Grundlagen-Themen (Heft 5)

I. Von neuem geboren (Joh. 3,1-11)

Diese drei Worte aus Vers 3 beinhalten die Aussage des Herrn Jesus zu Nikodemus. So schnell wie wir gelernt haben, Bibelstellen beim Lesen zu überfliegen, so lange brauchen wir oft, bis wir sie mit dem Herzen verstanden haben. Möge der treue Herr schenken, daß wir ganz neu lernen, über SEIN Wort nachzusinnen. Für den Oberrabbi Nikodemus muß es hart gewesen sein, den „Rabbi" Jesus zu fragen (V.2). Wie beschämend war es für Nikodemus, als er die Worte des Herrn vernahm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt dieses nicht?" (V.10). Kam er deshalb bei Nacht zum Herrn, damit möglichst wenige dem Gespräch zuhören konnten? Wenn schon Nikodemus vom Herrn den ehrenwerten Titel „der Lehrer Israels" erhielt, so drückte seine Anrede an den Herrn Jesus, „daß du ein Lehrer bist, von Gott gekommen" (V.2), noch mehr aus. Es gab wohl nur den einen Lehrer, der von Gott gekommen war. Wie gut kannte Nikodemus den Herrn Jesus! Wir müssen die Frage stellen: Warum kannten die übrigen Scrvriftgelehrten den Herrn nicht auch so gut? Nikodemus gründete seinen Beweis auf die Erkennbarkeit der geschehenen Zeichen, indem er sagte: „… denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm" (V.2). Wußten denn die übrigen Schriftgelehrten nicht auch um die Zeichen, die der Herr tat? Sicher – denn Nikodemus sagte:

…..wir wissen …" (V.2). Mit dem „wir" sind doch gerade die

Schriftgelehrten gemeint. Wenn sie also um die Wahrheit über den Herrn wußten, aber nicht danach taten, lag Sünde in ihrem Leben vor, nämlich Neid. Sogar für Pilatus stand fest, daß „sie ihn aus Neid überliefert hatten" (Matth. 27,18). Der Neid der Schriftgelehrten brachte den Christus ans Kreuz.

Der Herr Jesus antwortete in Vers 3 auf die nächtliche Unterredung mit Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir …" Wenn die Heilige Schrift ein Wort wiederholt, wird das nachfolgende als besonders wichtig herausgestellt. Das Wort „wahrlich" bedeutet soviel wie „wahrhaftig", womit auch die Wahrheit ange-

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sprachen ist. Schließlich sprach diese Worte der, welcher die Wahrheit ist – Jesus. Dann fügte ER hinzu: „Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde …"

Die Problematik, von neuem geboren zu werden, war für Nikodemus so groß, daß er in Vers 4 fragen mußte: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?" Hatte ihn der Herr Jesus mit SEINER Aussage über die Neugeburt überfordert? Keineswegs! Aber woher sollte Nikodemus das Geheimnis wissen, welches in der Gesetzeszeit verborgen war? Das dreimalige „Wissen" in diesem Dialog gibt die Antwort:

 Joh. 3, 2: „Rabbi, wir wissen …"

 Joh. 3,10: …..und weißt dieses nicht?"

 Joh. 3,11: „Wir reden was wir wissen …"

Zuerst sprach Nikodemus für alle Schriftgelehrten, als er sagte: „… wir wissen …" Was wußten diese Theologen damals? Daß der Herr Jesus von Gott gekommen war! Also hätten sie den von Gott Gekommenen nur zu fragen brauchen, was sie aber aus Neid nicht taten. Deshalb stellte der Herr diese Leute allesamt als Unwissende hin, indem ER sprach: „… und weißt dieses nicht?" Wegen dieser Tatsache sagte der Herr daraufhin: „Wir reden was wir wissen …" Was wußte denn der Herr Jesus? Daß jemand (oder jedermann) von neuem geboren werden muß! Das wiederum wußten die Theologen damals nicht, einschließlich Nikodemus. Wie wenige wissen auch heute (nach Golgatha) um diese Notwendigkeit! Warum wußten es die Schriftgelehrten nicht? Weil sie den von Gott Gekommenen nicht fragten. Die sichtbaren Zeichen, welche der Herr tat, und die Bereitschaft des Nikodemus ließen den Obersten der Juden zu Jesus Christus kommen. Die Bedeutung der neuen Geburt erfuhr er, weil er kam. Wer anders als der von Gott gekommene Messias konnte ihm dies alles erklären? Warum wußte es Nikodemus vorher nicht? Weil er noch nicht gekommen war. Deshalb auch die Frage des Herrn an ihn:…..und weißt dieses nicht?"

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In Vers 3 sagte der Herr: „… Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde …" In Vers 7 steht sogar: „… Ihr müsset von neuem geboren werden." Beachten wir hier die Steigerung, die in den Worten Jesu liegt. Bereits aus Vers 3 können wir die Dringlichkeit entnehmen: „… Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde …" In Vers 5 erklärte der Herr in bezug auf

die neue Geburt:…..Es sei denn, daß jemand aus Wasser und

Geist geboren werde …" Demnach ist die „neue Geburt" ein Vorgang aus „Wasser und Geist". Vers 5 war die definitive Antwort Jesu auf die Vorstellung des Nikodemus über eine neue Geburt. Allerdings dachte der Oberste der Juden an eine Fleischgeburt. Deshalb redete der Herr Jesus von Wasser und Geist, denn beides hat nichts mit Materie zu tun.

1. Wasser und Geist

Niemals kann mit diesem Wasser unser Wasser H20 gemeint sein. Die Erklärung des Herrn steht in Joh. 3,6: „… was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist." Wäre also dieses Wasser hier Leitungswasser, würde die Aussage Jesu nicht stimmen. Es handelt sich aber um eine „neue Geburt", eine „rein geistliche"; demzufolge kann diese nur aus „Geist" kommen.

a) Was ist das Wasser?

Denken wir hier an das „Wasser des Wortes", welches geistlich und nicht materiell ist. Das lesen wir in Eph. 5,26: „auf daß er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort." In Joh. 6,63b erklärte der Herr selbst die Bedeutung des Wortes „Geist": „Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben." Wer wollte es wagen, unserem Gott durch billige Besserwisserei zu widersprechen? Die Worte unseres Herrn sind eben Geist! Damit ist das Wort Jesu oder das Wort Gottes (die Bibel) die erste Grundlage für eine neue Geburt.

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b) Was ist der Geist?

Mit Sicherheit ist es der vom Vater gesandte Heilige Geist. ER ist es auch, wenn nach Joh. 14,23 bei der Bekehrung eines Menschen der Vater und der Sohn zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Der Heilige Geist, welcher an jenem Pfingsttage ausgegossen wurde, übernimmt im Erretteten die Führung und Leitung in alle Wahrheit (Joh. 16,13). Dieser Sachwalter, Fürsprecher und Tröster kam vom Vater auf die Bitten SEINES Sohnes (Joh. 14,16). Sobald wir den Heiligen Geist empfangen haben, bleibt dieser bei uns in alle Ewigkeit, sagt Gottes Wort. ER konnte erst 50 Tage nach der Auferstehung Jesu Christi empfangen werden, niemals vorher (Joh. 7,39b). Damit ist der Heilige Geist die zweite Grundlage für eine neue Geburt.

ALLGEMEINES: Um in der Zeit der Gnade – also heute -errettet zu werden, bedarf es des Wassers SEINES Wortes, welches durch den Glauben beginnt, wirksam zu werden. Sobald wir uns als verlorene Sünder Gott stellen und im Glauben um Annahme und um Vergebung der Sünden bitten, reinigt uns das Blut Jesu Christi, SEINES Sohnes, von aller Sünde (1. Joh. 1,7). Das Wasser des Wortes allein genügt aber nicht, um von neuem geboren zu werden. Der Christus war bereits vor Golgatha das Wort. Die Macht des Wortes zur neuen Geburt lag aber erst nach Golgatha vor, weil das Werk der Erlösung in ganz enger Verbindung mit der Geistgeburt steht. Die Jünger des Herrn hatten SEINE Worte schon vor Golgatha gehört. Es fehlte jedoch die notwendige Opferkraft des Blutes Jesu, bis der Christus ausrief: „Es ist vollbracht!" Dies beweist geradezu die Stelle in Joh. 15,3: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe," Wiedergeboren waren die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht und konnten es auch nicht sein. Im A.T. hörten die Israeliten ebenfalls das Wort Gottes, und nicht wenige hatten den Geist Gottes. Von neuem geboren da-

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gegen war nicht einer von ihnen. Es fehlten das Opfer des Gotteslammes mit der Kraft des Geistes neuen Lebens und der Heilige Geist für die Erfüllung, Dienstausrüstung, Versiegelung und Führung in alle Wahrheit. Darin erkennen wir das Gnadengeschenk Gottes an die Gemeinde SEINES Leibes. In jedem Fall sind in der Gnadenzeit Gläubige ohne die neue Geburt auch nicht wiedergeboren. Es sind törichte Jungfrauen in Ermangelung des notwendigen Öls (Abbild des Geistes).

Soweit dürfte das bis jetzt behandelte Thema verstanden worden sein. Dennoch wollen wir die Hintergründe weiter betrachten. Zuvor aber besehen wir uns noch in Joh. 3 die Verse 3, 5 und 7 in der Steigerung der Aussagen Jesu an Nikodemus, den Obersten der Juden.

In Vers 3 sagte der Herr:….. Es sei denn, daß jemand von

neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen." Der Lehrer Israels wird belehrt durch den von Gott gekommenen Lehrer. Die neue Geburt bezieht sich auf das Sehen des Reiches Gottes.

In Vers 5 sagte der Herr: „… Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen." Während in Vers 3 das Sehen des Reiches angesprochen ist, wird in Vers 5 über das Hineinkommen in das Reich Gottes geredet. Somit steht die Definition „Wasser und Geist" in Verbindung mit dem Hineinkommen in das Reich Gottes.

In Vers 7 wird lediglich die Unabdingbarkeit angesprochen, in dieses Reich Gottes hineinzukommen: „… Ihr müsset von neuem geboren werden." Die Verwunderung des Nikodemus über die dringende Notwendigkeit, von neuem geboren werden zu müssen, spricht den Obersten der Juden nicht frei.

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2. Was ist das Reich Gottes?

