SÜNDER – ZÖLLNER – ZÖLLER

Die zweite Stufe nehmen die „Zöllner“ ein, welche unser Herr im NT von den übrigen Menschen auseinanderhält. Obgleich die kleinste Sünde von Gott trennt, unterscheidet darin nicht etwa der Umstand der Verlorenheit, sondern das Maß der Schuld. Die Zöllner galten

zur Zeit Jesu als der Inbegriff der Sünder – ohne Reinigung und Vergebung vor Gott. Sie verkörperten den Volksbetrug in Massen. In ihrem Dienst forderten sie weit mehr Verzollung als vorgeschrieben war. Die Mehrforderung wanderte in ihre eigene Tasche. Das ganze Volk wußte um den beständigen Betrug. Darum sah man im Zöllner den Abschaum der Menschheit. Niemand wollte ansonsten mit ihnen zu tun haben. Deshalb lautete das Urteil des Pharisäers in Luk. 18,11: „…daß ich nicht bin wie dieser Zöllner“. Weil aber Gott nicht auf die Anzahl der Sünden sieht, wohl aber in das Herz des Zöllners, ging jener gerechtfertigt vor dem Pharisäer hinaus. Denn es steht geschrieben: „Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiß werden“ (Jes. 1,18). Weil die Zöllner die Vergebung suchten, war der Herr Jesus ein Freund der Sünder und Zöllner.

Die dritte und „letzte Stufe“ ist wohl die ärgste. Sie geben in der Zeit der Gnade vor, Christus zu kennen, was aber Lüge ist. Sie hätten Vergebung in Christo, aber sie wandeln nicht darin. Dadurch wird unser Herr verleugnet. Johannes sagt im 1.

Brief, Kap. 2,6: „…ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat“. Zwar bilden sich solche ein, sie hätten Vergebung, aber sie haben diese nicht! Denn das Wort des Herrn ist wider sie. Der Außenstehende weiß nicht, ob es sich bei ihnen um eine:

a) ausgebildete Einbildung oder

b) um eine eingebildete Ausbildung handelt.

Man gibt als Drittstufler vor, für die Wahrheit einzutreten, lebt aber beispiellos in der Lüge. Denn nur der ist in der Wahrheit, der im Wesen unseres Herrn lebt, aber niemals im Gegenteil.

Besieht man sich den Dritt stufler, so erblickt man ihn mit der Bibel in der Hand die Werke des Bösen ausüben! Sein Wandel ist der des Belials. Denn er tut das, was unser Herr streng untersagt hat. „Sie verurteilen Kinder des Lichtes im Vorbild des Verklägers der Brüder.“ Deshalb sagt Paulus in Röm. 14,4: „Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest?“ Das heißt: Wer bist du Drittstufler, der du dir anmaßt in deiner Sünde gegen das Eigentum Gottes, Richter zu spielen, der du nicht bist? Wenn also der Herr in Luk. 6,37 wörtlich sagt: „Richtet nicht und ihr werdet nicht gerichtet werden“, so steht fest, daß sich Drittstufler selbst unter Gericht gestellt haben, weil sie gegen den Willen des Herrn

im unvergebenen Zustand leben. Sicher ist auch, wo diese Leute auftreten und reden, bringen sie Sündenschuld über andere. Sie leben in weiter Gottesferne. Haben sie doch noch Gefallen an diesen Sünden, für die Christus am Kreuz starb und so sehr leiden mußte.

Harte Rede mit Verurteilung bei Gläubigen ist immer ein Zeichen von Besessenheit. Nicht wir, sondern diese Leute liefern uns den Beweis ihrer Besessenheit. Denn der harte Geist dieser Verurteilung ist der Geist Roms. In der Härte liegt Haß. Darum sagt die Schrift: Wer seinen Nächsten haßt, ist ein Menschenmörder. Haß beginnt nicht dort, wo ein Abel erschlagen am Boden liegt, sondern dort endet er. Nach biblischer Lehre beginnt der Haß dort, wo dem Nächsten die Liebe Jesu entzogen wird! Die Leute in ihrem beschriebenen Zustand würden darum auch heute über Lehrmeinungen in die Inquisition gehen. Die Finsternis kann selbst bei Gläubigen mit Haß so groß sein, daß sie bei Mord und Rufmord meinen (Joh. 16,2): „Gott einen Dienst darzubringen“. Denn auch die Inquisition verlief: in einer Hand das Kreuz und in der anderen Hand das Schwert des Mörders. Härte und Haß sind die Grundlagen für frommen Mord aus dem Geiste Roms. Von diesem Geist haben sie sich noch nicht gelöst.

Von den Drittstuflern (das ist keine Herabsetzung in meinem Herzen, wohl aber eine Bezeichnung) wird außerdem offenbar, daß von biblischem Verständnis der Wortauslegung kaum ein Schatten vorhanden ist. Nicht wir, sondern sie selbst beweisen dies in ihren Hetzschriften. Weil man vorgibt (was aber nicht stimmt), man wäre fähig, zu Lehrthemen sich zu äußern, betrügt man sich selbst und andere.

Warum lernen diese Gläubigen nicht zuerst vom Wesen unseres Herrn? Denn ohne diese Belehrung gibt es keine gottgewollte Auslegung. Alles, was nicht beim Herrn Belehrung empfing, ist auch dementsprechend.

Lieber Herr Zöller, weil Sie über Jahre in dem Blatt „Wir Evangelikaien“ sich als berufener Beauftragter vom Herrn dargestellt haben, darf auf die nachfolgenden Ausführungen in Kürze aufmerksam gemacht sein. Niemals stelle ich Ihren guten Willen zur Sache in Frage. Doch finde ich Ihren Stil, über Jahre hinweg, andere Gläubige und Denominationen in härtester Form verurteilt, angegangen und niedergemacht zu haben, als einen gottwidrigen und abscheulichen Akt Ihres vermeintlichen Auftrags. Weil wir Menschen alle irren, habe ich dies in meinem Herzen immer entschuldigt. Was aber nicht zu entschuldigen ist, war die her-

vorgetretene Selbstherrlichkeit dieser Artikel in den Vorschub Ihrer Person. Die Ablehnung der Mystik in den Kreisen der Gläubigen wurde von Ihnen hart angegangen. Obgleich ich dafürhalte, daß Sie nicht in der Lage sind, diese Dinge lehrenhaft auszulegen. Da mir persönlich bekannt ist, wie unter den „Wir Evangelikaien“ dieser mystische Geist auch vorhanden ist, empfehle ich Ihnen zukünftig: Entfernen Sie vor Ihrer eigenen Tür den Schmutz! Geben Sie Ihre Zwänge auf und suchen Sie das Angesicht des Herrn. Zu Ihrer Beruhigung darf ich Ihnen mitteilen, daß es in den Missionsgemeinden nicht eine einzige Person gibt, die in Zungen redet, Gesichte hat oder Träumen nachgeht. Dieses Zeugnis, Herr Zöller, würde ich auch gern Ihrer Denomination ausstellen, wenn es wahr wäre. Sicherlich liegt es mit daran, daß Sie sich nicht „Sorgen“ um die Ihnen anvertrauten „Seelen“ machen. Der Herr Jesus würde sich wohl darüber freuen, wenn Sie bereit würden, anstatt Ihrer Verleumdungszwänge, sich um verirrte Schäflein (besonders bei der Jugend) zu „sorgen“.

Zum Schluß darf noch etwas über die Belastung bei Gläubigen gesagt werden. Falls Sie zeitlich in der Lage sind, besehen Sie sich die 56 führenden Glaubensmänner, welche die „Berliner Erklärung“ aus den

verschiedensten Denominationen unterschrieben haben. Diese Glaubensmänner wußten sich in der Verantwortung vor dem Herrn, wie heute keine mehr. Sie hatten sich überzeugt und konnten beurteilen, daß die Zungenrede von 1906 – 1909 unreine Geister waren, „die aus Gläubigen“ herausredeten! Es spricht für sich, daß Sie nötig haben, Ihre Informationen bei einer Glaubensschwester, Christa Widmer, einzuholen, die

a) ihren Mann (einen Prediger) einige Male in den Jahren verlassen hat (auch einmal über fünf Jahre lang),

b) in die komischsten und sonderbarsten Kreise geraten ist. Wenn Sie nicht gemerkt haben, daß diese Schwester einen ganz

starken, unnüchternen Geist hat, tun Sie mir sehr leid. Sind Sie mir nicht böse, wenn ich Sie ebenso dahin einreihe. Haben Sie aber Ihre Unnüchternheit gemerkt und dennoch Ihre Verleumdungen geschrieben, müßte ich Ihr Verhalten als bewußte Gemeinheit ansehen. Das würde auch vor dem Herrn sehr verwerflich sein, weil Sie in doloser Art eine abhängige Gläubige für Ihre bösen Zwecke mißbraucht hätten.

Wir aber sind dem Herrn überaus dankbar, daß uns der treue Gott benutzt hat, viele, viele Gläubige aus den oft unsagbaren Bindungen herausgebetet und herausgefleht zu haben.

WERNER BERGMANN

Lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.

Hebräer 12, 1. 2

Veröffentlicht unter Texte | Kommentare deaktiviert für SÜNDER – ZÖLLNER – ZÖLLER

DER RETTENDE GLAUBE

Einer der gewaltigsten Redner in der Urgemeindezeit war Apollos. Herkömmlich war er Jude aus Alexandrien. Das NT bezeichnet ihn als einen beredten Mann, mächtig in den Schriften (Apg. 18,24). Paulus kam da nicht mit, übertraf ihn aber durch große Erkenntnis Gottes, welche der Herr ihm gab (2. Kor. 11,6). Obgleich Apollos inbrünstig im Geiste war, redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus (Apg. 18,25). Ein gläubiges jüdisches Ehepaar hörte dem Apollos in der Synagoge zu. Der Name der beiden war Aquila und Priscilla, die das V/ort „präziser“ kannten. Beide nahmen den hochkarätigen Apollos mit sich „und legten ihm den Weg Gottes genauer aus“ (Apg. 18,26). War das Verhalten der beiden Apollos gegenüber richtig? Sie waren dazu sogar verpflichtet! Jetzt wenden wir uns dem eigentlichen Thema v/ieder zu und wollen niemand schockieren.

„Weißt du, daß der Glaube uns überhaupt nicht rettet?“

Die bekannten Lehrbriefe des NT sagen es anders! Es gibt nicht eine Stelle, die eine solche Formulierung besitzt. Würde es darin eine ähnliche Mitteilung geben, hätten wir den ersten Widerspruch in der Bibel gefunden. Sollten wir uns z.B. auf Luk. 17,19 berufen, wo es heißt: „Stehe auf und gehe hin; dein Glaube hat dich gerettet“, dann ist zu antworten, daß diese Rettung nichts mit unserer Errettung zu tun hat. Wir wollen nun Stück um Stück in das Lehrthema eindringen. Zuerst müssen wir lernen, die Gesetzeszeit von der Gnadenzeit zu unterscheiden! Hinzu kommt noch eine Interimszeit als Übergang.

Die Gesetzeszeit vollzog sich im Fleischesdienst vor Gott. Der gesamte alttestamentliche Dienst mit allen Tieropfern war fleischesverbunden. Deswegen hat auch niemand das Gesetz erfüllen können. Paulus sagt in Rom. 7,14: „Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist“. V/eil aber das Fleisch wider den Geist gelüstet (Gal. 5,17), und die Israeliten im alten Bund den Heiligen Geist nicht hatten, gab es für sie durchweg Sieglosig-keit. Ihre Rettung vor den Feinden war Fleischesrettung. Ihre fleischlichen Opfertiere hatten nur Vergebung im materiellen Zeitablauf.

Die Interimszeit stellt den Übergang zur Gnadenzeit heraus. Zwar standen die Israeliten noch voll unter dem Gesetz, doch nimmt in der Zeit des „Evangeliums des Reiches“ (Matth. 9,35) der Glaube eine andere Position ein. Mit dem Glauben konnten sie Fleischesrettung erfahren. Da war es unwichtig, um welche Krankheit es sich handeln mochte. Ebenso stand die Sündenvergebung (Matth. 9,2) beim Gelähmten nicht mit der ewigen Errettung in Christo in Verbindung. Sonst hätten doch auch alle Sünd- und Schuldopfer im AT dem Israeliten ewiges Leben gebracht. Im „Evangelium des Reiches“ befand sich noch Fleischesdienst, jedoch mit der Wirksamkeit des Glaubens als Ankündigung der herrlichen, kommenden Gnadenzeit heute.

Die Gnadenzeit vollzieht sich im Geistesdienst (Rom. 8,4). Das Opferlamm ist Christus, der Herr. Damit ist jeder Fleischesdienst beendet. Bei Sündenvergebung und Rettung handelt es sich um Seelenrettung zur Ewigkeit. Der Glaube ist das Mittel zur Rechtfertigung vor Gott. Die Basis der Erlösung liegt in einer neuen Geburt nach dem Geiste. Alles das geschieht, wie das Opfer Christi selbst, durch Gnade. Weil die Gesinnung des Fleisches der Tod ist, leben wir dem Fleische nach nicht mehr. Wir würden sonst sterben (Rom. 8,13). Damit sind die Erretteten der Gnadenzeit „einsgemacht worden in der Gleichheit seines Todes“. Das aber ist erst nach Golgatha möglich geworden.

Was aber macht uns zu einem Kinde Gottes?

Bei der Betrachtung dieser Frage kommen wir zum Ergebnis, daß es zwei Dinge sein müssen: Golgatha mit der Vergebung und der Heilige Geist unseres Siegels. Darum konnte es vor Golgatha keine Wiedergeburt geben. Denn die Gnadenrettung ist uns durch Christus geworden: „Aber das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh. 1,17). Allein nur durch die Gnade kann eine ewigkeitsverbundene Rettung uns zuteil werden. Wir müßten sie sonst verdienen, was aber unmöglich ist. Gnade kann sich der Schuldige nie selbst geben. Um die Vergebung im Lamme Christus anzunehmen, brauchen wir den dafür notwendigen Glauben. Wohl kommt der Glaube vom Herrn, aber die Gnadenzeit beinhaltet, daß jeder Mensch davon Gebrauch machen kann. Die entscheidende Frage ist, ob der verlorene Sünder die Vergebung will. Dieser Vergebungswille wird durch Glauben aktiviert. Das ist die menschliche Seite. Sobald der Sünder glaubt, daß er verloren ist, und glaubt, daß Jesus der Christus ist, welcher Sünden vergibt, vollzieht sich bei Schuldbekenntnis die notwendige Bekehrung. Diese rein menschliche Seite unterscheidet sich von der dann folgenden Seite Gottes durch die Annahme. Denn die Seite Gottes vollzieht sich in der Gnade und wird vom Heiligen Geist durch die Versiegelung abgeschlossen. Die Gnade liegt nicht in unserer Hand. Es ist Gottes Seite.

Um Kind Gottes zu sein, brauchen wir die zwei Dinge: Glauben als menschliche Seite und Gnade aus der göttlichen Seite.

Alles, was der Herr uns geheißen hat, ist die menschliche Seite. Zu dieser gehört auch der Glaube (Fürchte dich nicht, glaube nur! Mark. 5,36). Alles, was der Herr ohne uns wirkt, ist die göttliche Seite. Zu dieser Seite gehört wesenhaft die Gnade.

Wodurch werden wir gerettet?

Die Heilige Schrift redet deutlich und klar: „durch Gnade seid ihr errettet“ (Eph. 2,5). Würden wir durch unseren Glauben gerettet werden, wäre solches nichts anderes als Selbsterlösung! Damit ist die Aussage rettender Glaube Philosophie (Kol. 2,8). Dann lesen wir die wichtige Stelle in Eph. 2,8: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme“. Der Brief an die Epheser behandelt in besonderer Klarheit unser Thema und unterscheidet messerscharf die Gnade und den Glauben. Auch an dieser Stelle betont Paulus, daß unsere Rettung nicht durch Glauben, sondern durch Gnade ist. Wenn nun gesagt ist: „mittels des Glaubens“, dann will uns das doch folgendes verständlich machen.
Der Glaube als die menschliche Seite, als das Mittel (mittels), womit wir die Gnade der göttlichen Seite erlangen. Das heißt, es gibt keine andere Basis, die Rettungsgnade zu erhalten, als auf dem Boden des vorangegangenen Glaubens. Nur auf der Ebene des Glaubens ist es möglich, in die Gnade Seiner Errettung einzudringen. Darum: „durch Gnade seid ihr errettet“. Das ist aber nur möglich, wenn wir vorher glauben, daß Jesus der Christus ist und daß unsere Sünden bei Ihm in die Vergebung gelangen. Das kann geglaubt werden, wenn wir das wollen. Darin liegt der Glaube betreffs unseres Willens in der Hand eines jeden Menschen. Gerettet werden wir aber durch die Gnade. Darum bestätigt Paulus: „und das nicht aus euch“. Würde die Rettung aus unserem Glauben kommen, wäre es das Werk des Glaubens. Hierzu sagt aber die Schrift: „nicht aus Werken“, auch nicht aus Glaubenswerk. Der Ruhm der Errettung läge doch sonst, bei uns! Der Apostel bestätigt in dem Vers von Eph. 2,8: „Gottes Gabe ist es“. Diese Gabe ist die Gnade unseres Herrn für die Errettung.

Wir besehen die markante Stelle von Apg. 16,31, wo es heißt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“. Es heißt hier nicht: Glaube an den Herrn Jesus, und du bist errettet. Vielmehr wird dem Glaubenden die Errettung verheißen: „wirst errettet werden“. Das deckt sich wiederum mit der Stelle in Eph. 1,13b: „nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geiste der Verheißung“. Die göttliche Seite der Versiegelung kann erst dann erfolgen, wenn vorangehend „geglaubt“ worden ist. Das „geglaubt habt“ ist die Basis und das Mittel oder die Vorbedingung dafür, daß gerettet und versiegelt werden kann. Dennoch ist das Hilfsmittel „Glauben“ nicht die Rettung selbst! Der Glaube ist vielmehr die Vorbedingung für die Rettung durch Gnade. Und die Gnade liegt wahrlich nicht in unserer Hand.

Welche Stellung nimmt das NT in bezug zur Errettung ein?

In Luk. 8,50 lesen wir: „Fürchte dich nicht, glaube nur, und sie wird gerettet werden“. In den vier Evangelien sind zwar wichtige Belehrungen auch für uns in der Gnadenzeit enthalten. Die Geschehnisse der Krankenheilung durch unseren Herrn sind aber Bestandteil der Gottesoffenbarung Seines Sohnes, die in die Zeit des „Evangeliums des Reiches“ einzuordnen sind. Es war eingangs bereits darauf hingewiesen worden, daß die Interimszeit noch zur Gesetzeszeit zählt. Obgleich Christus des Gesetzes Ende ist, unterwarf sich der Herr in vielen Dingen dem Gesetz. Weil wir hier noch vor Golgatha stehen, konnte in dieser Rettung niemals ewiges Leben verbunden sein. Darum haben wir in der Errettung der Menschen nur die der Herausrettung aus den jeweils beschriebenen Krankheiten und Besessenheiten zu sehen. In der Stelle von Luk. 8,50 („und sie wird gerettet werden“) vollzog sich des Herrn Wort an der Tochter des Synagogenvorstehers in Vers 55. Dort heißt es: „Und ihr Geist kehrte zurück, und alsbald stand sie auf“. Das war die Rettung, von welcher der Herr in Vers 50 redete. Da brachte der Herr die Tochter aus dem Tode zum irdischen Leben zurück. Genau das war die Rettung.

