BUCH UND BÜCHER

Was bezweckt ein Buch? Es ist ein Gegenstand, in den bedeutende Sachverhalte eingetragen wurden, die später zur Belehrung, Beweisführung oder zur Auffrischung der Erinnerung wichtig sein können (Esther 6,1). Das bekannteste und auflagenreichste Buch der Welt ist mit Abstand das Bibelbuch, das im wahrsten Sinn des Wortes das Buch der Bücher ist.

In Josua 10,13 wird das Buch „Jaschar“ erwähnt. Nach der Namensbedeutung ist es das Buch des Rechtschaffenen. Aus ihm wurden Einzelheiten in der Bibel hinterlassen, unter anderem daß die Sonne im Tale Ajalon still stand. Nach 2. Samuel 1,18 findet man aus dem gleichen Buch „Jaschar“ die Aufforderung, das in ihm enthaltene „Lied von dem Bogen“ zu lehren und zu singen. Im vorangehenden Vers wird von der Klage über Saul und Jonathan berichtet. Da zwischen Josua 10,13 und 2. Samuel 1,17-18 ein langer Zeitraum liegt, muß am Buch „Jaschar“ recht lange geschrieben worden sein.

In 1. Chronika 29,29 lesen wir von drei Geschichtsbüchern, die von Samuel dem Seher, Nathan dem Propheten und von God dem Schauer geschrieben sind. Alle drei schreiben über die Geschichte des Königs David.

Allein die Bücher der Geschichte Samuels fanden Aufnahme in die Heilige Schrift. Die der beiden anderen blieben fern und sind auch nicht mehr vorhanden. Beachtenswert ist auch die verschiedenartige Anrede: Seher, Prophet und Schauer.

Nach 2. Chronika 9,29 wird neben dem Buch des Propheten Nathan auch auf die Weissagung Achijas von Silo und Iddos des Sehers verwiesen. In ihnen waren die Geschichten Salomos und Jerobeams enthalten. Beide Namen, Achija und Iddo, stehen wiederholt im Alten Testament. Ob diese Bücher nach 1. Könige 11,41 mit dem der Geschichte Salomos übereinstimmend sind, kann wohl nicht gesagt werden.

Wie wir in 2. Chronika 12,15 lesen, gab es das Buch Schemaja des Propheten. Es behandelt besonders die Geschichte Rehabeams, des Sohnes Salomos. Wegen des Ungehorsams Israels, des irdischen Gottesvolkes, sind uns die allermeisten Bücher außerhalb des Kanons der Heiligen Schrift nicht mehr erhalten. Wie wir sehen, folgt dem Ungehorsam immer Verlust. Wegen der Lauheit der Laodicäer konnte der in Kolosser 4,16b erwähnte paulinische Brief zwar in Kolossä vorgelesen, nicht aber in die Heilige Schrift einbezogen werden. Das ist Verlust für die Gemeinde, das himmlische Gottesvolk.

