus aufzuräumen, bedarf dies unseres eigenen Wollens und der notwendigen persönlichen Bereitschaft. Unser Haus haben wir "selbst" aufzuräumen, wie das auch geistlich zu verstehen ist. Laban sagt in Vers 31: "Denn ich habe das Haus aufgeräumt." Noch kannte Laban nicht den speziellen Grund des Besuches Eliesers. Hier hinein spielt auch das Wort "Gastfreundschaft". Wir haben es in der Hand, das Haus für unseren Herrn, aber auch für den Bösen aufzuräumen und zu schmücken. Wir lesen das in Matth. 12,44b: "Und wenn er kommt, findet er es leer (von göttlichen Dingen), gekehrt und geschmückt (für das Böse)." Dann folgt der Vorgang der Mitteilung in Matth. 12,45. Zum Schluß sagt Laban: "Und Raum ist für die Kamele."

An dieser Stelle wollen wir die Bedeutung der Kamele kennenlernen, wenngleich erst am Ende des Kapitels das größere Verständnis dafür vorliegt. Abraham, der Vater des Glaubens, ist der Initiator dieser Brautwerbe-Exkur-sion. Eigens dafür muß der Brautwerber in Bewegung gesetzt werden. Mit ihm kommen auch noch andere Männer zur Begleitung, Vers 32. Dann soll auch die Braut mitgenommen werden. Des weiteren tragen die Kamele auch die Verpflegung und die Geschenke und Wertsachen. Alles das soll nach Gottes Willen geschehen. Um dies zu bewirken, werden die Kamele benötigt, die letztlich jene Rebekka in das Land der Verheißung bringen sollen. Ohne die Kamele wäre das wohl so nicht möglich gewesen, was hier geschah. Das aber, was uns von der menschlichen Seite an das Ziel bringt, ist "UNSER GLAUBE". Also bedeuten die Kamele hier den Glauben. Wenn also der Laban sagt: "Raum ist für die Kamele", so bedeutet dies: "Raum ist bei uns für den Glauben!" Im Hause Labans war so viel Glauben, daß wir in Vers 61

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davon lesen, wie Rebekka mit ihren Mägden die Kamele bestieg, um dem Erbknecht und Brautwerber zu folgen.

Unmittelbar nach der Einladung "Komm herein!" sehen wir in Vers 32, wie er in das Haus kommt. Sofort beginnt der Ausdruck der Gemeinschaft. Die Kamele werden an den richtigen Platz gebracht und versorgt. Die Füße Elie-sers und der Männer, die mitkamen, werden gewaschen. Geschwister, sobald der Heilige Geist eingezogen ist, kommt das Licht Gottes, und wir erkennen, was alles zu ordnen ist – das ist hier das Waschen.

Erst wenn das geschehen konnte, folgt der Vers 33 mit dem Bild tiefster Gemeinschaft, dem "Essen". Wie wir wissen, durften in der Gesetzeszeit die Juden nicht mit den Nationen an einem Tische essen. Die Gemeinschaft mit den Unreinen war Sündenschuld für sie vor Gott, denn die Gottgehörigkeit Israels wäre sehr tief verletzt worden. Selbst Petrus nimmt Bezug in Apg. 10,28 und sagt, daß es unerlaubt für einen jüdischen Mann ist, sich einem Fremdling (das ist: jemand aus einem anderen Volk, aus den Nationen) anzuschließen. Noch schlimmer war es, mit ihm zu essen. Und noch ärger ist es in der Zeit der Gnade, wenn Verlorene das Mahl des Herrn essen und unwahr vorgeben, in der Gemeinschaft des Blutes des Christus und in der Gemeinschaft des Leibes des Christus zu sein (l.Kor. 10,16). Der Brautwerber will aber nicht eher die Gemeinschaft des Hauses genießen, bis jeder seinen Auftrag kennt und er seine Worte geredet hat. Die Worte des Erbknechtes sind die Worte des Glaubensvaters Abraham. Ebenso wird auch der Heilige Geist nicht aus sich selbst reden, wie dies in Joh. 16,13b steht, wo es heißt: "Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was irgend er hören wird." Das Gehörte ist das des Vaters und des Sohnes. Wie so genau sind doch die Schattenbilder auf die Enderfüllung im Heiligen Geist ausgerichtet.

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DIE REDE DES BRAUTWERBERS

Es ist erstaunlich, wie sich seine Botschaft um den Vater (Abraham) und den Sohn (Isaak) dreht. Zwar beginnen seine Worte mit "ICH BIN" – ein deutlicher Hinweis auf den Heiligen Geist, die dritte Person der Gottheit-Fülle, dessen Schattenbild Elieser hier ist. Aber seine Unterordnung folgt dem "Ich bin Abrahams Knecht". Über sich selbst hat er nichts zu reden, sonst wäre der Auftrag nicht im Gehorsam ausgeführt. Zugleich vernehmen wir auch etwas von dem Glaubensgehorsam des Abraham, wie sich seine geistliche Substanz auch auf seine Mitmenschen auswirkte. Wie war es nur möglich, daß der Elieser so geistlich wandelte, ohne den Heiligen Geist zu besitzen? Welch ein großer Gott ist unser Herr im Himmel. Elieser sagt: "Jehova hat meinen Herrn sehr gesegnet."