In Luk. 17,19 sagt aber der Herr: „Dein Glaube hat dich gerettet“. Die zehn Männer in Vers 12 waren aussätzig. Diese Krankheit war ein Todesurteil für die Aussätzigen. Doch der Herr heilt sie nicht sofort. Nach Vers 14 werden sie in die Glaubensprüfung gestellt, wo der Herr sagt: „Gehet hin und zeiget euch den Priestern“. (Auch hier unterstellt sich der Herr dem Gesetz.) Im Hingehen wurden sie gereinigt. Einer verherrlicht Gott mit lauter Stimme und kommt zum Herrn zurück. Er fällt zu Seinen Füßen nieder und dankt IHM. Der Herr sprach zu ihm: „Stehe auf und gehe hin; dein Glaube hat dich gerettet“. Die Rückkehr des einen hat nichts mit seiner Rettung zu tun, wohl aber: „Gott Ehre zu geben“ (V. 18). Denn gerettet wurden alle zehn. Das war Rettung vom Tod des Aussatzes, was nichts mit der Errettung ihrer Seelen zu tun hatte.

In Mark. 2,5 wiederum sagt das Wort: „Als Jesus aber ihren Glauben sah, spricht er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind vergeben“. Sobald wir eine solche Stelle von Heilung mit Sündenvergebung vor uns haben, liegen bestimmte Zusammenhänge vor. Niemals sollte auch hier in der Sündenvergebung eine solche gesehen werden, die den Gelähmten mit der Ewigkeit verbunden hätte. Seit 3. Mose 4 besitzt Israel die Zusage der Vergebung im irdischen Bereich. Daher finden wir in dem Kap. 4 das Sündopfer für den, der da gesündigt hatte:

V. 3 – der gesalbte Priester;

V. 13 – die ganze Gemeinde;

V. 22 – der Fürst;

V. 27 – jemand vom Volk. Nach den Opferungsvorschriften ist dann am Ende des Kapitels in Vers 35 gesagt: „und es wird ihm (dem vom Volke) vergeben werden“.

Bei der Heilung von Kranken ist dies wohl (wie ich meine) eine der wenigen Schriftstellen in Verbindung mit Sündenvergebung. Die Parallele finden wir in Matth. 9,2. Auch wir wissen, daß es Krankheiten mit Sündenursachen gibt. Dieserhalb fragen die Jünger den Herrn in Joh. 9,2: „Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde?“ Der Herr antwortete: „Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern“. In diesen Wortmitteilungen dürfen wir aber nie Globalitäten erkennen.
Vielmehr liegt die Mannigfaltigkeit von mancherlei Ursachen zugrunde, welche Krankheiten auslösen. Auch dann, wenn hier keine Sünde insbesondere vorlag, kann dies im nächsten Fall bereits zutreffen. Die Erwähnung von Sünden beim Gelähmten in Mark. 2,5 muß demnach im Zusammenhang von Schuld und Vergebung gesehen werden, sonst hätte der Herr sie nicht genannt (siehe auch Joh. 5,14).

Ein anderer Gedanke ist die Offenbarung Jesu in der Interimszeit als „Sohn des Menschen“, der „Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben“ (Mark. 2,10). In der Zeit des Evangeliums stellte der Herr insbesondere den Glauben der Menschen und die Vergebung durch den Christus heraus. Aber genau das sind die Grundlagen, wodurch wir nach Golgatha die Gnaden-Rettung erlangen konnten.

Jeder Leser ist in die Lage gebracht, anhand der am Artikelende folgenden Tabelle jede Bibelstelle des NT nachzuvoll-ziehen. Diese Aufstellung umfaßt alle Schriftstellen in den vier Evangelien, die mit Heilungen des Herrn zu tun haben. Es ist erklärlich, daß eine gewisse Wiederholung der Ereignisse durch die vier Evangelien gegeben ist.

Allgemeines

Wie wir in den Auslegungen ersehen konnten, rettet Seine Gnade und nicht unser Glaube. Wenn aber Glaube rettet, dann ist es aus den Problemen und Gefahren in dieser Welt, in der wir uns bewegen. Der Glaube rettet uns aber nicht in das ewige Leben. Natürlich verstehen wir schon die Geschwister, wenn sie vom „rettenden Glauben“ reden. Sie meinen den Glauben, der die Grundvoraussetzung ist, damit die Gnade rettet. Wie gefährlich aber falsche Redewendungen sind, geht aus der Tatsache hervor, daß in etlichen Gemeinden die Überzeugung besteht und gelehrt wird, „die geheilten Leute“ in den Evangelien seien ewigkeits-errettet und damit wiedergeboren gewesen. Das stimmt aber absolut nicht, wie wir auch aus den bisherigen Ausführungen entnehmen konnten. Wie wichtig ist es doch, daß wir im Wort des Herrn genau unterwiesen sind. Es liegt nahe, daß viele mit der Leibesrettung nach Golgatha auch Seelenrettung suchten und erhielten. Die Schrift schweigt aber darüber.

Die tabellarische Auflistung

Aufgrund der bisherigen Auslegungen dieses Artikels ist es jedem Gläubigen möglich, die aus den vier Evangelien zusammengetragenen Bibelstellen zu überprüfen. Bei den Schriftstellen handelt es sich ausnahmslos um diejenigen, in welchen der Herr Kranke und Besessene heilte, aber auch Tote auferweckte. In allen nachfolgend angeführten Ereignissen ging es: Bei Errettung, aus dem üblen Zustand der Krankheit oder des Todes leibesverbunden, herausgeführt und herausgerettet zu sein.

Bei Sündenvergebung, aus der Schuld vor Gott als Ursache von Krankheit über die Vergebung in die Freiheit entlassen zu werden. Hier ist zu erwähnen, daß die Stellen nicht von ewiger, sondern von irdischer Vergebung reden.

Selbst die Jünger des Herrn waren zur Zeit Jesu auf Erden nicht wiedergeboren. Darum sagt der Herr in Joh. 15,3 zu ihnen: „Ihr seid schon rein“. ER sagt aber nicht: „Ihr seid schon wiedergeboren“. Denn das vermochten sie auch gar nicht zu sein. Dazu fehlte ihnen:

 

1. Das Opferlamm Christus mit Vergebung bis in die Ewigkeiten.
2. Der Heilige Geist, welcher erst 50 Tage danach gegeben wurde.

 
 
Matthäus-Evangelium Lukas-Evangelium
4,23-24 Krankheit, Besessene, Mondsucht 4,33-35 unreiner Geist
    4,38-39 Fieberkranke
8,2-3 Aussatz 4,40-41 Kranke, Leidende und Dämonen
8,6 gelähmt    
8,14 fieberkrank 5,12 Aussatz
8,16 Besessene, Leidende 5,15 Krankheiten
8,28 Besessene 5,18 Gelähmter
9,2 Gelähmter 6,6 verdorrte Hand
9,18 tote Tochter 6,17-19 Krankheiten,
9,20 Blutflüssige   unreine Geister
9,27 Blinde 7,2+10 kranker Knecht
9,32 Stummen 7,12+15 toter Jüngling
9,35 jede Krankheit, jedes Gebrechen 7,21-22 Krankheiten, Plagen böse Geister, Blinde
12,10 verdorrte Hand 8,2 böse Geister und Krankheiten
12,15 heilte alle    
12,22 besessen, blind und stumm 8,30 8,43 viele Dämonen Blutfluß
14,14 Schwache 8,55 totes Töchterlein des Jairus
14,35-36 Leidende    
15,22 Besessene 9,11 Heilung
15,30 Lahme, Blinde, 9,42 unreiner Geist
  Stumme, Krüppel 11,14 stummer Dämon
17,15 Mond- u. Fallsucht 13,11 Geist d. Schwachheit
19,2 heilte daselbst 14,2 Wassersüchtiger
20,30 Blinde 17,12-14 Aussätzige
26,50 Ohr des Malchus 18,35-43 Blinder
    22,51 Ohr des Malchus
 
 
Markus-Evangelium Johannes-Evangelium
1,26 unreine Geister 4,46-54 Krankheit
1,30 fieberkrank 5,5-10 Krankheit
1,32-34 Leidende, Besessene und Kranke 9,1-7 Blinder
    11,43-44 toter Mann – Lazarus
1,42 Aussatz  
2,3-5 3,1 gelähmt verdorrte Hand

Zusammenstellung:

Matthäus-Evang. 23 Wunder
Markus-Evang. 18 Wunder
Lukas-Evang. 23 Wunder
Johannes-Evang. 4 Wunder
Insgesamt: 68 Wunder der Heilungen
   
Nach der Zahlensymbolik bedeutet 68: „Weib“.
3,10 5,1-20 Plagen unreine Geister, Besessene
   
5,25 Blutfluß
5,35-43 tote Tochter
6,5 Schwache
6,55-56 Leidende, Kranke
7,30 Dämonen
7,32 Tauber
8,22 Blinder
9,17+25 10,46-52 tauber Geist Blinder
14,47 Ohr des Malchus

W. BERGMANN

 

Meine Gnade soll nicht von dir weichen,
und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.

Jesaja 54, 10

Veröffentlicht unter Texte | Kommentare deaktiviert für DER RETTENDE GLAUBE

DAS DOPPELTE H = HH

Darum ist die Glückseligkeit den Friedensstiftern in Matth. 5,9 verheißen. Nur im Frieden können wir glückselig sein.
Ein leuchtendes Vorbild im AT, dem Herrn zu gefallen, stellte das Nasirtum dar. Wenn ein Israeli seinem Gott im Frieden gefallen wollte, nahm er auf Zeit oder auch für immer ein Nasirgelübde auf sich. Wir leben heute nicht mehr im AT und demzufolge nicht mehr unter dem Gelübde. Das NT belehrt uns in Matth. 5,37: „Es sei aber eure Rede: Ja, ja; nein, nein“. Das heißt, wenn ein Ja vorliegt, hat es ein Ja zu bleiben. Wenn eine Sache im Nein steht, soll es ebenso bleiben. Hierdurch wird das Wesen unseres Gottes zum Ausdruck gebracht. Über IHN ist in Jak. 1,17b gesagt: „bei welchem keine Veränderung ist, noch eines Wechsels Schatten“. Es ist ein Übel unter der Sonne, wenn bei Gläubigen das Ja auch ein Nein ist. Es sind jene, auf die keinerlei Verlaß ist.
Es sollte unser aller Bestreben sein, durch Gehorsam zum Wort dem alleinigen Gott zu gefallen. Wir sollten so leben, wie dies der Apostel Paulus an Timotheus schreibt: „In welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt“ (1. Tim. 4,1). Und: „auf daß er dem gefalle, der ihn an-
geworben hat“ (2. Tim. 2,4).
    Sobald wir unserem Herrn im Wandel nicht gefallen, „suchen wir Menschen zu gefallen“ (Gal. 1,10). Das ist der Punkt, wo sich die Kinder Gottes selbst Grenzen im geistlichen Wachstum setzen. Denn in dem Augenblick, wo das Trachten unserer Gedanken danach ist, „mir selbst“ oder „anderen Menschen“ zu gefallen, gefalle ich in dem Punkt meinem Herrn nicht mehr. Einen Wandel zu führen, der dem Herrn gefällt, ist die persönliche Frage der Liebe zum Herrn Jesus. Der Frage nach der Liebe zu Christus geht immer das Schuldverhalten der Seinen voraus. Das war auch bei der dreimaligen Frage des Herrn an Petrus in Joh. 21,15-17 der Fall, wo nach der Verleugnung des Meisters nun die Liebe zum Herrn Jesus angesprochen wurde. Unsere Sünde steht immer mit der Liebe zum Herrn in Beziehung.
Deshalb ist jede Verletzung Seines Willens durch unseren Ungehorsam das Schmähen Seiner Liebe durch uns. Wir können dem Herrn Jesus nur dankbar sein, daß Seine Liebe nimmer vergeht (1. Kor. 13,8).

   DAS  ERKENNUNGSBILD   der vorgenannten Ausführungen ersehen wir in 1. Kor. 11,1-5. Es sollte uns hinreichend bekannt sein, daß in der Darstellung des dort erwähnten Weibes die Ganzheit der Leibesgemein-
de des Herrn (Männer und Frauen) angeredet und gemeint ist. Weiterhin finden wir in der Darstellung des Mannes den Christus, das Haupt. Steht also eine Frau (ob verheiratet oder nicht) in der Nichtübereinstimmung zum Mann in der Gemeinde, dann ist dies nicht primär ein Schuldverhalten gegen den Mann, sondern gegen den Christus! Besehen wir heute den Abfall in den Denominationen, dann ist diese Untreue gegen den Herrn die Ursache. Irgendwann hat es irgendwo einmal ganz klein angefangen. Wird den Anfängen nicht gewehrt, dann sind die Männer gleich den Frauen die Schuldigen. Was hat allein die mißverstandene Gleichberechtigung der Frau einen tiefen Schaden für alle gebracht.
    Denken wir nur an Pastorinnen auf Kanzel und Rednerpult. Obgleich in 1. Tim. 2,12 geschrieben steht: „Ich erlaube aber einem Weibe nicht zu lehren“, wird doch der Schrift zuwidergehandelt. Der Anfang selbst für diesen Ungehorsam gegen das Wort des Herrn und den Christus liegt aber viel früher. Es beginnt zumeist dort, wo die Freiheit der Kinder Gottes (Röm. 8,21) mißverstanden wird und in der Abkehr von jeder Gesetzlichkeit die Freiheit im Geist des Herrn (2. Kor. 3,17) in den Geist der Welt gezogen wird (1. Kor. 2,12), d.h. für die Dinge der Welt mißbraucht wird.
Es erhebt sich hier überhaupt die Frage: Warum sind wir von Christus nicht so stark erfaßt, daß wir:
    1. die Ermahnungen des Wortes gegen Weltförmigkeit noch brauchen?
    2. trotz der Ermahnung des Herrn uns gedanklich auf die Seite der Welt stellen und uns damit gegen den Willen des Herrn verhalten?
Die Antwort kann nur lauten: Wir sind noch nicht völlig mit Christus gestorben. Denn „gestorben sein“ heißt „tot“ sein. Ein Toter ist für die Dinge der Welt im Verhalten „immun“. Durch die Sünde im Garten Eden steht natürlich unser Fleisch in der Vorprogrammierung dieser Abhängigkeit. Der Herr will aber, daß wir uns der Weltinfektion aseptisch (keimfrei) verhalten und nach Seinem Willen wandeln. Der gottgewollte Sieg liegt nicht darin, ob wir das zustandebringen, sondern ob wir dies von Herzen wollen! Darum haben wir unser Leben und die damit verbundenen Probleme täglich dem Herrn als Kinder des Lichtes zu bringen. Kinder Gottes gehören nicht mehr sich selbst. Deshalb haben wir unseren Willen dem Willen Gottes auszuliefern. Tun wir das nicht von Herzen, laden wir uns persönliche Schuld am Abfall der Gemeinde auf.
   DIE SCHATTENBILDER IM AT
Wir wissen, daß „uns“ diese nach
Röm. 15,4 zur Belehrung geschrieben sind. Nehmen wir die Belehrungen im AT „nicht“ an (keineswegs den Buchstaben des Gesetzes), sind wir auch neutestamentlich unbelehrt. Wie bereits eingangs angesprochen wurde, wird uns in 4. Mose 6 die Absonderung von der Sünde durch das Nasirtum gezeigt. Bei einer Wortbetrachtung unter Brüdern wurde einem besonders deutlich, daß sowohl Mann als auch Frau dieses „Gesetz des Nasirs“ betraf (4. Mose 6,2.13). Bereits im AT ist der Herr Jesus das große Vorbild. Dargestellt sehen wir IHN in der Anrede an Joseph „als Hirte“ (1. Mose 49,24). Die wunderbaren Segnungen des Vaters gehen bis zur Grenze „der ewigen Hügel“. An dieser Stelle wollen wir gleich noch die Frage „der ewigen Hügel“ behandeln. Wir wissen genau, welch gewaltiges Vorbild Joseph auf unseren geliebten Herrn ist. Dreimal kommt der Ausdruck „ewige Hügel“ in der Bibel vor. Zweimal davon beziehen sich die Angaben direkt auf das Schattenbild Jesu, nämlich Joseph. In 5. Mose 33,13 ist vom Segen Josephs gesprochen. In Vers 15 ist vom Vorzüglichsten der Berge der Urzeit und vom Köstlichsten der „ewigen Hügel“ geredet. Aber im nächsten Vers (Vers 16) ist das Haupt des „Abgesonderten“ unter seinen Brüdern hervorgehoben. Was aber sind nun die „ewigen Hügel“?

Nehmen wir die letzte der drei Stellen und schlagen den Propheten Habakuk 3,6 auf. In Kap. 3,2 ist vom Zorn Gottes geschrieben. Dieses Gericht der 70. Jahrwoche wird in Vers 5 mit Pest und Seuche verglichen. Nach Vers 6 macht Gott dabei die Erde „schwanken“. Diese Schriftstelle zeigt analog der Prophet Jesaja in Kap. 24,19-22. Auch hier ist das Schwanken der Erde als Gericht Gottes erwähnt und betrifft die 70. Jahrwoche. In Hab. 3,6 erbeben die Nationen. Es zerbersten die Berge der Vorzeit (ein Bild der abgefallenen Engel, die schon in „der Vorzeit“, also in der Ewigkeit, existent waren). Denken wir dabei an Luk. 23,30! Im letzten Teil von Vers 6 heißt es: „es senkten sich die „ewigen Hügel; seine Wege sind die Wege vor alters.“ In der Fußnote der Elberfelder Bibel steht: „Gänge der Vorzeit (od. der Ewigkeit)“. In den „ewigen Hügeln“ sollten wir im irdischen Bereich „die Abbilder der himmlischen Dinge“ erkennen. Es sind die in der Ewigkeit befindlichen Hügelstätten der Segnungen Gottes für Seine Geschöpfe und das durch Gott Geschaffene an Welten (Engelwelt und materielle Welt). Diese Segnungen sind letztlich in der Person des Christus zugängig und eröffnet worden. Davon ist Joseph ein treffendes Schattenbild.

Ist im Vorbild für uns nicht der Herr Jesus benannt, von welchem es in Hebr. 7,26 heißt: „abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden“?
Wollten wir da die Absonderung von der Welt für die so kurze Zeit nicht in Anspruch nehmen? Jedenfalls steht bereits das Nasirtum des AT (die Absonderung von der Welt) in 4. Mose 6,14 mit dem Opfer in Verbindung. Damit ist uns doch Christus, das wahre Opfer, in der Abgeschiedenheit von der Welt gezeigt, dem wir nachzufolgen haben. Unsere Unwilligkeit, uns in der Frage der Absonderung nicht ganz auf die Seite Jesu zu schlagen, bringt Verlust für die Ewigkeit mit sich! Wissen wir doch, daß unser irdisches Leben an Jahren sehr kurz und die Ewigkeiten ohne Ende sind. Der Herr Jesus nimmt uns in der Frage der Absonderung sehr ernst!