Zunächst ist zu sagen, daß die Bezeichnung „Reich Gottes" eine neutestamentliche Formulierung ist. Sie kommt im AT. nicht vor und wird zum ersten Mal in Matth. 6,33 in der Aufforderung erwähnt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes …" Dieses Trachten hat mit Hingabe an Gott und mit Wertschätzung Gottes im Herzen der Menschen zu tun. „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr eingehe, als (daß) ein Reicher in das Reich Gottes (eingehe)" (Matth. 19,24). Der Mensch kann von sich aus überhaupt nicht in das Reich Gottes eingehen, sondern nur durch die Hilfe des Herrn. Aus diesem Grund kam der Christus vom Himmel herab auf die sündige Erde. ER brachte das Reich Gottes mit auf die Erde. Darum rief ER in Luk. 17,21 aus: „… siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch." Obwohl der Herr Jesus mitten unter den Menschen lebte, waren sie nicht automatisch im Reich Gottes! Es bedurfte der neuen Geburt aus Wasser und Geist, um überhaupt hineingehen zu können -daran hat sich bis heute nichts geändert. Darum sind alle anderslautenden Lehren von Menschen, in das Reich Gottes einzugehen, falsch.

Dieses Reich Gottes stand also nicht allein mit SEINER zeitlichen Erscheinung auf Erden in Zusammenhang, sondern der Herr Jesus war selbst das Reich Gottes. Damit ist klar, daß das Reich Gottes und die Person des Herrn Jesu als Einheit zu sehen sind. Dieses Reich ist nicht nur da, wo der Herr sich als Person aufhält, sondern auch dort, wo ER sich nicht aufhält. Nachdem der Herr nach vollbrachtem Werk am Kreuz aufgefahren war und sich zur Rechten des Vaters im Himmel gesetzt hatte, konnte Paulus in Kol. 4,11b sagen: „Diese allein sind Mitarbeiter am Reiche Gottes …" Der Herr Jesus hat also das Reich Gottes bei SEINER Himmelfahrt nicht mit in die Herrlichkeit genommen, sondern hier gelassen, obwohl es sich auf die Person Jesu gründet. Das Reich Gottes konnte auf Erden bleiben, weil es ein geistliches Reich ist. Deshalb sagte der Herr

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Jesus in Matth. 28,20b: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters." Das „Bei-uns-sein" ist durch die Gegenwart SEINES Geistes in den Erretteten der Gnadenzeit möglich. Obwohl der Herr im Himmel thront, ist SEINE Gegenwart auf Erden die Grundlage dafür, daß wir durch die neue Geburt das Reich Gottes (auf Erden) „sehen" können (Joh. 3,3) und daß wir durch die Geburt aus Wasser und Geist in das Reich Gottes (im Himmel) „eingehen" können (Joh. 3,5). Die Gegenwart des Herrn ist aber auch Grundlage dafür, daß wir von neuem geboren werden müssen (Joh. 3,7). Das Erreichen dieser Ziele durch Werke ist ausgeschlossen.

3. Was ist die neue Geburt?

Einer Geburt muß eine Zeugung vorausgegangen sein. So ist es im Fleische und auch im Geiste. Als sich der Sohn Gottes im Fleische offenbarte, begann SEINE leibliche Existenz mit der Zeugung. Dieser Vorgang war prophetisch im Wort angekündigt und ist in Ps. 2,7 zu lesen. Der Beschluß zur Zeugung geschah in der Ewigkeit durch die Fülle der Gottheit. Die Zeugung selbst erfolgte vor bald 2000 Jahren. Der himmlische Vater übernahm als Vater die Seite des Gebers, der Heilige Geist vollzog nach Matth. 1,20 die Zeugung im Fleische auf der Erde. In ähnlicher Weise geschieht bei uns die „neue Geburt" nach dem Geiste, welche auch „Wiedergeburt" genannt wird. Gut verständlich bringt die Elberfelder Übersetzung den Vorgang in 1. Petr. 1,3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiederqezeuqt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten." Das Wort „wieder(gezeugt)" bestätigt beim Menschen die vorausgegangene erste Zeugung im Leibe des Fleisches. Der Lobpreis auf Gott und den Vater resultiert aus der Urheberschaft des Samens. Die Zeugung (vor Ort) vollzieht der Heilige Geist ganz individuell. Der Samen ist rein geistlich (geistliches Samenkorn – für das menschliche Auge

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nicht sichtbar). Dieser Samen ist Wort und Geist. So steht es in Jak. 1,18: ….. hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt …", und in Joh. 6,63 lesen wir, daß dieses Wort Geist ist. Deshalb ist im göttlichen Samen substantiiertes Geistgut vorhanden – Anteile vom Vater, vom Sohn und vom Heiligen Geist. Auch wenn weder der Sohn noch der Heilige Geist unser Vater ist, existiert das Erbgut der Familie Gottes.

Diesen Samen, der vom Vater kommt, nimmt der Heilige Geist und vollzieht in dem zu rettenden Menschen die Zeugung. Bei der geistlichen Zeugung müssen anschließend nicht – wie bei der fleischlichen Zeugung des Menschen – neun Monate des Reifens folgen. Mit großer Gewißheit wird es bei der Wiedergeburt unterschiedliche Zeiten geben. Es ist davon auszugehen, daß bei Gott die Zeugung und die neue Geburt in wenigen Minuten erfolgen können. Weil die Zeugung mit dem Wort Gottes in Verbindung steht, kann zwischen dem Hören (welches der Zeugung und Befruchtung entspricht) und der eigentlichen Geburt aber auch eine Zeit der Entwicklung und Reife sein. Wieviel göttlicher Samen wird ausgestreut, ohne daß jemals mit Frucht gerechnet werden kann! Sobald also nach einer Zeugung der Samen die notwendige Reife hat, vollzieht sich nach Gottes Willen die Geburt – die Geburt nach dem Geiste. Das Reifen muß erkennen lassen, daß der Glaube im Menschen einen Stand erreicht hat, wo er zur Überzeugung gekommen ist, daß „Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes" (Joh. 20,31) und daß „jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt" (Apg. 10,43). „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst" (1. Joh. 5,10a). „Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben" (Joh. 6,47; siehe auch Apg. 16,31). „Und Gott, der Her-zenskennner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab …" (Apg. 15,8). Was uns bei diesen wenigen Bibelstellen – man könnte noch viele andere zitieren – auffällt: von einem Sündenbekenntnis steht nichts geschrieben. Wir sollten dies unbedingt festhalten, um treu im Wort Gottes gefunden zu werden. Gewiß sollen wir unsere Sünden bekennen, was eben-

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sooft im Neuen Testament steht. Denken wir nur an 1. Joh. 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit." Wie sollten denn sonst die Sünden in die Vergebung kommen, wenn wir sie nicht bekennen? Damit werden aber die zuvor genannten Schriftstellen nicht ungültig.

Was ist in dieser Sache der Wille Gottes? Was in der Bibel steht, soll für uns verbindlich sein. Demzufolge können Menschen zum lebendigen Glauben kommen, ohne ihre Sünden generell bekannt zu haben. Lassen wir bitte das Wort in dieser mitgeteilten Form stehen, sonst erheben wir uns über Gott. In jedem Fall wird es aber in kürzester Zeit zu einem generellen Sündenbekenntnis kommen, weil der Heilige Geist nicht ruhen wird, in die Wahrheit zu führen. Wenn wir einen Menschen, der sich erretten lassen will, beknien, um gutgemeint die Sünden aus ihm herauszupressen, ist es möglich, daß wir dem Heiligen Geist damit zu schnell vorauseilen. Die Folge davon kann sein, daß wir gesetzlichen oder unnüchternen Kindern Gottes zur Geburt verhelfen. Der Herr möchte aber, daß wir bei der Gewinnung von Seelen äußerst individuell arbeiten und selbst in engem Kontakt mit IHM, dem Herzenskenner, und SEINEM Wort stehen.

4. Die eigentliche Geburt nach dem Geiste

Sobald ein Mensch sich als verlorener Sünder erkennt, ist die Saat des Wortes Gottes aufgegangen. Der Wunsch nach Errettung und Vergebung vor Gott wird so stärk, daß in aller Bereitschaft die Sünden bekannt werden. Sehr oft weicht dabei eine große Last vom Herzen und vom Gemüt. Was ist geschehen? Gott hat den Sünder angenommen. Der gute Hirte hat ein verlorenes Schäflein wiedergefunden. Das Opfer des Christus hat dem Seelenfeind die Beute entrissen. Es findet ein Wechsel der

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Eigentümer statt. Ein Mensch ist „von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott" gelangt (Apg. 26,18).

Nun wollen wir behandeln, was im inwendigen Bereich geschieht, Sobald die vom Herrn notwendige Reife gegeben ist, kommt es zur neuen Geburt (Wiedergeburt). Dies lesen wir in Tit. 3,5: „… durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes." Eigentlich ist die neue Geburt gar keine Waschung. Aber neues, ewiges Leben entsteht, weil der Samen des Wortes und des Geistes auf fruchtbaren Boden gefallen ist und Wurzeln geschlagen hat. Denken wir hier an das vierfache Ackerfeld. Wohl mag der Apostel Paulus im Brief an Titus auch an die leibliche Geburt gedacht haben. Die zur Welt gekommenen Erdenbürger werden erst einmal gewaschen. Geistlich ist dies vergleichbar mit der Abwaschung unserer Sünden, wie wir das in Apg. 22,16 lesen: „Stehe auf, laß dich taufen und deine Sünde abwaschen …" Allein durch den Glauben an IHN empfangen wir Vergebung der Sünden.

Was aber die Erneuerung des Heiligen Geistes betrifft, so meint die Bibel nicht, daß ein vorhandener Heiliger Geist restauriert und erneuert wird, sondern daß die Erneuerung in uns gleich dem Empfang des Heiligen Geistes ist. Die neue Geburt kann in der Gnadenzeit überhaupt nur mit dem Empfangen des Heiligen Geistes verstanden werden. Im gleichen Augenblick, wo wir zur Geburt nach dem Geiste gekommen sind, ist der Heilige Geist sofort wirksam und versiegelt uns. Nach Eph. 1,13 findet die Zeugung folgendermaßen statt: „nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geiste der Verheißung." Demnach bewirkt das Wort des Geistes den Glauben zur Zeugung. Sobald die Frucht der neuen Geburt da ist, versiegelt der Heilige Geist in uns das neue Leben im Geiste. Die Versiegelung der neuen Geburt bringt für den Erretteten den sofortigen Besitz des Heiligen Geistes mit sich.

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5. Was geschieht bei der neuen Geburt?