Wenden wir uns wieder dem Text in Offenbarung 20,12 zu, in dem wir vom Auftun der Bücher lesen. Sie stehen in der Mehrzahl. Außerdem wird auch das „Buch des Lebens“ erwähnt. Bezeichnend ist, daß es die Tage des großen weißen Thrones sind, daß die Erde bereits entfloh (Vers 11) und kein Ort der Erde mehr gefunden wurde. Die Toten werden nach ihren Werken gerichtet, wie in den Büchern geschrieben war! Es ist beim Ablauf eines Gerichtes furchtbar, wenn man nach dem verurteilt wird, was man getan hat. Wenn auch das Urteil Gottes gerecht ist, zeigt die Formulierung „nach ihren Werken“, daß eine Vergebung durch das Opferlamm Christi nicht in Aussicht steht. Die genannten Bücher enthalten die gerichtliche Beweisführung zu den Werken, die auf der Erde getan wurden. Um der Sicherheit göttlicher Rechtsprechung Ausdruck zu verleihen, wird noch ein anderes Buch, „das Buch des Lebens“, aufgetan. Niemand, der zur Zeit des großen weißen Thrones noch im Buch des Lebens geschrieben steht, kann verurteilt und in den Feuersee geworfen werden. Darum beweist das Buch des Lebens, daß jene gerichtsreife Menschen verloren sind, denn ihre Namen sind nicht darin enthalten. Es ist zu beachten, daß keines der Bücher, auch nicht das Buch des Lebens, versiegelt ist. Wären die erwähnten Bücher versiegelt, würde erst am großen weißen Thron offenbar werden, wer verloren ist. Ein Siegel verhindert das vorherige Wissen von dem, was versiegelt ist. Außerdem wäre ein versiegeltes Buch des Lebens „schriftwidrig“, denn bereits Hiob bekannte, „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Diesen Ausspruch können die Verlorenen nie zu ihrem Zeugnis machen. Sie wissen genau, weshalb sie verloren sind. Entweder befanden sich jene schon „vor“ der Zeit des großen weißen Thrones nach 1. Petrus 3,19 im Gefängnis, oder sie kommen als die Verlorenen nach den Segnungen des Tausendjahrreiches (Offb. 20,7-9) durch das Feuer des Gerichtes hin zum großen weißen Thron. Da hatten sie ihre eigene Verlorenheit so deutlich vor Augen, wie nie zuvor. Wäre das Buch des Lebens versiegelt, wüßten wir nicht um die Errettung unserer eigenen Seele. Nicht das Buch des Lebens, sondern wir selbst sind durch den Heiligen Geist in unseren Seelen versiegelt.

Wenden wir uns dem versiegelten Buch in Offenbarung 5,1 ff zu. Johannes schreibt: „Und ich sah auf der Rechten (Hand) dessen, der auf dem Throne sitzt ein Buch…“ Damals gab es anstelle des Buches eine Pergamentrolle, die von den Menschen als Buch verstanden wurde. Weiter heißt es: „…beschrieben „inwendig““ und auf der Rück-

seite der Buchrolle, mit sieben Siegeln versiegelt.“ Um welches Buch handelt es sich an dieser Stelle? Es ist ausschließlich das Buch des Gerichtes der Lebendigen! Es steht gleichsam den Büchern in Offenbarung 20,12 gegenüber, wenn das Gericht an den Toten stattfindet. Beachten wir auch die Anordnung innerhalb des Gerichtsbuches der Offenbarung:

Kapitel 1 Christus, der kommende Richter

Kapitel 2-3 Die Gemeindezeit

Kapitel 4-5 Die Gemeinde bei dem Herrn

Kapitel 6 Mit diesem Kapitel beginnt das Gericht der Lebendigen

Darum muß die Gemeinde erst beim Herrn sein, bevor die Zorngerichte Gottes beginnen. Dieses Buch des Gerichtes ist versiegelt! Wann wurde das Buch versiegelt? Als nach Daniel 9, 24-27 Gott dem Propheten die Einzelheiten dieses Gerichtes der 70. Jahrwoche offenbarte, lesen wir, daß es versiegelt werden mußte (Dan. 12,4). Diese Versiegelung sollte bis auf die Zeit des Endes sein! Man beachte: als diese Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn. Deshalb beginnt das letzte Buch der Bibel mit den Worten, „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott IHM gab, um seinen Knechten zu zeigen…“ Das, was der Herr uns zeigt, ist, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu brechen. Deshalb wird uns nun von Kapitel 6 bis 8 die Öffnung dieser Siegel beschrieben.