   DAS ERSTE „H“
Bevor wir das erste „H“ behandeln, sei darauf hingewiesen, daß die Veranlassung für den Artikel ganz allein das Problem der Missions-Gemeinde Frankfurt ist. Denn auch der Impuls für diese Auslegung kommt aus der Zusammenkunft der Brüder über die internen gemeindlichen Belange. Wir halten jedoch dafür, daß auch andere Missions-Gemeinden, wenngleich nur vorbeugend, daraus lernen können. Ebenso sei daran erinnert, daß der Beweggrund die Liebe zum Herrn und wertfrei irgend-
welcher Auffassungen anderer gebracht ist.
    I. Das Tragen von „Hosen“ durch Schwestern in den gemeindlichen Zusammenkünften
Vor vielen Jahren wurde bereits vom gleichen Schreiber dieses Aufsatzes über das Thema geschrieben, welches im Centrai-Heft erschien. Inzwischen sind viele in der Gemeinde zum Glauben gekommen, denen die Auslegungen unbekannt sein werden. Darum ist die Ausführung über das Thema neu wertvoll. Unter gar keinen Umständen sollen hier private Bevormundungen und schon gar keine Neigung zum Gesetz stattfinden. Vielmehr geht es um die wohl nicht recht verstandene Lehre des Wortes Gottes im NT. Auch finden wir es widerlich, wenn in der Gemeinde bei Unwissenheit jemand lieblos „angebellt“ wird. Da aber bekannt ist, daß die Mehrzahl der Schwestern im Herrn dem Erretter Jesus Christus gefallen wollen, soll der Artikel eine liebevolle Ermunterung zum Willen Gottes sein.

Es ist uns sehr wohl bekannt, daß die Stelle in 5. Mose 22,5 mit dem Gesetz in Verbindung steht. Wie wir desweiteren aus dem Vers entnehmen können, handelte es sich dabei um „Greuelsünden“. Wenn diese Sünden   damals   Greuelsünden waren, können wir nicht sagen, die Greuelsünden von damals seien heute keine derartigen mehr. Dies wäre keine biblische Auslegung, wenn jemand sagen wollte, heute gäbe es Greuelsünden unter Gläubigen nicht mehr. In unserer Zeit ist es ebenso Greuel, wenn nach 3. Mose 20,15-16 Sodomie getrieben wird. Damals mußten jene, die es taten, getötet werden. Da kann nicht gesagt werden, das sei nur Greuel in der Gesetzeszeit gewesen. Wenn der Apostel Paulus in Eph. 5,3 sagt, daß Hurerei, Unreinigkeit und Habsucht unter Gläubigen nicht genannt werden soll, dann ist es doch offenbar, daß solches in der Gemeinde Jesu „ist“. Weil im NT das Wort „Greuel“ nicht mehr „genannt“ wird, bedeutet dies nicht, daß es diese Greuelsünden nicht mehr gäbe. Weshalb versuchen wir denn, auf dem äußersten Grat zu wandeln, nur weil wir meinen, es würde schon gut gehen. Das ist doch das Gedankengut von Goethe, der gesagt hat: „Vieles können wir nicht verstehn, aber mach nur weiter, es wird schon gehn.“ Bei dem großen Dichter ging es weiter, bis er auf dem Sterbebett ausrief: „mehr Licht!“ So verschied er.

Im gemeinsamen Gespräch brachte ein Bruder die hebräische Bedeutung von „Mannszeug“ vor. Danach bedeutet dieses neben dem Gewand eines
Mannes auch soviel wie Gerät und Gegenständiges des Mannes, welches nicht an Frauen gefunden werden durfte. Wie Gott bei der Schöpfung einen sichtbaren Unterschied zwischen Mann und Frau herausgestellt hat, so tragen auch wir die Verantwortung dafür, die Absicht Gottes nicht zu entstellen.

Allein nur der Satan ist es, der die gottgegebene Erkennbarkeit verwischen will. Das Ziel der verführerischen Schlange ist es, den Mann zu verweiblichen und die Frau zu vermännlichen. Das will der Vater der Lüge sowohl im inwendigen Bereich des Gemütes als auch im äußeren Erscheinungsbild hervorbringen. Der Seelenfeind vermag dadurch die Menschen viel leichter unter seine Kontrolle zu bringen. Hosentragende Schwestern sollen wissen, daß sie in diesem Verhalten dem Willen Satans entsprechen und dem Verderber die Ehre geben. Dabei wird der Erretter unserer Seelen entehrt und die Gemeinde des Herrn kraftlos gemacht.

Sobald ich mich zurückerinnere, erkenne ich, wie vor sechs Jahrzehnten noch vorbildliche Gemeinderichtungen nach dem 2. Weltkrieg in die Verflachung gerieten. Bezeichnenderweise begann der Abfall mit dem Symptom der Hosentragerei durch Schwestern. Natürlich geht es dabei nicht nur um die Hosen, sondern auch um die Macht, die der Feind durch Ungehorsam zu Gottes Wort an den Kindern des Lichtes besitzt. Warum nur fällt es den Erretteten so schwer, den Willen des Rettergottes zu tun?
Vor etwa zwei Jahrzehnten fand im Hause der Geschwister Hubener eine Fragestunde statt. An einer Glaubensschwester von außerhalb, die nur besuchsweise da war, entzündete sich dieses Thema zur Rebellion. Sie meinte, ein „Hosenanzug“ sei eine rein weibliche Bekleidung. Unser lieber heimgegangener Bruder Gustav Hubener sagte zu ihr: „Was würden Sie wohl denken, wenn ich als Mann in Rökken zur Verkündigung käme?“ (In 5. Mose 22,5 wird ja im umgekehrten Fall gesprochen.) Über diese Gedanken war die junge Schwester sehr empört. Das wäre unschicklich, erklärte sie. Aber genau hier bestätigt sich die „Splitter-Balken“- Not der Menschen.
Fest steht, daß das Tragen von Mannszeug durch Frauen eine von Satan vorgegebene Absicht ist. Das Ziel des Bösewichtes ist die Vermischung (wenngleich auch nur im äußeren Bereich, so sind dennoch auch die inneren Bereiche des Herzens mit einbezogen). Die Vermischung ist dem Teufel schon immer wichtig gewesen, aus der er Kapital schlug.

Soweit es sich aber um Sport, besondere Arbeiten im Garten oder ähnliches handelt, bleibt es wohl Sache der Schwestern selbst. In der Gemeinde und vor dem Herrn sollte das Hosentragen nicht gesehen werden. Oder wollen wir Gott mit unseren Sünden reizen?
Aufgrund unserer stark missionarischen Tätigkeiten kommen zu den verschiedensten Zusammenkünften auch Ungläubige. Aus diesem Grunde sahen wir in der Vergangenheit oft junge Damen in Hosen. Leider scheint der Weltbrauch auch auf unsere Glaubensschwestern ansteckend übergegriffen zu haben. Betrachten wir daher diesen Artikel als ein liebevolles Serum, sowohl gegen die Seuche selbst, als auch zur Vorbeugung noch nicht infizierter Personen in der Missions-Gemeinde.

     DAS ZWEITE „H“
Bevor wir auf das zweite „H“ übergehen, wird darauf aufmerksam gemacht, daß die nachfolgenden Sätze wiederum aus der Problematik der Missions-Gemeinde Frankfurt aufgezeigt sind. Es mag sein, daß in anderen Gemeinden kleinere oder ähnliche Ansätze vorhanden sind, was hier aber in keiner Weise Berücksichtigung fand.
    II.  Das Tragen der Haare durch Glaubensschwestern
Die Symptome der Verwerflichkeit liegen überwiegend in der Sache, wo etwas „nachgemacht“ wird, weil die Schwester Y das auch so hat. Das ist doch geradezu der Beweis des eigenen wackeligen Glaubensfundamentes. Viele der Aussagen aus I. finden auch hier in II. Anwendung.
Wenn die Bibel im NT vom „langen Haar der Frauen“ redet, dann regt sich die Gesinnung des alten Menschen, der fragt: „Wie kurz“ darf das Haar sein, um nicht die Anerkennung der Gotteskindschaft von anderen Gläubigen zu verlieren? Wir Kinder Gottes sind nicht immer in der Lage zu erkennen, wann ein Zustand von unserer Gesinnung zum Geist wechselt. Gratwanderer zeigen die Begrenztheit ihrer Liebe zum Herrn Jesus. Mit Sicherheit wird jede Schwester eine andere Ausrede für ihre Lieblosigkeit zu Christus haben. Was aber soll in der ewigen Herrlichkeit auf die Frage unseres Herrn geantwortet werden?
Dort haben Schummelei und Ausreden keinen Raum mehr. Es erfolgt nur noch unsere beschämende Antwort: „Ich war untreu und hatte die Welt so lieb, daß ich DICH verachtete!“ Ja, liebe Schwester, du darfst den alten Menschen in dir weiter regieren lassen. Du sollst aber wissen, daß sich Gottes Wort erfüllt. Wir müssen dem Herrn Rechenschaft am Richterstuhl des Christus geben. Aber   nicht   allein   du,   liebe Schwester, sondern auch ich (der Schreiber des Artikels) werde nach Hebr. 13,17 über deine Haardisziplin zur Rechenschaft gezogen! Kannst du dann verstehen, daß ich wenigstens zum Gehorsam aufrufen will, um nicht „fremder Sünden teilhaftig zu werden“? Davor sind wir ge warnt worden (1. Tim. 5,22). Um die Endzeitentwicklung ein wenig in der Gemeinde des Herrn zu verstehen, wollte ich bewußt nicht noch mehr schreiben, sondern eine treue Nachfolgerin Jesu zu Wort kommen lassen. Es ist ein Gedicht von „Eva von Thiele-Winkler“.

FRAU MODE
Es sprach Frau Mode ein großes Wort:
Der Schmuck des Weibes – der Zopf – muß fort.
Und abgeschnitten ward Zopf um Zopf,
Verwandlung in einen Bubikopf.
Frau Mode sprach: Haltet mit mir Schritt.
Als Neuestes gilt nun der Herrenschnitt.
Da wurde geopfert der letzte Schmuck.
Und lächelnd sprach sie: nun ist’s genug!
Der Kleider Kürze reicht kaum zum Knie.
Frau Mode befiehlt’s – da gehorchen sie.
In Raubtierfelle gehüllt der Rumpf.
Der Hals weit offen – von Flor der Strumpf.
Und sind auch die Füße wie Eis so kalt, was macht es,
Frau Mode verlangt es halt!
Die neueste Hutform ist wie ein Topf so tief,
daß die Augen es kaum noch sehn,
wohin die trippelnden Füße gehn.
Jung muß man aussehn um jeden Preis!
Die Gestalt wie ein Kind, das Gesicht wie ein Greis.
Vor allem fort mit Schamgefühl.
Es hindert bei Tanz, bei Sport und Spiel.
So sprach Frau Mode. Da gab man hin
der Keuschheit Kleinod mit leichtem Sinn.
Der Schmelz der Reinheit, des Weibes Schmuck.
Er ging verloren, ach, schnell genug!
Die Augen glanzlos, die Seele leer.
Von wahrer Schönheit, nichts blieb mehr.
Das Gottesbild sank in den Staub.
Der Eitelkeit und der Mode Raub.
Und Frauenwürde in Scham und Zucht,
ein Traumbild ist’s in der Zeiten Flucht.
Und einer freut sich, und lacht und lacht:
Hei, Mode, das hast du gut gemacht.
Dein Netz ist schillernd und fest und fein.
Viele tausend Seelen gehen hinein.
Und was dem Laster noch widerstand,
ganz willig folgt es dem Wink seiner Hand.
Nun vorwärts, ich habe nur wenig Zeit.
Bald lautet die Losung: Hinweg mit dem Kleid.
Oh Frauenseele, merkst du es nicht,
Was für ein Geist aus der Mode spricht?
Siehst du das Netz nicht, das dich umgarnt?
Höre die Stimme, die heute dich warnt.
Entsage der Schande, der Schmach und dem Schein.
Wage und sage entschlossen: nein!
Was nicht geziemend in Schritt und Schnitt,
Das weise von dir, mache nicht mit.
Zerbrich die Ketten, sei frei und rein,
und unverlierbare Schönheit ist dein.

Eva von Thiele-Winkler

Liebe Geschwister, Abfall von Gott hat es in der Geschichte der Menschen schon immer gegeben. Bei Adam im Garten Eden fing alles an. Vor vielen Jahrzehnten stand die so vorbildliche Glaubensschwester Eva von Thiele-Winkler in der Verantwortung. Die Not in ihrer Seele ließ sie dieses Gedicht schreiben. Damals wie heute geht es nicht um die Frage, was wir vor Gott können, sondern was wir wollen. Echt ist unser Wollen nur, wenn das unsere mit Seinem Willen übereinstimmt.

Willst du dabei „dir“, „anderen Menschen“ oder „dem Herrn“ gefallen? Nicht in der Ewigkeit, wohl aber hier vermagst du dich zu Seiner Ehre und zu unserem Lohne zu entscheiden. Gib Gott die Ehre!
 

WERNER BERGMANN

Veröffentlicht unter Texte | Kommentare deaktiviert für DAS DOPPELTE H = HH

„Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre!“

Die biblische Arbeitsweise eines Lehrers
    a) Zuerst hat der neutestamentliche Lehrer das Wort der Heiligen Schrift sehr genau zu kennen. Denn mit dem Stand der Lehrer steht oder fällt eine Gemeinde im Neuen Testament.
    b) Für den Lehrer haben die geschriebenen Aussagen im Worte der Heiligen Schrift den absoluten Vorrang.
    c) Erst danach folgt die Ordnung der Exegese, die sich aber beweisbar streng an das Schriftwort zu halten hat.
    d) Fehlt es teilweise oder ganz am Inhalt der Punkte a-c, so ist die Grundlage eine menschliche
Meinung. Eine solche menschliche Meinung darf nur dort auftreten, wo die Punkte b-c nicht möglich sind, aufgelichtet und ausgelegt zu werden.
Wie der Lehrer das Wort Gottes zu verstehen hat

1. Bei der Untersuchung einer Schriftstelle hat auch durchleuchtet zu werden, ob ähnliche oder anderslautende Mitteilungen in der Bibel vorhanden sind. In jedem Fall gilt die Aussage des Wortes Gottes vor jeder gemeindlichen Gewohnheit und Lehrtradition. Dabei ist es gleich, um welche es sich auch handeln mag.
2. Wird in einer Gemeinde oder Denominations-Richtung eine Lehre vertreten, die nicht im Worte Gottes vorhanden ist, so ist weitgehend das Menschliche vor das Wort Gottes gestellt worden. Die Heilige Schrift sollte für uns alleinige Autorität sein und bleiben. Wie sehr gefährlich ist es doch, gutgemeinte Ansichten zu vertreten! Viel ärger ist es aber, wenn verlangt wird, daß andere Glaubensgeschwister diese Ansichten mit übernehmen und zu erfüllen haben. Ganz schnell befindet man sich dann auf dem Boden des Gesetzes.
An dieser Stelle wird darauf aufmerksam gemacht, daß Israel zur Zeit Jesu mehr als 600 Rei-
nigungsvorschriften besaß, die nicht in der Heiligen Schrift standen. Das Gesetz mit den zehn Geboten, welche Gott ihnen gab, vermochten sie nicht zu halten; aber 600 eigene Gebote, die der Herr nicht gefordert hatte, wollte man zusätzlich erfüllen.
3. Soweit es sich um neutestamentliche Lehren handelt, die beschrieben stehen, mag es wohl noch einfach sein. Sind aber die Lehren aus der Schrift über die Auslegung zu erhalten, wird es viel schwerer. Darum sollte man nie notwendige Erkenntnisse, welche in einer Gemeinde eingeführt werden, zu einer Lehre machen.
Heute soll ein Thema angesprochen werden, das ebenso in unseren behandelten Artikel gehört.
Es ist die Frage : „Darf ein Kind Gottes am Brotbrechen teilnehmen, welches noch nicht getauft ist?“
Weil die Ansichten über diese Frage sehr unterschiedlich sind, darf an dieser Stelle ein klärendes Wort gesagt werden. Vorab wird unterstrichen, daß eine diesbezügliche Lehrmitteilung in der Bibel fehlt. Demzufolge gehen wir schrittweise vor.

    A) Wenn in der Heiligen Schrift eine Lehre nicht beschrieben ist, dann ist diese für uns auch
nicht verbindlich. Wir haben kein Recht, Lehren aufzustellen, weil wir meinen, Gott hätte diese Mitteilung in der Bibel vergessen.

    B) Es gibt eine lehrenhafte Basis in der Schrift, die auch Gültigkeit hat, obgleich buchstabenhafte Zusammenhänge dafür fehlen. Nicht aber hat der Mensch das Recht, in eigener Sache solche Lehrsätze durch persönliche Meinungen ins Leben zu rufen.
   

    C) Was berechtigt ein Gotteskind, am Brotbrechen teilzunehmen?
Bei einer diesbezüglichen Untersuchung der Schrift kommen wir zum Ergebnis, daß die Grundlage dafür allein in einer bestehenden Gotteskindschaft liegt. Die Rettung der Seele steht vom Opfer her mit den Blutsbanden Christi in engster Verbindung. Bessere Verbundenheit zu Gott als die durch den Christus gibt es nicht!
Es muß an dieser Stelle nicht besonders darauf hingewiesen werden, daß eine Teilnahme wegen Unwürdigkeit (1. Kor. 11,29) verweigert werden muß, sobald ein Glied am Leibe Christi in einer örtlichen Gemeinde in bestimmter Sünde lebt.
   Demzufolge ist jeder Errettete berechtigt, in einer Gemeinde des Herrn am Erinnerungsmahl Seines Todes teilzunehmen. Dies ist rechtmäßig, wenn eine Wiedergeburt vorliegt und der Wandel in Christo keinen Grund für eine Rückstellung darstellt. Vielmehr sollte in einer Gemeinde großer Wert darauf gelegt werden, daß die Verkündigung Seines Todes nicht von solchen unterlassen wird, deren Herz sie verurteilt (1. Joh. 3,20). Auch gibt es solche, die vom Feind belogen werden, indem der Bösewicht ihnen ins Ohr flüstert, sie hätten erst eine größere Heiligungsstufe zu erlangen.
   