Zuerst ist durch Glauben der himmlische Samen des Wortes angenommen worden. Sobald in den Augen Gottes diese Entscheidung echt ist, vollzieht sich im Glaubenden die Zeugung. Bei dieser Zeugung wurde, wie wir bereits behandelt haben, „Substanz" von der Fülle der Gottheit mitgegeben. Es wird zwar nur vom Samenkorn geredet, aber das genügt vollständig. Der Samen vom Vater und vom Sohn reift zur Frucht der neuen Geburt. Das bestätigt auch Joh. 14,23: „… und mein Vater wird ihn lieben, und wir (Vater und Sohn) werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Der Heilige Geist übernimmt dann das Weitere bei der neuen Geburt im Geiste.

6. Wie äußert sich die neue Geburt?

So, wie man die Geburt eines Kindes durch den Schrei wahrnimmt, wird in der Gemeinschaft von Erretteten offenbar, wenn jemand zur neuen Geburt gelangt ist. Wesenhaft sind die Gesinnung des Herrn und die Vergebung der Sünden angenommen worden. Ebenfalls kommen das Zeugnis des Heiligen Geistes und das Verhalten des „inneren Menschen" (2. Kor. 4,16; Eph. 3,16) zum Ausdruck. In jedem Fall wird nach der Geburt ein Wachstum sichtbar (Kol. 1,10). Kinder Gottes, die bekannt sind für Eigenwilligkeiten, Rechthabereien und Exzentrizitäten, die beständig in Spannungen, Konflikten und Auseinandersetzungen mit eventuellen Mißverständnissen leben, haben geistliche Geburts- und Wachstumsstörungen. Wenn über Jahre hinweg diese Wachstumsstörungen anhalten, bereitet die Beseitigung der Schäden Schwierigkeiten. Die Gewohnheit an diesen Zustand über lange Zeit hinweg läßt die Beweglichkeit stagnieren. Allein das gesunde Wachstum in der Gemeinschaft mit Gläubigen in Gebet, Bibelarbeit und Verkündigung, aber auch zeugnishafte Tätigkeiten sollten das Leben eines Gotteskindes bestimmen. Es geht dabei um die geistliche Fruchtbarkeit des

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einzelnen Gläubigen zur Ehre Gottes. Ziel jedes Erretteten sollte auch sein, verlorene Seelen zu gewinnen und zum Herrn zu führen. Andere Gläubige geistlich aufzubauen, sollte ebenfalls nicht fehlen.

Der Artikelschreiber war in den Jahrzehnten seines Glau benslebens oft zutiefst erschüttert über die abgrundtiefe Unwissenheit der Erretteten über Gottes teurem Wort. Mit dieser Not stand ich wiederholt vor dem Herrn. Ich konnte nicht begreifen, daß die Bibel, Gottes Wort, bei wiedergeborenen Gläubigen keinerlei Fruchtansatz erkennen ließ. Diese Leute wurden mir zur Anfechtung, weil ich merkte, daß meine Liebe zu ihnen spürbar litt. Lange Zeit später machte der Herr mir die Sache klar. Wir waren bei Gläubigen eingeladen. Dort lernten wir unter den Gästen auch eine Familie mit kleinen Kindern kennen. Ein Junge zog durch sein Verhalten die Aufmerksamkeit aller auf sich. Während des Besuches sagte der kleine Kerl unter anderem: „Papa, kauf mir doch auch so ein Haus wie dieses hier." Den Vater störten die kindlich dummen Worte seines Jungen nicht im geringsten. Die Liebe des Vaters zu seinem Kind wurde dadurch nicht eingeschränkt. Diese Begebenheit erinnerte mich an meine Denkweise. Wenn die elterliche Liebe keine Einschränkung erfährt, wieviel weniger die Liebe unseres himmlischen Vaters, wenn sich Kinder des Lichts aus Unwissenheit falsch verhalten. Eines tut unser Gott nicht: ER schränkt SEINE Liebe zu uns nie ein, auch wenn wir uns dumm benehmen.

7. Die Wiedergeburt

Wie wir aus der bisherigen Auslegung entnehmen konnten, lehrt die Bibel, daß die Wiedergeburt mit „von neuem geboren sein" gleichzusetzen ist. Sie ist im Menschen ein geistlich übernatürlicher Vorgang, durch den man zum Kind Gottes wird. Nach der katholischen Lehre ist die Inkarnation die Fleischwerdung Jesu. Diese Inkarnationslehre darf aber nicht mit der fernöstlichen

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Reinkarnationslehre verwechselt werden. Hierbei handelt es sich um die Wiederverkörperung in tierischen oder pflanzlichen Existenzformen, als Strafe und Läuterung nach dem Tode. Die Reinkarnationslehre tritt vorrangig in Indien auf und ist Bestandteil der Weltreligionen Hinduismus, Buddhismus und Brahmanis-mus. In abgewandelter Form ist sie ebenso in der Theosophie, Anthroposophie und im Spiritismus zu finden.

8. Kann man von der neuen Geburt abfallen?

Über diese Frage haben sich Gott und auch Menschen Gedanken gemacht. Unser Schöpfer-Gott hat uns SEINE Gedanken nicht vorenthalten, sondern in der Bibel festgelegt. Die Menschen haben darüber viele Meinungen, bei Gott aber gibt es nur eine Wahrheit. Niemals ist die Wahrheit Gottes gespalten. Solches Gespaltensein findet man nur bei Menschen. Das ist Schizophrenie im geistlichen Bereich. In verschiedenen Schriftstellen, die man night verstehen oder einordnen kann, will man Beweise sehen, die gar keine sind. Nun gut. Ich frage nur: Gibt es eine einzige Bibelstelle, wo geschrieben steht, daß jemand „von der neuen Geburt" abfallen und „vom ewigen Leben" geraubt werden kann? Nein! Also stellen wir die Frage umgekehrt: Gibt es ein Bibelwort, das aussagt, daß niemand „vom ewigen Leben" geraubt werden kann? Ja! Den Beweis finden wir in Joh. 10,28: „Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben." Das hat aber nur Gültigkeit, wenn wir glauben, „gleichwie die Schrift gesagt hat" (Joh. 7,38). Wer aber den Worten der Menschen mehr glaubt als dem Worte Gottes, ist nicht im Lichte Gottes.

Glaubende erfreuen sich am Wort des Herrn, denn ER ist die Wahrheit. Sollten wir Menschen glauben, von denen es in Ps. 116,11 heißt: „Ich sprach in meiner Bestürzung: Alle Menschen sind Lügner!"? Nein, unser Gebet soll sein: Herr Jesus,

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ich will DIR mehr glauben als den Menschen, die „alle" Lügner sind. In Joh. 10,29 wird gesagt, daß der Vater größer ist als „alles". Darum kann niemand die Erretteten aus der Hand des Vaters rauben. Würde auch nur einer geraubt werden können oder geraubt werden wollen, müßte ein Größerer als der himmlische Vater kommen; einen solchen aber gibt es nicht. Glaubst Du an etwas, was es nicht gibt? Dann überprüfe Deinen Glauben vor Deinem Gott! Wir, die wir glauben, gleichwie die Schrift sagt, erfreuen uns SEINES Wortes und der Zusagen der Verheißungen des alleinigen und großen Gottes. Auch danken wir IHM für das Wort der Wahrheit, wodurch wir in der Freiheit der Kinder Gottes frohen Herzens singen können:

„Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust, ruhend in seiner Liebe, da find ich Himmelslust."

9. Die neue Geburt im Blick auf die Ewigkeit

Die Wiedergeburt ist nicht die sichtbare Vollendung unseres himmlischen Leibes, wohl aber wie ein Samenkorn, denn sie ist die Basis für die erste Auferstehung. Paulus sagt dies in 1. Kor. 15,37: „Und was du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn …" Das neue Leben in der neuen Geburt ist für unser Auge nicht sichtbar, weil es rein geistlich ist. Wir wissen, daß auch der neue Auferstehungsleib ein geistlicher ist. Über das ewige Leben in der neuen Geburt sagt Paulus in Kol. 3,3: „… euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott." Der verborgene Zustand hält an, solange sich die Leibesgemeinde Jesu auf der Erde befindet. Erst bei SEINER Ankunft trifft ein, was in Kol. 3,4 geschrieben steht: „Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit."

Blicken wir noch einmal zurück zum Anfang der neuen Schöpfung. Zuerst findet die Zeugung statt. Dann folgt die neue Geburt nach dem Geiste. Solange wir im Fleische wandeln,

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bleibt die neue Geburt – vom Gehalt des ewigen Lebens her -verborgen. Nur der Mensch des Geistes vermag jemanden zu beurteilen, ein Verlorener kann es nicht (1. Kor. 2,14.15). Das ist auch der Grund, weshalb wir von der Welt abgelehnt werden. Sie beurteilt uns falsch, weil man uns nicht beurteilen kann. Unserem Herrn erging es genauso.

Der Tag der Offenbarwerdung der neuen Geburt ist die Ankunft des Herrn Jesus. Da werden wir auferweckt oder überkleidet zu neuem Leben in Herrlichkeit. Dieser Auferstehungsleib ist gleich dem unseres Herrn. SEIN Leib und unser Leib der Auferstehung haben die Macht und die Bande des Todes überwunden. In diesem Geistleib fahren wir auf in die Himmel, stehen vor dem Richterstuhl des Christus und verbringen dann die endlose Ewigkeit. Einen Verschleiß oder ein Veralten dieses Leibes gibt es nicht. Die Vergänglichkeit des Menschen liegt in der Sünde des Fleisches begründet. Den irdischen Leib legen wir für ewig ab, weil der Herr eine neue Geburt geschenkt hat, die für alle Ewigkeiten Geist ist. Das ist Teil unserer lebendigen Hoffnung in Christo. Wenn wir für immer bei IHM in der Herrlichkeit sind, wird irdisches Leid und jegliche Schwachheit für immer ein Ende haben.

Deswegen wollen wir hier schon fröhlich sein und in tiefem Bewußtsein vor dem Herrn wandeln – in Gehorsam zum Wort, in Hingabe an das Vorbild Jesu und in aller Dankbarkeit zu dem, der alles für uns getan hat. Wir freuen uns auf SEIN Erscheinen und rufen zu unserem Gott: „Komme bald, Herr Jesus!"