Es muß eine große Freude für den Erbknecht gewesen sein, von seinem Herrn Abraham als einem sehr Gesegneten zu sprechen. Besehen wir heute die Gläubigen, so fällt auf, daß sie nur noch Negatives über andere Kinder Gottes zu reden haben. Dabei kommen sie sich in ihrer Sünde vor anderen noch wichtig vor. Und solches ist Abfallzeit. Wer über die Erretteten nur Negatives zu berichten weiß, hat auch über unseren Herrn nichts Positives zu sagen! Dann berichtet im Hause Bethuels und Labans der Erbknecht über den Segen seines Herrn Abraham: Kleinvieh, Rinder, Silber, Gold, Knechte, Mägde, Kamele und Esel. Alles das hat ihn im Segen Jehovas "groß" werden lassen, Vers 35. Dann berichtet er, wie Sara, als sie schon alt geworden war, einen Sohn geboren hatte. Er sagt wörtlich: "Sara … hat meinem Herrn einen Sohn geboren", Vers 36. Wie stark ist Isaak in seiner übernatürlichen Geburt (Eltern im hohen Alter) ein Bild auf den Sohn, von dem es in Ps. 2,7b heißt: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt." Denn auch die Fleischgeburt des Gottessohnes war übernatürlich. Dann

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sagt der Erbknecht: "Und er (Abraham) hat ihm (Isaak) alles gegeben, was er hat." Auch hier werden wir an das Wort im Neuen Testament erinnert, wo es in Joh. 3,35 über den Christus heißt: "Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben." Jetzt erzählt Elieser den ganzen Vorgang von Anbeginn, wie wir denselben bereits behandelt haben, von Vers 37-38. Da sagt Elieser: "Mein Herr hat mich schwören lassen." Es ging dabei um die Herkunft des Weibes Isaaks, in Vers 3 mitgeteilt. Was aber geschieht, wenn das Weib mir vielleicht nicht nachfolgen will, Vers 39-41? Da sprach sein Herr Abraham: "Jehova … wird seinen Engel mit dir senden."

Es ist beachtlich, wie der Erbknecht von Abraham immer wieder als von "seinem Herrn" redet. Der Glaubensvater muß eine sehr starke Persönlichkeit gewesen sein. Alle Leute – und das waren nicht wenige, die zum landwirtschaftlichen Betrieb Abrahams zählten – standen unter Glauben und Gehorsam. Nicht umsonst teilt uns der Heilige Geist im Neuen Testament durch den Apostel in l.Petr. 3,6 mit: "Wie Sara dem Abraham gehorchte und ihn Herr nannte." Zwar leben wir heute nicht mehr im Alten Testament, doch legt auch das Neue Testament genaue Verhaltensweisen für die Gläubigen untereinander fest, die in heutiger Zeit der letzten Tage vor der Ankunft des Herrn kaum noch beachtet werden. Der Endzeitgeist des Antichristus hat eben auch die Erretteten miterfaßt. Wenn aber der Abraham davon geredet hat, daß Jehova für diese Reise "seinen Engel" mit dem Elieser senden wird, kam die Rede aus der Tiefe seines Glaubens. Wir wollen uns hier merken: Wenn die Schrift von "seinen Engel" redet, ist der Engel Jehovas – der Christus – gemeint. Die gesamte Heilsgeschichte des Alten und Neuen Testaments lag und liegt in der Hand des Christus. Wenn die Schrift aber von "einen Engel" redet, so kann dies auch ein ganz anderer Engel sein. Die Aussage entspricht dem Vers 7. Sobald der Erbknecht jedoch zu seinem Ge-

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schlecht kommt, ist er des Eides ledig, wie wir das auch in Vers 8 lesen. Der Auftrag des Brautwerbers endet praktisch dort, wo das Geschlecht des Vaters Abraham ist und Elieser die Botschaft des Glaubensvaters überbracht hat.

DER BRAUTWERBER AN DER WASSERQUELLE

Die Geschichte Rebekkas erscheint wohl den meisten Gläubigen herzerquickend. Wir alle können dabei so viel lernen, weil die Unterweisungen so reichhaltig sind. Jetzt erzählt der Erbknecht den Vorgang am Ziele, vor der Stadt, an der Quelle. Er sagt in Vers 42: "So kam ich heute zu der Quelle." Bevor wir fortfahren, soll erst noch die Quelle kurz behandelt sein. Elieser, der Brautwerber, hatte einen langen, weiten Weg mit seinen Männern und Kamelen hinter sich. Endlich kamen sie erschöpft am Ziele an. Bevor sie in die Stadt eintraten, um sich nach dem Hause Bethuels zu erkundigen, hielten sie an der Quelle vor dem Eingang des Ortes. Sie wollten Wasser, sowohl für ihre eigene Erfrischung als auch für die Kamele. Und weil sie keine Schöpfgefäße hatten, warteten sie bis zur Abendzeit, da nach der Üblichkeit die Schöpferinnen herauskommen, Vers 11. An der Quelle erwartet man Wasser – kühles, klares, reines Wasser, wovon die Bibel an vielen Stellen als vom "lebendigen Wasser" redet. Wir lesen davon in l.Mose 26,19, wo es heißt: "Die Knechte … fanden daselbst einen Brunnen lebendigen Wassers." (Siehe auch in 3.Mose 14,5.50; 3.Mose 14,6.51; 3.Mose 15,13; 4.Mose 19,17; Hohelied 4,15; Jer. 2,13; Sach. 14,8; Joh. 4,10.11; Joh. 7,38)

Wir kommen zur Frage: Was ist "lebendiges Wasser"? Es ist reines "Quellwasser" – nicht Wasser aus der Zisterne und nicht Wasser aus einer Quelle aus dem Zufluß von

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Tageswasser (d.h. in der direkten Abhängigkeit vom Regenwasser). Die nächste Bedeutung liegt auf dem geistlichen Gebiet. Danach ist Wasser auch ein Bild des Wortes Gottes (Eph.5,26). So wie das Wasser, ist auch das Wort Gottes lebendig (l.Petr.1,23). Wie der Erbknecht Elieser seinen Leib am Brunnen mit dem lebendigen Wasser "erquickte", so redet David, der Mann Gottes, in Psalm 23 von beiden Seiten. In dem Psalm 23,2 spricht er von "stillen Wassern", wohin der Herr ihn führt. Es sind die leiblichen Segnungen Israels im Alten Testament. Aber im nächsten Vers erfährt er die Freundlichkeit der "Erquik-kung seiner Seele" durch das "lebendige Wort". Schließlich wird neutestamentlich von dem ermüdeten Pilger unterwegs nach der oberen Heimat in Offb. 21,6 gesprochen, wo es heißt: "Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst."