    D) Was beinhaltet die biblische Taufe für den Erretteten?
Die schriftgemäße Taufe (tauchen) ist das zeugnishafte Bekenntnis nach der Bekehrung (mit Christus gestorben – Röm. 6,8), nunmehr auch in der Taufe mit Christus begraben zu sein (Kol. 2,12). Die Heilige Schrift lehrt sowohl an unserem Herrn als auch an uns: zuerst sterben, um danach begraben zu werden. Daher lehrt die Bibel keine Augustinus-Taufe für Kleinkinder, wonach diese beerdigt werden, bevor sie mit dem Christus gestorben sind. An unserem Herrn Jesus erkennen wir den Willen und die Ordnung Gottes sehr genau. Eine Umkehrung der gottgegebenen Dinge (beerdigen bevor man gestorben ist), halten wir für äußert pietätlos. Die Wassertaufe des Neuen Testaments unterhält keine direkten Beziehungen zur Ewigkeit, sondern ist von der Schrift her eine wichtige Glaubens- und Geisteshandlung, die den Wandel und unser Zeugnis im Diesseits betrifft. Eine Sakramentallehre kennt die Heilige Schrift auch nicht in der uns bekannten Glaubenstaufe.
Was aber den Zeitpunkt der Taufe betrifft, so lehrt die Bibel z.B. in Apg. 2,4: „Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft“. Daheraus erkennen wir in der urgemeindlichen Handhabung, daß die Taufe in die Zeit der Wortaufnahme (Bekehrung) gehört. Wir leiten die Ausübung der Taufe für uns von damals ab. Eine besondere Weisung dafür im Neuen Testament gibt es aber nicht.
Beachten wir bei der urgemeindlichen damaligen Taufe auch den Ort des Vorderen Orients, wo man zu jeder Jahreszeit am Jordan taufen konnte. Denken wir nun an Alaska, wo auch Eskimos zum Glauben kommen. Da ist kein warmer Jordan und schon gar keine Wanne als Baptisterium. Wollte diesen Erretteten jemand die „Verkündigung des Todes Jesu“ verwehren? Zwar wohnen wir nicht am Nordpol, doch besitzen wir längst nicht die äußere Freiheit und Möglichkeit einer Taufabwicklung wie in Israel.   

   E) Die Pflicht der Gemeinden zur Verkündigung der Taufe
Unter dem Motto: “ Wie sag ich’s meinem Kinde?“ soll hier kurz auf die Weitergabe der Lehren des Neuen Testaments hingewiesen sein. Auch dann, wenn wir wissen, daß die Taufe dem Willen unseres Herrn völlig entspricht, sind die Grundlagen des Neuen Testaments einzuhalten. Zu diesem Vorgang gehören die Freiwilligkeit oder „Freiheit der Kinder Gottes“. Es ist weit besser, im Hinblick auf die Freiheit der Kinder Gottes, jemand ungetauft zu lassen, als jemand „gezwungen“ zu taufen; dabei aber das neutestamentliche „Gesetz der Freiheit“ (Jak. 2,12) zu verletzen.
Wie aber soll den Gläubigen in der schriftgemäßen Art und Weise die vom Herrn erwartete Taufe verständlich gemacht und nahegebracht werden? Es muß ihnen bereits in den Verkündigungen (auch dann, wenn keine Taufe gerade stattfindet) die Lehre des Wortes von der Taufe dargelegt werden. Insbesondere soll auf zwei Punkte hingewiesen sein:
   1. Die Taufe ist ein Gehorsamsschritt gegenüber dem Herrn.
   2. Wer mit Christus gestorben, aber nicht beerdigt worden ist, verbreitet einen widerlichen Verwesungsgeruch gegen Chri-
stus und die Seinen.
Ganz klar soll hier gesagt sein, die Tauflehre gehört zum gemeindlichen Verkündigungsstoff.

   F) Wie Gott die biblische Taufe an uns sieht
Inzwischen konnten wir aus den bisherigen Ausführungen entnehmen, was die Bibel an Gewicht in die Taufe hineingelegt hat. Dabei geht es auch dem Schreiber nur darum, auszulegen, was geschrieben steht. Danach sehen wir Christus als den Erstling (der gestorben war), in der Auferstehung (l.Kor. 15,20-21). Somit sind wir die Zweitlinge, die an Seinem Tod teilgenommen haben und an Seiner Auferstehung teilhaben werden. Wir sehen also, daß die „inneren und tieferen Ordnungen“ des Christus „TOD UND AUFERSTEHUNG“ sind. Oder anders ausgedrückt sehen wir in der Auferstehung die Überwindung des Todes.
Jetzt besehen wir Römer 6,3-4, wo wir „in“ oder „auf Seinen Tod“ getauft worden sind. An dieser Stelle kommt die Frage auf: Was ist mit einem Wiedergeborenen bei der Ankunft des Herrn, der nicht getauft ist? Antwort: Dieser Wiedergeborene wird genauso in Herrlichkeit verwandelt wie jene, die getauft sind! Allein mit dem Herrn
gestorben zu sein, garantiert unsere Auferstehung. Dennoch erwähnt Paulus in Röm. 6,4 die Taufe. Was hat die Taufe mit Sterben und Auferstehen zu tun? In 1. Kor. 15,23 heißt es: „Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung“. So, wie die himmlischen Dinge der Auferstehung sich in gottgewollter Ordnung vollziehen, so ist es ebenso beim Tod unseres Leibes, nämlich, daß er begraben werde; auch dieser Teil ist Ordnung Gottes. Während also das Sterben und die Auferstehung „innere Ordnungen“ sind, handelt es sich bei der Wassertaufe um die „ÄUSSERE ORDNUNG“. „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung.“ (1. Kor. 14,33) Das ist der Grund dafür, daß die letzte Handlung auf Erden in der Ordnung Gottes die Taufe (das Begrabensein) ist. Dafür finden wir die Bestätigung in Kol. 2,12. Da wird „begraben in der Taufe“ in der „Mitauferwekkung“ verbunden! So sieht also Gott die Taufe als eine biblische Ordnung unseres „äußeren“ Bereiches an. Gesegnet ist jeder, der sich der Ordnung Gottes unterstellt. Nicht getauft sein ist demnach eine persönlich gehaltene Unordnung.

    G) Haben wir ein Recht, wegen fehlender Taufe das Mahl zu verweigern?
Mit absoluter Sicherheit können wir hier: NEIN sagen. Würde der
Herr andere Gedanken als die dargelegten Ausführungen haben, hätte dieses uns Sein Wort mitgeteilt. Niemals kann eine fehlende Taufe eines Kindes Gottes ärger sein, um dadurch dem Erretter Jesus Christus das IHM-GEHÖRENDE vorzuenthalten. Sind wir etwa größer als ER? Ist Sein letzter und innigster Wunsch an die Seinen: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (1. Kor. 11,24b) weniger wert als die das Äußere des Erretteten betreffende, der Taufe? Wer will das überhaupt verantworten: „Die Verkündigung Seines Todes“ (1. Kor. 11,26), unserem Gott nicht zu bringen? Wie viele tausend „innere“ Sünden sieht der Herr an den Seinen täglich, worüber die Heilige Schrift deutlich redet. Und an einer „äußeren Unordnung“, worüber das Wort Gottes nicht redet, will man den Herrn Jesus „bestrafen“, daß Er von diesem Erretteten Seine Ehre nicht empfängt?

Beachten wir hier noch, daß in der Zeit des Gesetzes die „auswendigen Dinge“ darzustellen waren. Der Dienst des Gesetzes war auswendig. Sowohl waren die Tafeln des Gesetzes „auswendig“ beschrieben, als auch die Reinigungen des Leibes und der Kleider ein äußerer Waschvorgang war. Am meisten von vielen Geboten des Gesetzes sehen wir den Dienst des Äußeren:   im Fleischesdienst  Gott
gegenüber. Der Leib des Fleisches ist das Äußere. In der Gnadenzeit dagegen dienen wir dem Herrn dem Geiste nach. Über den äußeren Dienst redet der Herr Selbst in Matth. 23,25-27. Im nächsten Vers 28 setzt der Herr Seine Rede fort und sagt: „Also scheinet ihr von außen zwar gerecht vor den Menschen, von innen aber seid ihr voll Heuchelei und Gesetzlosigkeit“. Äußerer Dienst endet Gott gegenüber immer in Heuchelei (Hebr. 7,19). Über den inneren Dienst heißt es in Röm. 8,4: „die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln“.

   H) Das nachwörtliche Abschließende
Die erbrachten Ausführungen sollen in keiner Weise die Wichtigkeit der Taufe mindern. Vielmehr soll jede schriftgenannte Sache an der Stelle gefunden werden, wohin sie gehört. Wieviel menschliche Gedanken in die Taufe hineingelegt worden sind, merken wir an den Handhabungen. Eine Denomination tauft nur solche, die dann auch Mitglied ihrer Richtung werden. Für eine solche Auffassung fehlt jede biblische Basis. Wohin wäre die Taufe des Kämmerers gekommen (Apg. 8,38), wenn damals eine solche Vereinsmeierei geherrscht hätte? Eine andere Denomination läßt nur solche Kinder Gottes an der
Mahlfeier teilhaben, die ihrer Richtung angehören. Da wird der Leib des Christus „zerteilt“. Paulus sagt in 1. Kor. 1,13: „Ist der Leib des Christus zerteilt?“ Das Schlimme dabei ist, daß diese Korpus-Zerteuer meinen, besondere Erkenntnis des Wortes zu besitzen. 1. Kor. 10,17: „ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen“, sollte eigentlich allen Gläubigen bekannt sein. Die katholische Kirche läßt nur jene an der Mahlfeier zu, die dieser Kirche zugehören. Die evangelische Kirche feiert das Abendmahl nur mit ihresgleichen und die zur katholischen Kirche gehören.
   Es ist erklärlich, daß es schwer für die Benennungen ist, den
richtigen Weg zu finden. Die Heilige Schrift stellt uns nicht umsonst in die große Verantwortung. Betrachten wir aber die Denominationen, ihre Taufen und Abendmahl, dann können wir nur die Verwirrung des Turmbaues Babylons feststellen. So weit sich der Mensch von Gott entfernt hat, befindet er sich auch vom Worte Gottes getrennt.
Daher halte dich nie an Menschen und ihre Weisheit, sondern an Seinem untrüglichen Wort fest. Er, Christus, ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Darum: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre“.

W. Bergmann

Veröffentlicht unter Texte | Kommentare deaktiviert für „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre!“

Vom Geheimnis des Kreuzes

Und doch ist gerade hier der Punkt, von dem aus der Weg in die Freiheit führt. Es muß gesagt werden: Das Leben der meisten »Gläubigen« ist gar kein Glaubensleben und darum auch kein seliges Freiheitsleben. Das, was sie »Glauben« nennen, ist ihnen nur eine verpflichtende Belastung. Sie haben mit dem Kopfe verschiedene Bibelwahrheiten aus Furcht vor dem »Verlorengehen« bejaht und jammern nun darüber, welch schwere Folgen diese Bejahung nach sich zieht. So und so sollen sie sein, und dies und das müssen sie tun, und wann endlich kommen sie einmal dahin, daß sie sind, wie sie sein sollen, und tun, was sie tun sollen! »Oh!« schrieb mir einmal jemand, »wann endlich komme ich dahin, daß sich der Herr auf mich verlassen kann!« Nie können sie sagen: Herr, Dein Joch ist sanft und Deine Last ist leicht. Nein, entsetzlich qualvoll scheint ihnen das Gläubigsein, furchtbar schwer das Heiligwerden. Alles, was sie aus Gottes Wort lesen oder hören, wird ihnen zum belastenden Gebot und zum drohenden Gericht, dem sie durch die äußerste Anspannung ihrer Kräfte zu entgehen suchen. So werden sie immer kleinlicher, immer ängstlicher, immer unfreier und unfroher, infolgedessen auch immer unfreundlicher und unbarmherziger, immer richtseliger, räch- und klatschsüchtiger gegen andere. Entweder hängen sie zu ihrer Selbstberuhigung starr und

3

unduldsam einer bestimmten Richtung an, oder der innere unselige Umtrieb treibt sie auch äußerlich umher, daß sie laufen von Versammlung zu Versammlung, von Lehre zu Lehre, von Richtung zu Richtung. Meistens behaupten sie auch zu glauben, daß Christus für sie am Kreuze hing, aber eines wissen sie nicht, nämlich, daß sie selbst mit Christus gekreuzigt sind.

Sie können diese Gottestatsache auch durchaus nicht fassen, womit es offenbar wird, daß sie noch gar nicht wissen, was glauben heißt, und noch außerhalb des Geheimnisses des Glaubens leben. Sie glauben noch an sich und ihr eigenes Tun. Nie haben sie die Tiefe der biblischen Buße erlebt, die zur Selbstverwerfung führt. Ihre Welt ist nicht die Glaubenswelt der biblischen Gottestatsachen, sondern die Sinnen- und Tatenwelt der unbiblischen Menschen, es ist die Ichwelt.

Fragt man eines dieser allezeit Unseligen: »Glauben Sie denn, daß Sie mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben sind?« so ist die Antwort: »Ich kann es noch nicht recht glauben.« Und auf die weitere Frage: »Warum können Sie es noch nicht recht glauben?« folgt das Geständnis: »Ich kann noch zu wenig davon an mir merken.« Das ist die eine, immer und überall wiederkehrende Antwort aus dem Munde ungezählter Leute, die sich für gläubig halten. Ist das nicht ein trauriger Beweis dafür, wie wenig das Geheimnis des Glaubens unter den Gläubigen wohnt? Genau wie die ungläubige Welt will man nur glauben, was einem durch Spüren und Fühlen, also durch sinnliche Wahrnehmung »glaubhaft« erscheint! Das heißt, man will sich beim Glauben noch ganz auf sich selbst, auf die eigenen Gedanken und Gefühle, anstatt auf Gottes Wort stützen. Anstatt in biblischer Buße den ichstürzenden Zusammenbruch der eigenen Gedanken, Gefühls- und Tatenwelt erlebt und daraufhin das Gnadengeschenk des Glaubens, der über alles Denken, Fühlen und Tun hinaus Gott aufs Wort hin recht gibt, empfangen zu haben, will man den Inhalt des Glaubens erst denk-, gefühls- und tatenmäßig erringen und erarbeiten, und dann will man glauben. Welcher Fluch des Ichgeistes! Man will sich lieber selber kreuzigen, anstatt übers eigene Wahrnehmen hinaus an die vollbrachte Gottestatsache unseres Mit-Christus-Gekreuzigtseins zu glauben. Anstatt gottselige Freiheit im Glauben, knechtsselige Arbeit im Zweifel! Oh, wie jammern einen die Armen, die bereits ihr gottfeindliches, eigenwilliges Ichleben erkannt haben und verabscheuen und nun jahraus, jahrein sich vergeblich abmühen, ihr Ich durch ihr Ich zu kreuzigen! Gib dich doch ganz auf, liebe Seele, dann kannst du auch ganz glauben: Ich bin bereits vor neunzehnhundert Jahren mit Christus gekreuzigt!

Dieser alles Denken und Fühlen übersteigende Glaube hat keinen anderen Grund als das Wort Gottes. Wenn die Apostel gewisse grundlegende Gottestatsachen, die ihnen im Glauben gewiß geworden sind, berühren, so sagen sie gar nicht mehr: »Wir glauben«, sondern: »Wir wissen!« Gottes Tat-

4

Sachen bestehen an und für sich, und wenn kein Mensch sie glauben würde. Aber indem sie durch den Geist Gottes offenbart und von Menschen geglaubt werden, werden sie Glaubenstatsachen. Und indem der Glaubende der Betätigung seines Glaubens lebt, werden ihm die Glaubenstatsachen zu Erfahrungstatsachen, deren Inhalt alles gegenwärtig Denk- und Spürbare himmelhoch übersteigt. So reden die Apostel bereits von den zukünftigsten Dingen mit den Worten: »Wir wissen« (1. Joh. 3,2; 2. Kor. 4,14; 5,1). Und so reden sie auch von der geheimen Bedeutung vergangener Geschehnisse: »Wir wissen!« Dazu gehört auch unser Mit-Christus-Gekreuzigtsein. »Wir wissen«, schreibt der Apostel Paulus den Römern, »daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf daß der Leib der Sünde abgetan sei, so daß wir der Sünde nicht mehr dienen« (Röm.6,6). Unser »alter Mensch«, das ist eben unser angeborenes, fleischlich-seelisches, eigenwilliges, gottfeindliches Wesen, das den Leib als Werkzeug der Sünde hat, so daß jedes Glied ihr dient. Dieser »alte Mensch«, sagt Paulus, ist in Christi Kreuzigung mitgekreuzigt; also ist unser Sündenwesen mit ans Kreuz getragen und da tödlich festgeheftet worden, damit der Leib der Sünde außer Wirkung gesetzt würde und wir der Sünde nicht mehr dienen müssen.

Welch eine Errettung! —: Durch Christi Kreuzigung los von unserem alten, eigenen, sündenbeherrschten Wesen? Was niemand fertig bringt – nämlich aus seinem adamitischen, der Sünde verfallenen und unter das Gesetz der Sünde verkauften und versklavten Wesen herauszukommen -, das soll an Christi Kreuz geschehen sein? Dort soll diesem Wesen ein tödliches Ende bereitet worden sein? Welch eine gewagte Glaubenssache! Und: »Unglaublich!« ruft jedes am liebsten aus; denn steht nicht aller Augenschein, jede innere und äußere Erfahrung dieser Botschaft entgegen? Zeigt sich der »alte Mensch« nicht immer wieder? Sündigt man nicht täglich? Wie kann der Apostel Paulus so etwas ganz Unverständliches behaupten? Und zudem: Ich habe ja damals noch gar nicht gelebt; wie kann ich mit Christus gekreuzigt worden sein? Woher hat denn Paulus sein sonderbares Wissen?

Höre, der Apostel hat sein absonderliches Wissen aus Gott; denn Menschenweisheit wäre nie auf so etwas gekommen! Er sagt: »Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist, wovon wir auch reden, nicht in gelehrten Worten menschlicher Weisheit, sondern in vom Geist gelehrten, indem wir Geistliches geistlich beurteilen« (1. Kor. 2,12.13). Ihm, dem einstigen Pharisäer und nun »geringsten unter den Aposteln« (1. Kor. 15,9), war ganz besondere Weisheit über die Bedeutung des Kreuzes Christi geschenkt worden. Petrus und besonders Johannes schauen mehr das geopferte Gotteslamm, vom Kreuz Christi aber hat keiner so viel geredet wie Paulus, der Apostel der Heiden. Ihm war das Kreuz Christi der Mittelpunkt aller Gottesweisheit, aller Gotteskraft

5

und allen Gottesruhmes geworden. Die Weisheit seiner Predigt war der gekreuzigte Christus (1. Kor. 1,23; 2,2); die Sorge seiner Predigt war, daß doch nicht das Kreuz Christi zunichte werde, nämlich das Ärgernis des Kreuzes nicht aufhöre (1. Kor. 1,17.18; Gal. 5,11), und das Ziel seines Predigens und Lebens war der Ruhm des Kreuzes Christi (Gal. 6,14). Und warum wurde f gerade dem Paulus solche Erkenntnis des Kreuzes geschenkt? Weil keiner der Jünger einen solchen gewaltsamen Zusammenbruch der Selbstgerechtigkeit erlebt hatte wie er, der tadellose Pharisäer, der sich nun der erste unter den Sündern nennt (1. Tim. 1,15). Seitdem der als Herr aus dem Himmel zu ihm geredet, der zu Jerusalem am Fluchholz gehangen, war ihm das Kreuz das Zeichen aller Gottesweisheit und Gotteskraft geworden. Der Gekreuzigte war in den Himmel erhöht, der Pharisäer zu Boden geworfen worden. Fortan gab’s für Paulus nur ein Welt- und Himmelswunder: Das war der Sohn Gottes am Kreuz!