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II. „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." (Rom. 11,6a)

Nicht nur in der Gesetzeszeit bei den Israeliten gab es Tage in treuem Wandel – es gibt sie auch in der Gnadenzeit durch die Nationen. Wir kennen aber auch Zeiten der Untreue im Alten Bund bis hin zum Abfall von Gott. Leider erleben wir einen solchen Abfall auch in den Tagen der Gnadenzeit. Im Alten Bund wich man vom Gesetz ab, heute weicht man von der Lehre des Wortes ab. Abweichungen damals wie heute bringen uns immer von bösen Zeiten bis zum Gericht. Genauso war es bei dem Gericht der Wasserflut, so war es zur Zeit Jesu, und so ist es auch heute unmittelbar vor der 70. Jahrwoche. Der Abfall ist das erkennbare Symptom des kommenden Gerichts. Je weiter wir dem Ende der Gnadenzeit entgegeneilen, desto stärker ist dieser Abfall mit dem Verlassen des Wortes zu erkennen. Das Verlassen des Wortes ist vor Gott Untreue und Mißachtung SEINER Liebe und Wahrheit. Dabei werden die Aussagen der Heiligen Schrift gar nicht mehr richtig verstanden. Vielen fehlt heute das, was einst der Liederdichter schrieb: „Ach, bleib' mit deiner Klarheit …" Segnungen Gottes werden gedeutet, als kämen sie aus falscher Quelle. Die Gemeinde Jesu befindet sich aus eigenem Verschulden in einem bedauernswerten Zustand des geistlichen Untergangs. Hier soll einer von mancherlei Irrtümern angesprochen werden, nämlich die Behauptung: Bei der Wiederkunft Jesu sind nur diejenigen Kinder Gottes dabei, die im Augenblick der Epiphanie (Erscheinung des Herrn) ohne Sünden sind.

1. Kurzer Überblick über Römer 11,1-6

Wir wollen nun anhand der Bibel diese Aussage untersuchen. Jede menschliche Meinung ist letztlich unwichtig – es sei denn, die Heilige Schrift bestätigt diese. Der alleinige Maßstab für die Wahrheit ist und bleibt das Wort Gottes. Kommen wir zurück zu

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Rom. 11,6a und wiederholen: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Den meisten Lesern wird wohl bekannt sein, daß die Kapitel 9-11 im Römerbrief reine Israel-Geschichte enthalten. Darum beginnt Kap. 11 auch mit den Worten: „Hat Gott etwa sein Volk verstoßen?" Das kann nie sein, weil sich der Apostel Paulus in Vers 1 als Israelit aus dem Stamme Benjamin vorstellt. Hätte Gott SEIN Volk wirklich verstoßen, hätte Paulus nicht mehr gerettet werden können. In Vers 2 lesen wir: „Gott hat sein Volk nicht verstoßen …" Vielmehr hat der Herr das Volk Israel „zuvorerkannt", noch bevor die Israeliten waren (Rom. 8,29).

Hochbedeutend ist in Kap. 11 der Schriftbeweis, den Paulus bringt, indem er Elias (griech. für Elia) zitiert. Von Elias wissen wir, daß er der Vater der Propheten ist. Paulus sagt von ihm: „Wie er vor Gott auftritt wider Israel …" (V.2c). Damit will der Apostel beweisen, daß Gott SEIN Volk nicht verstoßen hat, denn der in Vers 3 erwähnte Auftritt des Propheten war nicht durch den Geist Gottes gewirkt. Elias war mit Sicherheit ein Mensch der Wahrheit. Wir wollen daraus lernen, daß auch Männer Gottes sich irren können. Zugleich stellt Paulus klar, daß es einen Auftritt gegen Israel gar nicht geben darf, weil der Herr SEIN Volk nicht verstoßen hat. Elias war gewohnt, als Prophet gegen Israel harte Gerichtsworte zu reden – aber nicht solche wie in Vers 3. Die Argumente gegen Israel brachte er in vier Punkten vor. Sie lauten: „Herr,

 sie haben deine Propheten getötet,

 deine Altäre niedergerissen,

 und ich allein bin übriggeblieben,

 und sie trachten nach meinem Leben."

Die Heilige Schrift bestätigt die Punkte 1, 2 und 4, nicht aber den Punkt 3. Warum redete der Prophet diese Worte, welche er nicht vom Geist Gottes erhalten hatte? Schreckliches hatte Elias mit Israels Abfall in den Baalsdienst erlebt. Endlich sah er einen Abschluß Gottes mit dem götzendienerischen Volk, welcher auch das Ende seiner Not mit diesem Volke sein sollte. Der Prophet sah für die Zukunft Israels keinen Weg mehr. Deshalb wollte er

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dem Herrn so viele Beweise liefern, um IHM zu zeigen, daß es sich nicht mehr lohne, mit all den vielen Ermahnungen an das ehebrecherische Volk Israel fortzufahren. Der Prophet hatte es satt und wollte nicht mehr – wie einst, als er unter dem Ginsterstrauch lag und Gott bat, seine Seele aufzunehmen.

Elias Auftritt gegen Israel beantwortet Paulus in Vers 4 mit der Frage: „Aber was sagt ihm die göttliche Antwort?" Auf die vier Punkte des Propheten entgegnet der Herr mit Aber! Dieses Wort dreht meistens die Bedeutung einer vorausgegangenen Mitteilung ins Gegenteil. Weiter heißt es: „Ich habe mir übrigbleiben lassen siebentausend Mann, welche dem Baal die Knie nicht gebeugt haben." Es entspricht dem Wesen Gottes, einen Überrest vor dem Tode zu retten. (Eine Mutterkuh durfte in Israel nicht mit dem Kälbchen geschlachtet werden, siehe 3. Mose 22,28.) Obwohl Elias Prophet war, wußte er nichts davon, daß der Herr noch einen Überrest von siebentausend Mann hatte. Diese hatten sich nicht vor dem Baal gebeugt und den Mund des Götzen nicht geküßt (1. Kön. 19,18). Wie mußte der Prophet gestaunt haben, als er die Worte Gottes über jene siebentausend Mann vernahm. Vielleicht waren sie sogar die Frucht seines Wirkens! Auch wir wissen nicht, wem wir auf Erden zum Segen sind, sofern wir in Treue vor Gott wandeln. Obgleich damals die Gesetzeszeit galt und in 2. Mose 20,3 geschrieben steht: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir", wandelte das Volk Israel bis auf den Überrest im Götzendienst.

Paulus nimmt in Vers 5 die Situation zum Anlaß und sagt, daß auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade ist. Keineswegs meint der Apostel die Nationen, sondern er redet von Israel in der Gnadenzeit. Der Menge der orthodoxen Israeliten steht das Häuflein der erlösten Israeliten gegenüber. In Vers 6 stellt sich der Apostel Paulus, der damals schon in der Gnadenzeit lebte und errettet wurde, auf den Boden der Gnade und sagt: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Merken wir uns diese Worte gut!

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2. Das Zeitsymptom

Gehen wir im Blick auf das bisher Gesagte nun auf die Behauptung jener ein, die sagen, bei der Ankunft des Herrn würden nur diejenigen dabeisein, welche in diesem Moment in einem völlig vergebenen Zustand gefunden werden. Wäre diese Behauptung wahr, müßte ich mich als Erretteter im Heiligungsleben so verhalten, daß ich lückenlos in der Vergebung lebe. Für Sünden, die mir erst verspätet zum Bewußtsein kommen, müßte ich etwa alle drei Minuten um Vergebung bitten. Um in solch einer Heiligung zu sein, wäre dies rund um die Uhr notwendig. Damit würde ich mich aber einer großen Gefahr aussetzen, denn es stellt sich automatisch die Frage: Was geschieht, wenn der Herr eineinhalb Minuten nach einem Gebet erscheint? Hätte ich nach einer Minute wieder gesündigt und innerhalb einer halben Minute nicht um Vergebung gebeten, wäre ich bei der Ankunft des Herrn nicht dabei.

Paulus warnt vor solchen Menschenweisheiten und schreibt in 1. Kor. 14,20: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstände …" Wir preisen unseren Gott, daß SEINE Parusie (Wiederkunft) keine Sache des Verstandes ist. Fest steht, daß eine solche Heiligung Krampf und Werk ist. Hätten wir darin die Rechtfertigung zur Entrückung, wäre die Rechtfertigung aus Werk in der Gesetzeszeit nur ein kleines Vorspiel gewesen. In dieser Zeit hatte der Mensch Gott im Fleische zu dienen. Dazu gehörte auch das Werk, welches im AT. durch das Gesetz gefordert war. Dieses Werksdenken liegt unserem Fleisch sehr, weil der natürliche Mensch sich nicht gern dem Geist Gottes unterwirft. Eher „gelüstet" das Fleisch wider den Geist (Gal. 5,17a). In Matth. 26,41b lesen wir: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach." Seit Christi Erlösungswerk ist der Fleischesdienst für uns beendet. „Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit' (Rom. 10,4). Das ist die Rechtfertigung aus Glauben nach Rom. 5,1. Sie gilt nie im Gesetz, sondern dort, wo Gnade regiert. Deshalb steht die Gnade nicht mit unserem Fleisch in Verbindung, wohl aber mit dem Geist. Daß unser Fleisch keine Beziehung zur Gnade hat, ist dadurch

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bewiesen, daß wir trotz Golgatha noch im Fleische sterben müssen. Deshalb dienen wir dem Herrn nicht mehr im Fleische, sondern wandeln nach dem Geiste (Rom. 8,4).

Alttestamentlich Neutestamentlich

wandelte man nach lebt man nach

i i

Gesetz Gnade

1 I

Fleisch Geist

1 1

Werk Glauben

Damit steht dem Gesetz die Gnade, dem Fleischesdienst der Geistesdienst, der Rechtfertigung aus Werk die Rechtfertigung aus Glauben gegenüber. „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Wir haben in der Gnadenzeit nichts mehr mit der Rechtsprechung aus Werk zu tun. Paulus schreibt in Rom. 4,4.5: „Dem aber, der wirkt, wird der Lohn nicht nach Gnade zugerechnet, sondern nach Schuldigkeit. Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet." Beide Verse reden doch eine ganz klare Sprache. Unsere Rechtsprechung ist uns allein durch Glauben und Gnade im neutestamentlichen Geistesdienst geworden. Irgendwelches Werk in die Errettung oder Entrückung hineinzulegen, ist Betrug. Darum sagt Paulus in Rom. 11,6b: „Sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade."