Genau an dieser Stelle sehen wir Elieser, der sich leiblich mit dem Wasser des Brunnens und geistlich in Verbindung mit dem Wort des Lebens "erquickt". Denn da sehen wir ihn im Textvers 42 im Gebet mit Gott. Er sprach: "Jehova, Gott meines Herrn Abraham, wenn du doch Glück geben wolltest zu meinem Wege, auf dem ich gehe!" Für den Brautwerber war nicht die Bewahrung Gottes auf der langen und sicher gefahrvollen Reise das wichtige. Sein erwähntes "Glück" verbindet er mit der zu findenden Jungfrau. Welch eine Pflichterfüllung des Erbknechtes gegenüber seinem Herrn Abraham!

Dann sagt er in Vers 43: "Siehe, ich stehe bei der Wasserquelle." Nicht allein der des Elieser, sondern auch unser Platz soll dort sein, wo die Quelle des Lebens, Christus, ist. Nur zu oft halten sich jene mit tiefen Lebensproblemen nicht bei der Quelle auf. Dann schreien sie vor Durst und leiden – auch dann, wenn der Herr gesagt hat: "Wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit"

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(Joh. 4,14a). Unsere Bitten haben dort zu erfolgen, wo unser Herr selbst ist. Bitten wir außerhalb Seiner Gemeinschaft, befinden wir uns auch nicht in der Verheißung. Wie wird sich der Gott im Himmel freuen, wenn unser Zeugnis wahr ist und wir sagen können: "Siehe (Herr Jesus), ich stehe bei der Wasserquelle; möge es nun geschehen." Elieser betete nicht in eigener Sache. Vielmehr war er sich bewußt, daß er im Auftrage seines Herrn hier stand. Deswegen sollten auch unsere Wege wie die unseres Herrn sein, wie wir uns auch bewußt werden müssen, Ausgesandte des Herrn zu sein. Und weiter spricht Elieser sein Gebet zu Gott, daß eine Jungfrau kommen möchte, zu der er sagt: "Gib mir doch ein wenig Wasser aus deinem Krug zu trinken!" Welche dann sagt: "Trinke, und auch für deine Kamele will ich schöpfen" (Vers 44) "daß sie das Weib sei, welches Jehova für den Sohn meines Herrn bestimmt hat." Elieser aber hatte in seinem Herzen noch nicht ausgeredet, Vers 45, da kam Rebekka. Von Vers 45 bis Vers 48 erfolgte alles, wie wir das in den Versen 43 bis 44 behandelten.

DER BRAUTWERBER GIBT FREIHEIT IM HAUSE BETHUELS

Nachdem der Erbknecht in erstaunlicher Klarheit seinen Auftrag von Abraham vorgetragen hat, stellt er in Vers 49 die Frage über Rebekka an das Haus Bethuels. Er sagt: "Wenn ihr Güte und Treue an meinem Herrn erweisen wollt, so tut es mir kund." Wie stark Elieser von Abraham geprägt war, sehen wir aus seinen Worten: "Wenn nicht, wende ich mich zur Rechten oder zur Linken", (vgl. l.Mose 13,9). In feiner Art weist der Erbknecht im Verhalten auf den Heiligen Geist hin, indem er die Freiheit der Entscheidung dem Hause Bethuels überläßt. Neutestamentlich lesen wir in 2.Kor. 3,17, wie es dort heißt: "Wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit."

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Auch heute noch zwingt sich der Heilige Geist niemandem auf – wie auch die gesamte Jesusnachfolge sich auf dem Boden der Freiwilligkeit vollzieht. Nur der. Satan zwingt die Menschenkinder. Wenn nun in Vers 50 im Hause Bethuels der Sohn Laban zuerst genannt ist, bedeutet dies, daß dieser bereits als Erbfolger die Verantwortung angetreten hatte. Beide Männer (Vater und Sohn) sagen: 'Von Jehova ist die Sache ausgegangen." Hier sehen wir, warum Gott wollte, daß die Frau des Isaak nicht anderswo gesucht werden durfte. Denn auch die Verwandtschaft wandelte in den Wegen Jehovas.

Wenn die beiden Männer weder Gutes noch Böses sagen können, so unterstellen sie sich doch sofort dem Willen Gottes. Obgleich "weder Gutes noch Böses" geredet wurde, sagen sie in Vers 51 sofort: "Siehe, Rebekka ist vor dir; nimm sie und ziehe hin; und sie sei das Weib des Sohnes deines Herrn." Wie so auffällig reden und zeigen die letzten Worte auf uns. Denn auch wir, das Weib des Christus (die Gemeinde), sind durch den großen Brautwerber (den Heiligen Geist) geworben worden. Hierdurch wurden wir das Weib (und der Leib) des Sohnes Gottes, unseres Herrn.

Wie bei Rebekka, so hat Jehova – Gott – auch bei uns geredet. Nach Vers 52 beugt sich Elieser zur Erde nieder, als er die Worte hört. Denn jetzt hatte Gott in wunderbarer Weise geantwortet und bestätigt. Die Braut des Isaak ist gefunden, und das Gebet des Erbknechtes ist im Himmel erhört worden, und sein Herr Abraham wird sich sehr freuen. Nachdem die Braut gefunden ist, zieht der Knecht hervor "silbernes und goldenes Geschmeide … und gab sie der Rebekka; und Kostbarkeiten gab er ihrem Bruder und ihrer Mutter", Vers 53. Das, was wir daraus ersehen wollen, ist folgendes: Im Orient war es damals üblich, daß dem Vater einer zu freienden Tochter beachtliche Geschenke an Rindern, Kamelen und Schafen zu

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bringen waren. Das waren jedoch weltliche Gewohnheiten. Hier bei Rebekka aber ist es umgekehrt. Die Braut wird riesig beschenkt, weil sie ein Abbild auf die Leibesgemeinde des Herrn ist. Sehen wir doch, wie Abraham und seine Verwandtschaft in den Spuren göttlicher Wege wandelte. Aber auch ihr Bruder Laban und die Mutter erhalten Kostbarkeiten. Dies will uns doch sagen, daß dann, wenn jemand zum lebendigen Glauben an den Christus kommt, die Rettungsgnade und Gebetssegnungen sich an den Angehörigen vergrößern.