Und im Lichte dieser Kreuzesschau sah Paulus die schwarze Unwissenheit der Obersten seines Volkes, die den »Herrn der Herrlichkeit« (1. Kor. 2,8) gekreuzigt hatten, und stand vor dem verhängnisvollen Unglauben und der fluch-vollen Sünde des ganzen jüdischen Volkes. Aber damit erkannte er auch zugleich, daß Jesus Christus als Sühnopfer für die Sünden Seines Volkes am Kreuz gehangen hatte und daß das Ärgernis des Kreuzes den Juden nicht nur zum Gericht, sondern auch zur Errettung gereichen sollte. Doch noch weiter sah er das Kreuz göttliche Kreise ziehen. Nicht nur die Juden, nein auch die Griechen und alle anderen Völker, ja die ganze Welt sah er im Kreuze gerichtet und gerettet. Gerichtet – denn das Kreuz schloß alle in den Ungehorsam ein (Rom. 11,32), verstopfte aller Mund, schloß jeden ferneren Ruhm der Menschen aus (Rom. 3,19.27); und gerettet – denn: »Gott war in Christus, die Welt mit Ihm selber zu versöhnen, indem Er ihnen ihre Sünden nicht zurechnete. .. . Denn Er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns (am Kreuz) zur Sünde gemacht, auf daß wir in Ihm (am Kreuz) Gerechtigkeit Gottes würden« (2. Kor. 5,19.21). So sah Paulus

das Kreuz als Gerichts- und Rettungszeichen

im Mittelpunkt des Weltenlaufs und der Zeitalter stehen. Aber am Kreuz sah er den, durch den und für den alles geschaffen ist, der vor allem ist und in dem alles besteht, sah Ihn, das Ebenbild es unsichtbaren Gottes, den Erstgeborenen aller Kreatur (Kol. 1,15.16), sah Ihn in Schwachheit gekreuzigt (2. Kor. 13,4), festgeheftet, angenagelt, erstarrend und verflucht am Holze hängen (Gal. 3,13), sah den, der das Leben ist, totenbleich und todgeweiht, und sah, wie da die Welt, die durch Ihn lebte, mit Ihm gekreuzigt wurde, wie sie mit Ihm erstarrte, erbleichte und im Sterben erlosch, sah, wie das schwarze Kreuzesschattenzeichen sich über diese weite Welt hinlegte und sie entwertete und durchstrich, sah jedes Geschöpf und die Menschheit in jedem ihrer Glieder, der

6

bisherigen Kraft und Herrlichkeit benommen, mit dem schwarzen Querstrich des Fluches und der Todeswürdigkeit gezeichnet und in die Starre des Kreuzesbannes mit hineingezogen, und sah so auch sich selbst und wußte und verkündigte:

»Ich bin mit Christus gekreuzigt!« (Gal. 2,19).

Wer je mit diesem Apostel dieser Kreuzesschau gefolgt ist, dessen Leben ist auf die andere Seite gekommen. Nie wird er mehr lachen können, wie er vorher gelacht hat. Er weiß sich einem Geschlechte zugehörig, um dessen Sünde willen der Sohn Gottes ans Kreuz hingegeben werden mußte. Er sieht die Menschen und die Welt anders an. Er sieht sie an, wie Gott sie im Zeichen des Kreuzes ansieht, nämlich zunächst durchstrichen, entwertet, gerichtet. Er hat nicht mehr lieb die Welt und was in der Welt ist. Er weiß nun, was die Bibel meint, wenn sie vom »Fleisch« redet. Kein Zauber und keine Anmut dieses Fleisches fangen mehr bei ihm. Er sieht in der Lust dieser Welt den schmachvollen Gegensatz zum unaussprechlichen Ernst des Kreuzes. Er haßt Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern (Luk. 14,26) mit göttlichem Haß. Dieser Haß ist frei von menschlicher Bosheit. Er ist nichts anderes als die schmerzliche Abkehr von der Unzulänglichkeit alles Geschöpflichen, dessen sündiges Fleisch Gott im Fleisch Seines Sohnes am Kreuze verdammen mußte (Rom. 8,3). Noch ganz besonders haßt er aber sein eigen Leben. Nie mehr wagt er die Augen wie früher zu sich selber zu erheben. Die Ichherrlichkeit ist dahin. Wer sich wirklich mit Christus am Kreuz gesehen, dem ist das Kreuz in alle Sinne und Glieder gefahren. Jede selbstgefällige Leichtbeweglichkeit ist ihm genommen. Er kann nicht mehr tun, was sein natürliches Wesen will. Er erscheint wie ein Angehefteter, wie ein Angenagelter, wie ein von Gott Überwundener, Festgehaltener und Abgesonderter. Das kommt daher, daß er die Welt und sich selbst mit Christus gekreuzigt sieht, und die Welt sieht ihn gekreuzigt (Gal. 6,14). Gleichwie der Leib des Auferstandenen doch noch die Wundmale zeigte, so zeigen sich die Kreuzesspuren im Wesen eines jeden, der sich mit Christus gekreuzigt weiß.

Ich kannte einen solchen. Er verteilte Traktate in der vierten Wagenklasse eines Zuges. Als er auch einem Angetrunkenen ein Blättchen reichte, schlug dieser ihm mit der Faust ins Gesicht. Nach dem Bau seiner Glieder zu urteilen, wäre es dem Geschlagenen ein Kleines gewesen, seinem Angreifer Schlag mit Schlag zu vergelten. Wohl durchzuckte es ihn jäh, aber er blieb ein Gehaltener, ein Angenagelter, ein mit Christus Gekreuzigter. Und so sprach er still, wie vom Kreuz herab: »Schlagen Sie mich nur weiter. Mein Heiland liebt Sie dennoch, und ich liebe Sie auch.« – Das ist etwas anderes als menschlichnatürliche Selbstbeherrschung oder Selbstverleugnung. Diese beruht immer auf Selbsteinsetzung, statt auf Selbstaufgabe, und setzt immer Selbstbewertung und Selbstvermögen voraus. Christus aber konnte nichts aus Sich selber tun

7

und ward als der bis zum Tod am Kreuz in Seines Vaters Kraft Gehorsame in Schwachheit gekreuzigt. So sind auch die, die mit Ihm am Kreuz ihre Selbstbewertung und ihr Selbstvermögen verloren haben.

Seht Paulus an! Das Kreuz hatte ihn um jede eigene Weisheit, Kraft und jeden Eigenruhm gebracht. In bezug auf sich selbst aber hatte ihn die gottgeschenkte Kreuzesschau eine Weisheit gelehrt, die er niemals zu Füßen des Gesetzeslehrers Gamaliel gelernt hätte, nämlich die Weisheit: »Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes.« (Rom. 7,18). Höre, so sehr war das Kreuz Christi der Gradmesser seiner Selbstbewertung geworden, daß das angezeigte Ergebnis auf: »Nichts!« lautete! Nichts Gutes in mir selbst! Das ist der Nullpunkt des Selbstvermögens, der genau dem Mitgekreuzigt-sein in Christus entspricht. Ist das seltsame, ichstürzende Wissen des Apostels auch unser klares Wissen geworden? Nur mit diesem Wissen geht man in das Mitgekreuzigtsein ein. Ist der Mittelpunkt: »Nichts Gutes!« auch von uns an- und eingenommen worden? Nur auf diesem Punkt bleibt man im Mitgekreuzigtsein, nämlich im Zustand des eigenen Unvermögens, des Angeheftetseins, des Getrenntseins von der eigenen Natur. – Man ergriff damals Simon von Kyrene, der vom Felde kam, und zwang ihn, das für Christus bestimmte Kreuz zur Richtstätte zu tragen; aber nachher ließ man ihn laufen. So sind alle die, die nur durch menschlichen Zwang in Verbindung mit Christi Kreuz gekommen sind. Sie schleppen eine Zeitlang die allein für Christus bestimmte Last, aber ans Kreuz selber gehen sie nicht mit. Wer aber von Christus selber durch den Heiligen Geist ergriffen worden ist, der weiß sich auch durch den für unsere Sünden Gekreuzigten mit ans Kreuz gezogen (Joh. 12,32) und spricht: Ich empfange, was meine Taten wert sind; »dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan« (Luk. 23,41). Da hängt Paulus, der Pharisäer, so gut und so schlecht wie der Schacher, der Straßenräuber!

Und allein von diesem Glaubensstandpunkt des Mitgekreuzigtseins aus gelingt auch der Sieg über die Sünde. Wer im Lichte der Kreuzesschau seine Selbstentwertung bis auf den Nullpunkt erlebt hat und sich mit ans Kreuz geheftet sieht, dem vergeht der eigenmächtige Kampf wider die Sünde, in dem sich so viele abmühen und Luftstreiche machen (1. Kor. 9,26). Alle, die noch so vergeblich und ungekrönt (2. Tim. 2,5) ringen, kämpfen noch auf dem Boden des sinaitischen Gesetzes, des Gesetzes der Werke, aber nicht auf dem Boden des Gesetzes des Glaubens (Rom. 3,27) und der Freiheit (Jak. 1,25; 2,12). Und wie viele kämpfen noch so unselig! Es sind alle die, die noch nicht auf den Nullpunkt gekommen sind. Sie glauben schließlich zur Not, daß am Kreuz ihr Schuldbrief angeheftet und ausgetilgt worden ist (Kol. 2,14), aber daß sie selbst mit ans Kreuz geheftet worden sind und gerade dadurch die Macht der Sünde in ihrem Fleische die Herrschaft verloren hat, das fassen sie nicht im Glauben. Sie glauben eben noch an sich selbst. Weil sie sich nicht im Glauben für mit-

8

gekreuzigt halten, haben sie noch nicht ihre natürliche, ichgläubige Bewegungsfreiheit im Eigenwirken eingebüßt. Sie glauben, daß in ihnen, das ist in ihrem frommen Fleische, noch viel Gutes wohnt. Gewöhnlich ist ihnen auch nicht anders zu helfen, als daß sie in ihrem Eigenwirken erst ganz abwirtschaften müssen. Gott sucht sie da mehr und mehr zwischen drei Gesetzen einzuengen, innerhalb derer sie an sich selbst verzweifeln sollen. Es ist das -erstens – das »Gesetz ihrer Vernunft« (Rom. 7,23), das sie inwendig auffordert, gut zu sein, – zweitens das Gesetz vom Sinai, das »heilige Gesetz Gottes«, das ihnen vom Himmel her gebietet, gut zu sein, und – drittens das »Gesetz der Sünde« in ihren Gliedern, das sie immer entscheidender belehrt: Du kannst nimmermehr so gut werden, wie du innerlich willst und äußerlich sollst! (Rom. 7,14-23). Zwischen diesen drei mehr als eisernen Gesetzen erlebt der ehrlich ringende Mensch das Ende seines ichgläubigen Eigenwirkens, indem er schließlich einsehen lernt, daß er das »Gesetz der Sünde« in seinem »Leibe der Sünde« und »des Todes« nie zu durchbrechen vermag und damit endlich glauben lernt, daß dieser Todesleib der Sünde seinem Gesetz und Wesen nach vor neunzehnhundert Jahren mit Christus ans Kreuz geheftet und dort außer Wirksamkeit gesetzt worden ist (Rom. 6,6).

Mit dieser Erkenntnis hört der eigene Kampf gegen die Sünde auf und beginnt der eigentliche Kampf des Glaubens. Der brennende Boden vom Sinai ist verlassen und der Heilsboden von Golgatha gewonnen. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem moralischen Kampf wider die Sünde und dem biblischen Kampf des Glaubens. Beim Kampf wider die Sünde steht das Ich der inneren und äußeren Macht der Sünde gegenüber und sucht durch Einsetzung aller moralischen und religiösen Kräfte zur Herrschaft über diese Macht zu gelangen; der »liebe Gott« und der »liebe Heiland« sollen gewöhnlich dabei ein wenig mithelfen, aber die Hauptsache, meint man, müsse man doch selber tun. Beim Kampf des Glaubens steht das Ich überhaupt nicht mehr ringend der Sünde gegenüber, sondern weiß sich ruhend in Christus, zu dem es elend und verloren geflohen ist und der es durch das Blut Seines Kreuzes aus der Macht Satans und der Sünde losgekauft und errettet hat. Das Ich ist nicht mehr in sich selbst, sondern es ist eben nunmehr in Christus. So betrachtet, ist der Kampf des Glaubens nichts anderes als_das unausgesetzte geisteswache, glaubenstätige, bleibende Ruhen in Christus. Er ist – wie ich es gerne ausdrücke -die fortgesetzte Ichverneinung und Christusbejahung, die stete Rechnung: Herr, ich in Dir, und Du in mir! So ist das »Stehen«, »Widerstehen« und »Bestehen« im Glauben nichts anderes als das unter allen Umständen andauernde und ausdauernde Halten und Bewahren des Glaubens: Herr, ich bin Dein, und Du bist mein! Wobei das Anziehen und Gebrauchen der ganzen Waffenrüstung Gottes von Epheser, Kapitel 6, eben das beständige Werten und Verwerten der Lebens-, Heils-, Schutz- und Siegeskräfte bedeutet, die uns in Christus durch den Glauben zuteil werden, die wir aber praktisch immer nur so

9

lange besitzen, als wir uns glaubenswach und glaubenstätig in Ihm wissen. Sobald wir irgendwie wieder selbständig in uns werden, bietet uns die ganze Waffenrüstung Gottes weder Schutz noch Sieg mehr. – Nicht wahr, wir verstehen, daß dieser biblische Kampf des Glaubens nicht auf ein möglichst siegreiches Ausziehen wider die Macht der Sünde, sondern auf das allezeit siegesgewisse Bleiben in Christus hinausläuft. Der Sieg über die Sünde ist bereits ,ersiegt‘! Der Sieger heißt Christus, das Schlachtfeld Golgatha! Dein Glaube an diesen Sieg macht dich zum Teilhaber an diesem Sieg! Nicht die Sünde brauchst du mehr zu besiegen, sondern deinen elenden Unglauben, deinen Zweifel am Sieg Christi, der immer und allezeit die Folge des Rückfalls in die Selbstbejahung und damit die Ursache neuer Sünden ist.

Und so ist die erste Glaubensbetätigung im Kampf des Glaubens und die erste Stufe hinan zur Erlangung der praktischen Befreiung von der Macht der Sünde:

Halte dich Sekunde um Sekunde für mitgekreuzigt!

Übe dich in der gottseligen Glaubensrechnung: Mein altes, gottfeindliches Wesen samt seinem Werkzeug, dem Leibe der Sünde, dessen Glieder als Waffen der Ungerechtigkeit den sündigen Lüsten dienten, ist mit ans Kreuz geheftet und dort seiner Macht und Kraft beraubt worden. Das Gesetz der Sünde und des Todes (Rom. 8,2), das mich an sich versklavte, solange ich mich, ungläubig dem Siege Christi, der Sünde zum Gehorsam begab (Rom. 6,16), ist am Kreuz aufgehoben worden. Ich bin frei von diesem Gesetz durch den Glauben! Und im Gehorsam dieses Glaubens stelle ich meinen Leib mit seinen Sinnen und Gliedern Christus dar (Rom. 12,1). Er hat mich mit Geist, Seele und Leib an Sich genommen. Er hat mich durch Sein Blut für Gott erkauft, und Gott hat mich Ihm zum Schmerzenslohn gegeben: Ich gehöre nicht mehr mir selber! Halleluja! (1. Kor. 6,19.20). Ich gehöre Christus an! Mein Fleisch samt den Lüsten und Begierden ist und bleibt gekreuzigt! (Gal. 5,24). Ich bin dem Fleische nicht mehr schuldig, nach dem Fleische zu leben (Rom. 8,12). Ich würde den Sohn Gottes mir selbst kreuzigen und zum Gespött machen, wollte ich meine Glieder vom Kreuz lösen und wieder mir selbst in der Sünde leben (Hebr. 6,6).

Wer so sich übt, seines Glaubens zu leben, dem wird die Glaubenstatsache des Mitgekreuzigtseins bald zur Erfahrungstatsache werden. Er wird immer mehr die eigentliche Bewegungsfreiheit verlieren. Der Glaubensgehorsam wird ihn immer fester ans Kreuz heften, die Gemeinschaft der Leiden Christi wird ihm immer deutlicher aufgeprägt werden (Phil. 3,10), er wird das Sterben Jesu immer beständiger an seinem Leibe herumtragen (2. Kor. 4,10), auf daß auch das Leben Jesu an seinem Leibe offenbar werde. Und entnommen sich selbst und entflohen dem Betrüge der Lüste und der Irrsal des Eigenwillens,

10

wird er jubeln können:

»Ich wünsche mir kein andres Leben, als das Dein Sterben mir gegeben und Du am Kreuz erworben hast. Drum beug all meinen Eigenwillen, daß er sich göttlich möge stillen bei Deines Kreuzes leichter Last!«

Dabei wird es sich im alltäglichen Lebensgange herausstellen:

Nur wer sich im Glauben mitgekreuzigt weiß, vermag wahrhaft im Geist zu entsagen, zu warten, zu schweigen, zu dulden und zu leiden. Wer

sein altes Wesen am Kreuz weiß, verliert immer mehr jeden ichsüchtigen Anspruch auf Berücksichtigung, Anerkennung, Ehre, Bequemlichkeit, Besitz und Genuß. Wer seinen Platz am Kreuz hat, kann auf jedem Platz im Leben auskommen und auch jeden Platz lassen. Das mitgekreuzigte Ich rührt sich immer weniger. Es sucht und fürchtet nichts mehr für sich. Es hat seinen Platz mit Christus über den Menschen und erwartet nichts mehr von ihnen. Es wartet in allen Dingen nur auf Gott. Dabei verliert es nicht nur die äußere, sondern auch die innere Ungeduld. Gleichwie ein Sterbender verliert es auch immer mehr die natürliche Kraft zu reden. Es schweigt wie ein Fremdling, und wenn es redet, so redet es nur im Zeichen des Kreuzes. Jede Verhöhnung seiner Schwachheit vermehrt nur sein selbstloses, leidenswilliges Dulden und zerstört die Reste der Selbstbewertung als empfindsame Selbstbemitleidung oder geheime Selbstverherrlichung. Es hängt nackt und ohne jeden Zierrat am Kreuz. Es hat aber ein Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten. Aber das alles nicht, um eine Leidensrolle vor den Augen der Menschen oder vor den eigenen Augen zu spielen, sondern um Christi willen (2. Kor. 12,10), nämlich allein durch, mit und für Christus.