3. Was lehrt das Neue Testament?

Es könnte nun jemand sagen: Wir wollen doch nur den Herrn um Gnade bitten, die Sünde zu überwinden und dabei zu sein, wenn ER die Seinen aufnimmt. Lieber Freund, Du kannst die Sünde nicht überwinden, auch wenn Du Gott anhaltend darum bittest. Der himmlische Vater hat nur einen einzigen Menschen gefunden,

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der in der Lage war, die Sünden zu überwinden: „der Mensch Christus Jesus" (1. Tim. 2,5). Auf IHM lag des Vaters Wohlgefallen (Matth. 17,5). Als der Herr die Sünden der ganzen Welt auf sich nahm (1. Joh. 2,2), mußte ER sterben, „auf daß er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel" (Hebr. 2,14).

Nun magst Du sagen: Wir brauchen doch Gnade, damit wir bei der Ankunft des Herrn dabei sind. Lieber Freund, auch das stimmt nicht. Der Gnade Gottes bedürfen wir in allen Lebensbeziehungen zu Gott. Aber für SEINE eigenen Verheißungen benötigt Gott keine Gnade. Daß wir bei der Ankunft des Herrn dabei sind, unterliegt nicht der kommenden Gnade Gottes. Diese Verheißung erhalten wir bereits bei unserer Wiedergeburt. So lehrt es jedenfalls die Bibel in Rom. 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesum aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christum aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes." Die Heilige Schrift lehrt nicht die Sicherheit der Aufnahme bei SEINER Wiederkunft durch erbetene Gnade zur Überwindung. Vielmehr liegt die Sicherheit in dem in uns wohnenden Geist! Für die Dinge, die Gott verheißen hat, wird weder die Gnade noch unsere Überwindung gebraucht. So, wie der Herr in Rom. 8,11 geredet hat, geschieht es. Um besondere Gnade müssen wir nur dann bitten, wenn Gott die Zuständigkeit für etwas in unsere Hand gelegt hat, d.h. für alles, was unseren Weg im Glauben und Wandel betrifft!

Die Wiederkunft Jesu liegt nicht in unserer, sondern in Gottes Hand. Diese Tatsache bestätigen einige Bibelstellen. Zum Beispiel steht in 1. Kor. 6,14: „Gott aber hat sowohl den Herrn auferweckt, als er auch uns auferwecken wird durch seine Macht." SEINE Gottesmacht reicht hundertprozentig aus, uns aufzuerwecken und zu entrücken. Wer Christi Geist besitzt, ist dabei; wer Christi Geist nicht hat, ist nicht dabei! Für die Dinge Gottes brauchen wir keineswegs um Gnade zu bitten. Sonst müßten wir bei der Bekehrung auch um Gnade zur Überwindung für die Versiegelung durch

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den Heiligen Geist bitten; oder wir müßten bitten, daß wir zum Richterstuhl Christi kommen usw. Alles aber, was <Jn Mim in unsere Hand gelegt hat, d.h. alles, was unserer großen Schwach heit unterworfen ist, bedarf sehr wohl der Gnade zur Uboiwm dung. Wir sind aufgefordert zu bitten: „Komme bald, Herr Jesus!" Aber wir vermögen nicht zu bitten: Herr Jesus, gib uns Gn; id< >. in i<l Kraft zur Überwindung, daß wir dabei sind, wenn DU kommst. Das wäre nicht nur unnüchtern, sondern noch ärger.

Kinder Gottes haben die Legitimation zur Aufnahme in die Herrlichkeit, sobald der Herr kommt – egal, ob sie in tiefer oder ober flächlicher Heiligung leben. Die Rechtfertigung dafür besitzen wir in SEINER Auferweckung nach Rom. 4,24.25: „sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesum, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist." Die einzige Bedingung, die Herrlichkeit zu schauen, ist der Glaube an Gott. Alles andere ist unsinnig. 1. Thess. 4,14 bestätigt dies sehr deutlich. Allein der Glaube an Christus ist entscheidend. Nachdem Christus des Gesetzes Ende geworden ist, hat jede noch so sehr betonte fleischliche Anstrengung (auch die Überwindung durch Gnade im Wandel) keinen Raum mehr.

4. Was ist Gnade?

Mit Gewißheit handelt es sich hier um die Gnade Gottes und nicht um die Gnade der Menschen. Gnade kann nur einem Schuldigen zuteil werden, der seinerseits kein Recht auf Gnade besitzt. Wir alle sind wegen unserer Sünde schuldig vor Gott. Wer aber die Vergebung im Blute des Lammes annimmt, wird von Gott begnadigt. Die Basis unserer Errettung ist allein die Gnade (Eph. 2,8). Auch unser ganzes Leben in der Gemeinschaft mit dem Herrn gründet sich auf Gnade. Gottes Grundlage für SEIN Handeln an uns ist nicht mehr die Gerechtigkeit des Gerichtes, sondern die Gerechtigkeit SEINER Liebe. Und genau das ist Gnade! „Wenn

aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Wäre bei unserer von Gott vollzogenen Errettung auch nur das Maß eines tausendstel Millimeters Menschenwerk dabei, so ergäben sich zwangsläufig folgende Auswirkungen:

a) Der Mensch hätte ein wenig Ehre betreffs seiner Erlösung, denn er hätte auch seinen Anteil dazugetan. Da er von Natur aus „meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist" (Gal. 6,3), würde er sich selbst größer machen als das Werk am Kreuz.

b) Der Herr Jesus würde um das Maß dieses tausendstel Millimeters in SEINER Ehre beschnitten. Die Selbsterhebung des Menschen über den Herrn wäre eine große Beschneidung SEINER Ehre.

c) Das Werk vom Kreuz wäre nicht vollkommen. Das Vertrauen könnte nicht uneingeschränkt Gott gebracht werden, weil der Herr ja den Anteil des Menschen für das Erlösungswerk gebraucht hätte.

Deshalb ist es unmöglich, durch menschliche Heiligung die Auferstehung und Entrückung zu erwirken; sonst wäre Gnade nicht mehr Gnade. Gottes Gnade schließt alle Werke aus, auch die der Heiligung. Das ist die Lehre der Heiligen Schrift betreffs der Gnade Gottes für uns. Alles, was den gesunden Worten der Lehre des N.T. nicht entspricht, kommt nicht von oben. Weil die Bibel gerade über die Gnade Gottes so deutlich redet, bringen entgegenstehende Meinungen von Gläubigen den Mangel an Erkenntnis des Wortes Gottes zum Ausdruck. Darum wird der Herr bei SEINER Wiederkunft denen begegnen, die völlig auf die Gnade hoffen: „… seid nüchtern und hoffet völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi" (1. Petr. 1,13). Wären Werke ausschlaggebend, müßte hier stehen: Hoffet völlig auf eure Heiligung durch Überwindung bei der Offenbarung Jesu Christi. Das steht aber nicht geschrieben! Wir sollen völlig auf die Gnade hoffen, weil wir nur durch SEINEN Gnaden-Willen entrückt werden.

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5. Die Vollkommenheit

An dieser Stelle soll auszugsweise eine Verkündigung des Schreibers gebracht werden, weil deren Inhalt zu unserem Thema gehört. Es geht um das Wort in Matth. 5,48: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." Es ist immer gefährlich, aus der Heiligen Schrift eine Stelle herauszunehmen und gewaltsam überzubewerten – dadurch entsteht eine neue Lehre. Es sei hier an die sogenannte „Norwegerlehre" erinnert. Wir wollen nicht untersuchen, was daran alles falsch ist. Vielmehr möchten wir besehen, was die Heilige Schrift über die Vollkommenheit lehrt. Wenn der Herr im Textwort spricht: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist", dann sagt ER dies zu den Israeliten. Die hier erwähnte Vollkommenheit vermochten sie niemals durch gesetzesverbundenen Wandel zu erreichen. Das Erlösungswerk von Golgatha war noch nicht geschehen, und trotzdem weist der Herr die Israeliten auf die kommende Vollkommenheit hin, die nichts mit dem Wandel zu tun hat. In Hebr. 10,14 lesen wir: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden." Dieses eine Opfer weist auf den Christus hin, und allein darin liegt die Vollkommenheit. „Die geheiligt werden" sind jene, die nach Golgatha mit ihren Sünden zum Herrn kommen und als Errettete „auf immerdar vollkommen gemacht" sind. Das ist etwas Herrliches und zeigt SEINE Gnade und Liebe zu uns Menschen. Von einer Vollkommenheit in der Gnadenzeit durch Heiligung (durch Werk) redet die Heilige Schrift im N.T. nicht!

Andererseits fordert uns die Bibel auf, vollkommen zu werden in den Darreichungen Gottes für unseren Wandel. Es ist notwendig, daß wir erkennen, daß es für den Erretteten eine göttliche und eine menschliche Seite zu erfüllen gibt. Was die Vollkommenheit unserer Rettung angeht, so hat Gott in Christo das vollkommene Opfer gebracht – das ist die göttliche Seite. Was aber die Vollkommenheit unseres Wandels angeht, so haben wir in d<x Heiligung zu leben – das ist die menschliche Seite. Letzteres

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hängt nicht mit Errettung und Verlorenheit zusammen, sondern mit Verherrlichung Gottes und auch mit himmlischem Lohn. Wir wollen deshalb einige Bibelstellen aus dem N.T. betrachten, um weiteren Einblick zu gewinnen.

a) In 1. Kor. 2,6 steht: „Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, nicht aber Weisheit dieses Zeitlaufs …"

„Weisheit dieses Zeitlaufs" ist die Weisheit der Welt oder die Weisheit der Ägypter. Mit den Vollkommenen sind Kinder Gottes gemeint, die nach Hebr. 10,14 durch ein Opfer vollkommen gemacht wurden. Und trotzdem schreibt Paulus in 1. Kor. 13,10: „Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird …" Aus dieser Mitteilung erkennen wir die im Wort Gottes verschiedenerlei angesprochene Vollkommenheit. Paulus redet von der Vollkommenheit der Herrlichkeit im Himmel. Wenn er aber die Gläubigen zu Korinth als Vollkommene anspricht, so meint er gerade diejenigen, die auch noch in großen Unordnungen und Sünden lebten.

b) In 1. Petr. 5,10 heißt es: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, nachdem ihr eine kleine Zeit gelitten habt, er selbst wird (euch) vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen."