In dem Geschmeide von Silber und Gold erkennen wir neutestamentlich die Geistesgaben und Segnungen, die uns durch den Heiligen Geist gegeben werden. So, wie die Rebekka nichts dazugetan hat, um den Reichtum im Besitz zu rechtfertigen, haben auch wir gar keinen Verdienst an den geistlichen Gütern, die uns durch Gnade geworden sind und durch Glauben gerechtfertigt wurden. Dadurch, daß wir zur Braut des Christus gehören, sind wir von Gott her durch den Heiligen Geist in den Reichtum gebracht worden.

Zugleich sehen wir in Vers 53, daß wir zuerst den Schatz in irdenen Gefäßen empfangen müssen, um die in Vers 54 geschilderte innige Gemeinschaft durch "Essen und Trinken" zu genießen. Wie stark der Ausdruck der Gemeinschaft dem Herrn Jesus in "Essen und Trinken" ist, beweist Seine innigste Herzensbitte an die Seinen in l.Kor. 11,24b: "Dies tut zu meinem Gedächtnis." Dieses Erinnerungsmahl Seines Todes hat der Herr nur denen gestiftet, die Ihm gehören. Wollte etwa der Herr nach Seinem Todesleiden, daß von solchen daran gedacht wird, die Ihm gar nicht gehören? Jene können doch gar nicht Seines Todes gedenken, weil sie auch nicht mit Ihm gestorben sind. Kann es eine intensivere Gemeinschaft geben als "Dies ist mein Leib … und mein Blut", was wir gleich in uns hineinessen und hineintrinken?

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Danach übernachteten Elieser und die Männer, die bei ihm waren. Am anderen Morgen standen sie auf, und der Erbknecht sprach: "Entlasset mich zu meinem Herrn!" Nachdem Gott wirklich Gnade (Glück) zur Reise gegeben hatte und die Braut für den Erbsohn gefunden war, wollte der Erbknecht nicht mehr bleiben. So schnell als möglich sollte er seinem Herrn Abraham berichten, wie groß der Gott seines Herrn ist und wie klar die Führungen Jehovas auch im Leben des Brautwerbers Elieser waren. Sowie also die Braut nach Gottes Willen gefunden ist, will der Brautwerber nicht mehr verziehen, die Braut sofort bei seinem Herrn abzuliefern.

Geschwister, genauso wie bei Elieser wird es auch bei uns in der Zeit der Gnade sein. Sobald das letzte Glied an Seinem Leibe gefunden ist, wird der Heilige Geist keinen Tag verziehen, um die Braut bei dem Herrn abzuliefern. Diese Ablieferung Seiner Braut durch den Heiligen Geist ist zeitlich die Wiederkunft Jesu auf diese Erde, jedoch nur bis in die Wolken (l.Thess. 4,17). Ebenso wie in der Gemeinde Jesu, wo nicht alle Erretteten für die Ankunft des Herrn bereit sind, finden wir hier in Vers 55 den Zustand bei Laban und seiner Mutter. Sie wollen den Weggang der Rebekka verhindern durch eine "lange Bank".

Das heißt, man will neutestamentlich die Vereinigung des Hauptes (Isaak – Christus) mit der Braut und seinen Gliedern (Rebekka -Gemeinde Jesu) auf Zeit hinausschieben. Laban und die Mutter sagen: "Laß das Mädchen einige Tage oder zehn bei uns bleiben, danach magst du ziehen." Für den plötzlichen Abschied der Rebekka aus ihrer Mitte ist dies menschlich gesehen schon verständlich. Letztlich sind dies aber irdische Gründe, die der Zurückhaltung dienen. Achten wir irdisch-vergängliche Dinge wichtiger als die himmlisch-ewigen Verheißungen, und Erfüllungen?

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Bruder und Schwester, in der Werteinschätzung deines Herzens zählen dafür nicht andere Sachen, sondern der tägliche Ruf: Komme bald, Herr Jesus! Ob der Herr deinen täglichen Ruf im Gebet vernimmt oder ob du in der Gesinnung Labans lebst, wissen der Herr und du genau. Darum lassen wir uns nicht an die irdischen Dinge binden. Der Erbknecht und der Heilige Geist sind da anderer Auffassung. Er sagt in Vers 56: "Haltet mich nicht auf!" Das will uns doch sagen: Sobald der Herr Jesus das letzte Schäflein als der gute Hirte gerettet und der Heilige Geist es versiegelt hat, gibt es keinen Halt oder kein Aufhalten mehr für die Ablieferung beim Herrn selbst.

Denken wir an dieser Stelle auch an die Sehnsucht des Heiligen Geistes, endlich zum himmlischen Vater zurückzukehren. Wie so gern möchte Er nach vollbrachtem Werk der Brautsuche den grausamen Platz der sündigen Erde verlassen. Wie mag es Ihm vor der Sünde der Seinen ekeln. Und doch ist das Wirken des Heiligen Geistes in der Gnadenzeit so groß. Auch beruft sich der Erbknecht auf Gott, der das Glück zur Reise gegeben hat. Das bedeutet doch, daß jede Rückstellung an Zeit gegen den Willen Jehovas gerichtet ist. Und wieder bittet er: "Entlasset mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe!" Menschliche Begründungen zählen doch nicht vor Gott und Seinem Willen. Der Mensch sucht jetzt nach einem Ausweg. Man beruft sich auf die "Freiheit" im Hause Bethuels, welche lautet: "Laßt uns das Mädchen rufen und ihren Mund befragen", Vers 57. Vom Erbknecht kommt kein Einwand, weil er im Bilde und Schatten des Heiligen Geistes gesehen wird, Der ohnedies die Freiheit im Geiste vertritt. Und außerhalb Ihm gibt es keine Freiheit. Daher wird nach Vers 58 die Rebekka gerufen und gefragt: "Willst du mit diesem Manne gehen? Und sie antwortet: "Ich will gehen." Die Entscheidung dafür war längst getroffen, nachdem sie die Worte und die Gaben

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erhalten hatte. Das ist für uns heute: Er wird uns in alle Wahrheit führen. Diese Wahrheit, welche dem Geiste nach auch "Geist der Wahrheit" genannt wird, brachte uns die geistlichen Gaben. Dadurch folgen wir Ihm, weil wir die Wahrheit erkannt haben, wie die Rebekka damals. Und unser Brautwerber ist weit größer als Elieser, es ist der Heilige Geist.