So wird der Mitgekreuzigte immer mehr wie Christus auch in der Welt war (1. Joh. 4,17), der ja ans Kreuz ging, ehe Er am Kreuz hing. Seine Fußstapfen zeigten immer nach Golgatha – wenn Er nicht schalt, da Er gescholten ward, nicht drohte, da Er litt, sondern alles dem übergab, der recht richtet, und uns so der Sünde entnommen hat, als Er statt der vor Ihm liegenden Freude das Kreuz erduldete. Das Vorbild, das Er uns gelassen, bleibt allezeit das Bild des Gekreuzigten (1. Petr. 1,21.23 ; Hebr. 12,2).

Aber auch wir werden anderen nur zum Vorbild im Bilde des Gekreuzigten; denn das Kreuz ist das einzig Ungleichförmige in der Welt. Wohl ist es als Zeichen weit bekannt, aber als Lebensinhalt verbannt. Auf Türmen, an Wänden und am Halse liebt man es, und in der Tat haßt man es. In Bekenntnissen und Lehrsätzen ist man ein Freund und in der praktischen Lebensgesinnung ein Feind des Kreuzes Christi (Phil. 3,18). Vielleicht ist mit nichts in der Welt eine

11

solche Heuchelei getrieben worden wie mit dem Kreuz. Den einen ist es »Ne-chuschtan« (2. Kön. 18,4), ein ehernes Götzenbild, geworden, den anderen ein magisches Wunderzeichen, den dritten ein flammendes Kampfzeichen, den vierten ein kostbares Schmuckzeichen, den fünften ein schwarzes Trauerzeichen, den sechsten ein verhaßtes Ärgernis, – und doch ist’s weiter nichts als der Gal gen, an dem die Sklaven zu Tode gebracht wurden, an dem man auch den erwählten Knecht des Herrn unter die Übeltäter rechnete und für nichts achtete und an dem sich auch Paulus, der Mann, den man eine Pest genannt hatte (Apg. 24,5), mit seinem Meister vereinigt sah, und wo sich alle sehen, die das Kreuz als das Hinrichtungsmittel für ihr eigenwilliges Ichleben erkannt haben. Wer es aber so erkannt hat, dem hört das Kreuz auf, Zierrat oder Ärgernis zu sein, dem wird es ernster Tod und dann seliges Leben, dem wird es das Zeichen der einsamsten Fremdlingschaft in dieser Welt und zugleich Gottes Siegeszeichen über diese Welt.

Wenn jemand deine sogenannte Ehre angreift und du greifst flugs in wiedervergeltender Empörung die seine an, so findet das die Welt vollkommen in Ordnung; es befremdet sie nicht. Wenn dir jemand Unrecht tut und du läufst zum Richter, um dein Recht zu suchen, so halten dich alle für einen klugen Mann; es befremdet niemanden. Wenn du aber deine »Ehre« und dein »Recht« und dich selbst vor Menschen fahren lassen kannst und nicht mehr mit ihnen dem Ichwahn nachläufst, das befremdet sie bis zum mitleidigen Spott und boshaften Haß. Da wittern sie die Echtheit des Kreuzes. Und da stört sie der lebensgefährliche Ernst des Kreuzes. Da schreien sie: »Schwärmerei!« Und doch ist das Aufhören des Streitens für dich im Zeichen des Kreuzes und Mit-gekreuzigtseins zugleich das Einzige, was die Welt überwindet. Ich muß da immer an den römischen Hauptmann bei der Hinrichtung Jesu denken. Wie verächtlich mag ihm zuerst der nackte, angenagelte Mann vorgekommen sein, über dessen dornengekröntem Haupte zu lesen war: »König der Juden!« Erbärmlicher Scheinkönig ohne Macht und Kraft, ohne Thron und Heer, ohne Land und Leute! Hohnvolle Jammergestalt, wie schnell wird’s mit dir aus sein! Dann aber kam das Erstaunliche: der Angenagelte nannte Gott Seinen Vater und bat laut für die feindseligen Spötter zu Seinen Füßen! Der Nackte schenkte dem Räuber zur Rechten ein Paradies? Der am Galgen Hingerichtete befahl sterbend Seinen Geist laut in Gottes, Seines Vaters Hände? Und die Erde bebte, als dieses Angesicht sich zum Tode senkte? Und der Glanz der Sonne erlosch, als dieses Auge brach und erlosch? Gab es denn eine Allmacht der Schwachheit? Trug denn die Schande das Zepter Gottes? Und der römische Schwertträger schlug an seine Brust, und alle, die dabei standen, schlugen an ihre Brust und hörten den Kriegsmann bebend sagen und sagten es bebend mit: »Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!« (Matth. 27,54).

Und du, o Mitgekreuzigter, sieh den Sohn Gottes, wie Er das Größte tut, als

12

Er angenagelt stirbt! Nicht das war das Größte, daß Er mit Vollmacht redete und lehrte. Nicht das war das Größte, daß Er sie alle von ihren Seuchen und Gebrechen heilte. Auch war das nicht das Größte, daß Er Seinen Freund Lazarus auferweckte. Nein, das war das Größte, daß Er als der Anführer (Apg. 3,15) und Träger alles Lebens in Schwachheit gekreuzigt am Galgen starb. Nur so wurde das Lösegeld für der Welt Sünde entrichtet. Nur so wurde das heilige Gottesgesetz erfüllt. Nur so wurde der Fürst dieser Welt gerichtet und hinausgestoßen; er wurde hinausgestoßen, als Jesus außerhalb des Lagers (Hebr. 13,13) in die hohnvollste Schmach gestoßen wurde. Denn es bleibt wahr: Nur mit angenagelten Händen hat der Sohn Gottes den Starken gebunden und ihm den Hausrat entwunden (Matth. 12,29), und nur mit angenagelten Füßen hat Er der Schlange den Kopf zertreten (1. Mose 3,15). – Darum darfst du es wagen, dich mitgekreuzigt zu sehen und sehen zu lassen. Mögen sie lange vor deinem gekreuzigten Leben höhnen und spotten, bleibe du nur in Christi Schwachheit, so werden eines Tages auch vor deinem Bilde die Schwertträger dieser Welt an ihre Brust schlagen und sagen müssen: Wahrlich, das ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein Nachfolger Christi und ein Kind Gottes gewesen!

Freilich gehört dazu noch das andere, nämlich, daß du nicht nur mit Christus gekreuzigt, sondern

auch mit Ihm gestorben

seiest und Seinem Tode gleichgestaltet werdest. Christus wurde ja nicht nur ans Kreuz geheftet, um den Juden das Schauspiel eines machtberaubten Königs zu bieten, nein, Er sollte zu Tode gebracht werden. Und auch Gott gefiel es nicht nur, Ihn zu zerschlagen (Jes. 53, 0.12), nein, Er sollte Sein Leben in den Tod geben. Nicht nur Schande und Schmach, Unfreiheit und Qual, nein, Tod ist der Sünde Sold (Rom. 6,23). Nicht Jesu Kreuzesleiden erfüllte das Gesetz und tilgte unsere Sünde, nein, nur der Tod des Gottessohnes, den Er durch Gottes Gnade für uns alle geschmeckt, versöhnte uns mit Gott (Rom. 5,10; Hebr. 2,9). Nicht das Kreuzesleiden des Herrn ist der Gipfelpunkt der Kreuzesschau des Paulus, nein, der Tod des Herrn am Kreuz ist das Gewaltigste, was der Apostel zu erschauen vermag. Da offenbarte sich ihm die Höhe der Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe Gottes. Mit gottgeöffnetem Geistesauge schaut er da die zwei ,Einen‘ (Rom. 5,15-19), den ersten und den letzten Adam, und entdeckt das unvergleichliche göttliche Solidaritätsgesetz: Einer für alle.

Durch einen Menschen, den ersten Adam, ist die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, der zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben, so daß durch des Einen Übertretungen die Vielen gestorben sind – und durch den Tod des einen Menschen, Jesus Christus, des letzten Adams, den Gott als den einen Mittler (1. Tim. 2,5) für uns alle dahingegeben hat (Rom. 8,32), ist die Gnade Gottes gegen die Vielen über-

13

strömend geworden (Rom. 5,12-21). In diesem großartig geschauten Haftgesetze der Gerechtigkeit Gottes findet Paulus die ganze Liebe Gottes und Christi kristallisiert. Durch Adam geschah die Sünde, die nach Gottes Gerechtigkeit uns allen den Tod bringen mußte. Durch Christus geschah die Errettung aus der Sünde, die nach Gottes Liebe uns allen die Befreiung von der Macht und Herrschaft des Todes bringen konnte. Mußte aber Christus in Erfüllung der Gerechtigkeit und Liebe Gottes als der Eine für uns alle stellvertretend den Tod schmecken, so drängt uns die Liebe des Christus, schließt Paulus folgerichtig weiter, zu urteilen, daß, wenn einer für alle gestorben ist, sie alle gestorben sind, das heißt, alle im Tode lagen und in der Gleichheit Seines Todes mit Ihm verwachsen sind (2. Kor. 5,14; Rom. 6,5). Und so, wie Paulus angesichts des gekreuzigten Gottessohnes ausrief: »Ich bin mit Christus gekreuzigt«, so ruft er nun angesichts des am Kreuze gestorbenen Gottessohnes aus: »Ich bin … gestorben,… nicht mehr ich … lebe!« (Gal. 2,19.20), und: »Ihr seid gestorben!« (Kol. 3, 3). »Wir sind mit Christus gestorben« (Rom. 6, 8). Fortan ist ihm dieses Mit-Christus-Gestorbensein der Angelpunkt zweier Welten. Hinter ihm liegt die Welt der Herrschaft des Gesetzes und der Sünde, vor ihm die Welt der Herrschaft der Gnade und des Geistes.

Dabei unterscheidet das erleuchtete Auge des Apostels deutlich eine Doppelwirkung unseres Mit-Christus-Gestorbenseins. Er sieht uns erstens dem Gesetz gestorben und zweitens der Sünde abgestorben.

»Ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben«,

verkündigt er Galater 2,19. Damit will er sagen: Der Zorn und Fluch des sinaitischen Gesetzes forderte meinen Tod, den Christus durch Gottes Gnade an meiner Statt erlitt (Gal. 3,13). So hat Christus durch das Gesetz den Kreuzestod erlitten und somit durch Sein vollgültiges Opfer mich von der tötenden Herrschaft des Gesetzes befreit. Als mit Christus Gestorbener bin ich also durchs Gesetz, das Ihn tötete, mitgetötet worden und damit jeder weiteren Wirkung des Gesetzes abgestorben. So bin ich tatsächlich durchs Gesetz dem Gesetz gestorben. – Was Paulus gilt, gilt aber auch seinen Brüdern, die sich mit ihm im Glauben für mit Christus gestorben halten. Und wie in jubelnder Liebe verkündigt er im Anschluß an seine gleichnisartige Beweisführung in Römer 7: »Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den leiblichen Tod Christi« (V. 4).

Mit Christi Kreuzestod dem tötenden Gesetz abgestorben, welch eine herrliche Erlösung! Warum ergreift sie der Mensch nicht freudiger? Weil man zu glaubensträg und zu ichvernagelt dahinlebt! Als schwer zu begreifende, lebensfremde, paulinische Theorie und Lehre läßt man das alles schließlich gelten, aber wie wenige glauben hier freudig, um praktisch dieses Glaubens zu leben! Lieber zerquält man sich in knechtischer Furcht vor dem kommenden

14

Zorn Gottes bis zur Schwermut, als daß man hier dem Worte Gottes recht geben möchte. Und viel lieber stimmt man schließlich mit dem Kopf der Lehre zu. als daß man praktisch sich als Mitgekreuzigter und Mitgestorbener erweisen möchte. So lebt man denn sein träges, schlappes, ichleidiges oder ichstolzes Selbstleben weiter, läßt die Dinge weit weg vom praktischen Lebensgang in der Bibel stehen, und nennt sich – »gläubig«! Kein Wunder, daß dabei Irrlehren wie Pilze aus der Erde schießen, weil sie dem Selbstleben schmeicheln, das lieber auf eigene Faust das Gesetz erfüllen, als sich in Christi Tod geben möchte, um als mitgetötet dem Gesetz abgestorben zu sein! Gehörst auch du noch zu diesen glaubensfernen, trägen oder dreisten Frommen? Wenn ja, dann gib Gott in ichstürzender Buße recht und ergreife und lebe, was es heißt: Mit Christi Tod dem Gesetz getötet! Dem Stecken des Treibers und dem Knechtsdienst der eigenen Anstrengung zur Erfüllung des Gesetzes und damit dem göttlichen Zorne und Fluche ewig entnommen!

So höre auch das nächste! Denn die zweite entscheidungsschwere Wirkung unseres Mit-Christus-Gestorbenseins ist:

Haltet euch der Sünde für tot! (Rom. 6, 11)

Wir wissen: Was Christus gestorben ist, das ist Er nicht nur dem Gesetz gestorben, sondern das ist Er besonders der Sünde gestorben (Rom. 6,10). Indem Er den Fluch des Gesetzes auf Sich nahm, damit dieser Fluch nicht weiter wirken sollte, nahm Er ja unsere Sündenschuld mit auf Sich, damit auch das Gesetz der Sünde nicht weiter wirken sollte. Als Er das Gesetz durch Seinen Kreuzestod erfüllte, war mit der Schuld der Sünde auch die Macht der Sünde abgetan. So hat beides mit Seinem Kreuzestod ein Ende gefunden; der Fluch des Gesetzes vom Sinai, der der Schuld der Sünde entsprach, und der Bann des Gesetzes der Sünde, der der Macht der Sünde entsprach. Wer also im Glauben mit Christus dem Gesetz gestorben ist, der ist mit Christus auch der Sünde gestorben. Der weiß: Als Christus durch das Gesetz für die Schuld meiner Sünde getötet wurde, da bin ich als Mitschuldiger mitgetötet worden und damit jeder weiteren Schuld- und Machtwirkung der Sünde »entworden« (1. Petr. 2,24, Grundtext) und abgestorben. Gott sei ewig Dank dafür! Denn das ist mehr als nur mitgekreuzigt sein. Unser alter Mensch, das ist unser angeborenes gottfeindliches Wesen, ist ja nur deshalb mit ans Kreuz geheftet worden, damit der Leib der Sünde, das ist das Sündenwerkzeug des alten Menschen, am Kreuz abgetan werden, nämlich durch Christi Tod den Todesstreich bekommen sollte. Das ist geschehen. Fortan lautet meine Glaubensrechnung nicht nur: Mein alter Mensch ist mitgekreuzigt, – nein, ich darf damit rechnen: Der Leib der Sünde ist mit Christi Leib getötet, ich brauche der Sünde nicht mehr zu dienen, sondern bin ihr abgestorben. Wohl lebe ich noch im Leibe des Fleisches, aber kein Gesetz der Sünde soll mich mehr zwingen, im Fleische nach dem Fleische, das heißt, nach dem Gesetz der Sünde zu leben.

15

Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu (das ist die Geistesherrschaft des Auferstehungslebens Christi als Frucht des Kreuzestodes Christi) hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes (Rom. 8,2). Nicht nur bleibt mein Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden mitgekreuzigt, nein, die Glieder sind dem Sündendienste gegenüber getötet und bleiben der Sünde gegenüber in diesem Todeszustande (Kol. 3,3). Über diesen Zustand zu wachen, ist unsere Aufgabe im Geiste als Kampf des Glaubens, wobei wir unaufhörlich die (sündenwilligen) Handlungen des Leibes durch den Geist zu töten haben (Rom. 8,13).

Das bedeutet aber nichts anderes, als

den unausgesetzten Einspruch gegen unser fleischliches, eigenwilliges Ichleben.

Es ist die stete Betätigung des Glaubens: Ich bin mit Christus gekreuzigt und gestorben. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir! (Gal. 2,19.20). Es ist die unaufhörliche Anwendung der Glaubenserkenntnis: Ist Christus für alle gestorben, so sind sie alle gestorben; und Er ist darum für alle gestorben, daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist (2. Kor. 5,14.15). Bei dieser Glaubensbetätigung wird das Ich zum Opfer. Derselbe ewige Geist, durch den Christus Sich Gott geopfert hat (Hebr. 9,14), heischt auch die im Glauben Mitgestorbenen als Mitgeopferte. Er machte aus den Aposteln »ein Fegeopfer aller Leute« (1. Kor. 4,13), gleichsam zum Tode bestimmt. Er machte aus Paulus ein besonderes Opfer, das die Malzeichen Jesu am Leibe trug, so daß der Apostel sich nur noch als geopfert ansah (Gal. 6,17; 2. Tim. 4,6). Und durch diesen Apostel ermahnt der Geist die Brüder, »bei den Erbarmungen Gottes ihre Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Gottesdienst ist« (Rom. 12,1). Wer sich im Glauben mit Christus gekreuzigt und gestorben ansieht, kann nicht anders, er muß Gott seinen Leib einhändigen, damit Gott in Christus durch den Geist den Leib bewohne, belebe, regiere, gebrauche, kräftige, heile, ernähre, kleide und erhalte zu des Herrn Preis (1. Kor. 6,19.20; 9,27). Üben wir diesen schriftgemäßen Gottesdienst der Darstellung unseres Leibes zum lebendigen, heiligen, Gott wohlgefälligen Schlachtopfer? Wie anders würde die Kraft Gottes unter uns heimisch sein, wenn es geschähe! Daß es nicht geschieht, daran ist nichts schuld als unser ichsüchtiger Eigenwille, dieser zähe Feind des Kreuzes Christi und Vater alles Unglaubens, der allezeit die Sünde zeugt, die den Tod gebiert!

Wer aber auf Christi Kreuz und Tod eingeht, der wird durch den Geist leben, weil er durch den Geist zu sterben vermag. Er wird sich auch zum Letzten hinleiten lassen, das uns das Kreuz bringt, nämlich zum Grabe unseres Eigenlebens.

16

Der Weg vom Kreuz geht ins Grab.

Die Juden wollten Jesus nur kreuzigen und töten, um Ihn hinwegzuschaffen. »Hinweg mit diesem!«, das war der Zweck der ganzen Hinrichtung. Der Unerträgliche sollte vom Erdboden verschwinden. Und das wollte der Herr auch selber. Als alle Welt Ihm nachlief und auch die Griechen Ihn am Feste sehen wollten, antwortete Jesus den vermittelnden Jüngern: »Die Stunde ist gekommen, daß des Menschen Sohn verherrlicht werde! Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viel Frucht« (Joh. 12,23.24). Das sollte heißen: Und wenn Mir noch so viele nachlaufen, um Mich sehen zu wollen, so bringt das doch weder Verherrlichung noch Frucht; Ich bleibe doch immer allein. Nur Mein schmachvoller Tod für alle und Mein Verschwinden von der Welt, nämlich Mein Begrabenwerden wird Herrlichkeit und Frucht als Folge haben. Nur wenn Ich als Schuldopfer ins Grab sinke, werde Ich Nachkommen haben und lange leben (Jes. 53,10). Hatte sich Jesus bei Seiner Taufe im Jordan unter das Gesetz gestellt (Gal. 4,4) und damit mit der Sünde der Welt zusammengeschlossen, hatte Er auf dem Berge der Verklärung das Kreuz ins Auge gefaßt und Sein Angesicht stracks nach Jerusalem gewandt und Sich damit mit dem Gericht über die Sünde zusammengeschlossen, so schloß Er sich nun mit dem Sold der Sünde, mit dem Tod zusammen und mit dem Grab. Und bei jeder dieser drei Gelegenheiten bezeugte des Vaters Stimme vom Himmel her dem Sohne das ausdrückliche Wohlgefallen (Matth. 3,17; 17,5; Joh. 12,28); denn es waren dies die drei wesentlichen Akte des Gehorsams Jesu, von deren Erfüllung die Erlösung der Welt abhing. So wurde Jesus in Erfüllung des Willens Gottes nach der Schrift auch begraben und fand mit unzerschlagenem Gebein bei Reichen Sein Grab (1. Kor. 15,4; 2. Mose 12,46; Joh. 19,36; Jes. 53,9).