Petrus sagt zu Kindern Gottes: „… der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit …" Nach Hebr. 10,14 sind sie durch die Wiedergeburt bereits vollkommen gemacht. Nun aber sollen sie vollkommen werden durch „befestigen, kräftigen, gründen". Darin ist die menschliche Seite erkennbar. In 2. Kor. 13,11 lesen wir: „Übrigens, Brüder, freuet euch, werdet vollkommen …" Dann werden Dinge aufgezählt, die dem Wandel unterworfen sind. Niemals ist in diesen Bibelstellen eine Vollkommenheit angesprochen, durch die als Vorerfüllung die ewige Herrlichkeit gesehen werden kann.

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c) In 2. Tim. 3,17 heißt es: „auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt."

Allein schon die Bezeichnung „Mensch Gottes" drückt die vorhandene Wiedergeburt aus. Wenn also der vollkommene Mensch Gottes vollkommen sein soll, so kann sich dies nur auf den Wandel beziehen. Das bestätigt auch die Formulierung „zu jedem guten Werke völlig geschickt". Wir wissen, daß Werko und Wandel zusammengehören – und darin soll der Mensch Gottes vollkommen sein. Wir wollen festhalten, daß alles, was sich nicht auf Hebr. 10,14 bezieht, nur den Wandel betrifft.

Denken wir an unseren geliebten Herrn, über IHN heißt es in Hebr. 2,10:….. den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen." Wenn der Herr Jesus erst durch Leiden vollkommen gemacht werden mußte, meint da jemand, ER sei unvollkommen oder nicht in der Heiligung gewesen? Nein, der Herr wäre auch ohne diese Vollkommenheit durch Leiden bei der Himmelfahrt aufgenommen worden, denn sie betraf SEINEN Wandel. ER brauchte sie für SEINE Funktion als Hoherpriester, um viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen, aber auch um uns beim Vater recht zu vertreten. Denken wir daran, daß der Herr Jesus immer vollkommen war! IHN durch Leiden vollkommen zu machen, betraf SEINE Zeit hier auf Erden und betrifft auch die Ewigkeit, in der ER uns beim Vater vertritt. Wir sehen, welch eine Vielfalt im Wandel betreffs vollkommen sein liegt.

d) In Matth. 19,21 sagte Jesus: „Wenn du vollkommen sein willst, so gehe hin, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben."

Warum sagte das der Herr Jesus zum reichen Jüngling? Den Armen Alles oder Vieles geben war Werk, weil ja noch Gesetzeszeit war. Aber dadurch vollkommen sein? In Hebr. 9,9 steht, daß dargebrachte „Gaben als auch Schlachtopfer… dem Gewissen nach … nicht vollkommen machen können". Jesus redete

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von der Vollkommenheit, die dem Jüngling „einen Schatz im Himmel" bringen sollte.

e) In Phil. 3,15 zeigt Paulus eine ähnliche Situation auf: „So viele nun vollkommen sind, laßt uns also gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren."

Vollkommen ist der Gläubige nach dem Wort Gottes auch dann, wenn im Wandel noch nicht alles vollkommen ist. Darum ist die Absicht, durch Anstrengung des Fleisches eine Vollkommenheit aus sich selbst zu produzieren, ganzer Betrug! Dem Aufrichtigen

ruft der Herr zu:….. so wird euch Gott auch dies offenbaren."

Der fleischliche Christ wartet nicht, bis der Herr es ihm offenbart – er handelt im Fleische! Damit liegt dieses Bestreben zur Vollkommenheit außerhalb des Willens Gottes. Die Offenbarung SEINES Willens liegt in der Erkennbarkeit der Wahrheit des Wortes Gottes. Und weil der fleischliche Christ die Wahrheit nicht erkennt, macht sie ihn auch nicht „frei" (Joh. 8,32). Er ist gebunden an sich selbst, an seine Ideen und an sein eigenwilliges Wortverständnis. Das aber ist nicht die Freiheit der Kinder Gottes (Rom. 8,21). Darum sind Werk und Wandel des Gläubigen Dinge, die noch vollkommen gemacht werden müssen – und zwar durch Jesus und nicht durch den Menschen. Das haben wir bereits in 1. Petr. 5,10 gelesen: „… er selbst wird (euch) vollkommen machen …"

Und wenn der errettete Mensch durch Kasteiung des Willens sich selbst oder Gott nachhelfen will, vollkommen zu werden? Dann herrscht eben die Fleischeslust. Für Kinder Gottes bleibt zu

tun, was in Rom. 12,2 steht:…..daß ihr prüfen möget, was der

gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist." Wer aber am Fleischesdienst zur eigenen Vervollkommnung festhält, ist nicht mehr in der Lage, den vollkommenen Willen Gottes zu erkennen – so wie auch die orthodoxen Juden in Israel den vollkommenen Willen Gottes heute nicht erkennen.

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Der Wandel im Fleischesdienst führt zu einer Steigerung dos Selbstwertgefühls, aber dadurch wird die Gnade Gottes sehr miß achtet. Sobald einem Menschen die Gnade des Herrn nicht mehr ausreicht, fängt er an, im Fleische zu wirken. Er wirkt Vollkommenheit, die zu einer Selbstgerechtigkeit in den Augen der Menschen führt. Daraus kommen dann die unnüchternen Verdrehungen von Schriftaussagen. Man sagt nicht nur, sondern lehrt: Wer bei der Ankunft des Herrn nicht in ganz tiefer Heiligung lebt, ist nicht bei denen, die Gott im Himmel aufnimmt. Solche Aussagen sind absolut finsterer Betrug, weil die Heilige Schrift dies ganz anders lehrt. Die Aufnahme in des Himmels Herrlichkeit bei der Ankunft Jesu hängt nicht mit dem Wandel, sondern mit der Wiedergeburt zusammen. „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden" (Hebr. 10,14). Der gesamte Wandel kann Gott verherrlichen, aber er steht keineswegs mit der Aufnahme in des Himmels Herrlichkeit, sondern mit Lohn in Verbindung. Sonst würde man letztlich nicht aus Gnaden, sondern aus dem Werk des Heiligungslebens gerettet. Deshalb sagt Paulus in Rom. 11,6: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade." Wer will die Sprache des Wortes Gottes nicht mehr verstehen? Seit bald 2000 Jahren zeigt uns Israel, daß außerhalb der Gnade, also im Werk, niemand Gott gefallen kann. Deshalb mußte das Gesetz auch erfüllt werden. Und jetzt, wo wir in überströmender Gnade leben dürfen, bemüht sich der eitle Mensch, Gott wieder Werk anzubieten, diesmal nicht das Werk des Gesetzes, sondern das Werk der Heiligung. Christus aber ist das Ende aller Gesetzlichkeiten geworden – auch da, wo man das Werk vor die Gnade Gottes stellt.

Soweit der Artikel über die Vollkommenheit. Wir bedauern sehr, daß Kinder Gottes mehr und mehr SEIN Wort nicht mehi verstehen. Wundert es uns, wenn in heutigen Tagen Gläubige dem Herrn danken, daß sie keine Gebetserhörungen mehr haben? Der Geist der Unnüchternheit greift immer stärker und schneller um sich, je eher SEINE Ankunft naht.

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6. Die Verwechslung der Gnade Gottes mit unserer Heiligung

Wenn man von falschen Ansätzen ausgeht, kann das Ergebnis nur falsch sein; aber wenn die Ansätze richtig sind, wird auch das Ergebnis richtig. So ist es in der Mathematik, aber auch im Auslegen des Wortes Gottes. Wieviel Unkenntnis liegt vor, um im zehnten Gleichnis vom Reich der Himmel (Matth. 25,1-13) zweierlei Kinder Gottes zu sehen. In diesem Gleichnis, welches sowohl für Israel als auch für die Gemeinde des Herrn anwendbar ist, finden wir zwei Gruppen von Menschen: Kluge und Törichte. Die Törichten nahmen kein Öl mit sich (V.3); die Klugen aber nahmen Öl mit sich (V.4). Jeder Errettete weiß, daß Öl im AT. und im N.T. bildlich den Heiligen Geist darstellt. Danach sind die Klugen mit Öl die Geretteten; die Törichten ohne Öl sind die Verlorenen. Wir erkennen darin den schmalen und den breiten Weg – den Weg des Lebens und den Weg des Verderbens. Daran ändert sich nichts, auch wenn nach Vers 1 alle zehn Jungfrauen sich aufmachten, dem Bräutigam zu begegnen. Sehen wir uns doch nur das christliche Abendland an. Religion (auch wenn sie christlich ist) ohne Errettung und Wiedergeburt bleibt immer aufs Irdische begrenzt. Wenn der Herr in Vers 12 sagen mußte: „… ich kenne euch nicht", dann lag das gewiß nicht daran, daß diese Törichten mit Öl (dem Heiligen Geist) ungenügend im Heiligungsleben gefunden wurden, sondern daran, daß sie kein Öl hatten! So steht es geschrieben und nicht anders. Gott teilt uns doch SEIN wunderbares Wort nicht so mit, daß wir dieses erst ins Gegenteil drehen müssen, um es richtig zu verstehen.

Es ist erstaunlich, wie das Wort Gottes in den letzten Tagen vor der Wiederkunft des Herrn gedreht und wozu es gebraucht wird. Letztlich geht es doch darum, an der Sache Gottes mitzuwirken. Das kann aber nur dort geschehen, wo jemandem die Gnade Gottes nicht genügt. Unser Werk, auch nicht das der Heiligung, kann kein Ersatz für die Gnade Gottes sein. ER hat festgelegt: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken." Warum will

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der Mensch dennoch durch das Werk der Überwindung das orroi chen, was Gott in SEINE Gnade gelegt hat?

Die sieben Überwindungen in den Sendschreiben von Offb. 2 und 3 wollen wir nun einzeln behandeln. Wir müssen es tun, weil sich Errettete darauf berufen, durch Überwindung bei der Ankunft des Herrn dabeizusein. Eigentlich sollten wir Gott danken, daß ER von uns nicht so starkes Überwinden fordert, um würdig zu werden, bei SEINER Ankunft durch Entrückung dabeizusein. Die Gesetzeszeit gab Gott als Beweis, daß der Mensch nicht in der Lage ist, durch Werke den Forderungen Gottes zu genügen. In SEINER Liebe gab der Herr dem Menschen die Gnade, wodurch ihm SEINE Verheißungen zuteil wurden. Nun aber kommt dieser Mensch und will – in Mißachtung SEINER Liebe – das Mittel der Gnade Gottes zur Seite stellen und Gott durch Werke Überwindung anbieten. Darum sollen die sieben Überwindungen in den Sendschreiben verständlich ausgelegt werden.

6.1 Die erste Gemeinde – Ephesus (Otfb. 2,7b)

„Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, welcher in dem Paradiese Gottes ist."