Daraufhin entließen sie ihre Schwester Rebekka mit ihrer Amme, Vers 59, wie auch den Erbknecht mit seinen Männern. Wenngleich das Haus Bethuels nichts mit dem Teufel zu tun hat, so weist diese Entlassung wohl dahin, daß wir heute aus der Hand des Teufels entlassen sind und nun dem Herrn der Herrlichkeit ganz gehören. Zum Abschied, Vers 60, segneten sie Rebekka und sagten ihr: "Du, unsere Schwester, werde zu tausendmal Zehntausenden." Das sind zweistellige Millionenzahlen. Wir glauben, daß sich diese Voraussage schon lange erfüllt hat. Dann kommt das Schlußwort: "Und dein Same besitze das Tor seiner Feinde!" Diesen Ausspruch tat Gott gegenüber Abraham in l.Mose 22,17, nachdem der Glaubensvater seinen Sohn Isaak auf dem Berge Morija nach Weisung Jehovas opfern wollte. In jedem Falle muß das Gotteswort, zu Abraham geredet, bis nach Mesopotamien weitererzählt worden sein, sonst hätte das Haus Bethuels das nicht gewußt. Wer in der Zeit des Alten Testamentes die Tore einer Stadt besaß, herrschte auch über den Feind. Also war dieses gewaltige prophetische Wort der Rebekka mitgegeben, in dem Herrschaft lag.

DIE HEIMKEHR DES BRAUTWERBERS MIT DER BRAUT

Unmittelbar nach der Entscheidung der Rebekka, "Ich will gehen", sehen wir sie in Vers 61 mit ihren Mägden, wie sie die Kamele bestiegen; dann heißt es nur noch:

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"Und sie folgten dem Manne" (Elieser). Um jemandem zu folgen, gehört ein starkes Vertrauen dazu. Der Boden des Vertrauens war die Wahrheit, welche sich in dem Erbknecht reichlich widerspiegelte. Rebekka hatte den Weg in der Länge zurückzulegen, den auch der Erbknecht zurückgelegt hatte, um Rebekka zu finden. Neutesta-mentlich haben wir bei der Ankunft des Herrn den Weg zurückzulegen, um in des Himmels Herrlichkeit einzugehen, den der Heilige Geist vorher genommen hatte, um bis zu uns zu gelangen. Bei Rebekka dauerte der Weg an Zeit sehr lange. Bei uns ist der Weg zur Herrlichkeit weit länger, aber die Zeit für diesen Weg wird sehr kurz sein.

Abraham und Isaak wohnten damals in Hebron (l.Mose 23,2), woselbst Sara gerade verstorben war. Nach Vers 62 befand sich Isaak unterwegs von einem Gange nach dem Brunnen Lachai-Roi. Bereits war der Abend angebrochen, und Isaak lief auf dem Felde, um nachzusinnen. Viele Gedanken bewegten seine Seele. Seine Mutter Sara war eben verstorben, und der Vater Abraham war sehr alt. Wie würde wohl alles weitergehen? Zudem war der Erbknecht Elieser seit Tagen fort, um ihm eine Braut zu beschaffen. Ob denn Gott seine Gebete erhören wird, die Richtige aus seiner Verwandtschaft zu bringen? So durchdachte er seine Herzensanliegen, Vers 63, sinnend, als die Sonne gerade untergegangen war. Als er schaut, sieht er eine Reihe Kamele, wie sie auf ihn zukamen. Sollten nicht auch wir darüber nachsinnen, daß der Brautwerber der Gemeinde erwartet wird, uns in Herrlichkeit aufzunehmen? Und solches, weil wir wissen, daß es Abend an der Zeit ist und der Tag der Gnade sich geneigt hat (vergleiche und lies hierzu Luk. 24,29a).

Aber auch "Rebekka hob ihre Augen auf, Vers 64, "und sah Isaak." Noch wußte Rebekka nicht, daß es Isaak, der Sohn des Erbes vom Glaubensvater Abraham war. Geschwister, auch wir werden kaum fassen, daß es unser

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Herr ist, wenn wir Ihm begegnen. Denn dann wird Herrlichkeit Gottes für uns offenbar. Im Glauben (Kamele) kam Rebekka (die Braut) ins Land der Verheißung (Kanaan). Dann aber sah sie den Isaak. Hier haben wir die Vorschattung, daß wir vom Glauben zum Schauen gelangen. Solange wir auf Erden sind, wandeln wir im Glauben (2.Kor. 5,7). Aber wir werden Ihn sehen, wie Er ist (l.Joh. 3,2b). Dieserhalb lesen wir auch: "Und sie warf sich vom Kamele herab." Sobald wir unseren Herrn sehen, brauchen wir keinen Glauben mehr (Rom. 8,24). Als Rebekka den Isaak "sah", brauchte sie dafür weder Hoffnung noch Glauben (Kamele). Dann wird auch unser Glaube in der Herrlichkeit nicht mehr gebraucht.

In Vers 65 fragt sie den Elieser: "Wer ist der Mann, der uns da auf dem Felde entgegenwandelt?" Nicht allein der Rebekka, sondern auch uns wird der Herr bis in Wolken entgegenkommen. Wir freuen uns schon sehr auf Seine Ankunft. "Und der Knecht sprach: Das ist mein Herr." Auffallend ist, wie der Erbknecht bislang nur den Vater Abraham als "seinen Herrn" ansprach. Auf einmal redet er von Isaak als von seinem Herrn. Was war geschehen? In der Zeit, als der Herr Jesus auf dieser Erde Seinen Dienst versah, stand Er im Abhängigkeitsverhältnis zu Seinem Vater. Dieses Verhältnis zeigte sich insbesondere im "Gehorsam". Als der Herr nach vollbrachtem Werk am Kreuz auferstanden war, da konnte Er in Matth. 28,18 sagen: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden." So war des Vaters Auftrag erfüllt und der Herr stand als Sieger autonom da. Wie uns in Apg. 4,27 mitgeteilt ist, wurde unser Herr damals "Knecht Jesus" genannt, als sich Israel und die Nationen wider Ihn stellten. Und ein weiteres Mal wird Er "Knecht Jesus" geheißen (Apg.4,30), als Er bereits in die Himmel aufgenommen war. Das aber erklärt sich in dem zurückgelassenen "Namen Jesus Christus", wie es dort heißt. In dem gleichen Vorgang ist Isaak das Schattenbild, wie er in Vers