Paulus aber, der göttliche Deuter, sieht auch uns in Christi Grab mit hineingesenkt und verkündigt:

So sind wir nun mit Ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod (Rom. 6,4; Kol. 2,12).

Und zwar ist es eigentümlich, daß Paulus das Untergetauchtwerden der Gläubigen bei der Wassertaufe als äußeres Sinnbild für das Mitbegrabensein enthüllt. Die Taufe mit Wasser wird damit zum Sinnbild einer recht erlebten Buße und Bekehrung, nämlich zum Zeichen des willigen Eingegangenseins in das mit Christus Gekreuzigt-, Gestorben- und Begrabensein durch den Glauben, während der Apostel die Taufe mit Geist als Kennzeichen der Wiedergeburt und unseres Eingepflanztseins in den geistlichen Leib Christi, des Auferstandenen und Erhöhten, offenbart (1. Kor. 12,13; Rom. 8,9). Wie man aber auch die Wassertaufe deuten und ausüben mag, jedenfalls bedeutet sie das Grab unseres angeborenen, gottfeindlichen, eigenwilligen Ichlebens, damit wir in

17

Neuheit des Lebens wandeln sollen. – Aber wie weit ist man von solcher praktischen Deutung entfernt! So wie man das Mitgekreuzigt- und Mitgestorben-sein nur als lebensfernen Lehrsatz gelten läßt, so läßt man das Mitbegrabensein nur als sinnbildliche oder magische Handlung gelten und lebt dreist weiter im alten Leben! Daß mit dem vom Kreuz genommenen toten Gottessohn unsere Sünden mit ins Grab gesenkt und hinweggenommen worden sind, das läßt man sich schließlich gerne gefallen; aber daß wir selbst in unserem alten Wesen mit abgetan und auf die Seite gekommen sein sollen, das leugnet die Lebensart des ichwilligen Unglaubens der Gläubigen.

Und doch ist nur das wirkliche biblische Glaubensbetätigung, daß ich mich dem alten fleischlichen Selbstleben nach auch als mit Christus begraben ansehe. So gewiß ich mich der Sünde für abgestorben zu halten habe, so gewiß habe ich mich mir selbst gegenüber für begraben zu halten.

»Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir«,

bedeutet im Sinne des Mitbegrabenseins: Nicht mehr ich bin da, nur Christus ist da! Ich bin vom Schauplatz abgetreten, bin verschwunden, abgetan und bleibe abgetan. Nur in dem auferweckten und auferstandenen Christus habe ich noch Leben, aber nicht mehr mein Leben, sondern Sein Leben. Im praktischen Leben bedeutet das den immer endgültigeren Rücktritt von allem Eigeninteresse. Nur Christi Interesse gilt. Alles durch Ihn und alles für Ihn. Es bedeutet Demut, mich allezeit wie einen zu behandeln und behandeln zu lassen, der nicht mehr in Betracht kommt. Nur Christus kommt in Betracht. Es bedeutet Sanftmut, allezeit wie ein Unberechtigter zu bitten und nie mehr Ansprüche geltend zu machen. Christus allein habe Vorrecht. Vortritt und Anspruch. Es bedeutet Freiheit, unabhängig von Ehre, Ruhm, Ansehen, Bekannt- und Gekanntwerden leben zu können, wenn nur Christus geehrt und bekannt wird. Es bedeutet Geduld, mich nicht selbst ins Zeug legen zu müssen; Christus wird Sich einsetzen und wirken. Es bedeutet Zurückgezogenheit, stets und unter allen Umständen in Christus ge- und verborgen zu sein und in Ihm erfunden zu werden. Er allein werde offenbar. Es bedeutet Genügsamkeit, nicht haben zu müssen, was alle begehren, wenn Er mich nur hat und ich Ihn habe. Es bedeutet Friede, nämlich von mir selbst getrennt zu bleiben, mich selber immer endgültiger loszuwerden. Nur daß ich Ihn immer völliger gewinne. Es bedeutet Freude und Liebe, mich selbst und keinen Menschen mehr nach dem Fleische zu kennen, sondern sie alle und mich in Christus geliebt zu wissen, und alle, ausgenommen mich, in Ihm lieben zu können. Und es bedeutet Kraft, alles zu vermögen in dem, der meine alleinige Stärke ist, und weit zu überwinden in dem, der mich geliebt hat und von dessen Liebe mich nichts zu scheiden vermag. Und es bedeutet Würde und Reichtum, weil ich, der Schande meiner sündigen Eigenheit entnommen, als ein erlöstes Gotteskind in Sein Reich und in Seine Gemeinschaft aufgenommen worden bin und mir mit Ihm Himmel

18

und Erde geschenkt sind. Aber alles gehört Ihm, und Er allein ist würdig.

Wahrlich, nur wer dem alten Leben nach in Christi Kreuz. Tod und Grab bleibt, hat neues, ewiges Leben! Wie betrügen die sich selbst, die sich rühmen, samt Christus lebendig gemacht zu sein, und haben doch ihr altes Leben nie in lebendiger Glaubensbetätigung im Gange der Alltagsgeschäfte in Christi Kreuz, Tod und Grab gegeben! Nur wo die Kraft des Kreuzes und Todes Christi im Kampf des Glaubens zur steten Ichverneinung wirksam geworden ist, kann auch die Kraft der Auferstehung Christi zur steten Jesusbejahung wirksam sein. Die Kraft Seiner Auferstehung kann uns nur in dem Maße tatsächlich zuteil werden, indem Christi Kreuz. Tod und Grab tatsächlich unser Teil geworden sind. Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Christi können doch nur die sein, die alle trügerische, tote Hoffnung auf sich selbst mit Christi Kreuz und Tod in Christi Grab begraben haben. Wer sagt, er glaube an die göttlichen Heilstatsachen der Kreuzigung und Auferstehung Christi und zeigt sie nicht als heilsame Tatsache im Alltagsleben, dessen Glaube ist fruchtlos und tot, ohne Freude und Friede, ohne Kraft und Sieg. Doch nur daran wird das neue Leben an uns erkannt, daß, wenn man uns, sei es mit Nadelstichen oder mit Hammerschlägen des Neides, der Verleumdung, des Hasses, der Ungerechtigkeit ans Kreuz heften will, wir bereits am Kreuz angetroffen werden, also gar nicht mehr durch die Bosheit zu treffen sind. Und wenn man uns nach unserem Ichleben trachtet, um es uns streitig zu machen oder ganz zu rauben, wir es bereits an Christi Kreuz verloren haben. Und wenn man uns beiseite schaffen und abtun will, wir bereits mit Christus abgetan und ins Grab gekommen sind. Die derart mit der Gleichheit des Todes Christi verwachsen sind, die sind es auch in der Gleichheit Seiner Auferstehung (Rom. 6,5).

Glückselig die Unüberwindlichen, die in tätigem Glauben mit dem Kreuz, Tod und Grab Christi zu Christi Krone, Leben und lichter Himmelsherrlichkeit durchgedrungen sind!

»Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren« (Joh. 12,25).

Gott sei Dank für dieses heilige Entweder-Oder!

19

Fritz Binde   (1867-1921)

Fritz Binde wurde 1867 als viertes Kind des Uhrmachers Otto Binde in dem kleinen thüringischen Städtchen Coburg geboren. Von seinem Vater, dessen Vorfahren bereits Uhrmacher gewesen waren, erbte er nicht nur den Beruf, sondern auch eine außergewöhnliche rednerische Begabung, verbunden mit einem unstillbaren Wissensdurst. Unglücklich über den ihm aufgezwungenen Beruf und getrieben vom brennenden Wunsch, die Welt kennenzulernen, verließ er bereits mit siebzehn Jahren heimlich sein Elternhaus und zog in Deutschland umher. Unablässig lesend und studierend versuchte er, sich das ganze Gedankengut der damaligen Wissenschaftler und Denker anzueignen. Schließlich übernahm er doch das väterliche Geschäft; aber trotz seiner Heirat mit einem gläubigen Mädchen wurde sein Haus bald ein bekannter Treffpunkt für atheistische Philosophen, Künstler und Gelehrte. Fortan widmete er seine ganze Kraft dem Freiheitskampf einer unterdrückten Menschheit. Als mitreißender sozialistischer Redner eroberte er sich sogar einen Platz auf der Liste der Reichtagskandidaten.

Enttäuscht von der Politik und verzweifelt an der modernen Philosophie fand ihn endlich Gottes Gnade. Nach jahrelangem harten Ringen durfte er erkennen, daß die wirkliche Not der Menschen nicht in ungerechten gesellschaftlichen Verhältnissen oder unvollkommenen staatlichen Einrichtungen begründet liegt, sondern in der Trennung von Gott, in der Rebellion gegen den Schöpfer.

Nach einer radikalen Umkehr wurde Fritz Binde zu einem brennenden Evangelisten, der seinen Zuhörern die unerhörte Botschaft vom Kreuzestod Christi für unsere Sünde packend nahezubringen wußte. Unermüdlich verzehrte sich der durch Diabetes gesundheitlich angegriffene Knecht Gottes in der Arbeit für seinen Herrn und starb 1921 an den Folgen einer Infektion. Sein Leben und Wirken ist ein eindrücklicher Beweis für den Sieg des Evangeliums über die düstere Welt gottferner Menschheitsideale.

 

Fritz Binde

Vom Geheimnis des Kreuzes

Aus Fritz Binde, Vom Geheimnis des Glaubens Verlag und Schriftenmission der EGfD 4. Auflage 1996

leicht bearbeitete Auflage 2008 im Selbstverlag

Kontaktadresse: Tel: 06327 /2983

E-Mail: HermannHofsaess@web.de

Vom Geheimnis des Kreuzes

Veröffentlicht unter Fritz Binde | Kommentare deaktiviert für Vom Geheimnis des Kreuzes