Der Baum des Lebens ist Christus. Das Paradies ist ein Wonnegarten im Himmel, der Eden genannt wird (Hes. 28,13a) und zu dem damals der gesalbte Cherub-Fürst ebenfalls Zugang hatte. Ein Abbild der himmlischen Dinge (Hebr. 9,23) war der irdische Garten Eden (1. Mose 2,8). In der Bibel steht der Baum für eine große Person, für eine Weltmacht oder für irgendein Gebilde; mii Macht (Matth. 13,31.32). Ob es der geistliche Christus im himm lischen Eden oder als Abbild der fleischgewordene Christus im irdischen Garten Eden ist – der dort stehende „Baum des Lebens" ist der Christus und Sohn Gottes. Von diesem Baum konnlon Adam und Eva im sündlosen Zustand nicht essen. Da/u brauchten

sie geöffnete Augen. Sie aßen von dem „Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen" (1. Mose 2,17), obwohl Gott dieses verboten hatte. Auch dieser Baum ist Christus. „Da wurden ihrer beider Augen aufgetan …" (1. Mose 3,7). Satan wollte, daß die beiden auch vom Baum des Lebens essen, was jedoch außerhalb des Willens Gottes gewesen wäre (1. Mose 3,3). Dann wäre keine Heilung mehr möglich gewesen! Nachdem nun aber Gott SEINEN Sohn auf die Erde gesandt hat, ist der Baum des Lebens für uns zugänglich. Jesus sagt doch in Matth. 11,28: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen …" Es ist wie damals im Garten Eden. Zuerst muß man den Herrn Jesus sehen und IHM glauben

(Joh. 20,8:…..und er sah und glaubte"), um dann vom Baum des

Lebens zu empfangen (Kol. 1,27: „… Christus in euch …"). Diese Lebensspeise wird uns immer zur Verfügung stehen.

Das ist mit wenigen Worten die Auslegung von Offb. 2,7b. Die Überwindung ist eine Aufforderung, zu Christus zu kommen, um dadurch die Verheißung zu erlangen, Speise vom Baum des Lebens, Christus, zu erhalten. Von einer Überwindung, um bei der Auferstehung und Entrückung dabeizusein, steht kein Wort. Übrigens werden wir durch SEINE Auferstehungsmacht aufgenommen und nicht durch unsere Überwindung!

6.2 Die zweite Gemeinde – Smyrna (Offb. 2,11b)

„Wer überwindet, wird nicht beschädigt werden von dem zweiten Tode."

Der zweite oder ewige Tod ist der Feuersee (Offb. 20,14; 21,8), der kein Ende hat für die, welche darin sind (Mark. 9,44.46.48). Er ist der Strafvollzugsort von Ewigkeit zu Ewigkeit mit Gottesferne, Finsternis, Qualen und Hoffnungslosigkeit für alle, die nicht mit Gott versöhnt sind (Rom. 2,8.9). Beachten wir, daß die sieben Sendschreiben vom Charakter her zu unterscheiden sind. Welche Überwindung setzt das Wort Gottes voraus, um nicht in das Ge-

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rieht des zweiten Todes zu kommen? In der Heiligen Schrift r.t niemals die Überwinderkraft, sondern der Glaube angesprochun. So lehrt es jedenfalls Gottes Wort in Joh. 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen." Was soll man nun überwinden, um nicht den Schaden des zweiten Todes zu erleiden? Es ist die Überwindung, zu Christus zu kommen und an IHN zu glauben. Den Tod können wir Menschen nicht überwinden, das konnte nur der im Fleisch geoffenbarte Sohn Gottes. Wer zu IHM kommt und sich retten läßt, steht durch das Opferblut Christi in der Verheißung ewigen Lebens. Und das ist Gnade Gottes – ohne das Werk der Überwindung! Das Erlösungswerk Jesu ist die einzige Legitimation, um bei der Wiederkunft des Herrn dabeizusein. ER, unser Gott, steht zu SEINEM Wort, auch wenn wir untreu werden.

6.3 Die dritte Gemeinde – Pergamus (Offb. 2,17b)

„Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt."

Gott will dem Überwinder vom verborgenen Manna geben. Während der Wüstenreise war das Manna Israels Lebensnahrung, um in das Land der Verheißung, Kanaan, zu kommen. Das heißt, jeder Überwinder hat vom Herrn die Zusage: Wer zu mir kommt und ißt „das Brot, das aus dem Himmel herniedergekomituMi ist", wird leben. „Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot (Manna) ißt, wird leben in Ewigkeif (Joh. 6,58). Weiter steht in Joh. 6,54: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewigos Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage." „Am letzten Tage" ist SEINE Wiederkunft! Wann erhält man das Lebensbrot? Wenn man überwindet und zum Herrn Jesus kommt In

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unserem Textvers steht „verborgenes Manna", weil die gewaltige Auswirkung bei der Annahme des Lebensmanna, Jesus, für uns heute noch geheim und verborgen ist. „… euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott" (Kol. 3,3), deshalb wird erst die Ewigkeit die Gleichheit mit dem Herrn offenbaren (1. Joh. 3,2).

Was den Stein mit dem neuen Namen betrifft, so ist er ein Stück vom Felsen. So wie Christus, der Fels, ewigkeitsverbun-den ist, so sind auch die Erlösten durch IHN mit ewigem Leben verbunden. Weiß bedeutet Reinheit und Gerechtigkeit. Der neue Name gehört zum neuen Leben nach der Begegnung mit dem Retter Christus. Selbst Jakob erhielt bei der Begegnung mit Gott am Pniel einen neuen Namen: Israel. Wieviel mehr erhalten die Gläubigen den neuen Namen in der vollen Darstellung der neuen Schöpfung im verherrlichten Leib! Nur der Eigentümer kennt seinen neuen Namen, in dem alle seine Verhaltensweisen dem Herrn gegenüber enthalten sind.

Das verborgene Manna, den weißen Stein und den neuen Namen erhalten die Erlösten nicht durch Überwindung, sondern durch die Liebe des Herrn am Kreuz – das ist Gnade! Der neue Name ist nur denen verheißen, die überwinden und mit ihrer Sündenlast zu Jesus kommen, um den hohen Preis SEINER Leiden anzuerkennen. Das ist Gnade Gottes für Verlorene.

6.4 Die vierte Gemeinde – Thyatira (Offb. 2,26)

„Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben."

Während bei den ersten drei Sendschreiben die mit Rettung verbundene Seite aufgezeigt wird, finden wir nun die mit Lohn verbundene Seite in der Ewigkeit. „Gewalt über die Nationen" ist der Zeitabschnitt des Tausendjährigen Reiches. Vers 27 drückt die Stellung des Christus in der Zeit nach der Gnadenzeit aus. Das

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Werk der Erretteten ist es, die Werke des Herrn zu bewahren bis ans Ende! Darum ist dieses Werk nicht gleich der Errettung, sondern hängt mit Lohn in der Ewigkeit zusammen. Dieser Lohn durch Überwindung kann nur empfangen werden, wenn man zuvor uboi windet und mit seiner Last als verlorener Sünder zu dem Retter Jesus Christus kommt. Wer nicht errettet ist, kann auch keine Überwindung zu solchem Lohn erhalten. Würde ein nicht errettotor Mensch die Überwindung aufbringen, SEINE Werke bis ans Ende zu bewahren, könnte er dennoch die Macht über die Nationen nicht erhalten, weil er ja verloren ist. Überdies vermag ein Verlorener die Werke des Herrn nicht zu bewahren, schon gar nicht bis ans Ende. Aus allen Aussagen des Wortes Gottes entnehmen wir, daß sich die in jedem Sendschreiben genannte Überwindung auf die notwendige Errettung bezieht. Selbst hier, wo es um Lohn geht, ist diese Überwindung hin zur Erlösung Vorbedingung.

6.5 Die fünfte Gemeinde – Sardes (Offb. 3,5)

„Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln."

Das weiße Kleid ist das Zeichen der Annahme und Rechtsprechung durch Gott für alle, die überwinden. Wäre hier nicht das Kommen zu Jesus (Bekehrung und Wiedergeburt) gemeint, müßte es die Überwindung – wie Gläubige sagen – zur vollkommenen Heiligung sein. Dann wäre das Ergebnis ein Werk der Überwindung, um bei SEINER Wiederkunft in die Herrlichkeit einzugehen und das weiße Kleid zu erhalten. Die Heilige Schrift redet jedoch deutlich und sagt: „Wenn aber durch Gnade-, so nicht mehr aus Werken." Gnade ist etwas, was nicht erarbeitet werden kann. Welche Gottwidrigkeiten hat das mit dem Fleisch verbundene Werksdenken schon hervorgebracht! Natürlich sollen wir „Sorge tragen, gute Werke zu betreiben" (Titus 3,8). Aber

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alle diese Werke tangieren niemals die Heilswege und Absichten Gottes mit uns Menschen, ansonsten würde SEINE Gnade wirkungslos gemacht. Das wäre doch irre!

Der Herr will die Namen der Erretteten nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens. Das ist auch niemals durch Menschenwerk möglich, sonst hätte der Sohn Gottes nicht im Fleische zu kommen brauchen. Daß die Namen nicht aus dem Lebensbuch gelöscht werden, liegt einzig im Werk Christi Jesu und der darin erwiesenen Gnade. Wer also überwindet und zum Herrn Jesus geht, um sich von den Sünden reinigen zu lassen, behält seinen Namen im Buch des Lebens. Sich die Sünden vergeben zu lassen, ist doch wirklich kein Werk; aber es bedarf einer sehr großen Überwindung, zu Christus zu kommen. Damit haben wir in den Sendschreiben zu tun. Siehe hierzu Heft 2 von AUSLEGUNGEN DES WORTES GOTTES NACH DER LEHRE DER HEILIGEN SCHRIFT, Seite 14ff: „Das Buch des Lebens".

Wer überwindet, dessen Name will der Herr bekennen. Sicherlich steht das Bekenntnis des Namens auch mit dem neuen Namen von Offb. 2,17b in Zusammenhang. Deshalb ist das Bekenntnis auch so wichtig. In Matth. 10,32 sagt der Herr: „Ein jeder nun, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist." Dieses Bekenntnis des Herrn vor dem Vater im Himmel ist die Folge unseres Bekenntnisses vor den Menschen hier auf Erden. Wenn Paulus in Rom. 10,10 bezeugt: „… mit dem Munde wird bekannt zum Heil", dann wirkt sich das Bekenntnis auf Erden zur Gesundung aus und wirkt im Himmel als Lohn mit Ewigkeitsfunktion weiter. Diesen hohen Lohn vertritt der Herr vor Gott als Hoherpriester für uns, wodurch ER als Sohn den Vater verherrlicht in Ewigkeit.