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14 noch "Knecht" und nun hier in Vers 65 "Herr" geheißen wird. Weil Isaak ein Bild auf den Herrn Jesus ist, lesen wir in Apg. 2,36: "Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt." Dieser "Jesus" ist Sein irdischer Name, der Sein Menschsein ausdrückt. Die Braut des Lammes kann Ihm erst zugeführt werden, nachdem Er als Mensch "Herr" genannt worden ist. Die Jünger vor Golgatha konnten nie Sein Leib sein. Deshalb redet Elieser den Isaak jetzt als "Herr" an, weil ihm sein Weib zuteil wurde. Daraufhin nimmt Rebekka einen "Schleier" und verhüllt sich. In der Fußnote der Elberfelder heißt es: ein Überwurf, den man über den Kopf zog. In jedem Falle zeigt damit die Rebekka ihre Anerkennung und Unterwürfigkeit gegenüber Isaak. Nach Vers 66 erzählt der Erbknecht Elieser dem Isaak all die Begebenheiten, die wir in diesem Kapitel bereits behandelten. Das heißt neutestamentlich für uns: Der Sohn über Sein Haus, das Haupt der Gemeinde, erfreut sich über das Wirken des Brautwerbers und Heiligen Geistes zur Sammlung Seines Weibes und Leibes.

Zum Schluß in Vers 67 führt Isaak die Rebekka nicht in sein Zelt, sondern in das der verstorbenen Sara! Dann heißt es: "Und er nahm Rebekka." Was liegt doch in dieser Mitteilung des Wortes Gottes. So wie der Isaak die Rebekka (an-)nahm, so hat der Herr Jesus uns angenommen. Darum sagt der Apostel Jakobus in Apg. 15,14: "Wie Gott zuerst die Nationen heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen." Das ist die Herausrettung von Verlorenen, die der Herr an- und aufgenommen hat. Und in Rom. 15,7 lesen wir: "Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit." Dann lesen wir weiter: "Und sie wurde sein Weib." Dieser Vermählung, wo Rebekka sein Weib wurde, muß eine Hochzeit vorausgegangen sein, die aber nicht erwähnt wurde. Hin-

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gegen ist unsere Hochzeit mit dem Haupte Christus erwähnt. Matth. 22,2: "Das Reich der Himmel ist einem Könige gleich geworden, der seinem Sohne Hochzeit machte." Bzw. Matth. 25,10; Luk. 12,36 und Offb. 19,7. Es muß hier darauf hingewiesen werden, daß einige Schriftstellen sowohl für die Gemeinde als auch für Israel Anwendung finden. Dann heißt es: "Und er hatte sie lieb." Aber weit, weit größer ist die Liebe von Ihm zu uns, worüber in Joh. 3,16 geschrieben ist: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Und Seine große Liebe vergeht nimmer.

Bruder, Schwester, der du errettet bist, du wirst von Ihm herzinnig geliebt. Am Ende unseres Textkapitels lesen wir noch: "Und Isaak tröstete sich über den Tod seiner Mutter." Seine Tröstung lag nicht zuletzt darin, daß Isaak die Rebekka liebte. Denn die Liebe und Zuneigung kann nicht vom Nächsten gefordert werden, sie kann sich nur dem anderen freiwillig geben. Also fand er Trost darin, daß Geben seliger ist als Nehmen.

Das ist die Geschichte des Brautwerbers und Erbknechtes Elieser, welcher ausgesandt war, die Braut für den Sohn Isaak zu suchen und zu finden. Es ist aber auch erstaunlich, welche Parallelen zu Christus und dem Heiligen Geist führen. Aus alledem sollten wir Auferbauung, Ermunterung, aber auch Aufrichtung für unser eigenes Glaubensleben finden. Der Artikel ist nicht dafür erarbeitet worden, um unsere Wissenspalette zu vergrößern. Vielmehr möchte der treue Herr uns den vorhandenen Glauben vermehren, damit wir Ihm besser dienen können und Ihm ähnlich werden.

Zugleich soll darauf hingewiesen werden, daß in Teil C -Der Heilige Geist als Brautwerber – die hier bereits be-

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handelten Themen nicht noch einmal aufgeführt werden. Abschließend sei erwähnt, daß der Erbknecht Elieser als Brautwerber eine einzige Person als Braut zu werben hatte.

B. DER BRAUTWERBER JOHANNES DER

TÄUFER

Bei der Beurteilung des Johannes sollten wir davon ausgehen, daß wir es bei ihm aufgrund seines Auftrages von Gott mehr mit einem Hilfsbrautwerber zu tun haben. Von Gott her hatte er, wie es in Luk. 1,17b heißt, "dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten". Mit großer Vollmacht verkündigte er dem Volke Israel das Evangelium der Buße zur Vergebung der Sünden (Luk. 3,3). Vom Grundsatz her war er ein reiner Bußprediger an das Volk Israel. Des weiteren führte er die Taufe zur Buße an all denen durch, die willigen Herzens waren. Es entsprach dem Willen Gottes, das Volk Israel durch Buße und Einsicht wieder an das Herz Gottes zurückzuführen. Das aber kann nur geschehen, wenn sich das Volk vorher von Gott entfernt hat.

Das Gericht an dem Sohne Gottes steht also mit dem damaligen Abfall in direkter Verbindung. Ebenso steht der heutige Abfall der Gemeinde mit dem baldigen Beginn des Gerichts der 70. Jahrwoche in direkter Verbindung. Vor dem damaligen Gericht (vor bald 2000 Jahren) sollte der Johannes durch Buße ein williges Volk zu Gott zurückführen. Israel war seinerzeit einer vorlaufenden Aktion der Rettung im Blick auf den Messias unterstellt worden. Von Johannes bis zum Herrn am Kreuz stand das Evangelium des Königreiches vor. Insbesondere war es Christus als der König, welcher das Evangelium des 1000jährigen Reiches verkündigte, in diesem kommenden Reich Er selbst König auf Erden sein wird.