Die sieben Siegel:

Kapitel 6,1

Kapitel 6,3

Kapitel 6,5

Kapitel 6,7

Kapitel 6,9

Kapitel 6,12

Kapitel 8,1

1. Siegel

2. Siegel

3. Siegel

4. Siegel

5. Siegel

6. Siegel

7. Siegel

Der Bruch und die Öffnung der Siegel geschehen gleichzeitig. Nur wenn die Siegel gebrochen werden, ist eine Öffnung derselben möglich. Die Versiegelung der Prophetie zur Zeit der Alt-testamentler wurde in Christus erfüllt (Luk. 16,16), damit Seinen Knechten der Inhalt dieser versiegelten Gerichte gezeigt werden konnte. Mit der Offenlegung dieser Geheimnisse sind die Siegel sozusagen gebrochen worden. Seitdem sind wir in der Lage, den Inhalt der durch Christus gebrochenen Siegel in der Offenbarung nachzulesen. Jedoch in bezug auf den Zeitpunkt der Erfüllung der Prophetie bleiben die Siegel noch versiegelt. Darum weint der Apostel Johannes (Offb. 5,4), weil nach seinem Dafürhalten niemand da war, um diese Siegel des Gerichtsbeginnes zu brechen. Sodann folgt der Hinweis auf das Lamm Gottes (Vers 5), da im

Opfer Jesu die große Würdigkeit liegt und der Löwe aus dem Stamme Juda durch Todesüberwindung in der Lage ist, die Siegel zu brechen. Ab Offenbarung 6,1 beginnt das Lamm Gottes mit dem Brechen des ersten Siegels. Diese sieben Siegel sind Gerichtssiegel. Die ganze Menschheit wird, ausgenommen der Überrest, im Gericht umkommen. Wir erkennen, wie wichtig es ist, den Charakter eines Buches zu kennen und einordnen zu können. Die Offenbarung ist nicht das Buch des Lebens, sondern das Buch des kommenden Gerichtes Gottes.

Hierzu passend wollen wir noch eine biblische Aussage behandeln, die in Lukas 10,20b geschrieben steht, „Freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind!“ Dieser Ausspruch steht erst im Neuen Testament in der Bibel, da es im Alten Testament noch keine Wiedergeburt mit himmlischer Erbberechtigung gab. Israel hatte eine irdische Verheißung, die Gemeinde besitzt eine himmlische Verheißung. Diese Unterscheidung finden wir ebenso in Abrahams Nachkommen (1. Mose 13,16) und Abrahams Glaubenssame (1. Mose 15.5). Die Nachkommen sind irdisch, der geistliche Same ist himmlisch. Für Israel, das Gott dem Fleische nach diente, zählt die neue Erde zur irdischen Verheißung.

Für die Gemeinde, die Gott dem Geiste nach dient, zählt das neue Jerusalem zur himmlischen Verheißung. Den Beweis, daß die Anschreibung der Namen im Himmel nicht das Buch des Lebens ist, entnehmen wir unter anderem aus Hebräer 12. In diesem Kapitel werden die verschiedenen Ordnungen im Himmel aufgezählt. Zwei Gruppen sollen besonders nach Vers 23 unterschieden werden:

1.) Die Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind.

2.) Die Geister der vollendeten Gerechten.

Die Gruppierung unter 1.) stellt die in den Himmeln angeschriebene Gemeinde des Neuen Testamentes dar; die unter 2.) bezeichnet die Erretteten des Alten Testamentes, die vor Golgatha im Tierblut unvollendet waren, aber durch das Opfer

lamm Christi „vollendet gerecht gemacht“ wurden. Würde sich die Bezeichnung „in den Himmeln angeschrieben“ auf das Buch des Lebens beziehen, wären die vollendeten Gerechten „verloren“, weil es nicht ihr Merkmal ist, „im Himmel angeschrieben“ zu sein. Sie hatten eine irdische Verheißung und sind ebenfalls errettet. Deshalb bezieht sich unsere Anschreibung im Himmel nicht auf das Buch des Lebens, sondern auf die Erbberechtigung der Erretteten, die zur Leibesgemeinde Jesu gehören (1. Petr.1,4). Durch Christus sind wir die Erbberechtigten der Herrlichkeit des Himmels geworden. Wir sehen, wie gründlich wir die Heilige Schrift untersuchen sollen, um nicht in andere „Verdeutungen“ des Wortes Gottes bei Aussagen und Auslegungen zu geraten. Laßt uns unseren Herrn preisen, DER unsere Namen im Himmel angeschrieben hat.

W. BERGMANN

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