Weiter heißt es: „… und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln." Hier müssen wir fragen: Warum vor den Engeln bekennen? Die Engel haben doch alle

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Sünden der Menschen gesehen, warum soll da noch ein Bekenntnis folgen? Geschwister, das Bekenntnis unseres Herrn ist unsere Wiederherstellung vor der Himmelswelt! ER, der Wiederhersteller aller Dinge (Apg. 3,21), handelt wie damals mit Petrus nach dessen Verleugnung. Vor der ganzen Jüngerschar stellte Jesus ihm dreimal die Frage nach der Liebe zu IHM, seinem Herrn. Danach folgte die große Erhebung durch SEINEN Auftrag an Simon (Joh. 21,15-17). Die gleichen Vorgänge finden nach der irdischen Sündenzeit am Richterstuhl Christi statt, wo es zur Bloßstellung (Offenbarwerdung) kommt. Danach folgt für die Erretteten die Belohnung und Erhebung – in den Augen der Engel aber die Rehabilitation durch Christi Blut. Das alles geschieht nicht, weil wir auf Erden tüchtig um die Gnade der Kraft zur Überwindung bei der Ankunft des Herrn gefleht haben. Diese Überwindung wird wirksam, wenn wir Schäflein Jesu werden; sonst wäre die Entrückung unser Werk.

6.6 Die sechste Gemeinde – Philadelphia (Offb. 3,12)

„Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen."

Alle Wiedergeborenen sind Überwinder, weil sie zu IHM gekommen sind, und erhalten die großartigen Verheißungen Gottes. Der Herr will die Eretteten zu Säulen machen im Tempel des Himmels, der nicht mit Händen gemacht ist. Über den Christus lesen wir in Hebr. 1,2.3: „den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat; … und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend …" Christus, der Erbe aller Dinge, welcher auch Schöpfer-Gott ist, trägt alles

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durch das Wort SEINER Macht, auch den himmlischen Tempel! Alle Erretteten macht der Herr in der Ewigkeit zu Säulen im himmlischen Tempel. Das heißt, sie werden einmal das Machtinstrument zum Tragen der geistlichen Schöpfungen – „Dinge" -sein. In Rom. 8,32 lesen wir: „… wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?" Wir alle haben heute noch keine Ahnung davon, wie groß wir als Erlöste durch unseren geliebten Herrn sein werden. Voraussetzung dafür ist nicht, daß wir vor SEINER Ankunft gute Überwinder durch Gnade waren, sondern daß wir uns mittels des Glaubens im Blute des Lammes waschen ließen. Diese Grenzen setzt nicht der an Werke denkende Mensch, sondern Gott im Himmel. Wir liegen nur dann richtig, wenn wir am Wort Gottes bleiben und IHM nicht unsere Werke anbieten.

Wie tröstlich ist die Zusage: „… und er wird nie mehr hinausgehen …" Hier erfüllt sich, was Daniel in Kap. 7,18 weissagt: „Aber die Heiligen der höchsten Örter werden das Reich empfangen, und werden das Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten." Das sind Verheißungen, die uns durch

Christi Werk am* Kreuz geworden sind. Weiter heißt es:…..und

werde auf ihn (den Erretteten) schreiben

 den Namen meines Gottes

 und den Namen der Stadt meines Gottes …

 und meinen neuen Namen (Jesus)."

Damit werden wir als Kinder Gottes in der Ewigkeit sichtbar das Zeugnis Gottes tragen, zu welcher Familie wir gehören: zur Familie Gottes. Der Grund, daß wir einmal in der Herrlichkeit sein werden, ist nicht die Führung eines Heiligungslebens mit der Bitte um Gnade zur Überwindung, um nicht auf der Erde zurückzubleiben. Niemals! Die Familie Gottes ist gekennzeichnet durch SEIN Blut, das Blut des Christus. Und das geschieht an uns allein aus Gnaden. Dieses Blut des Gottessohnes garantiert uns, in der Ewigkeit „den Namen meines Gottes" aufgeschrieben zu bekommen.

Im dritten Sendschreiben (Offb. 2,17b) soll der eigene Name auf einen Stein geschrieben werden. Im fünften Sendschreiben

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(Offb. 3,5) will der Herr unseren Namen vor dem Vater und den Engeln bekennen. Und hier im sechsten Sendschreibon wird uns der Name Gottes und der Name der Stadt Gottes aufgeschrieben, welche als „neues Jerusalem" bezeichnet wird. Bislang wurde „das Jerusalem droben … unsere Mutter" genannt (Gal. 4,26). Weshalb redet die Heilige Schrift hier vom neuen Jerusalem? Weil die Leibesgemeinde des Herrn in ihr eingezogen ist, wird diese Stadt „das neue Jerusalem" genannt, das aus dem Himmel hernioder-kommt (Offb. 21,2) beim Beginn des Tausendjährigen Reiches. Aber auch der Christus wird als Sieger über alles einen neuen

Namen erhalten, wie es im Textvers heißt:…..und meinen neuen

Namen." Auch diesen SEINEN neuen Namen, den wir nicht kennen, wird ER auf uns schreiben (Offb. 19,12).

6.7 Die siebte Gemeinde – Laodicäa (Offb. 3,21)

„Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron."

Wer überwindet, um zu Christus zu kommen, wird mit dem Herrn Jesus auf SEINEM Thron sitzen. Gewaltige Worte redet der Herr zu uns, die wir IHM gehören! ER macht uns Platz auf SEINEM Gottesthron im Himmel, indem ER die Regentschaft mit uns teilt. Wir können auf Erden nicht ermessen, was das alles beinhaltet. Es wird im Himmel viel zu regieren geben – davon können wir uns noch gar kein Bild machen. Und das alles, weil wir in SEINER Gnade zu IHM, unserem Herrn, kommen durften und ER uns durch SEIN Opfer am Kreuz die Sünden wegnahm. Dieses Bewußtsein bringt uns große Freude, die unsere Stärke ist. Neh. 8,10c: „…. denn die Freude am Herrn ist eure Stärke" (nach Luther). Die Errettung ist allein das Handeln Gottes an uns durch das Werk Jesu am Kreuz. Niemals können wir diesem unser Werk der Überwindung dagegenhalten – auch dann nicht, wenn wir uns dafür Gnade erbitten.

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Alles, was Gott dem Menschen anvertraut hat, ist zerbrochen. Leben und Gemeinschaft mit Gott zerbrachen im Garten Eden bei den ersten Menschen durch Sünde. In der Hand Moses zerbrachen die Tafeln des Gesetzes. Vor fast 2000 Jahren kam der Messias auf die Erde, in das Seinige. „Diesen … habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht" (Apg. 2,23). Hier zerbrach das Leben unseres Herrn. Wir werden in der Bibel nicht aufgefordert, um Gnade zu bitten, damit wir bei der Ankunft des Herrn durch Überwindung dabei sind. Dadurch würden wir die Sicherheit Gottes verlassen. Die Heilige Schrift erfüllt die Zusagen Gottes an SEINE Kinder ohne das Einschalten unserer Überwindung.

Durch unser Kommen zum Kreuz läßt uns der Herr auf SEINEM Thron mitsitzen, wie auch der Vater mit dem Sohn SEINEN Thron durch SEINE Überwindung am Kreuz teilt. Damit sitzt der Herr Jesus auf dem Thron SEINES Vaters und auch auf SEINEM Thron; ER verbindet beide Throne miteinander.

NACHWORT

Nach allem, was wir über dieses Thema gelesen haben, sollte völlig klar sein, was der Wille Gottes und damit der Wille des Herrn in SEINEM Wort ist. Wenn wir im Wort Gottes lesen, daß der Herr SEINE heilsgeschichtlichen Dinge festgelegt hat, bleibt für uns nur der Glaube. Beten wir aber in die göttliche Festlegung hinein und bitten um Gnade zur Überwindung der Hindernisse, versuchen wir, Gott die Führung aus SEINER Hand zu nehmen. Ganz abgesehen davon läßt sich der Herr die Führung nie aus der Hand nehmen! Das würde heißen: Gott soll SEINEN in der Heiligen Schrift festgelegten Willen aufgeben zugunsten einer menschlichen Bitte um Gnade. Damit sind wir aber nicht mehr in der Verheißung Gottes, wie in 1. Joh. 5,14 geschrieben steht: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, daß, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört." Es ist

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nicht nach Gottes Willen, IHM ins Handwerk zu pfuschen. Wir leben nur dann in der Heiligung, wenn wir in SEINEM Willen bitten und uns darin bewegen. Maßstab ist letztlich nicht, was andere Gläubige sagen, sondern was die Heilige Schrift uns mitteilt.

Unnüchternheit wird vom Feind gewirkt. Die Verdrehung beginnt schon dadurch, daß Unnüchternheit als Wille Gottes angesehen und erklärt wird. Solche Gläubigen merken nicht, daß sie sich in ihrer Unnüchternheit wie in einer besonderen, Gott wohlgefälligen Heiligungsstufe vorkommen. Sie sagen das niemals, aber der Feind hat es in ihre Sinne gelegt. Diese Ursache ist die Auswirkung für die Unnüchternheit. Der Herr will uns in SEINER Liebe und Gnade davon freimachen zur Freiheit. Ob das auch unser Herzensanliegen ist? Denn „für die Freiheit hat Christus uns freigemacht" (Gal.5,1a). Die Überwinderkraft selbst liegt nur in SEINEM Blut: „Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes … willen …"(Offb. 12,11).

„du kommst dem entgegen, der freude daran hat, Gerechtigkeit zu üben, denen, die auf deinen Wegen deiner gedenken." (Jes. 64,5a),

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WEGWEISUNGEN FÜR DAS GLAUBENSLEBEN

Heft 1: Kann ein Kind Gottes verlorengehen?

Heft 2: Aus den Schätzen der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes

Heft 3: Das Buch Ruth

 Ein exegetischer Vorgeschmack auf die Perlentore Jerusalems –

Heft 4: Die Brautweber

 Erbauliches –

Heft 5: Grundlagen-Themen

I. Von neuem geboren

II. Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken

Werner Bergmann

Werner Bergmann

Christa Paasch Werner Bergmann

Werner Bergmann

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