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Würde also das Volk Israel in der Gesamtheit dieses Reichsevangelium angenommen und den Messias nicht verworfen haben, wäre das von Johannes zugerüstete Volk, dem Messias zu eigen, ins Millennium eingegangen. Dafür wäre dann der Johannes der Brautwerber gewesen. Weil aber er und der Christus wie auch das Evangelium des Königreiches verworfen wurden, wandern die von Johannes zugerüsteten Volksmengen nicht in das Königreich des Friedens von 1000 Jahren, sondern "nach" Ausgießung des Heiligen Geistes, als Braut des Sohnes vom Himmel, in die Eigentumsrechtlichkeit Christi.

Für den Hilfsbrautwerber war der Dienst deshalb sehr schwer, weil zwischen seiner Brautwerbung und der Zuführung der Volksmassen zum Herrn die noch offene Entscheidung des Volkes Israel lag. Diese Entscheidung beinhaltete Annahme oder Nichtannahme des Evangeliums, sowohl des Johannes als auch des Christus in Person. Weil aber nach Gottes Willen das Volk Israel im AT und NT "volksganz" den Segen und den Fluch zu empfangen hatten, mußten sie, um millenisch gesegnet zu werden, auch "volksganz" den Johannes und den Messias annehmen. Da man jedoch den Christus und den Wegbereiter umbrachte, verwarf man automatisch auch das Evangelium des Königreiches.

Somit versperrte sich Israel damals den Eingang in das 1000-Jahrreich. Die Segnungen, welche dem irdischen Volke Gottes galten (l.Mose 22,18), kamen auf die Nationen. Hierdurch muß Israel noch einmal 2000 Jahre warten, bis ihnen Volkssegnungen zuteil werden. Das von Johannes "zubereitete Volk" wurde nach der Ausgießung des Heiligen Geistes dem Weibe und Leibe des Christus zugeordnet. Abschließend wird erwähnt, daß Johannes der Täufer als Brautwerber nur einen begrenzten Teil des Volkes Israel dem Herrn zuführen konnte.

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C. DER HEILIGE GEIST ALS BRAUTWERBER

Es ist eine nicht auszudrückende Liebe und Gnade des allein lebendigen Gottes, daß der Heilige Geist gesandt wurde, die Braut des Christus zu werben. Alle anderen Brautwerber können mit Ihm nicht verglichen werden. In vollendeter Zartheit, Feinheit und Schönheit versieht Er den Auftrag für die Gewinnung und Festmachung der Seelen. Über die Tätigkeit hinaus erbringt Er dann auch noch die Führung und Leitung in der Wegbegehung der Seinen.

Auch dann, wenn der Christus gesandt war, zu leiden und zu sterben, macht sich kaum ein Kind Gottes darüber Gedanken, was die Innewohnung des Geistes der Wahrheit in Menschen für Ihn bedeutet. Wie wenig danken wir Gott dafür, daß der Heilige Geist die Sünden der verlorenen Welt und der Kinder Gottes sehen und sogar miterleben muß. Das muß der Heilige Geist 2000 Jahre mitmachen. Und doch war Er immer zur Stelle, ob es sich um die Errettung einzelner oder vieler in Erweckungs-zeiten handelte. Unermüdlich war der "Geist der Wahrheit" am Werk, dem Sohne Gottes die Braut in Vielzahl zuzuführen. An den Brunnen mit lebendigem Wasser hält Er sich gern auf. Denn das Wasser des Wortes und der Geist der Wahrheit finden an solchen Stellen Überein-stimmung.In der Abendzeit der Menschheitsgeschichte (heute),wo der "Geist der Lüge" so sehr überhandnimmt, sind die Herzen der Leute so verdunkelt, weshalb er keine so großen Erweckungen mehr vollziehen kann.

In unseren Tagen ist Sein Wirken sehr verlagert. Da muß Er nach 2.Thess. 2,7 mit aller Kraft zurückhalten. Seine gewaltigen Bemühungen sind bestimmt, damit der "Gesetzlose" (der Antichrist) noch nicht "offenbar" werde. Seine Zurückhaltung ist nötig, weil das letzte Glied am

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Leibe Christi noch durch den Heiligen Geist geworben werden muß. Würde Er nicht zurückhalten, könnte auch niemand mehr zur Wiedergeburt kommen und versiegelt werden. Gleichzeitig führt und leitet Er die Millionen Erretten auf der Erde. Denn so viele Erlöste auf einmal wie in heutiger Zeit hat es noch nie auf der Erde gegeben. Das ist es, wovon Jakobus in Kapitel 5,7 redet. Die Erde soll nicht allein den Früh-, sondern auch den Spätregen empfangen haben. Die Haupternte war in Israel nach der Zeit des Spätregens. Dies hat auch geistlich gesehen eine sehr große Bedeutung. Der Frühregen ist in der Urge-meinde-Zeit zu sehen und der Spätregen begann mit der Evangeliumszeit Luthers, der verschiedene Erweckungen folgten. Das Ende ist, wo aufgrund der vielen Erretteten auf der Erde auch ohne Groß-Erweckungen noch viele zum Glauben kommen. Zwischen der Urgemeinde-Zeit und dieser Evangeliumszeit liegt die Trocken- und Dürrezeit. Es ist das dunkle Mittelalter, vor dem es uns noch heute schaudert.

Gott aber kommt zum Ziele, denn Er wird nicht ruhen, bis die himmlische Rebekka gefunden und zum Erbsohn aller Dinge heimgeführt ist. Dafür hat Gott nicht den Elieser und den Johannes, sondern den Heiligen Geist beauftragt. Weil es gegen Abend ist und der Tag der Gnade sich geneigt hat, wollen wir auf die Begegnung mit unserem Herrn warten. Im himmlischen Hause wird es nicht wie im Hause Bethuels noch Gespräche und Verhandlungen über die Braut geben. Denn wir sind auch vom himmlischen Brautwerber umworben und ins ewige Vaterhaus geführt worden, wie Er uns schon hier in alle Wahrheit geführt hat. Sobald unser herrlicher Herr vom Himmel herabkommt, bis in Wolken, wird der Heilige Geist, wie einst der Erbknecht die Rebekka dem Isaak, uns dem Herrn der Herrlichkeit entgegenführen. Bei Isaak und Rebekka war der Begegnungsort ein Feld, aber beim Herrn Jesus und uns wird dies in Wolken sein.