1. Petrus 3,7

Die Schrift redet in dieser Angelegenheit so deutlich, daß Einfältige auf dem Weg nicht irregehen können. Es sei noch einmal wiederholt: „Unter euch soll es nicht also sein“. Wir wollen uns dieses gründlich einprägen, daß wir den Willen des Herrn nie mehr vergessen! Dabei aber hat die Gemeinde Jesu in den rund 2000 Jahren ihrer Existenz unter dieser Unheiligkeit mehr als nur schwer gelitten. Immer wieder beweist die Gemeinde Christi und vor allem solche Gläubige in ihr, die am wenigsten die Lehre des Wortes Gottes erkennen und ihre eigene Meinung besonders hoch und überaus wichtig halten, daß sie einen Drang zum Herrschen besitzen und ihm nachgeben. Das ist zugleich der Grund für die äußere Zerrissenheit der Leibesgemeinde Jesu und das Bestehen all der Denominationen. Also ist die Denominationsfrage während der Gnadenzeit nichts anderes als eine Sündenfrage der Heiligen. Ein wei-
terer Grund ist, daß die Erretteten das Wesen Jesu, der „von Herzen demütig“ war (Matth. 11,29) „und Knechtsgestalt annahm“ (Phil. 2,7), nicht an sich tragen. Deshalb liegen Heiligkeit und Scheinheiligkeit in der Gemeinde dicht beieinander. Die richtige Beurteilung haben wir dann, wenn wir fragen: Hätte das der Herr Jesus auch so gemacht? Solches bedeutet ebenfalls, daß die Leibesgemeinde Jesu ihres Herrn unwürdig wandelt. Warum wollte Frau Zebedäus einen ihrer Söhne zur Rechten des Herrn und einen zur Linken gestellt wissen?
Bei meinen persönlichen Beobachtungen von Hundehaltern (Männern oder Frauen) mußte ich mehr und mehr erkennen, daß als Grund der Tierhaltung (nicht immer, aber überwiegend) neben der Tierliebe das „beherrschende Gefühl“ eines Menschen über ein anderes Wesen dominierte. Geschwister, hier zeigt sich die vererbte Ursünde von den ersten Menschen im Garten Eden bis in unsere Tage. Soweit die Dinge die verlorene Welt betreffen, mag das noch entschuldbar sein. Was aber ist, wenn das Wesen Satans (andere zu beherrschen) in die Gemeinde des lebendigen Gottes hineingetragen wird und darüber hinaus, wenn sogar im Stil des Diotre-phes (3. Joh. 9-10) „geherrscht“ wird?
Das Historische Fundament ADAM – EVA
Wie uns wohl allen bekannt ist, waren die ersten Menschen, Adam und Eva, der Beginn dieses Geschlechtes im Fleische (von der Erde). Zwar fielen die beiden im Garten Eden in Sünde, doch wurde Adam „zuerst“ gebildet und danach die Männin (1. Tim. 2,13). Bei der Versuchung durch die Schlange wurde Eva betrogen und fiel in Übertretung (1. Tim. 2,14). Nun heißt es aber: „Adam wurde nicht betrogen“, obgleich beide von der verbotenen Frucht nahmen und aßen. Hier besteht für Gott ein wesentlicher Unterschied in der Schuldfrage:
1.) Eva ließ sich von der Schlange betören und aß von der verbotenen Frucht.
2.) Eva war es, über die geschrieben steht: „und sie gab auch ihrem Manne mit ihr, und er aß“ (1. Mose 3,6b).
Die beiden Punkte zeigen einen deutlichen Unterschied im Ungehorsam beider, was Gott später in der Stellung (Mann und Frau) differenziert. Es ist wohl so zu verstehen, daß Satan – die Schlange – in Eva das „schwächere Gefäß“ erkannte, um sie und nicht Adam zur Sünde zu versuchen. Die Aussichten für den Fall der Menschen schienen ihm bei Eva entsprechend leichter als bei Adam. In der sachlichen Darstellung ist also auch
das schwächere Gefäß die Eva. Demzufolge stellt das stärkere Geschlecht der Adam dar. Darum erlaubt Gott nicht einem Weibe, über den Mann zu herrschen (1. Tim. 2,12b). In der Verkennung göttlichen Willens haben Männer „gedacht“, sie könnten und dürften biblisch über die Frau herrschen! Das ist aber wort feindliches Wandelleben von Gläubigen im Unglauben. Die Bibel bezeichnet solches Beherrschen und Bevormunden der Frau als ein „Unglück“ (Pred. 8,9b). Es gehört zum Fluch der Sünde, wenn das Schwache vom Starken unterjocht, niedergemacht, beherrscht oder gefressen wird. Der starke Geist Satans brachte Eva in die Sünde, wodurch er sie beherrschen konnte. Nach diesem Bild der Schlange hat sich in der Politik, Wirtschaft, im Sport, beim Militär, in der Schule, oft auch in der Familie und leider ebenso unter Kindern Gottes das gottwidrige Element erhalten.
„Der Fluch Gottes über die Schöpfung“
Der Sünde wegen kommt Fluch Gottes über die Geschöpfe. Blicken wir in die beiden Kapitel von 1. Mose 3 und 4, so begegnen uns dort die „drei Flüche Gottes“ gegen Seine Schöpfung: 1.) Die Schlange wird verflucht (1. Mose 3,14): „Weil du dieses getan hast, sollst du verflucht
sein vor allem Vieh.“
2.) Der Erdboden wird verflucht
(1. Mose 3,17): „so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen.“
3.) Der Mensch Kain wird verflucht (1. Mose 4,11): „Und nun verflucht seiest du von dem Erdboden hinweg.“
Besehen wir das, was jeweils nach den drei vorgenannten Schriftstellen folgt, so sind Fluch und Fluchesfolgen darin enthalten. Die Einzelheiten müssen hier nicht ausgelegt werden. Lediglich 1. Mose 3,19b soll zu unserem Thema herangezogen werden. Dort heißt es: „Denn Staub bist du und zum Staube wirst du zurückkehren.“ Das ist der Fluch unseres Todes. Im gleichen Kapitel Vers 16b lesen wir: „nach deinem Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich (Eva) herrschen.“ Es wird ganz klar darauf hingewiesen, daß dieses „Herrschen“ Fluch war! Das wunderbare Werk des Kreuzes hat vermocht, die Menschen zu einem großen Teil wiederherzustellen. Der Beweis hierfür sind die Mitteilungen des NT. Das, wozu Gott den Menschen geschaffen hatte, lesen wir in 1. Mose 1,26: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über
alles Gewürm, das sich auf der Erde regt.“ Wir lesen aber vor dem Sündenfall kein Wort, Adam solle über Eva herrschen. Darum ist die Aussage in 1. Mose 3,16b ein Fluch! Christus aber, DER am Fluchholz hing, hat uns von vielem Fluch freigemacht. Sicherlich hat uns die Freiheit in Christo nicht allen Fluch hinweggenommen, denn wir werden noch krank, müssen noch sterben usw. Erst im 1000-Jahrreich heißt es in Offb. 22,3: „und keinerlei Fluch wird mehr sein“.
Was aber sagt die Heilige Schrift zum Thema?
Die Erhebung des gewordenen Satans über Gott (wie eingangs erwähnt) war so groß, daß die Schlangensünde vom Geflüster im Garten Eden über die Eva auch auf uns gekommen ist. Wo sind nun die geistlichen Brüder, die sich von dieser Pestilenz gereinigt haben? Wo ist der Sieg Jesu an ihnen offenbar geworden? Richtigerweise legen wir hohen Wert auf die Reinigung vom Okkultismus, sei es in eigener oder in vorelterlicher Sache. Aber auch die Erhebung über die Frau ist eine Zauberei-Sünde. Das Schlimme bei dieser Sünde ist, daß sie gar nicht als Sünde erkannt wird. Deshalb lebt man in diesem Punkt nicht in der Vergebung vor Gott und Menschen. Noch ärger ist es, daß sich gelegentlich Brüder in dieser Sünde noch gottbestätigt
vorkommen.
Was sagt unser geliebter Herr dazu?
Der Herr Jesus schweigt nicht zu diesem Thema, sondern ER redet an etlichen Stellen ganz präzise. Wie wir bereits anfangs anführten, sagt der Herr Jesus über jene, die „groß“ werden wollen (Matth. 20,26b): „soll euer Diener sein“. Hier wird uns doch vor die Augen gestellt, daß „Dienen und Herrschen“ die zwei entgegengesetzten Pole darstellen. Wenn schon der „Sohn Gottes“ im Fleische geoffenbart, in und von der Ewigkeit „Herrscher“ war, dennoch uns zum Vorbild wurde und unser Diener war (Mark. 10,45), wie können wir uns herrschend und bestimmend über andere Kinder Gottes als Herrscher aufspielen, die wir gar nichts sind. Denn ER war nicht gekommen, um „bedient“ zu werden (wozu ER als Herrscher das Recht hatte), sondern um uns zu dienen.
Christus unser Vorbild in allem
Wir wissen sehr wohl, daß es unter den Kindern Gottes „gute und schlechte“ Gewohnheiten gibt. Ja, der Herr Jesus hatte selbst Gewohnheiten (Luk. 22,39). Ob nicht der Herr auch in dieser Frage dein Vorbild sein will, weil du es noch nicht bist? Wir werden uns selbst kaum eine objektive Antwort geben kön-
nen, weil das nur der Heilige Geist zu tun vermag. Er will uns in alle Wahrheit leiten. Selbst Ehefrauen sind zumeist nicht in der gottgegebenen Wahrheit, in dieser Frage über ihre Männer Antwort zu geben. Warum? Weil sie sich „daran gewöhnt“ haben, sich beherrschen zu lassen. Ist die demütige Haltung einer Schwester die Frucht des Geistes, so ist das richtig und gut. Kommt die demütige Haltung jedoch aus einer sündlichen Quelle, so ist dies Fleischeswerk, und Gott ist darin nicht verherrlicht. Wenn also der Herr Jesus unser großes Vorbild ist, wird die Übereinstimmung unseres Wandels mit dem Wesen Jesu zu sehen sein. Gewiß kann und wird das nur dann der Fall sein, wenn unsere Herzen von der Liebe Jesu erfüllt sind. Aus uns selbst vermögen wir Sein Wesen nicht auszuleben und darzustellen. Wir brauchen in allem Seine Hilfe (Joh. 15,5). Die gesamte Christus-Nachfolge beruht auf der „Freiwilligkeit“. Außerhalb der Freiwilligkeit gibt Gott noch nicht einmal himmlischen Lohn (1. Kor. 9,17). Sobald ich andere beherrsche, bringe ich diese um ihren Lohn in der Herrlichkeit. Darum ist dieses Thema so ernst, weil ich am Nächsten schuldig werden kann. Der Herr Jesus „ist“ unser Lohn (1. Mose 15,1b): „ICH BIN dir ein Schild, dein sehr großer Lohn“. Beherrsche ich den Nächsten (auch dann,
wenn meine Forderungen wortverbunden sind), stelle ich ihn unter ein „Joch der Knechtschaft“. Dabei ist es gleich, um welches Joch es sich handeln mag. Paulus sagt in Gal. 5,1: „Lasset euch nicht wiederum unter einem Joche der Knechtschaft halten“. Durch das Kreuz sind wir vom Joch der Sünde erlöst worden. Sollten wir dann noch Fleischeslust haben, auf uns selbst oder auf andere Gläubige „ein Joch“ der Knechtschaft zu legen? Weil das mosaische Gesetz nicht unter der Freiheit, wohl aber unter „du sollst“, stand, redet die Schrift von der Knechtschaft durch den Berg Sinai (Gal. 4,24b). Wenn nun Christus uns zur Freiheit freigemacht hat, haben wir die heilige Verpflichtung vor Gott, dem Nächsten wie der Ehefrau zur Freiheit zu verhelfen.
Nun kommen wir zum Thema des Textverses in 1. Petr. 3,7.
„Ihr Männer gleicherweise“
In dem Gehorsam zu Gott, wie die Weiber (Kap. 3,1) in der Freiwilligkeit den eigenen Männern „unterwürfig“ sein sollen, „gleicherweise“ ihr Männer! Dann folgen die Aufzählungen und im gleichen Gehorsam zum Herrn sollen die Männer zu ihren Frauen gefunden werden. Es ist zu beachten, daß in der Mehrzahl die Männer mehr Beachtung und Augenmerk darauf
legen, was den Frauen vom Wort her gesagt ist, als die eigenen Schriftmitteilungen zu befolgen. Hier sei nur die Frage gestellt: Wo sind die verheirateten Brüder, die sich nach Eph. 5,25 so ausstrecken, damit in ihrem Leben der Inhalt Erfüllung findet: „Ihr Männer, liebet (nicht beherrscht) eure Weiber, gleichwie auch Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“? Kommen wir zu den Ursachen, weshalb so manche Frauen die in der Schrift geforderte Unterwerfung nicht erbringen, so müßte erkannt werden, weil die Männer der Forderung der Bibel in diesem Punkt oft gar nicht entsprechen. In der Heiligen Schrift sind Männer und auch Frauen mehrfach gesondert angesprochen. Doch ist es auffällig, wie gewisse Brüder genauest wissen, was Schwestern zu tun haben, aber den Weisungen an die Männer in der Bibel nicht genügend nachkommen. An dieser Stelle sei gesagt: Was für die Männer geschrieben steht, betrifft die Brüder. Was für die Weiber geschrieben steht, gilt den Schwestern. Das ist auch Ordnung Gottes!
„Wohnet bei ihnen nach Erkenntnis“
Wenn wir hier von Erkenntnis lesen, meint die Heilige Schrift nicht, daß jeder eine andere Erkenntnis hat, und ich habe die
Erkenntnis, die Schwestern zu beherrschen. Das wäre nicht nach Gottes Gedanken. Wir fragen: Von welcher Erkenntnis redet die Schrift hier als die richtige? Es ist die in 1. Kor. 13,2 angesprochene Erkenntnis. Von ihr ist gesagt: „Und wenn ich … alle Erkenntnis weiß, … aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts“. Demnach ist die Erkenntnis nur dann echt, wenn die Liebe des Herrn das Fundament der Erkenntnis im Wandel eines Erretteten ist. Ist diese Jesus-Liebe wirklich vorhanden? Dann wird ein Kind Gottes nie über den Schwächeren herrschen. Eine einzige Ausnahme wäre gegeben, „wenn“ der Heilige Geist sich geirrt hätte. Darum kann das Wort Erkenntnis mit der dabei dominierenden Liebe ausgedrückt werden. Es hieße dann: „Wohnet bei ihnen in der Liebe Jesu, unseres Herrn“. „Wohnen“ drückt ja untereinander „Gemeinschaft“ aus. Wo wären wir geblieben, wenn der Stärkere, nämlich Christus, uns nicht in Liebe getragen hätte? Selbst als der Sohn Gottes in der Schwachheit des Fleisches auf Erden war, hat ER nie den Schwächeren, den Menschen, beherrscht oder gedrückt (1. Kor. 1,25). Warum aber tun das Kinder Gottes? Wahrscheinlich fehlt jedwedes Gespür dafür, was Bevormundung, Bedrückung und Beherrschung anderer ist. Wenn uns durch Christus die Freiheit ge-
bracht wurde, wer sind wir, insofern wir dem Nächsten zu dieser Freiheit nicht die notwendige Hilfe sind? Erwarten wir da von Gott noch ein Lob?
„Als bei einem schwächeren Gefäße“
Benutzen wir etwa das Wort des Herrn an die Frauen in 1. Petr. 3,1, wo die Weiber aufgefordert werden, den Männern unterwürfig zu sein, um etwaige Gehorsamsrückstände mit Manneskraft durchzusetzen? Wäre das etwa „ein Wohnen bei einem schwächeren Gefäße“? Sagt doch der Apostel Paulus in 1. Kor. 12,22-23, daß die schwächeren Glieder mit reichlicherer Ehre umgeben werden sollen! Gerade deshalb, weil diese Sünde über Jahrhunderte der Gnadenzeit nicht ausgestorben ist, erhebt sich die Frage, ob die Herkünfte:
aus Unwissenheit über Gottes teurem Wort,
aus Gründen altbekannter Überlieferung und Tradition,
aus den Triebkräften des sündigen Fleisches,
aus der Übernahme jener Rituale des Gesetzes stammen.
Zählen denn die Worte des Herrn Jesus nicht mehr, wenn ER uns durch Paulus sagt: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder“ (Eph. 5,1)? Des weiteren redet der Apostel in 1.
Thess. 5,14 als Ermahnung an die „Unordentlichen“: „… nehmet euch der Schwachen an“. Dann wird zur Langmut aufgerufen – nicht aber über den Schwachen zu herrschen. Jene, welche in dieser Welt herrschen, werden nach Eph. 6,12 der Finsternis zugeordnet. Ob der treue Herr unseren Wandel „echt“ findet? Ob es nicht an der Zeit ist, daß wir uns diesen Wortaussagen stellen und durch Buße zum neuen Anfang finden?
„Dem weiblichen, ihnen Ehre gebend“
Die Bibel unterscheidet nicht in bezug auf die Frauen, ob ihnen nur dann Ehre zusteht, wenn sie im biblischen Gehorsam leben oder nicht. Wir haben hier eine Grundsatz-Aussage, die allgemein keine Einschränkung zuläßt. Es hat mir zu Überlegungen Anlaß gegeben, weshalb es im NT keinen Satz gibt: „Den Männern gebet Ehre – weil sie maskulin sind“ (Ps. 147,10). Erst in der Stille vor dem Herrn, kam so etwas wie Scham über mich. Nicht der Mann, sondern die Frau ist für den Ehrenempfang bestimmt. Das geht schon ein wenig unter die Haut. Ist es doch, weil sich die Männer wohl so viel Ehre selbst holen. Es wäre überhaupt interessant zu wissen, „ob, wo und wie“ jeder Bruder „dem weiblichen die Ehre gibt“. Es stehen nicht umsonst mehr Ermahnungen im NT
für die Männer als für die Frauen! Gewiß ermahnt uns nicht zu Unrecht das Wort in Kol. 3,19: „Ihr Männer, liebet eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie“. Wird die Ermahnung nicht deshalb ausgesprochen, damit die Männer erkennen, wie christusunähnlich sie sich in ihrer verantwortlichen Position (insbesondere Familien-Position) verhalten und wieviel Jesus-Liebe mangelt?
Was sagt denn die Schrift über die Liebe des Herrn? 1. Kor. 13,5: „sie läßt sich nicht erbittern“. Warum sind wohl so manche Männer bitter? Nur darum, weil es an dieser Liebe Jesu fehlt! Wir können denken, wie wir wollen, irgendwo und irgendwie nehmen uns andere zum Vorbild. Welch ein Bild vermitteln wir wohl dem Nächsten: das Wesen Jesu oder unser eigenes unheiliges Wesen als Kind Gottes? Spätestens am Richterstuhl des Christus wird es offenbar. Lieben wir uns mehr als unseren Retter-Gott? Warum wollen wir nicht in die Buße vor das Angesicht unseres Herrn? Denn ich fürchte sehr, daß diese götzendienerischen Greuel gar nicht als Sünde erkannt werden. Der Heilige Geist jedenfalls sucht uns so zu leiten, daß wir zuerst der Buße würdige Frucht bringen. Wenn es Gott bislang nicht gelungen ist, war es unsere Abweisung in der Härtigkeit der Herzen. Darum: gib den Schwe-
stern die Ehre!
„Als die da auch Miterben der Gnade des Lebens sind“
Das Wort Gottes stellt also eindeutig klar, daß die schöpferisch schwächeren Gefäße genauso „Miterben“ der Gnade des Herrn sind, wie auch die Männer. Diese Tatsache betrifft nicht nur Israel, sondern auch die Nationen gemäß Eph. 3,6: „daß die aus den Nationen -Miterben – seien“. Paulus schreibt ebenso an die Römer in Kap. 8,16-17: „Abba Vater! Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir anders mitleiden, auf daß wir auch mitverherrlicht werden.“ Durch die „Gnade des Lebens“ sind wir Erben Gottes geworden. Unsere Gotteskindschaft bewegt sich der Geistgeburt wegen im „ewigen Leben“. Geistlich empfangen wir dieses Leben nicht mehr, vielmehr „besitzen“ wir das ewige Leben bereits seit unserer Wiedergeburt. Der geburtliche Samen Gottes hat uns zu Seinen Kindern werden lassen. Die Zugehörigkeit zur Familie Gottes hat uns „Erbberechtigung“ geschenkt. Hierdurch sind wir „Erben Gottes“, ohne Rücksicht auf Mann oder Weib. Miterben werden wir nur durch Christus, welcher der Erbe aller Dinge ist. Das dort
beschriebene „Mitleiden“ ist unser Sterben „mit Christus“ am Kreuz, unser Begrabensein mit IHM. Diese Verherrlichung beginnt bei der Auferstehung. An allen diesen Gnadenvorzügen nehmen in der Gleichheit Männer und Frauen teil. Zusammenfassend zeigt uns Paulus diese Angelegenheit in Gal. 3,28 auf, wo es heißt: „Da ist nicht Jude noch Grieche, … da ist nicht Mann und Weib; denn ihr alle seid einer in Christo Jesu“. Diese Stelle redet vom „geistlichen Christus“ nach der Vereinigung von Haupt und Gliedern. Denn heute noch gibt es Mann und Weib. Berechtigt uns aber jener derzeitige Zustand (Mann und Weib), daß einer über den andern herrsche? Mit absoluter Sicherheit sagen wir NEIN!
„Auf daß eure Gebete nicht verhindert werden“
Das ist eine sehr ernste Sprache Gottes an bestimmte Männer in der Gemeinde Jesu, denn der Vers beginnt: „Ihr Männer“. Es sind diejenigen, welche bis heute nicht gelernt haben, auch in diesem Punkt das Wesen Jesu anzunehmen. Es geht doch darum, ob wir:
Nach der Erkenntnis Christi Jesu bei „ihnen“ wohnen. Nicht sie bei uns!
Ihnen die Ehre geben, weil sie wie wir Miterben der Gnade des Lebens sind.
Unsere   Gebete   verhindern,
wenn wir unheilig wandeln wollen.
Zu der schuldnerischen Gruppe von Brüdern gehören ebenso solche, die ihre sich oft vollziehenden Schimpfereien, Wortbedrohungen, Rechthabereien, Besserwissereien und die Bedrückungen des Nächsten unter der Zucht des Christus nicht abgelegt haben! Es ist eine Sünde, über die unter Kindern Gottes nicht gern gesprochen wird. Es liegen aber sehr tiefe Folgen darin, weil dadurch die Gebete (der Brüder) verhindert werden. Es ist wohl altbekannt, wenn jemand in Sünden lebt, schwindet die Freiheit zum Gebet. Sobald auf das Reden des Heiligen Geistes nicht mehr gehört wird, regt sich das Gewissen. Solange aber die Sünde, wie z.B. diese, noch nicht bereinigt ist, kann der Errettete sogar durch Starrsinn sein Gewissen betäuben. Geschwister, genau das ist eine Hochzucht von Sünde, die über die vielen Jahrhunderte zur Vollmachtslosigkeit der Leibesgemeinde beigetragen hat. Nicht die Sünde selbst, wohl aber, daß diese Gottwidrigkeit nicht als Sünde erkannt und anerkannt wurde, ist das Übel. Die Auswirkung davon ist die fehlende Vergebung durch unseren Herrn und Gott. Bruder, bist du noch nicht bereit um Jesu willen, deine von Christus erwartete Heiligung zu beginnen?
„Allgemeines zum vorbeschriebenen Thema“
Eigentlich wollte der Herr, daß ich den Artikel schon vor längerer Zeit schreibe, aber (ich rede ganz offen) ich habe mich gedrückt. Nicht, daß ich dieses Thema nicht behandeln könnte, sondern es war mir sehr, sehr peinlich. Bevor jedoch der Ungehorsam Giftbeeren als Frucht bringt, habe ich geschrieben. Der Herr gab die nötige Freiheit dazu, weil ich mich dabei in der Wahrheit bewegte. IHM bin ich dafür dankbar.
Die Erfahrungswerte selbst wurden über Jahrzehnte gedanklich zusammengetragen. Oft ist es unglaublich, wie Brüder, um ihre sündig-fleischlichen Ziele durchzubekommen, ihre rohe Mannesgewalt mit Bibelstellen, wie 1. Petr. 3,1, würzen und die Ehefrauen bedrücken. Zuweilen habe ich mich gefragt, wer eigentlich das „schwächere Geschlecht“ ist. Ebenso konnte ich mich davon überzeugen, daß unter den Erretteten noch viel Unheiligkeit im Umlauf ist. Was mag der treue Herr nur darüber denken? Letztlich stehen wir alle am Richterstuhl des Christus vor IHM. „Schwach“ sind Männer und Frauen, nur sagt die Schrift, daß Frauen „schwächer“ sind (1. Petr. 3,7).
Die schriftgemäße Lehre im Wort Gottes: Sie ist nach jeder
Seite (zum Mann wie zur Frau) in aller Präzision in der Bibel enthalten. Noch einmal gelangen wir, wie im Anfang des Artikels, zu der Schriftstelle von 1. Tim. 2,10-15. Der Vers 10 erklärt die „echte Gottesfurcht der Weiber“ mit den Gegebenheiten der dann folgenden Verse. Danach trägt ihre Gottesfurcht den Stempel der „guten Werke“. Eigene Stille und die Unterwürfigkeit stehen dabei als Eckpfeiler biblischer Harmonie. Grundsätzlich ist nicht erlaubt, daß ein Weib in der Gemeinde den Lehrdienst übernimmt. Denn bei Lehrverkündigungen würde sich die Frau über den Mann stellen und ihn beherrschen. Zur Wiederholung: sie soll stille sein. Das aber in Vers 13 Beschriebene zeigt uns Adam als den Ersten und Eva als den existentiell Zweiten. Genau hier sehen wir in dem Ersten den Christus als das Haupt und in dem Zweiten die Gemeinde Seines Leibes. Würde also die Frau den Mann in der Gemeinde belehren, würde das bedeuten: Wir müßten Christus belehren. In gleicher Weise darf die Frau nicht den Mann beherrschen. Es würde damit ausgedrückt, daß die Gemeinde den Christus beherrschen würde. Darum heißt es in Vers 14: „Adam wurde nicht betrogen“. Damit wird die Sündlosigkeit unseres Herrn angeredet, obgleich wir wissen, daß Adam ebenso von der verbotenen Frucht aß. Dann heißt es:
„das Weib wurde betrogen“. Das stimmt schon, wenngleich auch Adam „danach“ gesündigt hat. Sehen wir doch im „danach“ die Einsmachung Christi Jesu mit unseren Sünden am Kreuz. In dem Vers 15 erkennen wir die Verheißung des Weibes und, in Verlängerung zur Ewigkeit, uns. In diesem Sinne haben wir zu lehren und die Gläubigen zu unterweisen.
Wovor wir jedoch in der Schrift streng gewarnt werden, ist die
Tatsache, daß wir „nicht“ über das schwächere Gefäß herrschen dürfen. Der Apostel Petrus betont ebenso: „nicht als die da herrschen über ihre Besitztümer“ (1. Petr. 5,3).
Lieber Bruder, liebe Schwester, hast du den Herrn Jesus wirklich lieb? Dann wirst du Seinen Willen zu tun trachten, aber niemals das tun, was Sein Herz kränkt: herrschen.

 

Werner Bergmann

Veröffentlicht unter Texte | Kommentare deaktiviert für 1. Petrus 3,7