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Dann heißt es in 1. Thess. 4,17b nur noch: "Und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein." Dann werden wir Ihn sehen, der uns so sehr geliebt hat. Auch werden wir Ihn erkennen, wie es der Apostel Paulus in 1. Kor. 13,12b beschreibt: "Dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin." Die Fußnote der Elberfelder sagt: ganz erkennen. Als die Rebekka dem Isaak auf dem Felde begegnete, sah sie ihn durch den Schleier. Wenn aber wir unserem Herrn begegnen (und solches wird in einem Herrlichkeitsleib geschehen), dann werden wir Ihn ganz erkennen. Wenn wir Ihn so erkennen, wie Er uns erkannt hat, dann ist erfüllt, daß wir Ihm gleich sein werden (l.Joh.3,2b). Diese hohe Familienstellung Gottes gewährt uns dabei den Einblick in das Herz unseres geliebten Herrn. Wir sehen und erkennen zugleich den Urgrund Seiner Liebe zu uns. So werden wir erfassen, weshalb der Sohn Gottes sich so tief erniedrigte, wie uns dies aus der Leidensgeschichte des Herrn bekannt ist. Im Leibe der Schwachheit vermögen wir Seine Liebe zu uns nicht zu erfassen. Zwar wissen wir sehr wohl, daß der Herr Jesus uns inniglich liebt, was durch Golgatha allein schon bewiesen ist. Ohne zu zweifeln, dürfen wir an Seine Liebe zu uns glauben; und vom Verstand her ist uns alles klar. Auch dürfen wir Seine Liebe zu uns immer wieder neu erleben und erfahren. Und doch besteht ein Riesenunterschied dann, wenn wir Seine Liebe sehen und Ihm gleich sein werden. Auch dann, wenn wir in 1. Mose 24,67b von Isaak lesen: "Und er hatte sie (Rebekka) lieb", so ist dies nicht mit der Liebe Jesu zu uns vergleichbar.

Frage: Würde der Isaak sein Leben für Rebekka aus Liebe geopfert haben? Wir besehen diese Frage hier zum Schluß unserer Betrachtung über "Die Brautwerber". Abraham, der Vater Isaaks, war sehr wohl bereit und entschlossen, seinen Sohn, den einzigen, den er lieb hatte, zu opfern. Doch müssen wir einschränken und sagen: Abraham opferte seinen Sohn aus dem "Gehorsam" zu

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Gott, aber nicht aus "Liebe" zu Isaak! Das ist ein gewaltiger Unterschied, den wir sehen wollen. Denn in Joh. 15,13 heißt es:"Größere Liebe hat niemand, als diese, daß jemand sein Leben läßt für seine Freunde." Danken wir dem Herrn immer wieder dafür, daß Er uns so sehr lieb hat und Seine Liebe nimmer vergeht.

Erinnern wir uns noch einmal:

Zu A: Der Erbknecht Elieser warb nur um eine einzige Person: Rebekka.

Zu B: Johannes der Täufer warb um viele, brachte aber nur einen Teil des Volkes zurück.

Zu C: Der Heilige Geist wirbt um viele, bringt aber ein Millionen-Heer aus allen Völkern zum Herrn.

Lieber Bruder, liebe Schwester, diese kurze Abhandlung über "Die Brautwerber" ist geschrieben, damit sich dein Herz an dem Herrn erfreue, der alles aus Liebe zu dir gegeben und getan hat. Tue dem Seelenfeind nicht den Gefallen und zweifle an Seinem Wort. Er ist die Wahrheit, und für deine Werbung hat Er den Geist der Wahrheit gesandt. Der treue Gott will nicht allein, daß wir geradeso gerettet sind, Er will dich hier schon reich machen (Rom.10,12). Das kann jedoch nur geschehen, wenn wir diesen Reichtum in Christo suchen. Nur dann kann uns der persönliche Reichtum werden, wenn wir uns danach ausstrecken.

Dieser Reichtum

– vollzieht sich im Glauben. Wer sich im Glauben tief verankern läßt, leidet nicht an Anfechtungen unter Zweifel, Unbeständigkeit und Unglauben.

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 vollzieht sich im Frieden, indem wir mit Christus so fest verbunden sind, daß wir uns vom äußeren Geschehen um uns nicht beeindrucken lassen. Sobald wir die Tiefe dieses Seines Friedens besitzen, wird ein solcher uns belassen (Joh. 14,27).

 vollzieht sich in der Freude, wie es auch der Herr in Joh. 17,13 sagt: "Auf daß sie meine Freude völlig in sich haben." Hier geht es nicht um die Freude, gerettet zu sein, sondern um die Freude tiefer Gemeinschaft zu besitzen.

 vollzieht sich in der lebendigen Hoffnung. Das betrifft die persönliche Erwartung Seiner Wiederkunft zur Heimführung Seiner Leibesgemeinde in des Himmels Herrlichkeit.

 vollzieht sich in der Liebe, denn: "Seine Liebe ist vollendet in uns"(l.Joh.4,12). "Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist" (Rom.5,5).

 vollzieht sich im Wort, in Erkenntnis, in Wahrheit,im gesamten Wandel usw. Wenn du aber nicht in diesem Reichtum gefunden bist, fehlt dir das Vollmaß in Christo und ein Stück Seiner Gnade.

Suche beständig Sein Angesicht, und der Herr wird dir antworten.

"UND DER FRIEDE DES CHRISTUS REGIERE IN EUREN HERZEN, ZU WELCHEM IHR AUCH BERUFEN WORDEN SEID IN EINEM LEIBE; UND SEID DANKBAR."

Kol.3,15

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